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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 72, 7. September 1765

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[1]

Num. 72. Samstag den 7. Septemb. 1765.

Wienerisches DIARIUM.

Gedruckt in dem Kais. Kön. privileg. Zeitungs=verlag und Buch=
drukerey
im neuen Michaeler=haus mit von Ghelischen Schriften.


Londen vom 23. Aug.

Jhre Maj. die Königin wurden am 21sten
dieses gegen 4. Uhr frühe Morgens,
zur allgemeinen Freude des Königl. Hau=
ses
, und aller getreuen Unterthanen, mit ei=
nen
: jungen Prinzen glücklich entbunden, wel=
chem
des Königs Majest. den Königl. Titul
eines Herzogs von Lancaster, nebst den mit
demselben verknüpften Einkünsten, ehestens
beylegen dörften.

Folgendes hat der Hof der hiesigen Zei=
tung
vom 17ten dieses, wegen der Borfal=
lenheit
auf dem See=striche von Terre=neu=
ve
, einschalten lassen.

„Ein aus dem See=hafen St. Laurenz
auf Terre=neuve von dem Chef d'Escadre
Palliser abgefertigter Expresser hat Depeschen
mitgebracht, welchen zusolge vorgedachter
Officier, da er längst der Küfte erwehnter
Jnsul zwischen der Jnsul St. Johann und
dem Vorgebürge Race am 11ten Junii la=
virte
, zwey Französische Kriegs=schiffe wahr=

genommen, aber von dem Winde verhindert
worden, sich denselben zu nähern, um sie ab=
zufragen
. Nachdem er sie aber Tages dar=
auf
auf der Höhe des Vorgebirges Pierre
entdeckete, setzte er mit vollen Segeln auf
sie an, um sie zu erreichen, allein es war
vergeblich, und, weil die Nacht emfiel, so
kamen sie ihm aus dem Gesichte. Hierauf
fertigte er zween Officiers nach St. Pierre
ab, derer einer sich nach dem Hafen der Jnsul
begeben, der andere aber längst derselben
fortfahren sollte, um allda Kundschaft ein=
zuziehen
, und sich zu erkundigen, was sich
zutrüge. Der erste dieser beyden Officieren
hinterbrachte, daß zwey Französische Kriegs=
schiffe
, die Thetis und die Outarde genannt,
sich in vorgedachtem Hafen befänden; des
anderen Bericht aber lautete dahin, daß ver=
schiedene
Schiffe von der nämlichen Nation
an Oertern, wo sie vermöge der Tractaten,
ausgeschlossen wären, fischeten. Auf diese
Erkundigungen ließ der Chef d'Escadre Palli-
ser
vier von gedachten Schiffen mit unterschied=

[2]

lichen Fischern hinweg nehmen, welche letztere
er anfänglich nach England abzusenden ent=
schlossen
war; er ließ sie aber wieder los,
nachdem die Oberhäupter der Franzosen die=
se
Uebertrettung der Tractaten mißgebilliget,
und die beyden Kriegs=schiffe sich wieder weg=
begeben
hatten.

Aus Frankreich 12. Aug.

Das Verlangen, welches wir bereits et=
lichemal
geäussert, daß jemand eine geschickte
Sammlung von den bisherigen Vorstellungen
der Parlamenter in Frankreich besorgen möch=
te
, wird durch diejenige, welche das Parlament
zu Metz unterm 15. Way gemacht, nur mehr
angeflammet. Es enthält diese Vorstellung
bündige Stellen; der Raum unserer Blätter
erlaubet nur blos folgende daraus anzufüh=
ren
. (ihrem ganzen Junhalte nach steht sie in
der französischen Leidner=gazette Nro. 67.)
Gleich anfangs heist es:

Sire! Die Liebe des Vaterlands ist die
vorzüglichste Neigung eines Bürgers, und das
Jntereffe der Nation erfordert die vorzüglichste
Aufmerksamkeit einer Magistrats=person.
Kraft dieser beyden Gründe begehrte Dero
Parlament, welches wegen des Wohl einer je=
den
Provinz in viel Classen vertheilt, in Rück=
sicht
aber auf das allgemeine Beste vereinigt ist,
die Rechte der Nation und die Ehre der Glie=
der
ditses Parlaments wieder zurück. Dero
Parlament, Sire! würde sich strasbar machen,
wenn es ein gleichgültiger Zuschauer bey den
Attentaten seyn wollte, die man gegen die Pri=
vilegia
ihrer Provinzen unternimmt; es wür=
de
däs vergessen, was es Ew. Majestät, der
Nation, und sich selbst schuldig ist, und es würde
die härtesten Leib=und Lebens=strafen verdienen,
in Ansehung Jhrer Sire! weil es die Wahr=
heit
verheelet, die es Jhr zu sagen schuldig;
in Ansehung der Nation, deren Jnteresse zu
beobachten ihm aufgetragen worden, und wel=
ches
es hinten angesetzt hätte; und endlich in
Ansehung sein selbst, weil es den Eid aus den
Augen gesetzt, welcher es dazu verbindet oder
deutlicher zu sagen, Sire! das Parlament wür=
de
nicht mehr Jhr Parlament seyn. Die
Rechte Jhrer Provinz Bretagne macht das
Wesen ihrer Regierung aus, und der Geist
des Patriotismi hänget davon ab, weil dieser
Geist seinen Ursprung in der Regierungs=form

hat, und mit selbiger verschwindet. Die
Exemptionen und Jmmunitäten dieser Pro=
vinz
stud National=vortheile, die Liebe des
Vaterlands ist damit verknüpft, weil diese Lie=
be
aus dem Wolseyn herstammet, welches das
Vaterland seinē Kindern verschaffet; die Frey=
heiten
dieser Provinz haben eben die Bedingun=
gen
ausgemacht, unter welchen die Provinz
mit der Crone vereiniget worden. Die Ge=
rechtigkeit
verlanget demnach, daß sie ihr bey=
behalten
werden, weil die Gerechtigkeit nicht
zweyerley Richtschnuren haben kan, ei=
ne
für den Fürsten, und die andere für die Un=
terthanen
. Alle diese Folgerungen sind eben
so unläugbar als die Principia, daraus sie
fliessen; es braucht weiter nichts, Sire! als
die Verbindung, zu beweisen. Würde man
an die Stelle des Geists des Patriotismi den
Geist der Gleichgültigkeit setzen, so würde
Frankreich zwar Einwohner, aber keine Bür=
ger
mehr haben; wenn anstatt der Liebe des
Vaterlands der Eigennutz herrschen sollte,
so würden, Sire! Dero Armeen aus frem=
den
Völkern bestehen, ob. sie gleich aus Na=
tional
=unterthanen geworben sind. Wenn
willkührliche Befehle die Reguln der Gerech=
tigkeit
aufheben könnten, so würde der Staat
lauter Erschütterungen leiden, anstatt daß er
Bewegungen haben sollte. Die allerstärksten
Triebwerke der Autorität sind, Sire! Furcht,
Hochachtung, und Liebe, die erste schwächt die
Gemüther, die andere erhebt sie, und die dritte
feuert sie an. Furcht gehört für Sclaven
oder Missethäter, Achtung für Franzosen,
Liebe des Vaterlands für Bürger. Geru=
hen
sie nur, Sire! diejenigen Rathschläge,
welche man ihnen giebt, und die dem Wohl
ihrer Völker entgegen sind, und die Vor=
stellungen
ihrer Magistrats=personen, in ei=
nerley
Waagschale zu legen, so wird sich be=
finden
, daß letztere, da sie von dem Staat
das Jnteresse der Nation zu besorgen bestim=
met
sind, und daher ihre Rechte wieder zu
fordern sich unterstehen, solches nicht etwa
mit demjenigen Geiste der Furcht thun, wel=
cher
machet, daß man auf seinen Wegen
wankelmüthig wird; daß sie es nicht mit dem
Geiste der Verstellung thun, welcher seinen
Eigennutz darunter verbirget, sondern daß sie
es mit dem Geiste der Redlichkeit und Bil=

[3]

ligkeit verrichten, welcher mit kaltem Blute
alles untersuchet, ohne Ansehen der Person
decidiret, und sich ohne Masque erklärt.

Paris vom 23. Aug.

Der Herr d'Atembert hat mit Königl.
Genehmigung von der Akademie der Wissen=
schaften
die Pension erhalten, die ehedem
der Herr Clairault gehabt. Von L'Annay
in Champagne hat man die Nachricht er=
halten
, daß am 4ten dieses währender Ves=
per
der Donner in den Thurn der dasigen
Abtey geschlagen. Nachdem der Strahl
dessen Spitze zersplittert, und die Trümmer
aber das Dach der Kirche und des Klosters
zerstreuet, schiene er sich in verschiedene Thei=
le
zu zertheilen. Einer derselben drang in
die Kirche, schmelzte einige Orgelpfeiffen,
und beschädigte verschiedene Personen. Ein
anderer risse verschiedene schwere Steine aus
dem Portal der Kirch=thüre. Ein anderer
lief an dem Uhren=drad herunter, warf den
Gipfel der Sacristey herab, und drang an
der Thür=schwelle in dieselbe, wo er aber
weiter keinen Schaden that, als daß er die
Handhabe von einem Oehl=krug wegnahme
Die andere Theile wendeten sich gegen die
Bibliothek, das Vorzimmer des Schlaf=ge=
machs
; des Einheiz=zimmers ⁊c. wo sie am
Getäfel, Fenstern und Gerämsen derselben,
hin und wieder Schaden anrichteten.

Stockholm den 9. Aug.

Da die Nachrichten aus Schweden nicht
nur der neuesten schwedischen Historie, son=
dern
auch anderer Ursachen wegen interes=
sant
werden, so hat man folgende Artikul
beyzubehalten für nöthig befunden:

Man ist bisher an allen Orten darinne
einig gewesen, daß die Handlung Schutz und
Freyheit haben müsse, wo sie blühen soll;
ingleichen, daß Wechselbriefe nicht blos ein
Mittel zur Bezahlung, sondern auch eine
Waare sind, auf welche man etwas verdienen
könne, und daß folglich der Wechselhandel
als ein Zweig vom Handlungsstamme anzu=
schen
sey. Jn wie ferne wir diese Grund=
sätze
gegenwärtig beobachten, das mögen die
Leser aus nachstehendem Artikul, der aus der
Reichstags zeitung getreu übersetzet ist, selbst
beurtheiten; und die Zeit wird es lehren,

wie weit die Befehle des geheimen Aus=
schusses
in dergleichen Fällen nützlich auslan=
gen
können, die der Kaufmann seiner Will=
kühr
vorbehalten will.

Da der geheime Ausschuß in Erfahr ung
gebracht, daß der Wechselcours seit kurzer
Zeit abermal zu einer ungewöhnlichen Höhe
gestiegen ist, obgleich die schätzbarsten Reichs=
Exportanda häufig unter dieser Zeit aufge=
kauft
sind; durch welche Steigerung der grö=
ste
Gewinn nur einigen wenigen Kaufleuten
in die Hände fällt, als welches um so viel
unbilliger ist, da der Preiß der einkommen=
den
Waaren, besonders des Getreides, da=
durch
in die Höhe getrieben wird, und die=
se
, als die nothwendigste Waare, auf des
Reichs innerliche Sicherheit und den einhei=
mischen
Credit eine betrübte Würkung ma=
chen
kan, so hat der geheime Ausschuß, nach=
dem
er dieses ersahren, und in Erwägung
gezogen, es für seine Pflicht gehalten, Se.
Majastät den König unterthänigst zu ersu=
chen
, daß dem Commerzcollegio möchte be=
fohlen
werden, die Societät der Kaufleute,
die im Grossen handeln, ingleichen alle, oh=
ne
Unterschied des Standes und der Würde,
welche bekannte Cambüsten sind, vorzufor=
dern
, und ihnen ernsthaft vorzustellen, wie
es ihre bürgerliche Schuldigkeit sey, den
Wechselecours eher zum Fall zu bringen, als
solchen zu steigern, ingleichen daß sie sich in
Acht zu nehmen hätten, künstig damit eigen=
willig
zu verfahren, in soferne sie sich nicht
der Verantwortung unterwerfen wollten, die
darauf ersolgen könnte, im Fall es sich os=
fendaren
sollte, daß sie sich nicht als recht=
schaffene
und für das Reich und ihre Mit=
bürger
wohlgesinnte Unterthanen betragen,
sondern mit den Wechseln Wucher getrieben
hätten. Ferner hat der geheime Ausschuß
den König gebeten, daß Se. Majestät in
den übrigen Stayelstädten durch das königl.
und Reichs=Commerzcollegimn eine gleiche
Vorkehrung machen möchten, auch demsel=
ben
zu befehlen, daß es durch die Mäckler,
oder auf andere Weise ausgesorschet würde,
welche diejenigen sind, so die Wechsel unter
der Hand zu einem höhern Cours verkaufen,
als zu welchem sie an der Börse behandelt
worden, und sonst kein Handlungsverkehr

[4]

haben, das zu ihrem Wechselnegoce eine ega=
le
Verhältniß hat„

Frankfurt 29. Augusti.

Allhier wurde von wegen eines Hochedlen
Raths dieser Stadt, ein unterm 26sten ge=
fertigtes
Ediet durch öffentlichen Anschlag
bekannt gemacht, was massen wegen des am
18ten dieses erfolgten Ablebens Jhro weyl.
Röm. Kais. Majestät, höchstseligst=und aller=
glorwürdigsten
Angedenkens, in hiesiger
Stadt und denen Dorsschaften, bis auf wei=
tere
Verfügung, alle Musik Klang und
Saitenspiel, sowohl bey Hochzeiten, ande=
ren
gemeinen Gastereyen und allen Zusam=
menkünften
, als auch in denen offenen Her=
bergen
, Gast=und Wirthshäusern, bey Kirch=
weyhen
und sonst überhaupt alle und jede
derley Lustbarkeiten, ernstlich verbotten wer=
den
. Seit den Montag her wird nun auch
alltäglich Mittags von 11. bis 12. Uhr,
und Abends von 6. bis 7. Uhr mit allen
Glocken geläutet.

Preßburg den 4. Sept.

Gestern Nachts hat der Wind unaufhör=
lich
solchergestalt gewüthet, daß es unmög=
lich
war, die ankommenden Staffetten über
den vorbeyfliessenden Donau=strom zu beför=
dern
. Als sich aber derselbe früh etwas ge=
leget
, sind ermeldte Staffetten glücklich auf
die andere Seite der Donau, mittelst der
fliegenden Brücke geführet worden. Nach=
dem
aber gedachte Brücke abermal im Herü=
berfahren
, auf der Mitte des Stroms ge=
wesen
, kamen unvermuthet zwey sehr hestige
Windstösse, durch welche das die Brücke
haltende grosse Seil unter dem andern klei=
nen
Schiffe gesprungen, und die Brücke, samt
den darauf befindlich gewesten 6. Bauer=
wägen
, gegen den Carlburger=arm getrie=
ben
worden, welche aber nach ausgeworffenen
Ankern im Einflusse des Arms stehen geblie=
ben
, von wannen selbige, nachdem die Hef=
tigkeit
des Windes nachgelassen, an ihren Ort
wieder gebracht, und das im Vorrathe ge=
habte
neue Seil eingezogen, mithin die Pas=
sage
nach 6. Uhr Abends wieder hergestellet

worden. Bey diesem Vorfalle ist jedoch,
Gott sey Dank, nicht das mindeste Unglück
geschehen.



Wien den 7. Sept. 1765.

Nachdem die Exequien für weil. den Röm.
Kaiser Franciscum den Ersten höchstsel.
Andenkens sich den letztvergangenen Mittwoch
geendet, so haben Jhre Majest. die Röm.
Kaiserin mit den Königl. Hoheiten Sich zeit=
hero
in schmerzlichster Betrübniß retirad ge=
halten
.

Diese Tage her ist nun alles, was mit
dem allerhöchsten Kaiserl. Königl. Hofe in
Tyrol gewesen, zu Wasser und Lande hier
angelanget, und man siehet täglichen einige
Schiffe mit Hof=equipages bey dem soge=
nannten
Schanzel=ufer anländen.

Gestern den 6ten dieses sind wir mit der
allerhöchsten Gegenwart Sr. Maj. des Röm.
Kaisers und Jhrer Maj. der verwittweten
Röm. Kaiserin zu Hungarn und Böheim
Apostolischen Königin, unserer allergnädigst
regierenden Landes=frauen; dann den 2. Erz=
herzoginnen
Maria Anna und Maria Chri=
stina
Königl. Hoheiten, welche auf verschie=
denen
zu Hall in Tyrol mit gröster Eile zu=
gerüsteten
Schiffen fuhren, und diese nach
den gegenwärtigen Umständen wohl gezieret,
auch mit ganz gleich montirten Bootsleuten
versehen waren, obschon in äusserst betrübten
Trauerstand, jedoch bey höchstbeglücktem
Wohlseyn erfreuet worden. Die allerhöch=
sten
Herrschaften haben Dero Rückreise zu
Wasser gemacht, und sind gestern bey der
Demmerung zu Nußdorf nächst der insgemein
sogenannten Baron Kianischen Behausung an
das Land getretten, von wannen Allerhöchst=
dieselben
Sich spätten Abends in Dero Post=
leibwägen
nach der Hofburg herein begeben
haben, und sich nun in der Retraite halten.


Das National=fest deren Landesgenossenen
aus dem Herzogthum Steuermark wird, we=
gen
der für weil. Sr. Kaserl. Majest. ge=
haltenen
Exequien, auf den 22sten Sept.
verschoben.

[5]

Demnach ungeachtet der vorgewesenen be=
drängten
Zeiten durch die von andächtigen
Christen geopferten Pfennige bey Kirchberg
am Wagram zu Ehren der Mutter GOttes
eine neue Kapelle erbauet worden ist, daß mit
gnädigem Consens eines Venerabilis Consi-
storii
den 15ten Sept. als am Namens Ma=
riä
=fest die Bildniß der Mutter Gottes, ge=
nannt
Maria=Trost auf der Saulen, von der
alten kleinen in die neuerbaute Kapelle solen=
niter
wird übersetzet, und eine besondere An=
dacht
durch 8. Tage mit Predig, und heil.
Hochamt, dann Nachmittag einer Litaney ge=
halten
werden, so sind zu diesem Feste alle
Chrisiglaubige im HErrn eingeladen.


Lista deren Verstorbenen zu Wien

in=und vor der Stadt.

Den 3. Sept. Jn der Stadt.
Niemand.
Vor der Stadt.

Hr. Jacob Bauer, Pollicey=ausseh., lin Maßinge=
ris
. H. als Neuftift, alt 53. J.

Dem Lor Tanschinsko, Schreid, s. K. Cath, beym
3. Hack. zu Maria-hülf, alt 7. v. J.

Ant. Stenzel, Burgerl. Stick, beym Mohr. am
Spitalberg, alt 56. J.

Joh. Hofer, Burgerl. Rot gärb., beyn 2. weissen
köm, am Neuftift, alt 34. J.

Dem Georg Utrich, Burgerl. Bier-wirt, s. K. Barb.
im Lazaret in der Währinger=gas., alt 1. J.

Wilib. Maller, Feilhauer, im Moßbruckerisch. H.
am Hundsth., alt 75. J.

Veit Bigl, grw. Land=bind., bey der gold., Weint.
auf. Maria=hülf, alt 102. J.

Sebast. Flod, Holzscheib., im kl. Kaiser=stadel in
der Rossau, alt 52. J.

Jos Sundenheimer, Herrschaftl. Reit=kn. beyn
3. Huf eis am Getraidm., alt 58. J.

Dem Math. Walleder, Taglöhn, s. W. Theres.,
beym gold. Rös. in der Josepbst., alt 52. J.

Dem Ant. Ditele, Tuchmach.. s. W. 6Magdal=beym
schwarz. Thor zu Erdberg, alt 40. J.

Dem Joh. Maurer, vac. Bedient, s. K. Magdal,
beon bl. Stern zu Erdberg, alt 5. J.

Summa 12. Pers. darunter 3. Kind.

Den 4. Sept. Jn der Stadt.

Die Ehrw. Lay=schwest. Eva Kalbrunerin, im Klost.
ben St. Jacob, alt 53. J.

Die Wol=edle Fr. Maria Josepha Rulandin, Wit.
beym Aug Gottes am Pet. alt 76. J.

Vor der Stadt.

Dem Math. Eckmayr, Burgerl. Wirt, s. K. Anna,
beym Apf. auf der Wied., alt 7. J.

Dem Joh. Dintsch, Herrschaftl. Kutsch., s. K. The=
res
., bey der schön. Schüs. am Thury, alt 1. J.

Der Anna Biglerin, Wittwe, ihr S. Joh., in ih=
rem
H. am Magdal. gr., alt 14. J.

Dem Joh. Prum, Bed., s. K. Theres., beym gold.
Rad. in der Unger-auf., alt 4. J.

Justina Katzmayrin, Wittwe, beym Schutz=engel
ausser Maria-hülf, alt 65. J.

Summa 7. Person., darunter 3. Kind.


Von der K. K. N. Oe. Justitz=Banco=deputo=
tion
wird hiemit all- und jeden durch gegenwärti=
ges
Edict kund und zu wissen gemacht: Bey die=
ser
Justitz - flelle habe Hr. Don Gerardo Prencipe
Caraffa Conte di Palicastro mit mehreren ange=
bract
, wasmassen demselben eine auf seinen Na=
men
lautende Wienerische Stadt - banes=obliga=
tion
d. d. 9. Julii 1764. pr. 4900. fl. mit 5. pro
Cento verschriebene jährliche Jnteresse vor einiger
Zeit in Verstoß gerathen, und ohngeacht all besche=
hen
fleißigen Nachforschens und angewendetexxx
Mühe nicht Ausfindig machen noch erfahren konn=
te
, wo selbe hingekommen wäre. Damit also er=
wehnte
Obligation durch Afficirung eines gewöhn-
lichen
Valval=edicts der Ordnung nach amortis=
ret
, und ihme Hrn. Prencipe Caraffa dafür eine
andere dergleichen ausgestellet werden möchte, hat
selber wegen dessen Ausfertigung um die Auflag an
seine Behörde gebetten. Gleichwie nun in solches
des Hrn. Supplicantens billichts Anlangen von
Rechtswegen solchergestalten gewilliget, worden,
daß, wann hinnen 1. Jahr, 6. Wochen. und 2. =
gen
, von Zeit der Affigirung dieses Edicts an ⟨zu=
richnen
, sich niemand zu obiger in Verstoß gera-
thenen
auf Eingangs gemelten Hrn. Don Gerardo
Prencipe Caraffa Conte di Policastro lautendes
Stadt-banco obligation d. d. 9. Julii 1764. pr.
4900. fl. rechtlichen legitimiren, oder solche in
Originali produciren wurde, selbe alsdann für
null und nichtig gehalten, folgsam nach Verflies=
sung
besagten Termins dem Hrn. Prencipe Ta-
ralfa
eine neue derley Obligation auf vorberühres
Summam ausgefertiget und zugestellet werden sol=
le
. Als hat man solches jedermänniglich durch
dieses offene Edict zur Nachricht hiemit erinnereu
wollen. Wien den 22. Augusti 1765.


Wir Burgermeister und Rath der Stadt Wien,
geben hiemit durch dieses offene Edict jedermän=
niglich
zu vernehmen, wasgestalten wir über fer=
ner
schriftlich beschehenes Anlangen und demüthi=
ges
Bitten Frauen Francisen v. Fridenfeld Wittib,
wider Hrn. Friedrich Nepomuc v. Fridenfeld un=
tern
8ten dies in ein nochmaliges Licitations-edict

ge=

[6]

gewilliget und verordnet haben, daß die Fraß v.
Fridenfeldisch nächt St. Stephan liegende Behau=
sung
nochmalen offentlich ausgefeilet, und dem
Meistbietenden verkaufet werden solle, da nun hier=
zu
der 28. Monatstag Sept. laufend 1765. Jahrs
zur Tagsatzung bestimmet worden si, als wird ein
solches hiemit jedermann, wer etwa dieses Haus
käuflichen an sich zu bringen gesinnet ist, mit diesem
Edict zu dem Ende kund und zu wissen gemacht
damit ein sich hervorthuender Kaufer bey obbemolt
bestimten Licitations-tagsatzung Fruhe um 9. Uhr,
oder da wir selbigen Tags etwa anderer Geschäften
halber nicht zu Rath sitzeten, den nächst darauf fol=
genden
Raths=tag vor uns erscheinen, und sich
des unser und gemeiner Stadt Grundbuch durch
den daselbstigen Amts - schreiber anmelden lassen
möge, allwo sodann das Weiterbehörige tractiret
werden solle.


Den 16. dies Monats Sept. und nachfolgende
Täge Vormittag von 9. bis 12. und Nachmittag
von 3. bis 6. Uhr werden auf dem Franciscaner-
platz
, gegen die Sailerstadt zu, in der vorhin Trap=
fisch
=nunmehro v. Oettelischen Behausung im
1sten Stock, verschiedene Verlassenschafts-effecten,
als Gold, Silber, Uhren, Porcellain, Geweyr,
verschiedene Tabatieren, und andere Pretiosa,
gold- und silberreiche, auch gestickte und glatte
Mannskleider, allerhand rauhes Pelzwerk, schöne
Wäsch und Tischzeug, damast und andere Spal-
lier
, Tisch, Gesseln, Soffen, Kästen, Bilder,
ein grün damastenes mit Gold reich gallonirtes
Himmel - beth, allerband Bethgewand, eine gan=
ze
Collection von Römischen Päbsten von Silber,
wie auch eine Sammlung von reichen und seltenen
Berg stupfen, unterschiedliche silberne und golde=
ne
, wie auch eine Quantität kupferne Medaillien,
Antiquen, Jdolen, seine Perspective, und Ver-
grösserungs
=gläser, bann andere mathematische
Machinen, stein=und hölzerne künstliche Figuren,
ein überaus gutes Jnstrumens nebst einem Clave-
rin
, allerhand Wein, Kuchel - einrichtung von
Zinn, ⟨⟩ ⟨⟩ing, Eisen, und Kupfer, einige =
gen
, bestebend in 2. Schwimmer, einen viersitzi=
gen
Wagen, ein Piroutsch, und ein Leiterwagen,
ingleichen zwey schöne Schimmeln von 13. Faust
doch, nebst Pferd=geschirren, licitando verkau-
fet
werden.


NOTIFICATION.

Nachdeme verschiedene hierländige Herrschaf-
ten
, Gemeinden, und sonstrige Partheyen für die
während fürgewesten leztern Kries, und war
von 1ten November 1756. bis lezten October
1759. nacher Znaym, Datchütz, Brünn, und
Jglau gelieserte Haber und Heu=Naturalien von
denen bey daselbstigen Magazinen aufgestellt- ge=
westen
kaiserl königl. Proviant=efficieren die Lic.
ler-scheine empfagen; imgleichen wegen des

vom hiesigen Pontons=Stadt nach Böhmen, und
Mähren transportirten Mehl, Haber, und Ger=
sten
die Proviant=amtliche Attestata erhalten;
Dann ferners die von dem durchmarschirten Mi-
litari
für die abgereichte Brod=und Pferd - Per-
tionen
empfangene Quittungen zu Handeu der
kaiserl. königl. Proviant=Verwaltern, gegen Re=
cepissen
übergeben (sohin all vorberührte Liefer-
scheine
, Transportirungs-Anestata, und Durch=
marche
Recepissen allhier in Landhans eingeleget,
und dagegen von dem damahligen Ständischen
Ober=einnehmer Herrn Joseph v. Mannagetta mit
dessen eigenhändigen Unterschrift ausgefertigte
in verschiedenen quartaligen Ratis zahlbare Amts
oder Vergütungs-Recognitionen erhoben, oder
wenigst erheben hätten sollen; jedoch unerachtet
deren in sothanen Amts=Recognitionē klar bemerkt
und vorlängst verstrichenen Zahlungs-terminen,
dennoch einige von diesen Partheyen mit ihrer
diesfälligen Forderung bis jetzo sich nicht gemel=
det
, ja sogar zum Theil ihre Vergütungs-scheine
nicht abgeholet haben. Als wird alljenen, so
derley Amts oder Vergütungs-Recognitionen an=
noch
bey Handen haben, oder an sich gebracht,
oder doch auf obige Zeit zu erheben gehabt hät=
ten
, hiemit erinnert, daß sie entweder mit so=
thanen
annoch in Handen habenden Amts=Recog-
nitioen
, oder aber sonstigen Legitimations- Noth-
durften
längstens dis Ende Oetob. nächstkünftig
in der N. Oe. Landschafts Buchhalterey sich mel=
den
, und allda nach befundener Richtigkigktit
die Anweisung zur Zahlung in dem Ständischen
Ober-einnehmer=amt erheben sollen, als im wi=
drigen
dieselbe nach Verstreichung dieses Ter=
mins
mit derley von obigen Ursachen, und Zeit
herrührenden Forderungengen nicht mehr wur-
den
angehöret werden, sondern damit auf immer
abgewiesen seyn sollen. Wien den 29. Augusti
1765.


Von des Hochfürstl. Erzbistums Wien über die
Pfarr Perchtoldstorf Grundbuchs wegen, wird
durch dieses offentliche Ediet jedermänniglich
kund und zu wissen gemacht: Es habe eine Hoch-
löbl
. N. Oe. Regierung zu Verkaufung deren bey
denen den 12. Martii und 3. Junii dies Jahrs
für gewesten Licitations tagsatzungen aus Mangel
einiger Raufern underkauft gebliebenen anders
dienstbaren Freyherrl. von Plöcknerischen Grund=
stücken
, benanntlich: ein Rächel Weingarten, an=
jetzo
Acker im neuen Zuckermäurel, ferners 4. Pfund
Weingärten, anjetzo Acker im Zuckermäntel, dann
ein Weingarten im Goldbüchl, weitershin zu ver-
ordnen
geruhet, daß respectu obgedacht annoch
unverkauft Freyherrl. von Plöcknerischen Grund=
stücken
eine drittmalige Licitations=tagsatzung
angeordnet, und solche dem Meistbietenden hindau-
gelassen
weiden sollen; da nun hierzu in Folge

[7]

dessen der 16 Sept. Vormittag um 9. Uhr zur Li-
citations
-tagsatzung anberaumet worden, als wer-
den
alle diejenige, welche sothane Grund stücke käufl.
an sich zu bringen gedenken, am obbestimmten
Tag und Stund in dem Pfarrhof zu gedachten
Perchtoldstorf entweder selbst persönlich, oder
durch hierzu genugsam Bevollmächtigte zu er-
scheinen
haben, allwo sodann mit dem Meistbie=
tenden
gegen alsogleich leistender baaren Bezah=
lung
der Kauf geschlossen, und das Weitere hehö=
rig
gebandelt werden solle.


Von des K. K. Stift Herrschaft Ebepstorsischen
Judicii Delegati wegen, wird hiemit jedermann
kund und zu wissen gemacht: Welchergestalten auf
Anlangen des über des Johann Christ, gewesten
Wirth und Gastgeb zum heil. 3. Königen in dem
Markt Schwechat, ad Concursum gedichenes Ver=
mögen
ausgestelten Curatoris ad Lites, Hrn. Franz
Xaveri Leonhard Högg, J. U. D. auch K. K. Hof=
kriegs
-raths=und Gerichts - advocaten, zu Aus-
findigmachung
all und jeder Johann Christischen
Paßio=schulden, dann zu Handlung der Nothdurft
und Erörterung der Frage: ob die von dem ernann Johann Christ untern 11. Julii dies Jahrs an=
gemeldete
Cessio bonorum statt habe, oder nicht?
wie auch zu Benenn=und Ausstellung eines Cura-
toris
bonorur, ein pro Termino primo, secundo,
tertio peremptorie clausulirte Convocations- tag-
satzung
auf den 6ten künftigen Monats Novemb.
Nachmittag um 2. Uhr mit Einschluß deren kom-
menden
Weinlös=ferien bestimmet worden seye.
Solchemnach haben all und jede, welche an obge-
dachten
Johann Christ quocunque demum Titulo
jure, & nomine einige Sprüch und Anforderungen
zu haben vermeinen, an dem obbestimten Tag und
Stund in mein Judicis Delegati in dem Minoriten=
haus
hinter dem Landhous im 1sten. Stock habenden
Wohnung entweder selbst persönlich, oder durch
genugsam Bevollmächtigte alsogewiß zu erscheinen,
ihre Anforderungen anzumelden, auch rechtlichen
zu liquidiren, wie im widrigen die Ausbleibende
nicht mehr angehöret, sondern von dem Johann
Chriftischen Verwögen gänzlich ausgeschlossen, die
nicht genugsam Liquidirende aber von gegenwärti-
ger
Crida abgewiesen, dann in puncto der von ge-
dachtem
Christ angesuchten Cessionis bonorum die
Nochdurften von den Anwesenden in Contuma-
ciam
angehöret, und hierüber ex Officio was rech-
tens
ist, erkennet, wie auch wegen Nahmhafimach=
und Au⟨f⟩ eines Curatoris bonorum, die Aus=
bleibende
mit dem mehreren Theil deren Anwesen=
den
verstanden zu seyn gehalten werden sollen.
Wornach sich jedermann zu richten, und vor Scha=
den
zu hütten wissen wird.


Von N. Richter und Rath des Kaiserl. Markts
Stockerau wegen, wird ellen und jeden Credits-
bartheyen
, welche sich bey der über der Joseph

Hartz, burgerl. Handelsmann allhier; ad Cridam
gediehene Vermögen den 6ten Febr. dies Jahrs an=
geordnet
gewesten Convocations-tagsatzung gemel=
det
, hiermit kund und zu wissen gemacht: Wel-
chermassen
dieselbe den 18. des Monats Sept. Bor=
mittag
um 8. Uhr bey Publicirung des diesfälligen
Cridä-abschieds auf dem allhiesigen Rathhaus al-
sogewiß
zu erscheinen haben werden, als im widri=
gen
mit der Publicirung ex Officio fürgegangen
werden solle.


Von der Gräfl. Dietrichsteinischen Herrschaft
Ulrichskirchen Amts=canzley wegen, wird hiemit
jedermänniglich kund und zu wissen gemacht, was=
gestalten
das diesseitig im Markt Ulrichskirchen be-
findliche
herrschaftliche Bräuhaus vom 1. Novem-
bris
dies laufenden Jahrs an bestandweis zu ver=
lassen
seye. Wer demnach solches zu beziehen ge=
denket
, kan sich nach Belieben bey besagter Herr-
schafts
-canzley anmelden, allwo man mit ihme we=
gen
des Bestandes das Weitere schliessen wird.


Montag den 9. nächstkunftigen Monats Sept-
und nachfolgende Täge werden Vormittags von
9. bis 12. und Nachmittags von 3. bis 6. Uhr in
dem klein Kaunitzischen Hause aus der Freyung im
anderten Stock aus einer ansehnlichen Verlas=
senschaft
verschiedene Effecten, als Silber service,
Dreßduer=und Wiener=Porcelain, Tafel- service-
seiner
Tischzeug, Manschetten, reiche, gestickte, bor=
dirte
und andere Kleider, Pferde-geschirr, auch al=
lerband
Kuchen - canditeren und übriges Haus=
geräthe
an dem Meistdietenden gegen baarer Be=
zahlung
verkauft werden, und kan alles ein paar
Tage vorher Vor=und Nachmittags in Augen=
schein
genommen werden.


Von des Hochgräfl. Wallserischen, nunmehrs
aber Stift Kloster Neuburgischen Grund- obrig=
keits
wegen zu Krizendorf wird hiemit all denen
jenigen Partheyen, so an weil. Mathias Samhofer
oder Samhaber, an weil. Franz Weydlinger und
nachhin auch an dessen Sohn Michael Weydlin-
ger
, an weil. Georg Puntner, an weil. Andre -
nig
, an Michael Wurzinger, an weil. Joseph
Spatz, an weil. Mathias Erkl, und weil. Marga=
reth
seiner Ehewirtin, an weil. Mathias Ecker, an
weil, Leopold Ziegler, an weil. Anton Heiß, an
weil. Georg Waitzenberger, an weil. Margaretha
Hainitzerin, vorhin verehelicht gewesten Hagerin,
und derselben 3. edeleibl. Kinder weil. Rosalia,
Mathias und Andre Hager, welche 3. Kinder bald
nach ihres Vaters Johann Hagers Abscheiden eben
Tobes verblichen. Weiters diesen an weil. Mi=
chael
Jmsel, Andre Okerkolmsteiner Schuhmacher-
meistern
, Sebastian Breyhofer sonst auch Bleyho-
fer
Schneidermeistern, Ursula Mayrin, Mathias
Sperr, Magdalena Huberin, Cäcilia Wonnbache=

[8]

rin, Barbara Zeitlhuberin, Johann Ernst, Nico=
laus
Wonnbacher, Catharina Angermayrin, Mag-
dalena
Schmidin, und an Catharina Prantnerin
gebornen Aignerin des weil. Mathias Prantner
gewesten Ober weinzierls in dem anhero dienstbaren
sogenannten Bartholottischen Haus zu Oberkri=
tzendorf
zweyte Ehewirtin ⁊c. allen Hachgräfl. St.
Julianischen gewesten Amts Walserischen behan-
sten
Unterthanen und Jnwohneren zu Kritzendorf
seel. Verlassenschaften einige Erbsprüch oder an=
derweitige
rechtliche Forderungen haben oder zu
haben vermeinen, kund und zu wissen gemacht:
daß dieselbe von heut Daro an binnen 1. Jahr 6.
Wochen und 3. Tägen bey Eingangs erwehnten
Stifts Grundbuch zu Klosterneuburg auf der
Ober-cammer sich alsogewiß anmelden, legitimi-
ren
, und ihre Forderungen rechts behörig erweisen,
als im widrigen weiters was Rechtens ist, ex offi-
cio
fürgekeheet und erkennet, auch darüberhin nie-
mand
mehr angehöret, sondern das ewige Still-
schweigen
auferleget werden solle. Geben Stift
Klosterneuburg den 19. Augusti 1765.


Wir N. Præses & Confistorium in Zudicialibus
der uralt- und weit berühmten Universität allhier
geben hiemit denen des Franz Prodst von Aug-
spurg
und des Philipp Ferdinand Hamilton beede
seel. ruckaelassenen Erben, oder allenfalls derensel-
ben
Massae Curaroribus durch dieses offentliche
Edict zu vernehmen: Es habe Hr. Joh. Adam v.
Rettinghofen, über die vorbin schon der Ordnung
nach behoben, und per Edictum ad Valvas imimir-
te
Grados Executionis, auch in Conformitate des
erlassenen Compaß=schreibens, und von dem Stadt-
magistrat
zu Meckenheim zuruck eingelangten Re=
miß
, schreibens würkl. vorgenommene gerichtl.
Schätzung, auch darüberhin sub dato 10. Januarii
1764. behodene Einantwortungs-erinnerung deren
bemelt oppignorirt=um 417. fl. gerichtl. taxirten
10. Stuck Mahlereyen wiederholt angelanget, und
zumalen wir dieses desselben Gesuch mit dem Be=
scheid
: ⟨ ⟩ die gebettene Einantwortung, doch
dessen vorhero nochmalen zu erinnereu, und solle
diese V⟨e⟩rordnung eben auch per Edictum ad Val-
vas
intimiret werden, wosern nichts einkommen
(Nichts) erlediget. Als wird diese nochmalige
Einantwortungs - erinnerungs=verordnung ihnen
Eingangs - gedacht=Franz Probst von Augspurg,
und Philipp Ferdinand Hamiltonischen Erden,
und deroselden Massæ Coratoribus zur behörigen
Nachricht, wegen ihres allerseits unbekannten Auf=
enthales
durch gegenwärtiges Balval-ediet andurch
erinneret. Wornach sich dieselbe zu richten, und
ihr Recht zu besorgen wissen werden.


Von des Frey adelichen Landguts Mühlfeld an
der Wien aufgestellten Grundbuchs wegen ⁊c. wird
hiemit all- und jeden, so an weil. Franz Anton Kir=

ninger behaust gewesten unterthänigen Müllner=
meister
feel. Verlassenschaft einige Sprüche haken,
oder zu haben vermeinen, kund und zu nissen ge-
macht
: Es habe die Nothdurft erheischet, die
sammentlich diesfällige Creditores durch gegen=
wärtiges
Edict sub primo. secundo, & tertio ter=
mino
ac pœna præclusi & perpetai filentii einzu-
beruffen
. Da nun hierzu der 14. des künftigen Mo=
nats
Oceob. Vormittag um 8. Uhr bestimmet wor-
den
ist. Als werden all und jede Franz Anton Kir-
ningerische
Creditores an obbestimmten Tag und
Stund bey obgedacht=Lödl. Grundbuch alsogewiß
selbst persönlich, oder durch genugsam bevollmäch-
tigte
wohl instruirter zu erscheinen, und ihre zu
haben vermeinende Forderungen behörig zu liqui=
diren
haben, als im widrigen denen Ausbleiben=
den
das ewige Stillschweigen ipso facto auferleget
seyn solle.


Von des Kaiserl. Herrn Stifts St. Dorotheä
Grundbuchs wegen, wird hiemit jedermänniglich
zu vernehmen gegeben, wasmassen der Ciarä May-
rin
, vorhin vereheligten Petzin, gewesten Unter-
thanin
zu Nußdorf seel. zur Crida gedichenen Ver=
lassenichaft
gerictlich aufgestellte Hr. Curaror ad
Lites untern 17. dies Monats Augusti angebracht,
daß bey der den 18. May dies Jahrs um die Be=
hausung
samt zugehörigen Garten zu Nußdorf an-
geordnet
gewesten 1sten Licitations=tagsatzung nur
ein einziger Kauffer erschienen sere, und dahero
mit demselben kein Kauf geschlossen werden kön=
nen
, mithin um die Ausfertigung eines nochma-
ligen
Licitations edicts gebeiten, in dessen Begeh=
ren
auch gewilliget worden. Wann nun zur noch-
maligen
Licitations=tagsatzung der 23. künftigen
Monats=tag Sept. Fruh um 9. Uhr in dieffeitiger
Grundstuben zu erscheinen bestimmet worden; Als
werden all diejenige, welche ermelter Mayrin vor-
hin
Petzin seel. zuruckgelassene Behausung zu Nuß=
dorf
samt Garten zu erkauffen willens seynd, an
odbestimten Tag und Stund zu erscheinen haben,
allwo sodann mit denenselben das weitere tractiret
werden solle.


Bey Johann Jacob Lidi, Kupferstechern im stei=
nern
Kleeblat unter denen Tuchlanden ist zu baben:

Jhro Maj. des Kaisers und Kaiserin Portraits,
das St. 34. kr. Portraits Jhro Majesi. des Röm.
Königs und Königin, des Erherzogs Leopold,
des Pohlnischen Königs Stanislai, des Fürsten v.
Trier Johann Philipp, des Prinzen Clemens v.
Sachsen, das St. 12. kr.

Das auf Schreibart künftlich gestochene Gebett-
buch
, auf sein wälschen Papier ungeb. 4. fl. 12. kr.
gebund. schwarz mit guten Gold und Futeral 5. fl.
12. kr.

[9]

Num. 72. Samstags=anhang den 7. Sept. 1765.


Beschreibung des bey den PP. Augustinern in der kais. königl.
Hoskirche für Weyl. Se kaiserl. königl. Majestät des römischen Kaisers
Franz glorwürdigsten Angedenkens auf Jhro k. k. Apost. Majest.
allergnädigsten Befehl errichteten prächtigen
Trauergerüstes.

Dieses Gebäude von componirter Säulenordnung stunde mitten in der
Kirche zwischen den 6. grossen Säulen 7. Staffel hoch erhoben, das
erste Postament 18. Schuh hoch, 28. Schuh lang, und 20. Schuh breit,
mit 4. grossen ausgeschweiften Eckschnierkeln, worauf vier 7. Schuh ho=
he
grosse Figuren oder Adributa stunden, und zwar, voran gegen den
Hochaltar linker Hand die Gerechtigkeit mit einer Waag=Schlangen,
und umwumdenen Scepter; zur Rechten aber die Weißheit mit einem
Schild. Ruckwärts zur Rechten die Herrlichkeit des Hauses Oesterreich
mit Lorbeer umwundenen Scepter, das Kleid mit Lerchen gesticket, zur
Linken die Herrlichkeit mit einem mit Lorbeer umwundenen Scepter in
der Hand, auf denen Zwischenfeldern waren die Jnnschriften von dem
berühmten Poeten Edlen Herrn von Newenstein, auf Goldgrund gemahlen.

Auf diesem ersten Postament stunde ein zweytes von 12. Schuh hoch,
mit heraus ⟨⟩ ⟨⟩gten Eckschnierkeln, worauf vier 6. Schuh hohe sitzende
Figuren gegen den Hochaltar zur Rechten die Regierung mit dem römi=
schen
Pfeil. Zur Linken die Majestät mit einem Stab.

Nuckwärts zur Rechten die Gnade mit einem Cornicopi, zur Linken
die Barmherzigkeit Almosen austheilend.

Diese zwey auf einander stehende Postamenter waren von componir=
ter
Ordnung mit ihren Cornicen, Aschenkrügen, und anderen nach der
wahren Antickenart darzu gehörigen Ornantenten und Adributa auf das
prächtigste ausgezieret. Auf den aufgebogenen Cornicen des ersten Po=
staments
stunde voran die ganze Kaiserl. Wappen. Auf der rechten
Seite im grossen Feld, die Toscanische, zur Linken die Lothringische, und
ruckwärts die von Jerusalem.

Ober diesen zweyen grossen Postamentern, so 30. Schuh hoch, wa=
ren
in der Mitte auf 4. Stafeln erhoben, 4. grosse Adler mit aufge¬
machten Flügeln, so den kaiserlichen Sarg trugen, welcher unter einem
grossen Baldachin von Goldtuch mit 4. grossen abhangenden Festonen ge=
zieret
; zwischen denselben sassen die Trauerkindel, auf denen 4. Ecken aber
grosse Aschentöpfe, mit vielen Tropheen=und anderen kaiserl. Ehrenzeichen
und Adributa ausgeschildert.

Ruckwärts schlosen sich diese Postamenter mit denen drey Haupt=
piramiden
eben von componirter Ordnung; die mittlere, so 66. Schuh
hoch, 12. Schuh breit, und 6. Schuh dick, in Form eines ablangen Acht=

[10]

eck, und hatte unten eine anticke Urna für die ewige Ruhestatt des ent=
seelten
Leibes. Zur Rechten unter der kleinen Piramide stunde eine klei=
ne
Urna für das Herz, und zur Linken eine andere für das Eingeweide.
Auf diesen Piramiden und unter sich stunden Cropierder, viele Tropheen,
und Adributa.

Jn Mitten der grossen Piramide ober dem Sarg schwebte ein Ge=
nius
mit Sr. Majestät Portrait, die Zeit ergreift dasselbe, um es dem
Genius aus den Händen zu reissen, der erzörnte Adler aber suchet solche
zu verhindern, und die Zeit zu stürzen.

Ober der großen Pyramide war die Sonne, in welcher des Ver=
storbenen
Seel mit Lorber gekrönet, in Triumphwagen auf den Gewölck
von zweyen Adlern gezogen fahret, ober dieser schwebte ein Genius, wel=
cher
in der lincken Hand den Sternbrantz haltend, und mit der rechten
die Seel des Verstorbenen ergriffe, und selbe zur Belohnung in die ewi=
ge
Glori führet.

Dieses große herrliche Trauergerüst wurde von sech 3 grossen 48.
Schuh hohen Saulen von componirter Ordnung, worauf zerschiedene
Kriegstropheen stunden, eingeschlossen an den vier ausseren Saulen stun=
den
vier große wohlgemachte antique Postamenter, worauf auf der vor=
dern
Seiten zur Rechten die Ewigkeit mit einer Schlange, zur Lincken
die Andacht mit einem Buch und Feuerflammen, ruckw⟨erts⟩ zur Rechten
die Trauer mit einem Schleyer bedecket, und zur Lincken der Todt mit
Todtenbein und Reißuhr, mir kleinen Genien, mit Tropheen wohl ero=
pierder
sassen; 12. grosse pyramidische Leuchrer von vielen Lichtern stun=
den
auf den Zockel deren Saulen.

Dieses kaiserliche Trauergebäu hatte in ihrer völligen Breite mit Ein=
begriff
deren Saulen 36. Schuh, die Länge 60. Schuh, und 72. Schuh
hoch; das ganze Gebäu stellte vor Lapislazulo mit goldenen Adern, die
Saulen und Pyramiden waren mit goldenen Palmen umwunden, in wel=
chen
die Lichter eingetheilet waren, die Kapitäle, Gesimser und Trophe=
en
waren völlig vergoldet, alls zusammen ware in so richtiger Propor=
tion
, daß das Aug aller Kenner ein besonderes Vergnügen daran fande,
die Beleuchtung ware etwas besonders 7765. feine Warkerzen von zer=
schiedener
Größe, wie es die Proportion erforderte, und 1250. von
Wax gegossene vergoldte Lampen zierten dieses kaiserliche Mausoläum,
sie waren in so guter Ordnung eingetheilet, daß die Gröste, Majestät und
Herrlichkeit von diesem Trauergerüste von jedem Kenner mit Erstannen
bewundert wurde, und frey bekennten, ein dergleichen majestätisches,
schönes, wohlproportionirtes Mausoläum in Wien niemalen gesehen zu
haben, dann es übertraffe alle diejenige an Majestät, Herrlichkeit, Pracht
und Ordnung, so vorhin für schöne und edle Gedanken bewunder wur=
den
. Der Erfinder von diesem herrlichen, grossen Mausoläo ist der k. k.
Oberhofarchitector, Herr Nicola Edler von Paccasi, von welchem der
Kupferstich ehebaldigst wird heraus gegeben werden.

»