Num. 88. Mittwoch den 3. Novemb. 1762.
Wienerisches DIARIUM.
Gedruckt in dem Kaiserl. Kön. privilegirten Zeitungs=verlag und
Buch=
druckerey im neuen Michaeler=haus mit von Ghelischen Schriften.
Constantinopel 1. Octob.
Die Vorstadt Pera ist neulich mit
ei=
ner grausamen Feuers=brunst
heim=
gesuchet, und ein guter Theil
da=
von in die Aschen geleget worden. Das
Feuer kam in der Nacht zwischen dem 19.
und 20. vorigen Monats eine Stunde nach
Mitternacht bey einem Armenier aus. Da
jedermann in tiefem Schlafe lag, da kein
Lärmen, vielweniger Anstalten zum Löschen
gemacht wurden, nahm das Feuer so
plötz=
lich überhand, daß verschiedene umliegende
Häuser fast eher, als die Leute darinn es
recht gewahr wurden, schon davon
ergrif=
fen waren. Es bließ ein so starker
Sud=
wind, daß die Flamme sich gegen
Nor=
den mit einer ungemeinen Geschwindigkeit
sich ausbreitete, und, da alle Häuser nach
hiesigem Landes=gebrauche bis auf die
so=
genmmten Feuer=magazine nur von Holz
waren, die Leute bloß auf die Rettung
ih=
res Lebens gedenken musten. Es sind
über 60. Häuser nebst der Kirche und dem
Kloster der P. P. Trinitarier, wie auch
alle übrige ihnen zugehörige Wohnungen
eingeäschert worden. Das deutsche
Pa=
lais, wo der gewesene Kais. Kön. Jnter=
nuntius Herr von Schwachheim wohnte,
ist unter den ersten in dem Rauch
aufge=
gangen: er selbst hat sich mit den
Seini=
gen in die nächst daran gele ene Wohnung
des Französischen Herrn Botschafters
küm=
merlich geflüchtt: alles, was von
Geräth=
schaften im Haus war, ist von dem Feuer
verzehret worden: ein gleiches Unglück hat
nebst vielen anderen von Handels=leuten
auch den Kais. Königl. Gesandschafts=se=
cretair Herrn Brognard, und ersten
Dol=
metscher Hrn. Biauchi nebst einigen Sprach=
knaben betroffen: der Schaden, den
die=
se Feuers=brunst verursachet, ist überhaupt
sehr groß, und das Elend so vieler
abge=
brandten armen Christen recht
bedaurens=
würdig. Die Türken und insonderheit
die Janitscharen, haben sich zum Löschen
ger=
ne brauchen lassen: allein es war zu spät,
dann in 4. Stunden lag schon alles in der
Aschen: das Glück war, daß sich der Wind
wahrend der Brunst plötzlich gewendet hat.
Der Groß=vezier und der Janitscharen=aga
sind selbst mit allen grossen und minderen
Officieren, um bey dem Löschen gute
Ord=
nung zu machen, herbey geeilet: der
Zu=
lauf aber und das Gedränge des Volks
war so groß daß er nicht einmal zu dem
Groß=sultan, welcher selbst mit allen
Mi=
nistern von der Pforte nach Pera hinüber
in die Gegend der Brunst gekommen war,
und in dem diesseitigen Galata=geral, wo
die Jrschglaus wohnen, sich aufhielt, durch=
kommen konte, sondern durch einen grossen
Umweg gegen Toppana dahin zu gelangen
suchen muste. Die Pforte hat alsogleich
aus eigener Bewegnüß für den gewesenen
K. K. Jnternuncius Hrn. von
Schwach=
heim für die Zeit, da er sich hier noch
auf=
halten wird, ein anständiges Quartier zu
Pera durch den Defterdar aussuchen, und,
weil keines zu finden war, das Haus, wel=
ches für den Rußischen Kaiserl. Gesandten
Knes Dolgorucki, der erst in etlichen
Mona=
ten hier erwartet wird, gewiedmet war,
demselben einräumen lassen.
Londen 13. Octob.
Der Herzog v. Pork ist den 30. Sep=
tembris von St. Helena denen 5. Fran=
zösischen Kriegs=schiffen, so von Cap
Francois nach Europa zurück kommen, ent=
gegen gegangen. Man erwartet mit
Ver=
langen auf den Erfolg dieser Unternehmung.
Das Kriegs=schif der Scorpion ist auf der
Höhe von Liverpool gescheitert. Man sagt,
die ganze Mannschaft sey umkommen, und
das Meer habe daselbst 73. Leichen
ausge=
worfen. Aus Havana hat mun Nachricht,
daß ein Detaschement von unsern Trupen
nach St. Jago di Cuba abgegangen, die
da=
sige Einwohnere huldigen zu lassen. Man
meldet auch, daß in einem dortigen
Nonnen=
kloster der Schatz des Königs von Spanien
gefunden worden, und der Graf von
Albe=
marle Ordre gestellet, sich dessen zu
versi=
chern. Der Admiral Pocock läßt mit
grö=
stem Eifer die eroberte 9. Spanische
Kriegs=
schiffe ausrüsten, um solche nächstens nach
England zu schicken. Unerachtet man
durch=
gängig glaubt, daß nicht möglich seye, alle
unsere Eroberungen ohne überschwengliche,
und die Nation ruinirende Kosten
beyzube=
halten, so heisset es doch: es hätten sich
ei=
nige reiche Kaufleute gemeldet, um der
Re=
gierung ein=und andere Striche Landes
ab=
zukauffen, und darinnen auf ihre Kosten,
und auf eben die Art, wie in andern
Ame=
ricanischen der Crone England
zuständi=
gen Ländern Pflanz=stätte anzulegen,
und zu unterhalten. Es ist noch
an=
zumerken, daß das Kriegs=schif, der
Drache, so die von dem Admiral
Po=
cock und Grafen von Albemarle
abge=
schickte Capitains übergebracht, sich
un=
terwegs einer nach Terre=neuve
bestimm=
ten und mit Munition beladenen
Franzö=
sischen Fregatte bemeistert. Man vernimt,
daß der Spanische Hof Befehl ertheilt, das
Dänische Schif, so die Equipage und
Sil=
ber=geschirr des Grafen von Northampton
als Engländischen Gesandten bey der
Re=
pablik Venedig nach jetzt gedachter Stadt
bringen sollen, und von den Spaniern
weg=
genommen worden, loszugeben. Der
König in Portugall hat dem Capitain
Mar=
namara, welcher den Caper, der Lord Cli=
ve, commandirt, erlaubt, in alle
Portugi=
sische Häfen in America einlaufen zu
dür=
fen, und an alle daselbst befindliche
Gou=
verneurs Befehl ergehen lassen, ihm allen
möglichen und erforderlichen Beystand zu
leisten, wodurch der Herr Macnamara
gnug=
sam im Stand seyn wird, den Spaniern
zu Wasser und zu Land nachdrücklich zu
schaden.
Londen 15. Octob.
Diesen Morgen kame der Capitain
Camp=
belli von St. Jean aus Terra Nova mit
der Nachricht allhier an, daß dieser Platz
von dem Obrist=leutenant Amherst wiederum
erobert worden. Der in Neu=york
com=
mandirende Ritter Jeffri Amherst faßte
den Entschluß, die Franzosen aus ihren
ge=
machten Eroberungen zu vertreiben, und
truge solche Aufführung ob=benanntem
Obrist=leutenant Amherst auf, welcher sich
alsobald mit denen dazu destimmten
Völ=
kern zu Halifax und Ludwigsburg
einschif=
te, von dannen stoßte er den 11ten
ver=
gangenen Monats zu der unter Commando
des Lords Colville stehenden Königl. Flotte,
und den 13. kandete er in der Bay von
Torbay, 3. Stund von St. Jean an. Den
18. darauf capituliete die aus 500. Mann
bestandene Besatzung, und ergabe sich zu
Kriegs=gefangenen, gleichwie aus
nachste=
henden Capitulations=puncten zu ersehen:
1) Die Französische Trupen werden sich
zu Kriegs=gefangengenen ergeben.
Accordirt.
2) Die Ober=und Unter=officiers werden
die Waffen behalten, um die gute Ordnung
unter denen Gemeinen beyzubehaleen.
Accordirt.
3) Man wird die Officiers, Grenadiers
und Soldaten, sie mögen verwundet seyn
oder nicht, mit guten Schiffen versehen
um sie in Zeit von einem Monat an die
Britannische Küsten überzuführen.
Accordirt, und wird der Lord
Coll=
ville sie bald möglichst zu Schiffe
brin=
gen lassen.
4) Denen Officieren und Soldaten wers
den ihre Habschaften eigen verbleiben.
Die Trupen Sr. Groß=britannischen
Majest. sind das Plündern nicht gewohnt.
5) Man wird Nachmittags die Thore
besetzen, und die Besatzung wied das Gewehr
strecken.
Diese Capitulation wird der Lord
Collville unterzeichnen, indessen wird sie
aber so, wie in Hinkunft ihre Gültigkeit
haben.
Jn dem Lager vor St. Jean den 18. |
Octob. 1762. |
(Ware unterzeichnet) |
W. Amherst |
Graf v. Houssonville. |
Während dieser Begegnuß fande der
Rit=
ter v. Terney Mittel, mit den unter seinen
Be=
fehlen stehenden 5. Französ. Kriegs=schiffen
zu entwischen, und ist die Ausführung
die=
ses Officiers um so rühmenswürdiger, als
er vor unserer ganzen Flotte in der
Entfer=
nung eines Pistolen=schusses vorbey
gefah=
ren, und hat dadurch eines der schönsten
und herzhaftigsten Probstücken, das man
jemals zur See gesehen, abgeleget, inde=
me derselbe nur 4. Minuten Zeit hätte
ver=
lieren dörfen, so wären seine 5. Schiffe
ohnfehlbar in unsere Hände gefallen.
Aus Hessen 13. Octob.
Den 4. um 7. Uhr Morgens, als der Hr.
Marquis von Conflans, welcher mit feinem
Regiment Berleburg besetzt hatte, durch die
Zurückkunft seiner Patrouillen vernommen,
daß ein Theil der Feinde von Hatzfeld auf
ihn anmarschirte, zone sich derselbe
also=
gleich mit seinem ganzen Regiment auf
ei=
ne Ahöhe, hinter Berleburg, um den Marsch
des Feindes zu beobachten, und hiernach sei=
nen Zurückzug, oder sonstige Gegen=anstalten
zu verfügen.
Um 8. Uhr rückte eine Colonne herbey
durch das Holz auf den Weeg von Hatzfeld,
unter Anführung des Hrn. General Luckner,
in 3. Grenadier=bataillons und 800
Pfer=
den bestehend, welche, ohne sich aufzuhalten,
die Stadt Berleburg auf der rechten Hand
lassend, gerade auf die Anhöhen gegenüber,
welche das Regiment von Conflans besetzt
hielten, marschirte; ehe aber der Feind bis
dahin kommen konnte, waren die
Schar=
mützel sehr lebhaft, die Ueberlegenheit der
feindlichen Cavallerie zwunge die
Conflan=
sische zum weichen, und an ihre Jnfanterie
zu stossen, worauf das Canoniren auf
bey=
den Seiten seinen Anfang nahme, welches
4 Stunden lang dauerte, und sehr wol
be=
dienet wurde, feindlicher Seits von einer
Batterie von 5. Stücken, und
Französi=
scher Seits von 4. Stücken.
Während dieser Zeit machte der Feind
sehr viele Bewegungen, in der Meinung, das
Regiment von Conflans dadurch zu
vermö=
gen, daß es seine Position verliesse; da er
aber hierinnen nicht auslangen konnte, und
von Seiten deren Französischen Canonen
mehrers erlitte, als selbige von den
ihri=
gen, wegen der vortheilhaften Stellung, so
entschloß sich derselbe den Bach wiederum
zu paßiren, und hinter Berleburg zurück zu
ziehen. Da nun der Marquis von Conflans
denselben weichen sahe, so ließ er seine
Ca=
vallerie gleich wiederum vorrücken, und die
Scharmützel giengen vom neuen an; als
man aber dem Feind immer näher kam, so
brachte ihn diese Bewegung zum Entschluß,
sich gänzlich zurück zu ziehen, und die
Hus=
saren von Conflaus begleiteten denselben bis
2 Stunden weit von Berleburg, das
Re=
giment aber rückte wiederum in die Stadt
um 5. Uhr Abends. Durch die bey
die=
ser Gelegenheit gemachte Kriegs=gefangene
hat man vernommen, daß das Vorhaben
des Hrn. Generals von Luckner einig und
allein gewesen seye; den Hrn Marquis
von Conflans zu zwingen, Berleburg zu
verlassen, weilen derselbe wegen dieser
Stellung nicht nur den rechten Flügel der
alliirten Armee ziemlich eingeschlossen hielte,
sondern auch die Herbeytreibung der ihnen
so nohtwendigen Fourage in dasigen
Gegen=
den verhinderte.
Dieses feindliche Corps war den 3ten
Abends von Schwarzenbach, 6. Stunden
von Berleburg aufgebrochen, und hatte die
ganze Nacht durchmarschiret.
Der Verlust bestund alliirter Seits in
20. Mann Todte und 40. Verwundete,
Französischer Seits hatte man nur 11.
Todte und 23. Bleßirte.
Den 8. um 3. Uhr Nachmittag sabe man
wiederum auf dem Weeg von Hatzseld, auf
Berleburg eine Colonne vorrucken, welche
aus 5. Bataillons und ungefehr 1000. Pfer=
den bestunde: Hr. General von Conflans
entschloß sich auf der Stelle, sich zurück zu
zie=
hen, und die nämliche Stellung auf das
er=
stemal zu nehmen; der Feind aber, welcher
selbige schon kennete, prositirte von seiner
ausserordentlichen Ueberlegenheit, um den
Nachtrab des Regiments von Conflans,
so die 2. Grenadier=compagnien machten,
in die Enge zu treiben, und griffen selbige
zu zweymalen mit 5. Escadrons, sowol
El=
liottischen Dragonern als Lucknerischen
Hus=
saren an, welche aber zu beedenmalen zurück
getrieben wurden; nachdeme dieselben auf
20. Schritte weit von denen 2. Grenadier=
compagnien ein wol regulirtes Feuer
ausge=
halten, so konnten sie doch nicht dahin
gelan=
gen, die geringste Unordnung unter gedachte
2. Compagnien zu bringen; das Regiment
von Conflans gewann unterdessen die
Anhö=
hen, und das Canoniren gienge wiederum an,
glelch es den 4. geschehen, aber weit
leb=
hafter; der Feind hatte 8. Canonen, wor=
von 2. 4 pfündige Kugeln schossen, und das
Regiment von Conflans hatte 6. kleine
Stücke auf der Batterie, es dauerte bis in
die Nacht. Eine Stunde in der Nacht, als
der Marquis ven Conflans sahe, daß die
Feinde Feuer angezündet, und sich
resolvi=
ret, hinter die Stadt Berleburg Posto zu
fassen, so zog er sich zurück, nach
Wenges=
hausen, 2. kleine Stunden von Berleburg=
Den 9. um 11. Uhr Morgens vernahm
er, daß die Alliirte ein starkes
Comman=
do nach Schmalenberg geschickt, und ein
anderes auf Laspe, worüber sich derselbe
wiederum zurück nach Oberhunde zog, in
der Absicht, nähere Nachrichten zu
erwar=
ten von der Stärke des Commando, so
Schmalenberg besetzt hielte; in der Nacht
vom 9 bis 10. vernahm er, daß es in
150. Mann zu Fuß und 200. zu Pferd
bestunde.
Den 10. bey anbrechendem Tag
mar=
schirte derselbe auf Schmalenberg, und
machte unterwegs eine Patronille von 15.
Dragonern nebst einem Officier, so von
daraus geschickt wurden, zu Gefangenen.
Die Lage von Schmalenberg, allwo man
nicht leicht von keiner Seite herankommen
kan, insonderheit auf derjenigen von
Ober=
hund, ohne eine halbe Stunde weit von
denen Feld=wachten gesehen zu werden, er=
regte fast dem Herrn Marquis von
Con=
flans die Vermuthung, daß er in seinem
Vordaben nicht leichte reußiren würde. Jn=
dessen lockte er die Feld=wachten an auf
einer Seiten, und arbeitete auf einer
an=
dern, indem sich derselbe alle Berge mit
so vieler Geschwindigkeit als Glück zu
Nu=
tzen machte. Er postirte rechter Hand der
Stadt 2. Escadrons Husaren, linker Hand
2. Escadrons Dragoner, wie auch eine
Gre=
nadier=compagnie und 2. Jäger=compa=
gnien, welche gerade auf die Stakt zu
marschirten, der Ueberrest von der Jnfen
terie von Conflans, bedackte den Weg ven
Berleburg auf Schmalenberg, der Feind
nahm hierauf die Partis, sich zurück zu
zie=
hen, allein zu spat; die französische
Ca=
vallerie stiesse auf die ihrige, und die
Jn=
fanterie ebenfalls auf die Alliirte, derge=
stalten, daß derselbe sich gezwungen sahe,
auf einen Haufen das Gewehr zu strecken,
und die Franzosen von dem ganzen
Com=
mando 102. Mann zu Fuß, und 140. zu
Pferde zu Kriegs=gefangenen machten, über
das 14. Officiers, worunter 1. Obrist=
leutenant, 3. Capitains, und die übrige
Leutenants oder Cornets waren. Der
Marquis von Conflans zoge sich den
näm=
lichen Abend wiederum zurück auf
Salhau=
sen, allwo ein Commando von 150. Mann
von seiner Jnfanterie und 100. Husaren,
welche den 8ten Morgens von Berleburg
abgiengen, um hinter die seindliche Armee
sich zu begeben, wiederum glücklich zu ihm
stiesse, und 25. Gefangene nebst einem
Engländischen Quartier=meister herbey
brachten; man vernahm durch die
Kriegs=
gefangene von Schmalenberg, daß der Tag
vom 8ten, selbigen 25. Todte und 60
Bles=
firte gekostet hat, viele Officiers wurden
bleßirt, worunter der Major von Elliot
begriffen, und 2. getödtet, wie auch viele
Pferde; das Conflansische Corps verlohre
nichts anders, als 50. Mann sowol Todt
als Bießirte und Gefangene, nebst einem
Officier.
Aus Westphalen 17. Getob.
Von Münster aus vernihmt man unterm
14. dieses: Jn voriger Nacht keme alles
dahier zu Allarm; man brachte durch
Ex=
presse in Erfahrung, daß ein Detaschement
Französischer Trupen sich dem Schloß
Teck=
lenburg genähert, und dasselbe durch 8. Ca=
nonen und 2. Mörsern zur Uebergabe
ge=
nöhtiget hätte; sie haben darinnen alle
Equi=
page vom Scheitherischen Corps erbeutet,
und die Garnison, welche aus 25. Scheithe=
rischen und so viel Trimbachern bestanden,
zu Kriegs=gefangenen gemacht. Die
Bü=
ckeburger und Trimbacher, so zu Münster in
Garnison sind, wurden in der Nacht zum
Marsch commandiret, um 6. Uhr des
Mor=
gens waren erstere schon auf dem
Dom=
hof rangiret, die Trimbacher hingegen waren
um 10. Uhr auf dem Ort ihrer Bestimmung
noch nicht versammelt, daher jene dieser
war=
ten musten Man sagt, daß die Franzosen
zur Bedeckung ihres Rückzugs 3000. Mann
stark seren, die ihnen schon die gemachte
Beu=
te versichern werden.
Obwol man sich die gröste Hofnung
mach=
te, den Waffen=stillstand zwischen den
krie=
genden Mächten publicirt zu hören, so hat
der Commandant mit mehrerem Eifer an
den Festungs=werkern zu arbeiten anfangen
lassen. Ein gleiches g=schiehet zu Lippstadt
und Hamen; diese Nachrichten wollen
da=
bey versichern, daß es bey den Armeen
un=
ter scharfer Strafe verboten seye, nicht mehr
vom Frieden zu reden.
Der Marquis von Conflans, welcher mit
seinem Corps aus der Grafschaft Berleburg
völlig abmarschiret, hat am 11. dieses
bey Schmalenberg im Chur=cöllnischen
Sauerland ein starkes Detaschement
Ha=
növerischer Trupen angegriffen, und davon,
ohne die Niedergesäbelte, 300. Mann zu
Kriegs=gefangenen gemacht, am 12. dieses
ist derselbe zu Bielstein eingetroffen, wohin
die nöhtige Lebens=mitteln müssen geliefert
werden. Man mutmasset, es werde von
Bielstein auf Attendorn marschiret, so viel
ist wenigstens gewiß, daß man allda
ange=
langen, für ankommende Trupen zu liefern,
und das dasige Raht=haus zum
Magazins=
haus eingerichtet habe. Die Hanooerische
Trupen haben die Roer bey Meschede und
weiter herunter bis Frinohl, Dinschede und
Rumbeck stark befetzet, aus den
vorherge=
henden Bewegungen will man schliessen, daß
es in wenig Tagen in diesen Gegenden
blu=
tige Köpfe absetzen solle.
Wien den 3. Novemb. 1762.
Sonntags den 31. Octob. Nachmittags
um 3. Uhr seynd beede Kaiserl. Kö=
nigl. Majestäten mit ihren Königl. Hohei=
ten denen Durchl. Erzherzogen Joseph und
Leopold in öffentlichem Staat zu St. Pe=
ter gefahren, und haben allda der von Sr.
Eminenz dem Hrn. Cardinal und Erzbischofen
gehaltenen Vesper, und hierauf zu der
jährlichen Danksagung für die A. 1679.
abgewendete Pest geführten Proceßion zu
der allerheiligsten Dreyfaltigkeits=saule auf
dem Graben, allda der Litaney, der
Pre=
dig, und dem Englischen Rosenkranz, folg=
lich in bemeldter Kirche dem letzten
See=
gen beygewohnet.
Montag den 1. Novemb. als am
Aller=
heiligen=fest, haben Vormittags Se. Ma=
jestät der Kaiser mit Jhren Königl. Hohei=
ten denen Durchl. Erzherzogen Joseph und
Leopold, dem feyerlichen Toison=amt in
der grossen Hof=kapelle beygewohnet. Es
seynd auch diesen Vormittag die Herren
Bot=
schafter und der hohe Adel in Gala bey Hof
erschienen, und haben bey Jhrer Kön. Ho=
heit der Durchl. Erzherzogin Antonia
we=
gen Dero eingefallenen Geburts=tag, ihre
Glückwünschungen abgelegt; dann Abends
um 6. Uhr haben beede Kaiserl. Majestä=
ten mit Jhren Königl. Hoheiten denen
äl=
teren Durchl. Herrschaften der Vigil, und
Gestern, als am Aller Seelen=tag, Vor=
mittags dem GOttes=dienst für die
Ver=
storbene bey denen P. P. Augustinern
bey=
gewohnet.
Lista deren Verstorbenen zu Wien
in=und vor der Stadt.
Den 29. Octob.
Jn der Stadt.
- Joh. Thaller, gew. Burgel, Häring., in s. H. im
tief. Grab., alt 80. J. - Dem Franz Fechter, Sesseltrag.=rotmeist., s. K.
Francisca, im Felbermayris. H. in der Singer=
stras., alt 6. v. J. - Dem Hrn Valent. Henkl, Hoch=fürstl. Erz=bi=
schöfl. Grund=buchs=gegenhandl., s. S. Franz
Mich., beym rot Kreutz in der Schulerstr., 3. J.
Vor der Stadt.
- Dem Jacob Kaiser, Juvalid., s. K. Anna, beyn 3.
Lauf. am Neubau, alt 5. J. - Joh. Einzinger, Holzescheib., im Lipsis. H. in der
Rossau, alt 62. J. - Franz Fessel, Stockadorer ges., beym gold. Mond=
schein bey Maria hülf, alt 33. J. - Dem Mich. Anthofer, Taglöhn, s. K. Anna
Ma=
ria, beym Rädel im Liechtenth., alt 4. J. - Dem Jos. Pfeiffer, Taglöhn., s. K. Joh. Mich.
im Montecucolis. Gart. in der Leopoldst., 2. J. - Summa 8. Person., darunter 5. Kind,
Den 30. Gctob.
Jn der Stadt.
- Hr. Leop. Glocken, N. Oe. Landschafts buchhalt.
rait=offic, im Kriegleris. H. am Hof, 62. J. - Hr. Georg Moratelli, gem. Stadtmaut einnehm.
am neuen Thor, alda im Maut=H., alt 67. J. - Dem Adam Reichel, Ordinanz=trag, vom
Stadt=
comimendant, s. K. Jos., im alt. Pulser=thurn
auf der Schotten bastey, alt 5. J.
Vor der Stadt.
- Ant. Kurzweil, Burgerl. Groß=uhrmach, bey dem
gold. Pelican bey St. Ulrich, alt 61. J. - Joh. Hufschmid, gew. K. K. Proviant. wagen meist.
beym gr. Eleph. in der Leopoldst, alt 76. J. - Dem Thom. Fetscher, Riemern, s. W. Cathar.,
beym wild. Mann auf der Laimgr., alt 40. J. - Anna Maria Haselmillnerin, ledig, im Wipflis. H.
auf der Landstr., alt 24. J. - Mart. Raht, Fuhr kn., beyn 2. weis. Taub. auf der
neuen Wied., alt 48. J. - Phil. Reumayr, Kutsch., beym schön. Gart. auf
der Wied. an der Wien, alt 46. J. - Dem Math. Parzer, Taglöhn., s. K. Magdal., im
Mahleris. H. am Hundsth., alt 4. J. - Dem Jacob Schütz, Taglöhn., s. K. Theres., beym
rot. Kreutz auf der Wied., alt 2. J. - Summa 11. Pers., darunter 3. Kind.
Dell 31. Oetob. Jn der Stadt.
- Der Wol=edel=geb. Fr. Maria Franrisca Edle, von
Ghelen, Wittwe, dero Frle. T. Francisea, im
neuen Michaeler=H. am Kohlm., alt 20. J. - Hr. Leop. Schilling, K. K. Arcier, im alt. Wagne=
ris. H. auf der Fischer=stieg., alt 51. J. - Dem Franz Liuzberger, Burgerl. Goldschm., s. K.
Susan., beym gold. A. B. C. in der Himmel=
pfort=gas., alt 1. J.
Vor der Stadt.
- Rosal. Schäfferin, Burgerl. Wittwe, in ihrem H.
auf der Wendelst., alt 72. J. J. - Fraucisca Huberin, Wittwe, beym gold. Adl. am
Neubau, alt 59. J. - Dem Franz Pet. Zeiner, Burgerl. Lang=messerschm.
s. K. Franz, beym gr. Jäg. in der Leopoldst., alt
6. v. J. - Casp. Welzl, Herrschaftl. Vorreit., im Arcieris. H.
in der Währinger=gas., alt 26. J. - Summa 7. Pers., darunter 2. Kind.
Den 4. und 8 Novemb. und folgende Täg
wird in der kleinen Himmelport=gassen in dem
Kayßerischen Haus im ersten Stock etliche zuruck
gebliebene Antheil Tokayer=wein und Edenburger
Ausbruch, wie auch Bouteillen=weis, Vormittag
von 9. bis 12. Nachmittag aber von 3. bis 6. Uhr
verkaufet werden.
Bey Friedrich Bernhardi auf dem obern
Jesui=
ter plätzl am Eck, dem gräfl. Collaltischen Haus
gegen über sind unter andern nachfolgende
Bü=
cher um beygesetzten Preis zu haben:
Lettre de Petersbourg au sujet de la derniere
Revolution, 8vo Francf. 1762. 9. kr.
Dictionnaire Apostolique à lusage de M. M.
les Curés des Villes & de la Campagne & de
tous ceux qui se destinent à la Chaire par
Mon-
targon, XIII. Tomes, gr. 8vo Paris 1755. 1758.
26. fl.
L'Egopte Ancienne ou Memoites historiques
& critiques sur les objets les plus importans de
lhistoire du grand Empire des Egyptiens, par
d'Orienv, II. Tomes, gr. 12mo Paris 1762. 2. fl.
24. kr.
Opuscules chymiques de Mr. Marggraf, II. To-
mes, gr. 12mo Paris 1761. 2. fl. 24. kr.
Oraison funebre de Belle-isle Marechal de
Frange, 4to Paris 1761. 1. fl.
Memoires de Misa Sidney Bidulph, traduits
de l'Anglois, III. Tomes, 8vo 1762. 3. fl. 30 kct.
Le Gentilhomme cultivareur ou Corps
com-
plet d'Agriculture traduit de l'Anglois de Mr.
Hale &c. III. Vol. avec fig. gr. 4to Paris 1762.
12. fl.
Abrege chronologique de l'histoire de Flandte,
par Pan Roncke, 8vo 1761. 2. fl.
Zumalen die auf den 9ten dies kund ge
machte Ziehung der errichteten Brüßler=Ma=
liner=und Antwerper-spitzen=lotterie, zwar
fest gesetzet, jedoch wegen nicht genugsam hindann
gebrachten Los=jettuln abgehalten worden
als wird männiglich anmit erinneret, daß diese
Ziehung mittels Bewilligung einer Hochlöbl. N.
Oe. Landesfürstl. Regierung auf den 9. künftigen
Monats Novemb. dies lauffenden Jahrs fruh um
8. Uhr prolongiret, und in der bereits denominirt
sogenannten Mehl=gruben auf die allschon
be=
kannt gemachte Art und Weis ganz
zuverläß=
lich gezogen werden wird.
Bey Hrn. Melchior Spöttl, Burgerl. Handels=
mann, in seinem Gewürz=gewölb auf dem
Kohl=
markt bey dem grünen Fässel ist abermalen der
aller=
beste Hungarische Oedenburger ausbruch=wermut
zu haben, die Maaß pr. 36 kr.
Bey Johann Micharl Pöckh, Burgerl. Han=
dels=mann in seinem Spererey=handlungs=ge
wölb bey dem weissen Rößl am hohen Markt ist
mehrmalen ein exira ant und gerechter
Hunga=
rischer Ausbruch=wermut angekommen, und wird
die Maaß für 36. kr. verkaufet.
Von der Rönz Kais. Kön. N. Oe. Regierung
wegen wird mit gegenwärtig offenem Ediet dem
Ferdinaud Schild und Rosina Schildin, als
An=
na Maria Himmerlischen ab intestato
succedi-
renden Mit=erben, wie auch denen übrigen
An=
na Maria Himmerlischen ab intestato
succedi-
renden Miterben, benanntlichen Johann Michaul
Himmerl, Eva Catharina Esterkin, geb. Him=
merlin, dann Maria Rosalia Himmerlin, allen=
falls derenselben Erben, Ceßionarien, oder sonst
Theilnehmenden hiemit kund und zu wissen
ge=
machet: Es habe hier Orts Florian Perdacher,
J. U. D. als Kais. Kön. N. Oe. Fisci adjunctus,
und Vertretter des allerhöchsten Kaiserl. Königl.
Aerarii wider gleich erwehnt=sammentliche Anna
Maria Himmerlische ab intestato succedirende
Erben geziemend vorstellig gemachet; Rachdeme
über weil. Anna Maria Himmerlin
ruckgebliebe-
ne Verlassenschaft unterm 3. Junii 1755. der
Ab=
handlungs=relations ausschlag unter anderen
da=
hen geschöpfet worden, daß der auf die Anna
Ma=
rig Himmerlische Mit erben kommende Erbs=an=
theil pr. 257. fl. 9. ein halber kr. zu Regierungs
Handen erieget werden solle, so seye auch gleich
gedachter Erlag pr. 257. fl. 9 ein halben kr unterm
20 Augufli 1755. von denen anwesend
Himmer=
lischen Mit=erben bewerkstelliget, sohin dieses
Quantum als deren Schildischen Pupillen
gericht=
lich verordneren Curatoris laut fürzuhalten von
21. und respective 27. May 1757 in Gemeiner
Stadt Wien Ober=cammer=amt ad fructificandum
angeleget, und die diesfällige auf den Oelßner lau=
tende Ober cammer=amts=obligation pr. 250. fl.
dann das übrig gebliebene baare Geld pr. 7. fl.
9 ein halben kr. zu Regierungs Handen
depofiti=
ret, hierüber aber unterm 17 Jannarii 1756. per
Edictum ad valvas, und durch die offene Zeitung
kund gemacht worben, daß der Ferdinand Schild
und die Rosina Schildin, oder derenselben
ruckge=
bliebene Erben sich innerhalb 1. Jahr, 6. Wochen
und 3. Tägen alsogewiß zu dem erwehnten
Erbs=
antheil legitimiren, wie im widrigen nach
Ver=
streichung dieses Termins vorbesagt=depositirtes
Quantum denen übrigen Anna Maria
Himmer=
lischen ab intestato succedirenden und Erbs=erklär=
ten Erben auf Anlangen ohne Anstand verabfolget
werden solle; Gleichwie nun aber zu sothanen
Verlassenschafts=geldern sich nach so langer Zeit
weder ein noch der andere Theil bishero gemeldet
habe, folgsam ob=erwehnt=depositirtes Quanzum,
als Erb=los anzusehen, und dem Allerhöchst=Kai=
serl. Königl. Ærario anheim gefallen wäre; Als
wäre es erforderlich, daß ihme solches
Verlassen=
schafts quantum summi Ærarii Nomine ex
De-
positis ausgefolget, und zu dem Ende das
gewön=
liche Ediet auf 1. Jahr, 6. Wochen und 3. Täge
dahin ausgefertiget werde daß die Eva Rosina
Schildische Erben, Ferdinand Schild und Rofina
Schildin, oder derenselben Erben und respective
die übrige Anna Maria Himmerlische ab
intesta-
to suceedirende Erben sich binnen dieser Zeit zu
vorberührten Erbs antheil alsogewiß leaitimiren,
als im widrigen nach Verstreichung dieses
Ter=
mins denenselben das ewige Stilischweinen
aufer=
leget, und obbemelt=bebositirtes Quamum pr.
257. fl. 9. ein halben kr. ihme summi Ærarii
No-
mine gegen Quittung obue weiteren ausgefolget
werden solle. Bate dannenbero um Ausfertigung
sothanen Valval=ediets. Wann nun in dieses
des Supplicantens Begehren, jedoch nur unter der
gleich nachstehenden Clauful gewilliget worden ist=
Als wird ihme Ferdirand Schild und Rosina
Schildin, als Himmerlischen Erbs=interessenten,
dann denen übrigen gleich Eingans=benannten
An=
na Maria Himmerlischen ab intestato
fuccediten=
den Mit erben, allenfalls derenselben
ruckgebliebe=
nen Erben, Ceßionarien, oder sonst Theil=nehmen=
den ihres unwissenden Aufenthakts=halber durch
gegenwärtiges Ediet aubefohlen, daß sie von Zeit
der Affigirung sothanen Ediets binnen 1. Jahr,
6. Wochen und 3. Tägen, entweder selbst
persön=
lich, oder durch genugsam Bevollmächtigte
also=
gewiß zu oberwehnt=in Deposito befindlischen
Erb=
antheil pr. 257 fl. 9. ein halben kr. sich bey
Regie=
rung behörig legitimiren, wie in widrigen nach
Verfliessung dieses Termins oft berührt=bepositir=
tes Quantum samt dem mittlerweil abgefallenen
Jnteressario als ein Erb=loses Gut dem K. K. N.
De. Fisci Adjuncto als Vertrettern des Allerhöchst=
K. K. Krarii eingeantwortet werden solle.
Num. 88. Mittwochs=anhang den 3. Novemb. 1762.
Gedruckt in dem Kaiserl. Königl privilegirten Zeitungs=verlag, und
eler=haus, mit von Ohelischen
Buchdruckerey im neuen?
Schriften.
Petersburg vom 12. Sche
Die Kaiserin ließ dieser Tagen dem
— nigl. Pohlnischen Residenten am
hie=
sigen Hof Herrn Prasse eine Note folgenden
en:
Da Jhre Kaiserl. Majestät von allen
Reussen der beklagenswürdige Zastand, wor=
innen die Chur=lande des Königs von
Poh=
len sich befinden, ganz ungemein zu
Gemü=
te dringet, und durch die von dem Herrn
Residenten Allerhöchst Jhro davon
ertheil=
te vetrübte Nachricht auf das lebhafteste
gerühret werden, also sind Jhre Majestät
fest entschlossen, bey der Kaiserin Königin
und des Königs von Preussen Majestäten
nicht allein durch die an Jhrem Hof
stehen=
de Ministers von diesen Mächten, sondern
auch durch Jhre eigene Ministers zu Wien
und Berlin die unverzügliche
nachdrücksam=
sten Vorstellungen dahin thun zu lassen, um
beyde Cronen zu vermögen, daß idre
Ar=
meen bis zu einem allgemeinen Frieden nicht
nur aus den Sächsischen Staaten gezogen,
sondern auch die Churfürstl. Residenz, und
alle davon abhangende Lande geräumet,
sofort Se. Majestät, der König von Pohlen
in den völligen Genuß alles desjenigen, was
Jhm als Churfürsten von Sachsen zugehöret,
wieder eingesetzet werde. Man wird von der
andern Seite beyden im Krieg noch begriffene
Mächten, die genugsame Versicherung geben,
daß die Gränzen beyderseitiger resp. Oester=
reich und Preußischen Staaten von Seiten
Sachsens, und der zugehörigen Landen
nicht beunruhiget, ja, daß das
Sachsen=
land mit Sächsischen Trupen, jedoch
derge=
stalt besetzet werden solle, daß ihre Anzahl we=
der der einen noch der andern im Krieg
ver=
wickelten Macht Verdacht und Eifersucht
er=
wecken könne, und wenn diese Einrichtung
genehmiget wird, so sind Jhre Kaiserl. Ma=
jestät geneigt, im erforderlichen Fall die
Garantie darüber zu leisten
Gegenwärtige Erklärung wird von dem
Herrn Residenten als eine Antwort auf sein
letzthin eingegebenes Pro=memoria
zugestel=
let, wornach er seinem Hof die aufrichtige
Gesinnungen Jhrer Kaiserl. Majestät in
ei=
ner dem König, seinem Herrn, so
angelege=
nen Sache zu wissen thun kan. St. Peters=
burg den 19. August. 1762.
Jn Gefolg dieser Erklärung ließ die
Kai=
serin Jhren Ministern an den Höfen zu
Wien und Berlin zu dieser Unterhandlung
die nöhtige Jnstructionen zufertigen; was
nun die kriegführende Mächte diesfals
be=
schliessen werden, stehet zu erwarten.
Petersburg vom 21. September.
Nach dem Tod Kaisers Peter des Dritten
nahm der König von Dännemark unter dem
Titel als Mit=regent, während der
Minder=
jährigkeit des Groß=fürstens, Besitz von Kiel,
und that zu gleicher Zeit Jhrer Majestät der
Kaiserin in einem Schreiben hievon die
Er=
öfnung, mit dem Anhange: daß der König
von Schweden, dem, als nächsten
Verwand=
ten, die Mit=regentenschaf zustehet, Jhme
solches Recht in einem geheimen Artickel des
im May=monat 1750. durch Vermittelung
von Frankreich geschlossenen Tractats
abge=
tretten habe. Ferner füget der Dänische
Hof noch hinzu: Die Kaiserin werde
Zwei=
fels ohne nicht mißbilligen, daß mon sich
dies=
diesfals denen deutschen Reichs=gesetzen
so=
wol, als denen Pactis Conventis des Hauses
Hollstein gemäß verhalte, welchemnach eine
Frau allein, ohne einen Mit=regenten zur
Seite zu haben, die Landes=regierung nicht
verwalten könne. Nach solcher Erklärung
folgen die freundfaftlichste Versicherungen:
wie Sr. Dänische Majestät Willens=mei=
nung keineswegs seye, etwas ohne völlige
Einstimmung des Rußischen Hofes zu thun,
sondern vielmehr blosserdinges nach denen
Maas=regeln, welche letzterer zu nehmen
belieben würde, sich vollkommen zu richten.
Aus der Antwort, welche der Kaiserliche
Staats=raht darauf ertheilet, ist klar, und
es liegt auch sonst schon zu Tage, daß man
die von Schweden auf solchem Fall
besche=
hene Abtrettung zu erkennen nicht geneigt
und folglich schwer zu hoffen ist, daß die
Kai=
serin von ihrer gethanen Wahl des Herzogs
Georg von Hollstein zum Administrator, abste=
hen werde. Dieser Zwiespalt wird aller
Wahr=
scheinlichkeit nach, Anlaß zu einer schweren
Unterhandlung zwischen beyden Höfen geben.
Wir Joseph Anton Bellesini, Jhro Kais. Kön.
Apoßvi. Rajest. Stadt=und Land=richter in
Dero Haupt=und Resibenz=stadt Wien, dann
N. und N. die gesammte Beysitzere des Kais.
Königl. Stadt=und Land=gerichts allda thun
ne Kraft gegenwärtig offenen Ediets allen und
jeden, so daran gelegen, kund und zu wissen:
wasgestalten der Franz Schwarzenbach, behauster
Burger allhier, und gewester Brau=meister zu
Simmering wegen contrahirten Schulden=last
mit seinem Vermögen ad Cridam gebiehen, dahero
auch die Nohtwendigkeit erfordert, eine in
der=
gleichen Fällen gewöhnliche Cridä=convocation
den sammentlich sowol in=als etwan ausser
Lan-
des befindlichen Credits=partheyen des ernannten
Schwarzenbach anzuordnen, damit juxia
com-
peten es proritatis gradus die de jure & potis-
simum die consuern sine behörige Abhandlung
vorekehret werden möge; solchemnach dann wird
hiermit all und jeden des obgedachten Franz
Schwarzendach sowol in=als ausser Landes
be=
sin lichen Glaubigern zur beschehenden Anmeldung
ihrer habenden Sprüch und Anfordernugen eine
Tagsatzung pro Termino mo, 2do, & 3tio
per-
emproro deren gewöhnlichen 6. Wochen und 3.
Tägen von unten gesetztem dato an, und zwar
mit Einschliessung der ent wischen sallenden
Wein=
lös=ferien auf den 8ten des künftigen Monats
Novemb. fruhe um 8. Uhr auf dem Kais. Kön.
Stadt=gericht entweder in Person, oder durch
genugsam bevollmächtigte Gewalttragere also
ge=
wiß zu erscheinen bestimmet, als im widrigen
der Ausbleibende und sich in tempore præfixo
nicht angemeldete Prätendont oder Glaubiger mit
seinen Sprüchen weiter nicht mehr gehöret, son=
dern von des erholten Fran, Schwarzenbach
vor=
handener Habschaft und Vermögen völlig
aus=
geschlossen seyen, auch hieran nicht das
gering=
ste mehr cum onere perpetui silentii, zu forderen
noch zu suchen haben solle. Wornach sich dann ein
jeder zu richten und seinem juri zu invigiliren
wissen wird. Wien den 17. Sept 1762
Von des Hochfürstl. Erz=bistums Wien, als
Herrschaft über den Markt Neukirchen in
Stein=
feld wegen, allen und jeden, denen daran gelegen,
hiemtt anzufügen: demnach über beschehenen
Ankauf der gedachten Herrschaft Neunkirchen in
Steinfeld es unter andern dahin aukommet, daß
die darauf wegen denen Waisen=wehrungs=und
Depositen=gelder intabulirte Octava prätii der
Ordnung nach berechnet, und depuriret werde; zu
dem Ende aber zu wissen nöhtig, was für
Waisen=
wehrungs und Depositen=gelder etwa zu
Herr=
schafts Handen erleget, oder sonsten haftend
wor=
den, auch wer hierum einen Anspruch zu machen
hat; als wird hiemit durch gegenwärtig
öffentli=
ches Vaival=ediet eingangs gedachten, sowol
Pu=
pillen, als derenselben Gethaben und Vormündern,
auch sonsten männiglich, und zwar denen, so hier
Landes sich befinden, der peremtorische Termin
von 6. Wochen und 3. Tagen denjenigen aber,
welche ausser Land seynd, ein Jahr, 6. Wochen,
und 3. Tage von dem unten gesetzten Dato an
der=
gestalten zur Anmeidung bestimmet, daß sie sich in
erdeuter Zeit alss gewiß in der herrschaftlichen
Canzley des freyen Voigten=hofs zu Neunkirchen
anmelden, wie im widrigen nach Verstreichung
er=
wehnier Zeit=frist niemand, wer der auch wäre,
angehöret, sondern denen Ausbleibenden das
ewi=
ge Stillschweigen auferleget werden würde, Wor=
nach sich alle zu richten, und vor Schaden zu
hü=
ten wissen werden. Aetum Wien in der Erz=bi=
schöfl. Resibenz den 3. Novemb. 1762.
Es wird hiemit jedermänniglich kund und zu
wissen gemacht, welcher estalten den 20. künftigen
Monats Decemb. die vorhin Glattische, nunmeh=
ro Rabbitschische in der Joseph=stadt gelegene
Behausung nochmälen plus offerenti wird seil
ge=
boten werden; wer nun sothane Behausung
kauf=
lich an sich zu bringen gerenket, derselbe beliebe sich
an obbestimmtem Tag fruh um 8. Uhr bey einem
Löbl. Stadt=magistrat allhier anzumelden.
Extra-blat zu Num. 88. Mittwoch den 3. Novembris. 1762.
JOURNAL
Von der unter hohem Commando des Herrn F.
M. Grafens v. Daun Excellenz in Schlesien stehenden K. K.
Haupt=armee vom 20. bis inclusivè 26. Octob. 1762. aus dem
Haupt=quartier Ober=steine.
Den 20. enthielten die eingegangene Nachrichten, daß die
feindliche Trupen insgesamt annoch in denen anfänglich
bezogenen Cantonirungs=quartieren seyen, gleich dann auch
das in die Gegend von Gorlitz geruckte Schmetauische Corps
noch allda stehe.
Ubrigens hat ein diesseitig=nach Greiffenberg
ausgeschick=
tes Commando 5. Cuiraßiers von Bredow bey Liebenthal
zu Kriegs=gefangene gemacht, und 2. feindliche Brod=wägen
erbeutet.
Den 21. wurde lediglich durch einige angekommene
De=
serteurs hinterbracht, daß der Geueral Werner mit seinen
unterhabenden Trupen nach Ober=schlesien marschieren
wer=
de, um aldorten die Quartiers zu beziehen.
Den 22. lieffe der Raport zweyer vorgefallenen
Affai=
ren ein, welcher folgendermassen lautete:
Es liesse gestern der das feindliche Hortische Frey=regi=
ment commandirende Obrist=leutenant von Spitznas unsere
nur mit 1. Leutenant und 30. Croaten besetzten, und mit
1. Hauptmann, 1. Leutenant, und 60. Mann
unterstütz=
ten Posten zu Neu=bielan durch sein ganzes Regiment auf
das heftigste angreiffen, allein die ausserordentliche
Tapfer=
keit deren Augegriffenen ersetzte den Mangel der Anzahl so
vollkommen, daß mehr=berührtes Regiment, nachdeme sehr
viele davon, und unter anderen der angeregte Obrist=leute=
nant selbsten, vermög Aussage deren Deserteurs, auf dem
Platz geblieben, und noch mehrere verwundet worden, sich
in ziemlicher Unordnung zuruck ziehen muste.
Heute fruhe wurde der nämliche Posten abermal von
dem oft wiederholten Regiment unter Anführung des in
Com=
mando gefolgten Majors von Knobelsdorf mit vieler Hitze
angefallen, aber es gelunge dieser zweyte Versuch nicht
bes=
ser als der erste, und der Feind erlangte hierdurch nur eine
Vermehrung seines Verlustes.
Den 23. bemerkte man in der feindlichen Stellung
kei=
ne weitere Veränderung, als daß er seinen Posten auf dem
Tuschwälder=berg etwas verstärket, auch mehrere Canonen
allda aufgeführet hatte.
Den 24. ist gar nichts Neues beobachtet, wol aber
be=
stättiget worden, daß der König von Preussen sich noch
im=
merfort zu Peterswaldau befinde.
Den 25. und 26. wurde ebenfa lls nichts Verändertes
in Erfahrung gebracht.