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Wienerisches DIARIUM

Nr. 73, 11. September 1756

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[1]

Aus Jtalien.

Piacenza 16. August.

Aus Ferrara hat man folgendes erhal=
ten
: Als den 15. Julii zwey Solda=
ten
in der Herberge zu St. Francis=
cus
sassen, kam ein Gerichts=bedienten mit
zwey Sbirren dahin, um zu folge eines Ur=
theils
eine Pfändung in dem Hause zu ver=
richten
. Die beyden Soldaten aber wollten
nicht haben, daß der Gerichts=bediente sei=
ne
Ordre in ihrer Gegenwart, mit Hülfe
der Sbirren, verrichten, sondern so lange
warten solte, bis sie ihre Flesche Wein aus=
getrunken
hätten. Der Gerichts=diener, wel=
cher
sich keine Gesetze von denen Soldaten
wolte vorschreiben lassen, legte nebst denen
Soldaten Hand am Werk, wie er sahe, daß
die Soldaten es mit ihrer Flaschel Wein in
die Länge zögen. Hier kam es von Worten
zum Schlagen, und die Soldaten jagten den
Gerichts=bedienten nebst denen beyden Sbir=
ren
zum Hause hinaus, und giengen sodann
ganz geruhig ihrer Wege. Als sie aber auf
den Markt kamen thaten die Sbirren zwey
Musqueten=schüsse aus ihrer Haupt=wache
auf dieselben, und verwundeten den einen in
der Schulter, der andere aber entkam mit
der Flucht, und begegnete in solcher Bestür=
zung
fünf von seinen Cameraden, die sich
seiner gleich annahmen, und welche ihr
Complott im Augen=blick auf 28. Mann
vermehrten. Denn man muß wissen, daß die
Soldaten und Sbiren, hier als abgesagteFein=
de
mit einander leben. Das Complot von 28.

Mann drang hierauf in eines Gewehr=macher
Hause mit Gewalt ein, versahe sich mit
Flinten, und kehrte darauf nach dem Markt=
platze
zurück, um die Sbirren, die sich in
ihrer Haupt=wache verschanzten, zu vertilgen.
Der Cardinal Banchieri, unser Legat, ließ
also den Commandanten ersuchen, die 28.
Aufrührer durch 100. andere Soldaten arreti=
ren
zu lassen. Diese aber flüchteten darauf ins
Dominicaner=kloster, woselbst sie der Legat mit
seiner Garde selbst gefangen nehmen wollte;
allein sie wurden desperat, und jagten ihn
mit seiner Garde auf die Flucht. Die er=
steren
hundert Mann besetzten sodann das
Kloster bis den 17. an welchem Tage die
Aufrührer ganz verzweiffelt auf die Besatzung
heraus fielen, und an statt Feinde an ihnen
zu finden, gaben sie einander die Hand, und
vereinigten sich zusammen, wodurch die gan=
ze
Garnison zu der Parthey der Rebellen trat,
die also 500. Mann ausmachte, ausser den
Officiers, die sich von ihnen wegbegaben,
wie sie sahen, daß sie keiner Ordre mehr
gehorchen wollten Die Aufrührer wälten
sich also zum Haupte einen Soldaten von
der Corsischen Nation, Namens Joseph Rosa,
der zur Zeit der Revolte in Diensten der
Republic Genua war. Dieser formirte ver=
schiedene
Brigaden, stellete 100 von seinen
Complott vor die Haupt=wache der Sbirren,
100. vor den Pallast des Cardinals=legaten,
und den Rest auf den Platz von St. Domini=
cus
, alwo auch 5. Kanonen gegen den Pallast
des Cardinals gerichtet wurden. Die Sol=
daten
in der Vestung wendeten gleichfalls

[2]

18. Kanonen gegen den Pallast, und einige von
ihnen liessen sich von denen Mauern herunter,
und fügten sich zu denen in der Stadt. Den 20.
des Nachts, sahe man auf dem grossen Markte
sechs Wagen mit Busch=werk, und vier mit
Stroh herbey führen, womit sie den Pallast,
die Haupt=wache der Sbirren und das Ge=
fangen
=haus, worinnen einige der letzteren
geflüchtet waren, in Brand stecken wollten.
Der Cardinal=legat, welcher über die An=
stalten
sehr erschrocken ward, ließ die vor=
nehmste
Cavaliers der Stadt ersuchen, den
Soldaten alle Satisfaction zu versprechen,
und ihnen einen General=pardon anzutragen.
Hierauf wurden sie den 2⟨3⟩sten besänftiget.
Während des Aufruhrs hatten die Solda=
ten
Uberfluß an Provision, und zogen viel
Geld von den Einwohnern, welche dieser=
wegen
sieben Tage über in der gefährlichsten
Unruhe gelebet haben Der berichtigte Jo=
seph
Rosa, hat sich seit dem mit mehr als
zwey hundert Ducaten aus dem Staub ge=
macht
.

Padua 26. Augusti.

Den 17. di⟨e⟩ses hatten wir allhier einen
sehr seltsamen Würbel=wind auszustehen,
we⟨l⟩cher nicht nur in dieser Stadt, sondern
auch an vielen andern Orten grossen Scha=
den
verursachte. Der grosse und uralte
Saal der allhiesigen Rechnungs=cammer,
welcher wegen seiner Bauart so hoch geschä=
tzet
worden ist, an 5. Orten eingefallen,
desgleichen seynd viele andere Gebäude be=
schädiget
, und fast alle Rauch=fänge herun=
ter
geworfen worden. Das Kloster und
die Kirche deren P. P. Carmelitern, zwey
Frauen=kloster und mehr andere seynd eben=
mäßig
eingestürzet, doch ist dabey Niemand
um das Leben gekommen. Dieser Würbel=
wind
hat auch auf dem Feld vielen Scha=
den
gethan, und unter andern Bäume aus=
gerissen
, dabey auch vieles Vieh zu Grun=
de
gegangen. Zu Mestrich ist das Capuci=
ner
=kloster eingefallen, und durch das herab
gestürzte Gemäuer zwey Weibs=bilder er=
tödtet
worden. Eine von Venedig nach Tor=
reta
auf der Fahrt begriffen geweste Protte
ist umgeschlagen, und seynd andurch 17 Per=
sonen
ertrunken. Eben dieser Würbel=wind
hat auch an verschiedenen Orten des Her=

zogtums Mantua, und besonders in der
Gegend des Castels Prubbiea verschiedene
Hauser umgeworfen, wodurch auch einige
Personen und vieles Viehe das Leben ein=
gebüsset
; wobey die Trümmer deren beschä=
digten
Gebäuden sehr weit davon getragen,
und dem sichern Vernehmen nach so gar das
Wasser aus einigen Bächlein in die Höhe
gehoben, und in der Luft zerstreuet worden.
Man hat beobachtet, daß solcher Wind in
die Breite sich nicht weiters als auf 50.
Klafter erstrecket hat. Jn dem Vicentini=
schen
ist vermög von dannen eingeloffenen
Nachrichten den 27. vorigen Monats eben
ein solcher Sturmwind gewesen, der seinen
Streif von Norden her gehabt, und von da=
sigen
Jnnwohnern ansonsten Bissaboba ge=
nannt
wird, wordurch in einem Bezierk von
einzigen 3. welschen Miglien, über 100000.
Ducaten werks Schaden verursachet worden.
Die Kupel der aldasigen Dom=kirche, und
verschiedene Glocken=thürne, wie auch ande=
re
Gebäude, und darunter der berühmte
Pallast der aldasigen Cammer seynd sehr
verletzet, zumalen der Wind, von dem Dach=
bley
, womit besagte Kupel und auch dieser
Pallast bedecket waren, Stücke von 150.
auch 250. Pfund sehr weit durch die Luft
davon getragen; wornächst solcher auch 2.
grosse steinerne Vasen, jedes von 2000. Pfun=
den
schwer von dem Pallast des Herrn Gra=
fens
Musano herab geworfen, dann unter
andern den sehr raren und ungeheueren Cy=
preß
=baum in dem Garten deren P. P. Ser=
viten
, welcher schon seit 200. Jahren gestan=
den
aus der Wurtzel gerissen, dessen Fall ei=
ne
ganze Seite des Klosters beschädiget hat.
Die Statuen, welche auf der Benedictiner=
kirche
von St. Felix gestanden, seynd auch
alle herab geworfen, und zerschmettert wor=
den
, und man kan sagen, daß fast kein
Haus von diesem Sturm unverletzt geblieben.

Aus Groß=brittannien.

Londen 23. Augusti.

Wan fähret fort in den Groß=brittanni=
schen
Häven eine grosse Anzahl Freybeuter
auszurüsten, und man theilet den Comman=
danten
die Abschriften deren Regeln aus,
welche sie auf ihren Creutzungen beobachten
sollen; dieselbe begreiffen 18. Artickul, wo=

[3]

durch sie berechtiget seynd, gegen die Feind=
lichen
Schiffe auszulauffen, mit Verbietung
einige Feindseeligkeit in den Haven, noch auch
so weit ihre Kanons reichen, deren Prinzen
und Staaten zu begehen, welche mit denen
Engländern in Freundschaft seynd.

Alle Schiffe mit Soldaten, Waffen, Pul=
ver
Munitions und anderen verbottenen
Waaren, so nach den Häven deren Staaten
von Frankreich gehen, sollen für eine gute
Beute erkläret werden, so bald die Ad=
miralität
über die Gütigkeit wird ausge=
sprochen
haben; die Personen, so sich auf den
feindlichen Schiffen befinden werden, sollen
gebräuchlicher massen in allem wohl gehal=
ten
werden, ohne daß ihnen einige Gewalt
geschehen, unter der abspieglenden Straf der=
ren
darwider handlenden.

Man wird ein⟨e⟩ bes⟨onde⟩re Achtung haben,
keine Feindseeligkeit zu verüben gegen die
Schiffe des Königs, noch gegen diejenigen
Machten, womit England in Freundschaft
stehet, in Kraft deren Tractaten. Ferner
seynd die Kaufmanns=waaren angezeigt, so
auf denen Fängen gefunden, deren Debit in
denen Staaten des Königs ist erlaubt, und
diejenige, deren Gebrauch in diesem König=
reich
ist verbotten, und welche denen Aus=
ländern
sollen verkauft werden. Es ist auch
gesagt, daß die zum Streiffen bewaffnete
Schiffe den Schiffen deren Unterthanen des
Königs und denen seiner Freunden und
Bunds=genossen helffen sollen, wann es der
Fall wird erfordern.

Bey der Admiralität soll man in allen
Gelegenheiten eine tägliche Verzeichnuß hal=
ten
, von denen Entdeckungen, Kreutzungen
und Fängen, so von den zum Streiffen be=
wafneten
Schiffen geschehen werden; die
Gefangene welche von diesen Schiffen mögen
gemacht werden, sollen in die Hände deren
Commissarien gelieffert werden, so mit der
Verzeichnuß deren Kriegs=gefangenen in den
verschiedenen Häven des Königreichs seynd
belästiget; diejenige, so diesen Einrichtungen
zuwider handlen, sollen streng abgestraffet
werden.

Die Eigenthümer deren auf den Feind
streifenden Schiffen sollen für genaue Beob=
achtung
aller ihrer Jnstructionen eine Cau=

tion, wovon man die Formul aufgestellet
hat, mit denen Sicherheiten für 3000 Pf.
Sterling der Admiralität hergeben, wann
ihr Schif mit 150. Mann besetzt ist, und für
1500. Pf Sterling, wann die Zahl gerin=
ger
; es ist auch eine besondere Unterrichtung,
welche bringet, daß kein Commandant deren
Königl. oder Particular=schiffen die Schiffe
oder Unterthanen des Groß=sultans in eini=
gem
Meer, wo es seye, beunruhigen solle,
und daß die den Unterthanen der Pforte zu=
gehörigen
Sachen und selbst die Unterthanen
des Groß=sultans, die sich auf einem feind=
lichen
Schif befinden werden, nach ihrer Be=
stimmung
oder dem Haven der Bottmäßig=
keit
des Groß=sultans geschickt werden sollen,
welcher den Ort allwo der Fang geschehen,
am nächsten gelegen seyn wird.

Das Kriegs=schif der Uberwindliche ist von
Plymouth abgesegelt, um zur Escadre des
Admiral Boscawen zu stossen; dieser hat den
Commissarien der Admiralität die heylsame
Würkungen berichtet, so aus Gebrauch de=
ren
Wedeln entsprissen, welche das Schiff
Königl. Georg von denen Krankheiten ver=
wahret
, wovon die andere Schiffe seiner
Escadre geplaget worden; dahero der Schluß
gefasset ist alle Schiffe des Königs mit die=
sen
Wedeln in versehen, wovon man schon
vorhin die Erfarnuß hat; man soll auch al=
le
Wochen der Escadre dieses Admirals fri=
sche
Provisionen zuschicken.

Man arbeitet mit allem Fleiß an der Her=
stellung
vi⟨e⟩ler Kriegsschiffen, und man ist
ohnaufhörlich beschäfftiget viele neue, welche
auf denen Bauplätzen seynd, zu vollbauen,
auch bereitet man eine grosse Anzahl Bom=
ben
=galiotten und Brand=schiffen, welche
abgehen sollen, zu den Groß=brittanischen
Escadren in verschiedenen Posten, so sie in
Europa inn haben, zu stossen.

Aus Frankreich.

Ubersetzung eines merkwürdigen
Französischen Briefs über die
Bündnuß zwischen Oesterreich
und Frankreich 20. Aug

Jch falle mein Herr seiner Meinung bey,
daß der jüngere Tractat zwischen denen Höfen
von Wien und Versailles der Wich⟨t⟩igste

[4]

seye, so von dem Westpfählischen Frieden
her in Europa geschlossen worden. Es ist
solcher eine Würckung des beyderseitigen gu=
ten
Vertrauen dieser zweyen Monarchen,
und eine Frucht der tiefer Einsicht und Er=
kanntnus
, so beyde von dem wahren Vor=
theil
von Europa haben, die Umstände, wel=
che
ihn beschleuniget haben, vermehren dessen
Wichtigkeit. Derjenige so ohne Vorurtheile
diese getroffene Vereinbarung reiflich über=
leget
, wird solche als das kräftigste Mittel
zu Erhaltung der algemeinen Ruhe deren
Christlichen Staaten, als eine Handhabung
eines dauerhaften und beständigen Friedens
und als eine Bewahrung der Rechten aller
Machten, ansehen müssen. Die alte Miß=
verständnussen
zwischen denen Häusern Oester=
reich
und Frankreich haben immerhin die
Ruhe von Europa verhindert, die doch der
eintzige Endzweck der vernünftigen Staats=
klugheit
deren Königen seyn muß. Zu einer,
oder anderer Seiten dieser beyden grösten
Machten (welche einander immerhin genau
beobachten, und gleichfalls aus Gewohnheit
einander förchteten) schlugen sich natürlicher
Weiß die übrige geringere Machten. Deren
Eigennutz (so durch die Anreitzungen, so
ihnen von anderen gegeben wurden, oder die
sie anderen beyzubringen trachten in immer=
wehrende
Regung gebracht wurde) ware in
der Europäischen Staats=verfassung, was
inner der Erden der Ursprung des Feurs
und Schwefel ist, so die höchste Berg er=
schütteren
kan. Also trug Europa auch so
gar in Friedens=zeiten in seinem Busem den
Saamen einer ewigen Zwietracht, daß Feur
brannte zwar nicht immer lichterlohe, aber
der kleinste Funcken kunte den Brand erneue=
ren
, die Tractaten waren wegen der Menge
so vieler Bunds=genossen, und der Beschwer=
nuß
, so vieler besonderer eigennütziger Absich=
ten
zu vereinbaren, selten von langer Daur,
da es wegen der häufigen untereinander ge=
machten
Bündnussen unmöglich war, alles
in genaue Richtigkeit zu bringen.

Der Tractat mit Wien und Versailles hilft
uns von allen diesen Unordnungen ab, und bringt
alle Vortheile hervor, die demselben zuwider
ware, alle Machten seynd jetzt in Sicherheit.
Wer wird es wagen dörfen Teutschland,

Flandern oder Jtalien zu bekriegen? wer
wird sich in die Gefahr setzen ohne einigen
Nutzen, sich zwey mächtige Gegner über den
Hals zu ziehen. Bey so kluger Einrichtung
last uns einer sagen, in welchem Theil des
festen Landes wird sich das Kriegs=feuer ent=
zünden
können, ohne daß man vermögend
seye, dasselbe plötzlich auszulöschen. Was
kan wol ganz Europa nützlicher seyn, als
solche Verbündniß, die den Krieg beschwerlicher
macht, als vorhin der Fried ware? was ist
Ruhm=würdiger an der klugen Politique
dieser beyden Höfen, als ein Bündnuß zwi=
schen
solchen zweyen Machten, welche nicht
nur beschützen, sondern auch gewähren, und
vertheidigen können, und die sich wegen
Vereinbarung ihrer Vortheilen, und eigener
Verfassung halber unfehlbar zertrennen wür=
den
; wann einer aus beyden sich unterfan=
gen
würde fremde Länder zu überfallen?
deren Mäßigung muß den Frieden unterhal=
ten
; der Ehr=geiz und die Hersch=sucht
würden nohtwendiger weiß die alte Buhlschaft
und Eifersucht erwecken, und denen übrigen
Machten die vorige Staats=kräften wieder
geben.

Da ich nun dem Herrn meine Gedanken
geoffenbaret, so will nichts übrig seyn, als
den Wunsch hinzuzufügen, der einem ehr=
lichen
Mann, und Mit=burger des Erd=
bodens
zum Wolseyn des algemeinen Vatter=
lands
zu thun wol anstehet. Gebe GOtt,
daß fortan der Ehr=geitz, und die Begier=
lichkeit
unsere Ruhe nicht mehr stöhren =
gen
, daß an statt dieser beyden Brunn=quellen
alles Ubels eine solche edele Beeiferung (wo=
von
die Welt Nutzen schaffen, und worüber
alle Völker mit Danksagung frolocken)
baldigst erfolgen möge, daß fortan die Ge=
rechtigkeit
in denen Rahts=versammlungen
die Oberhand behalten möge, daß die Leut=
seligkeit
, so durch den Krieg, und dessen
böse Folgen unterdruckt worden, in ihr altes
Recht wieder möge eingesetzt werden. Der
Eigennutz kan die Völker zertrennen, der
Haß aber muß sie nicht unversöhnlich ma=
chen
.

Paris 21. Augusti.

Einige Tage vor der Abreise des Hofs
nach Compiegne, langte ein von dem Herrn

[5]

Douglas aus Petersburg mit wichtigen De=
pechen
abgefertigter Courier an: Und ein
anderer Courier wurde nach der Provence ab=
geschickt
, mit Ordre an den Herrn Mar=
schallin
von Richelieu, sich schleunig hieher
zu verfügen. Der von dem König bey der
Republic Genua gesuchte Tractat: Ein Corpo
Französischer Truppen auf der Jusul Corsica
unterhalten zu dörfen, ist zu unserer Satis=
faction
am 14. dieses geschlossen, und un=
terzeichnet
worden. Diesemnach ist vorge=
stern
der Herr Herzog von Castries nach An=
tibes
abgegangen, woselbst er sich mit denen
Regimentern Montmorin, Flandern, Dies=
bach
und Bocac dahin einschiffen wird. Und
der Chevalier von Valiere, Marschall Ge=
neral
=Quartier=meister ist am 17. voraus ge=
gangen
. Das Gefolg des Herzogs von Ca=
stries
bestehet aus lauter Personen, die so=
wol
ihre Geburt als Kriegs=wissenschaft er=
heben
: Unter denen der Marquis von Segne
sich befindet, deme das Commando zu Ajac=
cio
anvertrauet werden wird, ingleichen der
Herr Balbi, ein Genuesischer Edelmann,
und Brigadier unserer Truppen, so bey der Ex=
pedition
vor Mahon sich vorzüglich hervor
gethan hat, und der wol=verdiente Herr
Dannerey. Das Haupt=quartier wird zu
Calvi angelegt werden. Unsere bishero zu
Toulon sich aufgehaltene Escadre wird vor
dem 16. bis 20. dieses nicht haben unter
Segel gehen können, alsdann aber zum
Haupt=augenmerk haben, den Transport
derer nach Corsica abgehenden Truppen zu
bedecken.

Aus Dännemark.

Kopenhagen 21. Augusti.

Mit Privat=briefen aus Jßland wird ge=
meldet
, daß daselbst der in der Gegend von
Skaftefield befindliche Berg Kotlugit sich
entzündet habe, und von einander gesprun=
gen
sey, bey welcher Begebenheit ein Klo=
ster
, und etliche Dörfer zu Grunde gerichtet,
und 2. Menschen durch das Feuer hart be=
schädiget
worden seynd.

Aus Teutschland.

Dresden 22. Augusti.

Die in Pohlen stehenden leichten Drago=
ner
, nebst 2. Bataillons Uhlanen, werden
nächstens den Marsch hieher antretten.

Künftige Woche wird die Schifs=brücke bey
Pirna geschlagen werden. Unsere Truppen
sollen nach der Böhmischen Grenze zu in
denen Dörfern und Städten cantonniren. Es
machet sich alles jetzo marsch=fertig. Aus
dem hiesigen Zeug=hause wird das meiste Ge=
schütz
, nebst vieler Munition, nach der Fe=
stung
Königstein eingeschiffet. Die Regi=
menter
, welche im Chur=kreise und bey Leip=
zig
gestanden, haben ihre Quartiere bereits
verändert. Die hier in Garnison stehende
zwey Regimenter haben den Befehl erhal=
ten
, ihre Feld=equipage, die sie in ihren
Stand=quartieren zuruckgelassen haben, an
sich zu ziehen, damit sie, wann es die Noht
erfordert, auch mit ins Feld marschieren
können. Die bey der letzten Reduction ver=
abschiedeten
Soldaten werden im Lande auf=
gesucht
, um wieder Dienste zu nehmen. Das
Battaillon Grenadiers, welche in Leipzig ge=
standen
, soll mit einem Battaillon vermehret
werden, wozu alle Regimenter Mannschaft
hergeben sollen.

Leipzig 30. Augusti.

Gestern als dem 29. dieses Nachmittags
unter der Kirche um 3. Uhr, da, wie gewöhnlich,
die Thöre verschlossen waren, langte ein Regi=
ment
Preußische Husaren vor hiesiger Stadt
an, welche verlangten, daß man ihnen die Thöre
öfnen solte. Man thate solches, und sogleich
wurden von denen Husaren die Thöre besetzet.
Zwischen 4. und 5. Uhr kamen noch 2. Regi=
menter
Preußische Jnfanterie, namentlich,
das Dessauische, so in Halle gelegen, und
das Printz Friedrichische Regiment, so in
Magdeburg gewesen, an. Sie nahmen so=
gleich
Platz auf dem Marckt, wo sie ihr
Geschütz hin pflanzten, und ein Wacht=Hauß
aufrichteten. Der Printz Ferdinand von
Braunschweig kame gegen Abend selbst an,
und begehrte Quartier. 3000. Mann ligen
in der Vorstadt, und 3000. in der Stadt.
Die Husaren ritten gegen Abend auf die
Dörfer. Auch wurde das Raht=hauß und
das Schloß von denen Preussen besetzt. Heut
früh wurde unter dem Raht=hauß ange=
schlagen
: Es versicherte der König in Preus=
sen
, daß er aus keinen feindlichen Ab=
sichten
einrückte sondern, daß er blos
genöhtiget, diesesmal auf besserer Hut zu
seyn, ꝛc.

[6]

Cöln 30. Augusti.

Die Mäuse verheeren alles in unsern Fel=
dern
. Sie fressen alles so sauber ab, als
wanns gemähet wäre, und lassen gar nichts
übrig. Da nun die Aecker so fahl, wie mit=
ten
im Winter, aussehen; so wandern diese
kleine aber gefräßige Thiere denen Gärten
zu, und fressen alle Garten=früchte mit
samt denen Wurzlen auf. Man will dieses
Ungeziefer, welches wie die Ratten, die Trau=
ben
liebet, mit grossem Schrecken würklich
in denen Weinbergen gespühret haben.



Wien den 11. September 1756.

Mittwoch den 8. September, als am
Fest Mariä=geburt Vormittags haben
Jhro Majestät die Kaiserin mit Jhren =
nigl
. Hoheiten denen Durchleuchtigsten älte=
ren
jungen Herrschaften dem feyerlichen
GOttes=dienst in der Schönbrunner Schloß=
kapellen
abgewartet; Nachmittags um 3.
Uhr aber seynd Se. Majestät der Kaiser in
gefolgte einiger Herren Cavalieren von De=
ro
Schloß Hollitsch alda zuruck angelanget,
worauf um 5. Uhr beyde Kaiserl Majestä=
ten
mit Jhren Königl. Hoheiten dem Durch=
leuchtigsten
Erzherzogen Joseph, und Erz=
herzogin
Maria Anna in dem gewöhnlich⟨e⟩n
offentlichen Staat zu denen WW. EE. PP.
Jesuiten am Hof herein sich verfüget, und
alda der Vesper, sodann bey der Mariani=
schen
Saulen der Lauretanischen Litaney bey=
gewohnet
, und nach solchem nacher Schön=
brunn
Sich zuruck begeben.

Dito ist von einer alhier sich befindenden
Hochlöbl. Nation aus dem Jnner=öster=
reichischen
Herzogtum Steyermarkt in der
Kaiserl. Hof=kirchen deren W. W. E. E.
P. P. Augustinern Baarfüsseren das al=jähr=
lich
gewöhnliche Fest ihres Heil Lands=und
Schutz=patron Egydii, Abtens Maximi-
liani
Bischoffens und Martyrers, wie auch
der wunderthätigen Gnaden=mutter Maria=
zell
, bey herrlicher Beleuchtung mit einer
Lob=predig, welche R. P. Josephus Lies-
ganig
Soc. JEsu, Matheseos P. P. abgele=
get
, und darauf folgenden musicalischen Hoch=
amt
, so von Reverenissimo Domino
Paulo Goymerez, Cathedralis Ecclesiæ
Zagrabiensis Canonico, Proto - notario

Apostolico, Præposito lnfulato Sancti
Ladislai de ZemleoCollegii Croatici Vien-
Fundati Rectore abgesungen, worunter
auch die Hochlöbl. Nation für die Gutthäter
viele heilige Messen hat lesen lassen, auf das
feyerlichste begangen worden.

Donnerstag den 9. September wurde Vor=
und Nachmittags das wochentliche Gebett,
und

Freytag den 10. Sept. in Beywohnung
Allerhöchsten Herrschaften der ordinari GOt=
tes
=dienst in der Schönbrunner Schloß=kapel=
len
gehalten, worauf gegen 11 Uhr beede
Kaiserl. Majestäten, mit Jhren Königl.
Hoheiten denen Durchleuchtigsten älteren jun=
gen
Herrschaften, in Begleitung einer hohen
Generalität, einigen Damen und Cavalieren
von Schönbrunn zu denen Kaiserl. Ställen
vor dem Burg=thor herein sich begeben, und
haben alda das paradirende Löbl. Betlehe=
mische
Jnfanterie=regiment, so in auserlesen=
ster
Mannschaft bestanden, in hohen Augen=
schein
genommen, worauf Allerhöchste Herr=
schaften
nacher Schönbrunn zuruck gekehrt,
obbesagt=Löbl. Regiment aber Dero Marsche
weiter nach Mähren fortgesetzet.

Dann Nachmittags um 5 Uhr seynd Se.
Eminenz der alhiesige Herr Cardinal, als
Kaiserl Königl. Ablegatus in dem There=
sianischen
Collegio erschienen, und haben
alda des jungen Herrn Grafens Christiani,
seiner gehabten Philosophischen Disputation
beygewohnet, folglichen denselben mit einer
goldenen Gnaden=ketten, und daran han=
gend
Jhrer Majestät der Kaiserin allerhöch=
stes
Portrait vorstellend=goldenen Medaille
beschenket.


Lista deren Verstorbenen zu Wien
in=und vor der Stadt

Den 8. Septemb.

Jn der Stadt.

  • Die Wol=edel geb. Fr. Maria Antonia verw.Hep= ⟩ ⟨ merlin v. Heymthall, geb. Mannagetta, von ⟨Fer⟩=
    chenau
    , im Mannagettis. Stift=H. in der =
    merstr
    . , alt 38. J
  • Der Regina Kallchherin, Burgerl. Wittwe, ihre T.
    Cathar. , im Decklis. H. am Salz - gr, alt 25. J.
  • Dem Franz ⟨Oe⟩schler, Burgerl Tändl. , s. K. Franz,
    beym wild. Mann in der Kärntnerstr. , alt 2. J.
[7]

Vor der Stadt.

  • Dem Leop. Herbst, Bestand - wirt, s. K. Anna, bey
    dem Rit. St. Georg am Spitalb. , alt 2. 1. v. J.
  • Cathar. Eßmeisterin, Wittwe, beym gold. Apf. bey
    Maria hülf, alt 82. J.
  • Dem JacobPreyer,Zeug=mach=ges. , s. K. Joh. ,
    in der armen Schul auf der Wied. , alt 6. v. J.
  • Dem Mich. Pfirt, Kutsch. , s. K. Susan. , bey der
    grün. Saul. in der Rossau, alt 6. v. J.
  • Dem Simon Bauer, Vor=reit. , s. K. Anna, im
    Schwitzeris. H. auf der Wied. , alt 1. J.
  • Dem Jos. Zöpfel, Trag. , s. K. Paul, im Schretgie=
    serisch
    . H. zu Erdberg. alt 2. J.
  • Dem Carl. Grund, Tagw. , s. W. Cathar. , beym
    rot. Rös. ausser der Rossau, alt 42. J.
  • Summa 10. Person. , darunter 6. Kinder.

Den 9. Septemb.

Jn der Stadt.

  • Der Edel - gestr. und Hoch=gelehrte Hr. Jgnatz Hu=
    ber
    , J. U. Baccalaur. im Kullmayris. H. am alt.
    Fleisch=markt, alt 33 J.
  • DemJos.Zindl, Mehl - stand - setz, . s. K. Barb. , bey
    dem gold. Kreutz in der Johannes - gas. , alt 3. J.

Vor der Stadt.

  • Eva Lixlin, Burgerl. Wittwe, in ihrem H in der
    Leopoldst. alt 46. J.
  • Dem Georg Gschader, Burgerl. Handels=m. , s. K.
    Jos. , in s. H. auf der Laimgr. , alt 11. J.
  • Dem Melch.Geleßer,Musico, s. K. Math. , bey
    der gold. Glock. am Spitalberg, alt 3. J.
  • Mich. Lopser, gew, Burgerl. Wirt, im Portieris.
    H. an der Wien, alt 41 J.
  • Dem Franz Peschl, Schneid. , s. K. Joh. , bey dem
    grün. Dächel bey Maria=hülf, alt 3. J.
  • Dem Ferd. Fux, Bestand=wirt. , s. K. Joh. , bey dem
    Frucht=baum bey Maria hülf, alt 6. v. J.
  • Christoph Steiner, K. K. Reit⟨=. , beym gold. Rös.
    in der Josephst. , alt 56. J.
  • Joh. Bröndl, Hühner=kram. =kn. , beym rot. Löw.
    zu Margar. , alt 70. J.
  • Summa 10 Person. , darunter 5. Kinder.

Den 10. Septemb.

Jn der Stadt.

  • Der Fr. Maria Theres. Weixelbergerin, Wittwe,
    ihr Jungf. T. Maria Anna, in ihrem H. in der
    Nagler=gas. , alt 36. J.
  • Dem Mart. Gürtler, Burgerl. Wirt. , s. W. Ma=
    ria
    Anna, beym Klaperer in der Schaufler=gas. ,
    alt 65. J.

Vor der Stadt.

  • Joh. Sebast. Widman, Burgerl. Handels=stands=
    ansag
    . , beym gold. Stern in der Josephst. , alt
    58 J.
  • Dem Math. Gruber, Hof silber - wäsch. , s. K Fran=
    cisca
    , im Spallier=macher in. H. am Spitalberg,
    alt 4. J.
  • Dem Mart. Bauer, Lust=gart. , s. K. Anna, beym
    gold. Schif am Spicken=bühel, alt 4. J.
  • Joh.Anttein,Burgerl. Schuh=mach. , im Stege=
    ris
    . H. in der Leopoldst. , alt 63. J.
  • Dem Jos. Mayr, Lack. , s. K. Joh. , beym weis. Rös.
    am Spitalberg, alt 2. J.
  • Dem Georg Bischl, Todten=grab. in der Josephst. ,
    s. K. Joh. , am Gottes=acker alda, alt 6. J.
  • Summa 8. Person. , darunter 4. Kinder.

EDICT.

Von der Kaiserl. Königl, und Landes=
fürstl
. N. Oe. Repräsentation und Cammer
wegen: wird mit gegenwärtigen offenen
Edict jedermänniglich sowol An=als Abwe=
senden
, deme daran gelegen, kund und zu
wissen gemacht. Es seye bereits in Monat
Jan. abgewichenen 1755. Jahrs Joseph
Deneval ein=der Kron Frankreich unterthä=
niger
Vasall, und in Paris gewest sein sol=
lender
Parlements=raht alhier ab Intestato
mit Tod abgegangen, und abseiten der N. Oe.
Regierung in Justitz=sachen an dessen in Effe=
cten
und einigen Schriften bestandenen Ver=
lassenschaft
die enge Sperr angeleget, so nach
die hinterbliebenen Effecten dem plus offe-
renti
licitando verkauft, und das hieraus
erlöste Geld von denen hierzu verordnet=
gewesten
Commissarien zu ersagt N. Oe. Re=
gierungs
in Justitz=sachen Handen erlegt wor=
den
. Wann nun bey solcher der Sachen Be
wandnuß der K. K. Hof=und N. Oe. Herr
Cammer=procurator diese als eine dem Kais.
Königl. Aerario Jure Retorsionis zufällige
Verlassenschaft anziehet, dahingegen des
Verstorbenen gewester Bediente Johann Cha=
pinet
einen respective Liedlohn und Livrée-
ausstand
forderet, dann der Carl Sahrbeck
wegen des zu Bestreitung deren Funeralien
ihme in Handen gelassenen baaren Geldes sei=
ne
Ausweisung zu machen hat, auch ansonst
sich etwa jemand anderer hervorthun dörf=
te
, welcher an dieser Verlassenschaft einige
Prätension machen könnte; Als hat man
eine Nohtdurft zu seyn befunden, alle hieran
Theilnehmende, sowol in=als ausser Land
befindliche Personen, durch dieses offentli=
che
Edict zu Anmeld=legitimir=und Liquidi=
rung
ihrer an obbemeldete Verlassenschaft ex
quacunque causa vel titulo habenden
Sprüch und Forderungen gerichtlich vorzu=
laden
, und einzuberuffen; Zu welchem En=

[8]

de dann denenselben der 25. Tag des Mo=
nats
Novemb. lauffenden Jahrs Vormittag
um 11. Uhr zur Tag=satzung und all=endlicher
Frist anberaumet worden. An welchem Tag
und Stund all und jede, welche bey gedacht
Denevalischen Verlassenschaft um rechtmäs=
siger
Erbs=oder Schuld=forderung willen ei=
nige
Sprüche haben, oder zu haben vermei=
nen
, vor der Kaiserl. Königl. N. Oe. Re=
präsentation
und Cammer entweder selbst
persönlich, oder durch hierzu genugsam ge=
vollmächtigte
Gewalt=tragere also gewiß zu
erscheinen, und ihre etwa habende Forde=
rungen
anzumelden, rechtlich zu legitimiren,
und zu liquidiren haben, als im widrigen
was rechtens ist, vorgekehret, auch allen=
falls
solche Verlassenschaft dem Kaiserl. =
nigl
. Hof, und N. Oe. Herrn Cammer=pro=
curatori
eingeantwortet werden solle. Wor=
nach
sich also jeder zu richten wissen wird.
Ex Cons. Repræs. & Cam. Inf. Aust.


Mit Bewillig=und verläßlicher Anord=
nung
eines löblichen hoch=gräflichen Otto
Gundaecker Stahrenbergischen Judicii De-
legati
wird jedermänniglich kund und zu
wissen gemacht, daß den 27. dies lauffen=
den
Monats Septembris das zu Potten=
dorf
gelegene Baaderische Bräu=haus, mit de=
nen
darzu gehörigen Haus=und überländ=
grund
=stücken, samt ein=zungehörden Recht=
und Gerechtigkeiten offentlich von denen Baa=
derischen
Erben ausgefeilet, und an die
Meistbietende verkauffet werden wird, wann
also ein=so andere zu obbedeutete Bräu=haus
samt allen Zugehörden Recht=und Gerech=
tigkeiten
käuflichen licitando an sich zu brin=
gen
gesinnet seynd, werden dieselbe
ob=bemeldt=27ten Septembris fruh um
9. Uhr in der Hof=gräfl. Otto Grundacker=
Stahrenbergis. Herrschafts=canzley zu erschei=
nen
, und ad tractandum & concludendum
entweders in Persona oder aber durch ge=
nugsame
Bevollmächtigte unausbleiblich sich
einzufinden, und anzumelden freundlichst
vorgeladen, wo sodann mit dem Meistbie=
tenden
der Kauf geschlossen werden solle.


Es wird Montags den 13. Sept. nächst
den Salz=amt in Dapplerisch=oder Saileri=

schen Haus vulgo zur schwarzen Birsten ge=
nannt
, im anderten Stock eine Collection
von Berg=stuffen, ein Berg=werk, eine ziem=
liche
Collection von allerhand Meer=schne=
cken
, Muscheln, See=gewächsen, Corallen,
Steinern, metallenen und einigen porcella=
nenen
Figuren, dann 3. antique Gemählde
licitando Vormittag von 9. bis 12, Nach=
mittag
von 3. bis 6. Uhr denen Meistbieten=
den
hindan gegeben werden, dabey denen
Liebhabern zugleich notificiret wird, daß bis
zu gedachten Tag sammentlich diese Sachen
fruhe von 8. bis 9. Uhr, Nachmittag von
2. bis 3. Uhr auf Verlangen vorgewiesen
werden.


AVERTISSEMENT.

Es ist der Hoch=fürstl. Eichstättische Kam=
mer
=diener und Hof=musicus FranzKreil,
im abgewichenen Jahr 1753. zu Eichstätt
gestorben, und hat, nebst mehr andern Kin=
dern
von seiner zu Wien auch verstorbenen
Tochter Maria Anna Schulzin, zwey En=
kel
, benanntlich Franz Schulz, und Elisa=
betha
Schulzin hinterlassen Da nun de=
nenselben
bey der Groß=vätterlichen Erb=
schafts
=vertheilung an Geld, Silber und
Mobilien ein Quantum von 1278. Gulden
erblich zugefallen, beyde diese Schulzische
Kinder aber dem Vernehmen nach schon vor
etlichen Jahren von Wien dermassen sich hin=
weg
begeben, daß man nun nicht weiß, wo
sie dermalen ihren Aufenthalt in der Welt
haben, und ob sie sich noch bey Leben
befinden, oder nicht; als wird hiemit offent=
lich
kund gemacht, daß sie zu Eichstätt er=
scheinen
, sothane ihre Erbschaft, worüber
inzwischen die obrigkeitliche Administration
angeordnet worden erheben, und zu solchem
Ende, damit ratione Status kein Zweifel
vorfallen möge, mit obrigkeitlich genugsam
beglaubten Urkunden sich versehen, und le=
gitimiren
sollen.

[9]

II. Fortsetzung des publicirten Ur=
theils
der Commißion der Reichs=
stände
gegen die Staats=ver=
brecher
.

(Das Vorhergegende sehe man Numero 71.
und 72.)

Nachdem also die Commißion, in so weit
es ihr möglich gewesen, und man die Ver=
brecher
zum Bekanntnüß hat bringen kön=
nen
aufgeführet, wie die Anlage zu dem vor=
gehabten
, aber durch die Vorsehung GOt=
tes
entdeckten und abgewandten Aufruhre
überhaupt beschaffen gewesen; so will die
Commißion zu einer nähern Entwickelung
des Antheils einer jeden derer obgedachten
Personen, welchen sie daran gehabt haben,
schreiten, und zwar in der Ordnung, wie
die Sachen bey der Commißion vorgekom=
men
seynd.

Als der degradirke Christiernin auf oben
erwehnte Weise von dem Leutenant Sched=
win
angegeben worden: so hat er anfäng=
lich
alle Kundschaft hiervon beständig ver=
läugnet
, und nicht eher zu dem geringsten Be=
känntnüsse
sich verstehen wollen, bis er durch
die berührte Aussage deren eidlich abgehörten
Zeugen, des Soldaten Lars Lustigs, dessen
Frau, und des Sergeanten, Lars Mozel⟨ii⟩,
zu einem Theil derer Umstände genöhtiget
und überzeuget worden; da er dann endlich
bey wiederholtem öftern Verhör freywillig
bekannt, daß er eine solche Unterredung mit
dem Leutenant Schedwin, wie dessen Aus=
sage
enthält, gehabt, mit dem Zusatz, daß
er den Tag vorher von dem Laufer Ernst 4.
Platten empfangen habe, um die Mann=
schaft
damit aufzumuntern. Was die An=
lage
zu diesem Aufruhr betrift, so hat Chri=
stiernin
angegeben, daß gedachter Ernst der
erste gewesen sey, der mit ihm davon gere=
det
, und zwar 2. bis 4 Wochen eher, als
diese Anlage entdecket worden, da er ihm
dann gebetten, täglich auf dem Ritter=haus=
markte
, des Vormittags von 11. bis 1.

Uhr zu kommen, auch einige Zeit hernach
ihm Christiernin erst entdecket, daß ein Lärm
entstehen sollte, wobey er ihm angerahten,
mit seinen Cameraden, und der Mannschaft
von der Garde zu reden, und in Bereitschaft
zu seyn, wann die Lärm=trommel auf
dem Nordermalms=markte gerühret würde,
welche Ernst besorgen, und ihnen zugleich
Anweisung geben wollte, wohin sie ihren
Weg nehmen sollten, als wozu, wie es nach=
her
sich geäussert, der Ladugärdslands=markt
bestimmet ware, wofür ihm Ernst 100. Du=
caten
, und eine Fähndrichs=stelle versprochen,
auch des Montags Abends ihm gesaget, daß
der Plan so eingerichtet wäre, daß er mit
dem Pöbel den Anfang machen sollte, wel=
cher
von verkleideten Officiers angeführet
werden würde, da dann etliche Reichs=tags=
männer
zum Theil in Verhaft genommen,
und andere niedergestossen werden sollten.
Se. Königl. Majestät würden hernach her=
unter
kommen, und das Volk würde aus=
ruffen
: Daß dem König mehrere Macht ge=
geben
werden müste. Ausser dem Laufer
Ernst soll auch der Sergeant Gabriel Mo=
zelius
, welcher von diesem Vorhaben gewust,
mit ihm deswegen oft geredet haben, und
Christiernin hat bey einer Gelegenheit, da er
mit Escolin, Mozelius und de la Chapelle
in Gesellschaft gewesen, selbst den Vorschlag
gethan, ob man nicht die Keller unter dem
Ritter=hause von denen mieten könnte, wel=
che
sie in derHauerhätten, um in selbige
einige Centner Pulver zu bringen, das Rit=
ter
=haus dadurch an einem Tage zu spren=
gen
, wann die Ritterschaft, und der Adel
versammelt wären, nachdem man diejenigen,
welche man zu retten gesinnet, erst davon
unterrichtet hätte. Allein M⟨o⟩zelius hat die=
sen
Vorschlag, und zwar aus dem Grunde
verworfen, daß man derer Verhandlungen
und Acten des geheimen Ausschusses habhaft
werden müste, welches in diesem Falle nicht
geschehen würde.

[10]

Am Montage, nachdem Christiernin und
Escolin im Thier=garten gewesen, hätte er
Mozelius angetroffen, welcher ihn gesagt,
daß Capitain Stälswärd Pulfer und Kugeln
zum Aufruhr anschaffen würde, welcher auf
die einfallende Nacht ausbrechen sollte; da
er dann mit Mozelius zu de la Chapelle
gegangen, der sie mit sich genommen, da
Christiernin, während sie auf der Gasse auf
ihn gewartet, zu dem Leutenant Schedwin
sich verfüget, und mit ihm die mehr=be=
rührter
Unterredung gehabt hätte, worauf sie
Ernst gesuchet, um von ihm zu hören, was
geschehen sollte, welchen sie auch kurz dar=
nach
mit einem grossen Hirschfänger an der
Seite im hitzigen Laufen angetroffen, und
welcher gesagt hätte, daß er sogleich die
Lärmtrommel wollte rühren lassen. Allein,
nachdem er etwas mit Capitain Puke gere=
det
, welcher eben zu ihnen gestossen, hätte
er gegen Christiernin gesaget, daß es nicht
angehen könnte; worauf sie alle aus einan=
der
gegangen, und Capitain Puke Christi=
ernin
gebetten, daß er des folgenden Tag
ihn auf Bergmanns=caffee=haus wahrneh=
men
möchte, welches er auch gethan, da
der Capitain sich dann geäussert hat, daß
Ernst rasend gewesen, daß sie alle verrahten
währen, und daß er seine Hand aus dem
Spiele lassen würde, wobey Mozelius, der
eben gegenwärtig gewesen, sich geäussert
wie er einen andern Weg erfunden habe,
nämlich, daß er desselben Abends etliche hun=
dert
Mann von der Garde nach Ulrichsthal
ziehen wollte, welche hernach mit Anführern
einmarschirten, und die vorhabende Gewalt
ausführen sollten, Christiernin hat ausser=
dem
bekannt, wie er dem Ernst versichert,
daß er mit vielen Leuten gesprochen, und
sie in Bereitschaft gehabt hätte, wiewol er
vor der Commißion solches nicht weiter hat
eingestehen wollen, als daß er nur mit Sched=
win
und de la Capelle gesprochen. Die
wahre Ursache, warum er diesem Plan beyge=
tretten
, sollen die Versprechungen einer Be=
förderung
zum Fähndrich, welche ihm Ernst
gethan, gewesen seyn. Allein, er hat da=
bey
eingestanden, daß er zu Ernst gesagt,
wie er sich an denen jenigen rächen wollte,
die ihn wegen seiner Versaumniß bey der Be=
wachung
des Leutenanten Silverhielms ver=
urtheilet
hätten.

Christiernin hat ausgesaget, daß er nur
ein einziges mal bey dem Hofmarschall,
Baron Horn gewesen, seitdem er die oben=
berührte
Straffe erlitten, und ihn um eini=
gen
Beystand mit Gelde gebetten hätte,
wozu er, nach seiner Aussage, durch die Ge=
neigtheit
, welche der Hof=marschall dem
Escolin bewiesen habe, aufgemundert wor=
den
, und vom welchem er gehöret, daß der
Hofmarschall ihn freundlich empfangen, sein
Unglück bedauret, und gesagt haben solle,
wie er itzo kein Geld hätte, womit er ihm hel=
fen
könnte, daß aber wol künftig Raht hier=
zu
seyn dürfte, mit der Frage: Wie er es
wagte zu dem Hof=marschall in der Garde=
Uniform zu gehen? Ubrigens hätte Ernst
dem Christiernin die Regel gegeben, niemals,
als unter vier Augen, von solchen Sachen
zu reden.

Der Laufer Anton Ernst Ange, hat nach
einem langwierigen Läugnen endlich freywil=
lig
bekannt: Daß, nachdem er sich das Ver=
trauen
, wieder erworben, welches er auf
einige Zeit bey diesen Leuten verlohren,
und er auch durch Vermittelung des Capi=
tains
Puke dasselbe bey dem Herrn Hof=
marschall
Baron Horn, wieder gewon=
nen
; so hätten die Sergeanten, Gabriel
Mozelius und Christiernin, bey jenes Zu=
rückunft
von Dännemarkt erst die Gedanken
von Gewaltthätigkeiten gegen ihn geäussert.
Sie hätten ihm vorgestellet, daß Sr. =
nigl
. Majestät durch die Reichs=stände Un=
recht
zugefüget würde, absonderlich durch die
Abhandlung der Sache wegen deren Reichs=
jubelien
, und ihm zugemutet, mit Tagelöh=
nern
und Dahlkerin zu reden, und dieselben
zu disponiren, sich zum Schlagen fertig zu
halten, und auf des Königs Seite zu tret=
ten
, wann es erfordert würde; wobey sie
versichert hätten, daß bereits viele Herren
und Officiers auf des Königs Seite wären.
Die Capitains, Puke und Stälswärd, sol=
len
ihn auch hierzu aufgemuntert, und in=
sonderheit
der erstere ihm die Versicherung
einer Belohnung von Sr. Königl. Majestät
selbst gegeben, auch bey Gelegenheit sich ge=
äussert
haben, daß der Plan wol angeleget
ware, wann Ernst nur schweigen könnte;

[11]

daß sie nebst mehrern, bald Patronen, und
was sie sonst bedürften, bekommen sollten,
und Nachdem er von Puke gehöret, daß der
Hofmarschall Horn mit im Spiel gewesen,
so hätte er sich vorgestellet, daß es gelingen
würde Er hat hierauf mit verschiedenen
Unterofficiers von der Garde, an der Zahl
neune, gesprochen, welchen er die Vorstel=
lungen
gethan, für den König zu seyn, wo=
zu
er gleichfalls den gemeinen Mann auf=
gemuntert
, und in gleicher Absicht Geld
unter ihnen ausgetheilet hat. Selbige seynd
gewesen: Christiernin, welcher von ihm vier
Platten, und Escolin, welcher zehn Plat=
ten
, und zwar beyde an eben dem Tage be=
kommen
, da der Aufruhr in der darauf fol=
genden
Nacht geschehen sollen. Hall hätte
gleichfalls vier, Heikorn drey oder vier,
Elfwenkrona zwey, noch ein Paar andere,
deren Namen er sich nicht hat erinnern können,
ein jeder zwey, Wangel zwey Platten, und
Brinkmann neun Thaler Kupfer=münze er=
halten
, Ausserdeme hätte er auch etliche
mal, da er Dahlkerls und Soldaten von
der Garde auf denen Gassen angetroffen,
sie in Krughäuser genöhtiget, und ihnen
Brandwein mit der Ermahnung zugespielet,
gegen Se. Majestat redlich zu seyn, und
sich fertig zu halten, sich zu schlagen, wann
es nöhtig seyn würde, welche Vorstellungen
er insonderheit denen Dahl=kerls gethan.
Allein er hat sie nicht gekannt, noch ihren
Namen gewust.

Das Geld hierzu hat er auf folgende Art
erhalten, daß indem er mit jemand von de=
nen
Mitschuldigen in der Unterredung von
der Anlage sich geäussert, wie Geld hierzu
nöhtig wäre, Ernst den folgenden Tag durch
den Corporal Nils Ludwig, Schwedenstier=
na
600. Thaler Kupfer=münze zugestellet
worden, ohne daß er gewust, woher sie ge=
kommen
.

Am Montage, als den 21. Junii, ist
dem Ernst von Mozelius, und dem Capi=
tain
Puke und Stälswärd auf Bergmanns
Caffee=hause angesagt worden, seine Leute
zur Ausführung des Aufruhrs noch selbigen
Abend fertig zu halten, weil der Capitain
Goös die Wache haben würde, worauf er
dann erst erfahren wie der Plan beschaf=
fen
gewesen, nämlich, daß sie erst denen

ansagen wollten, mit welchen sie Abrede
genmmoen, sich fertig zu halten, um sich
auf dem Ladugarts=lande zu versammlen,
wann sie an zweyen Oertern in der Nordli=
chen
Vorstadt die Lärm=trommel hörten,
welches Ernst und Christiernin zu besorgen
über sich genommen hätten: dieser auf dem
Nordermalms=markte, und jener weiter un=
ten
in der Vorstadt, worauf der Artillerie=
hof
eingenommen, beyde Norder=brücken
mit Wachen besetzet, die Süder=schleuse auf=
gezogen
, etliche von denen oben gedachten
Herren Reichs=rähten, Beamten, und Reichs=
tags
=männern in Verhaft genommen wer=
den
, und der König hernach herunter kom=
men
sollte, um das Volk zufrieden zu stellen.
Alsdann sollen etliche verkleidete Personen,
hervortretten, und antworten, daß das Volk
nicht eher aus einander gehen würde, bis
Se. Königl Majestät eine grössere Macht er=
halten
hätten. Ernst sollte während der Zeit
nach der Schifs=brücke herunter laufen, und
auf Teutsch die Teutschen Boots=leute auf=
fordern
, daß sie kommen sollten, den König,
welcher in Gefahr stünde zu retten, weil sie
Holsteiner wären Bey dieser Gelegenheit
solle er 1000. Ducaten bekommen, um selbige
unter die Leute auszutheilen.

Die Capitains Puke und Stälswärd, ha=
ben
ihn mit vielen Gelübden und Versiche=
rungen
aufgemuntert, Courage zu haben,
und ihm gedrohet, daß, wann er sie verrichte,
er unglücklich seyn sollte, weil sie alles läu=
gnen
würden.

Zwischen 10 und 11. Uhr des Abends,
seynd sie darauf ein jeder auf seinen Weg
gegangen, um mit ihren Leuten zu sprechen,
da dann Ernst auf der Capitains Puke und
Escolius Verlangen sich zu dem Führer bey
der Königl. Leib=gardeEgnerverfüget, ihn
aufwecken lassen, und ihn gebetten, daß er
ihm sogleich folgen möchte; worauf dieser
geantwortet, wie er solches nicht eher thun
würde, bis er die Lärm=trommel gehöret.
Eine Weile darauf wäre er dem Capitain
Puke, dem Sergeant Mozelius, und Chri=
stiernin
auf der Norder=brücke begegnet, da
der erstere zu ihm gesagt, daß diesen Abend
nichts daraus werden könnte, weil sie kein
Pulfer hätten, und ausserdem wäre er Ernst

[12]

betrunken, worauf sie aus einander gegan=
gen
, da Ernst unweit davon Escolin ange=
troffen
, welcher zu ihm gesagt, daß er sehr
geloffen wäre, und ihn gesucht hätte, um
ihm zu sagen, daß der Hofmarschall Ba=
ron
Horn, gar nicht wolte, das es diesen
Abend geschehen sollte, sondern es könnte
an dem folgenden, oder an einem andern Ta=
ge
vor sich gehen.

Ernst berichtet, daß er mit dem Herrn
Hofmarschall, Baron Horn, nur einmal
gesprochen habe seitdem Punkte ihm das Ver=
trauen
des Hof=marschalls wieder verschaf=
fet
hätte, da dann der Hof=marschall sich
sehr freundlich gegen ihn geäussert, und ge=
sagt
: wie er wüste, daß Ernst ein ehrlicher
Kerl sey, und auf sein Ansuchen ihm ver=
sprochen
hätte, wie er ihn zum Jnspector
auf dem Königl Hof Swartsiö verhelfen wol=
te
, und er hätte weiter zu ihm gesagt, wann
die andern etwas anfangen, so sollte er Ernst
sich nur vor Blut Vergiessen in Acht nehmen,
allein, wann sie sich zur Gegenwehr setzten,
so könnte er nicht helfen.

Auch hat er ausgesagt, wie er bey dem
Herrn Obersten Graf Brahe, kurz vorher
gewesen, als er gedachte, den Auflauf an=
zufangen
, und ihm gefraget hätte, wann
derselbe vor sich gehen sollte? worauf der
Oberste geantwortet, daß er Nachricht da=
von
bekommen würde: dann man müste ei=
ne
gute Gelegenheit abwarten. Jngleichen hat
Ernst eingestanden, daß er mit dem im Ge=
fängniß
sitzenden Vorraht hiervon gespro=
chen
, und ihn gefragt, ob er mit ihm von
der Parthey seyn wolte? wozu Vorraht sich
willig erwiesen, und verlanget, daß ihm
des Trompeters Beritz Säbel hierzu möchte
geliehen werden, worüber Vorraht, da er ab=
gehöret
worden, selbst berichtet, hat, daß
Gabriel Mozelius, Escolin, Christiernin,
und Ernst oft zu ihm gekommen, da er be=
reits
sein Urtheil erhalten, und da er noch
im Gefängnisse bey dem alten Königs=hau=
se
gesessen, und ihn ermuntert hätte, sich

zufrieden zu geben, er sollte bey einem vor=
habenden
Aufruhr wieder in Freyheit kom=
men
, daher er sich natürlicher Weise ver=
gnüget
. A⟨ll⟩ein, wie er sich allezeit vorge=
stellet
, daß dieses Vernehmen von einem
Aufruhr nicht gelingen würde; so hätte er
gedacht, so bald er auf freyen Füssen wäre,
sich aus dem Reiche zu begeben, und in der
Absicht, daß er vielleicht sich auf der Reise
vertheitigen müste, hätte er bloß den
gedachten Sabel verlanget. Die Commißion
hat auch zur Ausfoschung, woher die
vom Ernst benannten 600 Thaller Kupfer=
münze
ihm zugesand worden, den Corporal
bey dem Königl. Leib=regimentr zu Pferde,
Nils Ludwig Swedenstierna unter einem
Eide abhören lassen, welcher ausgesagt,
wie er den 19. Junii von dem entwichenen
Obersten, Grafen Hard, 600. Thaler Ku=
pfer
=münze in zwey Banco=zetteln, jeden
von 50. Platten, empfangen, um dieselben
Ernst zuzustellen, welches er auch den fol=
genden
Tag gethan, ohne zu sagen, von wem
sie herkämen. Swedenstierna hat gleich=
falls
ausgesagt, wie er von dem Obersten
Grafen Brahe am Dienstage in der Mit=
tags
=zeit zu Ernst gesandt worden, ihn zu
bitten, daß er von der Eitelkeit abstehen
möchte, welche er, wie der Graf gehö=
ret
, vorhätte. Allein Ernst hätte erwie=
dert
, wie er solches nicht thun könnte;
worauf der Graf bey überbrachter Antwort
des Zeugen sich verlauten lassen: Ernst möch=
te
in seine eigene Gefahr lauffen. Allein, Zeu=
ge
hätte nicht gewust, wovon die Rede ge=
wesen
wäre.

Die vom Ernst namhaft gemachte Unter=
officiers
seynd auch theils auf eigene Mel=
dung
, theils auf gerichtlich geschehene Vor=
ladung
über des Ernst Aussage abgehöret
worden, und haben gleichfalls bestättiget, daß
Ernst sowol mit ihnen wegen der Gesinnung der
Mannschaft für Se. Königl. Majestät ge=
sprochen
, als auch, daß er ihnen auf die
Weise, wie Ernst berichtet, Geld gegeben habe

Die III. Fortsetzung folget künftigen Mittwoch Num. 74.

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