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Wienerisches DIARIUM

Nr. 4, 13. Jänner 1753

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[1]

Aus Jtalien.

Neapel 19. Dec. 1752.

DJenstag Vormittag erhielte der Fürst von
Centolo eine Zuschrift von Persano, ver=
mög
welcher derselbe zum ersten Staats=
raht
von dem König ernannt worden. Samstag
als an dem Fest des Heil. Januarii unseres
Schutzpatronen, wurde dessen wunderthätiges
Haupt und Blut in dem Dom ausgesetzt, und
nach dem hohen Amt, und Te Deum die ge=
wöhnliche
Proceßion gehalten.

Livorno 22. Dec. 1752.

Sonntag kame der Fürst von Esterhazi nebst
der Fürstin, dessen Frauen Gemahlin und Vet=
tern
unter Ablösung deren Stücken aus hiesi=
gen
Werkern von Florenz alhier an, und woh=
nete
Abends der Opera bey. Montag nahme
dieser Hr. die Stadt, den Hafen, und alle Fa=
briquen
in Augenschein, und Dienstag in der
fruhe setzte selber unter abermaliger Lösung de=
ren
Stücken seine Reis gegen Pisa fort.

Rom 23. Dec. 1752.

Samstag wurden auf Veranstaltung deren
Cardinalen von der Congregation de propagan=
da
fide die Exequien für den Wechsler Hrn.
Johann Paul Andreozzi de Angelro gehalten,
welche gemeldte Versammlung zum Universal=
erben
eingesetzet hat. Diese Cardinäle haben
weiters verordnet, daß für die Seele eines so
grossen Guthäters ein ewiger Jahr=tag gehal=
ten
, und dessen Bildnuß von Marmor zur be=
ständigen
Gedächtnus in das Collegium gesetzet
werden solte. Sonntag als den dritten in Ad=
vent
wurde in dem Quirinal Päpstl. Capell ge=

halten, welcher Se. Heiligkeit nebst 22. Cardi=
nalen
, und unter andern vielen Prälaten bey=
gewohnet
. Montag Vormittag wurde in ge=
meldeten
Quirinal geheimes Consistorium gehal=
ten
, worinnen Se. Päpstl. Heiligkeit selbsten
vorschlugen, die Erz=bischöfl. Kirch von Du=
razzo
in Albanien für den Hrn. Nicolo Rado=
vani
, Erz=bischoffen von Sophia, die Bischöfl.
Kirch von Pace auf der Jnsul Peru in Jndien
für den Don Diego Antonio de Parada. Der
Cardinal Portocarrero schluge vor die Erz=bi=
schöfl
. Kirch von Narbena in Frankreich für
den Hrn. Carl Anton de la Roche=aymon Erz=
bischoffen
von Tolosa. Der Cardinal Alexander
Albani schluge vor die Bischöfl. Kirch von Sion
in Valesien für den Hrn. Johann Hildebrand
Rothen. Der Cardinal Ursini schluge vor die
Bischöfl. Kirch von Nicopoli in Bulgarien für
den Hrn. D. Nicolo Cugliesi. Der Cardinal Al=
bani
di S. Cesareo schluge vor die Bischöfl.
Kirch von Cujavia in Pohlen für den Hrn.
Antonio Sebastiano Detmbowsky, Bischofen
von Plocko: die Bischöfl. Kirch von Plecko, für
den Hrn. Eustachio Giuseppe Szembeck, Bi=
schoffen
von Chelma. Donnerstag in der fruhe
wurde auf Regierungs=befehl 35. auf die Galee=
ren
verurtheilte Personen nach Civita=vecchia
abgeschicket.

Genua 23. Dec. 1752.

Auf die von Savona erhaltene Nachricht,
daß die Pfarr=kirch zu Legina ausgeraubet,
die Monstranz und Kelch, und anderes ent=
fremdet
worden, hat die Regierung an alle
Gericht=stelle den Befehl ergehen lassen, allen
Fleiß anzukehren, damit die Thäter entdecket
werden möchten.


[2]

Aus Franckreich.

Paris 22. Dec. 1752.

Samstags befahle der König, daß der erste
Präsident des Parlaments sich zu Versailles
einfinden solte, derselbe langte zu bestimmter
Zeit zu Versailles an, und nachdem er erschie=
nen
, ersuchte er den König künftigen Montag
auf dem Parlaments=hof Sitz zu nehmen, aner=
wogen
, dem Verlaut nach, die Pairs von Frankreich
zusammen beruffen werden solten: Se. Majest.
gaben darauf folgende Antwort: Jch verbiette
meinem Parlament die Zusammenruffung de=
rer
Pairs; stelleten dem Präsidenten ein Pack
Schriften zu, und sagten: Hier habt ihr mei=
nen
Befehl, den man nicht anders als in der
Versammlung derer Kammern eröfnen solle.
Se. Majest. begaben sich hierauf in ein anders
Zimmer, und da der Präsident nachfolgen
wolte, deutete Derselbe mit der Hand, daß
er zuruck bleiben möchte. An gleichem morgen
ward das Parlament versammelt, um zu be=
fehlen
, daß der erste Priester, der zu St. Me=
dard
gefunden würde, angehalten werden solte,
der Kranken zu St. Agatha die Sacrament
zu reichen; Es wurde nur ein einiger alda an=
getroffen
, der aber dem Befehl nicht nachkom=
men
wolte: Dieses Kirchspiel ist von denen
Priestern völlig verlassen, und der Herr Erz=
bischof
lässet selbiges durch die Geistliche von
St. Nicolas versehen: Nachmittag um 4.
Uhr kame das Parlament wieder zusammen
alda stattete der erste Präsident von seiner Ver=
richtung
bey dem König Bericht ab; das Pa=
quen
Schriften wurde eröfnet, darinn fande
der Herr Präsident einen an ihn gerichtete =
niglichen
Brief, worinn ihm anbefohlen ward,
den beyligenden Königlichen Arret denen Kam=
mern
vorzulesen, worauf die Untersuchungs=
Kammer aufgestanden, sich wegbegeben und
den gedachten Arret nicht anhören wollen: Se.
Majestät behalten sich, kraft desselben, die
Untersuchung der abgeschlagenen Sacramenten
zu St. Medard selbst vor, und heben den auf die
Einkünften des Erz=bischoffen gelegten Arrest
völlig und gänzlich auf. Montags um 6. Uhr
Morgens versammelten sich die Kammern aber=
malen
, und sandten die Gens du Roy nach
Versailles, um von Jhro Majest. , Namens
des Parlaments, eine Audienz zu begehren;
Sie blieben bis zu Dero Ruckkunft beysam=

men, da dann die Königl. Antwort dahin
gienge, daß sie Mittwochs sich einfinden kön=
ten
, und Höchst=dieselbe deren Vorstellungen
anhören werden; deme zufolg ist das Par=
lament
vorgestern zu Versailles gewesen, man
weiß aber noch nicht, was alda eigentlich vor=
gegangen
ist.

Der Marquis von Hautefort, Botschaf=
ter
von dem hiesigen Hof bey dem Wienerischen
gewesen, ist seit einigen Tagen wieder hieher
zuruck gekommen, und hat bey Jhro Majestät
dem König so ihn gnädig empfangen Audienz
zu haben. Den 9ten dieses ist auf dem gros=
sen
Raht=haus die fünfte Königl. Lotterie
von 3. Millionen, 700000. Gulden Capital
gezogen worden, wobey das Billet mit der De=
wise
: Vive Don Quichotte de la Manche ,
einen Preiß von 30000. Gulden bekommen.

Ein gewisser Carolus Colibrock, welcher seit
einigen Jahren bey verschiedenen vornehmen
Familien dieser Stadt das Amt eines Kochs
verwaltet hat, ist auf der Post nach Engeland
verreiset, nachdem er erfahren, daß sein En=
kel
Jacobus Colibrok zu Londen ohne ohne Kin=
der
verstorben, und eine Erbschaft von 800000.
Pf. Sterl. hinterlassen, welche zufolge dem
letzten Willen des Verstorbenen, unter 6. Er=
ben
, wovon gemeldter Carolus Colibrok einer
ist, soll getheilet werden. Die vornehm=
sten
Flüsse in diesem Königreich seynd
durch die sehr grosse Dürre, die man seit 2.
Monaten gehabt, dergestalt ausgetrocknet, daß
keine Waaren anders, als zu Land verführet
werden können, welches die Fracht ungemein
theuer macht. Diese Flüsse seynd die Rhone,
die Laire und die Seine, auch seynd über 100.
Bäche, welche Wasser in die Flüsse brachten,
ausgetrocknet, dahero eine Menge Mühlen still
stehen, und kein Korn für die Provinzen mah=
len
können.

Der Versuch der physischen Geographie über
den Bau der Erde, den der Hr. Buache, Schwie=
gersohn
des Hrn. de l'Jsle, in denen Versamm=
lungen
der Königl. Acad. der Wissenschaften
den 15ten Novemb. gelesen hat, wird von dem
Publico als etwas sehr wichtiges aufgenom=
men
. Es enthält derselbe anfänglich allgemeine
Betrachtungen über die Geographie, und über
die Art, alle Theile derselben mit Nutzen zu
studiren. Der Verf. zeiget aus dem ununterbro=
chenen
Zusammenhang der grossen Ketten von
Gebürgen, so sich über die Meer und Länder

[3]


erstrecken, daß die Bagage die Unterstützung
und gleichsam das Zimmer=holz unserer Erd=
kugel
seynd; daß das Meer von der Natur
in drey grosse Theil abgesondert sey, und
daß man drey verschiedene Baßins daran
bemerke. Er macht über die Länder von
Süd=america, die an Asia ligen, und neu=
lich
entdecket worden, Anmerkungen. Um ei=
nen
Begrif von der innern Gestalt des Meers,
zu geben, so stellet er la Manche, oder den
Canal, der Frankreich von England abgesön=
dert
, gleichsam als trocken, vor. Er zeiget,
unter andern, daß unter dem Pas de Calais
ein Jsthmus sey, und daß England in ei=
ner
gewissen Tieffe nicht nur mit der Nor=
mandie
, sondern auch mit Bretagne zusam=
men
hange. Alles wird durch verschiede=
ne
grosse Karten und eine erhabene Figur er=
läutert
, welche den Grund des Meers von dem
ganzen Umfang des Canals vorstellet. Der
Herr Bellin, Jngenieur der Marine, einer von
denen 10. freyen Mitgliedern der Academie von
Brest, hat seit kurzem eine Karte von denen
Philipinischen Jnsuln herausgegeben, die auf
Ordre des Hrn. Ronille, zum Dienst der Schiffe
des Königs verfertiget ist. Diese Karte ist
sehr schön und umständlich. Sie ist dem Pu=
blico
um so viel angenehmer, weil man bis=
hero
noch keine Karte gehabt, worauf dieser
starke Archipelagus gut vorgestellet worden.

Aus Niederland.

Haag 26. Dec. 1752.

Als die Prinzeßin Gubernantin den 21. die=
ses
der Versammlung deren Staaten von Hol=
land
und Westfriesland beygewohnet, hat sie,
ihnen die letzt=gemeldete Verminderung deren
Truppen triftig vorgestellet, als wodurch, ver=
mög
dem zugestellten Plan, jährlich 110. tau=
seynd
480. fl. erspahret wurden. Dieser Plan ist
alsofort von denen Herren General=staaten gut
geheissen worden, und bestehet in folgendem:
Die Leibwachen seynd auf 42. Mann und so
viel Pferde herab gesetzet; Die 14. Compagni=
en
deren Wachen zu Fuß, sonst die Holländi=
sche
Gardes genannt, werden jede auf 16. Mann
vermindert, so zusammen 224. Mann ausma=
chet
; Die 8. Compagnien der r Schweitzer=gar=
des
, jede von 144. Mann, seynd zwar auf
100. gesetzt, sollen aber würklich jede nur 75.

Mann stark seyn, und die Capitains auf den
Fuß von 100. Mann durch eine Gratification
besoldete worden. Jn Kraft der Entschliessung
der Provinz Holland sollen die 100. Schwei=
tzer
, so zu 98. Mann gerechnet, auf 48. herun=
ter
gesetzt werden; die in der Reform begriffe=
ne
haben dannoch die Anwartschaft auf die er=
te
erledigte Stelle in der Compagnie, und ge=
niessen
inzwischen wochentlich 2. Gulden Besol=
dung
. Es hat sich mit denen Pagen des Fran=
zösischen
Bottschafters eine Begebenheit zuge=
tragen
, die Anlaß zu Beschwerden von Seiten
daß Mons. Durarde Französis. Ministre gegeben.
Der Haus=hofmeister gedachten Hrns. ließ einen
Coffre anher bringen, welcher zu Brüssel war ge=
stempelt
worden. Unsere Zoll=officianten von Lil=
lo
, die das Schif, worauf sich dieser Coffre befand
visitirten, nahmen selbigen weg, ohne die Ad=
dresse
, die er führte, z⟨ue⟩spectiren, und lies=
sen
ihnen nach Middelburg bringen. Der Hr.
Durand brachte hierauf, nachdem er ein der=
gleichen
Verfahren vernommen hatte, sehr hef=
tige
Klagen bey denen General=staaten an. Der
Coffre hat sich endlich wieder gefunden und wur=
de
dem Haus=hofmeister zugestellet; dieser aber
versicherte, daß viele Effecten daraus entkom=
men
wären, und dringet ausser der Satisfac=
tion
auf deren Zuruck=gabe.

Aus Teuschland.

Düsseldorf 24. December 1752.

Der Churfürst von der Pfalz haben den Obristen
eines Jnfanterie=Regiments, Freyherrn von
Baaden zum General=Major ernannt. Mit
Bewilligung des Churfürstens von Cöln soll zu
Kaiserswerd, zwey Stunden von hier, eine
fliegende Brücke über den Rhein, angeleget
werden. Von Bielefeld, im Preussis. Territorio,
vernimmt man, daß allda ein gewisser Mann,
Namens Didacus Rolf, im Alter von 116.
Jahren 10. Monaten und 11. Tägen gestorben.

Cöln, 25. December. 1752.

Gestern Nachts versturbe alhier plötzlich Fran=
ciscus
Antonius, Baron von Dücker, und Roe=
dinghausen
, Groß=Canonicus Capitularis unse=
rer
Haupt=Kirche St. Georgii zu Limburg,
und zwar in einem Alter von 48. Jahren. Dem=
selben
folget in dem Canonicat der Haupt=kir=
che
der Herr von Franken=Sierstorff. Groß=
Vicarius des Erz=Bißtums. Es geschahe den
17ten dieses, des Morgens, als eben die Leute

[4]

in dem Flecken Fischenich in der Kirche waren,
welcher Ort anderthalb Meilen von hiesiger
Stadt abliget, daß ein unvermuteter Brand
in einem Hause entstande, und mit allen darin=
nen
befindlichen Früchten und Fourage in die
Asche geleget wurde. Weil nun dieses Haus
niemand bewohnet, sondern als ein Magazin
gebraucht worden, so glaubet man, daß bos=
haftige
Menschen dieses Magazin angestecket
haben, um bey der entstandenen Verwirrung
ihre böse Absichten im Diebstahl auszuüben zu
können.

Bamberg 28. December 1752.

Gestern hat die Stadt Bamberg einen solen=
nen
Actum zu sehen gehabt, welcher wegen sei=
ner
Seltenheit verdienet, in öffentliche Blät=
ter
gesetzet zu werden: Es haben Se. Hoch=
fürstl
. Gnaden, unser gnädigster Fürst und Herr,
die letzte Hand an die in wenig Monaten zu je=
dermänniglichen
Erstaunung hergestellte steiner=
ne
Brucke über den einen Arm des durch die
Stadt lauffenden Regnitz=Flusses, mit Ein=
setzung
des Schluß=Steins zu legen geruhet.
Höchst=ernannt Se. Hochfürstl. Gnaden haben
diesen Vorgang recht feyerlich zu machen, gnä=
digst
beliebet, unter vielen Hochwürdigen
Herren; dann sämtlichen hohen Adels und
Dicasteriis, sich mit vielen 6. =spännigen
Kutschen durch einen Umweg auf die Brucken,
unter Paradirung der gesamten Burgerschaft und
Soldatesca, dann Abfeuerung derer Stücke,
bey Trompeten und Paucken=schall zu erheben,
allda mit samtlichen Clero mit dem bey solchen
Ceremonien üblichen Kirchen=Gebettern den
Stein zu benediciren, und sich alsdann gnä=
digst
gefallen lassen, mit einer eigends darzu
verfertigten kostbaren Kehlen den Kalk, und
mit einem Hammer die erstere Streiche darauf
zu thun. Nach Vollendung dieses Actus haben
Se. Hochfürstl. Gnaden, um den Allerhöch=
sten
für glücklich vorbey gegangenen diesen Bru=
cken
=bau den gewiedmeten Danck abzustatten,
sich mit ihren ganzen zahlreichen Hof in die
nächst darbey gelegene St. Martins Pfarrkirche
verfüget, ein hohes Amt gehalten, hierunter
selbst Messe gelesen, alsdann das Te Deum an=
stimmen
lassen. Dieser Brucken=bau ist um
so merckwürdiger, da dieser unter dem dermalig
regierenden Fürsten und Herrn zu Stand ge=
bracht
worden, welcher von einigen in GOtt ru=
henden
Höchst=dero Regierungs=vorfahrern un=
ternommen
, allein wegen jederzeit vorgefundenen

Gegenständen nicht vollständig hat in das Werk
ge⟨r⟩ichtet werden können.

Berlin 30. Dec. 1752.

Gestern des Mittags nach 12. Uhr, kame
der König aus Potsdam anhero zuruck, spei=
seten
hierauf in Gesellschaft der Königin, und
in Anwesenheit des Königl. Hauses, bey der
Königl. Frau Mutter. Abends wurde das
Trauerspiel, Didone abandonnata genannt,
zum erstenamal aufgeführet. Heute ist das Ge=
burts
=fest des Prinzens Friedrich Heinrich Carls,
zweyten Sohns des Prinzens von Preussen, da
Derselbe in sein 6tes Jahr getretten, eingefallen.

München 2. Januar.

Am gestrigen Neu=Jahrs=tag seynd nicht
allein bey der verwittibten Römischen Kaiserin,
sondern auch bey beyden Regierenden Churfürstl.
Durchl. und übrigen Herrschaften die Glückwün=
schungs
=complimente von sämtlichen Ministers,
auch von dem Adel und andern Personen vom
ersten=Rang gewöhnlicher massen abgestattet
worden.

Berlin 2. Januar.

Nachdem der an dem hiesigen Hof befindliche
Königl. Dänische gewollmächtigte Minister,
und Kammer=herr, Baron von Thienen, letz=
tens
von seinem König die Erlaubnuß erhalten
hat, sich wegen des am 14ten Decemb. in
Hamburg erfolgten Absterbens seiner Mutter
auf einige Zeit dahin zubegeben; so gieng der=
selbe
vorigen Sonn=abend, mit seiner Gemah=
lin
, nach erwehntem Hamburg ab.

Aus Groß=Carzenburg, einem dem Neu=
märkischen
Regierungs=director, Herrn von Mün=
chow
, gehörigen Gut, wird unter dem 19ten
December des nunmehro abgewichenen Jahrs
folgendes berichtet: Den 8ten November 1752.
starb alhier ein Mann, Namens Jacob Pfahl,
welcher sein Alter auf 109. gebracht hat. Er
ward 1643. zur Zeit des 30. jährigen Krieges,
in der Stadt Labes gebohren. Sein Vatter,
ein Bürger, Bau=und Ackers=mann zu Labes,
hieß Peter Pfahl, und erreichte nach der Aus=
sag
seines nun verstorbenen Sohns, auch das
100ste Jahr seines Lebens; die Mutter aber
starb frühzeitig. Gedachter Jacob Pfahl er=
lernete
in seiner Jugend das Schneider=hand=
werk
. Er geriehte im 31sten Jahr seiner Al=
ters
, als der Schwedische General von Wran=
gel
1674 den bekannten Einfall in die Mark
Brandenburg that, denen Schweden in die Hände

[5]

welchen er jedoch glücklich wieder entkam. Bald
darauf ward er von des Chur=fürsten, Fried=
rich
Wilhelms Truppen zum Reiter ange=
worben
, da er dann auch der sehr blutigen
Schlacht bey Rathenow, und Fehrbellin, wo
die Schweden bis auf das Haupt geschlagen
wurden, mit beywohnte. Als der Churfürst
1686 einige von seinen Völkern nach Ungarn
schickte, war dieser Pfahl mit unter selbigen,
bey der Belagerung Ofen. Hiernächst diente
er auch unter dem Chur=fürsten, Friedrich
dem IIIten, nachgehends dem König von
Preussen, und zwar als ein Reiter unter dem
Barfußischen Regiment, und wohnte im Jahr
1689. der blutigen Schlacht wider Frankreich
bey Neuß glücklich mit bey. Jn den harten
Belaagerungen bey Rheinberg, Kaiserswerth,
und Bonn, war er ebenfalls gegenwärtig; und
wurde aber vor Bonn durch das linke Knie
gefährlich verwundet, jedoch wieder so gut ge=
heilet
, daß er noch darauf 1891. der blutigen
Schlacht bey Salamkement mit beywohnen
könnte. Weil er inzwischen wegen der vor Bonn
empfangenen Wunde in etwas hinkte; so er=
hielt
er nach erwehnter Schlacht seinen Ab=
schied
, legte sich auf die Wirthschaft, und
verheyrahtete sich zu Bossanzig mit eines Frey=
Krügers Tochter, Eva Pinkin. Mit solcher
zeugte er 8. Kinder, nämlich 6. Söhne, und
2. Töchter; welche ihm aber alle, nebst dieser
Ehefrau, bereits in die Ewigkeit vorangegan=
gen
seynd. Zum zweytenmal verheyrahtete er
sich mit der anjetzt noch lebenden Wittwe, Na=
mens
Anna Radmers, mit welcher er auch
8. Kinder, als 5. Söhne, und 3. Töchter
zeugete, davon 3. Söhne, welche als Mus=
quetiers
unter dem Jetzischen Regiment die=
nen
, und 2. Tochter annoch leben. Sonst
war er ziemlich gesunder Constitution, krän=
kelte
nicht sonderlich, empfand auch vornehm=
lich
diese lange Zeit seines Lebens keine Kopf=
und Zahn=schmerzen; aber 14. Tag vor seinem
Ende bekam er Kopf=und Zahn=schmerzen,
woraus er seinen Tod propheceyete, der auch
an dem oben gemeldeten Tag erfolgte.

Leipzig 3. Januarii.

Nach denen Verzeichnussen derer, so in dem
abgewichenen 1752 alten Jahre in hiesiger Kauf=
und Handels=Stadt Leipzig gestorben seynd,
erstrecket sich die Anzahl derselben auf 1252.
Darunter zehlet man, dem Alter nach, von
1. bis 10. Jahren 303. , von 10. bis 20. Jah=
ren
34. , von 20, bis 30. Jahren 68. , von

30. bis 40. Jahren 65. , von 40. bis 50. Jah=
ren
79. , von 50. bis 60. Jahren 82. , von 60.
bis 70. Jahren 109. , von 70. bis 80. Jah=
ren
94. , von 80. bis 90. Jahren 36. und 1.
von 104. und ein halb Jahr. Dagegen seynd
getauffet worden 886. als 461. Knäblein und
425. Mägdlein. Seynd also in dem zuruck
gelegten Jahre 366. alhier mehr gestorben,
als geboren.

München 5. Januarii.

Gestern zur Nachmittags=zeit haben unser
Landes=Herrschaften eine Schlitten=fahrt nach
Nymphenburg anzuordnen beliebet. Dieselbe
erhuben sich nebst einer ansehnlichen Gefolge
von Cavaliers, und Dames auf Schlitten da=
hin
, speiseten daselbst, und hiernächst wurde
ein magnifiquer Bal gehalten. Sothane Lust=
barkeit
daurete, bis in die spate Nacht, wor=
auf
Eingangs erwehnte Landes=Herrschaft mit
denen Dames und Cavaliers unter Beleuchtung
einer grossen Menge Wax=Fackeln sich an=
hero
zuruck verfügte.

Wien den 13. Januarii 1753.

MJttwoch den 10. dieses, nachdeme beede
Kaiserl. Majestäten Vormittags dem ge=
wöhnlichen
GOttes=dienst in der Kammer=kapel=
len
beygewohnet, und einer Conferenz mit Dero ho=
hen
Ministern abgewartet, soseynd sie Nachmit=
tags
eben mit Staats=und Landes=anligenheiten
beschäftiget gewesen: worauf Abends die Redou=
te
in dem Saal nächst an der Burg zum an=
dertemmal
gehalten worden, wobey eine zahl=
reiche
Adeliche Gesellschaft in veschiedenen schö=
nen
Maskeren sich eingefunden.

Eodem ist eine verheyratete Weibs=person
Namens Catharina S. von Klosterneuburg ge=
bürtig
, 40. Jahr alt, und Catholischer Reli=
gion
, über den bey alhiesig Löbl. Kaiserl. =
nigl
. Stadt=und Land=gericht mit ihr abgefas=
seten
Criminal=proceß wegen von dem 16. Jahr
ihres Alters an, bis zu ihrem End allstäts ge=
führt
=lieberlichen Lebens=wandels; und ange=
wohnten
Stehlens, auch Niederlegung ihrer ei=
genen
Kindern (deren sie 9. unehliche erzeuget,
dann ausgeraumten Opferstock, während ihrem
beständigen herum=schwärmen auf denen Kirch=
tägen
, und Jahr=märkten auf dem Land he=
rum
theils allein, theils mit andern ihres glei=
chen
verschiedentlicher Orten mehr als 50. be=
gangenen
minderen Diebischen Angriffen, auch


[6]

endlichen wegen im Jahr 1742. den 18. Ja=
nuarii
mit zweyen anderen ihrigen Raub=und
Mord=gespännen ihrer Seits in so weit beför=
derter
Ertödt=und Ausraubung einer 80. jähri=
gen
in ihrem Zimmer nebst gebundenen Händ
und Füssen mittels einem zusammen gedrähten
Schupf=tuchs erdrosselt=gefunden=und in solchen
Stand gerichtlich beschauten verwittibten Haus=
frauen
am Alsterbach auf dem Thury, daß näm=
lichen
sie Catharina S. währender Ausübung
solcher That vor dem Haus derselben, um die
allenfalls dahin kommende Leute abzuweisen,
auf der Wache gestanden, sohin das geraubte
Gut (davon sie auf ihren ordentlichen Antheil
bekommen) davon tragen geholfen; nicht min=
der
wegen eben im besagten Jahr den 28. des
nämlichen Monats mithin in 10. Tägen darauf
nebst ihrem damaligen Buhler Andre L. (wel=
cher
hernach Anno 1745. dieser That halber nach
empfangenen glüenden Zangen=zwick mit dem
Rad vom oben herab alhier hingerichtet wor=
den
) und ihrer diesfällig anderer Raub=gespän=
nin
Josepha E. (welche über die damals ne=
gative
ausgestandene Jntercalar=tortur wegen
anderen Verbrechen mit dem Schwert justifici=
ret
worden) dann noch einem vierten seithero
gleichmäßig in Bayern enthaupteten diesfälligen
Cammeraden Namens Anton F. zu Währing
an zweyen verehligten Baaders=leuten (bey de=
nen
sie sich unter dem Schein der Freundschaft
eingefunden) nächtlicher Weile mit ihrer selbst
eigener Hand=anlegung grausamer Weise mitt=
telst
beyden sothanen Eheleuten im Schlafab=
geschnittenen
Hälsen, auch Zerquetsch=und Er=
droßlung
, ausgeübt=zweyfachen Mordthatt,
und Ausraubung derenselben, dann vorhero
ihnen beygebrachten Gift, zufolge dem wider
sie bey gedacht Kaiserl. Königl. Stadt=und Land=
Gericht geschöpft=und von Hochlöbl. N. O. Re=
gierung
in Justizsachen weitershin ergangenen
End=Urtheil, nach dessen gewöhnlich offentlicher
Verlesung, vor alhiesiger Schranen auf den hohen
Wagen gesetzet, auf diesem vor das Schotten=thor
auf dasige Richt=stadt gefühet, deroselben alda die
rechte Hand abgehauen, und sie mit dem Schwert
vom Leben zum Tod hingerichtet, sodann der
Kopf und Hand auf das Rad gestecket, von
dannen Nachmittags wieder abgenommen, und
samt dem Cörper zur Erde bestattet worden.

Donnerstag, den 11. dieses, Vormittags ha=
ben
Allerhöchst=besagte Kaiserl. Majestäten a=
bermalen
mit dem hohen Ministerio in wichti=
gen
Staats=geschäften gearbeitet, sodann mit

denen Durchlgsten Herrschaften, und Jhro =
nigl
. Hoheit der Prinzeßin Charlotte, dem GOt=
tes
=dienst bey ausgesetztem Hochwürdigsten Al=
tars
=sacrament in der Kammer=kapellen beyge=
wohnet
.

Freytag den 12. dieses, wurde mit Bey=
wohnung
Allerhöchster Herrschaften das wo=
chentliche
Gebett in der grossen Kammmer=
kapellen
gehalten; und sodann seynd beyde Kai=
serl
. Majestäten mit Staats=sachen abermalen
beschäftiget gewesen.

Jhro Durchl. die Erz=herzogin Maria An=
na
befindet sich in Dero Krankheit an denen
Kinds=blattern (Gott=lob) in allem gewünsch=
ten
Wolstand, so daß man wegen dieser Krank=
heit
völlig ausser Sorgen ist.

Ansonsten ist von Brunn in Mähren die Nach=
richt
eingeloffen, daß der in dem aldortigen
Marggrafentum Commandirende Kaiserl. =
nigl
. General (Tit.) Herr Philipp Freyherr von
Philibert ꝛc. den 7. dieses in der fruhe um 10.
Uhr Todes verblichen, und den 11. dieses mit
allen einem Commandirenden Generalen zukom=
menden
Militar Ehren=zeichen bey denen PP.
Capucinern aldorten begraben worden: durch
diesen Todfall ist nebst einer Commandanten=
stelle
auch ein Kaiserl. Königl. Dragonner=regi=
ment
vacant worden.

Den 10. dieses lauffenden Monats Janua=
rii
ist die gewöhnliche Ziehung der Kaiserl.
Königl. Privilegirten Lotterie vor sich gegan=
gen
, und bey dieser die Num. 34. , 85.
67. , 70. , und 19. heraus gezogen worden,
es seynd viele Gewinne heraus gekommen, un=
ter
welchen auch ein Terno von 500. Duca=
ten
, welchen der Collector Fecini bey St. Ste=
phan
zu bezahlen hat, sich befunden.

Den 9. des eingehenden Monats Februarii
wird die andere weitere Ziehung vorgenommen
werden, zu welchem Ende die Collecto=
res
Sonntags als den 14. des gegenwärtigen
Monats Januarii die Einlagen und respecti-
ve
Spiele annehmen, und bis den 8. des ange=
zeigten
Vorziehungs Tages continuiren werden.

Lista deren Verstorbenen zu Wien
in=und vor der Stadt.

Den 10. Januarii.

Jn der Stadt.

  • Dem Hrn Ferd. Obermayr, gem. Stadt Viertel=steuer=
    einnehm
    , s. K. Jos. , im gros. Jesuiter=H. bey der
    schön. Lantern. alt 6 v. J.
  • Dem Gottfr. Winkler, Burgerl. Lederer, s. S. Jos. ,
    bey denen 3. Seul. in tief. Grab. , alt 14. J.

[7]

Vor der Stadt.

  • Dem Franz Friesenhengst, Burgerl. Handelsm. , s. K.
    Sebast. , bey denen 2. Alstern auf der Wind=mühl,
    alt 8. J.
  • Dem Joh. Ruep, Burgerl. Wirt. , s. K. Rochus, beym
    gold. Adler bey Maria=hülf, alt 2. J.
  • Cathar. Josephin, Wittwe, beym Frucht=baum bey
    Maria=hülf, alt 80.
  • Christian Hofman, Burgerl. Tischl. , bey dem gold.
    Rössel in der Leopoldst. , al. 80 J.
  • Cathar. Hoferin, Wittwe, bey St. Nicola ausser der
    Rossau, alt 89. J.
  • Dem Christian Berger, Lack. , s. K. Anna, im Kohl=
    hundis
    . H. auf der Wied. , alt 2. J.
  • Sabina Rohrschacherin, Wittwe, bey dem Englisch.
    Gruß auf der Wied. , alt 66. J.
  • Dem Joh. Hünerbigler, Zimmer=ges. , s. K. Magdal. ,
    bey denen 5. Kron. im Lichtenth. , alt 7. J.
  • Dem Sebast. Bretzl, Eisen=tändl. , s. K. Andre, bey der
    Stadt Bellgrad in der Josephst. , alt 7. J.
  • Summa 11. Personen, darunter 6. Kinder.

Den 11. Januarii.

Jn der Stadt.

  • Der Wol=edel=gestr. und Hochgelehrte Hr. Ant. Que=
    rin
    , Phil. & Med. Doct. , bey dem grün. Baum auf
    der Brandst. , alt 46. J.
  • Dem (Tit.) Hrn. Franz v. Stierpöt, des H. R. R. Rit.
    s. Fr. Elisab. , bey der Hungaris. Kron in der Him=
    mel
    =pfort=gas. , alt 52. J.

Vor der Stadt.

  • Elisab. Rohrin, Wittwe, bey denen 7. Schwaben am
    Neubau, alt 53. J.
  • Dem Michael Zehrer, Burgerl. Fleisch=hack. , s. K. Eli=
    sab
    . , im Lieblis. H. untern Weiß=gärb. , alt 1. J.
  • Anna Schallenbeckin, Wittwe, im Huberis. H. in der
    Leopoldst. , alt 50.
  • Dem Heinr, Teibler, Bestand=wirt. , s. K. Sebast. , bey
    dem gold. Fäs. zu Mäzleinstorf, alt 1. J.
  • Maria Brauauerin, Wittwe, bey der H. Dreyfaltigk.
    zu Margar. , alt 75 J.
  • Summa 7. Personen, darunter 2. Kinder.

Den 12. Januarii.

Jn der Stadt.

  • Jhro Excell. die Hoch=und Wol=geb. Fr. Fr. Theresia
    Rosalia verw. Gräfin v. Windischgrätz, geb. Grä=
    fin
    v. Rotthal, im Johannes=hof, alt 74. J.

Vor der Stadt.

  • Thomas Parfriedrich, Burgerl. Zeug=mach. , in dem
    Fleischhackeris. H. ober dem Neustift, alt 76. J.
  • Dem Andre Redl, Burgerl. Lackier. , s. K. Joh. , bey
    denen 3. Schaal. auf der Wendelst. , alt 6. J.
  • Dem Ant. Wiser, Schneid. , s. W. Barb. , bey dem
    bl. Stern ober dem Neustift, alt 53. J.
  • Dem Jgnatz Weigl, Lack. , s. K. Michael, bey dem
    schwarz. Mohren in der Leopoldst. , alt 2. J.
  • Dem Adam Bachmayr, Weinzierl, s. K. Anna, im
    Buchbinderis. H. auf der Wied. , alt 6. J.
  • Jos. Fischer, Bräu=kn. , im Bräu=H. in der Leopoldst. ,
    alt 26. J.
  • Dem Simon Reuner, Tagw. s. K. Magdal. , bey de=
    nen
    3. König. ober dem Neustift, alt 2. J.
  • Dem Joh. Schulz, Tagw. , s. K. Ant. , im, Mahleris.
    H. in der Unger=gas. alt 3. J.
  • Summa 9. Personen, darunter 5. Kinder.

EDICT.

Demnach die Kais. Kön. Ministerial - Banco
Deputation entschlossen hat, alle pro subsidiis præ
sentancis anticipirte - bey dem Stadt= Banco zahl=
bar
angewiesene, folglich mit Banco - Obligationen
bedeckte Capitalien, ungeachtet solche Capitals s=
Posten, laut derer dafür ausgestellten Obli-
gationen
, zur Bezahlung bis ad Annum 1766.
hinaus eingetheilet seynd, in der Rucksicht,
daßdie solcher Gestalt versicherte Partheyen
ihre Capitalien aus getreuester Devotion in de=
nen
fürgewesten Kriegs=zeiten zur Steurumg
allgemeiner Nohtdurtten dargestrecket haben,
zu ihrer desto schleunigeren Befriedigung, samt
denen bis zu der Bezahlung verfallenden In-
teressen
, an jedermänniglichen, ohne Unterschied,
auf Anmelden anjetzo gleich baar hinaus bezah=
len
zu lassen: So hat man dieses, Mittels ge=
genwärtigen
Banco - Edicts , zu Jedermanns
Wissenschaft kund thun wollen: wie nun aber
vor die Richtigkeit der Cassa, und derer Büchern
zu obgedachter Zahlung einen peremtorischen
Termin zu setzen nohtwendig seyn will; Als
wird hiemit untereinstens kund gemacht, was
Gestalten man zu Bezahlung ob=wiederholter
Capitalien, samt denen gedachtermassen gebüh=
renden
Jnteressen, auf allmaliges Anmelden,
von nun an schreitten, und bis 15ten Martii,
des folgenden 1753ten Jahrs fürgehen wird:
Wohingegen an die jenige, welche unter besag=
ter
Frist derley Capitalien nicht erheben, sondern
sich saumselig zeugen wurden, hievon nach des=
sen
Verstreichung, nämlich von 15ten Martii
des künftigen 1753. Jahrs keine Jnteressen
mehr bezahlt werden sollen.

Wien, den 30ten November 1752.

Hiermit wird kund gemacht, daß alle die
jenige, welche an Weil. Herrn Johann Anton
Schrettl, von Schrettenstein seel. Verlassen=
schaft
ex capite hæreditatis vel alio quocun=
que
juris fonte Sprüch zu haben vermeinen,
sich den 1. Februarii dieses Jahrs Nachmittag
um 3. Uhr bey Hochlöbl. Regierung in Justitz=
Sachen in der gewöhnlichen Cridæ - Commis-
sions
-Stuben, also gewiß melden sollen, wie
im widrigen selbe nicht mehr gehöret, sondern



[8]

denenselben das ewige Stillschweigen auferleget
seyn solle.

Den 3. Februarii 1753. werden die in Oester=
reich
ob der Ennß in dem Hausruck=Viertel
gelegen Gräflich Albrecht St. Julianische Herr=
schaft
Wartenburg, Oberbergkam und Einwal=
ding
, bey einer in den Landhaus zu Linz, als
des Herrn Otto Carl Grafens von Hohenfeld
aufgestellten Administratoris und in Sachen
verordneten Commissarii Wohnung Nachmit=
tags
um 3. Uhr licitando plus offerenti
verkauffet werden.

Es wird hiemit kund und zu wissen gemacht,
daß den 22. dieses Monats Januarii in dem
Schwandtnerischen Haus auf dem Graben zur
weissen Rosen im 2ten Stock, drey licht=braune
und zwey schwarz=braune Wagen=pferd Vor=
mittag
von 9. bis 12. Uhr plus offerenti ver=
kauffet
werden.

Es wird den 17ten Januarii daß in der Leo=
poldstadt
ligende Haus zum goldenen Stern ge=
nannt
, fruhe um 8. Uhr auf alhiesigem Raht=
haus
licitando verkauffet werden.

Den 30. Januarii 1753. Vormittag um 9.
Uhr, wird die sogenannte Helmbhardische Be=
hausung
am Alsterbach, samt dem darbey be=
findlichen
Graß=und Baum=gärtl, zum dritten=
mal
licitando verkauffet, wer nun solche
käuflich an sich zu bringen gedenket, kan an
obbestimmten Tag und Stund, bey dem Kloster
Michael Beyrl. gevollmächtigten Grund=buchs=
Administrator , Herrn Matthiä Ressason, auf
dem alten Fleischmarkt in der, dem Löbl.
Stift und Frauen=Kloster zu St. Lorenz an=
gehöriger
Behausung, nächst der Kirchen ha=
benden
Wohnung anmelden, welche sodann dem
Meistbiettenden gegen baarer Bezahlung hin=
dann
gelassen werden solle.

NB . Es ist alhier Joh. Adam Greiffenstein,
aus Londen angekommen, selbiger machet hier=
durch
bekannt, daß er alle Früchte durch ei=
ner
gewissen Composition also zumachen weiß,
daß sie nicht allein dem Ansehen, sondern auch
dem Geschmacke nach, wie ordentlich im Som=
mer
gewachsene Aepfel, Birn, Pflaumen, Kir=
schen
, Appricosen, ꝛc. auf Königl. und Fürstl.
Tafeln gut und NB. eßbar seynd. Er ist ehrer=
bietig
an Herren und Damen diese Kunst zu

lernen. 2. Machet er allerhand Spring=früchte.
3. Lichter ohne Wax und Talk, derselben ge=
hen
6. auf ein Pfund, sie brauchen nicht ge=
putzet
zu werden, und brennet eins 18. Stunde,
haben auch einen angenehmen Geruch. 6. Ver=
goldet
er recht sauber, und 7. Kan er sehr schön
laquiren, endlichen machet er noch einen Spi=
ritum
, welcher alle Flecken aus denen Kleidern
ausziehet, wird auch verkauft.

NB. Er hat schon bey vielen Cavalieren alhier
seine Prob erwiesen.

Und ist solcher im Steyer=hof zu erfragen
bey dem Wirt.

NB. Il se trouvent chez Monsr. Brissaut,
Libraire, plusieurs nouveautez trés conside,
rables, que chacun peut voir dans sa Bi-
bliothéque
, im Stadt - anwaltischen Haus
au premier Etage; vis - à vis des Peres Caje=
tans
: sur le haut Pont.

Almanach de Table; augmenté pour
L'année 1753. tant pour les Tables les plus
delicates, que pour les plus frugales.

Calendrier ou Almanach des Societés
pour L'année 1753. contenant des regles
du Nouveaux jeu dela comete et du jeu de
piquet; à 2. fl. à 2. fl. 30. Kr. à 3. Suivans
les relieurs.

Etrennes de Paris, ou Almanach à L'usa-
ge
des Dames pour L'année 1753. à 1. fl.
25. Kr.

Connoissance des Tems, pour L'année
1753. publiceé par L'academie Royale des
Sciences, & Calculée par Monsieur de Ma-
raldi
, de la même Academie: à 1. fl. 45.
Kr.

Tablettes Dramatiques, contenantes L'hi-
stoire
du Théatre François, dans son en=
tier
, avec un Dictionaire de toutes les pié=
ces
, & l'histoire des Auteurs & des acteurs
à 4. Colonne. 1752. 8.

Institutions militaire de Vegece, avec Figu-
res
nécéssaire non seulement aux Officiers Ge-
neraux
, mais même à ceux qui suivent
le parti des armes. 8. Nouveaux: observa-
tions
sur l'art d'faire la Guerre suivant
les maximes des plus Grands Generaux;
3. parties par Vaultier.

Le drois public Germanique avec la
Capitulation de S. M. l' Empereur, Fran-
cois
I. in 8. Vol. 2.

Poesies diverses du pere du Cerceau.
8. 1752. Vol. 2.








[9]

Aus dem Rußischen Reich.

Petersburg, 17. Dec. 1752.

DEn 5ten dieses wurde das hohe Namens=
fest
der Groß=Fürstin feyerlichst bey Hofe
begangen. Um 11. Uhr Vormittags erhuben
sich Jhro Kaiserl. Hoheiten nach der Hof=ka=
pelle
und wohnten daselbst dem Gottes=dienst
bey, nach dessen Endigung die Canonen von der
Festung und Admiralität gelöset wurden. Die
in=und ausländischen Ministres, wie auch alle
übrige Cavaliers und Dames, welche sich in
denen Großfürstl. Parade=zimmern versammelt
hatten, statteten darauf bey beyden Kaiserl.
Hoheiten ihre Glückwünsche ab, da inzwischen
die Kaiserl. Hof=sänger eine Cantata und die
Hof=musici in denen Antichambres ein Concert
anstimmten. Bey der Tafel wurden die hohen
Gesundheiten unter Lösung deren Canonen ge=
trunken
. Abends ware Ball, und nach Endi=
gung
desselben speiseten mit Jhro Kaiserl. Ho=
heiten
in der Gallerie die ausländischen Mini=
stres
, Cavaliers und Dames deren 5. ersten
Classen, unter Anhörung einer Jtaliänischen
Jnstrumental=und Vocal=music.

Tages darauf, als an dem Gedächtniß=fest
der Thron=besteigung Jhro Kaiserl. Majestät
unserer allergnädigsten Monarchin, versamm=
leten
sich bey Hof alle vornehme Standes=per=
sonen
beyderley Geschlechts, wie auch die aus=
ländischen
Ministres. Jhro Kaiserl. Hoheiten
samt allen vornehmen Standes=personen wohn=
ten
dem Gottes=dienst in der Hof=kapelle bey.
Nach geendigtem Gottes=dienst werden die Ca=
nonen
von beyden Festungen abgefeuret, und
während der Tafel die hohen Gesundheiten un=
ter
Abfeurung deren Canonen getrunken. Abends
stellten sich wiederum alle Cavaliers und Da=
mes
und die ausländische Ministres bey Hofe
ein. Die Leib=compagnie wurde durch die
grossen Antichambres und den Saal in die Gal=
lerie
in Parade aufgeführet, wohin Jhro Kai=
serl
. Majestät als Capitain gedachter Compa=
gnie
in völliger Uniforme aus dero innern Zim=
mern
in Begleitung dero sämtlichen Hof=staats
sich zu erheben, und alle Ober=und Unter=
officiere
, wie auch sämtl. Gemeine zum Hand=
kuß
zu lassen, und die Glückwünsche von allen
in=und ausländischen Ministern und übrigen
Standes=personen beyderley Geschlechts anzu=

nehmen geruheten. Hierauf erhuben sich Aller=
höchst
=Dieselben nach dem grossen Saal zur
Tafel, an welcher die Ober=und Unter=officiere
gedachter Leib=compagnie mit Jhro Kaiserl.
Majestät zu speisen die Gnade genossen, die
Gemeinen aber sassen an verschiedenen anderen
Tafeln in eben demselbigen Saal. Die hohen
Gesundheiten wurden unter Paucken=und Trom=
peten
=schall und Lösung deren Canonen getrun=
ken
, und währender Tafel ließ sich die Kai=
serl
. Hof=kapelle wie auch das Chor Hof=sän=
ger
von denen Balcons mit Concerten und Can=
taten
wechsels=weise hören. Jhro Kaiserl. Ho=
heiten
speiseten nebst denen ausländischen Mini=
steren
und denen vornehmsten Cavaliers und Da=
men
der ersten und zweyten Classe in dem ersten
grossen Parade=zimmer neben dem Saal.

Mit angebrochener Nacht waren alle Häuser
hiesiger Kaiserl. Residenz illuminirt, und an
dem Jlluminations=gerüste dem Kaiserl. Pal=
last
gegen über zeigte sich in Lanternen=feuer
folgende Vorstellung: Ein mit Blumen=stücken
und Spring=brunnen gezierter Garten; zu bey=
den
Seiten stunden fünf Vasen auf Fuß=ge=
stellen
, welche mit Festons ausgezieret waren,
alles in perspectivischer Ordnung. Jn denen
Vasen befanden sich anmutig blühende sogenann=
te
Sensitiv=Kräuter, welche sich bey Nacht zu=
sammen
ziehen, und mit Sonnen Aufgang wie=
der
von einander thun, und den ganzen Tag
blühen. Oben in der Mitte die aufgehende
grosse Sonne mit ihren auf allen Seiten weit
ausschiessenden hellen Strahlen.

Den 11ten dieses Monats wurde das Or=
dens
=fest des Heil. Apostel Andreas folgender
gestalt am Hofe begangen. Vormittags um
11. Uhr versammelten sich alle anwesende Rit=
ter
desselben Ordens in ihrem gewöhnlichen Or=
dens
=habit, wieauch alle vornehme Standes=
personen
beyderley Geschlechts und sämtl. aus=
ländische
Ministres in denen Parade=zimmern.
Um halb 12. Uhr gieng der Gottes=dienst in
der Hof=kapelle an, welchem Jhro Kaiserl.
Hoheiten der Groß=fürst nebst der Groß=für=
stin
, sämtl. Ordens=ritter und alle Standes=
personen
beywohnten, nach dessen Endigung die
Canonen von der Festung und Admiralität ab=
gefeuret
wurden. Zu Mittage geruheten Jhro
Kaiserl. Majestät. in der Gallerie mit gewöhnl.


[10]

Ceremonie zu speisen; alle Ritter dieses Ordens
hatten sich aus der Kirche in dem Parade=zim=
mer
versammelt, wohin auch Se. Kaiserl. Ho=
heit
der Großfürst, als Ritter dieses Ordens,
in Begleitung dero Hof=cavaliers sich begaben.
Hierauf geruheten Jhro Kaiserl. Majest. aus
Dero innern Zimmern in Begleitung Dero Hof=
staats
sich ebenfalls dahin zu erheben. Aller=
höchst
=Dieselbe hatten die kleine Krone auf dem
Haupte, und den Ritter=mantel trugen drey
Kammer=herren. Nachdem Jhro Kaiserl. Ma=
jest
. die Gratulationes von allen Rittern und
übrigen Cavaliers und Damen empfangen hat=
ten
, erhuben Sie sich in nachfolgender Ordnung
nach der Gallerie: Voraus giengen 1.) die
Ho=Cavaliers, alsdann folgten 2.) die Mar=
schallen
mit ihren Marschalls=stäben in denen
Händen, und der Ceremonien=meister mit sei=
nem
Staab. 3.) Die Ordens=ritter paar=
weise
und zwar die jüngsten voran. 4.) Se.
Kaiserl. Hoheit der Groß=fürst. 5.) Jhro
Kaiserl. Majest. als Groß=meister des Ordens.
Jn gedachter Gallerie speiseten Allerhöchst=Die=
selben
mit denen Ordens=rittern an einer Tafel
von 10. Tellern. Die hohen Gesundheiten wur=
den
unter Paucken=und Trompeten=schall und
Lösung derer Canonen getrunken, und währen=
der
Tafel liesse sich die Jtal. Jnstrumental=und
Vocal=music hören. Vor Jhro Kaiserl. Ma=
jest
. stunden zur Rechten die Hof=Cavaliers nebst
allen vornehmen Standes=personen, zur Lin=
ken
aber die Staats=Damen, Fräulein und
übrige vornehme Damen. Die Aufwartung
hatten die Kammer=herren, und so lang die
Tafel daurete, stunde der Hof=marschall mit
einem Stab in der Hand vor Jhro Kaiserl.
Majest. und der Cermonien=meister etwas wei=
ter
seitwärts. Nach aufgehobener Tafel erhu=
ben
Allerhöchst=Dieselben sich samt allen Or=
dens
=rittern in obgemeldter Ordnung nach de=
nen
Parade=zimmern. Abends wurde auf dem
Kaiserl. Hof=theatro eine Französische Tragö=
die
vorgestellt.

Aus Teutschland.

Dresden, 15. Dec. 1752.

Aus Thüringen wurde letztens von einigen
Orten, wo die Unstrut dieses Jahr ausgetret=
ten
gewesen ist, eine Art von Byssus anhero
geschickt, und in das hiesige Naturalien=ca=
binet
gebracht. Das Wasser ließ nämlich in
denen Gegenden, wo es lange gestanden hatte,
einem Schaum zurück, und diesen bereitete die
Sonne zu, dergestalt, daß daraus eine Art

Hannover, 22. Der. 1752.
von zartem Flachse, der wie ein Watt aussieht,
entstand. Es seynd Stücke dabey, die in der
Dicke mehr, als zwey Zoll haben. Man hat
ihn auf Art der Schwanen=boy bearbeitet,
und ein Paar Strümpfe daraus verfertiget.
Er kan auch so gut, als baumwollene Dochte,
zum Brennen, und zu anderm Behuf gebraucht
werden. Aus der Lausitz wird berichtet, daß
die Vieh=seuche in der Gegend von Görlitz noch
sehr aufräume. Bey der jetzigen ausserordent=
lichen
Witterung entstehen viele Krankheiten und
schnelle Todes=fälle. Jn der abgewichenen
Nacht hatten wir einen heftigen Sturm=wind,
und frühe um 3. Uhr ein schweres Gewitter,
mit Donnern und Blitzen, welches bis frühe
um 6. Uhr anhielte. Der Sturm richtete an
Dächern und Häusern einen beträchtlichen Scha=
den
an, und sogleich vernimmt man, daß zu
Loschewitz ein Haus, und eine Scheune ange=
zündet
, und in die Asche gelegt worden seynd.

Hannover, 22. Dec. 1752.

Nachdem der König bey seinem Aufenthalt al=
hier
die besondere Würkungen des Brunnen un=
weit
Rheburg vernommen, und daß mehr als
400. Personen denselben in diesem Jahre mit Nu=
tzen
gebrauchet, ob sie gleich schelchte Bequemlich=
keit
dabey gefunden, und in Hütten sich einquarti=
ren
müssen; so hat der König der Domainen=Kam=
mer
anbefohlen, verschiedene bequeme Wohnungen
sowol für diejenigen, welche die Aufsicht über die
Quelle haben, als auch für alle, so den Brunnen
künftig gebrauchen wollen, zu besorgen. Diesem
zufolge ist von gedachter Kammer offentlich be=
kannt
gemacht worden, daß die, welche Häuser
alda bauen wollen, 12. Jahr von allem frey seyn
und des Schutzes vom Hofe geniessen sollen, wie
dann künftigen Frühling selbst auf Kosten des =
nigs
ein Haus für den Director der Quelle, nebst
einem Gebäude darüber aufgeführet werden wird,
damit kein Regenwasser sich mit derselben vermi=
schen
könne. Uber dies soll eine Gallerie zu einem
bedeckten Spazier=gang, ingleichen auch Bäder
für die, welche solchen Gebrauch davon machen
wollen, angeleget worden. Man ist hier sonsten
gewohnt gewesen, des Abends bey denen auf de=
nen
Gassen stehenden Lanternen frey zu gehen; al=
lein
seit der letztern Verordnung, daß ein jeder
nach 10 Uhr sich mit einer Hand=leuchte beson=
ders
versehen solte, seynd viele, die sich der Ordre
nicht gemäß bezeiget haben, von der Patrolle auf=
gehoben
und in den Arrest gesetzt worden, wor=
aus
sie erst nach einer richterlichen Befragung
wieder los gelassen worden.

»