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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 77, 26. September 1759

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[1]

Coblenz 15. Sept.

DJe Französische Armee stehet noch
in dem Lager bey Anarot und Du=
denhofen
, und aus dem Verhack,
welcher allda gemacht wird, schliest man,
daß sie gesonnen sey, allda einige Zeitlang
zu verbleiben. Den 9. wurde auf 5. Ta=
ge
sonragirt, und den 11. und 12. sind
die Chur=sächsische Trupen aufgebrochen,
um den Marsch nach Sachsen anzutretten.
Einige Bataillons der Haupt=armee ver=
änderten
hierauf ihre bisherige Stellung,
und bezogen unweit Linnen bey Giessen ein
Lager. Zwischen denen beyderseitigen leich=
ten
Trupen fallen täglich Scharmützel vor,
allein sie sind von keiner Erheblichkeit. Seit
dem 10. Abends hat man bey Marburg
nicht mehr canoniren gehört. Man hat zwar
keine Nachricht, daß der Herr Dupleßis
welcher das Schloß mit 1000. Mann ver=
theidiget
, sich ergeben habe, allein da man

vermutet, daß er sich in die Länge nicht
werde halten können, so glaubt man, daß
es vielleicht zur Capitulation gekommen.
Der Erb=prinz von Braunschweig formirt
von Seiten deren Alliirten die Belagerung.
Er wagte es mit dem Degen in der Faust
den Platz zu erobern, allein die Belagerte
schlugen den Sturm ab, und die Alliirte
litten hiebey nicht wenig. Den 9. Abends
erhielt der Herr Marschall von Contades
Nachricht, daß einige 1000. Hanovera=
ner
das alte Französische Lager bey Minz=
lar
bezogen hätten, um von da aus die
Armee zu beunruhigen; 50. Grenadier=
compagnien
, die Brigade Picardie und ei=
nige
leichte Trupen bekamen dahero Ordre,
Morgens um 2. Uhr unter dem Duc de
Havre dahin zu marschiren. Bey denen
ersten Canonen=schüssen retirirten sich die
Feinde aufs geschwindeste, folglich rückte

[2]

das besagte Detaschement den 10 Nach=
mittags
wieder ins Lager ein.

Die alliirte Armee, welche in der Ge=
gend
von Marburg gestanden, ist wie un=
term
12. dieses gemeldet wird, von da auf=
gebrochen
, und stehet dermalen in der Ge=
gend
von Ober=und Nieder=Weimar. Man
weiß zwar nicht, wohin sie ihren Marsch
weiter richten werde, alleine man vermu=
tet
, daß es bey fernerer Annäherung leicht=
lich
zu einen abermaligen Treffen kommen
dörfte. Zu Giessen macht die Französische
Besatzung alle Anstalten zur Gegenwehr,
weil die leichte Trupen deren Alliirten die=
sem
Ort täglich näher kommen.

Den 13. dieses früh nach 6. Uhr wag=
ten
es 5. Hanövrische Hussaren in Wetzlar
einzudringen. Sie kamen bis auf den
Markt, verübten aber keine andere Ex=
cesse
, als daß sie einen Marquetender und
Officiers=bedienten plünderten. Nachmit=
tags
wurde ihnen eine starke Parthie Fran=
zösischer
Hussaren und Dragoner nachge=
schickt
, welche besagte Hussaren und Jäger
einholten, so, daß auch der Marquetender
und Officiers=bediente das Jhrige wieder
erhielten. Der Herr Marquis von Ar=
mentieres
welcher nach dem Entsatz von
Münster und Ansichziehung aller Besatzun=
gen
ein starkes Corps commandirt, ist nach
Briefen vom 8. dieses im Begrif gegen Lipp=
stadt
zu marschieren, und diesen Ort zu
belagern. Eben diese Berichte melden, daß
der General von Jmhof bey Münster an
Todten allein gegen 1500. Mann einge=
büsset
habe.

Cöln 11. Sept.

Zufolge Nachrichten aus Hanover vom
7. dieses, hat sich unlängst in der Gegend
von Göttingen, und zwar in denen Dör=
fern
Rudolphshausen, Angerstein und Nie=
dergändern
ein Detaschement von ungefähr
50. Croaten und Reichs=trupen eingefun=

den; der Haupt=mann von Scheiter,
welcher unlängst mit seinem Corpo zu Oste=
rode
angelangt, hat sich dahero eiligst auf
den Marsch begeben, um sie einzuholen.

Hamburg 8 Sept.

Die Rußische Flotte befindet sich noch
auf der Danziger=rhede, unter dem Com=
mando
des Herrn Vice=admirals von Po=
lenski
. Nach Briefen vom 31. Aug. sind
die debarquirte Trupen gegen 30000 Mann
stark, und campiren bey dem Kloster Oli=
va
. Wie man vernihmt, sollen sie den
1. dieses aufbrechen, und der Danziger=
werder
, nebst dem Hogischen Gebiete hier=
zu
über 1000. Pferde Vorspann hergeben.
Sie nehmen den Marsch über D⟨ir⟩schau
nach Marienwerder, um die allda ligen=
de
Trupen abzulösen, als welche über Thorn
zur Armee gehen sollen.

Den 5. dieses sind vor Emden 5. Eng=
ländische
Transport=schiffe unter Bedeckung
von 2. Kriegs=schiffen angelangt, welche
eine Verstärkung von Trupen für die Al=
liirte
Armee am Bord haben.

Aus dem Brandenburgischen 14.
September.

Se. Majestät der König suchen auf alle
mögliche Art und Weise die Stadt Berlin
gegen die Russen zu decken. Es scheinet
jedoch, daß unsere gröste Gefahr, nicht
von dieser Seite herkommet. Der General
Kleist, und die Besatzungen welche zu der
Königl. Armee gestossen, setzen Se. Maje=
stät
in Stande eine dritte Bataille zu wa=
gen
. Die Cavallerie, welche die Armee
des Generals Wedel am 23. Juli rettete,
ist uns am 12. Augusti sehr nachtheilig ge=
wesen
. Der General Seidlitz wurde gleich
im ersten Feuer bleßirt, und es war unter
denen ermeldeten Trupen kein gleicher Eifer.
Die Oesterreichische Cavallerie, die man
gleichsam zu einer grossen Th⟨at⟩ gespahret,

[3]

stürzte alles um, was vor ihr war. Man
sagt, der König habe mit vielem Lobe,
von der Einsicht des Grafens von Soltikow
und der Unerschrockenheit des Generals von
Loudon gesprochen. Ueberhanpt sind uns
von diesen 2. Kriegs=helden allerhand be=
sondere
Umstände zu Ohren gekommen, die
ihnen zu ganz ausnehmender Ehre gerei=
chen
. Allen Umständen nach dörfte vor
Ausgang der heurigen Campagne noch ein
sehr blutiges Treffen die Winter=quartiere
entscheiden.

Gießen 11. September.

Den 7. hat die grosse Französische Ar=
mee
ihr Lager bey Wetzlar und Staufen=
berg
verlassen, und sich unweit hier gelan=
gert
. Dieses Lager erstrecket sich von Röd=
gen
bis in die Gegenden von Steinbach.
Der Prinz Xavier stehet zu Rödgen. Den
8. ist die Reserve des Duc de Broglio von
hier abmarschirt, und hat sich nach Düden=
hoffen
in dem Weilburgischen zur Linken der
Lahne begeben. Sein Hauptquartier ist
zu Münchholzhausen, einem dem Baron von
Schwalbach zugehörigen Dorf. Es schei=
net
, daß das Schicksal der Festung Mar=
burg
die weitere Bewegung einrichten werde.
Man hat einige Nächte von dieser Seite
das Canonenfeuer gehört, und auch heute
bis gegen Mittag. Der gröste Theil der
alliirten Armee befindet sich jetzt in der Ge=
gend
von Marburg. Der Herzog Ferdi=
nand
hat sein Hauptquartier zu Ellenhau=
sen
; aber die leichte Trupen stehen theils zu
Lohndorf und dasigen Gegenden, theils zu
Erda, so daß sie der Französischen Armee
sehr nahe stehen. Ein Detaschement Hus=
saren
von der alliirten Armee hat sich die=
sen
Morgen bis an hiesige Stadt genähert,
und gestern ist ein Trompeter mit einem
Wagen, der mit allerhand Effecten beladen
war, die ohne Zweifel einem Französischen
General gehören, alhier angelanget. Die=

ser Wagen wurde von alliirter Cavallerie
begleitet, und der General, Marquis von=
Sechelles hat solchen der Französischen
Armee zugeschicket. Diesen Augenblick ver=
nihmt
man mit Gewißheit, daß die Al=
liirten
noch nicht auf die Festung Marburg
geschossen haben; aber die Französische Gar=
nison
hat auf sie gefeuert, um sie zu verhin=
dern
, Batterien aufzurichten; dem ungeach=
tet
aber scheinet es, daß diese Batterien in
verwichener Nacht zu Stande gekommen,
und daß schon einige Regimenter alliirte
Trupen in die Stadt Marburg eingerucket
seyen. Hohensolms und Königsberg haben
die alliirten Trupen besetzt, und vor einigen
Tagen, ist unweit Königsberg zwischen denen
alliirten Jägern und Hussaren und einem
starken Französischen Detaschement ein hef=
tiger
Scharmützel mit beyderseits gleichen
Verlust gewesen.

Aus dem Französischen Lager zu
Munzler den 6. Sept.

Auf die Nachricht, daß der Feind zur
Rechten marschierte, so verliesse unsere
Armee am 4. dieses ihr Lager bey Groß=
selheim
, und kame noch selbigen Tages hier
zu stehen, wo wir nur 2. Stunden von
Giessen entfernet. Wann die Feinde, die
gerne ins Franken=land wollen, ihren Marsch
fortsetzen, so werden wir auch vom neuen
marschiren. Jndessen ist unsere Communi=
cation
mit Frankfort noch offen, und Mar=
burg
auch noch von unsren Trupen besetzt.
Wir haben einen Zug Geschützes von 25.
schweren Canonen erhalten. Auf 3. vier=
tel
Stunde von unsrem rechten Flügel ist
ein starkes feindl. Corps gelagert, welches
gestern von unsren Generals recognosciret
worden. Die Regimenter von Tourraine,
und Aumont sind vor einigen Tagen nach
Cöln abgegangen, wohin die Regimenter
Rovergue und Enghien heut morgen ge=

[4]

folget sind. Man meinet, daß Letztere
allda den Befehl finden werden, zu dem
Corps von Armentieres zu stossen, welcher
bestimmet ist, mit allem Eifer zu würken.
So eben erhalten wir Ordre, um sich
Morgen wieder in Marsch zu setzen.

Stralsund 3. September.

Die Königl. Schwedische Armee, welche
den 28. Augusti das Haupt=quartier von
Bartow nach Spantekow, und den 30.
nach Putzar verlegt, wird über Blumen=
thal
nach Pasewalk vorrücken. Der Herr
General Leutenant, Graf von Fersen, hat,
nachdem er alle gemachte Schwierigkeiten
glücklich überwunden, und die Galeeren in
das frische Haf gebracht, die Schwine=
minder
Schanze zu beschiessen angefangen.
Jndessen haben die Preußen aus dieser
Schanze einen Ausfall gewagt, und die in
der Stadt verlegte Mannschaft auf drey
Seiten angegriffen; sie seynd aber mit Ver=
lust
zurück geschlagen worden. Aus Pase=
walk
ist die Nachricht eingegangen, daß der
Major, welcher sich daselbst auf Postirung
mit einiger Jnfanterie von dem Frey=bata=
illon
, einigen Jägern und Hussaren befun=
den
, von denen Preußen, nachdem sie seine
Patrouillen aufgehoben, den 2. dieses mit
einer überlegenen Macht angegriffen worden
sey. Er hat zwar eine Zeitlang Stand
gehalten, hat sich aber endlich genöhtiget
gesehen, sich zurück zu ziehen.

So eben geht von dem Herrn General=
leutenant
, Grafen von Fersen die Nachricht
ein, daß die Besatzung der Schwinemünder
Schanze, nachdem sie eine Canonade von
einer Stunde ausgehalten, die weisse Fahne
ausgesteckt, und zu capituliren verlangt
habe. Die Besatzung bestand aus dem
Obrist=lieutenant Preiß, dem Major Menar=
dier
, 14. Officiers, 400. und einigen zwan=
zig
Gemeinen, die alle zu Kriegs=gefange=
nen
gemacht worden seynd. Ausserdem sind

in dieser Schanze 9. Canonen und verschie=
dene
Munition vorgefunden worden. Der
Herr Graf von Fersen wird von da aus den
Marsch nach Wollin fortsetzen.

Lion 12. Sept.

Unsere Nachrichten aus der See lauten
nicht vergnüglich, indem man vernihmt, daß
unsere Flotte unter dem Herrn de la Clüe
von dem Admiral Boscawen geschlagen wor=
den
. Von diesem Vorfall sind bis hieher
folgende Umstände bekannt worden: Den 16.
vorigen Monats langte unsere Flotte in der
Gegend der Meer=enge von Gibraltar an;
gegen 5. Uhr des Abends ließ der Herr de
la Clüe die Schiffe in 2. Colonnen stellen,
und da der Wind günstig war, so lieffe er
in die Meer=enge ein, und kam glücklich
durch; da nun die Nacht sehr dunkel war,
so daß man nicht wahrnehmen konnte, ob
sich keine Schiffe entfernet, so ließ derr Hr.
de la Clüe um Mitternacht das Zeichen ge=
ben
, daß sich die Flotte sammeln sollte. Um
3. Uhr des Morgens fand sich das Kriegs=
schif
, der Fantasque, ausser der Meer=enge
ganz allein, und weilen es glaubte, die Flot=
te
werde nach denen Spanischen Küsten segeln,
so that es ein gleiches. Um 6. Uhr des
Morgens erblickte ermeldetes Schif, verschie=
dene
Schiffe, und Fregatten, da es aber
keine grosse Schiffe wahrnahm, so richtete
es mit noch 4. andern Schiffen und 3.
Fregatten, welche zu demselben gestossen wa=
ren
seinen Lauf nach Cadix; indessen setzte
die Flotte des Herrn de la Clüe, welche noch
aus sieben Kriegs=schiffen bestunde, seine
Reise fort, und mit Anbruch des Tages
sahe man verschiedene Schiffe, welche von
der Meer=enge herkamen. Anfänglich glaub=
et
man, es werde der Rest unserer Flotte
seyn, allein bald erfuhr man, daß es dieEn=
gländische
Flotte wäre. Es ließ also der
Herr de la Clüe bis gegen 8. Uhr alles

mög=

[5]

mögliche anwenden, um sichvonderselben
zu entfernen; diesem aber ungeachtet, kam
erstere der unsern immer näher. Der Hr.
de la Clüe stellete also seine Schiffe in eine
⟨Li⟩nie; die Feinde aber theileten die ihrige
in 2. Linien, und setzten also ein jedes unse=
rer
Schiffen zwischen zwey Feuer. Um 2.
Uhr Nachmittags fieng das Gefecht an,
und währete den ganzen Tag; da es Nacht
ward, hörete das Feuer auf. Das Kriegs=
schif
, le Centaure, befand sich von der
Engländischen Flotte umrungen; der Ocean
von 80. Canonen, welcher von dem Herrn
de la Clüe commandirt wurde, ist gestrandet,
und von denen Engländern angezündet worden;
der Redoutable von 74. Canonen, welches
an der Küste von Lagos geländet, ist eben=
falls
im Brand gesehen worden; der Guer=
cier
und Souverain, auch von 74. Cano=
nen
, sind nach dem Treffen vom 17. nicht
mehr gesehen worden. Der Temeraire,
und Modeste aber, von gleicher Stärke, sind
auf der Küste von Portugal von denen En=
gländern
weggenommen worden. Aus dem
Canal vernihmt man, daß sich die Engländer
vor verschiedenen Häfen sehen lassen, bis
jetzo aber noch nichts wichtiges unternom=
men
hätten, ausser daß sie einige Bomben
in den Hafen von Orient geworfen. Jn Pro=
vence
und Languedoc ist die Ernde so schlecht
ausgefallen, daß die Einwohner den Hof
um die Erlaubnis ersucht, sich auf ihre
Kösten Früchte aus Sicilien anzuschaffen.

Hanau 19. September.

Briefe von 16. dieses aus der Gegend
des Lahn=stroms geben, daß das Schloß
zu Marburg an die Allirten mit Accord
übergegangen, und die darinn befindlich
geweste Französische Besatzung zu Kriegs=
gefangenen
gemacht worden sey. Den Fran=
zösischen
Commandanten, Herrn du Pleßis,
soll hauptsächlich der Mangel am Wasser
genöhtiget haben, an eine Ubergabe zu den=

ken. Die Stellung der Armee ist indessen
noch die nämliche. Die beyderseitige leichte
Trupen sind seit einigen Tagen in hitzigen
Scharmützeln aneinander gerahten, alleine
der Verlust soll jedesmal auf beyden Sei=
ten
geringe gewesen seyn. Am 16. hörte
man zu Giessen, nach der Seite von
Stauffenberg zu, stark canoniren. Wie
verlautet, haben die Alliirte wegen des
Siegs der Engländer über die Französische
Flotte des Herrn la Clüe, Victorie geschos=
sen
.

Bericht des Schwedischen Gene=
ral
Carpelan v. der Galeere Carls=
crona
von 10. Sept. 1759. um
4. Uhr Nachmittag.

Jch habe die Ehre hierdurch zu berich=
ten
, daß Sr. Königl. Majestät Galeer=
escadre
einen vollkommenen Sieg über die
Königl. Preußische Flotille erhalten. Man
hat ihnen ihre vier armirte Gallioten,
und vier See=kähne genommen, so, daß
von ihrer Flotille nur 4. Barcassen davon
gekommen sind. Die Attaque und Cano=
nade
fieng um halb 10. Uhr an, und wäh=
rete
bis nach 12. Uhr, in welcher Zeit
das Feuer 3. Viertel Stunde lang am hef=
tigsten
ware, und ich denen Feinden nahe
genug kam, um ankern zu können, wobey
dann besagte 8. Schiffe genommen, und
auf selbigen einige 20. Officiers vom See=
und Land=staat ingleichen zwischen 5.
und 600. Mann Matrosen und Soldaten
zu Gefangenen gemacht wurden. Der =
nigl
. Galeere=Escadre muß ich den Ruhm
geben, daß sie sich bey dieser Gelegenheit sehr
hervor gethan, und um Sr. Königl. Majest.
Gnade völlig verdient gemacht hat.

Der Verlust auf unserer Seite ist nur
gering. Eine Barcasse, in deren Amuni=
tions
=lade bey der heftigen Canonade Feuer
⟨geko⟩mmen, ist mit einiger Mannschaft ver=

[6]

loren gegangen; die Chef=galeere Carlscrona
hat einige Schüsse bekommen, und von der
Besatzung ist ein Mann getödtet und zer=
schiedene
bleßiret worden. Ob und wie viel
Mannschaft auf denen übrigen Galeren und
Fahrzeugen geblieben und bleßiret worden,
kan ich noch zur Zeit nicht bestimmen.

Kurz=gefaßte Nachrichten
von verschiedenen Orten.

Man vernihmt

Von Stettin: daß allda der Königl.
Preuß. General=leutenant der Jnfanterie,
Herr von Jtzenblitz, den 5 Sept. Mit=
tags
zwischen 12. und 1. Uhr im 73sten
Jahr seines Alters, an denen in der Ba=
taille
bey Frankfort an der Oder empfan=
genen
Wunden, Todes verbliben seye;
und daß aldaselbst bis 15000. Mann
sowol bleßirte, als sonst kranke Preußen
sich befinden, deren man in Ermanglung
des erforderlichen Platzes, viele in die Kir=
chen
habe legen müssen, und werde von
dasigem Magistrat alle erdenkliche Sorg=
falt
angewendet, damit die überschwenkli=
che
Menge diesfälliger Kranken (zu de=
ren
Verbindung man nicht einmal genug
Leinwat daselbst habe aufbringen können)
in keine ansteckende Seuche ausbreche, wel=
che
durchaus daselbst sehr besorgt werde.

Von Neapel: daß zur Abreise Sr. =
niglichen
Majestät nach Spanien, die Flot=
te
im Hafen schon seegelfertig wäre. Den 26.
und 27. Aug. sind fast nach allen Höfen Euro=
pens
Courier abgegangen, um sowol die
Nachricht vom tödtlichen Hintritt Sr. Ca=
thal
. Majest. zu überbringen, als auch zu
melden, daß Se. Königl. Majest. beyder
Sicilien nunmehro würklich den Titel eines
Königs von Spanien angenommen hätten.

Von Madrid: daß man allda seit dem
17. Aug. alle Anstalten zur Proclamation
des neuen Monarchen macht, und daß der

Herr von Reggio mit seiner Flotte wür=
klich
nach Neapel geseegelt seye.

Von Crossen. daß dem 3. September
2. Rußische Jnfanterie=regimenter, ein
Regiment deto Hussaren, und ein Regiment
Cosacken, unter Commando des Herrn Bri=
gadier
Bruler von der Weixel allda einge=
troffen
seyen; und daß annoch den 13.
September die Rußische Armee zu Liebrose,
die Preußische aber zu Waldau gestanden
wäre.

Von Hamburg: daß der Königl. Preuß.
Feld=marschall Graf von Dohna, nach ei=
nem
Aufenthalt von einigen Tägen von da=
nen
den 12. Sept. wieder nach Berlin ab=
gereiset
seye.


Wien den 26. Septemb. 1759.

Ein von der combinirten K. K. und Reichs=
executions
=armee aus Sachsen ange=
langter
Currier hat die vorläuffige Nachricht
überbracht, daß des commandirenden Hrn. Feld=
marschallen
Herzogen zu Pfalz=zweybrücken
Durchl. die bey Meissen sehr vortheilhaft
postirt gestandene Preußische vereinigte Fink=
und Wunschische Corps den 21. Dieses an=
gegriffen
, und nach einem hartnäckigen Wie=
derstand
, und bis in die sinkende Nacht ge=
dauerten
heftigen Feuer aus allen ihren in=
nen
gehabten Posten vertrieben, auch ver=
schiedene
Canonen, und andere Sieges=
zeichen
erobert haben, wovon man die
weitere Umstände demnächstens gewärtiget,
wo immittelst des commandirenden Feld=
marschallens
Durchleucht deren gesamten,
sowol Kaiserlich=Römischen, als Reichs=
trupen
hierbey bezeigten ungemeinem Mut
und Tapferkeit das rühmlichste Zeugnuß
beylegen. Das Haupt quartier ist bey Ab=
gang
des Curriers von Wilsdruf vorwärts
nacher Naustadt verleget, auch alle Dispo=
sitionen
zu weiterer Prosequirung deren er=
haltenen
Vortheilen angekehret worden.

[7]

Lista deren Verstorbenen zu Wien
in=und vor der Stadt.

Den 21. Sept. Jn der Stadt.

  • Niemand.

Vor der Stadt.

  • Paul Lehrer, gew. Proviant=offic, im Füteris. H
    in der Leepoldst., alt 63. J.
  • Barb. Pfefferin, Wittwe, bey der weis. Taub. am
    Thury, alt 79. J.
  • Mich Jäger, Lack., im Schneideris. H. in der Leo=
    poldst
    ., alt 47. J.

Summa 3. Person. darunter 0. Kind.

Den 22. Sept.

Jn der Stadt.

  • Maximil. Toberauerin, led., im Schmidis. H. in
    der Nagler=gas., alt 40. J.
  • Franz Knitl, Portier, im Harrachisch. H. auf der
    Freyung, alt 62. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Joh. Bernhardtinger, Burgerl. Füterern, s.
    S. Joh., beym weis. Lämmel in der Leopoldst.,
    alt 12. J.
  • Jos. Glauber, Schuhmach., bey St. Florian zu Ni-
    colstorf
    , alt 78. J.
  • Dem Gottfr. Neunmeister, Lack., s. W. Elisab im
    alt-Hartschieris. H. auf der Wied., alt 33. J.
  • Maria Thallerin, Wittwe, in der Wasch-hüt. nächst
    der Weiß=gärb.-bruck., alt 84. J.
  • Justina Kelcherin, Wittwe, bey der gold. Ros. ober
    dem Neustift, alt 85. J.
  • Dem Barthl. Hödl, Tagelöhn., s. W. Barb., beym
    weis. Adl. oberm Alsterbach, alt 55. J.

Summa 8. Person. / darunter 0. Kind.

Den 23. Sept.

Jn der Stadt.

  • Eva Wilstorferin, led. M., im Liechtenthallisch. H.
    am alt. Fleisch=m., alt 52. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Ferd. Wallenöfer, Burgerl. Bad., s. Ehew.
    Elisab, beyn 2. weis. Kreutz bey Maria-hülf,
    alt 59. J.
  • August. Müßig, Burgerl. Schuhmach., im Mau=
    rer
    -meisteris. H. in der Josephst, alt 32. J.
  • Elisab. Eckertin, Wittwe, beym schwarz. Bärn in
    der Leopoldst., alt 47. J.
  • Dem Jos. Wirschi⟨n⟩a, K. Senften-kn., s. K. Leonh.
    b⟨ey⟩n grün. Was. am Neustift, alt 5. J.
  • Dem Carl Drenker, Feld-scher., s. W. Cathar., im
    Stroblis. H. in der Leopoldst., alt 26. J.
  • Dem Georg Reiter, Leder=ausschneid., s. K. Theres.
    beym rot. Rös. in der Leopoldst., alt 4. J.

Summa 7. Person., darunter 2. Kind.

Auf Verordnung eines Löbl. Kaiserl. Königl.
Stadt=und Landgerichts allhier werden den 27.
September frühe von 8. bis 12 Nachmittag aber
von 3. bis 6. Uhr, die gerichtlich inventirt=und
geschätzte Binder=waaren, dann Werk-zeug, auch
andere Gerätschaften (so in allerhand Gattung
Fässern, sowol in eisernen als hölzernen Ban=
den
, Schäffeln, Buten, und Binder=werkzeug
bestehen) in dem sogenannt=Wagnerischen Haus
im Comödie=gässel nächst dem Karntner=thor plus
offerenti licitando verkauffet werden.


Auf Verordnung einer hochlöbl. Regierung wer=
den
auf den 23sten dieses lauffenden Monats
September Vormittag um 9. Uhr in der grossen
Lands=cron, bey dem aldortigen Haus=meister zu
ebener Erden 21. Eimer 1758=ger Wein noch
auf den Geläger ligend, jedoch ohne Faß licitan=
do
verkauffet werden.


Von der N. Oe. Regierung wird mit gegen=
wärtig
offenen Edict jedermänniglich sowol An-
als
Abwesenden, deme daran gelegen, kund und
zu wissen gemacht.

Es habe Regierung eine Nohtdurft zu seyn be-
funden
, über das nach Absterben des Christian
Bayer, gewest Kaiserl. Königl. Hof=tenoristens
hinterlassenes, und ad Cridam gediehene Vermö=
gen
einen ordentlichen Concurs anzuordnen, und
desselben sammentliche so wol in als ausser Land
befindliche Gläubigere, zu Anmeld=und Liquidi=
rung
ihrer an erst=bemeldten Christian Bayer zu
stellen habender Sprüch, und Forderungen ein=
zuberuffen
; zu welchem Ende denenselben der 28.
Tag des lauffenden Monats September Nachmit=
tag
um 4. Uhr zur gewöhnlichen Tagsatzung für
die erst andert und dritte, auch allendliche Frist
sub clausula præclusi anberaumet worden.

Solchemnach werden all=und jede, welche an
gedacht=in Verfall gerahten Bayerisches Vermö=
gen
ex quacunque causa, vel titulo Sprüch,
und Anforderungen haben, oder zu haben vermei=
nen
, an obbestimten Tag, und Stund vor Regie=
rung
in der daselbst zu solchem Ende offenhalten=
den
Commißions=stuben entweder selbst Persön=
lich
, oder durch hierzu genugsam gevollmächtigte
Gewalt=tragere also gewiß zu erscheinen, und ihre
an solcher Cridæ-Massa habende Anforderungen
anzumelden, auch zu Herstellung des erforderlich-
rechtlichen
Beweistums, ihre Schuld=und Satz=
brief
, oder ansonst habende Liquidations=urkun=
den
, und rechtliche Behelfe in beglaubten Ab=
schriften
einzulegen haben, wie im widrigen der
Ausbleibende von gegenwärtiger Concurs=massa
gänzlich ausgeschlossen seyn, und ihme diesfalls
das ewige Stillschweigen auferleget; der nicht

[8]

Liquidirende aber, in der künftigen Classification
mit seiner unerwiesenen Anforderung abgewiesen
werden solle. Wornach sich ein jeder zu achten,
und vor Schaden zu hütten wissen wird. So be=
schehen
Wien den 14. Juli 1759.


Von der von Jhrer Römisch Kaiserl. Königl.
Majestät sub Præsidio dero würklichen Cammerers
und Hof=rahts Herrn Raymund Grafens von Vilana
Perlas y Rial⟨p⟩ im Mohrenfeldischen Schulden=
wesen
allergnädigst aufgestelten Hof=commißion
wegen, wird mittelst gegenwärtig=offenen Edict
jedermänniglich sowol an=als abwesenden, deme
daran gelegen, kund und zu wissen gemacht:

Es habe Johann Adam von Oehninger Kaiserl.
Raht und Proviant=admodiator, nachdeme dem=
selben
von seiten erstbesagter Hof=commißion
aufgetragen worden, seine sammentliche Credi=
tores
nebst Beyfügung sowol dessen, wo jeder de=
ren
zu betretten, dann jenes was ein jeglicher
an Capitali und Jnteresse in Quanto & quali an
ihn zu forderen hat, getreulich und Beeidigungs=
mäßig
zu specificiren, gehorsamst vorgestellet,
daß er wegen aufhabend hohen Alter, seine sam=
mentliche
Glaubigere, und derenselben Forderun=
gen
wahrhaft zu benennen sich allerdings ausser
Stande befinde, dahero da er seinen Statum
Passicum zu wissen selbst wünschete, um Anord=
nung
einer Convocations-tagsatzung und Affigi=
rung
diesfälligen Edicts geziemend angelanget.

Da nun eingangs ernannte Hofcommißion in
dieses des von Oehningers Bitten, um so mehr
gewilliget, als dieselbe den von Oehningerischen
passiv=stand zu wissen vonnöhten hat.

Als werden alle und jede, welche an den Jo=
hann
Adam von Oehninger ex quacunque causa
vel titulo Sprüch und Anforderungen haben,
oder zu haben vermeinen, den 30. nächstkünfti=
gen
Monats October Nachmittags um 3. Uhr
in gedacht Herrn Hof=Commißions=præsidis Gra=
fens
von Vilana Perlas y Rialp untern Tuchlau-
ben
in dem Wisendischen Stiftungs=haus im
ersten Stock habenden Wohnung entweder selbst
persönlich, oder durch hierzu genugsam bevoll=
mächtigte
Gewalt=tragere zu erscheinen, und ih=
re
an gedachten von Oehninger habende Anforde=
rungen
anzumelden, auch zu Herstellung des er=
förderlich
rechtlichen Beweisthums ihre Schuld-
briefe
, oder ansonst habende Liquidations=do=
cumenta
und Behelf in beglaubten Abschriften
einzulegen haben.


Von der Kaiserl. Königl. N. Oe. Justitzban=
co
=deputation wegen wird hiemit all=und je=
den
durch gegenwärtiges Edict kund gemacht:

Es habe bey dieser Justitz=stelle Andreas Hell,
Burgerl. Huf=schmied allhier mit mehreren an=
gebracht
, was massen den 25. Juni letzt=
⟨hin⟩
derselbe das Unglück gehabt hätte, und ih=

me in dem Stahrembergischen Frey=haus, all=
wo
seine Wohnung und Werk=stadt befindlich ge=
wesen
, durch das allda entstandene heftige Feuer
sein ganze Habschaft, und unter selber auch eine
auf seinen Namen lautende Stadt=banco=obli=
gation
de Dato 28. April 1741. pr. 500. fl.
woran jedoch den 6. May 1751. bereits 100. fl.
abgeschrieben worden, mutmaßlichen verbrannt
wäre, damit also erwehnte Obligation durch Af=
figirung
eines gewöhnlichen Valval=edicts der
Ordnung nach amortisiret, und ihme Hell dar=
für
eine andere dergleichen ausgestellet werden
möchte. Als hat derselbe wegen dessen Ausfer=
tigung
um die Auflag an seine Behörde gebet=
ten
. Gleichwie nun in solches des Supplicantens
billiches Anlangen von Rechts-wegen solcher=ge=
stalten
gewilliget worden, daß, wann binnen
einem Jahr, sechs Wochen und drey Tägen von Zeit
der Affigirung dieses Edicts anzurechnen, sich
niemand zu obiger verlustigten auf Eingangs ge=
meldeten
Andreas Hell lautenden Stadt=banco=
obligation
de Dato 28. April 1741. annoch pr.
400. fl. rechtlichen legitimiren, oder solche in
Original produciren würde, selbe für null und
nichtig gehalten, folgsam nach Verfliessung be=
sagten
Termins dem Hell eine neue derley Ob=
ligation
auf vorbesagte Summa ausgefertiget,
und dessentwegen das Nöhtige an seine Behörde
erlassen werden solle. Welches man jedermänni=
glich
durch dieses offene Edict hiemit erinneren
wollen.


Wir Burger=meister, Amtsverwalter und Raht
der Stadt Wien geben hiemit durch dieses of=
fene
Edict jedermänniglich zu vernehmen: was=
gestalten
wir über schriftlich beschehenes Anlan=
gen
und gehorsamstes Bitten Herrn Claudii Je=
namy
, als deren Heyingerischen Pupillen Ger=
haben
, untern 18. verflossenen Monats in ein
gewöhnliches Licitations=edict gewilliget, und
verordnet haben, daß die Heyingerische Buch=dru=
ckerey
in der Römer=strassen, samt vorfindigen
Büchern und Formen offentlich ausgefeilet, und
dem Meist=bietenden verkauffet werden sollen;
Da nun hierzu der 24. Monats=tag Novembris
lauffenden 1759. Jahrs zur Tagsatzung bestim=
met
worden ist; als wird ein solches hiemit je=
dermann
, wer etwann gedachte Buch=druckerey,
samt vorhandenen Büchern und Formen käuflichen
an sich zu bringen gesinnet wäre, mit diesem Edict
zu dem Ende kund und zu wissen gemacht, da=
mit
ein sich hervor thuender Kauffer bey obbe=
meldt
=bestimmter Licitations=tagsatzung fruh
um 9. Uhr in der Heyingerischen Behausung in
der Römer=strassen sich anmelden möge, allwo so-
dann
das weiter Behörige tractiret werden solle.
Actum Wien den 23. Augusti 1759.

[9]

Wien 26. Septemb.

Demnach Jhre Kaiserl. Königl. Apostol=
Majest. unsere allergnädigste Erb=
landes
=fürstin und Frau Frau, ꝛc. ꝛc. den
diesjährigen Landtag in diesem Erzherzog=
tum
Oesterreich unter der Enns auf den
24. Septemb. 1759. ausznschreiben, und al=
lergnädigst
zu bewilligen geruhet, daß die
treu=gehorsamste Stände eine ansehnliche
Deputation ernennen, und diese den 23.
dieses Monats Septemb. in dem Kaiserl.
Königl. Lustschloß Schönbrunn sich einfin=
den
, folgends allda aus Jhrer Kaiserl. =
nigl
. Apost Majest. eigenen Handen die
Landtags=postulata empfangen möge;

Als seynd von Seiten deren Löbl. drey
oberen Herren Ständen hierzu die Herren
Capi, von jedem Löbl. Stand, die ältere drey
Herren vom Löbl. Ausschuß, und die ältere
drey Herren Verordnete auserkohren, von
dem vierten Stand aber Herr Leopold
Gr⟨u⟩ber, und Herr von Zahlheim, beyde des
inneren Rahts Freunde benennet worden.

Deme zufolge wurde Herr Johann Mau=
ritz
Sobbe, als deren Löbl. Herren Land=
ständen
Agent, den 21. und 22. bevor um
die allergnädigste Audienz=stund sich zu er=
kundigen
abgeschicket; wie nun derselbe die
Bestimmung um 10. Uhr zuruck gebracht,
so haben Seine Fürstl. Gnaden Herr Land=
marschall
, der zu solchem Ende erkiesten
Löbl. Ständischen Deputation, wie auch de=
nen
vom vierten Stand Deputirten, die
Zusammen=kunft im Land=Haus auf gedacht=
23. dieses unterhalb 9. Uhr bedeuten
lassen.

Jn eben dieser Zeit seynd demnach Die
selbe ordentlich im Landhaus erschienen, und
die Löbl. Deputation in nachfolgender
Ordnung abgefahren.

1. Seynd 4. Landschaftstrompetter in
der Gala=livree mit angehängten Trompet=
ten
vorgeritten, und die Herren Capi von
jedem Löbl. Stand, nämlichen: Seine
Fürstl. Gnaden (Titl.) Herr Johann Wil=
helm
Fürst von Trautsohn, Graf zu Fal=
kenstein
, N. Oe. Land=marschall, und Präses
des Löbl. Herren=standes, (Titl.) Herr
Thomas Abbt zu Mölk, des Löbl. Prälaten=
standes
Primas, und (Titl.) Herr Carl
Leopold von Moser, Land=unter=marschall,
des Löbl. Ritterstandes Präses, in Seiner
Excell. (Titl.) Hrn. Ferdinand Grafens von
Lamberg, K. K. würklichen geheimen Rahts,
als älteren Ausschuß des Löbl. Herren=stan=
des
, mit 6. Pferden bespannten Gala=wa=
gen
gefolget.

2. Jn Seiner Fürstl. Gnaden Herrn
Land=marschallens auch mit 6. Pferden be=
spannten
Wagen wolgedachter Herr Graf
von Lamberg, (Titl. Herr Robertus Abbt
zum Schotten anstatt des Hrn Josephi,
Probstens zu St. Dorothe, (Titl.) Herr
Ferdinand Haindel von Ramingdorf, als je=
den
Löbl. Standes Ausschuß.

3. Jn ernannten Herrn Abbtens von
Mölk ebenfalls mit 6. Pferden bespannten
Wagen die drey ältere Herren Verordnete,
(Titl) Herr Raynerus, Abbt zu Zwettl,
anstatt des Herrn Dominici, Abbtens zu
Lilienfeld, (Titl.) Herr Wenzl Graf von
Breuner, und (Titl.) Herr Max Ferdi=
nand
von Moser.

[10]

4. Einer Löbl. N. Oe. Landschaft Syn=
dicus
Herr Otto von Lackenau J. U. D.
in seinem eigenen Wagen.

5. Und letztlichen haben die vom vier=
ten
Stand benannte Deputirte in einem mit
4. Pferden bespannten Wagen den Schluß
gemacht.

Jn dieser Ordnung dann auch ist die
ganze Löbl. Deputation zu Schönbrunn
unter Paradirung der allda befindlichen
Militar=wacht angelanget, sodann über
die Haupt=stiegen rechter Hand bis zum
Audienz=zimmer unter Paradirung deren
Kaiserl. Königl. Leib=wachten fortgegangen,
und allda von Sr. Excell. Obrist=Camme=
rern
(Titl.) Herrn Johann Joseph Grafen
von Khevenhüller angesagt worden, wo so=
fort
nach einer Verweilung Allerhöchst=
Jhre Kaiserl. Königl. und Apostol. Majest.
in das Audienz=zimmer mit Jhrer Excell.
der Fräulen Hof=meisterin (Titl.) Frauen
Josepha, verwittibten Gräfin von Kheven=
hüller
, gebornen Gräfin von Saint Julien,
und erstwolgedachten Herrn Obrist=cam=
merer
getretten, worvon erstere zur rechten,
und letztere zur linken Hand gestanden,
Jhre Majest. die Kaiserin aber haben un=
ter
Jhrem Baldachin aufrecht stehend auf
des Herrn Land=marschallens allerunter=
thänigste
Anrede allerhuldreichist geantwor=
tet
, und die Landes=postulata wol=gemelde=
tem
Herrn Land=marschallen eigenhändig
übergeben.

Wornach alle in Ordnung des Auftritts
zum Hand=kuß gelassen worden, sodann der=
gestalten
wiederum abgetretten, und auf
vorhinnige Art in ihre Wägen sich gesetzet,
und unter voriger Paradirung der Solda=
tesca
abgefahren, den Zug in das Land=
haus
gehalten, bey der grossen Stiegen, die
von dem vierten Stand aber vor dem Land=
hausthor
abgestiegen, in das Versamm=
lungs
=zimmer sich begeben, sogleich aber,

ohne etwas weiters vorzunehmen, ausein=
ander
getretten, und ein jeder in seinem
Wagen nacher Haus gefahren.


Von dem Kaiserl. Königl. Stadt=und Land=
gericht
Wien wird hiermit des Johann Georg
Höckhers, gewest Burgerl. Tuchlaubens=ver=
wandtens
sammentliche Creditoren, auch son=
sten
jedermänniglich kund und zu wissen gethan,
wasgestalten zu gemeinsamen Nutzen der diesor=
tigen
Massa für nohtwendig befunden worden,
die bereits gerichtlich beschrieben und inventirt
Höckerische Gewölbs=einrichtung (so in zweyen
harten Budln, 3. mit Tuch überzogenen Cana=
pee
, sammentlichen Stellage mit Vorhängen,
Schreib=pulten, Sesseln, meßingenen Gewich=
tern
, und andern Fahrnussen bestehet) per Li-
citationem
auszufeilen, und an die Meistbie=
tende
zu verkauffen; zu welchem Ende auch eine
Licitations=tagsatzung ungehindert deren ein=
gehenden
Wein-ferien auf den 1. des nächst=
kommenden
Monats Octobris fruh um 9 Uhr
in der gräfl. Wallseckisch- auf dem Hohen=markt
ligenden Behausung in dasigen Handlungs=ge=
wölb
zu erscheinen bestimmet worden; dahero
dann der=oder diejenige, so von obbemeldeter
Gewölbs=einrichtung und Fahrnussen etwas käuf=
lich
an sich zu bringen gesinnet seyn möchten,
an vorbesagten Tag, Stund, und Ort ad li-
citandum
sich unausbleiblich einzufinden haben
werden. Actum Wien den 19. Sept. 1759.


Den 8. October und folgende Täge fruh von
9. bis 12., Nachmittag von 3. bis 6. Uhr wer=
den
auf der Sailerstadt in der sogenannten Hol=
lerstauden
in dem anderten Stock, verschiedene
Verlassenschafts=effecten, als Tabattieren, Sack=
und andere Uhren, Silber, sammetene, bordirte
und andere Manns=kleider, worunter ein schar=
lachener
mit Gold gestickter Mantel, ein porce=
lanener
Tafel=und Confectaufsatz,, Wagen, und
Pferd=geschirr, bordirt und andere Schabracken,
samt Sattel=und Zaum, extra guter Rhein=wein,
Oesterreicher, Bisamberger, Grinzinger, Nuß=
berger
, Ratzerstorfer=und andere Hungarische
Weine, endlich verschiedene Mobilien, Effecten
und Einrichtung, plus offerenti licitando ver=
kauffet
werden, und wird von denen Weinen
den 6. und 7. October in gedachten Haus die
Klost gegeben werden.


Dem Publico und besonders denen mit See=
fischen
handelenden Kauf=leuten, wird hierdurch
zu beliebiger Nachricht bekannt gemacht, daß der
Jßländische Platt=fisch nicht mehr in vorigen
Händen, sondern nunmehro, und ins künftige
bey denen Herren Heinrich von der S⟨missen⟩,
Söhnen in Altona, entweder durch Comißionairs,
oder directe von ihnen zuhabenseye.

[11]

JOURNAL

Von der combinirt=Kaiserl. Königl. und Reichs=execu=
tions
=armee vom 16. bis 20. September 1759. Haupt-quartier
Wilsdruf.

Den 16. kamen Jhre Königl. Hoheiten der Chur=Prinz und Chur=
Prinzeßin nebst der übrigen Königl. Famille in das Lager, um die
en Parade ausgeruckte Armee in Augen=schein zu nehmen.


Den 17. lieffe von dem Herrn Generalen der Cavallerie von Had=
dick
der Raport ein, daß, da er Tags zuvor von Wilsdruf aufgebrochen,
und gegen Tanneberg vorgerucket ware, zu nämlicher Zeit die 2. conjun=
girte
feindliche Corps unter Commando deren Generalen Fink und
Wunsch anruckten, auch zugleich die diesseitige Avant=garde unter dem
Commando deren zweyen Herren Generalen Brentano und Ried atta=
quirten
, von solchen aber nach einer heftigen Canonade, und drey=stün=
digem
Gefecht mit ungemeiner Bravour zuruck getrieben wurden; da=
hero
dann der Feind endlichen sich auf denen Anhöhen hinter Miltitz und
Haynitz, Herr General Haddick hingegen auf denen Anhöhen von Tanne=
berg
und Birkein lagerte, und der grosse Ravin, so sich von Kesselsdorf
bis Meissen extendiret, beyde Armeen separirte.


Den 18. seynd darauf Seine Durchleucht der commandirende Hr.
General, nachdeme zur Besatzung der Stadt Dresden 16. Bataillons
unter Commando des Herrn General=feld=marschall=leutenants Baron
von Kolb zuruck gelassen worden, mit der Armee aufgebrochen, und hie=
her
(allwo das Haupt=quartier genommen worden) marschiret, das La=
ger
aber ist auf denen allhiesigen Anhöhen bezogen worden; worauf der
Feind

Den 19. fruhe um 3. Uhr aufgebrochen, und sich zuruck zu ziehen
angefangen. Es schiene anfänglich, als wann er seinen Zug gegen Nos=
sen
, oder Lomatsch nehmen wollte; da ihne aber die Herren Generalen
Ried, Brentano, und Weczey mit sammentlichen leichten Trupen auf
allen Seiten verfolgten, auch ihnen zur Verstärkung das Gyulaische
Regiment, und 6. Escadronen Cavallerie mit 4. Canonen nachgeschicket

[12]

wurden, so wendete sich der Feind auf einmal rechts, liesse ein starkes
Corps gegen der rechten Flanque der diesseitigen Armee ganz nahe an=
rucken
, und sich allda zur Attaque formiren; da indessen die Arriere=gar=
de
unsere Avant=garde aufzuhalten, und andurch die Zeit zu gewinnen
suchte, die Defileen mit der Bagage und Artillerie zu paßiren, und die
Anhöhen bey Meissen zu erreichen; worauf dann die Arriere=garde
nebst dem Uberrest so eilfertig folgte, daß man solche nicht mehr mit
Effect erreichen konte, folgsam der Feind gegen Abend sich auf gedachte
Anhöhen gelageret, die diesseitige Armee hingegen das Lager ebenfalls
in so einer Stellung bezogen, daß der rechte Flügel gegen der Elbe,
und der linke Flügel gegen Taubenhein sich extendiret. Heute


Den 20. haben Seine Durchleucht der commandirende Herr Ge=
neral
die feindliche Position so nahe, als möglich recognosciret, auch in
Verfolg dessen verschiedene Vorkehrungen veranlasset; die beederseitige
Vor=trupen haben dabey mit einander scharmutzirt, ohne daß es von ei=
ner
Beträchtlichkeit gewesen, doch seynd einige feindliche Gefangene einge=
bracht
worden, auch verschiedene Deserteurs angekommen.


Ubrigens ist die Nachricht eingeloffen, daß der in Leipzig als Com=
mandant
verbliebene Herr General=major Graf von Hohenlohe die
Stadt am 13. mit Accord an den feindlichen General=major Wunsch
übergeben, wobey die zum Capituliren zuruckgelassene wenige Comman=
dirte
von dem Oberrheinisch=Nassau=Weilburgischen, dann dem Frän=
kisch
=Hohenlohischen Regiment zu Kriegsgefangenen gemacht worden;
welcher Vorgang dann den bishero zu Naumburg gestandenen Herrn Ge=
neral
=major Luzinsky seine Stellung zu veränderen, und sich mit seinem
unterhabenden Detaschement bey Jena zu setzen, um die weitere
feindliche Bewegungen in selbigen Gegenden zu beobach=
ten
, veranlasset hat.

[13]

JOURNAL

Aus dem Kaiserl. Königl. Haupt=quartier Teichnitz
vom 17. bis 20. September 1759.

Den 17. langte von dem General=feld=marschall=leutenant Baron von
Beck die Nachricht ein, daß in abgewichener Nacht ein Theil des
feindlichen Corps, so diesseits der Neiß bey Landskron gestanden, aufge=
brochen
, mittelst eigends zwischen Görlitz und Teutsch=Oßig geschlagener
Brucke die Neiß repaßiret, nicht minder der General Ziethen von Ratt=
meritz
nach Seidenberg, der General Stutterheim aber, welcher mit sei=
nen
Trupen bey Biede und Borau sich befunden, nach Schönwalde mar=
schiret
wäre, woselbst sich ein und anderer mit denen beyhabenden Tru=
pen
gelageret, und da deren Vor=trupen bis nahe an Friedland kamen,
so geriehte es zwischen solchen, und dem dort gewest=dies=theiligen Com=
mando
von Croaten und Hussaren zu einen Scharmützel; der Feind hat=
te
zwar schon einige Escadrons seitwärts detaschiret, um selbes von Rei=
chenberg
zu coupiren, und im Rucken zu nehmen, es erhielte aber sol=
ches
noch zu rechter Zeit die Nachricht davon, um sich dahin retiriren zu
können, welches dergestalt bewürket wurde, daß gedachtes Commando
nur 8. Mann, und 8. Pferd, so während dem Scharmützel auf dem Platz
blieben, vermissete, dahingegen zu Folge deren herüber getrettenen De=
serteurs
der feindliche Verlust an Mannschaft weit beträchtlicher gewe=
sen
seyn solle.

Bey dieser des Feindes Position nun hätte sich solcher vieleicht bey=
gehen
lassen, gar bis Reichenberg vorzudringen, wie aber der General=
feld
=marschall=leutenant Baron von Beck zu dem Ende gegen Zittau de=
taschiret
worden, um die Böhmische Gränzen zu bedecken, und denen
feindlichen Streiffereyen Einhalt zu thun, so nahme selber mit seinen
beyhabenden Trupen eine solche Position, daß er da, wo es die Umstände
erheuscheten, sogleich Raht zu schaffen vermöge.

Der General=feld=marschall=leutenant Graf Rudolph von Palfy be=
richtete
, daß in der Nacht 4. feindliche Escadronen nebst 4. Bataillonen
Jnfanterie gegen Draucke gekommen, und mit Anbruch des Tags seine
daselbstige Vor=posten repoußiret, dargegen die Jhrige bey der Wind=
mühle
nächst Spremberg ausgestellet hätten, dann, daß er sich wegen
Uberlegenheit des Feindes bis Neudorf, und da dieser weiters bis Traut=
tendorf
vorgerucket, nacher Losa zuruck gezogen, jedoch seine Posten vor=

[14]

wärts dermassen ausgesetzet hätte, daß alle feindliche fernere Bewegun=
gen
beobachtet werden könten.

Fast zu gleicher Zeit meldete auch der General=feld=wachtmeister
von Vehla von Laubus her, daß der Feind gegen Vetschau, Liebenau, und
Kachlau mit starken Partheyen im Anzug begriffen wäre.

Den 18. raportirte jetztersagter General=feld=wacht=meister nicht
nur, daß seine Vor=posten zuruck getrieben, und er sich dahero zwischen
Culm und Hoyerswerda postiret hätte, sondern auch, daß die Armee
des Königs heut von Verschau in 3. Colonnen den Weeg gegen Hoyerswer=
da
genommen, auf einmal aber sich mit schnellen Schritten gegen Mosca
gewendet hätte; welchem der General=feld=marschall=leutenant Graf Ru=
dolph
von Palfy hinzugefüget, daß selbe ihren Zug dahin herwärts Traut=
tendorf
fortgesetzet, jedoch daselbst eine Colonne stehen geblieben wäre.

Ausser deme wurde diesen Tag von dem General=feld=marschall=
leutenant
Baron von Beck erinneret, daß das Ziethisch=und Stutter=
heimische
Corps noch in ihren genommenen Stellungen bey Seidenberg
und Schönwalde stunden.

Nach einem Bericht von dem General=feld=marschall=leutenant
Baron von London ist die Rußisch=Kaiserl. Armee, wie nicht minder
derselbe mit dem ihme anvertrauten Corps von Guben gegen Sommer=
feld
auf Amtitz abgerucket.

Den 19. lieffe von dem General=feld=wacht=meister von Vehla der
Bericht ein, daß ein Theil der Armee des Königs sich gegen Först gezo=
gen
, und die Gegenden von Spremberg völlig geraumet wären, indeme
die daselbst geweste feindliche Trupen heut fruh ebenfalls von dannen auf=
gebrochen
seyen, welches der General=feld=marschall=leutenant Graf Ru=
dolph
von Palfy mit dem Beysatz bekräftigte, daß die in sothaner Stadt
gelegene 3. feindliche Bataillonen, und ausserhalb gestandene 3. Caval=
lerieregimenter
gegen Mosca und Triebel den Weeg angetretten hätten,
der König aber für seine Person sich in Först befände.

Gleichwie nun diese des Königs in Preussen machende Bewegun=
gen
, nebst der beyhaltend=forthinig alten Position des Prinz Heinrichi=
schen
Corps d'Armee erst die Erklärung von denen wahren Absichten ge=
ben
muß, so hat auch solches den commandirenden General=feld=mar=
schall
Grafen von Daun veranlasset, in der gegenwärtigen hiesigen
Stellung bis dahin mit der unterhabenden Kais. Kön.
Armee zu verbleiben.

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