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Wienerisches DIARIUM

Nr. 56, 14. Juli 1762

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[1]

Petersburg 28. May.

Wie man versichert, soll der Herzog von
Biron sich seines Anspruchs auf das
Herzogtum Curland zu Gunsten des
Prinzen Georgs von Hollstein begeben haben.
Die Deputirten von dem Adel dieses Herzor=
tums
baben von dem Kaiser ihren Abschied
genommen, und von Seiten Sr. Kais. Ma=
jest
folgenden Enischluß erlangt. Se. Ma=
jest
. lassen denen Abgeordneten von dem
Curländischen Adel zu wissen tbun, daß sie
in Betracht der diesem Adel an seinen Privi=
legien
und Freyheiten besorglichen Verände=
rungen
, gesinnet seye, dieses Herzogtum von
Curland und Semigalien in das künftige in
allen Rechten, und sowol Welt=als Geisili=
chen
Freybeiten mit allem Nachdruck zu
schützen und zu schirmen als welche Versiche=
rungen
und Garantie ihnen schon von sel=
nen
hohen Vorfahren ertheilet worden.

Se. Kaiserl. Majest. seyn auch in Betracht
der neulich geschehenen Veränderungen in
Curland entschlossen, denen wol=gesinnten des
Adels die würklichen Proben davon ver=
spühren
zu lassen, um so mehr, da es, ohne
anderer den Privilegien zuwider lauffenden
Dingen Meldung zu thun, mit denen Gesä=
tzen
des Herzogtums nicht übereinkomme,
daß es einen Prinzen von einer anderen
Religion, als jene des Landes ist, zum
Herrn habe.

Stockholm 18. Junii.

Am 14. dieses gegen Abend langten Jhre
Königl Majestäten mit der Königl. Fami=
lie
von Drottningholm hier an. Gestern
Vormittags wurde der Schluß des Reichs=
tages
an den gewöhnlichen Stellen, und wie
üblich, durch einen Herold abgekündiget.
desselben Abends traf der Ober cammer herr

[2]

und Ritter Graf Düben von St. Peters=
burg
hier ein. Die Reichs=stände haben
unterm 12ten May beschlossen, Jhre Kön.
Majestäten, mittelst der sammentlichen
Stände Sprecher und einige Abgeordneten,
die unterthänige Erkenntlichkeit, wegen der
zu Drottningholm, durch die hulde Vorsor=
ge
Seiner Majestät des Königs, und Jhrer
Majestät der Königin angelegten Fabriquen,
und anderen gemachten Einrichtungen bezeu=
gen
, und dabey 2. goldene Medaillen, wel=
che
auf Kosten des Manufactur=sonds ge=
schlagen
werden sollen, überreichen zu las=
sen
. Jn den heutigen Plenis sollen die
Reichs=stände die Belohnungen für ihre
Sprecher bestimmet und zugleich des Hrn.
Reichs=rahts und Canzley=präsidenten Gra=
fen
Eckeblads Excell. eine jährliche Zulage
zu dem Gehalte desselben bewilliget haben.
Die jüngste Briefe fast aus allen Landschaf=
ten
dieses Reiches enthalten, daß in den letz=
ten
Tagen des verwichenen May=monats
überall ein starker Sturm, der vielen Scha=
den
verursachet hat, verspühret worden.
Unter andern sind in Westgothland fast alle
Obst=bäume beschädiget, zu Lidköping ein
auf der Gasse stehender Reis=wagen 50.
Schritte von der Stelle, wo er gestanden,
weggewehet, der Wanner=see, und viele
Flüsse hoch aufgeschwollen, und in Ostbott=
nien
das Eis aus der See weit aufs Land
getrieben worden, welches in diesem Lande
eine grosse Kälte verursachet, und das Aus=
säen
des Sommer=korns, nebst dem Fisch=
fange
gehindert hat. Diesem Sturme schrei=
bet
man es auch zu, daß den 24. und 25sten
May die Stadt Lulea in Westbottnien, auch
den 29sten May das Dorf Quänum in West
gothland grossen Theils in die Asche geleget
worden. Die unglückliche Einwohner an
diesen Orten haben sehr wenig von ihrem
Eigentume gerettet, und der Schade an vere

brannten Waaren wird für sehr ansehnlich
gehalten.

Altona 25. Junii.

Morgen werden 4000. Mann Infan=
terie
allhier erwartet, welche zu dem bey
Pinneberg stehenden grossen Corps stossen
werden. Man zählet bereits 50000. M.
Dänischer Trupen in hiesigen Gegenden,
ohne diejenige 12000. mit zu rechnen, wel=
che
nächster Tagen aus Norwegen kommen
sollen. Man sagt, daß der König selbsten
incognito das Heu=magazin bey Ottensen
besichtiget, und daß er den 19. als den
Tag darauf, da Dieselbte von der Stadt
Hamburg die bekannte Summe anverlau=
get
, die Gegenden um besagte Stadt selb=
sten
recognosciret habe.

Haag 2. Julii.

Von Lübeck vernihmt man, daß einige
Dänische Trupen eben zu der Zeit, als die
Affaire bey Hamburg vorgienge, sich gedach=
ter
Stadt genähert haben: der Magistrat
habe sodann, weilen er von deme, was zu
Hamburg vorgefallen, genaue Kundschaft ein=
gezogen
, den 20. Nachmittags versammlet,
und nach einer langen Berahtschlagung end=
lich
den Schluß dahin gefasset, an Se.
Dänische Majest. nacher Pinneberg eine
Deputation abzusenden, durch selbe gedach=
tem
König die Schlüssel der Stadt überrei=
chen
, und sich in seinen Schutz anempfehlen
zu lassen. Diese Deputation seye auch von
dem König sehr gnädig aufgenommen und
versichert worden, daß er dieses Gesuch kei=
neswegs
abzuschlagen, vielmehr die Stadt
Lübeck wider alle seine Feinde zu schützen ent=
schlossen
seye.

Aus der Grafschaft Hohnstein
23. Juni.

Am 10. huj. kam eine Patrouille von
Lucknerischen Husaren über Eißfeld, cam=
pirte
auf einer Wiese vor Gerode, und

[3]

schickte kleine Patrouillen in die Grafschaft
bis nach Rordhausen. Die Eißfelder
Dörfer mußten Fleisch an die Alliirten lie=
fern
, und zwar jedes Dorf 2. bis 300.
Pfund. Am 13ten wurde an allen Or=
ten
in der Grafschaft ein Dankfest wegen
des Friedens mit Rußland gefeyert. Sie
blieben dabey ohngestöhrt, und hörte man
nichts von Französischen Trupen, ausser
daß an eben diesem Tage 50. Französische
Husaren nach Gerode kamen, welche aber
nach einem sehr kurzen Aufenthalt nach Bo=
dungen
zurück giengen. Den 16. aber
kamen 16. Mann Berchinische Husaren
nach Clettenberg, und forderten 2. fette
Kühe, welche Anforderung auf jedem Dor=
se
geschahe; dieses Vieh sollte nach Keule
geliefert werden. Wo etwas geschaffet
werden konnte, da wurde auch abgeliefert.
Gleich 2. Tage darauf aber kam ein star=
kes
Corps Französischer Dragoner und Hu=
faren
in die Grafschaft, und zertheilte sich,
pressete aller Orten von neuem Schanzer,
vornämlich aber verlangten sie Pferde und
Wagen in sehr grosser Anzahl. Alles,
was sie um Bleicherode, Lohre und an
der Wipper von Pferden bekommen konten,
mußte fort nach Mühlhausen, und daselbst
für die bereits beladene Fourage=wagen
spannen, die dem Harze aber näher woh=
nen
, und zeitig davon Kundschaft haben kon=
ten
, haben ihr Geschirr gerettet. Den
folgenden Tag, als am 19. Junli holten
sie auch Geisseln zusammen von Ellrich,
Sachse und vielen andern Dörfern, davon
man aber die Ursache noch nicht wissen kan.
Sie haben Prediger und Schul=bediente
mitgenommen, wo die Schulzen nicht zu
Hause gewesen, und den 20. zogen sie sich
zurück nach Mühlhausen, und nahmen vie=
le
Geisseln, auch alles Geschirr und Pfer=
de
mit sich, was ste davon nur habhaft
werden konnten. Am Montage früh um

3. Uhr, als am 21. kam der Herr Obrist=
leutenant
von Rau mit dem neu errichteten
Braunschweigischen Türken=corps oder Vo=
lontaires
Auxiliaires vom Herzberge her
auf Mackenrode. Einige hundert Mann
Grenadiers und Jäger marschirten über
Walkenried auf Ellrich, 400. Mann Ca=
vallerie
aber marschirte auf Nordhausen,
blieben vor dem alten Thor, liessen sich
Fourage nebst Essen und Trinken heraus
bringen, und trafen den Abend ebenfalls
in Ellrich ein, wo sie den 22. Rast=tag
hielten, und den 23. Nachmittage wieder
auf Herzberg zurück marschirten. Die
Schanzer aus der Grafschaft sind sämmt=
lich
zurück geschickt, allein alle Pferde sind
mit der Fourage und Magazin von Mühl=
hausen
nach Hessen gekommen.

Landwerhagen 3. Julii.

Seit einigen Tagen beunruhigten die Al=
lirte
unsere Communication mit Frankfurt.
Zu Vereitelung dieser Absichten muste der
Herr Graf von Rochambeau, in die Gegend
von Fritzlae vorrücken. Vorgestern grif
ihn eine starke Kriegs=schaar der Feinde
bey Homburg an. Jedoch, der Herr Graf
zoge sich in der besten Verfassung zurück.
Das Fuß=volk, die Dragoner von Ferro=
naye
und die Hussaren von Chamborant,
sochten tapfer, und machten viele Engländi=
sche
Officiers zu Kriegs=gefangenen. Un=
fer
Verlust war sehr gering. Währender
Zeit wendete sich der Herr Graf von Guerchy
nach Melsungen. Kaum langte er daselbst
an, so verliessen die Feinde das andere Ufer
der Eder.

Hierauf besetzte der Herr von Rocham=
beau
Homburg; der Herr von Guerchy
machte verschiedene Kriegs=gefangene; der
Herr von Chevert wurde auf unsern rechten
Flügel mit einem Corps detaschirt; der
Herr Graf von der Lausitz nahete sich dem

[4]

Kriegs=heer wieder. Ungeachtet die Fein=
de
seit etlichen Tagen verschiedene Bewe=
gungen
machten, so befindet sich dennoch der
Kern von ihrer Armee in der vorigen Stel=
lung
. Wir bedauren durchgehends den töd=
lichen
Hintritt des würdigen Königl. Fran=
zösischen
Brigadiers der Kriegs=heere, des
Herrn Fischers, welcher uns nach einer
kurzen Krankheit entrissen wurde. Der
Herr von Grandmaison, welcher nach
Mühlhausen eilte, um in dem Halberstäd=
tischen
Kriegs=steuern einzutreiben, langte
bey uns wieder mit vielem Gelde, Gei=
seln
und verschiedenen Rahts=personen von
Halberstadt an.

Ein Officier von unserer Armee, wel=
cher
Treu=und Pflichtswidrig von unseren
Fahnen zu denen Alliirten übergetreten,
brachte zu unsern Vorwachen eine feindli=
che
Schaar; wir hatten zwar daselbst ei=
nigen
Verlust, jedoch erbeuteten wir 13.
Pferde und machten etliche Kriegs=gefan=
gene
. Der Hauptmann von Monet, wur=
de
von den Alliirten aufgehoben.

Göttingen 21. Junii.

Weil die Armeen noch nicht im Stande
sind, das Feld zu halten, da es ihnen an
Fourage mangelt; so haben wir seit einiger
Zeit wenig oder nichts von Kriegs=bewe=
gungen
erfahren; selbst von Patouillen und
Partheyen ist nichts geschehen, weil der
General Luckner überaus vorsichtig zu Wer=
ke
gehet, daß ihm so leichte nichts anzu=
haben
ist. Man spricht von einem Fran=
zösischen
Lager, welches in hiesiger Nach=
barschaft
, entweder bey Esebeck oder bey
Deyerode zu stehen kommen soll. Der
General de Vaux hat auch würklich allen
Bauren scharf gebieten lassen, der Wiesen
zu schonen, und er hat hiesiger Landschaft
aufgelegt, 1600000. Rationen Heu zu
liefern. Sollte das Lager zu Stande kom=

men, so wird die Theurung in diesen Ge=
genden
unausbleiblich werden. Der Hr. Ge=
neral
Luckner hat bis gestern noch ein La=
ger
zu Sülbeck zwischen Eimbeck und Nord=
heim
commandiret, aber die Feld=früchte
mit der größten Sorgfalt schonen, und nichts
als Gras füttern lassen.

Bayreuth 28. Junii.

Die Nachrichten aus Sachsen bringen
mit, daß in Chemnitz, Altenburg und Ge=
ra
wieder Preussen eingerückt sind, nach=
dem
die bisher unter dem Obristen von Bel=
ling
im Mecklenburgischen gestandene Tru=
pen
das Lager bey Oedern verstärkt, und
sich mit dem General Seidlitz vereiniget.
Vorgestern ist eine grosse Menge Bagage
und Artillerie von der Reichs=armee zu
Hof eingetroffen, und gestern sind verschie=
dene
Regimenter derselben mit 70. Preus=
sischen
Kriegs=gefangenen von den schwar=
zen
Husaren allda angekommen. Gestern
Abend ist der Prinz von Stollberg gleich=
falls
daselbst angelanget, und heute soll
der ganze Rest von Dero Corps nachfol=
gen
. Dem Verlaut nach geht der Marsch
über Culmbach ins Bambergische, wie dann
laut Nachrichten aus Culmbach, gestern
viele Bagage und Artillerie dorten ange=
langet
ist.

Vom Unterharze 27. Junii.

Am verwichenen Donnerstag Abends ka=
men
ganz unvermutet 400. Mann Blechkap=
pen
unter Commando des Hrn. von Grand=
maison
, nebst 50. Hussaren durch Stollberg
nach Stiege; sie liessen sich alle Bedürfniß
reichen, führten sich sehr gut auf, und Frey=
tags
fruh um 2. Uhr marschirten sie auf Wer=
nigerode
und Halberstadt. Am erstern Or=
te
haben sie die geforderte Contribution be=
kommen
, am letzteren aber 4. Geißeln mit
sich genommen, weil nur 5000 Thlr. am
Golde für die geforderte 75. tausend Thlr.

[5]

zusammen gebracht werden können. Bey
Blankenburg sind sie ganz stille vorbey pas=
sirt
, haben auch überhaupt gute Manns=
zucht
gehalten. Gestern sind sie neben
Stollberg zurück auf Heringen gegangen.
Die am 19. aus der Grafschaft nach Mühl=
hausen
mitgenommene Pferde und Wägen
sind zum Theil noch ziemlich marode zurück
gekommen, nachdeme sie einige Fuhren nach
Cassel verrichtet. Das neu errichtete als
Türken montirte Corps Volontaires auxiliai=
res
unter dem Hrn. Obrist=leutenant von
Rau, welches von Wolfenbüttel über Goßlar
und Herzberg am 21. in die Grafschaft
rückte, erhielt din 23. Ordre zum Luckne=
rischen
Corps zu stossen, und gieng noch den=
selben
Tag zurück auf Herzberg, eine Com=
pagnie
traf den 24. in Geboldhausen ein.

Unterrheinstom 25. Junii.

Das Verfahren des Dänischen Hofs ge=
gen
der Stadt Hamburg giebt Anlaß zu
vielerley Bewegungen der dasige Stadt=raht
hat sich in dieser Verlegenheit an den bey
dem Nieder=sächsischen Kreis sich befindli=
chen
Holländischen Minister gewendet, und
denselben ersuchet, die mißlichen Umstände,
in welchen sich die Stadt befindet, den Ge=
neral
=staaten vorzustellen, und dero vielmö=
gendes
Für=wort auszubitten, mithin wird
dieses Geschäft der Gegenstand von Dero=
selben
zukünftigen Berahtschlagungen seyn;
indessen macht diese Begebenheit grosses
Aufsehen, und wächset die Verbitterung zwi=
schen
Rußland und Dännemark immermehr
an, da noch zu dieser Vorfallenheit drey in
der Baltischen See kreutzende Dänische Fre=
gatten
, unterschiedliche Rußische mit Getraid
beladene, und nach Colberg bestimmte Schif=
fe
zuruck zu kehren genöhtiget, hingegen ei=
ne
Rußische Fregatte ein nacher Danzig
seeglendes Dänisches Schif weggenommen,
und nach Pillan gebracht. Anbey wird ver=
sicheret
, daß die Feindseligkeiten zu Land

zwischen beeden Machten schon ihren An=
fang
würden genommen haben, wann die
Rußischen Völker mit erforderlichen Lebens=
mitteln
versehen wären, als zu welchem Ende
zu Colberg grosse Magazine aufgerichtet wer=
den
sollen, woran sie dermalen durch die =
nische
Schiffe gehindert werden. Aus
England erwartet man die Berichte, daß die
nach Portugall bestimmte Flotten mit denen
aufhabenden Völkern, Geschütz und Geräht=
schaft
unter Seegel gegangen, daß die Spa=
nier
sich gegen Miranda zurück gezogen,
will sich zwar bestättigen, hingegen ver=
sicheren
die Spanischen Ministers, daß die
Belagerung von Almeida nicht von der un=
ter
dem Spanischen Generalen Marquis de
Sarria stehenden Armee, sondern von einem
abgesönderten Corpo werde unternommen
werden, mithin dieser General mit seinen
Völkern immer fortrucke. Der Ritter von
Pork hat die Antwort der Englischen Ost=
indischen
Handlungs=gesellschaft auf die von
der Holländischen gethane Vorschläge, zu Bey=
legung
der Streitigkeiten erhalten, in wel=
cher
von Seiten ersterer alles ohne Auss
nam eingegangen wird, eine solche Will=
fährigkeit
wird denen mißlichen Umständen
der Engländern in Bengala zugeschrieben.
Da dem Ritter von Pork, auch von seinem
Hof frey gestellt worden, nach England zu=
ruck
zu kehren, oder an seinem dermaligen
Gesandschafts=posten als Bevollmächtigter
noch länger zu verbleiben, so ist noch nicht
ausgemacht, ob der Ritter Ellis ihn ablö=
sen
werde.



Wien den 14. Julii 1762.

sten
Samstags den 10. Julii Vormittags um
10. Uhr seynd die anwesende Herren
Bottschafter, und der hohe Adel in Gala
zu Schönbrunn erschienen, und haben bey
Jhrer Königl. Hoheit, der Durchläuchtig=

[6]

sten Erzherzogin Amalia, wegen Dero höch=
sten
Namens=tag Jhre Glück=wünsche
abgeleget. Abends ist in dem daselbsti=
gen
Theater die grosse Opera abermalen
aufgeführet worden.

Detto seynd in der grossen Hof=kapelle für
die hoch=adeliche Stern=kreutz=ordens=dame
(Titl. Frau Eugenia Gräfin von Bonacost,
gebohrne Marchesin Bozza, welche den 4.
Februarii 176 1. zu Ferrara in GOtt seelig
verschieden, die Exequien gehalten worden.

Sonntags den 11. Julii Vormittags
haben beede Kaiserl. Majestäten mit Jhren
Königl. Hoheiten, denen älteren Durchl.
Herrschaften sich herein in die Hof=burg
begeben, und wenen dem Jahrs=tag der
grossen Hof=kapellen=weihung dem feyer=
lichen
hohen Amt in Aufwartung des Päpstl.
Herrn Nuntii beygewohnet, und hierauf na=
cher
Schönbrunn sich wieder zuruck begeben.

Montags den 12. Julii um Mittags=
zeit
ist in allerhöchster Gegenwart beeder
Kaiserl. Majestäten und Jhrer Königl. Ho=
heiten
, deren Durchl. Herrschaften, die
Trauung der Fräule Gräfin von Daun,
K. K. Cammer=fräule, mit dem Herrn
Leopold Grafen von Palfy, K. K. Cam=
merern
, durch Se. Excellenz den Päbstl.
Herrn Nuntium zu Schönbrunn geschehen.

Gestern Nachmittags seynd Se. Majest.
der Kaiser mit Jhren Königl. Hoheiten dem
Erzherzogen Joseph und Maria Christina,
in Begleitung einiger Damen und Cava=
lieren
, nach Dero Lust=schloß Eckartsau,
um sich in dasiger Gegend mit der Jagd
zu belustigen, auf ein paar Tage abgegangen.

Noch am Sonntag in der Nacht ist ei=
ne
Estaffette von der K. Königl. Armee in
Schlesien dahler angelanget, und hat noch 2.
Estandarten, die nebst den 3. neulichen Fah=
nen
bey der Affaire des Hrn. General von
Brentano erobert worden, mitgebracht.


Lista deren Verstorbenen zu Wien
in=und vor der Stadt.

Den 9. Julii.

Jn der Stadt.

  • Niemand.

Vor der Stadt.

  • Dem Jos. Harnisch, Burgerl. Schuhmach., s. K.
    Theres., bey der gold. Sonn ausser Maria=hülf,
    alt 5. v. J.
  • Dem Casp. Hurtl, Burgerl. Lein web., s. K. Mag=
    dal
    ., bey St. Florian am obern Neustift, 5. J.
  • Der Barb. Heinrichin, Wittwe, ihr T. Barb. bey
    der Stadt Venedig bey Maria=hülf, alt 40. J.
  • Dem Jos. Waldheer, Taglöhn., s. W. Cathar. bey
    dem rot. Kreutz im Liechtenth., alt 41. J.
  • Dem Math. Buchman, Taglöhn., s. K. Leop., bey
    der H. Dreyfaltigk. am Himmel pfort=gr., 5. J.
  • Dem Simon Kunz, Schuhmach, s. K. Math, bey
    dem gr. Klee=blat bey Maria=hülf, alt 6. v. J.
  • Summa 6. Person., darunter 4. Kind.

Den 10. Julii. Jn der Stadt.

  • Niemand.

Vor der Stadt.

  • Jos. Bogner, Burgerl. Tüchelmach., bey der gold.
    Ros. im Liechtenth., alt 40. J.
  • Dem Paul Scherz, Maurer ges., s. K. Joh., bey der
    gr. Weintr. untern Felb., alt 6. J.
  • Eathar. Stöckmöserin Wittwe, beym gold. Ein=
    horn
    in der Leopoldst., alt 92. J.
  • Joh. Lisch Schneid., bey der gold. Weintr. bey
    Maria hülf, alt 74. J.
  • Franz Walter Bücher=beschlacht=mach., beyn 3.
    gros. gold. Kron. am Spitalberg, alt 66. J.
  • Anna Barb. Brucknerin, Wittwe, beym goldenen
    Schlüs. am Spitalberg, alt 57. J.
  • Dem Joh. Hofmann, Lauf., s. K. Barb., beyn 3.
    Hufteis. in der Koht=gaf., alt 6. v. J.
  • Dem Christian Jacob, Huterern, s. K. Cathar.,
    beyn 3. König. am Neubau, alt 2. J.
  • Summa 8. Person., darunter 3. Kind.

Den 11. Julii. In der Stadt.

  • Hr. Aut. Haß, Burgerl. Handels=m., bey der H.
    Dreyfaltigk. am Pet, alt 41. J.
  • Ant. Huber Burgerl. Goldschm., im Palmis. H.
    am Pet., alt 61. J.
  • Jos. Seflohner, Burgerl Parockenmach., im Kai=
    seris
    . H. in der Himmel=pfort=gas., alt 33. J.

Vor der Stadt.

  • Joh. Kremser, Burgerl. Schneid., beym rot. Apf.
    auf der Wied., alt 59. J.
[7]
  • Sebast. Buchsbaum, Fisch auftrag, beym Sperl=
    baum
    in der Leopoldst., alt 64. J.
  • Summa 5. Pers., darunter 0. Kind.

Bey Hrn. Franz Bochini, Burgerl. Specerey=
handlern
, sind zu haben, die neu von besonderer
Gattung und besten Geschmack sogenannte Trie=
stiner
Häringe.


Bey dem Univerfitäts=buchdrucker Gerog Lud=
wig
Schulz, in der Römer=strasse, neben den Ja=
coberinnen
, sind gedruckt und zu haben:

Die Welt. Eine Wochenschrift. Et je serai
le seul qui ne pourrai rien dire? On sera 1i-
dicule
, & je n oserai rire? Boileau. Des ersten
Jahrgangs erster Band à 1. fl. 42. kr. Wird con-
tinuiret
.

Rede auf Marien Theresien, Kaiserin Königin,
von Hungarn und Böheim. An ihrem Geburts=
tage
gehalten, ven J. e. v. Sonnenfels, 4to
17. kr.

P. von Chavenettes Staatsgeschichte von der
Vermählung Sr. Königl. Hoheit des Erzherzog
Josephs. Aus dem Französischen übersetzt, 8vo
17. kr.

Manuale vom Gebrauch und Recht der Wech=
selbriefe
, besonders nach der Wienerischen Wech=
sel
=ordnung, von Ph. C. Meyer, kaiserl. Nota=
rio
, 8vo 24. kr.

Versuch von den Ursachen der gegenwärtig all=
inen
Brustkrankheiten, 8vo 7. kr.

Discoues historique sur ce qui s'est passe en
Europe depuis 1450. jusqu'a 1500. par le R. P.
Rerens de la Comp. de Jesus, 4to 24. kr.

Proprium Sanctorum Ecclesiæ Metropol. &
Archid. Viennenfis, cui adjuncta sunt Festa no-
va
. Auf Schreibpapier 30. kr.

Disseriation sar les Bains des Orientaux, par
M. Timony Doct. en Med. à Constantinople,
41o 17. kr.

- sur l'Inoculation de la petite Verole, p. le
meme, 4to 17. kr.


Von der N. Oe. Regierung wegen wird mit ge=
genwärtig
offenem Ediet jedermänniglich, sowol
An=als Abwesenden, deme daran gelegen, kund
und zu wissen gemacht: Es seye der Johann Wel=
burger
, gewester Pensionisten=leutenant des Harra=
chischen
Jnfanterie=regiments, in dem K. K. Spa=
nischen
Spital allhier ohne hinterlassen=letztwilli-
gen
Geschäft mit Tod abgegangen, und habe sich
hinnach um desselben ab intestato ruckgebliebene
Verlassenschaft der Zeit niemand angemeldet;
Wann nun Regierung um die etwann ein=oder
anderen bey dieser Verlassenschaft von rechtswe=
gen
gebührend=nähere Erb=sprüch in Erfahrung
zu bringen, anbey aber das etwann vorhandene
Es alienum ausfindig zu machen, folgsam zu Ab=
handlung
solcher Verlassenschaft sicher fürschreiten

zu können, eine Nohtdurft zu seyn befunden hat,
alle hieran Theil=nehmende sowol in=als ausser
Land befindliche Personen durch dieses offentliche
Ediet zu Anmeld=Leaitimir und Liquidirung ibrer
an obbemeldte Verlassenschaft ex quacunque cau-
sa
vel titulo habender Sprüch=und Forderungen
Gerichtl. vorzuladen und einzuberuffen, zu wel=
chem
Ende dann denenselben der 19. des künftigen
Monats Augusti 1762. Nachmittag um 3. Uhr
zur gewönlichen Convocations=und Anmeldungs=
tagsatzung
zu all=endlicher Frist anberaumet wor=
den
. Solchemnach werden all=und jede, welche
bey gedacht=Weburgerischen ruckgebliebenen
Verlassenschaft um rechtmäßiger Erbs oder Schuld=
forderung
=willen einige Sprüch haben, oder zu ha=
ben
vermeinen an obbestimmten Tag und Stund
vor Regierung in der daselbst zu solchem Ende of=
fen
haltenden Commißions=stuben entweder selbst
persönlich oder durch hiezu genugsam gevollmäch=
tigte
Gewalt=tragere alsogewiß zu erscheinen, und
ihre an solche Verlassenschaft habende Anforde=
rungen
anzumelden, rechtlich zu legitimiren, und
zu liquidiren haben, als im widrigen die Ab=
handlung
gleichwolen vorgenommen, und unge=
hindert
deren etwan vorhandenen Erbs=präten=
denten
oder Glaubigern, so sich mit ihren Erbs=
und Schuld=forderungen in bestimmter Zeit nicht
angemeldet, solche Verlassenschaft dem K. K.
Hof=und N. Oe. Herrn Cammer procuratori als
erblos eingeantwortet, auch ansonsten ex officio
vorgekehret werden solle, was Rechtens ist, wor=
nach
sich also ein jeder zu richten wissen wird.


Auf künftigen Montag als den 19. Julii und
folgende Täge hindurch, werden in der Himmel=
pfort
gassen im sogenannten Stadt=haus gegenüber
der Hungarischen Cron im dritten Stock verschie=
dene
Mobilien und Effecten, als grosse Spiegel
und Wand=leichter, Luster, Kästen, Spallier, Bil=
der
von guten Meistern, besonders schönes Japo=
nisch
=und Holländisches Porcelain von verschiede=
nen
Sorten, auch ein Jndianischer Kasten mit al=
lerhand
Figürl und anderen Galanterie=sachen,
ein Altar von Elfenbein, goldene und silberne
Sack=uhren, dann Steck. und Perpendicul=uhren
von guten Meistern, nuch allerhand Silber=sachen,
gutes Türkisch und Spanisches Gewöhr von allen
Gattungen, bordirte und glatte Manns=kleider,
steinene und andere Tisch, Sesseln, Zinn, Kupfer,
Meßing, Bebt=gewand und andere Haus=geräht=
schaften
Vormittag von 9. bis 12. und Nachmit=
tag
von 3. bis 6 Uhr licitando verkauffet werden.


Den 21. Julii wird zu Maria Hiezing die vorhin
Etmanningerische, nunmehro Unterholzerische Be=
hausung
, samt dabey befindlichen Garten und ein
Achtel uberländ=Weingarten am Hiezinger abusi-
ve
Königlberg an den Meist=bietenden plus offeren-

[8]

ii in obbemelter Behausung fruhe um 9. Uhr li=
citando
verkauffet, der Liebhaber kan sich daselbst
zur bestimmten Zeit anmelden.


Landmarschall. ꝛc.

Entbiete N. allen und jeden, was Standes oder
Würde die seynd, der Gebühr nach meinen respect.
Dienst und guten Willen zuvor, und gede hiemit
zu vernehmen:

Es hätten Jhre Kais. Kön. Ap. Majest. vermög
Allerhöchst eingelangten Hof=deerets allergnädigst
zu resolviren geruhet, daß der wegen der Gräfl. Sel=
bischen
Herrschaft Weinern ertheilt geweste Ver
kaufs=stillstand sogleich aufgehoben, folglich mit
derselben Gerichtl. Veräusserung ohne Weiteren
zu Werk gegangen werden solle; Wann nun in
Folge dieser allerhöchsten Entschliessung wegen
Verkauffung besagter Herrschaft der 25. Augusti
dies Jahrs zur Licitations=tagsatzung anberaumet
worden; Als hat man ein solches hiemit jeder=
manniglich
zu dem Ende kund machen wollen,
damit der- oder diejenige, welche sothane Herr=
schaft
Weinern käuflichen an sich zu bringen Wil=
lens
seynd, am obbestimmten Tag fruhe um 8.
Uhr ad licitandum für Gericht zu erscheinen wissen
mögen.


Wir Burgermeister Amts verwalter und Raht
der Stadt Wien geben hiemit jedermänniglich zu
vernehmen, wasmassen uus der Ferdinand Ober=
mayer
, Gemeiner Stadt Wien Steuer=einnehmer
angezeiget, wie daß ihme der über von Titl. Frauen
Maria Anna Antonia Gräfin von Pagani, gebohr=
ne
v. Lambheim ausgestellte Obligation pr. 155. fl.
b. d. 22. Decemb. 1755 auf deroselben Häuser=
antheil
ausgefertigte Satz=brief d. d. 31. May
1758 in Verstoß gerahten seye, und ungehin=
dert
alles möglichen Nachforschens nicht zu Han=
den
zu bringen wäre, um dahero um Affigirung
eines in derley Fällen gewönlichen Valval=edicts
bey kuns angelanget hat, so ihme auch über von
Gemeiner Stadt Grund=buch abgefordert und er=
stattlichen
Bericht verwilliget worden ist. Sol-
chemnach
wird der=und die jeuige, so von obermel=
ten
Satz brief pr. 155. fl. einige Wissenschaft ha=
ben
, oder hieran einige Sprüch zu haben vermeine,
von heut gesetztem Dato an inner Jahr, 6. Wochen
und 3. Tägen bey unser und Gemeiner Stadt
Grund buch alsogewiß zu erscheinen, und sich hier=
zu
zu legitimiren haben, wie im widrigen nach
Verfliessung sothanen Termins besagter Satz=brief
änzlichen caßiret, und hinführo für null=nich=
ig
und unkräftig geachtet, folgsam besagten Ober=
mayr
ein anderer ausgefertiget und behändiget
werden wurde. So man durch dieses offene Edict
hiemit kund und zu wissen machen wollen. Actum
Wien den 22. Jnnii 1762.


Von dem Grund=buch des Kaiserl. Conviets ad
S. Barbaram allhier, als Herrschaft Azgerstorf
wegen, wird jedermänniglich kund und zu wissen
gemacht: daß die Anna Maria Rohrerin, behau=
ste
Unterthauin und Wittib zu Angerstorf, wegen
eingeklagt=und auf des Thomas Caspar eigentüm=
lich
zu Azgerstorf gelegenen und diesseitigem Grund=
buch
unterthänig=dienstbaren Behaufung haften=
den
Satz=capital die öffentliche Ausfeilung und
gerichtlichen Verkauf ermeldter Behausung in
ordine Executionis den 8. Junii lauffenden Jah=
res
bewürket. Solchemnach haben all=und jede,
welche besagte Thomas Casparische Behausung,
samt dem hierauf haftenden Schuster=gewerb
käuflich an sich zu bringen willens den 20. künf=
tigen
Monats Augusti fruhe um 9. Uhr entweder
selbst, oder durch genugsame Bevollmächtigte all=
hier
in der Grund=stuben erscheinen, und sich be=
hörig
anzumelben, allermassen mit dem vorkom=
mend
Meist bietenden der Kauf gegen gleich baa=
ren
Erlag des paetirten Kauf schilliugs ex officio
geschlossen werden solle.


Landmarschall. ꝛc.

Entbiete allen und jeden, was Standes und
Würden sie seynd, welche an weyl. Herrn Earl
Michael Tobias Grafen von Sinzendorf seel. Ver=
lassenschaft
Sprüche und Anforderungen haben,
oder zu haben vermeinen, daß dieselben bey der
guf den 23. künftigen Monats Augusti dies Jahrs
angeordneten Convocations tagsatzung Nachmit=
tag
um 3. Uhr bey Herrn Baron von Ludwig=
storf
in dessen in dem Baron Schmidlinischen
Haus am Stock am Eisenplatz habender Wohnung
pro imo, 2do, 3tio, ac ultimo Termino also ge=
wiß
persönlich, oder durch genugsam Bevollmäch=
tigte
erscheinen, ihre Sprüche und Anforderun=
gen
anmelden, und zugleich behörig liquidiren,
als im widrigen die Abhandlung vorgenommen,
hierüber ex oflicio relationiret, denen Ausblei=
benden
aber das ewige Stillschweigen auferleget
werden solle.


Von der Hochgräfl. Stellaischen Herrschaft des
Markts Neusikirchen am Stainfeld, wird auf
hohe Verordnung eines Hochlöbl. Landmarschal=
lischen
Gerichts die von weyl. Fräule Maria Po=
lixena
Gräfin von Hochburg seel. ruckaelassene in
dem Markt allda auf dem Platz liegende Behzu=
sung
plus offerenti licitando verkauft. Wer
dannenhero solche Behausung käuflich an sich zu
bringen gedenket, kan sich den 14. künftigen Mo=
nats
Augusti a. c. bey hiesiger Herrschafts=canzley
Vormittag anmelden, und der vornehmenden Li=
citation
gewöhnlicher massen beywohnen, welches
zu jedermanns Nuchricht nochmalen erinnert wird.

[9]

Von inländischen gelehrten Sachen.

Wir müssen auch einmal von den Bemü=
hungen
unserer Gottesgelehrten eine
Erwehnung machen. Es ist in der Lehrart
unserer theologischen Schulen sehr viel ver=
bessert
worden, seitdem die Auslegung der
heiligen Schrift, die Kirchenhistorie und Le=
sung
der heiligen Väter wieder die Oberhand
gewonnen, und die unnützen scholastischen
Streitfragen einer gründlichern Gelehrsam=
keit
haben weichen müssen. Das Reich des
eiteln Schulwitzes hatte nur allzulange ge=
dauret
, und sogar nach der Zerstörung der
aristotelischen Monarchie in der Weltweis=
heit
, sein Ansehen in der Theologie noch im=
mer
zu behaupten gesucht; bis endlich diese
von den Grillen der Vernünftler gereiniget,
und anstatt derselben die dogmatischen Fra=
gen
in die Schulen eingeführet worden:
Man sieng also an, den reinen Urquellen sich
wieder zu nähern, und daraus entstund die
sogenannte dogmatisch=scholastische Theolo=
gie
. Seitdem haben wir zwar weniger neue
Bücher; dafür sind aber die alten, nämlich
die Schriften der heil. Väter, die Satzungen
der Concilien, und die Kirchengeschichte älte=
rer
Zeiten wieder in die Hand genommen
worden. Bey dem blieb es nicht; es wur=
den
sogar auf den Universitäten zu Wien,
Prag und Jnsbruck, wie auch auf den hohen
Schulen zu Grätz und Ollmütz eigene neue
Lehrkanzeln errichtet, von welchen die theolo=
gische
Wissenschaft, so wie ste von ihren ersten
Lehrern, ehvor noch die zanksüchtige Schul=
weisheit
sich mit eingemenget hatte, abge=
handelt
worden, nach deutlichen Begriffen
und auf eine lautere Art gelehret werden soll.
Da nun unter den Kirchenvätern der große
Augustin das meiste Licht in der Gotteslehre
angezündet; der heil. Thomas aber dieselbe
in die beste systematische Ordnung gebracht
hat, so sind auch ihre Grundsätze und Lehran

vor andern den neuen Lehrern empfohlen wer=
den
, damit solchergestalt die alte Theologie
wieder auflebe, und öffentlich gelehret werde.

Zu dieser Theologie der Kirchenväter haben
wir im vorigen Jahre von einem der neuen
Professorn zu Jnsbruck eine Einleitung unter
folgender Aufschrift im Drucke erhalten:

Introductio ad Theologiam Patrum, prae-
cipue
secundum ductum S. Augustini, edita
ab Adriano Rembter in Eccl Wiltin. Canon.
Pracmonst. SS. Th. D. & Prof. P. in Vniuers.
Oenip. A. L. R. & B. S. (Academiae litera-
riae
Roboretanae E Bavaricae Focio.) Augu-
stae
Vindel. 1761. in 8vo. excudebatChrist,
Deckart. Jst hier zu haben bey dem Buch=
händler
Joh. Paul Kraus.

Der Herr Verfasser ist uns schon aus an=
dern
gelehrten zum Theile auch historischen
Arbeiten bekannt, die ihm und dem Chorstif=
te
Wilten viel Ehre machen. Er hatte vor
zwey Jahren seine schöne Schreibart und
große Kenntnis der alten lateinischen Schrift=
steller
in seinen Veterum de re rustica Praeceptis,
welche mit sonderbarem Beyfalle aufgenom=
men
worden, der gelehrten Welt dargethan;
nun zeiget er auch, daß er in den Schriften
der Kirchenväter eben sowol bewandert ist.

Das Werk ist in die folgenden Hauptstü=
cke
abgetheilet. Jn dem Derkläret der Hr.
Verfasser die Eigenschaft, den Geist, und die
Lehrart der theologischen Wissenschaft, wie
diese in den Kirchenvätern zu finden ist;
auch was für andere Wissenschaften dazu
dienlich sind. Er macht gleich zu Anfange,
damit die Aufschrift des Buches niemand be=
fremdlich
vorkomme, die Erinnerung, daß
er nicht gedenke ein neues theol. Lehrgebäu=
de
zu stiften, sondern allein die Lehrsätze der
alten Theologie, nach Anleitung des heiligen
Augustin zu sammeln, und in eine solche
Ordnung zu bringen, die den heutigen Schu=

[10]

len geläufig ist. Die ältern Väter, sagt er,
haben sich an eine systematische Eintheilung
nicht gebunden, sondern die theol. Fragen
stückweise, wie es die Gelegenheit mit sich
bracht, bald kurz, bald ausführlicher abge=
handelt
. Man müsse dieselben theils in ih=
ren
Streit=und Schutzschriften gegen die
Glaubenswidersacher, theils in ihren Com=
mentarien
über die heil. Schrift, theils in
ihren Kanzelreden, Sendschreiben, und der=
gleichen
Schriften zusammen suchen. Das
II) Hauptstuck handelt von dem geschriebe=
nen
Worte Gottes; es werden hier verschie=
dene
Fragen von der heil Schrift; ihren
Verfassern, und Uebersetzungen, von der
Ausgabe der, sogenanten Vulgata, von
der Zahl der canonischen Bücher, von den
unächten Büchern des alten und neuen Testa=
ments
, dogmatisch und critisch mit vieler Ge=
lehrsamkeit
erörtert. III) Von den Tra=
ditionen
der Kirche. Auch diese Abhandlung
hat sehr vernünftige und nützliche Anmer=
kungen
. IV) Von der Kirche. Darinn wird
gezeiget, daß nur eine christliche Kirche seyn
könne, und diese sichtbarlich, heilig, allge=
mein
, apostolisch und unfehlbar seyn müsse.
Jn dem V) von den Kirchenversammlungen
behauptet der Hr. Prof. daß dem Pabsten
als geistl. Oberhaupte, allein zustehe, diesel=
ben
zu berufen, dabey in Person oder durch
Legate vorzustehen, und ihre Entscheidungen
zu bestätigen; denn dafür wird der schließli=
che
Beytritt des Pabsten ausgeleget. Er
befestiget hernach den richterlichen Gewalt
eines allgemeinen Kirchenraths in der Glau=
bens
=und Sittenlehre; untersuchet, wer da=
bey
Stimme und Sitz haben solle, und
durchgeht sodann kürzlich die Reihe der Con=
cilien
, welche für oecumenisch angenommen
worden. Wir bewundern, daß der Hr. Ca=
nonicus
nicht das Herz hat, das von Con=
stanz
mit darunter zu zählen: glaublich, weil
der Pabst Martin V. die 4te und 5te Seßion
nicht hat bestätigen wollen. Wie konnte

ihm aber dieses zugemuthet werden, indem
in selbigen das Concilium über den Pabst er=
haben
wird? und warum soll der constanzi=
sche
Kirchenrath nicht dessen ungeachtet für
oecumenisch geachtet werden, da der vorge=
dachte
Satz keinen Glaubensartickel zum
Gegenstande hat, und unser Hr. Verf. selbst
sich sorgfältig hütet, in die berührte Frage
sich einzulassen. Nur führet er aus einem
zu eben derselben Zeit geschriebenen Exem=
plare
der Satzungen des gemeldten Conci=
lium
, welches in der Bibliothek seines Stif=
tes
noch vor wenig Jahren befindlich war,
den merkwürd gen Umstand an, daß darinn
vor der 4ten Seßion die Aufsch
Propositiones singuldres Doctorum Parisiensium,
und nach der 5ten die Worte folgen: Hac
pr opositiones non sunt admissae a SS. Concilio.
Allein die Herren Franzosen werden diese
Zusätze, ohne ihre authenticität genauer zu
prüfen, nicht gelten lassen. VI) Von den
Kirchenvätern. Der Hr. Prof unterscheidet die
Uebereinstimmung aller Väter gar sehr von den
Meinungen, welche einer oder nur etliche aus ihnen
auch in dogmatischen Fragen gehabt haben. Er zei=
get
, wie behutsam man seyn müsse, denselben hier=
innen
zu folgen, und daß sie, obschon sonst ihre
Schriften alle Verehrung verdienen, dennoch von
menschlichen Schwachheiten nicht frey gewesen sinb.
Hingegegen vertheidiget er ihr Ansehen gegen die=
jenige
, welche selbiges zu sehr erniedrigen wollen;
und beschließet es mit schönen Anmerkungen, wie
man unächte Schriften der Kirchenväter und die
wahren erkennen möge. Ueberhaupt finden wir in
dieser Abhandlung eine sehr vernünftige Critik und
gründliche Gelehrsamkeit. Zu Ende folget noch in
verschiedenen Absätzen eine eben sowol überlegte und
einsichtsvolle Beurtheilung der Kirchenseribenten
aus den ersten fünf Jahrhunderten, und selbst der
theol. Lehren des heil. Augustin, welche hier in be=
sondere
Sätze nach Verschiedenheit der Materien
zusammen gefasset sind, und untersuchet werden.

Endlich erzählet der Hr. Verf. VII) die Ketzereyen
von einem Jahrhunderte zum andern; und dieses
zwar, da er auf die späteren Zeiten herabkömmt, mit
einer solchen Mäßigung, die in den Schriften der
Theologen nicht allzeit angetroffen wird.

Das ist nun die Einleitung zur Gökteslehre der
Kirchenväter: das Werk selbst wird in mehr Thei=
len
nachfolgen. Wir werden nächstens den ersten
davon anführen, und erfreuen uns indessen mit dem
gelehrten Hrn. Verfasser, daß er eine unsern Schu=
len
so nützliche Arbeit unternommen hat.

[11]

Bey Augustin Bernardi, Univerfitäts=büchhänd=
lern
, der obern Jesuiten pforten gegenüber ist
zu haben:

Memoire de Mt. O. Z. van Haren, concernant
la cause celebre entre lui & Mrs & Mesmes de
Hogendorp & Zandyle; ses Beaux-fils & ses
Filles, au sujet de l'Attentat d'Inceste dont ils
l'ont ecausé, 8. Leeuwarde, 1762. 1. fl.

Remarques critiques sur la Negociation faite
pout la paix en 1761. entre les Cours de Lon-
dres
& Versailles, avec les Pieces authentiques
&e Papiers relatifs a la Rupture entre l'Espagne
&e l'Angleterre, 8vo Aust. 1762. 1. fl. 30. kr.

Dictionaire politique, ou Glossaire alphabe-
tique
que le celebre D. J. Volkena, Professeur
d'Ekoquence militaire=politique à Berlin, a com-
pose
, trad. de l'Allemand, avec l'Anti-Vollena,
ou noces sur le Sysleme politique & militaire
prussien, 8vo Londres 1762. 1. fl.

Joh. Hübners allgemeine Geographie aller vier
Welt=theile, durch und durch verbessert, viel=
fältig
vermehret, und bis auf gegenwärtige Zei=
ten
fortgesetzt, 3. Theile 8vo Dresden, 1762.
5. fl. 30. kr.

Das Cabinet der Feen, oder gesammlete Feen=
mährchen
in 9. Theilen, aus dem Französischen
übersetzet, 3ter Theil, mit Kupf. 8vo Nürnberg,
1762. 51. kr. Der 1te und 2te Theil ist auch
zu haben pr. 1. fl. 8. kr.

Denen Herren Pränumeranten auf die Frank=
furter
Lesegeschichten dienet zur Nachricht, daß
der 14. und 15te Theil davon angelanget, und
solche bey mir ablangen zu lassen, und auf den
16ten Theil zu pränumeriren belieben.


Bey dem Buchhändler Johann Paul Kraus,
nächst der K. K. Burg, dem neuen Comödienhaus
gegenüber, sind nachfolgende Bücher zu haben:

Bach, Carl Philipp, Oden mit Melodien, sol.
Berlin, 1762. 1. kr.

Bach Tonstücke für das Clavier, nebst eini=
gen
andern Claßischen Musikern, sol. Berlin,
1762 51. kr.

Graumanns, Joh. Philipp, gesamlete Briefe
von dem Gelde; von dem Wechsel und dessen
Sours; von der Proportion zwischen Gold und
Silber; von dem Pari des Geldes und den Münz=
gesänen
verschiedener Völker; besonders von dem
Englischen Münzwesen, 4to Berlin, 1762. 2. fl.

Leben einer vornehmen Standes=person oder
Begebenheiten des Marquis von *** welcher der
Welt entsaget hat, 2. Theile groß 8vo Rostock,
1762. 5. fl. 15. kr.

Landbibliothek zu einem angenehmen und lehr=
reichen
Zeitvertreibe aus verschiedenen Sprachen
zusammen getragen, 2. Theile 8vo Leipzig, 1762.
d. fl. 30. kr.

Geschichte der Miß Sidney Bidulph aus ih=
rem
eigenen Tage buche gezogen, und itzt zum
erstenmale bekannt gemacht, aus dem Englischen
übersetzt, 3. Theile 8vo Leipzig 1762. 1. fl. 45. kr.

Gespräche über die Leidenschaften der Men=
schen
, aus dem Französischen übersetzt von S***
8vo 1762. 1. fl.


Von der Hochgräfl. Schönbornischen Herr=
schaft
Schönborn freyen Land gericht wegen, wird
hiermit kund gemachet: Es seye bey einer in
nur besagtem freyen Land-gericht eingekommene
Person verschiedene selbst geständiger massen ent=
fremdete
Geld=sorten, Ring und Angehänge er=
funden
worden, der Damnisicirte oder Eigen=
thümer
sothaner Sachen aber bis anhero weder
von erwehnter Person verläßlich nahmhaft ge=
macht
, noch auch in andere Weeg durch die fleis=
sig
beschehene Nachforschung ausfindig gemacht,
somit das Land=gericht in die Nohtwendigkeit
versetzet worden, erstbemeldten Damnisicatum
und Eigenthümer durch dieses offene Ediet aus=
zuforschen
. Solchemnach hat der=oder diejenige,
dem, oder denen etwa vorbemeldte Sachen ent=
wendet
worden, und welche sich hierzu als recht=
mäßige
Eigenthümer zu legitimiren vermögen,
binnen 6. Wochen und 3. Tägen von Zeit dieses
ausgefertigten Edicts bey der Herrschaftl. Amts=
und Landgerichts=canzley zu Schönborn sich al=
so
gewiß anzumelden, wie im widrigen ohne fer=
nere
Zuwartung mit der weiteren Amts=hand=
lung
ex officio fürgegangen worden solle.


Vermög zweyer unterm 8ten und 15ten Junii
gegenwärtigen Jahrs 1762. auf Anlangen des N.
Oe Herrn Hof=und Cammer=procuratoris von
Hochlöbl. N. Oe. Regierung ausgefertigter Amor=
tizatious
=edicten, haben sich alle und jede, wel=
che
wegen deren auf die sogenannte annun zur
K. K. Nadlburger Fabrique verwendete, Win=
kelmühl
zu Lichtenwörth annoch realiter bey der
N. Oe. Land=tafel für Gregori Handl unterm
11. Septembris 1726. angesetzter 3000. fl. und
für Mathäum Riß unterm 21. Junii 1668 für=
gemerkter
1750. fl. dann auf die Rubrie Alland
unterm 12ten Octobris 1791. für Balthasar
Fürrath angeschätzter 403. fl 47. 1. halben kr.
und für der Maria Preinerin Erben unterm 9.
Augusti 1658. gleichfalls angesetzter 2000. fl. wei=
ters
wegen auf das Scalvignonische Frey-haus
nächst der K. K. Burg unterm 10. Jänner 1710.
für Frau Jsabellam Rebecam Freyin von Scal=
vignoni
, geb. Freyin von Wellenstein vorgemerk=
ter
Ehe=pacten, idem unterm 18. Febr. 1728.
für Frau Mariam Annam Gräfin don Waldero=
de
fürgemerkt sich befindende 23000. st. und un=
term
4. Martii 1739. für Joseph Franz Diet=

[12]

mayr J U. D. cessionario noc. inhibirter 1000.
fl. desgleichen wegen auf die Herrschaft Hetzen=
dorf
unterm 4ten Decembris 1590. für Georg
Sauer angesetzter 3054. fl. 46. 1. halben kr. für
Philipp Friener unterm 4. Julii 1592. itidem
angesetzter 1079. fl. 54. kr. für Lazarum Hemkhe
ebenfalls unterm 26sten Martii 1604. angesetzter
1500. fl. und so auch unterm 11. Febr. 1619.
für Abraham Salzmann angesetzter 1500. fl. end=
lichen
wegen auf die Gühter Neuhaus, Arnstein
und Fahrafeld für Burgermeister und Raht der
Stadt Wien unterm 14. Novembris 1714. für=
gemerkter
4000. fl. einige Sprüch und Forderung
zu haben vermeinen, sich in Zeit eines Jahrs,
6. Wochen und 3. Tägen bey Hochgedacht Hoch=
löbl
. N. Oe. Regierung mit ihren etwa habenden
Legitimations=documenten also gewiß melden,
als im widrigen nach Ausgang dieser Frist eines
Jahrs, 6. Wochen und 3. Tägen, all diese Schuld=
posten
17 ipso für null und nichtig gehalten, und
wegen Caßirung derenselben Fürmerkung das Be=
nöhtigte
an seine Behörde erlassen werden wird.


Von N. Richter und Raht des K. K. Markts
Hohen=rupperstorf wegen, wird jedermänniglich
kund und zu wissen gemacht, was massen der
Magdalenä Mayrin, verwittibten Baderin alhier,
vermög ausständigen sehr vielen Lands=anlagen
gemeinschaftliche Forderungen Pupillen=geldern,
und anderen Passivorum gehörige Hofstatt behau=
sung
, wie auch das Bader=gewörb plus offerenti ex
officio feil gebeten wird, auch zu dieser Licitation
ungehindert der inzwischen kommenden Schnitt=
ferien
der 14. kommenden Monats Augusti dies
1762. Jahrs bestimmet ist, zugleich aber auch der
nämliche Tag hiemit für all=und jene, so an der
erst gedachten Mayrin Vermögen, ex quocunque
demum capite Sprüch und Forderungen zu haben
vermeinen, zur Anmeldungs=tagsatzung pro 1mo,
ado & 3tio Termino benennet und anberaumet
seye, haben demnach all, und jene, so oberwehntes
Haus oder Gewerb käuflich an sich zu bringen ge=
denken
, wie nicht minder auch jene, welche an so=
thanen
Vermögen einige Schuld=forderungen zu
haben glauben, an obbestimmten Tag fruh um
9. Uhr vor allhiesiger Raht=haus=canzley, und
zwar die letztere, nämlich die Schuld=forderende
Partheyen alsogewiß zu erscheinen, wie im widri=
gen
denenjenigen, so sich hiebey durch sich selbsten
oder durch hinlänglich begewalte Mandatarios
nicht werden angemeldet haben, das ewige Still=
schweigen
auferleget seyn solle.


Den 27 Julii und folgende Täge werden in
dem Matzisch=oder sogenannten Mitterstellerischen
Haus auf dem Peters=freythof im ersten Stock
weil. Mathias Jagschy, gewest=Burgerl. Stadt=
tandlers
seel. Verlassenschafts=effecten, bestehend
in Silber, Uhren, in roich bordirt=gestickt und an=

deren Manns=und Frauen=kleidern, Wäsch, Spal=
lier
, Spiegel, Häug und Wand=leichter, Sesseln,
Sophen Canapee, Zinn, Kupfer, Wein, Fässer,
Schlitten=equivage, wie auch Wagen und Pferd,
und deto Geschirr licitando plus offerenti verkauffet.


Von N. Burgermeister, Stadt=richter und Raht
der K. K. und Erzherzogl. privil. Stadt Neustadt
in Oesterreich unter der Enns ꝛc. wird hiemit jeder=
männiglich
kund und zu wissen gemacht; daß das
über Ableiben weil. Andre Luz, gewest=Burgerl.
Schlosser=meisters, und Elisabeth dessen Ehe=wir=
tin
, beeder seel. alhier hinterlassen, in der sogenan=
ten
Wiener=vorstadt gelegenes Haus samt der
Schlosser=profeßions=gerechtigkeit und dazu gehö=
rigen
Werk=zeug den 93 künftigen Mouats Augu=
sti
Vormittag um 9. Uhr auf allhiesiger Stadt=
canzley
dem Meistbietenden licltando zu verkauffen
seil seyen, wer also hierzu ein Verlaugen hat, kan
sich am vorbestimmten Tag und Stund auf allhie
sigem Raht=haus in der Stadt=canzley einfinden,
alwo die Licitation wird vorgenommen werden.


Auf zukünftigen 30. Julii und folgenden Tag
hindurch werden in der Leopold=stadt in dem allda=
sigen
Bräu=haus auf Veraulassung eines Löbl.
Stadt rahts verschiedene Gold und Silber effecten,
Bilder, Kasten, Tisch, Sessel, Uhren, Gewöhr,
Manns kleider, Lein=wäsch, Zinn, Kupfer, Meßing,
Behr=gewand und andere Haus=gerähtschaften,
Vormittag von 9. bis 12. und Nachmittag von
3. bis 6. Uhr licitando verkauffet.


Hiemit wird jedermänniglich kund und zu wissen
gemacht, daß der sogenanute Osterfinkische, nächst
Neunkirchen am Steinfeld gelegene, und zur K. K.
Pfarr Prigglitz dienstbare Eisen=hammer, samt de=
nen
darzu gehörigen Grund=stücken, als 30. Joch
Aecker, zwey ein halb Tagwerk=wisen, den 13. künf=
tigen
Monats Augusti Nachmittag um 2. Uhr lici=
tando
verkauffet werden, wer solchen an sich zu
bringen gesinnet ist, kan sich selben Tag und Stund
in obbenannten Eisen=hammer einfinden.


Nächst künftigen Montag als den 19. dieses
Monats Julii, werden auf der Land=strassen
oberhalb des braunen Hirschen im Despaischen
Haus im ersten Stock verschiedene Verlassenschafts=
effecten
, als Silber, Uhren, Spallier, Hungarische
Kleider, Wäsch, und Tisch=zeug, schöne Mahle=
reyen
, Spiegel, Sessel, Soffen, Luster, Kästen,
Zinn, Meßing, Kupfer, Better, ein viersitziger
mit grünem Tuch gefütterter Wagen, dann 15.
Antheil kostbarer Tokayer=ausbruch und Essenz,
Vormittags von 9. bis 12.; Nachmittags aber
von 3. bis 6. Uhr, dem Meistbietenden gegen also=
gleich
baar leistender Bezahlung licitando vor=
kauffet
, und hiermit die nachfolgende Täge comi=
nuiret
werden.

[13]

Petersburg den 10. Julius.

Der gestrige Tag wird in dem Rußischen Reiche wegen der so plötz=
lich
als glücklich vorgegangenen Staats=veränderung in ewigem
Andenken bleiben. Der Kaiserin Majestät kamen von Petershof, wo
sie sich aufhielten, fruhe Morgens in die Stadt, und liessen sich vor
der Spitze der Kaiserlichen Garde=regimenter sehen; welche sie sogleich
als regierende Kaiserin und Selbstherrscherin aller Reussen ausruften.
Das Volk stimmete einhellig bey, und in allen Gassen erschallte der
muntere Ruf: es lebe Catharina die Zweyte! der Senat hatte sich in=
dessen
versammelt, und zur Huldigung die Anstalten gemacht: diese
erfolgte zum ersten von den Garde=regimentern auf der Stelle, und,
nachdem sich Jhre Majestät hierauf unter freudigem Zuruffen des Vol=
kes
in das neue Hof=gebäude, und von dort in den alten Kaiserl. Som=
mer
=pallast begeben hatten, wurden sie daselbst von der gesammten
Geistlichkeit abgeholet, und in die Casanskysche Kirche mit feyerlichem
Gepränge geführet, daselbst mit allgemeiner Beystimmung als Selbst=
herrscherin
von Rußland ausgeruffen. Das Jubel=geschrey, und die
übrigen Freudens=bezeugungen waren ganz ungemein.

Nach diesem verfügten sich Jhre Majestät von einer unzähligen
Menge Volkes begleitet, in den Senat, der sofort den Eid der Treue
ablegte; welches auch von den Reichs=collegien, der Geistlichkeit und
den Trupen geschah.

Mittlerweile wurde der Prinz Georg von Hollstein auf der Gas=
sen
arretiret, und die hier anwesende Hollsteinische Officiers und Sol=
daten
, deren einige sich zur Gegenwehr setzten, gefangen genommen,
auch verschiedene andere verdächtige Personen in Verhaft gebracht,
zugleich auch die Anstalt gemacht, sich der Person des Kaisers zu ver=
sichern
: zu welchem Ende eine Anzahl Trupen mit einem Zug Artil=
lerte
nach Oranienbaum, wo er seinen Aufenthalt hatte, unter Anfüh=
rung
des Fürsten von Menzikoff ohne Zeit=verlust abgeschicket wur=
den
.

Der Kaiserin Majestät fasseten den Entschluß, nach Petershof
abzugehen, und kamen noch denselbigen Abend in dem Kloster der hei=
ligen
Dreyfaltigkeit an; wo sie übernachteten, und heute als den 10ten
dieses vor der Spitze einiger mitgenommenen Trupen Vormittags an=
langten
. Der Kaiser, als er sich von jedermann verlassen, und alle Hof=
nung
zur Flucht durch das eilfertige Vorrücken der Trupen sich abge=

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schnitten sah, kam selbst dahin, sich zu ergeben, und wurde sofort in einen
sicheren Ort in Verwahrung gebracht. Alles ist mit vieler Vorsicht,
Ordnung und Eintracht, ohne Blutvergiessen, erfolget; und sind so=
dann
die gehörige Befehle sowohl an die Provinzen des Reiches, als
an die commandirenden Generals der in Deutschland stehenden Tru=
pen
ausgefertiget worden. Das Manifest, welches Jhre Majestät die
Kaiserin bey dem Antritt Jhro Regierung ausgehen liessen, ist folgen=
den
Jnhalts:

Von GOttes Gnaden, Wir Catharina die zweyte Kaiserin,
und Selbstherrscherin aller Reussen ꝛc.

ALlen wahren Söhnen Rußlands hat die grosse Gefahr in die Au=
c
gen geleuchtet, womit das ganze Rußische Reich bedrohet wor=
den
. Zu allerforderist ist der Grund unseren Orthodoxen Griechi=
schen
Religion erschüttert, und ihre Satzungen sind einem gänzlichen
Umsturz nahe gewesen, so, doß man äusserst beförchten müssen, den
von Alters=her in Rußland herrschenden rechten Glauben verändert,
und eine fremde Religion eingeführet zu sehen.

Zweytens ist die Glorie von Rußland, die mit Verlust so vie=
len
Bluts durch seine siegreiche Waffen zur höchsten Stuffe gebracht
ware, durch den neulich geschlossenen Frieden mit dessen ärgsten Feind
schon würklich unter die Füsse getreten, und zugleich die mnere Ver=
fassungen
, auf welchen das Wol und die Grund=feste unseres Vatter=
landes
beruhen, völlig über den Hauffen geworfen worden.

Durch diese allen unseren getreuen Unterthanen vorgestandene Ge=
fahr
seynd Wir endlich gedrugen worden, zu GOtt und seiner Ge=
rechtigkeit
Unsere Zuflucht zu nehmen, und da wir das offenbare und
ungeheuchelte Verlangen all Unserer getreuen Unterthanen dazu wahr=
genommen
, so haben Wir Unsern souverain Rußisch=kaiserlichen Thron
bestiegen, und darüber von allen Unsern getreuen Unterthanen die feyer=
lichsten
Cids=leistungen empfangen.

Catharina.

Gedruckt zu St. Petersburg beym Senat den 28. Junii. st. v. 1762.
N. S. 9. Julii.

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