Wienerisches Diarium,
von Staats, vermischten und gelehrten Neuigkeiten.
Nro 104.
Sonnabend den 26ten Christmonat 1772.
Verlegt bey den von Ghelenschen Erben.
Londen den 8. Christm.
Das Oberhaus hat dieser Tage nichts
wesentliches vorgenommen. In dem
Unterhause ist am 7ten die Bill
we=
gen Verbots auf die Ausfuhr des Getraides,
und eine gleiche wegen freyer Einfuhr der
ge=
salzenen Waaren aus Jrland und America
zum drittenmal verlesen und zu Stande
ge=
bracht, auch eine Bill, wegen fernerer
He=
bung der Abgaben vom Malze abzufassen,
verordnet worden. Herr Harley that
her=
nächst den Antrag, man möchte, mittels
einer Bill, die ostindische
Handlungsgesell=
schaft auf eine gewisse Zeit von der
Ernen=
nung der zur Oberaufsicht nach Ostindien
be=
stimmten Personen zuruckhalten. Es
entstan=
den hierauf sehr lebhafte Wortwechsel. Die
Ministerialparthey war für diesen Vortrag,
und führte zu ihren Gründen an, daß der
Aufwand zu solcher Commißion 120 tausend
Pf. Sterling betrüge, welche die
Compa=
gnie dermalen nicht im Stande wäre, auf=
zubringen. Die gegenseitige Parthey
hinge=
gen behauptete, solche Commission wäre aus
den Ersparungen zu bezahlen, und würde
auch der Vorschlag darzu nach reifen
Ueber=
legungen gemacht worden seyn; allein, die
Vollziehung sey ausgestellt worden, bis
da=
hin der geheime Ausschuß mit seinen
Unter=
suchungen fertig wäre. Die Sache wurde
endlich den Stimmen ausgesetzt, da sich dann
114 dafür, und 45 dawider erkläreten.
Von Danzig sind verschiedene
engelländi=
sche Schiffe zurück eingeloffen, andere aber
noch alda angehalten, weil sie sich geweigert
haben, den neuen Zoll zu bezahlen, Die
engelländische Handlung nach Danzig hat
ge=
wiß ihren Werth. Die Städte Norwich,
Manchester, Leeds, Hallifax, Wakefield,
Salisbury, Sheffield, Exeter und Birming=
schicken eine große Menge Wüllenzeug, Leie
nen, und allerhand Arbeit von Stahl und
Eisen dahin Londen, Bristol und Liverpool
machen ebenfalls starcke Lieferungen in
Zu=
cker und Taback nach besagten Hafen, so,
daß ein so ansehnlicher Zweig unserer
Hand=
lung wohl der Aufmerksamkeit unseres
Ho=
fes lohnet. Er wird auch angeführt, En=
gelland habe, mittels zweener feyerlichen
Tra=
ctaten, die Handlung und Freyheiten der
Stadt Danzig garantirt; wodurch die
Kro=
ne in diese Sache einzutreten, zugleich der
Nation eine so vortheilhafte Handlung
bey=
zubehalten, und der Stadt Danzig einige
Linderung in ihren Beschwerden
auszuwir=
ken, berechtigt seyn wurde.
Die Directoren und Jnhaber der
ostindi=
schen Handlungsgesellschaft sind unter sich
selbsten, ihres Vermögens oder
Bedürftig=
keit wegen, nicht einig. Einige wollen die
Dividende für das künftige halbe Jahr auf
6, andere auf 10 vom Hundert bestimmen.
Mayland den 9. Wintermon.
Mittwochs kamen Jhre königl. Hoheiten
von dem Lustorte Varese, allwo des Herrn
Herzogs von Modena sich noch immer
auf=
halten, glücklich in hiesiger Hauptstadt
wie=
der an.
Montags, als an dem Feste des heiligen
Ambrosius, Patrons der hiesigen Stadt,
und der Mayländischen Provinz, verfügten
sich beyde königl. Hoheiten in öffentlichem
Staat nach der alten Kirche gedachten
Hei=
ligens, woselbst sie so, wie am unbefleckten
Empfängnißtage in der Kirche bey Maria
Stiegen, dem öffentlichen Gottesdienste
an=
dächtigst beywohnten.
Man sagt, unsere allergnädigste Kaiserinn
Majestät seyen entschlossen, zwey junge
May=
länder nacher Frankreich, und anderen
Län=
dern abzusenden, damit dieselben in der
Vieharzneykunst, oder sogenannten Art
Ve-
terinaire sich unterrichten, und dann in
ih=
rer Heymath mit guten Nutzen wider
an=
steckende Viehseuchen, sich mögen gebrauchen
lassen.
Aus dem Kirchenstaat, den 25.
Wintermonats.
Der Herr Kardinal Stuart, als
Bi=
schof zu Frascati, hat daselbst den 12ten
dieses Morgens, ein, den Tag vorher
unterzeichnetes Päbstliches Breve, öffent=
lich verkündiget, Kraft welchem das
dasige Jesuitenkollegium aufgehoben, und
desselben Güter, und Einkünfte dem eben
da sich befindenden bischöflichen
Semina=
rium einverleibet werden. Niemanden
woll=
te man von diesem Breve eine Abschrift
geben, ja nicht einmal selbst den Jesuiten,
die doch gewissermassen ein Recht gehabt
hätten, dieses Verfahren mit ihnen näher
einzusehen. Man begnügte sich blos damit
ihnen dieses Breve vorzulesen, welches auf
nichts, als auf die Verdienste des Herrn
Kardinal Stuarts, und auf die dürftigen
Umstände seines Seminariums gegründet ist.
Genua den 9. Christmon.
Viele jüngsthin hier eingegangene Briefe
bestättigen, daß der Kaiser von Marocco
den Juden ein ausschließendes Recht auf den
Handel mit Korn, und alle Eßwaaren in
seinen Staaten ertheilet, dieses aber den
Engländern zu Gibraltar so grossen
Scha=
den zugefüget habe, daß die letztern
beschlos=
sen hätten, alle Juden aus ihren Gegenden
zu vertreiben. Ferner vernimmt man, be=
sagter Kaiser habe den Engländischen
Con=
sul nicht annehmen wollen, weil dieser sich
geweigert hatte zu Tanger, dem Wohnsitze
aller übriger auswärtiger Consuln, sich
niederzulassen.
Rom den 9. Christmon.
Montags, den 14. dieses wird der Pabst
geheimes Consistorium halten.
Unsere Briefe aus Spanien können die
Eh=
renbezeugungen die dem Monsig. Doria, von
seinem ersten Eintritt in diese Staaten
erwie=
sen werden, nicht genug beschrieben. Se.
kathol. Majest. haben unter anderen diesen
Prälaten sogar mit Dero königl. Garde von
Barcellona bis nacher Madrid begleiten
las=
sen. Gestern war der bestimmte Tag, an
welchen er bey diesem Hofe die geweyhten
Fatschen im päbstl. Namen überreichen sollen,
man ist daher begierig das weitere davon zu
vernehmen.
Der Bau des Eingangs zu dem neuen
Clementinischen Museo geht glücklich von stat=
ten, und nun heißt es, der Pabst wolte den
da sich befindenden alten Springbrunn, worauf
die berühmte Bildsäule der Cleopatra sich
befindet, umreißen, und an dessen Stelle
das Vorgebäude zu erwehnten Eingang, in
Gestalt eines runden Tempels, nach alten
Geschmack aufbauen lassen.
Sonntags frühe hatte der Kardinal
Or=
sini, noch vor dem Gottesdienste bey Sr.
Heiligkeit Audienz.
Dieser Tagen wurde auf den hiesigen
so=
genannten Prati Grandi eine grosse Menge
Rappetaback öffentlich verbrannt, weil man
zum Nutzen des Publikums entdecket hatte,
daß selbe mit vieler Erde, schwarzen Salze,
und verfaulten Stroh von zerbrochenen alten
Weinflaschen verfälschet war. Was die
be=
reits in Verhaft gezogenen Betrüger für
ei=
ne weitere Straffe aus zu stehen haben
wer=
den, muß man noch erwarten.
Livorno den 11. Christmonat.
Heute Morgens ist das rußische
Kriegs=
schiff, die 3 Primaten genannt, aus
Porto=
ferrajo, woselbst es ausgebessert worden, in
hiesigen Hafen eingeloffen, bey der Ankunft
grüßte es den hiesigen Platz mit den
gewöhn=
lichen Kanonschüßen, worauf wieder von der
Festung gedanket wurde.
Aus Konstantinopel wird unterm 21
Weinmonats geschrieben, daß dasige
Re=
gierung auf das dringendste Befehl ertheilet
habe, 12000 Dulcignoten auf die
ragusi=
schen Schiffe einzubarkiren, und nach
So=
ria, wider den berüchtigten Aly Bey
abzu=
führen; daß diese aber von den Rußen
be=
reits zerstreuet, und ihre Schiffe verbrannt
worden, hat man schon aus Briefen vom
frischern Dato mitgetheilet. Der Divan,
sagen oberwehnte Briefe vom 21
Weinmo=
nats weiter, sey mit beständigen
Rathsver=
sammlungen beschäftiget, und eben diesen
Tag sey ein Kurier aus Warschau daselbst
angelangt, von deßen mitgebrachten Depechen
nichts unter dem Publikum bekannt
gewor=
den wäre.
Auszug eines Schreibens aus
Edin=
burg in Schottland, vom 28. Winterm.
Hr. Banks hat sich, gestern mit Hrn. Sy=
lander, und Link, nacher Londen
eingeschif=
fet. Bey Besuchung der Jnseln Jdesternes
in Schottland, haben sich auch jene von
Staffa in Augenschein genommen, die
wirk=
lich das sonderbareste, und reizendste Spiel
der Natur vorstellet. Diese Jnsul hat
un=
gefehr 3 Meilen im Umkreise; sie ist mit
ei=
ner Gattung von Säulen umfasset, die
ver=
schiedene Gestalten und bey 50. Fuß in der
Höhe, und 5. in Durchschnitte haben, auf
diesen Säulen ruhen, bey 60. Fuß hohe
Fel=
senstücke, die sich auf eine Meile weit
er=
strecken. Jn eben dieser Insul befindet sich
auch eine Höhle, welche die Einwohner die
Höhle des Fingal, ein in der Dichtkunst
be=
kannter Nahme, zu nennen pflegen; Jhre
Länge erstrecket sich auf 371. die Breite auf
51. und ihre Höhe auf 115. Fuß. Diese
Höhle bestehet aus lauter Felsen, und auf
dem Grunde breitet sich eine Gattung eines
Sees aus, der bey 12 Fuß tief ist. Die
Riesenstrasse in Jrland, und der
Stonehen=
ge in England haben, gegen diese
außeror=
dentliche Naturbegebenheit, nichts, was so
erstaunend wäre. Eben die reisenden
Ge=
lehrten haben auf einem Felsen in Jsland
verschiedene Runische Jnnschriften
eingegra=
ben gefunden, die niemand auszulegen im
Stande ist. Ferner haben sie daselbst
mannig=
fältige Bruchstücke von zerfallenen Tempeln
die vermuthlich den Druiden gehörten, und
viele Grabmähler, von ganz außerordentlicher
Gestalt angetroffen. Die Einwohner Jslands
haben sie sehr geneigt aufgenommen, aber die
Kinderpocken, und die Faulfieber haben zu
die=
ser Zeit in Jsland sehr übel gewirthschaftet:
Diese Eyländer sind stark vom Körper,
einfältig, ehrlich, und arbeitsam; sie sind
sehr fertige Schachspieler, und haben zum
Taback, und starken Getränken eine
über=
triebene Neigung.
Warschau den 25. Wintermon.
Der Rußische General von Bibikow ist
bereits vor einiger Zeit von hier abgereiset,
um den Zustand der in verschiedenen
Ge=
genden vertheilten Truppen in Augenschein
zu nehmen; er wird nur erst in 3. Wochen
wiederkommen. Jn seiner Abwesenheit steht
hier alles unter den Befehlen des Generals
Rzewski. Diesem leztern ist seine Scha=
tulle mit 12000. Dukaten gestohlen
wor=
den; und man glaubt, sein Leibhusar, der
ehemals unter den Conföderirten gedient
hatte, sey der Thäter. Man fand zwar die
Schatulle wieder; aber das Geld und der
Dieb war weg. Es wird hier von den
Ver=
änderungen, welche in Ansehung der
Hand=
lung in Pohlischpreußen gemacht worden,
viel gesprochen; und man schätzt die aus
derselben zu ziehenden Einkünfte Sr. Ma=
jestät des Königs von Preußen auf 8. bis
10. Millionen Rthlr.
Breßlau den 27. Wintermon.
Die seit einiger Zeit zu Braunau in
Bay=
ern gewesene Häupter der Conföderirten
ha=
ben nun ihren Sitz nach Landshut in
Ober=
schlesigen verlegt, um ihrem Vaterlande desto
näher zu seyn, im Fall ihre Aussöhnung mit
dem Könige von Pohlen, wie man wirklich
hoft, zu Stande kommen sollte. Der
rußi=
sche Minister Baron von Stackelberg, hat
sie auch bereits zu ihrer Wiederkehr
einge=
laden, indem er die Erklärung bekannt machte,
daß alle diejenigen, welche an den
bisheri=
gen Unruhen Antheil genommen hatten,
wenn sie ihren vorigen Verbindungen
entsa=
gen, in aller Sicherheit zurückkommen
könn=
ten. Jhre Gegenwart würde zu den
künf=
tigen Berathschlagungen unumgänglich
erfo=
dert, um die Ruhe herzustellen, und dem
Elende ein Ende zu machen, welches
Poh=
len bisher gedrücket hat.
Tirnau den 8. Christmon.
Das hohe Fest der unbefleckten
Empfäng=
niß der jungfräulichen Mutter begieng die
hiesige Universität mit möglichster
Feyerlich=
keit; sie zog sowohl zur ersten Vesper und
lateinischen Lobrede über das Geheimniß,
als andern Tages zum Hochamt unter dem
grossen Geläute zwischen Trompeten=und
Pauckenschall öffentlich ein. Der den 30.
vorigen Monats neuerwählte Herr Rector
Universitatis: Perillust. Magnif. Spectabi-
lis, ac Consultissimus Dominus Georgius
Sigismundus Lackics I. V. D. & juris ec.
Dann die ebenfalls neuerwählten Hrn.
De-
cani der vier Fakaltäten: als Adm. Reve-
rend. Spectab. ac Clariss. P. Josephus
Ken-
⟨g⟩ires S. J. A. A. L. L. Phil. ac SS. Theol.
Doctor, & Prof. Der Theologischen:
Per-
illust. Spectab. ac Consultissimus Dominus
Joannes Zelenay AA. LL. & Philos. Ma-
gister. I. V. D. ac Juris Patrii Professor
publ. ordinarius. Der Juridischen: Per-
illust. Spectab. ac Clarissimus Dominus Ja-
cobus Josephus Winterl Phil. & Medicinæ
Doctor ac Chemiæ & Botanices Professor.
Der Medicinischen: und Adm. Rev. Spec-
tabil. ac Clariss. P. Mathæus Eisenpeitl
S. J. AA. LL. & Philos. Doctor ac Ling.
Græc. Professor, der Philosophischen
Fa=
kultät, haben bey dieser Feyerlichkeit vor dem
Hochaltare den gewöhnlichen Eid, auf die
Vertheidung der unbefleckten Empfängniß der
Mutter Gottes öffentlich abgelegt.
Vermischte Neuigkeiten.
Zu Paris entstand neulich in dem Gefängnisse
des Palais eine Aufruhr. Die Gefangenen
mach=
ten sich dem Augenblick zu Nutze, da einer von
ihnen vor Gericht gebarcht wurde, um zu
entflie=
hen. Sie rissen der Wache, die selbigen
beglei=
tete, die Waffen weg, und wollten die Pforte
aufsprengen, wobey sie einen Thürsteher tödteten;
es wurde aber Feuer auf sie gegeben, wovon zwey
blieben, verschiedene verwundet wurden, und die
übrigen zurück giengen.
Der Herzog Maximilian Joseph von
Zwey=
brücken, wird sich mit der Schwester des Fürsten
von Lambesc, Großstallmeisters von Frankreich,
vermählen.
Laut Briefen aus New Castle ereignete sich
allda folgende traurige Geschichte. Ein junges
Paar gieng zur Kirche, um sich trauen zu lassen,
als der Braut so übel ward, daß sie sich setzen
mußte, und in wenig Augenblicken ward das
blü=
hende Mädchen zu größtem Schmerzen des
Jüng=
lings, und zu allgemeinem Bedauren sämmtlicher
Anwesender, ein Raub des Todes.
Eine andere Geschichte von gleichem Ort, aber
weniger betrübt. Letztern Dienstag früh gieng
hier eine Postchaise mit 4. Pferden in aller Eile
nach Schotland, es war ein junges Paar darin,
welches nach dem Altar eilte, allein, so sehr sie
auch eilten, so wurden sie doch zu Morpeth von
einem Bedienten des Vaters der Schönen, der
wohl beritten war, just da sie ausstiegen, ereilt,
der sogleich vom Pferd sprang, und dem jungen
Herrn die Pistole mit der Bedrohung vorhielt,
den Jnhalt ihme in den Leib zu jagen, wenn er
nicht sogleich von der Dame abstehen, und sich
wegbegeben würde; ein böses Gewissen macht
feig, das erwahrte sich auch hier, denn er
gehorch=
te sogleich; der Bediente ließ sich hierauf ein
Zimmer geben, führte die zitternde Schöne in
dasselbe, wo er sie genau bewachte, in zwey
Stun=
den kam ihre Kammerfrau in einer Postchaise,
und nach gehaltenem Frühstück, mußte sich
die=
selbe bequemen, wieder nach dem väterlichen Sitz
zurückzukehren, dahin sie von dem Bedienten
be=
gleitet wurde. Sie ist ausnehmend schön und
reich, von Edmundus Burry, in der Grafschaft
Suffolk, und ihr Liebhaber aus gleichem Ort.
Zu Bauzen ist den 11ten dieses Morgens in
der vor den dassigen Thoren gelegenen
Landeshaupt=
mannschaftlichen Stadt Sepdau, eine unglückliche
Feuersbrunst entstanden, durch welche in wenig
Stunden, aller angewandten Rettungsmittel
un=
geachtet, 197 Häuser ein Raub der Flammen
wur=
den. Allem Vermuthen nach, ist dieses Feuer
von boshaften Händen angelegt gewesen; wie
denn auch bereits drey verdächtige Personen
ein=
gezogen sind.
Aus Bartenstein in Preußen wird unterm 3ten
dieses folgendes geschrieben:
Der alte Jütländer Drakenberg ist durch sein
langes Leben der Welt bekannt und interessant
geworden, und vielleicht verdient ein alter Greis
von 119. Jahren, welcher in diesen Gegenden
wohnet, auch eine Aufmerksamkeit. Sein Name
ist Schmidlow. Er ist zu Stockholm gebohren,
und ist bereits Soldat unter der Regierung des
Königs Karl des Eilften gewesen. Nachher hat
er dem merkwürdigen Feldzügen Karl des
Zwölf=
ten beygewohnet von der Belagerung von
Kop=
penhagen und von der Schlacht von Narva an,
bis zur Bataille von Pultawa. Nach dieser
Schlacht ist er nach Preußen gekommen, allwo
er sich etablieret. Sein Auge ist noch munter,
sein Appetit stark, und sein Gedächtniß gut;
ausgenommen die Füsse, die schwach zu werden
anfangen. Man hält übrigens dafür, daß in
Norden das Alter bey den Füssen, in den
mittä=
gigen Ländern aber bey dem Kopf anfange. Jn
wie weit diese Beobachtungen gegründet sind,
muß man den Herren Aerzten zu entscheiden
überlassen.
Wien, den 26. Christmonat.
Am 20ten dieß erhielt der Graf von
Königsfeld, vormahliger Churbayrischer
Ge=
sandter am k. k. Hofe einen Courier, wel=
cher ihm das Groß=Commenthurkreuz vom
Orden des Heil. Georgs überbrachte, wo=
mit ihn Se. churfürstliche Durchlaucht zu
Bayern beehret haben.
Am 24. wohnten Jhre k. k. Majestäten
mit dem gesammten Hofe, der hohen
Mitternachtsmesse auf die Geburt Christi,
in der k. k. Hofkapelle bey. Gestern aber,
als am heiligen Weyhenachtsfeste, war
öf=
fentlicher Hofgottesdienst, wobey die Herren
Ritter vom goldenen Vließe erschienen.
Uebrigens pflogen Jhre kaiserl. königl.
Majestäten die gewöhnliche dreytägige
An=
dacht in der Kammerkapelle, wobey sich
Dero Hof in tiefester Ehrfurcht einfande.
Durch Briefe aus Passau hat man, daß
der dasige Hr. Fürst und Bischof, aus dem
gräflichen Hause Firmian von Sr päbstl.
Heiligkeit mit der hohen Kardinalswürde
ver=
herrlichet worden seye.
Den 23. Christmonats war die feyerliche
Einführung der Akademie der vereinigten
bil=
denden Künste; zu deren Protektor Jhre
Ma=
jest. des Fürsten v. Kaunitz Gnaden (⟨M⟩. Tit.)
ernennen geruhet haben. Es ist diese
Akademie ein Körper, welcher die ehemals
abgesönderten Akademien der Mahlerey,
Bildhauerey, Architektur, Kupferstecherey
und Medailleurs einverleibt sind: daher auch
die Glieder der abgesönderten Akademien,
ohne weitere Förmlichkeit, als Mitglieder
der Akademie der vereinigten bildenden
Kün=
ste anerkannt, und sich öffentlich den
Na=
men davon beyzulegen berechtiget sind.
Bey der Einführungshandlung war
fol=
gende Ordnung beobachtet. Den fürstl. Her=
ren Protektor empfiengen an seinem Wagen
die Direktores der vier Klassen der
Akade=
mie mit einigen Gliedern aus den Künstlern
unter Trompeten=und Pauckenschall, und
begleiteten denselben in den großen Saal,
worinnen sonst auch die Feyerlichkeiten der
Universität gehalten zu werden pflegen Es
war derselbe von einer ganz ungewöhnlichen
Menge von Zuschauer angefüllet, worunter
sich nebst einer großen Anzahl der
ansehn=
lichsten Leute, sehr viele Bottschafter, Ge=
sandte, Fürsten, Ministers und andere von
höchsten Adel, wie auch eine Auswahl von
Damen vom ersten Range befanden, die
durch ihre Gegenwart ihre Achtung für die
Künste an Tag legten.
Der fürstl. Herr Protektor nahm den für
ihn bestimmten Ort auf einem, eine Stufe
erhobenen Armsessel gegenüber einen
schwar=
zen Himmel ein, worunter das Bildniß
un=
serer allergnädigsten Monarchin hieng.
Auf die erhaltne Erlaubniß bestieg der
k. k. Regierungsrath und beständige
Sekre=
tär der Akademie, Hr. von Sonnenfels den
dazu erhöhten Ort, und las eine
Abhand=
lung von den Kennzeichen des Genies zur
Kunst ab, die, wie es sonst zu geschehen
pflegt, im Drucke erscheinen soll.
Als diese Abhandlung geendet war, wur=
den die Namen der Schüler der Akademie,
welchen der Preiß zuerkannt worden von
dem Sekretär der Akademie abgelesen, und
vorgeruffen, um ihn aus den Händen des
hohen Protektors in folgender Ordnung zu
empfangen,
Jn einer Gruppe von 3. Personen den
ersten Preis Johann Jakobe ein Wiener,
den zweyten Karl Conti, desgleichen ein
Wiener.
Jn einer einzeln Figur den ersten Preis
wieder Johann Jakobe den zweyten
Jo=
hann Alberti, ein Wiener.
Jn einem Kopf den ersten Preis Lorenz
Jänisch ein Krainer, den zweyten
ebender=
selbe Alberti.
Jn Landschaften den ersten Preis abermal
Lorenz Jänisch, und den zweyten Jakob
Mayer ein Zürcher.
Die Landschaften waren nach einem
The=
ma des kais. königl. Professors der
Land=
schaftsmalerey Brands eines Künstlers, des=
sen Namen auch unter Ausländern mit
Ach=
tung genennet wird, ausgeführet.
Nach geschehener Austheilung besah der
fürstl. Herr Protektor in Gesellschaft des
hohen Adels die verschiedenen Saale der
Akademie in demselben Gebäude. Es war
von den H H. Direktoren veranstaltet,
daß die Schüler der Akademie eben nach
einer aus 3. Figuren bestehenden Gruppe
in dem einen, und nach verschiedenen
Anti=
ken in dem andern Saale zeichneten, und
durch die Gegenwart so erlauchter Zeugen,
zur Anwendung ermuntert wurden.
Worauf endlich des fürstl. Herrn
Pro=
tektors Gnaden, und der sammtliche
Adel, auf dieselbe Art nach den Wägen
begleitet wurden, wie sie angekommen sind.
Unsere Universität hat Dienstags den 22.
dieses den zweyten Verlust an einem ihrer
Herren Directoren in diesem Jahre erlitten.
Es ist dieses der hochwürdigste, hochedelge=
bohrne Herr Simon Ambrosius Edler von
Stock, Bischof von Rosson, Jhrer k. k.
apostol. Majestät Rath, der theologischen
Fakultät Director, der k. k. Studien=und
Büchercensurkommissionen erster Beysitzer,
welcher nach einer schweren Krankheit, die
alle Hoffnung seiner Genesung erweckte,
zum zweytenmale davon ergriffen ward, und
um dreyviertel auf 6. Uhr Abends bemeldten
Tages sanft verschied. Die weitläuftigen,
und gründlichen Einsichten in die
theologi=
sche Gelehrsamkeit, der Eifer dieselben mehr
auszubreiten, das bis in die letzten
Augen=
blicke anhaltende Bestreben, die allerhöchsten
Befehle selbst zu befolgen, und bey anderen
zu handhaben, noch mehr aber die reine
Gottesfurcht, die wahrhaft bischöflichen
Sit=
ten, die Redlichkeit und Zärtlichkeit des
Herzens, die thätige Freundschaft, und so
viel andere Tugenden, setzen diesen würdigen
Kirchenprälaten in die Zahl der berühmten
und großen Männer der österreichischen
Mo=
narchie. Wegen diesen Eigenschaften hat
er das Glück gehabt, das Vertrauen und
das Beyleid seiner Souveraine, die
Thrä=
nen und Schmerzen ansehnlicher Freunde
und zahlreicher Verehrer mit sich in das
Grab zu nehmen; und wegen eben
dersel=
ben wird er noch das Verlangen unserer
Nachkommen seyn. Er war den 2. Jenner
1710. gebohren, und starb also in einem
Alter von 62. Jahren, 11 Monat und 21.
Tagen.
Der W. E. P. Hell k. k. Astronom allhier
versicheret das Publikum, daß jene
Beobach=
tung der Sonnenfinsternisse, welche in der
Regensburger Staatsrelation, und in der
Frankfurther Zeitung unter dem Namen des
P. Hell vorgetragen wird, nicht in Wien, auch
nicht von ihm, sondern in Augsburg von
ei=
nen unbekannten Liebhaber der Astronomie
gemacht worden, wie aus unserm Wiener
Diario sub Nro. 92. zu ersehen, eben diese
Nachricht bestättiget die Augsburger ordinari
Zeitung Nro. 210. den 19. Christm. 1772.
pag. 832. dieses dienet denen Herrn
Astro=
nomis zur Nachricht, damit selbe dem P.
Hell keine falsche, und irrige Beobachtung
zumessen veranlasset werden.
Bey höchstpreislichen kais. Reichshofra=
the ist vorgekommen:
Dienstags den 15. Christmon.
- 1) Petershausen Reichsgotteshaus contra den
Hrn. Fürsten zu Fürstenberg, mandati S. C. de non
turbando in exercitio Juris jaculatorii. - 2) Item puncto Juris puniendi delicta
mi-
nora. - 3) Stein v. Altenstein contra v. Stein zum
Al=
tenstein und die hochfürstl. Würzburgische Regie=
tung & Consortes, appellationis. - 4) Stein v. Altenstein contra v. Stein zum
Altenstein, und die hochfürstl. Bambergische Re=
gierung & Consortes appell. - 5) Schirmann contra Stephan, die
Verabfol=
gung einer Erbportion betreffend. - 6) Escher contra Daßdorf, wie auch
Kämme=
rer und Rath zu Regenspurg, nullitatum & even-
tualis appellationis.
Donnerstags den 17. Christmon.
- 1) Schüttern kais. kön. V. Oe. Abbtey ꝛc. wie
den 11. dieses. - 2) k. k. Hofkammer cont. den Grafen v. Mont=
fort, puncto debiti. - 3) v. Plettenburg Wittem Graf, puncto
Cessi-
onis bonorum nunc Commissionis & Admi¬
nistrationis. - 4) zu Kölln Burgermeister und Rath contra
Kuhr Kölln & Consortes, mandati puncto juris
Stapulæ. - 5) zu Nürnberg Burgermeister und Rath cont.
Hrn. Marggrafen zu Brandenburg Kulm und
Onolzbach, mandati & paritoriæ, puncto tur-
bationis in jure Stapulæ. - 6) zu Worms Collegiatstifts ad S. Paulum cont.
Kopp & Consortes, appell. - 7) Strobelische Eheleute contra Romig,
ap-
pellationis & nullitatum. - 8) Jmmhoff modo v. Beser, Investituræ über
3. Gütlein zu Malmannshof. - 9) zu Feucht Gemeinde Invest. über den
Ze=
hend zu und um Feucht. - 10) Gereutische Reichslehen betreffend,
Inve-
stituræ.
Freytags den 18. Christmon.
- 1) v. Berlichingen Freyherren contra den
Frey=
herrn v. Holz, das Succesions Recht in denen
Altwolmershausischen und Holzischen Fidei Com-
mis-Gütern betreffend. - 2) v. Holz Gottfrieds Prodigalitæt und
Schul=
denwesen betreffend, Commissionis. - 3) v. Bentinck Graf contra die Gräfinn von
Bentinck, die Administration der gräfl. Alden=
burgischen nunc Bentinckischen Güter betreffend,
in specie zu Schauenburg=Lippe=Bückeburg con-
tra den Grafen v. Bentinck, mandati in puncto
debiti ad 6000 Thal. - 4) Item, puncto debiti ad 20000. Taal.
- 5) v. Hatzfeld und gleichen Graf cont.
Kuhr=
Maynz mandati. - 6) v. Ulm cont v. Ulm, rescripti puncto
præreptæ hæreditatis nunc sententiæ. - 7) ltem puncto Dotis & Paraphernalium,
nunc sententiæ. - 8) zu Oettingen Wallerstein weyl. Graf
Phi=
lipp Karl cont. weyl. Graf Anton Karl und Jo=
hann Friederich zu Oettingen Wallerstein nach=
gelassene Creditores, Commissionis. - 9) Pfandner Invest. den Hof ꝛc. wie den 14.
dieses.
Wechselcours der öffentlichen Börse.
Wien den 23. Christm. 1772.
Lett. | Den. | ||
---|---|---|---|
4, 7 ne | Amsterdam Bco.. | 142 ⟨2⟩ / 4 | |
6, 7 ne | Detto. ... | 142 | |
6, 7 ne | Amburgo Bco. .. | 144 | |
2, msi | Londra p 1. L Stna. | 9 ⟨fl⟩. 3 | |
2, msi | Parigi p 1. L. Torse. | 23 ⟨1 / 2⟩ | |
Uso | Venezia Bco. .. | 128 | |
D o | Augusta Corrti.. | 100 | |
D o | Praga Corrti. .. | 99 1 / ⟨2⟩ |
Verzeichniß der Verstorbenen zu Wien
in und vor der Stadt.
Den 21. Christmon. Jn der Stadt.
- Die wohledlgeb. Fr. Mar. Ther. v. Scheurer, geb.
Stelphlingin, k. k. Staatsconcipist. Wit. Nro.
734. am alten Fleischm. alt 68. J. - Dem Hrn. Ant. I⟨lt⟩aire burgl. Kaffeesied. s. K.
Antonia. Nro. 520. am hoh. Markt, alt 5. J. - Dem Hrn. Joh. Andre Cou⟨p⟩pey, Kammerdien. s. Fr.
Rosal. Nro. 313. am Hof, alt 30. J. - Dem Balth. Fischer, burgl. Wirth, s. K. Joh. Nro.
334. nächst den neuen Thor, alt 1. J.
Vor der Stadt.
- Der wohledlgeb. Hr. Joh. Bapt. v. Fortenbach. k.
k. ni. öst. Regierungsacceß. Nro. 101. in der Jo=
sephst. alt 32. J. - Georg Moser. k. k. Feldleibkutsch. Nr. 59. zu
Gum=
pendorf, alt 74. J. - Dem Joh. Georg Bacher, Tischler, s. W. Anna,
Nro. 26. im, alt 30. J. - Joh. Georg Haaß, Zimmerp⟨u⟩tz, Nro. 30., in der
Jo=
sephstadt, alt 43. J. - Franz Heßichel, Kutsch. Nro. 134. auf der ⟨Landstr.⟩
alt 46. J. - Susanna Schritterin, Schneid. Wit. Nro. 31 zu
St. Ulrich, alt 66. J. - Jos. Tasch, Schneid. Nro. 2. zu St. Ulr. alt 68. J.
- Anna Kleinin, gew. Feldscher, Wit. Nro. 193. in
der Leopst. alt 63. J. - Elis. Kelchin, Schust. Wit. Nro. 53. am Neustift,
alt 54. J. - Mich. Liebenberg, Student, alt 15. J.
- Elis. Schrederin, led. M. alt 47. J.
- Franz Schlawinger, Bäckenj. alt 34. J.
- M. Anna Birnerin, Tagl. Wit. alt 60. J. alle 4
im Bäckenh. - Magd. Strasserin, Goldschmids Wit. alt 46. J.
im Strudlhof. - Leop. Eisidl, Korporal. alt 37. J.
- Joh. Skala, gmr. Sold. alt 85. J. beede im Milit.
Krankenh. zu Gumpend. - Kasp. Eipich, alt 78. J.
- Anna M. Marksteinerin, alt 74. J.
- Magd. Richterin, alt 64. J. alle 3. im Contum.
- Math. Vogl, ohne Profeß. alt 48 J. im Contum.
Summa 24. Person. darunt. 3. Kind.
Den 22 Christm. Jn der Stadt.
- Der wohlehrw. Hr. Julius Paoli, weltl. Priester,
Nro 39. am Salzgr. alt 39. J. - Andre Kledorfer. k. k. Hauptmautamtsdiener, im
Mauthhaus am alt. Fleischm. alt 58. J - Peter Comid⟨is⟩ de Car⟨bo⟩gnano, Handlungslehrj.
Nro 675. am roth. Thurm, alt 21. J. - Der Cath. Gme⟨l⟩hin, Wit. ihr Sohn Joh. im
Bur=
gerspittal, alt 15. J.
Vor der Stadt.
- Dem Jak. Folgner, gew. Bed. s So. Joh. ein
Po=
samentiergs. Nro. 23. am Spitlb. alt 23. J. - Dem Math. Leopold, Bruderschaftsansag. s. K. An=
na, Nro. 174 auf der neuen Wied. alt 6. v J. - Jos. Albrecht, Armer, im Grundspitt. zu Mariah.
alt 84. J. - Dem Lor. Huber, Maurergs. s. K. Jos. Nro. 15. in
der Roßau, alt 3. J. - Anna M. Richterin, led. Dienstm. Nro. 22. am
Hundsth alt 41. J. - Benigna Hainzin, Tagl. Wit. No. 76. im
Lich=
thenthal, alt 67. J. - Dem Lor. Kurz, Hünnerkramm. s. K. Elisab. Nro.
247. auf der Wied. alt 6. v. J. - Dem Alexand Neumarkt, Tagl. s. K. Anna, Nro.
187. am Oberneust. alt 2. J. - Peter Neustädter, Webergs. alt 25. J.
- Joh. Helm, Binderlehrj. alt 16. J. beede b. Barmh.
- M. Anna Wernerin, led. alt 28. J. im Bäckenh.
- Cath. Schenkin, Sold Wit. alt 49. J. im Strudlh.
Summa 16 Person. darunter 4. Kind
Den 23. Christmon. Jn der Stadt.
- Der hochwürdigst=Hochedlgeb. Hr. Simom Ambr.
Edler v. Stock, Bischof zu Roßon, Jhro k. k. ap.
Majest. wirkl. Rath, dann der theolog Fakultät
Präses und Direkt. wie auch der k. k. Bücher=und
Studienhofkommiß Beysitzer. Nro. 827. in der
Waldzeil, alt 63. J.
- Der wohlehrw. P. Magist. Barnab Strasser. Ord.
Min. S. Francisci. Doct. Theolog. Universit.
Vienns. in ihrem Klost. hint. Landh. alt 56. J. - Dem Andre Grollich, burgl Schneiderm. s. Sohn
Wenzesl. Stud. Jur. Nro. 267. im Schulterg.
alt 22. J. - Dem Jos. Halt, burgl. Schneiderm. s K. Theresia,
Nro. 393. auf der hohen Brücke, alt 2. J.
Vor der Stadt
- Der Cath. Corvettin, burgl. Vergold. Wit. ihr T.
Francisca, Nro. 11. zu Mariah. alt 13. J. - Joh. Moßburger, Wirth, Nro. 10. in der Jägerzeil
alt 70. J. - Dem Ant. Höfinger, vac. Kutsch. s. W. Elisab. b.
schw. Adler in der Alsterg. alt 54. J. - Dem Joh. Bergmüller, Lehenkutscherkn. s. K. Magd.
Nro. 209. am Oberneust. alt 7. J. - Dem Pet. Lindner, vac. Kutsch. s. S. Joh. Mich.
Nro. 2. in der Roßau, alt 17. J. - Joh. Ko⟨k⟩isch, Schneidergs. alt 22. J. b. Barmh.
- Jgn. Rüßgaßner, Holzknecht, alt 32. J. im H. Dreyf.
Spittal. - Dem Bernh. Bernhard, Armen, s. W. Anna M.
alt 75. J. im Contum. - Lor. Gradischneck, Jnval. alt 28. J. im
Militär=
Jnvalidenh. - Joh. Paul Markl, Tagl. alt 26. J im Bäckenh.
- Kasp Schwanberger, gmr. Sold. alt 42 im Milit.
Krankenh. zu Gumpend.
Summa 15. Person. darunter 2. Kind.
Es wird hiermit zur Nachricht gegeben,
daß in dem in der Wildwerkerstrassen Nro.
288. gelegenen Fraißlischen Behausung der
ganze 2te Stock sammt Stallung künftigen
St. Georgi 1773. Jahrs Bestandweiß zu
verlassen, und sich derowegen in den 3ten
Stock alda anzumelden seye
NB. Bey dem eintrettenden 1ten
Jah=
resquartal werden abermal die
Lieb=
haber dieses Wienerischen Diariums, wie
auch des Posttäglichen Frag=und
Kund=
schaftsbogens, um deren gewöhnliche
Vorhineinbezahlung ersuchet. Wenn
jemand das Diarium Bestallungsweise
nehmen will, so haben sich die hier in Wien
anwesende in der diesfälligen
Schreib=
stube in dem neuen Michaelerhause,
die auswärtigen Liebhaber aber in dem k.
k. Obristpostamte diesfalls anzumelden.
Von des fürstl. Stift, und Jungfrauenklosters zur
Himmelpforten Grundbuchs wegen wird hiemit
je=
dermänniglich kund gemacht. Es seye eine
Noth=
durft zu seyn befunden worden, daß in die Cridämassa
des Joseph Harwart behaust=gewesen=disseitigen
Unterthanns zu Simmring gehörige, in Neuriesl,
oder Gottesäckerl bey dem Antensee gelegen, und
auf 100. fl. geschätzte 1. ein halb achtl Krautgarten
licitando käuflichen hindann zu lassen. Wenn nun
zu Vornehmung dieser Licitation der 2te Jänner
künftig 1773. Jahrs frühe um 8. Uhr bestimmet
worden. Als werden all=diejenige, welche
obgedach=
tes 1. ein halb achtl Krautgarten in Gottesackerl zu
Simmering käuflichen gegen alsogleich baarer
Be=
zahlung an sich zu bringen gedenken, auf
obbestimm=
ten 2. Jänner künftig 1773. Jahrs frühe um 8.
Uhr für das disseitige Stiftsgrundbuch ad
tractan-
dum, & concludendum zu erscheinen haben.
Es sind in der Leopoldstadt bey dem goldenen
Schiff Nro. 42. unweit des kais. Schiffamt 3.
grosse Zimmer, sammt einem Saal, und grossen
Kuchel im 1. Stock täglich in Bestand zu verlassen,
oder aber nebst obigen Stock das ganze kleine Haus
allwo zu ebener Erde annoch 5. kleine Wohnungen,
nnd 1. Stadl mit=oder ohne Garten um einen
bil=
ligen Preiß zu verkauffen, und ist sich derentwegen
bey alldasigen Hausinnhabern zu erkundigen.
Bey Joseph Kurtzböcken k. k. Oriental. Hof=
buchdruckern und Buchhändlern, sind in seiner
Buchhandlung am Hofe, folgende Bücher zu
ha=
ben:
- Gerardi van Swieten Med. Doct. Commen-
taria in Hermani Boerhave aphorismos de
cognoscendis & curandis morbis. Tomus
quintus. 4. Lugduni 1772, 7 fl. - Histoire de I’Academie royale des sciences
a Paris. 4. 32 Volum. 96 fl. - Le Droit de la nature & des gens. ou
sy-
steme general des principes les plus impor-
tantes de la morale, de la jurisprudence, &
de la politique par le Baron de Puffendorf.
2 Tom. à Basle 1771. 10 fl. - Almanach de Vienne, en faveur des
etran-
gers, ou abrege historique de la ville de
Vienne. 12. à Vienne 1772. re l. 1 fl. 3 kr. - Almanach de rendenz vous. 12. à Vienne,
1771. rel. 17 kr. - Antiquites dans la collection de sa Majeste
le Roi de Prusse á sans soussi, contenant 24
pl⟨a⟩nches d’apres les plus beaux bustes. Fol.
Potsdam 1771. 6 fl. - Le vitruve danois contient les plans, les
elevations, & les profil des principeaux
batiments de Roiaume de Dannemarc. 2 Tom.
Fol. 40 fl.
- le grand Dictionaire Roial an trois langues,
savoir le francoises, la latine & allemande,
compose par le R. P. Pomai de la Comp. de
Jesu. 4 Leipzic 1743. 8 fl. - Memoires & avantures d’une Dame de
qualitè qui s’est retire du monde. 8vo. 3.
Tom. 12. 2 fl. 40 kr. - Memoires & avantures d’un homme de
qualité qui s’est retire du monde. 7 Tom.
à Paris 3 fl. - Usong histoire orientale par Mr. de
Hal-
ler. 8. à Paris 1772. 1 fl. 15 kr. - Daira histoire orientale en 4 Parties
nou-
velle edition. 8. Amsterdam 1771. 1 fl 8 kr. - Les etrangers en suisse ou avantures de Ms.
de Tarlo, histoire morale & interessante. 8.
1770. 1 fl. 8 kr. - Les oeuvres de Theatre de Mr. d’Ancourt
à Paris 8 Volum. rel. 12 fl. - La vie de Mariane ou les avantures de
Madame la Comtesse de * par Mariveaux.
12 Part. avec fig. 8. 1760. 4 fl. 16 kr.
Es ist ein Postzug mit 4 Fuchsen von gleicher
Farb, vier=bis fünfjährig, samt Postgeschirr,
nebst einen neugemachten Schwimmer, mit einen
paar neugemachten Staatgeschirren, zu
verkau=
fen. Wer zu solchen ein Belieben trägt, kann
sich unter den Tuchlauben, beym rothen Jgel,
bey dem Hausmeister anmelden.
Von des landesfürstl. St. Leopoldistifts
Ober=
kammer zu Klosterneuburg wegen, wird dem
Christoph Marschall, oder dessen allenfalls
vor=
handenen Kindern und Erben, dann allen denen,
welchen daran gelegen ist, hiemit zu vernehmen
gegeben. Es habe Johann Leuthner, der Zeit
Jnnwohner zu Ramperstorf am Hundsthurn,
ordentlich angezeiget. Wie daß er einen Sohn
Joseph Leuthner, mit Katharina gebohrnen
Mar=
schallin, nunmehro seel. ehelichen erzeuget hätten,
so der Zeit 23 Jahre alt, dessen gesagte Mutter
Katharina die einzige Schwester zu dem Eingangs
gesagten schon 44. Jahre unwissenden Christoph
Marschall gewesen ist. Wann nun sein völlig
Mütterliches Erbgut von weyl. Theresia
Mar=
schallin, Wittib und Jnnwohnerin im neuen
Lerchenfeld, seiner leiblichen Mutter seel. so in
187 fl. 17 kr. bestehet, annoch bey allhiesiger
Stifts Waisenkassa auf Jnteresse anliegt, um
dessen Ausfolglassung der Joseph Leuthner durch
seinen Vater Johann Leuthner geziemend zwar
gebetten hat. Allein, da zuvor verläßlich zu
wissen vonnöthen ist, ob er Christoph Marschall
wirklich verstorben seye, dann ob er nicht Kin=
der, und Erben, oder jemanden anderen
hinter=
lassen habe, welche auf immer für eine Weise zu
diesem Erbantheil ein mehreres Recht oder
An=
sprüche, als der Joseph Leuthner haben möchten.
So hat man dann für nothwendig befunden, wie
in derley Fällen erforderlich ist, wiederholten
Christoph Marschall, oder seine Kinder, Erben,
oder die immer an dieser Verlassenschaft Spruch
und Forderungen zu haben vermeinen, von heut
Dato an, binnen 1 Jahr, 6 Wochen, und 3
Tägen, auf Eingangs gesagter Stifts
Oberkam=
mer, entweder selbst persönlich, oder durch hierzu
genugsam Bevollmächtigte alsogewiß zu
erschei=
nen, sich hierzu behörig zu legitimiren, in Kraft
dieses Edikts der Ordnung nach furzuladen, wie
im widrigen nach Verlauf solcher Zeit auf die
Ausbleibende kein weiterer Bedacht mehr
genoh=
men, sondern ihnen das ewige Stillschweigen
auferleget, das obbemelt vorhandene vollige
Christoph Marschallische Vermögen aber deren
187 fl. 17 kr. cum omni causa ihme Joseph
Leuthner, als nächsten Anverwandten, oder
viel=
mehr desselben Gerhaben, ohne weiters erfolget
werden solle. Stift Klosterneuburg den 7. De=
cember 1772.
Wir Burgermeister, und Rath der Stadt Wien
geben hiemit jedermann zu vernehmen. Es seye
die Maria Anna v. Verchelein gewesene
Gouver=
nantin bey Titl. Fr. Gräfinn v. Zintzendorf mit
Tod abgegangen, und daher, um mit der
künf=
tigen Verlassenschaftsabhandlung sicher vorgehen
zu können, für nothwendig befunden worden, die=
jenigen vorzuladen, und anzuhören, welche an diese
Verlassenschaft einige Ansprüche, und Forderungen
haben möchten. Da wir nun entschlossen sind,
eben diese Sprüche, und Forderungen an dem
ei=
gens, und zwar für das erst=und letztemal hiezu
bestimmten Tag nämlich den 5. Febr. künftig 1773
Jahrs, oder da wir diesen Tag anderer
Verhin=
dernissen halber nicht zu Rath sassen, den nächst
darauf folgenden Rathstag früh um 8. Uhr zu
hö=
ren, und zu vernehmen. So haben all=jene, wel=
che an der Maria Anna v. Verchelein seel. Ver=
lassenschaft eine rechtmäßige Forderung, es sey
um Erbschaft, Schuld, oder anderer Ursachen
wil=
len zu haben glauben; den bestimmten Tag selbst
persönlich, oder durch einen hinlänglich versehenen
Gewalttrager sogewiß vor uns zu erscheinen, sich
behörig zu legitimiren, und ihre Ansprüche, und
Forderungen darzuthun, als im widrigen Falle
auf die ausbleibenden, oder nicht behörig
liqui=
direnden Erben, Gläubiger, und Prätendenten
keine Rucksicht genommen, mit der Abhandlung
und Vertheilung des Verlassenschaftsguts von Amts
wegen vorgegangen, und dasselbe den etwa
vorkom=
menden Erben unbedenklich überlassen werden würde.
Wir Joseph Georg Hörl, Jhro k. k. apost. Maj.
Stadt=und Landrichter in dero Haupt=und
Resi=
denzstadt Wien, dann N. und N. gesamte
Bey=
sitzere des k. k. Stadt=und Landgerichts allda, thuen
in Kraft gegenwärtig offenen Edikts all=und
je=
den so daran gelegen kund, und zu wissen. Was=
gestalten der Thadäus Grittner gewest burgerl.
Weisgärbermeister allhier, wegen überhäuften
Schulden mit seinen vermögen zur Crida
gedie=
hen, dahero dann die Nothwendigkeit erforderet,
ein in dergleichen Fällen gewöhnliche Einberuffung
deren gesamt dießfällig sowohl in=als etwa außer
Landes befindlichen Creditspartheyen anzuordnen,
um damit die behörige Abhandlung vorgekehret
werden möge. Solchemnach wird hiemit all=und
jeden, des obgedachten Grittner Gläubiger zur
An=
meldung ihrer habenden Sprüch, und
Anfor=
derungen eine Tagsatzung pro Termino 1mo,
2do, & 3tio peremptorio von unten gesetzten
Dato an, und zwar mit Einschließung deren
ent=
zwischen fallenden Weyhnachtsferien auf den 22.
Jänner 1773. Jahrs früh um 8. Uhr auf den
k. k. Stadtgericht, entweders persönlich, oder durch
genugsam Bevollmächtigte also gewiß zu
erschei=
nen bestimmet, wie im widrigen die
ausbleibend=
und in bestimmter Zeit nicht anmeldende
Gläubi=
gere mit ihren Sprüchen nicht mehr angehört,
sondern von des mehrwiderholten Thadäus
Gritt=
ner vorhandener Habschaft und Vermögen völlig
ausgeschlossen seyn, auch nicht das Geringste mehr
bey ewigen Stillschweigen zu forderen haben sollen,
wornach sich dann ein jeder zu richten, und sein
Recht zu besorgen wissen wird. Wien den 4. De=
cemb. 1772.
Wir N. N. Stadtrichter, und Rath der k. k.
Hauptstadt und Gränitzfestung Temeswar in
Bannat, geben durch gegenwärtiges Edikt zu
ver=
nehmen. Es seye die verwittibte Eleonora
Diet=
trichin geweste Wirthin zum Kranz allhier (dessen
Geburtsnamen unwissend) bereits den 5. Jänner
dies Jahrs intestato ohne wissentlichen Erben mit
Tod abgegangen, und darumen durch ein hierorts
affigirtes Valvaledikt diejenige, welche an
der=
selben Verlassenschaft ex quocumque titulo
An=
sprüche zu machen vermeinten vorgeladen worden.
Nun habe sich zwar über vorlängst verstrichenen
Convocations=Termin niemand mit Erbsprüchen
gemeldet, nachdeme aber vorgekommen, daß diese
verwittibte Dietrichin in Wien einige obschon
auch mit Namen nicht bemerkt wordene Befreundte
habe, als ist beschlossen worden, solche Befreundte,
wo deren einige vorhanden, durch ein
nochmaliges=
in das wienerische Diarium eindruckendes Edikt
un=
ter den gewöhnlichen Termin einzuberuffen. Es
werden demnach diejenige, welche an obbemeldter
verwittibten Eleonora Dietrichin seel. Verlassen=
schaft von Erbrechts=oder auch Schuldforderungs
wegen Sprüche zu haben vemeinen, diese ihre
Spruche a die impressi Edict binnen 1. Jahr,
6. Wochen, und 3. Tag bey hierortigen deutschen
Stadtmagistrat, entweder selbst persöhnlich, oder
durch Bevollmächtigte alsogewiß anzumelden, und
die behorige Legitimation beyzubringen haben, als
im widrigen selbe nicht mehr gehöret, son⟨d⟩ern ex
Officio vorgekehret werden solle, was Ordnung
und Rechtens ist.
Von des k. k. Jud. Deleg. Milit mixti im
Erz=
herzogthum Oesterreich unter und ob der Enns
we=
gen wird hiemet durch dieses öffentliche Edikt
jeder=
männiglich, deme daran gelegen, kund und zu
wissen gemacht. Es habe der Johann Ferdinand
von Götzen k. k. Hofagent Mandatario nomine
der Elisabeth Kawalovskin, gebohrner Königinn
hierorts angezeiget, welchergestalten derselben der
auf Herrn von König gewest Gaisruggischen
Jn=
fanterieregiments Hauptmann unterm 21. Junii
1764. sub Nro. 3816. ausgefertigt, auf Sie
hære-
ditatio nomine gediehene Original=Militar=
Assecurationsschein pr 300. fl. 53 2/8tel kr. bereits
Anno 1767. in Verstoß gerathen, und bis anhero
über all angewendete Mühe, und fleißiges
Nachfor=
schen nicht zu erfahren gewesen, wohin selber
ge=
kommen, oder was für ein Gebrauch daraus
ge=
machet worden seye, auch dahero um
Ausferti=
gung des diesfalls erforderlichen
Amortisations=
edikts das Ansuchen gemachet. Da man nun auch
hierein zu gewilligen keinen Anstand genommen:
als werden all=und jede, so obgedachten unterm
21sten Junii 1764. sub Nro. 3816. auf den Herrn
Hauptmann Friederich von König pr. 300. fl. 53
2/8tel kr. ausgefertigten Original=Militar=Asse=
curationsschein etwa in Handen haben, oder
anson=
sten darauf einen rechtlichen Anspruch zu machen
vermeinen, von heute zu Ende gesetzten Dato an
binnen 1. Jahr, 6. Wochen, und 3. Tägen Frist
bey Eingangs gedacht k. k. Jud. Deleg. Milit.
mixto damit sich alsogewiß anzumelden haben, wie
im widrigen nach Verfließung obberührten
Ter=
mins mehrermeldter Militar=Assecurationsschein
pr. 300. fl. 53 2/8tel kr. ipso facto kaßirt, an=
nullirt, und amortisiret seyn, auch darüber
wei=
tershin, was Rechtens ist, vorgekehret werden
solle. Wien den 25. Jänner 1772.
Von des kaiserl. königl. Judicii Deleg⟨a⟩ti
Mi-
litaris mixti im Erzherzogthum Oesterreich
un=
ter und ob der Enns wegen: wird hiemit durch
dieses offentliche Edikt jedermänniglich, deme daran
gelegen, kund und zu wissen gemacht; Wasge=
stalten auf des kaiserl. königl. Kriegsagentens
Karl Augustin Dorffner als zu Vertrett=und
Richtigstellung der, von dem 8. Winterm. dies
Jahrs allhier ab intestato verstorbenen Adam
Wettstein Edlen Herrn von Westersheim jubilirt
kaiserl. königl. Feldkriegscanzley Registratoris
in Temeswar ruckgebliebenen Verlassenschaft
ge=
richtlich verordneten Curatoris gehorsamstes
An=
langen verwilliget worden, daß all diejenige,
welche an gedacht Adam von Westerheimische
Verlassenschaft einige Sprüche, und
Anforderun=
gen haben, oder zu machen vermeinen, durch
Ausfertigung deren gewöhnlich clausulirten
Val=
valedicten einberufen werden sollen. Wenn nun
zu diesem Ende der 5te Hornung des künftigen
1773sten Jahrs fruhe um 9. Uhr in dieses kais.
königl Judici Delegati Militaris mixti in der
Wallnerstrasse in dem Kaiserhaus im ersten Stock
befindlichen Kanzley sub CIausula præclusi zu
erscheinen bestimmet worden ist. Solchemnach
werden all und jede Adam von Westersheimische
Glaubigere, an obbestimmten Tag und Stund
entweder selbst personlich, oder aber durch instruirte
Bevollmächtigte alsogewiß zu erscheinen, und
ihre wie immer Namen haben mögende, und an
sothane Verlassenschaft zu stellen vermeinende
Spruche, und Forderungen behörig anzumelden,
und rechtsbeständig zu liquidiren, auch respective
sich zu legitimiren haben, wie in widrigen die
liquidirende Creditores der Ordnung nach
claßi=
ficiret, denen nicht Angemeldeten hingegen, das
ewige Stillschweigen auferleget werden wurde.
Wornach also ein jeder Intereßirter sich zu
rich=
ten, und seinen Recht bestens zu invigiliren
wis=
sen wird. Wien den 12. Christmon. 1772.
Auf Verordnung einer kaiserl. königl. ni. öst.
Regierung wird das zu Gumpendorf liegende
freyherrlich=von Huberische doppelte Haus, wel=
ches vorwärts unweit der Kirchen mit Nro. 21.
ruckwärts aber gegen die Felder, allwo auch ein
Wirthschaftsgebäude ist, mit 103. numeriret ist,
samt den dabey befindlichen geraumen Garten auf
den 24. März 1773sten Jahrs käuflichen an den
Meistbietenden verkaufet werden. Wer demnach
zu diesen Kaufe Belieben trägt, hat sich an dem
gleich bemeldten Tage früh um 9. Uhr bey der
gräflich Meraviglischen Herrschaftskanzley zu
Gumpendorf einzufinden, als woselbst die
ordent=
liche Licitation vor sich gehen wird.
Von der gräflich Hardeggischen Herrschaft
Ka=
dolzburg wirdet anmit jedermänniglich, vorson=
derlich aber dem Andreas Gaß kund, und zu
wissen gemachet: Es habe erstgemeldter Andreas
Gaß ein zu vorgedachter Herrschaft gehörig
behau=
ster Unterthann in dem Dorf Kadolz allbereits im
Monat Augusti innlebenden Jahrs wegen zur
weiterer Abfuhr aufgeladenen, und restirend=ver=
bliebenen kaiserl. königl. Kameralkörnern von hier
unwissend wohin sich entfernet, und seit dieser
Zeit von seinen weiteren Aufenthalt gar nichts
vernehmen lassen, seine zurückgelassene
Ehewir=
thinn hingegen alleinig auf der Behausung zu
wirthschaften als unvermögend sich erkläret, ein=
folglichen diese samt denen vorhandenen
Glaubi=
gern bey allhiesiger Herrschaft das mündliche
An=
langen dahin gestellet, auf daß die zurückgelassene
Gaßische Behausung samt denen darzu gehörigen
Grundstücken licitando verkaufet werden möchte;
Da nun sothane Behausung ohne einigen
Besi=
tzern fernershin nicht belassen werden kann, als
ist obrigkeitlich veranlasset worden, womit der
von hier unwissend wohin sich entfernte Andre
Gaß von heunt Dato binnen 6. Wochen, und
drey Tagen, das mit mit Einschluß derer
Weyhe=
nachtsferien längstens bis den 1ten Hornung
nächst eintrettenden 1773ten Jahrs zu seiner
ver=
lassenen Behausung nacher Kadolz zurückzukehren
per Edictum ad Valvas citiret, in Entstehung
dessen aber sothane Behausung samt
darzugehö=
rigen 22. 1/2. Joch Haus=und
Hausüberländ=
äckern, dann einer Tagwerk Rohrwiesen, und
übrigen zur Baurmannschafts gehörigen
Geräth=
schaften an obbemeldten 1ten Hornung des
künf=
tigen 1773sten Jahrs Vormittag um 9. Uhr in
allhiesiger Herrschaftkanzley dem Meistbietenden
verkaufet, auch sonstens, was Rechtens ist, ex
Officio vorgekehret werden solle; ein welches
so=
wohl dem eröfterten Andreas Gaß, als auch
des=
selben vorfindigen Glaubigern pro 1mo, 2do,
& 3tio termino sub Clausula Contumaciæ,
dann jedermänniglich, so vorgedachte Behausung
samt Zugehörde zu erkaufen gedenket, anmit
of=
fentlich kund gegeben wirdet, damit dieselbe an
obbestimmen Tag, und Stund entweders
selb=
sten persönlich, oder durch genugsam
Bevollmäch=
tigte in allhiesger Herrschaftskanzley zu
erschei=
nen wissen mögen.
Von dem k. k. Stadt=und Landgericht Wien
den sämmtlichen Gläubigern des Fallirten Karl
Fein hiemit anzufügen. Es habe der von ihnen
Feinischen Creditoren bestellte Ausschuß bey
Ge=
richt angezeiget, welchergestalten die Befreundte
des ernannten Karl Fein gegen ihn Ausschuß sich
vernehmen lassen, daß sie, um das contrahirte
Schuldenwesen des erholten Fein gänzlich zu
til=
gen, nebst dem zu repartiren kommenden Feinischen
Massavorrath, aus ihren, gedachter Befreundten
eigenen Mitteln ein Pauschquantum ihnen
Feini=
schen Gläubigern alsogleich baar hindann zu
zah=
len sich entschlossen hätten. Ob zwar bey der über
sothanen Antrag bereits fürgewesten Tagsatzung
die hiebey zugegen geweste Feinische Creditores in
dem diesfällig ihnen beschehenen Antrag einhellig
gewilliget, so wäre doch bekannt, daß mehrere
derley Gläubigere vorfindig, diese aber ihres
un=
bekannten Aufenthaltes halber, die bestimmt
ge=
weste Tagsatzung nicht habe zugestellet werden kön=
nen; er bathe demnach, daß eine anderweite
för=
dersame Tagsatzung anberaumet, und diese denen
sämmtlich=Karl Feinischen Gläubigern öffentlich
kund gemachet werde. Da nun in dieses des
ge=
dachten Auschusses Begehren gewilliget, und zu
obbesagtem Ende allerseits Jntereßirte den 8. Jän=
ner künftig 1773. Jahrs früh um 8. Uhr bey dem
k. k. Stadtgericht allhier peremptorie zu erscheinen
fürgeladen werden. Als wird die diesfalls
ergange=
ne Verordnung den sämmtlichen Gläubigern des
gedachten Karl Fein hiemit öffentlich zu wissen
gemachet.
Nachricht.
Jn dem Hochfürstl. Franz Joseph
Lichtenstei=
nischen Markt Wilfersdorf an der Poststrassen,
und nur eine Meil von Poysdorf, ist eine
Bauern=
wirthschaft: als ein Haus mit 5 Zimmern, mit
hinlänglichen Stallungen, Stadl, einem
Haus=
keller, 36 Quanten Aecker, 7 Achtl Weingärten,
5 Tagwerk Wiesen zu verkaufen. Wer hierzu
ein Belieben trägt, diese mit auserlesenen
Grün=
den versehene Wirthschaft, käuflich an sich zu
bringen, hat sich in der Wilfersdor⟨f⟩er fürstlich
Lichtensteinischen Amtskanzley, den 12. Jenner
1773. fruh um 9 Uhr zu diesfälliger Licitation
einzufinden.
Von dem fürstlich Franz Joseph
Liechtensteini=
schen Verwalteramte der Herrschaft Ebergässing,
wird mit gegenwärtigem Edikt jedermann kund
gemacht. Es seye der dies Herrschaftlichen
Un=
terthanns Sohn Joseph Abbt, ein erlernter
Schuh=
macher, nachhin in die k. k. Kriegsdienste
getret=
ten, und laut des ausgehobenen Todtenscheins
ddo. 14. September 1771. unter dem löbl. Ge=
neralfeldmarschallieutenant Graf Podstatzkischen
Cuirassierregiment bey des Herrn Obristlieutenant
Escadron, gewester gemeiner Mann, allbereits
un=
tern 14. August 1770. verstorben, und habe
des=
sen zweybändiger Bruder Sebastian Abbt, dieß
He rrschaftlich behauster Unterthann zu
Wiener=
herberg, um Erfolglassung und respective
Ein=
antwortung desselben Mütter=Brüder=auch
all=
fallig Väterlichen Erbschaftsrests, welcher theils
fructificirlich anlieget, theils aber auf der nun
Stiefväterlichen Behausung Währungsweise
haf=
tet, dieß Orts geziemend angelanget. Da man
nun vorläufig für nöthig befunden, all diejenige,
hauptsächlichen aber, die nach Absterben
bemeld=
ten Joseph Abbt. hinterlassene Wittib, oder
der=
selben Erben, welche an die Joseph Abbtische
Erbschaftsmassa, unter was immer für einen
Na=
men, eine Forderung haben, oder zu stellen
ver=
meinen, einzuberufen. Als werden dieselbe von
heut Dato an, binnen 1 Jahr, 6 Wochen, und
3 Täge, entweder selbst persönlich, oder durch
hiezu genugsam Bevollmächtigte, in alhiesig
Amtskanzley alsogewiß zu erscheinen, und ihre
Schuld=oder Erbschaftsfoderungen
Rechtsbestän=
dig darzuthuen haben, wie in widrigen nach
Ver=
lauf dieses Gerichtsbräuchigen Termins sie nicht
mehr angehöret, sondern erdeutes Erbsvermögen,
obbesagten Sebastian Abbt ohne weiterer Rucksicht
verabfolget, und respective eingeantwortet, auch
sonsten, was Rechtens ist, vorgekehret werden
wurde. Schloß Ebergässing den 18. Novemb. 1772.
Von N. Burgermeister, Stadtrichter, und Rath
der landesfürstl. Stadt wienerischen Neustadt wird
mittels gegenwärtigen offenen Edikt kund, und
zu wissen gemacht. Wasgestalten über die unterm
24. Novemb. letzthin aus Abgang einiger
Lici=
tanten fruchtlos abgeloffene Licitation des Herrn
Joseph Hütter burgerl. Lebzelter allhier, und
Eli=
sabeth dessen Frau Eheconsortin eigenthumlichen
Behausung, dann des hierauf radicirten
Lebzelter=
gewerbs sammt einer Hofstatt, und resp. Wax=
blaich auf weiters Anlangen des Hrn. Klägers
eine mehrmalige Licitationstagsatzung, und zwar
auf den 11. Jänner des künftig 1773. Jahrs
ex-
clusis feriis frühe um 9. Uhr auf allhiesiger
Stadt=
kanzley anberaumet worden seye. Wer demnach
ob=
gedachte Corpora licitando an sich zu bringen
ge=
denket, hat sich an obbesagten Tag, und Stund auf
erwehnter Stadtkanzley einzufinden, allda sodann
die Licitation der Ordnung nach vorgenommen
werden solle.
Wir Burgermeister und Rath der Stadt Wien,
geben hiemit jedermann zu vernehmen. Es seye der
Johann Georg Mayr, gewester Erbsenhändler mit
Tod abgegangen, und daher, um mit der
künfti=
gen Verlassenschaftsabhandlung sicher vorgehen
zu können, für nothwendig befunden worden,
diejenigen vorzuladen, und anzuhören, welche an
dieser Verlassenschaft einige Ansprüche und
For=
derungen haben möchten. Da wir nun
entschlos=
sen sind, eben diese Sprüche und Forderungen an
dem eigens, und zwar für das erst und letztemal
hiezu bestimmten Tag, nemlich den 29. Jenner
1773. Jahrs, oder da wir diesen Tag anderer
Verhindernissen halber nicht zu Rath sassen, den
nächst darauf folgenden Rathstag fruh um 8 Uhr
zu hören, und zu vernehmen. So haben all jene,
welche an des Joh. Georg Mayr seel. Verlassen=
schaft eine rechtmäßige Forderung, es sey um
Erbschaft, Schuld, oder anderer Ursachen willen
zu haben glauben, den bestimmten Tag selbst
persönlich, oder durch einen hinlänglich
versehe=
nen Gewalttrager so gewiß vor uns zu erscheinen,
sich behörig zu legitimiren, und ihre Ansprüche,
und Forderungen darzuthuen, als im widrigen
Falle auf die ausleibenden, oder nicht behörig
liquidireden Erben, Gläubiger, und Prätendenten
keine Rucksicht genommen, mit der Abhandlung,
und Vertheilung des Verlassenschaftsguts von
Amtswegen vorgegangen, und dasselbe den etwan
vorkommenden Erben, unbedenklich überlassen
werden würde.
Nachricht.
Den 11. Jenner 1773. und folgende Täge,
wird in der freyherrlich von Wöberischen
Be=
hausung am Graben, im 3ten Stock linker Hand
über den Gang, fruh von 9 bis 12, Nachmittag
von 3 bis 6 Uhr, ein grosser und sehr schöner
Vorrath verschiedener spanisch=französisch=wäl=
lisch=sächsisch=türkisch=und deutschen, theils mit
Gold, theils mit Silber, dann Messing und
Stahl mundirte Flinten, Stutzenröhr, Pistollen,
und Winbüchsen, von besten Meistern, dann
un=
geschif⟨te⟩ Flinten=und Pistollenläufe, nicht
min=
der allerhand mit Silber beschlagene, auch mit
Steinen besetzte türkische Säbel, Messer, und
Stillet, deto Waidmesser, item türkische Bögen
nebst Pfeilköcher, und Pfeilen, dann verschiedene
Pulferhorn, licitando plus offerenti
hindange=
geben werden.
Von des löbl. Stifts, und würdigen Gotteshaus
unser lieben Frauen zun Schotten in Wien
Grund=
gerichts wegen, wird hiemit zu vernehmen gegeben.
Es seye auf ferneres Anlangen des Gregori Apeckh
cessionario nomine wider den Christian Hauser
in die öffentliche Feilbietung des ihme
verpfände=
ten Hauses sub Nro. 8. in den Rheindörfel zum
Kögl genannt, der Ordnung nach gewilliget, und
hierzu der 23. Jänner künftig 1773. Jahrs
ange=
setzet worden. Daher werden jene, welche dieses
Haus zu erkauffen willens sind, solchen Tags früh
um 9. Uhr zun Stift Schottischen Grundbuch
für=
geladen, und mit den Meistbietenden die
Kauf=
handlung berichtiget werden möge.
Nachricht.
Es wird der bräuenden Bürgerschaft kund
ge=
macht, daß der hochwürdige Herr Ant. Aloysi von
Wüstenau weltlicher Priester, und dermaliger
Cu=
ratus in dem k. k. spanischen Nationalspital eine
Abhandlung verfasset habe, durch welche die
bür=
gerl. Bräumeister versichert werden, daß, wenn
nach der von dem Hrn. Verfasser erfundenen Art
ihre Bräuherde eingerichtet sind, ohne zweifel
ge=
gen der alten Bräuart über die Hälfte des holzes
bey einer jeden Bierbräu erspahret werden kann.
Diese Abhandlung sammt dem Modelle ist in dem
k. k. privil. Realzeitungskomtoir auf dem
Kohl=
markt zu finden. Der uneigennützige Hr. Verfas=
ser aber bietet jedem Liebhaber seine Dienste
un=
entgeltlich an, und wünschet nichts sehnlicher als
dem Publiko nützlich seyn zu können.
Von der k. k. nied. österr. Regierung wegen,
jedermänniglich, deme daran gelegen, sonderheit=
lich aber denen nächsten Anverwandten des im
Jahr 1761. verstorbene Lorenz Staß, gewesenen
burgerl. Handelsmann seel. hiemit anzufugen. Es
habe der Wenzel von Doller, und die Karolina Pesser,
gebohrne v. Döller hierorts geziemend angebracht,
wasgestalten die Barbara Staßin seel. in ihrem
letztwilligen Geschäft de publicato 6. März 1754.
ihren Ehemann von obengenannten Lorenz Staß
usufructuarie zum Erben eingesetzt, nach dessen
Absterben aber ihnen beyden die Verlassenschafft
der=
gestalt zugedacht habe, daß nach ihrer
beyderseiti=
gen Todte die nächste Anverwandte ihres
Ehe=
manns gegen deme, daß ihre Mume, und deren
Supplicanten Mutter Mechtildis von Döller die
lebenlängliche Nutznießung davon zu beziehen
ha=
be, substituiret seyn sollen. Nun wäre auch
so=
thane Verlassenschaft, so mit denen ausständigen
Jnteressen auf 9450. fl. sich beloffen habe, von der
Katharina Perrin de Pyronel als Burgin in einer
Stadtbanco=Obligation depo⟨sti⟩ret, nachhin aber
zwischen dem Gißbert Joseph Pesser als nächsten
Anverwandten, und Universalerben des Lorenz
Staß, der vorgenannten Perrin de Pyrouel, der
Mechtildis von Döller, und dem aufgestellt
gewe=
senen ⟨Curat⟩
ore ad actum unterm 12. Junii 1766
der ratificirte Vergleich, und resp. Erklärung dahin
getroffen worden, daß obgedachte 9450. fl. noch
fernershin in Deposi⟨ti⟩s verbleiben, nach dem
Tod der Perrin v. Pyrouel aber, welche
lebens=
länglich die Jnteressen zu beziehen hätte, ihnen
Supplicantin eigenthumlich zu gleichen theilen
zugehörig seyn solle; darum ofterwehnte von
Py=
ronel bereits mit Tod abgegangen wäre, als batten
sie wegen nunmehriger Erfolglassung obiger 9450 fl.
das Nöthige an Behörde zu verfügen. Wann
nun aber Regierung in sothane Ausfolglassung
bis zu Behebung der Frage: ob nicht etwa außer
denen in dem obengedachten Vergleich
einkommen=
den Partheyen noch mehrere Lorenz Staßische
nächste Anverwandte, oder sonstige Jnteressenten,
welche aus der von der Barbara Staßin
gemach=
ten Disposition einige Gerechtsame zu haben
ver=
meinen, vorhanden seyn, zu gewilligen Bedenken
getragen, und dahero die in Sachen auf den 11.
Febr. künftigen 1773. Jahrs, Nachmittag um
4. Uhr anberaumte Erforderung vorläufig mit
ge=
genwärtig offenen Edikt kund zu machen
veran=
lasset hat; als wird hiemit allen, insonderheit
denen nächsten Lorenz Staßischen Anverwandten,
welche auf obbemeldte 9450. fl. einiges Recht zu
haben vermeinen, hiemit anbefohlen, daß sie an
gleich besagten Tag und Stund mit ihren
allfäl=
ligen Legitimationsbehelfen wohl instruirter vor
Regierung erscheinen, und darüber ihre rechtliche
Nothdurften alsogewiß verhandlen sollen, als im
widrigen in Ermanglung dessen denen Eingangs
gedachten Supplicanten die 9450. fl. ohne
weite=
ren erfolget werden würden.
Bey Johann Georg Weingandt Buchhändler in
der obern Breunerstraß, im Sulzerischen nächst dem
gräfl. Kavrianischen Haus Nro. 1164. sind nebst
vielen anderen Büchern, Landkarten und
Kupfer=
stichen folgende zu haben:
Haanemanns (William) englisches
Handbüch=
lein, oder sogenannten englischen Wahrsager,
allerneueste Genealogie aller jetzt lebenden
aller=
höchsten Standespersonen, auf das Jahr Christi
1773. samt dessen Prognosticon, längl. 12.
Augsburg. 17. kr.
Rastignac, des hochwürdigsten Hrn. Jak. Ludw.
Erzbischöfl. ⟨hirt⟩
licher Unterricht von der
christ=
lichen Gerechtigkeit, gr. 8. Salzburg 1772. 54. kr.
Caraccioli (des Herrn Marquis) der fromme
Priester, in dem Leben des geistreichen Kardinal
von Berulle Stifters der Priester des Oratoriums
in Frankreich abgebildet, 8. Augsb. 1772. 18. kr.
Pallafox (Don Juan Bischofs in Nordamerika)
Briefe an Sr. Heiligkeit Pabst Jnnocenz den
Zehenden seine Streitigkeiten mit den Jesuiten
bereffend 8. Frankf. 1772. 36. kr.
Strauch (Bened. Can. Reg. Lat. Ord. S. Aug.)
Katechetische Betrachtungen in denen der Jnnhalt
des heil. rom. katholischen Glaubens dergestalt
vorgetragen wird, daß Personen, welche in der
Jugend schlecht unterrichtet worden, oder den
er=
haltenen Unterricht vergessen haben, die
Glau=
benswahrheiten und Lebenspflichten dieser heiligen
Religion sich leicht wiederum bekannt machen
kön=
nen, 8. Krems 1771. 18. kr.
Stationen (zwölf) oder nützliche
Betrachtun=
gen von dem heil. Herz Jesu, 8. Augsb. 1770.
7. kr.
Morgen=Mittag=Abend=und
Nachtbetrach=
tungen eines Christen, 8. eben allda 1769. 21. krr.
Astrucs (Johann) theoretisch=praktische
Ab=
handlung von den Frauenzimmerkrankheiten, 4ter
Theil, gr. 8. Dresden 1772. 51. kr.
Senac (Peter) von den Wechselfiebern, 8.
Leipzig 1772. 1. fl. 24. kr.
Camper (Peter) Anmerkungen über die
Ein=
impfung der Blattern durch Beobachtung
erläu=
tert, mit Kupf. 8. Leipz. 36. kr.
Forstkalender, oder Verzeichniß der
Verrich=
tungen, die einen Forstmanne in einen jeden
Mo=
nat des Jahrs vorzüglich obliegen, gr. 8. Leip=
zig 1772. 24. kr.
Nutzen (von dem) des gesetzlichen
Fruchtprei=
ses, 4 Leipz. 1773. 15. kr.
Anzeige von der Leipziger ökonomischen
So=
cietät, in der Michaelsmesse 1771. nebst
Aus=
zügen aus den bey derselben eingelaufenen
Nach=
richten, gr. 8. Dresden 1771. 20. kr.
Kester (C. D.) der Wittwen=und
Waisen=
versorger, oder Grundsätze, nach welchen
dauer=
hafte Wittwen=und Waisensocietäten, auch
Sterbekassen gestiftet und verbessert werden
kön=
nen, 4. Leipz. 1772. 36. kr.
Wir N. Rector & Consistorium der
uralt=
und weitberühmten Universität allhier, geben
hie=
mit all=und jeden, welche an weyl. Hrn. Augu=
stin von Zoller, Philos. & Medicinæ Doctoris
seel. Verlassenschaft titulo crediti, aut alio
quo-
cunque einige Sprüch, und Anforderungen zu
stellen vermeinen, durch dieses öffentliche Edikt
zu vernehmen. Es seye erstbemeldter Herr Med.
Doct. v. Zollner den 1. Julii dies Jahrs
testa-
tus verstorben, und habe uns der über die
ruckge=
lassene Kinder und Erben letztwillig erbettener
Hr. Gerhab nachhin vorstellig gemacht, daß nach
nunmehr gerichtl. inventirt=und auch licitirten
Verlassenschaftseffekten um mit der
Verlassen=
schaftsabhandlung desto sicher fürgehen zu können,
erforderlich seyn wolle, womit zu Einberuffung
all=und jeder ex quocunque demum modo
her=
vorthun mögenden Prätendenten eine clausulirte
Convocationstagsatzung cum clausula præclnsi,
& perpetui silentii anberaumet, und ediktaliter
kund gemachet werden moge. Da wir nun auf
dessen untereinstens gemacht gehorsamst. Anlan=
gen, und Bitten den 18ten Febr. kunftig 1773.
Jahrs zur Anmeldungstagsatzung bestimmet, zu=
gleich aber auch die Ausfertigung der
Convoca=
tionsedikten verordnet; also wird anmit allen,
welche an des Eingangs ermeldten Hrn. Med.
Doct. v. Zoller seel. Verlassenschaft ex
quocun-
que demum titulo einige Sprüche, und
Anfor=
derungen zu stellen vermeinen, erinneret, daß selbe
pro 1mo, 2do, & 3tio termino den 18. Febr.
1773. Nachmittag um 2. Uhr in der
Universitäts=
kanzley erscheinen, allda ihre habende Forderungen
anmelden, untereinstens auch alsogewiß liquidiren
sollen, als widrigenfalls dieselbe nicht mehr
ge=
höret, sondern die Verlassenschaftsabhandlung
ge=
pflogen, und solche dem Hrn. Gerhaben der
Uni=
versalerben eingeantwortet werden wurde. Wor=
nach sich daran ein jeder zu richten, und sein Recht
zu besorgen wissen wird.
Von der k. k. nied. österr Regierung wegen, wird
mit gegenwärtig offenen Edikt jedermänniglich so
wohl An=als Abwesenden, deme daran gelegen,
kund und zu wissen gemacht. Es seye die Cäcilia
Radlerin, gebohrne v. Ghelen mit Hinterlassung
eines letztwilligen Geschäfts mit Tod abgegangen,
und habe sich hinnach um dessen ruckgebliebene
Verlassenschaft der Anton v. Radler k. k. Rittmei=
ster und Auditor des gräfl. Radastischen
Husaren=
regiment, als diesfälliger Universalerb
angemel=
det. Wann nun Regierung das etwa vorhandeue
Æs alienum ausfindig zu machen, folgsam zu
Abhandlung solcher Verlassenschaft sicher
fürschrei=
ten zu können, eine Nothwendigkeit zu seyn be=
funden hat, alle hieran Theilnehmende sowohl
in=als außer Land befindliche Personen durch dies
öffentlichr Edikt zu Anmeld=Legitimir=und
Li=
quidirung ihrer an obbemeldte Verlassenschaft ex
quacunque causa vel titulo habende Sprüche,
und Forderungen, und zwar sie Creditores sub
clausula præclusi gerichtlich vorzuladen, und
ein=
zuberuffen, auch zu diesem Ende der 18. Jänner
künftig 1773. Jahrs Nachmittag um 4. Uhr zur
gewöhnlichen Convocations=und
Anmeldungstag=
satzung pro 1mo, 2do, 3tio ac ultimo Termino
bestimmet worden ist Solchemnach werden alle,
welche bey gedacht Cäcilia Radlerischen
Verlassen=
schaft, um rechtmäßige Erbs=oder
Schuldfor=
derung wegen einige Sprüche haben, oder zu
ha=
ben vermeinen, an obbestimmten Tag offen
hal=
tenden Commißionsstuben, entweder selbst
person=
lich, oder durch hiezu genugsam bevollmächtigte
Gewalttrager also gewiß zu erscheinen, und ihre
an solche Verlassenschaft habende Anforderungen
anzumelden, rechtlich zu legitimiren, und zu
li=
quidiren haben, als im widrigen die Abhandlung
ex officio vorgenommen, und falls die
vorkom=
mende Creditores den Aktivstand die Anwesende
vernom⟨me⟩n, mit ihnen behörig liquidiret, und
dieselbe der Ordnung nach claßificiret, denen
Ab=
wesenden aber das ewige Stillschweigen
aufgetra=
gen werden solle. Wornach sich also ein jeder zu
richten wissen wird.
Wir Burgermeister, und Rath der Stadt Wien,
geben der Helena Reisingerin, allenfalls derselben
zurückgelassenen Kindern, dann all denen, welchen
daran gelegen ist, hiemit zu vernehmen. Es habe
Maria Katharina Mayrin, gebohrne Millin, eine
behaust gewesene burgerl. Wirthin in der
Wäh=
ringergasse in ihrem den 25. Oktob. 1726. pub=
licirten Testamente §pho 12mo einer sichern im
Burgerspital befindlichen Helena Reisingerin ein
Legat mit 50. fl. zugedacht, und zugleich dabey
die Bedingniß beygefügt, daß, wenn sie Reisingerin
sothane 50. fl. nicht genießen könnte, solche auf
heil. Meßen verwendet werden sollen. Nun habe
sich bis nun zu vorgedachte Reisingerin um dies
ihr vermachte=und bey gemeiner Stadt Wien
Pu=
pillenraitkammer aufbewahrte Erbtheil pr. 50. fl.
nicht gemeldet, und sollte dieselbe gemäß der von
dem Burgerspital gegebenen Auskunft schon
vor=
längst aus der Burgerspitälerischen Versorgung
getretten, und seit dem nichts mehr von ihr zu
erfahren gewesen seyn. Da es also seyn könnte,
daß der Reisingerin, wenn sie noch im Leben, von
diesem ihr zugedachten Legat nichts bekannt wäre,
und wir daher dies öffentliche Edikt auszufertigen
für nothwendig befunden haben, eines theils um
sie Reisingerin, allenfalls ihre anderweitige Erben,
Gläubiger, oder andere Theilnehmer zu⟨r⟩ Erhe=
bung dieses Legats einzuberuffen, oder aber andern
theils in Abgang ihrer Person, oder anderer
Jn=
teressenten besagte 50. fl. nach dem letzten Willen
der Anna Katharina Mayrin seel. auf heil. Mes=
sen verwenden lassen zu können. So wird daher
sie Helena Reisingerin, allenfalls derselben
zurück=
gelassene Kinder, Gläubiger, oder andere
Jnte=
ressenten den 29. Jänner des künftigen 1773.
Jahrs bey unser, und gemeiner Stadt
Pupillen=
raitkammer, entweder selbst persönlich, oder durch
hiezu genugsam Bevollmächtigte alsogewiß zu
er=
scheinen, zu dem von der Anna Katharina
May=
rin ihr zugedachten Erbtheil pr. 50. fl. sich behörig
zu legitimiren, und solches zu erheben haben, wie
im widrigen kein weiterer Bedacht auf sie mehr
genommen, sondern dies Legat pr. 50. fl. cum
sua Causa nach dem Testament der Mayrin auf
heil. Meßen verwendet werden würde. Welches
man durch dies öffentliche Valvaledikt
männig=
lichen hiemit hat kund, und zu wissen machen
wollen. Wien den 25. Novemb. 1772.
Von des im Königreich Hungarn bestellten
Ge=
neral=Auditoriatamts wegen, wird durch
gegenwär=
tiges Edikt jedermänniglich sowohl in=als außer
den österreichischen Erblanden befindlichen
Parthey=
en kund gemacht. Es seyen von dem im
König=
reich Hungarn den 1. Novemb. 1770. bis letzten
April 1772. ohne Testament verstorbenen
Mili=
tarverpflegs Beckenpersonali, nach denen
errichte=
ten Inventarien, und darüberhin bezahlten
Fune=
ral=auch vorgekommenen Schuldposten, folgende
annoch erbliche Geldsummen zurückgeblieben, be=
nanntlich von dem in der Festung Leopoldstadt
ab=
gelebten Becken Georg Schribmayr 10. fl. 26. kr.
und von dem in der Festung Ofen verstorbenen
Becken Jakob Karcher 21. fl. 6 ein halben kr. Da
man nun die etwa ein und anderen bey diesen
ge=
ringfügigen Verlassenschaften von Rechtswegen
gebührende Erbssprüche, oder Schuldforderungen
in Erfahrung zu bringen eine Nothdurft zu seyn
befunden hat, alle hieran Th⟨e⟩ilnehmende, durch
dieses öffentliche Edikt zur Anmeld=Legitimir=und
Liquidirungen gerichtlich vorzuladen, und
einzu=
ruffen, zu welchen Ende dann denenselben binnen
1. Jahr, 6. Wochen, und 3. Tägen, daß ist im
künftigen Monat Jänner 1774. bey obbesagten
Amt zur allendlichen Frist einberaumet worden. Als
werden alle, welche bey ein so anderer
obbeschrie=
bener Verlassenschaft rechtmäßige Erbs=oder
Schuld=
forderungen zu haben vermeinen, in obbestimmter
Zeit, entweder selbst persönlich, oder durch hierzu
genugsam bevollmächtigte Gewalttrager alsogewiß
die Erbsfolge mit einen gerichtlich bekräftigten
Geburtsbriefe, und Taufschein, oder anderen
glaub=
würdigen Zeugenschaften, dann die übrige ihre
Anforderungen mit nöthigen Documenten rechts=
erforderlich zu liquidiren haben, als im widrigen
nach Verstreichung der bestimmten Zeit die
Abhand=
lung gleichwohlen vorgenommen, forthin
unge=
hindert deren nicht erscheinenden Erbsanforderen,
oder Gläubigeren ex Officio vorgekehret werden
solle, was rechtens ist. Wornach sich also ein jeder
zu richten wissen wird. Aktum im Eingangs
be=
sagten General=Auditoriatamt zu Presburg den
7. Christmon. 1772.
Von des kais. kön. Generalfeldmarschallieutenant
Graf Calenbergischen Jnfanterieregimentsgerichts
wegen, wird mit gegenwärtigen Edikt
jedermännig=
lich sowohl An=als Abwesenden, deme daran
ge=
legen, kund gemacht. Es seye der
Kapitainlieute=
nant Johann Dillon ohne hinterlassenen
letztwilli=
gen Geschäft, und wissentlichen Erben zu Prag den
14. März dieses 1772. Jahrs ab intestato mit
Tod abgegangen. Wann nun, um die etwa
ein=
oder anderen bey dieser Verlassenschaft von
rechts=
wegen gebührend nähere Erbsprüche in Erfahrung
zu bringen, und zur Abhandlung vorschreiten zu
können, eine Nothwendigkeit zu seyn befunden
worden, alle sowohl in=als außer denen kais. kön.
Erblanden befindliche Erbsinteressenten durch dieses
öffentliche Edikt zur Anmeld=und Erbslegitimirung
gerichtlich vorzuladen, und einzuberuffen. Als
wird zu diesem Ende denenselben hiemit ein 6. mo=
natlicher Termin, und zwar von 1. Decemb. 1772.
angefangen, bis den 31. May des 1773. Jahrs
sub pæna præclusi, bey dem löbl. Regiment, in
des Hrn. Commendanten Quartier, zur
Erschei=
nung anberaumet, und werden demnach alle, wel=
che bey gedachter Kapitainlieutenant Dillonischen
Verlassenschaft um rechtmäßiger Erbsforderung
willen, einige Sprüche zu haben vermeinen, an
obbestimmter Zeit bey dem löbl. Regiment, entwe=
der persohnlich, oder durch hierzu genugsam
bevoll=
mächtige Gewaltträger alsogewiß die Erbfolge
mit einem gerichtlich bekräftigten Stammenbaum,
Geburtsbrief und Taufschein, oder anderen
glaub=
würdigen Zeugenschaften Rechts erforderlich zu
er=
weisen haben, als im widrigen nach Verstreichung
der bestimmten Zeit die Abhandlung gleichwohlen
vorgenommen, die nicht erscheinenden
Erbsanfor=
derer gerichtlich ausgeschlossen, die Erbschaft ipso
facto für Caduc erkläret, alsdann ein
Curator=
massa ex Officio bestellet, selben über die zu
Ge=
richt bereits eingebrachte passiva, quo ad
liqui=
tatem vernommen, die richtig erkannte
Schuld=
posten der rechtlichen Ordnung nach getilget, und
der deductis passivis verbleibende Massarest dem
kais. kön. Jnvaliden=instituto eingeantwortet
wer=
den solle. Wornach sich also ein jeder zu richten
wissen wird. Aktum Staabsquartier Beraun in
Böhmen den 30. Novemb. 1772.
den 26. Christmon. 1772.
Aus den Londner Briefen vom 1. und
4. Christmonat.
Der König, die Königinn und die königl.
Familie haben nunmehr den Landsitz zu
Kew verlassen, und den Pallast der Königinn
in St. James=Park nahe bey St. James
be=
zogen, wo sie den Winter über residren
wer=
den. Der Oberkammerherr hat deshalb
be=
kannt gemacht, daß die gewöhnlichen
Hofta=
ge, und die Aufwartung am Sonntage
wie=
derum zu St. James werden gehalten
wer=
den. Der Geburtstag des Herzogs von
Gloucester ist bey Hofe nicht gefeyert worden.
Se. königl. Hoheit huben die Glückwünsche in
Ihrem eigenen Hause angenommen. Die
kriegerischen Gerüchte sind seit der
Er=
öffnung des Parlaments verschwunden. Man
rüstet zwar einige Kriegschiffe aus; allein,
sie sind theils nach dem mittelländischen
Mee=
re, theils nach Jamaika zur Ablösung anderer
Kriegsschiffe bestimmt, welche ihre Zeit von 3
Jahren ausgestanden haben. Die Offiziers
der Seesoldaten, welche von ihren
Kompag=
nien auf Urlaub entfernet sind, haben Befehl,
sich zu selbigen zu begeben, Diese
Kompag=
nien liegen zu Chatham, Sheerneß, Ports=
mouth und Plymouth allezeit zum Dienst
be=
reit, welche Einrichtung Lord Sandwich
ver=
anstaltet hat. Zu Portsmouth werden starke
Vestungswerke angeleget. Das achte
Jn=
fanterieregiment hat bisher daran gearbeitet;
es ist aber nun abgelöset, und nach Dower
marschiret. Ein anders Regiment hat dessen
Stelle eingenommen Dem Vernehmen nach
wird Portsmouth zu einer Hauptvestung
ge=
macht werden, womit man aber erst im Jahr
1778. zu Stande kommen dürfte.
Wir sehen bereits die Früchten von den
er=
sten Beschäftigungen des Parlamentes. Nach=
dem das Unterhaus am 2ten, und das
Ober=
haus am 3ten dieses die Bills wegen freyer
Einfuhr des Getraides aus Amerika und des
Reises aus Afrika genehmigt, so hat der
Kö=
nig sich heute in das Parlament erhoben, und
in Gegenwart beyden Kammeren, die königl.
Einwilligung zu beyden Bills, um selbigen
sofort die Kraft des Gesetzes beyzulegen, gege=
ben, Die Mittel, der Theurung des
Ge=
traides und der übrigen Bedürfnisse
abzuhel=
fen, sind auch am 1sten Decemb. in dem
Un=
terhause zum Vorschlage gekommen. Herr
Smith wurde desfalls zur Rede gestellt, und
er erkärte, daß Engelland jährlich 1 Million
600000 Scheffel Gersten beybrächte, wo=
von 150000 Scheffel zum Distilliren
ge=
braucht würden, davon das Gespüle hernächst
zum Futter für 20000 Schweine diente.
Würde nun das Distilliren eingestellt, so
er=
forderte die Fütterung für besagte Anzahl
Viehes 30000 Scheffel Gerste. Ueber dies
sey die diesjährige nicht zum Mazlen für die
Bierbrauer schicklich, und lediglich zum
Brandtweinbrennnen zu brauchen. Was den
Waitzen betrifft, den könnte mann jährlich
aus 4 Millionen 100000 Scheffel seit einigen
Jahren anschlagen; allein, die Consumirung
hätte auch sehr zugenommen. Nachdem
ei=
nige andere über denselben Gegenstand
ver=
nommen worden, erklärte Lord North, er
ver=
langte weiter nichts, als daß ein Mittel
ange=
geben würde, wie das Brod dem Volke um
ei=
nen mäßigen Preiß zu verschaffen sey. Sollte
aus dieser Untersuchung aber keine Minderung
im Brodtpreise entstehen, und es bloß auf die
Einstellung des Brandtweinbrennens
ankom=
men, so dem Staate 500000 Pf. Sterl.
auswirft, so möchte auf diesen Punkt ja nicht
bey gegenwärtigen Umständen gedrungen
wer=
den, um so mehr, da der Verlust von fast
gleicher Summa zu besorgen stünde, wenn
die ostindische Handlungsgesellschaft sich in der
Unmöglichkeit befände, der Regierung den
ausbedungenen jährlichen Geldbeytrag zu
entrichten.
Das Unterhaus wird am 8 den
wirkli=
chen Zustand des Getraidehandels
vorneh=
men, und am 9ten in großem Ausschusse
abermals erwägen, wie die Ausländer
ange=
spornet werden können, Gelder auf die
liegen=
den Gründe in unsern westindischen
Besitzun=
gen vorzuschiessen. Diese Angelegenheit ist
schon in der vorigen Sitzung vorgebracht, aber
auch weiter ausgesetzt worden. Die
Subsi=
dienangelegenheit kam wirklich am 2ten dieses
zur Sprache, und die Kammer beschloß, daß
dem Könige 20000 Matrosen zum Dienste
der Schiffsflotte auf das Jahr 1773, und 4
Pf. Sterl. auf den Mann monatlich, den
Monat zu 28 Tagen und das Jahr zu 13
Mo=
naten gerechnet, die Artillerie zum Seedienste
mit einbegriffen, verwilligt werden sollten,
welches einen Aufwand von 1 Million 40000
Pf. Sterl. ausmacht. Ueber diesen Punkt
entsponnen sich heftige Wortwechsel, wobey
die Widerspruchsparthey behauptete, daß
diese Anzahl beträchtlicher wäre, als die
Frie=
densumstände es zugäben, und anderthalb
Pf. Sterl. auf den Mann monatlich
zurei=
chend seyn würde; allein, die
Ministerial=
parthey zeigte an, daß es seit einem
Jahrhun=
dert so gehalten worden wäre, und es sich
folg=
lich nicht geziemete, davon abzugehen. Ue=
brigens ist hier anzumerken, daß wirklich ein
Drittel mehr Matrosen in Diensten stehet,
als derselben bewilligt ist.
Ehe und bevor man bey der ersten
Si=
tzung, am 26sten Nov., in dem
Unterhau=
se einig ward, die Angelegenheit der
ostindi=
schen Handlungsgesellschaft einen geheimen
Ausschusse auszusetzen, wurde mancher
bis=
sige Ausdruck wider die Compagnie angeführt,
Verschiedene Parlaments=Glieder
behaup=
teten, eine öffentliche Untersuchung würde
so viel fruchten, das Privat=Leute
verhin=
dert würden, das Publikum mit dem
Actien=
spiele gleichsam zu plünderen, auch die
Miß=
bräuche ins offene Licht gelegt werden, wel=
che so starke Hilfsmittel erfoderten. Der
Reichthum der Compagnie einer Seits, ih=
re Bedürftigkeit aber anderer Seits
enthiel=
ten einen offenbaren Widerspruch. Einen
noch empfindlichern Stoß versetzte ihr der
Oberste Burgoyne, welcher bey der letzten
Sitzung Präsident von dem Ausschusse
ge=
wesen ist, indem er aussagete, daß, seinen
Untersuchungen zufolge, die Sachen der
Com=
pagnie überhaupt eine Kette von
Betrüge=
reyen, Grausamkeiten und Bestechungen
aus=
machten, und erklärte sich also wider die
Nie=
dersetzung eines geheimen Ausschuß als den
kluglich=und billigsten Weg vorgeschlagen
hatte, erwiederte mit kaltem Blute, es sey
lediglich hierdurch darauf abgesehen, der
Compagnie mit einem wirklichen Beystand
an die Hand zu gehen, keineswegs aber die
Untersuchungen des letzteren Ausschusses zu
zernichten oder unkräftig zu machen. Die
Handlungsgesellschaft ihrer Seits hat am
2ten dieses einen Ausschuß von 25
Jnhabe=
ren zu ernennen beschlossen, um, samt den
Directoren, mit dem geheimen Ausschusse
des Unterhauses ihre Sachen auseinander
zu legen, und in einer gestrigen allgemeinen
Versammlung ist ein dem Parlamente
vorzu=
legendes pro Memoria entworfen worden.
Zu Corke, in Jrland, sind
unterschiedli=
che Transportschiffe mit 2 Regimenteren
Jn=
fanterie an ihrem Bord, die nach Jamaica
bestimmet sind, unter Segel gegangen.
Es wird hiemit aus Anverlangen erinneret,
wie daß in dem obern Arsenal im Hof bey
dem grossen Thore zu ebner Erden bekannte
Tyrollerbrod mit Naranzini und condirten
Citronat, in klein und grossen Sorten, auch
nach dem Gewicht zu haben seye.
Es werden den 29. Decembris auf der hohen
Brucken bey dem weißen Lämpl im 3ten Stock
Vormittag von 9 bis 12, Nachmittag von 3
bis 6 Uhr, verschiedene Effekten, als etwas
Sil=
ber, schöne unterschiedliche Tabattieren, Nieder=
länderspitz, wie auch Tücheln mit Spitzen, Manns=
und Frauenkleider, Häng=und Stockuhren, Sofen
und Sessel, Schreib=und Schubladkästen, Bilder,
und vieles Bethgewand, und dergleichen allerhand
Kleinigkeiten, licitando den Meistbietenden
ver=
kauft werden.
Von Gottes Gnaden Wir Franz Joseph des
H. R. R. Fürst und Regierer des Hauses von
und zu Lichtenstein, von Nikolspurg, Herzog zu
Troppau und Jägerndorf in Schlesien, Graf zu
Rittberg, Ritter des goldenen Vliesses, der Röm.
kaiserl. auch zu Hungarn und Böheim königl.
⟨A⟩postol. Majestät wirklich geheimer Rath, und
Kämmerer ꝛc. Entbieten hiemit allen und jeden
unsern Lehensleuten und Vasallen, auch allen
anderen, welche unserer rittermässigen Lehenschaft
unterworfene Stück und Güter in diesem
Erzher=
zogthum Oesterreich unter der Enns innen
ha=
ben, unsern geneigten Willen, günstigen Gruß,
und Gnade zuvor; und geben denenselben zu
ver=
nehmen: demnach aus unwandelbaren Willen
des allmächtigen der Durchlauchtig=Hochgebohrne
Fürst und Herr Herr Joseph Wenzel des H. R.
R. Fürst und gewester Regierer des Hauses von
und zu Lichtenstein von Nikolspurg, Herzog zu
Troppau und Jägerndorf in Schlesien, Graf zu
Rittberg, Ritter des goldenen Vliesses, wie auch
des H. Stephansordens Großkreuz, Ihrer Röm.
k. k. apostol. Majestät wirklich geheimer Rath,
Generalfeldmarschall, Generalfeldland=und
Haus=
artillerie Zeugmeister, Oberster über ein Regiment
Dragoner, und Chef des Feldartillerie Regiments,
unser freundlich geliebter Herr Vetter, den 10ten
Februar dieß laufenden 1772. Jahrs, in Gott
seelig entschlaffen; folglich die von unsern fürstl.
Haus Lichtenstein herrührende Rittermäßige und
andere Lehen, auf uns als nächsten Majorat=und
Fidei-Commiss Succession gediehen sind, und
uns dahero als dermaligen Regierern des fürstl.
Hauses von und zu Lichtenstein, sothane Lehen zu
verleihen gebühret; als haben wir hierauf Jhnen
und Euch samt und sonders, welche wie obgedacht,
von unserem fürstl. Haus Lichtenstein von
Ni=
kolspurg, rittermäßig-oder andere Lehen zu
em=
pfangen, und zu ersuchen haben, durch dieses
of=
fene Edikt hiemit zu allen Ueberfluß erinneren,
und dahin ermahnen wollen, daß Sie und Jhr
euere hievor empfangene Lehen von heut Dato
als den 16. December dieß Jahrs anzurechnen,
innerhalb einer Jahrsfrist bey unserem bestellten
Rath und N. Oe. Lehenprobsten Herrn Franz
Augustin Lang, der Rechten Doctore, auch
Hof=
und Gerichtsadvocaten in seiner eigenen allhier
in der Waldzeil beym scharfen Eck herüber sub
Nro. 801. gelegenen Behausung im ersten Stock
schriftlich, doch an uns selbsten lautend
gebühr=
lich anmeldet, und die Lehen mit Producir=und
Einlegung deren Originallehenbriefen, denen
Le=
hensrechten, und dem Gebrauch nach ersuchet,
worüber sodann, wenn solches geschiehet, einem
jeden die Lehen, (sofern anders dieselbe richtig
sind) ordentlich verliehen, neue Lehenbriefe
aus=
gefertiget, und gegen Hereingebung der
gebräu=
chigen Reversen, und mit Handschrift und
Pett=
schaft gefertigten Specificationen oder
Bekennt=
nissen deren besitzenden Lehenstücken und Gülten,
auch Leistung der Lehenspflicht und billiger
Ent=
richtung der Tax, und übrigen Gebührnissen
hinausgegeben werden sollen. Widrigenfalls aber
da einer oder der andere in diesem bestimmten
Termin sich nicht wirklich melden, und die Lehen
gebührendermassen mit Erneuerung der
Investi-
tur und Erhebung der neuen Lehenbriefen wirklich
nicht ersuchen oder empfangen würde, Jhnen und
Euch ferner solche Lehen nicht verliehen, sondern
gegen denenselben und einen jeden insonderheit,
was dieß Orts einem Lehensherrn von Lehenrechts
wegen und Gewohnheit zu thun gebühret, vorge=
nohmen und produciret werden solle. Darnach sich
jeder zu richten und vor Schaden zu hüten wis
sen wird. Zu Urkund dessen haben wir dieses
Lehenedikt mit unserem fürstl. Jnsigl und eigener
Handunterschrift bekräftiget. So geschehen Wien
den 16. December 1772.
Nächstkünftigen Montag als den 28. Decem=
bris dieß Jahrs fruh von 9 bis 12, Nachmit=
tags von 3 bis 6 Uhr, werden auf Verordnung
einer löbl. Universität allhier, in dem gräflich
Veteranischen Haus in der Schauflergassen im
3ten Stock, verschiedene Verlassenschaftseffekten,
als Galanterien, eine goldene Uhr, eine grosse
silberne Repetirreisruhr, anderes Silber, Manns=
kleider, und dero Wäsche, dann Mobilien, und
Zimmereinrichtung, licitando an den
Meistbie=
tenden verkaufet werden.
Wir Burgermeister, und Rath der Stadt Wien
geben hiemit jedermann zu vernehmen. Es sey über
die schon ehedessen angeordnete Licitationstagsatzung
verwilliget worden, das Augustin ⟨Zell〈…〉⟩ 〈…〉er
neuen Wieden sub Nro. 217. liegende 〈…〉
mal öffentlich auszufeilen, und an den 〈…〉
den zu verkauffen. Da nun zu diesem Ende der ⟨1.⟩
Jänner künftig 1773. Jahrs bestimmet ist. So
ha=
ben diejenige, welche das gedachte Haus zu kauffen
willens sind, an dem bestimmten Tage, oder da wir
anderer Verhindernissen halber diesen Tag nicht
zu Rath sässen, den nächst darauf folgenden
Raths=
tag frühe um 8. Uhr vor uns zu erscheinen, und
sich bey unserm, und gemeiner Stadt Grundbuch
durch den Amtsschreiber anmelden zu lassen, folg=
lich der weiteren Behandlung abzuwarten.
Angelus Confortans seu Sacerdos
Assi-
stens Ægroto. Quem voce quidam
di-
stincta, non tamen nimium clamorosa,
piis aspirationibus ex sacra Scriptura, vel
sanctis Patribus plerumque depromptis, id-
que per pausas, ac intervalla, ad viam
beatæ æternitatis in eundam accingit, 8vo
geb. 14 kr.
In der von Ghelenschen Buchhandlung, im neuen Michaelerhause, der kais.
kön. Reitschule gegenüber, sind nebst vielen alten, sehr raren und neuen Büchern,
Landkarten und Kupferstichen, auch folgende zu haben.
Fertig ist geworden:
- Bestättigte Vorschrift über die beste Erleuchtung einer Ebene, mittelst einer Lampe: von F. W.
Gerlach, nebst der Untersuchung darüber von Herrn Kästner, 8. Wien 1772. 12. kr. gebun=
den 15. kr. - Moralische Erzählungen und Jdyllen von Diderot und Geßner, gr. 8 Zürich 1772. 1. fl. 20. kr.
-
Almnnach de Gotha, contenant diverses connaissances curieuses & utiles, pour l´Année
1773. 1. fl. 30. kr. Le même en étoffe de Soie peintre 2. fl. - Gothaischer Hofkalender zum Nutzen und Vergnügen eingerichtet, auf das Jahr 1773. 1. fl. 30.
kr. Ebenderselbe in Seiden und sauber gemahlten Band. 2. fl. - Almamach de Dresde, pour l’Anné 1773. 1. fl. 8. kr.
- Almanach de la Toilette, 48. kr.
- Dresdner Hofkalender, auf das Jahr 1773. 1. fl. 8. kr.
- Almanach de Vienne, en faveur des Etrangers, ou Abrégé historique indiquant ce que la
Ville de Vienne renferme de plus Remarquable & de plus Curieux, avec le Plan de
Cette Ville, 8. à Vienne 1773. 1. fl. 6. kr. broché. - Theatralalmanach von Wien, für das Jahr 1772. 8. Wien 1. fl. 6. kr. gebunden.
- Wielands, goldener Spiegel, oder die Könige von Scheschian, eine wahre Geschichte, 4. Theile.
8. Leipzig 1772. - ---Desselben Musarion, oder die Philosophie der Grazien, ein Gedicht, 8. Leipzig 48. kr.
- ---Desselben Grazien, 8. Leipzig. 1. fl. 45. kr.
- Regni Poloniæ magni Ducatus Lituaniæ provinciarum Foedere vasalagio ilis junctarum &
regionum vicinarum nova Mappa Geographica: Oder akurate Karte des ganzen Königreichs
Pohlen, und Großherzogthum Litauen, samt allen angränzenden Ländern, illuminirt auf 16.
Regalbögen, unter der Aufsicht des Herrn Doct. Büsching gestochen, Berlin 1771. - Histoire & Description du Kamtchatka, contenant les Moeurs & les Coutumes des
Habi-
tants, la Géographie du Kamtchatka, & des Pays circonvoisins, par Mr. Kratheninni-
kow, avec une Carte & des figures, 4. Parties, en 2. Volumes, 8. à Amsterdam 1770.
broché - Galerie françoise, ou Portraits des hommes & des femmes célébres qui ont par uer
fran-
ce, gravés en taille-douce par les Meilleurs des Artistes, sous la conduite de Mr. Co-
chin, Chevalier de l’ordre du Roi, Garde des Dessins du Cabinet de la Majesté, Sécre-
taire perpétuel de l’Academies de Peinture & de Sculpture, avec un Abrégé de leur
Vie, par une Société de Gens de Lettres, partie 7me, ou Tom. 2de, partie 1mie,
Fol. à Paris 1772. - Wer auf den ersten Tom. dieses Werk pränumerirt hat, kann die fehlende Stücke ablangen, auch
wird in dieser Handlung, bis Ende dieses Monats, auf den 2ten Tom. 14. fl. 24. kr. Pränu=
meration angenommen. - Deneke (C. L.) vollständiges Lehrgebäude der ganzen Optik, oder der Sehe=Spiegel=und
Stahl=
brechkunst, mit 90. Kupfertafeln, 4. Altona 1757. 6. fl. 45. kr. - Heuermanns (Georg) Physiologie, oder deutliche Beschreibung der Wirkungen und Verrichtungen,
so zum Leben des Menschen erfordert werden, 4. Theile, 8. Koppenhagen 1757. 6. fl. - Révolutions d’Italie, par Denina, 4. Tomes, gr. 12. Paris 1771. broché 6. fl.
- Tabelle, worinn die Dukaten Souveraind’ors, Niederländer=Kronen=und französische
Laubthaler, spanische Matten, Siebenzehn und Siebner, zu fünf auf einen Wurf,
alles von 1. bis 1000 Stück. nebst den Jnteresserechnungen zu 4. 5. 6. pro Cento‛
auf Jahr, Monat Woche und Tag, accurat berechnet sind, 8. gebunden 20 kr.
- Hirtenbrief Sr. Hochfürstlichen Gnaden des Bischofs von Speyer an seine Geistliche,
nebst der Anweisung für die Mißionarien des Bistums Speyer, eine der merkwürdig=
sten Schriften, unserer Zeit. 8. Frankfurt und Leipzig 1772. geb. 17. kr.