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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 1, 2. Jänner 1760

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[1]

Erfurt 19. Dec. 1259.

VOrgestern hat man erfahren, daß
Hanövrische Hussaren zu Wieddero=
da
und Gispersleben angekommen
sind, und bald darauf, daß ein ganzes Corps
von der alliirten Armee im Anmarsch sey. Man
ist durch diese Nachricht allhier sehr allarmirt
worden, und hat sich die ganze Nacht über be=
schäftiget
, Victualien in die Festung zu
werfen. Die Maynzer=trupen, welche in
denen Casernen waren, sind in gröster Eil
auf den Petersberg geflüchtet, auch hat
man die Soldaten von denen Thören abge=
hen
lassen, und denen Bürgern die Wacht
übergeben. Gestern früh um 10. Uhr sind
einige 20. Hussaren von Ruesch erschienen,
zu gleicher Zeilt hat man 4. Canonen=schüsse
von dem Petersberg gethan, um damit
anzudeuten, daß alles, was von der Fe=
stung
abhange, sich dahin begeben soll.

Unterdessen sind besagte Hussaren vor dem
St. Andreas=thor angelanget; und nach
einigen Wort=wechsel hat man sie eingelas=
sen
. Der Officier, welcher sie comman=
dirte
, forderte 36000. Rationes, und für
12000. Mann Passage. Bald darauf sind
2. Schwadronen schwarze Hussaren in die
Stadt eingerucket, und nach einer Stund
ein Jnfanterie=und ein Cavallerie=regi=
ment
nachgefolget. Man hat ihnen die
Quartiere angewiesen und heute haben sie
ihren Marsch nach Weimar fortgesetzet. Es
folgen ihnen immer mehr nach, und man
sagt, daß wir auch den Erb=prinzen von
Braunschweig, den Prinzen von Bevern
und den Grafen von Pückenburg allhier ins
Quartier bekommen würden.

Dresden 14. Dec. 1759.

Der Herr General von Beck hat nach
der letzthin vorgefallenen Action, mit sei=

[2]

nem Corps den Marsch gegen Torgau ge=
nommen
; es haben aber die daselbst ste=
hende
Preussen auf die davon erhaltene
Nachricht die dortige Elb=brücke abgebro=
chen
, und dadurch den Uebergang verhin=
dert
; hingegen hat gedachter Herr Ge=
neral
etliche 20. Schiffe, welche mit Pro=
viant
beladen, von Magdeburg gekommen,
und auf der andern Elb=seite für die Preus=
sische
Armee bey Kesselsdorf unterhalb Meis=
sen
ausgeschiffet werden sollen, auf besag=
tem
Marsch ruiniren und in Grund schies=
sen
lassen. Den 10. dieses haben die Oe=
sterreichische
und Preußische Husaren zwi=
schen
Kesselsdorf und Steinbach einen schar=
fen
Scharmützel gehabt, und die letztern
haben bey der Retirade ihre von Reisig,
und Stroh verfertigte Hütten abgebrannt,
Die Preußische Armee befindet sich noch
in ihrer vorigen Stellung von Prißnitz bis
nach Kesselsdorf. Sie haben schon 2. mal
zu Nachts die Oesterreicher in Friedrichs=
stadt
überfallen wollen, aber niemals ihr
Vorhaben ausgeführt. Der General Had=
dick
ist dieser Tagen aus Böhmen wieder
anhero zurück gekommen, und hat, wie
man vernihmt, das Commando über den
Oesterreichischen linken Flügel erhalten.
Dieser Tagen seynd bey 500. Recruten aus
Steyermarkt für die hier in Garnison ste=
hende
Regimenter, ingleichen auch vie=
les
Tuch und andere zur Montirung gehö=
rige
Sachen hieher gebracht worden. Bey
Neustadt auf der Wiese und dem Terrain
unter und oberhalb der Brücke wird ein
Heu=magazin durch die starke Zufuhr aus
Böhmen angeleget, und an der Elb=seite
mit Palisaden umgeben. Hingegen am
Stroh ist im Holländischen Palais=garten
von dem Preußischen Magazin noch ein
grosser Vorrat vorhanden, und weil auf
der Holz=flösse und in denen Holz=höfen

das Holz meistens ausgegangen ist,der
im Zwinger=garten aber angeschafte grosse
Vorrat in gewisser Absicht stehen bleibt;
so wird auf hohe Anordnung in denen =
niglichen
Ställen, das erforderliche Holz
geschlagen, und für die Armee und Bäcke=
rey
geliefert.

Stuttgard 16 Dec. 1759.

Mit dem gestern hier eingetroffenen Feld=
currier
hat man vernommen, daß Se. Her=
zogliche
Durchl. unser gnädigster Landes=
vatter
den 13. dieses Dero Haupt=quar=
tier
zu Reineck, einem Gräflichen Nosti=
tzischen
Städtlein gehabt. Se. Herzogl.
Durchl. haben nach der Affaire bey Fulda
alle detaschirte Corps an sich gezogen, und
sind von Hammel nach Zietlof, und von
da nach erwehnten Städtlein Reineck mar=
schirt
. Von des Prinzens Louis Eugene
Durchl. vernehmen wir, daß Höchst=die=
selbe
bey der Armee des Marschalls Gra=
fens
von Daun, in vollkommenen Wolseyn sich
befinden. Von dem in Ulm versammelt ge=
westen
allgemeinen Kreis=convent sind
des Herrn Marggrafens Carl August von
Baden=durlach Durchl. zum General=feld=
zeug
=meister, des Prinzens August von
Baden=baden Durchl. zum General der Ca=
vallerie
, und des Erb=prinzens von Ho=
henzollern
Sigmaringen Durchl. zum Ge=
neral
=leutenant erkläret worden.

Es kommen täglich von denen in Ha=
növerische
Gefangenschaft gerahtenen Gre=
nadiers
und Mousquetiers, viele Selbst=
ranzionirte
allhier an und hat man der=
selben
an einem Tag in der vorigen Woche
etliche 40 gezehlet. Se. Herzogl. Durchl.
haben befohlen daß selbige auf dem Sam=
mel
=platz alhier, nicht allein beynebst dem
Selbst ranzionirungs=douceur also gleich mit
neuer groß=und kleinen Montirung wieder
versehen, sondern auch, besonders die Bles

[3]

sirte von ihnen wol in Acht genommen, und
zu ihrer Heilung bestens besorget werden.

Genua 8. Decemb. 1759.

Vermög sicheren Nachrichten seynd Jhre
Catholische Majestäten am 1. dieses nach
Madrid von Saragossa würklich aufgebro=
chen
; es wird aber diese Reise sehr gemäch=
lich
, und in ganz kleinen Tagreisen gemacht,
und so, wie es die Umstände Jhrer Maje=
stät
der Königin und der Königl. Famile
welche erst kürzlich von ihrer Krankheit sich
erholet, zulassen.

Lisabon 23. November. 1759.

Als die Prinzeßin von Brasilien mit
dem Hofe nach Villa=viciosa sich erheben
wolte, so hat sie einen Fall gethan, wel=
cher
aber zum Glück von keinen übeln Fol=
gen
gewesen ist. Der König, die Königin
und die Königl. Herrschaften, belustigen sich
in denen Gegenden von Villa=viciosa mit
der Jagd. Heute verfügen Sie sich nach
Alto do Cham, von dar nach Crato und
alsdann nach Romeam, wo Sie acht Tage
verbleiben werden; hierauf reisen Sie nach
Villa=viciosa zurück, und werden den 10.
oder 12. December diese Haupt=stadt mit
Dero Gegenwart wieder beglücken. Der
Graf von Oayras hat dem Hofe bisher
nicht nachfolgen können. Die Sache der
Staats=gefangenen hat noch nicht das Ende
erreichet, indem das Unglück ihre Zahl
täglich vermehret. Der Herr Enserrabo=
des
welcher den 7. November auf dem
Paquet Bot Hanover zurückgekehret ist,
wurde den folgenden Tag in das Fort
Junqueira gebracht.

Der König geruhete unter seiner See=
macht
4. Schifs haup=leute, und 5. Leute=
nants
zu befördern. Die Flotte von Bahia
ist, ausser 2. Schiffen welche man noch
erwartet, in dem hiesigen Hafen angelan=
get
; zugleich sind 7. Schiffe von der Flotte
von Rio, wie auch die Kriegs=schiffe, die

sie begleitet haben, mit eingeloffen; ein ⟨hef=
tiger
Sturm, der diese Flotten den 28.
October überfallen, hat sie getrennet, aber
nun vernihmt man, daß 12. Schiffe von
Rio vor Lagos geankert haben; also fehlet
nur noch ein einziges Schif von der Flotte,
indem auch die zwey übrige zu Oporto an=
gekommen
sind. Man hat sogleich zwey
Convoyen eine gegen Norden und die an=
dere
gegen Süden, um die verlorne Schiffe
aufzusuchen, auslauffen lassen. Die Schä=
tze
dieser zwey Flotten bestehen in zwey und
einer halben Million für den König; 14.
Millionen an Gold und Silber für die
Kaufmannschaft, aus zwey Küsten voll
Diamanten, 17876. grossen und kleinen
Küsten und Zucker=ballen, 12825. Küsten
und Ballen=toback, 25270. Häuten, von
verschiedener Gattung, 1673. Elephanten
Zähnen, und aus 114. Ballen Wolle von
Bakunla, wie auch vielem Bau=holze und
andern kostbaren Waaren und Sachen mehr.

Petersburg 23. Nov. 1759.

Nachdem, wegen Auswechlung der
Kaiserl. Rußischen und Königl. Preußischen
Kriegs=gefangenen, auf Seiten Jhrer Kai=
serl
. Majestät, der General=major Peter
von Jacowlef, und der Oberste und Ge=
neralquartier
=meister=leutenant, Jacob von
Sievers auf Seiten Seiner Majestät des
Königs von Preußen aber der General=
major
Friedrich Freyherr von Wylich, und
der Ober=auditeur Friedrich Wilhelm von
Spangenberg, zu Gevollmächtigten abge=
ordnet
worden sind: so haben dieselben,
in Kraft habender und einander commu=
nicirten
Vollmachten, und nachdem die =
nigl
. Preußische Pommerische Stadt Bütow
zum Conferenz=ort beliebet worden, den 12.
des jüngst=verwichenen Monats October,
desfalls daselbst eine Präliminair=conven=
tion
verabredet; und den 15. daraufist

so=

[4]

sodann das Cartel zwischen denenselben ge=
schlossen
, gezeichnet und ausgewechselt wor=
den
. Dieses Cartel soll 6. Jahr oder
so lang, als der gegenwärtige Krieg dauert,
gültig seyn; und damit selbiges zu jeder=
manns
Wissenschaft gelangen mögen, so
hat man dasselbe in Teutscher und Rußischer
Sprache durch den Druck hierselbst bekannt
gemacht.

Nieder=elbe 17. Dec. 1759.

Aus dem Mecklenburgischen hat man
unterm 13., daß 12000. Mann Preußen
bey Demmin stehen, daß ein Lager von 6000.
Mann in eben der Gegend würklich zu ste=
hen
komme, auch bereits einige Preußische
Trupen sich wiederum in Malchin einge=
funden
hätten. Jm Amte Darga⟨u⟩ hat sich
gleichfalls ein Preußischer Officier mit einem
Commando zur Execution eingefunden, nach=
dem
das Preußische Commissariat mit Ab=
lauf
des vorigen Monats ein bedrohliches
Patent an die Mecklenburgischen Aemter zur
Bezahlung der Rückstände der im vorigen
Jahre ausgeschriebenen Contributionen hat
ergehen lassen. Der Schwedische Gene=
ral
en Chef von Lantingshausen hat hinge=
gen
an verschiedenen Orten ein Patent an=
schlagen
lassen worinn diese Bezahlung
ernstlich untersaget wird, worauf aber die
Preussen wenig Aufmerksamkeit bezeigen
sollen.

Neapel 29. Novemb. 1759.

Seine Majestät der König begeben sich
zum öftern nach Capo di Monte. Ein Mal=
thesisches
Kriegs=schif von 60. Canonen,
das in unserm Hafen ligt, ist bestimmt, alle
Spanier, welche Krankheit halber Seiner
Catholischen Majestät nach solchem König=
reiche
nicht haben folgen können, und was
sonst von Königl. Sachen noch zuruck ge=
blieben
ist, dahin zu transportiren. Un=
sere
Schiffe und Chebequen, so den Catho=
lischen
Monarchen nach Barcellona beglei=

tet, seynd von dort innerhalb 9. Tägen
glücklich hieher zuruck gekommen. Vier Che=
bequen
haben aber kaum ein wenig ausge=
ruhet
, als sie den Befehl erhalten, wider
die barbarische Schiffe so unsere Gewässer
unsicher machen, auszulauffen. Am vergan=
genen
Sonn=abend in der Nacht hat unser
Vesuvius ausserordentlich stark zu tob⟨e⟩n,
und aus 5. neuen Klüften eine Menge Harz
auszuwerfen angefangen, welches grosse
Verwüstung drohet. Die Lava läuft gegen
Torre Nunziata. Diese ungestümme Ent=
zündung
zu betrachten, seynd am Sonntag
und Monntag viele Personen von hier abge=
gangen
, während, daß die arme umligende
Jnwohner GOtt auf denen Knien um baldige
Endschaft ihres so grossen Unglücks anflehen.

Paris 10. Decemb. 1759.

Der König, der Dauphin, Madame la
Dauphine, und die Königl. Prinzeßinnen
seynd unmittelbar nach dem Ableben der Jn=
fantin
, Herzogin von Parma nach Marli
abgegangen, um sich etliche Täge daselbst
aufzuhalten, und die Königin hat sich nach
Tria⟨n⟩on begeben. Der Leichnam von Jhrer
Königl. Hoheit ist, nachdem man ihn ein=
balsamirt
hat, ohne Gepränge nach der Ab=
tey
St. Denis abgeführt, und alda in das
Begräbnuß der Prinzen der Königl. Famile
beygesetzet worden. Wegen dieses Ster=
be
=falls seynd unsere Schau=plätze auf ei=
nige
Täge geschlossen, und es ist auch aus
der Ursache das geistliche Concert, das am
Feste Mariä Empfängniß in dem Palais
der Thuilleries gegeben werden sollte, ver=
schoben
worden.

Maynstrom 17. Dec. 1759.

Das ganze Würtembergische Corps be=
gibt
sich auf den Marsch, um durch die
Wetterau zu dringen; morgen wird dassel=
bige
schon zu Steinau, Schlüchtern und
denen dortigen Gegenden anlangen, seine

[5]

leichte Trupen sind bereits zu Herberstein
eingetroffen, allwo man sehr viel Brod
und Fourage den Durchzug von 10000.
Mann zu befördern, besorget.

Madrid 23 November. 1759.

Es vergehet kein Tag, daß man nicht
Nachrichten von Saragossa empfängt, und
die letzteren enthalten, daß der König sich
in vollkommenem Wolstande befinde. Hin=
gegen
haben sich bey der Unpäßlichkeit der
Königin die Masern geäussert, welche aber
zu Jhrer Majestät baldiger Genesung gute
Hofnung geben. Der Prinz von Asturien
ist völlig wieder hergestellt, und die übrige
Kön. Famile befindet sich auch so wol, als
die Witterung gestatten kan, also, daß man,
wann kein anderer Zufall dazwischen kommt,
Jhre Majestäten, und den Hof längstens
in 3. bis 4. Wochen hier zu sehen hoffet.

Bergen in Norwegen 20. No=
vember
. 1759.

Jndem wir den Französischen Capitain
Thurot an der Schottischen Küste vermu=
teten
, ist derselbe am 17ten dieses mit 4.
Kriegs=schiffen in den anderthalb Meilen
von hier gelegenen Hafen eingeloffen. Der
Herr Thurot sagte, daß 2. Schiffe von sei=
ner
Flotille auf der See durch Sturm von
ihm abgekommen wären. Er ist heute in
eigener Person vor unsere Stadt gekommen.

Paris 12. December. 1759.

Durch den Todes=fall der Madame,
Herzogin von Parma, einer derer klügsten
Prinzeßin in Europa, sind Jhre Majestä=
ten
, die Königl. Famille und der ganze Hof
in den tiefsten Kummer versenket worden.
Und dieser Schmerz wird bey Jhren Maje=
stäten
noch durch die Unpäßlichkeit des
Herrn Herzogs von Burgund vermehret,
als die, so gering sie im Anfang geschie=
nen
hat, seit dem Gebrauch des Bades,
welches diesem liebenswürdigen Prinzen ver=
ordnet
worden ist, und das für ihn eine ganz

widrige Würkung gehabt, sich vergrössert hat.
Zur bevorstehenden Versammlung der Clerisey
ist allschon eine starke Anzahl von Präla=
ten
hier eingetroffen. Von dem See=gefecht
vom 20. Nov. so unweit Croisie, nur 2.
Meilen vom Land, zwischen dem Herrn von
Conflans, und dem Admiral Hawke vorge=
fallen
, schreibt ein Freund aus Bretagne
folgende Umstände: Zwey feindliche Schiffe,
der Essex und die Resolution, haben auf
unsern Küsten gescheitert. Der Herzog
von Aiguillon hat selbige, nachdeme man
vorhero alles salviret, was möglich gewe=
sen
, verbrennen lassen. Er liesse auch auf
jeder Seite des Einflusses von la Vilaine
Batterien aufrichten, so, daß unsere 7.
Schiffe und 4. Fregatten, welche in diese
Reviere sich geflüchtet, in guter Sicherheit
sich befinden. Als man auf der Küste ge=
wahr
wurde, daß die beyden Schiffe, die
Königl. Sonne und der Held, in so noht=
leidenden
Umständen steckten, sind die Ein=
wohner
von Croisie Hauffen=weis ans Ufer
geloffen, und haben so viel als möglich,
die Leute gerettet. Das erste derselben,
welches fast gänzlich zerschmettert war, stelte
das allertraurigste Schauspiel vor, durch
den Anblick so vieler Menschen, welche mit
gegen Himmel gehobenen Händen zwischen
Leben und Tod schwebeten, und vor Kälte
fast erstarreten. Der Herr Herzog von
Aiguillon erhobe sich in Person nach Croi=
sie
, und gienge ihnen mit möglicher Hülfe
an die Hand. Man schreibt von Bannes,
daß die Feinde noch beständig in selbigen
Gegenden sich aufhalten, gleichwol aber kei=
ne
Anstalten zu machen schienen, als wann
sie eine frische Unternehmung gegen unsere
zertheilte Flotte wagen wollten. Jhr Ad=
miral
, Herr Hawke, hätte einen seiner
Officiers an den Herrn Herzogen von Ai=
guillon
geschicket, und ihme die Bleßirten,

[6]

desgleichen die auf denen gefangenen Schif=
fen
gefundene regulierte Trupen angebotten.

Prag 22. December. 1759.

Seit eingen Tagen ist allhier eine der
strengsten Kälten, dergleichen man seit eini=
gen
Jahren nicht gehabt. Der hiesige
Moldau=fluß ist völlig mit Eis beleget, und
man hat bereits vor dreyen Tagen das Eis
zu hauen angefangen, und solches in die
Keller verführet Sonsten hat man abge=
wichener
Tagen viele Fuhren Bretter von
hier nach Desden abgeführet wohin auch
täglich vieles Proviant und andere Victua=
lien
transportiret wird. Sowol in dieser,
als in der abgewichenen Woche, hat man
viele Preußische Officiers, so bey denen letz=
tern
Affairen zu Kriegs=gefangenen ge=
macht
worden, auf Wägen anhero gebracht,
welche weiters von hier abgehen sollen,
und seynd derselben noch mehrere auf dem
Weg hieher begriffen.

Kurz=gefaßte Nachrichten
von verschi⟨e⟩denen Orten.

Briefe von Frankfort an der Oder geben,
daß ungeachtet die Rußische Armee bereits in
denen Winter=quartieren sich befinde, die
leichte Trupen davon dannoch an denen Grän=
zen
von Brandenburg und Schlesien un=
aufhörlich
streiffen, gleich dann dieselbe un=
tet
anderen Zettitz, Leutnitz, Krammers=
horn
Bandach, Balzig, Züllichau und
Schwibus wie auch Drossen und Reppen in
Contribution gesetzet haben.

Man berichtet von Erfurt, daß das
Hanövrische Corps (welches in 17. oder
18. tausend Mann bestehen solle) unter
Commando des Erb=prinzens von Braun=
schweig
den 19. und 20. dieses Monats
alda durchgezogen seye, und daß diese Tru=
pen
ziemlich gute Manns=zucht gehalten
haben. Es ist aber anbey nicht zu be=

schreiben, was für Ungemach dieselbe auf
diesen Marsch erlitten, indem sie überall eine
beträchtliche Anzahl Kranke zuruck lassen
müssen.

Zufolge deren Briefen von Madrid vom
3. December ist der daselbstige Hof erst den
1. dieses Monats von Saragossa abgerei=
set
, und zumalen derselbe bey so kurzen =
gen
sothane Reise angetretten, so hat er
an dem Tag seiner beschehenen Abreise
in dem Dorf Maria, zwey Meilen weit von
Saragossa entfernet, das erste Nacht=lager
gehalten. Uebriges aber befinden sich nun=
mehro
beede Königl. Majestäten, und die
ganze übrige Königl. Famille in vollkom=
mener
Gesundheit.

Wien den 2. Januarii 1760

Samstag den 29sten abgeloffenen Mo=
nats
Decembr. haben beede Kaiserl.
Majestäten nach dem gehaltenen Gottes=
dienst
mit denen wichtigen Staats=und
Landes=angelegenheiten sich beschäftiget.

Sontags den 30. Decemb. haben bey=
derseits
Kaiserl. Königl. Majestäten aller=
gnädigst
geruhet, die durch den Tod Weil.
des Herrn Grafens von Königsegg=erps
Excellenz erledigte Kais. und Kais. Königl.
Hof=kammer=präsidenten=stelle Sr. Excellenz
dem Herrn Rudolph Grafen von Choteck
Allerhöchst=derenselben würklich geheimen
Raht, Rittern des goldenen Vliesses, der Mi=
nisterial
=banco=deputation, und des Commer=
cien
=directorii Präsidenten zu verleihen, und
seynd Se. Excellenz sodann von (Titl.) Sr.
Excellenz dem Kaiserl. Königl. Obrist=hof=
meistern
Grafen von Uhlfeld gehörig vorge=
stellet
worden.

Dieser Minister behält dabey, wie bis=
her
, das Präsidium über den Banco, dessen
Ordnung, und Grund=sätze unveränderlich
verbleiben.

[7]

Mondag den30. December haben Se.
Majestät der Kaiser der feyerlichen Toison=
vesper
beyhewohnet, worauf der gewöhn=
liche
Gottes=dienst zum Beschluß in der
Kammer=kapellen beschahe.

Dienstag den 1. Jan. als an dem neuen
Jahrs=tag Vormittags um 11. Uhr seynd
beede Kaiserl. Majestäten in offentlichen
Staat nach der Kirche des Profeß=hauses
S. J. am Hof abgefahren, alwo die Her=
ren
Ordens=rittere des goldenen Vlies=
ses
die Aufwartung gemacht, und alda dem
hoch=feyerlichen Fest des allerheiligsten Na=
mens
Jesu beygewohnet.

Lista deren Verstorbenen zu Wien
in=und vor der Stadt.

Den 28. Dec. 1759.

Jn der Stadt.

  • Der Hoch=geb. Hr. Hr. Carl Jac. de Langquail, des
    H. R. R. Graf v. Puquan, Frey=herr zu Va⟨u⟩x,
    Commendator zweyer Campag von der Ordi-
    nanz
    in Flandern, und Erb=obrist=land=jäger=mei=
    ster
    der Provinz Artois, beym Aug GOttes am
    Pet., alt 50. J.
  • Dem Wol=edel=geb. Hrn. Joh. Franz v. Faswitz, K.
    K. Raht, und Königl. Hungaris Hof=canzl.=Re.
    gistr=und Taxat., s. Frle T. Elisab., im alten
    Futer=amt, alt 3. J.
  • Hr. Andre Cour. Mebes, K. K. Hof=und Burgerl.
    Chyrurg, im Satleris. H. am Juden=plaz, 55. J.
  • Thom. Clement, Burgerl Schneid., im W⟨and⟩er=
    ⟨p⟩olis
    . H. beym Ofen-loch, alt 65. J.

Vor der Stadt.

  • Franz Donreiter, Schreib., in s. H. oberm Neust.,
    alt 52. J.
  • Dem Ant. Schwarz, Tischl., s. T. Maria Anna, bey
    dem weis. Lämmel bey Maria=hülf, 18. J.
  • Pet. Stapf, Schneider=ges, beym hl. Herr-gott am
    Spitalberg, alt 54. J.
  • Dem Joh. Haberrecht, Feldsold., s. W. Francisc.,
    beymPin=apselauf der Landstr., alt 29. J.
  • Phil. Pollhammer, Geig, bey der gold. Kugel auf
    der Wind mühl, alt 61. J.
  • Elisab. Edelbaurin, Wittwe, beym gold. Lämmel
    im Lerchenf., alt 75. J.
  • Jos. Widel, Schuh=kn., beym gold. Greif. bey Ma=
    ria
    =hülf, alt 18. J.
  • Eva Wartmanin, Wittwe, deymkl. Jordan in dem
    ⟨Gerg⟩ler=gäs., alt 64. J.
  • Magdal. Heinrichin, im K. K. Hof=spit, 72. J.

Den 29. Dec. 1759.

Jn der Stadt.

  • Dem Wol-edlen Hrn. Bernh. Nestor, K. K. al 〈…〉
    Feuerwerk., s. K. Theres. im K. K. Zeug=H. auf der
    Sailerst., alt 1. J.
  • Dem Aldert Wolla, Burgerl. Hof=stuckador., s. K.
    Math., im Amonis. H. am rot. Thurn, 4. J.
  • Pet., Burgerl. Sporrer, im Kupfer-schmie=
    dis
    . H. am Katzen=steig, alt 36. J.
  • Dem Math. Fridl, Burgerl Bier=leut=geb., s. K.
    Joh., im Zeilingeris. H. in der untern Bäckerst.
    alt 2. J.
  • Christian Geyer, gew. Jäg., im Fruhwirtis. H. auf
    der Fischer=stieg., alt 75. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Pet. Andre, Pflasterern, s. W. Theres., beym
    schwarz. Kegel am Neustift, alt 59. J.
  • Ant. Schildberger, Anstreich., bey der grün. Wein-
    traub
    . in der Leopoldst., alt 61. J.
  • Georg Zimmerman, Schulmeist., bey der Meer=frle
    im Liechtenth., alt 55. J.
  • Helena Plackin, Wittwe, im Urbanis. H. zu Mar-
    gar
    ., alt 60. J.
  • Simon Jlling, Trag., beym rot. Thor in der Leo=
    poldst
    , alt 78. J.
  • Der Theres. Hackerin, Wittwe, ihr S. Math., bey
    dem schwarz. Adl. zu Nicolstorf, alt 25. J.
  • Theres. Stegerin, Wittwe, bey St. Leop zu Gum=
    pendorf
    , alt 74. J.
  • Summa 12. Pers., darunter 3. Kind.

Den 30. Dec. 1759.

Jn der Stadt.

  • Jhro Exccll. der Hoch=und Wol-geb. Hr. Hr. Jos. Graf
    v. Muscettola, aus dem Herzogl. Haus v. Spez=
    za
    , ꝛc. beeder K. K. M. würkl. geh. Raht, und
    Cammerer, beym Aug GOttes am Pet., 62. J.
  • Der Wol edle Hr. Max H⟨onu⟩l K. K. Cammer=
    mahl
    ., beyn 7. Chur=fürst. am rot. Thurn, 65. J.
  • Dem Joh. Gruber, Burgerl. Wein=leut⟨=⟩geb., s. K.
    Jos., im Wirts H. bey der H. Dreyfaltigk. 6. v. J.
  • Dem Ant. Krauß, Waldhornist., s. K. Agnes. im
    Mahleris. H. auf der Schotten=bastey, alt 5. J.

Vor der Stadt.

  • Der Wol=edel=geb. Hr. Wenzel v. Luxenstein, K. K.
    Bereut., beym gold. Adl. am Spitalb., 33. J.
  • Dem Franz Schenk, Burgerl Bind., s. W. Julia=
    na
    , bey der gold. Kanne am Spitalb, 25. J.
  • Elisab. Rotrosin, Burgerl. Wittwe, bey dem gold.
    Harnisch in der Josephst., alt 59. J.
  • Dem Jos. Fellner, Hof=lust=gart. im K. K. Belvede=
    re
    , s. K. Francisca, alda, alt 4. J.
  • Der Regina Reittingerin, Wittwe, ihr T. Cathar.,
    beyn gut. Hirt. bey Maria=hülf, alt 19. J.
[8]
  • Christian Krieger, Trag., im Chormeisteris. H. auf
    der Landstr., alt 77. J.
  • Summa 10. Person. / darunter 3. Kind.

Den 31. Dec. 1759.

Jn der Stadt.

  • Fr. Veron. Wißgrillin, Wittwe, im Bäckis. H. am
    grün. Anger, alt 64. J
  • Dem Jos. Zeschenauer, Burgerl. Schneid., s. K.
    Eberh., beym Sperl im Schlosser=gäs., alt 1. J.
  • Dem Lorenz Schaus, Lehen=kutsch., s. K. Jos., bey
    der Hungaris. Cron in der Himmel=pfort=gassen,
    alt 3. J.
  • Dem Joh. Rott, Lack., s. K. Franz, im K. K. Jn-
    gen
    .=H. auf der Wasser=kunst=bastey, alt 5. v. J.

Vor der Stadt.

  • Die (Tit.) Fr. Cäcil. Drestlin, Wittwe bey dem
    gold. Bärn am Spitalberg, alt 54. J.
  • Jos. Kriegler, Burgerl Kuchel-gart, im Zeillisch.
    H. zu Erdberg, alt 36. J.
  • Dem Mich. Bauer, Burgerl. Web., s. W. Apol. bey
    denen 5. Lerch. im Lerchenf., alt 60. J.
  • Dem Casp. Gspan. Fuhr-m., s. K. Casp. im Sand⟨=⟩
    werferis. H. auf der Wied., alt 5. J.
  • Pet. Franer, Lack., beym gold. Greif. bey Maria=
    hülf
    , alt 42. J.
  • Eva Münzingerin, Wittwe, im Schusteris. H. am
    Hundsth., alt 64. J.
  • Joh. Wolf, Lack., beym weis. Ochs. an der Wien
    alt 55. J.
  • Juliana Knaudin⟨l⟩, Wittwe, im Werdeckeris. H.
    in der Leopoldst, alt 62. J.
  • Summa 12. Pers., darunter 4 Kind.

Jm Keßlerischen Buch=binder=gewölb bey denen
⟨O⟩bern Jesuitern im Steindl=gässel beym goldenen
A. B. C. oder bey denen drey weissen Lilien in
seiner Wohnnng, ist nebst andern Calendern zu
haben: Calendrier d'Etat pour l'Aannée 1760.
Contenant outre les Articlies familiers, les Ba-
tailles
, & Actions depuit l'Année 1755. mit Perl=
mutter
=deckel und Spiegel 1. fl. 25. kr. in roh=
ten
Carmersin 1. fl. 8. kr. die andere Gattung
⟨51⟩. kr. ordinari gebunden 17. kr.


Es wird hiermit jedermänniglich kund und zu
wissen gemacht, wasgestalten das in der Rossau in
der Serviten=gassen ligende, und sogenannte An=
zenbergerische
Back=haus den 15ten Februarii die=
ses
lauffenden 1760. Jahrs auf dem allhiesigen
Raht=haus fruh um 9. Uhr gerichtlich feil gebotten
werden wird; wer nun also sothanes Back=haus,
käuflich an sich zu bringen gedenket, hat sich an ob=
bestimtem
Tag, und Stund auf sothanem Raht=
haus
anzumelden.

Es ist zu St. Pölten auf dem breiten Markt das
Meischische Haus bestehend in 12. Zimmern, schö=
nen
Keller, grossen Wagen=schupfen, Pferd=stall,
samt einem schönen Gärtel zu verkauffen; wer nun
solches käuflich an sich zu bringen willens ist, hat
sich in dem alten Post=haus zu Perschling anzu=
melden
.


Deu 4. Jan. 1760 werden im Vorreitterischen
Haus auf dem Franciscaner=platz im 3ten Stock
ruckwärts im Hof verschiedene Verlassenschafts=
effecten
, bestehend in etwas Silber, und Geschmuck,
dann Frauen=kleidern, Leingewand, nnd Zimmer=
einrichtungen
, fruh von 9 bis 12. Uhr, und Nach=
mittag
von 2. bis 5. Uhr dem Meistbietenden lici=
tando
verkauffet werden.


Es ist zu Enzerstorf unter dem Wiener=berg ein
Haus samt einem schönen Lust=und Obst=garten
auf künftigen Georgii in Bestand zu verlassen, oder
auch zu verkauffen; wer solches be⟨si⟩chen will, kan
sich im Neuberger=hof zu ebener Erden bey dem
Haus=meister anfragen.


Es werden bey dem Löbl. Kaiserl. Königl.
Stadt- und Land=gericht den 15. Januarii des
1760sten Jahrs fruh præcise um 9. Uhr zwey
Stock=uhren, so in einer 8. Tag Uhr, welche
spielet, samt grün=la⟨k⟩irten Kasten, und ge=
schmelzten
Ziffer=blat, dann in einer gleich mäs=
sigen
8. Tag Uhr in einem schwarz gebeitzten Ka=
sten
, und ein Meister=stuck ist, bestehen, licitando
plus offerenti verkauffet werden; dahero dann der
oder die jenige, welche von denen obermeldten=
Uhren
etwas käuflichen an sich zu bringen gesinnet
seyn möchten, an vorbesagten Tag, und Stund,
ad licitandum alda sich unausbleiblich einzufinden
haben werden.


NB. Bey diesem eintrettenden 1ten Jah=
res
=quartal werden abermalen die Lieb=
haber
dieses Wienerischen Diarii, wie auch
des Post=täglichen Frag=und Kund=
schafts
=bogens, nach Standes=würden,
um deren gewöhnliche vorhinein=Bezah=
lung
ersuchet. Und wann jemand das
Diarium Bestallungs=weise nehmen will,
so haben sich die hier in Wien anwesen=
de
in der diesfälligen Schreib=stuben in
dem neuen Michaeler=haus, die aus=
wärtige
Liebhabere aber in dem Obrist=
Post
=amt diesfalls anzumelden.

[9]

Auszug aus denen jüngsten
Londner=briefen.

Unsere Nachrichten aus America geben
folgendes:

Die ganze Armee beschäftiget sich damit,
das vormals sogenannte Fort du Ques=
ne
, in einen solchen Zustand zu setzen, wel=
cher
der Einsicht des Jngenieurs, der die
Aufsicht über diese Arbeit hat, und dem Fleiß
derer, die dazu gebrauchet werden, ein ewi=
ges
Denkmal stiften wird. Vier hundert
Jndianer von verschiedenen Völkern, inson=
derheit
die Tamas und Wydadots sind hie=
her
gekommen, uns ihre Ehrfurcht zu bezeu=
gen
, und uns ihren Beystand zu versprechen,
wenn wir solchen erfordern würden.

Am 30. Septemb. empfienge der dasi=
ge
Gouverneur einen am 26. abgefertigten
Expressen von dem Commandanten der
Stadt London und Prinz Georg. Man
hat hierdurch erfahren, daß die Cherokees
dem erstern von diesen Forts, die Commu=
nication
abgeschnitten, und 2. Soldaten von
der Besatzung, nebst einem Particulier
geschunden haben. Alle Kaufleute in die=
sen
Gegenden, nur einen ausgenommen, von
dem man fürchtet, daß er gleichfalls ermor=
det
seye, sind in dem Fort Prinz Georg an=
gekommen
, dahin sie bey Nachtzeit von eini=
gen
mit uns verbundenen Wilden, durch den
Wald geleitet wurden. Diese gute Leute
haben aber vieles von ihren mitgenomme=
nen
Habseligkeiten verloren, weil unsere
Feinde die Zugänge nach dem Wald bese=
tzet
hatten. Der sogenannte kleine Carpen=
ter
, einer von denen Anführern derer Jndia=
ner
streiffet seit einiger Zeit umher, unter

dem Vorwand, die Franzosen zu beunruhi=
gen
; aber man zweifelt sehr an der Redlich=
keit
seiner Gesinnungen. Wenigstens sagt
man, daß der sogenante Freund des Rich=
ters
, ein anderes Ober=haupt deren Wilden,
den man allezeit als sehr geneigt für uns an=
gesehen
hat, die Trieb=feder von diesen Un=
ruhen
seye. Er ist nach Keomee gekom=
men
, und hat die daselbst zusammen gebrach=
te
Munition gefordert, die ihm aber völlig
abgeschlagen worden. Auf diese Rachricht
verordnete unser Herr Gouverneur eine
allgemeine Zusammenkunft dieser Provinz,
die sonst bis auf den 19. November ausge=
setzet
war.

Diese umständliche Neuigkeiten erforder=
ten
allerdings muntere Gegen=veransta⟨l⟩tung.
Es sind schon Couriers an den General
Stanwix, an die Gouverneurs von Virgi=
nien
, von Nordcarolina, von Georgien,
wie auch an die Catewtas, und Chickachas,
unsere getreuen Alliirten, und Freunde, ab=
gesendet
worden, und man bemühet sich
äusserst, dieses Unglück gleich im Anfang zu
dämpfen, welches bey weiterem Fortgange
sehr gefährliche Folgen haben könnte. Ein
Umstand beruhiget uns noch sehr dabey,
nämlich, daß das Fort Prinz George und
London sehr gut mit allen Arten von Le=
bens
=mitteln versehen seynd. Den Augen=
blick
vorher, ehe die beyden Soldaten ge=
schunden
worden, waren noch 70. Ochsen
unter Bedeckung in dem Fort London ein=
gebracht
, welche mit vieler Mühe einer Par=
they
Wilden entgangen sind, die sich in
einem Busche, sie aufzufangen, verborgen
hielten.

[10]

Jn einem Briefe von Augu⟨sta⟩ den 23.
Sept. wird uns folgendes gemeldet: 50.
deren Vornehmen unter denen Creckischen
Jndianern seynd hier vor etlichen Tagen
auf unserer Nachbarschaft vorbey gegangen.
Sie kamen von Coweta, und wollten bey
dem Gouverneur einen Besuch abstatten.
Doch versicherten sie auf das stärkeste, daß
sie an dem Vorhaben der Cherokeesen kei=
nen
Theil hätten. Wir freuen uns sehr
über die Nachricht, daß der Capitain Stuart
sich gegen das Land der Cherokeesen in den
Marsch gesetzet habe. Wir schätzen seine
Fähigkeit um desto höher, je bekannter er
sich mit denen Jndianischen Affairen gemacht
hat. Unsere Kaufleute seynd aus dem
Lande der Chactaws noch nicht wieder zu=
rück
gekommen. Der Hr. Atkins befindet
sich noch zu Mucculaßi, unter dem Schutz
des Wolfkings, eines bekannten Haupts der
Wilden. Eine Liste von Dörfern, die die
Cherokeesen bewohnen, ist uns in die Hän=
de
gerahten, woraus sich ergiebt, daß diese
Nation nicht über 2000. Mann aufbrin=
gen
könne, die zum Krieg tüchtig seynd; wie
wol andere dieselbige bis auf 2500. erhe=
ben
, und noch wol darüber. Wir verneh=
men
, daß die Land=und Frey⟨=⟩compagnien Or=
dre
erhalten haben, sich nach einer Stunde,
da es angesagt worden, marschfertig zu hal=
ten
, und daß gleiche Ordre an die Land=völ=
ker
in denen Colonien, die am weitesten im
Lande hinein ligen, ergangen seye.

Obgleich unsere Leute mit Eifer arbei=
ten
, unsere Festungs=werke wieder herzu=
stellen
und zu vermehren, so siehet man doch
mit Vergnügen, daß sie, so beschwerlich auch
diese Beschäftigung ist, sich dennoch sehr
wol befinden. Diese Festung ist, oder
wird vielmehr, wenn die Arbeit vollendet
seyn wird, die wichtigste in ganz America

seyn, und man meinet, sie noch vor Ablauf
dieses Jahrs in diesen Stand zu sehen. Wir
stehen im Begrif, die Expedition unterhalb
des Sees Champlain vorzunehmen. Eine
Stunde auf erhaltene Nachricht muß alles
in Bereitschaft stehen. Die kleine Flotte,
welche uns über den See bringen muß, wird
von einem grossen Prahm, auf welchen sich
6. Canonen von 24. Pfund befinden, einer
Schaluppe von 18. Canonen von 8. Pfund
einem Schif von 12. Canonen von 6. Pf.
und 2. kleinen Prahmen, von gleichem Ca=
libre
, mit 2. Mörsern nebst 4. Galeeren,
davon jegliche eine Canone von 24. Pfund
und 1. Haubitze führet, bedecket. Unsere
Schiffe sind alle ausgebessert, und mit Ma=
sten
, und Seegeln versehen; aber ich besor=
ge
sehr, daß diese Masten, und diese See=
gel
die Ursache seyn werden, wann einige
derselben zu Grunde gehen, insonderheit weil
der See Champlain, und der See George
darinn von einander abgehen, daß der erste=
re
seine Wellen so hoch als wie der Ocean
treibt, und daß er in einer Länge von 80.
Meilen so breit ist, daß man von einem Ufer
bis zu dem andern mit denen Augen nicht
reichen kan. Wir seynd heute sehr beschäf=
tiget
, die Artillerie, Lebens=mittel, ꝛc. an
Bord zu bringen. Man saget, daß einige
Land=völker sich mit uns auf den Zug bege=
ben
werden; doch k⟨an⟩ ich es nicht mit Ge=
wißheit
versichern. Die regulairen Tru=
pen
aber, welche denselben ausmachen sol=
len
, seynd ernannt, und folgende: 488.
Mann von dem Regiment Royal Schwei=
zer
, 379. von dem Regiment Forbes,
354. von Jnniskilling, 435. von Royal
Berg=sch⟨o⟩tten, 177. Prideaux, 540. von
Montgomery, 600. Grenadiers, 600.
Mann leichte Jnfanterie.

[11]

Wir N. N. Superintendenten und Spitalmei=
stere
des Löbl. Burger⟨=spitals⟩ in Wien geben je=
derm⟨änniglich⟩
, zuvorderist aber denenjenigen Par=
theyen
, so auf anno 1745. ab intestato erfolgtes
Absterben des Mathiä Fridschall, gewesten Bur=
gerl
. Peruquen=machers, und behausten Nachbars
am Spitalberg seel. zu Boßabrunn in Unter öster=
reich
jennseits der Donau geburtig, an desselben
Verlassens⟨ch⟩aft (zumalen der Schulden halber
bereits den 23. Septemb. 1745. das behörige
Convocations=und Liquidations=edict affigiret,
auch die Schuldner der Ordnung nach claßifici=
ret
worden, und nunmehro ein Uebermaß sich er=
gibet
) in Erb=sachen einige Sprüch=und Forderun=
gen
haben, oder zu stellen vermeinen, hiemit of=
fentlich
zu vernehmen: daß selbe bey der auf den
12. Febr. nächst=künftigen 1760sten Jahrs Vor=
mittag
um 9 Uhr in des Wienerischen Burger=
spitals
Grund=stuben peremp⟨t⟩orie cum clausula
angeordneten Convocations=und Liquidations=tag=
satzung
sich alsogewiß anzumelden, zu legitimiren,
und Erb=sprüche zu liquidiren, sub 1mo, 2do, &
tertio termino hiemit dergestalten citiret wer=
den
; daß in nicht Erscheinungs=fall jedannoch er=
holte
Verlassenschafts=abhandlung geschlossen, und
was Rechtens, ist erkennet, auch darüberhin nie=
mand
mehr angehöret, sondern denen Ausbleiben=
den
das ewige Stillschweigen auferleget werden
solle. Actum Wien den 24. Novemb. 1759.


Von N. Burger=meister, Richter, und Raht
zur Wienerischen Neu=stadt wird hiemit kund,
und zu wissen gemacht: was gestalten den 17.
Januarii 1760. in besagter Neu=stadt in dem
Maximilianischen Haus in der sogenannten
Neun⟨=⟩kirchner=gassen Vormittag um 9. Uhr zer=
schiedene
deren besten Hungarischen Weinen als:
1748, 1750, 1752, 1754, 1756, 1757, 1758=
und
1759 dem Meist=bietenden licitando zu ver=
kauffen
seyen. Wer also hierzu ein Verlangen
traget, der kan sich in gedachter Wienerischen Neu=
stadt
in der Maximilianischen Behausung allda
an obbestimmten Tag und Stund einfinden.


Es wird hiemit jedermänniglich kund und zu
wissen gemacht, was gestalten den 10. künftigen
Monats Januarii 1760. und die darauf folgende
Tage in den Markt Stockerau in des Herrn Franz
Xaveri Petrasch N. Oe. Landschaftlichee Apothe=
kers
, alda inhabenden Behausung die von weyl.
Frauen Catharina Aschenbacherin seel. ruckgelas=
sene
Verlassenschafts=effecten unh Mobilien, so
in silbernen Messern, Gabeln, und Löffeln, auch
anderen Silber=geschmeid, Frauen=geschmuck,
Frauen=kleidungen, Lein=wäsch, Zinn, Meßing,
Kupfer, und anderen Fahrnussen bestehen, dem
Meist=bietenden werden verkauffet werden=wer
demnach von solchen etwas zu erkauffen gesinnet

ist, derselbe kan sich an obgemelten Ort und
Tag, fruhe um 9. Uhr behörig anmelden.


Von der N. Oe. Regierung wegen, w⟨ir⟩d mit
gegenwartig=offenen Edict jedermännig⟨lich⟩ so=
wol
An- als Abwesenden kund und zu wisen gemacht,
welcher gestalten über des verstorbenen Johann
Garzeroll gewest Kaiserl. Königl. Hofm⟨usici⟩, in
verfall geratenes Vermögen, ein ordentlicher
Concurs angeordnet, und desselben sammentliche
Glaubigere zu Anmeld=und Liquidirung ihreran
erst=bemeldten Johann Garzeroll zustellen haben=
der
Sprüch und Forderungen auf den 9 Januarii
1760. Nachmittag um 3. Uhr vor Regierung zur
gewöhnlichen Tagsatzung, für die erst=andert=
und
dritte, auch allendliche Frist sub clausula
præclusi zu erscheinen anberaumet worden; als
werden all=und jede Glaubigere entweder selbst
personlich, oder durch hierzu genugsam gevoll=
mächtigte
Gewalts=tragere erscheinen, und ihre
anmeldente Anforderungen in beglaubten Abschrif=
ten
alsogewiß einlegen, wie im wiedrigen der
Ausbleib⟨e⟩nde von gegenwartiger Concurs-massa
ganzlich ausgeschlossen seyn, und ihme diesfalls
das ewige Stillschweigen auferleget werden solle,
wornach sich ein jeder zu richten, und für Scha=
den
zu hütten wissen wird, so beschehen Wien
den 10. November 1759.


Von N. Richter und Raht des Markts Him=
berg
wegen, wird hiemit durch dieses offentli=
che
Edict jedermänniglich kund und zu wissen ge=
macht
; welcher=gestalten des Johann Schusters,
gewest=burgerl. Fleischhacker=meisters und behau=
sten
Unterthans in dem Markt Himberg seel. hin=
terlassenes
Vermögen ad Cridam gediehen, die
in dem Markt Himberg gelegen Schusterische
Behausung, worauf auch das Fleischhacker=ge=
werb
gegen den gewöhnlich jährlichen Bestand
verliehen wird, samt denen hierzu gehörigen vier
Haus-gründen, 24. ein Viertel Joch überland=
äckern
, und ein Viertel Wein=garten bey einer
noch=und letzt=maligen Licitation offentlich wer=
den
ausgefeilet, und dem Meist=bietenden ver=
kauffet
werden; da nun hierzu der 11. künfti=
gen
Monats Januarii 1760. bestimmet worden.
Als wird ein solches jedermänniglich, wer et=
wann
vorbemeldete Behausung, samt zugehöri=
gen
Aeckern und Grund=stucken käuflichen an sich
zu bringen gesinnet ist, mit diesem offentlichen
Edict zu dem Ende kund und zu wissen gemacht,
damit ein sich hervorthuender Kauffer bey obbe=
meld
=auf dem 11. künftigen Monats Januarii
1760 fruh um 9. Uhr auf dem Markt Himber=
gischen
Raht=haus erscheinen, und sich alda an=
melden
lassen mögen. Actum Markt Himberg
den 22. Dec. 1752.

[12]

Von Sr. HochwürdenundGnaden Herrn ⟨Offi⟩-
cialen
,undVenerabilis ⟨Consistorii⟩ Archi-Epi-
scopalis
wegen, wird durch gegenwärtiges Val=
val
-edict nachfolgenden Partheyen, benanntlich:
dem Jgnatz Wolf burgerl. Schneider=meister,
dem Anton Blumer, ingleichen burgerl. Schnei=
der
=meister, dem Carl Wernerth herrschaftl.
Pfleger zu Traun, dem Fr. Michael Ord. S.
Augustini zu Bruck, dem Herrn Alexander Mayer
Philosophiæ & Medicinæ Doctori, dem Joseph
Ruep Schneider=meister, dem Michael Buf=
hauer
Maurer=meistern zu Höflein, dem Jo=
seph
Carl Kollmann Handels=mann zu Bruck,
dem Caspar Kuvatsch Schneider=meister zu
Rohrau, dem Martin Hapel Fleischhacker=mei=
stern
zu Höflein, dem Adam Zwickelstorfer, dem
Johann Zwickelstorfer, und endlich dem Johann
Georg Eygelsperger, hiemit kund und zu wissen
gemacht: Es habe untern 9. Novembris dies
Jahrs 1759. der gerichtl. aufgestellte Hofmannisch=
Curator ad lites Herr Augustin Böck, J. U.
Door, auch Hof Kriegs raht und Gerichts=
advocat
, bey diesem Venerabili ⟨F⟩oro beygebracht,
welcher=gestalten vorgesetzte Hofmannische Credi=
tores
ihnen durch den untern 7. Septembris hu-
jus
Anni ergangenen Cridä=relations=ausschlag
zu prästiren aufgetragene respect⟨i⟩ve Legitimir=
Producir
=und Einlegung deren Documenten,
wie auch ihre Juramenta am fuglichsten zusammen
auf einmal bey einer gnadig anordnenden Tag=
satzung
prästiren konnten, dahingegen ihm ein=
und
anderer derenselben Aufenthalt nicht eigent=
lich
bekannt, folglichen dann obenbenannte sam=
mentliche
Glaubigere per Edium ad Valvas
hierzu vor⟨z⟩uforderen, das nächste und kurzeste
Mittel wäre; dahero hat selber gebetten, 1mo.
eine hinlänglich, jedoch dergestalten clausulirte
Tagsatzung anzuordnen, daß hiebey all=und je=
de
obbesagte Hofmannische Creditores tertiæ
sis also gewiß erscheinen, und zugleich die ihnen
auferlegte respeive Legitimir=Producir=und
Einlegungen deren Documenten, wie auch Ju=
ramenta
prästiren, wie im widrigen dieselbe
nicht mehr angehöret, sondern das vorhandene
Hofmannische Vermögen unter hie liquidirende
Creditores ohne weiterem vertheilet, die Aus=
bleibend
=und nicht Liquidirende aber nicht mehr
gehöret sondern von der Hofmannischen Con=
curs
=massa gänzlichen ausgeschlossen, und ihnen
das ewige Stillschweigen auferleget werden solte,
dann 2do hierzu das behörige Valval=edict bey
der Canzley ausfertigen zu lassen. Wann nun
in dieses billige Begehren sub eodem Dato ge=
williget
worden; als wird ihnen Eingangs er=
nannten
Hofmannischen Credits=partheyen hie=
mit
anbefohlen, daß selbe auf den 8. kommen=
den
Monats Januarii 1760. fruh um 9. ihr
vor diesem Venerabili Consistorio persönlich,

oder per mandatarios sufficienter instruospro
Termino ⟨1⟩mo. 2do. & 3tio. also gewiß zu er=
scheinen
, und zugleich die ihnen auferlegte re-
spective
Legitimir=Producir=und Einlegungen
deren Documenten, wie auch die Juramenta
prästiren sollen, als im widrigen dieselbe nicht
mehr angehöret, sondern das vorhandene Hof=
mannische
Vermögen unter die liquidirende Glau=
bigere
rechtmäßig vertheilet / die Ausbleibend=
und
nicht Liquidirende aber von der Hofmanni=
sche
Concurs=massa gänzlich ausgeschlossen, und
ihnen das ewige Stillschweigen auferleget seyn
solle. So allen Eingangs benannten Credits=
partheyen
hiemit zu dem Ende erinneret wird,
damit dieselbe sich darnach zu richten, und für
Schaden zu huten wissen mögen. Ex Consistorio
Archi-Episcopali Viennensi den 5. Dec. 1759.


Von der N. Oe. Regierung wegen, wird mit
gegenwärtig-offenen Edict jedermänniglich, so=
wol
An-als Abwesenden, deme daran gelegen,
kund und zu wissen gemacht: Es habe Regie=
rung
nach erfolgt tödtlichen Hintritt der Ma=
ria
Theresia di Voglia Wittib, zu Erfindung
desselben etwann verhandenen Æris alieni, folgends
auch zu sicherer Abhandlung solcher Verlassen=
schaft
für nöhtig befunden, die sammentliche,
sowol in=als ausser Land befindliche di Voglai=
sche
Glaubiger zu Anmeld=und Liquidirung ihrer
an wiederholt=di Voglaische Verlassenschaft zu
stellen habender Sprüch und Forderungen gericht=
lich
vorzuladen, und einzuberuffen; zu welchem
Ende denenselben der 24. Tag des Monats Ja=
nuarii
1760. Nachmittag um 4. Uhr zur gewöhn=
lichen
Convocations=und Anmeldungs=tagsatzung
zu all=endlicher Frist anberaumet worden. Sol=
chemnach
werden all=und jede, welche bey ge=
dacht
=Maria Theresia di Voglaischer Verlassen=
schaft
um rechtmätiger Forderung=willen einige
Sprüch haben, oder zu haben vermeinen, an
obbestimmten Tag und Stund vor Regierung in
der daselbst zu solchem Ende offen haltenden Com=
mißions
stuben entweder selbst persönlich, oder
durch hierzu genugsam gevollmächtigte Gewalt=
tragere
also gewiß zu erscheinen, und ihre an
solche Verlassenschaft habende Anforderung anzu=
melden
, auch rechtlich zu liquidiren haben, als
im widrigen die Abhandlung gleichwolen vorge=
nommen
, und ungehindert deren etwann v⟨o⟩r=
handenen
Glaubigern, so sich mit ihren Anfor=
derungen
in bestimmter Zeit nicht angemeldet,
solche Verlassenschaft denen rechtm⟨ä⟩ßigen di Vo=
glaischen
Erben eingeantwortet, auch ansonsten
ex officio vorgelehret werden solle, was Rech=
tens
ist. Wornach sich also ein jeder zu richten
wissen wird. So beschehen Wien den 3. De=
cembris
1759.

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