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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 82, 11. Oktober 1760

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[1]

Fulda=strom 21. Sept.

Seit dem 14. dieses ist das Franzö=
sische
Haupt=quartier auf der Ober=
neustadt
zu Cassel. Die ganze Fran=
zösische
Armee stehet um diese Stadt. Sie
hält vornämlich den Winter=kasten besetzt.
Jn solcher Absicht sind allein 8. Regimen=
ter
zwischen Kirchditmold und dem Schloß
Weissenstein postirt, welche allda ein be=
sonders
Lager haben, und aus demselben
die häuffige Piquets ablösen. Diese Re=
gimenter
unterhalten mit dem grossen Lager
die Gemeinschaft. Den 17. hieß es zwar,
die ganze Armee breche auf, und nehme ih=
ren
Marsch auf Marburg; allein man er=
fuhr
nachher, daß es nur ein Corps von
8000. Mann gewesen, welches beordert
worden, in derseben Nacht mit einem Ar=
tillerie
=zug von 20. Canonen nach Witzen=
hausen
zu marschiren, um den Alliirten von

der Seite her das etwanige Eindringen zu
verwehren. Dieses Corps nahm seinen
Weeg über die Schif=brücke, welche bey
der neuen Mühle über die Fulda geschla=
gen
ist. Ohne besonderer Erlaubnuß darf
jetzo kein Bauer durch das Französische La=
ger
nach der Stadt Cassel kommen, auch
ist den dortigen Bürgern der Eintritt ins
Lager untersagt. Sie därfen sich zur Pas=
sage
aus, und nach der Stadt nur des
Möller=und Alten=neustädter=thors be=
dienen
, indeme auf diesen beyden Seiten
keine Völker campiren. Das Gepäcke der
Armee, welches auf der grösten Ebene bey
Cassel, der Forst genannt, stund, ist von
da weg, und weiter aufwärts gebracht
worden. Hiernächst hat die Helfte der
Französischen Bäcker gestern Befehl zum
Abmarsche bekommen. Man weiß aber
nicht wohin. ⟨Mün⟩den ist noch inFran=

[2]

zösischen Gewalt. Das Xaverische Corps
campiret bey Lutternberge.

Glatz 29. Sept.

Wann man betrachtet, was für Kunst=
grif
, falsche Nachrichten, und ungegrün=
dete
Anschuldigungen von Preußischer Sei=
ten
in dem Lauf des gegenwärtigen Kriegs
hervorgesuchet, und angewendet worden,
um bey dem Protestantischen Publico den
Religions=fanatismum zu unterhalten, und
sich zu Nutzen zu machen; so ist kein Wunder,
wann man in der Berliner=hof=zeitung vom
18. Sept. letzthin unter dem Articul v. Breß=
lau
liset: „daß von dem Wienerischen
Hof sammentlichen in der Grafschaft Glatz
befindlichen Protestanten bereits die Andeu=
tung
geschehen seye, sich zum Abzug aus
der Gräfschaft fertig zu machen, und des
Endes ihre habende liegende Gründe zu
veräusseren.

An dieser mit den gehäßigsten Anmer=
kungen
begleiter Nachricht ist nur so viel
wahr, daß man keine inngeborne Preußische
und Brandenburgische, NB. alda Beamte
leiden wolle, und zwar aus der ganz natür=
lichen
Ursach, weilen die Erfahrenheit ge=
lehret
, daß dergleichen Subjecta nichts an=
deres
, als heimliche Kundschafter abgeben,
welche mit dem in der Nähe seyenden Feind
eine nicht wol zu verhinderen mögliche Cor=
respondenz
immerhin zu führen pflegen.

Daß aber solche Abschaffung nach dem
ehemalig=Preußischen Beyspiel Odio Reli-
gionis
geschehen, ist vollkommen ungegrün=
det
; indeme alle andere in erwehnter Graf=
schaft
sich ruhig und gebührlich verhaltende
Unterthanen ohne Unterschied der Religion
gedultet werden.

Was übrigens die beym Schluß des an=
gezogenen
Breßlauer=zeitungs=articul so
hoch gepriesene Anrühmung betrift: „daß
alle Catholische Einwohner in samtlichen
Preußischen Staaten selbst bezeugen müssen,

daß ihnen in ihrem freyen Religions=exer=
citio
so wenig als sonst der geringste Ein=
trag
geschehe, und kein Einwohner nach
dem Unterschied der Religion, sondern nach
Verdiensten judiciret, und darnach alle glei=
cher
Gerechtsame, und gleicher Vorzüge,
sowol in Militari, als Civili sich zu er=
freuen
hätten; so sind derley Angebun=
gen
nur schöne Wort, die Facta aber ganz
anderster beschaffen; Wie dann unter an=
deren
die Preußische Vertreibung verschie=
dener
Catholischer Communitäten aus de=
nen
Schlesischen Städten und Festungen,
insonderheit deren Jesuiten aus Glatz, Breß=
lau
, Schweidnitz, und Neiß in ganz Teutsch=
land
eben so bekannt ist, als die Art, wie
man in Schlesien bishero beflissen gewesen,
die Catholsche Geistlichkeit durch Einziehung
ihrer Zehenden und Stoll=einkünften, oder
durch Vorenthaltung ihres sonstigen Unter=
halts
zu Verlassung ihrer Beneficien zu nöh=
tigen
, auch ein=und andere Catholische
Pfarr=herren via fai abzusetzen.

Uber das seynd dem Wiennerischen Hof
nach erfolgter Einnahm von Glatz die jenige
Jnquisitions=Acta in die Hände gefallen,
welche mit einem alda gewesten Catholischen
Stadt=capellan, Namens Andreas Faulha=
ber
abgehalten worden und ein unerhörtes
Verfahren dardurch an Tag geben, daß die=
ser
Capellan als ein förmlicher Maleficant
unmittelbar von dem König zum Galgen
condemniret, auch sothaner denen Actis bey=
liegender
Königlicher Befehl würklich am 30.
Decembris 1758. an ihn Faulhaber vollzo=
gen
worden seye, aus keiner anderen Ursach,
als weilen ein einziger aufgefangener Deser=
teur
, in Hofnung der Todts straff dardurch
zu entgehen, wieder den ernannten in negati-
vis
beständig verbliebenen Capellan
ausgesaget, daß letzterer ihme Deserteur in
der Beicht auf die Anfrage, ob er bey Ge=

[3]

legenheit vom Regiment desertiren könne?
per formalia geantwortet haben solle: daß
solches wohl eine schwere Sache seye, je=
doch
wann es Gelegenheit gäbe; so hätte
es nicht viel auf sich=

Aus dem Haupt=quartier der =
nigl
. Schwedischen Armee zu
Prenzlow 21. Sept.

Um von der Belagerung von Colberg,
und wie weit es mit selbiger gediehen sey,
eine zuverläßige Nachricht zu erhalten, sen=
deten
unsers Herrn Generals en Chef Ex=
cellenz
den 12. dieses den ehedem in Ru=
ßisch
=Kaiserl. Diensten gestandenen Capi=
tain
Poppe von hier an den die Belage=
rung
commandirenden Rußisch=kaiserl. Ad=
miral
Fürsten Menzikoff, ab. Gedachter
Capitain gieng von hier auf Swinemünde,
und von da mit einer Königl. Brigantine,
die der Capitain=leutenant Segebrant com=
mandirte
, zu der vor Colberg ligenden Es=
cadre
, bey welcher er den 16. angelanget
ist. Den 17. hat er sich dort aufgehalten,
um sowol die damaligen Belagerungs=an=
stalten
zu Wasser und zu Lande in Augen=
schein
zu nehmen, als auch von dem Vor=
hergangenen
genauen Unterricht zu erhalten,
worauf er den 18. früh, wieder von da ab=
gegangen
, und gestern Nachmittag hier ein=
geroffen
ist. Der von ihm abgestattete
Bericht bestehet kürzlich in Folgenden:
Den 26. Aug. ist die aus 21. Schiffen von
der Linie von 60. bis 100. Canonen, wie
auch 3. Bombardier=gallioten und 3. Fre=
gatten
, bestehende Rußisch=kaiserl. Flotte,
und den 29. die Königlich=schwedische Es=
cadre
von 6. Linie=schiffen, und 2. Fre=
gatten
, vor Colberg angelanget. Jene hat,
ausser der Cavallerie und den Cosacken, die
beyde zu Lande angekommen sind, alle Tru=
pen
und Belagerungs=gerähte auf vielen
Transport=schiffen mit sich geführet, und
gleich nach ihrer Ankunft 8. bis 9000.

Mann deparquiret, die unter des Herrn
Genaral=majors Demidow Commando
die Belagerung von der Land=seite formi=
ren
. Den 28. hat das Bombardement
von den 3. Bombardier=gallioten den An=
fang
genommen. Auf der Land=seite ist
man den 8. Sept. so weit gekommen, daß
man die Colbergs=münde mit Sturm er=
orbert
, und dabey sich 4. Canonen be=
mächtiget
, auch 1. Leutenant und 28.
Mann zu Gefangenen bekommen hat. Den
15. sind 4. Batterien fertig geworden. Von
selbigen hat man den 16. heftig von dreyen
Seiten auf die Stadt gefeuert. Jn der
Nacht auf den 17. hat man noch eine 5te
Batterie zu Stande gebracht, und davon
den 17. besonders aber in der Nacht auf
den 18. die Stadt so heftig beschossen, daß
dadruch des Feindes hohe Werke gänzlich
demontiret, und unbrauchbar gemacht wor=
den
sind. Die Belagerten haben darauf
zwar von ihren niedrigen Werken zu feuern
angefangen, auch viele Bomben und Feuer=
kugeln
geworfen, die aber keine andere
Wirkung gethan, als daß dadurch einige
Mann getödtet, und der einen Batterie ein
kleiner Schaden zugefüget worden, der je=
doch
sogleich wieder ausgebessert ist. Die
erste Parallele ist vom Glacis 200. die 2te
120. und die 3te den 18. nur noch 20. Ru=
then
entfernt gewesen, und wie man sich
also mit Gewißheit versprochen, in der
Nacht auf den 19. noch aufs Glacis zu
kommen, so hat man auch am gedachten
Tage mit dem Bresche=schiessen den Anfang
machen wollen. Die Faschinen zu An=
füllung
des Grabens sind schon in Bereit=
schaft
gewesen. Da bis dahin bereits über
700. Bomben in die Stadt geworfen sind,
so ist in selbiger öfters Feuer ausgekom=
men
, welches dennoch jedesmal wieder ge=
löschet
worden. Jnzwischen sollen doch

[4]

meist alle Häuser ruiniret seyn. Die sehr
häufig aus der Stadt gekommenen Deser=
teurs
haben die Stärke der Garnison zu
2000. Mann ausgesetzet, die aber grösten=
theils
aus gezwungenen Leuten bestehet,
weswegen der Commandant auch keinen
Ausfall hat wagen wollen. Der Verlust
der Belagerer hat bis dahin nur noch aus
10. Todten und 6. Bleßirten bestanden.
Die Cosacken streiffen bis unter Stettin,
und haben neulich von einem Bataillon
welches bey Damm stehet, 20. Mann,
die in einem hohlen Wege arbeiteten, zu
Gefangenen bekommen. Den 18. um
Mittage hat er einen starken Brand in der
Stadt bemerkt, und zugleich ein heftiges
Geprässel gehöret, woraus um so mehr zu
urtheilen ist, das ein Pulver=magazin in
der Stadt aufgeflogen seyn müsse, als da=
bey
die Canonade von Rußischer Seite mit
vieler Heftigkeit fortgesetzet, und bis gegen
Abend gehöret worden ist. Ubrigens hat
man von dem Anmarsch eines Preußischen
Corps zu Entsetzung der Stadt, dort noch
nichts gewust. Dem Ansehen nach dürfte
selbiges auch wol zu spät kommen, oder
doch wenigstens seiner Absicht verfehlten,
indem es an den vorerwähnten 9000. M.
dann der auf allen Fall ans Land zu setzen=
den
starken Besetzung der Krieg=sc⟨hü⟩ffe, und
einem von Marienwärder auf dem Marsche
nach Colberg begriffenen Rußischen Corps
von 10000. Mann wol einen hinlänglichen
Widerstand finden dürfte.

Marburg 20. Sept.

Unser Commandant, der Herr von Ken=
nedy
, hatte 24. bis 30. Mann, als eine
Salve=garde in der Stadt gelassen, und
ihnen anbefohlen, keinen Schuß zu thun.
Jn der Nacht vom 9. zum 10. dieses ka=
men
die Allirten duch die Gärten in die
Stadt herein, welches kein einziger von
unsern Salve=garde=posten wissen konnte.

Jene bemächtigten sich also dieser Posten,
und blieben in der Stadt, bis der Tag
anbrach. Alsdann ließ der Herr von =
low
, im Namen des Erb=prinzens, auch
das Schloß auffordern. Der Comman=
dant
desselben ließ aber zur Antwort wissen,
daß er zuvor die Achtung Sr. Durchl. ver=
dienen
wollte, ehe er einen vom Könige ihm
anvertrauten Platz übergäbe. Ueberdem
möchte sich der Herr Baron Bülow nur
ohne Zeitverlut aus der Stadt heraus be=
geben
, indem man sogleich den Anfang
machen würde, dieselbe zu beschiessen. Der
alliirte Commandant antwortete, so wie
man Französischer Seits mit der Stadt
umgehen wurde, eben so würde man alliir=
ter
Seits den Französischen Gefangenen
begegnen, auf welche Art es dem Herrn
Kriegs=commissair du Moutier, der in sei=
ner
Gewalt wäre, nicht gut ergehen würde.
Hierauf ließ der Schloß=commandant sa=
gen
: Er habe 50. Engländer in seinem
Schlosse, die für alle üble Begegungen
stehen sollten, deren man sich gegen die
Französischen Kriegs=gefangenen bedienen
würde. Zugleich befahl er, Canonen auf
die Stadt loszubrennen. Es war auch
von beyden Seiten ein sehr lebhaftes Mus=
queten
=feuer. Die Alliirten marschirten
in Unordnung aus der Stadt heraus. Un=
sere
Trupen folgten ihnen, machten Ge=
fangene
, und brachten ihre Verwundeten
zusammen. Dieser Haufen hat nicht zum
besten gewirtschaftet.

Wesel 24. Sept.

Der Herr von Combefort, Befehlshaber
einer Frey=compagnie von 150. Mann
legte ein neues Zeugnüß seiner Tapferkeit
ab: Den 19. dieses. früh um 7. Uhr wur=
de
er zu Bochholtz von 4. Bataillons der
Brittannischen Legion, 2. Escadron Reu=
terey
und einer Schaar Hussaren und =
⟨t⟩er
mit 2 Stücken angegriffen. Kaum

[5]

hatte er Zeit, sich aus einem Stadt=thore
zu ziehen, als bereits die Alliirten das an=
dere
Thor mit einem Canonen=schuß auf=
gesprenget
; sie verfolgten ihn eine Weite
vor der Stadt. Durch eine geschickte
Schwenkung fiel er auf die feindliche Reu=
terey
, versetzte ihr einen Verlust von 50.
Todten und Verwundeten, machte 34. Ge=
fangene
, und verfolgte den Feind bis an
die Thore von Coesfeld. Unter=wegs hub
er viele Ausreisser und 20. Pferde auf.
Dieser glückliche Vorfall kostete ihn nur
3. Todte und 3. Gefangene.


Wien den 11. October 1760.

Verflossenen 4. Ocob. als an dem ho=
hen
Namens=tag Sr. Majestät des
Kaisers wurde nach dem vormittägigen
GOttes=dienst durch Se. Excell. den er=
sten
Herrn Obrist=hofmeister, Grafen von
Uhlfeld, der gewest=Kaiserl. Königl Cam=
merer
Max. Graf von Cavriani, bey Jh=
rer
Königl. Hoheit der Durchl. Erz=herzo=
gin
Amalia, an statt des verstorbenen
Marquise Boal, als Dero Obrist=hof=
meister
, dann durch Se. Excell. den Hrn.
Reichs=vice=canzlern Grafen von Collo=
redo
, einige Herren geheime Rähte in der
Raht=stuben publiciret, folglich durch den
Kaiserl. Königl. Ober=cammer=fourieren
von Gollhofer, eine Promotion deren neuen
Kaiserl. Königl. Herren Cammereren ab=
gelesen
worden.

NB. Jn dem Mittwochigen Journal der
K. K. Haupt=armee von 13. bis 30. Sept.
ist statt Benedict Darmstättischen Obrist=
leutenant
Marquis Botta, Benedict Dauni=
schen
Obrist=leutenant Marq. Botta zu lesen.


Lista deren Verstorbenen zu Wien
in=und vor der Stadt.

Den 6. und 7. Octob.

  • Die Wol-ehrw. Chor-schw. Cathar.Parlebin,
    im Klost. bey St. Nikola, alt 71. J.
  • Der Hr. Wil.Comorek, Herrschaftl. Haus=hoff
    meist., im Wacker⟨h⟩artis. H. in der ⟨K⟩rngerstr.,
    alt 49. J.
  • Dem Hrn. David Kahl, gew. Gold-arbeit., s. Fr.
    Cathar., im Finkis. H. untern Tuch-laub. 67. J.
  • Franz Carwath, Kutsch., im alt-Liechtensteinisch.
    H. in der Herren=gas., alt. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Hrn. Carl Jos. Schmid v. Eisenberg, gew.
    Leuten., s. K. Phil. beyn 2. gold. Kreutz. am
    Spitalberg, alt 1. J.
  • Susan. Fischerin, Burgerl. Wittwe, beym rot. Ygel
    am Hungel⟨b⟩runn, alt 72. J.
  • Dem Georg Reichard, Burgerl. Drat=zieh., s. W
    Elisab., bey der bl. Flasch. am Neubau, 48. J.
  • Dem Joh. Walch, Burgerl. Schnallen=mach., s. W.
    Barb., in ihrem H. auf der Wied., alt 68. J.
  • Dem Joh. Frölich, Zimmer=meist, s. W. Rosalia,
    beyn 6. Krüg. zu Mätzleinstorf, alt 46 J.
  • Dem Jos. Schwab, Stick., s. T. Theres., beym kl.
    Blumen-stock bey Maria hülf, alt 17. J.
  • Joh. Schneider, Steinmetz-ges, beym Mond=sch.
    auf der Wied., alt 26. J.
  • Cathar. Hönigspergerin, Witwe, bey der Flucht
    in Egypt. auf der Wied, alt 79. J.

Summa 12. Pers., darunter 1. Kind.


  • Jud Simon, in der Juden-begräbnuß in der Ros=
    sau
    , alt 19. J.

Den 8. Octob.

Jn der Stadt.

  • Der Wol=ehrw. P. Cyril. Bauman, Ord. St. Fran.
    im Kloster bey St. Hieron. alt 38. J.
  • Die Wol=edle Jungf. Francisca Cretierin, beym
    schwarz. Thor in der Schenkenstr, alt 8. J.

Vor der Stadt.

  • David Clauß, Burgerl. Gold=spin., beyn 3. Brüd.
    bey St. Ulrich, alt 61. J.
  • Dem Lorenz Hauber, Burgerl. Bier-leutgeb. s. K.
    There., beym gold. Rös. in der Leopoldst., 5. J.
  • Dem Joh. Reger, Schneid., s. W. Anna, in dem
    Bildhaueris. H. am Spitalberg, alt 54. J.
  • Dem Jos. Reuterer, Wacht., s. K. Simon, im
    Fleischhackeris. H. zu Gumpendorf, alt 7. J.
  • Dem Joh. Roht, Tag löhn., s. K. Josepha, beyn
    3. Sens. im Lerchenf., alt 11. J.
  • Leonh. Pfeffer, Schuh=mach, beym gold. Hecht. am
    Magdal-gr., alt 60. J.

Summa 8. Pers., darunter 4. Kind.

Den 9. Octob.

Jn der Stdt Niemand.

Vor der Stadt.

  • Der (Tit.) Hr. Rudolph v. Prickner, Cadet, in der
    K. K.Adel. Militar-acad. alda, alt 12. J.
[6]
  • Dem Conrad Strobel, Land-bäck., s. K. Elisab.,
    beym gold. Schif im Liechtenth, alt 7. J.
  • Dem Heinr. Wurm, Burgerl. Lederern, s. K.
    Cathar., in s. H. am Neustift, alt 3. J.
  • Dem Franz Richard, K. K. Leib=lack., s. Ehew. Fran=
    cisca
    , beym gold. Ochs. am Spitalberg, 34. J.
  • Adam Krauß, Vieh=mayr, alt 76. J., und s. W.
    Maria Anna, alt 40. J., beyde in s. H. am
    Hundsth.
  • Thom. Weinzetl, Schuh=mach., bey der goldenen
    Bretz. am Neubau, alt 58. J.

Summa 7. Pers., darunter 2. Kind.


Es wird an die respective Herren Liebhabere
von der Optica bekannt gemacht, daß Georg
Zaller, wohnhaft im grünen Kranz ausser Maria
Hülf derley Maschinen auf ganz besondere Art
zu verkauffen hat, auch von unterschiedlichem
Preis auf comote Art zum verlegen auf die
Reise mitzunehmen, und schmeichlet sich der Be=
sitzer
, daß seine Perspectiva Optica von ande=
ren
derley Gattungen sehr unterschieden seyen,
und den Beyfall deren Kennern erhalten, und
zur ganz besondern Augen=lust gereichen werden.


Bey Augustin Bernardi, Universitäts=Buch
handlern bey der obern Jesuiten=pforten gegen
über, ist zu haben:


Notitia illustris Regni Bohemiæ Scriptorum,
geographica & chorographica, collecta à R. P.
Bernardino Erber S. J. cum Mappa geographica
generali totius Regni Bohemiæ & II Tabulis spe-
cialibus
singularum Provinciarum, nec non Ex-
plicatione
Signorum in illis occurentium, Fol.
Vindob. 1760.

General=kharte der gesamten Königl. Preußi=
schen
Ländern, auf 2. Regal=bögen zusammen
gefügt, Berlin pr. 1. 15. kr.

Graf Unhold, ein Lustspiel in fünf Aufzügen,
in Versen, 8vo. 1760. pr. 17. kr.


Es seynd zu des Durchleuchtigsten Erb=und
Kron=prinzens Josephi, Erzherzogens zu Oester=
reich
, und Mariä Elisabehthä, Don Philippi
von Spanien, ꝛc ꝛc. gebornen Jnfantin, nunmehro
höchst=Deroselben Gemahlin, frohlockenden Glücks=
wunsch
auf jetzt lebendes Jahr einige in Folio Poe=
etischen
Gedichts verfaste Exemplaria, bey die Her=
ren
Verlegere, Joseph Krüchten, Buch-händlern
bey der Welt=kugel im Seitzer=hof, desgleichen bey
Hrn. Joh. Bapt. Prasser, Buch- und Kunsthand-
lern
im neuen Michaeler=haus in seinem Gewölb
zum Schild Johannis in der Wüsten, das Stücke
pr. 7. kr. zu bekommen.


Nächstkünftigen Montag als den 13. Octob.
werden in dem Sudenischen Haus im 2ten Stock
neben denen Capucinern verschiedene Verlassen=
schafts
=effecten, als: etwas Silber, Spallier,

Kästen, Sessel, Tisch, Spiegel, Bilder, Zinn,
Kupfer, Meßing, dann andere Mobilien Vor=
mittags
von 9. bis 12. Nachmittags von 3. bis
6. Uhr dem Meistbietenden licitando verkauffet
werden.


Bey Joseph Kurzböck, Universitäts=buchdru=
ckern
, in der Bogner=gasse im Hof=glaserischen
Haus ist zu haben:

Philipp Hafners, Hochzeit=gedicht auf das
glorreicheste Beylager beyder Königl. Hoheiten
in Follio mit Kupfern à 24. kr.

Der frolockende Unterthan bey Gelegenheit
des Durchl. Hochzeit=festes à. 10. kr.

Lust der Fürsten und Bürger auf eben diese
höchste Vermählung à 7. kr.

Der Jubelvolle Ladungsboth der Götter zu eben
dieser glorreichesten Hochzeitfeyer à 10. kr.


Es dienet dem Publico zur Nachricht, daß bey
Herrn Dominicus Roth, wohnhaft auf der Sa⟨t⟩=
lerstadt
in dem Sefferinhueberischen Haus zu
ebener Erd gratis zu bekommen. Catalogus ver=
schiedener
Mahlereyen, und Originalien von Vir=
tuosen
, als: Künstlichen Meistern, und andern
guten Schiltereyen, Jtaliänisch, Holländischen,
Niederländischen, auch andern unterschiedlichen
Orten. welche um einen billichen Preiß denen
Herren Liebhabern verkauft werden sollen, auch
können obgemeldte Mahlereyen täglich angesehen
werden.


Bey denen Verlegern des Wienerischen Diarii
ist zu haben:

Glückseliger Aufwachs des Kaiserl. Stammen=
baums
durch das hohe Beylager des Durchl. Erb-
und
Cron=prinzens Erz-herzogen Joserphs mit der
Durchl. Prinzeßin Maria Jsabella, Jnfantin
von Spanien, Herzogin zu Parma, Piazenza,
und Quastalla ꝛc. in ein Heiden=gedicht abgesun=
gen
, nachdem bey allgemeiner Frölichkeit der
prächtigste Einzug Jhrer Königl. Hoheiten in
die Kaiserl. und Königl. Residenz, Wien in
Oesterreich gehalten ward, den 6. Tag Octob. im
Jahr nach Jungfräulicher Geburt 1760. das
Stuck pr. 10. kr.

Jtem Philipp Hafners Hochzeit=gedicht auf
das glorreichste Beylager beyder Königl. Hoheiten
in Fol. mit Kupfern à 24. kr.


Den 22. dies Monats Octobris und folgende
Täge werden zu St. Pölten in denen sogenannt=
Fürstl
. Carl Lobkowitzischen Wohnzimmern, oder
sogenannt Lißlischen Behausung zerschiedene Ver=
lassenschafts
-effecten, als Gold, Silber, bor=
dirt
=und gestickte Kleider, Wäsch, Tisch=zeug,
Beht=gewandt, Reit=zeug samt bordirt- und
gestickten Schabraquen, Gewöhr, Spiegel, Ses=
sel
, Tisch, Kästen, Porcelain und=

[7]

geschirr, Zinn, Kupfer, dann ein neues Pi=
⟨rut⟩sch
, und 1. Post=callesch samt mehr anderen
Effecten Vormittags von 9. bis 12. Nachmittags
aber von 3. bis 6. Uhr dem Meistbietenden ver=
kauflich
hindann gegeben werden.


Es seynd in dem sogenannten Schaben=riessel
Wirtshaus, nebst dem rotten Thurn, etwelche
Stuck graue Papagey=vögel, wie auch zwey =
⟨gäd⟩u
, einer mit einer roten, und einer mit
einer weissen Cron alltäglich zu verkauffen; wer
nun Belieben hat von diesen zu kauffen, kan
sich derowegen im obbemeldtem Wirts=haus an=
melden
.


Es ist tägl. eine grosse Connexion von Antiquen
Romisch=und anderer raren goldenen Metaillen,
mehr ein dergleichen von silbernen und küpfer=
nen
, welche zwar noch nicht rangiret seynd, und an=
deren
dergleichen Raritäten zu verkauffen, wer=
darzu
ein Belieben traget, kan sich in dem soge=
nannten
Steinl=wirts=haus im dritten Stock nebst
denen obern Jesuiten anmelden.


Es wird hiemit dem Publics zu wissen gemacht,
wie daß den 22. künftigen Monats Novemb.
fruh um 9. Uhr auf dem alhiesigem Raht=haus
das in der Rossau in der Serviten-gassen ligend,
dem Löbl. gemeiner Stadt Wien Grund=buch
dienstbar, sogenannt Anzenbergerische Bäcken=
haus
nochmalen dem Meistbietenden licitando
verkauffet wird; wer nun also sothanes Back=
haus
käuflichen an sich zu bringen gedenket, hat
sich auf obbemeldten Raht=haus anzumelden.


Land=marschal, ꝛc.

Entbiete N allen und jeden, was Stands, und
Würden die seynd der Gebühr nach, meinen re=
spective
Dienst in gutem Willen zuvor, und füge
hiemit zu vernehmen: Es habe bey dem mir aller=
gnädigst
anvertrauten N. Oe. Land- marschalli=
schen
Gericht der Wohl geborne Herr Philipp Dill=
herr
, Freyherr von Althenn, der Röm. K. K. Ma=
jestät
N. Oe. Land=rechts=beysitzer, und weisen
Rahts Präses, als gerichtlich verordnet-Fürst
Franz Kinßkyscher Gerhab in Austriacis schrift-
lichen
vorgestellet, welcher gestalten bey der den
12. hujus fürgewesten Licitations=tagsazung der
vermög allerhöchsten Hof=resolution zu verkauffen
verwilligt, und bereits geschäzten Fürst Kinßky=
schen
Pupillar-herrschaft Walkenstein verglichen,
und veranlast worden seye, daß über die von dem
Herrn Abbten zu Geras bereits dargebottenen
100. fl eine nochmalige Licitations-tagsazung
angeordnet werden solle; diesemnach gebetten, ich
geruhete ein nochmaliges Licitations=edict bey der
Canzley ausfertigen zu lassen; wann nun in die=
ses
Begehren gewilliget, und zur nochmaligen
Licitations-tagsazung der 8te künftigen Monats
Novemb. anberaumet worden ist. Als hat man

ein solches hiemit jedermänniglich zu dem Ende
kund machen wollen, damit der oder diejenige, so
obbemeldte Fürst Kinßkysche Pupillar=herrschaft
cum Appertinentiis käuflichen an sich zu bringen
willens seynd, an obbestimmten Tag fruhe um
8. Uhr nochmalen ad licitandum, traandum, &
oncludendum vor Gericht zu erscheinen wissen
werden.


Von der Hochgräfl. Harrschischen Herrschaft St.
Margarethen am Mooß, wird allen und jeden,
so an des verstorbenen Thomas Platthoffer, ge=
westen
Fleischhacker=meisters allda nachgelassenen
Vermögen eine Forderung zu haben glauben, hie=
mit
angezeiget, wasgestalten dieselbe zu Anmeld=
und
Liquidirung dieser ihrer Forderungen den
4. Novemb. Vormittags um 8. Uhr in des Herr=
schaftl
. bestellten Herrn Doctoris Fritz, nächst St.
Stephan im Frasischen Haus im zweyten Stock
habender Wohnung superperemptorie cum clau-
sulo
actualis contumaciæ also gewiß zu erschei=
nen
, und ihre Anforderung anmelden, auch li=
quidiren
, wie im widrigen sie mit dieser nicht
mehr gehöret, sondern ihnen das ewige Still=
schweigen
auferleget werden solle.


Von der N. Oe. Regierung wegen, wird mit
gegenwärtig offenem Edict jedermänniglich sowol
An=als Abwesenden, deme daran gelegen, kund
und zu wissen gemacht: Es habe Regierung nach
erfolgt tödtlichen Hintritt des Carl Joseph Dräx=
ler
, gewest Kaiserl. Königl. Hof=trompeter seel.
auf Anlangen seiner ruckgelassen=und per Testa-
mentim
instituirt=wie auch cum beneficio le-
gis
& invenratii erklärten Universal-erbin Eva
Catharina, zu Erfindung desselben etwa vorhan-
denen
Æris alieni / folgends auch zu sicherer Ab-
handlung
solcher Verlassenschaft fur nöhtig be=
funden
, die sammentliche, sowol in=als ausser
Land befindliche Carl Joseph Dräxlerische Glau=
bigere
zu Anmeld=und Liquidirung ihrer an wie=
derholte
Dräxlerische Verlassenschaft zu stellen ha=
bender
Sprüch und Forderungen gerichtlich vor=
zuladen
und einzuberuffen; zu solchem Ende de-
nenselben
der 16. Tag des künftigen Monats De=
cemb
. 1760. Nachmittags um 4. Uhr zur ge=
wöhlichen
Convocations=und Anmeldungs=tag-
satzung
zu all endlicher Frist anberaumet worden.
Solchemnach werden alle und jede, welche bey
gedacht=Carl Joseph Dräxlerischen Verlassen=
schaft
um rechtmäßiger Forderung willen einige
Sprüch haben, oder zu haben vermeinen, an
obbestimmten Tag und Stund vor Regierung in
der daselbst zu solchem Ende offen haltenden Com=
mißions
=stuben entweder selbst persönlich, oder
durch hierzu genugsam bevollmächtigte Gewalt=
tragere
also gewiß zu erscheinen, und ihre an sol=
che
Verlassenschaft habende Anforderungen anzu=

[8]

melden als rechtlich zu liquidiren haben, als
im widrigen die Abhandlung gleichwolen vorge=
nommen
, und ungehindert deren etwa vorhande=
nen
Glaubigeren, so sich mit ihren Auforderun=
gen
in bestimmter Zeit nicht angemeldet, solche
Verlassenschaft der Eingangs gedachten Univer=
sal
-erbin eingeantwortet, auch ansonsten ex of-
ficio
vorgekehret werden solle, was Rechtens ist.
Wornach sich also ein jeder zu richten wissen wird.


NB. Es seynd hier wieder angekommen die Ge=
brüdere
Montani mit verschiedenen Blumen=
zwiebeln
, wie folget:

Narcissi nobili von 4. Sorten. Fruhe Nar=
cisse
. Gefüllte Tazzetten. Weisse Tazzetten.
Gelbe Tazzerten. Gefüllte weisse Hyacinthen,
Leib=farbe gefüllte Hyacinten. Violblaue gefüllte
Hyacinthen. Frühe Hyacinten. Gefüllte Jon=
quilien
. Doppelte weisse Spanische Jonquilien.
Gedoppelte Arunculen. Von dreyßigerley Far=
ben
, allerhand Arunculen. Arunculen la Bella
di Brusseles, Gelbe Arunculen. Arunculen die
schöne von Orleans. Gesprengte Arunculen von
verschiedenen Farben. Arunculen der Prinz von
Oranien. Pur rote extra schöne Arunculen. Al=
lerhand
färbige Anemoni. Allerhand rot=artige
Anemoni. Anemoni la Bella di Brusseles, Ane=
moni
der grosse Turband, Anemoni in Regen=
bogen
. Anemoni der Prinz von Oranien. Ane=
moni
alte Bollone. Anemoni, die schöne von
Normandie. Persianische Tulpen, Türkische Tul=
pen
, und sonst allerhand Arten schöner Blumen.
Saamen von Kauli Flor, von denen schönsten
Sorten, Saamen von Broccoli Romani, extra
schön. Die Blumen=kiele seynd durch und durch
das 100. vor 4. fl. Der Saamen von Kauvli=
flor
das Loht 18. kr. Der Saamen von Brocali
Romani das Loht 15. kr. Saamen von Spani=
schen
Zwiebeln das Loht 15. kr. Saamen von
Römischen Fenchel, das Loht 5. kr. Saamen,
vom Lombardischen Kohl, Melaun=kern, Cardi
das Loht 15. kr.

NB. Wie auch Passatutti, die grosse Königin
von Brittanien, das Stuck um 18. kr.

Obgedachte Gebrüdere Montani seynd bey Hrn.
Sebastian La⟨n⟩ser im Gewürz=gewölb beym golde=
nen
Stern in der Wald=zeil anzutreffen.

Artitschocken Kern, das Loht 15. Kr.


Auf Verordnung eines Löbl. Landmarschallischen
Gericht haben all und jede, so an weil Simon
Erler, gewesten Haus=meister im Doctor La=
tzenhof
seel. Verlassenschaft einige Sprüch oder
Anforderung zu haben vermeinen, auf den 7.
Novemb. dies Jahrs bey der angeordneten Con-
vocations
=tagsatzung, und zwar in dem Zichini=
schen
Haus in der Wald=zeil in des Herrn Land=
schreibers
habenden Wohnung im zweyten Stock
pro 1mo. 2do. 3io. ac ultimo Termino also ge=
wiß
zu erscheinen, und ihre Forderungen zu li-

quidiren wissen, wie im widrigen die Ausbleibende
mit ihren Forderungen nicht mehr gehöret, son=
dern
denenselben das ewige Stillschweigen auf=
erleget
, auch hierüber die Relation ex officio
erstattet werden solle.


Von Jhro Hochwürden und Gnaden Herrn
Officialen, und Venerabilis Archi-Episcopalis
Consistorii Viennensis wegen allen und jeden,
welche bey und an des weil. Georg Kunze, ge=
west
weltichen Priesters seel. Verlassenschaft et=
was
an Erbschaft, Schulden, oder auf all an=
dere
Weiß und Art zu forderen haben, oder zu
haben vermeinen, hiemit anzufügen, daß eine
Convocation verordnet, und mit Einbegrif deren
Wein ferien auf den 5. kommenden Monats No=
vembris
dies Jahrs Nachmittags um 2. Uhr in
der Erz=bischöfl. Consistorial=canzley zu erschei=
nen
, Tag und Stund bestimmet seye. Solchem=
nach
werden alle diejenige, so Eingangs erme⟨ltre⟩=
massen
sub quacunque causa, vel ⟨t⟩itulo etiam
hæreditatis Jure Sprüch haben, oder zu haben
vermeinen, mit denenselben an bemeldtem Tag
und Stund peremptorie & cum clausula præ=
clusi
sub Termino 1mo. 2do. & 3tio. sich also
gewiß anmelden, als im widrigen die Ausblei-
bende
nicht mehr gehöret, sondern eo ipso mit
ihren Sprüchen ausgeschlossen, & cum perpetuo
silentio abgewissen, und das Behörige ex officio
vorgekehret werden solle. Ex Consistorio Archi-
Episcopali
Viennensi den 12. Sept. 1760.


Es ist den 8 Octob. als am Mittwoch in dem
Ball bey Hof eine Brillanten geschmuck=nadl
in Fo⟨rm⟩ eines Regreds verlohren gegangen, wer
solche gefunden hat, wird ersuchet in das Gräfl.
Khevenhüllerische Haus gegen einer guten Re=
compens
zu bringen.


Es wird dem Publico zu wissen gemacht, daß
in der Buchhandlung zum goldenen Vließ auf
der Hohen=brucken ein Catalogus von gebundenen
und ungebundenen Büchern, mit bey gesetztem
Preis gratis ausgegeben wird, wovon nach und
nach die Fortsetzungen folgen werden.


Den Liebhabern wol gerahtener Bücher dienet
zur Nachricht, daß der berühmte Geographus,
Herr Professor Büsching zu Göttingen, von sei=
ner
bekannten Erdbeschreibung, der Paris und
Londen bereits übersetzet hat, und welche jetzt zu
Utrecht, Venedig, Stockholm, Koppenhagen,
und an anderen Orten würklich in die übrigen
Europäischen Haupt=sprachen übersetzet wird, den
vierten Theil herausgegeben hat, welcher Schle-
sien
, die Schweitz und Holland nach ihrer Staats=
verfassung
auf das genaueste beschreibt; folglich
die Geographie von ganz Europa hiemit beschlies=
set
. Dieser vierte Theil ist in den vornehmsten
Buch=läden alhier für 25. Gr. zu bekommen.

[9]

Beschreibung,

Des den 6. Octobris in hiesige K. K. Residenz=stadt Wien

beschehenen prächtigen Einzugs Jhrer Königl. Hoheit der Durchl.
Braut, und deren darauf gefolgten Solennitäten.

ZWey Kaiserl. Einspannier ritten voraus, und der K. K. Raht, und Ober=hof=quartier=
meister
Herr Franz Anton Joachim von Joachimsburg eröfnete den Einzug zu Pferd,
deme zwey K. K. Hof=fouriers, dann zwey Kaiserl. Reit=knecht samt einem Hand=pferd
folgten.

Hierauf kamen die N. O. Landschafts=trompetere, und Paucker, die sich währendem
Zug immerhin mit Blasung der Trompeten, und Spielung der Paucken hören liessen.

Sodann folgten 94. Wägen sowol von denen N. O. Herren Land=ständen, als K. K.
Cammer=herren, und Herren geheimen Rähten, jeder in seiner eigenen Gala=equipage,
mit 6. Pferden bespannet, und kostbahresten Livreen reich mit Gold, oder Silber besetzet.
Nämlich:

Von denen Nied. Oest Herren Land=ständen.

Hr. Joseph von Mannageta. Hr. Joseph von Führenberg. Hr. Baron Dismas von
Kempf. Hr. Abbt zu Altenburg. Hr. Joseph Edler von Stockhamer. Hr. Ferdinand von
Moßer. Hr. Baron Joseph Franz von Toussaint. Hr. Abbt zu Seittenstädten. Hr. Abbt zu
Lilienfeld. Hr Philipp von Mannagetta. Hr. Baron Johann Georg von Grechtler. Hr.
Probst zu Herzogenburg. Hr. Johan Baptist von Menshengen. Hr. Baron Anton Franz
von Buol. Hr. Abbt zu Zwettel. Hr. Daniel von Moßer. Hr. Graf Wenzel von Sinzendorf.
Hr. Abbt zu Göttweig Hr. Graf Franz von Harrach. Hr. Probst zu Closter=neuburg. Hr.
Leopold von Moßer, L. U. M. Hr. Abbt zu Mölk. Hr. Graf Ferdinand von Lamberg als
Land=marschall=amts=verwalter.

Von denen Kaiserl. Königl. Cammer=Herren.

Hr. Graf von Kaunitz. Hr. Graf von Saurau. (Hr. Graf Ernst zu Kaunitz.) Hr.
Graf von Ximenes. Hr. Graf von Traun. Hr. Graf von Walldorf. Hr. Graf von Taffe.
Hr. Graf von Marzin. Hr. Graf von Spork. Hr. Graf von Caroli. Hr. Graf von Wurm=
brand
. Hr. Graf von Kayserling. Hr. Graf von Burgstall. Hr. Graf von Colloredo
Sundacker. Hr. Graf von Dietrichstein Johann. Hr. Graf von Harrach Ernst. Hr. Graf
von Daun Max. Hr. Graf von Schönborn. Hr. Graf von Zobor. Hr. Graf von Collaldo.
Hr. Fürst von Auersperg. Hr. Fürst von Lamberg. Hr. Fürst Franz von Liechtenstein. Hr.
Fürst Johann zu Schwarzenberg. Hr. Fürst von Lobkowitz.

Von denen Kaiserl Königl. geheimen Rähten.

Hr. Graf von Wallstein. Hr. Graf von Würben. Hr. Graf Bathyani, Erz=bi=
schof
zu Colockza. Hr. Graf von Hardig. Hr. Marchese Montecuculi. Hr. Graf von Wa=

[10]

gensperg Adolph. Hr. Graf von Sinzendorf Wenzel. Hr. Graf Ciceri Calmo: Hr.Thaus=
zy Bischof zu Agram. Hr. Graf von Clary O. J. M. Hr. Graf von Eichbüchl. Hr. Graf
von St. Julien. Hr. Graf von Esterhasy Franz. Hr. Graf von Dietrichstein Leopold Ma=
ria
. Hr. Graf von Paar, Obrist post=meister. Hr. Graf von Przickowsky, Coadjutor zu
Prag. Hr. Graf von Schrattenbach Franz Ferdinand. Hr. Baron von Bartenstein. Hr.
Graf von Althann Michael Johann. Hr. Graf von Salm Carl Otto. Hr. Graf von Bethlen.
Hr. Graf von Nadasd, Feldmarschall. Hr. Graf von Schrattenbach Carl. Hr. Prälat von
Salmansweyl. Hr. Graf von Zichy, Bischof zu Raab. Hr. Graf von Bouru⟨s⟩y. Hr. Graf
von Bathyan Adam. Hr. Graf von Grassalkovics. Hr. Graf von Barkoczy, Bischof von
Erlau. Hr. Graf Firmian, Plenipotentiarius in Insubr. Austr. Hr. Graf von Esterhazy, Bi=
schof
von Neutra. Hr. Graf von Choteck Johann. Hr. Baron von Pfütschner. Hr. Graf
von Wallis Wenzl. Hr. Gräf von Palffy, Hungarischer Hof=Canzler. Hr. Graf von Choteck
Rudolph. Hr. Graf von Kollowrath, Obrister Burggraf in Böheim. Hr. Graf von Kor=
zensky
. Hr. Graf von Harrach Ferdinand. Hr. Graf von Haugwitz. Hr. Graf v. Batthyan,
Palatinus. Hr. Fürst von Sulkowsky. Hr. Fürst von Esterhazy. Hr. Fürst von Liech=
tenstein
Emanuel. Hr. Fürst zu Schwarzenberg. Hr. Fürst von Fürstenberg. Hr. Fürst
von Dietrichstein.

Nach diesen 2. K. K. Hof=wägen mit 6. Pferden bespannet, in welchen die Dienst=cam=
mer
=herren sassen.

Die K. K. Trompetere und Paucker zu Pferde, die sich ebenfalls durchaus hören lassen.

Der 6=spännige Kais Obrist=stall=meister wagen, in welchem Se. Fürstl. Gnaden der
K. K. Obrist=stall meister Hr. Fürst von Auersperg oben an zur rechten, und zu dessen linken
Hand der Obrist=hof=meister von der Durchl. Prinzeßin Braut Se. Excell. Hr. Anton Graf
v. Salm, so Höchst=deroselben bis Casalmaggiore mit der Hof=staat entgegen geschicket wor=
den
, sassen. Diesem Wagen ritten verschiedene gleich gekleidete Hof=bediente von dem Ob=
risten
Stall=meister=stab nach.

Die prächtige Equipage des K. und K. gevollmächtigten Hrn. Commissarii Fürstens v.
Lichtenstein Fürstl. Gnaden in welcher Sie alleine sich oben an befanden, von einer sehr zahlrei=
chen
Menge auf das kostbareste gekleideten, nicht nur Livree=bedienten und Bages, sondern auch
Haus=officiers begleitet fuhre unmitelbar vor der Durchl. Prinzeßin Braut, welche in einem
sowol aus=als inwendig auf das reicheste mit Silber gestickten blau=sammetenen Pracht=
wagen
nachfolgte, deme 6. K. K. Edel=knaben, und viele K. K. sogenannte Sattelknechte,
nebst noch anderen Ober=officiers von dem Obristen Stall-meister=stab, alle gleich in feinem
roten Tuch mit Gold reich galoniret nachritten, neben dem Wagen giengen 4. Kaiserl. Leib=
⟨l⟩aqueyen
zu Fuß, und vor demselben eine sehr beträchtliche Anzahl von Kaiserl. Lauffern,
Leib=laqueyen, und Heyducken.

Jhre Königl. Hoheit sassen alleine oben an, und gegen höchst=dieselbe über Dero Ob=
riste
Hof=meisterin, Jhre Excellenz die verwittibte Frau Gräfin Antonia von Erdöd, gebor=
ne
Gräfin v. Batthyan, und begleitete den Wagen zu beyden Seiten die Kaiserl. Schwei=
tzer
=garde mit ihrem Fahn, und klingendem Spiel in ihren Parada=kleidern.

[11]

Ferners folgte ein Detaschement der Kaiserl. Hartschieren=leib=garde mit ihren
Trompeten und Paucken zu Pferde, unter Anführung ihres Ober leutenants, Frey=herrns von
Petrasch, K. K. Majors, und noch ihnen die neue Königl. Hungarische Adeliche Leib=garde,
ebenfalls mit ihren Trompeten und Pauck⟨e⟩n, unter gleichmäßiger Aufführung ihres Capitain=
leutenants
, Hrn. Grafens Johann von Palfy, wornach noch 4. Kaiserl. 6=spännige Wägen
kamen, worinnen die Hof=dames sich befanden; Endlichen aber machte den Schluß ein
Detaschement Dragoner von Sr. Königl. Hoheit des Durchl. Bräutigams Dragoner=re=
giment
mit ihrem Estandart, und rührenden Trommmel zu Pferde.

Jhre Königl. Hoheit die Durchleuchtigste Prinzeßin Braut brache von dem K. K.
Lust-schloß Belvedere gegen 2. Uhr Nachmittags auf; der Zug gienge über die Wieden=
vorstadt
durch das Kärntner=thor, und die Kärntner-strassen, über den Steck=am Eisen platz,
alwo die hiesige Burgerschaft eine ungemein prächtige Triumpf porten, auf welche eine vor=
trefliche
Jnstrumental=music, mit Trompeten und Paucken gehalten wurde, und bey der der
hiesige Stadt=magistrat versammelt, seine unterthänigste Aufwartung machte, weiters über
den Graben und Kollmarkt, sodann über das Michaeler=plätzel, woselbst auch eine unge=
meine
herrliche Triumpf=porten von denen hiesigen Hof=befreyten, und Niederlags=ver=
wandten
, die auch sich in Corpore dabey eingefunden hatten, und da sich ingleichen eine sehr
schöne Musique mit Trompeten und Paucken hören lassen; Jhre Königl. Hoheit traffen
sodann um 5. Uhr bey der Augustiner=hof=kirchen ein.

Die Burgerschaft stunde von besagtem Cärntner=thor an bis zu erst=berührter
Augustiner=hof=kirchen in Waffen, und machte beederseits Spallier mit Feld=music,
dann unter Rührung des Spiels, salutirte auch Jhre Königl. Hoheit mit den Spontons,
und sinkenden Fahnen.

Die Kaiserl. und Königl. Majestäten von Jhren Garde=haupt=leuten begleitet,
erhuben sich kurz vorhero, ehe die Durchl. Prinzeßin Braut noch zur Kirchen kame, mit
denen sammentlichen Durchleuchtigsten Herrschaften, Sr. Königl. Hoheit dem Durchl.
Herzogen Carl und der Durchl. Prinzeßin von Lothringen unter Vorrettung einer sehr
grossen Anzahl von der Hof=staat, Cammer=herren, Herren geheimen Rähten, und
Obrist=hof=ämter, dann in Gefolge einer ungemeinen Menge der Hof=und Staats=
dames
nach besagter Augustiner=hof=kirchen, die mit denen kostbaresten Niederländischen
Tapetten, und vortreflicher Beleuchtung ausgezieret ware; und als die Durchl. Braut
daselbst eintraffe kamen Se. Königl. Hoheit der Durchl. Bräutigam entgegen, halfen
Höchst=deroselben aus dem Wagen absteigen, und führten Sie zur Kirchen=thür hinein
auf einen daselbst aufgebreiten Tepich, wohin zwey Carmesin sammete, reich mit Gold
gallonirte Pölstere von dem Kaiserl. Königl. Ceremoniario sofort geleget wurden, über
welche das Durchleuchtigste Braut=Paar sich auf die Knie niederliesse, folglich Höchst=
denenselben
von dem in Pontificalibus allda mit vielen Jnsulirten Bischöffen, Prälaten,
und dem Clero Assistenti gestandenen Päpstl. Nuntio Monsignore Borromeo das Crentz
oder Pacem zu küssen, und das Weih=wasser dargereichet wurde.

Beede Königl. Hoheiten erhuben sich sofort wiederumen. Jhre Majestät die Kai=
serin
Königin führten alsdann die Durchl. Prinzeßin Braut mit Dero rechten Hand nach
der Laureta=kapellen, und es wurde der Schlep des Hof=kleides von Dero obristen Hof=
meisterin
heute durchaus getragen.

[12]

Se. Majestät der Kaiser verfügten sich gleichmäßig, nebst dem Durchl. Bräuti=
gam
nach besagter Kapellen, allwo Jhre Kaiserl. und Königl. Majestäten, nebst dem
Durchleuchtigsten Braut=paar der von dem Päpstlichen Herrn Nuntio gehaltenen, und
von der Hof=kapellen=music abgesungenen Litaney beywohneten. Da inzwischen die
übrige Durchl. Herrschaften, und die mehreste derer Dames sich in dem vorderen Chor
des hohen Altars begaben.

Nach geendigter Litaney erhuben sich Se. Königl. Hoheit der Durchl. Bräutigam;
sodann Se. Majestät der Kaiser, und hierauf Jhre Majestät die Kaiserin Königin die
Durchl. Braut wiederum an Dero rechten Hand führend, unter voriger Corteggirung
nach den vorderen Chor.

Jhre Kaiserl. und Königl. Majestäten nahmen ihren Platz auf der Breiten zur Evange=
gelii
=seiten zubereiteten Bühne oder Staffel, unterm reichen Baldachin in ihrem mit glei=
chem
Gold=stuck bedeckten Bett=schammel, und abwärts die sammentliche Durchleuchtigste
Herrschaften; Jhre Königl. Hoheiten das Durchleuchtigste Braut=paar aber, welches in
gleichem Drap d'Argent mit kostbarestem Geschmuck angekleidet gewesen, der für Höchst=
dieselben
auf einem Teppich gerade gegen dem hohen Altar über gestellet, und mit Carmesin=
sammet
bedecket, auch mit goldenen Borden galloniret gewesen.

Nach einem kurz=verrichteten Gebett erhuben Sie sich aus demselbem zum hohen Al=
tar
; da sodann der Päpstliche Herr Nuntius die eheliche Einseegnung mit denen gewöhn=
lichen
Ceremonien vollzoge; worauf beede Königl. Hoheiten wiederumen sich in Dero Bett=
stuhl
verfügten, und der Päpstliche Herr Nuntius stimmte sodann das Ambrosianische Lob=
gesang
an, welches von der Hof=capellen=music weiters abgesungen wurde. Und nachde=
me
das erste Salve mit denen Canonen gegeben wurde, bevor die Durchleuchtigste Braut
sich im Königl. Schloß Belvedere in Dero Leib=wagen setzte; so wurde nunmehro das
zweyte gelöset; da vorhero eine Bataillon Jnfanterie, die nächst dem Burger=spital auf
dem dasigen Platz paradirte, das kleine Gewehr abgefeuret hatte.

Wie nun nach der Hand von dem Päpstlichen Herrn Nuntio der Pontifical=seegen er=
theilet
worden, und derselbe sowol Jhren Kaiserl. und Königl. Majestäten als auch Jhren
Königl. Hoheiten dem Durchleuchtisten Braut=paar seinen Glück=wunsch abgestattet, er=
huben
sich Allerhöchst=und Höchst=dieselben nebst denen übrigen Durchleuchtigsten Herr=
schaften
, und dem vorigen Corteggio über den neuen Gang nacher Hof zuruck, dabey dann
wiederum die Durchleuchtigste Braut von Jhrer Majestät der Kaiserin Königin geführet
wurde.

Als nun Jhre Königl. Hoheit die neu=vermählte Durchleuchtigste zu Hungarn und
Böheim Königl. Cron=prinzeßin, und Erz=herzogin in etwas ausgeruhet, beliebten Höchst=
dieselbe
die N. Oe. hiesige Land=stände, so den Einzug begleitet, und dann auch noch mehr
andere von der Generalität, und dem Adel zum Hand=kuß zuzulassen, die dieser Gnade noch
nicht theilhaftig worden, und nach der Hand zu denen Dames sich hinaus in das Spiegel=
zimmer
zu verfügen.

Gegen halber 9. Uhr begaben sich Jhre Kaiserl. und Königl. Majestäten mit Jhren
vermählten Königl. Hoheiten, und denen Durchleuchtigsten Erz=herzogen Carl, und Pe=
ter
Leopold, dann denen Durchleuchtigsten Erz=herzoginnen Maria Anna, Maria Christi=

[13]

na, Maria Elisabetha, Amalia, Johanna, und Josepha, ingleichen mit dem Durch=
leuchtligsten
Prinzen Carl, und Prinzeßin Anna Charlotte von Lothringen unter dem Cor=
teggio
von Dames, und Cavaliers nach dem grossen vortreflich ausgezierten, und auf
das prächtigste beleuchteten Redouten=saal, dahin nunmehro die Durchleuchtigste ver=
mählte
Erz=herzogin von Dero obristen Hof=meistern an der Hand bedienet, der Schlepp
des Hof=kleids aber wiederumen von Dero obristen Hof=meisterin getragen wurde.

Der Hof tratte daselbst unter Trompeten=und Paucken=schall ein, und Jhre Ma=
jestäten
liessen sich zur Tafel unterm Baldachin nieder, das Durchleuchtigste Braut=paar
setzten sich zur Seiten Seiner Majestät des Kaisers neben einander, das Tisch=gebett
sprache der hiesige Herr Erz=bischof, und es wurde die Tafel mit dem neu=verfertigten
kostbaren, und kunstreich gearbeiteten goldenen Service zum erstenmal bedienet, auch eine
schöne Jnstrumental=und Vocal=musik währender ganzen Tafel hindurch gehalten.

Als Jhre Kaiserl. und Königl. Majestäten den ersten Trunk gethan, wurde wiederum
von der nunmehro auf das Michaeler=plätzel aufgezogenen Bataillon das kleine Gewehr,
und darauf rings um die Pesteyen herum die Canonen zum drittenmal gelöset.

Der sehr grosse Saal ware mit einer ungemeinen Menge von Dames und Cavalliers
angefüllet, und man hat auch dem Volk den Trost gegönnet, nach und nach dahin eingehen,
und zusehen zu dörfen.

Nach geendigtem Hochzeit=mahl erhuben Sich Jhre Kaiserl. und Königl. Majestäten
mit denen sammentlichen Durchleuchtigsten Herrschaften nacher Hof zuruck, und geruheten
das Durchleuchtigste Braut=paar nach Dero prächtigst zubereiteten Wohn=zimmer zu führen.

Es ware nicht nur die K. K. Burg mit weissen Waxs=fackeln, sondern auch die 2.
Triumpf=porten mit vielen tausend Lampen diese und 2. folgende Nächte hindurch beleuchtet.

Es kan mit keiner Feder genugsam ausgedrucket werden, mit was Pracht und Herr=
lichkeit
dieser feyerliche, und höchst vergnügte Tag begangen worden, da selbst die angenehm=
ste
Witterung hierzu mit eingestimmet, und ist sonderlich die Vortreflichkeit des Einzugs nicht
wol möglich sich vorzustellen.

Die Wägen, Pferd=geschirr, und Livree waren von dem auserlösenesten Geschmack, und
mit unglaublicher Kostbarkeit vereiniget, das inbrünstige Vergnügen eines unzahlbaren
Volks legte sich durch den immerwährenden Jubel=aufruf allenthalben am Tage.

Alle diese Vortreflichkeiten übertrafe aber bey weiten der rührend=lieblichste Anblick,
und das so ausnehmend=gnädigst leutseelige Bezeigen der Durchl. Prinzeßin Braut gegen je=
dermänniglich
, welches die sammentlich getreue Unterthanen Jhrer Kaiserl. und Königl.
Majestäten nicht nur in eine Ehrforchts=volle Bewunderung, und in das angenehmst=innigste
Vergnügen auf eine ganz entzuckende Art versetzte, sondern anbeynebens auch aller Her=
zen
an sich zoge.

Den 7. Octobris empfiengen beede neu=vermählte Königl. Hoheiten sowohl Vor=
als
Nachmittags von dem Päpstl. Nuntis, und denen Herren Botschafteren, dann der Ve=
netianischen
Frauen Botschafterin, denen fremden Ministers, und ihren Frauen Gemahlinen,
wie auch von dem sammentlichen hohen Adel die Glückwunsch=complimenten über Dero
vollzohene höchste Vermählung. Vormittags aber um 11. Uhr erhuben sich Jhre Kaiserl.
und Königl. Majestäten mit allen Durchl. Herrschaften bey gewöhnlicher Corteggirung der

[14]

Hof=staat in grosser Haupt=gala über den neuen Eingang nach der Augustiner=hof=kir=
chen
, und wohnten der Heil. Einseegnungs=meß bey, die der hiesige Herr Erz=bischof mit
denen gewöhnlichen Ceremonien gehalten, und unter welcher beede verehligte Königl. Ho=
heiten
zum Opfer üblicher=massen gegangen; Sodann speiseten Jhre Kaiserl. und Königl.
Majestäten mit denen neu=vermählten Königl. Hoheiten, und denen 12. übrigen Durchl.
Erz=herzoglichen Herrschaften, wie auch mit Jhren Königl. Hoheiten dem Durchl. Prinzen
und Prinzeßin von Lothringen in der zweyten Ante=cammera bey einer vortreflichen Tafel=
music
offentlich. Abends aber wurde die Jtaliänische Opera Alcide al Bivio zum ersten=
mal
vorgestellet.

Den 8ten Octob. ware wiederum offentliche Tafel mit Music in der 2ten Ante=
cammera
, und Abends masquirter Ball im Redouten=saal, dabey Jhre Kaiserl. und =
nigl
. Majestäten mit denen im weissen Domino alleine erschienenen 26. Paar Durchl.
Herrschaften, und annoch darzu allergnädigst benannten Dames und Cavaliers soupirten.

Es wurden auch noch an 5. anderen Tafeln die auswärtige Herren Ministers, und
deren Frauen Gemahlinnen, wie auch die Dames und Cavaliers auf das vortreflichste
bewirtet.

Den 9ten Octob. wurde einer Französischen Comödie im Hoftheatro beygewohnet.

Den 10ten Octob. legten alle Herren Deputirte derer Erb=länder ihren Glückwunsch
ab, und Abends wurde eine vortrefliche Serenada gehalten, wohin der Hof sich offentlich
in Gala begeben.

[15]

Journal der combinirt=K. K. und der Reichs=executions=armee aus dem
Haupt=quartier Fornigal vom 28. Sept. bis 3. October.

Den 28. hatte das Hülsische Corps seine Retraite bis nach Jessen genommen, und sich
zwischen diesem Ort, und Arnsdorf gelagert; der General Luzinsky paßirte mit seinem
Corps gleich die Elbe, verfolgte den Feind auf dem Fuß, und nahme seine Stellung bey Löblen:
die Armee brache sodann nach dem Abkochen ebenfalls aus dem Lager bey Torgau auf, mar=
schirte
nach Domnitz, paßirte allda die Elbe, und bezoge sodann das Lager bey Brettin. Der
General Kleefeld postirte sich mit denen leichten Trupen bey Naundorf, der Obriste Zettwitz hin=
gegen
ruckte mit seinem Detaschement bis Bretsch an den linken Ufer der Elbe vor.

Den 29. ware Rast-tag, General Luzinsky attaquirte die feindliche diesseits des Elster=
fluß
stehende Vor=posten, welche dann zuruck getrieben, und alle sich über das Wasser zu ziehen
genöhtiget wurden; bey welcher Gelegenheit der Feind in seiner Retraite das Dorf Zwisteg⟨s⟩
in Brand steckte. Den nämlichen Tag ruckte der Obriste Zetwitz nach Pratta vor, attaquirte
sogleich das von Wittemberg gegen über auf dem linken Ufer der Elbe ligende wolfortificirte
Tete de Pont, so der Feind mit 150. Mann besetzt gehabt, und machte sich gar bald mit dem
Degen in der Faust davon Meister, wobey von dem feindlichen Commando 1. Leutenant mit
45. Mann gefangen, die übrigen theils nieder gehauen, theils in die Elbe gesprenget worden.
Obgedachter Obrister hat dabey nicht mehr als 2. Todte, und 6. Bleßirte bekommen; das Tete
de Pont wurde darauf mit 200. Croaten besetzet.

Den 30. retirirte sich General Hülsen bis nach Wittemberg, und nahme allda sein Lager
mit dem rechten Flügel an der Stadt, und mit dem linken an einem Wald. General Luzinsky
beunruhigte solchen auf dem Marsch, brachte etliche Gefangene ein, und lagerte sich bey Gallien.
Die Armee setzte sich auch gleich darauf in Marsch, und nahme solchen über Görsdorf, postirte
allda den Elster=fluß, und bezoge das Lager bey dem Dorf Elster, in welches das Haupt=quartier
verleget wurde; General Kleefeld cotoyrte den Marsch der Armee an der rechten Flanc, und
nahme seine Stellung bey Leetza, wo zugleich auch selber Seyda, und Zanna besetzte: und da
das Herzoglich=Würtembergische Corps eben selben Tag von Bretsch bis Wartenburg vor=
ruckte
; so wurden die bey Bretin geschlagene Brücken aufgehoben, nach Wartenburg herab
transportiret, und allda geschlagen.

Den 1. Octob. ware Rast=tag, und recognoscirte der command. Hr. General das feindl.
Lager um die Festung Wittenberg, welche Recognoscirung zu bedecken 6. Escadrons Cavallerie,
und Hussaren vorruckten, und die feindl. Vor=posten repoußiren musten. Bey Zuruckkunft des
command. Hrn. Generalens wurden gleich alle Veranstaltungen gemacht, mit der Armee den
anderen Tag vorzurucken, das Lager auf denen Anhöhen vor Eipes zu occupiren, folglich den
Feind aus seiner zwar sehr vortheilhaften Position, welche er mit Redouten, Batterien, und 2.
verschanzten Dörfern bedecket hatte, zu vertreiben, auch wann möglich, ihme von dieser Seiten
die Retrait gegen Berlin abzuschneiden. Jn dieser Absicht setzte sich die Armee

Den 2. mit Anbruch des Tags in 2. Colonnen in Marsch; das Luzinskysche Corps for=
mirte
die Avant=garde, und marschirte an der linken, dann General Kleefeld an der rechten Flanc
der Armee. Die feindl. Vor=posten wurden bey deren Anruckung zuruck getrieben. Jhre Caval=
lerie
unterstützte solche, und ruckte gegen das Lu⟨z⟩inskysche Corps, wurde aber von dem Hrn. Ge.
neral Luziusky mit dem Baranyaischen Hussaren=und Anspachischen Dragoner=regiment des
Fränkischen Creißes, dann durch die Sachsen=gothaische Dragoner mit ungemeiner Bravour
attaquiret, und zuruck geschlagen, wobey verschiedene Gefangene eingebracht, auch 31. Pferde

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erbeutet worden. Hierauf occupirte das diesseitige Grenadier=corps unter Commando des Ge=
nerals
Guasco die Anhöhen, wurde auch von dem Hrn. General der Cavall. v. Haddick mit der
ganzen Cavallerie unterstützet, die sammentl. Jnfanterie aber alsogleich von dem command. Ge=
neralen
selbsten en Ordre de Bataille formiret, welcher dann mit dem Hrn. F. Z. M. Grafen v.
Maquire, die verschiedene Attaquen zu souteniren, vorruckte. Die Canonade fienge bereits fruh
um 8. Uhr an, und ware von Seiten des Feindes aus denen Redouten und Batterien, welche
sein Lager bedecket, sehr lebhaft, da er vorzüglich die diesseitige Trupen von der ihme gegen über
genommenen Stellung zu delogiren suchte, allein sobald die diesseitige Artillerie aufgeführet
ware, bliebe man ihme nichts schuldig, daß also die Canonade mit der äussersten Heftigkeit bis
7. Uhr Abends continuirte: da aber das sehr coupirte Terrain, die viele Gräben und Marrast
nicht zuliessen den Feind auf dieser Seiten mit Vortheil anzugreiffen, welcher noch über das
durch das grobe Geschütz aus der Stadt unterstützet wurde; so ist der General Luzinsky beor=
dert
worden, mit seinem Corps das feindl. Lager zu umgehen, um solchen in Rucken zu kommen,
wo zugleich die Armee sich nach Thunlichkeit rechts zoge, um ihme in die Flanc zu fallen.

Die vielen Wälder und Defileen machten den Zug überaus langsam und beschwerlich, und
da der Feind seinen Rucken, und Flanc zu decken, die 2. Dörfer Teuchel und Dobin retranschi=
ret
, auch den von dem ersten Dorf ligenden Berg mit Trupen und Artillerie wol besetzet hatte,
so thate er einen so hartnäckigen Widerstand, daß er nicht ehe, als mit der sinkenden Nacht aus
allen seinen Vortheilen gänzlich vertrieben, vollkommen in die Flucht geschlagen, zugleich aber
ihme die Retraite nacher Berlin von dieser Seiten abgeschnitten, und er seinen Ruck=zug
nach Caswig in der Magdeburger-strassen zu nehmen gezwungen wurde; wobey er dann die ob=
gedachte
2. Dörfer Teuchel und Dobin, wie auch die Vorstadt von Wittenberg in Brand geste=
cket
hat. Es hat auch hiebey das Herzog Würtembergische Corps, so Tags vorhero nach Gra=
⟨t⟩a
vorgerucket ware, dann der Obrist Zettwitz mit seinem Commando den Feind nicht allein wäh=
render
Action von dem jenseitigen Ufer der Elbe durch beständiges Canoniren vielen Abbruch gethan, son=
dern
es haben Se. Durchl. der Herzog 800. Pferde von der Cavallerie durch die Elbe setzen lassen, welche der
feindlichen Cavallerie mit ungemeiner Bravour in Rucken gefallen, viele niedergehauen, und eine ansehn=
liche
Menge Gefangene gemacht, dabey auch 1. Officiers nebst 20. Mann todt, dann 3. Officiers, und eben
ungefehr so viele Gemeine bleßirte bekommen, wie dann der Obrist Zettwitz ebenfells einige Croaten durch
die Elbe schwimmen lassen, so etliche jenseits gestandene Schiffe herüber gebracht, mit welchen sodann 400.
Croaten herüber gesetzet, und dem Feind nicht geringen Schaden zugefüget, alle Trupen diesseitiger Armee
haben das über 11. Stunden angehaltene sehr starke Canonen feuer mit ungemeiner Bravour und Standhaf=
tigkeit
ausgehalten, auch alle Manöuvres unter dem stärkesten Feuer mit gröster Contenance und Ordnung
bewürket, wie sich dann vorzüglich das Luzinskysche und das Grenadier=corps, das Baranyaische Hussaren=
und
Anspachische Dragoner=regiment einen besonderen Ruhm erworben haben. Der Hr. F. M. L. Luzinsky
hat durch seine Bravour und Conduite das Meiste zu diesem guten Erfolg beygetragen, dann hat sich der
Fränkische General Wolfskehl, die Baranyaische und Anspachische Staabs=officiers, wie imgleichen der Ma=
jor
Gerliczy von denen Banalistischen Croaten ganz ausnehmend distinguiret, auch die Artillerie unter Com=
mando
des K. K. Majors v Grumbach ihren ohnehin so vielfältig erworbenen Ruhm ungemein vergrösseret.
Der Gereral Weczey ist mit 2. Hussaren=regimentern den Feind zu verfolgen, und der F. M. L. Lanthieri
mit 2. Dragoner=regimentern solchen zu unterstützen nachgeschicket worden, wie dann noch in der Nacht das
Baranyaische Regiment in die feindliche Bagage eingebrochen, und einen Theil davon erbeutet hat. Die
eigentliche Anzahl des feindlichen Verlust lasset sich nicht wol bestimmen, weilen ihre Bleßirte fast alle oder
auf Wägen mitgeführet, oder in die Stadt Wittenberg hineingebracht worden, doch belauffe⟨t⟩ sich solcher
allen glaubwürdigen Nachrichten zufolge über 1000. Mann, der diesseitige hingegen wird nicht über 300.
Mann sich erstrecken. Die Armee ist die Nacht hindurch auf dem Champ de Bataille stehen geblieben, und hat so
dann heut Den 3. das Lager rings um die Stadt also bezogen, daß solche dadurch völlig eingeschlossen und das
Haupt=quartier in das Dorf Zornigal verleget worden. Es liessen sodann Se. Durchl. der commandirende
Hr. General den in der Festung Wüttenberg commandirenden feindl. Generalen Salomon durch den Ad=
jutanten
des Hrn. F. M. L. Quasco Hauptmann Ferark zur Ubergab aufforderen, allein der Commendant
gabe eine abschlägige Antwort, daß also von Stund an mit denen nohtigen Veranstaltungen zu einer förmli=
chen
Belagerung zu Werke gegangen wurde. Die bey Wartemburg gestandene Brücken seynd allda wiederum
abgenommen, und die Elbe herab bis unweit Pratta gehracht, und allda geschlagen worden, wodurch a⟨lso⟩
die Communication mit dem Herzogl. Würtembergischen, jenseits der Elbe campirenden Corps d'Arme,
wie auch mit dem Obristen Zettwitz wiederum in der Nähe errichtet ist.

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