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Wienerisches DIARIUM

Nr. 27, 4. April 1764

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[1]

Londen 16. März.

Nun hat sich der Hof entschlossen, der Jn=
dischen
Handels=gesellschaft mit aller
immer nöthigen Hülfe an die Hand zu
gehen, damit derselben Angelegenheiten in
Bengalien wiederum in ihre vorige Ordnung
gebracht werden mögen. Der Lord Clive hat
auch die Ober=aufsicht ihrer Sachen in den
hiesigen Landen übernommen, und stehet der=
selbe
mit verschiedenen Officiers, und den in
Kriegs=schiffen sowol als Trupen bestehen=
den
Verstärkungen, welche der Hof und die
Handels=gesellschaft abschicken, in Begriffe
die Reise dahin anzutretten. Jnzwischen ist
die Schalupe, die Lapwing genannt, nach Ben=
galien
abgefertiget worden, um die Nachricht
von ihrer bevorstehenden Uberkunft gahin zu
überbringen. Am 11ten dieses gieng ein Con=
rier
nach Paris und Madrid ab, welcher an
diese beyden Höfe eine Abschrift von den, we=
gen
der Besitzungen unserer Crone in Ameri=
ca
getroffenen Einrichtungen überbringet, da=

mit dieselbe ihren Unterthanen in den dasigen
Landen, welche mit unseren Colonien in Ver=
bindung
stehen, davon Nachricht geben =
gen
.

Der König hat die Schiffs=prediger, wel=
che
, während dem Kriege, auf der Königl.
Flotte gedienet haben, die Gnade gehabt, sie
der Vorsorge des Unterhauses zu empfehlen;
worauf nicht nur ihnen, sondern auch den
Schifs=wund=ärzten sogleich Pensionen zu de=
ren
Unterhalt ausgesetzt worden sind. Denn
diese beyden Classen von Beamten waren nur
noch die einzigen, welche seit dem Frieden,
noch unversorgt geblieben waren. Letztern
Sonntags Abends erblickte man hier ein ganz
besonderes Luft=zeichen, zwischen 8. und 9. Uhr
war der Himmel ganz hell und aufgeheitert,
man sahe gegen Osten eine glänzende Säule,
ihre Nähe ließ eine Verdinnerung der Luft ver=
spühren
derselben Anfang schiene ungefehr
10. Grad von dem Gesichts=kreise, und nach
einigen Minuten richtete sie sich ganz gerade
über 10. Grad auf; sie lenkte sich darauf quer

[2]

gegen Mittag durch ein zunehmendes Wach=
sen
streckte sie sich in der Länge bis über die 90.
Grad aus; um 9. Uhr gleichte sie fast einem
halb weissen Regen=bogen, bis sie endlich
ganz verschwand. Nach denen häuffigen Uber=
schwemmungen
, welche durch viele unserer
Provinzen unter Wasser gesetzet worden, be=
finden
sich die Felder in einem solchen Zustan=
de
, welcher uns eine der reichlichsten Erndte
hoffen läßt. Wie man zu vermuten hat, wer=
den
die Parlaments=versammlungen ungefehr
gegen Ostern zu Ende gehen.

Paris 19. März.

Es ist der Vicomte de Choiseul, Sohn des
Duc de Praslin und Brigadier der Königl.
Armeen, welcher von dem König ernannt
worden nach Wien zu gehen, und sowol bey=
den
Kaiserl. Majestäten, als auch des künf=
tigen
Römischen Königs Majestät über Dero
Wahl und Krönung Namens des Königs zu
beglückwünschen. Die Stelle eines Groß=
kreuzes
im St. Ludwigs=orden, welche durch
den Tod des Marquis D'umenil erledigte wor=
den
, soll, dem Vernehmen nach, dem Herrn
von Griboval, berühmten Jngenieur, welcher
sich insonderheit bey der letzten Belagerung
von Schweidnitz hervorgethan, zu Theil wer=
den
. Man spricht auch stark davon, daß die
Commendanten=stelle von Dauphine durch
den Hrn. Marquis de Castries wieder werde
besetzt werden.

Brüssel 19. März.

Der Kais. Königl. Kämmerer und Capi=
tain
der Königl. Hellebardier=garde in den
Niederlanden, Herr Graf von Westenraedt,
ist, in der Nacht vom Freytag auf den Sam=
stag
, von hier nach Frankfurt abgegangen,
um bey Sr. Majestät dem Kaiser, und bey
dem künftigen Römischen König, nach vollzo=
gener
Wahl, wegen Seiner Gelangung zum
Throne im Namen Sr. Königl. Hoheit un=
seres
Durchl. General=gouverneurs, die
Glückwünschungs=complimente abzulegen. Jn
gleichen Verrichtungen gehet, von Seiten
Jhrer Königl. Hoheit, der Herzogin von Loth=
ringen
und Baar, Höchst=dero Obrist=hof=
meister
, Hr. Graf von Ogara, aus Mons
nach Frankfurt ab.

Achen 25. März.

Gestern sind die Herren Deputirte, beste=

hend aus den beyden hiesigen regierenden Bur=
germeistern
Herrn von Kahr, und Herrn von
Richtericht, dem Herrn Dechanten der hiesigen
Königl. Stifts=kirche, Freyherrn von Bie=
rens
, nebst zwey Capitular=herrn, dem ältesten
Stadt=syndico, Herrn Fabri; dem Capitular=
syndico
Herrn Thimister; den Stadt=und Ca=
spituls
=secretarien Herrn Beckers und Herrn
Grävens, unter Bedeckung eines Detasche=
ments
Churpfälzischer Trupen, mit denen zur
Krönung des Römischen Königs benöthigten
und alhier aufbehaltenen Reichs=kleinodien und
Jnsignien nacher Frankfurt abgegangen.

Diese Jnsignien sind: das mit Edelgesteinen
besetzte Evangelien=buch, in Folio, in welchem
die vier Evangelia mit goldenen Buchstaben in
Lateinischer Sprache geschrieben sind, worauf
der Römische König bey der Crönung, mit An=
legung
zweyer Finger, den Eid verrichtet. Auf
dessen silbernen und vergoldeten Deckeln siehet
man in der Mitte das Bildniß Kaisers Caroli
des Grossen, in Kaiserl. Habit; an jeder Ecke
aber das Zeichen eines der vier Evangelisten.
Die Blätter sind von künstlich präparirter
Baum=rinde. Das Schwerdt Kaisers Carl
des Grossen, in From eines Türkischen kurzen
Säbels, welches bey der Crönung dem =
mischen
König entblößter in die Hände gege=
ben
wird, und womit Se. Majestät demnach
umgürtet werden. Ein Kästlein oder Capsul,
in Gestalt einer kleinen Capelle, so von unten
verschlossen, mit Perlen und ungeschliffenen
Edelgesteinen gezieret, in welchem die Erde,
worauf das Blut des Erzmartyrers Stephani
geflossen, verwahrlich aufbehalten wird.

Frankfurt 26. März.

Gestern sind die fürtreflichen Herren Wahl=
botschafter
das 10temal zur Conferenz aufge=
fahren
.

Auch wurde unter Trompeten=und Paucken=
schall
auf 21. Plätzen in der Stadt, der auf
nächstkommenden Dienstag den 27sten dieses
bestimmte Wahl=tag kund gemacht.

Jhro Churfürstl. Gnaden zu Maynz erho=
ben
sich nach Heussenstamm, um bey Jhro Ma=
jestät
dem Kaiser, und denen Durchl. Erzher=
zogen
Joseph, und Leopold Königl. Hoheiten,
die Bewillkommungs=visite zu machen; Höchst=
dieselben
wurden durch den Kaiserl. Obrist=

[3]

cämmerer, Grafen von Kevenhüller, an dem
Schlag der Kutsche empfangen.

Abends nach 6. Uhr sind Jhro Churfürstl.
Gnaden von Trier, unter Abfeurung von 125.
Canonen von denen Wällen der Stadt, allhier
eingetroffen.

Heute Nachmittag um 4. Uhr, sind Jhro
Churfürstl. Gnaden zu Cölln, unter Abfeue=
rung
125. Canonen, ebenfalls glücklich allhier
angelangt.

Herr Syndicus Burck, und die beyden
vorjährigen Bürgermeister, Herr Schöf
Moors und Herr Senator Grains, als Depu=
tirte
eines Hoch=edlen Rahts, gehen heute
nach Heussenstamm ab, um bey Jhro Kaiserl.
Majestät und Durchl. Erzherzogen Königl.
Hoheiten, die allerunterthänigste Aufwartung
und Glückwünschung abzulegen.

Diesen Nachmittag haben sich Jhro Chur=
fürstl
. Gnaden von Trier, ingleichem Jhro
Churfürstl. Gnaden von Cölln, nach Heussen=
stamm
erhoben, Jhro Kaiserl. Majestät aufzu=
warten
, und Allerhöchst=dieselben sowol, als
die Durchlauchtigsten Erzherzoge Königl. Ho=
heiten
zu bewillkommen.

Schreiben aus Frankfurt den 30. März.

Gestern, als den 29. dieses war der Tag,
da diese Stadt durch den feyerlichen Einzug
beyder Kaiserl. und Röm. Königl. Majestä=
sten
erfreuet worden. Jch gebe Jhnen davon
eine vorläufige Nachricht, bis daß Sie eine
vollkommendere Beschreibung erhalten werden.
Der Einzug war ungemein prächtig, und al=
les
dabey wegen dem Zurufen, Vivat=schreyen,
Hut=werfen, Tüchel=wähen, und Jauchzen des
auf allen Gassen häufig versammelten Volkes
ausserordentlich lebhaft. Den Anfang des
Zuges machten die Geleits=reuterey der hie=
sigen
Stadt; sodann folgten die Hand=pfer=
de
, und Kutschen der Wahl=botschafter; auf
diese kamen 3. Herolde; hernach die Herren
Wahl=botschafter selbst, und folglich die 3.
anwesenden Churfürsten in Person; weiters
die Minister und Cavaliers von dem Kaiserl.
und Königl. Hofstaat; die Kaiserl. Liverey=
bedienten
und Pagen giengen vor dem Leib=
wegen
her, in welchem Se. Majestät der
Kaiser in einem reichen Kleid, der Hut mit
einer Spange und Einfassung von Brillanten,
das goldene Vlies, und das Kreuz von dem

Marien Theresien=orden alles von unschätz=
barem
Werth anhabend, oben allein, und ge=
gen
über der Röm. König in reicher Kleidung,
und mit gleichfalls kostbarem Schmuck, bey=
de
bedecket sassen. Verschiedene Cavaliers
folgten zu Pferd nach, und nach diesen die
adeliche Arcier=garde: hierauf eine Trupe
Küraßiers, endlichen die Magistrats=perso=
nen
der Stadt Frankfurt, und den Beschluß
machte ein Battaillon Grenadiers von der
Stadt=besatzung. Der Röm. König beschwur
in der Kirche die Wahl=capitulation, und
der Kaiser hielte sowol an Denselben als das
Churfürstl. Collegium eine öffentliche und sehr
rührende Anrede: während dieser Zeit liessen
sich auf dem Platz vor der Kirche die Trom=
peten
und Paucken, nebst den Trommeln wech=
selweise
hören ꝛc.

Straubing 17. März.

Gestern war für uns jener höchsterfreuliche
Tag, da wir das allerhöchste Reichs=ober=
haupt
, und die Erzherzoge Joseph und Leo=
pold
Königl. Hoheiten, mit Dero zahlreichem
Gefolge, in unseren Ring=mauern zu empfan=
gen
, das ausnehmende Glück hatten. Die
hiesige Besatzung sowol, als die zahlreiche
Burgerschaft paradirten von dem Thore an,
auf beyden Seiten der Strassen, und ward
aus dem groben Geschütze eine dreymaliger
Salve gegeben. Se. Churfürstl. Durchl.
in Bayern, unser gnädigster Landesherr, mit
des Prinzen Clemens von. Sachsen Königl.
Hoheit, waren bereits um 10. Uhr Morgens,
allhier angelanget, und als die Ankunft Sr.
Majest. des Kaisers, etwann nach 2. Uhr er=
folgete
, so wurden Allerhöchst=dieselben und
die Durchlauchtigsten Erzherzoge sogleich beym
Aussteigen von Sr. Churfürstl. Durchlaucht,
in Beyseyn des Durchl. Prinzen Clemens em=
pfangen
, und ehrerbietigst bewilkommet. Hier
sah man, wie sich zwischen den Allerdurchlauch=
tigsten
und Durchlauchtigsten Herrschaften
Huld, Freundschaft und Zärtlichkeit auf die
reizendste Art an den Tag legten. Dem=
nächst
ward zu einer aufs prächtigste servir=
ten
Tafel geschritten. Die Allerhöchst und
Höchsten Herrschaften speiseten in goldenen
Service, die übrigen Fürsten und Mini=
sters
in vergoldeten, die Marschalls=tafel

[4]

aber war in silbernem. Nach aufgehobener
Tafel unterhielten Sich Se. Kaiserl. Maje=
stät
mit Sr. Churfürstl. Durchlaucht in der
grösten Freundschaft. Heute, Morgens, be=
gaben
Sich Se. Majestät nach der Kirche,
wohin Allerhöchst=Dieselben von Sr. Chur=
fürstl
. Durchlaucht begleitet wurden. Nach der
Rückkunft geruheten das Allerhöchste Reichs=
oberhaupt
Dero ausnehmendes Vergnü=
gen
gegen unsern gnädigsten Landes=herrn,
über den prächtigen Empfang, in den zärtlich=
sten
Ausdrückungen zu bezeigen; stiegen als
dann in den Wagen, und setzten Dero Reise
unter unzähligen. Segenswünschen, nacher
Neustadt, der 6sten Nachtstation weiter fort.

Unterrheinstrohm 13. März.

Vorgestern trafe ein aus Petersburg abge=
fertigter
Courrier ein, welcher seine Reise nach,
Londen fortgesetzet; von dessen aufhabenden
Briefschaften weiß man so viel, daß selbige
sich auf die Erneuerung des Handlungs=trac=
tats
sich beziehen, welches Geschäft dermalen
der Herr von Gros bey dem Englis. Hof be=
sorget
. Da der Graf von Woronzow zu
Londen bey Sr. Königl. Maj. und dem =
nigl
. Hause Abschied genommen, so wird der=
selbe
mit Anfang künftigen Monats Engelland
verlassen, und bey den General=staaten die
Verichtungen als Rußischer Botschafter an=
fangen
.

Hannover 16. März.

Seine Königl. Majestät haben des Prin=
zen
Ernst von Mecklenburg=Strelitz Durchl.
zum Gouverneur von Celle ernannt. Von
Allerhöchst=deroselben ist das bey Höchst=dero
Teutschen Trupen nach dem Entwurfe des
Herrn Obristen von Alten, einzuführende neue
Exercitium bewilliget, so ist hier bereits mit
dieser neu=entworfenen Krieg=übung der An=
fang
gemacht wurden. Das Königl. Schloß
zu Herrenhausen und der dasige Königl. Gar=
ten
werden schleunig in bewohnbaren Stand
gesetzet, indem man noch Hofnung hat, daß
Se. Königl. Majestät, unser allergnädigster
Lands=herr diese Früh=jahr anhero kommen
werden.

Kurz gefaßte Nachrichten

Zu Paris befindet sich seit etlichen Mona=
ten
Hr. Muzart, Music=director Sr. Hoch=
fürstl
. Gnaden des Erzbischofs zu Salzburg,

mit zwey Kindern von der angenehmsten Bil=
dung
; seine Tochter von 11. Jahren, spielet
das Clavier in Vollkommenheit. Sein Sohn
in dem Alter von 7. Jahren ist ein wahres
Wunder; er hat alle Känntnuß und Fertig=
keit
eines Capellmeisters. Er führet nicht
allein die Concerte der berühmtesten Meister
von Europa mit solcher Kunst aus, daß man
darüber erstaunet, sondern er componiret auch
selbsten. Ganze Stunden lang extemporisiret
er, und menget die ausgesuchtesten Gedanken
mit der tiefesten Wissenschaft von der Harmo=
nie
. Alle die nur wissen, was Music ist, sind
gleichsam bezaubert, bey einem Kinde zu fin=
den
, was sie an den vollkommenesten Capell=
meistern
nicht ohne Verwunderung würden
gesehen haben. Man mag dieses Wunder=
kind
versuchen auf was Art man will, man
lege ihm vor Stücke ohne Baß, daß er den
Baß darunter schreibe, so thut er es, ohne
Clavier, noch Violin zu brauchen, die doch
wenig Compositeurs, wenn sie schreiben, ent=
behren
können. Giebt man ihm eine Violin=
parthie
, so spielet er sie auf dem Clavier, und
füget den Baß sogleich bey, wie er seyn muß:
es giebt auch wol zuweilen sehr wol angebrach=
te
Zwischen=parthien zu hören. Arien, die
man ihm vorsinget, accompagniret er nach
dem Gehör, und verändert dabey auf gar
mannigfaltige Weise. Die Uebung auf dem
Clavier ist so stark, daß man die Claves mit
einem Serviette bedecken kan, ohne daß dieses
ihn hindere, mit gleicher Richtigkeit und Ge=
schwindigkeit
zu spielen. Es hätte diese
Kinder die Ehre, verschiedene Tage hinterein=
ander
vor dem Dauphin, der Dauphine, de=
nen
Prinzessinen von Frankreich und vor vie=
len
andern vornehmen Personen des Hofes
und der Stadt zu spielen. Auch hatte der
junge Muzart die Ehre, bey anderthalb Stun=
den
lang, die Orgel in der Königl. Capelle zu
Versailles in Gegenwart dieser erlauchten
Versammlung zu schlagen.



Wien den 4. April 1764.

Ueber die neulich hier eingelangte frohe Nach=
richt
von der so vergnüglich ausgefallenenen
Wahl eines Römischen Königs, sind keine
öffentliche Freuden=feste hier gehalten wor=

[5]

den, indem Jhre Majestät die Kaiserin =
nigen
bey gegenwärtiger Fasten=zeit, und bis
zu der, wie wir sehnlichst wünschen, beglück=
ten
Rückkunft des Kaisers und des Römischen
Königs Majestäten keine öffentliche Feyerlich=
keit
vornehmen wollen. Jndessen ist man
bis dahin mit den zum Empfang, und nach=
herigen
Freuden=bezeigungen erforderlichen
Zubereitungen beschäftiget, und wird an der
Errichtung drey prächtiger Ehren=pforten,
die erste in der Wolzeil, die zweyte und grö=
ste
auf dem Platz beym Stock am Eisen, die
dritte auf dem Kohlmarkt, eifrig gearbeitet.
Wir sehen nun mit äußerstem Verlangen dem
Curier entgegen, welcher von der zu Frank=
furt
vollbrachten Krönung des neu erwählten
Römischen Königs Majestät die Nachricht an=
her
überbringen wird. Diese Begebenheit
wird um so feyerlicher und glänzender seyn,
da alle drey geistliche Churfürsten derselben
beywohnen werden. Des Bischofs zu Bam=
berg
und Würzburg, Herzogs zu Franken,
Hochfürstl. Gnaden, haben beyden Majestä=
ten
dem Kaiser, und dem nunmehrigen Röm.
König auf der Durchreise zu Mergentheim,
und des Herrn Cardinals Bischofen von
Speyer Hochfürstl. Eminenz zu Heissenstamm
ihre Aufwartung gemacht. Jmmittelst tref=
fen
täglich Staffetten von Frankfurt mit der
erwünschten Bestättigung des Höchstbeglück=
ten
Wohls beyder Majestäten, und Sr. =
nigl
. Hoheit hier ein: da hingegen auch alle
Tage eine von hier mit der eben so erfreuli=
chen
Nachricht von dem vollkommenen Wohl=
seyn
Jhrer Majestät der Kaiserin Königin,
und der sämmtlichen Durchlauchtigsten jungen
Herrschaften von hier nach Frankfurt abge=
fertiget
wird.

Jn der vorigen Woche ist der hochgebohrne
Reichs=graf, Herr Ernst Graf von Kaunitz=
Rittberg, als ernannter Kais. Königl. gevoll=
mächtigter
Minister an dem Königl. Neapo=
tanischen
Hofe mit seiner Gemahlin, gebor=
ner
Fürstin von Oettingen, dahin abgereiset.

Gestern sind in der Kaiserl. Hof=kapelle für
nachfolgende Hoch=adeliche Stern=kreuz=or=
dens
=damen benanntlich für die (Titl.) Frau
Theresia Freyin von Closen, geb. Gräfin von
Montfort, welche zu Gerrs in Bayern dies
Jahrs verstorben, und für (Titl.) Frau The=
resia
Gräfin von Paradeyser, geb. Gräfin

von Petazzi, so zu Laybach eben dies Jahrs
in Gott selig verschieden, die Exequien ge=
halten
worden.


Lista deren Verstorbenen zu Wien
in=und vor der Stadt.

Den 28. Martii. Jn der Stadt.

  • Maria Loizin, Wittwe. im Kräutleris. H. bey Ma=
    ria
    stieg, alt 68. J.

Vor der Stadt.

  • Fr. Rosal, Ditzin, Wittwe, im Schmidisch. H. in
    der Leopold. , alt 38. J.
  • Fr. Regina Geistin, Wittwe, beyn 3. Reit. am
    Neubau, alt 75. J.
  • Dem Jos. Molschl, Schreib, s. K. Jos. , beym gut
    Hirt. zu Matzleinstorf, alt 4. J.
  • Dem Jacob Perger, Taglöhn. , s. K. Theres. , im
    Maurerbeckis. H. an der Wien, alt 2. J.
  • Jos. Schütz, Taglöhn. , bey der Unbefleckt. Em=
    pfäng
    . im Lerchenf. , alt 37. J.
  • Summa 6. Pers. , darunter 2. Kind.

Den 29. Martii. Jn der Stadt.

  • Der Wol=geb. Hr. Franz de Paula, Frey. hr. v. Gu=
    denus
    , Hr. der Herrschaft. Rohtenlota, und Ha=
    jowitz
    , im Stahrembergis H. untern Tuch=laub.
    alt 36. J.
  • Hr. Lor. Jgnatz Schlögel, K. K. Direct. Hof=tax=
    amt
    =cancellist bey St. Nicola am Juden platz,
    alt 30. J.
  • Nicol. Kaiser, Koch, im Bäckis H. im tief. Grab. ,
    alt 29. J.
  • Martha Vorhöferin, Wittwe, im Liechtensteinis.
    H. bey Minorit, alt 70. J.

Vor der Stadt.

  • Theres. Wimmerin, led, beyn 3. Huf=eis. an der
    Wien, alt 19. J.
  • Dem Lor. Kren, Burgerl. Fleisch=selk. , s. 2. Kind.
    Barb. , alt 2. J. , und Leonh. , alt 1. J. , beyde
    beym schwarz. Adl. in der Leopoldst.
  • Reg. Hetlerin, Wittwe, beym golden. Stuck zu
    Maria=hülf, alt 75. J.
  • Francisca Kornhäuslin, in St. Joh. Nep. Spital,
    alt 56. J.
  • Dem Joh. Meinhard, Holz=strapl. , s. K. Greg. ,
    beym gr. Kranz im Liechtenth. , alt 1. J.
  • Dem Phil. Kren, Taglöhn, s. K. Jos, beym schw.
    Rös. zu Erdberg, alt 1. J.
  • Summa 11. Pers. , darunter 2. Kind.

Den 30. Martii. Jn der Stadt.

  • Der Edle Herr Franz Jos. Febon, Burgerlich.
    Handelsm. , beym gold. Einhorn am Stock im
    Eisen, alt 41. J.
  • Fr. Maria Elisab. Prucknerin, Wittwe, im Win=
    dischgranis
    . H. beyn Minorit, alt 64. J.
  • Mich. Schober, Schreib. , in Scheberlis. H. auf
    der Schotten=bastey, alt 48. J.
[6]

Vor der Stadt.

  • Dem Joh. Sebot, Burgerl. Mahl. , s. K. Elisab. ,
    beym weis Hahn auf der Wind=mühl, 1. J.
  • Dem Math Pfliegler, K. K. Reit=kn, s. K. Theres.
    beym Mohr. auf der Laimgr, alt 1. J.
  • Dem Phil. Frischauf, Herrschaftl. Kutsch. , s. K.
    Elisab, im Millneris. H. in der Währinger=gas.
    alt 2. J.
  • Dem Sim. Keiner, Taglöhn, s. K. Jos, im Mau=
    reris
    . H. zu Erdberg, alt 2. J.
  • Anna Göttingerin, led. M. , beym gut. Hirt. im
    Liechtenth. , alt 38. J.
  • Ant. Bauenhard, Taglöhn. , im Pollis. Gart. an
    der Wien, alt 32. J.
  • Dem Steph. Koll, Taglöhn, s. K. Theres, im Tisch=
    leris
    . H. auf der Wied, alt 4. J.
  • Summa 10 Person, darunter 5 Kind.

Den 31. Martii. Jn der Stadt.

  • Dem Jgnatz Pötzel, Burgerl. Büchsenschift, s. K.
    Franz, in s. H. am Schotten thor, alt 5. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Hrn. Carl Holzhey, ohne Condit, s. Fr. An=
    na
    , beym bl. Schif in der Josephst. , alt 27. J.
  • Hr. Jos. Sedelmayr, Burgerl. Brandwein. beym
    rot. . in der Leopoldst. , alt 86. J.
  • Theres. Linderin, Wittwe, im Lazaret in der Wäh=
    ringer
    =gas. , alt 63. J.
  • Dem Georg Schäffer, Burgerl. Bind. , s. T. Cath.
    beym belch. Thurn auf der Wied, alt 10. J.
  • Dem Jos. Gmandner, Pousir. in der Porcellan=fa=
    brique
    , s. K. Georg, bey der gold. Ganß in dem
    Liechtenth. alt 2. J.
  • Dem Georg Amerschütz, Schuhmach, s. W. Elisab.
    beyn 3. Pomeranz. am Neustift, alt 53. J.
  • Dem Paul Rill. Burgerl. Schuhmach, s. K. Anna,
    in Forstmeisteris. H. in der Leopoldst, alt 3 J.
  • Dem Christian Breitwiser, Büchsenmach. , s. K.
    Eva, beym rot. Stern in der Leopoldst, 2. J.
  • Dem Georg Prener, Milch=mann, s. K. Barb. , im
    Michilis. Gart zu Gumpendorf, alt 4. J.
  • Leop. Schilddorfer, Taglöhn, beyn 3. Husar. im
    Liechtenth. , alt 65. J.
  • Der Elisab. Wagnerin, Wittwe, ihr K. Anna, beym
    Regen=bog. im Liechtenth. alt 5. J.
  • Summa 12. Person. , darunter 7. Kind.

Bey dem Verleger des Wienerischen Diarii,
wie auch zu Preßburg bey Johann Michael Lan=
derer
ist zu haben:

Enchiridium ex opere Benedicti XIV. P. M.
de Sacrificio Missæ conflatum, ad usum Sacer=
dotum
, Posonii 1764. 24. kr.


Landmarschall, ꝛc.

Entbiete N. allen und jeden, was Standes und
Würde die seynd, der Gebühr nach meinen respect.
Dienst in gutem Willen zuvor, und füge hiemit
zu vernehmen:

Demnach bey der wegen des in die von Hin=
genauische
Verlassenschaft gehörige Freyguts Mühl=
feld
, oder sogenannten Schleif=mühle, an der Wien
allhier, den 20. huj. fürgewesten 3ten Licitations=
tagsatzung
veranlast worden, daß ein nochmaliges
Licitations=edict auf den 9ten künftigen Monats
April ausgefertiget, und bey dieser Tagsatzung
die von Hingenauische Chyrographar=creditores
mit einem Advocaten erscheinen, dann ob diesel=
be
den Verkauf verhinderen, und eine Sequestra=
tion
anverlangten können, die Nothdurften ver=
handlen
, auch immittelst einen höheren Kauffer,
als die von der Josepha Kypo von Mühlfeld com=
mißionaliter
anerbotene 14000. fl. ausfindig ma=
chen
, und solchen ad Commissionem mitbringen,
annebst der von Pedroßi, und die Hauptmannin
Jukowitz, und zwar letztere also gewiß erscheinen,
wie im widrigen dieselbe pro consentiente gehal=
ten
werden solle. Als hat man ein solches jeder=
männiglich
zu dem Ende kund machen wollen, da=
mit
der=oder diejenige, so obbemeldten Gut Mühl=
feld
käuflich an sich zu bringen Willens seynd,
auf den 9ten eingehenden Monats April fruh um
8. Uhr ad licitandum, tractandum, & conclu-
dendum
vor Gericht zu erscheinen wissen mögen,
annebst werden die von Hingenauische Chirogra=
phar
=creditores obigen Auftrag genauest zu voll=
ziehen
, auch der von Pedroßi, und die Haupt=
mannin
Jukowitz, und zwar letztere bey dieser Tag=
satzung
also gewiß zu erscheinen haben, wie im
widrigen dieselbe pro consentiente gehalten wer=
den
solle.


AVERTISSEMENT

Nachdeme die Kaiserl. Königl. Regimenter der
Reiterey ein bis zwey tausend pferd nöhtig haben,
um ihren Abgang nach dem Friedens=fuß zu erse=
tzen
; als wird solches hiemit kund gemacht, auf
daß diejenige, welche besagte Rimonta=pferd von
guten Schlag, und um billigen Preis ganz oder
zum Theil binnen einer Frist von drey, vier oder
fünf Monaten liefern wollen, sich bey dem Kaiserl
Königl. Hof=kriegs=raht in Commissariaticis mel=
den
, und allda den 30. April dies Jahrs Vormit=
tag
um 10. Uhr mit ihren schriftlichen Erklärun=
gen
zu Schliessung des Contracts, entweder selbst,
oder durch genugsam Bevollmächtigte erscheinen
mögen.


Den 15. April dies Jahrs fruhe um 9. Uhr wird
die in der Josephstadt ligend=Fischerische Behau=
sung
auf dem allhiesigen Rahthaus dem Meistbie=
tenden
hindan gelassen werden.


Jn Herrnals ist das Englische Haus samt ei=
nem
Garten, worinnen 13. Zinnß=partheyen, auf
4. Pferde Stallung, extra schöne Keller, und mit
1. Joch Acker versehen, zu verkaufen, oder in Be=

[7]

stand zu verlassen; wer solches auf ein oder die
andere Weis an sich zu bringen gedenket, der kan
sich in der Corrent=gassen, nächst den obern Je=
suiten
in grossen Ofenloch im 2ten Stock bey
dem Herrn Englisch anmelden.


Es seynd in der Leopold=stadt die zwey zum
Bruder Herz genannte Burgerl. Coffee=häuser
samt Gewerbern zu verkaufen, und ist sich dero=
wegen
allda zu melden.


Jn der Peter Conrad Monathischen Buchhand=
lung
unter denen Tuchlauben im Pfeifferischen
Haus ist zu haben:

R. P. Constantiui Swiecicki Ord. in. Observ.
S. Francisci Lect. Theologo, Provinciæ Litvaniæ
Exdefinitore, Sereniss. & Potentiss. Augusti III.
Orthodoxi Poloniæ Regis, ad Plect. Saxon. & c.
Aulico Theologo, de Jure naturæ & gentium in
genere, & de Jure belli ac pacis in specie, 4to
Venetiis 1763. 1 fl. 15 kr.

Bianchy , Jacob das merkwürdigste vom
Barometre und des Thermometre, in sieben Ab=
schnitte
zusammen getragen, und mit einer neu=
erfundenen
in Kupfer gestochenen Wetterglas=ta=
fel
versehen, 8vo Wien. 1762. 34. kr.

Kurzgefaßte deutsche Sprachlehre, welche die
allgemeinen Gründe, samt einem Verzeichnisse
der Stamm=wörter, und vieler abstammenden
und zusammen gesetzten Wörter der deutschen Spra=
che
in sich enthält, und aus Hochachtung der Mut
tersprache und der Wissenschaften heraus gegeben
worden von Friedrich Wilhelm Geriach, in der
K. K. Jngenieur=schule zu Gumpendorf Lehrer
der Geschichte, 8vo ibid. 34. kr.

Historie der pohlnischen Wahl=täge, von Si=
gismund
August an bis auf die Wahl Königs Au=
gusti
III. nebst einer historischen Erzählung von der
Trennung, welche über der Wahl des Königs Au=
gusti
II. entstanden, beschrieben durch M. de la
Bizardiere , 8vo Stockholm, 45. kr.


Bey Emerich Felix Bader in der Bogner=gasse
bey dem Todten=kopf ist zu haben:

Gründliche Nachricht von allem demjenigen,
was bey der Römischen Königs=wahl und Krö=
nung
des Allerdurchlauchtigsten und Großmäch=
ligsten
Fürsten und Herrn, Herrn Josephi Königs
in Ungarn ꝛc. ꝛc. vorgegangen ist, 4to 1763. 34. kr.
Grab=statt der weltlichen Ergötzlichkeiten, zum
Nutzen derer in die weltlichen Freunden allzusehr
verliebten Seelen, durch Herrn de la Serre, 8vo
24. kr.

Versuch eines Beytrages zur Bildung eines ed=
len
Herzens in der Jugend, 2. Theile 8vo 45. kr.

Politische Betrachtungen über die verschiedene
Arten der Steuern, von Joh. Wilh. von der Lith,
groß 8vo 45. kr.

Die Feldzüge des Königs, nebst Betrachtun=
gen
über die Ursachen der vorgefallenen Begeben=
heiten
, 8vo 36 kr.

Zückerts, Joh. Fr. Abhandlung von den
P. Caroli Stöcken, S. J. bußfertiger Seelen

Wallfahrt auf dem Calvari=berg währender hei=
ligen
Fastenzeit, durch heilsame Betrachtungen
des Leidens und Sterbens Jesu Christi, 8vo geb.
24. kr.

Histoire du Regne des Louis XIV. sur nomme
le Grand, Roi die France, par Mr. Reboulet,
9. Tomes 10 fl.

La Gardiniere de Vincennes, par Madame de
V*** 5. Tomes gr. 12mo 2. fl. 45. kr.

Dictionnaire du Citoyen, ou abregé histori=
que
, theorique & pratique du Commerce, 2. To-
mes
, gr. 8vo 2. fl. 45. kr.

Les Caracteres de Madame de Puissieux, 8vo
2. fl. 15. kr.

Les Campagnes du Roi avec des Reflexions
sur les Causes des Evenemens, 2. Parties, 8vo
1, fl. 30. kr.

Histoire des Philosophes modernes, avec leur
Portrait gravé dans le gout du Crayon, par M.
Saverien, 3. Tomes gr. 12mo Paris 1763. 6. fl.


Wir N. Burgermeister, Richter und Raht bee=
der
Landesfürstl. Städten Crems und Stein, =
gen
hiemit jedermänniglich zu wissen an, wasmas=
sen
wir bereits über die den 15. dies abgelebten
Monats Februarii fürgeweste Licitation zu Ver=
kaufung
der von dem Hrn. Franz Jacob Pichler,
des inneren Rahts Senior und Burgerl. Handels=
mann
zu Crems in die Sperr genommen dem Jo=
seph
Wolfahrt, Burgerl. Färbermeister auch zu
Crems, & Uxori angehörigen Behausungen, und
des darauf radicirten Färber=gewerbs, und übri=
gen
Gewerbs=requisiten eine nochmalige Licita=
tions
tagsatzung auf den 14. nächstkünftigen Mo=
nats
April Vormittag um 9. Uhr vor unseren in
Sachen verordneten Commissarien Hrn. Carl
Joseph Pitterlin und Hrn. Friederich Schweiger,
beeden des inneren Rahts in der Wolfartischen
Wohnbehausung zu erscheinen angeordnet haben,
wer nun hievon etwas käuflich an sich zu bringen
gewilliget ist, hat sich an dem obbestimmten Tag,
Stund und Ort anzumelden.


Es sind 10. Eimer klar abgezogener veritabler
6=jährigen Tockayer=wein in unterschiedlichen
Gattungen täglich zu verkaufen, und ist sich des
weiteren bey der goldenen Sonn unweit des ro=
then
Thurms bey der alldortigen Hausmeisterin
zu erkundigen.


Von dem Kais. Kön. Stadt=und Landgericht
allhier wird dem Publico hiemit weiters kund und
zu wissen gemacht: Welchergestalten wider den

[8]

ex capite stellionatus zwar criminaliter proceßir=
ten
, jedoch bey Verfliessung des ihme zu seiner dieß=
fälligen
Vertheidigung allergnädigst verwilligten
Sicheren=geleites von hier entwichenen Leopold
Pichenini, gewesten Wechsel=senfalen das End=
urtheil
dahin geschöpfet worden seye, daß er Pi=
chenini
eines Wechsel=sensalen=amts entsetzet,
mittelst erlassender Steck briefen, und Jnserirung
seiner Persons=beschreibung in die öffentliche Zei=
tungs
=blätter aller Orten aufgesuchet, im Be=
tretungs
=fall in das allhiesige Gnaden=stockhaus
verschaffet, alldaselbst durch drey Jahr in Band
und Eisen zur öffentlichen Arbeit mit täglicher
4. kr. Aetzung angehalten, und sohin gegen Ein=
legung
eines schriftlichen Reverses de non am-
plius
redenndo auf ewig von hier abgeschaffet wer=
den
solle. Wie zumalen aber dieser Pichenini,
welcher 35. Jahr alt, von hier in Wien gebür=
tig
, Catholisch, verheurathet, grosser etwas fetter
Leibes=statur, eines runden, wenig blatterstephig=
etwas
brauner und vollkommenen Angesichts, schwarz=
ziemlich
starken Barts, gleichfärbigen Haaren, de=
to
Augenbraumen und Augen ist, gut deutsch, fran=
zösisch
und wälsch redet, und eine grisalene Zöpfel=
peruque
, ein grau=tüchenes mit blauem Velpa
ausgeschlagenes Kleid, schwarz=zeugene Hosen,
schwarz=seidene Strümpf, und einen glatten Hut
traget, ungehindert der letzthin durch das Dia=
rium
zu dessen Aufsuchung bereits publicirten No=
tification
bis nun zu nicht zu betreten gewesen
ist; Solchemnach wird der, oder diejenige, so von
des erstbeschriebenen Leopold Pichenini Aufenthalt
einige Wissenschaft tragen, solchen entweders so=
gleich
arrestirlich anhalten lassen, oder aber dies=
halben
dem vorgedachten Kais. Kön Stadt=und
Landgericht allhier die unverweilte Anzeige, um
ihn Leopold Pichenini in sein bestimmtes Straf=
ort
verschaffen zu können, in geheim zu machen
haben. Wien den 2. Martii 1764.


Land=marschall ꝛc.

Entbiete N. allen und jeden, was Standes
und Würden die seynd, der Gebühr nach meinen
resp. Dienst in gutem Willen zuvor, und füge
hiermit zu vernehmen:

Es habe bey dem mir allergnädigst anvertrauten
Nieder. Oester. Landmarschallischen Gericht die
Hoch=und wohlgeborne Frau Maria Anna Grä=
fin
von Dietrichstein schriftlich angebracht, was=
gestalten
auf ihrer eigenthümlichen Herrschaft Leo=
poldstorf
und Hennerstorf, laut producirten Ta=
bular
=contract, sub Nro. 1. 21. Mart. 1689. Ma=
ria
Regina Meßnerin wegen 400. fl. sub Nro. 3.
den 4. Junii 1696. des Johann Fournier v. Vor=
kirchen
Gerhab D . Weigler mit 15000. fl. sub
Nro. 4. den 22. April 1697. Fran Maria Chri=
tina
Fürstin v. Dietrichstein wegen 5000. fl. sub
Nro. 5. den 9. April 1699. eodem wegen 1500.

fl. sub Nro. 6. den 20. Sept 1707. Herr Kollmann
Gögger v. Lowenegg wegen 9000. fl. sub Nro. 7.
den 18. Febr. 1727. weyl. Herr Ferdinand Frey=
herrn
v. Thabonat Erben wegen 2000. fl. sub Nr.
8. den 13. Julii 1734. Herr Maria Carl Freyhr.
von Andlau, als deren Graf Rindsmanllischen Pu=
pillen
Gerhab wegen 4000. fl. welche an Herrn
Niclas Grafen von Stella cediret worden, fürge=
merkter
sich befindeten, welche sammtliche Schuld=
posten
aber würklichen abgethan seyn, und derma=
len
indebite, & sine causa haften sollen; diesem=
nach
gebetten, ich geruhete wegen Caßir=und Ex=
caßitirung
erstgedachten Schuld posten ein or=
dentliches
Amortisations=edict bey der Canzley
auszufertigen, wann nun hierinnfalls in Folge der
allergnädigst ergangenen K. K. Hof=resolution ge=
williget
worden 〈…〉 ist im Namen Jhro K. K.
Majest. unser allergnädigsten Frauen ꝛc. mein Be=
fehl
hiemit, daß der=oder diejenige, so von ob=
bemeldten
Tabular=posten entwerder einige schrift=
liche
Documenta in Händen haben, oder annoch
überkommen möchten, wie auch diejenige, welche
ansonsten an diesen einige Sprüch und Anforde=
rungen
haben, oder zu haben vermeinen, solche
innerhalb 1. Jahr, 6. Wochen und 3. Tägen also
gewiß bey Gericht produciren, für=und anbrin=
gen
, wie im widrigen nach Verfliessung dieses Ter=
mins
keiner mehr gehöret, sondern sothane Posten
eo ipso amortisiret, annulliret, extabuliret, und
caßiret werden sollen. Hieran beschiehet aller=
höchst
besagt Jhrer K. K. Majest=unser allergnä=
stigsten
Frauen ꝛc. gefälligster Willen und Mei=
nung
. Wien den 9 Jan. 1764.


Es ist zu Ließing der sogenannte Spanische Hof
alltäglich zu verkaufen, worinnen 9. Zimmer in
der Höhe, dann ein Kuchel und Hauscapellen;
zu ebener Erden aber 4 Gelegenheiten mit Cam=
mer
und Kuchel, item ein Waschkuchel, ein Holz=
gewölb
, ein grosser Keller, und ein besonderer Hand=
keller
, ein Hof, und ein besonderer zum Geflügel=
werk
, ein Stall auf 4. Pferd, ein Wagenschupfen,
auch annoch Platz, mehrere Stallung zu bauen,
mehr ein grosser und ein kleiner Garten, nebst 3.
lebendigen Brunnen, worunter ein Springbrunn
im Garten, wie auch ein grosser Schüttboden, als
wol gebauet, dann zwey ein halb Tagwerk=wisen
beym Haus, nebst einiger Haus=und Keller=einrich=
tung
; wer hierzu Belieben traget, hat sich dero=
wegen
in dem Asolischen Haus nächst dem Heil.
Creutzer=und Cöllner=hof im dritten Stock bey
Hrn. Doctore Böck anzumelden


Den 2 May dies Jahrs fruhe um 9. Uhr wird
das in der Stadt im Rosengässel ligend - Schwar=
zenbachische
Haus samt der darauf radicirten Bier=
schanks
=gerechtigkeit auf dem allhiesigen Rathaus
licitando verkaufet werden.

[9]

Madrid 28. Febr.

Es könte fast nichts reitzenders in das Auge
fallen, als der ungemein prächtige Aus=
zug
, unter welchem Se. Majest. der König
und das ganze Königl. Haus sich Sonntags
den 19. dieses nach U. L. F. Kirche von An=
tiocha
erhoben um dem feyerlichen Te Deum
beyzuwohnen, welches daselbst zur Danksagung,
der höchstbeglückten Vermählung, der Jnfan=
tinn
Maria Louisa Königl. Hoheit mit dem
Durchl. Erzherzogen Leopold abgesungen wur=
de
. Der Zug aus dem Pallast geschah fol=
gender
massen: drey 4spännige Wägen in je=
dem
waren 4. Major Domes, welche die
Woche hatten, 24. Alguazils (Gerichts=be=
dienten
) mit ihrem Commandanten, alle zu
Pferde, der Stadtrath, vorgestellet durch den
Corregidor (Ober Stadt=richter) Dom Jo=
hann
Franz von Lujan und Arce, nebst 4.
Regidors, (Richter) alle zu Pferde, die He=
lebardier
=compagnie samt ihren Officiers und
Music, die Compagnie von der Königl. Spa=
nischen
und Wallonischen Leibwache, mit ihren
Officiern, den Standarten, Paucken und
Trompeten, die Music von der Garde zu
Pferde in ihrer Galla=kleidung nebst ihren
Clarinen und Trompeten, 9. prächtige 4spän=
nige
Wägen, jeder mit kostbaren Geschirre,
in welchen die Cammerherrn sassen, ein acht=
spänniger
Staats=wagen, wovon der Kasten
und das Pferde=geschirr mit Silber geschmü=
cket
, die vornehmsten Hof=bedienten, deren
jeder 4. Laquayen in Galla=livree zur Seiten
hatte, ein anderer 8spänniger Staats=wagen
wovon der Kasten und das Geschirr mit Gold
ausgeschmücket. Jn diesem zweyten Wagen
sassen Se. Majest. der König, und hatten
zu ihrer Rechten den Kronprinzens, zur Lin=
aber
die Jnfantin Maria Louise Königl. Ho=
heit
. Dieser Wagen war von 18. Pagen,
12. Generaladjutanten und einem Theil der
Leibwache alle zu Pferde begleitet. Alsdann
folgte eine beträchtliche Menge theils 6späni=
ger
, theils 4spänniger Wägen. Jn den er=

steren sassen die Prinzen und Prinzeßinnen vom
Königl. Hause, in den übrigen aber die Vor=
nehmsten
ihrer Hof=bedienten. Den Schluß
machte die Compagnie von der Jtalienischen
Leibwache des Königs.

Alle Häuser in den Strassen, durch welche
dieser prächtige Aufzug kam, waren mit Tep=
pichen
und Tapeten=Werk behangen und mit
den artigsten Sinnbildern ausgezieret. Auch
paradirten in denselben einige Bataillons von
der Leibwache zu Fuß, nebst einigen Grena=
dier
=und Fusilier=compagnien. Auf das drit=
te
Festin, welches Se. Excell. der Kaiserl.
Königl. Botschafter Herr Graf von Rosenberg
am 20. gegeben haben, folgete Tages darauf
ein herrliches Gastmahl, welches der Herzog
von Medina Coeli, Obriststallmeister des =
nigs
hatte zubereiten lassen. Die nach Spa=
nischer
Art, aufgeführte theatralische Vorstel=
lung
ward vornehmlich bewundert, und um
dieselbe desto glänzender und sehenswürdiger
zu machen, hatte hochbelobter Herzog acht
der geschiktesten Tänzer von Barcellona und
Cadix anhero kommen lassen. Nach geendig=
tem
Schauspiele war Soupee und Bal, wo=
bey
die köstlichsten Erfrischungen gereichet,
und die Freude bis in den folgenden Morgen
fortgesetzet wurde. Am 22. geruheten Se.
Majest. der König, die am 16. in den hohen
Orden des goldenen Vliesses aufgenommenen
Candidaten, in höchster Person mit dem Or=
denszeichen
zu bekleiden. Unter der Zahl der=
selben
waren der Königl. Sicilinische Bot=
schafter
Marquis de la Catholica, und der
Königl. Französis. Generallieutenant Hr. Gr.
von Egmont. Ersterer gab an eben demsel=
ben
Abend ein Festin welches in allem mit
den Tages vorher bey dem Herzogen von Me=
dina
Coeli gegebenen Feyerlichkeiten übereinan=
stimmete
. Am 23. wurden alle Gerichtshö=
fe
bey St. Majest. dem König, und dem
Kön. Hause zum Handkuß gelassen, welche
Gnade auch Tages darauf der Stadtrath hat=
te
. An 24. gab der Königl. Französische

[10]

Botschafter den Grands, den einheimischen
sowol als fremden Ministern und dem hohen
Adel, ein herrliches Soupee und Ball. Am
25. kehrten Se. Majest. der König, und die
ganze Familie nach Pardo zurück.


Wir N. Rector & Consistorium der uralt und
weitberühmten Universität allhier, geben hiemit
durch dieses öffentliche Edict allen und jeden,
die an weyl. Hrn. Thomä Dubuisson AA. LL.
& Philosophiæ Doctoris , weltlichen Priesters seel.
Verlassenschaft, ex Capite Crediti, aut capiendæ
Hæreditatis, aut alio quocunque einige Sprüch
und Anforderungen zu stellen vermeinen, zu ver=
nehmen
: welchergestalten und nachdeme vorbe=
nannter
Herr Doctor Dubuisson im Monat Dec.
1763. allhier ab intestato das Zeitliche gesegnet,
wie hernach die gerichtliche Jnventur über des=
sen
ruckgebliebene Verlassenschafts=vornehmen,
auch die Verlassenschafts=effecten licitando ver=
kaufen
lassen, dann auch auf Anlangen des ge=
richtlich
verordneten Dubuissonischen Verlassen=
schafts
=curatoris Hrn. Leopold Michael Mosbach
J. U. D . zu Ausfindigmachung deren allenfalls
vorfindigen Verlassenschafts=paßivorum sowol, als
auch deren ab intestato kommenden Erben, um
sohin mit Abhandlung der Verlassenschaft fürzu=
gehen
, die Ausfertigung deren in derley Fällen
gewöhnlichen Convocations=edicten verordnet,
und sofort den 7. nächst kommenden Monats Ju=
nii
dies Jahrs Nachmittag um 2. Uhr in der
Universitäts=canzley zu erscheinen pro primo, se-
cundo
, & tertio Termino nec non sub clausula
præclusi, & perpetui silentii bestimmet. Sol=
chemnach
werden alle und jede, die an vorbemeld=
ten
weyl. Hrn. Thomä Dubuisson, Phil. Docto-
ris
seel. Verlassenschaft ex capite Crediti, aut ca-
piendæ
Hæreditatis, aut alio quocunque einige
Sprüch und Anforderungen zu stellen haben, auf
vorbemeldten 7. Junii dies Jahrs Nachmittag um
2. Uhr in der Universitäts=canzley zu erscheinen,
und ihre Forderungen anzumelden, untereinstens
aber auch also gewiß Rechts=beständig zu liqui=
diren
, und zu documentiren haben, als im wi=
drigen
denen sich nicht Anmeldenden das ewige
Stillschweigen auferleget seyn, sohinnach die Ver=
lassenschafts
=abhandlung gepflogen, und solche
denen sich legitimirenden Erben ab intestato ein=
geantwortet
werden solle. Wornach sich dann
ein jeder zu richten, und sein Recht zu besorgen
wissen wird.


Von der Hochfürstl. Bathyanischen Amts=canz=
ley
der Herrschaft Markts Vischament wegen,
wird anmit allen und jeden kund und zu wissen
gemacht, welchergestalten, über, von dem Hoch=
fürstl
. Judicio delegato anhero erlassene Verord=
nung
, des Anton Hugg, diesseitig behaust gewese=
nen
Unterthans daselbst Hof=staats=behausung

sammt einen darzu rückwärts befindlichen Haus=
äckerl
, nach gerichtlichen Schätzung, licitando noch=
malen
feil zu sprechen, für nöthig befunden, hier=
zu
aber, über die unterm 28. Julii und 28. Aug.
1761. dann 25. Octob. 1763. aus Abgang eines
anständigen Käufers fruchtlos vorbey gestrichene
1te, 2te und 3te Licitations=tagsatzung, eine noch=
malig
vierte und allendliche auf den 17. inle=
benden
Monats April fruhe um 8. Uhr anberau=
met
worden seye. Dahero werden alle und jede,
welche obernannte Behausung als Meistbietende
an sich zu bringen gedenken, besonders aber die,
des Juris offerendi sich etwann zu prävaliren ge=
denkende
Creditores, an bestimmten Tag und
Stund in Eingangs berührter Herrschaftl. Amts=
canzley
daselbst ad tractandum & concludendum
zu erscheinen, und sich allda anzumelden haben,
als im widrigen mit dem Meistbietenden absolute
geschlossen, sie Creditores aber mit ersagtem Ju=
re
offerendi nicht mehr angehöret werden wurden.


Jn des Herm. Jos. Krüchtens Buchhandlung bey
der Welt=kugel im Seitzer=hof ist zu haben:

Antonii de Haen 8. C. R. A. Majest. Consul. &
Archiatri, ad perillustris Balthasaris Ludovici
Tralles Epistolam apologeticam responsio: cujus
pars prior circa variolarum inoculationem ver-
satur
, altera sanguinis missionem, & opium, in
stadio variolarum suppuratorio laudat. 8vo maj.
Vienne 1764. 20 kr.

Hempel Joh. Chr. hochbdeutsche Sprachlehre,
8vo Frf. und Leipzig, 1764. 2. fl. 30 kr.

Bretterville, des Herrn Abts von, Predigten auf
die fürnehmsten Festtäge der Heil. Gottes durch
das ganze Jahr, für jedes Fest drey Predigten,
3. Theile, aus dem Französischen übersetzt, 8vo
Augsp. 1764. 3. fl. 30 kr.

Der zur zehentägigen geistlichen Einsamkeit be=
zwungene
Welt=mensch, oder kurze Weiß die
geistliche Exercitia durch eine halbe Viertel stun=
de
des Tags zu machen, 12mo Wien, 7. kr

Bagatelles morales, & dissertations par Mr.
l'Abbé Coyer, avec le testament literaire de Mr.
l'Abbé des Fontaines, 12mo Londres 1759. 45. kr.

L'Esprit des Loix, nouvelle Edition, revué,
corrigée, & considerablement augmentée par
l'auteur avec des remarques philosophiques &
politiques d'un Anonyme, qui n'ont point encore
été publiées, avec des Cartes, 4. Tomes, 12mo
Amsterd. 1763. 6 fl. 45. kr.

Dictionaire portatif du Cultivateur, contenant
toutes les Connoissances necessaires pour gou=
verner
les biens de Campagne, & les faire, va-
loir
utilement, pour soutenir les Droit, conser=
verça
santé, & rende gracieux la vie cham=
pêtre
, 2. Tomes, Liege 1761. 8vo 3. fl.


Von der Kais Königl. N. Oe. Justitz=banco=
deputation
wegen wird all=und jeden durch gegen=
wärtiges
Edict kund und zu wissen gemacht, es

[11]

habe bey dieser Kaiserl. Königl. N. Oe. Justitz=
banco
=deputation Johann Baptist von Hermann,
K. K. Hof=kriegs=⟨a⟩uch Königl. Hungarischer und
Siebenbürgischen Hof=agent sub hodierno præsen=
tato
mit mehreren angebracht, was massen ihme
eine untern 16. Jenner laufenden 1764sten Jahrs
auf den Namen Leopold Nieberle ausgestellte Wie=
nerische
Stadt=banco=obligation pr. 1500. fl. mit
5. pro Cento laufenden Jnteresse entfremdet wor=
den
wäre; wiezumalen aber er Agent von Hermann
sothane Obligation über all=angewendete Mühe
nicht hätte ausfindig machen können, dahergegen
darfür ex proprio den Ersatz leisten müssen, und
es also nunmehro an deme beruhete, womit obge=
dachte
Stadt. banco=obligation der Ordnung
nach amortisiret, und ihme sofort eine neue ausge=
fertiget
würde; als hat derselbe wegen Expedir=
und Affigirung des gewönlichen Amortisations=
edicts
um die Auflag an seine Beherde gebetten.
Wann nun in dieses des Supplicantens billiges An=
langen
von Rechtswegen solchergestalten gewilli=
get
worden, daß wann binnen 1 Jahr, 6 Wochen und 3
Tägen von Zeit der Affigirung dieses Edicts anzu=
rechnen
, sich niemand zu obiger in Verlust gerahte=
nen
, auf Eingangs gemelten Leopold Nieberle lau=
tenden
Wienerischen Stadt banco=obligation d. d.
16. Jenner 1764 pr. 1500 fl. rechtlichen legiti=
miren
, oder solche in originali produciren wurde,
selbe alsdann für null und nichtig gehalten, folg=
sam
nach Verfliessung bemeldten Termins ihme
Supplicanten eine neue derley Obligation auf
vorerwehnte Summam ausgefertiget, und zuge=
stellet
werden wurde. Solchemnach hat man ein
solches jedermänniglich zur Nachricht hiemit er=
inneren
wollen. Wien den 13. März 1764.


Von dem K. K. Stadt=und Land=gericht Wien,
dem N. de Lerg anzuzeigen: Es habe der Martin
Ernst Unger, Burgerl. Handelsmann klagbar ange=
bracht
; was massen er de Lerg auf einem sub dato
29 Decemb. 1768. ausgestellten Wechsel=brief ih=
me
Unger 1300. fl. samt 6. pro Cento verschriebe=
nen
Jnteresse schuldig geworden seye, und für ob=
berühmtes
Quantum ihme einen Coffre mit darin=
nen
befindlichen Kleider=effecten verhypotheciret
hätte; zumalen nun er Unger von so geraumer
Zeit die Bezahlung nicht erhalten können, als
hat derselbe gebetten, womit in die gerichtliche
Schätzung deren ihme Versatz=weis eingehändigten
Kleider=effecten gewilliget werden möchte, wor=
auf
nachfolgenden Bescheid: bey sogestalten Sa=
chen
, Fiat Schätzung mit Vorwissen, Ordnungs=
mäßig
erfolget ist: da jedoch er de Lerg in einem
sicheren Aufenthalts ort nicht zu betretten, als wird
demselben die mentionirte Schätzungs=vorwissens=
verordnung
in Kraft gegenwärtig offenen Edicts,
mittelst Ansetzung eines gewönlichen Valval=ter=
mins
von unten stehenden Dato an: das ist mit
Einschließung deren entzwischen fallenden Oster=

ferien auf ben 12 des künftigen Monats May
dies Jahrs zur behörigen Nachricht hiemit aner=
inneret
.


Auf hohe Verordnung eines Hochlöbl. Kaiserl.
Königl. Hof=kriegs rahts in Judicialibus werden
den 10. April und die folgenden Tage in der Wie=
nerischen
Neustadt in dem Ouartier weil. des Kai=
serl
. Königl. General=feld=wachtmeisters von Wolf
seel. And. verschiedene Verlassenschafts=effecten,
licitando an die Meistbietenden verkaufet werden,
als viele schöne mit Gold und Silber bordirte Ge=
nerals
=uniformen, samt allerhand andern Klei=
dern
; allerhand Wäsche Tisch=und Beht=gezeuge,
samt Feder=beten, Matrazen ꝛc. Reitgezeuge, Reit=
sättel
, Kutschen=geschirr, Schwimmer, Rüst=und
andere Wägen, allerhand Tischlerwerk, Kästen,
Sesseln, Canapeen, Spiegeln, Stockuhren, Por=
cellain
und Hollitscher=geschirr, Kupfer, Meßing,
Zinn, Blech, Eisenwerk, Perspectiven, Vergrösse=
rungs
=gläser, Compassen und viele Sachen insge=
mein
zur Haushaltung: etwas Wein, dann Heu,
und Haber, und sofort.


Es ist täglich das zu Nußdorf gelegene sogenann=
te
vorhin Krapsische anjetzo Schaundorsische Haus,
bestehend in 17. Zimmern, guten Kellern auf we=
nigstens
15000. Emmer Wein, einer Stallung auf
6. Pferd, samt Wagenschupfen und einer schönen
grossen Preß, wie auch Garten um einen leident=
lichen
Preiß zu verkaufen, oder entweder völlig,
oder auch die Keller abgetheilter zu verlassen, wer
solches zu erkaufen, oder zu mieten Willens, belie=
be
sich in der untern Beckenstrassen bey der weis=
sen
Rosen bey Hrn. Hof=secretarium Scholz anzu=
melden
.


Es werden den 5. dies Monats April in der
Joseph stadt im Kautsamerischen bey Ritter St.
Georg genannten Haus im ersten Stock verschiede=
ne
Effecten, als Gold, Silber, Geschmuck, Spitz,
Frauen kleider, Lein=und Beht=gewand, Bilder
Zinn, Kupfer, Meßing, Kästen, Tisch, Sessel und
allerhand Kuchel=geräht, Vormittag von 9. bis 12.
und Nachmittag von 3. bis 6. Uhr licitando dem
Meistbietenden gegen baarer Bezahlung hindan
gelassen werden.


Von des Hoch reichsfürstl. exempten Hochstifts
Passau Judicii delegati wegen, wird hiermit jeder=
männiglich
kund und zu wissen gemacht, daß die
Pechtlische dem Hoch=reichsfürstl. exempten Hoch=
stift
Passauerischen Grund=buch der Herrschaft
Schwadorf unterthänige in dem Dorf Vischa=
mund
gelegene drey=viertel Lehen=haus sammt
denen darzu gehörigen 27. Joch Aeckern, den 12.
künftigen Monats April öffentlich ausgefeilet, und
an den Meistbietenden werde verkaufet werden;
wer nun dieses Haus samt Grundstücken käuflich
an sich zu bringen gesinnet, kan sich an obbemeld=

[12]

tem Tag fruhe um 8. Uhr in der Hoch=reichs=
fürstl
. Passauischen Herrschafts=canzley zu Schwa=
dorf
einfinden.


Bey Joseph Kurtzböcken Universitäts=buchdru=
kern
auf dem Hofe in dem sogenannten barbieri=
schen
Hause ist zu haben:

R. P. Vogel S. J . kurze Abhandlungen von denen
Lastern und Untugenden, aus verschiedenen Heil.
Vättern und bewehrten Schriftstellern zusammge=
tragen
, 4to. 1764. in Franzband 45. kr.

Das bittere eine Leiden und Sterben JEsu Christi
in anmüthigen Gedanken vorgestellet von einem
Priester der Gesellschaft JEsu, 12mo. 1764. in
Leder 15. kr. ord. 10. kr.

Seufzende Turteltaub nach ihrem gefangenen
Geliebten, das ist nutzliche Gebetter durch die gan=
ze
Paßion, mit beygesetzten Litaneyen, Morgen=
und Abend=Beicht=Communion=Meß=gebetter,
7. Bußpsalm, einer neuen Woche für die arme
Seelen im Fegfeuer, und mit 20. Kupfern gezieret,
8vo. in Corduan mit Futeral 2. fl. 15. kr. ord.
1. fl. 24. kr.

Heilsame Erinnerung vom bitteren Leiden Chri=
sti
auf jeden Tag der 40. tägigen Fasten, von ei=
nem
Priester der Gesellschaft JEsu, 8vo. im Franz=
band
, 51. kr. ord. 45. kr.

Die vermeinten Nebenbuhler, ein Lustspiel
1764. 8vo. geb. 10. kr.

Gründlicher Erweis des Vorzugs der Männer.
welche häßliche Weiber haben, 1764. 8vo. geb.
7. kr.

Johann Bapt. Mareck Weltpriesters poetische
Werke, 1764. groß 8vo. geb. 36. kr.

Ursachen des Verdrusses eines ehrlichen Man=
nes
2764. 8vo. geb. 10. kr.

Der schöne, tapfere und tugendhafte Officier,
ein Lustspiel 8vo. geb. 10. kr.

Lobrede auf die Unwissenheit, geb. 7. kr.

Allamodische Hobelbank, auf welcher die Sitten
der heutigen Menschen ziemlich überhobelt werden,
1764. 8vo. geb. 15. kr.

Schreiben eines neuen Compositors an einen
Comödianten, 8vo. geb. 7. kr.


Auf nächstkünftigen Freytag, als den 6. dies
Monats April und folgende Täg werden in der
Kärtner=straß in Comödien=gässel im dem sogenann=
ten
Grundlerischen, anjetzo Stiellischen Haus im
anderten Stock verschiedene Verlassenschafts=effe=
cten
, als Geschmuck, Silber, goldene und silberne
Uhren, Stock=uhren, Manns=und Frauen=kleider,
Leinwäsch. Spitz, Porcellan, Spiegel, Kästen,
Tisch, Bilder, Sessel, Soffen, Zinn, Kupfer und
andere Fahrnussen, Vormittag von 9. bis 12.
und Nachmittag von 3. bis 6. Uhr denen Meistbie=
tenden
gegen baarer Bezahlung hindan gelassen
werden.


Wir Burgermeister=amts=verwalter und Rath
der Stadt Wien, geben hiemit durch dieses offene
Edict jedermänniglich zu vernehmen, wasgestalten
wir über ferner schriftlich beschehenes Anlangen,
und gehorsamstes Bitten, Anton Forchtner Bur=
gerl
. Alt=öhlers unterm 16. dies in ein nochmali=
ges
Licitations=edict (jedoch mit Präsigirung ei=
nes
8. wochigen Termins) gewilliget und verord=
net
haben, daß dessen zum Saifensieden zugericht=
in
der Leopoldstadt liegende Behausung, samt Oeh=
ler
=gewerb nochmalen offentlich ausgefeilet, und
dem Meistbietenden verkaufet werden solle. Da
nun hierzu der 14. Monatstag Aprilis laufenden
1764sten Jahrs zur Tagsatzung bestimmet worden
ist, als wird ein solches hiemit jedermann, wer et=
wann
dieses Haus samt dem Oehler gewerb käufli=
chen
an sich zu bringen gesinnet ist, mit diesem
Edict zu dem Ende kund und zu wissen gemacht,
damit ein sich hervorthuender Kaufer bey obbe=
melt
=bestimmten Licitations=tagsatzung fruhe um
9. Uhr, oder da wir selbigen Tags etwann ande=
rer
Geschäften halber nicht zu Raht sitzeten, den
nächst darauf folgenden Rahts=tag vor uns er=
scheinen
, und sich bey unser und gemeiner Stadt
Grund=buch durch den daselbstigen Amtsschreiber
anmelden lassen möge, allwo sodann das weiter
Behörige tractiret werden solle.


Auf nächst künftigen Donnerstag, als den 5ten
April werden in der Singerstrassen im Sutnerischen
Haus rechter Hand über die Schneckenstiegen im
ersten Stock schöne rot damastene Spallier, deto
Soffa und Sessel, ein rot damastenes Bett, Rohr=
sessel
mit rot damastenen Pölstern, ein rot dama=
stenes
Rast=bettel, eine halb reiche und eine blau
proschirte seidene Soffe, detto Sessel, 2. Jnstru=
ment
Flügel, ein Englischer Kasten mit Spiegel,
Hengleuchter=spiegel, ein schön reiches Frauen=
kleid
, dann mehr andere Sachen Vormittag von
9 bis 12. und Nachmittag von 3. bis 6. Uhr dem
Meistbietenden verkaufet werden.


Es wird hiemit jedermänniglich kund und zu
wissen gemacht, daß den 9. nächstkommenden Mo=
nats
April Vormittag von 9. bis 12. Nachmit=
tag
von 3. bis 6. Uhr, und die hierauf folgende
Täge allhier in der Stadt in dem grossen Wag=
hause
im ersten Stock unweit des roten Thurn
verschiedene Verlassenschafts effecten, als: Ge=
schmuck
, Silbengeschmeide, Tabattieren, Uhren,
Degen, Etui. und dergleichen Galanterien, Klei=
der
, Bett=und Leingewand, Kasten, Tisch, Sessel,
eine Soffa und Einrichtung licitando dem Meist=
bietenden
verkaufet werden, wer also hievon et=
was
käuflich an sich zu bringen gedenket, derselbe
kan sich am obbestimmten Tage, Stund und Ort
behörig einfinden.

[13]

AVERTISSEMENT.

Das uralt privilegirte Wildbaad zu Deutschaltenhurg, welches
3. Posten von Wien, und 1. Post von Preßburg entfern=
net
ist, wurde bereits Anno 1548. durch die alhiesige Me=
dicinische
=Facultät, als auch nachhin Anno 1732. durch Herrn
Dr. Lehr untersuchet, und hauptsächlich in folgenden Krankheiten
für sehr nuzlich, und heilsam befunden, als: in Kopfschmerzen,
Schwindel, Flüssen, in der Lahne, im Zittern und Krämpfungen,
und dahero stammenden Keichen und Därmgrimmen, in der Bleich=
sucht
und übrigen weiblichen Zuständen, in der Unfruchtbarkeit,
in Gliederreissen, in Podogra, in Hüftschmerzen, in Contractu=
ren
, in Krözen, Geschwären, offenen Schäden, und derley an=
deren
mehreren, sonderlich von der überflüßigen scharffen gallich=
ten
Feuchtigkeit und Verschleimung des Geblüts herrührenden
Zuständen. Diese Jahre her hat man hievon mehrere unzahlba=
re
gute Würkungen erfahren, wie dann im vorigen Jahre Leuthe
welche krum und lahm in das Baad gekommen, gerad und gesund
hinweg gegangen seynd. Zu guter Bequemlichkeit deren Baaden=
den
, sind nicht nur allein die Zimmer in guten Stand gesetzet,
und mit benöthigten sauberen Einrichtungen versehen, sondern
auch die Kost nach Möglichkeit wohlfeile, in allen aber gut und
reinlich eingerichtet worden. Als:

Erstens: seynd 4. Zimmer mit harten Kästen, Tisch, Sesseln,
und Canapee versehen worden, und wird hievor vor eines täglich
24. Kr. bezahlet, für jedwederes deren andern Zimmern ist wo=
chentlich
gleich vorhin 1. fl. 15. kr. für eine zur eigener Menage
in Bestand nehmenden Kuchel wochentlich 45. kr. und für einen
Keller wochentlich 45. kr. für die Stallung für 1. Pferd täglich
2. kr. zu bezahlen; die Baadkämmerln werden gratis gegeben.

Zweytens: Für eine Wannen mit Baad frisch gefüllet 12.
kr. wird aber selbes nur aufgewärmet, 6. kr. und haben ein glei=
ches
jene, so in dem Baad aus Abgang deren Zimmern nicht et=

[14]

wo angenommen werden können, zu bezahlen; wohingegen diejeni=
ge
so freywillig ausser des Baads wohnen, in denen Baadskämmerln
aber baaden, für eine frische Wannen 20. kr. für eine aufgewärm=
te
10. kr. zu bezahlen; wer das Baad abführen lasset, hat für
1. Eimer kaltes 17. kr. für 1. Eimer warmes 24. kr. zu bezahlen.

Drittens: Jn dem Speißsaal welcher grösser, und auf meh=
rere
Tisch eingerichtet worden, wird doppelte Kost gegeben, für
eine Mittags mit 6. und Nachts mit 3. wohlzugerichteten Spei=
sen
versehene Tafel, wobey höchstens 12. Personen speisen können,
werden Mittags 36. kr. Nachts 18. kr. samt Semmel Brod,
ohne Trunk bezahlet. Für andere Mittags mit 4. und Nachts
mit 2. wohlzugerichten Speisen versehene Tafel auf gleiche Anzahl
entrichtet die Person samt Semmel, Brod und ohne Trunk Mit=
tags
24. kr. Abends 12. kr. und keine Person ist gebunden Mittags
und Nachts zu der Tafel zu gehen, wann es nur in der Kuchel
zeitlich gemeldet wird. Wer aber in denen Zimmern extra zu
speisen verlanget, hat besonders um die Zech zu contrahiren. Für
die Bediente weiblichen und männlichen Geschlechts werden Mit=
tags
3. Abends 2. Speisen samt guten Hausbrod gegeben, und
wird eine Person ohne Trunk des Tags 18. kr. abzuführen seyn.

Viertens: Jn Baad selbsten wird guter österreicher Wein
à 24. kr. à 16. kr. und à 7. kr. dann das Bier à 4. kr. geschenket,
auch ein guter ungarischen Wein um billichen Preiß zu bekommen
seyn; ausser des Baads aber von diesem Getrank nichts gegeben.

Fünftens: Jm Fall eine grössere Herrschaft das ganze Schloß
einige Wochen oder Monat um des Baads (welches nahe daran
lieget, und gar gemächlich alldahin gebracht werden kan) sich zu ge=
brauchen
in Bestand nehmen wolte, wird versichert, daß solches
in allen so wohl in Zimmern als auch in der Kuchel, Wäsch, Beth=
gewand
, Tischzeug ꝛc. versehen seye, und sehr angenehm an der
Donau liege, auch mit einen grossen schönen Garten mit einen
Paßin und Wasserkunst versehen seye, und wird solches Jährlich,
Monatlich, oder Wochentlich, verlassen.

Sechstens; Wer das Schloß, oder einige Zimmer im Baad
bestehen will, hat sich zu Deutschaltenburg bey dem Renntmeister
anzumelden.

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