Num. 76. Samstag den 22. Septembris. 1759.
Wienerisches DIARIUM.
Gedruckt in dem Kaiserl. Kön. privilegirten Zeitungs=verlag und
Buch=
druckerey im neuen Michaeler=haus mit von Ghelischen Schriften.
Düsseldorf 12. Sept.
DJe beyderseitige Armeen, sowol die
Königl. Französische, als auch die
Alliirte beobachten, nach denen
Be=
richten vom Lahnstrom unterm 10. dieses
noch ihre Stellung, erstere bey Giessen,
und letztere bey Marburg. Den 8. ruckte
der Herr Herzog von Broglie mit 15000.
Mann in das bey Spitzlberg abgestochene
Lager, 1. Stunde von Wetzlar. An eben
diesem Tag wolte ein Französisches
Deta=
schement in dieser Reichs=stadt das
Frank=
forter=thor, wie auch das Brucken=thor
nach Hohen=solms besetzen, da aber
hie=
gegen Vorstellungen geschahen, so gieng
besagtes Detaschement wieder ins Lager
zu=
rück. Auf der Strasse von Weilburg soll
ein starkes Corps Hussaren und Dragoner
campiren. Von denen Alliirten in der
Ge=
gend Hohen=solm, ist bisher auch nichts
von Wichtigkeit vorgenommen worden, und
wie versichert wird, sollen die Preußische
Trupen, welche bey dieser Armee sich
be=
finden, zurück beruffen werden, um zu der
Armee ihres Königs zu stossen.
Die Aufhebung der Belagerung von
Münster, wird nach denen Briefen vom
6. dieses vollkommen bestättiget. Jn
denen hiesigen Gegenden ziehen sich die
Französische Trupen so aus Flandern
kommen, stark zusammen. Den 9. sind
in Cöln 2. Bataillons eingeruckt. Den 10.
folgten ihnen noch mehr, und ober
Ander=
nach sind schon 5000. Mann den Rhein
paßirt.
Hanau 14. Sept.
Den 10. dieses ist alhier vorbey der
gröste Theil von der jenseits des Mayns
gele=
genen Französischen Cavallerie paßirt, um
dem Vernehmen nach, wiederum zur Haupt=
armee zu stossen, welche von Giessen noch
nicht aufgebrochen.
Münster 6. Sept.
Die Franzosen haben uns befreyet. Der
Herr Marquis von Armentieres, welcher
am 2. zu Wesel angelanget, hat binnen
24. Stunden einen kleinen Artillerie=parc,
auch eine Equipage Lebens=mittel
zusammen=
gebracht, und 10. Bataillons und 4. Esca=
drons Dragoner versammelt, mit welchen
er sich schon am 5. so nahe befunden, daß
er des folgenden Tags die Feinde hätte
an=
greiffen können, wann sie die Belagerung nicht
aufgehoben hätten. Man hat heute einige
von ihnen zu Gefangenen gemacht, und die
Dragoner verfolgen dieselbe. Die
Tren=
chee war am 26. Augusti förmlich eröfnet
worden, und da die Feinde erst gestern
die Belagerung aufgehoben, so hat sich
al=
so der Platz 11. ganzer Tage gehalten. Der
Mareschall de Camp Herr von Gayot,
die Jngenieurs en Chef, Herr von
De=
saulgreau, und Herr von Rosieres, und der
Commandant der Artillerie, Herr Jannet
haben durch ihre Wirksamkeit und
Stand=
haftigkeit zu Rettung dieses Platzes
beyge=
tragen, der sich nicht halten konte, wann
er nicht durch Officiers von dieser
Distin=
ction vertheidiget worden wäre. Die
Be=
lagerer haben der Stadt vielen Schaden
gethan; bey nahe 200. Häuser sind
ver=
brannt, auch ist der Glocken=thurn von
St. Martin, dann die Kirche und das
Kloster von der Congregation eingeäschert.
Das Kloster und die Bibliothec der
Fran=
ciscaner, und die St. Lamberti=pfarr=kir=
che sind sehr beschädiget worden, indem
die Hanoveraner nichts als mit
Feuerfan=
genden Materien angefüllte Bomben und
glüende Kugeln geworfen. Das Volk hat
die Franzosen mit Freuden mitten unter
de=
nen Flammen, so die Häuser verzehrte,
aufgenommen.
Cöln 4. Sept.
Seit dem 22. Aug. arbeiten die
Franzö=
sische Trupen stark an denen Redouten,
welche zu Deuß, unweit Cöln errichtet
wer=
den sollen. Täglich werden hiezu 800.
Mann und 500. Bauern gebraucht, und
längs dem Rhein stehen auch die
Regi=
menter Reding, Jeunier, Thiange und
la Couronne im Lager, auch heist es, daß
ausser verschiedenen Bataillons Militz,
die aus Lothringen und Elsaß auf dem
Marsch sind, noch ein Corps von 10000.
Mann aus Flandern gegen Wesel
marsch=
ren solle. Zu letztern gehört das
Regi=
ment Bourbon von 4. Bataillons nebst 2.
andern Bataillons, auch sollen der
Kö=
nigl. Ordre zufolge die Magazine an der
Maas ansehnlich vermehret werden. Zu
Rüremonde werden den 7. dieses
gleich=
falls 18. Escadrons und einige
Regimen=
ter erwartet, welche den Herrn Marquis
von Armeuti⟨e⟩rs verstärken sollen.
Danzig 28. Augusti.
Von der Rußisch=Kaiserlichen Flotte, wel=
che jetzo auf unserer Rehde liget, sind 3000.
Mann Grenadiers ausgeschiffet worden,
welche ihren Marsch nach Marienwerder
fortsetzen. Morgen werden Se. Excellenz,
der Herr Vice=admiral Polansky, wegen des
grossen Sieges, den die Rußisch=Kaiser=
lichen Trupen über die Preußische Armee
bey Frankfort erfochten, auf dem
Admiral=
schiffe ein grosses Tractement geben, wozu
Se. Excellenz, der Herr Vice=admiral,
durch Dero Adjutanten einen Hoch=edlen
Raht dieser Stadt, die vier Herren
Bür=
ger=meistere, Herrn Christian Gabriel von
Schröder, Herrn Carl Groddeck, Herrn
Michael Schmidt, und Herrn Johann
Ren=
ner, imgleichen die drey älteste Rahts=her
ren und Kämmerer, Herrn Johann
Hie=
ronymus Broen, Herrn Nathanael Gott
lich Richter und Herrn Gotthilf Wernick,
feyerlich haben einladen lassen. Unsere
Stadt und Handlung geniesset Glück und
Ruhe, welches wir nächst GOtt der
Vät=
terlichen Vorsorge und Gnade Sr. Königl.
Majestät von Pohlen, unsers
allergnädig=
sten Königs und Herrn, lediglich zu
ver=
danken haben.
Hanover 5. September.
Man errichtet jetzo ein neues
Jäger=
corps, welches sehr beträchtlich seyn wird.
Da sich einige Partheyen von der
Reichs=
armee auf der Seite von Magdeburg und
Nordhausen haben sehen lassen, so hat sich
der Oberst Scheiter mit seinen Jägern auf
die Seite von Hildesheim, und von da noch
weiter begeben, um sie zurück zu halten.
Heilbrunn 5. September.
Die Herzoglich Würtembergische
Tru=
pen, sind in das grosse Campement von
Aßweil, eine Stunde von ersterer Stadt
eingerückt, und Se. Herzogliche Durchl.
welche in höchsteigener Person bey dem Corps
campiren, geruhen alles selbst anzuordnen.
Der Durchl. Prinz Friederich, zweyter
Herr Bruder Sr. regierenden Herzogl.
Durchl. welcher in der Bataille bey
Kun=
nersdorf bleßirt worden, hat sich nach
Stet=
tin bringen lassen, und wie man von daher
Nachricht hat, so ist an dem linken Fuße
das Knöchel unten von 2. kleinen Kugeln
durch und durch geschossen worden. Ausser=
dem haben Se. Durchl. auch an dem Knie,
ferner an dem Waden desselben Fußes und
unten an dem Rückgrad starke Contusiones
bekommen. Bisher aber hat sich weder
ein Fieber noch Jnflammation gezeiget, und
die Splittern haben sich durch die
Schwie=
rung nach und nach aufgelöset, und heraus
gegeben, so, daß an Dero Genesung zur
Zeit noch nicht zu zweifeln ist.
Genua 3. September.
Die Königin Mutter und Gubernantin
Spaniens, Königliche Majestät, sind nach
Briefen aus Madrid unterm 19. Augusti
von Jldefonse den 18. mit dem Durchl.
Don Louis in ersterer Residenz=stadt
ange=
langt. Eine beträchtliche Anzahl
Spani=
scher Trupen ist nach denen Küsten von
Ca=
talonien und Valencia marschiret, um den
nunmehrigen Spanischen Monarchen, Don
Carlos, aus Neapel daselbst zu empfangen,
und nach Madrid zu begleiten. Vornäm=
lich da Se. Catholische Majestät zur See
und nicht zu Lande zu reisen entschlossen
seyn sollen.
Warschau 7. Sept.
Von der den 12. Aug. bey Frankfort an
der Oder vorgewesten grossen Schlacht hat
man nur noch den Schluß der Rußischen
von solch ihrem erfochtenen herrlichen Sieg
heraus gegebenen Relation, hauptsächlich
wegen deren alldarinnen specificirt=erober=
ten Tropheen nachzutragen, und dieser ist
folgenden Jnhalts:
Unserer Seits sind verwundet die
Gene=
ral=leutenants, Prinzen Alexander Galliczin
und Lubomirski und der Generalmajor Olitz.
Die Brigadiers von Essen, Lebel, und
Bäh=
maw. Schwer und leicht verwundet 10722.
Mann. Todt und verloren 2571. Mann
Feindlicher Seits sind 7627. Mann
begra=
ben, und 5683. Mann gefangen worden,
worunter sich 45. Stabs=und Ober=officiers
befinden; zu geschweigen derjenigen
Uber=
läuffern, die nach Pohlen gegangen sind.
Uberdem haben wir 26. Fahnen, 2. Stan=
darten, 157. Trommeln, 495. Kürasse,
135. Spontons, 10255. Flinten, 85. zwölf=
pfündige, 15. sechs=pfündige, und 57. drey=
pfündige Canonen, 15. Haubitzen, 110.
Pulfer=kästen, 93000. Patronen mit
Ku=
geln, 1805. Patron=taschen, 1260. Sä=
bel, und ⟨29089⟩. Grenadier=mützen erobert.
Der commandirende General schickte nach
der Schlacht die Grenadiers zu Pferde,
Dragoner, und leichte Trupen, den
ver=
jagten Feind zu verfolgen.
Madrid 15. Aug.
Da Se. höchst=selig=Catholische
Maje=
stät ausdrücklich verordnet haben, daß man
sie ohne dero Leichnam zu balsamiren, und
ohne allem Gepränge zur Erden bestatten
solle, so ist beydes nach dero Verordnung
geschehen, und der Herr über so viele
Kö=
nigreiche ist in folgendem geringen Conduct
zur Erden bestattet worden. Erstlich
ka=
men 2. Escadrons Gardes du Corps; zwey=
tens die Alcades des Hofes; drittens die
Pfarrer und Geistlichen von der Pfarrey des
Hofes; viertens 20. Kammer=herren zu
Pferd; jünstens die Leichen=Kutsche, zu
deren Schlägen jedesmal 2. Pagen
hergien=
gen. Sechstens der Bischof von Valencia
Groß=meister; siebendens der Capitan der
Gardes du Corps, der den Dienst hatte;
achtens einige Carossen von Hof, leer, deren
jede mit 6. Maul=thieren bespannet war;
neuntens die 3te Escadron Gardes du Corps.
Bey Ankunft dieser Convoy am Kloster der
Heimsuchung Mariä stund die Spanische
und Wallonische Garde im Gewehr; und
als der Königl. Sarg in die Kruft gelassen
ward, so gaben diese beyde Regimenter
so=
wol als die Garde du Corps eine einzige
Sal=
ve, womit die ganze Leich=begängnuß
be=
schlossen ward.
Versailles 9 Septemb.
Se. Majestät der König sind am
Frey=
tag von Choisy zuruck gekommen, und haben
erklärt, daß sie nunmehr vor erfolgter
Ent=
bindung Jhrer Königl. Hoheit der
Dauphi=
ne keine Reise mehr nach denen umligenden
Lust=häuseren thun würden. So ⟨eben⟩
⟨reitet⟩ Expresser von Havre de Grace hier
ein, welcher die Nachricht bringt, daß die
auf selbiger Küste erschienene Engländische
Flotte unter dem Admiral Rodney wieder
von dannen abgesegelt sey.
Den 3. Sept. Abends langte ein Currier
alhier mit der Nachricht an, daß Herr de la
Clue, nachdem er mit der unter seinen
Be=
fehlen stehenden Flotte bey nahe über die
Meer=enge hinaus gewesen, von der
Englän=
dischen angegriffen worden, und daß sich zum
Unglück ein gewaltiger Wind=strich
erho=
ben, welcher unsere Escadre zerstreuet habe.
Man weiß, daß 5. Schiffe glücklich, und in
gutem Stand zu Cadix angelanget; von dem
Schicksal deren anderen aber hat man zur
Zeit noch keine Nachricht.
Paris 10. September.
Es haben sich ungefähr 15. Engländi=
sche Schiffe vor denen Sand=bänken von
Dünkirchen vor Anker gelegt, um unser
kleines Geschwader zu bloquiren. Der
Prinz von Croy hat besagten Hafen so
vortreflich zurichten lassen, als er noch
nie=
mals gewesen ist.
Den 29. Augusti sind die Engländer mit
29. Segel, 4. Kriegsschiffen, 8. Bombar=
dier=galiotten, 12. Fluten nebst Trupen
zum Ausschiffen vor Havre de Grace
er=
schienen. Sie haben in einer Zeit von 36.
Stunden, nicht mehr als 3. Bomben auf
Havre geworfen, welche aber keinen
Scha=
den verursachet. Man glaubt, daß sie
zwischen Dieppe und Fecamp, eine
Lan=
dung haben wagen wollen; sie seynd aber
aus dasigen Gegenden schon wieder
ver=
schwunden.
Es hat der Hof wegen des starken
Auf=
wands von Fouragen bereits bis 6. Mil=
lionen Rationen auf denen Gränzen des
Kö=
nig=reichs aufkauffen lassen, die nach und
nach der Armee zugeführet werden, wo=
durch solche sich in dem Stand gesetzt siehet,
sich den Winter über zu versehen, ihre
von denen benachbarten Ständen im Reich
einige Lieferungen zu begehren, bis auf das
etwann noch benöhtigte wenige Stroh.
Hauptsächlich auch ist diese Einrichtung
ver=
anlasset worden, um zugleich das Geld
nicht aus dem Königreich zu tragen, da
oh=
nehin die Erndte sehr reichlich ausgegeben
hat.
Das hiesige Parlement hat seit dem 31.
Augusti verschiedene male über die Projects
deliberirt, welche demselben von Sr. Aller=
christlichsten Majestät vorgelegt worden.
Es betreffen solche neue Auflagen auf
Be=
diente, Hofmeister, Kutschen, Pferde,
Stoffe, Brandwein, Zucker, und
Silber=
werk. Man beschloß dagegen Sr. Ma=
jestät Vorstellungen zu thun, und zugleich
für 3. Millionen Staats=billets von 10.
bis 1000. Livres zu creiren, deren
Jnte=
resse bis zur Heimbezahlung entrichtet
wer=
den soll. Vier Commißairs des
Parle=
ments sollen hierüber die Aufsicht haben,
damit aller Unterschleif vermieden werde.
Diese Billets werden steigen und fallen,
alleine niemalen annullirt oder verringert
werden, damit das Capital der Jnteressenten
keinen Schaden leidet.
Den 28. Augusti Nachts ist der Herr
Marquis de Voyer, General=leutenant,
mit Königl. Befehlen an den Herrn
Mar=
schall von Etrees abgereiset. Von der
Ar=
mee wird dieser Herr Marquis nach
Rüre=
monde gehen, um das Commando über die
Trupen zu übernehmen, welche aus
Flan=
dern kommen, und an den Nieder=rhein
gehen sollen. Von Madrid kommen
öf=
ters Couriers an, und die Depechen des
letztern scheinen bey Hofe einigen Eindruck
gemacht zu haben. Der Herr Marschall
von Belleisle, des für die bey Minden
bleßirte Officiers die ⟨Gratification von⟩
200000. Livres ausgesetzt.
Lahn=strom 4. Sept.
Die kleine Französische Armee, welche
vergangenen Mittwoch bey Marburg
auf=
gebrochen, und bereits bis Stauffenberg
und Lollar marschiret ware, ist
verwiche=
nen Donnerstag von da wieder weg, und
zu der grossen Armee marschiret, welche
als noch in der Gegend Amöneburg bey
Groß=seelheim stehet. Die Regimenter
Bouillon, und Löwendahl sind von der
kleinen Armee bey Lollar zurück geblieben,
und vorigen Freytag in die Gegend
Lin=
nes detaschirt worden, woselbst sie
derma=
len noch campiren. Jnzwischen ist die
der=
malige Stellung der Französischen Armee
überaus vortheilhaft. Sie hat auf der
ei=
nen Seite starke Waldungen zu ihrem
Vor=
theil, und auf der andern Seite
verschie=
dene Anhöhen, welche brauchbar sind,
sich vor allen Anfällen sicher zu setzen. Es
scheinet dahero, als ob die Armee in
die=
ser Position noch eine Zeit=lang
verblei=
ben wolle. Die allirte Armee ist seit
de=
me etwas weiter vorgerucket, und stehet
jetzo bey Wetter. Das ist aber auch alles,
was man von derselben in Erfahrung
brin=
gen kan. Die Nachricht, daß die
Fran=
zosen das Schloß bey Marburg verlassen,
hat sich nicht bestättiget.
Kurz=gefaßte Nachrichten
von verschiedenen Orten.
Man vernihmt
Von Lyon: daß man allda Briefe
er=
halten habe, vermög welchen das
Französi=
sche Geschwader des Herrn de da Clue, wel=
ches aus 15. Schiffen bestanden, durch einen
Sturm bey der Meer=enge von Gibraltar
dergestalt zertrennt worden seye, daß 8.
Schiffe glücklich durch die Strasse
gekom=
men, und sich bey Cadix geankert hätten,
die 7. andere von denen von Gibraltar
aus=
geloffenen vereinigten Engländischen
Ge=
schwadern deren beyden Admiralen
Brode=
rick, und Boscawen angegriffen worden
wä=
ren; mit dem weiteren Beyfügen, daß 2.
von gedachten letzteren Französischen
Schif=
fen, welche unter denen Stücken des Forts
Lagos an denen Portugesischen Küsten
ge=
strandet, aldaselbst von denen Engländern
beschossen, und verbrannt worden seyen, un=
geachtet man sich aus sothanem Fort mit
wiederholten Stuck=schüssen wider diese
Verletzung des Völker=rechts auf das
mög=
lichste gesetzet habe. Zwey andere von solchen
Französischen Schiffen wären von denen
En=
gländischen völlig umrungen worden, so, daß
sie von beyden Borden zugleich zu feuren
be=
müßiget waren, und glaubet man, daß sie
unfehlbar werden überwältiget, und hinweg
genommen worden seyn; was die übrige
3. Französische Schiffe für ein Schicksal
gehabt, das wisse man noch nicht; einige
wollen Bericht haben, daß der Herr de la
Clue selbst, mit seinem Schif in feindliche
Hände zu verfallen das Unglück gehabt habe.
Von Erfurt: daß den 5. Sept. ein von
dem Haupt=quartier der combinirten Kaiserl.
und Reichs=armee bey Dreßden
abgeschick=
ter Currier, um Sr. Königl. Hoheit dem
Prinzen Xaver die erfreuliche Nachricht zu
überbringen, daß Dresden den 4ten durch
Capitulation sich ergeben habe, alda durch
paßiret seye.
Von Nizza. daß zwischen der Französisch
und Engländischen Flotte, welche einander
der Höhe von Carthagena im Gesichte
stehen, ehestens ein Seetreffen zu
vermu=
ten sey.
Von Haag: daß sich aufs neue einige
Hofnung hervor gethan habe, die
Streit=
tigkeiten zwischen der Republick und Eng=
land auf eine gütliche Art beyzulegen. Es
seye dahero der Herr von Pol, welcher
un=
längst in Amsterdam ankam, wieder nach
Londen zurück gegangen.
Jm Königreich Neapel ist man nicht
nur mit Aufrichtung eines neuen
Re=
giments von Leuten aus dem Libanischen
Gebürge beschäftiget, sondern man spricht
auch von der Anwerbung eines anderen,
das aus lauter Jllyriern bestehen solle; doch
weiß man noch nicht, ob diese Trupen für
das Königreich selbst, oder für die Crone
Spanien bestimmet seye.
Nach Briefen aus Lisabon vom 25.
Jul. haben Se. Majest. der König den Hrn.
von Mendoca, einen Bruder des Hrn. von
Carvalho, ebenfalls zur Würde eines
Staas=
secretairs erhoben.
Wien den 22. Septemb. 1759.
Donnerstags den 20. dieses seynd Se.
Majestät der Kaiser von Hollitsch
über Schloß=hof in Schönbrunn wieder
zuruck angelanget.
Künftigen Dienstag als den 25. dies
wird die Ziehung der Kaiserl. Königl. Lot=
terie in der Kaiserl. Königl. Haupt=stadt
Prag beschehen, und denen Collectanten
Tag und Stund ihrer einzureichen
haben=
den Schlüsse bekannt gemacht werden.
Lista deren Verstorbenen zu Wien
in=und vor der Stadt.
Den 17. Sept.
Jn der Stadt.
- Der Wol=ehrw. Hr. Jos. Laig, weltl. Priest., im
Eisenhutis. H. in der Singerstr., alt 72. J. - Dem Wol=edlen Hrn. Joh. Jos. Schmid / K. Hof=
buchhalt, s. Jungf. T. Rosal. im Dotothe=hof,
alt 18. J. - Dem Joh. Goldener, Heyd, s. T. Marg, in
A⟨ll=⟩
hanis. H. beyn Franciscan., alt 26. J.
Vor der Stadt.
- Dem Jos. Brändl, s. W. Eva, in s. H. im
Liechten=
thal, alt. 〈…〉9. J.
- Steph. Gintner, Kuchel-gart., in s. H. zu Erdberg,
alt 59. J. - Cyriac Höfer, Savoys. Wacht-meist., in der
Ca-
s⟨arm⟩ in der Leopoldst., alt 46. J. - Lorenz Hahn, Zimmer-ges, beym weis. Wolf. im
Liechtenth, alt 73. J. - Dem Adam Reindl, Roß=wart., s. W. Elisab., im
Endlis. H. zu Erdberg, alt 60. J. - Dem Christian Premauer, Tag-löhn., s. W. Anna,
im Naglis. H. auf der Landstr., alt 40. J.
Summa 9. Person. / darunter 0. Kind.
Den 18. Sept.
Jn der Stadt.
- Maria Anna Voglin, Wittwe, im klein. Ofen-loch,
alt 65. J.
Vor der Stadt.
- Der Hoch- und Wol=geb. Hr. Hr. Theodor Graf v.
Morstin, Starost v. Prodnichi, Herr der Herrs.
⟨Lenste⟩in, und So⟨nn⟩endorf, in der Savoyschen
Stiftung auf der Laimgr., alt 22. J. - Dem Hrn. Franz Stätzer, des aus. Rahts, und
Bur=
gerl. Oelerern, s. K. Magdal., in s. H. in der
Rossau, alt 8. J. - Anna Ditzin, Wittwe, beyn 3. Lauf. in der
Alster=
gas., alt 65. J. - Elisab. Sichhartin, Wittwe, in ihrem H. ober dem
Neustift, alt 53. J. - Dem Conrad Eckart, Schuhmach, s. W. Eleon.,
beyn 3. Hack. am Himmelpfort-gr., alt 33. J. - Dem Fried. Gißg⟨a⟩s, Zimmerges., s. K. Anna, im
Jurlpauris. H. in der Rossau, alt 4. J.
Den 19. Sept.
Jn der Stadt.
- Se. Excell. der Hoch=und=Wolgeb. Hr. Hr. Joh.
Graf v. Rzwenski, Podsdoli, des gros. Herzog⟨t⟩.
Lithauen, und Rit. des Cron Pohlnis. weis. Adler-
ordens, im ⟨Jaschgys⟩. J. am Grab., alt 26. J.
Vor der Stadt.
- Carl Lechner, Burgerl. Anstreich., im Huteris. H.
zu Erdberg, aldt 52 J. - Jos. Gumpesfellner, Burgerl. Silberschleif, beym
grün. Thor auf der Wind=mühl, alt 59.⟨ m.⟩ - Ant Wisatz, Burgerl Nadl., im Haueris. H. am
Neustift, alt 72 J. - Dem Phil. Stocker, Lack., s. W. Josepha, im
Lef=
leris. H. auf der Wied., alt 31. J. - Gertr. Weichstetterin, Wittwe, im Keßleris. H. zu
Erdberg, alt 76. J. - Elisab. Kastenbergerin, led., bey der gold. Ent, im
Liechtenth., alt 43. J. - Greg. Tramatisch, Tag=löhn., beyn 5. Cronen im
Liechtenth., alt 85. J.
Summa 5. Person. darunter 0. Kind.
Den 20. Sept.
Jn der Stadt.
- Dem Wol=edel-geb. Hrn. Constant. v. Walter, K.
K. Jngen. Corps Obrist=wachtmeist, s. Frle T.
Juliana, beym gold. Pfauen in der Kärntnerstr.,
alt 4. J.
Vor der Stadt.
- Der Theres. Zachin, Wittwe, ihr K. Theres., in
ih=
rem H. in der Leopoldst., alt 8. J. - Dem Ant. Dabota, Acad. Bildhauern, s. K. Elis.,
im Zinneris. H. auf der Wied., alt 5 v. J. - Der Elisab. Schaurin, Wittwe, ihr K. Georg, beym
weis. Stief. auf der Wied., alt 5. J. - Dem Phil. Lesel, Zimmerges., s. W. Anna, beym
grün. Däch. auf der Landstr., alt 36. J,
Summa 5. Person., darunter 4. Kind.
Von der N. Oe. Regierung wegen wird mit
gegenwärtigen Edict jedermänniglich sowol
An=
als Abwesenden kund gemacht: Es habe
Regie=
rung nach erfolgt=tödtlichen Hintritt des Hrn.
Jacob Friederich Mühler, gewest Kaiserl. Rahts
zu sicherer Abhandlung solcher Verlassenschaft für
nöhtig befunden, die sammentliche sowol in- als
ausser Land befindlich=Mühlerische Glaubigere zur
Anmeld=und Liquidirung ihrer an wiederholte
Verlassenschaft stellenden Forderungen gerichtlich
vorzuladen, zu welchem Ende denenselben der
24. Tag des künftigen Monats Novembris
Nach=
mittags um 3. Uhr zur Convocations=und
An=
meldungs=tagsatzung zu all=endlicher Frist
an=
beraumet worden; solchemnach werden all=und
jede, welche bey gedacht=Jacob Friederich
Müh=
lerischen Verlassenschaft Recht=mäßige
Forderun=
gen haben, an obbestimmten Tag und Stund
vor Regierung in der daselbst offen stehenden
Commißions=stuben entweder selbst persönlich,
oder durch genugsam Bevollmächtigte also gewiß
zu erscheinen, und ihre Anforderungen
anzumel=
den, und zu liquidiren haben, als im widrigen
die Abhandlung gleichwolen vorgenommen, und
solche Verlassenschaft denen bereits erklärten
Er=
ben eingeantwortet werden solle. So beschehen
Wien den 25. Augusti 1759.
Auf Verordnung einer Hochlöbl. N. Oe. Re-
gierung, werden all=und jede welche an den
Ludwig Eberl, dermaligen Leutenant des
Holli=
schen Dragoner=regiments einige Anforderung
zu haben vermeinen, auf den 1. Decembris dies
Jahrs um 3. Uhr vor Regierung pro 1mo. 2do.
& 2tio. Termino præclusi also gewiß zu
erschei=
nen, und ihre Forderungen zu liquidiren, auch
ihre habende Schuld=brief, oder andere
Jn=
strumenta einzulegen haben, wie im widrigen
dieselbe nicht mehr angehöret, sondern ihnen das
ewige Stillschweigen auferleget werden solle.
Actum Wien den 6. Septembris. 1759.
Den 26. Septemb. fruh um 8. Uhr wird in
der Grund=stuben des Kloster Michael=bayrischen
Grund=buchs in dem Dorothee=hof im
ander=
ten Stock bey Herrn Fellner, als diesfälligen
Grund=buchs=handlern die Leutnerische
Be=
hausung an dem Alster=bach dem
Meistbieten=
den licitando verkauffet werden.
Von der N. Oe. Regierung wegen, wird mit
gegenwärtig=offenen Edict jedermänniglich, so=
wol An=als Abwesenden kund und zu wissen
ge=
macht, welcher=gestalten über des Leopold
Pi=
chenini, gewest=alhiesigen Wechsel=⟨sensalens⟩ in
Verfall gerahtenesVermögen ein ordentlicher
Con=
curs angeordnet, und desselben sammentliche
Glau=
bigere zu Anmeld=und Liquidirung ihrer an
erst=
bemeldeten Leopold Pichenini zu stellen habender
Sprüch und Forderungen auf den 26 Septemb.
Nachmittag um 4. Uhr vor Regierung zur
ge-
wöhnlichen Tag=satzung für die erst=andert=und
dritte, auch all=endliche Frist sub clausula præ-
clusi zu erscheinen anberaumet worden; als
wer=
den all=und jede Glaubigere entweder selbst
per=
sönlich, oder durch hierzu genugsam
gevollmäch=
tigte Gewalts-tragere erscheinen, und ihre
an=
meldende Anforderungen in beglaubten
Abschrif=
ten also gewiß einlegen, wie im widrigen der
Ausbleibende von gegenwärtiger Concurs=massa
gänzlich ausgeschlossen seyn, und ihme diesfalls
das ewige Stillschweigen auferleget werden solle;
wornach sich ein jeder zu richten, und für
Scha=
den zu hüten wissen wird. So beschehen Wien
den 7. Julii 1759.
Den 24. Septembris 1759. und folgende
Tä=
ge werden in dem Gräfl. Koharischen Markt zu
Walterskirchen, unweit Nicolspurg fruh von 9.
bis 12. und Nachmittag von 3. bis 6. Uhr 2709.
Eimer verschiedene Oesterreicher=wein ohne,
und samt denen Fässern, dann besonders 4059.
Eimer leere Faß, theils in hölzernen, theils
in eisenen Banden: Jtem 16. Stuck alt-eisene
Reiffe, 8. Stuck aus Stein gebaute
Dampf=
röhren, und der sammentliche K⟨elle⟩r mit dem
vorhandenen Keller=geschirr, als Gänter, Schäf=
feln, Gieß=Kändl und übrigen Zugehör plus
offerenti licitando verkauffet werden.
Vermög einer Hochlöbl. N. Oe. Verordnung
werden auf den 25. dieses Monats Fruh von 9. bis
12. und Nachmittag von 3. bis 6. Uhr und
fol=
gende Täge im Neuberger=hof im ersten Stock auf
die Gassen, verschiedene feine Waaren, bestehend
in glat=und gestreiften Gros de Tour, geblumten
Französischen Zeug, Peruvien, Droguet, fasonirten
Gros de Tour, einfachen Gros de Tour, verschiede-
nen Damasten, fasonirt und gestreiften Taffet,
Französischen Taffet, Mantille=taffet, glat=und
ge=
blumten Atlas, Sammet, und Felpa, geblumten
und glaten Moir, seidenen Tücheln, Battist und
Mouselin, Seiden=und Sammet bändern, Hand=
schuhen und Wäderln, wollenen Strümpfen,
Pa⟨tr⟩ainen Spitzen, und allerhand Kleinigkeiten
denen Meist=bietenden hindann gelassen werden.
Von N. Richter und Raht des Markts Himberg
wegen, wird hiemit jedermänniglich kund und zu
wissen gemacht, was gestalten des Adam⟨s⟩ Plumers,
gewest=Burgerl. Wirts zum weissen Rößl in
Him=
berg eigentumliche Behausung samt denen 4. ordi-
nari Haus=gründen, dann 10. ein Viertl Joch
überländ=Aeckern, zwey Viertl Weingart=äckern und
Obstgarten, ein Viertl Wein=garten, anderthalb
Achtl Kraut=garten und ein Viertl Tag-werk=〈…〉ints
dem Meist=bietenden zu verkauffen seye. Wann
nun jemand all-dieses käuflichen gegen Erlag des
baren Kauf=schillings an sich zu bringen gedenket,
derjenige hat sich auf den 3ten künftigen Monats
Octobris fruh um 9. Uhr auf dem Markt
Him=
bergischen Raht=haus einzufinden, und der
gewöhn=
lichen Licitation beyzuwohnen. Actum Wien den
18. Aug. 1759.
Es ist in dem Forkoutischen Haus zur
goldenen Saulen auf dem sogenannten
Juden=
platz im 3 ten Stock, wo dermalen das Kaiserl.
Königl. Futter=amt sich befindet, eine schone
grosse Wohnung samt Zugehör, auf nächst
zukünf=
tigen St. Michaelis zu verlassen, und sich
derowe=
gen bey alldasigen Hausmeister anzumelden.
Es ist auf zukünftigen St. Michaelis in dem
Palestrazischen Haus in der unteren Bäcker- stras=
sen, neben dem Universitäts=haus, der erste Stock
samt Stallung und Zugehör nebst einem
Zim=
mer zu ebener Erden allenfalls für die Bediente,
oder auch für eine andere Parthey besonders zu
verlassen, und sich derentwillen bey aldasigen
Haus=meister anzumelden.
Zu Meidling ist des Heinrich Joseph Kozzi
gewest=gemeiner Stadt=sequesters dem Stift
Klo=
ster=neuburg dienstbare Behausung, Uberländ=
äcker, Wein=gärten, Rind=vieh, Pferd, Wa=
gen, Pirutsch, Korn, Waitzen, kleine
Gat=
tung von Fäßeln, verschiedene Haus=fahrnüssen,
als: Kästen, Behter, Bilder, Tisch, Sessel
und dergleichen denen Meist=bietenden zu
verkauf=
fen, darzu der 11. künftigen Monats Octob.
fruh um 8. Uhr zur gewöhnlichen Licitation
be-
stimmet worden. Die also ein Belieben tragen,
haben sich an dem hierzu bestimmten Tag und
Stund in gedachter Kozzischen Behausung zu
Meidling anzumelden.
Buch=druckerey im neuen Michaeler=haus mit von Ghelischen
Schriften.
Auszug aus denen jüngsten
Londner=briefen.
Es seynd dieser Tage hindurch verschiedene
Rahts=versammlungen zu Kensington
gehalten worden, welche meistentheils die
Teutsche Angelegenheiten betreffen. Die
für die Engländische Regimenter bey der
alliirten Armee bestimmte Detaschements
sollen nicht allein mit nächsten überschicket
werden, sondern es ist auch beschlossen
wor=
den, noch verschiedene andere Regimenter
dahin abgehen zu lassen, damit die
Preußi=
schen Trupen, welche gegenwärtig bey
die=
ser Armee seynd, anderswo gebrauchet
wer=
den können.
Aus Neu=england vernihmt man
un=
term 23. Jul. daß die Armee des Generals
Johnson, den 1sten von Oswego
abmarschi=
ret, um die Belagerung von Niagara zu
un=
ternehmen, zu Oswego aber 1000. Mann,
und einige Jndianer unter Commando des
Oberst Haverland zurück gelassen habe; daß
den 2ten zu früh um 8. Uhr dieser Posten
von 1800. Mann Französischer Trupen,
oder Canadier attaquirt worden, welche sich
aber nach einem 7=stündigen Gefecht
ge=
zwungen gesehen, sich zu retiriren; daß die
Franzosen den 3ten diesen Platz aufs neue
mit Ernst attaquiret hätten, aber nach
ei=
nen 6=stündigen Gefecht wieder zum Weichen
gezwungen worden; daß der Verlust deren
Franzosen beträchtlich seye; die Engländer
aber hätten nicht mehr als 7. man Todte,
und 11. Bleßirte.
Der Admiral Rodney ist mit dem Schif
des Königs, Deptford, von 50. Canonen,
2. Fregatten, und 6. Bombardier=galliot=
ten den 27. Aug. früh von Spithead
abge=
segelt. Um Mittag ware er ausser dem
Gesichte. Es hat dieser Admiral viele
Fi=
scher bey sich, die er bey seiner letzteren
Ex=
pedition an der Französischen Küste
weg=
genommen hat. Man erwartet alle
Au=
genblicke Nachricht von dem glücklichen
Er=
folg der Unternehmung dieses Admirals.
Der Geschwader=Haupt=mann Loos, wel=
cher mit einem Geschwader auf der Höhe
von Dünkirchen kreuzet, hat 3. Holländi=
sche=schiffe, welche von Holland nach
Dün=
kirchen führen, eines, welches von St. Eu=
stache nach Amsterdam, und ein anderes
welches von St. Croix nach Rotterdam
fuhr, weggenommen, und nach Douvres
ge=
bracht.
Den 30. Augusti haben sich die beyde
Parlements=häuser versammelt, und durch
eine Commißion des Königs, ist diese
Ver=
sammlung bis auf den 4ten October
ver=
schoben worden. Das Parlement wird sich
dieses Jahr gegen die Mitte des Novemb.
versammeln, um die Subsidien für das
künf=
tige Jahr bey Zeiten fest zu setzen, und
künf=
tiges Frühjahr die Ausführung
verschiede=
ner Desseins zu bewerkstelligen, wegen
wel=
cher man jetzo schon alle Anstalten macht,
eben so, als wann die Campagne erst
eröf=
net würde.
Se. Königliche Majest. von
Großbrit=
tanien, seynd über die von dem Lord Maire
zu Stand gebrachte Subscription zur
Anwer=
bung einer beträchtlichen Anzahl Trupen so
vergnügt gewesen, daß Sie dem Herrn Pitt
aufgetragen, in einem besondern Schreiben
dem Lord Maire, und der Stadt Londen zu
danken. Man versichert auch, Se. Majest.
hätte besagte Magistrats Person mit der
Baronets Würde begnädigt, auch sey allen
denen die sich enrolliren lassen das
Bürger=
recht von Londen verwilliget worden. Je=
der Recruten bekommt 5. Guinen Hand=geld,
folglich ist der Zulauf nicht gering, und
wie die Rede gehet, werden auch andere Städte
dem Exempel Londens nachfolgen. Da zu
Blak Fiars über die Themse eine steinerne
Brücke nach der letztern Parlaments Acte
gebauet werden soll, so hat die
Bürger=
schaft hierzu 204100. Pf. Sterling
unter=
schrieben. Diese Summe übertrift den
vorhin gemachten Anschlag um 60100.
Pf. Sterling.
Von dem Tode Sr. Cathol. Majest. er=
hielt der Hof den 27. Aug. Nachricht, und
gleich darauf wurde die Trauer angelegt.
Den 28. Dito expedirte man einen Courier an
den Engländischen Minister zu Neapel, Hrn.
Grey, um Sr. Königl. Majest. sowol zu
con=
doliren, als auch zu Dero Throns=besteigung
Glück zu wünschen. Dem Grafen v. Bristol
hat man nach Madrid gleichfalls neue
Jnstru=
ctionen zugeschickt, und durch seine letztere
Depeschen hat man vernommen, daß
unge=
achtet der von der Königl. Frau Mutter
über=
nommenen Regierung der Herr Wall
fort=
fahre, der Würde eines Staats=secretairs
vorzustehen.
Culmbach 13. Septemb.
Nach so eben noch einlauffenden
Nach=
richten aus Sachsen ist der Ausmarsch
de=
ren Preußischen Trupen aus Dresden am
8. dieses um halb 5. Uhr würklich
erfol=
get, welcher bis nach 8. Uhr gedauert, auch
seynd auf der Elbe über 18. beladene
Schif=
fe abgegangen. Die darauf folgende Nacht
über seynd eben diesen Nachrichten zufolge
über 2000. Deserteurs angelanget, welche
unter einer Bedeckung nach Freyberg, und
von da weiter nach Plauen ins Voigtland
fortgeschaffet worden. Noch am 4ten
ha=
ben sich die Königl. Herrschaften nach
Pir=
na erhoben, von wannen Höchst=dieselbe aber
am 8ten. wieder nach Dresden zurück
ge=
kommen. Am 9ten dieses solle hiernächst,
wie ferner die Berichte melden, zu
gedach=
tem Dresden Nachricht eingeloffen seyn,
daß die Königl. Preußische Haupt=armee
sich denen Gränzen Sachsens nähere, und
bereits bey Lübben stehe.
Wir N. N. Superintendenten und
Spital=
meister der Burger=spittal in Wien, geben
hie=
mit jedermänniglich vorderist denenjenigen
Par=
theyen, so auf Absterben des Adalbert Linz, ge=
westen Jnwohners und Brod-sitzers am
Spit=
talberg seel. an dessen Verlassenschaft in
Erb=
oder Schuld=sachen einige Sprüch und
Forde=
rungen haben, oder zu stellen vermeinen, hie=
mit offentlich zu vernehmen: was massen wegen
sicherer Abhandlung besagter Verlassenschaft eine
peremptorisch clausulirte Convocations=und
zu=
gleich Liquidations=tagsatzung auf den 28. No=
vembris dies Jahrs fruh um 9 Uhr in der
Wie=
nerischen Burger=spittals=grund=stuben zu
er-
scheinen ex officio angeordnet worden seye.
Solchemnach werden alle und jede obgedacht
Linzische Schuld=oder Erbnehmere bey solch
be=
stimter Tagsatzung, sich also=gewiß anzumelden,
zu legitimiren, unter einstens ihre Forderungen
zu liquidiren sub 1mo 2do & tertio Termino
hiemit dergestalten citiret, daß in nicht
Erschei=
nungs=fall jedannoch erholte
Verlassenschafts=
abhandlung geschlossen, und was Rechtens ist, er=
kennet auch darüberhin niemand mehr angehöret,
sondern denen Ausbleibenden das ewige
Still=
schweigen auferleget werden solle. Wien den 6.
September. 1759.
Auf Verordnung eines Hochlöbl. aus
Regie=
rung in Wechsel=sachen aufgestellten Judicii
De-
legati werden (wie schon in der letzteren, und
zwar Mittwochigen Zeitung kund gemacht
wor=
den) nicht in der blauen Flaschen am Stock in
Eisenplatz ruckwärts zu ebener Erd, sondern
we=
gen sich geäusserten Umständen, in der
weis=
sen Rosen im 4ten Stock in der Johannes=gassen
den 25. September Vormittag von 9. bis 12.
Uhr, Nachmittag von 3. bis 6. Uhr verschiedene
broschiert und gestreifte halb=seidene Atlas, halb=
seidene Droguet, und mehrere andere dergleichen
gestreifte Mode-zeug licitando gegen baarer
Be=
zahlung verkauffet werden.
Wir N. Præses & Consistorium in
Judiciali-
bus der uralt=und Welt=berühmten Universität
alhier geben hiemit der Magdalena
Unterhube=
rin, verehelichten Thomayrin zu vernehmen:
Welcher=gestalten wir über das von einem Löbl.
Stadt=raht alhier an uns sub Dato 23. Aug.
h a. erlassene Requisitoriale auf weiter
schrift=
liches Anlangen Herrn Carl von Pacheccca, Kais.
Königl. Jngenieur=haupt=mann als
Waldmül=
lerischen Universal=Erbens wider sie Magdalena
Thomayrin, zu Ablegung des veranlasten von
den Notario Strizl, über die unter einstens
ac-
cludirte Formulam jurandi abzuschwören
kommen=
den Juramenti eine dergestalten clausulirte
Ju=
rament=tagsatzung auf den 17. nächst=künfti=
ten Monats Novembris dis Jahrs angeordnet,
daß auf ihr der Unterhuberin Ausbleiben
sotha=
nes Jurament ex officio aufgenommen werden
solle, zugleich aber (weilen sie nirgends zu
be=
tretten, und derselben Aufenthalt gänzlich
unbe=
wust) in die Ausfertigung des diesfalls
gebetten=
nen Valval=edicts gewilliget. Solchemnach wird
ihr Magdalena Unterhuberin, nunmehro
verehe=
lichten Thomayrin anmit aufgetragen, daß selbe
auf den 17. nächst=kommenden Monats
Novem=
bris fruh præcise um 9. Uhr in der
Universitäts=
canzley zu Anhörung sothanen von dem Notario
Strizl abzulegenden Juraments also gewiß zu
er=
scheinen, als im widrigen dasselbe ex officio
auf=
genommen, und sohin das Remiß=schreiben
er=
lassen werden solle. Wien den 7. Sept. 1759.
Es seynd zwey frische vier-jährige Maul=thier
zu verkauffen, wer etwann ein Belieben hat,
solche zu kauffen, der kan sich in dem
Wind=
hagerischen Stift in der obern Bäckerstraß im
zweyten Stock anfragen.
Von der N. Oe. Regierung wird mit
gegen=
wärtig offenen Edict jedermänniglich sowol
An-
als Abwesenden, deme daran gelegen, kund und
zu wissen gemacht.
Es habe Regierung eine Nohtdurft zu seyn
be=
funden, über das nach Absterben des Christian
Bayer, gewest Kaiserl. Königl. Hof=tenoristens
hinterlassenes, und ad Cridam gediehene
Vermö=
gen einen ordentlichen Concurs anzuordnen, und
desselben sammentliche so wol in als ausser Land
befindliche Gläubigere, zu Anmeld=und
Liquidi=
rung ihrer an erst=bemeldten Christian Bayer zu
stellen habender Sprüch, und Forderungen
ein=
zuberuffen; zu welchem Ende denenselben der 28.
Tag des lauffenden Monats September
Nachmit=
tag um 4. Uhr zur gewöhnlichen Tagsatzung für
die erst andert und dritte, auch allendliche Frist
sub clausula præclusi anberaumet worden.
Solchemnach werden all=und jede, welche an
gedacht in Verfall gerathen Bayerisches
Vermö=
⟨gen⟩ ex quocunque causa, vel titulo Sprüch,
und Anforderungen haben, oder zu haben
vermei=
nen, an obbestimten Tag, und Stund vor
Regie=
rung in der daselbst zu solchem Ende
offenhalten=
den Commißions=stuben entweder selbst
Persön=
lich, oder durch hierzu genugsam gevollmächtigte
Gewalttragere also gewiß zu erscheinen, und ihre
an solcher Cridæ-Massa habende Anforderungen
anzumelden, auch zu Herstellung des
erforderlich-
rechtlichen Beweisthum ihre Schuld=und
Satz-
brief, oder ansonst habende Liquidations=urkun=
den, und rechtliche Behelfe in beglaubten
Ab-
schriften einzulegen haben, wie im widrigen der
Ausbleibende von gegenwärtiger Concurs=massa
gänzlich ausgeschlossen seyn, und ihme diesfalls
das ewige Stillschweigen auferleget; der nicht
Liquidirende aber, in der künftigen Classification
mit seiner unerwiesenen Anforderung abgewiesen
werden solle. Wornach sich ein jeder zu achten,
und vor Schaden zu hütten wissen wird. So
be=
schehen Wien den 14. Juli 1759.
Wir Burger=meister Amts-verwalter und Raht
der Stadt Wien, geben hiemit der Magdalena
Unterhuberin, nunmehro verehelichten
Thomay=
rin zu vernehmen: was massen, nachdeme in
Sachen den zwischen deroselben, und den Herrn
Carl von Pachecca Kaiserl. Königl. Jngenieur=
hauptmann als Wald=müllerischen
Universal=
erben strittigen 555. Fl. 51. Kr, der Verlaß
be=
reits untern 18. Junii 1755. dahin ausgefallen,
daß, wann der Herr Notarius Stritzl zu GOtt
dem Allmächtigen einen cörperlichen Eyd dahin,
daß er auf mündliches Ersuchen deroselben sich zu
verstorbenen Waldmüllerin verfüget, und ihme
die allda quæstionirte Aufpandung dd..25. Junii
1753. zur Ueberlesung vorgeleget worden, und
er in solcher auf Ersuchung ihr Unterhuberin
auch ihren Namen unterschrieben, und sich
zu=
gleich als Zeug geferttiget, ferners dieselbe den
13. Julii 1753. ihme Herrn Notario
ausdrück=
lich vermeldet, daß mentionirte Waldmüllerin
sie vollständig befriediget, und bezahlet habe, ab=
geleget; beynebens die Barbara Lorentzin das von
ihr ausgestelte Attestatum, ingleichen der Johann
Schulz das Seinige beschworen haben wird, der
beklagte Waldmüllerische Herr Universalerb von
der anbegehrten Bezahlung deren 555. fl. 51. kr.
ledig, und müßig seyn solle, und da nun zu
Ablegung sothaner Juramenten der 14. Julii
1759. bestimmet, sie Unterhueberin, nunmehro
verehligte Thomayrin aber dabey nicht erschienen,
auch sonsten ihre Aufenthaltung nicht zu erfragen
ist; als ist untern 27. Augusti jüngsthin verordnet
worden, dieselbe per Edictum ad valvas
derge=
stalten zu citiren, daß selbe auf den 7. November
fruhe um 8. Uhr in gemeiner Stadt Wien
Canz=
ley zu Anhörung sothaner Jurament alsogewiß
erscheinen, wie im widrigen die veranlaste
Jura=
menta ex officio aufgenommen werden sollen.
So man ihr Unterhueberin nunmehro
verehlig=
ten Thomayrin, durch gegenwärtig=offenes Edict
zu ihrer rechtlichen Wissenschaft kund machen
wollen. Actum Wien den 12. September 1759.
Landmarschall ꝛc.
Entbiete N. allen und jeden was Standes
und Würden die seynd, der Gebühr nach
mei=
nen respective Dienst in guten Willen zuvor,
und füge hiemit zu vernehmen:
Es habe bey dem mit allergnädigst
anvertrau=
ten N. Oe. Landmarschallischen Gericht der
Adel=
bert Haudon, Burgerl. Wagner=meister allhier
schriftlich vorgestellet, welcher=gestalten er in
drey verschiedenen Posten bey dem alhiesig=N.
Oe Herren Ständen Ober=einnehmer amt 3000.
Gulden Capital mit jährlich lauffenden 5. pro
Cento Jnteresse anliegend hätte, worüber sich
dann auch drey verschiedene Land=ständische
Obligationes, als eine pr. 1000. Gulden de
Dato 3. Augusti 1756. auf den Namen Johann
Jacob Mittermayer, eine de Dato vom 3ten
Februari 1757. pr. 1000. Gulden, auf den
Namen Adalbert Haudon, und die dritte auch
pr. 1000. Gulden de Dato 3. Octobris 1757.
auf den Namen Anna Catharina Frölichin
lau=
tend, in seinen Handen sich befunden hätten,
⟨da⟩ nun aber leider beschehen, daß durch die an
St. Johannis=tag dieses Jahrs in dem
allhiesi=
gen auf der Wieden befindlichen gräfl. Stahren=
bergischen Frey=haus bekannter=massen gähling
entstandene Feuers=brunst, nebst seinen anderen
Fahrnussen, auch diese drey Obligationes in Rauch
aufgegangen wären, folgsam er sich anjetzo ohne
Obligationes befindet, an Uberkommung
anderen Obligationen aber ihme hauptsächlichen
gelegen wäre, dieses hingegen nicht wol
besche=
hen könte, ohne daß nicht die vorige behörig
amortisiret wurden; diesemnach gehorsam
gebet=
ten, ich geruhete ein ordentliches
Amortisations=
edict bey der Canzley ausfertigen zu lassen;
wann nun in dieses Begehren verwilliget worden
ist: Als ist im Namen ꝛc. Mein Befehl, daß
der=oder diejenige, so obbemeldeter drey
Land-
ständische Obligationes de Dato 3 Augusti 1756.
3. Febr. 1757. und 3. Octob. 1757. jede pr.
1000. fl. entweder eine von diesen, oder alle
drey in Handen, oder noch überkommen
möch=
ten, solche innerhalb eines Jahrs sechs Wochen
und drey Tägen also gewiß bey diesem Gericht
produciren und vorbringen, wie im widrigen
mehr=gedachte Obligationes eo ipso amortisiret,
caßiret, annulliret, null und nichtig seyn sollen.
Es beschiehet hieran ꝛc. Wien den 14. Sept. 1759.
Auf Verordnung einer hochlöbl. Regierung
wer=
den auf den 28ten dieses lauffenden Monats
September Vormittag um 9. Uhr in der grossen
Lands=cron, bey dem aldortigen Hausmeister zu
ebener Erden, 21. Eymer 1758-ger Wein noch
auf den Kleeger liegend, jedoch ohne Faß
licitan=
do verkauffet werden.
Auf Verordnung eines Löbl. Kaiserl. Königl.
Stadt=und Landgericht allhier, werden den 27.
September frühe von 8. bis 12. Nachmittag aber
von 3. bis 6. Uhr, die gerichtlich inventirt und
geschätzte Binder=waaren, dann Werkzeug, auch
andere Gerätschaften (so in allerhand Gattung
deren Fässern, sowol in eisern als hölzernen
Ban=
den, Schäffeln, Buthen, und Binder=werkzeug
bestehen) in der sogenannt=Wagnerischen Haus
im Comödie=gässel nächst dem Carntner=thor plus
offerenti licitando verkauffet werden.
Von der N. Oe. Regierung wegen, wird mit
gegenwärtig=offenen Edict jedermänniglich sowol
An=als Abwesenden, deme daran gelegen, kund
und zu wissen gemacht: Es habe Regierung
ei=
ne Nohtdurft zu seyn befunden, über der von
hier entwichenen Maria Anna vereheligten
Sal=
liettin ruckgelassenes Vermögen einen ordentlichen
Concurs anzuordnen, und deroselben
sammentli=
che, sowol in=als ausser Land befindliche
Glau=
bigere zu Anmeld=und Liquidirung ihrer an
erst=
bemeldete Salliettin zu stellen habender Sprüch,
und Forderungen einzuberuffen, zu welchem
En=
de denenselben der 16. Tag des künftigen
Mo=
nats Novembris Nachmittags um 3. Uhr zur
gewöhnlichen Tag=satzung für die erst=andert=
und dritte, auch all=endliche Frist sub clausula
præclusi anberaumet worden. Solchemnach
wer=
den alle, und jede, welche an gedachter Maria
Anna Salliettischer Massa ex quacunque causa
vel Titulo Sprüch und Anforderungen haben,
oder zu haben vermeinen, an bestimmten Tag,
und Stund vor Regierung in der daselbst zu
solchem Ende offen haltenden Commißions=stu=
ben entweder selbst persönlich, oder durch hiezu
genugsam gevollmächtigte Gewalt=trägere also
gewis zu erscheinen, und ihre an solche
Crida=
massa habende Anforderungen anzumelden, auch
zu Herstellung des erforderlich=rechtlichen
Be-
weisthums ihre Schuld=und Satz=briefe, oder
ansonst habende Liquidations=urkunden, und
rechtliche Behelf in beglaubten Abschriften
einzu=
legen haben, wie im widrigen der Ausbleibende
von gegenwärtiger Concursmassa gänzlich
aus=
geschlossen seyn, und ihme diesfalls das ewige
Stillschweigen auferleget; der nicht der liquidirende
aber in der künftigen Claßification mit seiner
un=
erwiesenen Anforderung abgewiesen werden solle.
Wornach sich ein jeder zu richten, und vor
Scha=
den zu hüten wissen wird. So beschehen Wien
den 18. Augusti 1759.
JOURNAL.
Aus dem Kaiserl. Königl. Haupt=quartier Losa
vom 10. bis 13. Septembr. 1759.
Den 10. marschirte die Kaiserl. Königl. Armee aus dem Lager bey Kemlitz,
und zoge sich in 2. Colonien nacher Groß=König, die Carabiniers und
Grenadiers zu Pferd und zu Fuß aber brachen schon mit Vergatterung auf,
und setzten ihren Marsch bis Spremberg fort, alwohin auch die Armee, nach=
deme sie bey gedachtem Groß=König abgekochet hatte, nachfolgte, und erst um
Mitternacht gänzlich einruckte.
Diesen Tag wurde der commandirende Generalfeldmarschall von dem
Generalen der Cavallerie Marquis de Ville benachrichtiget, daß der Prinz
Heinrich den General Ziethen mit 6000. Mann gegen Friedland detaschiret,
sohin aber mit seinem Corps d'Armee die Queiß paßiret hätte, und bis
Schönberg vorgerucket wäre, wo fast zu gleicher Zeit die Nachricht von dem
Obristen Conti, Commendanten von Zittau, anlangte, daß bereits einige
feindliche Trupen auf der Strassen von Friedland bis vor gedachte Stadt
ge=
kommen, jedoch auf die gute Ainkehrungen ersagten Commandanten bald
wie=
derum, und zwar ohne einiger Unternehmung, sich zuruck begeben hätten.
Den 11. hielte die Armee Rasttag, ermeldeter General der Cavallerie
aber marschierte noch in der Nacht von Görlitz nacher Bautzen, um das vom
ersteren Ort dahin transportirte Magazin desto mehr bedecken, und sicher
stellen zu können, bevorab, da er sich ohnehin zu schwach zu seyn ermessen,
dem Feind, bey einer weiteren Vorrückung Widerstand zu thun.
Vermög eines fernerweit von berührtem Obristen von Conti
eingelof=
fenen Berichts haben sich heut gegen 9. Uhr fruhe viele feindliche Trupen
sowol Jnfanterie als Cavallerie zwischen Friedersdorf und klein Schöna auf
denen dortigen Anhöhen gezeiget, wovon bald darauf 18. Escadrons von
leicht=und schwerer Cavallerie sich gegen Zittau gezogen, und in denen
Vor=
städten sowol, als herumliegenden Anhöhen dergestalten postirt haben, daß alle
Zugänge der Stadt besetzet, und gesperret waren.
Der Feind verbrannte sohin einen etwelchen geringen Heu=vorrath, welcher
aus Mangel der unmöglich aufzubringen gewesten Wägen, nicht hinweg
ge=
führet, und in Sicherheit gebracht werden konte; derselbe formirte sofort,
nach Erhaltung einiger Jnfanterie nebst 4. Stücken gegen die Stadt eine
Attaque, es wurde aber von der darinnen befindlichen, in 300. Köpfen
be=
stehenden Garnison ein so starkes Musqueten-feuer gemacht, daß die
feind=
liche Jnfanterie sich gehörigermassen zu stellen nicht vermögend ware, mit=
hin auch jener keinen Schaden zufügten könte.
Unerachtet dieser, abseiten der Stadt beschehenen Gegen=wehr, liesse
sich der Preußische General Stutterheimer, als angegebener Commandant
der Avant=garde von der Prinz=Heinrichischen Armee dannoch beygehen, Zit=
tau aufzuforderen, und dem Commandanten anbey den Vortrag zu machen,
daß er sich nebst der ganzen Besatzung zu Kriegs=gefangenen ergeben, alle
Bagage hingegen beybehalten solle.
Erwehnter Obrister von Conti aber sandte den deswegen zu ihme
kommenden feindlichen Officier nebst dem Trompeter unverlängt mit der
Antwort zuruck, wie all=die gegenwärtig befindlich=feindliche Trupen nicht
hinlänglich wären, seine Garnison zu forciren, dahero auch nur mit der
At=
taque fortgefahren werden könte.
Es wurde hiernach zwar vom Feind noch aus kleinem Gewehr
gefeu=
ret. gegen 4. Uhr Nachmittags aber stunde derselbe von seinem ganzen
Vor=
haben ab, und nahme eilends den Weeg zuruck, auf welchem er gekommen war.
Jnzwischen hat der commandirende General=feld=marschall Graf von
Daun dem Generalen der Cavallerie Marquis de Ville verordnet, den
Ge=
neral=feld=marschall=leutenant Baron von Beck mit seinen beyhabenden
Tru=
pen über Eckersberg längs dem Gebürg nach ersagten Friedland abgehen zu
machen, damit andurch nicht nur denen weiteren feindlichen
Unternehmun=
gen gegen die Böhmische Gränzen Einhalt beschehe, sondern auch der Feind
sofort wiederum heraus gedrucket werde.
Diese vorberührte Umstände des Marsches des Prinz=Heinrichischen
Corps d'Armee, und von ersagtem Generalen der Cavallerie Marquis de
Ville erfolgte Zuruck=ziehung veranlaste den commandirenden Generalen
Grafen von Daun, ganz andere Maß=nehmungen zu ergreiffen, einfolglichen
die vorgehabte Operationen an der Stelle abzuändern, und auf eine
weni=
ge Zeit zu verschieben, welchemnach also auch
Den 12. die Kaiserl. Königl. Armee sich nacher Losa in Marsch setzte,
allwo auch das Haupt=quartier aufgeschlagen wurde, und da der
comman=
dirende General=feld=marschall den General der Cavallerie von Haddick
be=
fehliget hatte, den General=feld=marschall=leutenant Grafen von Palfy nebst
dem General=major von Vehla mit ihren Commandi gegen Spremberg zu
detaschiren, damit von da aus die Bewegungen, so der König in Preussen
mit seiner annoch bey Waldau stehenden Armee vornehmen möchte, be=
obachtet werden, so überkame man Raport, daß der General Vehla heut
noch zu Bernstein, der General=feld=marschall=leutenant Graf Palfy aber
zu Hoyerswerda eintreffen wurde, daß er sich seines Orts bey erwehntem
Spremberg postiret, und sein Hauptaugenmerk gegen Kalau richten, nicht
minder aber gegen Mosqua und Sorau patrouilliren lassen wolle, wohinge=
gen der General Vehla zwischen Senftenberg und Hoyerswerda hinter der
Elster Posto zu fassen, beede jetzt ernannte Orte zu besetzen, und
dann ebenfalls gegen bemeldeten Kalau seine
Patrouil=
len abzusenden habe.
Fortsetzung des Journals aus dem Kais. Kön. Haupt=
quartier Teichnitz vom 13. bis 17. Sept. 1759.
Den 13. verliesse die Kaiserl. Königl. Armee das Lager bey Losa, und
marschirte in 4. Colonnen nach jenem bey Bautzen, das
Haupt=
quartier wurde in einem nächst dieser Stadt gelegenen Dorf zu
Teich=
nitz aufgeschlagen; ehevor aber der commandirende General=feld=mar=
schall Graf von Daun dahin eintraffe, nahmen sie die Position der
Armee sowol als des General de Villischen Corps, nebst denen
Gegen=
den in Augenschein, und erhielten sofort die Nachricht, daß der
Ge=
neral=feld=marschall=leutenant Graf Rudolph von Palfy bereits bey
Spremberg, und der Generalmajor von Vehla zwischen Senftenberg
und Hoyerswerda bey Laubus sich postiret habe. Nicht minder
berich=
tete auch der General=feld=marschall=leutenant Baron von Beck, daß
sel=
ber noch in vorhergehenden Nacht mit denen Cavallerie=und
Hussaren=
regimentern dann 400. Mann Jnfanterie bey Zittau angelanget seye,
und die übrige Trupen heute ebenfalls dahin kommen würden, deme
er weiters beyfügte, wie er auf seinen diesfälligen Marsche vom Feinde
nichts anders als seitwärts zwischen Weissenberg und Löbau einige
Esca=
drons Hussaren wahrgenommen hätte, welche aber sich ihme zu nähern nicht
getraueten, dann daß der Feind nicht nur sich gestern von Friedland,
sondern auch von Seidenberg und Schönberg hinweg begeben hätte, so=
daß sich in denen Gegenden von Zittau von selben nichts mehrers
befän=
de, als ein Posten zu Hirschfeld, welchen zuruck zu treiben von
erwehn=
tem General=feld=marschall=leutenant allschon die Anstalt gemacht
worden wäre.
Dieser Tägen wurde von einer seiner ausgesendeten Patrouillen
1. Unter=officier mit 6. feindlichen Hussaren als Kriegs=gefangene
ein=
gebracht, welche selben bey Nieder=biela in die Hände verfallen seynd.
Ferners raportirte ermeldeter General=feld=marschall=leutenant
Frey=
herr von Beck
Den 14. daß der Prinz Heinrich jenseits der Neiß unweit Moyß,
und der General Ziethen bey Radmeritz, diesseits gedachten Flusses aber
ein anderes Corps bey Landscron stünde, wovon die Vor=trupen sich
bis Reichenbach ausdähnten, und da der Feind von Greiffenberg bis
Mark=lissa einen Cordon gezogen hat; so ist der zu Friedland mit 200.
Hussaren und 400. Croaten befindliche Obrist=leutenant befehliget
wor=
den, auch allenfalls es nöthig wäre, mit seinem ganzen Commando vor=
zurucken, um zu sehen, was sothaner Cordon für einen Hinterhalt habe.
Jnzwischen aber da von diesen feindlichen Trupen in denen an denen
Böhmischen Gränzen gelegenen Dörfern Fourage ausgeschrieben
wor=
den, hat ersagter Obrist=leutenant die diesseitige Lieferungen nach aller
Möglichkeit ruckstellig zu machen gesuchet, wie er dann bey eben einer
solchen Gelegenheit, wo zu Betreibung derselben eine Parthey feindlicher
Hussaren ausgegangen ware, einige davon Kriegs=gefangen genommen.
Den 15. gestern gegen 10. Uhr Nachts langte der die Kaiserl. und
Reichs=executions=armee commandirende General feld=marschall
Her=
zog von Zweybrücken ganz unvermutet hier an, besprachen sich mit dem
General feld=marschall Grafen von Daun gegen 2. Stunden, und
nah=
men hierauf ohne weiteren Aufenthalt ihren Ruck=weg. Desgleichen
traffe auch in dieser Nacht der Rußisch=Kaiserl. General=leutenant
Graf von Roumanzow hier ein, selber ware von dem Rußisch=Kaiserl.
commandirenden General=feld=marschall Grafen von Sultikof
abgeschi=
cket, verweilte sich aber auch nicht lange alhier, sondern ist nach
Able=
gung seiner aufgehalten Commißion noch diesen Vormittag anwieder
zur Rußisch=Kaiserl. Armee, welche sich in letzterer Nacht in Bewegung
gesetzet, und in einem Zug nacher Guben marschiret, zuruck gekehret.
Jndeme aber solcher=gestalten die Garnison von der Festung Peitz
von aller Unterstützung entblösset worden, so hat selbe, nachdeme die
dortige Vorräte transportiret worden, den Platz nach vorheriger
Spren=
gung deren Festungs=werker verlassen, und sich gleichfals nach Guben
gewendet.
Die vorbemeldete Eintreffung des Grafens von Rumanzow hat die
Veranlassung gegeben, daß annoch heute Nachmittags 19000. Mann, wor=
unter sich 5. Cavallerie=regimerter befunden, zu mehr gedachter Rußisch=
Kaiserl. Armee von hier aus detaschiret worden.
So viel die eingekommene Berichte des General=feldmarschall=leu=
tenants Baron von Loudohn in sich halten, hätte der König in Preussen,
nachdeme die Rußisch=Kaiserl. Armee sich in Bewegung gesetzet, den rechten
Flügel seiner bey Waldau gestandenen Armee mehrers gegen Luben gezogen.
Den 16. ein von dem General=feld=marschallen Baron von Beck
ange=
langter Raport bekräftigte theils obbemerkte Position des Prinz
Heinrichi=
schen Corps d'Armee, theils aber ware aus selber zu entnehmen, daß in
diesem feindlichen Lager alles marschfertig zu seyn den Befehl hätte, daß
das General Stutterheimische Corps, so aus 6. Bataillons
Jnfante=
rie, 1. Dragoner=regiment, und 5. Escadrons Hussaren bestehen solle, bey
Riede, und Barau an der Wiltiche unter Seidenberg postiret wäre,
auch bey Greiffenbeg, und Mark Lissa starke Posten hielte.