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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 59, 25. Juli 1750

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[1]

Aus Spanien.

Madrid 18. Junii.

DEr Hr. Keene ausserordentlicher Gesand=
ter
, und bevollmächtigter Minister des
Königs von Groß-brittannien, empfien=
ge
am 13. dieses einen Currier von Londen, des-
sen
mitgebrachte Briefschaften er noch densel=
ben
Abend den Hrn. Grafen von Carvajal com=
municirte
. Man will schon würklich wissen,
daß die Unterhandlung, womit dieser Minister
an unserem Hof beschäftiget ist, glüklich zu
Ende gekommen seye, also daß inner kurzen
Zeit ein neuer Commercien-tracat zwischen
beyden Nationen erscheinen werde. Am 16.
hat man zwey Currier nach Cadix abgeferti=
get
. Sie haben Befehle vom Hofe, die Zeit
anbetreffend, wann man z⟨u⟩ Ausladung deren
Sachen schreitten solle, die in denen Schiffen des
Admirals Spinola augelanget seynd. Man
erwartet mit dem ehesten die Geschenke, die sie
für Jhro Majestät, und die Königl. Famille
mitgebracht. Für den Köuig ist ein silbernes
Kästlein, 6. March vom Gewichte, voller E=
delgesteine
, und Kleinodien, nebst zweyen Per=
len
von grossem Werte, davon die eine 35.
Karat, und die andere 45. und einen halben
wäget. Was der Königin, und der Königl.
Famille bestimmet ist, bestehet in folgenden
Stücken: eine grosse silberne Krone; ein gol=
denes
Kästlein voll Smaragden, Topasen, Sa=
phieren
, und anderen kostbaren Steinen: Zwey
Mandelförmige Perlein, Kleinodien, die nach
dem Mexicanischen Geschmuck ausgearbeitet
seynd, und zwey goldene Becher, wovon der
eine mit 238. Smaragden besetzet ist. Es
seynd im verwichenen Monat bey 50. Englän=
dische
Schiffe mit Korn zu Cadix eingeloffen.
Jhre Ankunft hat die grosse Theurung dieser
Werteeiniger massen verringert. Der Preis

der sehr gestiegen ware, ist aber nicht viel
mehr, als um den 8ten Theil gefallen, inde=
me
alles dieses Korn so eifrig weggekauffet
worden.

Aus Jtalien.

Neapel 23. Junii.

Nachdeme die, bey denen Leich=begäng=
nüssen
, und Trauer, sowol, als bey denen
Einkleidungen, und Professionen deren Non=
nen
eingeführte grosse Mißbräuche dem König
vorgestellet worden, so hat selber dem Raht
anbefohlen, ein allgemeines Regulament wi-
der
den Pracht zu errichten. Aus Sicilien
wird berichtet, daß noch allezeit einige Barba=
rische
See=rauber in dasigen Wässern gesehen
werden, und aus Malta vernimmt man, daß
den 6. dieses, als an dem Jahrs=tag, an wel=
chen
ein offentliches Dank=fest in der ganzen
Jnsul angestellet ware, in dasiger grossen Ku-
chel
in einem Fenster-loch ein Pak zusammen
gewickelte alte Leinwad, und darinnen in ei=
nem
Papier 3. kleine Steinlein gefunden wor=
den
, welche ein Kuchel=jung, nicht wissend,
was es wäre, in das Feuer geworfen, wovon
ein so abscheulicher Gestank entstanden, daß
man daraus etwas sehr übles gem⟨u⟩tmassetund
solches dem Groß-meister anzudeuten für nöh-
tig
erachtet, und da hierauf Se. Eminenz den
Befehl ertheilet, die Sache auf das genaueste
zu untersuchen, so hat es einen berühmten A=
pothecker
gelungen, die Materie von der Asche
abzusöndern, und durch gemachte Probe zu
zeigen, daß es Gift ware. Gleichwie nun un=
ter
denen Sclaven, welche bis anhero aufbe=
halten
worden, dem Bassa von Rhodus die
Missethat in das Gesicht zu behaupten, der
jenige sich befindet, welcher dazumal die Ob=
sicht
auf die in gemeldter Kuchel zugerichtete

[2]

Suppen hatte, so wnrde selber alsogleich exa=
miniret
, und von ihme eingestanden, daß es
wahrhaftig Gift gewesen, welches in gemeld=
ten
3. Steinlein, deren jedes Nuß groß ware,
bestanden; und ihme von dem Bassa zu dem
Ende wären behändiget worden, daß er selbe
an dem zum Aufstaud ernannten Tag auf die
Suppen streuen solte. Eben dieser benennete
hierauf noch verschiedene andere, sowol todte,
als noch lebende Sclaven, welche von er-
wehnten
Bassa noch ein anderes Gift bekom=
men
, besonders jenen, welcher in eben dieser
Kuchel den Teig angemachet, jenen welcher in
der kleinen Kuchel die Suppen zugerichtet, und
einen andern, welcher das Brod gebacken, um
solches an gemeldtem Tag in ihre zubereitete
Speisen zu mischen, mit dem Zusatz, daß ge=
dachter
Bassa noch immer wol verwahret seye,
ohne zu wissen, was endlichen mit ihme ge=
schehen
werde.

Anecy in Savoyen 2. Julii.

Nunmehro kan man sich Hofnung machen, daß
die Räuber=bande, welche schon eine geraume
Zeit her unsere Gegend in grosse Forcht gese=
tzet
hat, von selbst zerfallen werde. Dann da
der Genfer=magistrat durch die Aussagen derer
so von dieser Bande daselbst gefangen ligen,
den gewöhnlichen Aufenthalt ihres Anführers
erfahren, und daß er sich gemeiniglich in hie=
siger
Stadt Stadt in einem gewissen genau be=
zeichneten
Quartier aufzuhalten pflegte, ver=
nohmen
hat; so ist von Seiten desselben an
die hiesige Regierung Communication geschehen,
die auch ihre Anstalten so weislich gemacht, daß
der Räuber=hauptmann in die Schlinge gefal=
len
, und nunmehro geschlossen sitzet. Man
zweifelt nicht, daß man noch mehrere derglei=
chen
Leute entdecken werde, um ihnen ihre ver-
diente
Belohnung je ehender je besser anzu=
weisen
.

Livorno 3. Julii.

Samstags kame ein grosses Französis. Schif
in 7. Tagen von Caglieri aus Sardinien alhier
an, dessen Patron berichtet, daß vor seiner
Abreise aus dasigen Hafen, ein anderes Fran=
zösisches
Fahrzeuge aus Marsilien alda einge=
loffen
seye, dessen Commandant ausgesaget,
was massen er 10 Meilen von gedachter Jn=
sul
ein grosses barbarisches Schif, nebst einer
Galeotte entdecket, auf der Anhöhe von Cor=
sica
aber 2. Genuesische Armateurs begegnet
habe; von welchen er doch nichts neues ver-
nommen
. Ansonsten vernimmet man, daß

die Päpstliche Galeeren bey Capo d'Anzo her=
um
kreutzen, und einen barbarischen Rauber
nachgejaget, welchen sie auch gewis wurden
erbeutet haben, wann nicht die Nacht einge=
fallen
wäre, während welcher selber Gelegen=
heit
gefunden, sich zu flüchten. Die unter
Kaiserl. Flaggen alhier segelfertig stehende 3.
Kriegs=schiffe, werden künftigen Sonntag ein=
geweihet
, und die Namen gegeben werden, zu
welchen Ende der Graf von Richecourt, und
dessen Sohn, welcher eines davon comman=
diren
wird, morgen aus denen Bädern von
Pisa zuruck erwartet werden.

Florenz 4. Julii.

Die Arbeit an dem neuen Weg wird sowol
unserer, als Bologneser-seits eifrig fortge=
führet
, indeme die Anzahl deren Arbeitern
jüngsthin um ein merkliches vermehret wor=
den
, und versichert man, daß verschiedene
Waaren auf selber in einen Päpstlichen Hafen,
und von dar auf das Oesterreichische Ufer sollen
transportiret werden, weilen der Weg dahin
näher, als über Pontremoli, und Parma ge=
gen
den Po ist. Man vernimmt, daß ein
Bauer eine schwangere Person, welche einige
Erbsen auf seinen Acker geessen, ermordet, wel=
che
bey vorgenommene Oefnung 2. todte Kinder
gehabt: Wegen der reichen Ernde ist ein feyer=
liches
Te Deum gehalten worden. Gestern in
der Fruhe setzte der Fürst von Campo=reale,
als Königl. Siclianischer Bottschafter seine
Reise nach Wien fort.

Genua 4. Julii.

Unsere einige Monat hindurch gegen die Bar=
baren
ausgeloffene Schiffe, seynd wiederum
hieher zuruk gekommen, ohne einen angetroffen
zu haben, an deren statt bey gegenwärtiger
Meer=stille zwey Galeotten mit Rudern zum
Auslauf bereit stehen. Der General Stampa,
welcher von Pisa nach Meiland zuruck gehet,
ist auf einer unserigen Galeeren von Spezzia
alhier angelanget, und zu St. Pier d'Arena
in dem Grimaldischen Pallast abgestiegen. Durch
alle aus Sicilien, Neapel, und Sardinien an=
kommende
Fahrzeuge vernimmt man, dass die
Getreid=ernde in dasigen Ländern sehr reich
gewesen.

Rom 4. Julii.

Nach der Vesper, welche Se. Heiligkeit an
dem Vor=abend deren HH. Aposteln Petri,
und Pauli gehalten, erschiene der Fürst Colon=
na
, als ausserordentlicher Bottschafter des

[3]

Königs beeder Sicilien in gewöhnlich prächti=
gen
Einzug zu Pferde, Se. Päpstl. Heiligkeit
den im Namen des König den gewöhnlichen
Zelter, und Tribut zu überreichen. Den fol-
genden
Morgen hielte der Papst in Beywoh-
nung
30. Cardinälen, und vieler anderer Prä=
laten
das hohe Amt in der Peters=kirche, und
gaben darauf unter Loß=brennung deren Stü=
cken
aus dem Castell St. Angelo den Päpstl.
Segen. Abends sowol, als den Vor-abend
waren die Palläste auf das prächtigste beleuch=
tet
. Den ersten dieses ist die zwischen Seiner
Heiligkeit, und Jhrer Kaiserl. Königl. Majest.
errichtete Convention, daß zwischen beyden
Staaten betrettende liederliche Gesinde ge=
fänglich
anzuhalten, durch ein Edict publici=
ret
worden: nachdeme verwichenen Mittwoch
ein Koch, und ein Bedienter des Hrn. Dada
in einen Streitt gerahten, gabe dieser dem er-
sten
einem tödtlichen Sich, und flüchtete sich
in die St. Caroli=kirche, e⟨s⟩ wurde aber sel=
ben
Abends auf Befehl des Cardinal Vicarii
heraus genommen, und in die Gefängnuß ge=
bracht
. Eben diesen Abend kame der neue Bott-
schafter
des Königs beeder Sicilien von Nea=
pel
alhier an, und nahme seine Einkehr in
dem Farnesischen Pallast.

Aus Groß=Brittannien.

Londen 4. Julii.

Der Prinz von Wallis hat, um das Volk
zur Schiffahrt aufzumuntern, dem Patron ei=
nes
Schifs, das am geschwindesten von Green=
wich
, dem Königl. Hospital gegen über, bis
nach Nore fahren, und an den Ort, wo die
Abfahrt gewesen, am ersten zuruck=kommen
wird, eine schöne silberne Schaale von 50.
Guineen zum Preis versprochen. Diese Wett=
fahrt
wird auf den 11. Aug. vor sich gehen,
und man wird nur 20. Fahrzeuge zu 15. bis
30 Tonnen dabey zu lassen. Die fremden
Schiffe seynd davon ausgeschlossen, und wer
den Preis heuer davon tragt, kan in denen
folgenden Jahren sich nicht darum bewerben.
Gleichergestalt wird in der Mitte nur gedach-
ten
Monats der Graf von March zu Newmar=
ket
ein sonderbares Rennen von 6. Pferden
anstellen. Diese werden vor eine leichte Chaise
gespannet seyn, worinn ein Mensch sitzet, der
in Zeit von einer Stunde 19. hiesige Meilen
zuruck legen wird. Es steht eine Wette von
1000. Pfund Sterling gegen Hrn. Theobald
Taaf darauf; wie dann auch über dieses noch
mehr als ⟨2⟩0000. Pf. Sterl. auf solches Ren=

nen zur Wette schon gesetzet seynd. Noch hat
man die Urhebere nicht ausforschen können,
welche neulich zu Stafford eine so unvernünf=
tige
Raserey angestiftet; allein die Regierung
dörfte nicht eher ruhen, bis selbige ausfindig
gemacht worden.

Die Sache wegen der Handlung auf der
Gold=küste in Africa hat auch nöhtig, auf ei=
nen
festen Fuß gesetzet und eingerichtet zu wer=
den
. Der Französische Hof hat auf das neue
durch ein Memorial an den Herzog von Bed-
ford
deswegen Genugthuung verlangt, weil
beym Ende des vorigen Jahrs die Französi=
schen
Schiffe, welche zu handlen dahin ge-
kommen
waren, von denen Engländischen ver=
jaget
worden: Allein man hat eine Antwort
hierauf ertheilet, welche der jenigen ganz
gleichförmig ist, die schon einmal gegeben wor-
den
, nämlich, da England ein ausschliessen=
des
Recht auf selbiger Küste zu handeln hätte,
so wäre es entschlossen, selbiges zu behaupten,
und die jenigen als Feinde anzusehen, welche
versuchen würden, solches daselbst zu beeinträch-
tigen
.

Aus Frankreich.

Lyon 2. Julii.

Das Elend bey dem gemeinen Volk dieser
Stadt sonderlich unter denen Arbeitern in
denen Seiden=Manufacturen ist sehr groß,
weilen die Eigentümer derer Fabriquen we=
gen
des ausserordentlich hohen Preises der Sei=
de
ihnen keine Arbeit, folglich auch keinen
Unterhalt verschaffen können. Als Se. Ma=
jestät
der König hiervon benachrichtiget wor=
den
, haben Höchst=dieselbe der Jndianischen
Compagnie Befehl ertheilet, für 4. Millionen
rohe Seide auf Dero Rechnung einzukauffen,
und dieselbe durch diese Fabricanten verarbei=
ten
zu lassen, als deren allzugrosser Musse ge=
fährliche
Folge nach sich ziehen könnte.

Paris 10. Julii.

Die Marschallen von Sachsen und Löwen-
dahl
seynd von ihren Herrschaften zu Compie=
gne
angelanget. Es ist eine Verordnung zum
Vorschein gekommen, in welcher bey Verschi=
ckung
und Uberwachung derer Gelder aller=
hand
Münz=sorten in einem Sack zusammen
zu thun verbotten wird, und sollen die ver=
schikte
Summen hinführo nur in einer Geld=
sorte
bestehen. Das für die Patriarchal=kir-
che
zu Lissabon bestimmte alhier verfertigte
Segitter, woran man schon seit 4. Jahren

[4]

gearbeitet, ist in dem Hofe des Zeug=hauses
offentlich zur Schau ausgestellet worden, und
wird als ein vollkommenes Meisterstuck durch-
gehends
bewundert.

Aus Niederland.

Vlaerdingen 3. Julii.

Gestern Abends lieffe hier der erste Fisch=
jäger
mit 21. Tonnen Häringe von Hittland
ein, und diese wurden auch den Augenblik die
Tonne zu 253. Gulden verkauft. Gedachtes
Schif brachte indessen die Nachricht mit, daß
die ganze Härings-flotte sich bey Hittland in
gutem Stande befinde, und daß man kein Eng-
ländisch
noch Schottländisches Schif gesehen,
noch was davon gehört hätte.

Haag 9. Julii.

Die General=Staaten haben denen Com=
missarien
, welche zu Widerauffbauung deren
ruinirten Häusern zu Bergen=op=zoom er=
nannt
worden, zu solchem Bau einsweilen
125000. Gulden aus der General=Collecten=
casse
angewiesen. Gestern ist alhier der Herr
General von Debrosse, welcher über 30. Jah=
re
als ausserordentlicher Gesandter und bevoll=
mächtigter
Minister des Königs von Pohlen,
Churfürstens von Sachsen, hier gestanden, un=
gefähr
im 80sten Jahr seines Alters mit Tod
abgegangen. Man erwartet hier nächster Tagen
einen Minister des Königs von Marocco,
von welchem bereits einige Domestiquen hier
angelangt seynd.

Die strenge Bestraffung des letzthin zu Gor=
gum
verübten Verbrechens hat gleichwol nicht
verhindern können, daß wiederum 2. zu Ley=
den
in Garnison befindliche Officiers vom Re=
giment
von Villattes, sich an einem durch die
dasigen Studenten erregten Tumult mit schul=
dig
gemacht haben. Man hat bereits ein Com=
mando
von der hiesigen Holländischen Garde
zu Fuß nebst etlichen Dragonern dahin abge-
sandt
, man weiß aber nicht, ob es geschehen,
um die Garnison zu verstärken, und die tu=
multuirenden
Studenten nebst dem Pöbel im
Zaum zu halten, welche in einer Nacht in
mehr als hundert Häusern die Fenster einge=
schlagen
, oder aber, um ermeldete zwey Of-
ficiers
gefänglich anhero zu bringen. Der er-
ste
nach Suriname bestimmte Transport wird
nun binnen wenig Tagen unter Segel gehen,
ob aber der zweyte auch statt haben werde,
weiß man noch nicht. Bey der den 6. und
13. März zu gedachtem Suriname vorgenom=
menen
Execution seynd bey der ersteren 12. de=

ren vornehmsten Radelsführer würklich hinge=
richtet
, und davon 3. lebendig gerädert, 2.
verbrannt, 3. gespiesset, und 4. Weibs per=
sonen
enthauptet worden. Die andere ist et=
was
gelinder gewesen.

Aus Dännemark.

Christiania in Norwegen 27. Junii.

Zu Grau, einem 8. Meilen von hier bele=
genen
Städtlein hat man am 19. dieses, des
Morgens um 8. Uhr, ein starkes Donner=
wetter
gehabt, welches in den Thurn der Haupt=
Kirche
selbigen Orts eingeschlagen, und sol=
chen
bis auf den Grund umgeworfen; weil
derselbe auch in der Mitte der Kirche auf 4.
von Quattersteinen aufgemauerten Pfeilern ge=
standen
: so hat die Kirche bey dessen Umsturz
ebenfals an dem Dache, Gewölbe, Fenstern,
am Predigstuhl, und andern Zierraten einen
ansehnlichen Schaden gelitten.

Copenhagen 30. Junii.

Von dem Verfolg der Königl. Reise hat
man für diesmal die weitere Nachricht, daß
Höchst=gedachte Se. Majestät am 13. dieses
des Morgens die Langelandische Land=miliz
die Musterung paßiren lassen. Den 24sten
als am Johannis=tage, haben Se. Majestät
des Vormittags den GOttes=dienst in der
Kirche des Orts beygewohnet, des Nachmit=
tags
aber sich nach Alsen überführen lassen, so
daß Höchst-dieselben noch diesen Abend auf
Augustenburg angelanget seynd. Am 25. des
Nachmittags hat der König eine Fahrt nach
Sonderburg, und Tages darauf auch eine
nach Norburg, gemacht, an dem ersten Orte habe⟨n⟩
allerhöchst=dieselben auf dem Schlosse bey Sr.
Hochfürstl. Durchl. dem Herzoge von Augu=
stenburg
, an dem leztern aber bey dem Kam=
mer
=herrn Baron Teufel von Pirchense, als
Amtmann des Orts, eine Collation einzuneh=
men
geruhet, die Abend Tafel aber beyde A=
bende
wieder auf Augustenburg gehalten. Am
27. ist die Reise weiter nach Fühnen gegangen.
Bey der Fährstädte auf Alsen, Fühnens Ha=
fen
genannt, haben hochgedachte Se. Hochfürstl.
Durchl. dem König abermals mit einer Colla=
tion
aufgewartet, und noch selbigen Tages ist
die Ankunft über Faaborg und Svendborg
auf Taafing erfolget, allwo der Kammer=herr
Juel die Gnade gehabt, selbigen Abend so
wol, als auch vorgestern Mittag, den =
nig
und das ganze Königl. Gefolg zu bewir=

[5]

ten. Vorgestern Nachmittags ist die Reise
nach Nyborg fortgesetzet worden. Gestern ha-
ben
Se. Majestät auf Dero Rukkehr die Bel-
te
passiret, und auf dem Schlosse Anworschau
übernachtet. Heute werden Allerhöchst=diesel=
ben
auf dem Gute des Herrn geheimen Rahts
und Ober=Stallmeisters, Grafen von Laurwi=
gen
, das Mittag=mal einnehmen, und noch
diesen Abend wird man das Glük haben, Se.
Majestät in denen Ring=mauren dieser Stadt
zu sehen, welche sich jedoch Morgen nach auf=
gehobener
Tafel schon nach Friedensburg er-
heben
werden. Vorgestern ist das Chinesische
Ruk=schif, der König von Dännemark genannt,
welches den 26. Dec. 1749. von Canton in
China abgesegelt, mit einer reichen Ladung
auf hiesiger Rhede angelanget, u. hat sich gestern
in den Baum geleget. Da auch das zweyte
Chinesische Schif, die Königin von Dänne-
mark
, schon am 23. April zu St. Helena ge-
wesen
, und die nöthige Erfrischungen einge=
nommen
, so wird dasselbe ebenfals stündlich
auf hiesiger Rhede erwartet, und man siehet
von beyden Schiffen schon die Speci=
fication
der einhabenden Waaren im
Druck. Die West=indische Compagnie hat
gestern auch eines ihrer Ruk=schiffen, Prinz
Christian genannt, geführt von Capitain Pfeif-
fer
, mit einer ansehnlichen Ladung von St.
Thomas auf hiesiger Rhede erhalten.

Der vor geraumer Zeit wegen Verdacht ei=
ner
begangenen Mordthat an einer vor hie=
sigem
Thore ermordet gefundenen Weibs=per-
son
in Verhaft gesessene Musquetier, ist von
dem Kriegs Gerichte freygesprochen worden,
weil man ihn weder der That hinlänglich
überführen, noch zum Selbst=geständniß brin=
gen
können. Eine alhier angekommene Ban=
de
Schau=spieler hat die Freyheit erhalten,
auf den hiesigen Königs=Markt, welcher lezt
neu gepflastert und zum Parade=platz für die
hiesige Garnison eingerichtet ist, eine Bude
aufzurichten, und darinn das Pantomimen=
spiel
vorzustellen. Das Commerce=collegium
hat die verdrießliche Zeitung erhalten, daß das
Schif, Antonia de Lisboa genannt, in der
Mittelländischen See, nach einem hartnäcki-
gen
Gefechte, worinnen der Schiffer, der
Steuermann, und die meisten Matrosen geblie-
ben
, durch einen Tripolitanischen Corsaren
genommen, und zu Tripolis als eine gute
Beute aufgebracht und erkläret worden.

Copenhagen 4. Julii.

Am Dienstage Abends um 5. Uhr traf Se.
Majestät der König mit Dero hohen Gefolge
glüklich auf hiesiger Residenz ein, woselbst
sie sich bis Heute verweilet haben. Allerhöchst
dieselbe haben sich aber wegen einer Verkäl=
tung
und anderer Unpäßlichkeit beständig in
Dero Cabinet aufgehalten, und bey Hofe war
alles stille. Heute aber da sich Se. Majestät
von dem Zahn=schmerzen restituiret befinden,
haben sie sich zu Jhro Majestät der Königin
nach Friedensburg erhoben, und jedermann
ist vergnügt, daß die Unpäßlichkeit, so von
einer Verkältung herkommen, weiter keine Fol=
gen
nach sich gezogen hat.

Copenhagen 7. Julii.

Als sich Se. Majestät der König am 4ten
dieses nach aufgehobener Mittags=tafel von
hier nach Friedensburg erhoben, nahmen Aller=
höchst
=dieselbe den Weg üder Hirschholm,
woselbst⟨=⟩ Sie von Jhro Majestät der Königin
und der Königl. Frau Mutter Majestät er=
wartet
, und mit vieler Zärtlichkeit empfangen
wurden. Abends aber langten Selbige zu
Friedensburg an, alwo sich der ganze Hof
anjetzo bey allem hohen Wolseyn befindet, und
wohin sich auch seit dem alle hohe Standes-
und
Ranges=personen nebst denen Gliederen
des Königl. Geheimen Rahts von hier begeben
haben.

Aus Teutschland.

Döblingen 1. Julii.

Die älteste Leute können sich nicht entsinnen,
jemalen einen so reichen Frucht-segen wie heuer
erblikt zu haben; aber kaum zeigte sich solcher,
kaum fienge der Landmann an sich zu erfreuen,
so wurde hiesiger Revier durch ein entsezliches
Hagel=wetter das Meiste wiederum entzogen;
allermassen an verwichenem Feyrtag Johan=
nis
Bapt. Nachmittags zwischen 2. und 3.
Uhr, da man kaum 2. Donner=schläge gehö=
ret
hatte, eine so unerinnerliche Menge von
Schlossen, durchaus in Grösse der Hühner=eyer
und welschen Nuß, unter einem heftigen Wind
aus der Luft herunter fielen, daß man solche
in denen Holwegen Knietief, auf der Ebne
Schuh=tief, ja unerachtet darauf erfolgter
grosser Hitze, im 3ten und 4ten Tage hernach
noch häuffig im Gras, so gar einen Bach bey
Darmsheim, wie überfroren, angetroffen hat.
Durch dieses erschreckliche Hagel=wetter ver=
lore
man auf dem Felde allen Seegen. Nicht

[6]

zu gedenken, des weitern fast unschäzbaren
Schadens, so man in Gärten, Wiesen, Wal=
dungen
, an Bäumen, Dächern, und Fenstern,
item auf dem Brachfeld, und durch dessen
Abspühlung erlitten hat. Kurz, das Elend
und der Jammer ist unbeschreiblich groß.

Hannover 3. Julii.

Se. Majestät der König, welche neulich
von dem Podagra befallen wurden, fangen
nunmehro schon wieder an, in dem Garten
zu Herrenhausen spatzieren zu gehen. Gestern
reiseten Se. Durchl. der Prinz Ludwig von
Braunschweig, nachdem sie von dem Könige,
und dem Hofe, Abschied genommen hatten,
über Sophienthal, auf welchem Lust=schlosse
Sie bey der ersten verwittibten Frau Herzo-
gin
das Mittags=mal einnehmen wollen, nach
Wolfenbüttel zuruck. Hochgedachter Prinz ha⟨t⟩
durch sein leutseliges Wesen, welches dem
Durchl. Hause Braunschweig so vorzüglich ei=
gen
ist, die Herzen aller Menschen gewonnen,
wie man dann auch bemerkte, das er dem =
nige
ganz besonders wert war. Dieser Tage
ist der bisherige Spanische Gesandte am =
nigl
. Schwedischen Hofe, Ritter d'Aldecoa,
aus Stokholm über Berlin, und der ausser=
ordentliche
Gesandte deren Herrn General=
staaten
am Königl. Groß=brittannischen Hofe,
Herr von Hopp, aus Londen über Haag, al=
hier
angekommen.



Wien 25. Julii 1750.

Mittwoch, den 22. dieses

FEst der H. Maria Magdalena haben Se.
Durchl. der Erb=und Kron-Prinz Erz-
Herzog
Joseph mit Dero Durchl. Frauen
Frauen Schwestern dem feyerlichen GOttes=
dienst
in der Schönbrunner Schloß=kapellen
beygewohnet: diesemnach verfügten sich Höchst=
dieselben
nacher Hetzendorf, um daselbst bey
Jhro Majestät der verwittibten Kaiserin die
Besuchung abzustattn, und kehreten wiederum
nacher Schönbrunn zuruck.

Donnerstag, den 23. dieses

Vormittags haben Jhro Durchl. die Erz-
Herzogin
Maria Anna der 9. tägigen Andacht
zu der H. Mutter Anna in dem GOttes=haus
zu St. Anna der Gesellschaft JEsu beygewoh=
net
, und seynd sodann wiederum nacher Schön=
brunn
zuruk gekehret; allwo Abends beede
regierende Kaiserl. Majestäten mit Sr. -
nigl
. Hoheit Herzogen Carl von Lothringen,
über Hetzendorf, um alda Jhro Majestät die

verwittibte Kaiserin zu besuchen, von M⟨an=⟩
nerstorf zuruck angelanget.

Freytag, den 24. dieses

Nach Vormittag beygewohnten gewöhnlichen
GOttes=dienst in der Schloß=kapellen zu
Schön=brunn, haben beede Regierende Kai=
serl
. Majestäten der Conferenz in Jnneren Lan=
des
Angelegenheiten beygewohnet. Abends
ware Apartement zu Schön=brunn.

Des neuen Königl. Dännischen Gesandtens
Herrn Baron von Backhofen Excell. (welcher
schon vor 14. Tagen dahier angelanget) hat
nun von dem hiesigen hohen Adel die Visiten
empfangen, und bereits die Gegen=Visiten ab=
gestattet
, und wird nächster Tagen bey Aller=
höchst
beeden Regierenden Kaiserl. Majetä=
ten
seine offentliche Audienzen erhalten.

Nachdeme die Campementer deren Kaiserl.
Königl. Cavallerie-regimentern mit Anfang
nächst eintrettenden Monats Augusti in dem
Königreich Hungarn würklichen formiret wer=
den
sollen, und hierzu bereits die 4. Lager
ausgezeichnet worden, als haben die annoch
dahier befindlich geweste Herren Officiers
die allerhöchste Ordre, zu ihren Regimentern
abzugehen, erhalten, und seynd diesen zu-
folge
schon alle abgereiset, haben auch zugleich
viele Monturs=gattungen, und andere Noht=
wendigkeiten
mit sich genommen.

Bey nunmehro anhaltender trockener Som-
mers
=witterung ist das angeschwollen gewe=
ste
Gewässer des Donau=stroms wieder in
die Schranken seines Ufers gefallen, und fahr=
bar
geworden, daß also die gewöhnliche Bot-
ten
und andere Oberländische Schiffe mit zer=
schiedenen
Gerätschaften, ingleichen auch mit
der Equipage samt einigen Haus=bedienten
des Chur=Bayerischen Gesandtens Herrn Ba=
ron
von Neuhans Excell. alhier angelanget,
und werden Se. Excell. selbsten stündlich er=
wartet
.

Von Wiennerisch Neustadt vernimmt man,
daß nachdeme den 3. dieses lauffenden Mo=
nats
Julii beede Kaiserl. Königl. Majestäten
fruhe Morgens von Dero Lust-schloß Schön=
brunn
, um nach dem Campement in ⟨U⟩nter-stey=
ermarkt
abzureisen, aufgebrochen, und gegen
10. Uhr in dero Landes fürstlichen privilegir=
ten
Stadt Neustadt bey Abfeurung deren Ca=
nonen
auf denen Wällen eingetroffen seynd,
haben bey dem Eingang des Wienner=thors der
Jnner=und aussere Raht mit grösten Herzens=
begierde
, um zum allererstenmal Jhro Kaiserl.

[7]

Königl. Majestät ihre allergnädigste Landes=
fürstin
in allertieffester Demut zu bewillkom=
men
, schon gewartet, wo sodann an beede
Kaiserl. Königl. Majestäten der dermalige
Burgermeister Jacob Schwöllhammer, eine
wol verfaste Anrede abgestattet, und diese al=
lertreu
=und gehorsamste Stadt=und Burger=
schaft
zu allerhöchsten Landes fürstlichen Schutz
und Gnaden mit allergnädigster Bestättigung
ihrer uralten Privilegien und Freyheiten in al-
lertieffester
Submission anbefohlen, zugleich
auf einem mit Gold gestickten Polster die Schlüs-
sel
der Stadt überreichet, wornach beede Kai=
serl
. Königl. Majestäten die Stadt passiret,
und wurden auf beyden Seiten in ihren Kai=
serl
. Leib-wagen von dem inn=und aussern
Raht bis zu dem anderen Thor begleitet, wo
von dem Wienner-bis Neukirchen=thor bee-
derseits
grün gewundene Pyramiden mit dem
Aufsatz eines roten Herzens mit einem in der
Mitte enthaltenen goldenen 3. stunden. Auf
dem grossen Platz bey dem daselbstigen Raht-
haus
ware eine Triumph-Pforte nach Tosca=
nischer
Art, zu sehen, welche ein Stadt=
raht
mit einer treu=gehorsamsten Burgerschaft,
um aus innersten Herzens=freud ihre von ih=
ren
Vorfahrern ererbt bis diesen Augenblick
unversehrt-beybehaltene, und in allen Zeiten
fürwährende Treu ihrer allerschuldigsten Pflich=
ten
nach allerunterthänigst anzuzeigen, haben
aufrichten, und mit sinnreichen Bildern aus=
zieren
lassen: das Werk ware 55. Schuh hoch
und 36. Schuh breit, in dem höchsten Theil
ware die Bildnuß Jhrer Kaiserl. Königl. Ma=
jestät
unserer allergnädigsten Landes=mutter
in Lebens=grösse in einer schön vergoldeten Ra=
me
anzusehen, worüber die Sonne mit ihren
weit ausgehenden Stralen hervorgienge mit
dem beygesetzten Lemate:

eCCe spLenDoreM.

Dieses Portrait ware von beyden Seiten
mit denen Famen begleitet, in deren Posau-
nen
Decken stunde in dem ersteren lnteritum
hostibus, in dem zweyten libertatem civi-
bus
, auf der hevorruckenden Gallerie stunden
die zwey Tugenden des Sinnbilds Justitia,
& Clementia samt deren, Heroischen Tugen-
den
der Stärke und Großmut. Auf dem Haupt
sowol als übrigen Gesimsern waren zu sehen,
lauter vergoldete Vasen mit Lorber und Cy=
pressen
angefüllet, die Haupt-schrift aber:

Patria, qVæqVæ pet⟨i⟩t, præbentVr soLe
⟨ni⟩tente

⟨s⟩erVIDa CorDa offert popVLVs fiDV⟨s⟩qVe
senatVs.

Der untere Theil, so aus denen grösten Po=
stamentern
mit Oel- und Cypreß=baumen be-
setzet
ware, wurde weit aus einander rangir-
ret
. Ruckwärts befande sich eine grosse Galle-
rie
, auf derselben ware zu sehen, das Por=
trait
beeder Kaiserlichen Majestäten in ver-
goldeten
Pyramiden nebst denen Durchlgsten
Erz-Herzogen Carolo & Leopoldo mit vie-
len
vergoldeten Vasen bezieret. Jn der Mit-
te
zu höchst aber die Bildnus des Durchlgsten
Cron=Prinzens Josephi, in einer vergoldeten
mit lauter Herzen, in deren Mitte goldene
Dreyer sich befanden, und mit umgebenen gros=
sen
goldenen ornirten Vließ=Rame, die Uber=
schrift
ware: Ite ad Joseph. Auf dieser Gal=
lerie
wurde Trompeten- und Paucken-Schall
zur übergrossen Jubel=freud stäts gehöret. Jn
denen zweyen Gässen und dem hohen Platz
auf beeden Seiten ware die gesammte Bur=
gerschaft
in ihren nach Vermögenheit aufge=
habten
besten Kleidungen mit Oben=und Un=
ter
=gewehr versehen, samt ihren vier Fahnen,
unter guter Anordnung ihrer Ober-Officieren
zwischen denen Pyramiden rangiret, bey wel=
cher
die stäte Feld=musik, und immerwäh=
render
Trommel=und Pfeiffen-schall sich ha=
ben
hören lassen, all übrige alt und junge wur-
den
auch auf beyden Seiten in Spalliern ein=
getheilet
, und schrien aus innersten getreuen
Herzen zur höchst beglükten Reise: Vivat Fran-
ciscus
& Maria Theresia.

Den 8-dieses Monats gegen 6. Uhr Abends
in der Zuruck=reise wurden beede Kaiserl. =
nigl
. Majestäten wieder⟨u⟩men bey dem Neu=
kircher
=thor von dem inn=und ausseren Raht
allerunterthänigst erwartet, und unter Abfeu=
rung
deren Stucken auf denen Pasteyen be-
willkommet
, die gesammte Burgerschaft ware
auch wie vormals mit Ober=und Unter=ge=
wehr
, ihren 4. Fahnen, und Ober=Officieren
auf denen Gässen, und dem Platz in gu=
ter
Ordnung eingetheilet, und ranschiret, wo=
bey
sich die stäte Feld-music, und ein beständiges
Tromeln und Pfeiffen, auf der Gallerie aber
Trompeten=und Paucken=schall fürwährend
hören liessen, und ware bey dieser höchst=
beglükten
Ruck=reise auf dem Platz von der er=
steren
Triumph=Pforte gegen über ein neuer
57. Schuh hoher Triumph=bogen errich=
tet
, auf denen sehr grossen Fuß=gestellen stun=

[8]

den zwey grosse nach Römischer Art gespizte
Pyramiden aufgestellter, der Bogen besch⟨l⟩os-
se
sich mit sehr vielen schönen Fahnen, in der
Mitte war ein sehr grosser doppelter Adler,
worinnen das Portrait Seiner Kaiserlichen
Königlichen Majestät Francisci Primi ent=
halten
, darüber stunde ein grosser Standard,
welcher Anno 1505. von Kaiser Maximilia-
no
primo höchst seeligsten Angedenkens nebst
grossen Privilegien der Stadt Neustadt (inde=
me
Se. Majestät Maximilianus öftere Hof-
staat
alda zu halten beliebten) ertheilet wor=
den
ist. Beyder Seiten zur Erden stunden auf
zweyen grossen Postamenten in gemahlenen
Pyramiden die 2. Durchlgste Erz=Herzogen
Josephus und Carolus, diese Pyramiden so=
wol
, als der Triumph=bogen ware durchaus
mit neuen und alten Kaiserl. Standarten,
Kürassen, Picklhauben, und übrigen vieler
Kriegs=gerätschaften durchaus in seiner be=
sten
Ordnung ausgezieret. Die Uberschrift
ware:

Invicto Marti, Francisco Primo R. l. à
legionibus Styriæ reduci posuit S. P. p. N.

Und wurden demnach beede Kaiserl. Königl.
Majestäten bey dem Wienner-thor von dem inn=
und
aussern Rath unter Losbrennung deren Ca=
nonen
allerunterthänigst beurlaubet.

Ansonsten haben den 19. dieses zwey Ehe-
leute
in dem Hochgräfl. Sinzendorfis. Markt
Ernstbrunn, nachde⟨me⟩ selbe das 50ste Jahr ih-
res
Ehe=bandes zuruk geleget, mit gewöhnli-
chen
Kirchen=Ceremonien ihren zweyten Eh-
ren
=tag begangen, das denkwürdigste ist,
daß ihr erst geborner Sohn die Braut führers-
stelle
vertretten hat.


Lista deren Verstorbenen zu Wien in
und vor der Stadt.

Den 21. Julii.

Jn der Stadt.

  • Felicitas Schwemmerin, Burgerl. Wittwe, im Wa-
    gneris
    . H. im Färber=gäs., alt 77. J.
  • Dem Wenzl ⟨N⟩oll, Koch, s. W. Elisab., bey dem gold.
    Kreuz am Hof, alt 61. J.

Vor der Stadt.

  • Fr. Renata Stelzingerin, Wittwe, bey dem gold. An=
    ker
    in der Leopoldst, alt 38. J.
  • Dem Paul Pendl, Bäckern, s. K. Dominica, in s. H.
    am Neustift alt 1. J.
  • Der Barb. Endlin, Wittwe, ihr K. Joh., in ihrem H.
    zu Erdberg, alt2. J.
  • Dem Pancraz Hirsch, Schuh=mach. s. T. Anna, bey
    dem gold. Greif. auf der Wendelst., alt 16. J.
  • D⟨em⟩ Joh.G〈…〉zl, Sell.,. s. W. Josepha, bey dem gold.
    LämmelnachdemNeustift, alt 22. J.
  • Dem Franz, Lack., s. S. Joh., bey derRun 〈…〉=
    len in der Josephst., alt 12. J.
  • Maria Kaiserin, in St. Joh. Rep. Spit., alt 70. J.

Summa 9. Personen / darunter 2. Kinder.

Den 22. Julii.

Jn der Stadt.

  • Der Anna Weinbergerin, Wittwe, ihr K. Ant., in
    Kuwizkys. H. am rot. Thurn, alt 6. v. J.
  • Maria, im Burger=Spit., alt 61. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Eberh. Walz, Bestand-Wirt., s. K. Ant., bey
    dem schwarz. Thor am Thury / alt 4. J.
  • Dorothe Kreichlin, Wittwe, bey dem gold. Ochsen am
    Thury, alt 80. J.
  • Dem Franz Hausecker, Stöckel-schneid., s. K. Elisab.
    im Neumanis. H. zu Margar., alt 7. v. J.
  • Math. Steinl, Tagw., bey dem weis. Hahn in der Leo=
    poldt
    ., alt 75. J.
  • Dem Jos. Dopman, Tagw., s. W. Anna, im Hengs=
    bergeris
    . H. am Neubau, alt 59. J.
  • Cathar. Roßnerin, alt 50. J., und Eva E⟨y⟩in, alt 70.
    J., beyde im Kranken=H.

Summa 9. Personen / daruner 3. Kinder.


NB. Auf Verordnung einer Löblich=Kaiserl.
Königl. Ni. Oe. Vice=dom=Amts=Admini-
stration
wird die ganz neu gebaut=und wol
gelegen=⟨Nay⟩herische Behausung zu Penzing
samt zugehörigen Grund=stücken, Effecten und
Mobilien den 31. dies Monats Julii fruhe
um 9. Uhr licitando an den Meistbiettenden
verkauft werden.


NB. Zukünftigen Montag als den 27. Jn-
lii
werden auf der Hohen Brucken im Baa=
derischen
Haus im 3ten Stock rechter Hand
Vormittag von 9. bis 12. Nachmittags von
3. bis 6. Uhr verschiedene Effecten, als Sack=
und
Stock=uhren, Spallier, Kästen, Sesseln,
Musicalische Jnstrumenten, Gewehr, Bilder,
Zinn und andere Einrichtungen dem Meist=
biettenden
licitando verkauft werden.


NB. Auf Verordnung einer Hochlöbl. Ni.
Oe. Regierung in Justitz=sachen werden in
dem Ecklerischen Haus in der Beckerstrassen
im anderten Stock auf den 27. dieses fruhe
von 9. bis 12. Uhr, und Nachmittag von 3.
bis 6. Uhr verschiedene Verlassenschafts=Effe=
cten
, bestehend in Silber, Gold, Kleinodien,
item in Kleidern, Beth=und Leingewand, auch
Kästen, Spiegln, Spalliren, Sesseln, Zinn,
Kupfer, Uhren, Bücher, nicht weniger Roß
und Wagen plus offerenti gegen baarer Be=
zahlung
licitando verkauffet, und sofort con=
tinuiret
werden.

[9]

Das Frohlockende Grätz

Bey der
Ankunft deren Allerhöchsten zweyen Kaiserl.
Majest. Majest.
Franz des Ersten
Römischen Kaisers,

Und

Maria Theresia
Röm. Kaiserin, Königin zu Hungarn, und
Böheim, Erz=Herzogin zu Oesterreich, Herzogin zu Steyer=
markt
/ unserer Allergnädigsten Landes=Fürstin /

Als

Allerhöchst=Dieselbe den 4. und 7. Heumonats 1750. in
das Lager nacher Pettau gereiset / und zuruck=gekehret / und
den 7. besagten Monats alhier zu übernachten Allergnädigst beliebet.

Beschrieben

Von einem allerunterthänigstn Vasallen / und Poetischen Liebhaber


MOnarchen schauet hier / wie sich zu Euren Füssen
Die frohe Bürger=Schaar / das ganze Lande beugt /
Frolocken hat anheut all Drangsal hingerissen /
Da Eure Sonne sich an unserm Ufer zeigt.
Wie sich der Unterthan vor Fürsten zu gebärden
Soll unsre Demut heut der Welt zur Lehr=Schul werden.
Ein Fürst / der Länder herrscht / und Fürsten=Kronen träget /
Jst schon ein Gott der Welt / und aller Ehrfurcht wert.
Als oft die rege Puls in denen Adern schläget /
Und sich das trübe Aug von Träumen anfgesperrt /
Zeigt sich ein Gegensatz von hundert=tausend Bildern /
Euch Fürsten unsre Pflicht durch Werke abzuschildern.

[10]

So heuschet es von uns GOtt / der uns vorgeschrieben:
Gebt GOtt / was GOtt gehört / gebt / was des Kaisers ist.
Dies Merkmal ist bey uns noch unversehrt geblieben /
Wie man es in dem Buch des Neu=Gesatzes list /
Darumen zinnset Euch die Reihe aller Ständen
Ehr / Weihrauch / Demut / Pflicht mit aufgesperrten Händen.
Kaum hat das wache Aug von ferne Euch erblicket /
So donnert in der Höh das brüllende Geschütz /
Und jeder wird darauf an seinen Platz gerücket /
Dann folget Knall auf Knall / und wieder Blitz auf Blitz /
So sprachen Jünglinge / gelehrt von ihren Vättern:
Hier kommet Jupiter in tausend Donner=Wettern.
Was immer Leben fühlt / macht Hand und Füsse rege /
Und bettet Fürsten Euch auf seinen Knien an /
Es wimmlen von dem Volk gefüllet alle Weege /
Daß die gehäufte Zahl das Aug kaum fassen kan.
Erfreuet Euch demnach / und denket: alhier wohnen
So viele tausend Köpf getreuer Unterthanen.
Jhr Cörper hatte sich getheilt in seine Reihen /
Um Eurem Höchsten Aug zergliedert vorzuziehn /
Frolockung werden sie aus einer Stimme schreyen /
Doch alles stellet sich in seine Ordnung hin /
Auf daß / Durchleuchtigste! Jhr also köntet wissen /
Hier wirfet Stande sich für Stande Euch zu Füssen.
Was der getreue Mund von jenen vorgetragen /
Den unsre Ober=Stell zu Euch hat abgesandt /
Das will mit froher Stimm ein jeder Burger sagen
Von der getreuen Stadt / von dem getreuen Land;
Es klingen überall die schönste Freuden=Lieder /
Der Widerhall bringt sie zu Euch gedoppelt wieder.
Die schon so viele Jahr des Landes Vätter waren /
Die Stände dieses Lands / die giengen uns auch vor /
Und zeigten sich zuerst vor den gehäuften Schaaren
Mit einem doppelten Trompet=und Paucken=Chor /
Und alsdann beugte sich vor Eurem Höchsten Schimmer
Die auserlösne Schaar des Edlen Frauenzimmer.
Auf diese folgeten in vier zertheilten Reihen
Die Stellen / welche da im Lande aufgestellt /

[11]

Um Eurer Majestät den Weihrauch aufzustreuen /
Den das getreue Herz in sich verschlossen hält /
Dann kam die hohe Schul in Sammet und in Seide /
Und feyrlich angethan mit der Gelehrten Kleide.

Die Pforte / die sie Euch frolockend aufgebauet /
Und der Trompeten Stimm / der Paucken Widerhall
Sind / wie es jedermann mit Freuden angeschauet /
Durchleuchtigste! gewiß ein sichres Denkemal /
Wie Euch ihr weiser Raht / und auch des Volkes Schaare
Verpflichtet / zugethan / und unterthänig ware.
Die Pallas / welches man alhier noch nie gesehen /
Wurf ihren langen Rock von denen Schultern hin /
Und wolte Euch zu Dienst im Harnisch wache stehen /
Sie sprach: so gut / als ich im Mantel=Kleide bin /
So bin ich auch gelehrt / nach Feinden Blut zu dürsten /
Wann es die Noht erheuscht / zum Wolstand meines Fürsten.
Sie theilte Glied vor Glied dort nach dem Rang der Schulen
Mit einem Unterschied von bunten Kleidern ein /
Ein jedes wolte da schon um den Vorzug buhlen /
Euch mehrer zugethan in seinem Dienst zu seyn;
Ein Zweifel ware / ob bey Grossen / oder Kleinen
Der Rahm mit seinem Kranz mehr nahe solt erscheinen.
Die Ordens=Brüder selbst entzweyten Band und Rigel /
Jn die sie das Gelübd auf ewig eingesperrt /
Die Liebe gegen Euch / die gabe ihnen Flügel /
Als den Begrüssungs=Schuß sie einmal angehört /
Sie wurden / doch ich red nicht nach der Art der Dichtern /
Gleich durch die Sonn gerührt von Euren Angesichtern.
Und endlich kame auch ein unzahlbarer Hauffen
Von Bürgern aller Art / von Zunften ohne End /
Zu Euch Durchleuchtigste demütigst zugelauffen /
Und habt ihr selbe nicht an ihren Kleid gekennt /
Denkt: dies getreue Volk ist so bey Krieg / als Frieden
An Treue gegen Euch mit nichten unterschieden.
Jhr klingendes Gespiel / ihr jauchzendes Gethöne /
Jhr muntres Angesicht / seynd Proben ihrer Treu /
Und daß ich alles kurz mit zweyen Worten nenne /
Ein jeder bringet Euch in ächtes Opfer bey /

[12]

Nicht von dem niedern Dampf Gold / Geld / und derley Gütern.
Nein / nur von dem Gewürz getreuester Gemütern.

Ein grosse Bürger=Schaar greift auch zu denen Waffen /
Legt den gewohnten Zeug von seinem Handwerk hin /
Weil ihnen die Natur auch Mut hat beygeschaffen /
Wann es zum Fechten kommt für ihre Herrscherin /
Es fliegen eben auch die donnerende Blitze
Aus dem verlegnen Zeug des schnarenden Geschütze.
Die Gässen seynd belegt mit Rosen / und Violen /
Die dort die zarte Hand des Frauen=Volks gestreut.
Wie Bäche theils geschwind / theils aber langsam rollen /
So gehet / lauffet / rennt / was lebt / vor Lustbarkeit /
So gar die weiche Schaar von Jungfern / und von Weibern
Erscheint an ihrem Platz in denen Sonntags=Kleidern.
Die Jugend / die sonst nur mit Roll / und Docken spielet /
Die kennet / Fürsten / auch die Pflicht / so sie verstrickt /
Nicht weil sie angelehrt / nein / weil sie selbsten fühlet /
Was Eure Hoheit ist / erscheinet sie gebückt /
Jn Hirt=und Schäffer=Kleid / auf sieben Pyramiden
Nach beyderley Geschlechts recht zierlich unterschieden.
Darumen weiche nur Egypten unsern Zeiten /
Die Pyramiden / so du einstens aufgericht /
Die waren nur von Stein / und halten noch bey weiten
Hier denen unseren das Gleichgewichte nicht /
So wenig / als ein Stein den Menschen zu vergleichen:
So wenig mag ihr Ruhm mehr dieser Lob erreichen.
Der matte Bauersmann verlasset Pflug / und Felder /
Und stellt sich auf den Weeg in seine Reihe an.
Der Jäger läßt zuruck die Schatten=volle Wälder /
Der Fischer seine Netz / der Schiffer seinen Kahn /
Und eilt in vollem Lauf begierig an die Strassen /
Um Eure Majestät in das Gesicht zu fassen.
Darumen werfet auch von Euren hohen Zinnen
Auf unser tieffes Thal nur einen Gnaden=Blick /
Last unsre Demut doch uns Eure Huld gewinnen /
Und denket noch hinfür Großmächtigste zurük /
Alhier seynd Uns zur Freud die treueste Vasallen
Jn allgemeiner Pflicht / zu unsern Fuß gefallen.

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