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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 102, 20. Dezember 1755

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[1]

Num. 102. Samstag den 20. Decembris. 1755.

Wienerisches

DIARIUM.

Gedruckt in der Kaiserl. Königl. privilegirten Zeitungs=buch=
druckerey
im neuen Michaeler=haus mit von Ghelischen Schriften.


Aus Spanien.

Madrid 18. Nov.

Alle Briefe, sowoi von der Königl.
Famille, als von denen ausländischen
Ministern, die wegen des der Stadt
Lisabon den 1sten dieses Jahrs zugestosse=
nen
Unglücks geschrieben worden, seynd
vom 4ten und 5ten dieses, und in einem
unterm letztern dato an den Herrn Staats=
secretarium
du Riccerdo Wall wird gemel=
det
, daß der Brand einiger massen nach=
zulassen
schiene. Der Currier, welchen
der Secretarius des bey dem Erd=beben
umgekommenen Grafens Perelada abgeschi=
cket
, hat wegen der Confusion im denen
ersten Post=häusern keine Pferde bekommen
können; und dahero mehr als 20. Stun=
den
zu Fuß gehen müssen. Der König hat
diesem Secretario 70. tausend Stück von
Achten in Gold überschicket.

Man hat zu Tariffa, so ein wenig von
der Meer=enge von Gibraltar entfernet ist,
den 1. dieses die nämliche Würkungen des
Erd=bebens verspühret, welche sich zu Cadix
und in denen andern Oertern dieser Küste
vermerken lassen Zu Bajona und in ei=
nigen
andern Orten, so längs dasiger Küste
gelegen, hat sich das Erd=beben zwar auch,
aber leicht und fast ohne Schaden spühren
lassen; es scheinet; daß die mehreste deren
Provinzen, welche den Nördlichen Theil die=
ses
Königreichs ausmachen, von denen schäd=
lichen
Würkungen befreyet geblieben seyen,
so dieses Erd=beben längs der westlichen
Küste verursachet hat.

Aus Jtalien.

Bastia 12. Nov.

Man hoffet nunmehr bald mit der miß=
vergnügten
Parthey, welche der Herr=Paoli
anführet, fertig zu seyn, indem derselben
alle Gelegenheiten abgeschnitten worden,
sich mit Mund=und Kriegs=bedürfnussen
zu versehen. Die auf der Jnsul Rsisa er=
bauete
Batterie thut hierzu sehr vieles, und
von derselben hat man nach Balagna zu,
alles zernichtet. Die Kanonen von dersel=
ben
, und die von unsern Schiffen halten
alle Fahr=zeug in einer weiten Entfernung.
Viele von denen Rebellen seynd bereits ge=
tödtet
worden, weil sie sich zu weit gewa=
get
, und die Stärke deren unsrigen auskund=
schaften
wollen. Uberhaupt seynd sie in ei=
ner
so schlechten Verfassung, daß sie nicht
lang mehr halten dörften.

Neapel 18. Nov.

Obschon alle unsere Regimenter in voll=
zähligem
Stande seynd, so wird doch noch
sehr eifrig geworben. Die Königl. Herr=
schaften
seynd noch einmal nach Portici ab=
gegangen
, allwo sich der König fast täg=
lich
mit der Jagd belustiget. Nachdem sich
die 4. Königl. Xebecken mit allen Nohtwen=
digkeiten
versehen; seynd sie wiederum in
See geloffen, um die Barbaren von unse=
ren
Küsten zu entfernen. Vor einigen Ta=
gen
lief ein Engländisches in hiesigem Ha=
sen
ein; der Capitan desselben berichtet,
daß er sehr viel von Sturmen auszustehen

[2]

gehabt, und nachdem er sich zum öftern mit
dem Engländischen Consul unterredet, rei=
sete
jort, und richtete seine Fahrt nach dem
Atlantisch u Meer.

Aus Jrrland.

Dubun 18. Nov.

Das Parlament dieses Königreichs hat
dem König folgende Substdien bewilliget,
als 20000. Pfund Sterl. auf 2. Jahre zu
Ausrichtung der Leinen=manufactur, und
des Flachs=pflanzen im Königreich; 2000.
Pf. Sterl. zu eben d m Ende in den n Pro=
vinzen
Leinster, Monster und Connaugt;
10000 Pf. Sterling, um den Fluß Nor
von Schelkenny bis nach Jnnestange fahr=
bar
zu machen; 20000 Pf. Sterling, um
die Jnländische Fahrt von Dublin bis zu
dem Fluß Schannon zu facilitiren; 4000.
Pfund Sterl zu eben dem Ende von dem
Fluß Newig und dem neuen Canal; 8000.
Pf. Sterling, um eine Wasser=leitung von
dem Fluß Femst bies nach Dungar van zu
machen; 500. Pf. Sterling zu Ausbauung
der St Marcus=kirch; 500. Pf. Sterl.
zu Aufbauung der St. Catharinä=kirche;
2000. Pf. Sterling zu Perf⟨e⟩ctionirung der
Brücke zu Esser; 10000. Pf. Sterling zu
völliger Verfertigung der Mauer des gros=
sen
Pallasts=officiiꟾ; 30000. Pf. Sterling
zu Ausbreitung deren Königl. Etablissemen=
ten
, und die Einkünften für den Gouver=
neur
während 2. Jahren; und 1375. Pf.
Sterling für den Gouverneur und die Ver=
sammlung
, um die Camm.richer=tuchs=fa=
bricken
aufzumauren.

Aus Groß=Brittannien.

Londen 25. Nov.

Jhro Majest der König haben aberma=
len
eine grosse Kriegs=beförderung unter den
Lands=völkern vorgenommen Der Gene=
ral
=major Johnson, welcher sich bey letzte=
rer
Action in Mitternächtlich=America so
grossen Ruhm erworben, wird mit dem er=
sten
Ordens=band vom Bad, so ledig wer=
den
wird, beehret werden. Der Herr For
ist zum Parlaments=glied vor Windsor ein=
hellig
cruanut worden. Der bey denen Her=
ren
General=staaten der vereinigten Nieder=
landen
stehende Groß=britiannische auseror=

dentliche Gesandte Obrist Jorck wird sich
ehestens hieher begeben. Nachdem sich der
Gemeine Raht dies r Stadt den 18. dieses
zu Guildhall versammelt, wurde in demsel=
ben
in Vorschlag gebracht, von dem Parla=
ment
eine Acte zu begehren, um die Militz
dieser Stadt und verschiedener Grafschaften
in England in bessere Ordnung zu brin=
gen
. Die Admiralität hat die Nachricht
erhalten, daß der Flotte=Versteher Frank=
lyn
mit dreyen Kriegs=schiffen auf der Jn=
sel
Antigoa angelanget seye; einige Tage
nach seiner Ankunft, seye alda, von seiten
des Gouverneurs von Martinique, ein Car=
tel
=fahrzeug eingetroffen, um den Gouver=
ner
von Antigoa zu benachrichtigen, daß
ersterer ausdrükliche Befehl erhalten, von
der Jnsel St. Lucie, zuf⟨o⟩lg denen unstreiti=
gen
Rechten seines Hofes auf diese Jnsul,
förmlich Besitz z⟨u⟩ nehmen, welche Befehle
er auch gleich hierauf volzogen. Von Ro=
chester
wird geschrieben, daß den 16. alda,
unter einer guten Bedeckung, ein Zug Ar=
t⟨i⟩llerie
von 10. Stucken und 10. gedeckten
Wägen angelanget, wovon man den folgen=
den
Tag 2. Stuck und 2. Wägen zum Dienst
des in Besatzung ligenden Regiments, und
6. Stuck, und 6. Wägen, für diejenige
Regimenter, so in der Gegend von Canter=
bury
ligen, abgeschicket, die übrige hat
man zu Rochester zum Gebrauch des alda
ligenden Regiments behalten. Das Wet=
ter
ist seit einigen Tagen sehr ungestüm ge=
wesen
, dergestalten, daß dadurch verschie=
dene
Schiffe zu Grunde gegangen, andere
gestrandet, und viele sehr beschädiget im un=
See=häfen eingeloffen. Von Schwansea
einem in der Grafschaft Glamorgou li=
genden
See=hafen vernimt man, daß
den 1. Novembris des Abends um 7.
Uhr, und 2. Stund nach der Elbe=zeit,
das Wasser alda mit so grossem Geräusch
und ungestüm biß anderthalben Meilen zu=
rukgeloffen
, daß dadurch zweyen grossen
Fahr=zeugen ihre Ancker=seile gebrochen,
und diese Fahr=zeuge noch grosse Gefahr ge=
loffen
zn Grunde zu gehen, nachgehends aber
seye das Wasser wieder so geschwind gefal=
len
, als es vorher aufgeschwollen, derge=
stalten
, daß inner weniger als 10. Minu=

[3]

ten der Fluß wieder seinen ordentlichen Lauf
gehabt. Diesen Nachrichten wird noch bey=
gefüget
, daß man seithero alda durch ein
von Hayl in Cornouailles gekommenes Fahr=
zeug
berichtet worden, daß man alda des
Nachmittags gegen 4. Uhr zu dreymalen
bemercket, daß das Wasser angewachsen;
Durch das vorgestern von O=Porto in den
Duynen angelangte Schif Westen, hat man
aber Nachrichten erhalten, welche mehr Auf=
merksamkeit
verdienen, als alle vorherge=
hende
: Man habe nämlich an gleichem Tag
zu O=porto verschiedene sehr heftige Erd=
erschütterungen
verspühret, wodurch viele
Häuser eingestürtzet, und eine grosse Men=
ge
andere, nebst denen Kirchen, sehr beschä=
diget
worden; die bestürzte Einwohnet sey=
en
Hauffen=weis dem Hafen zugeloffen, um
sich an Bord der Schiffen zu retten, durch
das ausserordentliche Anwachsen der See,
aber in ihrer Flucht gehinderet worden;
Hiebey seynd viele Orte, die man noch nie=
malen
überschwemmet gesehen, unter Was=
ser
gesetzet worden; zwey Spanische Fahr=
zeuge
, die bey dem Eingang des Hafens
nur noch auf guten Wind warten, um na=
cher
Vera=crux unter Seegel zu gehen, seynd
durch die See wieder in den Hafen getrie=
ben
worden, ohne aber im geringsten be=
schädiget
zu werden, desgleichen haben auch
alle andere Fahr=zeuge, die sich in dem
Hafen befanden, fast nichts erlitten. Nach=
deme
aus Hannover sehr wichtige Briefschaf=
ten
eingeloffen, haben Jhro Maj. der =
nig
der dasigen Regierung Befehl ertheilet,
alle zur Sicherheit des Churfürstentmus
Hannover nöthige Maas=Regeln zu ergreif=
fen
, und die Magazine anzufüllen. Ein
mit Schieß=pulfer beladenes Fahr=zeug,
wurde neulich an die Küsten von West=eng=
land
dergestalten angeschlagen, daß das
Schif in Stücke zerbrochen das Schif=
volk
aber ist noch gerettet, und nach dem
Tour gebracht worden.

Londen 28. Nov.

Die mehreste ausländische Ministere seynd
gestern mit unsern Staats=ministris in ei=
ner
langen Unterredung gewesen. Jn einer
Versammlung, welche das Corpo der Bur=
gerschaft
dieser Stadt am Dienstag gehalten,

hat man vorgeschlagen, das Parlament durch
eine Requette zu bitten, eine General=mi=
liz
in England aufzurichten, allein als die=
ser
Vorschlag vorkame, wurde er mit 86.
Stimmen gegen 66. verworfen. Die be=
trübte
Nachricht von der unglüklichen Ver=
wüstung
der Stadt Lisabon, ist unserer
Kaufmanschaft ungemein empfindlich. Es
haben hierbey die Juden sehr vieles verlo=
ren
, und wird versichert, daß unter an=
dern
ein hiesiger Jude einen Verlust von
100. tausend Pfund Sterlingns besorge.
Die ganze Stadt wartet mit Verlan=
gen
nach denen eigentlichen Umständen die=
ses
Unglücks. Der Gouverner der Jnsul
Barbados hat hiesiger Regierung die Nachricht
überschicket, daß seit der Zeit, da die Feind=
seeligkeiten
zwischen denen Franzosen und
unserer Nation, sich in America angefan=
gen
hätten, der Gouverneur von Matinique
viele bewafnete Schiffe von dieser Jnsul
habe abseegeln lassen, um die Jnsulen von
St. Lucia, und anderen neutralen Jnsulen
mehr, wiederum in Besitz zu nehmen=wel=
che
der König in Frankreich hätte räu=
men
lassen, als die Unterhandlung we=
gen
des Eigentums=recht zwischen in Frank=
reich
und England angefangen hatte. Durch
die letztern Berichte aus Boston in Neu=
england
, wird bestättiget, daß die Anzahl
derer Französischen Truppen in und und bey
dem Fort der Kron sich auf einige Tausend
Mann erstrecke, und daß ein anderes Fran=
zösisches
Corpo sich an einen solchen Ort
postiret habe, den unsere Leute vermutlich
angreiffen dörften, wann sie das Fort Fried=
rich
erreichen wollen.

Aus Frankreich.

Paris 3. Decemb.

Der König geruhete den 27. abgewiche=
nen
Monats die Vorstellungen des Parla=
ments
anzunehmen, und zur Antwort zu
ertheilen, daß dieselbe solche in der That
würde untersuchen, unnd die Antwort fol=
genden
Tages einsenden lassen. Die Mar=
quisin
des Alleurs ist von Constantinopel
wieder zuruck angelangt, der Groß=meister
von Maltha hat dieselbe mit dem Malte=
ser
=ordens=zeichen beehret.

[4]

Aus Niederland.

Haag 1. Dec.

Nachdeme die He⟨r⟩ren Staaten der Pro=
vinz
Ober=issel, welche wieder auseinander
gegangen, die bekannte Vormundschafts=sa=
che
auf eben den Fuß, wie die 5. übrige
Provinzen eingerichtet, haben dieselbe einige
Deput⟨i⟩rte ernannt, welche eine Abschrift
dieses ihres Entschlusses Jhro Königl. Ho=
heit
der Prinzeßin Statthalterin, und eine
andere Jhro Hochfürstl. Durchl. dem Feld=
marschal
Herzog von Braunschweig über=
reichen
, und zugleich von diesem l⟨e⟩tztern den
erforderlichen Eid wegen seiner neuen Stelle,
im Fall die Vormundschaft statt haben wird,
abzunehmen. Man erwartet demnächstens
eine gleichmäßige Erklär=und Fügung der
Provinz von Seeland, um dies⟨e⟩s wichtige
Werk zu dem vergnüglichen vollständigen
Schluß zu bringen.

Amsterdam 2. Decemb.

Der Capitain Cornelius Cornelitz, wel=
cher
in dem Vlie angelanget, und den 1.
Rov. nicht weit von Lisabon seglend, im
Begrif war, nach Holland zurück zu se=
gela
, und das Kauffardey=schif, so der Ca=
pitan
Friedrich Morberg commandiret, bey
sich harte, berichtet, daß er des Morgens,
um 10 Uhr, den Berg Sembre mit solcher
Gewalt habe sehen medersinken, daß sein
Schif durch die gewaltsame Erschütterung
in eine starke Bavegung gekommen. Ge=
gen
Abend hätte er einen dicken Rauch und
Dampf gegen Nordrosten sehen aussteigen.
So hat man auch Nachricht erhalten, daß
verschiedene andere Kauffardey=schisse in
der offenn See zu gleicher Zeit gewesen, un=
geachtet
die Briefe aus Madrid gemeldet,
daß damals mehr als 200, und 50. Fahr=
zeuge
auf dem Tagus gelegen.

Aus Teutschland.

Hannover 28. Dec.

Am 25. dieses paßirte ein von Londen ab=
gefertigter
Engländischer Currier hier durch,
welcher seinen Weg weiter über Berlin nach
Petersburg fortsetzete, und an den dortigen
Engländischen Botschaft er Depeschen über=
bringen
wird. Die alhier noch versammelte

Land=stände des Fürstentums Calenberg,
werden in der folgenden woche d.n Punct
der ihnen unlängst auf dem Land=tage, we=
gen
einer hieselbst anzulegenden Bank, ist vor=
getragen
worden, ausmachen Wie stark de=
Fond dazu seyn möchte, ist noch nicht be=
kannt
.

Lüttich 28. Nov.

Wie man aus Hamburg vernimt, so
hat sich das Erd=beben, welches den 1. die=
ses
Monats entstanden, durch eine grosse
Bewegung der Flüsse und anderer Wasser
durch das ganze Hollsteinische zwischen 10.
und 11 Uhr, ungefähr um halb 11 Uhr,
besonders zu Rendsburg, Jtzehoe, Stein=
burg
, Uterfel, Hohenfeld, Elmhorn, Bram=
städt
, Wilster, Relinghausen, und Mell=
dorf
spühren lassen. Die Stösse daureten
ungefähr einige, Minuten giengen von Süden
gegen Norden; daß also dieses Erd=beben
einen grossen Erdstrich zwischen dem 33. und
13. Grad der Länge betroffen hat. Man
hat sogar zu Spa, und in einigen anderen
Orten des Bistums Lüttich einige Stösse
bemercket. Man kan aus der Zeit, wann
es anfieng, darauf schliessen, daß es zu
Lisabon gerade 10. Uhr gewesen seyn müs=
se
, als es zu Lübeck halb 11 war.

Cassel 1. Decemb.

Als neulich der Hof=Marschall, Herr
von Wildenstern in der Nacht vermittelst
Extra=post von Morschen nach Milsungen ge=
fahren
, geschahe es, daß der des Weegs
unkundig=und unerfahrne Post=knecht den
rechten Weeg verfehlte, die Chales in ei=
nem
dreffen Graben, worinnen sie gerahten,
zu dreymalen umstüzte, und dadurch ein
junger Pursch, welcher bey die Vorspann=
pferde
gehörig, und hinter der Chalesse geses=
sen
jämmerlich um das Leben kame.

Berlin 6. Decemb.

Vorgestern, vormittags gegen 12. Uhr,
langte der König, in Begleitung des Prin=
zen
Ferdinands von Braunschweig, welcher
vor etlichen Tagen aus Magbeburg in Pots=
damm
eingetroffen ist, aus ehrwehntem Pots=
damm
auf den hiesigen Schlosse an. Der=

[5]

selbe erhub sich sofort nach Dero Ankunft
zu der Königl. Frau Mutter, und stattete
bey selber seinen Besuch ab, worauf der=
selbe
das Mittagsmal bey der Prinzeßin
Amalia, einzunehmen beliebte. Nach der
Tafel besahe der König auf dem Schlosse
die Frey=korporals von einigen hier in Gar=
nison
ligenden Regimentern, und legten
Abends abermals einen Besuch bey der =
nigl
. Frau Mutter ab. Erwehnten Tages
traffe der Prinz Ferdinand, aus Ruppin al=
hier
ein. Gestern frühe kehrte der =
nig
, mit dem Prinzen Ferdinand von Braun=
schweig
, nach Potsdamm zurück. Dieser
Tage kam der Jtaliänische Graf von Ma=
rini
alhier an, und der Hof=marschall bey
dem Prinzen Heinrich, Herr Baron von
Kraut begab sich nach Reinsberg. Gegen
das Ende des jezigen Monats wird die Frau
Marggräfin Bayreuth, in hiesiger Stadt
erwartet. Den Königl. Französischen Bot=
schafter
Herzog von Nivernois, vermuthet
man täglich alhier.


Wien den 20. December. 1755.

MJttwoch den 17. December, wurde das
Rorate=amt in Gegenwart Allerhöch=
ster
Herschaften in der Kammer=kapellen
gehalten.

Donnerstag den 18. December, fruhe um
8. Uhr wurde abermalen das Rorate=amt
in Beywohnung Beeder Kaiserl. Majestäten
in der Kammer=kapellen gehalten; wie dann
auch

Freytag den 19. December, ein gleich=
förmiges
von Allerhöchst=deroselben besche=
hen
. Eben diesen Mittag wurden von 12
bis 1. Uhr wegen des den 21. dieses einfal=
lenden
höchst=betrübten Jahrs=tags des zeitli=
chen
Hintritts weil. Sr. Maj. der Röm. Kai=
serin
Elisabetha Christina seligster Gedächt=
nuß
, die Glocken aller hiesigen Kirchen und
GOttes=häusern in=und vor der Stadt geläu=
tet
, und Abends in der grossen Kammer=kapel=
len
mit Beywohnung Allerhöchsten Herrschaf=
ten
, wie auch in der Kirchen deren W. W.
E. E. P P. Capucinern in der Stadt, al=
wo
die Kaiserl. Königl. Kruften ist, die
Todten=vigilien gehalten.

Lista deren Verstorbenen zu Wien
in=und vor der Stadt.

Den 17. Decemb.

Jn der Stadt.

Gallus Forstner, Burgerl. Vister=schnelb. bey de=
nen
3. Lil. am alt. Kien=markt, alt 84. J.

Dem Joh. Preis, Kutsch., s. W. Apol., im Heyin=
geris
. H. in der Römerstr., alt 72. J.

Dem Urban Pold, Maurern, s. W. Barb., im Ger=
stenbrandis
. H. am Kärntner=thor, alt 41. J.

Vor der Stadt.

Math. Gleich, Post=zetul=schreib., beym goldenen
Greif. im Liechtenth., alt 50. J.

Jos. Gruber, Kirschn., beym Küraßier=reit. im
Liechtenth, alt 59. J.

Cathar. Moserin, Wittwe, in einer Holz=hüten
untern Weiß=gärb., alt 80. J.

Dem Jos. Maurer, Geig., s. K. Jos., bey dem Jo=
sephs
=berg in der Alster=gas., alt 3. J.

Leop. Stadler, Fuhrmanns=schaf., im Hafneris. H.
in der Leopoldst., alt 66. J.

Summa 8. Person., darunter 1. Kind.

Den 18. Decemb.

Jn der Stadt.

Dem Hrn Christian Kumat, K.K. Zeug=dien., s. T.
Elisab., im Kais. Zeug. H., alt 22. J.

Vor der Stadt.

Dem Hrn. Franz v. Pemstetten, gew. Hauptm., s.
K. Phil., bey derOreß=bord. in der Josephstadt,
alt 6. J.

Jacob Qualitza, Student, in der K. K. Kriegs=schul,
alt 35. J.

Clara Riederin, Wittwe, bey der Spanis. Kron auf
der Wied., alt 80. J.

Dem Leop. Schnupf, Lack., s. K. Juliana, im Ein=
sidlis
. H. in der Leopoldst., alt 6. v. J.

Dem Jacob Prockos, Kutsch., s. K. Magdal., beym
rot. Kreutz am Himmel=pfort=gs., alt 5. J.

Jos=Ziegelmayr, Schif=kn., beym guld. Löwen in
der Leopoldst., alt 24. J.

Joh. Buckl, alt 44. J., bey denen FF. Mis.
Summa 8. Person.=darunter 3. Kinder.

Den 19. Decemb.

Jn der Stadt. Niemand.

Vor der Stadt.

Der Wol=ehrw. Hr. Franz Rauch, weltl. Priester,
im Witmanis. H. auf der Landstr., alt 76. J.

Dem Blast Klenberger, Musico, s. S. Carl, beym
gold. Brunn auf der Landstr., alt 24. J.

Dem Andre Wallschmid, gew. Handels=m., s. K.
Anna, beym gold. Anker in der Leopoldst., 2. J.

Anna Blaßin, Wittwe beym rot. Engel auf der
Wied., alt 80. J.

Jos. Dille, in St. Joh. Nep. Spit., alt 10. J.

[6]

Dem Jos. Spädl, Kulsch., s. W. Eusan., bey der
Rieche=kron im Lerchenf., alt 42. J.

Summa 6. Person., darunter 2. Kinder.


EDICT.

Von des Kaiserl. Königl. . mixti Sup. ac Inf. Austriæ wegen
wird hiemit durch dies offentliche Edict
dem Kaiserl. Königl. Hauptmann Herrn v.
Günther, oder dessen hinterlassenen Erben
und Creditoren kund und zu wissen gemacht:
Es habe hierorts der K. K. Kriegs=agent Ma=
ximilian
Kölz, als der Kaiserl. Königl. in
Jnvaliden=sachen aufgestellten Hof=commis=
sion
bestellte Mandatarius gehorsamst ange=
zeiget
, wasgestalten er Herr Hauptmann
v. Günther in seiner vom ersten Novembris
1736. bis alt. Octobris 1743. unterm 19.
Februarii 1753. commissariarisch=corroborir=
ten
Verpflegs=abrechnung annoch 1250. fl.
in Anforderung behalten habe. Gleichwie nun
weder derselbe, noch dessen hinterlassene Er=
ben
sich hierumen gemeldet, dergleichen von
denen ab interstato, und ohne Erben, und
Erbs nehmeren verstorbenen Militar=personen
hinterlassene Vermögen hingegen vermög al=
lerhöchsten
Entchliessung zu Versorgung de=
ren
armen Jnvaliden=soldaten, als erblose
Güter, und Verlassenschaften dem Kaiserl.
Königl. Jnvaliden=instituto anheim fallen,
als hat er Kriegs=agent um Ausfertigung
deren gewöhnlichen Convocations=edicten ge=
betten
. Wann nun zu diesem Ende der 22.
Martii künftigen 1756sten Jahrs fruhe um
9 Uhr bey diesem Kaiserl. Königl. Jud.
del. Milit. mixio sub clausolz perpetui
filentii pro 1mo. 2do & 3tio. termino
zu erscheinen bestimmet worden ist. Solchem=
nach
wird er Hr. Hauptmann von Günther,
oder dessen hinterlassene Erben, und Cre=
ditores
an obbestimmten Tag, und Stund
durch sich, oder einem hierzu genugsam in=
struirten
Bevollmächtigten zu erscheinen, und
ihre etwann habend: Erbs=sprüche, oder an=
dere
wie immer Namen haben mögende An=
forderungen
also gewiß anzumelden, und
rechts beständig zu liquidiren wissen, wie im
widrigen auf Ausbleiben obersagte Verpflegs=
abrechnung
, als ein erbloses Gut dem Kai=
serl
. Königl. Jnvaliden=instituco anheim
fallen solle. Wornach sich danner Hr. Haupt=
mann
v. Günther, oder dessen hinterlasse=

ne Erben und Creditores ihr hierinnfalls ha=
bendes
Recht zu beschützen, und sich vor
Schaden zu hütten wissen werden.


EDICT.

Von der Röm. Kaiserl. Königl. und Lan=
des
=fürstl. Ni. Oe. Repräsentation und Kam=
mer
wegen, wird mit gegenwärtig=offenem
Edict dem Georg Tallian kund und zu wis=
sen
gemacht, es habe der Johann Argieri
Mandatario nomine des Emanuel Hadiz
um Erfolglassung deren von ermeldtem Ha=
diz
zu des alhiesig=Kaiserl. Königl. Stadt=
und Land=gerichts Handen bereits im Jahr
1753. in Sachen der zwischen erst=besagten
Hadiz und ihme Tallian abgeschwebten
Strittigkeit depositirten 76. fl. und einer
silbernen Sack=Uhr bey Jhr Ni. Oe. Re=
präsentation
und Kammer angelangt, nach=
deme
nun hierüber eine Erforderung auf den
23. September letzthin Vormittag um 11.
Uhr peremptorie angeordnet worden, und
diese Tagsatzung ihme Tallian wegen dessen
unbekannten Aufenthalt nicht zugestellet wer=
den
können, sondern anf Anlangen des ob=
erwehnt
=Hadizischen Mandatarii edictallter
kund zu machen nöhtig wäre, deme doch
ungesehen er Tallian weder persönlich, noch
per Mandatarium dabey erschienen, folg=
lich
der Verlaß in Contumaciam dahin
ausgefallen ist, daß dem Argieri wieder
ihne Tallian um die Ausfoglassung ober=
sagten
Gelds, und Sack=uhr anzulangen
bevorstehen solle; mehr berührter Argieri
auch sothane Ausfolglassung in ordine be=
trieben
hat, und hierin untern 14. October
jüngsthin mit vorhergehenden Erinnerung
gewilliget worden. Als wird ihme Georg
Tallion hiemit anbefohlen, daß im Fall
selber dargegen einige Einwendung zu machen
hätte, er solche hinnen 6. Wechen 3. =
gen
also gewiß bey Jhr Repräsentation und
Kammer anbringen, wie im widrigen auf
fereres Anlangen des Hadizischen in die Erfolglassungobgedachter 76 fl.
und Sack=uhr ohne weiteren gewilliget wer=
den
soll Wornach derselbe sich zu verhalten
wissen wird. Wien den 14. November 1755.


EDICT.

Von N. Richter und Raht des Kaiserl.
Markts Stockerau wegen wirdet hiemit je=

[7]

dermänniglich durch gegenwärtiges Valval=
edict
kund und zu wissen gemacht, welcher=
massen
anheut in Raht veranlasset worden,
daß das alhiesige zum gemeinen Markt ge=
hörige
Urfahr in Bestand verlassen werden
solle; Derentwillen dann auch eine Licita=
tions
=tagsatzung auf den 3ten Februarii des
künftigen 1756sten Jahrs fruhe um 8. Uhr
bestimmet worden, derohalben dann werden
alle diejenige, welche obgedachtes Uhrfahr
in Bestand zu nehmen gewilliget seynd, an
obgemeldten Tag und Stund auf den al=
hiesigen
Raht=haus zu erscheinen, und der
Licitations=tagsatzung beyzuwohnen haben,
wo sodann mit dem Meist=biettenden der
Bestand geschlossen werden solle. Actum im
Raht Stockerau den 12. Decembris 1755.


EDICT.

Von des Kaiserl. Königl. , mixti Sup. ac Inf. Austriæ wegen wird
hiemit durch dieses offentliche Edict des
Kaiserl. Königl. Titular=obristen Comte Pel=
licelli
sel. hinterlassenen Erben, und Credi=
toren
kund und zu wissen gemacht: Es ha=
be
hierorts der Kaiserl Königl. Kriegs=agent
Maximilian Költz, als der Kaiserl. Königl.
in Jnvaliden=sachen aufgestellten Hof=com=
mißion
bestellte Mandatarius gehorsamst an=
gezeiget
, wasgestalten der ersagt=Kaiserl.
Königl. Titular=obrist Comte Pellicellt in
seiner unterm 27. Augusti 1753. commissaria=
tisch
corroborirten Staabs=abrechnung a Ima
Novembris 1740. bis 4ten Septembris
1748. usque ad diem obitus 41. fl. 39.
3/13 kr. in Anforderung behalten habe. Gleich=
wie
sich nun dessen hinterlassene Erben und
Creditores hierumen der Zeit nicht gemeldet,
dergleichen von denen ab intestuto, und oh=
ne
Erben, und Erbs=nehmeren verstorbene Mi=
litar
=personen hinterlassene Vermögen hinge=
gen
vermög allerhöchster Entschliessung zu
Versorgung deren armen Jnvaliden=soldaten
als erblose Güter, und Verlassenschaften
dem Kaiserl. Königl. Jnvaliden=instituto
anheim fallen, als hat er Kriegs=agent um
Ausfertigung deren gewöhnlichen Convoca=
tions
=⟨e⟩dicten gebetten. Wann nun zu die=
sem
Ende der 22te Martii künftigen 1756.
Jahrs fruhe um 9. Uhr bey diesem Kaiserl.
Königl. Jud. Del. Milit. mixto sub Clau-

sula perpetui filentii pro 1mo. 2do. &
3tio. Termino zu erscheinen bestimmet wor=
den
ist. Solchemnach werden Eingangs ge=
dacht
=des Kaiserl. Königl. Titular=obristens
Comte Pellicelli sel. hinterlassene Erben und
Creditores an obbestimmten Tag und Stund
durch sich oder einen hierzu genugsam instru=
irten
Bevollmächtigen also gewiß zu erschei=
nen
, und ihre etwann habende Erbs=sprü=
che
, oder andere wie immer Namen haben
mögende Anforderungen also gewiß anzumel=
den
, und Rechts beständig zu liquidiren wis=
sen
, wie im widrigen auf Ausbleiben obbe=
sagte
Verpflegs=abrechnung als ein erbloses
Gut dem Kaiserl. Königl. Jnvaliden=anheim fallen solle; Wornach dann
die intereßirte Pellicellische Erben und Cre=
ditores
ihr hierinfalls habendes Recht zu be=
schützen
, und vor Schaden sich zu hütten
wissen werden.


Jn dem Augustin Bernardischen Buchhand=
lungs
=Gewölb bey der obern Jesniten=
pforte
gegen über seynd zu haben:

L’ Année Chretienne, Cantenant les
Messes des Dimanches, series & fetes
de toute l’ Année avec l’ Explication
des Epistres, & des Evangiles, & un
Abregè de Ia vie der saints, dont on
fait l’ office 13. 14. fl..

Meditations pour tous les jours du
Careme, par le R. P. Crasset. 2. Tomes
8vò à Brusselle, relie für 1. fl. 30. kr.

für 1. fl. 15. kr.

La Devotion du Calvaire par le me 8vò à Brusselle, relie für 36. kr.

d’ l’ Année avec de courtes Refle morale à la fin de chaque vie
par le R. P. Croisset de la Compagnie
de JEsus. 2. Tomes en folio à Lyon.
relie pour fl. 11.

de Lodeve, sur l’ Ecriture sainte.
4. Tomes 12mò a Paris. vor 5. fl. 30 kr.

Heilige Christ=nacht=metten, das ist:
sonderbares Andacht in der heiligen Nacht

[8]

hindurch, samt denen drey heiligen Messen,
von Wort zu Wort, wie solche von denen
Priestern gelesen werden; samt geistlicher
Lesung von der Geburt JEsu Christi, nebst
vorhergehenden Morgen=wie auch zu End
folgenden Vesper=Beicht=und Communion=
Gebetlern in 8vò gebunden für 24. kr.

Herrn Gottscheds gesamte Welt=weisheit
darinnen alle Philosophische Wissenschaften
in ihrer natürlichen Verknüpfung in zwey=
en
Theilen abgehandlet werden, mit Kup=
fern
8vò für 2. fl.


Bey dem schwarzen Elephanten, unweit
des Roten Thurns ist ein besonders schö=
ner
von Eben=holz künstlich gemachter Ka=
sten
, welcher zugleich mit pretiosen Steinen
eingelegt, auch mit vielen völlig mit Perl=
mutter
und Steinen eingelegten Saulen
versehen, nicht minder mit vielen gegossenen
und vergoldten Figuren, die Kaiserl. Hab=
spurgische
Familie vorstellend, ausgezieret,
in der Höhe aber mit vergoldten Balustraden
gemachet ist, enthaltet 41. verborgene Ladlein,
und hat unter sich 6. vergoldte Kugln ⁊c.
zu verkauffen.


Nachdem von der Gräflichen Hoyosi=
schen
Herrschaft Emerstorf über des
schon länger als 40. Jahr abwesenden, und
bis dato unwissenden Balthasar Leuthls, ge=
westen
Jnwohners zu Gossam hinterlassenes
Vermögen die Abhandlung vorgenommen wer=
den
will, als wirdet ein solches sowol ihme
Balthasar Leuthl selbst, soferne er noch im
Leben seyn solte, als desselben etwanigen Cre=
ditoirbus
, oder Erben hiemit zu diesem Ende
kund gemachet, daß, wer an sothaner Bal=
thasar
Leuthlischen Verlassenschaft einige
Schuld=forderung, oder Erbs=anspruch zu
machen vermeinet, solche also gewiß inner
denen nächsten 6 Monaten bey der Herr=
schafts
=ranzley Emerstorf anmelden solle,
als im widrigen mit sothaner Abhandlung
vorgegangen, und Niemand mehr hierwie=
der
angehöret werden solle.


Kund und zu wissen wird hiemit jeder=
männiglich
gemacht, daß all=diejenige, so
an weil. Hrn. Christoph Joseph Khieffner,
gewesten Stadt=richtern in Kloster=neuburg

sel. einige rechtliche Anforderungen zu stellen
vermeinen, sich innerhalb 3. Monat, 3. Täg
sub Termino 1mo. 2do. & 3tio. mit ih=
ren
in Handen habenden documentis bey den
Stadt=raht alda entweders selbst persönlich,
oder durch genugsamen Gevollmächtigten al=
so
gewiß einfinden sollen, als im widrigen
der sich nicht meldende Theil nicht mehr
wird angehört, sondern ihme das ewige Still=
schweigen
auferlegt werden, wornach sich ein
jedwederer zu richten wissen wird Stadt=
raht
Kloster=neuburg den 9. December 1755.


Auf Verordnung einer Hoch=löbl Ni. Oe.
Regierung in Justitz=sachen wird den 22. De=
cembris
dieses zu Ende lauffenden 1755sten
Jahrs Vormittag von 9. bis 12. und Nach=
mittag
von 3. bis 6. Uhr in dem Bischof=
haus
an der Freyung im anderten Stock
mit Verkauffung deren alda noch verhande=
nen
Verlassenschafts=effecten fortgefahren,
insonderheit aber Medicinischumd Chyrurgi=
sche
Bücher, dann einige Antheil Tockeyer=
und Raizeostorfer Wein, und bey 900. Em=
mer
Oesterreicher Wein, meistens Bisamber=
ger
1754er. Gewächs in eisernen Banden,
wie auch über 200. Emmer leere Fässer in
deto Banden plus ofterenti verkausset wer=
den
.


Jn dem Keßlerischen Buchbinder=gewölb
bey dem A. B. C. im Steinl=gässel seynd
nebst andern Calendern um einen billigen
Preiß zu haben: Feine Fingerl=calender,
wie auch von eingelegter Arbeit, daun auch
fein geschmelzte, und von Perl=mutter
Deckl, wie auch der Englische Wahrsagers=
calender
auf das 1756ste Jahr.

Jtem ist zu haben das Officium von der
Geburt Christi, in 8vo. gebunden pr. 20. kr.


NB. Bey dem Verleger des Wienerischen
Diarii ist zu haben:

Calendarium Tyrnaviense ad Annum
Jeso Chrifti M. DCC. LV1. Bissextilem.
Ad Meridianum Tyrnaviensem, & ele-
vationem
Poli 48. Grad. 30. m. in ufom
Regni Hungariæ, ac vicinarum Provin-
ciarum
. Ungebunden pr. 30. kr. gebunden
pr. 36. kr.

[9]

Num. 102. Samstags=anhang 20. December. 1755.

Gedruckt in der Kaiserl. Königl. privilegirten Zeitungs=buch=druckerey
im neuen Michaeler=haus mit von Ghelischen Schriften.


Aus Dännemark.

Coppenhagen 29. Nov.

GEstern war das Geburts=fest der Köni=
gin
Frau Mutter, bey Hofe in präch=
tigster
Gala gefeyert. Des Vormittags
legten alle in=und ausländische Ministri so=
wol
, als andere Herren von Distinction, bey
Jhro Majestät die Glückwünsche ab. Des
Mittags waren bey Hofe, ausser der Königl.
und Kron=prinzlichen, 3. Marschalls=ta=
feln
; des Abends aber war grosse Tafel von
70. bis 80. Couverts, und nach Endigung
derselben Ball. Am 20 dieses haben Jhro Ma=
jestät
der König den Justitz=raht, und Mit=
glied
des Ober=gerichts zu Gottorf, Friderich
Rumohr, zum Land=raht gnädigst ernannt
worden.

Aus Teutschland.

Aus dem Holsteinischen 2. Dec.

Von der am 1sten des November Mo=
nats
an vielen Orten dieses Landes sich ge=
äusserten
Wasser=bewegung ist noch zu geden=
ken
, daß dieselbe am obgedachten Tag, und
zwar des Mittags zwischen 12. und 1. Uhr,
auch in dem Hafen zu Husum ist verspühret
worden. Das Wasser hat daselbst, und zwar
an der Norde=seite gedachten Hafens, auf
eine eben nicht gar grosse Revier, sich auf
einmal ganz ausserordentlich erhoben, und da=
bey
so stark gebrauset, und gewütet, als ob
es durch den heftigsten Sturm=wind erre=
get
würde. Einige Schifleute, die dieses ge=
sehen
, und zugleich bemerket, daß das übri=
ge
Wasser im Hafen ganz stille gewesen, ha=
ben
geglaubt, auf der unruhigen Stelle ein
ungewöhnliches Wasser=thier zu entdecken;
daher sie sich mit ihren Booten dahin bege=
ben
. Sie haben aber nichts gefunden, und
darauf mit noch viel verschiedenen anderen
Leuten noch bey nahe eine Viertel Stunde der
Bewegung des Wassers zugesehen, bis es
endlich völlig wieder zur Ruhe gekommen.
Bey Schodull, und Hollersdull, gleichfalls
im Amte Husum, hat man zu eben der Zeit,

auf eine ungefähr 30. Ruten grosse Revier,
bey stiller Witterung, ein dergleichen unge=
wöhuliches
Brausen, und eine Bewegung
des Wassers bemerket, wobey von 4. auf
dortigem Fahr=wasser vor Anker gelegenen klei=
nen
Schiffen sich 3. nach Nord=osten, das
vierte mit ungleich starker Heftigkeit nach
Nord=westen geschleudert. Jn dem grossen
See zu Plön hat sich diese Wasser=bewegung
gleichfalls. so starck ereignet, daß Leute, die
am Ufer desselben mit Waschen beschäftiget
gewesen, sich in möglichster Geschwindigkeit
entfernet, und über das bey ganz bequemer,
und heiterer Luft auf einmal erfolgte Geräusch,
und Toben des Wassers ganz erstaunet gewe=
sen
. Es hat dabey an einigen Stellen viele
Steine ausgeworfen, die mit Koht, und Laim
umgeben gewesen, und zugleich auch die natür=
liche
Farbe in eine schwarze, und blaue verwan=
delt
. Nach Verlauf einer halben Stunde aber
hat es sich in seine Ordnung wieder dargestellet.
Besonders ist merkwürdig, daß auf eben die=
sem
See, in der Gegend von Nehmt, und
Aschperg, Leute gefahren, die auf der Stel=
le
, wo sie sich befunden, nichts verspühret,
hingegen mit der grösten Verwunderung ge=
sehen
haben, wie das Wasser in der Ferne
von ihnen gewütet hat.


EDICT.

Von der Röm. Kaiserl. Königl. Majestät
Ni. Oe. Regierung in Justiz Sachen, wegen
N. N. allen und jeden so an weil. Carolina
Paloquain, von Geburt von Souliak (welche
in Prag auf der Neustadt ab intestato, gähen
Todtes verfahren) ruckgebliebener, bey de=
nen
Regierungs=depositis sich befindender
Stadt=banco Obligation einig rechtliche Er=
bes
=oder andere Ansprüche zu haben vermei=
nen
, hiemit anzufügen. Wasmassen bey
Jhr Regierung in Justiz Sachen N. Oberin,
und Convent des Klosters bey St. Elisabeth
auf der Land=strassen alhier in Namen ihrer
Profeßin Mariä Bernardinä, von Geburt

[10]

von Suliak, und Ferdinand von Souliak, als
ab intestatto kommende Anverwandte=und
Erben um Erfolglassung einer bey denen verwahrter Stadt=banco Obligation
pr. 1000. fl. Capital demütig, und gehorsam
angelanget, und gebetten haben; Wann nun
aber aus Abgang anderen Rechtlichen Legiti-
mations-nohtdurften in vorläuffige Ausfer=
tigung
einiger Valval- edicten (Krast welchen
all die jenige, welche an der zu Prag ab In-
t
estato verstorbenen Carolina Paloquain ge=
borner
von Souliak ruckgeblibener Verlassen=
schaft
, als Nähere, oder gleiche Anverwandte
neben vorgenannten gemeldeten Erven, und
Supplicantten sich legitimiren könten, vor=
geladen
werden) gewilliget worden. Die=
semnach
dann, wird allen und jeden so an
vorernannter zu Prag in der Neustadt den
4ten Monats Martii Anno 1746, unverse=
henen
Todtes ab intestato verstorbener Caro=
lina
Paloquain, geborne von Souliak ruck=
geblibenen
Vermögen, oder vielmehro an der
in selbes gehöriger Stadt=banco Obligation,
einiges, oder näheres Erb=Recht, und an=
dere
Rechtliche Forderungen zu stellen ver=
meinen
, mit diesem offentlichen Edict sub
termino primo, 2do, & tertio, hiemit vor=
geladen
, und selben anbey anbefohlen, daß
jener, oder dieselbe inner angesetzter Frist ei=
nes
Jahrs, 6. Wochen, und 3. Tägen (à Dato
der Affigirung dieses gegenwärtigen Edicts
anzuraiten) bey Jhr Ni. Oe. Regierung in
Justiz- sachen nur ihren Rechtlichen, und schriftlichen Nohtdurften also=
gewis
sich anmelden, wie widrigen Falls nach
vorgesagt verstrichenen Termin, denen oft berührte Stadt=banco Obliga=
tion
ausgefolget, und nachmalen denen sich
nicht gemeldeten, auch näheren Anverwand=
ten
das ewige Stillschweigen auferleget, und
selbe nicht mehr angehöret werden sollen.
Wien den 11. April 1755.


Jn der Peter Conrad Monatischen Buch=
handlung
unter denen Tuch=lauben im Pfeiffe=
rischen
Haus, ist zu haben:

Leßings Gotth. Erh=Theatralische Biblio=
teck
, 3ter Th⟨e⟩il 8vo, Berlin 1755.

Die wahren Pflichten des Soldaten, und
insonderheit eines Edelmanns, welcher sein
Glück in Kriegs=diensten zu machen suchet,
8vo, Berlin 1755.

Trillers Dan. Wilh=Poetische Betrachtun=
gen
über verschiedene aus der Natur, und
Sitten=lehre hergenommene Materien 6ter
Theil, groß 8vo, Hamburg 1755.

Briese an Freunde, 8vo, Danzig 1756.

dans une suite de Lettres publiées Sur
les Originaux, par l’Editeur de Pamela, &
de Clarisse, 5. Tom. 12mo grand, Leids
1756.

Wilke Christ. Heinr. Anweisung zu einer
neuen Art der Rechen=kunst im gemeinen Le=
ben
, in Oeconomischen, geometrischen Münz=
wechsel
, und überhaupt zum Europäischen
Commerico dienenden Rechnungen, 8vo Halle
1756.

, im qua agitur de Societatibus, minori, conjugali, paterna & herili, 4to, Halle
1755.

Allgemeines Magazin der Natur, Kunst,
und Wissenschaften, 6. Theil, mit Kupfern.
groß 8vo, Leipzig 1755.

Groschen=cabinet, oder Sammlung von
Deutschen Münzen der Mittlern, und neuen
Zeiten, ⁊c. eilftes Fach, nebst Register, 8vo,
Leipzig 1755.

L’Art du Genie pour l’instruction des gens
de guerre avec figur. 8vo grand BerIin 1755.


Bey dem Verleger des Wienerischen
Diarii ist zu haben:

Ordnung, wie das Heil. vierzig=stündige
Gebett vor ausgesetztem Hochwürdigsten Al=
tars
=sacrament in alhiesiger Kaiserl. Königl-
Residenz=stadt Wien, vom 30. November
1755. in dem Advent, bis wieder Advent
1756. zu halten ist. Das Stuck pr. 3. kr.

Directorium Romano-Viennense, seu Ordo
Mistas celebrandi, & Horas Canonicas re-
citandi
, juxta Ritum Mistalis, & Breviarii
Romani, ac proprii Viennensis, adjunctis
etiam Festis ex Proprio Passavienst, pro
Annô Domimi M. DCC. LVI. qui est Bis.
sextilis. Das Exemplar in Gold=papier ein=
gebunden
pr. 20. kr., und in ordinari Pa=
pier
pr. 17. kr.

Wiennerisches Finger=Calenderl auf das
Jahr 1756. sauber in Leder gebunden in
Futeral pr. 17. kr. ungebundener der Bogen
pr. 4. kr.

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