Num. 60. Mittwoch den 28. Julii 1762.
Wienerisches DIARIUM.
Gedruckt in dem Kaiserl. Kön. privilegirten Zeitungs=verlag und
Buch=
druckerey im neuen Michaeler=haus mit von Ghelischen Schriften.
Warschau 18. Julii.
HEute paßirte ein von Petersburg
kom=
mender Garde=officier hierdurch, wel=
cher dem Hrn Generalen Czernischef
von der Rußischen Kaiserin den Befehl
über=
bringet, sein Corps sogleich von den
Preußi=
schen Trupen zu trennen.
Aus Thüringen 14. Julii.
Von Naumburg geben die Nachrichten,
daß man sich alda noch schmeichele, die
Preus=
sische Contridution werde zwar nicht leicht
nachgelassen, doch noch einige Zeit
nachge=
sehen werden, indem sich die Umstände,
nach den dermaligen Asperten, leicht wieder
ändern, und diese Stadt, wenn sie auch gern
wollte, die Kriegs=steuern nicht abtragen
lönte oder dörfte. Die hin und wieder in
verschie enen, Sächsischen Thüringischen
Ortschaften auf Ex=cution gelegene Preussen
sollen sich von da weg, und gegen Alten=
burg zusammen gezogen haben, weil der Hr.
Major Otto sich mit seinem Corps
wiede=
rum dasigen Gegenden nähert, und der Hr.
General=feld=marschall=leutenant v. Luzins=
ky weiter vorrucken solle. Es heist, daß
von dem Ottoischen Jäger=corps bereits
bis Kahla ein Commando sich eingefunden
habe. Sonst ist es in den Thüringischen
Gegenden dermalen ziemlich ruhig. Werber
und Marodeurs finden sich zwar hin und
wieder ein, es sind aber seit etlichen Tagen
verschiedene von beyderley Gattung von den
Sächstschen Jägern aufgehoben worden.
Waldeck 12. Julii.
Das befestigte Berg=schloß zu Waldeck
hatte seit zwey Jahren, unangesehen der
verschiedenen Attaquen, noch immer allen
Gefahren getrotzet; endlich wurde es zur
Ubergabe an die Königl. alliirte Trupen ge=
nöhtiget. Herr de Boys, der daselbstige
Königl. Französische Commandant, so sich
in verschiedenen Gelegenheiten, rühmlich
hervorgethan, capitulirte mit dem Königl.
Englischen General=leutenanten Hrn. Convey,
welcher mit einem Corps von 4. bis 5000.
Mann, 7. Canonen, 9. Mörsern und
Hau=
bitzen gegen das Schloß anrückte. Das
Feuer war zwey Tage lang eines der
lebhaf=
testen, und das Schloß ist gänzlich
ruini=
ret. Man vermutet, daß dem alleinigen
Mangel des Wassers die Ubergabe
beyzu=
messen seye; er zoge heute in der Frühe an
der Spitze seiner Besatzung aus, und nach
Marburg. Die Capitulation hat
folgen=
den Jnhalt:
Art. 1. Der Commandant des Schlosses
zu Waldeck wird sogleich ein Detaschement
deren Königl. Groß=brittannischen Trupen
einlassen, um von denen äusseren Werkern
des Schlosses Besitz zu nehmen.
Art. 2. der Staab sowol als die ganze
Garnison des Schlosses wird morgen mit
Gewehr und Waffen, Equipage und
klin=
gendem Spiel ausziehen, um sich nach
Mar=
burg zu begeben, und von da in Frankreich.
Die ganze Besatzung und der Staab wird
in Jahr und Tag, von dem Tag der
Capi=
tulation an zu rechnen, gegen Se. Königl.
Groß=brittannische Majestät, und dessen
Al=
liirten nicht dienen.
Art. 3. Der Commandant wird sogleich
alle Munition und Mund=vorrat, so in dem
Schloß vorrätig, überliefern, und ein
ge=
treues Verzeichniß aller der jenigen Effecten
übergeben, so seiner Allerchristlichsten
Ma=
jestät gehörig, anjetzo aber Seiner Königl.
Groß=brittannischen Majestät anheim fallen.
Art. 4. Die bleßirte und kranke
Solda=
ten sind in dieser Capirulation mit
einbe=
griffen, hingegen erstrecket sich dieselbe nicht
auf die Commis deren Vivres, Fourages,
Spitälern, Feldscherers, Kranken=warter ꝛc.
welche fürohin, wie jetzo in ihrer Qualität
dienen dürfen, nachdem sie vorhero die
Gar=
nison nach Marburg begleitet haben.
Man wird die nöhtige Wagen von dem
Lande verschaffen, um die Kranke und
Ba=
gage deren Herren Officiers zu
transporti=
ren: die Fuhren sollen, sobald möglich, zu=
ruck geschicket, und in allem Fall nicht
wei=
ter als nach Marburg mitgenommen werden.
Art. 5. Der Commandant wird ein
Ver=
zeichniß von jenen Effecten überliefern, so
Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Waldeck
zugehörig; sofort auch die Schulden, so von
der Garnison gemacht worden, mit Geld
oder Quittungen berichtiget; imgleichen wird
er Sorge tragen, daß die Schulden deren
Particuliers abgetragen werden.
Art. 6. Man will die Deserteurs, wann
man deren in der Garnison findet, und
die=
selbe von einem Officier erkannt werden,
ausliefern.
Boys,
Geschehen Waldeck den 11. Julii Abends
um 9. Uhr. Unterschrieben:
H. S. Convey, | Boys, |
General=leutenant Sr. | Commandant |
Königl. Groß=brit= | Sr. Allerchristl. |
tannischen Majest. | Majestät. |
Yhnsbruck 20. Julii.
Man höret noch in unseren Gegenden
nichts als von den grausamen Schäden
sprechen, welche die neuliche
Ueberschwem=
mung des Yhnthals verursachet hat/: auch
die kleineren Flüsse, die Vacca, Rofana, der
Piger, der Etzbach, die Mela und andere
ha=
ben sich ergossen: fast alle Brücken sind
weggerissen, und allein in dem Etzthal 60.
Häuser von dem Wasser weggenommen
wor=
den. Ein gleiches Schicksal hatten noch
andere Orte. Unsere Nachbaren die Bayern
und Schwaben werden uns wenig Dank
wissen, daß wir ihnen soviel Wasser zuge=
schi=
schicket haben: Die Jser hat ungemeinen
Schaden bis München zugerichtet, und der
Lech hat zu Füssen die Brücke mit sich
fort=
gerissen: Viel Menschen und noch mehr
Vieh sind in dieser allgemeinen
Waffer=
noht zu Grund gegangen.
Coesfeld 14. Julii.
Nachdeme das von denen Herren von
Viomenil und von Chapt commandirte
De=
taschement von der Avant=garde des Herrn
von Melfort von Rheene sich Meister
ge=
macht, alwo die Feinde verschiedene
Vorra=
te versammlet hatten, liesse der Prinz von
Conde den 6. dieses an den Herrn von
Vio=
menil den Befehl ergehen, mit seinem
un=
terhabenden Detaschement von dannen ab,
und an die Unterems zu marschieren, um
aldaselbsten alle nur immer entdecken
kön=
nende Vorrats=häuser zu verheeren. Der
Herr von Melfort bekame den Auftrag mit
dem Uberrest seiner Avant=garde von
Horts=
mare nacher Rheene abzugehen. Der
Mar=
quis von Levy rückte mit einer Jnfantevie,
und Reuter=brigade nacher Hortsmar ab,
um den Herrn v. Melfort aldaselbst
abzu=
lesen, weicher von Rheene bis Risenbeck
und Decklenburg vorrückte
Alle feindliche Magazine, so sich an der
Unterembs, und dem Hatze befanden
wurden zu Grund gerichtet, wobeynebst
man auch 2. Züge einer von 36. und der
an=
dere von 40. mit Korn beladener Wägen
erbeutete; der erstere wurde von dem
Frey=
herrn von Viomenil, zwischen Mepper und
Forstnove, und der zweyte von Chevalier
Viomenil zwischen Plantlune und
Jppen=
horn ausgehoben, zugleicher Zeit har man
in denen Grafschaften Tecklenburg und
Lin=
gen Conteibutionen ausgeschrieben, zu
de=
renlbesserer Versicherung aus Leer und
Qua=
ckenbrug Geisseln ausgehoben worden=
Diese verschiedene von dem Herrn von
Bixxx an der Unterems, und dem
Hatze zernichtete feindliche Magazins
wa=
ren an folgenden Ortschaften angeleget, als
nämlich zu Rheene, Meppen, Asselune,
Berghom, Landegg, Haren, Biel, Stein=
bil, Alem, Drop, Rhedde, Heyde, Halten,
Welge, und Wener, und der denen
Fein=
den zugefügte Schaden belauffet sich eigends
auf 62800. Säcke Korn, 46880. Säcke
Haber, und 400000. Rationen Heu, oh=
ne Einbegrif der zwey aufgehobenen
Trans=
port=zügen.
Alle Trupen haben den 13. wiederum
ihre vorige Stellung genommen, und ist
überhaupt bey dieser ganzen Unternehmung
kein Mann unserer Seits verlohren
ge=
gangen.
Auszug eines Schreibens aus dem
Lager bey Krumbach vom
17. Julii.
Seit etwelchen Tagen sind in dem
feind=
lichen Lager verschiedene Bewegungen
vor=
genommen worden. Gestern Morgens
zohen sie in ihr Lager von Hohenkirchen,
und Wilhelmthal zurück, und verbreiteten
ihren rechten Flügel an dem Bache von
Werkel bis eine Meile von Fritzlar, ihren
linken aber bis an den sogenannten
Wasser=
fall; einige von unsern Detaschementern
verfolgten bey dieser Gelegenheit ihre
Ar=
riere=garde, und bemächtigten sich, nach=
dem sie einige der Feinde zu Kriegs=gefan=
genen gemacht, des fahrenden Spitals den
Engländer. Der Herr von Chamboran,
Obrister über ein Hussaren=regiment
glei=
ches Namens, hatte einige Täge vorhero
die feindliche Bäckerey, nebst einer Pulver=
und Munitions=convoy, überfallen, und
gänzlich zerstreuet; er brache in dieser
Ab=
sicht mit 400. Pferden in den Gegenden
von Treysa auf, und langte nach einem
zurückgelegten Marsche von 30. Meilen zu
Warburg an, allwe der ganze Bäckerey=
vorraht sich befande, welchen er alsobald
in seine Gewalt bekame, alle Jnstrumenta,
und Karren zerschmeissen lassen, und 210.
Pferde mit sich zurück gebracht: er hätte
deren noch mehrere, allein wellen er
besorg=
te, sie möchten ihme auf dem Rückzug
be=
schwerlich fallen, liesse er vielen die
Fla=
xen abhauen. Die Garnison von
War=
burg bliebe bey dieser Vorfallenheit nicht
müßig, sie rückte aus, und wollte die
an=
gefallene Bäckerey vertheidigen, allein
be=
sagter Herr von Chamboran griffe dieselbe
mit solcher Lebhaftigkeit an, daß er sie
nicht nur allein zurück triebe, sondern auch
60. Mann, worunter sich ein Engländischer
Capitain, so die Commissairs=stelle
vertra=
te, sich befindet, zu Kriegs=gefangenen
gemacht.
Den 14. rückte ein Corps von dem
feind=
lichen Flügel gegen Homburg vor, und
ver=
drange den Hrn. von Guercht von denen
An=
höhen von Meisungen dergestalten, daß er
sich auf das rechte Ufer der Fulda zurück
zie=
hen müssen; Nachdeme aber dieser Herr
den 15. Morgens mit frischen Trupen
ver=
stärket worden, so bezohe er wiederum
sei=
ne vorige Stellung auf dem linken Ufer
dieses Strohms: allhier beunruhigten ihn
die Feinde neuerdingen, sie wurden alle
wiederum mit Verlust abgetrieben, und
gezwungen, bis über die Schwalin und
Eder zurück zu eilen. Man kan keine
schö=
nere und Regel=mäßigere Veranstaltungen
ausfindig machen, als diejenige waren,
so der Hr. von Guerchy bey allen diesen
Unternehmungen getroffen hatte. Die
stätshin anlangende Deserteurs sagen
ein=
hellig aus, daß der Hanöverische General
Scheell hiebey getödtet worden. Das
Haupt=quartier ist seit den 15. dieses
hie=
her verleget worden.
Leipzig 19. Julii.
Die jüngst aus Hamburg hier eingetrof=
fene Briefschaften enthtelten folgende
nä=
here Umstände von denen nunmehro allda
überhand genommenen Unruhen. Die
Königl. Dänischen Trupen hätten sich in
den prächtigen Gärten zu Ham und Horn
sehr wol seyn lassen. Vom 18. bis zum
20. wären von allen Enden der auf dem
Hamburger Berge, vor dem Damm=thore,
in der Vorstadt St. Jürgen, und in
an=
dern Gegenden des Hamburgischen
Terri=
torii wohnenden Einwohner, ja auch
vie=
ler von Altona ganz eilfertiges
Flüch=
ten in die Stadt kläglich und fürchterlich
anzusehen gewesen. Der Gottesdienst sey
den 20. unter Unruhe und Schröcken
abge=
halten worden. Besonders aber wird die
Bewegung des Pöbels gegen die Dänische
Werber folgender gestalt erzehlet: Den
20. gegen Abend nämlich um 7. Uhr
ent=
stund auf dem Zeughaus=markte unter dem
gemeinen Volke und denen Dänischen
Wer=
bern einige Unruhe, worauf aber sogleich
ein Detaschement dahin gesendet wurde, und
man postirte sowol vor als in und ausser
dem Altonaer=thore doppelte Wachten, und
an jedem Schlagbaum derer Thore stellte
man ebenmäßig 2. Mann von der Miliz.
Um 8. Uhr mochte es seyn, als sich einige
Handwerks=bursche dem Werbe=hause
nä=
herten, und mit dem daselbst befindlichen
Königl. Dänischen Husaren=officier in ein
Gespräch einliessen, und sich stellten, als
wenn sie Lust hätten, Dienste zu nehmen;
ehe man sichs aber versahe, ergrif einer
von denen Handwerks=burschen das
Dä=
nische Werbe=schild, worauf 3. Husaren
in völliger Montur gemahlt stunden, und
warf solches auf die Erde, da denn, sobald
dieses geschehen, viele tausend Menschen
im Augenblick vor dem Hause versammlet
waren, und da der Pöbel so zustürmte,
daß man um den Officier sowol, als um
die Nieberreissung des Werbe=hauses
be=
forgt wurde, sandte unser Herr
Commen=
dant sogleich 300. Mann Militz mit
gela=
denem Gewehr und aufgepflanztem
Bajo=
net, nebst 25. Dragonern, welche der
Wuth des Pöbels Einhalt thun sollten.
Diese drangen auch sogleich unter das Volk,
und waren so glücklich, es nach einigem
Widerstande zu zerstreuen, und nachdem
dieses geschehen, ward das Werbe=haus
mit 50. Mann Jnsanterie besetzet, und
das Andringen des Pöbels verbindert, auch
desselben Vorhaben auf diese Weise zernich
tet Um aber nicht noch mehreren Folgen
sich unterwürfig zu machen, und die noch
besorgliche Unruhen gänzlich zu hemmen;
so ward der Husaren=officier nebst seinen
Untergebenen unter einer starken Bedeckung
von hier bis nach Altona begleitet, und
hinter ihm ward sogleich das Thor
gesper=
ret, und aller Unfug wor nunmehro auf
einmal vorbey. Mittwochs, als den 23.
Junii, sey hierauf, nachdem dasjenige, was
Se. Königl. Majestät in Dännemark
ge=
fordert, bewilliget worden, von den
Kö=
nigl. Dänischen Trupen nichts mehr zu
se=
hen und zu hören gewesen.
Wien den 28. Julii 1762.
Montags den 26. Julii, als am St. Anna=
fest ware der gewöhnliche Gottesdienst
in der Schloß=kapelle zu Schönbrunn.
Die Herren Bottschafter, Gesandte, und
der Adel sind daselbst in Gala erschienen,
und haben bey Jhrer Königl. Hoheit, der
Durchl. Erz=herzogin Maria Anna ihre
Glück=wünschungs=complimenten
abgele=
get. Abends ist in dem daselbigen Theatro
ein Französisches neues Lustspiel
aufgefüh=
tet worden.
Seit dem vergangenen Mittwoch sind
hier verschiedene Curiers theils aus
War=
schau, theils aus Petersburg an den hiest=
gen Hof, und an einige Minister
auswärti=
ger Höfe hier angekommen, welche die
Nachricht, und ihre Bestättigung
mitbrach=
ten, daß der Rußische Kaiser den 9. dieses
Monats des Reiches entsetzet, und der
Kai=
serin Majestät mit allgemeiner Freude zur
Selbstherrscherin aller Reussen ausgeruffen
worden, auch die Regierung glücklich
an=
getrerten haben; wovon in Dero höchstem
Namen der hiesige Rußisch=Kaiferliche
Bot=
schafter Herr Fürst v. Galliczin die
freund=
schaftliche Eräfnung dem Kaiserl. Königl.
Hof alhier gemacht hat.
Den 7. laufenden Monats Julii ist
all=
hier die Ziehung der K. K. Lotterie vor sich
gegangen, und die Nri. 49. 39. 23. 28.
und 20. gehoben, den 21. aber besagten
Monats ist auch die Ziehung in der K. K.
Haupt=stadt Prag vorgenommen, und die
Nri. 86. 57. 38. 17. und 4. mit viel
be=
trächtlichen Ambl, Terni, und Estratti
ge=
hoben worden.
Den 7. künftigen Monats wird allhier
die weitere Ziehung geschehen.
Lista deren Verstorbenen zu Wien
in=und vor der Stadt.
Den 22. Julii. Jn der Stadt.
- Framz Furtmayr, Lehen=kutsch.=kn., bey dem bl.
Hecht. am hoh. Markt, alt 48. J.
Vor der Stadt.
- Dem Hrn. Ehristoph Mulser, gew. K. K. Andi=
tor=leuten., s. K. Jgnatz, beym gr. Thor in der
Josephst., alt 3. J. - Dem Christoph Horn, Burgerl. Sammet=mach.,
s. W. Gertr. in der Kienmayris. Fabrig auf der
Landstr., alt 56. J. - Dem Paul Ungleich, Burgerl. Bildb., s. K. The=
res, beym gold. Adl. bey Maria=hülf, 7. v. J. - Dem Joh. Weiß, Brief=trag., s. K. Theres., bey
der gpld. Schaal. in der Josephst., alt 5. J. - Elisab. Schornerin, Burgerl. Wittwe, in ihrem
H. in der Leopoldst., alt 76. J. - Dem Framz Bitterlich, Herrschaftl. Koch, s. K.
Jos., bey der gold Taub. in der Josephst, 1. J. - Summa 7. Person., darunter 4. Kind.
Den 25. Julii.
Jn der Stadt.
- Dem Hochedelg. Hrn. Joh. Bernh. Edlen v. Degel=
mann, K. K. Commercial=hof=raht, s. Fr. The=
res., geb v. Koller, und Nogy=Manya, im Fa=
bris. H. in der Wolzeil, alt 34. J. - Fr. Anna Magdal. Manßriederin, Wittwe, beym
Ang Gottes am Pet., alt 71. J. - Dem Hrn. Mich. Hausmann, Cancellist., s. Fr.
Helena, im Färberis. H. am alt. Fleischm. 46. J. - Dem Hrn. Leop. Schrötter, Jnstruet., s. K. Wil=
belmina, im Kaiseris. H. in der Himmel=pfort=
gaf., alt 5. v. J - Dem Joh. Huyatsch, K. K. Leib=lack., s. W. Anna,
im Jetzis. H. im Juden gäs., alt 20. J - Dem Ferd. Bock, Burgerl Bier leut=geb., s. K.
Theres., im Katzis. H. am alt. Fleischm., 5. v. J. - Dem Hrn. Carl Braun, Jngenieurn, s. K. Cathar.
beyn 3. Bind. in der Josephst., alt 3. J. - Dem Lor. Wagner, Hader=samml, s W. Sabina,
im Fuhrmannis H. oberm Neustift, alt 51. J. - Dem Christian Schaufler, Lack, s. K. Johanna,
beym gold. Bech bey St. Ulrich, alt 5. v. J. - Summa 9. Pers., darunter 4. Kind.
Den 24. Julii Jn der Stadt.
- Hr. Jos. Goldhann, Burgerl Eisen=handl., s. K.
Carl, im Spittel=H. in der Kärutnerstr., 5. J. - Cathar. Reybergerin, K. Kost=kind, beym rot. Sä=
bel im Färber=gäs., alt 3. J.
Vor der Stadt.
- Dem Jacob Kaiser, Burgerl. Schuhmach., s. W.
Margar., beyn 3. Herz. am Spitalb., alt 73. J. - Dem Joh. Neuhold, Schmalz=trag., s. W. Brigit.
im Mierlingeris. H. auf der Landstr., alt 44. J. - Barb. Rindtin, Wittwe, im Baron Penkleris. H.
auf der Landstr., alt 95. J. - Franz Flach, Wais, in U. L. Frauen=spit. am Renn,
weg, alt 7. J. - Dem Hrn. Jos. Rixner, Jngenieurn, s. K. Fridol.
beyn 3. gold. Taub. in der Josephst., 7 v. J. - Dem Math. Grim, Tischl., s. K. Cathar., beym
grün Adl. bey Maria hülf, alt 2. J. - Dem Jacob Auer, Roßwart., s. K. Lor., bey St.
Anna in der Rossan, alt 1. J. - Summa 9. Person, darunter 6. Kind.
Den 25. Julii. Jn der Stadt.
- Der Wol=edle Hr. Franz Ant. Huber, K. K. Mini=
sterial=banco=hof=derntat. cancell., im Severin=
huberis. H. auf der Sailerst., alt 40. J. - Cathar. Nocklerin, Burgerl. Wittwe, im
Garibol=
dis. H. in der Weihburg=gas, alt 63. J. - Barb. Angerin, ledig, beyn 3. Baum. in der
Kärnt=
rstr., alt 102. J. - Der Ehrw. Hr. Ferd. Ruprecht Alumn. im
Con=
viet bey St. Barb. am Dominicaner=platz, alt
23. J.
- Dem Joh. Christoph Kalleuberg, Kutsch., s. K. Joh.
Sigm., im Brennerif. H. in der gros. Dorothe=
gas., alt 2. J.
Vor der Stadt.
- Fr. Maria Eva Veiglin, Wittwe, bem grün. Adler
bey Maria=hülf, alt 75. J. - Ursula Grobetzkin, Wittwe, im Langheimis. H. in
der Alster=gas., alt 60. J. - Dem Jos. Angstwurm, Lust gart., s. K. Anna
Ma=
ria, im Hof=raht Bäckis. H. in der Alstey=gas.,
alt 6. J. - Dem Mich. Flaschel, Herrschaftl. Reit=kn, s. K.
Anna, im Tischleris. H. auf der Wied., 6. v. J. - Summa 9. Person., darunter 3. Kind.
Es wird jedermänniglich kund und zu wissen
gemacht, welchergestalten auf Verordnung eines
Löbl., Kaiserl. Königl. N. Oe. Vice domischen
Grund buchs die zu Penzing gelegen Gräfl. Jo=
seph Czoberische 5. Häuser, samt zugehörigen
Gär=
ten und verschiedenen überländ=Aeckern den 26.
künftigen Monats Augusti plus offerenti werden
verkauffet werden, wer nun sothane Häuser,
Gärten, und überländ=Grund=stücke käuflich an
zu bringen gesinnet ist, derselbe beliebe sich am
obbestimmten Tag fruhe um 9. Uhr zu Penzing
in bemelt=Gräfl. Czoberischen Hänsern, entweder
selbst persönlich, oder durch genugsam hierzu
Be=
vollmächtigte anzumelden.
Auf Verordnnug eines Löbl. Land=marschalli=
schen Gerichts werden den künftigen Freytag als
den 30. Julii verschiedene Effecten und Mobilien,
als goldene Degen, verschiedene reiche, gestickte,
bordirte, sammettene und tüchene Manns=kleider,
Wäsch, 2. Pferde und Wägen, Niederländer=spal=
lier auf 3. Zimmer, Luster, Canape, Sessel, Tisch,
Beht=gewand und ein grosser Service von
Porcel=
lain in Sr. K. K. Majest. Behausung in der
Wallnerstrassen in der Baron von Toussaitischen
Wohnung fruhe von 9. bis 12. und Nachmittag
von 3. bis 6. Uhr licitando verkauffet.
Den 6. Septembris dieß 1762sten Jahrs wird
das Johann Falkmeyrische zu Stadt Groß=En=
serstof liegende Lehenhaus, samt Haus=grund=
stücken, dann 22. Joch Aecker und andere
Zuge=
hörungen an den Meistbietenden licitando
ver=
kauffet werden; wer sodann hievon etwas
käuf=
lich an sich bringen will, kan sich an
obbemeld=
tem Tag fruh um 9. Uhr in dasiger Hochfürstl.
Freisingischen Herrschafts=canzley anmelden.
Auf Gerichtliche Verordnung wird das Gut
Wolfsdorf auf den 21. Augusti fruh um 8. Uhr
bey dem allhiesig Löbl. Land=marschallischen
Ge=
richt licitando pins offerenti et solventi
verkauf=
fet werden.
Von der Hochgräfl. Harrachischen Herrschaft
Rohrau amts=canzley wegen, wird jedermänniglich
kund und zu wissen gemacht, daß, nachdeme die
vorhin zu Licitiruna deren Rauchlanerischen
Ver=
lassenschafts corpo. 1, bestehend in 1. Ganzlehen
samt Fleischhacker=gewörb mit 28. ein Viertel Joch
Hausäckern, 2. Lust=holz, 1. Obst=und 2. Kraut=
garten; dann 1. Halblehen mit 14. ein Viertel
Joch Haus=äckern, 1. Lust=holz, 1. Obst=und 1.
Kraut=garten, 14. Achtel überländ=Weingarten,
10. Joch überländ=Aecker, 1. Holz öden, 3. Vier=
tel Joch Wisen, 1. Gras=garten, 1. überländ=Kel=
ler, 1761 ger Wein, Körner, Vieh=und
Wirtschafts=
fahrnussen, angeordnete Tagsatzung ihren Effect
nicht erreichtet hat, um wiederumen eine weitere
auf den 1. Septemb. 1762. anberaumet worden
seye. Es werden demnach diejenige, so hierumen
zu lieitiren gedenken, am gleich=besagten Tag
fruh um 9. Uhr zu Göttles=brunn in bemelt=Ma=
thias Rauchlahnerischen Ganzlehen=haus sich
ein=
zufinden haben.
Jn der neuen Kaiser=gassen auf der Wieden,
ist ein ruckwärts dem Baron Loprestischen
Gar=
ten belegenes grosses Haus, zur herrschaftlichen
Wohnung durchgehends meublirt, mit etlichen
20. Zimmern, einer Haus=capelle, und einem
darbey sich befindenden Billiard, nebst einem
gros=
sen Zier=und Baum=garten, Speiß=und
Wein=
keller, Kuchel, Holz=gewölb, Stallung auf 8.
Pferd, zweyen gesperrten Wagen=schupfen, und
darzu gehörigen Heu=und Haber=boden, alltäg=
lich zu verlassen; wer obbeschriebene Sommer-
und Winter=wohnung anzusehen, und zu
beste=
hen willens, beliebe sich auf der Kärntner=thor=
oder sogenannten Wasser=kunst-pastey ober dem
dasigen Schwiebogen im 2. Stock anzumelden.
Den 30. nächst=künftigen Monats Augusti fruh
um 8. Uhr wird die Freythoferische nächst
Wilfer=
storf gelegene sogenannte Steinabruck=mühl samt
Wirtshaus=grund=stücken, und übriger Zugehörde
bey dem Löbl. Landmarschallischen Gericht
offent=
lich ausgefeilet, sohin dem Meist=bietenden
ver=
kauffet werden.
Vermög zweyer unterm 8ten und 15ten Junii
gegenwärtigen Jahrs 1762. auf Anlangen des N.
Oe. Herrn Hof=und Cammer=procuratoris von
Hochlöbl. N. Oe. Regierung ausgefertigter
Amor=
tizations=edicten, haben sich alle und jede, wel=
che wegen deren auf die sogenannte annun zue
K. K. Nadlburger Fabriqne verwendete, Win=
kelmühl zu Lichtenwörth annoch realiter bey der
N. Oe. Land tafel für Gregori Handl unterm
11. Septembris 1726. angesetzter 3000. fl. und
für Mathäum Riß unterm 21. Junii 1668
für=
gemerkter 1750. fl. dann auf die Rubrie Alland
unterm 12ten Oetobris 1591. für Balthasar
Fürrath angeschätzter 403. fl 47. 1. halben kr.
und für der Maria Preinerin Erben unterm 9.
Augusti 1658. gleichfalls angesetzter 2000. fl. wei=
ters wegen auf das Scalvignonische Frey-haus
nächst der K. K. Burg unterm 10. Jänner 1710.
für Frau Jsabellam Rebecam Freyin von
Scal-
vignoni, geb. Freyin von Wellenstein
vorgemerk=
ter Ehe=pacten, idem unterm 18. Febr. 1728=
für Frau Mariam Annam Gräfin von
Waldero=
de fürgemerkt sich befindende 23000. fl. und
un=
term 4. Martii 1739. für Joseph Franz
Diet=
mayr J. U. D. cessionario noe. inhibirter 1000.
fl. desgleichen wegen auf die Herrschaft Hetzen.
dorf unterm 4ten Decembris 1590. für Georg
Sauer angesetzter 3054. fl. 46. 1. halben kr. für
Philipp Friener junterm 4. Julii 1592 itidem
angesetzter 1079. fl. 54. kr. für Lazarum Hemkhe
beenfalls unterm 26sten Martii 1604. angesetzter
1500. fl. und so auch unterm 11. Febr 1619.
für Abraham Salzmann angesetzter 1500 fl. end=
lichen wegen auf die Gühter Neuhaus, Arnstein
und Fahrafeld für Burgermeister und Raht der
Stadt Wien unterm 14. Novembris 1714. für=
gemerkter 4000. fl. einige Sprüch und Forderung
zu baben vermeinen, sich in Zeit eines Jahrs,
6. Wochen und 3. Tägen bey Hochgedacht
Hoch=
löbl. N. Oe. Regierung mit ihren etwa habenden
Legitimatious=documenten also gewiß melden,
als im widrigen nach Ausgang dieser Frist eines
Jahrs, 6. Wochen und 3. Tägen, all diese
Schuld=
posten 17 ipso für null und nichtig gehalten, und=
wegen Caßirung derenselben Fürmerkung das
Be=
nöhtigte an seine Behörde erlassen werden wird
Den 19. künftigen Monats Augusti Nachmittag
um 2. Uhr wird die zu Wäring ausser denen Linien
gelegene Rebellische Behausung samt Garten und
überländ=Grund=stücken bey Hrn. Johann Paul
Fellner, Bevollmächtigten des Löbl. Closter
Mi=
chael Bayrischen Grundbuchs licitando verkauffet
werden.
Von dem Löbl. Stift und Closter Heil. Creutz,
als Herrschaft Pfafsstätten wird hiemit
jedermän=
niglich kund und zu wissen gemacht: Es seye auf
das von dem Gräfl. Bathyanischen Judicio Deleg.
der Herrschaft Vischament eingelangte
Compaß=
schreiben in Licitirung der dem entwichenen
Jo=
hann Georg Peul angehörigen, diesem Stift
unter=
thänigen sogenannten Rohr=mühl, samt darzu
ge=
hörigen Haus=auch überländ=Grund stücken, wie
nicht minder von da aus inventirten Mobilien
und Effecten gewilliget worden. Wann nun zu
Vornehmung sothaner Licitation der 30. Augusti
fruhe um 9. Uhr zu Pfaffstätten nächst Baden in
aldasigem Herrschafts=hof zu erscheinen zur
Tag=
satzung bestimmet worden ist; Als werden all=
und jebe, so ermelte Mühl, Haus, und
überländ=
grund stucke, wie auch Mobilien und Effecten, als
Meist=bietende käufl. an sich zu bringen gedenken,
am obbestimmten Taa, Stund und Ort ad
tractan-
dum & concludendum zu erscheinen wissen.
Denen respeetive Herren Garten=liebhaberen
wird hiemit zu wissen gemacht, daß wiederum die
neuen Blumen=zwibel=catalogi von dem
be=
rühmten Blumisten, Herrn Johann und
Ma=
thias Kleiecker in Hamburg alhier angekommen,
worinnen alle Sorten derer schönst=und raresten
Zwibel=oder Kiel=gewächsen nach dero Namen
und Preis speeisicirer sind. Wem nun von
der=
gleichen raren Zwibel und Kiel=werk, wie auch
von besten Französischen hoch und nieder=stäm=
migen Obst=bäumen, ingleichen Taxis=pyrami=
den, Orangen, Lorbeer=und Myrrhen=bäumen,
auch allerhand frischen Garten samen und Pflan
zen, etwas beliebig seyn möchten, der wird bey
den Verlegern des Wieneeischen Diarii
obbesag=
ten Catalogum umsonst abholen zu lassen, sich
be=
lieben. Wann aber jemand nicht gerne adrittura
von denen Herren Klefeckern in Hamburg eine
Bestellung machen, so kan solches auch durch ihre
allhiesige Herren Correspondenten (welche bey den
Verlegern des Wienerischen Diarii zu erfragen
seynd) geschehen.
Kund und zu wissen wird hiemit jedekmänniglich
gemacht; demnach bey dem Löbl. Herzog
Arender=
gischen Jnfanterie regiment, seit Anfang dieses
Kriegs nachstehende Herren Officiers und
Stabs=
partheyen, beuanntlichen: Hr. Hauptmann von
Germar, und Auditor von Busch, die Herren
Ober=
leutenants von Niederkorn von Klobuschinsko,
von Braunsmandel, von Pelzenzweig; Hr. Fähn=
drich Baron von Silberberg, die Feldscheerers
Kü=
serl und Laudacher, der Regiments=fleischhacker
Weigel, theils verstorben, theils vor dem Feind
geblieben seynd, deren ruckgelassene
Verlassenschaf=
ten zwar der Ordnung nach abgehandlet worden,
dahingegen aber die diesfällige Erben bishero nicht
haben ausfindig gemacht werden können. Als wird
dem Publico zu dem Ende hiemit Nachricht
hie=
von ertheilet, damit sich diejenige, welche
allen=
falls an ein oder andere obbesagter
Verlassenschaf=
ten Ansrrüche zu haben glauben, sich mit denen
hierzu erforderlichen Legitimationen bey des Löbl.
Herzog Arenbergischen Regiments=gericht, entwe=
der selbsten, oder durch ihre Bevollmächtigte
bin=
nen 3 Monaten=frist, vom ersten Augusti
lauf=
nden Jahrs angerechnet, sub termino 1mo, 2do,
3tio & clausula præclusi alsogewiß melden, und
ihre Erb-forderungen erweißlich machen sollen,
wie im widrigen denen, welche sich fub dicto
ter-
minro nicht melden, oder behörig legitimiren, das
ewige Stillschweigen auferleget, und sie mit ihren
machenden Ansprüchen nicht mehr gehöret werden
würden. Sign. Feld lager bey Herschbach
un=
weit Dippoldiswalde in Sachsen 16. Julii 1762.
Bey dem Buchhändler Johann Paul Kraus,
nächst der K. K. Burg, dem nenen Comödienhaus
gegenüber, sind nachfolgende Bücher zu hab
Memoires de Mademoiselle de Monipensier
Fille de Gaston d'orleans, frere da Luis XIII.
Roi do France, 8. tomes, 12mo grand, Amster-
dum 1746. 9. fl.
Nouvelles exemplaires de Miehel de
Cervan-
tes Saavedra, autrur de Don Quichotte, tradu-
ction & edition nouvelie par Mr. l'Abbe S. Mar-
tin de Chassonville 2. tomes avec Figur 1 2mo
grand, Lausanne, 1759. 2. fl. 45. k.
La More d'Abel, Poéme en cing Chants, tra-
duit de l'Allemand de M. Gesner par M. Hu-
ber, 8vo Paris 1761. 1. fl.
Les Moeurs du Tems, Comédié en un Acte,
8vo Leiprig 1762. 17 kr.
Le Financier, Comedie en un Acte, 8vo
Leip-
2ig
2ig 1762. 17. kr.
Thesaurus Resolutionum tacræ
Congregatio-
nis Concilii. Tomus XXIV. 4to maj. Romæ,
1761. 1. fl. 37. kr.
Des Herrn v. Arvieux merkwürdige
Nachrich=
ten, worinnen sowol seine Reise nach
Constanti=
nopel, in Asien, Syrien, dem gelobten Land,
Egypten, und der Barbarey, als auch die
Be=
schaffenheit dieser Länder; die Religion, Sitten,
Gebräuche, und Handlung dieser Völker, nebst
der Regierungs=art und Begebenheiten ꝛc. 6.
Theile, 8vo Copenhagen, 4. fl. 30. kr.
Bey den Verlegern des Wienerischen Diarii
ist zu haben:
Kurzer Unterricht von der Fürtreflichkeit und
Nutzen des heiligsten Meß=opfers, samt der Weis
selben andächtigst beyzuwohnen, und die geistliche
Communion zu verrichten, wie auch den heiligen
Creutz=weeg zu besuchen, in Welscher Sprach
ver=
casset von P. Leonardo à Portu Mauritio, Fran
ciscaner, und berühmten Apostolischen
Missiona-
rio zu Rom. Nunmehro aber zu grösserem
Nu=
tzen von einem P. Frauciscaner, Oesterreichischer
Provinz in das Teutsche übersetzet. Gebunden
das Stuck pr. 14. kr.
Festum BB. septem Fundatorum Ordinis
Ser-
vorum B. M. V. pro Regnis &e Provinciis
subje-
ctis Dominio Serenissima Domus Austriacæ, das
Stück pr. 4. kr. Jtem die Reß das Stück pr.
3. kr.
Von inländischen gelehrten Sachen.
Discours historique sur ce qui Zest passe en
Europe depuis 8450. Jurquen 1500.
par le Pere Rerens de la Compagnie de Jesus.
Der h. w. P. Heinrich Kerens, vorma=
liger Lehrer der Historie, und jetziger Rector
des therestanischen Collegiums, hat sich in
diesem Werke, welches erst vor kurzem
all=
hier bey Georg Ludwig Schulzen im
Drucke erschienen ist, den Montesquieu
und den Boßuet zu Mustern gewählet. Daß
es schwer sey, ihnen nur von weiten zu
fol=
gen, gesteht er selbst, und wir glauben
so=
gar, daß es einem Ausländer, der in ihrer
Sprache schreiben will, unmöglich ist, wenn
er nicht, wie Hamilton und Müralt, von
Jugend auf zu Paris und in einer gewissen
Welt gelebt hat. Man hat sogar dem
grossen Poeten Rousseau, Schuld gegeben,
daß er sich in Absicht auf die Sprache in
den Niederlanden verdorben habe. Das
Beyspiel eines roßen Fürsten, der vor
einigen Jahren die Geschichte seines Hauses
beschrieben hat, beweiset, was wir sagen.
Ob er gleich eine ganze Academie witziger
Franzosen bey seinem Werke hatte zu Rath
ziehen können, so fanden sich doch eine für
die Größe desselben beträchtliche Anzahl.
Sprachfehler darinn, welche in dem
Mer-
cure de France angezeiget wurden. Es
würde uns leicht seyn, bey dem
gegenwär=
tigen ein gleiches zu thun, wenn unserer
Nation etwas daran gelegen wäre, daß
man zu Wien besser französisch als deutsch
schreibe. Aber dieses können wir nicht mit
Stillschweigen übergehen, daß unser Herr
Verfasser, welcher sich einer guten
Schreib=
art befleiset, sich an verschiedenen Orten
ge=
wisser Wendungen bedienet, die in keiner
Sprache richtig seyn können, und die Sache
undeutlich machen. Dörfen wir ein Bey=
spiel davon hier anführen? Bey Gelegen
heit der Ausrottung der Mohren in
Spa=
nien heißt es: Grenade dernier asyle de
leurs conquetes & devenuc le centre de
leurs galanteries, Der vernünftige Leser
kan freylich leicht errathen, daß nicht die von
den Unglaubigen ehedem eroberten
Provin=
zien, sondern die Mohren selbst es gewesen,
die sich in die Stadt Granada geflüchtet
ha=
ben, und daß Granada nach dem Verlust
dieser Länder nicht mehr der Mittelpunct
seyn konnte.
Jnzwischen sind wir weit entfernet, dem
Werke des Hrn. P. Rectors seine Verdienste
abzusprechen: wir halten es vielmehr für
nützlich, daß er seine historische
Betrachtun=
gen für diejenigen seiner Schüler hat drus
cken lassen, welche mehr französisch als
deutsch können; den andern Liebhabern der
Geschichte wird man vermuthlich mit einer
Uebersetzung zu dienen suchen. Wenigstens
wäre zu wünschen, daß nach dem
Fegenwär=
tigen schönen Beyspiele die Lehrart, welche
mehr auf den Geist, als den Körper der
Ge=
schichte stehet, bey uns allgemeiner würde,
und daß man endlich aufhörete, das
Gedächt=
nis auf Kosten des Verstandes zu üben. Die
Betrachtungen, welche wir hier ankündigen,
sind eigentlich eine Einleitung in die neuere
Geschichte, und haben den Zeitraum zwischen
1450. und 1500. zum Gegenstande. Die
Welt bekömmt in demselben eine ganz andere
Gestalt: man siehet eine allgemeine
Ver=
änderung in den Gemüthern der Menschen,
und in ihrer Art zu denken, in den
Regierungs=
verfassungen, in den Künsten, in den
Wissen=
schaften, in der Staatskunst, in der
Hand=
lung. Mit einem Worte, die Menschen
scheinen ganz neue Geschöpfe zu werden. Es
wird in diesen 50. Jahren der Grund zu
der Größe derjenigen Monarchien geleget,
welche noch heute bestehen. Es zeigen sich
in denselben schon die Quellen derjenigen
Veränderungen, worauf sich noch jetzo der
Landfriede und das allgemeine Staatsrecht
gründen. Ein Werk, das einen so wichtigen
Zeitraum zum Gegenstande hat, kan niemals
ohne Nutzen seyn: gleichwie auch dem
Hrn. Verfasser, wenn er es fortzusetzen
ge=
denket, in dem darauf folgenden
Jahrhunder=
te, der Stoff an merkwürdige
Staatsbegeben=
heiten und Veränderungen nicht fehlen wird.
Antonii Augustiui Arcbiep. Tarraconensit
de emendatione gratiani Dialogorum
Li-
dri II. Cum Stepb. Baluzii S Gerbardi
Ma-
strichtii notis. Curante M. Jos. Ant. de Rieg.
ger, caes. reg. acad. Roboret. Socio. Laber
prior Vindob. ipis Georg. Ludou, Schulzii,
tyogr, Kad, 1762, in 8vo.
Wie viel verdienet nicht der junge Hr. v.
Riegger Lob, daß er den Liebhabern der
geist=
lichen Rechtsgelehrsamkeit dieses vortrefliche
Werk eines der grösten Männer Spaniens
wieder in die Hände giebt, der mit seinen
Schriften eben so viel Beweise seiner
erha=
bensten Gaben des Geistes und Verstandes
hinterlassen hat. Der Jnhalt und Endzweck
dieses Werkes, besonders die Aehnlichkeit,
die der Hr. Herausgeber zwischen dem
Ver=
fasser, und unserm Hrn. Cardinalen
Erzbi=
schofen, in Ansehung ihres heiligen Berufes,
ihrer Würde, und Verdienste, ihrer
Denkens=
art, und ihres Eifers sowol für die Religion
als die Wissenschaften, gefunden hat, gaben
demselben Anlaß, die Ausgabe des ersten
Theiles dieses Werkes dem Namen Sr. hoch=
fürstl. Eminenz in einer sehr schönen und
nach=
drücklichen Zueignungsschrift zu widmen.
Wir finden darinn insonderheit die
Errich=
tung einer neuen Pflanzschule junger
Geistli=
chen allhier mit vielem Ruhme erwähnet.
Wer wird hierinn dem Redner nicht von
gan=
sem Herzen beystimmen?
Die bekannte voktrefliche Schrelbart des
grossen Rechtsgelehrten Ant. Augustin giebt
seinem Herausgeber Gelegenheit, in der
Vorrede von der Vorzüglichkeit und dem
nothwendigen Gebrauche einer reinen und
zierlichen Schreibart in der geistlichen
Rechts=
gelehrsamkeit ausführlich zu handeln, und
zu=
gleich seine eigene Stärke in derselben zu
zei=
gen. Er gestehet selbst, und wir müssen ihm
allerdings beystimmen, daß bey den
Franzo=
sen und Wälschen, ja selbst bey den Spaniern
kein Abgang an solchen Schriftstellern ist,
welche die Reinlichkeit in der lateinischen
Sprache mit einer gründlichen
Gelehrsam=
keit in den Kirchenrechten vereinbaret haben.
Bey den unserigen Canonisten aber siehet es
noch ziemlich rauch und scholastisch aus. We=
nigstens haben wir von den ältern niemand,
den wir desfalls jenen an die Seite setzen
könnten.
Zu Neapel ist vor zwey Jahren eine neue
Ausgabe dieser Gespräche des Ant. Augustin
in 2. Bänden, unter der Aufschrift von Paris,
erschienen. Allein dieses har unsern Hrn. v.
Riegger von der seinigen, welche mit des
Mastrichts gelehrten Anmerkungen begleitet
ist, und ihren Vorzug allzeit vor jener behaupten
wird, nicht abgehalten: er ist von diesem fremden
Beyspiele dazu nur mehr ermuntert worden. Von
dem Leben des Verfassers, welches der berühmte
Herr Gregor. Mayans in spanischer Sprache
1738. beschrieben hat, verspricht er uns in der
Fol=
ge eine lateinische Uebersetzung. Der gegenwärtige
erste Theil enthält folgendes: 1) Vorrede der er
sten pariser Ausgabe. 2) Stephans Baluze
weitläuftige, aber sehr gelehrte und losenswürdige
Vorrede zu seiner Ausgabe. Er ist zwar wegen
sei=
ner darinn angebrachten Lehre von dem Ursprunge
des jüngern geistlichen Rechtes, von einigen
eifri=
gen Verfechtern der römischen Grundsätze hart und
mit vieler Bitterkeit hergenommen worden: Jta=
lien allein aber kan die Frage nicht entscheiden. 3)
Folget das erste Buch von den Fehlern und
Verbes=
serungen der Sammlung, welche der Mönch
Gratianus im eilften Jahrhunderte von den
al=
ten Kirchencanonen gemacht hat. Dabey findet
man die baluzischen und mastrichtischen
Anmer=
gungen, nebst des Augustins eigenen Zusätzen.
Von GOttes Gnaden
Wir Catharina die Zweyte Kaiserin
und Selbstherrscherin aller Reussen ꝛc. ꝛc. ꝛc.
Thun hiemit allen Unsern getreuen Unterthanen sowol Geistlichen=als
Militar=und Civil=standes kund und zu wissen.
Unsere Gelangung auf den Rußisch=kaiserl. Thron ist ein Beweis der Wahrheit, daß
die Hand GOttes würke, wenn die Herzen der Menschen ohne Heucheley das Gute
auszuüben suchen. Es ist weder Unser Vorsatz, noch Wunsch jemalen gewesen, auf
eine solche Art zur Regierung zu gelangen, wie GOtt nach seinem allweisen Rahtschluß
be=
stimmet, daß wir den Rußischen Thron besteigen sollten.
Nachdem Unsere in GOtt ruhende allerdurchläuchtigste und geliebteste Muhme, die
Kaiserin Elisabeth Petrowna das Zeitliche mit dem Ewigen verwechselt hatten, hoften alle
wahre Söhne des Vatterlands, und nunmehro Unsere getreue Unterthanen, die durch den
Verlust ihrer treuesten Landes=mutter äufferst niedergeschlagen waren, wenigstens darinn
einigen Trost zu finden, daß fie durch den Gehorsam, den sie ihrem Neve, und von ihr
selbst ernannten Thron=folger leistey würden, ihre Erkenntlichkeit gegen Dieselbe würden
beweisen können. Man wurde zwar an ihm seine wenige Fähigkeit ein so grosses Reich zu
regieren bald gewahr, jedoch schmeichelte man sich mit der Hofnung, daß Er dieses selbst
erkennen würde, und man bewarb sich unterdessen um Unsere Landes=mütterliche Beyhülfe
in den Regierungs=geschäften. Da aber die unumschränkte Macht, wofern ste in einem
re=
gierenden Herrn nicht von der Menschen=liebe und andern löblichen Eigenschaften
ver=
gesellschaftet wird, ein Uebel ist, aus welchem unmittelbar viele unglückliche Folgen zu
ent=
springen pflegen; so ward auch, gleich nach der Thron=besteigung des gewesenen Kaisers
unser Vatterland in Forcht und Zittern gesetzet, indem es einen Herrn und Regenten über
sich sahe, der, ehe er noch angefangen, auf das Wol des ihme anvertraueten Reiches zu
denken, zu allerförderst sich befließ, allen seinen Leidenschaften auf eine gleichsam knechtische
Weise ein Genüge zu thun, und auch mit solchen Gesinnungen auf den Thron gestiegen war.
Schon als Großfürst und Erbnehmer des Rußischen Thrones fügte er seiner
Allerdurch=
leuchtigsten Muhme und Monarchin mancherley Herzeleid zu, und verursachte ihr viele
Sor=
gen und Bekümmernüß, wie solches unserem ganzen Hofe bekanmt ist. Er verstellte sich zwar
in seinem äußerlichen Betragen so viel ihm möglich war, da ihm noch einige Forcht für die
höchstseelige Monarchin zurück hielt; sahe aber im Herzen die Liebe, die sie als seine Bluts=freun=
din für ihn begte, als den äußersten Zwang und eine Selaverey an, und enthielt sich auch schon
damalen nicht, allen unseren getreuen Unterthanen öffentliche Merkmale seiner sträflichen
Un=
dankbarkeit, theils durch Verachtung ihrer Person selbst, theils durch seinen Haß gegen das
Vatterland blicken zu lassen: ja die Gefälligkeit für seine eigene Leidenschaften gieng endilch so
weit, daß er allen Wolstand und Würde des Thron=folgers von einem so grossen Reiche aus
den Augen setzte. Mit einem Worte, man sahe schon damalen in ihm sehr wenig Merkmale
von einer auch nur mittelmäßigen Ehrbegierde. Was war die Folge davon? kaum war er
versichert, daß seine Muhme und Wolthäterin sich ihrem Ende nähere; so hatte er schon ihr
Andenken aus seinem Herzen verbannet, ebe noch GOtt ihre Seele zu sich genommen hatte.
Jhren erblasten Körper würdigte er entweder gar keines Anblicks, oder wenn er bey
Gelegenhei=
ten, da das Ceremoniel seine Gegenwart erforderte, sich dessen nicht entziehen konte, sahe er ihren
Sarg mit freudigen Augen an, und stieß dabey allerley undankbare Reden aus. Ja es wäre
nicht einmal der Körper dieser grossen, und leutseligen Monarchin mit den gebührenden
Ehren=
bezeugungen zur Erde bestattet worden, wenn nicht das Band der Verwandschaft, wodurch
Wir mit ihrem Geblüte vereiniget worden, so wie Unsere zärtliche Zuneigungen für sie, und ihre
gegenseitige außerordentliche Liebe für Uns, diese Pflicht Uns auferleget hätte. Es dunkte ihn,
die höchste Gewalt, die er nunmehro als Monarch in Handen hatte, habe nicht ihren Ursprung
von GOtt, sey auch nicht zum Besten und Wol seiner Unterthanen eingesetzet, sondern
ungefäh=
rer Weise ihm zugefallen, um seine Begierden vergnügen zu können. Er vereinigte also seine
unumschränkte Macht mit seinen unüberlegten Trieben; um Neuerungen im Reiche zu machen,
so wie sie sein schwacher Geist zu Kränkung der Nation, nur ersinnen konte. Da er, wie man
deutlich gesehen, keine Spur der wahren Griechischen Religion (obwol er in derselben genugsam
unterrichtet worden) in seinem Herzen hegte, so versuchte er zu allerförderst den von Alters her
in Rußland eingeführten wahren Glauben durch seine unumschränkte Gewalt unter dem Volke
auszurotten, und entzog sich selbst dem Hause GOttes, bezeigte auch sonst nicht die geringste
Andacht: und wenn gewissenhafte Personen von seinen Unterthanen, die seine wenige
Ehrer=
bietung gegen die Heiligen, und seine Verachtung, oder vielmehr Verspottung, der
Kirchen=
gebräuche sahen, und dadurch geärgert wurden, sich erkühnten ihm solches mit aller Ehrforcht
vorzustellen, so entgiengen sie kaum den üblen Folgen, die bey einem eigensinnigen, ziegellosen,
und keinem menschlichen Gerichte unterworfenen Regenten allemal zu beförchten sind. End=
lich fienge er sogar an, auf die Zerstöhrung der Kirchen selbst zu sinnen, und hatte schon
würk=
lich den Befehl gegeben, einige derselben nieder zu reissen; vorher war aber schon denenjenigen,
die ihrer schwächlichen Gesundheit halber die öffentlichen Kirchen nicht besuchen konten, und
dennoch in ihren Häusern GOtt ihr Gebett darbringen wollten, ein für allemal von ihm
ver=
botten worden, keine Capelle in ihren Häusern zu halten. Also wolte er über rechtgla ubige
Christen herrschen, und suchte gleichwol die Forcht GOttes, die uns in der heiligen Schrift
als der Anfang der Weisheit angedeutet wird, bey denenselben zu erstücken.
Nächst dieser wenigen Liebe zu GOtt, und der Hindansetzung seines Gesätzes, trait
er auch alle natürliche, und weltliche Gesätze mit Füssen, indeme er den von GOtt Uns
verliehenen einigen Sohn, den Großfürsten Paul Petrowitsch, sogleich bey seiner
Gelan=
gung auf den Rußisch=kaiserlichen Thronsnicht zu seinem Nachfolger erklären wollte, son=
dern nach seinem Eigensinn einen Vorsatz in Herzen begte, der auf Unferen, und Unferes
Sohnes Untergang abziehlete; nämlich, entweder das von seiner Muhme auf ihn vererbte
Recht der Nachfolge übern Hauffen zu werfen, oder gar das Vatterland in fremde Hände zu
lieferen, ohne sich des Satzes in dem Natur=rechte zu erinneren, daß Niemand sein Recht
weiter ausdehnen könne, als er es selbst empfangen. Ob Wir nun gleich mit
bekümmer=
ten Herzen diese seine Absicht wahrnahmen, so vermuhteten Wir doch nicht, daß seine
Ver=
folgung wider Uns und Unseren geliebtesten Sohn sich in der That so weit, als geschehen,
erstrecken würde. Es bemerken aber alle Gewissenhafte, und nunmeho Unsere getreue
Un=
terthanen, daß sein wildes Bestreben Unseren, und Unsers Erben Untergang zu befördern
schon würklich auszubrechen anfieng. Die so edlen als frommen Herzen aller, bey denen
die Wolfahrt ihres Vatterlandes einen wahren Eindruck gemacht hatte, geriehten darüber
in die äusserste Unruhe, besonders da sie sahen, mit wie vieler Geduld Wir alle diese
Ver=
folgungen über Uns ergehen liessen. Sie warneten Uns in Geheim vielfältig, und mit allem
Eifer auf die Rettung Unsers Lebens bedacht zu seyn, und suchten Uns dadurch zu
Uberneh=
mung der Regierungs=last zu bewegen.
Jndessen da der Ausbruch des allgemeinen Unwillens wider ihn schon so zu sagen
un=
vermeidlich ware, unterließ er dennoch nicht das Reich mehr und mehr zu kränken, indeme
er alles dasjenige umkehrete, was der grosse Monarch und wahre Vatter seines Vatterlandes
Unser geliebtester Anher Kaiser Peter der Grosse Höchst=seeligen und unsterblichen Andenkens,
in Rußland eingeführet, und durch seinen unermüdeten Fleiß während seiner 30=jährigen
Regierung zu Stande gebracht hatte. Die Gesätze verloren ihre Kraft; die Gerichte und
ih=
re Geschäfte wurden verachtet; ja man wollte nicht einmal, daß ihrer erwehnet würde: die
Einkünfte des Reichs wurden zu unnützen, und noch dazu dem Lande schädlichen Ausgaben
verschwendet; nach einem blutigen Kriege rüstete man sich bereits zu einem neuen, der so
un=
zeitig, als dem wahren Vortheil des Rußischen Reichs wenig gemäß war. Gegen die
Garde=
regimenter, welche seinen geheiligten Vorgängern auf dem Throne allezeit mit der
vollkomme=
nesten Treue zugethan gewesen, faste er einen Haß, und fienge an bey denselben solche
uner=
trägliche Neuerungen einzuführen, die statt dem kriegerischen Mut zu erheben, vielmehr in
dem bekümmerten Herzen seiner mit allem Eifer für die Religion und das Vatterland
fechten=
den, und ihres Blutes nicht schonenden getreuen Unterthauen die schmerzhaftesten
Empfindun=
gen erregeten. Die Armee sonderte er durch seine neue Einrichtungen in lauter kleine
Hauf=
fen ab, so, daß es schien, als gehöreten sie nicht einem Herrn: woraus nichts anders hätte
erfolgen können, als daß einer den andern im Felde für seinen Gegner würde angesehen, und
ihn aufgerieben haben, Die Regimenter bekamen zu gleicher Zeit ein fremdes, und einige
darunter ein ganz verkehrtes Ansehen, statt des vormaligen, wo die Einförmigkeit auch
zu=
gleich der Grund der Einigkeit unter denselben war. Sein unabläßliches obwol
unüberleg=
tes Bemühen in dergleichen dem Reiche schädlichen Neuerungen machten zuletzt die
Gemüh=
ter der Rußischen Nation, und ihre Treue von den Giehorsam gegen ihn dergestalt abwendig,
daß kein einiger übrig blieb, der nicht mit lauict Stimme ohne älle Scheu und Erzittern
seine Unzufriedenheit über ihn bezeigte, und nichtzbereit war, an seiner Person selbst Rache
auszuüben. Doch das Göttliche Gebot, welchessin dem Herzen Unserer getreuen
Untertha=
nen wohnet, und sie in der Ehrforcht gegen ihre Obrigkeit erhält, hat es nicht zu einem
sol=
chen Unterfangen kommen lassen, sondern statt dessen ihnen die Hofnung eingeflösset, daß die
Hand GOttes ihn selbst treffen, und durch seinen Fall das bedrängte und niedergeschlagene
Volt wieder aufrichtenwerde.
Bey allen diesen der ganzen unbartheyischen Welt vorgelegten Umständen muste unser
Ge=
müht nohtwendig in der äussersten Unruhe schweben, da wir den Untergang des Vatterlandes
vor Augen sahen, und Wir selbst samt unserem geliebtesten Sohne, und angebohmen
Thron=
erben des Rußischen Reichs von dem Kaiserl. Hause gleichsam ausgeschlossen, und
verdrän=
get waren; so, daß auch bereits diejenigen, die Uns am eifrigsten zugethan waren, oder besser
zu sagen, die sich die wenigste Mühe gaben ihre Zunelgung zu Uns zu verbergen (denn unter
der ganzen Nation haben Wir keinen bemerkt, der Uns nicht wol gewollt, und sich nicht
bestre=
bet hätte, Uns von seiner Ergebenheit zu überzeigen) wenn sie dem Wohlstande gemäß Uns
als ihrer Kaiserin die schuldige Achtung erweisen wollten, in Gefahr stunden ihr Leben, oder
wenigstens ihr Glück zu verscherzen. Endlich nahm sein Bestreben zu Unseren Verderben
der=
gestalt zu, daß, wie ein wider Unsere Person von ihm abgezieltes Unternehmen unter dem
Vol=
ke ruchbar wurde, und er, der gewesene Kaiser das allgemeine Murren darüber, zu dem er
doch selbst die Ursach gegeben hatte, Uns zur Last legte, seine Anschläge wider Uns sich deun
lich offenbahrten, welche dahin giengen, Uns völlig zu vertilgen, und des Lebens zu berauben.
Da nun solches durch einige Unserer Getreuesten, die zu Rettung des Vatterlandes ihr eigenes
Leben in die Schanze schlugen, Uns auf das eiligste hinterbracht ward: so trugen Wir weiter
kein Bedenken in der festen Zuversicht auf den Beystand des Allerhöchsten Uns aller Gefahr so
muthig entgegen zu stellen, als Unser geliebtes Vatterland für seine Zuneigung gegen Uns von
Unserer Großmut nur verlangen konte. Nachdeme Wir also den allmächtigen GOtt um
sei=
nen Schutz angeflehet, und zu seiner Göttlichen Gerechtigkeit Unsere Zuflucht genommen
hat=
ten, entschlossen Wir Uns, entweder ein Opfer für das Vatterland zu werden, oder es von der
innerlichen Zerrittung zu erreuten, und ein grausames Blutz vergiessen von ihm abzuwenden.
Kaum hatten Wir auch durch das auf GOtt gesetzte Vertrauen Uns dazu ausgerüstet, und
Un=
sere Einwilligung deren von der Nation an Uns abgeordneten getreuen Unterthanen zu erkennen
gegeben, so sahen Wir bereits das allgemeine Verlangen, Uns mit Treue und Unterthänigkeit
zugethan zu seyn, welches auch alle und jede vom Geistlich=Militair=und Civil=stande durch
die willigste, und freudigste Eides=leistung bekräftiget.
Nach Unserer angebohrnen Menschen=liebe, und zärtlichen Vorsorge für Unsere
ge=
treue Unterthanen blieb Uns nun noch übrig, denen Entschliessungen vorzubeugen (zu welchem
dieser gewesene Regent unüberlegter Weise, und im Vertrauen auf die vermeinte Stärke seiner
Holsteinischen Trupen in Oranienbaum) alwo er damalen aus Liebe zu denselben, mit
Hind=
ausetzung der nohtwendigsten Reichs=geschäfte, seine Zeit im Müßigang zubrachte, hätte
schreiten, und dadurch ein Bluttvergiessen gegen sich erregen können, dem Unsere Garden, und
übrige Regimeuter aus Eifer für die Religion, für das Vatterland, für Uns, und Unsern
Sohn, sich auszusetzen bereit waren, Wir sahen es also als eine von GOtt Uns gegen
Unsere Unterthanen auferlegte Pflicht an, durch gute und heilsame Veranstaltungen, allem
diesen unverzüglich zuvorzukommen; und achdem wir Uns selbst an die Spitze der Garden,
des Artillerie=corps, und der übrigen zu selbiger Zeit in der Residenz anwesenden
Feld=
regimenter gestellet, brachen wir von Petersburg auf, um seine Absichten zu vereitlen, von
deme Wir bereits zuverläßig unterrichtet waren. Kaum aber waren Wir aus der Stadt
ge=
rücket, als er uns zwey Briefe nach einander zuschickte. Den ersten, worinnen er Uns
ersuchte, ihn nach Hollstein, als seinem Vatterlande, abzulassen, überbrachte Unser Vi=
ce=cantzler, der Fürst Gollizin, und den zweyten der General=major Michaila Jsmailow;
in diesem letzteren erbothe er sich freywillig seines Rechts auf die Crone sich zu begeben, und
verlangte weiter nicht über Rußland zu herrschen, sondern bat Uns nur, daß Wir ihn mit der
Elisabeth Woronzoff, und dem Gudowitsch nach Hollstein erlassen mögte. Beyde mit vielen
schmelchelhaften Ausdrücken angefüllte Briefe erhielten Wir einige Stunden, nachdem er
würk=
lich den Befehl gegeben hatte uns das Leben zu rehmen, welches Uns mit den kräftigsten
Be=
theurungen von denjenigen selbst hinterbarcht worden, denen diese Mordthat an Uns auszuüben
aufgetragen war.
Diese freywillige, und eigenhändige Aeusserungen gegen Uns hatten Wir zwar in
Hän=
den; er war aber noch im Stande mit seinen Hollsteinischen Trupen, und einigen bey ihm
befindlichen kleinen Commandos von den Feld=regimentern, sich wieder Uns zu rüsten, und
Uns manche Unserem Vatterlande nachtheilige Bedingungen abzuzwingen, zumalen er
verschie=
dene Persohnen Unseres Hofes von beyderley Geschlecht in seiner Gewalt hatte, deren
Unter=
gang Unserer Menschen=liebe niemahlen gestattet hätte; so, daß Wir Uns vielleicht würden
haben bewegen lassen, durch einen einzugehenden Vergleich, ein Theil des vergangenen Ubels
wieder hergestellet zu sehen, um nur die in seinen Händen befindliche Persohnen zu befreuen,
deren er sich, nach erhaltener Nachricht von denen, was zu Errettung des Vatterlandes
wi=
der ihn unternohmen worden, in dem Palast von Oranienbaum als Geiseln versicheret hatte.
Wir wurden diesserwegen von allen damahls bey Unserer Persohn gegenwärtigen getreuen
Unter=
thanen vornehmen Standes getrungen, an ihn zu schreiben, und ihm den Antrag zu thuen,
daß, wofern er würklich so, wie er sich geäussert, gesinnet wäre, er Uns eine freywillige,
und ungezwungene mit seiner eigenen Hand, und in der gehörigen Form geschriebene
End=
sagung des Rußisch=kaiserl. Thrones zur allgemeinen Beruhigung zusenden solte. Wir
fer=
tigten damit den General=major Jsmailoff an ihn ab, und erhielten in Folge desselben, als
eine Antwort, nachstehende Schrift von seiner eigenen Hand:
Während der kurzen Zeit meiner souverainen Beherrschung des Rußischen
Reichs habe ich in der That erfahren, daß meine Kräfte für eine solche Last und
Be=
schwerde nicht zu rechnen sind, und daß ich nicht im Stande bin, es seye auf was
Wei=
se es wolle, und noch viel weniger mit unumschränkter Gewalt das Rußische Reich zu
regieren. Jch habe auch selbst die Serrüttung des inneren Zustandes desselben
bemerkt, welche den Umsturz des Reichs würde nach sich gezogen, und mir
hinfolg=
lich zur ewigen Schande gereichet haben. Nachdeme ich es also bey mir wol überleget,
so erkläre ich hiemit ungezwungen dem ganzen Rußischen Reiche, und der ganzen Welt
auf das feyerlichste, daß ich der Regierung des Rußischen Reiches auf meine ganze
übrige Lebens=zeit entsage, und weder mitkunumschränkter Macht, noch sonst auf
ir=
gend eine Weise in meinem Leben über das Rußische Reich zu herrschen begehre, auch
niemalen durch irgend einen Beystand darnach trachten werde: welches mit reinem
Her=
zen, ohne Heuchlerey, vor GOtt, und der ganzen Welt durch einen Eid=schwur
be=
kräftige. Diese Entsagung habe ganz mit eigener Hand geschrieben, und
unterschrie=
ben, Den 29ten Junii 1762.
Peter. |
Auf diese Art haben Wir also GOtt Lob den Sonverainen Thron Unseres geliebten
Vatter=
landes ohne Blut=vergiessen bestiegen, wobey GOtt allein, und Unser Vatterland durch ihre
Er=
wählten Unsere Gehülfen gewesen. Wir verehren diese unerforschliche Führung GOttes, und
ver=
sicheren biemit allen Unseren getreuen Unterthanen auf das allergnädigste, daß Wir nicht
unter=
lassen werden, GOtt Tag und Nacht anzuflehen, damit er Uns helfen möge, den Scepter zu
Er=
haltung Unserer rechtglaubigen Kirche zu Befestigung und Vertheidigung Unseres geliebten
Vatter=
landes, zu Unterstützung der Gerechtigkeit, und zu Ausrottung aller Bosheiten, Ungerechtigkeiten
und Drangsale zu führen, und daß er Uns zu allen Guten Kraft und Stärke verleihen wolle.
Und gleichwie Unser wahrer und ungeheuchelter Vorsatz dahin gehet, in der That zu zeigen,
wie sehr Wir wünschen, die Liebe unseres Volkes zu verdienen, um dessentwillen Wir Uns auf den
Thron erhoben zu seyn erkennen: so geloben Wir auf das feyerlichste bey Unserem Kaiserl. Wort,
solche Anordnungen im Reiche zu machen, nach welchen die Regierung Unseres geliebten
Vatterlandes in ihrer Kraft und in den gehörigen Gränzen beständig erhalten, auch einem
jeden Departement im Reiche für alle Zeiten seine Schranken und Gesätze zu Beobachtung
der guten Ordnung in allen Dingen bestimmet werden können. Wir hoffen dadurch die
Grund=verfassung des Reiches, und Unserer Souverainen Macht, die durch das vergangene Unglück
einiger massen erschüttert worden, wieder zu versicheren; Die für ihr Vatterland treu und
redlich Gestunte aber aus ihrer bishörigen Kleinmütigkeit und Bedrängnüß heraug zu
reissen. Wir zweiflen auch nicht, es werden alle Unsere getreue Unterthanen zu ihren eigenen,
und des wahren Glaubens Besten den vor GOtt Uns geleisteten Eid heilig halten; So wie
Wir ihnen mit Unserer Allerhöchsten Kaiserlichen Gnad und Huld unveränderlich zugethan
ver=
bleiben.
Gegeben in St. Petersburg den 6. Julii 1762. |
Das Original ist von Jhro Kaiserl. Majestät eigenhändig also unterschrieben. |
L.S. Catharina |
Gedruckt zu St. Petersburg, beym Senat. |
Von GOttes Gnaden
Wir Catharina die Zweyte, Kaiserin,
und Selbstherrscherin aller Reussen ꝛc. ꝛc. ꝛc.
IN Unserem kurz=gefasten Manifeste vom 28. Junii st. v. 8. Julii n. ft.
sind die Ursachen angezeigt, die uns veranlasset haben, den Rußisch=
Kaiserl. Thron zu besteigen. Die ganze Welt wird schon daraus deutlich
erkannt haben, welchergestalt der Eifer für die wahre Religion, die
Lie=
be für unser Rußisches Vatterland, und nächst diesem das sehnliche
Ver=
langen aller Unser getreuen Unterthanen, Uns auf dem Throne zu sehen,
und durch Uns sowol von denen bereits über die schwebenden, als noch
zu beförchtenden weit grösseren Gefährlichkeiten errettet zu werden, der
einzige Bewegungs=grund dazu gewesen. Wir haben auch selbst Unser
Gewissen von der gerechten Furcht nicht befreyen können, daß, woferne
Wir nicht bey Zeiten das jenige unternommen hätten, was Uusere Pflicht
gegen GOtt, dessen Kirche, und heilige Religion von Uns erfordert, Wir solches
dermaleins vor seinem strengen Gerichte würden zu verantworten haben.
Der allmächtige GOtt, der uber die Königreiche der Menschen die höchste
Gewalt hat, und sie giebt, wem er will, hat Unseren gerechten und
from=
men Vorsatz durch den Erfolg dergestalt gesegnet, daß Wir Unseren Thron
als souveraine Beherrscherin bestiegen, und Unser Vatterland, ohne
eini=
ges Blut=vergiessen, aus allen vorerwehnten Gefährlichkeiten glücklich
er=
rettet haben; wie Wir denn auch das Vergnügen gehabt zu sehen, mit wie
vielen Regungen der zärtlichsten Zuneigung, Freude, und Erkenntlichkeit,
diese Göttliche Vorsorge für Uns von allen Unseren getreuen
Untertha=
nen aufgenommen worden, und mit welchem Eifer dieselben Uns den Eid
der Treue, von der Wir schon vorher vollkommen überzeugt gewesen, auf
das feyerlichste geleistet. Um also dem Allerhöchsten für den bey dieser
Un=
ternehmung geleisteten kräftigen Beystand, Unsere Dankbarkeit auch
da=
durch darzulegen, daß Wir zeigen, wie Wir das Reich nicht anders, als
von seiner Allmachts=vollen Hand empfangen haben; so sind Wir
ent=
schlossen, nach dem Exempel Unserer allerdurchläuchtigsten Vorgänger
auf dem Rußisch=Kais=Throne, wie nicht weniger nach dem Gebrauch der recht=
glaubigen Griechischen Kaiser und selbst der ältesten Könige des Volkes
Jsrael, so bey Empfahung des Reiches sich mit dem heiligen Oel salben
lassen, ohne weitern Verzug die heilige Salbung gleichfals zu empfangen,
und Uns die Crone aufzusetzen; welches Wir mit göttlicher Hülfe im
September=Monat dieses 1762. Jahres in Unserer Residenz=stadt Moscau
zu vollziehen gesonnen sind, und dahero in Unserem ganzen Reiche durch
ge=
druckte Manifeste kund zu thun, anbefohlen haben.
Das Original ist von Jhrer Kaiserl. Majestät eigenhändig also
un=
terschrieben:
Catharina. |
L.S. |
Gedruckt in St. Petersburg beym Senat den 7ten Julii. |
Königsberg den 17ten Julii 1762.
UNsere Freude über den zwischen Nußland und Preussen geschlossenen
Friedens=und Freundschafts=tractat war von keiner langen Dauer
gewesen: Eben da wir glaubten, der Rußischen Botmäßigkeit
ent=
lediget zu werden, sehen wir uns von neuem derselben unterworfen. Der
im Konigreich Preussen commandirende Nußisch=Kaiserl. Herr General
von Woyerkow hat seit der in Rußland vorgegangenen Staats=verän=
derung vorgestern ein Manifest heraus gegeben, folgenden Jnhalts:
Auf Befehl der grossen Frauen Kaiserin
Ca=
tharina Aleryewna, Selbsthalterin aller
Reussen ꝛc. ꝛc. ꝛc.
OB zwar durch eine unter dem 27. Junii st. v. 8. Juliist.n. von mir
durch den Druck bekannt gemachte Publication denen
sammentli=
chen Einsassen dieses Konigreichs kund gethan worden, daß vermöge
ei=
nes mit Sr. Majestät dem Könige in Preussen beschlossenen Tractat
die=
ses Königreichs Sr. Majestät völlig zum vorigen Besitz eingeraumet, und
in folge dessen die Einwohner desselben von ihren Seiten der Ocupation
dieses Landes durch die glorieuse Rußisch=Kaiserl. Waffen, geleisteten Eid,
und übrigen Verbindungen losgezehlet worden; so habe dannoch auf
al=
lerhöchsten Befehl der Allerdurchleuchtigsten, Großmächtigsten Frau und
Kaiserin Catharina Alexyewna, da nach dem allerweisesten Naht=schluß
GOttes Jhro Kaiserl. Majestät den Rußisch=Kaiserl. Thron bestiegen,
allen und jeden Einsassen dieses Landes fernerweit bekannt machen wollen,
daß alles dasjenige, was wegen der Abgabe dieses Landes an Se. Majest. den
König in Preussen bisher sowol von Rußisch=Kaiserl. als Preußischer Seits
denen Einwohnern dieses Königreichs kund gemacht worden, von nun an
völ=
lig annulliret, und vernichtet, auch denen sammentlichen Einsassen dieses
Landes was Standes oder Würden sie seyn mögen, angedentet wird, daß
selbi=
ge bey Vermeidung der härtesten Beahndung sich wieder in die Treue, und den=
jenigen Gehorsam zu begeben haben, welchen sie vor dieser letzten
vorge=
fallenen Veränderung dem Rußisch=Kaiserlichen Reiche zu leisten
schul=
dig gewesen, und jetzo Jhrer Kaiserlichen Majestät Catharing II. meiner
allergnädigsten Kaiserin in allen Stücken zu leisten verbunden sind, in
Folge dessen dann auch alle in diesem Königreich vorfallende
Verrichtun=
gen im Namen Jhrer Kaiserlichen Majestät, und durch die von
Aller=
höchst=denenselben verordnete Befehlshaber forthero beschehen solle. Wor=
nach sich ein jeder, so lieb ihme seine zeitliche Wolfahrt ist, gehorsamlich
zu achten hat.
Königsberg den 1. Juli 1762. |
L.S. Jhrer Majestät Selbsthalterin von allen Neus= |
sen, meiner Allergnädigsten Kaiserin, |
und grossen Frauen bestellter General= |
leutenant von der Armee, und des weis= |
sen Adler=und heiligen Alexander=Or= |
dens Ritter |
de Woyeikow. |