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Wienerisches Diarium

Nr. 22, 18. März 1775

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[1]

Konstantinopel den
17. Horn.

Endlich werden die gefan=
gen
geweßte Russen von
dem rußischen Sach=
walter
(oder Agenten)
in ihr Vaterland ex=
pediret
, einige über den Archipelagum,
andere über das schwarze Meer; sie haben
den Winter hindurch sehr viels gelitten,
wegen Strenge der Kälte, dann einige
kaum gekleidet, andere gar ohne Kleidung
unter Bretterhütten liegen musten. Die
Theurung hält hier noch an, das Fleisch
ist im Preise, wie bey üblester Kriegszeit;
das Brodt auch von nämlichen Gewichte
und Gattung, wie es währendem Kriege.
war; und so ist es auch mit anderen Gathen

Petersb. den 13. Hornung.

Pugatschews, und seiner Anhänger
Schandthaten und Tod sind bey uns auf
7 Bogen zu lesen. Diesem ist das Ur=
theil
des Gerichts, die kaiserl. Bekanmt=
machung
an die begnadigten Verbrecher,
nebst einer Nachricht von den, von die=
sem
Rebellen grausam=behandelten Orten
beygefügt. Merkwürdig ist der am Ende
angehangene Befehl Jhrer Majestät der
Kaiserinn aus dirigirendem Senate. Er
lantet so: Es befehlen Jhre kaiserl. Ma=
jestät
allergnädigst, auf aller unterthänig=
stes
Gesuch des Generals Potemkin, im
Namen aller treugeprüften Stände der
Jaitzkischen Truppen, die während den
Unordnungen von einigen ihrer Mitbrü=
der
unwandelbar in ihrer Pflicht verhar=
ret
, desgleichen auch desjenigen, die die

[2]

Schwere ihres begangenen Meyneydes
empfunden, und mit wahrer Reue wie=
der
zu ihrer Pflicht umgekehtet, zu voll=
kommern
Vergessenheit dieses in Jaick sich
zugetragenen unglücklichen Vorfalls, daß
der Fluß Jaick, von welchem die dasigen
Truppen sowohl, als auch die Stadt den
Namen bis hiezu geführet, weil dieser
Fluß aus den Uralstischen Gebirgen sei=
nen
Ursprung hat, also auch von nun an
inskünftige Uraik genannt, und mithin
auch besagte Truppen sowohl, als die
Stadt Jaik selbst, deren Namen davon
annehmen, und nicht weiter die Jaitzki=
schen
genannt werden sollen. Welches
hiemit zur Nachricht, und Nachachtung
bekannt gemacht wird. Gedruckt zu St.
Petersburg beym Senate den 27. Jänner
1775.

Londen den 28. Hornung.

Gestern gieng vom festen Lande, und
aus Dublin eine Menge Briefe ein, die
unterschiedliche Staatsunterredungen un=
ter
den Ministern veranlassten. Man
spricht davon, daß die Einschiffung der
Truppen nach Boston so lange verschoben
werden dürfte, bis man zuverläßig wis=
se
, ob die Kolonica den ihnen gethanen
Vorschlag, sich entweder selbst mit Abga=
ben
zu belegen, oder dann sich den Par=
lamentsauflagen
zu unterwerfen, willig
werden angenommen haben; allein, die=
ser
Verschub ist noch nicht durchaus fest=
gesetzt
. So viel ist sicher, daß die des=
falls
am 20. im Unterhause gefaßte Ent=
schließung
, nämlich den Kolonien zu er=
lauben
, daß sie mit Bewilligung des =
nigs
und des Parlaments ihren Beytrag
zu den allgemeinen Lästen selbst bestimmen
können, gestern in dem Unterhause von
neuem vorgenommen, auch nach lebhaf=
tem
Wortstreit genehmigt, und verabre=
det
worden ist, die fernere Untersuchung
der amerikanischen Angelegenheiten am 1.
Merz wieder vor die Hand zu nehmen.

Den jüngsten Berichten aus den Kolo=
nien
zufolge, beginnen die Gemüther in
verschiedenen Ortschaften friedsamer zu
denken, als bisher geschehen. Der Ge=
neral
Gage schreibt selbst unterm 18. Jän=

ner, die Gährung in der Provinz Massa=
chuset
gebe täglich nach; der meiste Theil
des Volkes verlange, die Gerichtshöfe,
und die Verwaltung der bürgerlichen An=
gelegenheiten
wiederum, wie vor den letz=
ten
Unruhen, in ihrem ordentlichen Gan=
ge
zu sehen, und es sind verschiedene Ge=
sellschaften
von angesehenen Personen zu=
sammgetreten
, um ihr Leben und Hab=
schaften
wider die Aufwiegeler zu verthei=
digen
.

Die Preßfreyheit giebt dem Parlamen=
te
von neuem etwas zu schaffen. Bereits
am 24. klagte der Graf von Effingham
im Oberhause ein, daß eine Schrift un=
ter
dem Titel; Gegenwärtige Crisis be=
treffend
Amerika ⁊c. zum Vorschein gekom=
men
wäre, davon er ein Stück vorlegte.
Man verlas einige Stellen darien, die
dahin lauteten, daß der Landesherr die
Gewalt in Händen hätte, ohne Einwil=
ligung
des einen, oder des andern Par=
lamentshauses
eigenmächtig Geldbeyträge
zu heben. Da nun dieser Satz den Grund=
gesetzen
und Verfassungen des Reichs zu=
wider
läuft, so wurde vorgetragen, und be=
schlossen
, daß diese Schrift ein irriger, bos=
hafter
, und aufrührischer Libell sey, der
so wenig mit den Grundsätzen der Revo=
lution
, welcher wir die gegenwärtige
glückliche Verwaltung zu verdanken ha=
ben
, als mit den Rechten des Untertha=
nen
sich reimte. Es sey ferner eine ver=
wegene
Beschimpfung der königl. Person,
und zielte dahin, die Gesetze und Frey=
heiten
dieser Königreiche umzustürzen, und
eine unerlaubte, und willkührliche Ge=
walt
einzuführen. Zudem wurde auch be=
schlossen
, das Exemplare v. dieser Schrift
auf öffentlichen Märkten am 6. und 7ten
Merz durch Büttels Hände verbrannt
werden sollten; und, da mehrbesagte
Schrift ein offenbarer Anstoß wider das
Ansehen und die Vorrechte der Gemeinen
sey, so sollte sie denselben am 27. nebst
den hieroben gefaßten Entschließungen, in
einer Konferenz mitgetheilt werden. Dies
geschah auch am besagten Tage, und das
Unterhaus pflichtete den Schlüßen der
Paris desfalls bey. Beyde Häuser, je=

[3]

des insbesonder, nahmen von der Wo=
chenschrift
Nro. 3. die Crisis genannt, Ein=
sicht
, und erklärten selbige für einen fal=
schen
, ehrenlosen, und aufrührischen Li=
bell
gegen die Person des Souvrains, wel=
che
bestimmt sey, die Zuneigung der kön.
Unterthanen von seiner Person und Re=
gierung
abwendig zu machen, und die
Ruhe des Königreiches zu stören; sie soll=
te
durch Büttels Hände an eben den Ta=
gen
, und Orten mit der Brochure von
gleichem Titel verbraunt werden, und der
Generalprokurator wider den Verfasser,
und Drucker dieses Blattes die Rechts=
klage
anheben.

Das Parlament hat sich nicht entschla=
gen
können, von besagter Schrift Kennt=
niß
einzuziehen; sonst hätte die Nation
vermuthen können, daß das Ministerium
dieses Stück vorsetzlich circuliren ließ, um
die Gemüther zu irgend einer großen Be=
gebenheit
gefaßt zu machen. Unter an=
dern
darinn angebrachten Stellen ist auch
diese, daß die Taxen nach unserer Ver=
fassung
keine freywillige Beyträge des Vol=
kes
sind; weigerten sich die Gemeinen,
jährliche Subsidien einzuwilligen, so sey
der König, der die vollziehende Gewalt
ist, gesätzmäßig berechtiget; selbige ohne
ihre Einwilligung zu heben; so verhalte
es sich auch, wenn die Nation feindlich
überzogen, oder mit einer feindlichen Ue=
berziehung
bedrohet werde, bey welchen
Gelegenheiten die Rothwendigkeit zur
Richtschnur diene, und die Sicherheit der
Völkerschaft müsse nicht von einer Mehr=
heit
der Gemeinen abhangen, welche aus
besondern Absichten, oder aus Eigensin=
ne
die erforderlichen Subsidien zum Beß=
ten
des Staates versagen möchten ⁊c.
Der Lord Eßingham bemerkte, die Falsch=
heit
dieser schädlichen Lehre hätte zweenen
unserer Könige das Leben gekostet, und,
wenn der Verfasser nicht geahndet werde,
so könnte die Nation auf den Gedanken
kommen, daß das Ministerium derglei=
chen
gefährliche Schriften begünstigte.
Herr Nairne, einer unserer geschickte=
sten
Künstler, hat eine neue elektrische
Maschine verfertigt, deren Wirkungen al=

les übertroffen, was man in dieser Art
bishr gesehen hat. Die Funken, die die=
se
Maschine aussprühet, sind von einer
außerordentlichen Größe. Sie brachten
den Drath mit einem starken Knalle zum
Schmelzen, wobey die Stube mit einem
feuerigen Regen angefällt ward, auch
zündeten sie in einer Entfernung von 5
bis 6 Schuhen das Pulver an. Gedachte
Maschine ist für Se. königl. Hoheit den
Herrn Großherzog von Toskana verfer=
tigt
worden, der dem Künstler, außer
100 Guineen, als den Werth der Ma=
schine
, noch 50 Pf. Sterlinge bezahlen,
und zugleich sein Portrait in einem göl=
denen
Medaillon zu überschicken geruhet
hat.

Neapel den 28. Hornung.

Der Principe Stigliano Kolonna, =
nigl
. Oberststallmeister, Vater des Prin=
cipe
d'Alliano, dermaligen Vicekönigs
in Sicilien, des Monsign. Kolonna, römi=
schen
Prälatens, und des Don Lorenzo,
welcher dermalen in königl. spanischen
Dienste steht, ist in einem hohen Alter
dieser Tagen verstorben. Seine hinter=
lassene
Erbschaft soll auf eine beträchtli=
che
Summe hinauslaufen.

Gestern frühe kam der Kourier, wel=
cher
die frohe Nachricht von der Geburt
unsers Thronfolgers an den k. k.Hof über=
brachte
, wieder von Wien allhier an. Er
hat Jhrer Majestät der Königinn von
Jhrer durchl. Frau Mutter der Kaiserinn
Königinn Majestät verschiedene kostbare
Geschenke mitgebracht, worunter auch
ein Sträußchen von Brillänten sich be=
findet
, das man auf 40000 Dukati
schätzt.

Rom den 1. Merz.

Se. päbstl. Heiligkeit haben am ver=
flossenen
Sonntage, wie bereits gemeldet
worden, die heilige Pforte in der Vati=
kankirche
mit dem gewöhnlichen Geprän=
ge
eröfnet. (Sobald es Zeit, und Um=
stände
erlauben, soll unsern Lesern hie=
von
eine ausführliche Beschreibung
mitgetheilt werden.) Der Herr Kardi=
nal
Boschi sollte als Oberpönitentiar, ver=
mög
seiner amtsmäßigen Pflicht, bey die=

[4]

ser Feyerlichkeit dem Pabste den silber=
und vergöldeten Hammer überreichen; da
er aber dermal daran verhindert war, so
hat der Kardinal Yörk seine Stelle ver=
tretten
, und nachher auch gedachten sil=
bernen
Hammer zu einem Angedenken be=
kommen
. Zu gleicher Zeit haben die neu=
lich
zu dieser Handlung benannten Her=
ren
Kardinäle, dem alten Gebrauche nach,
die andern heiligen Pforten eröfnet, und
das ganze, auf eigene Kosten dazu ange=
schafte
heilige Geräthe, den respektiven
Kirchen zum Geschenke hinterlassen.

Die päbstl. Geburtsstadt Cesena hat 4
ihrer adelichen Patrizen hieher gesandt,
um Seiner Heiligkeit ihre Glück=
wünschungskomplimente
abzustatten; sie
wurden Sonntags Abends vorgelassen,
von dem heiligen Vater auf das leutse=
seligste
empfangen, und zu überzähligen
geheimen Kämmerern ernannt.

Livorno den 3. März.

Die noch übrigen hier sich befindlichen
rußischen Schiffe schicken sich nach und nach
zur Abreise an, wie dann erst gestern das
Kriegsschiff des Kapitain Alexander Ale=
xiano
nacher Port Mahon abgesegelt ist.

Die frischesten Briefe aus Gibraltar
geben, daß die Spanier alle ihre afrika=
nische
Besatzungen glücklich verstärkt ha=
ben
. Von Drano sey am 10. Jänner ein
Bataillon von 2000 Köpfen aus verschie=
denen
Regimentern ausmarschirt, und
habe geschlossenen Vierreck, oder Ba=
taillon
Quarre mit solcher Gewalt durch
den Rordon der Mohren auf der Seesei=
te
durchgedungen, daß dadurch die Fein=
de
nicht nur alleine zerstreut, sondern ih=
nen
auch 2 Kanonen abgenommen, und
die übrigen vernagelt worden sind. Ferner
warfen die Spanier die mohrischen Lauf=
gräben
über den Haufen, verloren ihrer
Seits bey dieser Gelegenheit keinen Mann,
machten vielmehr in Gegentheil manchen
Schwarzen zum Gefangenen, und zogen
siegreich in Orano wieder ein.

Genua den 25 Hornung.

Man siehet hier eine Liste der Seemacht
des Königs von Marocco. Zu Larrache
2 Fregaten von 30 Kanonen, und 200

Mann Schiffvolk. Drey von 24 Kano=
nen
, und 150 Mann. Zwey von 20 Ka=
nonen
, und 130 Mann. Zu Tetuan 2
Schebeken von 20 Kanonen, und 200
Mann. Eine Galeotte von 16 Kanonen,
und 60 Mann. Eine von 8 Kanonen,
und 70 Mann. Zu Salee eine Fregate
von 24 Kamonen, und 180 Mann. Ei=
ne
ande von 18 Kanonen, und 120 Mann.
Drey Galeotten von 10 Kanonen, und
130 Mann.

Briefe aus Lissabon versichern, daß der
dasige Hof fast alle geistliche Pfründen des
Reichs für seinen Patronatsrecht unter=
worffen
erklärt, alle darauf gehaftete Pen=
sionen
abgeschafft, und erklärt habe, daß
diejenige, so aus der römischen Datarie
damit versehen worden, sich von neuem
von Sr. allergetreuesten Majestät bestät=
tigen
lassen sollen.

Paris den 27. Hornung.

Der verwiesene Groskanzler, Herr v.
Meaupon, ist gegenwärtig zu Paris.
Sein 88jähriger und am Rande des To=
des
stehender Vater, der ehemalige Vi=
cekanzler
, welcher nur 24 Stunden lang
diese erste Reichsstelle verwaltet, und sol=
che
hernach seinem Sohn abgetretten hat,
ist bey Sr. Majestät um Erlaubniß ein=
gekommen
, seine Kinder noch vor seinem
Ende einmal sehen zu dörfen, welches
ihm auch gnädigst verwilliget worden,
jedoch mit der Einschränkung, daß der
verwiesene, niemand als ihn, seinen Va=
ter
, besuchen dörfte. Er hat deswegen
auch seine Wohnung in der Behausung
seines Vaters; und nicht in der Kanzley
genommen, welche ihm jedoch, so lange
er seiner Kanzleywürde nicht entsaget,
zustehet.

Die Stände von Bretagne haben 50
tausend Livres für die Unterhaltung der
in öffentlichen Zucht=und Arbeitshäusern
eingesperrten Bettler verwilliget.

Ein alter abgelebter Offizier, welcher
sich schon lange um eine Pension bewor=
ben
hatte, aber keine hatte erhalten kön=
nen
, wagte endlich das letzte, drang in
das Zimmer da der König zu Nacht
spieß, und rufte mit lauter Stimme, Si=

[5]

eel da alles stille war; einige der An=
wesenden
hießen ihn schweigen; wer
kann, ohne laut zu klagen, Hungers
sterben, erwiederte der Offizier laut;
der König winkte ihm gütig näher zu
tretten; Sire, sagte er denn, ich bin
nun 70 Jahre alt, von welchen ich 50
in Euer Majestät Vorfahren Diensten
zugebracht habe, und ich muß dennoch
der Nothwendigkeiten des Leben⟨s⟩ ent=
behren
; haben sie eine Bittschrift bey sich?
sogleich übergab sie der Offizier dem gütig=
sten
Monarchen, und nahm seinen Abschied.

Er mußte auch nicht lange auf die
königl. Gnade warten, denn gleich des
andern Morgens wurde er zu Sr. Maj.
in das Kabinet berufen, und da von
dem Monarchen mit einer Art, welche
das Geschenk unendlich erhöhte, mit ei=
nem
jährlichen Gehalte von Liv. 1500
auf die königl. Kassette beschenkt. Und
nun gehen sie, sprach der gütige Monarch,
zu meinem Kaßierer, welcher bereits
Befehl hat ihnen das Jahr, welches seit
gestern Abend verfallen ist, auszuzahlen.

Das vorzügligste Glück der Fürsten ist
gewiß dieses, daß sie es immer in ihrer
Macht haben Unglückliche zu trösten und
zu erfreuen.

Von Graulhet wird gemeldet, daß in
dem Kirchsprengel von Castres zu Ende
des Christmon. sich ein so gewaltiger Sud=
wind
erhoben, welcher alle Bäume aus
der Wurzel und viele Häuser zusammen=
gerissen
. Man bemerket dabey einen be=
sondern
Umstand; eine Frau befand sich
an ihren Fenster: der erste Stoß dieses
Windes warf die beeden Seitentheile ih=
res
Hauses zusammen, fast zu gleicher
Zeit kam ein zweiter Stoß, welcher das
Dach hinweg, und die Frau in eine Ent=
fernung
führte, von welcher sie, ohne
einigem Ungemache den Rest der Mauern
ihres Gebäudes einfallen sah.

Warschau den 4. März

Die Punkte, so wegen der Dißidenten
beschlossen worden, sind folgende:

1) Die Dißidenten werden von nun
an von allen Senat=und Ministerstellen
der Krone und Litthauen ausgeschlossen.

2) Künftighin können von den Dißi=
denten
3 Personen zu Landboten auf dem
Reichstage erwählet werden, sie können
auch der Vorzüge des Aders geniessen,
und Stellen bey den Tribunulen, Kom=
mißionen
, Jurisdiktionen und Dikaste=
rien
er Reupblik, sowohl in Civil=als
Militairstande erhalten.

NB. Diese Vorzüge haben nur dieje=
nigen
von Adel nebst ihren Nachkommen,
die jetzo das Judigenat schon besitzen.

3) Da Se. Majestät auf die Aufhe=
bung
des Collegii Mixti bestanden, so
willigen Jhro rußisch. kais. Majestät un=
ter
nachfolgenden Bedingungen darein:

a) Daß alle Sachen, so vermöge des
Traktats von 1768 an das Coliegium
Mixtum gewiesen waren, jetzo in den
königl. Assessorialgerichten entschieden
werden sollen,

b) Daß Se. Majestät zu dergleichen
Sachen die sonst an gedachtes Kolle=
gium
geweisen waren, eben so viele
Dißidenten rufen lassen, als nöthig,
um den katholischen Beysitzern an der
Zahl gleich zu werden, wenn noch koi=
ne
Gleichheit vorhanden ist.

c) Daß alle 6 Monate eine Zeit von 4
Wochen, blos in diesem Gerichte, für
die dißidentische Angelegenheiten sollen
bestimmt seyn.

4) Wenn die Dißidenten an den Fey=
ertagen
ihre Todten begraben wollen, so
soll es entweder sehr früh, oder nach
Endigung des katholischen Gottesdien=
stes
geschehen.

5) Die Dißidenten begeben sich des
Gebrauchs der Glocken mit dem Bedin=
ge
, daß ihre Kirchen nicht blos Beth=
häuser
genennet werden.

6) Alle Scheidungen von Tisch und
Bette gehören für die katholischen Kon=
sistorien
, wenn der eine Ehegatte von
dieser Religion ist.

Preßburg den 15. März.

Den 11. verfügten sich Jhre königl.
Hoheiten die Erzherzoginn und der Her=
zog
nach Wien, um allda dem aller=
höchsten
Geburtsfeste beyzuwohnen.

Den 14. ist die fliegende Brücke allhier

[6]

wieder eingehenkt worden, und nun kann
alles in seiner Ordnung wieder hin und
her fahren.

Den 5. Hornung kam zu Letdorf in
der Herrschaft Höllerbrand bey Eisenstadt
durch die Unvorsichtigkeit eines Mägd=
chens
, welches beym Krapfenbacken das
auf Kohlen geflossene Schmalz mit Was=
ser
löschen wollte, Feuer aus, wodurch
in einer Stunde 21 Häuser nebst Stal=
lung
und vielem Getreide in die Asche
verwandelt und ein grosser Schaden
ausgeübet worden.

Den 7. Abends nach 6 Uhr nahmen die
musikalischen Fastenakademien in Gegen=
wart
eines zahlreiche hohen Adels in dem
Fürst=Esterhazischen Hause allhier ihren
Anfang. Das Orchester war mit frem=
den
Virtuosen und verschiedenen allhiesi=
gen
Tonkünstlern so wohl besetzt, daß sich
Jnstrumental=und Vokalmusik mit voll=
kommenem
Beyfalie vernehmen ließ. Künf=
tigen
Dienstag wird die Akademie wieder
vor sich gehen.


Wien den 18. März.

Den 15. dieses reiseten Jhre königliche
Hoheiten die Erzherzoginn Maria Christi=
na
, und Dero durchlauchtigster Gemahl
der Prinz Albert von hier nach Preßburg
wieder ab.

Den 17. dieses wurden in der k k. Kam=
merkapelle
für die im Herrn entschlaffene
hochadeliche Sternkreuzordensdame: Eli=
sabeth
Gräfinn von Schönborn, gebohrne
Fürstinn von Salm=Salm, die gewöhn=
lichen
Seelenmessen gelesen.

Fortsetzung der eingegangenen Nach=
richten
von Sr. königl. Hoheit,
dem durchlauchtigsten Erzherzoge
Maximilian.

Nachdem Se. königl. Hoheit am 27.
verflossenen Monats von Paris wieder nach
Ver ailles abgereißt waren, speißten Die=
selbe
zu Mittag beym Herrn Herzoge v.
Bouillon, und des Abends bey der Frau
Fürstinn Guemene. Gegen die Nacht
nahm das prächtige, durch die zwey kön.
Herren Brüder, dem Erzherzoge zu Eh=
ren
gegebene Fest seinen Anfang.

Hierzu hatte man die große Reitschule
zu Versailles eingerichtet, die durch Scheid=
wände
in drey Theile abgeschnitten war.
Jn dem ersten, welcher zum Eingange
diente, verkauften verschiedene dahin be=
russene
Kaufleute in eigends dazu aufge=
schlagenen
Läden allerhand Galanterie=
waaren
. Dieser Eingang führte in einen
kleineren Raum, weicher ein Kaffehaus
vorstellte, in welchem einige Schauspie=
ler
ein sogenanntes Sprichwort (welcher
ein bey den Pariser=Privatgesellschaften
sehr üblich gewordenes Spiel ist) spielten.

Der dritte Abschnitt, welcher der grö=
ste
war, war zum tanzen gewidmet; um
aber zu demselben zu gelangen, war aus=
serhalb
, um einen Theil der Reitschule
herum, ein weiter wohlausgezierter Gang
gebauet, welcher an beyden Seiten aber=
mal
mit verschiedenen Kaufmannsläden
besetzt war, und hin und wieder die bey
den Pariser Jahrmärkten übliche Schau=
spiele
darstellte. Zuletzt spielten die besten
dortigen Schauspieler auf einer in Gestalt
eines Erkers oder Balcons erhabnen Bühne
eine sogenanute Parade, nach deren Schluß
Pierrot die Umstehenden einlud, zum ei=
gentlichen
Schauspiele hinein zu kommen.

Man gieng demnach in einen zierlichen
Schausaal, allwo ein kurzes Lustspiel, und
sodann ein scherzhaftes Singspiel des k. k.
Kapellmeister Gluck aufgeführt wurden.
Aus dem Schausaale kam man zu einem
Zimmer, wo allerhand Eßwaaren auf ver=
schiedenen
Tischen in Menge vorhanden
waren, aus welchem man endlich in den
Tanzsaal gieng, wo getanzt wurde, wel=
ches
bis um 7 Uhr des folgenden Mor=
gens
dauerte.

Den 28. fieng der letzte Hofball Abends
um 7 Uhr an, der sich um halb 12 endigte.

Den 1. dieses als an dem zur Abreise
bestimmten Tage nahm der durchlauchtig=
ste
Erzherzog in Begleitung des k. k. Hrn.
Vothschafters Grafen von Mercy, und des
Herrn Grafen von Rosenberg von dem al=
lerchristlichsten
Könige Abschied, und ward
von Sr. Majestät mit allen Merkmaalen
der Freundschaft und Achtung empfangen
und entlassen.

[7]

Diesemnach geschah die Beurlaubung
bey den königl. Herren Brüdern, und
Derselben Gemahlinnen; und endlich bey
Jhrer Majestät der Königinn, die sich
bey diesem Abschiede Dero geliebtesten
Herren Binders ihrer ganzen Zärtlichkeit
überließ, und sich der häufigen Zähren
nicht enthalten konnte, wodurch alle An=
wesende
auf das innigste gerührt wurden.

Der durchlauchtigste Erzherzog gieng
alsdann von Versailles nach Paris zurück,
und tratt folgenden Tages den 2. dieses
um halb 12 Uhr seine fernere Reise an,
auf welcher er bis auf die erste Post zu
Bondi von dem k. k. Herrn Bothschafter
ist begleitet worden.

Den 16. dieß ist allhier die Ziehung der
k. k. Lotterie vor sich gegangen, und sind
die Nri 59. 49. 54. 67. und 12. mit vie=
len
in Theil nahmhaften Ambi, Terni,
und Estraten gehoben worden, wie dann
bey dem sub Nro. 14. angestellten Kollek=
tan
an 3 Terni, bey jenem Nro. 19. vier
Terni, ein Quartin, dann an Ambi 200
Dukaten, bey diesem Nro. 25. an Estra=
ten
350. fl. bey dem Nro. 26. an detti
250 detto, bey jenem Nro. 29. ein Ambo
mit 500 Dukaten, bey diesem Nro 30.
ein Terno mit 100 detto, bey dem Nro.
32 ebenmäßig ein Terno pr. 100 Duka=
ten
, bey jenem Nro. 33. an detti 4000
detto, bey diesem Nro. 34. vier Terni,
ein Quartin, bey dem Nro. 63. drey
Terni, bey jenem Nro. 64. an detti 200
detto, bey diesem Nro. 79 drey Terni,
dann bey dem in Schwechath Nro. 93.
an detti 400 detto gewonnen und abge=
führt
worden.

Den 29. dieß wird in Gratz die wei=
tere
Ziehung beschehen.

Gestern wurden drey ledige Mannsper=
sonen
, ihrer vielfältig verübten Straßen=
raubereyen
wegen, ausgeführt, um mit
dem Schwerte hingerichtet, sodann ihre
Körper auf das Rad gelegt, und die =
pfe
auf Pfähle gesteckt zu werden. Dieses
Urtheil wurde aber nur an zweenen voll=
streckt
, weil der dritte aus besonderer kais.
Gnade nach ausgestandener Todesangst
Verzeihung, und das Leben erhielt.


Verzeichniß der Verstorbenen zu Wien
in und vor der Stadt.
Den 12. März Jn der Stadt.

  • Die wohledlgeb. Fr. Eleonora Fritzin. J. U. D.
    Wit. Nro. 409. nächst Mariastieg. alt 73. J.
  • Fr. Mar. Josep. Schertin, Kaufm. Wir. Nro.
    573. untern Tuchlaub. alt 72. J.
  • Dem Gottsrid Krempel, burgl. Schustermeist. s.
    K. Joh Nro. 321. im Tiefengrab. alt 2. J.
  • Gertraud Ziehenhaußin, burgl. Schneiders Wit.
    alt 77. J. im Burgerspital.

Vor der Stadt.

  • Die hoch=und wohlgeb. Fräule Klara Gräfinn v.
    Sirmay, im löbl. Frauenklost. am Rennweg,
    alt 12. J.
  • Dem Hrn. Wolfgang Köpp, Zeichnungsmeist. im
    k. k. Theresiano, s. Fr. Regina, Nro. 90. auf
    der Wieden, alt 36. J.
  • Dem Math. Klapperer, burgl. Unmurkenkram. s.
    K. Theresia, Nro. 5. auf der Laimg. alt 2. J.
  • Cathar. Kulluttin, gew. burgl. Käß=und Wurst=
    mach
    . Wit. N. 131. auf der Wieden, alt 76. J.
  • Dem Thomas Strittich, Haarhandl. s. Sohn
    Joh. Nro. 70. auf der Wieden, alt 20. J.
  • Dem Joh. Georg Freyleder, Wäscher, s. W.
    Margaret. Nro. 41. zu Margaret. alt 53. J.
  • Wolfgang Goldberger, Sesseltrag. Nro. 7. am
    H⟨i⟩mmelpfortg. alt 60. J.
  • Philipp Zwirchmayr, alt 76. J. im Contum.
  • Elisabet. Gillin, Hauers Töcht. alt 9. J. im Bäcken.
Summa 13. Person. darunter 2 Kind.

Den 13. März. Jn der Stadt.

  • Der wohledle Hr. Anton Declaire, k k. Kuchel=
    inspekt
    . Nr. 313. am Hof, alt 62. J.
  • Dem Hrn. Wenzel Suttner, burgl. Marktricht.
    s. K. Francisca, Nr. 532. am Bauernmarkt,
    alt 5. v. J.
  • Dem Andre Eisner, Hausmeist. s. S. Joseph, Nr.
    529. am Bauernmarkt, alt 19. J,
  • Dem Joh. Preischl, Brodsitz. s. T. Barbara, Nr.
    655. nächst dem roth. Thurn, alt 21. J.

Vor der Stadt.

  • Simon Schrefl, behaust. Burger, in s. H. Nr.
    366. in der Leopoldst. alt 50. J.
  • Dem Joh. Staudinger, burgl. Großfuhrm. s. W.
    Mar. Anna, Nr. 49. in der Leopoldst. alt 23 J.
  • Dem Joseph Woller, burgl. Käßstech. s. K. The=
    resia
    , Nr. 274. in der Leopoldst. alt 1. J.
  • Theresia Kochin, led. M. Nr. 137. auf der Neu=
    wieden
    , alt 23. J.
  • Georg Riempauer, Kartenmalergs. Nr. 86. zu
    Mariahilf, alt 42. J.
  • Anna Mar. Deimlin, Trag. Wit. Nr. 11. am
    Hunglbrunn, alt 69. J.
  • Thomas Kärgl, Zimmerm. welcher auf freyer
    Strasse gefallen, und hierauf verstorben, ist
[8]
  • beym guten Hirten Nro. 177. im Lichtenthal
    vom k. k. Stadt=und Landgericht beschaut
    worden, alt 72. J
  • Dem Joh. Reuther, vac. Laquey, s. K Andreas,
    Nro. 71. auf der Wieden, alt 6. v. J.
  • Joh. Wihhofer, alt 34. J.
  • Jakob Priar, alt 25. J.
  • Martin Höhrer, alt 29. J. alle 3. gem. Soldat.
    im Militarspit. zu Gumpend.
  • Sophia Meßnerin, Wit. alt 70. J.
  • Andreas Güttel, alt 91. J. beede in grossen Ar=
    menhaus
    .
  • Magdalena Pfanhauserin, Wit. alt 72. J. im
    Contumatzhof.
  • Anna Maria Weiningerin, led. alt 23. J. im
    Bäckenh.

Summa 19. Person darunter 3 Kind.

Den 14. März. Jn der Stadt.

  • Dem Hrn. Rochus Marik, k. k. Artilleriestuckver=
    schneid
    . s. Fr. Magdal. Nro. 149. in der Wal=
    nerstr
    . alt 68. J.
  • Dem Hrn. Franz Xav. Habit, k. k. Zimentamts
    Offic. s. Fr. Ther. Nro. 338. beym Neuenth.
    alt 35. J.
  • Dem Hrn. Anton Dietzler, burgl. Kirschnermeist.
    s. Fr. Mar. Anna, i. s. H. Nro. 158. im Haar=
    hof
    , alt 42. J.
  • Dem Joh. Georg Hochenwarter, Hausmeist. s.
    W. Anna Mar. Nro. 164. im Haarhof, alt
    38. J.
  • Ther. Weltin, burgl. Schusters Wit. alt 74. J.
    im Burgerspit.

Vor der Stadt.

  • Hr. Franz Weigl, Stadtmusik. Nro. 101. auf
    der Wieden, alt 87. J.
  • Dem Wenzel Reitter, s. W Regina, Nro. 34.
    in der Leopoldst alt 19. J.
  • Justina Schmidin, gew. schutzverw. Brättelbrat.
    Wit. Nro. 102. in der Josephst. alt 73. J.
  • Dem Anton Morawek, Schreiber. s. K. Franz,
    Nro. 12⟨〈…〉⟩. am spanisch Spitalb. alt 5. J.
  • Dem Jos. Mayr, Schreiber, s. W. Susanna,
    Nro. 113. in der Leopoldst. alt 77. J.
  • Dem Joh. Hasner, Posamentierergs. s. K. Anna,
    Nro. 120. im alten Lerchenf. alt 2. J.
  • Michael Moßhammer, Korporal, alt 60. J.
  • Joseph Steiner, Gemtiner, alt 75. J. beede im
    Militarinvalidenh.

Summa 13. Person. darunt. 2. Kind.

Den 15. März. Jn der Stadt.

  • Dem Hrn Anton Rechtauer, burgl. Schneiderm.
    s. Ehewirthin Ther. Nro. 930. in der Singer=
    str
    . alt 30. J.
  • Lucia Simavon, led. pens. k. k. Hofstickerin, Nr.
    245. in der Schulerstr. alt 73. J.
  • Dem Thomas Kustack, burgl. Kirschner, s. K.
  • Mar. Anna, Nro. 476. am Katzensteig, alt 7.
    v. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Franz Valtiner, gew. herrsch. Bedienten, s.
    W. Barbara, geschw. Hebamme, Nro. 109. zu
    Mariah alt 69. J.
  • Dem Jos. Langecker, Grundwacht. s. Sohn Joh.
    Michael, Schuhkn. Nro. 230. in der Leopoldst.
    alt 24. J.
  • Dem Adam Gürtler, Webergs s. K. Ther. Nr.
    95. im Lichtenth. alt ⟨ ⟩. J.
  • Anton Becker, Korporal, alt 33. J.
  • Friderich Goloff, gem. Soldat, alt 33. J. beede
    im Militarspit. zu Gumpend.
  • Jos. Roth, Fleischhackerkn. alt 22. J. beyn Barm=
    herzigen
    .
  • Anna Mar. Schränzin, alt 74. J. im Kontum.
  • Klara Bratenederin, Maurers Wit. alt 65. J.
  • Jos. Grosin, burgl. Bierwirthansag. Tocht. alt
    26. J. beede im Bäckenh.

Summa 12 Person. darunter 2 Kinder.


Nachricht.

Es ist ohnehin bekannt, wasmaßen Jhre kais.
auch k. k. apost. Majestäten den wohlverdienten
und bedürftigen Offiziers, und ihren Wittwen,
und Waysen zu ihrem Unterhalte eine Pension
aus angestammter Milde angedeyhen zu lassen
geruhet. Da nun verschiedene an sothaner Gnade
wirklich Theil habende Partheyen sich eine län=
gere
Zeit um ihre Bezahlung bey den betreffen=
den
Kassen nicht gemeldet haben, daher die für
sie in Bereitschaft liegende Gelder weder ihnen,
noch anderen billig darum bittenden zustatten
kommen können; so werden von wegen des kais.
auch k. k. Hoftriegsraths alle Militarpensions=
partheyen
hiemit überhaupt, und insbesonder
die nachbenannte bisher ausgebliebene: als die
verwittibte Frau Generalinn Gräfinn Josepha
von Tescalar, die Oberstlieutenantswittib, Frau
Gräfinn Regina von Kalnocky, die Haupt=
mannswittib
, Anna Buchmayr, die beeden
Lieutenantswittwen, Maria Johanna Hickmann,
und Ludmilla Nith, die Hauptmannswittwe,
Johanna Francisca Freyinn von Gera, und
die beeden Hauptmannstöchter Martines, hie=
mit
erinnert, sich um die Erhebung ihrer in
monatlichen Ratis zahlbaren Pensionen zeitlich
mit behöriger Legitimation um so gewisser zu
melden, als im widrigen, und wann sie Jahr
und Tag nach der Zahlungszeit verstreichen las=
sen
, selbe des verliehenen Gnadengehalts verlu=
stig
seyn, und solcher anderen würdigen Sup=
plitantinnen
von Allerhöchstgedacht Jhrer Ma=
jestät
zugewendet werden würde. Wornach sich
diejenige, die es betrift, zu achten wissen. Wien
den 1. März 1775.

[9]

Nro. 22.
Anhang zum Wiener=Diarium.
Sonnabend den 18. März.

1775.

Rom den 27. Hornung.

Auszug des wesentlichen Jnnhaltes von
einem eigenhändigen Schreiben, so
Se. itzt glorwürdigst regierende päbstl.
Heiligkeit Pius VI. am nämlichen Ta=
ge
der auf Sie ausgefallenen höchst=
beglückten
Wahl an die Vorsteher der
Stadt Cesena, dero Vaterlandes, er=
lassen
haben:

Wir befehlen, daß aus jeder der sieben
Pfarrkirchen dieser Stadt 10 arme Mägd=
chen
, und also in allen 70 an der Zahl,
ausgestattet werden sollen. Zur Heu=
rathsgabe
bestimmen Wir für eine jegli=
che
40 römische Thaler. Sie müssen Kin=
der
von dürftigen, aber rechtschaffenen
Handwerkern seyn. Vater=oder mutter=
losen
Waisen gebührt der Vorzug. Die
bereits in einem Versorgungsorte sich be=
finden
, bleiben davon ausgeschlossen. Nur
solche, welche das 14te Jahr ihres Al=
ters
schon angetretten, und das 27te noch
nicht überschritten haben, können aufge=
nommen
werden. Jeder Pfarrer soll 10
solche Mägdchen aus feiner Pfarr auf=
schreiben
, und die Beschreibung davon
den drey vornehmsten Personen aus dem
Domkapitel, und eben so vielen aus dem
Magistrate überreichen. Diesen ertheilen
Wir die Gewalt, zu untersuchen, ob un=
sere
vorgeschriebene Bedingniß genau be=
obachtet
worden, und alsdann die Ver=
zeichniß
, entweder gutzuheißen, oder ganz,
oder zum Theil zu verwerfen, und andere
Mägdchen dafür aufzunehmen. Die Er=
wählten
sollen gleich, reinlich, aber sitt=
sam
nach ihrem Stande gekleidet werden,
doch so, daß die Mägdchen aus jeder
Pfarr sich durch die Farbe der Kleidung
von den übrigen unterscheiden. Der Ma=
gistrat
wird den Bischoff von Jmola, un=
sern
Oheim bitten, daß er sich mit seiner
Gelegenheit nach Cesena verfüge, und da=
selbst
ein seyerliches Hochamt halte, nach
welchem die von ersagtem Hrn. Bischoffe

unterzeichneten Versicherungszetel der Heu=
rathsgabe
unter die Mägdchen vertheilet
werden sollen. Die betragende Summe
dieser Aussteuerung werden Wir in der
hiesigen Leihebank hinterlegen lassen, und
zwar aus eigenem Säckel, weil Wir nicht
wollen, daß diese Ausgabe dem Publitum
zur Last fallen soll. Sobald ein solches
Mägdchen ihre Verheurathung festgesetzt
hat, oder sich in ein Kloster zu begeben
entschlossen ist, so erhält sie von den drey
damaligen Vornehmsten des Domkapitels,
und des Magistrates eine schriftliche An=
weisung
auf ihre Heurathsgabe, welche
alsogleich verabfolget werden wird. Er=
reicht
sie das 24te Jahr ihres Alters, und
hat weder den ehelichen, noch den geist=
lichen
Stand angetretten, so kann sie den=
noch
ihre Heurathsgabe fodern, und sol=
che
zu ihrem Nutzen frey verwenden. Wenn
auch eine von gleicher Beschaffenheit noch
vor diesem Alter zum Sterben kommen
sollte, so kann sie sogar ohne die minde=
ste
Förmlichkeit, oder Gegenwart der Zeu=
gen
, über ihre Heurathsgabe die beliebi=
ge
Verfügung treffen, sondern ist schon
genug, wenn sie ihrem Pfarrer ihre Wil=
lensmeynung
darüber eröffnet, wo diese
sodann erfüllet, und das Geld gleich aus=
gezahlt
werden muß.

Preßburg den 13. März.

Nachstehend wohlgerathener poetisch=
prosaischer
Aufsatz ist verwichenen Ascher=
mittwoche
in einer Gymnasienklasse nebst
mehrern andern in verschiedenen Spra=
chen
von jungen Rebnern hergesagt, und
von den Anwesenden mit der größten Be=
wunderung
angehört worden.

Die Ueberschwemmung in den Auen
um Preßburg.

So, wie heimtückische Räuber in kleine
Haufen getheilt, ganz behutsam bey nächt=
licher
Stille sich sammlen, den Dörfern
mit Flügeln sich nahn, auch noch heim=
tückisch
und still, um die finsteren mit=

[10]

ternächtigen Stunden nach des Landmanns
ruhigen Hütte schleichen, still Thüre und
Fenster mit Schrecken bewaffnet durchdrin=
gen
, und alles zu tödten suchen, was ath=
met
: so still und heimtückisch tratt aus ih=
ren
Ufern die Donau, der königl Strom
Europens, und überraschte den sichern
Landmann noch zum Glücke beym Tage.
Er blähte sich auf, gos Schrecken und
Verderben mit sich in die sonst glücklichen
Auen. Da wo sonst vom Schmerzen der
Liebe durchdrungen die Nachtigall ihr gött=
liches
Lied seufzte; wo sonst im Schatten
belaubter Weyden die fröhliche Jugend
scherzte, wo sonst der muntre Mann am
schattigten Ufer vom Vergnügen berauscht,
seiner zärtlichen Gattin mit rührenden =
nen
in Liedern der Liebe die glücklichste
Liebe versprach; wo selbst der gekrümmte
Greis auf seinen Stab gestützet mit wan=
kenden
Schritten dem kühlenden Schatten
entgegen eilte, in welchem er mit minderm
Trauern sein ganzes Leben durchsah, sich
als Knabe, als Jüngling, als Mann sah
unschuldige Wollust genießen, und von
der unendlichen Liebe des gütigen Schö=
pfers
gerührt, Thränen der Freude ver=
goß
: Da war nun eine fürchterliche See,
eine bange Wasseröde. Die Hütten der
Niedrigen mit Wasser umgeben standen wie
Jnseln. Kaum waren ihre Einwohner
der steigenden Flut entronnen, und sich auf
die Dächer geflüchtet, als schon Thüre und
Fenster versanken. Vom äußersten Gra=
de
des Schmerzens gerührt, saß det un=
glückliche
Vater auf dem Gibel seines
Daches, hielt in einem Arme seine von
Schrecken und Kälte fast todte Gattinn,
in dem andern den von Kälte fast erlo=
schenen
Sohn, und rief mit kläglicher
Stimme um Hilfe. Kommt mir zu Hilfe,
rief er, kommt, rettet den unglüchlicksten
der Väter! O Preßburg rette die Hände,
die deine Nahrung dir schufen! rette die
Gattinn, den Sohn, den meine Arme
umschließen! Sie rette uns die Stadt,
versetzte seine Gattinn, sie rette uns! aber
der, wie ein Pfeil schießende Strom bie=
tet
ihrem Mitleiden Trotz: sie kann uns
Elende nicht retten! o Himmel! schreck=

licher Himmel! warum schufst du mich zu
einem so gewaltsamen Tode? bald ist das
Blut in meinen Adern erkaltet bald
werd ich dich unglücklichen Vater verlas=
sen
, starr aus deinen mitleidigen Armen
stürzen, und mein seichtes Grab an dem
Fuße unserer Hütte finden, wo ich sonst
vergnügt neben dir saß, und in der war=
men
Sonne meinen einzigen Sohn mir
zur Lust säugete, da werde ich nun mei=
nen
Tod trinken O herbes Schicksal!
so jammerte die geängstigte Bäurinn, und
lockte ihrem sonst herzhaften Manne eine
Thränenfluth aus den Augen. Sie über=
sah
schüchtern noch einmal die überschwemm=
te
Gegend. Jhr furchtsamer Blick irrete
zwischen Wipseln der traurigen Bäume,
die ihr nur noch alleine aus der Fluth he=
rauszureichen
schienen, und fand die Stadt
im Wasser schwimmen. Abermal wollte sie
ihre klägliche Stimme erheben, und das
allgemeine Elend beweinen, allein ein hoh=
les
Getöse zerschmetterter Eisschollen, die
wie Jnseln umher schwammen, und in
schlagenden Wogen, wie Berge auf Berge
stürzten, verstopften ihre Kehle mit Schre=
ken
. Nun sank ihr Haupt auf die Schul=
ter
ihres noch standhaften Gatten. Sie
seufzte einmal, und gab ihr Leben ver=
lohren
. Aber der unglückliche Vater schloß
sie nur fester an seine beklemmte Brust, sah
gen Himmel, und seufzte laut, und ste=
hete
ihn um Rettung aus dem Jnnersten
seines Herzens an. Unbeweglich würde
er diese Stellung behalten haben, wenn
nicht eine durch die Ferne geschwächte
Stimme, welche sich auf dem Murmeln
des Wassers ihm zuwälzte, ihn gestört
hätte. Haltet euch! ergebet euch nicht,
wir kommen zu Hilfe! Was hörte ich,
kam diese Stimme aus den Wolken? hat
unser Elend und mein Gebeth die Gottheit
beweget ein Wunder zu thun? so fragte
er sich, sah zitternd umher, und glaubte
schon den Glanz der Engel zu bemerken,
den er nicht würde ertragen können. Doch
es maren nur Stetbliche, wie er, die ihr
Leben verachtend durch unmenschliche =
he
mit ihren Rudern die Wogen durch=
brachen
und auf ihn zueilten. Er erblickte

[11]

sie und verstummte von Empfindungen,
die derjenige nur fühlet, der den tödt=
lichen
Streich des Scharfrichters schon er=
wartet
und unverhofft Gnade erhält
Kaum war er, seine Gattin, sein Sohn
gerettet, kaum hatten sie das Ufer betret=
ten
, so fielen sie auf ihre Knie, erhoben
behend Augen und Hände in die Höhe,
und feurige Seufzer stiegen aus ihrem Jn=
nersten
auf zu Gott. Sie waren sprach=
los
, aber ihr Herz voll Gefühls opfert
dir, o edles Preßburg, Dank, denn du
ließest sie retten. Heilig bleibt ihnen der
Ort, wo sie zum erstenmale die Erde be=
tratten
, und für ihre Nachkommenschaft ein
Denkmaal deiner Menschenliebe. Wie ge=
rührt
wird nicht das zarte Herz des neu=
gierigen
Knabens seyn, wenn er erfährt,
warum seine Großmutter weinte, so oft
sie den ihr heiligen Ort mit ihm vorüber=
gieng
. Dann wird er keinen größern
Wunsch kennen, als den, seinen Erret=
tern
zu dienen.


Nachricht.

Es seye überhaupt der Ruf, als ob die Ge=
sundheitsbäder
in der landesfürslt. Stadt Baa=
den
durch den fürgewest so häftigen Windstrauch
Schaden gelitten hätten, Gott sey aber un=
endlicher
Dank, daß sothanne von Gott dem
Menschen zur Gesundheit gesegnete Bäder alle=
samt
in guten Stand sich annoch befinden, und
von derley Aussprengung hierores nicht das
mindeste vermerkt oder verspührt worden ist.


Es wird hiemit kund gemacht, daß in lan=
desfürstl
. Stadt Baaden die zwey privil. Jahr=
märkte
, und zwar der erste den 4. May als am
Floriani=und der zweyte am Bartholomäitag
als den 24. August würden abgehatten werden,
wornach sich diejenige, so sothane Jahrmärkte
besuchen zu richten haben werden.


Der Grundriß der k. k. Residenzstadt Wien,
welcher zu Anfange dieses Jahrs in sauberen
Kupferstich auf 4 Regalbögen zum Vorschein
gekommen; und worinn Kirchen, Palläste, Klö=
ster
, Häuser, Höfe, Gärten, Plätze und alle,
auch mindeste Gegenstände angedeutet sind: al=
so
zwar, daß jeder Hausinhaber einen Grund=
riß
nicht allein seines eigenen, sondern auch der
daran stossenden Häuser, nach den genauesten
Maassen entworfen, finden kann, hat sich hier
und bey Fremden so beliebt gemacht, daß man
wegen einen erfolgten geschwinden Verschleisie

der ersten Abdrücke, den bisherigen Preis ha=
von
merklich zu erleichtern entschlossen hat. Es
dienet daher einem geehrtesten hiesigen Publiko
sowohl, als Auswärtigen zur Nachricht, daß
gedachter Grundriß vor beständig allhier auf
der Wieden in der Plenklergasse Nr. 316 un=
weit
der St. Karlskirche, wie auch in der Stadt
in der Herrengasse bey dem Kupferstichhändler
Herrn Toricella, das Exemplar um 4 fl. mit
der Erklärung der Gebäuden aber, oder den
Conscriptionsnumern um 4 fl. 20 kr. zu haben
seye.


Es ist in der Stadt ein sehr gut gebautes
Haus in einer gangbaren Strasse mit einem
burgerl. Gewerbe zu verkaufen, oder allenfalls
werden auch 5000 fl. auf den anderten Satz an=
verlanget
; wer nun solches zu kaufen, oder
aber das Kapital darzuschiessen Willens ist, hat
sich des Mehrern im k. k. Frag=und Kund=
schaftsamte
zu erkundigen.


Es ist vor dem Kärntnerthor ein geräumiges
Haus und Garten Nro. 348, welches die freye
Lage zur gesundesten Luft und angenehmsten
Aussicht uns dem k. k. Lustgebäude Belvedere
ganz gleich hat, in Bestand zu verlassen, und
das Nähere bey dem daselbst wohnenden Haus=
inhaber
zu erfragen.


Auf der Wieden der goldenen Kugel über
Nro. 350 sind 3 neuangelegte Lustgärtel, de=
ren
jedes mit einer bequemen Sommer=und
Winterwohnung versehen ist, täglich zu verlas=
sen
. Es haben sich also die Liebhaber des Au=
genicheins
halber bey dem Hausmeister allda
anzumelden.


Künftigen Georgi sind zu Hernals Nro. 6
zwey Sommerwohnungen, eine in zwey Zim=
mer
, zwey Kammern und ein Bodenzimmer,
die andere in zwey Zimmer und einer Kammer,
bestehend, beede aber mit Kuchel, Boden, Holz=
gewölb
, kleinen Keller und Obstgarten verse=
hen
, auch allenfalls eine Stallung auf 2 Pfer=
de
, mit oder ohne dem Garten zu verlassen;
und haben sich die Bestandnehmer nächst dem
rothen Thurn in den 3 Kronen im 3ten Stock
anzumelden.


Hiemit wird jedermänniglich zu wissen ge=
macht
, daß in dem landesfürstl. Markt Wild=
hann
in Steyermark drey Stund über Grätz an
der Hauptstrasse ein sehr wohlgebautes von Ei=
sen
und andern, auch zur Wirthschaft sehr be=
quem
, mit 9 Zimmern, 2 Kucheln, Gewöl=
bern
, 2 Einfahrten, beßten Kellern, vielen
Pferd=Kühe=und andern Stallungen, gepfla=
sterten
Schütt=und Henböden, ruckwärts ste=

[12]

henden Städeln, und aller Wirthschaft verse=
henes
Haus, wozu ein mit viel=und schönen
Obstbäumen versehener grosser und ein etwas
kleiner Kuchelgarten, 3 Tagwerk Feldbau und
5 Portion in 3 bis 4 Fuhren Heu bestehend
jährliches Marktfutter, auch die Gerechtigkeit
Wein und Bier zu schenken und all ander bur=
gerl
. Weinhandel gehöret; dann eine 8 Tag=
werk
grosse ungemein schöne zmatige Wiesen,
so mit Teuchwasser zu wässern berechtiget ist,
samt einem darauf stehenden Jnwohner⟨häus⟩el
und Heuboden; ferners 10 Viertel Ueberländ=
weingarten
in Großaframberg mit einem dabey
liegenden Weinzierlhaus und Wiesmaten, wo
zur Düngung des Weingartens 2 Kühe ge=
halten
werden können, auch das Weingewächs
von der guten Gattung ist, und in fruchtba=
ren
Jahren erlich und 30 Startin gefechset wer=
den
, zu verkaufen stehe. Wer nun die Be=
hausung
mit Zugehör allein, oder auch die 2
nachstehende Ueberländstücke dazu zu kaufen ge=
denket
, beliebe sich bey der Frau Hausinha=
berin
zu Wildhann, oder hier in Wien bey
Berlegern des wienerischen Diariums des Wei=
tern
anzumelden.


Den 23. März werden im sogenannten Roth=
gässelbaad
Nro. 656 der golden Gans über im
zweyten Stock Vormittag von 9 bis 12, und
Nachmittag von 3 bis 6 Uhr verschiedene Ver=
lassenschaftseffekten
, als harte Kästen, Tische,
Sessel, Soffen, Bilder und verschiedene Klei=
deln
zu Begleitung einer. Mariazellerbildniß,
dann andere Fahrnissen; den 24. aber und die
folgende Täge verschiedene geist=und weltliche
auch medicinische Bücher um die nämliche Stun=
den
den Meistbietenden gegen baarer Bezah=
lung
verkauft, der Catalog ist auf dem Domi=
nikanerplatz
im Kaliwodischen Buchgewölbesung
entgeldlich zu bekommen.


Auf Verordnung eines hochlöbl. k. k. ni. öst.
Landrechts werden den 27. März und folgende
Täge im gräflich Ogilvischen Haus an der =
welpastey
. Nro. 35 im zweyten Stock verschie=
dene
Verlassenschaftseffekten, als Tafel=und
anders. Silber, Frauenkleider, derley=dann
Haus=und Tafelwäsche, Luster, und andere
Fahrnissen, Vormittag von 9 bis 12, und
Nachmittag von 3 bis 6 Uhr licitando verkauft.


Wir Burgermeister und Rath der Stadt
Wien geben hiemit jedermann zu vornehmen:
Es sey über die schon ehedessen angeordneten
Licitationstagsatzungen verwilliget worden, das
Mauermeisterisch in der Josephstadt sub Nro.
16 Legende Haus abermal offentlich auszufei=
len
und an den Meistbietenden zu verkaufen.

Da nun zu diesem Ende der 7. April d. J.
bestimmet ist. So haben all diejenige, welche
das gedachte Haus zu kaufen Willens sind, an
dem bestimmten Tage, oder da wir diesen Tag
anderer Verhindernissen halber, nicht zu Rath
sässen, den nächst darauf folgenden Rathstag
fruh um 8 Uhr vor uns zu erscheinen, und sich
bey unser und gemeiner Stadt Wien Grund=
buch
durch den Amtsschreiber anmelden zu lassen.
folglich der weitern Behandlung abzuwarten.


Wir Burgermeister und Rath der Stadt
Wien, geben hiemit jedermann zu vernehmen:
Es seye über die schon ehedessen angeordneten
Licitationstagsatzungen verwilliget worden, das
Sommerfeldisch in der Leopoldstadt Nr. 194 lie=
gende
Haus abermal öffentlich auszufeilen, und
den Meistbietenden zu verkaufen. Da nun zu
diesem Ende der 8. April d. J. bestimmet ist.
So haben all diejenigen, welche das gedachte
Haus zu kaufen Willens sind, an dem be=
stimmten
Tage, oder da wir anderer Verhin=
dernissen
halber diesen Tag nicht zu Rath sässen,
den nächst darauf folgenden Rathstag fruh um
8 Uhr vor uns zu erscheinen, und sich bey un=
serm
und gemeiner Stadt Grundbuch durch den
Amtsschreiber anmelden zu lassen, folglich der
weitern Behandlung abzuwarten.


Von N. Stadtrichter und Rath der k. k. lan=
besfürstl
. Zwettel wegen, wird hiemit all und
jeden Franz Fuchsthallerischen Gläubigern zu
wissen gemacht: welchergestalten anheute Stadt=
räthlich
in Beyseyn der beträchtlich Franz Fuchs=
thalerischen
Gläubigern veranlaßt worden sey,
über die bereits mehrmal angeordnet gewest und
aus Abgang einiger Käufer fruchtlos verstriche=
ne
Licitarion der dem allhiesigen Burger und
Cridatario Franz Fuchsthaller zugehörigen Be=
hausung
allhier in der Stadt an der Landstrasse,
für dies und letztemal neuerdings eine allendli=
che
Licitation der obbesagten Franz Fuchsthalle=
rischen
Behausung anberaumt werden solle, wo=
bey
die Kauflustige, und hauptsächlich die Franz
Fuchsthallerische Creditspartheyen alsogewiß er=
scheinen
sollen, wie im widrigen besagt Franz
Fuchsthallerische Behausung des Cridatarii Ehe=
konsortin
Regina Fuchsthallerin a Conto ihrer
bereies liquidirten Heurathssprüchen pr. 400 fl.
überlassen, folglich die Franz Fuchsthallerische
Creditores ihrer an den Franz Fuchsthaller ha=
benden
Forderungen gänzlich verluftiget seyn
sollen. Da nun zu der Licitation der 10. Man
d. J. bestimmet worden ist; als werden alle
und jede, so diese Behausung käuflich an sich
zu bringen gedenken, hauptsächlich aber die Franz
Fuchsthallerische Gläubiger auf obbesagten Tag
fruh um 8 Uhr auf dem Nathhaus zu erschei=

[13]

nen, und sich durch den Rathsdiener anmelden
zu lassen haben wie im widrigen mehrbejagte
Behausung der Regina Fuchs hallerin überlas=
sen
werden solle.


Clement Pöcker, welcher im Jahre 1768 bey
Titl. Herrn Mathäus Claudius de Bareille
unter dem damaligen löbl. Herzog Albert von
Sachsen=Teschen königl. Hoheit Cuiraßierre=
giment
gewesenen, nunmehr aber zu Neusie=
del
am See 1769 verstorbenen Herrn Rittmei=
ster
als Page gestanden, wird hiemit erinnert,
daß selber wegen Erbtheil sich bey einem jewei=
ligen
hochwürd. Herrn Pfarrer zu Raggendorf
in Ungarn im löbl. Wiselburgerkomitar entweder
per önlich, oder aber auch nur durch genugsam
glaubwürdiges Schreiben seinen sichern Aufent=
halt
wissen lassen möge, um sich demnach ge=
dachten
Erbtheils halber versichern zu können.


Von des k. k. Banalischen Staabs=und
Obergerichts wegen, wird mit gegenwürtig of=
fenen
Edikt jedermänniglich, sowohl An=als
Abwesenden, kund und zu wissen gemacht: Es
seye bey der, vor die allerhöchste Pensionskas=
sa
vorgenommenen Apprehendirung und fürge=
westen
Jnventirung des sämmtlichen Vermö=
gens
des zu Perrina in der Banalgränitz an=
gestellt
, und seiner Bedienstung wegen verübten
Betrügereyen und unrechtmäßig seit 1. May
1752, bis letzten Julii 1771 gezohenen Pen=
sion
, entsetzten Commissariatsofficier, Müller
von Lövenfeld, so viele Paßioschulden vorge=
kommen
, daß, nach dem darüber an hohe Be=
hörde
erstatteten Bericht, der weitere Austrag
herabgediehen, die Convocation und den Con=
kurs
desselben Creditotes nach vorhero Ausfin=
digmachung
aller wie immer Namen haben =
genden
Müllerischen Haabschaften und Jmmo=
bilien
anzuordnen. Da nun das obgebacht löb=
liche
Staabsauditoriat um die etwa ein oder an=
dern
bey dieser Haabschaft von Rechts wegen
gebührend nähere Sprüche und Forderungen in
Erfahrung zu bringen, anbey das etwa vorhan=
dene
Æs alienum ausfindig zu machen, folgsam
zu ordentlichen Claßifikation desselben Gläubi=
ger
vorschreiten zu können, eine Nothdurft zu
seyn befunden hat, alle hieran Theilnehmende
durch dieses offene Edikt, zur Anmeld=Legiti=
mir
=und Liquidirung ihrer ex quacunque cau-
sa
ve titulo habenden Sprüchen und Anforde=
rungen
gerichtlich vorzuladen und einzuberufen,
zu welchem Ende dann denselben bis den 29.
März dies Jahrs pro 1mo, 2do & 3tio Ter-
mino
peremptorio und allendlicher Frist an=
beraumet
wird. Solchemnach werden alle und
jede die bey gedachter Müllerischen Cridämassa
um rechtmäßiger Schuldforderung willen einige

Sprüche zu haben vermeinen, an obbestimmter
Zeit bey dem löbl. Staabs=und Obergericht
in Warasdin Fruh um9Uhr entweder selbst
persönlich, oder durch hiezu genug am bevoll=
mächtigte
Gewalttrager al ogewiß zu erscheinen,
und ihre Anforderungen mit nöthigen Dokumen=
ten
Rechtserforderlich zu liquideren haben, als
im widrigen nach Verstreschung der bestimmten
Zeit der Claßifikationsabschied gleichwohl erfol=
gen
, und die nicht erscheinende, Gläubiger her=
nach
nimmermehr gehöret, sondern huen und
den nicht rechtlich liquidirenden Partbeyen das
ewige Siillschweigen auferleget werden solle.
Wornach sich also ein jeder zu richten und zu
achten wissen wird.


Wir Burgermeister und Rath der Stadt
Wien geben hiemit jedermann zu vernehmen:
Es sey für nothwendig befunden worden, die
von der Theresia Zimmermannin seel. zuruckge=
bliebene
mit Schulden überhäufte Verlaßenschaft
nach der in den Conkursfällen gewöhnlichen Art
zu behandeln und damit bey der künftigen Ver=
theilung
desto sicher zu Werke gegangen wer=
den
könnte, alle jene, welche daran Theil neh=
men
, durch gegenwärtiges Edikt zu brufen und
vorzuladen. Daher haben all diejenige, welche
an der Theresia Zimmermannischen Verlassen=
schaft
einige Forderüngen, woher sie auch rüh=
ren
, haben, oder zu haben vermeinen, an dem
eigens hiezu bestimmten Tag, nämlich den 7.
April dies Jahrs; oder wenn wir diesen Tag
anderer Verhindernissen halber nicht zu Rath
sässen, den nächst darauf folgenden Rathstag
fruh um 8 Uhr entweder selbst persönlich, oder
durch einen hinlänglich versehenen Gewalttrager
alsogewiß zu erscheinen, und ihre zu besagter
Verlassenschaft habende Ansprüche Rechtsbestän=
dig
zu liquidiren, wie im widrigen dieselbe in
Hinkunft nicht mehr gehöret, sondern mit Ver=
theilung
sothaner Verlassenschaft ohne weitern
fürgegangen werden wurde. So man hiemit
hat kund und zu wissen machen wollen.


Von der gräfl. Sallaburgischen. Herrschaft
Zellhof im Machland, Viertel des Erzherzog=
thums
Oesterreich ob der Ens wegen, wird mit
gegenwärtig offentlichen Edikt jedermann kund
und zu wissen gemacht: daß nachdem die auf
den 13. Hornung anberaumt geweste Licitation
zu Verkaufung der in Gutauerpfarr Ortschaft=
lehen
, Nro. 15 gelegenen nicht nur mit bestän=
dig
genugsamen Wasser und Kohl versehenen,
sondern auch an Verschleiß der allda erzeigt wer=
denden
Waar gar keinen Mangel leidenden Sen=
senschmiedwerkstatt
am Riedlhammer genannt,
samt der hiezu gehörigen Hausmühl, Grund=
stücken
und Wismaden, aus Mangel mehrerer

[14]

Käufer fruchtlos abgeloffen ist, eine nochmalig
und schlüßliche Verkaufs=und Licitationstagsa=
tzung
anzuberaumen für nothwendig erachtet wor=
den
seye. Zu welchen Ende dann sothane Tag=
satzung
auf den 3. April d. J. reassumiretlund
festgesetzet wird, damit sich nicht nur die lusttra=
gende
Käufer, sondern auch jene Partheyen,
welche an dem dermaligen Besitzer Bartholomä
Kiendler eine Forderung zu machen haben, an
bestimmten Tag in hiesiger Herrschaftskanzley
einfinden, solcher Licitation abwarten, und was
die Nothwendigkeit ersodert, abgehandelt wer=
den
möge.


Jn der Emerich Felix Baderischen Buchhand=
lung
in der Bognergasse neben dem Todenkopf
ist zu haben:

Rélation des Voyages, entrepris par Ordre
de Sa Majesté Britanique, pour fair des -
couvertes
dans lHémisphère Meridional -
digées
dapres les Journaux tenus par les dif-
férens
Commandans & les Papiers de Mr.
Banks, par I, Hawkesworth, enrichie de
Figures & dun grand nombre de Plans & de
Cartes rélatives aux Pays qui ont été nouvel-
lement
découvertes &c. traduit de l'Anglois
4 To⟨m⟩es. 4. Paris 1774. 32 fl.

Geschichte der engländischen Seereisen und
Entdeckungen im Südmeere, welche auf Befehl
Sr. großbrittanischen Majestät unternommen,
und von verschiedenen auch ausgeführet worden
sind, aus den Tagebüchern der verschiedenen
Befehlshaber und den Handichristen Joseph
Monks Esp. von Dr. Johann Hawkesworth,
2Bände mit vielen sauber gestochenen Kupf.
und einer Menge von See=und Landkarten,
von ganz neu entdeckten Ländern erläutert, 4.
Berlin 1774. 29 fl.

Atlas élèmentare, ou l'an voit sur des
Cartes & des Tableaux relatifs à l'Ojet l'E-
tat
actuel de Ia Constitution politique de l'Em-
pire
d'Allemagne, ouvrage propie à facilitér
l'etude de se Droit publique, utile à l'Edu-
cation
de Ia Noblesse & à tons Officiers ca-
vieux
de counoitre ce qui compose le Corps
permanique &c. le tont composé & vérifié
d'apres les meilleurs Cartes nationales, la
Géographie de Mr. Büsching, Ies Onveages
de Mrs Schimaus & Pfestel, fol. Paris 1774.
relié a la francoise 12 fl.

Dictionnaire universel, de Mathematique,
& de Physique ou l'on traite de l'Origine,
du Progrès de ce deux Sciences & des Arts,
qui en dépendent, & des diverses révo⟨l⟩uti-
ons
qui Ieur sont arrivée jusqu'à notre tems
par Mr. Saverien, 2 Tomes avec sig. gr. 4.
Paris 1753. relié à Ia francoise 21 fl.

Nouveau Cours de Mathématique à l'Usage
de l'Artillerie & du Génie &c. par Mr. Be-
lidor
, avec fig. 4. Paris 1757. relié à Ia fran-
çoise
10 fl.

Révolutions d'Italie, tradnites de l'Italien
de Mr. Denina, 6 Tomes 12. Paris 1771.
broché 9 fl.

Ouvrage économique, sur Ies Pommes de
Terre, froment & Ie Riz, par Mr. Parmen-
tier
, 12. Paris 1774. 1 fl. 15 kr.

Elémens de Ia Lanque Angloise, ou Me-
thode
pratique, pour apprendre facillement
cette Langue, par Mr. Siret, 8, 1774. 51 kr.


Jn des Herrmann Joseph Krüchtens Buch=
bandlung
bey der Weltkugel im Seitzerhof ist
zu haben:

Franken zur griechischen Litteratur, 1ter und
2ter Abschnitt, von Joh. Justus Herwig, gr.
8. Wirzb. 1771=74. 1 fl.

Steinachers (Franz Nikol.) Lehrbuch der phi=
losophischen
Geichichte, gr. 8. Wirzb. 1774. 1 fl.

Sanunkung auserlesener Briefe und Anekdo=
ten
in deutsch=und französischer Sprache, 8.
Frf. 1775. 1 fl.

Geschichte der Steinkohlen und des Torfs, 8.
Mannheim 1775. 18 kr.

Riems (Johann) verbesserte und geprüfte
Bienenpflege zum Nutzen aller Landesgegenden,
m. K. Mannheim 1771=73. 36 kr.

Necker (Nat. Jos. de) Physiologia Musco-
rum
per Examen analyticum de corporibus
varsis naturalibus inter se collatis, continui-
tatem
proximamve animalis cum vegetabili
concatenationem indicantibus, 8. maj. Man-
hemii
1774. 1 fl. 30 kr.

Katholisches Gebstbuch zum Gebrauch from=
mer
Christen, gr. 12. Fulda 1774. 20 kr.

Lebensbeschreibung Herrn Goetzens von Ber=
lichingen
, zugenannt mit der eisenen Hand, 8.
Nürnb. 1775. 45 kr.

Der Töpfer eine komische Oper in einem Aus=
zuge
, verfertigt, und in Musik gesetzt von Jo=
dann
Andre, 8. Franks. 1774. 20 kr.

Moser (Joh. Jak.) von der deutschen Unter=
thanen
Rechten und Pflichten, nach den Reichs=
gesetzen
und dem Reichsherkommen, 4. Franks.
1774. 2 fl. 30 kr.

Philosophie der Religion, 3ter Band, 8.
Augsb. 1775. 55 kr.

Levelin (Henr. Palmar.) Dissertatio de Ca-
ric
Cranii militis quondam venerei, posten
epileptici, tandem apoplexia defuncti, ico-
nibus
illuktrata, 4. 1774. 36 kr.

Sermones in Solennioribus cœtibus Maria-
nis
habiti, Fuldœ 1774-75. 54 kr.

Tralles (Balth.Ludov.) de animae existen=

[15]

tis immaterialitate & immortalitate cogitata,
8. maj. Wratisl. 1774. 40 kr.

Haen (Antonii de) Rationis Medendi in
Nosocomio practico, Continuat. Tomus II.
II Partes cum sig. 8. maj. Viennæ. 1774.

Abhandlung von der sichersten Heilungs=
art
der natürlichen Pocken, welche auf die glück=
liche
Heilungsart der eingeimpften sich gründe=
ten
, und mit vielen gücklichen Fällen bestätti=
get
wird, aus dem Lateinischen übersetzt, 8.
Wien 1775.


Jn der Joh. Paul Krausischen Buchhandlung
nächst der k. k. Burg ist zu haben:

Schmidt Thesaurus juris ecclesiastici po-
tissimmum
Germanici, Tom. IV. 4. Bam-
bergæ
1775. 3 fl. 15 kr. alle 4 Tomi 14 fl.

Home Franc. Principia medicinæ, gr. 8.
Amstelod. 1775. 1 fl. 30 kr.

Theatralische Belustigungen nach französischen
Mustern, 5 Theile, 8. Frankf. 6 fl. 15 kr.

Bibliothek neue alchimistische für die Natur=
kundiger
unsers Jahrhunderts, 2 Bände ent=
haltend
4 Sammlungen, 8. Frankfurt 1772.
1774. 3 fl.

Schevaßil, Sonntagspredigten und Gesprä=
che
, 4 Theile, 8. Augsb. 1774. 5 fl. 30 kr.

Lebensbeschreibung Herrn Götzen von Ber=
lichingen
, zugenannt mit der eisern Hand, 8.
Nürnberg 1775. 36 kr.

Schirmer, systematisch=theoretisch=praktische
Rechenkunst, 8. Frankf. 1773. 1 fl. 30 kr.

Recucil de pluffieurs Lettres & anecdotes
choifres tant françoises qu'allemandes tirées
àe plus célebre Anteurs de notre tems, 8.
a Francof. 1775. 1 fl

Eberhards, Joh. Heinr. drey Abhandlungen
zur Erläuterung der deutschen Rechte, 8. Frankf.
1775. 45 kr.

Carraccioli, der fromme Ordensmann, oder
Leben des ehrwürdigen Vaters von Condren,
8. Augsburg 1775. 17 kr.

Memoires du Versorand, 2 Tom. gr. 12.
Mastrich 1774. 2 fl.

Recueil des Pieres mises au Theatre fran-
çois

çois, 2 Tomes, 12. Mastrich 1774. 2 fl.

Histoire du Vicomte de Turenne, 4 Tom.
gr. 12. avec sig. Paris 1774. 7 fl.

Nouvelles Lettres de Mad. Ia Marquise de
Sevigne ecrites au President de Moulceau,
12. Paris, 54 kr.

Contes traducts de l'Anglois, 2 Partie, 12.
Mastrich 1774 54 kr.

Lobschrift auf den ohnlängst verstorbenen
Erzbischoffe und Churfürsten von Maynz, 8.
Frankf. 1774. 15 kr.

Geschichte der Steinkohlen und des Torfs,
8. Manheim 1775. 20 kr.

Auch sind von den beliebten und vollständi=
gen
Drümelii Lexicon manuale Iatino ger-
manicum
& germanico Iatinum, generis fui
novissimum & copiosissimum, 3 Tomi, 4.
wieder Exemplarien um sehr leidlichen Preis zu
5 fl. bis Ostern zu haben.


Bey Johann Georg Weingandt, Buchhänd=
ler
, in der obern Breunerstrasse im Sulzeri=
schen
nächst dem gräflich Kavrianischen Hause
Nro. 1164 sind, nebst vielen andern Büchern,
Landkarten und Kupferstichen, auch folgende zu
haben:

Schönberg (Matth.) das Geschäft des Men=
schen
, mit Kupf. 8. Wien 1775. 45 kr.

- - - - das nämliche Buch auf Schreibpapier
54 kr.

- - dessen lehrreiche Gedanken mit kleinen
Begebenheiten zur Bildung eines edlen Herzens
in der Jugend, 8. das. 1775. 24 kr.

- - das nämliche Buch auf Schreibpappier
30 kr.

Storchenau (Siegm. v.) die Philosophie der
Religion, 3ter Band, 8. 1775. 55 kr. alle 3
Bände 3 fl.

Merz (P. Aloys.) Predigten bey ausserordent=
lichen
Gelegenheiten, 8. 1775. 20 kr.

Schelliesnigg (Norb. Joh.) Hauptschlüssel,
das ist, fundamentalischer Begrif der welschen
Pracktik, und dazu nothwendigen deutschen Re=
chenkunst
, 8. das. 1775. 24 kr. geb. 30 kr.

- - bequemes Marchbüchel, worinnen man
von 1 bis 1000 March sowohl in ganzen und
halben Siebenzehnern, als auch ganzen und
halben Siebnern akkurat ausgerechneter sehen
könne, auch wie die Zahlung mit Siebner und
Siebenzehner ohne Beyhilf einiger anderen Mün=
zen
geschehen könne, gebunden 15 kr.

Alt=und neues Tabellezeigerbüchel, worinn
verschiedene ingeniose kurz=und nützliche Tabet=
len
zu finden sind, geb. 12 kr.

Geschichte des gegenwärtigen Kriegs, zwi=
schen
Rußland, Pohlen und der otromannischen
Pforte, 33. Th. 4. 30 kr.

Pomay (Franz) neues lateinisch und deutsches
Handlexikon, zum Nutzen der studierenden Ju=
gend
, aus dem grossen kön. Wörterbuch zusam=
getragen
und vermehret, gr. 8. 1775. 2 fl. 15 kr.

Merz (P. Aloys.) Controverspredigt gehat=
ten
in den Weihnachtsfeyertagen 1774. 8 kr.

Sappel (Ladisl.) de Statu ecclefiæ & sum-
mi
Pontificis potestate, contra justini Febro-
nii
, Tom. III. 4. 1774. 1 fl. 45 kr. alle III.
Tomi 5 fl. 45 kr.

Sales (des hell. Francise. von) Schilderung
wahrer und kernhafter Frömmigkeit, s. d. Franz.
8do 1775. 36 kr.

[16]

Jn der von Ghelenschen Buchhandlung, auf dem hohen Markt
nahe an den Fleischbänken, der Schlange gegenüber, im Postelschen Hause
Nro. 520 sind nebst vielen alten sehr raren und neuen Büchern, Landkarten
und Kupferstichen, auch folgende zu haben.


  • Das Portrait vom Pabst zu 10 und zu 20 kr.
  • Taschenbuch für die Schaubühne auf das Jahr 1775 mit in Kupfer gestochener Mußk. in Ta=
    schenformat
    1 fl. 8 kr.
  • Oeuvres du Comte Algarotti, 15 fl.
  • - - de Mr. Boileau Despreaux, 3 Tom. 12. Paris 1768. 2 fl. 20 kr.
  • Hemanns über die Unsterblichkeit der Seele, 45 kr.
  • Neues lehrreiches Magazin für junges Frauenzimmer, die ganze Kochkunst betreffend, 2 fl. 30 kr.
    Encyclopedie enfantine, ou Magazin poar les Enfans, 8. 1 fl.
  • Abhandlung eines Philosophen aus der Provinz, 8. 1 fl. 15 kr.
  • Schmuckers J. L. chyrurgische Wahrnehmungen, 1r Th. gr. 8. 1 fl. 45 kr.
  • Bankrofrs E. Naturgeschichte von Guiana in Südamerica, gr. 8. 54 kr.
  • Hellmanns J. C. Abhandlung von grauen Staar, und dessen Herausnehmung, 8. 1774. 54 kr.
    Göbels Staatsgeschichte von Europa, unter Kaiser Karl des V. 4. 2 fI. 15 kr.
  • Histoire du Vicomte de Turenne par l'Abbe Roguenet, 2 Tom. gr. 12.
  • - - du Patriotisme françois, ou nouvelle Histoire de France par Mr. RosseI, 6 Tom. 6 fl.
    Generation, la, ou Exposition de Phenomenes, relatifs à cette sonction naturelle &c. de
    Mr. Hailer, 2 Tom. gr. 8. Paris 1774. 4 fl. 48 kr.
  • Oeuvres ds Mr. Ie Grand, 4 Tom gr. 12. 5 fl.
  • Memoires de Maximilien de Bethune, Due de Sully. 8 Tom. gr. 12. 8 fl.
  • - - historique politiques & militaires, sur Ia Russie, contenant les principales revolutions
    de cet Empire, & Ies Guerres de Russes &c 2 Tom. gr 8. 4 fl.
  • Regles & principes de l'Art de Guerre de Meilleurs auteurs, par Fäsch, 3 Tom. gr. 8. 9 fl.
    Siecles (les trois) de Ia Litterature frençoise, ou tableau de l'Esprit de nos Ecrivains, 3
    Tom. gr. 8. 7 fl. 12 kr.
  • Description des Villes de Berlin & Postdam & de tout ce qu'elles contienent de plus re-
    marquable
    , 8. 2 fl. 45 kr.
  • Dictionaire historique des Cultes religieux etablies dans le monde depuis son origne jus-
    qu'a
    present, IV. Volum en 8. Paris 1770. 5 fl. 30 kr.
  • - - portatif du Cultivateur, ou l'Agronome, 2 Vol. 8. Paris 1770. 4 fl.
  • - - historiqne d'Education, ou sans donnée de preceptes, on se propose d'excercer, & d'en-
    richer
    toutes les facu⟨lt⟩és de l'ame & de l'Esprit &c. 2 Tomes, 8. Paris, 4 fl 30 kr.
  • - - de nations primitive, ou abregé raisoné & universelle des Elem⟨ent⟩s de toutes les con-
    naissances
    numaines, IV Tomes 8 Paris 1773. 3 fl.
  • - - de Portraies historiques, anecdotes extraits remarquabler des Hommes illustres, 4 To-
    mes
    , 8 Paris, 9 fl.
  • - - Social & patriotique, ou precis raisonné de connaissances relatives, à l'œconomie mo-
    rale
    civile & politique, 8 Amsterdam 1770. 2 fI. 30 kr.
  • L'Ingenieur en Campagne avcc V. Planches par PichI, 8. 28 kr.
  • Lettres Marchandes par Mr. May, 8. 30 kr.
  • - - de Madame du Montier, 2 Tomes, 8. 2 fl. 8 kr.
  • Von Justi, Staatswirthschaft, oder Abhandlung aller Oekonomischen=und Cammeralwissen=
    schafteb
    , 2 Bände gr. 8. 3 fl. 15 kr.
  • Koran, oder das Gesetzbuch für die Muselmänner, gr. 8. Halle 1774. 2 fl. 20 kr.
  • Krünltz Dr. J. G. Bienengeschichte und Bienezucht, m. K. gr. 8. 1774. 1 fl. 30 kr.
  • Die Kunst Porcellän zu machen, mit vielen Kupf. gr. 4. 1774. 2 fl. 20 kr.
  • - - des Dachdeckens, m. K. gr. 4. 1 fl. 45 kr.
  • - - des Wachsziehens, m. K. gr. 4. 1 fl. 45 kr.
  • Lange, Dr. J. G. von den Wirkungen des Wasserfenchels oder Peersaat, gr. 8. Franks. mit
    Kupf. 20 kr.
  • Von Büschings Zeitung 1774 ist Nro. 48 - 52, und von 1775. Nro. 1 - 6 zu haben.
[17]
Nachtrag zum Wiener=Diarium Nro. 22. 1775.

Nachricht.

Sr. Heiligkeit des neuerwählten Pabsts Pius
VI. wahre Abbildung von Nom aus ist in
Kuxfer gestochen in der von Gehlenschen Buch=
druckerey
Nro. 931 in der Singerstrasse, und
neben dem grossen Ofenloch im Barbiererischen
Haus Nro. 253 im 4ten Stock für 20 kr. zu
haben.


Nachdem itzt die beßte Zeit herannahet, die
Ueberießung der Maulbeerbäume vorzunehmen,
als wird einem geneigten Publikum hiemit er=
umert
, daß wenn jemand dergleichen Planta=
gen
zu pflegen beliebet, von allen Gattungen
derley Bäumen um billigen Preise, wie |auch
der Seidenwurmsaamen, von welchem bis En=
de
dieses Bestellungen angenommen werden, bey
Herrn Paul Fachini, k. k. Niederlagsverwand=
ten
auf der Brandstadt in seinem Gewölbe zu
haben sind.


Bey Joh. Jgnatz Babitsch, burgerl. Mate=
rialisten
allhier auf dem Kohlmarkt nächst der
kais. Burg, sind abermal wie durch 30 Jahra,
folgende ökonomische Futterkrautsaamen frisch
zu haben, als: fl. kr.

1 Pf. Bucerner oder Schweitzerklee - - 42
1 - - Steyrischen Kleesaamen.... - - 17
1 - - Eiparcette, oder türkischen
Kleesaamen.........
- - 36
1 - - Pimpinellsaamen........ 1 - -
1 - - Rangrassaame........ - - 40
1 - - sein Raygras, eine andere Sor=
te
zu Grasbänken......
- - 54
1 - - Griechisch Grassaamen.... - - 12
1 - - von allen obigen Saamen je=
des
gleich viel vermengr..
- - 42
1 - - rechr großer Burgunder Rüb=
saamen
...........
1 12
1 - - Melicasaamen zum Unterhalt
und Futter der Fasanen..
- - 48

Avertissements davon sind gratis zu haben.


Auf der Wieden in der Favoritengasse Nro.
37 sind gegen 8 bis 9 ⟨ ⟩ Stück hochstämmige
und Zwergelobstbäume aus einem stark=und
unübertriebenen Grund, welche in alle Gärten
zu versetzen tauglich, auch von den beßten Früch=
ten
, und worunter die mehresten trächtig sind,
täglich zu verkaufen. DiePreisezum aussu=
chen
von den starken hochstämmigen Bäumen,
das Stück 36 kr. von den mitteen 30 kr. und
von den schwächern 24 kr. von den Zwergelbäu=
men
, welche stark genug und fast alle trächtig
ßud, das Stück 30 kr. jedoch müssen durchaus

mehr Aepfel als Birn genemmen werden. Soll=
te
aber jemanden belieben hievon ein halb=oder
ganzes oder noch mehrere 1000 zu kaufen, so
ist sich dieserwegen mit dem Herrn Garten=und
Baumeigenthümer zu bereden, wo alsdann ein
leidentlicher Preis gemacht werden kann. Die
Kaufliebhaber können sich in obgedachten Garten
Nro. 37 bey dasigen Hausmeister anzumelden.


Vor dem Kärntnerthor neben den Kreuzher=
ren
hinauf ist das letzte herrschaftl. Haus Nr.
322, so in einem Saal, 12 Zimmern, 2 Ku=
cheln
, Keller, Stallung auf 8 oder auch mehrere
Pferde, Wagenschupfen auf 4 Wägen, grossen
Böden, einem Lusthaus mit weiten Prospekt,
samt einem schattigteu mit kleinen Wäldeln,
Glorieten, Wasserkunst und Obst versehenen
Garren bestehet, zu verlassen; es besindet sich
kein Jnwohner darinn, sondern die bestandneh=
mende
Herrschaft kann ihre Gemächlichkeit allein
haben. Wegen Bestandnehmung oder Kauf ist
sich bey dasigen Hausmeister anzumelden.


Auf der Wieden, bürgerl. Grunds, ist das
Haus Nro. 53 zum rothen Kreuz, genannt, so
die Wirthshausgerechtigkeit, 23 Wohnungen,
Stallungen auf 24 Pferde, 2 Keller, ein Gär=
tel
, Ziegelofen und einen grossen Platz hat,
täglich zu verkaufen, und ist sich bey dem Haus=
inhaber
allda zu meiden.


Es ist in der Vorstade auf der Windmühl
täglich ein Haus zu verkaufen, und haben sich
die Liebhaber hiezu in der Singerstrasse im Ei=
senhuttischen
Haus auf der hintern Stiege im
5ten Stock bey dem Schneidermeister Johann
Kellermann anzumelden.


Jn der hintern Alstergasse ist das Haus Nr.
63, so in 10 Zimmern, einer Hauskapelle, 2
Kucheln, einer Speis, Garten, Stallung auf
6 Pferde, Wagenschupfen, zwey Kellern und
einer Eisgrube besteher, zu verkaufen; und ha=
ben
sich die Liebhaber hiezu in erwehntem Hau=
se
anzufragen.


Auf der Mölkerbastey ist ein Haus, so vor
7 Jahren erhauet, mit Ziegeln gedeckt, und
in 2 Zimmern, 2 Kammern, 2 Kucheln und
3 Holzgewölbern besteher, täglich zu verkaufen;
dann zu Klosterneuburg in der untern Stadt
nächst dem Pacherthore Nro. 146 vier gemale=
ne
Zimmer, 3 Kammern, ein grosser gemale=
ner
Saal wovon die Aussicht auf die Donau,
eine grosse Kuchel, Boden, Holzgewölbe, Obst=
und Kuchelgarten, zwey grosse Schütthöden,

[18]

Stallung auf 28 Pferde, nebst Wagenschupfen,
mit oder ohne Wohnung, täglich zu verlassen;
die Liebhaber haben beyder Stücke wegen sich
auf der Mölkerpastey Nro. 91 zu ebener Erde
anzufragen.


Auf künftigen Georgi ist in der Leopeldstadt
an der Donau hinauf Nro. 49 ein Garten
samt einem Saale und Zimmer zu verlassen,
und sich deshald entweder daselbst oder bey Ver=
legern
des wienerischen Diariums zu melden.


Zu Nußdorf ist das Haus Nro. 90, so ein
sehr gute Lage und den Prospekt auf das Was=
ser
hat, und in einem Saal, 8 Zimmern, ei=
ner
Kuchel und Speis, Stallung auf 2 Pferde,
einem grossen Keller und Presse, einem grossen
und kleinen Boden bestehet, um einen billigen
Preis täglich zu verlassen, oder zu verkaufen.
Liebhaber können sich auf dem Kohlmarkt bey
dem weissen Storchen Nro. 171 im ersten Stock
auf der letzten Stiege im Hof, oder bey dem
Hausmeister zu ebener Erde anfragen.


Zu Unterliesing ist die Behausung Nro. 11,
welche mit einem Stock, und zu ebener Erde
ein grosses Zimmer mit Vorhaus, Backkuchel
und Speis, dann ein Pferd=und Kühestallung,
jedes auf 4 Stück, zwey Schupfen, Stadel,
Schaaf=und Schweinstall, nebst einem Wein=
und Milchkeller, im ersten Stock aber mit drey
Zimmer, Vorhaus und Kuchel versehen, dann
ein Obst=und Kuchelgarten, und 22 ½ Joch
Aecker, wovon 9 mit Walzen und Korn be=
bauet
, dabey befindlich ist, täglich zu verkau=
fen
, und können sich die Liebhaber bey dem
Eigenthümer in bemeldtem Hause melden.


Den 20. März werden im Schottenhof lin=
kerhand
neben dem Brunn im zweyten Stock,
Vormittag von 9 bis 12, und Nachmittag von
3 bis 6 Uhr verschiedene Effekten, als Bilder,
worunter gute Originalia von Scüppen, Quer=
sort
, Struk, Hamilton, P. Trager, Schün=
nagel
, Brand, Tob. Bock ⁊c. befindlich, =
sten
, ein damastenes Soffa und 6 derley Sessel,
eingelegte Tische, Spiegel, ein Stöckeluhr, ein
Mariazellerbild und ein Pragerkindel in schwar=
zen
Kästeln, Bettgewand, Kupfer, Zinn Kuchel
und Eisengeschirr den Meistbietenden verkauft.


Den 20. März werden auf dem alten Fleisch=
markt
im gelben Adler Nro. 699 ruckwärts im
Hof verschiedene Effekten, als etwas Silber,
Porcellain, Spiegel, Uhren, Soffa, Sesseln,
sournirte Kästen, Tische, verschiedene von gu=
ten
Meistern, als Schünnagel, Canton, Quer=
fort
⁊c. gemalene Bilder, dann Bettstätte,
und andere Fahrnissen licitando den Meistbie=

tenden gegen baare Bezahlung Vormittag von
9 bis 12, und Nachmittag von 3 bis 6 Uhr
verkauft werden.


Von der röm. k. k. Majestät ni. öst. Land=
recht
wegen, wird hiemit allen und jeden, de=
nen
daran gelegen, kund und zu wissen gemacht:
Es sey über zwischen Herrn Dominikus v. Pal=
lavicini
und Herrn Franz Joseph Edeln von
Reichmann unterm 20. Decemb. v. J. fürge=
weste
Tagsatzung vermög des hierüber ergan=
genen
Verlasses unter andern veranlaßt wor=
den
, daß über die von beeden Theilen gesche=
hene
Einwilligung, womit nach der in causa
des Franz Anton Platzer wider ersagten Herrn
von Reichmann bereits vorgenommenen, und
unterm 10. Decemb. 1774. gerichtl. eingereich=
ten
Schätzung des Guts Guttenbrann cum Ap-
pertinentiis
bey der Licitation ausgeruffen wer=
den
möge, ersagtes Gut nach dieser Schätzung
bey einer auf Anlangen des Herrn von Palla=
vicini
zu bewirken kommenden Licitationstag=
satzung
öffentlich feilgeboten werden solle, und
gleichwie nach Jnhalt sothaner Schätzung mehr
besagtes Gut Guttenbrunn cum appertinentiis
um 26186 fl. 40 kr. gerichtl. geschätzet worden,
und Herr v. Pallavicini über die von dem Herrn
v. Reichmann in Sachen auf den 21. Jänner
d. J. bewirkte, aber nicht zur Anmeldung ge=
gebene
Tagsatzung um Anordnung einer Lici=
tationstagsatzung
und Ausfertigung deren be=
hörigen
Edikten gebeten, hierinfalls auch nach
Jnhalt obangeführten Verlasses dd. 20. Dec.
v. J. verwilliget, und zur Licitationstagsatzung
der 20. März d. J. bestimmet worden ist. Als
werden all und jede, welche ermeldtes im V.
U. W. W. nächst Baaden liegendes Gut Gut=
tenbrunn
cum Appertinentiis nach Jnhalt der
obangeführt gerichtlichen Schätzung käuflich an
sich zu bringen Willens sind, an obbesagten
Tag fruh um 9 Uhr vor dieses k. k. ni. öst.
Landrecht ad Licitandum, tractandum & con-
cludendum
zu erscheinen, diejenige aber, wel=
che
die gerichel. Schätzung vorher einzusehen ver=
langen
, sich hierwegen bey dem Dr. Struggl
in dem alten Salesianerhaus in der Dorothe=
gasse
im 3ten Stock anzumelden haben.


Von des k. k. ni. öst. Merkantil=und Wech=
selgeriches
wegen jedermänniglich hiemit anzu=
fügen
: Demnach die rechtliche Rothdurft erfo=
dert
, daß ein unterm 23. Decemb. v. J. auf
3900 fl. gerichtl. geschätzte in einer Hutschnur
samt derley Knopf mit Brillanten bestehender
Geschmuck licitando feilgeboten und den Meist=
bietenden
verkauft werden solle. Als ist der
21. März fruh um 9 Uhr zur Licitationstag=
sotzung
bestimmt worden. Haben demnach all

[19]

und jede, so etwa besagten Geschmuck zu kau=
sen
Willens sind, auf obbestimmten Tag fruh
um 9 Uhr bey diesem k. k. ni. öst. Merkantil=
und Wechselgericht in der gewöhnlichen Raths=
stube
zu erscheinen und sich allda anzumelden.


Von der k. k. Administration der eingezoge=
nen
Jesuitengüter in Oesterreich ob=und unter
der Ens werden den 27. März in dem vorma=
ligen
Jesuitenkollegio in der dasigen|Administra=
tionskanzley
verschiedene groß und kleine gold
und silberne Medaillen und Denkmünzen, sil=
berne
Leffel, Messer, Gabel und anderes Sil=
ber
, dann den 28. und folgende Täge darauf
verschiedene Geräthschaften, als Zinn, Kupfer,
Eisen, Schmid=und Tischlerhandwerkzeug, Bil=
der
, Kästen ꝛc. Vormittag von 9 bis 12, und
Nachmittag von 3 bis 6 Uhr den Meistbieten=
den
verkauft werden; Demnach können sich die
Kauflustige an bestimmten Ort, Täg und Stun=
den
einfinden.


Jn dem k. k. Militärinvalidenhaus in der
Alstergasse allhier ist von Michaeli dies Jahrs
an das Wirthshaus in weitern Bestand zu ver=
lassen
. Wer solches bestehen will, hat den 23.
März fruh um 9 Uhr zur diesfälligen Licita=
tion
bey der zu diesem Ende im Eingaugs er=
wehnten
Jnvalidenhaus in des Commendanten=
wohnung
eigends abhaltenden Commißion zu
erscheinen, um das weitere vernehmen und be=
handeln
zu können.


Von N. N. Burgermeister, Stadtrichter und
Rath der k. k. landesfürstl. Stadt Prugg an
der Leytha wegen, wird hiemit jedermann kund
und zu wissen gemacht, daß nachdem die vorige
zu Licitirung des Johann Kammermayrischen
Hauses, sammt Ueberländen angeordnet gewe=
ste
Tagsatzungen, wegen Mangel der Licitan=
ten
fruchtlos abgeloffen sind, nun eine weitere
Licitationstagsatzung auf den 5. April d. J. an=
geordnet
worden seye; Es werden demnach die=
jenige
, die hierum zu licitiren gedenken, diesen
Tag fruh um 9 Uhr auf dem Rathhaus zu er=
scheinen
, und sich durch den Rathsdiener mel=
den
zu lassen haben.


Von des hochwürd. erzbischöfl. wienerischen
Konsistoriums wegen, wird hiemit all und jeden,
welche an der Verlassenschaft des verstorbenen
weltlichen Priesters und gewesten Provisors im
Goldberg Paul Hutter einige Sprüche und Fo=
derungen
zu haben vermeinen, kund und zu wis=
sen
gemacht: daß zur Abhandlung dieser Ver=
lassenschaft
auf den 28. März d. J. Nachmittag
um 2 Uhr eine Tagsatzung in der erzbischöfl.
Konsistorialkanzley zu erscheinen, angeordnet
worden sey; es werden demnäch diejenigen, wel=

che eine Forderung, es sey Schuld, oder Erb=
schaft
halber an den ruckgelassenen Vermögen
des obgedacht weltlichen Pristers Paul Hutter
zu machen gedenken, mit solchen an bestimmten
Tage, Stund und Ort sich alsogewiß persön=
lich
, oder durch hiezu genugsam Bevollmäch=
tigte
daselbst anzumelden, und ihre Forderun=
gen
auf der Stelle, wie es sich zu Recht ge=
bühret
, darzuthuen haben, als im widrigen
die Ausbleibende, oder die ihre Forderungen
nicht genugsam erweisen werden, nicht mehr
gehöret, sondern mit ihren Sprüchen und Fo=
derungen
auf allezeit abgewiesen und ausge=
schlossen
seyn sollen.


Wir Burgermeister und Rath der Stadt
Wien geben hiemit jedermann zu vernehmen:
Es haben uns die Herren Direktoren und Asses=
sores
der Stadtgerichte zu Großglogau, mittels
Schreiben vom 10. Jänner dies Jahrs ersuchet,
durch ein offentliches Edikt kund zu machen,
wasmassen sich befunden hätte, daß auf dem
von dem dasig burgl. Sattler Johann Joseph
Konrad erkauften im IV. Viertel Nro. 10 be=
legenen
Wenske, ehehin Voglwürgerischen Haus,
noch 750 Rthlr. Kaufgelder ungelöscht steheten,
die der Joseph Voglwürger an die Anna Eli=
sabeth
Kalkin und ihre Geschwistere bezahlen soll=
te
, desgleichen itzigedachte Voglwürgers Ehekon=
sortin
, Anna Elisabeth ihre Erbportion von
158 Rthlr. 20 sgl. gedachter dermalige Besitzer
des Hauses, Joh. Jos. Konrad aber um die =
schung
dieser Gelder und Depuration seines Hau=
ses
Ansuchung gethan hätte. Als würden hie=
mit
die Anna Elisabeth Kelkin, und ihre Ge=
schwistere
, oder derfelben Erben, desgleichen
alle der Anna Elisabeth Voglwürgerin Erben,
benanntlich Theresia Voglwürgerin, vereheligt
an den Fabrikenschreiber Pelsel im Kloster Leu=
bus
, 2) die Klara vereheligt gewesene Schindle=
ein
allda, und derselben Kinder, Karl, Anna
und Karolina Schindlerin, und so noch mehrere
vorhandene, 3) der gewesene Jesuit und Apo=
thecker
in Wien, Jakob Voglwürger, 4) der
gewesene Jesuit in Kommittan in Böheim Jo=
hann
Voglwürger, 5) der Karl Voglwürger,
so ein Proviantofficier in k. k. theresianischen
Diensten gewesen, 6) der Bartholomä Vogl=
würger
, so Geistlicher in Leubus gewesen, und
7) der Franz Voglwürger, so Kunstpfeiserge=
sell
gewesen, und deren hierunter bereits ver=
storbenen
, ihre Erben und Erbnehmer, auch
alle und jede, die in Ansehung der obbenann=
ten
Kauf=und Erbgeldern an gedachtes Haus
einen An=und Zuspruch zu haben vermeinen,
hiemit citirt und vorgeladen, daß sie in denen
hiezu auf den 6. März, den 3. April und 1.
May anberaumten Terminen, sich Vormitrag

[20]

um 9 Uhr vor ihnen Herren Direktoren und
Assessoren allda melden, sich wegen Löschung be=
sagter
Kauf=und Erbgelder erklären, und mit
Jmploranten allenfalls verfahren, im ausblei=
bendenden
Fall aber gewärtigen sollen, das
diese Gelder in Hypothekenbuch gelöschet, und
ihnen diesfalls ein ewiges Stillschweigen auf
erleget werden wurde. So man durch die⟨s⟩es
offentliche Edikt hat kund und zu wissen machen
wollen.


Von der löbl. regulirten Chorherren Stift
Thiernsteinerischen Amtskanzley wird hiemir je=
dermänniglich
zu wissen gemacht: daß des hie=
sigen
Unterthans Anton Solterer im Markt
Grafenwörth liegende Behausung, wozu 4 1/
Joch Hausäcker gehörig, samt dem darauf haf=
tenden
Hafnergewerb, auch sämtliche Ueber=
ländäcker
, Wiesen und Weingärten, dann Wein,
Faß, Vieh und übrige Fahrnissen, überhäuf=
ter
Schulden halber, so meistens Pupillengelder
sind, ex officio öffentlich feilgesprochen, und
den 11. April d. J. plus offerenmi verkauft wer=
den
wird. Wer nun solche Behausung, Ueber=
ländgründe
, Wein, Faß, Vieh und übrige
Fahrnissen käuflich an sich zu bringen gedenket,
hat sich an obbestimmten Tag Vormittag um
9 Uhr in besagt Anton Solterers Behausung im
Markt Grafenwörth einzufinden.


Wir Burgermeister und Rath der Stadt
Wien, geben hiemit jedermann zu vernehmen:
Es haben uns die Herren Direktoren und Asses
sores der Stadtgerichten Großglogau mittels
Schreiben dd 4. Februar dies Jahrs ersuchet,
durch ein offentliches Edikt kund zu machen:
wasmossen die Klaßtsche Erden angezeiget hät=
ten
, wie daß ihr Bruder Johann Wilhelm Klaß,
so sich zwischen den Jahren 1756 bis 1758 von
dannen entfernet, ehedem aber unter den kön.
preußischen von Brunkousky, nachhero von Se=
culy
und dermal von Czetteritzschen grünen Hu=
sarenregiment
eine Zeitlang als Eskadronfeld=
scherer
gestanden wäre, man aber nachhero von
seinen weiteren Ausenthalt, nicht die geringste
Nachricht erhalten hätte. Dahero dann das
Ansuchen gemacht worden wäre, Jnhalt der
kön. Verordnung vom 27. Oktober 1763 ermeldt
ihren Bruder per Edictales zu adcitiren, und
da man diesen Gesuch auch nicht entfallen könn=
rc
. Als würde er von da gebürtige Johann
Willhelm Klaß, oder seine etwaige Leibes=oder
andere Erben per Publica Procfamata. wovon
ein Exemplar allda zu Rathhaus, das 2te hier
zu Wien, und das 3te zu Altona angeschla=
gen
, auch durch die Breßlauische udd zwey aus=
wärtige
Zeitungen bekannt gemacht worden ist,
hiemit ein für allemal also xeremptorie citiret,

und fürgeladen, daß er vom 24. Februar dies
Jahrs anzuzehlen, in den nächsten 12 Wochen.
wovon 4 Wochen für den ersten, 4 Wochen
für den zweyten und 4 Wochen für den dritten,
zu rechnen, sich allda einfinden, und insonder=
heit
in dem letzten Termin den 22. May dies
Jahrs allda zu Rathhaus des Vormittags um
10 Uhr, entweter in Person, oder durch einen
mit gerichtl. Zeugnissen, resp. ihres Lebens und
Aufenthalts, auch hinlänglich Bevollmächtigten
erscheinen, und nach den Umständen und Erör=
terung
der Sache rechtliche Verfügung gewär=
tigen
sollen, als im widrigen er Klaß für todt
erkennet, und das elterliche Erbgut den ertra=
hirenden
Geschwistern, als nächsten Anverwand=
ten
zum Eigenthum adjudiciret werden wurde.
So man durch dieses öffentliche Edikt hiemit hat
kund und zu wissen machen wollen.


Von der ni. öst. Regierung wegen wird mit
gegenwärtig offenen Edikt, jedermänniglich so=
wohl
An=als Abwesenden, deme daran gele=
gen
, kund und zu wissen gemacht: Es habe
Regierung eine Nothdurft zu seyn befunden,
über Jhro Mittelssekretär, Wenzel von May=
ersbach
, sämmtliches Vermögen einen ordentli=
chen
Concurs anzuordnen, und desselben sämmt=
liche
, sowohl in=als ausser Land befindliche
Gläubigere zu Anmeld=und Liquidirung ihrer
an erstbemeldten Wenzel von Mayersbach zu
⟨s⟩tellen habenden Sprüchen und Forderungen ein=
zuberufen
, zu welchem Ende denselben der 25.
April dies Jahrs Nachmittag um 4 Uhr zur
gewöhnlichen Tagsatzung für die erst=andert=
und dritte, auch allendliche Frist sub cIausula
præcIusi anberaumet worden. Solchemnach wer=
den
alle und jede, welche an gedacht Wenzel
von Mayersbachisches Vermögen ex quacun-
que
causa vel titulo Sprüch und Anforderun=
gen
haben, oder zu haben vermeinen, an ob=
bestimmten
Tag und Stund vor Regierung in
der daselbst zu solchem Ende offenhaltenden Com=
mißionsstube
entweder selbst persönlich, oder
durch hiezu genugsam bevollmächtigte Gewalt=
trager
alsogewiß zu erscheinen, und ihre an sol=
che
Cridämassa habende Anforderungen anzu=
melden
, auch zu Herstellung des erforderlich
rechtlichen Beweisthum ihre Schuld=und Satz=
briefe
, oder ansonst habende Liquidationsurkan=
den
und rechtliche Behelfe in beglaubten Ah=
schriften
einzulegen haben, wie im widrigen der
Ausbleibende von gegenwärtiger Concursmassa
gänzlich ausgeschlossen seyn, und ihme dies=
falls
das ewige Stillschweigen auferleget, der
nicht Liquidirende aber in der künftigen Claßi=
fikation
mit seiner unerwiesanen Anforderung ab=
gewiesen
werden solle. Wornach sich ein jeder
vor Schaden zu hütten wissen wird.

[21]

Beschreibung
der
erschröcklichen Wassersnoth
in
Ober=und Rieder Ungarn,

wodurch besonders die Städte Pest und Ofen, unbeschreibli=
chen
Schaden erlitten haben.


Erster Brief aus Pest vom 18. Hornung.

Dieser Tagen haben wir allhier ein sehr trauriges Schicksal gehabt, dessen sichr
auch die spätesten Nachkommen nicht ohne Entsetzen erinnern werden. Es ware
den 15. dieses Nachts um 9. Uhr, als der ausserordentlich dicke Eisstoß, der nache
und nach durch das hohe Wasser seine Qualität erhalten, auf einmal zu brechen an=
fieng
. Durch das Krachen wurde derselbe zwar in Bewegung gesetzt, aber nicht in,
Gang gebracht, weil das untere Eis viel stärker war, als dieses an unserer Stadt.=
Endlich um 11 Uhr, als das Wasser immer mehr und mehr anwuchs, wurde der=
selbe
unter erschrecklich fürchterlichen Rauschen und Getöse zum gehen gebracht.
Das unglücklichste dabey war, daß der untere weit dickere Stoß unbeweglicht
blieb, und von den obern zu gehen gepreßt werden mußte. Es ist nicht zu be=
schreiben
, wie ents⟨e⟩tzlich diese Begebenheit bey hellem Mondschein anzusehen gewe=
sen
, wie sich auf dem Ströhme das Eis haushoch übereinander geschoben, und
n einem Augenblick wieder mit grossem Sausen und Brausen, als wenn ganze
Berge einfielen, in Abgrund versunken. Auf beyden Seiten des Ufers zu Ofen und=
Pest, wo der Fluß am schmälsten, thürmsten sich die Eisschollen gleich den Ber=
gen
aufeinander. Jndem sich das Eis unten überdiemassen zusammen gestossen,
so stieg das Wasser von 11 Uhr bis auf den 16. um 3 Uhr so hoch, daß es dem
Salzamtufer gleich gewerden. Dieses Steigen ließ zwar den 17. um 9 Uhr etwas
nach, war aber von keiner Dauer, denn die Fluth brachte so viel Wasser zusam=
nen
, daß Nachmittag um 3 Uhr das Salzamtufer über 2 1/2 Schuh unter Was=
er
gekommen. Ja dieses schreckliche und unaufhaltliche Elend drang bey beyden
Thören in das grosse Salzbehältniß ein, und bedeckte den nicht geringen Vorrath
am Salze über 2 Schuh. Die übrigen Salzkammern sind zu allem Glücke, weil

[22]

⟨o⟩b die Höhe des Wassers gleich nicht gar eine halbe Stunde anhielt, weil der Rin=
⟨sa⟩l
unter Pest mehr Luft bekam, so hat dasselbe doch in dem Salzbehältnisse, wo
esüber die Schwelle eingedrungen, und auch darinn versinken mußte, viel Scha=
⟨d⟩en
verursacht. Bis itzt steht noch die ganze Wasserstadt, die Raizenstadt, Neu=
⟨st⟩adt
, Ofen, Altofen, Pest, der Theil an der Donau und fast noch die ganze Vor=
⟨st⟩adt
im Wasser. Dieser unglückliche Vorfall stehet in einem solchem Verhältnisse,
⟨w⟩elches sich nur Augenzeugen vorzustellen im Stande sind, nicht aber beschrieben wer=
⟨d⟩en
kann. Kurz vorher war alles in der größten Sicherheit. Freuden und Vergnü=
⟨g⟩ungen
wechselten ab. Alles dachte nur an lustbare Ergötzlichkeiten, die wenigsten
⟨w⟩usten vom Schrecken und Elende etwas, alles war in seiner Zufriedenheit. Nie=
⟨m⟩and
vermuthete eine so schnelle Abänderung, und siehe innerhalb 5 Stunden war
⟨g⟩anz Ofen und Pest im Wasser, welches immer anwuchs, bis es, wie schon gemel=
⟨de⟩t
worden, am dritten Tage die größte Höhe erreichet.

Jn der Pester Vorstadt, wo fast alle Häuser von ungebrannten Ziegeln erbauet,
⟨sin⟩d ganze Reihen eingestürzet, was sich in der Nacht beym ersten Anlaufe hat retten
⟨w⟩ollen, mußte seine Zuflucht zu den Böden nehmen. Einige sind elend ertrunken,
⟨an⟩dere vom Einsturz der Häuser erbärmlich erschlagen worden, und haben so ihr
⟨G⟩rab unter der Schütt und im Wasser gefunden. Wenige haben von ihren Habse=
⟨li⟩gkeiten
und Vieh etwas retten können. Die noch mit dem Leben davon kamen, ha=
⟨e⟩n
nichts als was sie am Leibe davon gebracht. Um diese armen Leute noch vom
⟨H⟩unger zu retten, und sie beym Leben zu erhalten, müssen alle Bäcken zu Pest und
⟨O⟩fen, samt den im Provianthause Brod backen. Erschröcklich ist der Anblick dieser
⟨V⟩erwüstung. Hier suchen entronnene Kinder ihre Aeltern, da schreyen Aeltern nach
⟨ih⟩ren verlornen Kindern. Das Vieh, welches in der Vorstadt allhier gehalten wor=
⟨de⟩n
, ist meist zu Grunde gegangen, was noch hat errettet werden können, stehet auf
⟨An⟩höhen ohne mindester Nahrung, so, daß dessen Brüllen erbärmlich anzuhören ist.
⟨M⟩it einem Wort, die jetzige Noth ist erschröcklich. Das Wasser ist bis diese Stunde,
⟨nä⟩mlich den 18 um 5 Uhr da dieses geschrieben wird, zwar schon 4 1/2 Schuh gefal=
⟨len⟩
, aber das Meiste von hier und der Ofnerwasserstadt stehet noch 4 Schuh theils
⟨m⟩ehr theils weniger im Wasser. Mit Kahnen wird bis an das Jnvalidenhaus ge=
⟨fa⟩hren
. Die Kruften in der Pesterpfarrkirche und in der Ofnerwasserstadt=Pfarrkir=
⟨ch⟩e
sind zum Theil eingegangen, und manche starke Gebäude beschädiget, viele stür=
⟨ze⟩n
noch ein, und andere sind gar nicht sicher davor. Die Gefahr ist noch nicht gänz=
⟨li⟩ch
entfernt, und vieles ist noch nicht entdeckt worden. Erst nach dem völligen Ab=
⟨la⟩uf
des Wassers wird der Schaden und das ganze Verhängniß in sein bessers Licht
⟨kö⟩nnen gesetzt werden.

Die Nachrichten von den Verwüstungen des ausgetrettenen Wagflusses find nicht
⟨w⟩eniger betrübt, und erregen auch bey sonst gleichgültigen Gemüthern Nachdenken,
⟨J⟩ammer und Mitleiden.

Jn Neuhäusel sind 8 lebendige Kinder im Wasser aufgefangen worden, und Nie=
⟨m⟩and
weiß, wem sie zugehören. Bey Bischtschan ist ein ansehnlicher Herr in einer
⟨W⟩iltschure gefunden worden, der im Wasser ersoffen und im Gesichte vom Eise so
⟨ze⟩rquetscht und zerstossen war, daß ihn bisher Niemand erkennen konnte. Jn Feise
gelibe schwemmte die Fluth der Wag 10 Häuser weg. in Tolusch 8. in Gutta 13.

[23]

Zweytes Schreiben aus Pest vom 25. Hornung.

Kaum ist es einer Feder möglich zu beschreiben, was wir Pester des starken Eises
und grossen Wassers wegen für gräuliche Angst und fast unglaublichen Schaden er⟨=
litten
haben. Es war am 15. d. M. in der Nacht um 11 Uhr, als der Eisstoß lo⟨s⟩
geworden, und fast ganz Pest unter Wasser gesetzt hat. Jn der Gasse des Dominika⟨=
nerklosters
sind die größten Schiffe hin und her gefahren. Man will über 900 Häuse⟨r⟩
zählen, die bis auf den Grund darnieder liegen, und ist keine Vorstadt, oder Mayer
Hof mehr zu sehen. Bis über den Calvarieberg stehen nur 2 Häuser, ja man kan⟨n⟩
sagen, daß in der ganzen Stadt kein Haus verschont geblieben, viele wollen sogar ei⟨n⟩
Erdbeben dabey verspührt haben, daß man um so mehr glauben kann, weil auch di⟨e⟩
größten küchtigsten Häuser mehrentheils geborsten sind. Jn der sogenannten Müller⟨=
gaße
, an der Donau hinunter, vom Markt an, über den Fischplatz, sind alle kleine und
große Häuser zusammgefallen, so, daß man nur froh seyn durfte mit dem Leben davon
zu kommen, ohne auf die Rettung seiner Habschaften zu gedenken. Jtzt gräbt ein je=
der
sein Ueberbliebenes unter dem Schutte, mit heißen Thränen heraus. Das Kra⟨=
chen
der einstürzenden Häuser, und das jämmerliche Geschrey und Weheklagen nicht
nur alleine der mit dem Tode ringenden Menschen; sondern sogar auch des Viehes,
war ein lebhaftes Vorbild der Schrecken des jüngsten Tages, ein Schrecken, der lei=
der
bis den 20. dieses fortgedauret hat, da das Wasser wieder gefallen ist. Zu Alt=
ofen
, und Neustift ist auch der gröste Theil ein Steinhaufe. Von der Raczkoveer
Jnsul, worauf 18. Dorffchaften sich befanden, will man sagen, daß nur eine einzige
Person sich soll gerettet haben, weil von selber nichts, als etwa hie und da die Spitze
irgend eines grossen alten Baumes zu sehen ist. Was uns noch für weiter betrübte
Nachrichten zukommen werden, ist Gott alleine bekannt, wir können nicht anderst,
als mit Zittern sie erwarten. Viele 100 Menschen sind nur mit dem Leben entkom=
men
, ohne von dem ihrigen nur das mindeste retten zu können. Die Leute haben sich
auf die Dächer geflüchtet, denn das Wasser drang auch in den höchsten Häusern bey
den Fenstern der ersten Stockwerke ein. Kühe, Schweine, und anders Vieh hat
man auf die Gänge der ersten Gaden gebracht, woselbst man Fleisch ausgehackt, und
mit Schiffen abgeholt hat. Dieser traurigen Schilderung muß man noch zur Ehre
der Menschlichkeit beyfügen, daß Titl. Herr Graf von Karoly in der ganzen Stadt
die Armen, die ihre Häuser verlohren haben, aufsuchen ließ, und mit Beybehaltung
eines einzigen Zimmers für sich, liebreich in sein Haus aufgenommen hat, sonst hät=
ten
diese Armen, bey fortwährender so strengen Witterung, erfrieren müssen.

Drittes Schreiben aus Preßburg vom 1. März.
Verfolg der traurigen Berichte aus Pest und Ofen.

Die schon in vorigem Blatte angezeigte Ueberschwemmung machte die Stadt Pest einer völligen Jn=
sel
gleich. Auf der Vorstadt schwammen alle Häuser, und man zählt deren schon 400, die niederge=
sunken
sind. Das Wasser wuchs in einigen Stunden so gewaltig an, daß sich bis Morgens den 16.
der eine an der Donau liegende Theil der Stadt, ihr ganzer Platz, die Pfarr=und Raitzische Kirche.

[24]

Jeßenobskische Haus, wie auch auf allen Gässen mit Flößen und Plötten berum zu fahren, um die
a⟨rm⟩en Leute nicht gar den Fluthen des Gewässers Preis zu geben, sondern solchen noch einige Ret=
tung
zu verschaffen. Ja, es kostete auch nicht wenige Mühe, und Arbeit, zu verhüten, daß das
W⟨a⟩sser von der Vorstadt, besonders bey dem Korruptenhause, nicht zu den Jnvaliden hinein drang.
W⟨e⟩nn die Steigung desselben nur noch eine Stunde angehalten hätte, so würde man den Einfluß
⟨d⟩urch das Ketschkemeter=und Hatwannerthor nicht haben steuern können, und dann würde es um die
⟨g⟩anze Stadt geschehen gewesen seyn. Das Rathhaus, die PP. Franciscaner, die Hatwanergasse,
⟨s⟩ammt der, die an der Stadtmauer liegt, blieben verschont, aber die Häuser nahe an den Kanälen
⟨h⟩atten destomehr ihre Anfälle. Ja, wenn solche nicht mit vieler Mühe wären verstopft worden, hätte
⟨d⟩as Komitathaus ein gleiches Schicksal gehabt. Jn den Gewölhern, und Kellern sind unsägliche
Schäden, und Verwüstungen geschehen, die Fäßer schwammen hin und her, und die Kaufmannswaa=
⟨r⟩en
sind ganz naß, und meist unbrauchbar gemacht worden. Den 18. gegen Abend, da das Wasser
⟨w⟩egen den Jnseln auf der Donau Luft bekommen, fieng es wieder an zu fallen. Was noch bey diesem
⟨t⟩raurigen Vorfalle die Noth vermehrte, war, daß die elenden Einwohner in und vor der Stadt die
⟨m⟩eisten ihrer Häuser einstürzen sahen, und also ihr weniges, was sie noch auf die Böden in Sicher=
⟨h⟩eit
gebracht, durch Sturz und Fluth zusehend zu Grunde gegangen ist. Wegen der verunglückten
Menschen, als auch des Schadens, kann noch nichts gewißes bestimmt werden. Die hiesige Pfarr=
⟨ki⟩rche
, und der Pfarrhof sind noch nicht außer Gefahr. Jn der Kirche wird ein Gottesdienst mehr
⟨g⟩ehalten, denn die Sakristey ist bereits eingefallen, und die Kruft steht noch immer voll Wasser.
Eine gleiche Begegnung befürchtet auch das Dominikanerkloster, von welchem schon eine Mauer zum
Steinhaufen geworden.

Bey diesem Jammer und bey diesem Elende ist in der Kirche des Jnvalidenhauses sogleich das
⟨h⟩ochwürdigste Gut ausgesetzt, und eine dreytägige Andacht um Abwendung dieses allgemeinen Uebels
⟨v⟩errichtet worden. Den nothleidenden Einwohnern, deren sich gegen 500 in dieses Haus geflüchtet,
⟨w⟩urde alsobald gehörige Unterkunft gegeben, und man hat ihnen alles angedeiben lassen, was in sol=
⟨ch⟩en
Fällen die wahre Nächstenliebe von einem jeden Christen erfodert. Bis itzt sind noch gegen 300
Seelen darinn, die wegen des großen Wassers nirgends ankommen können.

Jn Altofen sind schon wirklich 250 Häuser, und in der Neustift, Landstraße, Wasser=und Rai=
⟨ze⟩nstadt
auch 200 eingefallen, und noch mehrere sind keine Stunde sicher dafür. Jn der Wasserstadt
⟨h⟩at man die Leute, die in den obern Stockwerken ihre Wohnungen hatten, mit der größten Leibs=und
⟨L⟩ebensgefahr gerettet. Die PP. Franciscaner haben ihr Kloster verlassen, und sich indessen in alle
⟨ü⟩brigen Klöster vertheilen müssen. Die Pfarrkirche hatte auch ein hartes Schicksal, jedoch hat sich
⟨di⟩e Geistlichkeit mit dem Hochwürdigen noch glücklich gesichert. Die Sitze, Bänke und B⟨e⟩ichtstühle
⟨sch⟩wammen indessen hin und her. Jmgleichen auch die Todten in den Kruften, und dürfte dieses bey
⟨a⟩usbleibender Vermittelung üble Folgen nach sich ziehen. Das Verpflegamt hat auch viel gelitten,
⟨un⟩d Kaufleuten ist auch hier ein großer Schaden in den Waarenbehaltnissen zugewachsen, außer eini=
⟨ge⟩n
, die noch in der Zeit das Glück hatten, das Jhrige in Sicherheit zu stellen. Die Neustifter=
⟨un⟩d Landstraßnerinnsaßen sind nicht nur um den größten Theil ihrer Habseligkeiten, und Lebensmit=
⟨tel⟩n
gekommen, sondern sie sahen noch dazu ihre Wohnungen einstürzen. Diese Bedrängten sind also=
⟨ba⟩ld
von Seiten der Stadt mit aller möglichen Hülfe versehen, und mit Brote, Fleische, Holze und
⟨S⟩troh sorgfältigst unterstützt worden.

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