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Wienerisches DIARIUM

Nr. 61, 30. Juli 1749

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[1]

Aus Portugal.

Lisabon 15. Junii.

ES nihmet das Gerücht in hiesiger Stadt
mehr und mehr zu, daß unser König
S/ eine Anzahl Kriegs=Schiffe auf die so
nachdrükliche Vorstellung des Papstes, zu der
Spanischen Flotte, zur Dämpfung deren See=
Räubern, werde stossen lassen. Man nen=
net
auch bereits unsere Sthiffe, welche diesen
Zug mit thun sollen, nämlich 5. Kriegs=Schif=
fe
, als 2. von 50., 1. von 60., und 2. von
70. Canonen, wobey annoch 4. wolbewafnete
Fregatten Dienste thun werden. Seit dem er=
sten
May leset man in allen öffentlichen Pa=
tenten
, und Acten, in welchem der Königl.
Titul vorkommt, diesen Zusatz: der allerge=
treueste
König. Hier seynd mit 2. Schiffen,
als mit einem von Barcellona, und mit dem
anderen aus Marseille 86. Missionarien an=
gelanget
, welche zur Bekehrung deren Unglau=
bigen
in dem Portugesischen Jndien dahin wer=
den
gebracht werden. Diesen Missionarien
hat Josephus Herzog von Braganza, und Erz-
Bischof von Braga eine Verehrung von mehr
als 250000. Erusaden wert, zu einer gewis=
sen
Bestimmung mit nach Goa gegeben.

Aus Spanien.

Madrid 3. Julii.

Am Fest des H. Johannis, Namens=Tag
des Königs in Portugal, ware grosse Gala zu
Araniuez. Dieser Tagen gienge Don Joseph
Cantelmo y Estuare Herzog von Popoli Grand
von Spanien von der ersten Claß im 56. Jahr
seines Alters mit Tod ab. Unsern Gallionen
werden zu Cadix oder in einen anderen Hafen
in Gallicien mit grossem Verlangen erwartet,
damit man hernach mit Ernst die Belagerung
von Algier vornehmen könne.

Aus Groß=Brittannien.

Londen 8. Julii.

Dem Capitul des blauen Band=Ordens,
welches der König den 3. dieses gehalten, hat
der Herzog von Cumderland Königl. Hoheit
die Herzogen von Kingston, St. Albans von
Richmond, von Newcastle, von Dorset, von
Portland und von Grafton als Ordens=Rit=
ter
beygewohnet; wobey der Bischof von Sa=
lisbury
die Stelle eines Canzlers vertretten,
welches Amt diesen Bistum anklebet. Die
Einsetzung deren neuen Rittern des Band=
Ordens ist gestern in der Kappelle der Abb=
tey
zu Westmünster mit gewöhnlichen Ceremo-
nien
vorgenommen worden; um halber 12.
Uhr gienge die Procession um die Abbtey he=
rum
, welche die neue Ritter paar und paar
begleitet. Gestern hatte der Herzog von New-
castie
die Ehre den König in seinem Lust=Haus
zu Clermont zu Mittag zu bedienen, und ge=
gen
Abend kehreten Se. Majestät nach Ken=
sington
zuruk. Der König hat den Hrn. Tho=
mas
Townshend anstatt des Hrn. Leveson
Gover, welcher Staats=Seeretari unter dem
Herzog von Bedfort worden, zu einen Com=
mercien
=Commissario ernannt. Man hat Nach=
richt
erhalten, daß der Admiral Hawke den
1. dieses zu Portsmout angelanget, und seiz
ne Flaggen alda ausgestecket; Es ist auch die
Nachricht eingeloffen, daß die Krieges=Schif=
se
Cornouailles und Straffort von Jamaica
zuruk gekommen, und den 4. zu Spithead
Anker geworfen; und wird versichert, daß
diese zwey Schiffe grosse Summen für unsere
Kauflente mitgebracht haben. Die Admirali=
tät
hat verordnet, daß die Kriegs=Schiffe Mars,
die Avantgarde, der Adler, der Monmouth,
Assistance, und St. Alban, die Küsten zu be=

[2]

wachten in hiesigen Wässern kreutzen sollen.
Die Abreis des unter Commando Admiral
Keppel in das Mittelländische Meer bestimm=
ten
Geschwaders, welche dem Dey von Al=
gier
die Verehrungen überbringen solle, ist
auf eine Zeit verschoben worden.

Die Schaluppe Baltimore ist den 4 von
Gravesend gegend Borrowtoungis, und die
Orcadische Jnsul unter Segel gegangen, wo=
rauf
sich verschiedene Personen befinden, wel=
che
Befehl haben, die Küsten zu untersuchen,
und einen Platz auszusuchen, wo der Häring=
Fang errichtet werden könnte, wovon schon
eine Zeitlang geredet wird. Der Hr. Mur=
ray
von Brongton gewester Secretari des jun=
gen
Prätendenten ist den 4. dieses, weilen er
den Grafen von Traquaer öfters herausgefor=
deret
, geurtheilet, und weilen er zu seiner Be=
schützung
nichts beygebracht, schuldig erkläret
worden; dessen Sentenz bey nächster Ver=
sammlung
gesprochen werden wird. Man sie=
het
hier folgenden Anszug eines Briefes von
Ramsgate:


Dieser Tagen haben einige Particulers
alhier einen Plan zu Herstellung der .
ring=Fischerey aufgerichtet, und wie man
vernimmt werden sie zu diesem Ende selbst
einige Schiffe ausrheeden. Die Vortheile
für die jenigen, welche Theil darinn neh=
men
wollen, sollen sich sowol über Schott=
land
und Jrrland, als über England aus.
breiten. Die Rheeder sollen ihre allge=
meine
Versammlung zu Londen halten;doch
wann einige Persouen geneigt seyn möchten,
sich zu einem besonderen Corpo oder Ver=
sammlung
abzuscheiden, um die Fischereyen
in einigen Theilen dieses Königreichs beson=
ders
fortzusetzen, so sollen sie solches un=
ter
dem Namen der Stadt, die sie zu ih=
ren
Häfen erkiesen, thun können. Sie sol=
len
eine eigene Commission stellen können,
und ihren eigenen Gewinn und Verlust
tragen, wie die Societät, oder graffe Ver=
sammlung
zu Londen denen ihrigen; doch
soll die Versammlung von Londen berech=
tiget
seyn, Jnspectores zu erwählen, um
genaue Ausicht zu haben, daß die Härin-
ge
von denen anderen Societäten gehörig
gepackt und behandelt werden, so, daß die=
selben
gut bleiben und fleißig gesucht wer=
den
, damit der Brittische Häring auf de=
nen
ausländischen Märkten Ruhm erhal=
ten
und behalten möge te Man schmeichelt


sich mit der Hofnung, daß hier gleichfalls
eine Kammer oder Societät aufgerichtet
werden soll, dieweil sich bereits einige vor=
nehme
Personen dazu aufwerfen, die im
Stande und geneigt seynd eine ansehnl.
Summe zur Ausführung des gemeldeten
Plaus zu contribniren, und um Nordwärts
im tieffen Wassert zu sischen.

Londen 11. Juli

Am Dienstag kame der Admiral Knowles
von Portsmuth hier an, und begabe sich noch
selbigen Tags nach Kensigton, wo er seine
Aufwartung bey dem Konig machte, welcher
ihn sehr gnädig empfienge. Man versichert
daß die 2. Schiffe, womit gemeldter Admi=
ral
aus Jamaica zu Spithead angekommen,
eine grosse Summa Geld für Rechnung un=
serer
Kaufleuten am Bord hätten. Der Her=
zog
von Montagu, welcher vor etlichen Ta=
gen
mit einem Fiever überfallen worden, hat
sich gestern Abends im äussersten seines Lebens
befunden. Ob zwar hat verlauten wollen,
daß die Strittigkeiten zwischen dieser Crone
und der von Spanien so gut als verglichen
seyen, so weiß man doch nunmehr, daß die
Affairen zwischen beyden Höfen noch nicht so
weit abancirt seynd. Spanien beharret bey
seiner Resolution, unsere Schiffe, welche in
denen Spanischen Jndien Handelschaft trei=
ben
, zu visitiren, und solang dieses dabey
hleibet, kan man sagen, daß die Affairen
nichts weniger als regulirt seynd. Jndessen
hat das Kriegs=Schif der Liverpool, welches
kürzlich von Cadix angelangt, 160. Kisten mit
Geld, so sich auf ungefehr 100000. Pfund
Sterling belauft, mitgebracht, davon die
Helfte destmirt ist, einen Theil des jenigen
was Spanien unserem Hof vermög des leztern
Tractats zu bezahlen hat, abzutragen, die
andere Helfte aber für Rechnung unserer
Kaufleuten ist.

Aus Frankreich.

Paris 14. Julii.

Der ganze Hof befindet sich zu Campiegne,
und Se. Majest. der König samt Dero Mini=
stres
seynd unausgesezt mit Ausfertigung derer
Staats=Angelegenheiten beschäftiget, und es
langen von allen Orten viele Curriers alhier
an, von deren aufhabenden Briefschaften aber
nichts bekannt gemacht wird. Die Jnfantin
Herzogin von Parma dero Abreise nach ih=
ren
Staaten auf den 20. Augusti festgestellet

[3]

gewesen, um deswegen auch der Hof den 12.
besagten Monats nach Versailles zuruk kehren
sollen, hat eine ansnehmende Probe Dero Zu=
neigung
gegen ihren Batterland, und das
Königl. Haus an den Tag geleget, massen
Hoch=Dieselben von Jhro Majestät dem =
nig
erhalten, nicht eher, als den 20. Octob.
abreisen zu dörfen: um deswillen sich nun
auch der Hof länger zu Compiegne aufhalten
wird, Man versichert, daß Jhro Königl. Ho=
heit
Madame la Dauphine den 10. dieses aus
denen Bädern von Forges zuruk kommen wer=
de
. Die Gräfin von Bonneval, Mutter des
bekannten in Türkische Dienste übergetrettenen
ehemaligen Kaiserl. Generals Grafens v. Bon=
neval
, ist in dem 91. Jahr ihres Alters alhier
verstorben. Von Madrid vernimmt man, daß
alda viele Christliche Selaven angelangt, wel=
che
Mittel gefunden, sich aus denen Fesseln
deren Algierischen See=Räubern zu retten, es
wurden dieselbe nach Hofe beruffen, und um
die bey diesen Barbaren sich begebende Vorfal=
lenheiten
befraget. Woruber besagte Selaven
berichteten, daß, als die Deys von Algier, und
Tunis von dem vorhabenden Unternehmen der
Spanier auf den See. Hafen von Algier Nach=
richt
erhalten, sie allen ihren Unterthanen oh=
ne
Ausnahme Befehl ertheilet, die Waffen zu
ergreiffen, und sich der Landung der Feinde zu
widersetzen. Diese Nachrichten haben zu Hal=
tung
eines grossen Staats=Rahts Anlaß ge=
geben
, nach dessen Endigung Jhro Catholische
Majestät einen Currier nach Oran in Africa
übergeschicket, mit dem Befehl an den Spani=
schen
Admiral, bis auf weiteres nicht unter
Segel zu gehen, immassen, sich nicht
mehr als 6000. Mann Land=Miliz auf der
Spanischen Flotte befinden, und eine so ge=
ringe
Anzahl unzulänglich wäre, den See=Ha=
fen
Algier im Angesicht deren Feinden zu Was=
ser
, und zu Lande anzugreiffen, man rüstet sich
dieselbe unverzüglich, durch überschickung vie=
ler
anderer Regimenter, zu verstärken.

Aus Niederland.

Leuwarden 8. Julii.

Hiesige Provinz hat von neuem Gefahr ge=
lofsen
, durch einem Aufstand, so am 1. die=
ses
in denen Dörfern Holwert und Ternaard
seinen Anfang genommen, in Verwirrung zu
gerahten. Einige deren vornehmsten Aufrüh
rer, und vornemlich einer von denen, die man
Duellisten nennet, so alle Gelegenheit ergrif=

fen, Unruhen zu erregen, siengen an Lermen zu
läuten, und die Bauern zu ermahnen, ihnen
zu folgen, ohne ihnen etwas weiters zu sagen,
als daß ihre Ordre auf einer gewissen Anhö=
he
ihnen solte eröffnet werden. Aber dieses
Geheimnuß=volle Bezeugen und die Stand=
haftigkeit
eines Korn=Handlers zu Holwert,
der dem Duellisten nicht folgen wolte, ob er
schon die Pistol auf ihn sezte, verursachten,
daß die gezwungene Bauren ihren Anführer
verliessen. Man zoge zu eben der Zeit in dem
Gouvernement von Oost Dongeradnel das
Lärmen=Glöcklein an; allein der Jntendant
Haarsma verhinderte durch seine Klugheit die
weitere übie Folgen. Sobald man alhier
Nachricht hiervon erhalten, schikte man ein
Detaschement der hiesigen Garnison und der
von Dockum ab, so alsobald die Ruhe wiederum
herstelleten; 5. von denen Meutmachern seynd
bereits eingezogen worden, und sollen auf den
12. dieses andern zum Beyspiel den verdienten
Lohn bekommen. Die Haupt Absicht deren Auf=
gestandenen
ware, die eingeführte Quotisation
zu nichte zu machen; wann es ihnen geglücket,
würde der Aufstand in der ganzen Provinz
sich ausgebreitet haben.

Leuwarden 12. Julii

Seit dem 8. dieses hat man 7 Bauern
die meistentheils Leute von Vermögen und gu=
ten
Umständen seynd, gefangen eingeführet,
nachdem sie vorhero auf der Cantzley verhö=
ret
worden; 5. andere wurden zu einer Stra=
fe
verurtheilet. Heute ließ man 2. deren Ge=
angenen
auspeitschen und brandmarcken. Er=
stere
verwiese man auf 7. und leztere auf 5.
Jahr aus der Provinz. Um zu verhindern
daß die Vollstreckung dieser Urtheilen durch
einen Hauffen Bauern, so unter Vorwand
des Marckts in die Stadt kommen könnten,
nicht gestöhret wurde, hatte man ein Piqnet
Jnfanterie vnd Cavallerie beordert, sich auf
allem Fall bereit zu halten. Es war aber die=
se
Vorsicht unnöhtig.

Brüssel 15. Julii.

Jhro Königl. Hoheit unser General=Gou=
verneur
belustigte sich letztern Freytag in Ge=
sellschaft
einiger Kammer=Herren und Cavaliers
mit dem Fisch=Fang auf den Senne Fluß, ei=
ne
halbe Meile weit von der Stadt, und ver=
fügten
sich gegen Abend an das Ufer, um die
2 Schaluppen, so sie in Holland kauffen laf=
sen
, in Augenschein zu nehmen. Von Mech=

[4]

en vernimmt man mit grossen Vergnügen,
daß Se. Eminenz der Cardinal von Eisaß, so
plozlich in eine gefährliche Krankheit gefallen,
sich wiederum ziemlich besser befinde, und aus=
ser
Gefahr seye. Se. Königl. Hoheit Herzog
Carl von Lothringen haben den Hrn. General=
Baron von Tornaco zum Gouverneur der
Festung Dendermonde, und den Hrn. Gene=
ral
Vicomte von Brorucg zum Gouverneur
von Lier ernannt. Der vor einigen Tagen hier
angekommene Hr. Graf von Saive, General=
Leutenant derer Königl. Spanischen Truppen,
Commandeur des Ordens St. Jacobt, ist von
unserm General=Gouverneur ungemein gnä=
dig
und wol empfangen worden.

Aus Schweden.

Stokholm 8. Julii.

Am nächst=verwichenen Sonn=Abend hat
Jhro Königl. Hoheit die Kron=Prinzessin mit
dem jungen Prinzen Gustav bey Dero Durch=
leucht
Herrn Gemahl eine Besuchung abge=
stattet
, und sich das Lager weisen lassen.
Die Truppen haben bey dieser Gelegenheit ih=
re
Frende bliken lassen, und Granaten gewor=
fen
woran wie auch an der kriegerischen
Musik, sich der junge Prinz ungemein ergetze=
te
. Den 28. Junii ist zu Carlscrona eine Ga=
leere
von 20. Ruderdänken vom Stappel ge=
lassen
, und Landscrona genannt worden.

Aus Dännemark.

Coppenhagen 8. Julii.

Da Se. Majest. der König Dero Reise=stras=
se
in Norwegen ganz unvermutet geändert, und
die Reise nach Drontheim diesmal eingestellet
haben, so hoffen wir nun, Se. Majest. bald
wieder bey uns zu sehen. Die Ruk=Reise v.
Christiania nach Lauerwigen haben Se. Königl.
Majest. gestern, als am 7den dieses, ange=
tretten
, und heute, als am 8ten haben Die=
selbe
des Hrn. Kammer=Herrn Grafen v. We-
del
, Bergwerk in höchsten Augenschein neh=
men
, und als morgen in Lauerwigen eintref=
fen
wollen. Am vorigen Freytag passirte ein
Königl. Schwedischer Stallmeister, Namens
Egede durch diese Stadt nach dem Hofe Jh=
ro
Majest. der Königin, zu Friedenburg.

Aus Pohlen.

Warschau 16. Julii.

Von Bialcerkiew wird unter den 21. die=
ses
geschrieben, daß die räuberische Hayda,
maken um die Woladowskischen Wälder her=
um
ziehen, und auch an der Türkischen Grän=

ze nicht geringe Ausschweiffungen begangen ha=
den
. Nachdem selbige lezthin abermals einen
wolangesehenen von Adel, als er auf die Land=
Gerichte reisen wollen, mit etlich Säbel==
ben
, und Pistol-schüssen so sehr verwundet,
daß er bald nachhero zu Latyezew seinen Geist
aufgeben müssen, so hat der Woywod von Sen-
domir
in Abwesenheit deren Senatoren dasiger
Woywodschaft dem Bitten deren Einwohnern
statt gegeben, als welche weder in ihren Häu=
sern
noch auf dem Felde mehr sicher gewesen,
und ein zu algemeiner Sicherheit des Landes
abzielendes Universale ausgehen lassen. Jn
Lemberg ist der jenige Pallast, welcher vor=
her
den Uniten=Bischöffen gehöret, von de=
nen
Jesuiten nunmehro zu einem Collegio apti=
ret
worden, und im Monat September soll
von demselben der Anfang geschehen, der Ju=
gend
in diesem neuen Collegio die freyen Kun=
ste
beyzubringen.

Posen 16. Julii.

Die vielen Räuber und Spitzbuben, so hier
sitzen, und wozu noch immer mehrere einge=
bracht
werden, sollen in kurzem ihren verdien=
ten
Lohn empfangen. Die noch ganze junge
Brut der Heuschrecken, welche in hiesiger Ge=
gend
, und gegen denen Gränzen wahrgenom=
men
worden, fängt nunmehro an das Getrei=
de
zu verderben, und wann sie sich mit der, so
sich in grosser Menge weiter in diesem Lande
befindet, conjungiren solte, so würde sie alles
Getreide wegfressen, wie man dann aus Vol=
hyneen
berechtet, daß man auch daselbst 1.
Meile hinter Lucko bey Krupa in denen Gütern
des Herrn Castellan von Volhynien eine ansehn=
liche
Menge von dieser Brut wahrgenommen,
welche aber die Störche, so sich in grosser Men=
ge
dort eingefunden, weg=räumen.

Aus Teutschland.

Hannover 11. Julii.

Jn der hiesigen Münze ist man mit Prägung
goldener, und silbernen Specten eifrigst beschäf=
tiget
. Die silbernen werden nach dem Leipzi=
ger
Fusse gepräget, und folglich im ganzen
Reiche gangbar seyn. Auch ist man hier mit ei=
nem
Entwurf beschäftiget, eine Fenercasse zu
errichten, wodurch diejenigen, welche das
Unglück haben, ihre Häuser in einer Feners=
brunst
zu verlieren, schadlos sollen gehalten
werden. Die Einrichtung dabey ist, daß die
Eigenthümer von ihren Häusern, nach eigener
Taxation, ein gewisses zur Einlage von 100.

[5]

zahlen, und es sollen sowol die Einwohner
der Stadt, als des ganzen Landes einen An=
theil
daran haben.

Augustusburg 12. Julii.

Aus Versailles ist ein abgefertigter Expres=
ser
hier angelanget, so für Jhro Churfürstl.
Durchleucht 500. Eyer von roten Robhünern
mitgebracht. Es ist dieses ein präsent, so
der Herzog von Gosvres Jhro Durchleucht
gemacht, und solches zu schleuniger Uberbrin=
gung
einem seiner Couriers, die Fertigkeit ge=
nannt
, der deswegen bey dem Französischen
Hof sehr bekannt und beliebt ist, anvertrauet.

Berlin 15. Julii.

Se. Majest. der König haben den Hrn. von
Löwen, bisherigen Obrist Leutenant des Leh=
mannischen
Garnison=Regiments zum Ober=
sten
besagten Regiments zu erklären geruhet=
Vorgestern Vormittags langete der Marschall
von Frankreich, Hr. Graf Moritz von Sach=
sen
in Begleitung des Hrn. Marquis von
Sourdis, und des Hrn. Grafen von Riesse,
wie auch der in Königl. Pohlnischen Churfürstl.
Sächsischen Diensten stehenden Obersten, Hrn.
von Schellendorfs, und Hrn. von der Osten,
ingleichen einiger andern Französischen und
Sächsischen Cavalliers in hiesiger Stadt an.
Gedachte Se. Excellenz nahmen ihr Quartier
in dem bekannten Vincentischen Wirtshause
in der Brüder=Strasse. Man begegnete ih=
nen
auf allergnädigsten Königl. Befehl von
Seiten des hiesigen Gonvernements mit vie=
ler
Distinction. Der Hr. Major von Losch,
von dem hier stehenden Herzogl. Würtember=
gischen
Fusilier=Regiment brachte Se. Excell.
die Parole. Vor ihren Quartier wurden 2.
Granadiers, und vor ihren Apartement eben=
falls
2. Granadiers zur Schildwache gestellet,
2. Unter=Officiers aber hatten die Ordonanz
bey ihnen. Nachgehends reiseten Jhro Ex-
cellenzen
der Hr. Marschall Graf von Sachsen
zu Sr. Majestät dem König nach Potsdam.
Bey der Ankunft des Hrn. Grafen von Sach=
sen
in dieser Stadt, und bey seiner Abreise
nach Potsdam, wurden ihm von denen Wa=
chen
die Krieges=Ehren durch Salutirung de-
ten
Herren Officiers mit dem Sponton und
durch Rührung des Spiets erwiesen.

München 15. Julii.

Nachdem Jhro Churfürstl. Durchl. unser
gnädigster Herr durch Jhro Excellenz alhie=
sigen
Obrist=Kammerern Hrn. Grafen von =
nigsfeld
verwichenhin bey Jhro Hochfürstl.

Gnaden dem neuen Erz=Bischof zu Salzburg
ein Gratulations Compliment ablegen lassen;
so haben ermeldte Hochfürstl. Gnaden unver=
züglich
den Hochwürdigen Hochgebornen Hrn.
Philipp Carl des H. R. Reichs Graf von Seins=
heim
, derer Erz=und Hoch=Stifter Cöln, Bam=
berg
, Saltzburg und Speyer Dom=Herrn ꝛc.
an aldasigen Hof bevollmächtiget, welcher nebst
dem Legations=Raht Hrn. von Cammerlohr,
und Legations=Secretario Hrn. von Strecken=
reiff
zu Anfang jetzigen Monats alhier ange=
langet
, und am 5. dieses offentliche Audienz
sowol bey Beyderseits Churfurstl. Durchleuch=
ten
, als auch nachhero bey Jhro verwittibten
Römisch=Kaiserl. Majestät, und Dero Prin=
zeffinnen
und Jhro Durchleuchtigste Emminenz
Hr. Cardinal von Sich alhier befunden, bey
Höchst=Deroselben erhalten, und diese ganze
Zeit über mit gantz besondrer Distinction we=
gen
seinen vortrefflichen Qualitäten bey Hof
angesehen worden. Heutigen Vormittag aber
hat derselbe bey Jhro Churfl. Durchl. wiede=
rum
solenne Abschieds=Audientz genommen,
und wird solche bey Jhro verwittibten -
misch
=Kaiserlichen Majestät und übrigen Durchl.
Herrschaften gleichfalls erhalten. Er ist die gan=
ze
Zeit über auf Kosten des Hofs tractiret, und
von dem Churfürstl. Druchseß, Hrn. von Stein=
berg
bedienet worden.

Dresden 16. Julii.

Am vergangenen Donnerstag ist der höchste
Namens=Tag der zweyten verwittibten =
mischen
Kaiserin sowol als der Königin bey=
der
Sicilien Majestäten, am Freytag und Sonn=
tag
aber das hohe Geburts=Fest der Prinzen
Albrechts und Carls zu Sachsen Königlichen
Hoheiten prächtigster Galla bey Hof gefeyert
worden. Jhro Majestät der König haben
beschlossen, denen sämmtlichen Officiers von
Dero Leid Grenadier=Garde=Regiment alhier
einen höheren Character beyzulegen, und da=
hero
den Herrn General=Major Lorenz von
Pirch zum General=Leutenant, die Hrn. Ob-
ristens
zu General=Majors, die Hrn. Obrist=
Leutenants, die Hrn. Capitains zu Majors, ꝛc.
ernannt.

Berlin 17. Julii.

Verwichenen Montag, gegen Abend, be=
gab
sich der Königl. Französische ausserordent.
liche Abgesandte am hiesigen Hofe, der Mar=
quts
von Vallory, nach Potsdam, um alda
mit dem Marschall von Frankreich, Hrn. Gra=

[6]

ken Sachsen, zu sprechen. Vorgestern ist die
en Scharlottenburg stehende Königl. Garde du
Corps von dannen nach erwehntem Potsdam
marschiret, in der Absicht, auf Befehl St.
Majestät des Königs, mit der Garde zu Fuß,
dem Fusilier=Regiment Sr. Königl. Hoheit
des Prinzen Heinrichs, dem Grenadier=Bat=
taillon
von Ketzow, und dem aus Branden=
burg
dorthin gerükten Fusilier=Negiment von
Münchow, einige Ubungen und Attaquen
zu machen. Eben des Tages begab sich ein
Theil von der Königl. Kappelle, desgleichen
etliche von denen Hof=Acteurs, nach gedach=
tem
Potsdam, allwo selbigen Abend, in Ge=
genwart
Sr. Majestät, wie auch der dort be=
findlichen
Prinzen, und in Anwesenheit des
Marschalls, Grafen von Sachsen, ein Jta=
liänisches
Jntermez aufgeführet ward. Jn
der abgewichenen Woche ist alhier die Made=
moiselle
de Brosse, welche sich im vorigen Jahr=
hundert
aus Frankreich anhero begeben hatte,
im 101sten Jahre ihres Alters verstorben.

Prag 22. Julii.

Am vergangenen Sonntag haben Se. Hoch=
Fürstl. Gnaden alhiesiger Herr Herr Erz=Bi=
schof
(Tit. plen.) damit der Allmächtige die
schädliche Heuschreken=Brut von unserem Vat=
terland
allergnädigst abwenden möchte, eine
solenne Procession anzuordnen, solche auch
Fruh Morgens aus der Thein=Kirchen persön=
lich
mit exemplarischer Andacht, in die St.
Weits Metropolitan Kirchen ob dem Königl.
Prager=Schloß, in Begleitung allhiesiger
Dom=Herren, zu führen geruhet, bey wel=
cher
sich Se. Hoch=Reichs Gräfliche Excellen-
zien
und Gnaden, die Herren Herren Land=
Officiere, nebst anderen hohen Adel bey=
derley
Geschlechts, wie auch die gesammte
Herren Pfarrere, und die Magistraten deren
Königl. Prager=Städten, dann die Ordens=
Geistlichen und Bruderschaften, nicht minder
die Schul=und andere Jngend, nebst übrigen
in grosser Anzahl versammleten andächtigen
Volks eingefunden.



Wien 30 Julii 1749.

Samstag, den 26. Julii

AM Fest der H. Mutter Anna wurde wegen
Jhro Majestät der Königin von Portugal,
Jhro Durchl. der Erz=Herzogin Maria Anna,
und ihro Königl. Hoheit der Prinzen Anna
Charlotte von Lothringen höchsten Namens=
Tag bey Hofe zu Schon=Brunn grosse Gala

gehalten. Vormittags um halb 11. Uhr haben
Sich Seine Majestät der Kaiser mit Dero se=
wöhnlichem
hoch=adelichen Gefolg herein in die
Stadt in die Kirche zu St. Anna des Prob=
Hauses der Soc. JEsu (alwo Abends vorher
Jhro Majestät die Regierende Kaiserin mit Jh=
ro
Königl. Hoheit der Prinzessin Anna Charlot=
te
der feyerlichen Andacht abgewartet hatten,
in offentlichen Staat begeben, und alda dem
GOttes=Dienst beygewohnet, und sodann na=
cher
Schön Brunn Sich zuruk verfügt: daselbst
haben Mittags beede Regierende Kaiserl. Ma=
jestäten
mit Hoch=besagt Jhro Durchl. der Erz=
Herzogin Maria Anna, und Jhro Königl. Ho=
heit
der Prinzessin Anna Charlotte, unter einer
herrlichen Tafel=Musik offentlich gespeiset: und
Abends, nach dem gewöhnlichen GOttes Dienst
in der Schloß=Kapellen, wurde grosses Appar=
tement
gehalten.

Sonntag den 27. Julii

Vormittags vor dem gewöhnlichen offentli-
chen
Gottes=Dienst haben beede Regierende
Kaiserl. Majestäten Jhro Majestät die Ver=
wittibte
Kaiserin zu Hetzendorf besuchet: und
nachmittag seynd Allerhochst Dieselben in Ge=
folg
einiger Dames und Cavalieren mehrma=
len
auf etliche Täg nacher Mannerstorf abge=
gangen
.

Montag und Dienstag den 28. und 29. Julii

Haben Seine Durchl. der Erb und Kron=
Hrin, Erz=Herzog Joseph mit dero zwey älte=
teren
Durchlasten Erz Herzoginnen Maria An=
na
, und Maria Christina, und Jhro Königl.
Hoheit der Prinzessin Charlotte dem gewöhnli=
chen
Gottes=Dienst in der Schloß=Kapellen
zu Schön=Brunn beygewohnet.

Vorgestern vernahme man, wie daß etliche
Täge zuvor der an der Maria-Zeller=Stras=
sen
legende Flecken Tirnitz durch eine, dem
Vernehmen nach bey dasigem Bärber unver=
sehens
ausgebrochene Feuers=Brunst völlig
samt der Kirche bis auf wenige Häuser in die
Asche geleget worden.

Heut Dato den 29. Julii 1749. wurde ei=
ner
ledigen Weibs=Person, Namens Dorothea
H. gegen 21. Jahr alt, dahier in dem alten
Lerchenfeld gebürtig, Catholischer Religion,
wegen an einem fremden 5.=jährigen Knaben
begangenen Kindes=Mordes vor dem Schot=
ten
=Thor auf dasigen Rabenstein der Kopf
und die rechte Hand zugleich abgeschlagen, so=
dann
die abgeschlagene Hand an dem daselb,
stigen Pranger augeheftet: Um willen (nach=

deme

[7]

deme sie Delinquentin einer sicheren Hanben=
macherin
in dem alten Lerchenfeld, wegen aus=
ständigen
Beht=Geld, und derselben aber=
kauften
Mieder und Röckels, zusammen 3. fl.
6. kr. schuldig geworden, folgsam dieser Schuld
halber dero von sothaner Hauben=macherin ihr
innen=behalten=sammentliches Gewand, we=
der
in der Güte, noch durch gebrauchten Ge=
walt
zuruk habhaft werden können sie
anfänglich solche Hauben=macherin entweders
zu erwürgen, oder todt zu schlagen, endlichen aber
(weilen wiederholte Hauben=macherin binnen
einer Zeit von 8. Tagen ihr Delinquentin niema=
len
recht zu Weege gekommen, und nebst deme noch
des nämliche Tags der hernach erfolgten Kinds=
Ermordung sie Delinquentin mit schimpf=
lichen
Worten von weiten angegangen haben
solle) das ihr am nächsten unter die Hände
gerahtende Mägdlein, aber ihr Delinquentin
binnen einigen Stunden darauf 2. Knäblein,
deren das jüngere jünftehalb Jahr alt gewe=
sen
, begegnet, dieses leztere also gleich zu er=
morden
sich entschlossenz zu welchem Ende dan sie
nach ein und anderer an solche Knaben gestellter
Frage den grösseren um 1. Kreuzer=Krapfen
geschicket, den kleinern hingegen unter dem
doshaft erdichtet=meuchel=mörderischen Vor=
wand
: demselben seinen Ansinnen gemäß zu
dem folgenden Tags darauf eingefallenen ho=
hen
Fronleichnams=Jesuiter=Umgang einige
Blümel zu brocken 300 Schritt weit bis auf
den sogenannten Schotten=Grund in das Ge=
treid
hinein geführet und sitzen geheissen, so
folgends nach abgebrokt, und solchem Knaben
behändigten 2. Blumen sich nebst selben zur
Erden sitzend niedergelassen, und, als ob sie
in ihrer Schoos demselben Läuse suchen
wolte, sich angestellet, demnächst aber ihren
bey sich gehabten Taschen=Veitl unvermerkt
des Knabens hervorgezogen, und mit selben
dem Knaben vorwärts durch die Gurgel einen
so beschaffenen Schnitt über die Quer beyge=
bracht
, daß solches Knäblein ohne einig zu thun
vermochten Schreyens, oder sich mehr zu
rühren nach alleinig aufwärts gezukten Händlein
sich gestreket, und also gleich Todes verblichen.


Lista deren Verstorbenen zu Wien in
und vor der Stadt.

Den 26. Julii.

Jn der Stadt.

  • Georg Frey, Mar=Hessis. Sold., welcher gest. ersto=
    chen
    worden, ist im Gandolis. H. in der Renn=gas=
  • vom Kaiserl. Stadt-Gericht beschauet worden, alt
    25. J.

Vor der Stadt.

  • Der Barb. Zandonatin, Wittwe, ihr K. Franz, bey dem
    weis. Hahn bey Maria=Hülf, alt 1. J.
  • Dem Urban Grindl, Schneid., s. K. Jos, bey denen 7.
    Korben am Spitalberg, alt 3. J.
  • Mart. Miterer, Prunellen=mach., bey der gold. Kugel
    am Neustift, alt 41. J.
  • Dem Ferd. Eberl, Maurer=ges., s. K. Rosal., bey dem
    gut. Hirten am Neustift, alt 3. J.
  • Dem Simon Buchner, Heyduk., s. K. Theresia, im
    Schweizeris. H. auf der Wied., alt 6. v. J.
  • Anna Jglin, in St. Joh. Nep. Spit., alt 64. J.
  • Dem Joh. Heger, Kutsch., s. K. Elisub., bey denen 3.
    Lilien am Magdal.=gr., alt 5. J.
  • Summa 8. Personen / darunter 5. Kinder.

Den 27. Julii.

Jn der Stadt.

  • Der (Tit.) Hr. Joh. Michael Holzer, Edler v. Hohen=
    holz
    , des H. R. R. Rit., bey dem rot. Rössel in der
    Wolzeil, alt 79. J.
  • Hr. Wenzel Cleophas Preyßl, des ausseren Rahts, und
    Burgerl. Handels=M., im Wagneris. H. am alten
    Bauren=markt, alt 57. v
  • Dem Joh. Weyer, Burgern, s. K. Jgnaz, in s. H. am
    Heiden=schuß, alt 4. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Christoph Bart, Hof=befr. Schuh=mach., s. K. Ro=
    sal
    ., in s. H. auf der Wied, alt 4. J.
  • Dem Fried. Breini, Bildh., s. K. Joh., bey dem weis.
    Hahn am Spitalberg, alt 3. J.
  • Dem Ferd. Kugler, Jhrer Majest. der verw. Kais. Leib=
    Kutsch., s. K. Jos., bey der rot. Brezen bey Maria-
    Hülf, alt 2. J.
  • Dem Joh. Seiman, Lakeyen, s. K. Elisab., bey denen
    3. Königen bey St. Ulrich, alt 5. v. J.
  • Dem Andre Kefer, Tagw., s. K. Joh., bey der Haus=
    Mutter am Himmel=pfort=gr., alt 4. J.
  • Anna Schlepsin, Wais, bey dem stein. Lowen am Him=
    mel
    =pfort=gr., alt 4. J.
  • Anna Dorferin, alt 20. J., und Veit Klinger, alt 74.
    J., beyde im Kranken=H.
  • Summa 11. Personen / darunter 7 Kinder.

Den 28. Julii.

Jn der Stadt.

  • Der Wol-Edle Hr. Fridolin v. Tieffenbach, im Nedo=
    rostis
    . H. in der Wolzeil, alt 54. J.
  • Dem Hrn. Mart. Kallstedt, Stallmeist., s. Ehew. Ma=
    ria
    Theres., bey dem rot. Sabel im Färber=gäs., alt
    56. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Adam Kaßler, Stein=schneid., s. K. Franz, bey
    dem rot. Rössel am Neustift, alt 2. J.
  • Dem Pet. Resch, Brod=siz., s. K. Math., bey dem bl.
    Einhorn am Neustitt, alt 2. J.
  • Math. Kefer, im Kranken=H., alt 56. J.

Den 29. Julii.

Jn der Stadt

  • Dem Wol=Edel gestr. Hrn. Math. Jos. Kirchberger,
[8]
  • des Jnneren Rahts, und Ober=Stadt=Kam., s. S.
    Joh, im Altschaferis. H. am Hof, alt 3. u. 1. h. J.
  • Dem Hrn. Franz Ant. Luman, Kais. Reichs=Hof=Can=
    celist
    ., s. K. Max, in l. H. in der Klugerstr., alt 3.
    und 3. v. J.
  • Dem Joh. Gerardi, Aufwart., s. K. Barb, im Perla=
    sis
    . H. bey der Löwel=Bastey, alt 8. J.
  • Dem Joh. Frison, Herren=Koch, s. K. Anna, im Gre=
    nekis
    . H. bey denen oberen Jesuiten, alt 2. J.

Vor der Stadt.

  • Mart. Fleischman, gew. Müllner, im Coloredis. Gart.
    am Thabor, alt 48. J.
  • Dem Math. Herrenieben, Lakepen, Lakeyen, s. W. An=
    na
    , bey dem schwarz. Adler zu Gumpendf., alt 38. J.
  • Dem Franz Trischler, Maurer=ges., s. K. Michael, bey
    denen 3. Lilien im Lercherf., alt 5 v. J.
  • Niclas Scheiß, bey denen FF. Mis. alt 19. J.
  • Summa 8. Personen / darunter 5. Kind.

N. B. Den 4. Augusti werden im Fürstl=kiech=
tensteinischen
Freyhof zu Gundramstorf ver=
schiedene
Mobilien: als Spallter, Sessel, Tisch,
Behter Spiegel, und dergleichen licitando ge=
gen
baarer Bezahlung verkauffet werden.


NB. Bey dem Verleger des Wienerischen
Diarii, seynd zu haben die zwey Schemata
in einem Band, Dero Röm. Kaiserl. Königl.
Majestät hohen Generalität, dann sämment=
licher
regulirten Regimentern zu Pferd, und
zu Fuß, wie nämlich dieselbe mit Ende Julii
1749. mit ihren angestellten Stabs=Officie=
ren
zu allerhöchsten Kriegs=Diensten in Be=
reitschaft
stehen, in welchen Ländern sich der=
malen
die Regimenter befinden, und derer=
selben
Herren Kriegs=Agenten in Wien mit
Namen heissen; im langen 8vo nach der neue=
sten
Promotion, mit möglichster accuratesse
nach dem Alphabet, und dahero ohne Rann,
auf Schreib Papier zum Nutzen, und Gebrauch
des Militar=Standes verfasset; samt denen
Wohnungen dere Herren Kriegs=Agenten. Jm
Fälzel eingebunden per 24. kr. im Futteral,
per 28. kr.


NB. Bn dem Lorenz Antonioletischen Haus
zu Maria=Hülf in grünen Lorder=Crantz in
Schif genannt, ist täglichen eine Wohnung
im ersten Stok gegen dem Garten=Haus samt
Boden. Jtem eine ganz neu=erbaute Stal=
lung
. Jtem eine Wagen=schupfen, dann gleich=
falls
ist auf künftigen Michaelis dieses 1749.
Jahrs in gedachten Lorenz Antoniolettischen
Haus zu Maria in grünen Lorber=Crantz. Eine
Andere Wohnung im ersten Stok gegen dem
Garten hinaus, item eine Wohnung zu ebener

Erden gegen der Windmühl=seiten hinaus in
Bestand zu verlassen, wer davon etwas beste=
hen
will, hat sich derentwegen bey dem Haus=
meister
alda anzumelden.


NB. Auf nächst künftigen Montag als den
4. Augusti werden bey der Weintrauben auf
dem Hof zu ebener Erden Linker=hand über
5. Stäffel unterschiedliche Efferten, als Sil=
ber
, Kleider=Wäsch, Spallier, Kästen, Ses=
sel
, Tisch, Bether, Kupfer, Zinn, Porcel=
lan
, Kuchel Geschirt, und andere Efferten
Vormittag von 3. bis 6. Uhr dem Meist=bie=
tenden
verkauffet werden.


NB. Den 11. kunftigen Monats Aug. wird
auf Verordnung einer Hochlöbl. Ni. Oe Re-
gierung
in Justitz Sachen, bey Herrn Michael
Joseph Häderolt Ni. Oe. Rrg. Rahts=Pproto=
collisten
, in der Kärntner=Strassen in dem so=
genannt
von der Handischen Haus im ersten
Stok habenden Wohnung Vor mittag um 9.
Uhr ein Toison mit Brillanten licitando ver=
kauffet
werden.


NB. Es dienet denen Herren Gelehrten hie=
mit
zur Nachricht, daß am ien künftigen Mo=
nats
Augusti, und folgende Täge im Baron=
Zuanischen Haus, im zweyten Stok in der
Kruger=Strassen eine Bibliotheque von aus=
nehmender
Wichtigkeit und Vortreflichkeit sol=
le
verauctioniret werden. Der Catalogus da=
von
ist zu haben in der Buchhandlung zum
goldenen Vließ, auf dem Juden=platz, wie
auch bey Hrn. Brighenti in seinem Gewölb
zum roten Adler im kleinen Waag=Haus.


NB. Bey dem Grund=Gericht St. Ulrich
untern Guts befindet sich ein alt=abgenäht=
Masselanener Weiber=Rok mit blauer Leinwat
eingefaffet, ein Zizcatonener abgenähter deto
mit weissen Bändeln, eine schwarz lederne
Manns=Hofen, zwey alte blaue Werder Vor=
tucher
, ein Pinckel alte Flecke sowol von Tuch
als Leinwat, eine Jerusalem=Betten, samt
Krentz, und silbernen Pfenning, und ein altes
Taschen=Messer, welche Efferten von einer
verdächtigen Manns=Person jemanden in Auf=
behalt
gegeben, und nicht mehr abgeholet wor=
den
, weme also selbige wie vermutlich, ge=
stohlen
, oder sonst veruntreuet worden, der
hat sich bey Hrn. Wiedmann alldasigen Grund=
Richtern anzumelden.


[9]

Aus Teutschland.

Altstadt Brandenburg 12. Julii.

DA das hiesige Königs=Schiessen seit dem
Jahr 1712. eingestellet gewesen ist; Se.
jetzt=regierende Königl. Majestät aber aus Lan=
des
vätterlicher Huld, der Burgerschaft alhier
die ehemals genossene Freyheit des Königs=
Schiessens von neuem haben angedeihen lassen:
so bediente sich gedachte Burgerschaft dieser
ihr zugestandenen Freyheit den 10. Julii zum
erstenmal wieder. Selbigen Tags, des Mor=
gens
um 8. Uhr, versammlete sich die ganze
Schützen=Compagnie auf dem Altstädtischen
Markte, und marschirete von dannen, in Bey=
seyn
derer Magistrats Personen, unter An=
führung
ihres Capitains, des Rathmanns,
und Ziesemeisters, Herrn Maases, in bester
Ordnung unter dem Schall verschiedener mu=
sicalischen
Jnsteumenten, wie auch mit fliegen=
der
Fahne und klingendem Spiel zum Rathe=
nauer
-Thor hinaus auf den Schützen=Platz.
Ein jeder Schütze hatte an seinem Hut eine
Schleiffe von grünem Bande. Man zielete
mit dieser Farbe auf das Gemählbe der Stech=
Scheiben, als auf welcher die Hofnung, ih=
ren
gewöhnlichen Anker haltend, abgebildet
ware. Weil nun aller Orten der Gebrauch ist,
und es die Schuldigkeit erfordert, vornehme
Personen einzuladen, und im Namen des Lan=
des
=Herrn, und des nächsten Prinzens zu schief=
sen
; so wurde bey solcher Gelegenheit die Stel=
le
Sr. Königl. Majestät durch den Herrn Ge=
neral
=Leutenant von Münchow, Sr. Königl.
Königl. Hoheit, des Prinzens von Preuffen
Stelle aber, durch den Herrn Obristen von
Hülsen vertretten. Es fügte sich zu gröster Freu=
de
der Stadt, daß Se. Königl. Hoheit der
Prinz von Preussen, durch den nächsten Schuß
in die Scheibe König wurden. Bey solcher
Freude beschlosse man diesen Tag, und die
Schützen=Compagnie begabe sich des Abends
nach der Stadt zuruk. Den 11. marschirete
sie wieder in dem vorigen Aufzug nach dem
Schützen=Platz, und hielte in Gegenwart de=
rer
Herren Stabs=und anderen Officiers, in
gleichen des hier sich aufhaltenden hohen Adels,
ihr Schiessen nach dem Vogel. Der hiesige
Syndicus, Herr Kruß, hatte das Glük, den

Vogel abzuschiessen, worauf die Schützen Com.
pagnie ihren Rukmarsch nach der Stadt in
schonster Ordnung antratte.

Culmbach 15. Julii.

Heute frühe um halb 2. Uhr ist die Durchl.
Fürstin und Frau Christiana Sophia Wilhel=
mina
, Herrn Marggraf Georg Wilhelms hin=
terlassene
Prinzessin Tochter, welche gegen die
20. Jahr alhier residiret hatte, im 49. Jahr
Dero Lebens durch einen Schlag=fluß ganz
unvermutet der Zeitlichkeit entrissen worden.

Bapreuth 16. Julii.

Am 3ten dieses, als dem eingefallenen Ge=
burts
=Fest Jhro Königl. Hoheit, unserer gnä-
digsten
Landes Fürstin wurden des Morgens
auf der Eremitage die Canonen dreymal abge=
feuret
, auch mit Paucken und Trompeten der
Morgen-Segen geblasen, sodann aber eine
vortrefliche Jnstrumental=Musik aufgeführet.
Des Mittags erschiene der gesammte Adel in
prächtigster Gala bey Hof, und legte die Glük=
wünsche
ab. Des Abends geruhete die gnä-
digste
Herrschaft, sich herein und nach dem
Opern=haus zu begeben, woselbst die 3. Fran=
zösische
Piecen, le triple Mariage, le Rendes=
vous
, und und la Famille, nebst 3. Ballets
aufgeführet worden. Nach deren Endigung
wurde das Nachtmal an einer sigurirten Tafel
von 46. Personen eingenommen, das auf die-
ses
Festin verfertigte Feuerwerk aber konte we=
gen
der unstätten Witterung nicht eher als den
6. dieses abgebrannt werden. Aus eben der
Ursache muste auch die sonst gewöhnliche Kirch=
weih
=Lustbarkeit auf der Eremitage bis auf den
13. dieses ausgesetzt bleiben. An bemeldetem
Tag, Nach=mittags um 4. Uhr, sieng sich die
Kirchweih=Lustbarkeit mit folgendem Aufzug
aus Jhro Königl. Hoheit Land Gut Monplai=
sir
an. Voran giengen 8. Schalmeyen=Pfeisser
deren Jnstrumente mit Bändern gezieret wa=
ren
. Auf diese folgten 30. Bauren=Pursche
zu Pferd, paar und paar mit hölzernen Lanzen
versehen. Dann kame der, so den aufgerich=
teten
hohen Meyen=baum besteigen wolte,
und auf diesen wieder 8. Schalmeyen=Pfeisfer
mit 24. paar Tanzer und Tanzerinnen. Die=
ser
Aufzug hielte an der nach der Eremitage
gehenden Allee so lange, bis die gnädigste Herr=-
schaft in Begleitung derer Herren Cavaliers

[10]

und Damen Sich von der Eremitage unter
die aufgeschlagene Zelter verfüget hatten, und
marschirte sodann auf den mit vielen Tausend
Menschen umgebenen und zum Reiten und Lauf=
fen
bestimmten Platz mit der Musik auf. Als
die Tanzer etlichemat in der Ordnung um den
Meyen=baum getanzet, wurde der Baum
von einem Bauern aus Seubitz auf das erste=
mal
bestiegen, und von selbigem der oben an=
gehenkte
Beutel mit Geld, nebst denen Sei=
denen
Schnupf=tüchern und Bändern erben=
tet
. Nach diesem wurde der Anfang mit dem
Ringel=Rennen gemachet, und die Namen
dererjenigen, so selbiges getroffen, wegen de=
ren
darzu ausgesetzten Gewinnen aufgeschrieben,
da übrigens diejenige, so es verfehlet, durch
das Anstossen der Lantzen aus einem ober dem
Ring befindlichen und mit Wasser angefüllten
Gefäß sich selbst begossen. Nach geendigtem
Ringel=Rennen ritten die Bauren ohne Sattel
nach der Gans, um selbiger den mit Oel ge=
schmierten
Kopf abzureissen, und den darauf
gesetzten Gewinn zu erlangen. Nachdeme auf
solche Art 6. Gänsen die Köpfe abgerissen
waren, musten die Bauren absitzen, und alle=
zeit
ihrer 12. gegeneinander nach einer aufge=
hangenen
Gans lauffen. Wie dieses zu Ende,
lieffen 24. Bauren=Mägde nach einer ange=
kleideten
hölzernen Jungfer, und suchten so=
wol
den Kranz, als von denen angenagelten
Kleidern etwas, und die darauf gesetzte Ge=
winne
zu erlangen, unter welcher Arbeit aber
selbige von dem unter den hölzern Bild befind=
lichen
Drukwerk aus welchen mehr als 60.
Röhren giengen, auf allen Seiten vom Was=
ser
bespritzet worden. Sodann wurden in Jh=
ro
Hochfürstl. Durchl. Gegenwart 44. Bau=
ren
=Pursche, und etlich 30. Bauren=Mägden
die Gewinne, denen übrigen aber Bier und
Brod ausgetheilet, darauf wieder um den
Meyen=Baum getanzet, und endlich der Hahn
geschlagen. Als diese Lustbarkeit zu Ende,
erhube Sich die gnädigste Herrschaft gegen 8.
Uhr nach der Eremitage zuruk, und die Bau=
ren
=Pursche machten sich ben tanzen und trin=
ken
bis gegen den Morgen lustig.

Berlin 19. Julii.

Verwichenen Dienstag hat der Marschall
von Frankreich, Herr Graf Moritz von Sach=
sen
, zu Potsdamm die aus Charlottenburg
dahin marschirte Garde du Corps, ingleichen
nochmals die Paraden der Garde zu Fuß, des

Prinz Heinrichischen Fusilier=Regimenis, und
des Retzowischen Granadier=Battaillons in
Augenschein genommen, auch sodann wiedet
die Gnade genossen, bey Sr. Majestät dem
König in dem Lust Pallast Sans-Soucy zu spei=
sen
. An dem Mittwoch des Abends nach 6.
Uhr, tratte der Marschall von Frankreich
als er sich bey Sr. Königl. Majestät beurlau=
bet
hatte, seine Ruk=Reise in Begleitung des
Marquis von Sourdis, und des Grafens von
Friese aus Potsdamm nach Dresden an.


NB. Jn Herrn P. C. Monats Buch=Gewölb
unter denen Tuch=Lauben im Pfeifferischen
Haus ist um billichen Preiß zu haben:

Genealogie de la trés-illustre, tres an-
cienne
, & autrefois Souveraine Maison de
la Tour, ou quantité dautres Familles trou-
veront
leur Extraction & Parentage. Ti=
ree
par les plus celebres Auteurs Heraldi-
ques
d'anciens Monumens, Archives &
aukres Antiquités, & recueillie par le Sr.
Flacchio, III. tomes, avec Figures, Fol.
Bruxelles.

Introductio in Analysin infinitarum. Au-
ctore
Leonhardo Eulero, tomus 1mus cuna
figuris. 4to. 1748. 13. fl. 39. kr.

D. Laur. Heisters practisch=medicinisches
Hand=buch, oder deutlicher Unterricht, wie
man die innerliche Krankheiten am besten curi=
ren
sollte, 8vo. Leipzig, 1749. 1. fl. 8. kr.

Geographische, physicalische, moralische,
politische und bistorische Erklärung der nach
Joh. Hubners Methode illuminirten homän=
nischen
Universal=Charten, wodurch nicht nur
ein vollkommen geographischer Unterricht, son=
dern
auch eine ordentlich zusammen hangende
Historie deren vornehmsten Welt=Reichen vor
Augen geleget wird. Herausgegeben von Joh.
Jac. Schazen, 3. Theile, 8vo. 1748.

Les Oeuvres d'Homere, traduites en
Frangois, par Mad. Dacier, avec Supple-
ment
. En Sept volumes, avec Figures, 8v.
Amsterdam.


NB. Es seynd hinter Maria=Hülf zu Gum=
pendorf
in dem Zuanischen Haus verschiedene
Wagen=und Reit=Pferd, auch ein Postillion=
Zug, bestehend aus 4 jährigen Braunen, zu
verkauffen; wer nun zu solchen Belieben tra-
get
, kan sich darum alda anmelden.

»