Num. 27. Mittwoch den 2. April 1766.
Wienerisches DIARIUM.
Gedruckt in dem k. k. priv. Zeitungsverlag und Buchdruckerey
im neuen Michaelerhaus mit von Ghelischen Schriften.
C. S. P. S. C. A. M. A.
Londen den 11. März.
Der Prinz, mit welchem die Frau
Erb=
prinzeßinn von Braunschweig jüngst
hin entbunden worden, wurde
vor=
gestern Abends durch den Erzbischof von
Can=
terbury getaufet. Jhre Majestäten, die
ver=
wittibte Prinzeßinn von Wallis, und der
Her=
zug von York waren die Taufpathen, und
erhielte dieser neue Zweig des Guelphischen
Hauses, die Namen Georg Carl August.
Weil die Kinderblattern, welche dem
Prin=
zen von Wallis, und dem Bischofen von
Os=
nabrück eingeimpfet worden, nicht sofort
zum Ausbruche kamen, befanden Jhre königl.
Hoheiten sich in gestrigen Nacht etwas
beun=
ruhiget; indessen sind Sie heute wieder
ru=
higer, und da sich keine andere üble
Zufäl=
le zeigen, hoffet man, der Ausbruch der
Blat=
tern werde sich in kurzem auf solche Art
äus=
sern, welche uns von aller Besorgniß für den
Ausgang der Krankheit befreyen kann.
Seit einigen Tagen sind verschiedenemal
geheime Rathsversammlungen gehalten
wor=
den, und es verlautet, daß der Herzog von
Richmond, welcher erst seit kurzer Zeit von
Paris hier angelangt, und so lange die
Par=
lamentssitzungen währen, hier zu bleiben
ge=
dachte, mit ehestem, wegen wichtiger
Vor=
fälle, wieder dahin zu gehen Befehl erhalten
habe.
Die neuesten Briefe von Minorca melden,
daß das Packetboot, so zwischen Mahon und
Marseille angeleget worden, auf Befehl des
französischen Hofes sich nicht mehr unterstehen
solle, nach Marseille zu kommen. Da es
blos als eine Post, um Briefe hin und
wie=
der zu bringen, angelegt worden; so
wun=
dert man sich, was dem Pariserhofe zur
Auf=
hebung dieser Communication möge
Gelegen=
heit gegeben haben.
Jn dem letzthin zwischen unserem und dem
schwedischen Hof errichteten Bündniß wird
unter andern auch von der Schiffarth in der
balthischen See zu beyder Nationen
sonder=
baren Vortheil gehandlet.
Dieser Tagen wurde im Guildhall über
den Plan der neu aufzurichtenden Stadtmiliz
Rath gehalten, und darinnen beschlossen, daß
man zur Aufmunterung der wehrhaften
Bursche denselben, wenn sie sich gut
auf=
führen, nach einigen Jahren wieder ihre
vo=
rige Freyheit bewilligen solle.
Gestern wurde Jhre königl. Hoheit die
Prin=
zeßinn von Braunschweig in der königl
Kapel=
le zu St. James von dem Erzbischofen von
Canterbury aus ihrem Wochenbett
herfürge=
segnet.
Freytags hatte Sir Georg
Montgome=
ry Metham die Ehre Jhren Majestäten
we=
gen der neu erlangten Secretairsstelle bey
der grossen Guarderobbe die Hände zu küssen.
Donnerstags langte ein Currier aus
Stock=
holm mit der Ratification des zwischen
unse=
rem und dem dasigen Hof nunmehro
geschlos=
nen Friedens und Feundschaftstractat
all=
hier an. Dieser Tractat ist nicht viel mehr
als eine Erneuerung des schon im Jahr 1720.
errichteten Bundes, worinnen ausgemacht
worden, daß eine Parthey die andere, im
Fall ein Krieg auskäme, unterstützen solle,
und war die Zahl der von Großbritannien
zu diesem Endzweck auszusendender Trupen
festgesetzet, wofür dem Churfürsten von
Ha=
nover, Bremen und Verden abgetretten wurde.
Man will wissen, daß in Altspanien alle
Re=
gimenter dieser Krone in Bewegung sind,
woraus von unseren Grossen allhier eben kein
Geheimniß mehr gemacht wird; nur
bemän=
teln sie diese Neuigkeit mit dem
Scheingrun=
de, es wäre jetzo die Zeit, daß Spanien
sei=
ne Festungsbesatzungen zu verändern pflege,
und folglich nothwendig alle Truppen im
gan=
zen Lande in Bewegung seyn müsten. Sonst
wird auch versichert, daß die spanischen
Li=
nien vor Gibraltar von einem Franzosen
commandiret werden.
Zu Paris solle nunmehr wirklich an einem
neuen Handlungsbündnisse zwischen denen
Kö=
nigen von Frankreich, Spanien, und der beyden
Sicilien mit vielem Eifer gearbeitet werden.
Paris den 17. Merz,
Auf Befehl Sr. Majestät des Königs sind
am 13ten dieses die feyerlichen Exequien für
Weiland Se. Königl. Hoheit, den Herrn Don
Philipp von Bourbon, Jnfanten von Spanien,
Herzog von Parma, Piacenza, und
Guastal=
la, in hiesiger U. L. F. Erzstifts Domkirche,
unter dem prächtigsten Trauerschmuck und
zier=
lichster Beleuchtung gehalten worden. Die=
sen Trauerfeyerlichkeiten haben, ausser dem
hochw. Domkapitul, das Parlament, die
Hof=
kammer, das Steuerkammergericht, die
Uni=
versität, und der Stadtmagistrat beygewohnet.
Die versammelten Parlamentskammern
beschlossen am Montag, den 10ten dieses, daß
Commissaires ausgesetzt werden sollten, um
die von dem Könige Tages vorher an die
De=
putations ertheilte Antwort zu untersuchen. Die
an Se. Majest. von dem Oberpräsidenten, an
der Spitze der 40. Deputirten am 9ten
ge=
haltene Anrede enthält in der Ubersetzung
fol=
gende Ausdrücke: „ Das Parlament ist von
Schmerzen durchdrungen, da es in die Königl.
Ungnade gefallen zu seyn, geargwohnet wird,
wie solches die Art und Weise, auf welche Se.
Majestät in Dero Antwort wider dasselbe
ver=
fahren sind zu beweisen scheint. Dieser
Ge=
richtshof hat mit größter Betrübnuß ersehen,
daß eine so hart beschinpfende, imgleichen
da=
hin anfragende Antwort, dessen Ehre vor den
Augen des Volkes verächtlich zu machen, öf=
fentlich bekannt gemacht worden ist. Da nun
Sr. Majestät Richtigkeit in Haltung Dero
Versprechen bey dieser Gelegenheit verleitet
worden, so verhoffet das Parlament von
Höchst=
deroselben angestammten Milde, daß Seine
Majestät dasselbe wieder in den vorigen Stand
zu setzen geruhen werden. „
Ein Schreiben aus Rennes enthält
folgen=
des: „ Es sind allhier zwo Schriften im
Druck, unter der Aufschrift:
Rémontrances
du Parlement de Rouen
, d. i. Vorstellungen
des Parlaments von Rouen, zum Vorschein
gekommen, welche bey unserem Parlamente
angegeben, und den
Gens du Roi
überge=
ben worden, damit sie unverweilt den
Bericht davon abstatten mögen. Dem
Par=
lamentsschlusse vom 28sten Februarii zufolge,
vermöge dessen gerichtliche Untersuchungen
ver=
füget worden, ist der sogenannte Toisel zum
Verhör vorgeladen worden, und er hat
ge=
standen, daß er in dem Hotel des Hrn. Cara=
dene verschiedene Abschriften von dem
wir=
klich verbotenen Manuscript gemacht hätte.
Gestern ließ unser Parlament ein Schreiben
an den König abgehen, worinn es von Sr.
Majestät die Rückkunft aller
Magistratsperso=
nen begehret.
Verschiedene Mitglieder der medicinischen
Facultät dieser Stadt, welche den Fortgang
ihrer Kunst zu befördern suchen, haben
be=
schlossen, im April 1767. einen gewissen
Preis auszutheilen. Es wird derselbe in
ei=
ner goldenen Medaille von 100. Reichsthaler
am Werte bestehen, und ist für die
Beant=
wortung folgender Frage bestimmt: ” Jn
welchem Zustande befand sich die Arzneykunst
bey den verschiedenen in der Geschichte
be=
kannten Völkern vor Hippokratis Zeiten? ”
Folgende Punkte kommen dabey
hauptsäch=
lich in Betrachtung: 1.) Welcher Art Leute
war die Ausübung der verschiedenen Theile
dieser Kunst anvertrauet? 2.) Die Begriffe,
welche diese Leute von den Krankheiten, von
ihrem Fortgange, und von ihrem Ende
hat=
ten. 3) Die Methode, welche sie bey der
Cur beobachteten. 4.) Die verschiedene
Hei=
lungsmitel, deren sie sich bedienten. Die
Preisschriften müssen vor dem 1sten Merz
1767. dem Hrn. Bogen, Königl. Ordens=
reiter und Decan der medicinischen Facultät
postfrey eingesandt werden.
Copenhagen, den 14. März.
Heute haben Se. Königl. Majestät den
Hollsteinischen Abgeordneten, welche anhero
gekommen sind, das Beyleidscompliment über
das Ableben des höchstseligen Königs, und
den Glückwunsch zu des jetztregierenden
Mo=
narchen Thronbesteigung, abzustatten, eine
sehr genädige Audienz verliehen.
Ebenfals heute sind auch die Königl. Jn=
signien aus demjenigen Zimmer auf dem
Schlosse Christiansburg, wo dieselben
aufbe=
wahret werden, in Proceßion nach der
Schloß=
kapelle gebracht worden. Es geschahe
sol=
ches in dieser Ordnung: 1) Kam die Krone,
getragen von Sr. Durchlaucht dem Herzoge
von Schleswigholsteinaugustenburg, welche
zum Haupte der Königlichen Leiche gesetzt
wurde; 2.) . der Zepter, getragen von
Sr. Durchlaucht dem Prinzen Emil von
Schleswigholsteinaugustenburg, und
wur=
de derselbe zuoberst an der rechten Seite nie=
dergesetzt; 3) der goldene Reichs=Apfel, von
Sr. Durchlaucht, dem Prinzen von Bevern,
zu oberste an der linken Seite; 4) das
Schwert, von Sr. Durchlaucht, dem
Prin=
zen Carl von Hessencassel, in der Mitte
zur rechten Seite; 5) der Ritterorden von
Elephanten, von einem geheimen
Conferenz=
rath und Ritter des Ordens, in der Mitte
zur Linken; 6) der Seraphinen=Orden, von
einem geheimen Rath, zu unterst an der
Rechten; und 7) der Orden vom Dannebrog,
von einem geheimen Rath und Ritter des
Ordens, in unterst an der linken Seite.
Diese Königl. Prachtstücke sind auch noch
den=
selben Nachmittag, nebst den übrigen, in der
Schloßkapelle, zu der gewöhnlichen Zeit,
öffentlich zu sehen gewesen.
Zu der auf den 18ten festgesetzten solennen
Abführung der Königl. Leiche nach
Roth=
schild wird vor dem hiesigen Rathhause,
eine Jllumination veranstaltet, zu welcher
das Gerüste 51. Ellen lang, 28. Ellen in
der Mitte hoch, und 14. Ellen breit ist.
Es stellet dasselbe einen nach der Baukunst
errichteten Eingang zum Tugendtempel vor,
in welchem einwärts der höchstseliger König in
der ewigen Glorie zu sehen ist. Die
Oefnungen des Tempels sprangen mit
per=
spectivischen Auszierungen. Auf den
Sei=
ten des Eingangs sind zwo mit Lorberen
und Palmen geschmuckte Famen zu sehen,
welche auf des höchstseligen Königs Leiche
wei=
sen, und das Wappen der Residenzstadt mit
ungewendeten Fackeln zu den Füssen haben.
Oben über dem Eingange zeiget sich die
Glück=
seligkeit der Zeit in einem sitzenden Bilder, mit
einem Horn des Uberflusses unter dem Arm,
einem Steuerruder, als dem Zeichen der kön.
Gewalt, in der einen, und einem Kranz in
der andern Hand, welche sie auf die
Privile=
gien der Stadt leget. Zwischen den
freyste=
henden Säulen dieses
Portique
sind
Dänne=
mark und Norwegen, in ausgearbeiteten
Sta=
tuen leidtragend vorgestellet, über deren jeden ein
illuminirtes Siegeszeichen erscheinen wird. Jm
Frontispicio erblickt man die opfernden
Tugen=
den. Die Vorsichtigkeit und Beständigkeit
gies=
sen Oel auf den Altar und sind mit der
Gottes=
furcht, der Gerechtigkeit, der Mildthätigkeit,
der Weisheit und andern Tugenden umgeben.
Zwischen der Abbildung der Opferung und
der Glückseligkeit der Zeit ist zu lesen:
Konig Friderichs Mynde ey fortgager, saa
länge Residencen staaer. ” (Das ist:
Des Königs Friderichs Andenken wird
fortdauern, so lange diese Residenzstadt
steht) Es ist dieses Gebäude, noch mit
zween Colonnen, die mit 8. sinnreichen
Me=
daillons behängt sind, und verschiedenen
an=
deren Stücken der Kunst geziert, welche zu
beschreiben hier der Raum nicht verstattet.
Das ganze Monument wird in=und
auswen=
dig illuminirt werden.
Ein anders vom 17. März.
Der privilegirte Banco dieser Stadt hat vor
der Börse auf der nach Christiansburg zu
lie=
genden Seite, unter Aufsicht des Hrn. Prof.
Wiedeveld, ein Portique errichten lassen,
welches von aussen, nebst denen dazu
gehöri=
gen Colonnaden, mit Lampen erleuchtet
wer=
den soll. Hier folget indessen die
Beschrei=
bung. (* Dieses Portique stehet auf einem
Piedestal, welches längs den Statuen des
Einganges der Börse fortgehet. Bey
die=
sen Statuen endigen sich die Flügel des
Por=
tique, und selbige machen selbst einen Theil
der Decorationen desselben aus. Die
Faca=
de selbst ist auf Stufen erhoben. Jn der
Mitte des Portique wird auf einer
Erhö=
hung ein Altar vorgestellet, von welchen die
Flamme der Ewigkeit auflodert, wie solches
aus der Jnschrift:
Aeternitati,
welche man
an dem Altare siehet, erhellet. Zwo
Leid=
klagende, mit Flöhren behangen, sind auf dem
Eintritte vorgestellet. Ueber dem Gewölbe
des Portique siehet man eine aus Erzt
ge=
gossene Abbildung des Ueberflusses, welcher
Kleinode und Münzen ausstreuet, und von
der Fürsicht und der Beständigkeit begleitet
wird. Das Relief ist auf beyden Seiten mit
Bildwerk von Eichenlaub gezieret. Von den
zwischen den beyden ersten Colonnen
ange=
brachten Tafeln, führet die erstere die Aufschrift:
Advenae!
Quotquot hanc urbem et hanc Porticum
ce-
lebratis
Sive Commercia
Sive Artes
Sive Scientias
Quaesitum venistis
Subsistite venerabundi!
Et lugete nobiscum!
Perdidimus
Horum omnium
Statorem, Auctorem, Servatorem
Beneficenissimum
Patriæ nostræ Patrem
FRIDERICUM QUINTUM
Regem
Daniæ, Norwegiæ, Vandalorum, Gothorum,
Ducem
Slesvici, Holsatiæ Stormariæ, Dithmarsiæ,
Comitem
Odlenburgi & Delmenhorstæ.
Die Aufschrift der 2ten Tafel ist folgende:
Lugete vobis!
Perdidistia
Amicum humani generis
Qui callebat linguam
Nulli orbis genti ignotam
Omnibus terræ incolis gratam,
Nemini enim Principi
Serenior vultus.
At qui simul
Servabat fidem
Gemmis & auro pretiosiorem.
Nemini enim
Cor vultui magis consentaneum.
Fuit vix Annis XLIII.
Regnavit vix Annis XX.
Eheu! vix momenti felicitatem!
Sed opstupestimus dolore.
Quid enim?
Constans ab Aeterno transmissa felicitas est.
Gratulamini nobis vobisque.
Revixit.
In CHRISTIANO FRIDERICUS
In Septimo Quintus
A Die XIV. Januarii MDCCLXVI.
Die Tafel worauf sich diese Jnschriften
befinden, ruhen auf Löwenköpfen, die mit
ei=
ner Decke behangen sind. Das 2te Couple
der Colonen ist mit Siegeszeichen und mit
dem dänischen und norwegischen
Wappenschil=
dern gezieret, über denen sich Statuen sehen
lassen, welche, sich auf ihre Wasserkrüge
lehnend, die Nord=und Ostsee bezeichnen.
Unter dem Portique siehet man das mit
Glo=
rien umgebene Bildniß des höchstseel. Königs.
Die Erleuchtung, welche vor dem Hotel
Sr Excellenz, des Geheimenraths vom
Con=
seil, auch Ritters vom hohen
Elephantenor=
den, des Hrn. Thott, veranstaltet werden
soll, wird ebenfalls ungemein prächtig seyn.
Ein 60. Ellen in die Länge habendes, nach
den besten Regeln der Architectur
eingerich=
tetes Gebäude, zeiget in seiner Mitte eine
26. Ellen hohe Spitzsäule, an der Spitze
die Namenschifre Sr. höchstseel. Königl.
Majestät zu sehen ist. Am Eingange lieset
man folgende Jnschrift:
Pater Patriæ
Justus, Clemens, Pacificus
Natus d. XXXI. Mart. MDCCXXIII.
Denatus d. XIV. Januar. MDCCLXVI.
Jm Centro, auf welches man aus dem
Eingange siehet, erblicket man das
vergolde=
te Brustbild Sr. höchstseel. Königl. Maje=
stät auf einem Piedestal. Jn einer kleinen
Ent=
fernung hinter der Pyramide, ist ein
Mauer=
werk von 9. Ellen in der Höhe aufgeführet,
welches 8. Oeffnungen, jede von 6. Ellen in
der Höhe, und von 4. Ellen in der Breite,
hat. An den 6. mittlern Oefnungen siehet
man 6. grosse Medaillons, und die andern zu
beyden Enden der Mauer formirten Nichen,
sind Statuen angebracht. Jn der ersten
die=
ser Nichen, welche 5. Ellen hoch ist, siehet
man die Fürsicht, an deren Seite das Wort
Duce
stehet.
Der erste Medaillon stellet die
Friedrichs=
kirche im Großen zwischen dem
Friedrichs=
hospitale und dem Erziehungshause stehend,
vor, hinter welchen man in der Ferne die
deutsche Kirche zu Christianshaven, samt dem
Chistianshavner Kirchthurme, erblicket. Die
Ueberschrift ist:
Pius &
Beneficus (d i.
Gottesfürchtig und wohlthätig.) Jn dem
Abschnitte lieset man die Worte:
Templis
Acdibusque in usus Aegrotor & aliment.
conditis
(d. i. Durch Errichtung der
Tem=
pel, der Kranken=und Versorgungshäuser.)
Der 2te Medaillon spiegelt unter der
Vorstellung, der mit den Sinnbildern der
Künste umgebenen Minerva, an deren
Rech=
ten ein Phönix zu sehen ist, auf die
Rittera=
cademie zu Soroe ab. Jn einiger
Entfer=
nung siehet man das Schloß
Charlotten=
burg. Die Aufschrift ist:
Scient. & Artium
Protector.
(d. i. Ein Beschützer der Künste
und Wissenschaften) Die Unterschrift:
Academiis Sorana, Pict. Sculpt. Archit.
Fundatis,
aber zeiget an, daß der höchstsel.
Monarch sich durch die Stiftungen der
Königl. Ritteracademie zu Soroe und der
Königl. Mahler=und Bildhaueracademie
um die Wissenschaften höchst verdient
ge=
macht habe.
Auf den 3ten Medaillon siehet man auf
einer Tafel ein Buch abgebildet, auf dessen
Bande
C
. 5. stehet, nebst einem andern
Bu=
che, welches auf dem Rücken die Aufschrift:
“ Verordnungen von 1746 bis 1766, ” hat.
Ueber diesen Büchern schwebet die
Wagscha=
le der Gerechtigkeit. Die Ueberschrift
die=
ser Tafel ist:
Legum lator & custos
(d. i.
Ein Geber und Erhalter der Gesetze.) Die
Unterschrift lautet:
Et Sibi & subditis
(d. i. Sowohl für sich selbst, als für die
Unterthanen.)
Auf dem 4ten Medaillon stehet ein Schild
mit verschiedenen Kriegsarmaturen, über
welchen man die Worte lieset:
Securitati
publicae prospiciens
(d. i. Für die
öffent=
liche Sicherheit sorgend. Unten stehet:
Terra marique
(d. i. Sowohl zu Lande,
als zur See.)
Der fünfte Medaillen zeiget ein grosses
Schif, nebst verschiedenen kleinern, in
eini=
ger Eröfnung von Copenhagen segelnd. Die
Uberschrift ist:
Commerciis favens
(d. i. Die
Handlung begünstigend Unten stehet
Naviga-
tione in IV. partes terræ adducta
(d. i. Durch
die Einführung der Schiffahrt nach allen 4.
Welttheilen)
Der 6te Medaillon bildet einen Bauern
hin=
ter dem Pluge, und in einer weiten
Entfer=
nung ein Dorf und verschiedene Grenzsteine
ab. Die Uberschrift lautet:
Agriculturae nec
oblitus
(d. i. Auch den Ackerbau nicht
ver=
gessend.) Unten:
Limitibus agrorum suis
cuique assertis
(d. i. Nachdem jeder des
Sei=
nigen durch Bestimmung der Grenzen der
Aecker versichert worden
Jn der 2ten Niche siehet man das Sinnbild
der Beständigkeit, und zu deren Seite das
Wort:
Comite.
Die Mahlereyen dieses
Mo=
numents werden innerhalb desselben
erleuch=
tet, auch an der ganzen Oberseite der Pyra=
mide und des Mauerwerks prächtige
Erleuch=
tungen mit Lampen angebracht werden.
(* Man giebt die Beschreibung, wie sie
heraus=
gekommen ist. Der Baumeister mag
viel=
leicht ein Franzose gewesen, und ihm zu
Eh=
ten alle Baukunstwörter französisch gelaßen
worden seyn: Es giebt aber auch
Baumei=
ster, die ihre Kunstwörter weder französisch,
noch deutsch recht auszusprechen, oder zu
schrei=
ben wissen.
Altona den 18. März.
Mit Herzen voll des zärtlichsten
Betrüb=
nisses, begehen heute die Einwohner dieser
Stadt den Tag, da die entseelten Gebeine
Friederich des Fünften, dieses so allgemein
ge=
liebtesten Königs, zu der Asche seiner Väter
ge=
führet werden. Und wie gerecht ist nicht
die=
ses allgemeine Trauren!
Es stand an Seinem Thron
Die Wachsamkeit mit schlummerlosen Augen;
Die heilige Religion,
Die höchste Schutzgöttin der Staaten,
Der Fürsten Majestät;
Die Weisheit, die das beste räth,
und die Belohnerinn der edlen Thaten;
Die Gnade, die sich freut,
Zahlose Menschen zu beglücken,
Und unbestechliche Gerechtigkeit
Mit scharfen Adlerblicken.
Würdige Ausdrücke der Cantate, die diesen
Nachmittag, bey der feyerlichen
Gedächtniß=
predigt in der hiesigen Hauptkirchte, wird
auf=
geführet werden.
Morgen Vormittags um 10. Uhr, wird das
glorreichen Andenken des verewigten
Monar=
chen, auf dem hiesigen Academischen
Chri=
stianeo, mit einer öffentlichen Lobrede, die
der Professor der Beredsamkeit und
Dicht=
kunst, und des Christianei itziger Director,
Hr. Paul Christian Henrici, halten wird, ver=
ehret werden. Diese feyerliche Rede wird
mit der Aufführung eines Sinngedichts
beglei=
tet seyn, dessen Verfasser eben gedachter
Red=
ner ist. Nach Anleitung der beeiferten
Mu=
se dieses glücklichen Dichters, wird nach der
Rede unter andern die nachstehende Arie
erthönen:
Hinweg mit kriegerischen Fahnen!
Sie würden Friedrichs Gruft entweihn.
Last sie bezwungner Unterthanen
und grosser Mörder Denkmaal seyn!
An Rothschilds ewgen Mausoleen
Erscheint in heiligen Trophäen,
Nur wahrer Helden Lob.
Da wird nach ihren grösten Bildern,
Die Tugend unsern Friedrich schildern,
Der lebend sie erhob.
Sonderbare Nachricht.
Aus Mangel des Raums wollen wir heute
an=
statt der sonst gewöhnlichen vermischten
Neuigkei=
ten ein Histörchen aus der letzten Bayreyther
Zei=
tung hersetzen, das sich hören läst.
Ein Deserteur (von wem er dersertitet, thut
zur Sache nichts) sollte nebst seinem Kameraden
um das Leben spielen; (daß dieses mit Würfeln
geschieht, weiß jedermann) er schützte vor, daß ja
die Hazardspiele auf das schärfste verbotten wären,
da nun kein grösser Hazardspiel seyn könne, als das,
wodurch man um das Leben spiele, so thäte er
kei=
nen Wurf. Dieser Einfall soll ihm und seinem
Kameraden Pardon zuwege gebracht haben;
si
fa-
bula vera est.
Wien den 2. April 1766
Den 30. März wurde mit dem Heil. Oster=
tage auf die auf diesem Tag gefallene
höchste Geburtsfeyer Jhrer kaiserl. Majestät
Maria Josepha in der nach den
gegenwärti=
gen Trauerumständen eingerichteten Gala
begangen. Die fremden hier anwesenden
ho=
hen Standespersonen, und der innländische
grosse Adel mit dem Militairstaat sind bey
Hofe zahlreich erschienen, um die
Glückwün=
sche abzustatten. Um halb 11. Uhr erhoben
sich beede Kaiserl. Majestäten mit den 4.
Erzherzoginnen Maria Anna, Christina,
Elisabetha und Amalia königl. Hoheiten im
offentlichen Staat nach der St. Stephans
Erz=
stiftskirche, und wohnten dem von des Hrn.
Cardinals Erzbischofens Fürstl. Eminenz
ge=
haltenen Hochamte bey. Nach der
Zurück=
kunft speiseten beyde Majestäten mit den 2.
Erzherzogen Ferdinand und Maximilian und
den 5. ältesten Erzherzoginnen königl. Hoheiten
offentlich unter Aufwartung des Adels, wo=
bey der außeren Hofstaat, nemlich die Herren
Vorschneider, Mundschenke, und Truchseße
ihre an diesem Tag gewöhnliche
Dienstfun=
ctionen bey der Tafel verrichteten. Jhre
Majestät die verwittibte Kaiserin, Königin,
haben dem feyerlichen Gottesdienst in der
Kammerkapelle abgewartet; Abends war
grosses Apartement bey Hofe. Diesen Tag
haben die sammentliche Oberoficiers des burgerl.
Stadtmilitzregiments unter Anführung ihres
Hrn. Obristwachtmeisters die Aufwartung bey
Jhro Majest. der Kaiserin zu machen, und
zum Handkuß gelassen zu werden, die Ehre
gehabt: Welche allerhöchste Gnade
densel=
ben auch des folgenden Tages bey Jhro K.
K. Majestät wiederfahren ist.
Montag den 31. war es höchstgedachter
Jhro Majest. der Kaiserin Königin, unserer
allergnädigsten Landesfrau gefällig, zum
er=
stenmal seit der Zurückkunft aus Tyrol in
dem Spiegelzimmer sich wieder offentlich dem
sehr zahlreich erschienenen Adel, und andern
distinguirten Personen zu zeigen, und
selbi=
gen die Hand zu küßen zu geben.
Diesen Abend wurde die seit dem
höchstbe=
dauerlichen Hintritt weil. Sr. Majest. Kaiser
Franzens seel. Gedächtniß verschlossen gewesene
Schaubühne nächst dem Kärntnerthore zum
er=
stenmal wieder eröfnet, und der Anfang zu den
deutschen theatralischen Vorstellungen mit
ei=
nem zweyfachen Schauspiele gemacht: Das
erste Stück war ein Vorspiel in Versen, be=
titelt: die Freunde und Feinde der
Schau=
spielkunst, vom Hrn. Professor Johann
Elias Schlegel, einem der berühmtesten
deutschen drammatischen Dichter, wiewohl
unter einer andern Aufschrift verfasset. Das
zweyte bestund in einem Lustspiele, betitelt:
der eigensinmige Herr, und Hannswurst
der argwöhnische Diener, wozu der Grund
aus dem Capricieux des Joh. Baptist
Rous=
seau genommen, und das Stück nach dem
hiesigen Geschmacke einzurichten versucht
wor=
den, um es angenehmer zu machen; wenig=
lens ist der Zulauf ganz ungemein gewesen.
Es wurden auch 2. grosse Tänze aufgeführet,
wovon der erstere mit dem Vorspiele
ver=
knüpfet war.
Den 1sten dies haben Se. Maj. der Kaiser
dem königl. preußischen Hof=und Legationsraths
Hrn. v. Boehmer, der sein Creditiv als
kö=
nigl. preußischer Resident am hiesigen kaiserl.
königl. Hofe zu überreichen die Ehre gehabt,
Audienz zu ertheilen allergnädigst geruhet.
Heute ist das Eheverlobniß Jhrer Königl
Hoheit der Erzherzogin Maria Christina,
mit dem Durchl. Prinzen Albert, Königl.
Prinzen zu Pohlen und Lithauen, Herzoge
zu Sachsen, bey Hofe feyerlich begangen
worden: Wovon das Mehrere künftig folgen
wird.
Sonst hat auch am heil. Ostertage in der
Kirche des Profeßhauses
S. J
. der
wohlehr=
würdige P. Anton Kabes, aus der
Gesell=
schaft Jesu, weil. des höchstseel. Kaisers Carl
des
VI
. Hofprediger, nach zurückgelegten 50.
Jahren seines Priesterthums seine zweyte
so=
genannte Primitz mit einem feyerlichen
Hoch=
amte gehalten: es aßistirte ihm dabey nebst
5. Priestern seines Ordens der hochwürdige
Herr Odilo Piazoll, Abt zu Göttweich und
Szalawar in Hungarn ꝛc. Benedictiner=Or=
dens, welcher eben dieses Jahr selbst sein 50.
jähriges Priesterthum feyerlich begehen wird,
und mit dem vorgenannten jubilirten Priester
auch geistlich verwandt ist, indem ihre Väter
zugleich ihre Gegenpathen waren. Der
Zu=
lauf hoher und niederer Standespersonen war
so groß, daß sie die sonst so geräumige Kirche
alle nicht fassen konnte; denn jeder verlangte
diesen würdigen 79. jährigen Greis zu sehen,
der sich durch seinen unermüdeten Seeleneifer
durch mehr denn 40. Jahre eine allgemeine
Liebe und Hochachtung erworben hat; 6. bür=
gerliche Handelsherren haben sich selbst
ange=
bothen, dabey die Fackeln zu tragen. Die
Auszierung des Hochaltars war von der
Er=
findung des Hrn. Danee; das Gemälde
be=
zog sich auf das hohe Osterfest, und ward
herrlich beleuchtet.
Lista deren Verstorbenen zu Wien
in=und vor der Stadt.
Den 28. März Jn der Stadt.
-
Dem Wohledelgeb. Hrn. Frider. Schabenböck, Jh=
ro K. K. A. Maj. und der Ständis. Hofdeputat.
Kohlmeister, s. Fr. Mar. Anna, geb. v. Schönau,
im Azolis. H. am H. Kreuzerhof, alt 33. J. -
Hr. Frider. Leußmann, K. K. Hofcourrier, b. gold.
Rädel am Stubenthor, alt 66. J. -
Dem Joh. Korn, Burgl. Schneid. s. W. Eleonora,
im Hellmayris. H. um Fischhof, alt 30. J. -
Anna Hablin, Burgl. Wittwe, beym schw. Thor b.
Minoriten, alt 82. J. -
Dem Joh. Hießwagner, Burgl. Bierw. s. K. Elis.
im Wallneris. H. am Kärtnerth. alt 1. J.
Vor der Stadt.
-
Dem Clement Jung, Graveur, s. W. Eva, im
Klee=
binderis. H. auf der Landstr. alt 52. J.
-
Anna Gießingerin, Wittwe, im Metzgeris. H. in
der Leopoldst. alt 76. J. -
Dem Leop. Flandorfer, Burgl. Wirth, s. S. Leop.
in s. H. auf der Landstr. alt 27. J. -
Frider. Kalskopf, Burgl. Fleischh. in s. H. in der
Leopoldst. alt 64. J. -
Sebast. Pfeiffer, Musicant, beym grün. Brunn am
Neub. alt 61. J. -
Andre Baur, Reitkn. bey der H. Dreyf. zu
Maria=
hülf, alt 83. J. -
Der Anna Elgerin, Wittwe, ihr T. Anna, beyn
schw. Raben zu St. Ulrich, alt 23. J. -
Mich. Baur, vac. Bräukn. beyn gr. Dächl, zu
Ma=
riahülf, alt 25. J. -
Joh. Niedhofer, Tagw. bey St. Joseph zu
Maria=
hülf, alt 61. J. -
Dem Jac. Hell, Kais. Burgwacht. s. K. Franz, beyn
Fasan am Neust. alt 3. J. - Summa 15. Personen, darunter 2. Kind.
Den 29. März. Jn der Stadt.
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Frau Anna Hueberin, Burgl. Wittwe, bey der kl.
Weintr. am Hof, alt 56. J. -
Fr. Apollon. Polzin, Burgerl. Wittwe, im neuen
Passauerhof, alt 73. J. -
Dem Hrn. Franz Dormann, Burgl. Wirth, s. K.
Georg, bey der gold. Kugel am Hof, alt 5. v. J. -
Dem Phil. Pausinger, Burgl. Schust. s. K. Jos. im
Gundelhof, alt 1. J.
Vor der Stadt.
-
Dem Mich. Weichselgartner, Porcellainhafn. s. K.
Clara, bey der gr. Linden am Tury, alt 5. J. -
Cath. Wertlin, Wittwe, bey St. Florian am ob.
Neust. alt 61. J. -
Dem Jos. Bachleitner, Hausmeist. s. S. Ernst, im
Parockenmach. H. auf der Landstr. alt 24. J. -
Barb. Aumanin, Wittwe, beym gold. Einhorn auf
der Laimgruben, alt 66. J. -
Jos. Ecker, Holzhack. beyn gr. Gattern im
Liechten=
thal, alt 79. J. -
Der Jos. Emanuelin, Wittwe, ihr K. Franz, beyn
Sieb auf der Wieden, alt 2. J. -
Anna Marhoferin, Wittwe, im langen Keller am
Neubau, alt 95. J. - Joh. Ecker, im St. Joh. Nep. Spit. alt 63. J.
- Summa 12. Person. darunter 4 Kind.
Den 30 u. 31. März. Jn der Stadt.
-
Math. Lichtenegger, Burgl. Deckenmacher, im
Ru=
ckenbaum. H. am Lugeck, alt 66. J. -
Dem Joh. Schütz, Schreib. s. K. Jos. im Fischh.
alt 4. J. -
Andre Frais, Hausmeist. im Eisenhutis. H. in der
Singerstr. alt 67. J.
Vor der Stadt.
-
Der Wohlehrw. Hr.
P.
Bruno Jockitsch,
Ord. S.
Aug. im Kloster auf der Landstr. alt 35. J -
Hr. Anton Schubert, Verwalter in St Joh. Nep.
Spital allda, alt 51. J.
-
Dem Hrn. Georg Koller, K. K. Hofkriegsbuchh.
Off. s. K. Franc. im Pendl. H. in der Leop. 6 v. J. -
Steph. Drack, Burgl. Glockengiess. beym schwarz.
Eleph. zu Mariah. alt 80. J. -
Dem Mich. Hofmüler Burgl. Zeugmach. s. W.
Gertr. in s. H. in der Leopoldst. alt 60. J. -
Peter Sumerauer, Burgl. Schuster, beym goldnen
Adler auf der Wieden, alt 79. J. -
Auna Staindlin, Burgl. Wittwe, im Drächsleris.
H. am Spitalb. alt 73. J. -
Jos. Pecker, Modelstech. beym Küssenpfen. zu
Ma=
riahülf, alt 68. J. -
Aug. Schnitzer, Sollicit. beym Ritter St. Georg
zu Nicolstorf, alt 59. J. - Jos. Rauch, Music. beym Hirsch. am Neust. 49. J.
-
Dem Christ. Horn, Burgl. Sammetmach. s. K. Elis.
beyn Hechten am obern Neust. alt 7. v. J. -
Dem Leop. Copelner, Herrsch. Büchsenspan. s. K.
Franc. beyn Jordan auf der Wieden, alt 5. v. J. -
Dem Joh. Aichholz, Tändl. s. K. Rosal. bey der bl.
Flaschen am Spitalb. alt 6. v. J. -
Dem Mich. Ropmüllner, Hauskn. s. K. Jac. beym
Kreuz am Tury, alt 2. J. -
Dem Leop. Richter, Bed. s. W. Rosina, beym H.
Geist am obern Neust. alt 50. J. -
Math. Mayer, Taschner, beym weissen Engel am
Neustift, alt 77. J. -
Joh. Strambach, Reitkn. im Tepfis. Garten in der
Rossau, alt 40. J. -
Magd. Puchholdin, led. St. im Ratis. H. zu
Mäz=
leinst. alt 28. J. -
Theres. Schöndorferin, Wittwe, bey der Kugel an
Spitalb. alt 70. J. -
Georg Aigner, Färberges. im Färberis. H. an der
Wien, alt 68. J. -
Thom. Perndl, Schuster, beyn 3. Brüdern am
obe=
ren Neustift, alt 52. J. -
Maria Strellin, led. St. beyn 3. Kronen im
Liech=
tenthal, alt 77. J. - Summa 25. Pers. darunter 6. Kind.
NB
. Bey dem eintrettenden 2ten
Jah=
res=quartal werden abermalen die
Lieb=
haber dieses Wienerischen
Diarii,
wie auch
des Post=täglichen Frag=und
Kund=
schafts=bogens, um deren gewöhnliche
vorhinein=Bezahlung ersuchet. Und wann
jemand das Diarium Bestallungs=weise
nehmen will, so haben sich die hier in Wien
anwesende in der diesfälligen
Schreib=
stube in dem denen Michaeler=haus,
die auswärtige Liebhabere aber in dem
Obrist=post=amt diesfalls anzumelden.
Wir haben zwar in unsern letzteren Blättern von denen zwischen Sr. allerchristlichsten
Majestät und verschiedenen Parlamentern Frankreichs entstandenen Jrrungen nicht
nur allein Erwähnung gethan, sondern auch die merkwürdigen Reden, die der König bey
dieser Gelegenheit theils an die Parlamentsversammlungen selbst hielt, theils derselben
vor=
lesen ließ, wegen ihrer Weitläuftigkeit nur auszugsweise eingeschaltet.
Da in der neuen nürnbergischen Reichsoberpostamtszeitung eines ganze historische
Er=
läuterung, die diese Zwistigkeiten selbst betrift, eingerücket ist, so wollen wir daraus unsern
Lesern das Meiste mittheilen. Wir haben es uns zum Hauptgesetze gemacht, alles, was
einigermassen zum Vergnügen und Unterrichte dienet, so viel nämlich in diese Sphäre
ein=
schlägt, unsern Blättern einzuverleiben. Diese kurze Erläuterung kann hauptsächlich
denen nutzen, die in der Geschichte Frankreichs unbewandert sind.
Frankreich ist einer der Staaten von Europa, wo sich die Regierungsform sehr
ver=
ändert hat. Die neuern französischen Schriftsteller, schreiben zwar ihren Monarchen von
je her eine unumschränkte Macht zu: und
du Fresnoy
sagt an einem gewissen Orte:
Daß man es jederzeit für ein Verbrechen gehalten habe, an dem Umfange der
königl=
chen Gewalt im mindesten zu zweifeln, so sehr sey man überzeugt, daß nichts als die
Weis=
heit und das Wohl der Völker die Triebfedern des Betragens des Königs seyn könne. ”
Jnzwischen lehrt uns die Geschichte, daß das Regiment der alten Franken ganz anders
beschaffen gewesen sey, als der heutigen Franzosen ihres.
Dorf hatte anfänglich ein jeder, der nur Waffen tragen konnte, das Recht, seinen
Bey=oder Misfall bey Errichtung der Gesetze zu bezeugen, und sonst an den
Reichsgeschäf=
ten Theil zu nehmen; und diese allgemeine Gerichte wurden
Placita
genennt. Die
Ge=
treuen, das ist, diejenigen, welche dem Könige mit besonderen Pflichten zugethan waren,
hatten besage des Capitularis Carls des Kahlen,
Tit. 19. c. 10.
das Recht, dem Könige
alle mögliche Fehler vorzustellen, damit er solche wieder gut machen möchte; woferne er
aber darum seine Gesinnungen nicht ändern würde, so sollen die geistlichen und weltlichen
Unterthanen gemeine Sache machen, damit der König nicht im Stande wäre, mit jemand
wider die Vorschrift der Gesetze und der Vernunft zu verfahren. Auch nachher, da das
kleine Volk, um mich eines französischen Ausdrucks zu bedienen, bereits durch die Grössern
und Mächtigern unterdrückt worden war, so behielten wenigstens diese letztern noch das Recht,
welches zuvor dem ganzen Volke eigen war; keine Sache von Wichtigkeit konnte ohne ihre
Berathung und Einwilligung geschlossen und vollzogen, und keiner konnte um eines
Verbre=
chens willen anders als durch 12. Männer, seines Gleichen, (
Paribus, Pairs
gerichtet
wer=
den. Sie mußten, so oft es nöthig war, zusammen berufen werden. Weil aber dieses
eine beschwerliche Sache war, und täglich solche Geschäfte vorfielen, wo man den Rath
und die Einwilligung derer Grossen oder besser zu reden, derer Stände, nöthig hatte, so
fiengen die Könige an, deren einige an ihrem Hofe zu behalten, und ihnen andere geschickte
Männer zuzugesellen, die mit jenen ein eigenes Collegium ausmachten; und nun fieng die
Freyheit der Stände zu wanken an. Philipp der Schöne entkräftete ihr Ansehen vollends
dadurch, daß er dem übrigen Theil des Volks, der bisher von den Grossen und
Mächti=
gern ausgeschlossen ward, das Recht wiederum auf den Versammlungen der Stände zu
er=
scheinen, neuerdings verliehe, wodurch unter diesen selbst Neid und Widerwilen erregt, die
Besorgung der Geschäfte aber immer mehr erschwehret, mithin die Nothwendigkeit
vergrös=
sert wurde, gewisse Gerichtshöfe anzulegen, die beständig fortdauern, und das, was
eigent=
lich nur den Ständen zukam, besorgen sollten. Dies ist der Ursprung der heutigen
Par=
lamenter; denn in den ältern Zeiten ward auch schon jede Versammlung, wo man sich
von Staats=und Regierungssachen unterredete und besprach, mit diesen Namen belegt.
Nichtsdestoweniger behielten die Stände bis auf Ludwig den
XIII
. noch einen Schatten
ihrer Gerechtsame, von dessen Vorfahren sie noch dann und wann bey dringenden
Gelegen=
heiten zusammen berufen wurden. Seit 1614. aber hörten diese Versammlungen
gänz=
lich auf.
Bey den meisten neuern französischen Schriftstellern ist, in Ansehung der
Gerechtsa=
me der Parlamente wenig Raths zu holen; unter allen, die uns bekannt sind, haben uns
Les origines, ou l'ancien gouvernement de la France & c.
welche auch durch eine
ge=
schickte Feder ins Deutsche übersetzt sind, am aufrichtigsten geschienen, ob wohl der
unge=
nannte Verfasser den Lesern auch vieles nur zu errathen giebt. Will man also von den
gegenwärtigen Parlamentshändeln ein wichtiges Urtheil fällen, so muß man auf die Quellen
der Geschichte zurück gehen; welches nun freylich nicht jedermanns Ding ist. Wir wollen
inzwischen hier kürzlich anzeigen, worauf es ankomme. Es ist in Frankreich kein
bürger=
liches Gesetz verbindlich, es sey denn, daß es von den Parlamenten in ihre Protocolle
ein=
getragen und bekannt gemacht worden. Diese Befugniß der Parlamenter wird von dem
Hofe als eine blosse Formalität angesehen, von jenen aber sogar dahin ausgedehnt, daß sie sich
zugleich das Recht anmassen, die Uebereinstimmung sothaner Gesetze mit dem Wohl des
Staats und dessen Grundgesetzen zu untersuchen, und dem Könige deswegen nicht nur die
erforderlichen Vorstellungen zu thun, sondern sogar die Eintragung und Bekanntmachung
derselben zu verweigern. Dies hat von je her Anlaß zu grossen Verdrüßlichkeiten
gege=
ben, wovon man in Baylens
Dictionaire
unter dem Titel: Ludwig
XIII
: und l'Hospital
merkwürdige Beyspiele findet. Und was in den jüngsten Zeiten vorgegangen, ist ohnehin
jedem fleißigen Zeitungsleser bekannt.
Wir wollen die Gründe, womit der Hof die königliche Gewalt, und gegenüber die
Parlamente ihre Gerechtsame vertheidigen, hersetzen, ohne jedoch hieran im geringsten
Theil zu nehmen.
Der Hof sagt: „ Der König hat seine Gewalt einzig und allein von Gott, dem er
auch, und nicht der Nation, den Eid beym Antritt seiner Regierung geschworen hat: „ Die
Gesetze haben ihre verbindlichen Kraft lediglich von der Gewalt und dem Willen des
Kö=
nigs: „ Die Parlamenter sind nichts als Beamte des Königs, und alle ihre Gewalt ist bloß
ein Ausfluß der königl. Gewalt: „ Es kommt ihnen bloß zu, als getreue Räthe
Vorstel=
lungen zu machen; wenn aber diese nicht gehört werden wollen, oder können, so ist Gehorsam ihr
gröster Ruhm: „ Die Parlamenter zusammen machen kein eigenes Korpus der Nation aus, und
ihr Daseyn gehört nicht mit zum Wesen der Monarchie, sondern hängt schlechterdings von dem
Willen des Königs ab. ꝛc. ꝛc.
Die Parlamenter sagen: „ Der König steht unter den von je her eingeführten
Ge=
setzen; diese zu beobachten hat er GOtt und der Nation geschworen, die ihn eben deswegen
für ihr Oberhaupt erkennet; „ Die Nation hat vom Ursprunge der Monarchie an, mit
dem Könige bey Verfertigung allgemeiner Gesetze concurrirt, und keine Auflage hat ihr
ohne die Einwilligung ihrer Repräsentanten, ausgeleget werden können: „ Frankreich hat
zu allen Zeiten, jedoch unter verschiedenen Namen, ein gewisses Korps von obrigkeitlichen
Personen gehabt, welches gleichsam der Mitehpunkt der königlichen Gewalt und des
Gehor=
sams der Nation ist, und für eines sowohl als für das andere zu wachen hat: „ Dieses
Korps ist von dem Wesen des Staats unzertrennlich, und leitet, im Ganzen betrachtet,
sein Daseyn lediglich von den Grundgesetzen der Monarchie her, ob gleich eben diese
Ge=
setze dem Könige das Recht ertheilen, die einzelnen Glieder desselben zu ernennen: „ Es
ist im ganzen Königreiche nur ein einziges Parlament, welches aber um der
Bequemlich=
keit des Staats weilen in verschiedene Classen zertheilet ist, und an verschiedenen Orten
residiret: „ Strittigkeiten, die über die Grundgesetze entstehen, können nur von der
gan=
zen Nation entschieden werden. „ Die wilkührliche Gewalt, welche der Hof durch
Un=
terdrückung der Gerechtsame der Parlamenter einführen zu wollen scheinet, ist der ersten
Einrichtung der Monarchie und den Grundsätzen des Völkerrechts zuwider, und die
Schul=
digkeit der Parlamenter erfordert, sich entgegen zu setzen. Keine Obrigkeitliche Person kan
gezwungen werden, ihr Amt anders als nach Vorschrift der Gesetze zu verwalten ꝛc. ꝛc.
Wir kommen nunmehro auf die gegenwärtige äusserliche Verfassung der Parlamenter,
deren zwölfe im Königreiche sind, nämlich: Das zu Paris, Toulouse, Ruen, Grenoble, Bour=
deaux, Dijon, Aix, Rennes, Pau, Metz, Besancon, Douay, denen noch die
Obergerichts=
stellen in Roußillon und Colmar an die Seite gesetzt werden können. Jedes Parlament theilt
sich in verschiedene Cammern, dergleichen das zu Paris zehn hat, nämlich: Die grosse
Cammer, die Tournelle, worinn alle peinliche Processe geringer Leute, (denn adeliche und
vornehme Leute werden nur von der grossen Cammer verurtheilt, ) abgethan werden, fünf
Untersuchungskammern für Civilsachen, die bürgerliche Tournelle, welche über geringere
Schuldsachen, und zwey Requettenkammern, welche über persönliche Angelegenheiten zu
er=
kennen haben. Ausser dem hat das pariser Parlament 31. Präsidenten und 212. Räthe,
deren 31. geistlichen Standes, die übrigen 181. aber weltlichen Standes sind, 3. General=
advocaten und 1. General=Procurator.
Alle Prinzen vom Geblüte, dann auch die legitimirten Prinzen und alle Pairs von
Frankreich haben überdies das Recht nicht nur in dem Parlamente zu Paris, sondern auch
in jedem andern Sitz zu nehmen.
Die Stellen in denen Parlamentern werden nach der alten Gewohnheit für grosse
Summen erkauft, das zu Besancon ausgenommen.
Auf eingeschickte Nachrichten eines Unbekannten.
Man hat in vorletzteren Zeitungsblatte in der Nachricht an den Leser, von Gelehrten
ihre Beyträge zu dem Anhange von gelehrten Sachen aus den besten Absichten
in erbitten für gut befunden. Niemals würde man haben muthmassen können, daß diese
Absichten gewissen Witzlingen zu Ausschweifungen Anlaß geben sollen; allein wer kann alle
die Fälle vorsehen, die eine schwärmende Phantasie Träumern vorbildet?
Kaum hat unsere Ankündigung die Preße verlassen, so erhalten wir von einem sichern
Parteygänger, der Schreiben gelernt hat, und sich, seine Gedanken aufs Papier zu setzen für
witzig genug hält, einen Beytrag, womit er unsere Blätter bereichern will. Seine 5. Bogen
(der Entwurf gegen die mißgünstige Stutzer der bisherigen wienerischen
Schau=
bühne) sind mit so vielen Allfantzereyen angefüllt, daß sie beym ersten Anblicke die Absicht
des Schreibers, und seinen Burlesken Kopf verrathen.
Man wandert sich billig, woher der Sammer dieser Schmatterschrift (für, Sa=
tyre wird er sie doch nicht halten?) Anlas genommen, unsere Nachsicht zu versuchen. Klei=
ne Streitschriften, woran wir gar keinen Antheil haben, zogen den patriotischen Mann auf
die große Seite; er sträubt sich wider das Regelmäßige in dem Lustspielen, er will nichts
als Natur, rohe ungebildete Natur, und bey diesem Voraussatze versucht er es, sich an
den Verfechtern des guten Geschmacke zu reiben. Wenn unter diesen die Stutzer
verstan=
den sind; so erklären wir uns öffentlich daß wir den kleinen Haufen dieser so wenig
ala=
modischen Stutzer beyzutretten ganz keinen Anstand nehmen.
Mären dem guten Manne die Grundsätze der schönen Wissenschaften nur von ferne
bekannt, so würde er unter Regel und Natur keinen so nachtheiligen Unterschied machen. Er
müßte es wissen, daß sich die Regeln auf die Natur selbst gründen, und daß ein Stück eben
darum widersinnig wird, so bald es die Natur verfehlt hat.
Respicere Exempla morum vi-
tæque jubebo
. Jst eine Regel, die Horaz giebt, ohne Zweifel muß man sie nachahmen,
diese Natur der Siten und der Lebensart; aber nicht die rohe, ungebildete, verunstaltete
Natur, nicht die übertriebene Natur, die bis ins Unwahrscheinliche, ins Unmögliche,
hinabsinkt, eine Natur, die uns ganz nicht reizt, vor der und eckelt; sondern die gefällige,
verschönerte Natur, die unser ganzes Herz hinreißt, die uns den Beyfall abzwingt, und
stille einnehmende Liebe einflößt.
Id est maxime naturale, quod natura optime fieri
pa-
titur
sagt Quintilian, merken sie sich diese Grundsätze in Vorbeygehen mein Herr, und
las=
sen sie dieselben ihrem Gedächtniße nicht mehr entfallen; und dann weder ihnen Stutzer von
unserer Gattung wenniger verächtlich dünken.
Kleine Geister, die die Regeln der dramatischen Dichtkunst nur von ferne kennen,
glauben gemeiniglich, daß alles erschöpft sey, wenn die drey Einheiten in einem Stücke
beobachtet sind; die Anlage, die Charaktere, das Anzügliche in der Handlung, die
Ver=
wicklung, die Auslösung des Knottens, die Wahrscheinlichkeit, die Aehnlichkeit der
gewähl=
ten Urbilder, die Uebereinstimmung des Ganzen, das Gedrängte, Volle, Fortdaurende
das Jneressante, das Lehrreiche der Fabel. Ah! = =mit diesem Gezenge hat es seine
gu=
ten Wege; sie sind Zwang, unnützer, nachtheiliger Zwang sagt unser unerbethener
Corre=
spondent, die Einheiten sind da, das Stück hat seine Richtigkeit, wer schert sich ums
üb=
rige.
Nun ist es an der Zeit, diesen Stof in Hinkunft weitläuftiger abzuhandeln. Wir
wür=
den uns für unsere Mühe sehr belohnt schätzen, wenn wir so glücklich wären die Liebe zum
Regelmäßigen unter unsern Landsleuten allgemeiner zu machen. Weit entfernet, daß wir
die Lustspiele von der hiesigen Bühne zu verdrängen suchen; sie sind allerdings nothwendig
Das pöbelhafte, lächerlichen, abgeschmackte Scherze, anzügliche, persönliche Beleidigungen,
offenbarer Unsinn; Unanständigkeiten, die die Sitten und die menschliche Vernunft
belei=
digen, diese Abentheuer sind es, wider die man eifert, und sollten diese Eiferer den
Na=
men eitler Stutzer verdienen? Jch glaube nicht.
Wir würden den elenden Gedanken unsers Witzlings keiner Anzeige gewürdiget haben,
wenn wir nicht wider Folgen zu kämpfen hätten, die den guten Geschmake unter uns noch
immerzu nachtheilig sind. Wir verbitten uns aber in Hinkunft die Ehre von derley
Win=
kelschriften belästigt zu werden; die Mühe des Schreibens wird verlohren seyn, denn man
wird sie durchaus nicht mehr lesen. Um so mehr willkommen werden uns im Gegentheile
die Beyträge geschickter redlicher Männer seyn, die unsere Absichten billigen, und mit uns
in ein Geleis einschlagen.
* Wir erinneren uns hier der Beyträge zum Rabenerischen Wörterbuche des gelehrten
Hrn. Prof. v. Sonnenfels unser Held mag sich unter dem Worte Natürlich
zu Rechte weisen lassen.