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Nr. 52, 1. Juli 1775

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[1]

Korinth den 25.
Jänner.

Wir genießen noch nicht
die Früchte des zwi=
schen
Rußland, und
der Pforte geschlosse=
nen
Friedens. Die
seither in großer An=
zahl
auf dem Meere herumschweifenden
griechischen Seeräuber machen nicht nur
die Schiffarth unsicher, sondern sie er=
frechen
sich sogar öfters zu landen, und
an den armen hiesigen Einwohnern die
abscheulichsten Grausamkeiten auszuüben.
Wenn der neue Baßa, den wir von Kon=
stantinopel
täglich erwarten, diesem Un=
fuge
nicht zu steuren weiß, so wird nicht
nur auf dem platten Lande Schrecken und
Elend allgemein, sondern auch in den

Städten die Handlung gänzlich zernicht
werden.

Larnaca den 7. März.

Der verschnittene Mertican Aga, ge=
wester
Oberaufseher des Serrails zu Kon=
stantinopel
ist hier angekommen, und ge=
het
weiter nach Kairo, seinen Verwei=
sungsort
. Alle Vornehme des Landes
haben ihm bereits die Aufwartung ge=
macht
, und die Konsuln der christlichen
Nationen ihn durch ihre Dollmetscher be=
willkommen
lassen. Er erwartet die An=
kunft
unsers neuen Statthalters, Aly
Aga, seines Freundes, um einige Zeit
beysammen in Vergnügen zuzubringen.
Wir haben Nachricht, daß Mehemet Abon
Daab, Bey von Aegypten einen Offizier
nach der Jnsul Cypern abgesandt habe,
um allda Rekruten für das Kriegsheer,

[2]

so er gegen den Cheik Daher, Kommen=
danten
von Akri anführen will, zu wer=
ben
, daß aber, ungeachtet des großen
Werbegeldes, niemand unter seine Fah=
nen
sich begeben wolle. Uebrigens schiene es
gar nicht, als ob Cheik Daher über die
Zurüstung des Mehemet Bey in Verlegen=
heit
gerathen sey.

Sassari den 10. Brachm.

Der Maltheser Ritter, und Kapitain
vom Regimente Aosta, Marches Mancin=
forte
ist zum ersten Stallmeister der bey=
den
jüngeren königl. sardinischen Prinzen
ernannt worden.

Heute frühe ward Hr. Santoni di Nu=
loi
, Doktor der Arzneykunst, öffentlich
enthaupt, weil er vor einigen Monaten
einen sicheren Padoni, der einige Schimpf=
worte
gegen ihn ausgestossen hatte, auf
dem großen Platze zu Cagliari umgebracht.
Unser Statthalter, Herr Marches Alli
di Maccarani zeigt in allen Gelegenhei=
ten
einen sehr löblichen Eifer für die Hand=
habung
der Gerechtigkeit, läßt aber auch
dabey nichts aus den Augen, was zur
Beförderung des Ackerbaues, und Hand=
lung
immer gereichen mag.

Auszug eines Briefes von Abo
den 30. May.

Gestern Vormittags beehrte der König
das hiesige Hofgericht mit seiner hohen
Gegenwart, und erlaubte demselben, den
Aufsatz zu einer ledigen Assessoratstelle zu
machen. Der Advokat Fiskal Hising, der
Sekretair Walheim und der Bürgermei=
ster
in Louisa, Repelius, wurden hiezu
in Vorschlag gebracht. Der Advokat Fis=
kal
Hising wurde von Sr. Majestät aus
diesen zum Assessor ernannt.

Nachmittags geruhete der König, in dem
hiesigen akademischen Saale eine schöne
Rede, voll interressanter Nachrichten von
dieser Provinz, welche der Bischoff, Dokt.
Menander, hielt, mitanzuhören. Hier=
auf
folgte ein Disputationshandlung von
dem Professor Gaad und Herrn Alexan=
der
: von der Liebe zum Vaterlande und
der' Ausübung derselben. Der königliche
Sekretair Schröderheim und der Auditeur

Hanell opponirten als außerordentliche
Opponenten.

Morgen erfolgt die königl. Abreise von
hier.

Folgenden Zug von des Königs Güte
auch gegen den geringsten Unterthan kann
man nicht unbemerkt lassen: Als Se.
Majestät gestern zu Pferde steigen wollten,
nahete sich eine alte Frau, und übergab
Jhnen, anstatt einer Supplik, einen nach
Stockholm addreßirten versiegelten Brief,
mit unterthänigster Bitte, selbigen sicher
befördern zu lassen, weil ihr sehr da⟨ri⟩n
gelegen wäre. Ob nun gleich diese Bitte
sehr ungewöhnlich war, so nahm doch
der König den Brief auf die gnädigste
Weise an, und versprach der Frau, die
Beförderung desselben bestens zu besorgen.

Neapel den 13 Brachm.

Am 9. Nachmittags trafen Se. königl.
Hoheit der Erzherzog Maximilian, in
Begleitung des hiesigen k. k. Ministers,
Herrn Grafen von Wildzeck, des Mon=
signor
Herzan, und des Grafens von
Ugarte hier ein, und geruheten in dem
Pallaste des besagten Herrn Ministers
dero Wohnung zu nehmen. Jhre Maje=
stät
die Königinn waren bis Secondiglia
dero durchlauchtigsten Herrn Bruder ent=
gegen
gefahren, und hatten denselben in
dero eigenem Wagen nach dem kön. Pal=
laste
geführt. Bald darauf kamen auch
Se. Majestät der König von der Jagd
zurück.

Samstags begaben sich Se. kön. Hoheit
in Gesellschaft beeder kön. Majestäten nach
dem kön. Lustschloße Capo di Monte, be=
sahen
daselbst die kostbare Sammlung von
Schilderungen, Statuen, Denkmünzen
und andern Seltenheiten, und wohnten
hierauf einer sehr prächtigen Jagd im Lust=
walde
bey. Abends erschienen sämmtli=
che
höchste Herrschaften in dem herrlich
beleuchteten Hoftheater zu St. Karl, um
die ungemein schöne Serenade: das Ge=
burtsfest
des Apolls, anzuhören.

Sonntags brachten Se. kön. Hoheit
nach dero angestammten österreichischen
Frömmigkeit den Vormittag mit erbäu=
lichster
Besuchung verschiedener Kirchen

[3]

zu. Nachmittags machten Höchstdieselbe
mit beeden kön. Majestäten einen Spa=
tziergang
durch die Hauptstrasse von To=
ledo
, und sahen aus dem Pallaste des
Vicekönigs von Sicilien, Fürsten von
Stigliano, einem Pferderennen mit zu.
Nachts war Ball bey Hofe, und heute
Abends wird musikalische Hofakademie
zu Posilippo seyn.

Rom den 14. Brachm.

Der Fürst Ruspoli, und der Duca di
Zagarola Rospigliori sind zur Bedienung
Sr. kön. Hoheit des Erzherzogs Maxi=
milian
ernannt worden, falls es Höchst=
denselben
belieben sollte, bey dero Rück=
kehr
aus Neapel die hiesigen Merkwür=
digkeiten
in Augenschein zu nehmen.

Nachdem der hochwürdigste P. Xime=
mes
, neubestättigter General des Kar=
melitenordens
, die Auswahl der übrigen
vornehmsten Ordensobrigleiten dem päbst.
Stuyle anheim gestellt; so haben Se.
Heiligkeit den P. Centospiga zum Gene=
ralordensprokurator
erklärt.

Die Ausgrabungen in dem Tyberfluße
werden fortgesetzt werden, doch nicht mehr
am Ufer nahe an der Engelsburg, son=
dern
unweit einer Jnsel zwischen den
Brücken dei quatro Capi.

Sonntags gab der neue venetianische
Bothschafter, Herr Renier, die erste
große Tafel von 25 Gedecken für eben so
viele Standespersonen seiner Nation.
Abends hatte er die erste Privataudienz
bey Sr. Heiligkeit.

Eben an diesem Tage, als am Krö=
nungsfeste
des allerchristl. Königes, ha=
ben
alle hiesige Minister der bourbonischen
Höfe, wie auch der Herr Fürst Barbe=
rini
, Ritter des H. Geistesordens, präch=
tige
Beleuchtungen gehalten.

Der Kurier Konstantin Tironi, wel=
cher
Se. kön. Hoheit den Erzherzog Ma=
ximilian
auf dero Reise durch den Kir=
chenstaat
begleitet, ist an den neapolita=
nischen
Gränzen von Höchstdenselben ent=
lassen
, und mit einer göldenen Schau=
münze
, nebst noch 50 Dukaten beschenkt
worden.

Montags ward zu Civita Vechia die

neuerbaute päbstl. Galeere St. Andreas,
in die See gelassen. Nächstens wird sol=
che
eine Kreuzfahrt gegen die barbarischen
Seeräuber in dasigen Gewässern unter=
nehmen
.

Livorno den 16. Brachm.

Mittwochs hat unser Herr Statthalter
ein herrliches Mittagmal zu Ehren des
Herrn Grafens von Kolloredo angestellt.

Gestern sind die zwey unter Komman=
do
des Ritters Acton stehende großher=
zogliche
Fregaten mit günstigem Winde
nach Kartagena abgesegelt. Jakob Laas
Kapitain des von Amsterdam hier ange=
gekommenen
Kauffartheyschiffes, die Ein=
tracht
, nahm vor einigen Tagen durch
den Strick sich selbst das Leben in dem
Hause des holländischen Konsuls.

Triest den 19. Brachm.

Dieser Tagen kam der rußische Ober=
ste
Mozenego in Gesellschaft des gelehr=
ten
Herrn Cosmus Mori von Zante hier
an, setzte aber bald darauf seinen Weg
nach Petersburg fort.

Gestern ländete ein venetianisches Schif,
die Eintracht hier an. Der Kapitain
sagt, daß unweit Vullona 400 Räuber
aus dem cimariottischen Gebürge Feuer
auf ihn gegeben, und einige aus ihnen
gesucht hätten, auf kleinen Barquen sich
seinem Schiffe zu nähern, und dasselbe
wegzukapern. Seine Leute hätten aber
so tapfere Gegenwehr geleistet, daß die
Feinde unverrichter Dingen abziehen müs=
sen
. Doch hätten sie bald darauf unweit
der Jnsel Saßino ein anderes kleines
Schif erbeutet.

Die Einfuhr dieser Woche besteht in
Oel, Citronen, Datteln, Pistazen, Man=
deln
, Koffee, Cacao, Jndigo, Rocon,
Alaun ⁊c. dagegen ist Leinwand, Getreid,
Bley, Eisenwerk, Bretter, böhmisches
Kristall, Wax, Kalb=und Haasenfelle
ausgeführt worden.

Paris den 12. Brachm.

Es wird für gewiß versichert, daß
der verwiesene Kanzler sich unterfangen,
an Se. Majestät zu schreiben, wie nur
ihm das Recht gebühre, bey dem Krö=
nungsfest
die Verrichtungen eines Kanz=

[4]

lers in eigener Person auszuüben. Er
sollte doch wissen, daß, da bey der Krö=
nung
Ludwigs XV. der damalige Kanz=
ler
, Herr Dagnesseau ebenfalls verwie=
sen
gewest, seine Stelle von dem Siegel=
bewahrer
, Herrn d' Armenonville ver=
tretten
worden.

Als neulich Monsieur sich in das Steuer=
kammergericht
begeben, und daselbst eine
Rede gehalten, die von Jedermann be=
wundert
worden, antwortete der erste
Präsident dieses Gerichtshofes, Herr v.
Malesherbes, dem Prinzen mit vielem
Nachdruck, und sagte unter andern,
daß es Fälle gebe, wo das Privatinter=
esse
der Minister das Jnteresse des Staats
nicht seye, noch seyn könne.

Der Herzog von Aiguillon muß gar
bis nach einen Ort gleichen Namens in
der Provinz Guienna sich entfernen.

Vergangenen Mittwoch starb Mada=
me
de la Fosse Landry an den Folgen
eines außerordentlichen Schröckens, wel=
ches
sie in dem französischen Schauspiel
bey Vorstellung der Zayre in dem Au=
genblick
überfallen, da diese den tödli=
chen
Dolchstich empfieng. Das Schau=
spiel
ist über eine Viertelstund durch die=
sen
wirklich tragischen Zufall unterbro=
chen
worden.

Stockholm den 9. Brachm.

Den 6. dieses kam der neue k. k. Ge=
sandte
bey unserm königl. Hofe, Herr Graf
von Kaunitz, von Wien über Pommern
und Ystadt allhier an.

Am Sonntage ist auch der rußisch=kai=
serliche
Gesandte, von Simolin, welcher
mit gleichem Carakter zeither am königl.
dänischen Hofe gestanden hat, von Ko=
penhagen
hierselbst eingetroffen.

Dagegen ist der königl. spanische Ge=
sandte
, Marquis von Llano, mit Ver=
günstigung
seines Hofes, in seinen eige=
nen
Angelegenheiten auf einige Zeit nach
Spanien gereißt.

Kopenhagen den 13 Brachm.

Die erste Seßion des höchsten Gerichts
wurde mit der vorigen Woche geendigt.

Die königl. Herrschaften haben am ver=
wichenen
Sonnabend zu Mittag auf Ma=

rienlust gespeist, und unterwegs die Mu=
sterung
des Eskadrons Husaren, das in
Helsingör einquartiret liegt, in hohen Au=
genschen
genommen.

Die Trauer für die verstorbene Köni=
ginn
Caroline Mathilde, ist von dem =
nigl
. Hofe auf 24 Wochen also angelegt:
Jn den ersten 2 Wochen tragen die Da=
men
schwarze seidene Kleider mit Fran=
zen
, in der dritten Woche schwarze sei=
dene
Kleider mit Spitzen, und in der
vierten schwarze oder schwarz und weiße
seidene Kleider mit Spitzen und bunten
Band. Die Herren tragen schwarze
Kleider mit seidenen Knöpfen und schwar=
zen
Knopflöchern, goldene, silberne, oder
von andern Metall Degen und Schnal=
len
Halsbinden und Mancheten brodiret,
oder von Spitzen; in den 2 ersten Wo=
chen
schwarze, und in den beyden letzten
weiße seidene Strümpfe.

Wie sehr die Kornpreise in England
gefallen seyn müssen, erhellet daraus,
daß ein Engelsmann, welcher mit einer
Ladung Korn aus der Ostsee bey Helsin=
gör
ankam, und daselbst Briefe aus
England empfieng, mit seiner Ladung nach
Norwegen gesegelt ist, um das Korn in
Drontheim oder Bergen zu verkaufen, weil
er, wenn er nach England gereiset =
re
, das Korn unter dem Werthe des Ein=
kaufs
hätte verkaufen müssen.

Jn dieser und der vorigen Woche ist es
hier sehr heiß gewesen. Der Landmann
wünscht Regen.

Brüßel den 19. Brachm.

Am Fronleichnamsfeste begaben sich Se.
kön. Hoheit unser Generalstatthalter mit
dero sämmtlichem Hofstaate nach der Kol=
legiatkirche
der heiligen Michael, und Gu=
dula
, wohnten daselbst dem Hochamte
bey, und begleiteten darauf die Prozes=
sion
des vom Herrn Dechant des dasigen
Kapitels getragenen allerheiligsten Sa=
kraments
. Zu Mittage speiseten Höchst=
dieselbe
bey dem hiesigen kön. französi=
schen
Minister, Herrn Grafen d' Adhe=
mar
de Montfaucon, und kehrten Abends
nach dem Luftschloße Tervoeren zurück.

[5]

Haag den 9. Brachm.

Mit Briefen aus guter Hand vernimmt
man von Hannover, daß bey der dasi=
gen
Regierung aus England Briefe an=
gekommen
wären, welche alles, was die=
selbe
die Beysetzung der verstorbenen =
niginn
Caroline Mathilde vorgenommen,
gutgeheißen, der Körper ist balsamirt,
und in die fürstl. Gruft zu Celle beyge=
setzt
worden. Jn diesen Briefen wird
zugleich allen denen, welche bey dieser
Fürstinn in Bedienung gestanden, nach
Maaßgab ihrer Stellen ein ansehnliches
Jahrgeld auf Lebenslang bestimmt, um,
sagt das aus England deßwegen gekom=
mene
Rescript, dieselbe für ihre Treue,
und Diensteifer zu belohnen, welchen sie
der hochseligen Königinn in ihrem Leben
erwiesen.

Diese Briefe aus Hannover melden
ferner, man habe verhoft, den König
von England dies Jahr ganz gewiß all=
da
zu sehen, allein diese Hofnung sey
nun verschwunden, da es in Amerika zu
Thätlichkeiten gekommen sey, welches na=
türlicher
Weise dem König nicht gestat=
ten
werde, bey solchen Umständen Eng=
land
zu verlassen, und seine deutsche Lan=
de
zu besuchen.

Amsterdam den 20. Brachm.

Nach einem Berichte aus den englän=
dischen
Kolonien, ist am 29. April zu
Neu=York eine Association vorgeschlagen,
und an dem nämlichen Tage von mehr
als tausend der vornehmsten Einwohner
unterzeichnet worden. Man hat sie dem=
nächst
in alle Grafschaften der Provinz
gefertigt, und man zweifelt nicht, sie
werde allgemein unterschrieben werden.
Die Einwohner machen sich auf das feyer=
lichste
anheischig, die Vollziehung der Par=
lamentsakten
nicht zuzugeben. Das
Hauptquartier der in der Nähe von Bo=
ston
stehenden Militz ist gedachtermassen
zu Cambrigde; diese Leute verschanzen
sich aber zu Roxbury, und legen Batte=
rien
an, davon das Feuer wider die Li=
nien
der königl. Truppen gerichtet wer=
den
soll. Der Ausschuß zu Newark hat
einstimmig beschlossen, Gut und Blut

für die Handhabung der amerikanischen
Freyheit zu wegen, allen Einwohnern
solches einzuflössen, den Kapitains von
der Militz anzuempfehlen, daß sie ihre
Kompagnien wenigst einmal in der Wo=
che
exerciren: zu sorgen, daß ihre Leu=
te
mit Gewehr und Munition versehen
seyen, und alle Hausväter und Meister
zu ersuchen, daß sie ihre Kinder, und
Lehrlinge in den Kriegsübungen anfüh=
ren
mögen. Die Versammlung zu Con=
necticut
hat eine Akte gemacht, um ehe=
stens
6 Regimenter unter den Befehlen
des Obersten Woosten, Putnam, Gared,
Spencer, Hiuman, Parsons und Wa=
terbury
aufzurichten. Der erste soll als
Generalfeldwachtmeister, und die zween
folgenden als General=Brigadiers bey die=
sem
Korps stehen.

Hamburg den 16. Brachm.

Jn einer hiesigen Kirche hat sich neu=
lich
ein Vorfall ereignet, welcher aufs
neue einen sehr großen Beweis ablegt:
wie schädlich es sey, Todte in die Kirche
zu begraben. Es ist Gebrauch, daß der
bey der Kommunion zu verspendende
Wein sogleich im Kelche vor der Predigt
auf den Altar gesetzt wird; auch in die=
ser
Kirche gieng es so zu. Kürzlich, als
die Kommunion daselbst ihren Anfang
nahm, ward der Wein, wie gewöhnlich,
vom Prediger konsekrirt; zu seiner nicht
geringen Bestürzung aber fand er den
Kelch voller kleinen Fliegen! er goß also
den Wein aus, und nahm frischen Wein;
aber auch dieser war wieder ganz mit klei=
nen
Fliegen angefüllt, so, daß er ihn
nochmal weggießen, und zum dritten=
male
neuen Wein konsekriren mußte;
aber auch dieser war nicht völlig von be=
nannten
Jnsekten frey, mußte aber, da
kein anderer vorhanden war, dießmal
gebraucht werden. Nach der Predigt
ward eine strenge Untersuchung ängestellt,
da fand man dann an einer frischen Gruft
eine ganz unmerklich kleine Oefnung;
diefe Gruft ward geöfnet, und sogleich
flog ein ganzer Schwarm dieser kleinen
Fliegen heraus, welche auf der erst hin=
eingesetzten
frischen Leiche jung geworden

[6]

waren. Möchte doch auch dieses Bey=
spiel
empfehlend seyn, alle Kirchengrüf=
te
, und Gewölbe ewig zuzumauern, und
den Leichen auf dem freyen Felde, wo
sie keine Lebendige vergiften können, ih=
re
Ruhestätte anzuweisen.

Marienwerder den 9. Brachm.

Vorgestern als den 7. dieses, trafen
Se. Majestät der König in Begleitung
Sr. königl. Hoheit, Prinzen von Preu=
sen
, Sr. Durchlaucht, des Erbprinzen
von Braunschweig und des Prinzen von
Würtemberg Durchlaucht in hiesiger Ge=
gend
an der Weichsel ein. Gegen Mit=
tag
langten Höchstdieselben bey dem er=
wünschtestem
Wohlseyn zur allgemeinen
Freude unserer Stadt hier an. Gestern
Vormittags geruheten Se. Majestät zu
Fuße die hiesige Stadt zu besehen; und
haben bey aller Gelegenheit über die hie=
sige
Landeskollegien und deren getroffenen
Einrichtungen Höchstdero gnädigste Zu=
friedenheit
geäußert. Heute frühe um 6
Uhr reiseten Se. Majestät nach dem La=
ger
bey Mockerau ab, allwo sie die Re=
vüe
über die in Preußen stehenden Re=
gimenter
halten werden.



Vermischte Nachrichten.

Jn einem Kirchspiele unweit Drontheim ist un=
längst
ein Knab getauft worden, bey welchem drey
Bruder des Kindes, und zwo Brüderfrauen
Gevater gestanden haben. Der vierte Bruder
hat, als Geistlicher, die Taufhandlung ver=
richtet
. Die Aeltern hatten also das Vergnü=
gen
, bey dieser Taufhandlung fünf Brüder,
und zwo Brüderfrauen bey sich zu sehen. Die
dritte Brüderfrau ist durch ihre eigene am vor=
hergehenden
Tage erfolgte Entbindung verhin=
dert
worden, dieser Gesellschaft beyzuwohnen.
Bey Torup, in Schonen, hat sich das Unglück
zugetragen, daß ein Offizier, und seine Muh=
me
, und seine zwo ältesten Schwestern, bey ei=
nem
Spatziergange auf den Einfall gekommen
sind, in einem am Strande befindlich gewese=
nen
ausgehollten eichenen Kahn, bey stillem
Wetter, und heiterer Luft, auf der See zu fah=
ren
. Weil sie aber mit diesem Fahrzeuge nicht
umzugehen wußten, und alle drey Frauenzim=
mer
sich in das Hintertheil desselben gesetzt hat=
ten
, so ist dasselbe bey einer Wendung umge=
schlagen
, und sie sind alle vier ertrunken.

Zu Porcari, einem zu der Rep. Lucca gehö=
rigen
Dorfe, hat sich am 4. dieses folgender trau=
rige
Zufall ereignet. Den Tag vor des heiligen
Justus, des Patrons dasiger Kirche, welcher
am 5. dieses gefeyert wird, wird um die Ve=
sperzeit
eine Prozeßion gehalten, wobey verschie=
dene
Mörser abgefeuert zu werden pflegen, so
wie solche Gewohnheit an vielen andern Orten
noch Statt findet. Ehe nun die gedachte Pro=
zeßion
ihren Anfang nahm, wurden gleich nach
Mittag einige Mörser geladen, wobey das Pul=
fer
in einem der Mörser durch das Ladeisen der=
gestalt
erhitzt wurde, daß es Feuer fieng, und
in dem Augenblicke grief die Flamme dergestalt
um sich, daß die übrigen Mörser, und noch da=
zu
50 Pf. Pulver, das nahe dabey lag, los=
brannten
. Bey diesem schrecklichen Salve blie=
ben
3 junge Leute auf der Stelle todt, drey an=
dere
wurden halb todt mit zerschmeterten Armen,
oder Füssen nach Haus gebracht; verschiedene
andere waren verstümmelt, und in den kläglich=
sten
Zustand versetzt. Seit dem hat man Nach=
richt
, daß bis itzt durch diesen unglücklichen Zu=
fall
bereits 11 Personen gestorben, und 7 in Le=
bensgefahr
sich befunden.



Wien den 1. Heum.

Gestern Nachmittags um 4 Uhr lang=
ten
Se. Majestät der Kaiser von dero
gethanen Reise zur größten Freude des
allerhöchsten Hofes, im beglücktesten Wohl=
seyn
in dem Lustschlosse Laxenburg an.

Jhre k. k. apostol. Majestät, nebst den
beeden durchl. Erzherzoginnen königl. Ho=
heiten
, befinden sich in bestem Wohlstand zu
ersagtem Laxenburg, und erlustigen sich mit
Spazierenfahren; des Abends aber wur=
de
von der hiesig deutschen Schauspieler=
gesellschaft
auf dasigem Schloßtheater,
Mittwochs und Donnerstags jedesmal ein
deutsches Lustspiel aufgeführt, Auch ver=
fügt
sich täglich der hohe Adel wechsel=
weise
dahin, denen Allerhöchst=und Höch=
sten
Herrschaften seine Aufwartung zu
machen.

Den 28. Brachmonat wurden in der k. k.
großen Hofkapelle für die im Herrn ent=
schlaffene
hochadeliche Sternkreuzordens=
dame
: Theresia Gräfinn von Zamoyska,
gebohrne Mnickowska, verwittibte Pa=
latine
von Lublin, die Seelenmessen ge=
lesen
.

[7]

Zu Mistelbach hat den 14. Brachmonat
als am Feste des heiligen Johannes des
Taufers, Baruch Herzel, ein Jud von Eis=
grub
aus Mähren gebürtig, in dem 19.
Jahre seines Alters, nachdem er in den
katholischen Glaubensgründen hinläng=
lich
von dem wohlehrwürdigen Pater D.
Joannes Matthäus Zeyer unterricht wor=
den
, in der Pfarrkirche der WW. EE.
PP. Barnabiten bey St. Martin allda
das Sakrament der heiligen Tauf em=
pfangen
, und anmit den Namen Joseph
Pleisteiner überkommen; sein Taufpath
war Herr Joseph Wintersteiner, bürger=
licher
Handelsmann allhier.

Die Wienerische Mehl=u. Brodsatzung
bleibt wie im verflossenen Monate.



Verzeichniß der Verstorbenen zu Wien
in und vor der Stadt.

Den 25. Juny. Jn der Stadt.

  • Die wohledlgeb. Fr. Eva Elisab. v. Aigner, geb.
    Fellnerin v. Felsenstein, k. k. Kriegskomiss. Wit.
    Nr. 840. in der Schulerstr. alt 77. J.
  • Dem wohleblgeb. Hrn. Cajetan Ronsoni, k. k.
    Kammerd. s. . Sabina, Nr. 73. in der Tein=
    faltstr
    . alt 3. J.
  • Der wohledle Hr. Wenzel Jos. Kahl, jubil. k. k.
    ni. öst. Reg. Kanzlist, Nr. 1118. im Krautgäßl,
    alt 78. J.
  • Hr. Joh. Beck, Passaueris. Konsistorialkanzlist,
    im gr. Passauerhof, alt 43. J.
  • Liota Poliso, griech. Kaufm. Nr. 737. am alt.
    Fleischmarkt, alt 38. J.

Vor der Stadt.

  • Der wohlehrw. Hr. Julius Bruni, Curat im
    unirt spanis. und heil. Dreif. Spit. alt 81. J.
  • Titl. Hr. Franz v. Neumann, gew. k. k. Hauptm.
    Nr. 141. in der Leopoldst. alt 65. J.
  • Dem Franz Eretzmann, Buchbindergs. s. W. An=
    na
    Mar. Nr. 53. im alt. Lerchenf. alt 56. J.
  • Franz Kreymel, Federkielhandl. Nr. 9. am Neu=
    stift
    , alt 78. J.
  • Lorenz Stadler, Schaafimeist. von Bammerstorf,
    Nr. 257. in der Leopoldst. alt 44. J.
  • Dem Sebast. Hirschberger, Tagl. s. W. M. An=
    na
    , Nr. 74. am Turo, alt 59. J.
  • Philipp Perner, alt 86. J. in der Vers. im Grund=
    spit
    . nächst der Mariahilferlin.
  • Salome Kaderin, led. Baumwollspin. alt 40. J.
  • Theres. Mederlin, Schreib. Wit. alt 50. J. beede
    im Contum.
  • Conrad Reinhard, Bäckenj. alt 20. J.
  • Johann Pittermann, Ziegelschlag. at 40. J.
  • Jos. Hacker, vac. Laq. alt 52. J. alle 3 im =
    ckenhäusel
    .

Summa 17. Personen, darunter 1. Kind.

Den 26. Juny. Jn der Stadt.

  • Der wohlehrw. P. Tranquillinus Großrucker, Ca=
    puzinerord
    . in ih. Kl. am neuen Markt, alt 69 J.
  • Der wohledlgeb. und hochgelehrte Hr Joh. Abra=
    ham
    Salzgeber, Phil. & Med Doct. Nr. 532
    am Bauernmarkt, alt 57. J.
  • Dem Hrn. Joh. Nep. Fürstenhofer, k. k. obrist.
    Justizstelle Rathsthürhüt. s. Fr. Anna There=
    sia
    , Nr. 732. am alt. Fleischmarkt, alt 44. J.
  • Dem Adam Hildermann, burgl. Chyrurg. s. K.
    Adam, Nr. 458. am hoh. Markt, alt 2. J.

Vor der Stadt.

  • Hr. Carl Jos. Wittman, Verwalt. in der k. k.
    Jngenieurakadem. Nr. 12. auf der Laimgrube,
    alt 63. J.
  • Christina Damin, gew. burgl. Schustermeist. Wit.
    Nr. 21. zu St. Ulrich, alt 86. J.
  • Dem Franz Zintzenbauer, burgl. Sauerkräu⟨t⟩.
    s. K. Joseph, Nr. 3. in der Rossau, alt 1. J.
  • Dem Johann Reich, Schust. s. K. Theresia, Nr.
    177. am. Oberneust. alt 4. J.
  • Joh. Georg Langthaller, Strümpfstrickgs. Nr. 74.
    in der neuen Schotteng. alt 67. J.
  • Barthol. Reitbauer, kais. Kutsch. Nr. 51. an der
    Wien, alt 76. J.
  • Dem Martin Tauscher, herrsch. pens. Vorreit. s.
    W. Barbara, Nr. 102. in der Rossau, alt 63 J.
  • Dem Peter Puckeley, gew. Brunnkn. s. W. Eli=
    sabeth
    , Nr. 179. am Oberneust. alt 77. J.
  • Dem Joh. Georg Staß Sticker, s. S. Carl,
    Nr. 73. am Oberneust. alt 22. J.
  • Johann Aigner, Tagl. Nr. 10 zu Nikolstorff,
    alt 75. J.
  • Franz Lattenbacher, Tagl. Nr. 27. auf der Wind=
    mühl
    , alt 42. J.
  • Walburga Müllnerin. Wit. alt 77. J.
  • Rosalia Poneckerin, verh. alt 66. J. beede im gr.
    Armenhause.
  • Anna Mar. Rachimin, verh. alt 64. J. im Mil.
    Jnvalidenhause.
  • Juliana Braunsteinerin, Wit. alt 81. J. in der
    Versorg.
  • Magdal. Wilhelmin, Wit. alt 70. J. beede im
    Contum.
  • Elisabeth Graserin, Weinhandl. Wit. alt 34. J.
    Wolfgang Eberl, Fleischhackerkn. alt 70. J.
    Wendelin Guldifuß, Schuhkn. alt 22. J. alles
    im Bäckenhäusel.

Summa 23. Personen, darunter 3 Kinder.

Den 27. Juny. Jn der Stadt.

  • Dem Joseph Balga, burgl. Schneidermeist. s. K.
    Mar. Anna, Nr. 294. auf der hoh. Brucke,
    alt 4. J.
[8]
  • Johann Lilien, Webergs. alt 25. J. in der k. k.
    praktis. Lehrschule.
  • Mathias Rosenstingl, burgl. Schust. alt 69. J.
    in der Vers. beede im Burgerspit.

Vor der Stadt.

  • Dem Hrn. Franz Scheichl, k. k. Gütterbestätt. Ac=
    ceßist
    , s. Fr. Mar. Anna, Nr. 44. auf der Wie=
    den
    , alt 50. J.
  • Mar. Anna Sackcallin, k. k. pens. Waldhornift.
    Wit. Nr. 3⟨⟩. in der Leopoldst. alt 75. J.
  • Dem Caspar Wittmann, gew. burgl. Wirth, s.
    W. Magdalena, in s. H. Nr 7. auf der Laimgr.
    alt 50. J.
  • Dem Franz Müllner, Todtentrag. s. W. There=
    sia
    , Nr. 3. am Tury, alt 54. J.
  • Dem Leopold Jiel, Kutsch. s. K. Johann, Nr. 100.
    in der Alsterg. alt 5. J.
  • Magdal Gallottin. Tagl. Wit. ih. T. Barbar.
    Buchbergerin, Nr. 105. zu Erdberg, alt 23. J.
  • Stephan de Garofalo. Wais alt 21. J. im Wai=
    senh
    . am Rennweg.
  • Joh Th⟨⟩, alt 18. J.
  • Michael Bodulen, alt 29. J.
  • Wenzel Christoph, alt 40. J.
  • Ca⟨r⟩l Bra⟨n⟩del, alt 45. J.
  • Georg Mockierhau⟨〈…〉⟩, alt 31. J. alle 5 gem. Sold.
    im Militar⟨s⟩pit. zu Gumpend.
  • Wolfgang Schwar⟨t⟩el, Rohrschmidgs. von Hain=
    feld
    , beyn Barmherz. alt 52. J.
  • Catharina Westin, verh. alt 83. J. im Contum.
    Apollonia Kanlin, Bauerswit. alt 63. J.
  • Christian Braun, Tagl. alt 52. J. beede im =
    ckenbäu
    sel.
  • Joh. Schuemann, Feldscher. K. alt 6. J. im
    Contum.
  • N. N. unbekannte Weibsperson, welche vor dem
    Schänzlthor auf der Strasse gäh gestorben, und
    im Bäckenh. vom k. k. Stadt=und Landger. am
    Schlagfluß beschaut worden, alt bey 40. J.
  • Johann Marx, in der Vers. im gr Armenh. wel=
    cher
    gäh gestorben, und allda vom k. k. Stadt=
    und Landger. am Schlagfluß beschauet worden,
    alt 80. J.
  • Justina Helchlin, led. M. alt 19. J. in St. Marx.
Summa 23. Personen, darunter 3. Kinder.

Nachricht

Nächstkommenden 5. Heumonat wird
die Wochenschrift, welche neulich unter
dem Titul: Die österreichischen Rechte,
angekündigt worden, und sammentliche
Gesetze, Patente und Verordnungen im
Erzherzogthume Oesterreich bis auf heu=
tigen
Tag enthält, woraus sich ein jeder
in allen fürkommenden Rechtssachen si=
cheren
Rath verschaffen kann, richtig in

dem Drucke erscheinen, und damit alle
Wochen einmal, nämlich an dem Mitt=
woche
continuirt werden. Wenn daher
noch einige Verlangen hätten diese höchst=
nützliche
Blätter sich anzuschaffen, so be=
lieben
dieselbe beym Herrn Johann Mi=
chael
Schmid, bürgerlichen Specerey=
händler
zum grünen Kranz auf dem Gra=
ben
Nro. 1136. vom Elephanten gegen=
über
mit einem Gulden für das Viertel=
jahr
zu pränumeriren. Auswärtige kön=
nen
sich auch bey dem hiesigen k. k. Post=
amt
gegen halbjähriger Pränumeration
von 3 fl. 30 kr. anmelden, allwo sie eben=
falls
ordentlich bedient werden sollen.


Von der röm. k. k. apost. Majestät N. O.
Regierung wegen, wird dem Publikum
hiemit bekannt gemacht, daß die Zucker=
preise
für die Monate July, August und
Sept. dieses itztlaufenden 1775sten Jah=
res
abermal regulirt, und dergestalt be=
stimmet
worden seyen, daß das Pfund
blossen Zuckers und zwar Candisbrod 54
Kreuzer, Feinfein 51 kr. ordinari fein
49 kr. Fein Raffinat 46 kr. Mittel deto
45 kr. ord. deto 44 kr. Fein klein melis
42 kr. Fein groß melis 40 kr. ord. melis
39 kr. Lumpen 38 kr. Fein weiß Candis
1 fl. ord. deto 58 kr. Fein gelb Candis 47 kr.
ord. deto 44 kr. Fein braun Candis 43 kr.
ord. deto 41 kr. und nicht höher allhier
verkauft werden solle. Wien den 26ten
Juny 1775.


NB. Bey dem eintrettenden 3ten Jah=
resquartal
werden abermal die Lieb=
haber
dieses Wienerischen Diariums, wie
auch des Posttäglichen Frag=und Kund=
schaftsbogens
, um deren gewöhnliche
Vorhineinbezahlung ersuchet. Wenn
jemand das Diarium Bestallungsweise
nehmen will, so haben sich die hier in Wien
anwesende in der diesfälligen Schreib=
stube
in dem von Mannerischen Hause
Nro. 931. in der Singerstrasse, die aus=
wärtigen
Liebhaber aber in dem k. k.
Obristpostamte diesfalls anzumelden.

[9]

Nro. 52.
Anhang zum Wiener=Diarium.
Sonnabend den 1. Heumonat.

1775.


Rheims den 11. Brachm.

Heute ist die grosse Salbungsfeyerlich=
keit
vor sich gegangen. Alle diejenigen,
so derselben beywohnen sollten, hatten
sich in der Kirche schon um 7 Uhr früh
eingefunden. Monsieur, welcher wie
schon gesagt worden, den Herzog von
Burgund vorstellte, saß auf einem Stuhl,
dessen Fußtritt etwas erhabner war, als
der übrigen Pairs ihre; der Graf von
Arteis, als Herzog von Normandie;
der Herzog von Orleans, als Herzog
von Aquitanien: alle diese hatten herzog=
liche
Kronen auf dem Haupte; imglei=
chen
der Herzog von Chartres, als Graf
von Toulouse; der Prinz von Conde',
als Graf von Flandern, und der Prinz
von Bourbon, als Graf von Champag=
ne
, trugen gräfliche Kronen. Die Her=
ren
Marschälle von Contades, von Brog=
lio
und von Nicolai, welche von Sr.
Majestät ernannt waren, um die Kro=
ne
, den Scepter, und den Gerechtig=
keitsstab
zu tragen, sassen hinter der
Bank der weltlichen Pairs. Nachdem
alle versammelt waren, kamen die geist=
und weltlichen Pairs um den Erzbischof
her, und ernannten einstimmig den Bi=
schof
von Laon, und von Beauvais, als
Deputirte, um den König abzuholen.
Diese beyden Prälaten giengen hin un=
ter
Vortretung des gesammten Domka=
pitels
, in deren Mitte sich die Musik be=
fand
. Sie giengen durch den grossen
dedeckten Gang, welcher von dem Por=
tal
der Kirche bis zum grossen Saal im
erzbischöflichen Pallaste erbauet war. Als
sie zu der Thüre des Königs kamen,
welche sie verschlossen fanden, klopfte
der Kantor mit seinem Stabe an, und
der Großkammerherr sagte, ohne aufzu=
machen
: Que demandez vous? Was ver=
langt
ihr? Der Kantor antwortete: le
Roi, den König; worauf der Kammer=
herr
erwiederte: le Roi dort, der =

nig schläft. Diese von Alters her einge=
führte
Ceremonie ward zweymal wieder=
holt
, und bey dem drittenmale ergrief
der Bischof von Laon das Wort, und
sagte: Nous demandons Louis XVI que
Dieu nous a donné pour roi: Wir ver=
langen
Ludwig XVI welchen Gott zum
König uns gegeben hat. Da wurde die
Thür aufgemacht: der Großceremonien=
meister
führte die beyden Prälaten vor
den König, welcher auf einem Parade=
bette
lag, und eine lange Weste von kar=
moisinrothen
Atlas mit goldenen Borden
an hatte, welche wie das Hemd an den
Orten, wo Se. Majestät die Salbung
empfangen sollten, Oeffnungen hatte.
Der Bischof von Laon reichte dem =
nig
das Weihwasser, und verrichtete das
Gebet, nach welchem er mit Beyhülfe
des Bischofs von Beauvais den König
aufrichtete, welcher also in Proceßion
nach der Kirche geführet wurde. Beym
Eintritt in dem Chor kniete der König
am Fusse des Altars nieder, und wurde
alsdann durch die beyde Prälaten zu ei=
nem
in der Mitte des Chors gesetzten
Lehnstuhl unter einem Baldachin gefüh=
ret
. Ein jeder nahm seinen Platz, und
nun wurde das Veni Creator Spiritus an=
gestimmt
, nach welchem das Domkapitel
die Terz aus den Horis Canonicis an=
fieng
. Sobald dieses geendiget war,
kam die heil. Ampel an der Thüre der
Kirche an, welche der Großprior der
Abtey St. Remy in Proceßion dahin
gebracht hatte. Derselbe hatte einen gold=
stoffenen
Chorrock an und ritte auf ei=
nem
weißen Pferd aus dem Marstalle
des Königs, welches durch zwey Stall=
knechte
geführet wurde, unter einem
Himmel, welcher durch die Ritter der
heil. Ampel getragen wurde. Der Cheva=
lier
de la Rochefaueault, der Graf von
Taleyaud, der Marquis von Rochechou=
ard
, und der Marquis de la Roche=Ay=

[10]

mond, als die von Sr. Majestät zu Gei=
seln
ernannte Herren, ritten an den vier
Ecken des Baldachins einher. Der Prä=
lat
welcher das Präsidium über die Ce=
remonie
führte, gieng der heil. Ampel
entgegen, und empfieng sie unter der
Thür, wobey der Großprior, indem er
sie überreichte, zu ihm sprach: “Jch über=
gebe
euch diesen kostbaren, vom Him=
mel
dem grossen St. Remy zugeschickten
Schatz, zu Salbung des Clovis, und
der Könige seiner Nachfolger: vorher
aber bitte ich euch, nach der alten Ge=
wohnheit
, euch zu verpflichten, mir die=
selbe
nach vollbrachter Salbung unsers
Königs Ludwig XVI wiederum zuzustel=
len
." Der Prälat versprach dieses, und
trug die Ampel auf den Altar.

Nachdem hierauf das gewöhnliche Ge=
bet
verrichtet worden, legte der gedach=
te
Prälat die Pontifikalkleider an, um
das Hochamt zu halten; und als dieses
geendiget war, trat er zu dem Könige,
und überreichte ihm eine Bitschrift für
alle Kirchen Frankreichs, um dieselbe in
ihren Freyheiten zu schützen. Sie war
in folgenden Worten abgefaßt: “Wir
ersuchen euch, uns die Privilegien und
Jmmunitäten, Rechte und Gerichtsbar=
keiten
, in deren Besitze jeder von uns,
und die uns anvertrauten Kirchen sich
befinden, zu erhalten, und uns zu be=
schützen
, wie es einem König in seinem
Königreiche jedem Bischof, und die ihm
auvertraute Gemeinde zu beschützen oblie=
get
. Der König stund auf, und ver=
sprach
solches mit bedecktem Haupte:
hierauf setzte er sich wieder, und legte
den sogenannten Reichseid mit lauter
Stimme ab, die Hände auf dem Evan=
gelienbuch
halten⟨d⟩. Die Formel dieses
Reichseides ist sehr alt, und lautet also:
"Jch verspreche im Ramen Jesu Chri=
sti
, dem christlichen Volke das mir un=
terthan
ist, zu aller Zeit der Kirche Got=
tes
den Frieden durch das christliche Volk
zu erhalten, zu verhindern, daß Perso=
nen
, von welchem Range sie seyn, Räu=
bereyen
und Bosheiten, von welcher
Beschaffenheit sie seyn mögen, zu begehen;

die Gerechtigkeit in den Gerichten, und
die Barmherzigkeit zu handhaben, damit
Gott, welcher der Ursprung der Gnade
und Barmherzigkeit ist, solche über mich
und auch euch verbreiten möge; Mir
aufrichtig und aus allen Kräften angele=
gen
seyn zu lassen, *) in allen unter
meiner Herrschaft stehenden Landen die
Ketzer auszurotten, welche namentlich
die Kirche verdammt; Jch bekräftige
endlich alles dieses: so stehe mir Gott
und dieses sein Evangelium bey." **)

Hierauf haben Se. Majestät die Eide
als Großmeister des heil. Geistordens,
dann als Großmeister des heil. Ludwig=
ordens
, und den Eid, das Edikt des
Königs Ludwigs XIV. wider das Duel=
liren
, in seiner Kraft zu erhalten, ei=
nen
nach dem andern abgelegt.

*) Dieser Artikel ist erst nach der Kirchenver=
sammlung
von Lateran 1215 zu der Eides=
formel
hinzu gethan worden

**) Der König versprach sonst auch, die Rech=
te
und Vorzüge der Krone Frankreich zu
schützen und zu handhaben, und solche weder
zu veräussern, noch an Fremde zu übertra=
gen
. Dies Versprechen, welches in den an=
dern
Artikeln der Eidesformel enthalten ist,
als welche keine Kraft noch Wirkung haben
würden, wenn der König sein Volk an ei=
nen
andern Souverain übertragen, oder sei=
ne
Krone veräussern könnte, war gebräuch=
lich
, bis auf die Zeiten Karls VIII 1484,
von welcher Zeit an solche weggelassen wird.

(Die Fortsetzung kü⟨nft⟩ig.)


Es ist ein auf englische Art gemachter noch
nie gebraucht zweysitziger Wagen zu verkau=
fen
: er ist von dem beßten hiesigen Meister la=
kirt
und fein geschliffen, das Gemälde ist ar=
tig
, der Kasten hängt auf Federn, das Gestell
hat eisene Schwanenhälse und ist vergoldet; die
Liebhaber haben sich des Weitern am Minori=
tenplatz
im Uhlfeldischen Haus beym Portier
zu erkundigen.


Jn dem Markt Pottendorf ist ein Freyhaus
samt dabey befindlicher Saifensiedergerechtigkeit,
mit oder ohne Grundstücken zu verkaufen, wer
solches zu kaufen Lust hat, kann sich zu Klo=
sterneuburg
bey Joh. Georg Wischer; burgerl.
Saifensieder melden.


Den 5. Juli Vormittag von 9 bis 12 und
Nachmittag von 3 bis 6 Uhr werden auf Ver=

[11]

ordnung einer löbl. Universität auf der Möl=
kerpastey
in der Hollerstauden Nro. 78 im er=
sten
Stock verschiedene Verlassenschaftseffekten,
als eine silberne Minutenuhr, schöne Maler=
eyen
, Kupferstiche in eichenen Ramen mit Glä=
sern
, Mannskleider und derley Wäsche, Zinn,
Kupfer und allerhand Zimmereinrichtung den
Meistbietenden verkauft werden.


Auf Verordnung eines hochwürd. erzbischöfl.
wiener. Consistoriums werden den 6. Juli Nach=
mittag
von 3 bis 6 Uhr in der Kärntnerstrasse
im burgerspitälerischen Pfarrhof in 2ten Stock
verschiedene Verlassenschaftsfahrnisse licitando
verkauft werden.


Wir Burgermeister und Rath der Stadt
Wien, geben hiemit jedermann zu vernehmen:
Es sey auf Anlangen des gerichtl. aufgestellten
Curat⟨oris ad lites⟩ verwilliget worden, den Seid=
lisch
burgerl. Erbsenhandel öffentlich auszufeilen
und an den Meistbietenden zu verkaufen. Da
nun zu diesem Ende der 8. Juli dies Jahrs be=
stimmet
ist. So haben die jene, welche gedach=
ten
Erbsenhandel zu kaufen Willens sind, an
dem bestimmten Tage, oder da wir diesen Tag
anderer Verhindernissen halber, nicht zu Rath
⟨⟩ sizten, den nächst darauf folgenden Rathstag
fruh um 8 Uhr vor uns zu erscheinen, und sich
durch unserm und ge⟨m⟩einer Stadt geschwornen
Rathsdiener anmelden zu lassen, folglich der
weitern Behandlung abzuwarten.


Von der gräfl. Perkaßischen Amtskanzley der
Herrschaft Paasdorf wegen, wird hiemit jeder=
mann
kund gemacht: Es sey die zu Verkaufung
der Lorenz Riegerischen Hofstattbehausung zu
Paasdorf samt der darauf radicirt. Huefschmids=
gerechtigkeit
, und einiger Ueberländgrundstücke,
den 14. Juni angeordnet geweste Licitations=
tagsatzung
aus Ermanglung hinlänglicher Käu=
ser
fruchtlos abgeloffen, mithin die Nothdurft
erheischet, eine nochmalige und 2te auf den 12.
Juli anzuberaumen; als werden die hiezu Lust=
tragende
an obbestimmten Tag früh um 7 Uhr
in der Herrschaftskanzley zu Paasdorf zu erschei=
nen
, und der Licitation abzuwarten wissen.


Wir N. R. Superintendenten und Spital=
meister
des Burgerspitals in Wien, geben hie=
mit
jedermann zu vernehmen: Es sey auf das
von dem Joseph Herzogischen Curatore ad li-
tes
Herrn Doktor Trenker, über die in Er=
manglung
einiger Käufer fruchtlos verstrichene
Licitationstagsatzung, unterm 1. Juni d. J.
um eine anderweitige Licitirung der Herzogi=
schen
zur golden Sonn genannt=in Rusten an
der Schönbrunnerstrassen bey Penzing liegenden
Cridä verlassenschaftsbehausung, worauf der Zeit

der Weinschank exerciret wird, samt zugehöri=
gen
Garten und Acker, beschehene Anlangen, in
die nochmalige Ausfertigung der behörigen Lici=
tationsedikten
gewilliget; und zu dem Ende der
13. Juli d. J. zur Licitationstagsatzung be=
stimmet
worden. Solchemnach haben all und
jede, welche obgedacht Herzogische Behausung
samt zugehörigen Garten und Acker an der
Schönbrunnerstrassen bey Penzing zu kaufen ge=
sinnet
sind, an vorbestimmten Tag in der Bur=
gerspitalsgrundstuben
früh um 9 Uhr, entwe=
der
selbst persönlich, oder durch genugsam be=
vollmächtigte
Gewaltträger zu erscheinen, wo
sodann mit dem Meistbietenden der Kauf ge=
schlossen
, und hierüber das weitere für gekehret
werden soll.


Den 17. Juli d. J. fruh um 9 Uhr wird in
dem freyen Thurnhof zu Brunn nächst Enzers=
dorf
das in dieses Grundbuch dienstbare zu der
weil. Anna Maria Kirchmayrin seel. Verlas=
senschaft
gehörige zu Bertholdsdorf in der Wie=
nergasse
gelegene Haus Nro 222 bestehend aus
1 Zimmer und Kuchel zu ebener Erde, dann 3
Zimmer, 1 Kammer und 1 Kuchel im ersten
Stock, Keller, Holzgewölb, Obstgarten und
hieranstossendes Ackerl, welch alles zusammen
auf 763 fl. von obbetagten Grundbuch geschätzt
worden, dem Meistbietenden licitando verkauft
werden.


Von dem kais. Stift und Kloster unser lieben
Frauen de Monte Serrato Ord. S. Benedicti
vor den Schottenthor allhier, jedermänniglich
anzufügen: Es sey auf wiederholtes Anlangen
des Popowitschischen Herrn Curatoris ad actum
in die weitere Licitirung des bey bestem Bau
befindlich, in der Holzgassen zu Bertholdsdorf
Nro. 263 liegend, pr. 1080 fl. geschätzt=und
zwar in obern Stock in einem grossen Saal,
7 Zimmer, 2 Kämmer, Kuchel und Speis,
dann zu ebner Erden 2 grosse Gewölber, vor=
hin
Pferd=und Kühställen, Weinzierlzimmer,
Kammer, Kuchel, wie auch Bachofen, grossen
Preßhaus samt Preß, zwey auserlesene Keller
auf 600 und 1500 Eimer, nicht weniger in
einer grossen gut gepflogenen mit einer hohen
kostbaren steinenen Mauer umgebenen Wein=
gartsietz
2 30 Pfund, und einen eigenen einge=
fast
=verwahrten Brunn bestehenden Popowit=
schischen
Hauses gewilliget, und zu sothanein
Ende der 24. Juli d. J. früh um 9 Uhr in
dem Stift montserratischen Hof Bertholds=
dorf
bestimmet worden. Wessentwegen all und
jede, so obgedachte Behausung gegen baarer
Bezahlung käuflich an sich zu bringen gedenken,
an obbestimmten Tag allda ad tractandum zu
erscheinen haben werden.

[12]

Da die EE. PP. Serviten, zu Maria Lo=
retto
in Ungarn, ihre an dem Leythafluß un=
weit
Männersdorf liegende, in sechs Gäng be=
stehend
sogenannte Kotzenmühl, samt dem an=
liegend
wohlgebauten, auch mit einem obern
Stock und Ziegeldach versehenen Wohnungsge=
bäude
, zwey grösse Stallungen, eine Wagen=
schupfen
, eine Wiesen von sechs Tagwerk und
einer geräumigen Au, licitando zu verkaufen ge=
sinnet
, und zu solcher. Licitation der 21. Augusti
d. J. bestimmet; als werden jene, welche die=
se
Mühl zu kaufen gedenken, an obbemeldten
Tag früh um 8 Uhr in dem Kloster zu Maria
Loretto sich einzufinden, und mit zu licitiren
belieben lassen.


Von der k. k. ni. öst. Vicedomamtsadmini=
stration
wegen, wird hiemit jedermänniglich
kund und zu wissen gemacht: Wasgestalten und
demnach zufolge der in Betreff deren licitando
zu verkaufenden k. k. landesf. Pfarr Laxenbur=
gischen
Grundbuchsunterthanen, Stück und Gül=
ten
, in Sachen allerhöchsten Orts geschöpft=und
so weiters anher gediehenen allergnädigsten k. k.
Resolution und Verordnung an deme ist; daß
nun auch insonderheit diejenigen, welche unter
andern eben hiernächst theils zu Vesendorf, und
theils zu Neudorf liegen, und zum ersagten
Pfarr Laxenburgischen Grundbuch dienstbar und
unterthänig sind, dem Meistbietenden verkaufet
werden sollen, und dann hiezu der 31. Juli
d. J. früh um 10 Uhr in der im Klosterhaus
bey St. Anna allhier im ersten Stock befind=
lichen
obberührten Amtsadministrationskanzley
bestimmet worden. Als haben der oder dieje=
nigen
, welche nämlich die allda theils zu Ve=
sendorf
, und theils zu Neudorf liegende Pfarr
Laxenburgische Grundbuchsunterthanen, Stück
und Gülten käuflich an sich zu bringen geden=
ken
, an obbestimmten Tag, Stund und Ort
entweder selbst, oder durch dazu genugsam Be=
vollmächtigte
zu erscheinen, und sich allda an=
zumelden
, immittelst aber, wie hoch diese und
jene Grundbuchsunterthanen, Stück und Gül=
ten
in Anschlag seyen, sich bey dieser Amts=
kanzley
zu erkundigen.


Wir N. N. Superintendenten und Spital=
meister
des Burgerspitals in Wien, geben hie=
mit
jedermann sowohl An=als Abwesenden zu
vernehmen: Wasmassen auf intestat Absterben
wayl. Magdalena Weinhardin, vorhin verehe=
ligt
gewesten Königin, behausten Burgerspitals
Unterthanin zum Reichsapfel in Rustendörfel
an der Penzingerstrassen, über das von der=
selben
aus erst=und anderter Ehe rückgelassenen
5 Kindern sub Dato 6. April d. J. hierorts

schriftlich beschehene Anlangen ergangene Ver=
ordnung
, wegen sicherer Abhandlung der Ver=
lassenschaft
, absonderlich aber zu Ausfindigma=
chung
des etwa vorhandenen Æris alieni für
nöthig befunden worden, die sämtliche sowohl
in, als außer Land befindliche Gläubiger zur
Anmeld=und Liquidirung ihrer zu stellen ha=
benden
Foderungen gerichtlich vorzuladen und
einzuberufen, da nun hiezu der 10. Juli d. J.
früh um 9 Uhr zur allendlichen Frist bestimmet
worden ist. Solchemnach werden all und jede,
welche an der bemeldten Magdalena Weinhar=
din
, vorhin vereheligt gewesten Königin seel.
Verlassenschaft einige Sprüche in Schuldsachen
ex quocunque titulo zu stellen vermeinen, an
obbestimmten Tag und Stund in der Burger=
spitalsgrundstube
in Wien, entweder selbst per=
sönlich
, oder durch genugsam bevollmächtigte
Gewaltträger alsogewiß zu erscheinen, ihre Fo=
derungen
anzumelden und behörig zu liquidiren
haben, wie im widrigen bemeldte Verlassen=
schaftsabhandlung
dennoch fürgenommen, den
vorhandenen leiblichen Kindern als Jntestater=
ben
das obhandene Vermögen, ungehindert der
etwa vorfindigen Gläubigern, so sich mit ihrer
Foderung nicht gemeldet haben, eingeantwor=
tet
, den Ausbleibenden hingegen das ewige
Stillschweigen auferlegt, und Niemand mehr
angehöret, sondern was Rechtens ist, ex offi-
cio
vorgekehret werden soll.


Von des hochwürdig=erzbischöflich=wieneri=
schen
Konsistoriums wegen, wird hiemit jeder=
mann
zu wissen gemacht: Es sey der hoch=
würdige
Herr Franz Anton Marxer, hiesiger
Weihbischof, Domprobst Vikarius Generalis
und Offizial verstorben, und daher, um mit
der künftigen Verlassenschaftsabhandlung sicher
vorgehen zu können, für nothwendig befunden
worden, diejenigen vorzuladen und anzuhören,
welche an diese Verlassenschaft einige Sprüche
und Foderungen haben dürften. Da nun zu
diesem Ende auf den 17. Augusti d. J. früh
um 8 Uhr in der erzbischöflichen Konsistorial=
kanzley
eine Tagsatzung angeordnet worden;
als haben all jene, welche an der Franz An=
ton
Marxerischen Verlassenschaft eine rechtmäs=
sige
Foderung, es sey nun Erbschaft, Schuld,
oder anderer Ursachen willen, zu haben ver=
meinen
, am bestimten Tag früh um 8 Uhr in
der erzbischöflichen Konsistorialkanzley selbst per=
sönlich
, oder durch einen hinlänglich versehenen
Gewaltträger alsogewiß zu erscheinen, sich be=
hörig
zu legitimiren, und ihre Ansprüche und
Foderungen darzuthun, als im widrigen auf
die Ausbleibenden, oder nicht behörig liquidi=
renden
Erben, Gläubiger, und Prätendenten
keine Rucksicht genommen, dieselben weiters nicht

[13]

mehr gehöret, sondern mit ihren Sprüchen und
Foderungen für allzeit abgewiesen, und mit
der Abhandlung weiters vorgegangen, auch was
Rechtens ist vorgekehret werden sollt


Von der fürstlich Dietrichsteinischen Kanzley
wird hiemit bekannt gemacht: Es wären nach
der durch richterl. Entscheidung, oder gütliche
Wege erfolgten Behebung der Cridäfällen,
und des Schuldenwesens nachbenannter der hie=
sigen
Gerichtsbarkeit unterliegenden Christen
und Juden, als: des Ferdinand Pauckenhaider
von Unterwisternitz, dann des Schaya Michl=
stätter
, Hirschl Gabriel, und Gabriel Hirschl,
Emanuel Teutsch, Gottlieb Schweinburger,
David Gumpertz, Simon Berl Böhm, Da=
vid
Spiz, Hirschl und Simon Abels, Samson
oder Samuel Pinkus, Michael Joachim Spiz,
Simon Frankl, Simon Aaron Hollitscher,
Joachim Verl Spitz, Samuel David Reiß,
Samuel Löbl Lohn, Gabriel Mandl, Perl
Beck Mandl Pollitzer, Koppel Gerson Pollitzer,
Jsrael und David Franckl, Mayer Herzfel=
der
, Markus Lohn, Moyses Löbl Trisch von
Nikolsburg, und Jakob Schweinburger von
Pohrlitz, die von verschiedenen Creditspartheyen,
bey Ueberreichung ihrer Verbothsklagen, erleg=
te
Schadloshaltungskautionsgelder stündlich zu
erheben, dieselbe hätten sich also, und zwar die
Jnländische binnen 6 Wochen, die Auswärti=
gen
aber binnen 3 Monat von heut angefangen,
hierwegen um so gewisser anzumelden, und mit
den in Handen habenden Erlagsscheinen auszu=
weisen
, als solche widrigens für verfallen an=
gesehen
, und nach Verfließung dieser Zeit gar
nicht mehr ausgezahlet werden würden. Ni=
kolsburg
den 20. Juni 1775.


Wir Burgermeister und Rath der Stadt
Wien geben hiemit jedermann zu vernehmen:
Es sey die Ursula Dirndorferin, eine gewese=
ne
Köchinn, ledigen Standes, mit Tod abge=
gangen
, und daher um mit der künftigen Verlas=
senschaftsabhandlung
sicher vorgehen zu können,
für nothwendig befunden worden, jene vorzu=
laden
und anzuhören, welche an diese Verlassen=
schaft
einige Ansprühe und Forderungen haben
möchten. Da wir nun entschlossen sind eben
diese Sprüche und Forderungen an dem eigends,
und zwar, für das erst und letztemal hiezu be=
stimmten
Tag, nämlich den 30. August d. J.
oder da wir an diesen Tag anderer Verhinder=
nissen
halber nicht zu Rath sässen, den nächst
darauf folgenden Rathstag fruh um 8 Uhr zu
hören und zu vernehmen. So haben all jene,
welche an der Ursula Dirndorferin seel. Ver=
lassenschaft
eine rechtmäßige Forderung, es seye
um Erbschaft, Schuld, oder anderer Ursachen

willen zu haben glauben, den bestimmten Tag
selbst persönlich, oder durch einen hinlänglich ver=
sehenen
Gewalttrager sogewiß vor uns zu er=
scheinen
, sich behörig zu legitimiren und ihre
Ansprüche und Forderungen darzuthun, als im
widrigen Falle auf die ausbleibende, oder nicht
behörig liquidirenden Erben, Gläubiger und
Prätendenten keine Rucksicht genommen, mit
der Abhandlung und Vertheilung des Verlas=
senschaftsguts
von Amts wegen vorgegangen,
und dasselbe den etwa vorkommenden Erben un=
bedenklich
überlassen werden, auch den allenfalls
existirenden Schuldprätendenten das ewige Still=
schweigen
auferleget seyn würde.


Wir Stadtrichter und Rath der k. k. Haupt=
stadt
und Gränitz Festung Temeswar im Ba=
nate
machen hiemit Kraft gegenwärtigen Edikt
kund und zu wissen: Es sey über einen von
der hochlöbl. k. k. benantlichen Landesadministra=
tion
von hier aus abgefodert, und unterm 1.
April d. J. erstatteten Magistratsbericht mittels
Decret vom 4. May anbefohlen worden, all
jene, welche an dem diesem Magistrat unter=
stehend
, und erst jüngsthin als großjährig er=
klärten
Gregor Höz einige Foderung zu haben
vermeinen, mittels öffentlichen Edikt binnen 3
Monaten von heut Dato an sub clausula præ-
clusi
fürzuladen. Es werden daher sämtlich=
diese
Cräditspartheyen binnen obbestimmter Zeit
vor diesem deutschen Stadtmagistrat eneweder
persöhnlich, oder durch genugsam instruirte Be=
vollmächtigte
, alsogewiß zu erscheinen, ihre ha=
bende
Foderungen anzumelden, und behörig
zu liquidiren haben, wie im widrigen die Aus=
bleibende
hievon gänglich ausgeschlossen, und
ihnen diesfalls das ewige Stillschweigen aufer=
legt
würde. Temeswar den 18. May 1775.


Von der röm. k. k. Majestät ni. öst. Land=
recht
wegen, wird hiemit all und jeden, denen
etwa daran gelegen, kund und zu wissen ge=
macht
: Demnach der Herr Johann Ernst von
Crollalanza, als Ferdinand von Thomasischer
Kinder Curator ad actum schriftlich angezeiget,
daß weil. Frauen Aloysick Josephä v. Thoma=
sis
seel. Erben vermög des in Sachen ergange=
nen
Relationsausschlag auf ihre Foderung pr.
5000 fl. cum sua caula aus der Winklerischen
Cridämassa 1099 fl. 23 kr. zurepartiret wor=
den
, nunmehr aber es an dem beruhete, wo=
mit
das Obligo besagter 5000 fl. nebst den da=
zu
gehörigen Akten beygeschaft würden, und
hierüber unterm 23. März d. J. gerichtlich ver=
anlaßt
worden ist, daß über die von Wilhelm
Friderich Edlen v. Winkler an die Aloysiam
Josepham v. Thomasis ausgestellte Obligation
dd. 6. May 1723 pr. 5000 fl. das behörige

[14]

Amortisationsedikt bey der Kanzley ausgefer=
tiget
werden soll; Als ist im Namen Jhrer k.
k. Majestät unser allergnädigsten Frau der Be=
fehl
, daß der=oder diejenige, so obbemeldte
Obligation, oder einige schriftliche Documenta
hieran in Handen haben, oder annoch über=
kommen
möchten, wie auch diejenige, welche
hievon einige Sprüche und Foderungen haben,
oder zu haben vermeinen, solche innerhalb ein
Jahr 2 Wochen und 3 Täg bey diesen k. k.
ni. öst. Landrecht alsogewiß für=und anbrin=
gen
, wie im widrigen sothane Obligation pr.
5000 fl. nach Verfliessung dieses Termins, eo
ipso amortisiret, annulliret und caßiret seyn soll.
Wien den 28. April 1775.


Es ist in dem allhiesig k. k. Wienermilitär=
invalidenhaus
der von Wolkendorf in Ni. Oe.
gebürtige unter dem Anspachischen Kurraßier=
regiment
gediente Gemeine, Philipp Wenzel
Haubizel, den 14. April d. J. led. St. gestorben.
und hat an eigenthümlichen Vermögen einen
Betrag von 65 fl. hinterlassen. Solchemnach
werden all und jede, welche an erdeuter Ver=
lassenschaft
eine Anfoderung, oder Erbsanspruch
zu machen vermeinen, von heute als den 10.
May 1775 an, binnen ein Jahr, 6 Wochen
und 3 Täge, mithin den 25. Juni 1776 in
gedacht hiesigen k. k. Militarinvalidenhaus in
des Oberst=und Kommendantens Wohnung,
ohnfehlbar Vormittag zwischen 9 und 12 Uhr
zu erscheinen, und sich durch schriftliche Urkun=
den
behörig zu legitimiren haben; massen wi=
drigens
all diejenige, welche sich zwar anmel=
den
, jedoch nicht mit hinlänglichen Legitima=
tionsdocumenten
versehen seyn werden, der Ord=
nung
nach abgewiesen, und selben sowohl, als
denen sich nach Verlauf obangesetzt peremptori=
scher
Zeit nicht Anmeldenden, das ewige Still=
schweigen
auferleget, und mit dem oberwehnten
Verlassenschaftsbetrag was Rechtens ist fürge=
lehret werden würde.


Die Amtskanzley des fürstl. Stift und Klo=
sters
Lilienfeld in Ni. Oe. citiret, die seit et=
lich
und dreyßig Jahre aus dem hieher gehö=
rigen
Amt St. Annaberg am Spetzerhaus ge=
bürtig
, abwesend, und nach Ungarn gewande=
ret
seyn sollende drey Sonnleithnerische Kinder,
benanntlich Jakob Sonnleithner, Magdalena,
und Elisabetha Sonnleithnerin; ingleichen den
aus dem Amt Eichenau am obern Mooß ge=
bürtig
, und gegen 32 Jahre unwissenden Simon
Prackh, oder derselben Leibeserben, binnen 1
Jahr 6 Wochen und 3 Täg, peremptorie aber
den 24. Juni 1776 allhier in der Amtskanzley
Lilienfeld zu erscheinen, widrigenfalls erstere pro
mortuis erkläret, Letztere aber præcludirt, und

die ihnen unter der Zeit zugefalenen Erbschaf=
ten
ihren nächsten Anverwandten ausgefolget
werden sollen.


Bey Johann Georg Weingandt, Buchhänd=
ler
, am Graben im Baron Weberischen Hause
Nro. 1174, sind nebst andern Büchern, Land=
karten
und Kupferstichen, auch folgende zu haben:

Melon (des Herrn v.) gründliche Abhand=
lung
vom Mißbrauch des vielen Aderlassens,
oder Beweiß, daß die Aderlässe allezeit schäd=
lich
und oft tödlich sey⟨n⟩, 8. 1774. 27 kr.

Lederer, Jos. moralische Gedanken über das
Gebeth des Herrn, gr. 8. 1774. 12 kr.

Lobschrift auf den unlängst verstorbenen Erz=
bischofen
und Churfürsten von Mainz, Für=
sten
Buchoffen zu Worms, 8. 1774. 12 kr.

Wolf (J. H.) Sammlung verschiedener
Briefe zum Gebrauche der studirenden Jugend,
8. 1775. 36 kr.

Riffels (Jos.) Briefe in deutscher und la=
teinischer
Sprache, 8. 1771. 1. fl.

Ringmüllers (P. Jos.) allgemeine Reli=
gions
=und Staatsgeschichte von der Wel⟨t⟩ ⟨s⟩chö=
pfung
an bis auf gegenwärtige Zeiten, 2 Bän=
de
, gr. 8. 1773. 3. fl.

Schönberg (P. Math.) Zierde der Jugend,
8. Wien 1775. 12 kr.

- - das Geschäft des Menschen, 8. daselbst
1775. 45 kr.

- - lehrreiche Gedanken mit kleinen Begeben=
heiten
zur Bildung eines edeln Herzens in der
Jugend, 8. das. 1775. 24 kr.

Regula Cleri, ex Sacris Litteris, Sancto-
rum
Patrum monumentis, ecclesi. Hicisque
Sanctionibus excerpt., cum accessit præpa-
ratio
proxima ad mortem, 12. maj. 1770.
1 fl. 12 kr.

Felbiger (J. J.) katholischer Katechismus,
8. 1774. 45 kr.

Millers (J. P.) Handbuch zu gemeinnütz=
licher
Bildung und Unterweisung der Jugend
in öffentlichen Schulen, 8. 1773. 1 fl. 42. kr.

Les Aventures de Telemaqu⟨e⟩, Fils d'Ulys-
se
, par Mr. François de Salignac de la Mot-
te
Fenelon, m. Kupf. und deutschen Anmer=
kungen
, 8. 1773. 1 fl. 30 kr.

Scupuli L. geistlicher Streit, 12. 24 kr.

Home H. Grundsätze der Kritik, a. d. Engl.
übers. 2 Bände, 8. 1775. 3 fl.

Sulzers J. G. allgemeine Theorie der schö=
nen
Künste, gr. 8. 1773. 2 Bände, in Franz=
band
, 10 fl.

Allgemeine Bibliothek für das Schul=und
Erziehungswesen in Deutschland, des 3ten Ban=
des
erstes Stück, gr. 8. 1775. 1 fl.

Miltons Joh. verlohrnes Paradies, verbes=
serte
Uebersetzung, 8. 1769. 1 fl. 20 kr.

[15]

Jn der Johann Paul Krausischen Buchhand=
lung
nächst der k. k. Burg ist zu haben:

Pelzels F. M. kurzgefaßte Geschichte der
Böhmen von den ältesten bis auf itzige Zeiten,
aus den beßten Geschichtsschreibern, alten Kro=
niken
und glauwürdigen Handschriften zusamm
getragen, erste Abtheilung, gr. 8. Prag 1774.
2 fl. 54 kr.

Volkelts J. G. gesammelte Nachrichten der
schlesischen Bergwerken, 8. Breßlau 1775. 45 kr.

Bonnets, Herrn Carl, Betrachtungen über
die organisirten Körper 1ter Theil, 8. Lemgo
1775. 1 fl.

Der Naturforscher, 5tes Stück gr. 8. Halle
1775. 1 fl. 30. kr.

Dorville Geschichte der verschiedenen Völker
des Erdbodens, deren gottesdienstliche und bür=
gerliche
Gebräuche, Ursprung der Religionen,
Sekten, Aberglauben, Sitten und Gewohn=
heiten
, 3ter Band 8. 1775. 1. fl.

Baume A. erläuterte Experimentalchimie, a.
d. Franz. 1. Band, gr. 8. Leipzig 1775. 3 fl.

Bibliothek allgemeine für das Schu=und Er=
ziehungswesen
in Deutschland, 3ten Band er=
stes
Stück, gr. 8. 1775. 1. fl.

Hirschfeld, der Winter, eine moralische Be=
trachtung
, 8. Leipzig 1775. 54 kr.

Schott A. F. Sammlungen zu den deutschen
Land=und Stadtrechten, 3ter Theil, 4 Leip=
zig
1775. 1 fl. 24 kr.

Frickens E. C. neue Cottillions=oder fran=
zösische
Contretänze mit den Touren und An=
weisung
solche geschickt zu tanzen, quer fol.
1775. 45 kr.

Oden und Lieder mit Melodien, in die Mu=
sik
gesetzt von Friedrich Gottlob Fleischer, er=
ster
Theil, fol. Braunschweig 1775. 1 fl. 15 kr.

Zückert D. F. allgemeine Abhandlungen von
den Nahrungsmitteln, 8. Berlin 1775. 1 fl. 8 kr.

Cremers Joh. Andr. Anfangsgründe der
Metallurgie, darinn die Operationen sowohl in
kleinen als grossen Feuer ausführlich beschrie=
ben
werden, 2 Bände fol. 1775. 6 fl. 30 kr.

Pallas, P. S. Reise durch verschiedene Pro=
vinzen
des rußischen Reichs, 2 Bände, gr. 4.
m. v. Kupf.

Neue Sammlung verschiedener Schriften der
größten Gelehrten in Schweden, für die Lieb=
haber
der Arzneywissenschaft, Naturgeschichte,
Chimie, und Oekonomie ⁊c. erster Band, 8.
Kopenh. 1. fl.

Eberlein C. G. Entwurf eines polnischen
Wörterbuchs, 2 Theile, 8. Breßlau 1775.
1 fl. 15 kr.

Die Leiden des Carl Billers, und seiner Fa=
ny
, a. d. Engl. für empfindsame Herzen über=
setzt
8. Frankf. 1775.

Jn der Emerich Felix Baderischen Buchhand=
lung
in der Bognergasse neben dem Todenkopf
ist zu haben:

Neue Verfassung des Kriegswesens, nebst ei=
ner
neuen Stellungskunst, die den Grundsä=
tzen
der ersten gemäß eingerichtet, und auf 20
Plans erklärt ist ⁊c. 2 Theile, m. Kupf. gr.
8. Danzig 1775. 2 fl.

Brausobre (Ludwig von) allgemeine Ein=
leitung
in die Kenntniß der Politik, Finanz=
und Handlungswissenschaft, a. d. Französischen
übersetzt, und mit Zugaben größtentheils das
rußische Reich betreffend, begleitet ⁊c. 3 Theile,
8. Riga 1773-75 3 fl. 15 kr.

Vochs (Lukas) Feldbefestigung oder Ver=
schanzungskunst
, zum Gebrauch junger Offiziers,
Kadeten, Unteroffiziers und andrer Liebhaber,
m. Kupf. 8. Augsb. 1775. 54 kr.

Kunst, Situationsplans mit Hülfe einer be=
sonders
dazu verfertigten Schreibtafel auf ver=
schiedene
Arten aufzunehmen und zu zeichnen ⁊c.
mit illuminirten Kupfern, 8. ebend. 1775. 1
fl. 8 kr.

Struensees (Karl August) Anfangsgründe
der Kriegsbaukunst in 3 Theilen, 1. von der
Befestigungskunst m Felde, 2. von Beschaf=
fenheit
der eigentlichen Festungen, und 3. von
dem Angrif und Vertheidigung derselben; mit
Kupf. gr. 8. Leipz. 1771 74 9 fl. 45 kr.

Neue Kriegsbibliothek oder gesammelte Bey=
träge
zur Kriegswissenschaft, 2 Theile, mit
Kupf. gr. 8. Breßlau 1775. 4 fl. 30 kr.

Unterricht (kurzer) in der Rechenkunst und
Meßkunst, zum Gebrauch der Jugend, von
Herrn Zeplichal, 8. Breßl. 1775. 1 fl.

Borns (Jgnatz Edlen vor) Abhandlungen
einer Privatgesellschaft, zur Aufnahme der Ma=
themathik
, der vaterländischen Geschichte und
der Naturgeschichte ⁊c. m. K. gr. 8. Prag 1775.

Spenglers (Joseph) Optick, Katoptrick und
Dioptrick in 2 Theilen,. m. Kupf. gr. 8. Augst.
1775. 1 fl. 45 kr.

Neueste Geographie zum Gebrauch der Ju=
gend
, in 2 Theilen, die allgemeine und beson=
dere
Erdbeschreibung enthaltend ⁊c. von Herrn
Zeplichal / 8. Breßl. 1774. 1 fl. 15 kr.

Schwabens (Joh. Joach.) Anleitung zum
kaufmännischen Briefwechsel, zum Beßten jun=
ger
Handlungsbedienter ⁊c 8. Leipz. 1767. 34 kr.

Herwigs (Joh. Just.) Grundriß der elegan=
ten
Litteratur, zum Gebrauch seiner Vorlesun=
gen
, 8. Wirtzb. 1775. 1 fl. 15 kr.

Asch (John) gramatikalische Anleitung zur
englischen Sprache, aus dem Englischen über=
setzt
, 8. Berlin 1775. 24 kr.

le Fevre (Herrn) Versuch über die Wienen ⁊c.
m. Kupf. gr. 4. 1767. 1 fl.

[16]

Jn der von Ghelenschen Buchhandlung, auf dem hohen Markt
nahe an den Fleischbänken, der Schlange gegenüber, im Postelschen Hause
Nro. 520 sind nebst vielen alten sehr raren und neuen Büchern, Landkarten
und Kupferstichen, auch folgende zu haben.


  • Junkers Briefsteller, 8. 18. k.
  • Ubsens wohlinformirter Redner, 12. 10 kr.
  • Geographisches Handbüchlein der ganzen Welt, 12. 24 kr.
  • Abrégé de le Histoire ecclesiastique, 3 Tomes, 8. 8. fl.
  • - - - - de I'Histoire de france nouvelle Ediƈtion 4. fl.
  • - - - - de Geographie, dans Ie quel ou à detaillé ce qui regarde l'Empire Allemaude &c. 8.
    24 kr.
  • Anatomie par Heister, avec des Essais de physique, 3 Tomes, gr. 12. relié en Veau 4 fl.
  • Anne Belle histoire Angloise par Mr, d'Arnaud, 8. 51 kr.
  • Les deux Miliciens, ou l'Orpheline Villagenise, 8. Paris 1771. 40 kr.
  • la Mere Falouse, Comedie en 3. actes. 8. Paris 1772. 45 kr.
  • - - - - Coquette, ou les amans brouillés par Mr. Quinanlt. 8 Paris 1769. 45 kr.
  • Description des Tableaux de Ia Gallarie Royale & du Cabinet de Sans-Souci, 8. Potsdam
    1771.1 fl.
  • le Chretien etranger Sur Ia terre, 8. Paris 1771. 1 fl.
  • Diƈtionaire Diagnostic, ou l'Art de connoitre les maladies, 8. Paris 1771. 1 fl. 12 kr.
  • Deliberations & Memoires de Ia Societé royale d'Agriculture, 2 Tomes, 8. Rouen 1773.
    3 fl. 20 kr.
  • les devoirs de l'home, ou l'abregé de la science du Salut &c., 12. Paris 1771. 17 kr
  • Diƈtionaire de Morale philosophique par Joly, 2 Tomes, Paris 1771. 4 fl.
  • - - - - universel de Medicine de Chirurgie & de Part Veterinaire &c. 6 Tomes, 8. Paris.
  • Reche ches & Reflexions Sur la poesie en General, 8. Paris 1773. 1 fl. 8. kr.
  • Fragen zwischen zween gegebenen Punkten kann nur eine gerade Linie gezogen werden, 8. Prag
    1775. 10 kr.
  • Die wahre Geschichte des Clavigo, 8. Hamb. 1774. 24 kr.
  • l'Illiade d'Homere, traduit en françois avec des Remarques par Madame Dancier, 7 Tomes
    8. Leyde 1771, 8 fl.
  • Traité du Seigle ergoté par Mr. Read, 8. Strasb. 1771. 40. kr.
  • Tableau annuel des pogrés de la physique, de l'histoire naturelle & des arts, par Mr. Dübois,
    gr. 8. Paris 1772 2 fl. 30 kr.
  • Soliloque par Ie Comte de Schaftesbury traduit de l'Anglais, gr. 8. Londres 1771. 2 fl.
  • Reflexions sur l'elegance & la politesse du Stile, par Mr. Bellegarde, 12. Amsterdam 1756.
    36 kr.
  • On ne s'y attendoit pas, 2 Parties 8. London 1773. 2 fl. 30 kr.
  • Geschichte der Lady Burton, a. d. Engl. 8. Leipzig 1772. 1 fl. 15 kr.
  • Opuscules sacres & Lyriques, ou cantiques sur differant sujets de pieté, 8. 4 parties, gr.
    8. Paris 1772. 6 fl. 40 kr.
  • Lietuaud J. Synopsis universal praxeos medicæ &c. gr. 4. Amsterd. 1765. 6 fl.
  • Des Herrn Home Grundsätze der Arzneywissenschaft, gr. 8. Nürnb. 1722. 1 fl. 45 kr.
  • Les Odes puthiques de Pinthare traduites aves des Remarques, par Mr. Chabanon, gr. 8.
    Paris 1772. 2 fl. 40 kr.
  • Les quatre parties du Jour, poeme, traduit de l'Allemand de Mr. Zacharie, avec fig. gr.
    8. a Paris 1769. 3 fl. 20 kr.
  • Des Herrn Willebrand Grundregeln zur Beförderung der Glückseligkeilt in Städten, gr. 8.
    Leipzig 1771. 1 fl. 30 kr.
  • Traité des affeƈtions vaporenses des deux Sexes, par Mr. Pome, gr, 8. Lyon 1777. 1 fl. 20 kr.
  • Poesies Sacrées, par Mr. l'Abbe de Laperouze, gr. 8. Paris 1770. 2fl. 30 kr.
  • Reisen eines Franzosen, oder Beschreibung der vornehmsten Reiche in der Welt, nach ihrer ehe=
    maligen
    und jetzigen Beschaffenheit; in Briefen an ein Frauenzimmer, 14 Theile, 8. Leipzig
    1768. bis 1775. 14 fl.
[17]

Nachtrag zum Wiener=Diarium Nro. 52. 1775.


Nachricht.

Mitten in der Stadt in einer schön geräumi=
gen
Gasse ist künftigen St. Michaeli in einem
wohlgebauten Hause zu einer sehr gelegensamen
Wohnung der ganze erste Stock, bestehend aus
12 Zimmer nebst 2 Alkofen, wo in 4 Zimmer
eingelegte Fußböden, in allen aber Winterfen=
ster
, Lamberien, Fensterbalken und Superpor=
ten
angebracht sind, einer Kuchel, einem Zim=
mer
zu ebener Erde für Domestiquen, geräu=
migen
Keller, Holz=und Heugewölb, Stallung
auf 8 Pferde, Wagenschupfen auf 2 Wägen,
dann einem Haber=Schütt=und einen andern
besondern Dachboden, zu verlassen; Wem es
gefällig diese Wohnung zu miethen, beliebe sich
des Nähern bey Verlegern des wienerischen
Diariums zu erkundigen.


Künftige Michaelizeit ist in der Singersstrasse
im Tillischen Hause der ganze erste Stock nebst
2 Stallungen nd 2 Kellern zu verlassen; wer
solche Stücke zusammen zu bestehen Belieben
trägt, kann sich in bemeldten Haus im ersten
Stock stündlich anmelden.


Jm Graf Cavrianischen Hause Nro. 1165
in der untern Breunerstrasse sind künftigen Mi=
chaeli
auf 6 Pferde Stallung samt Haber=Heu=
und Strohgewölb, nebst einer gesperrten Wa=
genschupfe
zu verlassen; und haben sich die Be=
standnehmer
beym Hausknecht allda zu melden.


Es sind zwey Zugpferde, Schwarzschimmel,
Hengsten, aus einem guten Gestüt, dann drey
zugerittene Reitpferde, ein Schwarzbraun, Sie=
benbürger
, Wallach; ein Kastanienbraun, eben=
falls
Wallach, und ein schöner Schimmel,
Hengst, zu verkaufen; die Liebhaber hiezu kön=
nen
sich am Kohlmarkt im Wallenfeldischen
Haus Nro. 1179 anfragen.


Jn einer der volkreichesten und gangbarsten
Vorstädte wird ein Haus feilgebothen, das in
verschiedenen Wohnungen bestehet; die Bier=
schanksgerechtigkeit
, und hiernächst einen vor=
treflich
und geräumigen Keller hat; auch mit
einem grossen Garten, wovon ein Theil zur
Bierschänke gehört, der andere aber von dem
Hausinhaber genutzt werden kann, versahen ist.
Liebhaber können das Weitere im Frag=und
Kundschaftsamte erfahren.


Zu Gersthof nächst Weinhaus vor der Wäh=
ringerlinie
ist ein wohlgebautes Haus Nro. 10
und 11 samt Einrichtung, Garten und daran
stosseden Hausgrund zu verkaufen; selbes hat

9 bequem abgetheilte Wohnzimmer, hiernächst
eine Salaterrena, ein Billardzimmer und Bil=
lard
, ein Glashaus samt Wohnung für den
Gärtner, viele Böden, wohlgebaute Keller auf
2000 Eimer Wein, vier abgesönderte Zinns=
wohnungen
, doppelte Einfahrt, Stallungen für
Pferde und Rindvieh, 3 gute Brünne, Wa=
genschupsen
und andere Bequemlichkeiten, der
Garten ist mit den beßten Obstbäumen seit vier
Jahren neu ausgesetzt. Das weitere ist in der
Römerstrasse im grossen Romhof im 2ten Stock
zu erfragen.


Auf Verordnung einer hochlöbl. k. k. ni. öst.
Regierung wird dem der Zeit abwesenden Jo=
seph
Beym, anerwogen dessen Aufenthaltsort
unbekannt ist, hiemit erinnert: daß ihme Jo=
seph
Beym, als eine⟨s⟩ Joseph Anton von Su=
matingischen
Enkel, durch die unter heutigen
Dato bey Regierung geschöpfte Joseph Anton
von Sumatingische Verlassenschaftabhandlungs=
veranlassung
, und zwar in einer hiesigen Stadt=
bankoobligation
ein Erbantheil pr. 143 fl. 20
kr. gerichtlich zugewendet worden sey; wornach
also derselbe wegen Behebung dieses Erban=
theils
sich behörig zu melden haben wird. Wien
den 13. Juni 1775.


Auf Verordnung eines hochwürd. erzbischöfl.
wienerischen Consistoriums werden den 3. Juli
Nachmittag von 3 bis 6 Uhr am Stephans=
freythof
im sogenannten Fixelhof Nr. 850 ver=
schiedene
Gebürgweine samt Fässer den Meist=
bietenden
verkauft werden.


Den 5. Juli werden zu Maria Hilf im brau=
nen
Hirschen Nro. 22 verschiedene goldene Rin=
ge
mit Räutel und Steineln, silberne Leibgür=
tel
, allerley Münzen, Zupf=und anders Sil=
ber
, dann gold=und silberreiche, broschirt und
damastene Frauenkleider, Vormittag von 9 bis
12, und Nachmittag von 3 bis 6 Uhr licitan=
do
gegen baare Bezahlung verkauft.


Von der k. k. ni. öst. Vicedomamtsadministra=
tionsgrundbuchs
wegen, wird hiemit jedermann
kund und zu wissen gemacht: Es sey auf das
von Kaspar Ottinger, k. k. Schweizergardisten,
mandatario nom des Peter Tally, und deren
Gebrüdern Müller in punkto eines wider die
Katharina Rettmayrin als Braunische Univer=
salerbin
in ordine Executionis eingeklagten
Satzkapital pr. 2000 fl. cum sua causa unterm
10. des Monats May beschehene Anlangen in
die Licitirung der derselben im alten Lerchenfeld
in der Neugassen liegenden ander dienstbaren

[18]

Behausung zum grünen Kreuz genannt, gewil=
liger
, und zu dem Ende der 6. Juli d. J. Vor=
mittag
um 10 Uhr zur Licitationstagsatzung
bestimmet worden. Solchemnach werden dieje=
nige
, so die obermeldt=Braunische Behau=
sung
zu erkaufen gesinnet sind, bey vorersagt
angeordneten Licitationstagsatzung in dem in
der Annagassen in dasigen Kloster bey St. An=
na
im ersten Stock befindlichen k. k. Vicedom=
amt
entweder selbst oder durch hiezu Bevollmäch=
tigte
zu erscheinen, und sich behörig anmelden
zu lassen haben, wo sodann mit den Meist=
bietenden
der Kauf geschlossen, und hierüber
das weitere fürgekehret werden wird.


Von der röm. k. k. apost. Majestät ni. öst.
Regierung wegen, wird hiemit durch dieses Edikt
jedermänniglich kund und zu wissen gemacht:
Es sey über die allschon ehedessen angeordnet
fürgeweste Licitationstagsatzung zu verordnen be=
funden
worden, die zur landesfürstl. Pfarr Gun=
dramsdorf
gehörige in dem Markt Gundrams=
dorf
liegend theils behausten Unterthanen, theils
Ueberländgrundholden abermal öffentlich auszu=
feilen
, und an dem Meistbietenden zu verkau=
fen
. Da nun zu diesem Ende der 13. Juli
d. J. Nachmittag um 4 Uhr bestimmet ist; als
werden diejenige, so obbesagte Unterthanen und
Grundholden käuflich an sich zu bringen geden=
ken
, an obbestimmten Tag und Stund in des
k. k. wirklichen geheimen Raths und ni. öst. Vi=
cestadthalters
Herrn Joseph Grafen von Her=
berstein
habenden Wohnung auf der Minoriten=
pastey
in dem gräfl. Ogilvischen Hause Nro. 34
zu erscheinen, und sich allda behörig anzumel=
den
, immittels aber der Anschlag von diesen
Unterthanen und Grundholden in der Doktor
Schmidischen Kanzley in der Römmerstrasse Nro.
909 einzusehen haben.


Von der k. k. ni. öst. Vicedomamtsadmini=
stration
wegen, wird hiemit jedermann kund und
zu wissen gemacht: Demnach über die letzthin
fürgeweste jedoch fruchtlos abgeloffene zweyte
Licitation des im alten Lerchenfeld in der so=
genannten
Neugassen Nro. 79 gelegen zum gol=
denen
Ochsen genannt. Anton Mütlerischen an=
her
dienstbaren Hauses, der in dieser Schulden=
massäsachen
gerichtlich aufgestellte Curator ad
lites Herr Doktor Panstingl um eine nochmali=
ge
anzuordnende 3te Licitation geziemend gebe=
ten
, und dann hiezu der 15. Juli Vormittag
um 10 Uhr in der Annagassen allhier in dasi=
gen
Kloster bey St. Anna im ersten Stock be=
findlichen
Amtskanzley bestimmet worden. Als
werden der oder diejenigen, welche sothane Mül=
lerische
Behausung zu kaufen gedenken, entwe=
der
selbst oder durch genugsam Bevollmächtigte

an obbemeldten Tag. Stund und Ort sich ein=
zufinden
, und behörig anmelden zu lassen ha=
ben
. Wo alsdann mit dem Meistbietenden der
Kauf geschlossen, und das weiters erfoderliche
fürgekehret werden wird


Von der k. k. ni. öst. Vicedomamtsadmini=
stration
wegen, wird hiemit jedermann kund und
zu wissen gemacht: Demnach über die letzthin
fürgeweste, jedoch fruchtlos abgelofene Licita=
tion
, des im alten Lerchenfeld an der Haupt=
und theils in der sogenannten Neugassen, Nr.
115 gelegenen Hirschmannischen Behausung,
der gerichtlich verordnete Windermayerische Hr.
Curator ad Actum, wider den Jakob Hirsch=
mann
gewest=burgerl. Kleinfleischselcher, und
Maria Anna dessen-Ehewirthin, um eine noch=
malige
anzuordnende Licitationstagsatzung gezie=
mend
gebeten, und dann hiezu der 15. Juli
d. J. Vormittag um 10 Uhr in der, in der
Annagassen allhier in dasigen Kloster bey St.
Anna im ersten Stock befindlichen k. k. Vice=
domamtsadministrationskanzley
bestimmet wor=
den
. Als werden der oder diejenige, welche
sothane Hirschmannische Behausung zu kaufen
gedenken, entweder selbst, oder durch genug=
sam
Bevollmächtigte an obbemeldten Tag, Stund
und Ort sich einzufinden, und sich behörig an=
melden
zu lassen haben, wo sodann mit dem
Meistbietenden der Kauf geschlossen, und des
weiters erfoderliche fürgekehret werden wird.


Wir Burgermeister und Rath ber Stadt
Wien geben hiemit jedermann zu vernehmen:
Es sey über die schon ehedessen angeordneten
Licitationstagsatzungen verwilliget worden, das
Strisseckisch in der Rossau liegende Haus sub
Nro. 105 abermal öffentlich auszufeilen, und
allenfalls auch unter der Schätzung, an den
Meistbietenden zu verkaufen. Da nun zu die=
sem
Ende der 15. des Monats Juli d. J. be=
stimmet
ist. So haben diejenige, welche gedach=
tes
Haus zu kaufen willens sind, an den bestim=
ten
Tage, oder da wir anderer Verhindernis=
sen
halber, diesen Tag nicht zu Rath sässen,
den nächst darauf folgenden Rathstag fruh um
8 Uhr vor uns zu erscheinen, und sich bey un=
serm
und gemeiner Stadt Wien Grundbuch
durch den Amtsschreiber anmelden zu lassen,
folglich der weitern Behandlung abzuwarten.


Von des löbl. k. k. Banatischen Staats=und
Obergerichts wegen, wird anmit jedermänniglich
dem daran gelegen kund und zu wissen gemacht:
Es sey der in der königl. kroatischen Freystadt
Agram angestellt geweste orientalische Dollmetsch
Herr Johann Nepomuk v. Ettinger den 12. Jän=
ner
d. J. mit Todt abgegangen, und habe ver=

[19]

mög Testament seine Frau Gemahlin, gebohr=
ne
Kirchwegerin v. Hohenbrun, zur Universaler=
bin
der ganzen Verlassenschaft eingesetzet; wann
nun zur ordentlichen Abhandlung dieser Verlas=
senschaft
das Æs alienum zu wissen erfoderlich
seyn will, als werden alle hieran Theilnehmen=
de
zur Anmeld=Legitimir=und Liquidirung ih=
rer
ex quacunque causa vel titulo habenden
Sprüche oder Schuldfoderung bey obgenannten
löbl. Gericht den 26. Juli d. J. pro 1mo 2do &
3tio Termino peremptorio vorgeladen und in
Warasdin zu erscheinen haben, wie im widri=
gen
, wenn sich dieselbe in der eingeraumten
Zeitfrist nicht gehörig entweder selbst persönlich,
oder durch hiezu genugsam bevollmächtigte Ge=
waltträger
anmelden und legitimiren werden,
man nach Verstreichung der bestimmten Zeitfrist
mit der gewöhnlichen Abhandlung gleichwolen
vorgehen, forthin ungehindert der nicht erschei=
nenden
Gläubigern ex officio vorkehren werde
was Rechtens ist. Warasdin den 10. Juni 1775.


Von der freyherrl. Bartensteinischen Herr=
schaft
Rastenberg wird hiemit jedermänniglich
zu vernehmen gegeben: Wasgestalten man sich
genöthiget finde, über das nach dem unterm
10. März d. J. Todes verbliechenen Johann
Nepomuk Huber, Jägern allhier, rückgebliebene
sämtliche Vermögen, ohngehindert der allschon
unterm 20. Juni beschehenen Edictal-Citation, nochmaligen Concursum Creditorum an=
zuordnen
, und hiezu den 9. Aug. d. J. zur
Anmeld=und Liquidirungstagsatzung pro ter-
mino
ultimo cum clausula præclusi zu bestim=
men
. Es werden demnach all und jede, wel=
che
an gedachtem Johann Nepomuk Huber ex
quocunque titulo Sprüche und Foderungen ha=
ben
, oder allenfalls zu stellen vermeinen, an
vorbestimmten Tag früh um 8 Uhr entweder
persönlich, oder per mandatarium wohl in=
struirter
in hiesiger Herrschaftkanzley perem-
torie
zu erscheinen, und ihre Foderungen also=
gewiß
anzubringen, und zu liquidiren haben,
wie im widrigen den Ausbleibenden das ewi=
ge
Stillschweigen auferlegt seyn soll.


Von des hochwürd. erzbischöfl. wienerischen
Konsistoriums wegen, wird hiemit all und jeden,
welche an der Verlassenschaft des verstorbenen
hochwürdigen Herrn Peter Simen, der heil.
Schrift Doktorn, des hohen Erz=und Dom=
stifts
bey St. Stephan Kantorn, und ernann=
ten
Domprobstens, einige Sprüche und Foderun=
gen
zu haben vermeinen, kund und zu wissen ge=
macht
: daß zur Abhandlung dieser Verlassen=
schaft
auf den 17. August d. J. Nachmittag
um 2 Uhr eine Tagsatzung in der erzbischöfl.
Konsistorialkanzley zu erscheinen, angeordnet

worden sey; es werden demnach diejenigen, wel=
che
eine Forderung, es sey Schuld, oder Erb=
schaft
halber an den ruckgelassenen Vermögen
obgedacht ernannt gewesten Herrn Domprobstens
zu machen gedenken, mit solchen an bestimmten
Tage, Stund und Ort sich alsogewiß persön=
lich
, oder durch hiezu genugsam Bevollmäch=
tigte
daselbst anzumelden, und ihre Forderun=
gen
auf der Stelle, wie es sich zu Recht ge=
bühret
, darzuthuen haben, als im widrigen
die Ausbleibende, oder die ihre Forderungen
nicht genugsam erweisen werden, nicht mehr
gehöret, sondern mit ihren Sprüchen und Fo=
derungen
auf allezeit abgewiesen und ausge=
schlossen
seyn sollen.


Wir Burgermeister und Rath der Stabt
Wien geben hiemit jedermann zu vernehmen:
Es sey Joh. Michael Contami, gewester Hand=
lungsbedienter
, mit Tod abgegangen, und daher,
um mit der künftigen Verlassenschaftsabhand=
lung
sicher vorgehen zu können, für nothwendig
befunden worden, diejenigen vorzuladen und
anzuhören, welche an diese Verlassenschaft ei=
nige
Ansprüche und Forderungen haben möch=
ten
. Da wir nun entschlossen sind eben diese
Sprüche und Forderungen an dem eigends,
und zwar für das erst und letztem⟨al⟩ hiezu be=
stimmten
Tag, nämlich den 21. August dies
Jahrs, oder da wir anderer Verhindernissen hal=
ber
nicht zu Rath sässen, den nachst darauf
folgenden Rathstag fruh um 8 Uhr zu hören
und zu vernehmen. So haben all jene, welche
an des Joh. Michael Contami seel. Verlassen=
schaft
eine rechtmäßige Forderung, es seye um
Erbschaft, Schuld, oder anderer Ursachen wil=
len
zu haben glauben, den bestimmten Tag
selbst persönlich, oder durch einen hinlänglich
versehenen Gewalttrager sogewiß vor uns zu er=
scheinen
, sich behörig zu legitimiren, und ihre
Ansprüche und Forderungen darzuthun, als im
widrigen Falle auf die ausbleibende, oder nicht
behörig liquidirende Erben, Gläubiger und Prä=
tendenten
keine Rucksicht genommen, mit der
Abhandlung, und Vertheilung des Verlassen=
schaftsguts
von Amts wegen vorgegangen, und
dasselbe den etwa vorkommenden Erben unbe=
denklich
überlassen werden, auch den etwa exi=
stirenden
Schuldprätendenten das ewige Still=
schweigen
auferleget seyn würde


Obersthofmarschall ⁊c.

Geben durch gegenwärtiges Edikt jedermann
zu vernehmen: Es hat der gerichtlich verordne=
te
Johann Nepomuk Zellische Curator, Johann
Christoph Kueffner, diesorts angelanget und
gebeten, womit zu Ausfindigmachung des vor=
handenen
Æris alieni die gewöhnlichen Val=

[20]

valedikta ausgefertiget werben möchten. Da
nun in dieses des Supplikanten Ansuchen ge=
williget
worden ist. Als werden all und jede,
so an den von hier entwichenen Johann Nepo=
muk
Zell, gewest k. k. Kameralhauptbuchhalte=
reyexpeditorsadjunkten
sup quocunq. titulo ei=
nige
Ansprüche haben, oder zu haben vermei=
nen
auf den 23. Aug. Nachmittag um 4 Uhr
vor der Amtskanzley auf der Sailerstadt im
Jakoberhaus im ersten Stock alsogewiß zu er=
scheinen
, und ihre habende Anfoderung anzu=
melden
haben, wie im widrigen die nicht er=
scheinende
von dieser Massa ausgeschlossen, und
denselben das ewige Stillschweigen auferlegt,
die vorhandene Mitteln und die sich Anmelden=
de
den Dividenten nach vertheilet werden sol=
len
. Wien den 31. May 1775.


Wir NN. Superintendenten und Spitalmei=
ster
des Burgerspitals in Wien geben hiemit
jedermann sowohl An=als Abwesenden zu ver=
nehmen
: Es sey auf ab intestato erfolgtes Ab=
sterben
nachfolgender Partheyen, als der Joseph
Sixtus, ohne Kondition, gewesten Jnwohners in
der golden Hand am Spitalberg, der Bar=
bara
Bauernfeindin, ledigen Weibsperson zu
St. Marx, gebürtig zu Kittsee in Ungarn,
Ferdinand Schweighard, vorhin gewesten La=
boranten
in der burgerspitälerischen Apotheke,
und Patientens im Bäckenhäusel seel. dann des
Mathias Klaringer, Zimmermannsgesellen und
Jnwohners zu Rußdorf, der Eva Wallnerin,
Wittib und Jnwohnerin allda, und des Franz
Xavery Rottenkoller, gewesten Fleischhacker,
welcher bey letztfürgewesten Krieg bey der k. k.
Armee verstorben seyn solle, wegen sicherer Ab=
handlung
derselben ringen Verlassenschaften, und
zwar des vorbemeldten Joseph Sixtus pr. 10 fl.
27 ½ kr., der Barbara Bauernseindin pr. 14
fl. 6 ½ kr., des Ferdinand Schweighard 15 fl.
14 kr., des Mathias Klaringer restl. 12 fl.
19 kr., der Eva Wallnerin 3. fl. 54 kr., und
des Franz Xavery Rottenkoller 15 fl. cum
sua causa, absonderlich aber zu Ausfindigma=
chung
des etwa vorhandenen Æris alieni, und
dem Jntestaterben für nöthig befunden worden,
die sämmtliche sowohl in=als außer Land be=
findliche
Gläubiger und Jntestaterben zur An=
meld
=und Liquidirung ihrer zu stellen habenden
Foderungen gerichtlich vorzuladen und einzube=
rufen
, da nun hiezu der 23. Augusti d. J. früh
um 9 Uhr zu allendlicher Frist bestimmet wor=
den
ist. Solchemnach werden all und jede, wel=
che
an der vorbenannten Partheyen Verlassen=
schaften
einige Sprüche in Schuld=oder Erb=
schaftssachen
auch ex quocunque titulo zu stel=
len
vermeinen, an obbestimmten Tag und Stund
in der Burgerspittalsgrundstuben, entweder selbst

persönlich, oder durch genugsam bevollmächtig=
te
Gewaltträger alsogewiß zu erscheinen, ihre
Forderungen anzumelden, und gehörig zu liqui=
diren
haben, wie im widrigen gemeldte Ver=
lassenschaftsabhandlungen
dennoch vorgenom=
men
, den sich legitimirenden Jntestaterben das
vorhandene Vermögen, ungehindert der etwa
vorhandenen Gläubigern, so sich mit ihren An=
foderungen
nicht gemeldet, eingeantwortet, den
Ausbleibenden hingegen das ewige Stillichwei=
gen
auferlegt, und Niemand mehr gehöret son=
dern
was Rechtens ist ex officio vorgekehret
werden soll.


Von des kais. auch k. k. löbl. ersten Garni=
sonregimentsgericht
wegen, mit gegenwärtigen
Edikt jedermänniglich, absonderlich aber, dem
daran gelegen, hiemit anzufügen: Es habe sich
nach Absterben des bey diesem gedachten löbl.
Regiment gestandenen Unterlieutenant Freund,
und daraufhin mittels Ediktal=Konvokation
veranlaßt, und jüngst fürgewesten Schulden=
liquidation
annoch wider Vermuthen soviel ak=
tiv
=und respektive Erbvermögen übrig gezei=
get
, daß das berührt=löbl. Regiment bey dem
Umstand, allwo sich bis nunzu noch kein Jn=
testaterb
um obgedachte Verlassenschaft ange=
meldet
, noch Rechtsbeständig legitimiret hatte,
also, um die etwa ein=oder dem andern dies=
falls
von Rechtswegen zustehende nähere Erb=
sprüche
in Erfahrung zu bringen, sohin zur
völligen Abhandlung solcher Verlassenschaft vor=
schreiten
zu können, für nothwendig befunden
habe, alle hieran Theilnehmende durch dieses
gegenwärtige Edikt zur Erbserklär=und Legi=
timirung
gerichtlich vorzuladen und einzuberu=
fen
. Wann nun zu dem Ende denselben 1 Jahr
6 Wochen und 3 Täg, das ist, den 30. Juni
künftigen 1776. Jahrs in des Herrn Kommen=
danten
Quartier zu erscheinen, zur allendlichen
Frist anberaumet worden. Als werden all und
jede, welche bey gedachter Verlassenschaft eini=
ge
Erbsprüche zu haben vermeinen, an obbe=
stimmter
Zeit beym löbl. Regiment entweder
selbst persönlich, oder durch hiezu genugsam be=
vollmächtigte
Gewaltträger alsogewiß zu erschei=
nen
, und ihre Erbfolge mit gerichtlich bekräf=
tigten
Urkunden, Geburtsbriefen, oder sonstig
authentischen Beweismitteln Rechtserfoderlich
zu liquidiren haben, als in widrigen nach Ver=
streichung
der obbestimmten Zeit die Abhand=
lung
jegleichwohlen vorgenommen, sofort ohn=
gehindert
der Ausbleibenden solche Jntestaterb=
schaft
dem k. k. Militarinvalideninstituto als erb=
los
eingeantwortet, auch sonsten ex officio, was=
Rechtens ist, fürgekehret werden soll. Staabs=
qartier
Temesvarden 12. May 1775.

[21]

Nachricht.


Es wird hiemit kund gemacht, daß beym Anfang
des Margarethenmarkts, nämlich den 13. des ge=
enwärtigen
Monats Juli neue leinene Waaren, als
tischzeuge, damastene und ordinari; Schnittgingans,
Kammertücher, theils gestreifte, feine, und ordinari,
theils glatte, feine, und ordinari; Battiste feine,
und ordinari; damastene Frauenkleider, und Bett=
decken
, nebst ordinari Tücheln in der Stadt in dem
Selmischen, oder sogenannten Baron Boulischen Haus
Nro. 1162 zu ebener Erde fruh von 9 bis 12, und
Nachmittag von 3 bis 6 Uhr licitando den Meistbie=
tenden
verkauft, und damit im erfoderlichen Fall die
folgende Täge kontinuiret werden. Wien den 3ten
Juli 1775.

[22]
[23]

Nachricht.


Es hat eine vornehme Dame den 30. Juni eine Brillantrosen
auf grosser Spennadel mit Drat gebunden, verlohren,
ungefehr von Hernals durch die Alstergasse, vom Schottenthor
durch die Herrengassen, die Augustiner vorbey, über den neuen
Markt in die Johannesgassen: diese Brillantrosen bestehet in
der Mitte in einem Brillant von ungefähr 4 Grän im Gewicht,
mit 8 kleinern, ungefähr 3/8ler karmoisirt, wo sowohl der mit=
tere
Brillant, als die 8 kleinere Stuck als Schnierkästen ein=
gebunden
sind; weiters um die mittere Rosen sind in Form 8
festonirte Bogen jeder von 4 Brillanten, zwischen jeden Bo=
gen
ein kleines Kästel von 1 Brillanten, folglich 40 kleine
Brillanten von ungefähr 16=20=und 40 Carat.

Als wird respektive jedermann höflichst ersucht, so ge=
meldte
Rosen gefunden worden, oder davon Wissenschaft haben
möchte, es dem Herrn Reymann, burgerl. Goldarbeiter im
Gundelhof Nro. 534 gegen der Brandtstatt im 4. Stock
gegen guten Rekompenz anzudeuten.

[24]
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