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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 99, 10. Dezember 1755

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[1]

Num. 99. Mittwoch den 10. Decembris.1755.

Wienerisches

DIARIUM.

DIARIUM.

Gedruckt in der Kaiserl. Königl. privilegirten Zeitungs buch=
druckerey
im neuen Michaeler=haus mit von Ghelischen Schriften.


Aus Spanien.

Cadix 4. Nov.

AM 1sten dieses Morgens um 9. Uhr
und 55. Minuten fühlten wir alhier
ein sehr starkes Erd=beben, so unge=
fähr
5. Minuten daurete, doch allein in
dieser Stadt nur wenig Schaden verursachte,
alle Einwohner wurden dadurch in Bewe=
gung
und Schrecken gesetzet, so aber in 3.
Viertel Stunden hernach verdoppelt wurde,
weil die See in einer ganz entsetzlichen =
he
bey ganz stillem Wetter angerollet kam,
dermassen daß das Wasser in weniger dann
einer Minuten von 25. bis 30. Fuß hoch
aufliesse, und man dachte die ganze Stadt
würde überschwemmet werden, der güttige
GOtt aber ließ dieses Schrecken nicht lan=
ge
dauren, weilen das Wasser in einigen
Minuten wieder in sein Lager trat, eine
halbe Stund hernach kam das Wasser wie=
der
zu selbiger Höhe, und zum drittenmal
1. Stunde später, nachgehends aber ver=
minderte
sich dasselbe, darnach bliebe die
See bis Mitternachts um 12. Uhr in einer
beständigen eytraordinairen Bewegung. Das
Erd=beben hat nur einige alte Häuser beschä=
diget
, und die See hat an der Stadt kei=
nen
andern Schaden gethan, als daß nur
ein groß Stück von der Mauer umgewor=
fen
worden, und 90. Piepen Oele und
Weine weggeschwommen seynd. Ausser der
Stadt ist ein steinerner Weg, so zwischen 2.
Mauren 2. Stunden lang nach der Jnful ge=
het
, welcher aus dem Grunde weggetrieben
ist. Alle Leute so sich darauf befunden, seynd
ertrunken, das Wasser hat von denen Mau=

ren Steine von mehr dann 3000. Pfund
schwer, über 100. Schritte durch die Luft
weggeworfen Jn S. Luccar seynd viele Men=
schen
ertrunken, als auch in Sevillien und
Ayamonte. Die Städte so landwärts
einligen, seynd durch das Erd=beben beschä=
diget
, und die an der See ligen, denen hat
das Wasser Schaden gethan. Dem Hummel
sey Dank, daß es nicht länger gedauret! Un=
ter
andern Spanischen Städten hat sich das
Erd=beben den 1. dieses auch zu Mallaga
spühren lassen, wo die Erschütterung 5. Mi=
nuten
lang stark gewesen, jedoch ohne son=
derlichen
Schaden, ausser daß einige Häu=
ser
zerborsten und etliche Gebäude sich geöf=
net
haben; es hat sich aber dieses Erd=be=
ben
auch insonderheit in Andalusien und über=
haupt
auf der Küste von Gibraltar empfin=
den
lassen. Da übrigens die ganze Küste von
Portugal, welche dieses Erd=beben gleichsam
durchloffen, die bedauerliche Würkungen des=
selben
empfunden hat. Port a Port hat eben=
falls
grosseu Schaden erlitten, viele Häu=
ser
und Gebäude seynd umgefallen, oder be=
schädigt
, auch viele Personen zu Grund ge=
gangen
; annebst ist ein grosser Theil der
Stadt durch die Meer=wellen, so über die
Mauren gestiegen, überschwemmet wor den.

Aus Jtalien.

Neapel 4. Novemb.

Den 31. Octobris ware der König mit
dem grösten Theil Dero Hof=staats aus Por=
tici
angelanget, um den andern Tag das
Fest Aller=heiligen zu begehen. Als nun
aber der erste November erschienen, so

[2]

war die Lu⟨f⟩t des Morgens nach 8. Uhr,
längs denen Sec=küsten so dunkel, daß man
fast einander nicht sehen, noch erkennen konn=
te
. Die See ware um 8. Uhr noch ganz
stille und ruhig, allein hierauf wurde sie
stürmisch, und schwolle sehr auf. Der Berg
Vesuvius, welcher gleichfals einige Wochen
sehr stille gewesen, fienge fast zu gleicher Zeit
um 9. Uhr an, so gewaltig|an zu toben, daß
man in einen grossen Schrecken geriehte, es
würde ein Erd=heben erfolgen. Um 10. Uhr
aber wurde der Vesavius wieder still, und
das Volk begabe sich Hauffen=weise in die
Kirche, GOtt dafür zu danken. Nun lasset
der König 500. Leute in dem unterirrdischen
Herculano arbeiten. Ungeachtet man bey Ga=
eta
einige Forken angeleget, um das Aus=
reissen
unserer Soldaten zu vermehren so
geschahe es doch vor etlichen Tagen, daß
116. Mann von unserer Besatzung allda
durchgegangen.

Rom. 15 Nov.

Mit einem von Neapel angelangten Ex=
pressen
, hat der junge Fürst Don Lorenz
Colenna das Diploma erhalten, womit der
König von Neapel ihm in allen denen jeni=
gen
Ehren und Würden bestättiget, welche
sein Verstorbener Vatter gehabt, de=
me
zu Folge derselbe als Groß=contestabel
des König=reiches von Neapel, und ausser=
ordentlicher
Botischafter zur jährlich ge=
wohlichen
Aberreichung des Zelters ernannt
ist, er wird demnach thestens nacher Nea=
pel
abgehen, um bey dem König sich zu be=
dancken
.

Aus Groß=Brittannien.

Plymouth 14. Nov.

Hier ist das Königliche Schif, Einhorn
genannt; angelanget. Es ist nur mit zwan=
zig
Kanonen besetzt, und kommt von Lisa=
bon
. Dieses Schif hat eine grosse Summe
Geldes an Boord. Auf der Keise seynd
ihm 2 Französische Kriegs=schiffe, eins von
60. und das andere von 40. Kanonen be=
gegnet
, welche um dasselbige etlichmal he=
rum
gesegelt, und es durch Fern=gläser
recognosciret, jedoch nicht beunruhiget haben.

Londen 21. Nov.

Aus Hannover seynd wichtige Briefschaf=
ten
angelanget; hierauf haben Jhro Majest.
der König, der dasigen Regierung Befehl

ertheilet, alle Maaß=reguln zur Sicherheit
des Churfürstentums Hannover zu nehmen,
und die Magazinen anzufüllen. Der Lord
Barington ist zum Kriegs=secretair, und der
Ritter Robinson, zum Jntendanten der gros=
sen
Garde=robbe, ernannt worden. Ein mit
Schieß=pulfer beladenes Fahrzeug wurde
neulich an die Küsten in West=england an=
geschlagen
, das Schif zerbrach in Stücken,
das Volk auf diesem Schif wurde aber er=
rettet
, und ist nach dem Tour gebracht wor=
den
, es wird nun examiniret; man hat
aber noch nicht erfahren, wohin dieses Schif
bestimmet war, welches zu vielen Nachden=
ken
Anlaß gibt. Der Pracht und Freude,
mit welchen den 11. dieses, berichteter mas=
sen
der Geburts=tag des Königs gefeyret
wurde, ist fast nicht zu b. schreiben. An sel=
bigen
Tage trate der neu=erwehlte Lord=ma=
jor
seine Amts=verrichtung an. Um 11. begab
sich derselbe in einer sechsspännigen Staats=kut=
sche
in Begleitung der Albermanns, des
Sherifs, und des gewesten Lord=majors,
in ihren Kutschen von dem Raht=hauß Gu=
ilthall
nach der Wasser=feite, alwo sie in die
bereit=ligende Lust=schifte stiegen, deren je=
des
mit 24. Ruder=knechten in sauberer Mon=
tur
, mit einer Bande Musicanten befetzt,
auch mit Fahnen, Standarten und Wap=
pen
der Jnnung ausgezieret war. Der
Weeg wurde von dannen nach Westmünster
heraufgenommen, wo der Lord=major vor
Jhro Majestät den Eid der Treue ablegte.
Um 4. Uhr des Nachmittags, kehrete er
unter folgenden Aufzug wieder zurück: 1.
Wurden die Grenadiers der Stadt=militz von
ihrem Major zu Pferde aufgeführet, dann
kam 2. ein geharrnischter Mann, die Macht
des Lord=majors andeutend. 3. Etliche 100.
Mann von der Stadt=militz. 4. Alle Offi=
cianten
der Stadt zu Pferd und zu Fuß.
5. Die zwey grosse Stadt=fahnen, deren jede
durch gewisse Maschinen von 8. Personen
getragen wurden, und viele kleine Fahnen.
6 Die Schild=knappen von allen Jnnun=
gen
, welche das Wappen jeder Jnnung als
ein grosses Schild am Arm trugen, und vor
welchen die Musicanten hergiengen. 7. Die
Jnsignien der Stadt zu Pferd. 8. Die
prächtige Staats=kutsche des Lord=majors,
in welcher derselbe mit seinen langen schar=

[3]

lachenen Kleide satz, dessen Schleppe im
Sehen von 2. Pagen getragen war, mit der
goldenen Kette, und andern Hoheits=zeichen
gezieret; rükwärts aber sassen zwey seiner
Assistenten, und in jedem Schlag zwey Offi=
cianten
, die das grosse Schwert, einen sil=
bernen
und vergoldeten Stab, worauf eine
goldene gekrönte Kugel ⁊c. bielten 9. Die
Kutsche des abgegangenen Lord=majors mit
6 Pferden, und 10. machten bey 200 Kut=
schen
von denen übrigen Rahts=gliedern
den Schluß

Aus Frankreich.

Ronen 10. Nov.

Nachdeme man seit Anfang dieses Mo=
nats
nichts als Regen=wetter gehabt, so
fügte es sich, daß den 5ten dieses ein Don=
ner
=wetter bey so später Jahrs=zeit ent=
standen
. Der fünfte und letzte Donnerschlag
war sehr heftig, und der Knall förchterlich.
Es traffe derselbe das Pulfer=magazin zu
Maromme, einem drey Viertel Stunden
von hier entferntem Dorfe. Der Donner=
schlag
zerspaltete einen Balken des Dachs
dieses Magazins, und träffe unter 8. hun=
dert
Fäßlein Putfer nur zwey, die zwar
zerschmettert, aber nicht entzündet wurden,
weiches durch eine besondere Vorsehung GOt=
tes
geschehen, dann, wäre eine Entzün=
dung
erfolget, so wäre das ganze Dorf,
wie auch die Arbeiter in dem Magazin hin
gewesen.

Paris 21. Novemb.

Nachdeme gedachter massen die Madams
Dauphine mit dem neu=gebornen Grafen von
Provence niedergekommen, hat derselbe die
Heil. Tauffe von dem Herrn Cardinalen von
Sonbize, und das Heil. Geistes Ordens=
band
von dem Herrn Rouille empfangen:
worauf derselbe der Gräfin von Marsan als
Gouvernantin der Königl. Kindern überge=
ben
worden. Gedachte Dauphine befindet
sich nebst dem neu=gebornen Prinzen in zu=
ten
Wolseyn.

Paris 24. Nov.

Die Madame Dauphine befande sich die=
ser
Tagen wegen einigen Schwachheiten, in
gefährlichen Umständen, so daß die Königl.
Leib=ärzte eine Aderlässe aurichren, welchem
aber keine Folge geleistet wurde, und ande=

re herzstärkende Mittel die Herstellungs=wür=
kung
gehabt, also daß dieselbe sich nunmehro
wieder in gutem Wolseyn befindet. Vorge=
stern
ist der Herzog von Nivernois nocher
Berlin und der Hr. d' Afry nach denen Nie=
derlanden
als Königl bevollmächtigte Ministri
abgereiset. Obwolen man denen jüngst=gedach=
ten
Nachrichten aus Lisabona schier keinen
Glauben zustellen wollen, so lauffet doch die
Bestättigung davon so kläglich ein, daß man
sich den Jammer und Elend nicht genugsam
kan vorstellen, vielweniger die Amstände
melden, welche die noch fortdaurende Be=
stürzung
und Schrecken zuruckhält. Jndessen
hat man unterm 10. dieses von Madrid fol=
gendes
zu vernehmen: Daß den ersten dieses
das ganze Königreich Spanien und Portu=
gal
von dem Erd=beben erschüttert worden,
und der Fluß Tago davon ein Vorbott ge=
wesen
, als welcher auf eine wundersame
Weise aufgeschwollen, so daß er zu Toledo,
welches mehr dann hundert Meilen von Li=
sabon
entfernet ist, auf zehen Schuh hoch an=
gewachsen
; wie dann auch die See selbsten
so ungestümm als aufgeschwollen ware, so
daß Cadix Gefahr lieffe, unter Wasser ge=
setzet
zu werden, indeme die Straffe, welche
auf die Jnsul führet, von denen Welten
des Meers völlig weggeschwemmet worden,
und darauf 200. Personen das Leben einge=
büsset
haben: Zu Cadix selbst seynd einige
Häuser theils eingestürzet, theils unter Was=
ser
gesetzet worden: Zwölf Städte in Spa=
nien
seynd sehr beschädiget, und die Kirch=
thürne
herunter gefallen.

Aus Dänemark.

Copenhagen 17. Nov.

Am Sonn=abend geruhete die regierende
Königin, der Jtalianischen Opera beyzuwoh=
nen
, und heute beehrten dieselben, wie auch
der Kron=prinz und eine der Königl. Prin=
zeßinen
, solche abermals mit Dero Ge=
genwart
. Von des Kron=prinzens Regi=
ment
ist der Second=leutenant, Herr von
Staffeldt, mit dem Caracter als Capitan
von der Jnfanterie in Gnaden dimittiret
und bey dem Garnisons=regiment ist der
Capitan, Herr von Seydewitz, zum dritten
Major erhohen worden.

[4]

Aus Pohlen.

Warschau 22. Nov.

Vorgestern langte der Herr Woywode
von Mazuren Graf Ruzienski aus Cracau
hier an. Wir haben nunmehro schon 8.
Wochen eine so betrübte Witterung, daß
während dieser Zeit kein Tag vergangen,
an dem es nicht geregnet hätte. Die We=
ge
seynd dadurch gänzlich grundlos gewor=
den
, ja man weiß sich seit 30. Jahren hier
in Pohlen keines solchen Wetters zu erin=
nern
. Gestern ist wieder ein Kerl gefänglich
eingebracht worden, welcher am Montage
zu Nachts einem Armenier das Gewölb auf
der Kracauer=vorstadt aufgebrochen, und
gänzlich ausgeräumet hatte, und den Au=
genblick
seynd noch 7. dergleichen verdäch=
tige
Leute eingesetzet worden. Von Brzesc
in Litthauen ist aus eine sehr betrübte Ge=
schicht
gemeldet worden: Es verheyrahtete
nämlich ein dasiger Edel=manm einem an=
dern
von seinem Caracter seine Tochter, und
verspricht ihm 300. Pohl. Fl. i. e. 50. Rihlr.
zum Brautschatz, weil aber seinem Schwie=
ger
=sohn die Zeit zu lang wird, ehe die
Bezahlung erfolgt, so gibt er mit Beyhülf
seiner erst geheyrahteten Frau, seinen beyden
Schwieger=eitern eine so starke Dosin Gift,
daß sie beyde in 3. Stunden zerplatzen müs=
sen
. Die Thäter seynd sögleich gefänglich
eingebracht, und denen Gerichten übergeben
worden.

Aus Deutschland

München 27. Novemb.

Des Hoch=und Wohl=gebohrnen Herrn
Carl Joseph Maria des Heil. Römischen
Reichs=grafen von und zu Haimhausen,
Frau Gemahlin, Maria Victoria, gebohrne
Reichs=gräfin von Leyblfing, ⁊c. hat nach
einet 3. wöchig=erlittenen Krankheit, an
einem innerlichen Brand, in dem 38sten
Jahr thres Alters, den 26. dieses, Früh
zwischen 9. und 10. Uhr, hieselbst dieses Zeit=
liche
mit dem ewigen verwechselt. Jhr ver=
blichener
Leichnam wird heute Abends nach
der Hamhausischen Erb=begräbnuß tans=
portiret
werden.



Wien den 10. December. 1755.

SAmstag den 6. December, St. Nicolai
Fest, nach dem Rorate wurde das wo=

chentliche Gebett, und der gewöhnliche GOt=
tes
=dienst in der Kammer=kapellen gehalten.

Sonntag den 7. December, wohneten
beede Kaiserl. Majestäten samt ihren König=
lichen
Hoheiten denen Durchleuchtigsten äl=
teren
jungen Herrschaften dem ordinari GOt=
tes
=dienst in der Kammer=kapellen bey;
Nachmittags um 5. Uhr haben Se. Maje=
stät
der Kaiser, in Erscheinung Sr. Excell.
des Venetianischen Hrn. Bottschafters, und
deren Herrn Toisonisten der feyerlichen Toi=
son
=vesper in der Hof=kapellen abgewartet.

Eodem Vormittags um 10. Uhr haben
Se. Excell. der Rußische Botschafter Herr
Graf von Kaiserling bey Sr. Majestät dem
Kaiser seine Zuruck=kunft=audienz gehabt.

Montag den 8. December, Fest der un=
befleckten
Empfängnuß Maria, fruhe um 8.
Uhr hat der (Titl.) Herr Joseph des Heil.
Römischen Reichs Graf von Arco, unter
Aßistirung Reverendissimi Patris Jgnatii
Kampmuller. S. J. Jhrer Majestät der
Kaiserin Beicht=vatter, unter dem Rorate=
amt
in Gegenwart beeder Kaiserl. Majestä=
ten
in der Kammer=kapellen seine erste Meß
gehalten: dann vor 10. Uhr seynd die Her=
ren
Bottschaftere, Gesandte, wie auch die
hieber angekommene Hungarische Magna=
ten
, und der gesamte alhiesige hohe Adel
wegen Seiner Majestät des Kaisers aller=
höchsten
Geburts=tags, da Sr. Majestät
das 47ste Jahr Dero Alters in höchst=er=
wünscht
=beglücktem Wolstand zuruck gelegt,
ihre unterthänigst. Glück=wünfchungs=com=
plimenten
abzulegen, bey Hof in prächtiger
Gala erschienen, worauf nach 11. Uhr sich
Se. Majest. der Kaiser in öffentlichen Staat
nach der St. Stephans=metropolitan=kir=
che
begeben, und alda in abermaliger Er=
scheinung
Sr. Excellenz des Herrn Vene=
tianischen
Bottschafters, und Beywohnung
deren Herren Ritteren des goldenen Vlieses
in gespitzten Mantel=kleidern, mit umhangen=
der
Ordens=ketten, dem gewöhnlichen sey=
erlichen
GOttes=dienst, welchen (Titl.)
Se. Hoch=fürstliche Gnaden Herr Jo=
hann
Joseph von Trautfon, alhiefiger
Erz=bischof gahalten, andächtigst beyge=
wohnet
. Währendem GOttes=dienst haben
(Titl.) PerillustrisetMagnificus no-

mi-

[5]

minus Joannes Adamus Penz, J..V. D.
Excelsi Regiminis Inferioris Austriæ in
Judicialibus Confiliarius, und der Zeit
alhiesiger uralt=und Welt=berühmten Univer=
sität
neu=erwählter Rector Magnificus:
Dann die 4. neu=erwählte Herren Decani de=
ren
Facultäten: als (Titl.) Reverendis-
simus
ac Clarislimus Dominus Antoni-
us
de Madruzzi AA. LL. Philosophiæ,
ac SS. Theologiæ Doctor, Metropolita-
Ecciesiæ Vrennensis Canonicas, Cel-
sissimi
& Reverendissimi S. R. I. Prin-
cipis
, & Arch-Episcopi Viennensis Con-
siliarius
Consistorialis, Decanus per Sub-
urbia
Viennensix, & Districtum Clau-
stro
-Neoburgensem, und der Zeit einer
Löbl. Theologischen Facultät Decanus, dann
(Titl.) Herr Johann Lorenz Salomon Fritz
U. J. D. Aulæ Judiciorumque Advoca-
tus
, nec non Venerabilis Consistorii
Universitatis in Judicialibus Consiliarius
perpetuus, und der Zeit einer Löbl. Juri=
dischen
Facultät Decanus im quartum an-
num
confirmatus: Wie auch (Titl.) Hr.
Carolus Joannes de Fetzer AA. LL. Phi-
losophiæ
& Medicinæ Doctor, und der
Zeit einer Löbl. Medicinischen Facaltät De-
canus
, und (Titl.) ordnarius, nec non Venerabilis
Consistoriis Universitatis in Judicialibus
Consillarius perpetuus, und der Zeit ei-
ner
Löbl. Philosophischen Facultät Decanus,
den sonst gewöhnlichen Eid von Vertheidigung
der unbefleckten Empfängnuß Mariä abgelegt;
nach welchem, weilen die Löbl. Theologi=
sche
Facultät auf Antragung des obbenann=
ten
Herrn Decani das jährliche Fest der un=
befleckten
Empfängnuß in obbedachter Me=
tropolitan
=kirche begienge, ein Geistlicher
der Gesellschaft JEsu eine Lateinische Lob=
rede
von der allerheiligsten unbefleckten
Jungfrauen Maria auf das vortreflichste ge=
halten
. Dann nach Zuruckbegebung in die
Burg, haben Seine Majestät der Kaiser
Mittags mit Jhren Königlichen Hohei=
ten
denen Durchleuchtigsten Erz=herzogen
Joseph und Carl, unter der gewöhnlichen
Aufwartung bes besagten Herrn Bottschaf=

ters, und einer vortreflichen Tafel=musique
offentlich gespeiset; und Abends ist ein
Musicalisch=Jtaliänisches Pastorale, beti=
tult
: L' Inocenza giustificata in dem Kai=
serl
-Theatro nächst der Burg gehalten wor=
den
.

Dienstag den 9. December, wurde das
Rorate=amt abermals in der Kammer=ka=
pellen
in Gegenwart Allerhöchster Herrschaf=
ten
gehalten.


Lista deren Verstorbenen zu Wien
in=und vor der Stadt.

Den 6. Decemb.

Jn der Stadt.

Dem Joh. Mich. Pischinger, Burgerl. Oeb⟨⟩., s.
W. Ursula, im Palmis. H. am Peter, alt 30. J.

Vor der Stadt.

Carl Moser, Universitäts=kupfer=druck., beym gold.
Schneck. auf der Wind=mühl, alt 49. J.

Dem Sebast. Schmid, Burgerl. Schuh=mach., s. K.
Cathar., beym Kohl-trag. am Spitelb., 4. J.

Dem Joh. Leitgeb, Wirk., s. W. Anna, in s. H.
am Thury, alt 55. J.

Dem Otto Stöckl, Lehen=kutsch., s. W. Rosina, im
Kesselreiberis. H. zu Margar., alt 40. J.

Ursula Kastnerin, Wittwe, bey denen 3. Lerch. an
der Wied., alt 83. J.

Summa 6. Person., darunter 1. Kind.
Den 7. Decemb.

Jn der Stadt.

Joh. Adam Forstner, Burgerl. Greißler, im Groß=
bauris
. H. am Graben, alt 40. J.

Joh. Dimitteri, ein Griech, im Zinn-giesserisch. H.
im Barbara-gäs., alt 19. J.

Vor der Stadt.

Simon Zimmerl, Burgerl. Wirt, beym goldenen
Hirsch. in der Rosau, alt 45. J.

Dem Andre Mayr, Burgerl. Kuchel-gart., s. W.
Anna, im Wagneris. O. in der Rossen, alt 30. J.

Dem Joh. Rigst, Zimmer=meist., s. K. Math., beim
weis. Ochs. zu Mäzleinstorf, alt 6. J.

Dem Rich. Gubich, Leck., s. K. Joh., beym wild.
Mann am Spitelberg, alt 2. J.

Eva Krammerin, Wittwe, dey denen 3. König. in
der Josephst., alt 63. J.

Dem Lorenz Wurzinger, Tagw., s. W. Cathar.
in Goldschmidis. H. zu Erdberg, alt 25.J.

Andre Fereiner, alt 34. J., bey denen FF. Mis.

Summa 8. Person., darunter 2. Kinder.

Den 8. Decemb.
Jn der Stadt.

Georg Schober, Burgerl. Wild-prät-handl., im
Lotzen-hof, alt 84. J.

To=

[6]

Tobias Schulterer, Lack., im Corwatsch. P. beyn
Francistan., alt 65. J.

Vor der Stadt.

Dem Casp. Boll, Gurgert. Gold-schm., s. K. Franz,
beym gold. Pfauen am Spitalberg, alt 3. J.

Dem Phil. Keinrad, Lust=gart., s. W. Juliana, im
Eulenschenkis. Gart. auf der Landstr., alt 47. J.

Eva Gedimayrin, Wittwe, bey Maria=loreto zu
Marger., alt 89. J.

Ant. Duntot, Luft=gart., im Althanis. Gert. ausser
der Rossau, alt 78. J.

Dem Gedast. Medert, Lack., s. K. Jos., beym gold.
Ritter bey Maria=hülf, alt 2. J.

Anna Pfaufin, Wais, beym gold. Ochs. bey Ma=
ria
=hülf, alt 4. J.

Dem Jos. Wiederman, Tagw., s. K. Cathar., bey
dem schwarz. Adler bey Cr. Ulrich, alt 4. J.

Summa 9. Person., darunter 4. Kinder.

Den 9. Decemb.
Jn der Stadt.

Hr. Albrecht Bauer, Kieberlags=buchhalt., im
Catleris. P. auf der hohen Bruck., alt 50. J.

Jgnatz Dietl, gew. Berwalt., beym gold. Pfauen
in der Kämmerstr., alt 68. J.

Vor der Stadt.

Peter Amon, gew. Fleisch=self., beym gold. Kreutz
oberm Keustist, alt 73. J.

Welch. Gteinberger, gew. Kail. Kutsch., in s. H.
im Liechtenth., alt 92. J.

Dem Joh. Prokopf, Keit=kn., s. K. Rihard, im
Liechtenfteinis. H. in der Rossan, alt 7. J.

Dem Simon Lenbard, Wäschern, s. W. Susan.,
im Mollaris. H. zu Gumpendorf. alt 34. J.

Elisab. Furgangin, led. M., im Ehrenthallis. H.
in der Leopoldst., alt 30. J.

Summa 7. Person., darunter 1. Kind.


Auf eines Hochlöbl. ans Regierung in
Wechsel=sachen aufgestellten Judicii Dele=
gari
untern 6. Novembris ergangene Ver=
ordnung
werden den 11. Decembris dieses
Lauffenden 1755. Jahrs in der Rossau beym
goldenen Bärn im ersten Stock verschiedene
Effecten, als Bilder, Uhren, Gewehr,
Spiegeln, Caffee=geschirr, Kästen, Klei=
ber
, Beht=gewand, anderes Haus=gerät
und schöne Mobilien in der Fruh von 9. bis
12. Uhr, dann Nachmittag von 3. bis 6.
Uhr dem Meistbiertenden verkauft werden.


In der in dem Marggraftum Mähren
situirten Königl. Stadt Brünn, werden auf
hohe Verordnung eines Hochlöbl. Kaiserl.
Königl. Tribunalis die von Sr. Excellenz
dem verstorbenen Herrn Wenzl Michael Gra=

sen von Würben und Freudenthal, (pl.
Tit.) vorhandene Verlassenschafts=effecten;
als verschiedene kosthare Ring, goldene und
andere pretiose Tabattieren, goldene und
andere Uhren, Silber, reich=bordirte und
andere Kleider, Wäsch, Tisch=zeug, Gr=
wehr
, Wagen und Pferd=geschirr, dann
Wein, den 16. Decembris, und die darauf
folgende Täge, in dem ob dem Kraut=martt
situirten Graf Würbischen Pupillen=haus
zum Besten der Pupillen=massa licitande
sub auctione prerit verkauffet werden.


Bey Hm. Melchior Spöttl, Burgerl.
Handelsmann in seinem Gewölb beym grü=
nen
Fässel auf dem Kohlmarkt ist aberma=
len
der beste Oedenburger=ausbruch=wermut
die Maß pr. 36. kr. wie auch allerhand
andere Ausländer Wein in guter Qualität
zu haben.


Von N. Burgermeister, Richter, und
Raht der Landes=fürstlichen Stadt Bruck
an der Leitha wegen, wird hiemit jeder=
männiglich
kund und zu wissen gemacht, daß
zumalen die letzthin mit denen dermaligen
Bestand=mühlern auf gemeiner Stadt ober=
und unteren Mühl eingegangene Bestand=zeck
nun zu Ende gehet, und diese zwey Mühlen,
deren eine zehen, und die andere acht Gän=
ge
hat, wiederumen weitershin licitando,
und zwar auf 6. Jahre in Bestand verlas=
sen
werden, und pro licitatione der 14.
Jenner des nächst eintrettenden 1756sten
Jahrs bestimmet worden ist; als werden
diejenige, so hierumen zu licitiren gesinnet
seynd, gleich=besagten Tag fruhe um 8. Uhr
auf dem Raht=haus in Bruck zu erscheinen
haben.


Von denen von einem Löbl. Land=mar=
schallischen
Gericht verprdneten Commissa=
rien
wird all und jeden, welche an weil.
Frauen Maria Franciscä v. Heüel geborner
Gräfin v. Breittenheim sel. Verlassenschaft
Sprüch und Anforderung haben, oder zu
haben vermeinen, kund gemacht, daß die=
selbe
auf den 22. Decembris des Jahrs
Nachmittag um 2. Uhr in meiner Gabriel
Joseph von Stettner in der Wald=zeil im
Cichinischen Haus 2ten Steck habenden Woh=

nung

[7]

nung pro 1mo. 2do. ac oltimo termi-
no
peremptorie persönlich, oder durch ge=
nugsam
Bevollmächtigte also gewiß erschei=
nen
, ihre Sprüch anmetden, und zugleich
der Ordnung nach behörig liquidiren, als
im widrigen die Abhandlung vorgenommen,
hierüber ex officio relationiret, denen Aus=
bleibenden
aber das ewige Stillschweigen
auferleget werden solle.


Es seynd gestern als den 9 December 2.
Ober=kammer=amts Obligationen, beede
sub Numero 375. verloren gegangen, wer
selbe gefunden, wird höflichst ersuchet, sol=
che
gegen eine Erkanntlichkeit in das Ober=
kammer
=amt zu bringen.


Bey Gregorio Kurtzböck Universitäts=
buchdruckern
in dr ogneregasen im Hof=
glaserischen
Haus seynd folgende Bücher zu
haben:

Sonderbare Andachts=übung für die 9.
letzte Täge der Geburt Cyristl, in 8vo
im Leder gebunden 17. kr. im steiffen Deckel
10. kr.

Anker der Hofnung und Vertrauen; das
ist: Geistliche Andachts=ubung, oder kurze
Tag=zeiten und Litaney zu der Göttlichen
Vorsichtigkeit, in aller Bedrangnuß und
Widerwärtigkert nutzlich zu gebrauchen,
samt Beicht=Communion=und andern Ge=
bettern
, aus Lieb des Nächsten zum Druck
befördert, in 8vo in Corduan samt Futte=
ral
gebunden 51. kr. ungebungen 14. kr.

Geistliches Vergiß mein nicht, das ist:
Auserlösene Seufzer, Gebetter und Ver=
bindnussen
einer frommen Serl, um stäte
Vereinigung mit dem Willen GOttes, und
süsse Herzens=ruh zu erlangen. Mit bey=
gefügten
Meß=Beuht=Ermmunion=Mor=
gen
=Abend=und andern Gebetten, samt
Tag=zeiten der Unbefteckten Empfängnuß
Mariä vermehrt, in 12mo gebunden in Cor=
duan
mit Futteral 45. kr. ungebunden 14. kr.

Lust und Lieb zum Tod, das ist gründli=
cher
Beweistum, daß ein rechter Christ den
Tod nicht förchten, sondern mit Begierd
standhaft erwarten, und mit Freuden um=
fangen
selle. Allen so wol geist=als welt=
lichen
Personen, insondereit denen Haus=
vättern
für sich und ihre Untergebene zu son=

derbaren Trost und Nutzen eingerichtet, in
12mo gebunden 14. kr.

Wichtige Anmerkungen über verschiedene
geistliche Ubungen, damit selbe wol verrich=
tet
werden, aus P. Nouet, Nepneu, und
Crasset S. J. zusammgetragen, in 8vo ge=
bunden
7. kr.

Der Baum des Lebens, das ist sieben
Vortreflichkeiten in sieben auserlösenen Be=
trachtungen
, auf alle Täge in der Wochen
vorgestellet, samt einer sehr schönen Weis
die Herl. Meß audächtig zu hören, in 12mo
gebunden 12 kr

Kern aller Gebetter, nämlich die Dank=
sagung
gegen GOtt für alles Gute, und
die Bitte zu GOtt um alles Gute, und
die Fürbitt bey GOtt für alle Menschen,
in 8vo im Leder gebunden 14. kr.

Des menschlichen Lebens kleiner doch ge=
rechter
Spiegel, in welchem der sich be=
trachten
, und glückselig seyn will, wird
dreyer Sachen bald gewahr werden, wie er
beschaffen, wie er nicht beschaffen, und
endlichen wie er beschaffen seyn solle, wel=
ches
alles in sich erfahren hat der Welt=be=
rühmte
Mann Ludovicus Blostus, in 4t.
gebunden 6. kr.

Christliche Verehrung deren sieben Haupt=
festen
Mariä, verfasset von einem Priester
der Gesellschaft JEsu, in 8vo gebunden 17.
kr. ungebunden 12. kr.

Geistliche Wochen, oder sieben Christliche
Regeln, und wahrhafte Richtschnur, dar=
nach
ein jeder Christ den ganzen Tag hin=
durch
sein Thun und Lassen nutzlich richten
und anstellen solle, im 12. gebunden 10 kr.

Das goldene Kron=gebett der wer und
zwanzig Anbettungen des Allerheiligsten Hoch=
würdigen
Sacraments des Altars, zu Er=
setzung
aller Schmach und Unbilden, welche
diesem hohen Geheimnuß durch die vier und
zwanzig Stund des Tags und der Nacht
widerfahren, zum Trost und Nutzen aller
in GOtt andächtig ergebenen Seelen gegen
diesen allerheiligsten Gehemmuß, allwo sol=
ches
heraus gesetzet wird, gar nutzlich zu
gebrauchen, in 12mo gebunden 7. kr

Geistliche Betrachtungen, und dem Men=
schen
zur Beförderung des Heils höchst=nutz=
liche
Erinnerung deren Eigenschaften GOt=

tes

[8]

tes in Bersen verfasset, in 8vo gebunben
12 kr.


Jn dem Augustin Bernardischen Buchhand=
lungs
=Gewölb bey der obern Jesuiten=
pforte
gegen über seynd zu haben:

L' Année Chretienne, Contenant les
Messes des Dimanches, feries & fetes
de toute P Année avec l' Explication
des Epistres, & des Evangiles, & un
Abregé de Ia vie des faints, dont on
fait l' office 13. Tomes 8vò à Paris re-
lie
für 14. fl..

Meditations pour tous les jours du
Careme, par le R. P. Crasset. 2. Tomes
8vò à Brusselle-relie für 1. fl. 30. kr.

Meditations pour tous les Jours de
l' Avent, par Ie meme 8vò à Brusselle-
relie
für 1. fl. 15. kr.

La Devotion du Calvaire par le me-
me
8vò à Brusselle=relie für 36. kr.

Les Vies des saints pour tous les Jo-
urs
d' l' Année avec de courtes Refle-
xions
morales à Ia fin de chaque vie
par le R. P. Croisset de Ia Compagnie
de JEsus. 2. Tomes en folio à Lyon-
relie
pour fl. 11.

Conferences Ecelesiastiques du Dio-
cese
de Lodeve, sur l' Ecriture sainte.
4. Tomes 12mò a Paris. vor 5. fl. 30 kr.

Heilige Christ=nacht=metten, das ist:
sonderbare Audacht in der heiligen Nacht
hindurch, samt denen drey heiligen Messen,
von Wort zu Wort, wie solche von denen
Priestern gelesen werden; samt geistlicher
Lesung von der Geburt JEsu Christi, nebst
vorhergehenden Morgen=wie auch zu End
folgenden Vesper=Beicht=und Communion=
Gebettern in 8 gebunden für 24. kr.

Herrn Gottscheds gesamte Welt=weisheit
darinnen alle Philosophische Wissenschaften
in ihrer natürlichen Verknüpfung in zwey=
in
Theilen abgehandlet werden, mit Kup=
fern
8 für 2. fl.


Bey dem Verleger des Wienerischen
Diarii ist zu haben:

Orbnung, wie das Heil. vierzig=stündige
Gebett vor ausgesetztem Hochwürdigsten Al=
tars
=sacrament in alhiestger Kaiserl. Königl.

Restdenz=stadt Wien, vom 30. November
1755. in dem Advent, bis wieder Advent
1756. zu halten ist. Das Stuck pr. 3. kr.

Directorium Romano-Viennense, seu Ordo
Missas celebrandi, & Horas Canonicas re-
citandi
, juxta Ritum Missalis, & Breviarii
Romani, ac proprii Viennensis, adianctis
etiam Festis ex Proprio Passaviensi, pro
Annô Domini M. DCC. LVI. qui est Bis-
sextilis
. Das Eremplar in Gold=papier ein=
gebunden
pr. 20. kr., und in ordinari Pa=
pier
pr. 17. kr.

Wiennerisches Finger=Calenderl auf das
Jahr 1756. sauber in Leder gebunden in
Futeral pr. 17. kr. ungebundener der Bogen
pr. 4. kr.

Calendarium Tyrnariense ad Annum
JEsu Christi M. DCC. LVI. Bissextilerr.
Ad Meridianum Tyrnaviensem, & ele-
vationem
Poli 48. Grad. 30. m. in usum
Regni Hungariæ, ac vicinarum l'rovin-
ciarum
. Ungebunden pr. 30. kr. gebunden
pr. 36 kr.

Christliche und gründliche Unterweisung
von dem funften heilig=und heilig=machen=
den
Gnaden=geheimnuß von dem heiligen
Sacrament der letzten Oelung, in welcher
die Einsetzung, die Wahrheit, Natur, und
Weesenheit, die Vortreflichteit, die Eigen=
schaften
, herzlichste Früchten, und Würkungen
dieses heiligen Sacraments, die Beweg=
ursachen
selbes zur rechten Zeit, die Weise
und Art dasselbe recht würdig und nutzlich
zu empfangen, samt denen Ceremonien und
Gebettern, unter welchen es ertheilet wird,
ausführlich erkläret werden. Anfangs von
der Canzel vorgetragen, nun aber zur grös=
seren
Ehre GOttes, zur Beförderung des
Seelen=heils allen ihres Heils geflissenen
Christen zum Gebrauch. Mit Genehmhal=
tung
deren Oberen zum Druck befördert
von einem weltlichen Priester und Prediger.
Ungebunden pr. 30. kr. in Papier eingebunden
40. kr. in Französischen Band 51. kr.

[9]

Num. 99. Mittwochs=anhang 10. December. 1755.

Gedruckt in der Kaiserl. Königl. privilegirten Zeitungs=buch=druckerey
im neuen Michaeler=haus mit von Ghelischen Schriften.


Aus Schweden.
Stockholm 11. Novem.

DEr Observater der Astrononue bey der
Königl. Unirersität zu Lund im Scho=
nen
, hat bey der hiesigen Königl. Academie
deren Wissenschaften eine Abhandlung von der
Wiederkunft des im Jahr 1682. wahrgenom=
menen
Cometen zu unserm Planet=systeme
eingesendet, nach welcher er behaupten will,
daß, da dieser Comet 75. Jahr vorher, mit=
hin
1607., imgleichen auch davon 76. Jahr
vorher, nämlich 1531. erschienen, nun auch
in dem bevorstehenden 1756sten oder 1757sten,
wo nicht gar vielleicht wol eher, wieder kom=
men
dürfte; mit dem Beyfügen, daß, wann
solches geschehen möchte, dieser Cemet dan=
noch
auf keinerley Art gefährlich seyn könte,
weil dessen Gang so gerichtet ist, daß er al=
lezeit
unsere Erde von weitem vorbey gehen
muß.

Aus Teutschland.

Berlin 29. Novem.

Verwichenen Mittwoch Nachmittags,
statrete die Königin einen Besuch bey der
Königl. Frau Mutter ab. Vorgestern, zu
Mittag, hatten verschiebene Ministers die
Gnade, bey der Königin zu speisen. Eben des
Tages kame alhier an der Kön. Dänische Ge=
neral
=auditeur, Herr von der Schulenburg,
langte aus Blumberg alhier an. Vorige Wo=
che
ist alhier eines Kalk=brenners Wiltwe
vor dem Strahlaner=thore, Namens Weyd=
landtin
, im 99sten Jahr ihres Alters, ver=
storben
, welche zusammen 44. Kinder, Enkel,
und Ur=enkel, gesehen hat.

Aus Templin wird folgendes berichtet:
Das Phänomenon, welches man in verschie=
denen
Holländischen Häfen, nicht wemger in
dem Wasser an der Stadt Lübeck, und in
dem Hafen zu Glückstadt, den 1ten Novem.
dieses Jahrs wahrgenommen hat, ist auch al=

hier, in dem Gewässer bey der Stadt, und in
verschiedenen in hiesiger Gegend ligenden
Scen, als dem Netzo, Mahlgast, Rodde=
lin
, und Libbesee, bemerkt worden. Es fieng
nämlich das Wasser Mittags zwischen 11.
und 12. Uhr, bey stillem Wetter, und da der
Wind aus Nord=westen wähete, plötzlich an
zu brausen, und geriet in eine so ausser=
ordentliche
Bewegung, und Erhebung der
Wellen, daß es nicht nur die auf demselben
befindliche Flösse mit Ungestüm hin und her
warf, sondern auch aus seinem Ufer tratt,
und eine ziemliche Weite auf das Land lief.
Nachdem es sich daselbst einige Minuten auf.
gehalten hatte, so stürtzte es ungemein schnell
zurück, und diese Abwechslung des Herauf=
und Zuruck=trettens der Wassers geschahe un=
gefähr
6. mal, worauf es nach und nach wie=
der
ruhig ward. Vernämlich verdienen die
bey der heftigen Bewegung des Wassers in
dem See Netzo sich ereignete Umstände an=
gemerckt
zu werden. Die Fischer stunden ganz
nahe am Ufer, und waren eben im Begrif, die
Zeuze an das Land zu ziehenals das, Wasser
sich auf einmal erheb, und brausend aus dem
allmahligen in die Höhe steigenden Ufer trat,
und bis 50. Schuh auf das Land fort lief,
dergestalt, das die Fischer bis über die Stie=
feln
, und folglich an die 2 Schuh tief im
Wasser zu stehen kamen. Sie gerieten über
diese ausserordentliche Bewegung des Wassers,
wie leicht zu erachten ist, in Forcht und Schre=
cken
, und einer ermahnte den andern, daß
er nur festen Fuß sassen sollte. Als die Flubt
nach einigen Minuten wieder zurück trat: so
geschahe solches mit so grosser Heftigkeit, daß
die Fischer vorwärts einen Schritt nach dem
See zugetrieben wurden, und das Wasser
wich so weit in den See hinein, daß es
Manns hoch, wie eine Mauer, stund, und
in dieser forchterlichen Lage einige Augenblicke
verweilte. Hierauf wiederholte es wol 6.
mal seine vorige Bewegung, und das ganze
Phänomenon daurete eine gute halbe Stund.
Da das Wasser zum letztenmal nach dem Ufer

[10]

zu eilte; so warf es mit dem grösten Unge=
stüm
die Zeuze samt denen gefangenen Fischen,
auf das Land, und währender Bewegung em=
pfanden
die Fischer einen unerträglichen Ge=
stank
, derg⟨e⟩stalt, daß ihnen übel, und so zu
Mute ward, als wann sie in eine Ohn=
macht
sinken solten.

Berlin 27. Novem.

Vorgestern Nachmittags, kame der Prinz,
und Viarg=gras Heinrich, mit Dero beyden
Prinzeßinen Töchtern, ans Dero Comthaurey
Lietzen wieder anhero zuruck. Der König hat
aus eigener Bewegung, eine Berordnung und
Richt=schnur wie es künftig mit dem Examine
derjenigen, die in ein Justitz=collegium auf=
genommen
seyn wollen, gehalten werden soll,
de Dato Berlin, den 12ten November 1755.
ergehen lassen, dergestalt, daß hinführo kein
Subsectum zu solchem wichtigen Amte mehr
gelangen kan, welches nicht die gehörige Ge=
schicklichkeit
, und die dazu erforderlichen Ei=
genschaften
besitzt, um solche zum Besten des
Staats, und zu seiner eigenen Ehre, aus=
zuüben
. Es ist zu dem Ende eine beständige
Commißion angeordnet, und zu deren Chef
der geheim. Tribunals=raht, Her=Löper, zu
Mit=gliedern aber seynd die geheimen Rähte,
Herr Behmer, und Herr Germershausen, in=
gleichen
die Hof=und Kammer=gerichts=rähte,
Herr Reuter, Herr Könen, und Herr Rable,
ernannt worden. Wann etwann die Stelle
eines dieser Commissarien ledig würde; so
soll sie sogleichmit einem andern würdigen
Mit=gliede wieder besetzt werden.


Den 22sten dies lauffenden Monats De=
cembris
inlebenden 1755sten Jahrs, wird in
der Leopold=stadt hinter dem Schif=amt die
genannt Haasische Behansung in dem alhie=
sigen
Raht=haus, Vormittag um 9. Uhr Li-
citando
das andertemal ausgefeilet, und an
den Meist=bietenden verkauffet werden. Erst=
besagte
Behausung ist sehr wol bey Bau, so=
wol
zu ebner Erd, als in der Höhe, allent=
halben
mit eisenen Gättern versehen; zu eh=
ner
Erd seynd 5. Wohn=zimmer, nebst einer
⟨Ku⟩chel, und Wasch=haus, anem Keller,
einem Stall für 2. Pferd, einer Wagen=schu=
pfen
, und darzu gehörige 2. grosse Städl,
2. sehr grosse Schütt=böben: Jtem ein ziem=

lich grosser Garten, an dreyen Seiten mit
Mauren umfangen, hierinnen stehen schöne
Zwergel=und hoch=stammige Bäumer, in der
Höhe seynd 5. Zimmer, eine grosse Kuchel,
samt einem grossen Vor=haus, allenthalben
Spiegel=liecht. Wer also solche Behausung
samt erwehnten Zugehörungen käuslichen an
sich zu bringen willens ist, der wird sich an
obbestimten Monat, Tag, und Stund in dem
alhiesigen Rath=haus im ersten Stock ein=
zufinden
belieben lassen.


Auf Verordnung einer Hochlöhl. N. Oe.
Regierung in Justitz=sachen werden den 15.
December dies 1755sten Jahrs, und darauf
folgende Täge Vormittag von 9. bis 12.
und Nachmittag von 3. bis 6. Uhr in dem
Bischöfl. Haus an der Freyung im ander=
ten
Stock verschiedene Verlassenschafts=ef=
fecten
, als Geschmuck, Gold, und Silber,
goldene Uhren, und Tabattieren, nebst an=
deren
Galanterien, Manns=und Franen=
kleidern
, Niederländer=spitzen, Tisch=zeug,
Beht=und Leingewand, Beht=städte, =
sten
, Spallier, Sessel, Soffen, und Ka=
napee
, Spiegel, und extra Spiegel=rah=
men
, Porcelan, Bilder, Medicinisch=und
Chyrurgische Bücher, Französische feine Chy=
rurgische
Instrumenten, Gewehr, Carls=
baader
=und anderes Zinn=und Kupfer=ge=
schirr
, Wagen, Pirutsch ⁊c. Jtem einige
Tockayer=und Raitzerstorfer=wein, dann
bey 900. Emmer Oesterreicher=wein, mei=
stens
Bisamberger 1754ger=gewächs, in
eisernen Banden, und über 200. leere Fäs=
ser
in deto Banden licitando verkauffet wer=
den
.


Jn der Landes=fürstl. Stadt Bruck an
der Leitha ist des Johann Adam Pumer,
Burgerl. Käsestechers Haus samt dem da=
rauf
befindlichen Käsestecher=handl zu ver=
kauffen
; Wer nun hierumen Kauffer zu seyn
gedenket, hat sich bey der auf den 14. Jen=
ner
1756. angeordneten Licitations=tagsa=
tzullg
fruhe um 8. Uhr auf dem Raht=haus
alda einzufinden.

»