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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 88, 2. November 1748

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[1]

Aus Jtalien.

Rom 12. Octob.

FReytags vergangener Woche, als am Fest
des H. Francisci Glorreichen Namens=
Tags Sr. Maj. des Röm. Kaisers empfien=
ge
der Cardinal Alexander Albani, als bevoll=
mächtigter
Kaiserl. Minister von dem hiesigen
Adel die feyerliche Glükwünschungs=Compli=
menten
, zu welchem Ende die Cardinälen Bi=
chi
, Delci, Ricci, Mesmer, Besozzi, Bar=
ni
, Melini, Corsini, und Bardt, wie auch die
Fürsten Corsini, Strozzi, Odescalchi, Sforza,
und Cesarini nebst vielen Prälaten sich persön=
lich
alda eingefunden.

Dito Nach=mittags erhuben sich Se. Päpstl.
Heiligkeit in die Franciscaner=Kirche Ara=Cöli,
alwo das Fest des H. Francisci feyerlich began=
gen
wurde. Von dannen verfügten Sie sich
in das Capitolium, alwo Sie die aldasige kost=
bare
Sammlung deren Altertümern in Augen=
schein
nahmen, und bevorab dero sonder=
bares
Vergnügen über den daselbstigen Egyp=
tischen
Abgötter Saal bezeigten, als in welchem
Saal nebst einem grossen Crocodill von weissen
Marmor verschiedene Egyptische Abgötter, und
andere rare Statuen befinden, so meistens in dem
zerfallenen Lust=Gebäude Kaisers Hadriani zu
Tivoli gefunden, und theils von dem Cardi=
nal
Albani, theils von dem Monsig. Boccapa=
duli
, Monsig. Sergardi, und anderen dahin
verehret, von dem Antiquitäten=Verwahrer
Hrn. Marches Joh. Peter Loccatelli aber alda=
selbst
auf das zierlichste in die Ordnung ge=
bracht
, und aufgestellet worden seynd.

Donnerstags Vor=mittag verfügten Sich
Se. Päpstl. Heiligkeit in die Engelsburg, und
unterhielten sich daselbst eine geraume Zeit in
dem Archiv mit dem Cardinal Staats=Secre=

tario Valenti, Cardinal Vice=Hofmeister Co=
lonna
, und mit dem Monsig. Schatzmeister
Banchieri. Heute vor 8. Tagen wurde an
der grossen Kuppel von der St. Peters=Kirche
im Vatican der letzte eiserne Reif angelegt,
wordurch die Oefnung, so sich in dieser Kup=
pel
geäussert, nunmehro wieder völlig zu ist.

Bey Castell Romano hat man zufälliger
Weise in der Erde ein gantzes wol=eingerich=
tetes
Zimmer und mitte in demselben ein
Trauer=Gefässe von alt grünen Marmor, in
diesem aber verschiedene Gold=und Silberne
Denk=Müntzen gefunden.

Savoyen 15. October.

Man vernimmt von Genf, daß der Magistrat
dieser Stadt, auf Begehren des Französischen
Hofes, verordnet, alle Spanische Soldaten,
welche täglich in diese Stadt um Vorrat ein=
zukauffen
kommen, zu durchsuchen, um zu ver=
hinderen
, daß dieselbe nicht mehr als 5. Pfund
Tobak mit sich nehmen, womit sie ein starkes
verbottenes Gewerb getrieben, wodurch so gar
zwischen denenselben, und denen Aufseheren,
welche sich in denen Zoll=Häusern von Savoyen
befinden, etliche Scharmützel entstanden, als
welche den verbottenen Handel verhindern, und
die von denen Waaren zu entrichtende Zölle
einnehmen sollen, so die General=Pachter
in Frankreich schon vor langer Zeit in Bestand
genommen. Man vernimmt auch, daß die Jn=
dianische
Compagnie in Frankreich zu Genf allen
Mousselin, und andere Jndianische Zeuge, wel=
che
sich daselbst in grosser Menge in denen Ge=
wölbern
derer Handels=Leute befunden, ein=
kauffen
, und nach Porto Orient überführen lassen;
eine Menge eben dieser Waaren, welche die=
se
Compagnie in Holl=und England aufgekauf=
fet
, um den Abgang dessen zu ersetzen, was

[2]

die Schiffe derselben wegen des Krieges nicht
haben herbey bringen können, indem dieselbe
zu St. Domingo 18. Monat lang, aus Forcht
denen Engländern in die Hände zu kommen,
verblieben, welches verursachet, daß sie nicht
zeitig genug zu dem Verkauf, so die Jn=
dianisch
. Comp. jährlich um diese Zeit zu Orient
anstellen läßt, haben anlangen können.

Aus Groß=Brittannien.

Edenburg 3. October.

Am Sonntage hatten wir in der hiesigen
Gegend einen so gewaltigen Sturmwind, daß
der dardurch verursachte Schade an Dächern,
Häusern, und in denen Wäldern sehr ansehn=
lich
ist. Das Holländische Kriegs=Schif, der
Rhee, trieb eine Meile weit von dem Ort,
wo es vor Anker lag, nahm aber doch zur grö=
sten
Verwunderung im geringsten keinen Scha=
den
.

Aus Frankreich.

Paris 18. October.

Seine Majestät der König, und der Dau=
phin
haben den Marschall von Sachsen, wel=
cher
verwichenen Sonntag bey Hof angelan=
get
, sehr gnädig empfangen. Derselbe hat
heute von da nach Chambord abgehen sollen,
um sich einige Zeit daselbsten aufzuhalten. Se.
Majestät halten fast täglich ausserordentliche
Staats=Rahts=Versammlungen, welchen alle
Ministres beywohnen. Alle Engländische
Grosse, welche vor 4. oder 5. Monaten hie=
her
gekommen waren, seynd wieder nach Lon=
den
abgereiset, und haben vor ihrer Abreise
sehr viele Seltenheiten, und Kostbarkeiten ein=
gekauffet
. Der Beweg=Grund ihrer Abreise
solle dem Vernehmen nach seyn, um der Feyer=
lichkeit
bey Verkündigung des Friedens beyzu=
wohnen
. Die Weinlöse ist in dem Königreich
dieses Jahr so reichlich gewesen, daß der Preis
des Weins innerhalb 8. Tagen merklich abge=
nommen
. Der Hr. von Segur, Præsident des
Parlaments zu Bourdeaux, welcher viele Wein=
Berge in dieser Landschaft besitzet, hat 10000.
Tonnen eingekauffet, um seinen Wein aufbe=
halten
zu können.

Aus Niederland.

Haag 11. October.

Die Ruhe zu Harlem ist nun wieder herge=
stellet
, man hat daselbst 24. Glieder des alten
Magistrats ihrer Dienste entlassen, hingegen
aber seynd so viele neue an deren Stelle durch
Jhro Durchl. den Herrn Erb=Statthalter er=

nannt worden, welches auch in Ansehung de=
rer
alten 4. Bürgermeistern, und Schöffen ge=
schehen
, indeme an deren Stelle neue einge=
setzet
seynd.

Mastricht 12. Octob.

Die Marschälle von Sachsen und Löwen=
thal
haben nach der letzteren Zuruk=kunft von
Compiegne eine Unterredung gehalten, wor=
auf
sich geäussert, daß Anstalten gemacht wer=
den
, die Französische Truppen zurük zu zie=
hen
, und die Fourage an andere Orte zu
bringen. Diesem zufolge hat das hiesige Gou=
vernement
den 1. dieses schon Befehl empfan=
gen
, alle hier befindliche Artillerie, Kugeln
Bomben und anderen Kriegs=Vorrat nach
Namur zu überschiken, und den 4. October
hät man hiermit schon den Anfang gemacht und
würklich die Canonen an die Maaß, um all=
da
eingeschiffet zu werden, geführet. Das
Land von Fouquemont muß 2000. Karren dar=
zu
hergeben, ohne die 4. oder 5000. Wägen,
welche die Kriegs=Munition von hier zu trans=
portiren
von Namur kommen. Alle diese An=
stalten
machen uns Hofnung zum baldigen Ab=
zug
der Franzosen, um so mehr, da man
weiß, daß unsere Besatzung Befehl hat, sich
zum Abzug bereit zu halten. Man versichert
auch, daß alle zu diesem Feldzug in diesem
Quartiere gebrauchte Truppen sich auf den
Marsch nach Frankreich noch vor Ende dieses
Monats begeben werden. Uber die Helf=
te
deren Hrn. Officiers des Regiments de
Normandie seynd wegen verschiedenen ge=
machten
Unordnungen in Arrest. Der Ritter
d’Hallot hält die Besatzung sehr scharf, und
ist sehr Aufmerksam auf die geringste Klagen
der Einwohner. Zuletzt hat er um allen Ubeln
vorzukommen auf alle Posten, wo sonst Ser=
geanten
die Wacht gehabt, Officiers geschiket.

Mastricht 16. Octob.

Die Königl. Französische Commissarien ha=
ben
am Montag angefangen, aus dem gros=
sen
Magazin alles zu verkauffen, womit noch
fortgefahren wird. Man urtheilet hieraus,
daß die Französische Truppen schwerlich die=
sen
Winter in dieser Stadt die Quartiere ge=
niessen
werden. Das Regiment von Roche=
fort
ist den 12. dieses durch diese Stadt nach
Braband marschiret, und den folgenden Tag
verliesse das Hussarn Regiment Bergini diese
Festung und nahme gleichfalls seinen Marsch
nach Braband. Man fähret auch täglich fort

[3]

allen Kriegs=Vorrat einzuschiffen und von
hier wegzubringen.

Haag 14. Octob.

Am 11. dieses erhube sich die verwittibte
Printzessin von Oranien und Naßau nach Delft,
um alda das Merkwürdigste zu besehen. Jh=
ro
Hoheit kamen Abends anhero wieder zu=
rük
, und vorgestern seynd sie, nachdem der
Printz Erb=Statthalter von Deroselben noch=
mals
Abschied genommen, und zu dem Ende
des Morgens um 8. Uhr von dem Haus im
Busch anhero gekommen ware, wiederum
nach Leuwarden abgereiset. Die Burgerschaft
befande sich in denen Waffen, und hatte sich
in 2. Reihen längs denen Gässen, durch wel=
che
Jhro Hoheit paßirten, rangiret. Am 7.
dieses wurden die Deputirten der Stadt und
Grafschaft Culemburg von dem Printzen Erb=
Statthalter zur Audienz gelaßen, welche die=
sen
Printzen, als Graf von Culemburg, sa=
lutirten
. Sie wurden sowol von Jhro Ho=
heit
, als von Jhro Königl. Hoheit, Dero
Frau Gemahlin, welche sie ebenfals zu com=
plimentiren
die Ehre hatten, auf das gnädig=
ste
empfangen.

Mastricht 17. Octob.

Es ist bereits ein Theil des schweren Ge=
schützes
der Maaß hinauf nach Namur ge=
bracht
worden. Die 3. Französische Regimen=
ter
, welche noch im Herzogtum Limburg li=
gen
, sollen zum Abmarsch den Befehl er=
halten
haben.

Aus dem Russischen Reich.

Petersburg 4. Octob.

Jhro Kaiserl. Majestät Staats=Dame, die
Frau Gemahlin des Hrn. Grafen Kyrila Gri=
goriewitsch
Nusumofsky, Jhro Käiserl. Maj.
würkl. Cammer=Herr, Præsidenten der Acade=
mie
derer Wissenschaften, Oberst=Leutenants
des Jsmailowischen Garde=Regiments, Rit=
ters
verschiedener Orden, seynd den 23. Sept.
mit einem jungen Grafen, dem der Name
Alexej beygelegt ist, entbunden worden. Vor=
gestern
geschahe bey Hofe der Heil. Tauf=Actus,
wobey Jhro Kaiserl. Maj. allergnädigst geru=
het
haben, nebst des Groß=Fürsten Kaiserl. Ho=
heit
die Paten=Stelle zu vertretten, und den
neu=gebornen Grafen zugleich zum Cornet der
Kaiserl. Leib=Garde zu Pferd allergnädigst zu
ernennen.

Aus der Canzley der Griechischen Kirche wird
unterm 20. Augusti berichtet, daß in denen Ca=
sanischen
, Nischegoredskischen, Woroneschki=

schen, und Orenburgischen Regierungen in der
ersten Helfte dieses an Mahometanern und
Heiden, als Morduinen, Tschuwaschen,
Tscheremissen, Wotäken und Kalmucken 17081.
Seelen Männlichen und 12516. Weiblichen
Geschlechts in allem 29597. Seelen den Grie=
chischen
Glauben angenommen und getauft
worden.

Aus Dännemark.

Copenhagen 8. Octob.

Beyderseits Regierende Kaiserl. Majestäten
speiseten am Mittwoch zu Mittage bey der
Königl. Frau Mutter zu Hirschholm, und er=
huben
sich gegen Abend nach Jägersburg zu=
ruk
, alwo Se. Majest. der König des folgen=
den
Tages nebst Jhro Königl. Hoheit der Prin=
zessin
Louise, dem Spanischen Minister und
einer zahlreichen Compagnie der Parforce=
Jagd beywohnte. Selbigen Nachmittags ware
der neulich aus Spanien gekommene Graf von
Dehn auf Jägersburg abgegangen, von wannen
er gegen Abend hier wieder zuruk kame. Ge=
stern
wurden bey Jhro Königl. Hoheit der
Prinzessin Charlotte, wegen Dero Geburts=
Tages, die Glük⟨= in Gala abgeleget.
Jn diesen Tagen wurde abermals ein Russis.
Kriegs=Schif auf hiesiger Rhede geleget, wel=
ches
nach eingenommener Erfrischung seinen
Lauf weiter fortsetzen wird.

Aus Teutschland.

Wetzlar 6. Octob.

Jhro Fürstl. Gnaden von Hohenlohe Bar=
tenstein
haben nicht ermangelt, an dem Na=
mens
Tage Sr. glorreich=regierenden Kaiserl.
Maj. einen neuen Beweis des Ehrfurchts=
vollen
Eifers gegen Allerhöchst=Derselben an
den Tag zu legen. Es wurde bey dieser Ge=
legenheit
eine solenne Musik gehalten, und
das Te Deum in Gegenwart deren Herren
Reichs=Kammer Assessoren, wie auch anderer
Personen von Distinction, unter dreymaliger
Abfeuerung derer Canonen, gesungen. Die
Garnison parabirte, und man schikte für das
hohe Wolseyn Sr. Kaiserl. Maj. die getreue=
sten
Wünsche gegen Himmel. Ermeldete Her=
ren
Assessores wurden mit einem prächtigen
Mittagsmal bewirtet, wobey unter Trompe=
ten
und Pauken=Schall und Lösung des Geschü=
tzes
die hohen Gesundheiten Jh. Maj. des Kaisers
und Deroselben allerhöchsten Hauses getrunken
wurden. Diese Ergötzlichkeiten daureten bis
in die späte Nacht, da dann die vornehme

[4]

Versammlung mit vieler Zufriedenheit ausein=
ander
gegangen.

Gotha 7. October.

Gestern wurde in der hiesigen Hochfürstli=
chen
Schloß=Kirche auf dem Friedenstein ein
junger Mohr, Namens Sencaseno, von unge=
fehr
14. Jahren, getauffet. Er ist von der
Küste Guinea, aus dem Orte Zivoa, gebürtig,
wo ihn, seinem Vorgeben nach, ein Auslän=
der
entführet, und nach Surinam gebracht
hat. An diesem Ort ist er von einem Thürin=
ger
aus Georgenthal erhandlet worden, der
ihn sodann nach seiner Zurukkunft unserer Hoch=
fürstl
. Herrschaft präsentiret, welche diesen jun=
gen
Menschen in allem wol versorgen, und be=
sonders
im Christentum unterrichten liesse. Vor
dem Tauf=Actu hielte der Ober=Hof=Predi=
ger
eine kurtze Rede, worzu ihm eine Medail=
le
, auf welcher die Taufe des Kammerers der
Königin Candaces aus Mohrenland Act. 8. ge=
präget
ist, und die Aufschrift führet: Der Mohr
wird weiß, durch Christi Schweiß, zu
GOttes Preis, besonders Anlaß gab. Nach
geendigter Rede geschahe das Examen des Täuf=
lings
im Christentum, und sodann taufte ihn
der Ober=Hof=Prediger. Der Mohr em=
pfienge
den Namen Christian, und die Tauf=
Zeugen waren Jhro Hochfürstl. Durchl. der
Erb=Printz von Sachsen=Weimar, Se. Durchl.
der Printz Ludwig Ernst von Sachsen=Gotha,
die Durchl. Prinzessin Louise Friderica, und
verschiedene Standes=Personen beyderley Ge=
schlechts
.

Nieder=Rhein=strom 15. Oct.

Die durch das Jülich=und Bergische defili=
rende
Kaiserl. Regimenter halten aller Orten
scharfe Manns=Zucht, ihre bey sich führen=
de
Pontons, und Munition ist grösten Theils
bey Cöln albereits diesen Fluß passiret. Jn ge=
meldter
Stadt solle einige Mannschaft dieser
Truppen auf Werbung ligen bleiben.

Lüttich 15. Oct.

Seither einigen Tagen seynd verschiedene
Fahr=Zeuge mit Artillerie nach Namur passirt;
auch seynd 200. Französische Husaren hier an=
gelanget
, um viele Wagen dahin zu begleiten.
Man hat die umligende Scharf=Richtere nach
Peer beruffen, um die Menge Strassen=Rau=
ber
, welche alda gefangen sitzen, zu enthaup=
ten
.

Bayreut 19. Oct.

Von denen Feyerlichkeiten, so bey der Ver=
mählung
Sr. Hochfürstl. Durchl. des Hrn. Her=
zogs
von Whürtemberg=Stuttgard sowol in
Ludwigsburg, als Stutgard angeordnet wor=
den
, siehet man nachstehenden kursten Auszug.
Den 5. dieses ist der Einzug in Ludwigsburg,
Abends Kammer=Musik grosse Tafeln offent=
lich
. Nachts Serenade. Den 6. GOttes=Dienst,
Mittags grosse Tafeln nebst Musik. Nach=mit=
tags
Kammer=Musik. Abends figurirte Ta=
feln
, nebst bunten Reihen, und Ball; Den
7. Mittags, und Nachts grosse Tafeln, Abends
Französische Comödie; Den 8. Tagen,
Nachts figurirte Tafeln, und Ball in Domino:
den 9. grosse Tafeln in dem Lager. Nachmittags
paradiren die Regimenter, Abends ist Jllu=
mination
, und Feuerwerk gegen die Favorite.
Nachts grosse Tafeln in dem Schloß: Den 10.
Mittags, und Nachts grosse Tafeln. Nach=
mittags
Kampf=Jagen, Französische Comödie,
und nach der Tafel Ball. Den 11. grosse
Tafeln, Mittags, und Nachts, und Verfassun=
gen
zum Einzug; Den 12. der Einzug in die
Fürstl. Residenz=Stadt Stuttgard. Abends
Kammer=Musik. Nachts Tafel in Ceremonie,
und Ball; Den 15. GOttes=Dienst, grosse Ta=
feln
offentlich mit Musik. Nachts figurirte Ta=
feln
, und Jllumination in dem Lust=Haus,
auch Ball; den 14. Audienz bey grossen Tafeln
bey Hof. Nach=mittags Kammer=Musik.
Nachts Jlumination, Feuerwerke, und grosse
Tafeln. Den 15. Mittags Tafeln in der Re=
tirade
. Abends Comödie, Nachts grosse Ta=
feln
. Den 16. grosse Tafeln bey Hof, Apar=
tement
, und Musik, Nachts grosse Tafeln.
Den 17. Beurlaubung deren, so von Stutgard
abgehen. Mittags grosse Tafeln offentlich bey
Hof. Nach=mittags Spiel, und Kammer=
Musik. Nachts Bauern=Hochzeit. Die Klei=
dungen
deren Damen ist dabey so reguliret, daß
selbige den 5. und 6. in Robbes, den 7. in An=
driennes
, den 8. in Jagd=Kleidern, den 9.
10. und 11. in Andriennes, den 12. 13. und
14. in Robbes, den 15. und 16. in Andriennes,
und den 17. in Robbes, die so zur Tafel einge=
laden
werden, und Abends in Bauern=Klei=
dern
erscheinen.

Berlin 19. October.

Gestern, fruhe um 6. Uhr, traf der Königl.
Schwedische Rittmeister bey dem Leib=Traban=

[5]

ten=Corpo, Herr von Bark, als Currier, aus
Stokholm alhier ein, und brachte dem hiesigen
Hofe die Nachricht, daß Jhro Königl. Hoheit,
die Kron=Prinzessin von Schweden, den 7den
dieses von einem jungen Printzen seynd ent=
bunden
worden, welcher in der H. Taufe den
Namen Carl empfangen hat. Besagter Herr
von Bark begabe sich noch selbigen Tages zu
Seiner Majestät nach Potsdam. Jhre Excel=
lenzen
, der Königl. Ober=Stallmeister, Herr
Graf von Schafgotsch, und die Römisch=Kai=
serl
. und Russisch=Kaiserl. Gevollmächtigten,
Herren Grafen von Chotek, und Keyserling,
desgleichen die Königl. Groß=Britannischen,
und Königl. Pohlnischen Ministers, Hr. Legge,
und Hr. Baron von Bülau, nahmen am Don=
nerstag
die Seltenheiten des Königlichen Lust=
Schlosses Charlottenburg in Augenschein.

Achen 20. Octob.

Den 18. dieses, nämlich vorgestern Nach=
mittag
um 2. Uhr ist der Definitiv=Friedens=
Tractat in der Wohnung deren Holländischen
Bevollmächtigten von denen Französischen,
Groß=Brittanischen, und Holländischen Be=
vollmächtigten
Ministern unterschrieben wor=
den
: Und gleich darauf wurde der Herr le
Houx Frantzösischer Bottschafts=Secretarius
nach seinem Hof, der Herr Montague,
ein Vetter des Milords Sandwick nacher Han=
nover
, der Hr. Lussau Schwager des Herzogs
von Bodfort nach Londen, und der Hr. Ge=
neral
=Major Surler nach dem Haag, um be=
sagten
Definitiv=Tractat nach ernannten =
fen
zu überbringen abgeschicket.

Jn heutiger abgewichenen Nacht ist auch
der Spanische Bevollmächtigte Minister dem
Definitiv=Tractat, so vorgestern von denen
obgedachten Ministern deren 3. lntegrantes,
oder ausmachenden Mächten unterschrieben
worden, beygetretten. Die andere Bevoll=
mächtigte
Minister seynd ingleichen demselben
beygetretten, oder werden es unverzüglich thun.
Nur der eintzige Zutritt deren Sardinischen
scheinet einigen Zweifel zu verursachen, indessen
haben dieselbe am vergangenen Mittwoch,
den 15. dieses, einen Curier mit dem Defini=
tiv
=Tractat, so wie er den 12. dieses Monats
verfasset worden, nach ihrem Hof abgeschiket,
und man glaubt sicherlich, daß sie nach der
Zuruk=kunft dieses Curiers ebenfalls ihn un=
terschreiben
werden.

Prag 25. October.

Gestern, als den 24. dito, seynd Jhro Fürste=
liche
Gnaden, Fürst von Lobkowitz, welche
Dero unterhabendes Regiment in der Gegend
Piseck in Augenschein genommen, und wovon
der Staab in besagte Stadt zu stehen kommet,
Vor=mittags alhier zuruk=gekommen, und
haben bey Jhro Fürstlichen Gnaden alhiesigen
Herrn Ertz=Bischoffen gespeiset. Eodem seynd
auch Jhro Fürstliche Gnaden, Fürst von Für=
stenberg
, mit dem Herrn Grafen von Thun,
hier angelanget, und weilen sich auch bereits
andere hohe Herrschaften nach und nach wie=
derum
alhier einfinden, so wird die Stadt
mehr und mehr volkreicher und angenehmer.
Wie man dann auch in kurtzem die anmarschi=
rende
Regimenter, wovon einige bereits bey
Eger eingetroffen, zu sehen hoffet, und weilen
die Stationes, vermittelst der Kaiserl. Königl.
Hof=Deputation, wovon Herr Baron Neto=
litzky
Præses ist, bereits reguliret seynd, so
werden alle durch Böhmen gehende Regimen=
ter
diese Haupt=Stadt passiren.

Regenspurg 28. Octob.

Als am vergangenen Montag die Reichs=
Rahts=Versammlungen wieder ihren Anfang
genommen, lautete der Ansag=Zettel, wie die
vorigen vor denen Ferien. Es ist aber bey
dieser ersten Zusammenkunft deren Herren Ge=
sandten
, wie gemeiniglich zu geschehen pfleget,
nichts Bericht=würdiges vorgefallen. Von
denen gedachten Ferien halber von hier ver=
reiset
gewesten Herren Gesandten, ist der Hr.
Braunschweig=Wolfenbüttlische, der Hollstein=
Glükstädtische, auch der Bamberg=und Würz=
burgische
wiederumen hier angelanget.

Vor wenig Tagen hat sich der Kaiserl. auch
Königl. Ungar=und Böheimische Minister bey
dem Fränkischen Kreis=Convent zu Nürnberg,
Hr. Baron von Wiedemann aus Wien wieder
hier eingefunden, und nach einen kurtzen Auf=
enthalt
seine Reise nach besagten Nürnberg hin=
wiederumen
fortgesetzet.



Wien 2. November. 1748.

Mittwoch den 30. October.

NAch angehörter H. Meß, und eingenomme=
nem
Fruhmahl seynd Seine Majestät der r
Kaiser in Gefolg einiger Cavalieren nacher
Eberstorf abgegangen, haben in dasiger Ge=
gend
mit einer Jagd Sich belustiget, und A=

[6]

bends wieder nach Schönbrunn Sich zuruk ver=
füget
. Jhro Majestät die Kaiserin geruhe=
ten
Sich herein in die Burg zu erheben, De=
ro
Frau Mutter Verwittibte Kaiserin Elisa=
betha
Majestät, wie auch die Durchlgste Kai=
serl
. Königl. junge Herrschaft zu besuchen, und
zur Mittags=Tafel wiederum nacher Schön=
brunn
zuruk zu kehren, wohin auch der Durch=
leuchtigste
Erb=und Kron=Prinz Ertz=Hertzog
Joseph gefolget, und alda gespeiset, Nach=
mittags
aber wiederum in die Burg sich zu=
ruk
begeben.

Donnerstag, den 31. Dito

Vormittags seynd beede Regierende Kai=
serl
. Majestäten mit Staats=Sachen beschäf=
tiget
gewesen, dann haben nachmittags Aller=
höchst
=Dieselben sich von Schön=Brunn herein
verfüget, daselbst die gewöhnliche Besuchung
abgelegt, sodann in Erscheinung deren Her=
ren
Botschaftern, und in Gefolg deren Her=
ren
Ordens=Rittern des Goldenen Vlieses in
der daselbstigen offentlichen Hof=Kapellen der
feyerlichen Vor=Vesper wegen des Vor=Abenss
des hohen Fests Aller=Heiligen beygewohnet,
und Sich sodann wiederum nacher Schön=
Brunn zuruk begeben.

Diesen Mittag hat Höchst=gedacht Seine
Durchl. der Erb=und Kron=Printz bey Dero
Frauen Groß=Mutter Verwittibten Kaiserin
Majestät gespeiset; die zwey Durchleuchtig=
ste
ältere Ertz=Hertzoginnen Maria Anna und
Maria Christina aber haben Sich diesen Nach=
mittag
mit Dero Gefolg aus der Burg über
den gedekten Gang nach dem Köngl. Frauen=
Kloster Ord. S. Claræ erhoben, alda der
Vesper beygewohnet, auch sonsten in dem Klo=
ster
Sich etwas aufgehalten, und sodann Sich
wieder in die Burg zuruk begeben.

Eodem Nach=mittags ist das Löbl. Schulen=
burgische
Jnfanterie=Regiment aus Jtalien
zu Wasser dahier angelanget, und in die Vor=
Städte, Alster=Gassen, Währinger=Gassen,
Rossau, und Leopold=Stadt einquartiret wor=
den
: dasselbe bekommet dahier viele neue Mon=
tur
, wird ein paar Tage Rast halten, sodann
vor denen Allerhöchsten Herrschaften paradi=
ren
, und hernach die Reise zu Wasser na=
cher
Siebenbürgen fortsetzen.

Freytag, den 1. Novemb.

Als am obgedachten Fest Aller=Heiligen ha=
ben
Sich Allerhöchst=besagt beede Regierende
Kaiserl. Majestäten mit Sr. Königl. Hoheit

der Prinzessin Charlotte von Lothringen aberma=
len
herein in die Burg begeben, alda die obbe=
meldte
Besuchung widerholet, sodan dem feyer=
lichen
Hoch=Amt mit denen Hrn. Bot=
schaftern
und Rittern des goldenen Vlieses
mit umhangender grossen Ordens Ketten, und
Nachmittags um 5. Uhr in der Kaiserl. =
nigl
. Hof=Kirche bey denen WW. EE. PP.
Augustinern Barfüssern in der aldortigen so=
genannten
Todten=Kapellen der Vigil für die
armen Seelen in abermaliger Erscheinung
deren Hrn. Botschaftern beygewohnet, und
Sich wiederum nacher Schön Brunn zuruk
verfüget.

Eodem wurde ingleichen in Jhrer Majestät
der Verwittibten Röm. Kaiserin Hof=Kapel=
len
obbesagtes Fest Aller=Heiligen hoch=feyer=
lich
mit Predig und Hoch=Amt in Beyseyn
Dero Kaiserl. Hof=Staats auferbaulichst be=
gangen
; und auch alda Nach=mittag die Vi=
gilien
für die abgestorbene Christglaubige See=
len
gehalten.


Lista deren Verstorbenen zu Wien in=
und vor der Stadt.

Den 20. October.

Jn der Stadt. Niemand.

Vor der Stadt.

  • Dem Michael Cam, Burgerl. Bad., s. K. Eleon., bey
    der gold. Kugel am Neubau. alt 2. u. 1. h. J.
  • Dem Paul Mor⟨e⟩lli, Burgerl. Leim=sied., s. K. Cathar.
    bey dem H. Geist im Lerchenf., alt 8. J.
  • Joh. Wintner, Burgerl. Wirt, bey der Alster in der
    Alster=gas., alt 27. J.
  • Apol Rurbeckin, in St. Joh. Rep. Spit., alt 80. J.
  • Dem Jos. Marolt, Tagw., s. W. Anna, bey der
    blauen Kugel in der Alstergas., alt 37. J.
  • Dem Simon Michl, Tagw., s. K. Mart., im Garine=
    ris
    . H. in der Leopoldst., alt 2. J.
  • Michael Ertl, alt 35. J., Cathar. Lechnerin, alt 99. J.
    und Gernh. Feilhacker, alt 55. J., alle 3. im Kran=
    ken
    =H.
  • Frantz N., zu St. Marx, alt 37. J.

Summa 10. Personen / darunter 3. Kinder.

Den 31. October.

Jn der Stadt. Niemand.

Vor der Stadt.

  • Michael Anibas, Burgerl. Chocolata=mach., bey de=
    nen
    6. Krügen in der Alster=gas., alt 46. J.
  • Dem Christoph Bleintlinger, Burgerl. Schnallenmach.
    s. K. Andre, bey dem gold. Fässel bey St. Ulrich, alt
    7. v. J.
  • Andre Satler, Choccolata=mach., bey der gold. Schnal.
    bey Maria=Hülf, alt 7. J.
  • Dem Ant. Seebantner, Hausmeist., s. K. Christoph
    im Terlingois. H. in der Alster=gas., alt 4. J.
[7]
  • Cathar. Gräßlerin,ar.W., bey dem Luftschützen auf
    der Wendelst., alt 70. J.
  • Joh. Zorn, Zimmer=ges., bey denen 3. Hacken am Him=
    mel
    =port=gr., alt 50. J.
  • Dem Jos. Bötzl, Tagw., s. K. Johanna, im Taschne=
    ris
    . H. in der Leopoldst., alt 1. J.

Summa 7. Personen / darunter 3. Kinder.

Den 1. Novemb.

Jn der Stadt.

  • Dem Hrn. Sebast. Lanser, Burgerl. Handels=M., s. K.
    Raphael, im Niphis. H. in der Wol=zell, alt 5. v. J.
  • Jgnatz Saltzbauer, Schneider=ges., im Schwantneris.
    H. in der Kärntner=str., alt 20. J.

Vor der Stadt.

  • Carl Feichtner, Burgerl. Glaser, bey dem gold. Ca=
    pauner
    auf der Wied., alt 60. J.
  • Dem Balthas. Schmid, Lackeyen, s. W. Anna, bey
    dem gold. Ochsen in der Leopoldst., alt 44. J.
  • Charlotta Tregin, ar. W., im Wenighoferisch. H. in
    der Leopoldst., alt 89. J.
  • Margar. Waldin, Dienst=M., im Tischlerisch. H. zu
    Marga., alt 38. J.
  • Cathar. Wilstin, ar. W, bey der gold. Weintr. in der
    Leopoldst., alt 88. J.

Summa 7. Personen / darunter 1. Kind.


EDICT.

Demnach man das Kaiserl. Königl. Tabor=
Bruck=Maut=Geföhl, mit der darzu gehö=
riger
Einnahm, dessen bisherige Ertragnus
bey der unterhabenden Buchhalterey zu erfah=
ren
ist, gegen eine gewisse Summa Geldes =
rohin
in Bestand zu überlassen entschlossen,
und des Endes auf den 12ten nechst=künftigen
Monats Novembris um 9. Uhr Vormittag in
der Kaiserl. Königl=Ministerial=Banco=De=
putations
=Cantzley eine Commission ad lici=
tandum
angeordnet hat; als wird ein sol=
ches
zu jedermanns Wissenschaft kund und of=
fenbar
gemacht, damit so ein=und anderer
obbesagtes Geföhl in Bestand zu nehmen ge=
sonnen
wäre, solcher in benannten Tag und
Stund entweder in Persona, oder per Man=
datarium
ad tractandum & concludendum
alda zu erscheinen und gebührend sich anzu=
melden
wissen möge. Wien den 21. Octob.
1748.


AVERTISSEMENT.

NB. Es hat gestern Vor=mittag, als den 29.
ein armer Bedienter, welcher zu Eincassirung
eines Wechsels geschicket worden, das hiefür
in Gold empfangene Geld, so in 13. St. Kai=
serl
., 6. St. Kremnitzer, und 5. St. Holländ.
Ducaten bestanden, und in einem Papier einge=

machter gehabt, unversehens verloren, wer sol=
che
gefunden, wird höflichst ersuchet, dieses dem
Hrn. Verleger des Wienerischen Diarii zu über=
bringen
, wird darfür eine gute Recompens be=
kommen
.


NB. Bey Herrn Johann Thomas Trattner,
Universitäts=Buchdrukern im Schotten=Hof, im
Eingang linker Hand zu ebener Erd ist zu ha=
ben
:

Zodiacus Elianus, id est: S. Propheta Elias,
præter compendiosam Carmelitanæ origi=
nis
irrefragabilis Antiquitatis, & hæredi=
tariæ
in utraque Lege Moysis, & Christi,
nunquam interruptæ Successionis Histo=
riam
, Sacrarum paginarum authoritate,
Summorum Pontificum oraculo, SS. PP. &
gravissimorum Scriptorum Sententiis firma=
tam
per XII. Quæstiones elegantiori Stylo
delineatus, & illustratus, Authore R. P.
Ambrosio à S. Spiritu ejusdem Ordinis, SS.
Theologiæ Lectore Jubilato, in 4to. Budæ
1748., à 1. fl. 30. kr.


Es wird hiemit dem Publico zu wissen ge=
macht
, daß bey bem Verleger des Wieneri=
schen
Diarii zu bekommen: Maximæ Juris
celebriores, illustratæ eruditis casibus, exem=
plis
practicis rationibus, ampliationibus,
ac limitationibus, Authore Prænobili ac
clarissimo Domino Joanne Piker J. U. D.
Collegii Theresiani Professore juris civilis.
Opus omnibus judicibus, consiliariisq; cau=
sarum
patronis, professoribus, ac quibus=
cunque
clericis, & juris utriusque candi=
datis
perquàm utile. Das Stuk à 51. kr.

Eine neue Edition, betitult: Introductio in
orbis hodierni Geographiam ad adcuratis=
simas
quásque Calcographorum tabulas,
Methodo quantum ejus fieri licuit facili, di=
rectóque
ordine, adnexa simul naturalis
atque Civilis regnorum habitus descriptio=
ne
, usibus nobilis adolescentiæ accomo=
data
. Authore Johanne Tomka Szászky, in
8vo. Posonii 1748. ungebund. à 1. 8. fl. kr.


NB. Bey Frantz Keßler Burgerl. Buchbin=
dern
hinter dem hohen Markt bey denen drey
weissen Lilien im ersten Stok in dem Hof ist
zu haben:

Christ=Catholischer Kern aller Gebetter,
worinnen die Ubungen für Morgen und Abend,
Meß, Beicht, und Communion, ingleichen

[8]

das Officium der Göttlichen Vorsichtigkeit,
und unser lieben Frauen, samt dero Litaneyen,
nebst denen sieben Buß=Psalmen, und durch
das ganze Jahr verschiedene Gebetter, wie
auch zu vielen Heiligen unterschiedliche An=
dachten
. Groß 12mo. mit Lateinischen Buch=
staben
und Teutsch auszusprechen auf die neue=
ste
Art mit Linien eingefast, gebundener in
schwartzen Cardoban fein mit Futeral à 1. fl.
25. kr.


NB. Bey Hrn. Johann Christoph Heldt,
Burgerl. Buchbinder auf dem Kohlmarkt im
Samsonischen Haus in seinem Laden ist zu ha=
ben
:

Vita Sancti Stephani Regis Hungariæ ex
Latinis & Græcis, aliarúmque gentium
monumentis collecta, digesta, commen=
tariis
& observationibus illustrata, in qua
Joannis Schwartzii adversús initia Reli=
gionis
apud Hungaros Christianæ & An=
gelicam
Regni Hungariæ Coronam calum=
niæ
refutantur â Joanne Stiltingo Soc. Jesu
Theologo, continuatore Joan Bolandi. Jn
Französischen Band in fol. das Exemplar
à 2. fl.

Tägliche Geschichten von denkwürdigsten
Begebenheiten, welche sich sonderlich an einem
jeden Tag des gantzen Jahrs mit der Heil.
Jungfrauen und Mutter Theresia de JEsu,
der Barfüssigen Carmelitern, und Carmeli=
terinnen
Ordens=Stifterin, zugetragen haben.
Jn 4to 2. Theile à 2. fl 30. kr.

Erneuert=und vermehrter Gnaden=Brunn
in dem wunderthätigen Bild der weinenden
Mutter GOttes von Pötsch, welches im Ori=
ginal
in der Wienerischen Metropolitan=Kir=
chen
verehret wird. Jn 8vo. gebunden samt
dem Kupfer à 12. kr.


NB. Bey dem Verleger des Wienerischen
Diarii ist in Comssimion zu bekommen: Eine

Geographica Globi Terraquei Synopsis ex
variis Authoribus, & præsertim Hübnero,
celebri Germaniæ Geographo concinnata in
usum studiosæ Juventutis, 8vo. à 30. x.

Hanapo Nicolai, Exempla Biblica in ma=
terias
morales distributa, nunc vero post
complures hujus aurei operis factas Editio=
nes
, in diversis locis, & temporibus in or=
dinem
Alphabeticum redacta & novis ali=
quot
Titulis aucta. Opus omnibus Verbi Di=
vini
Præconibus utilissimum, 8vo à 36. kr.

Corpus Juris Hung. completum, additis
etiam Artic. Diæt. Regni A 1741. fol. à 10. fl.

Auslegung des H. Meß=Opfers, oder wahre
Erklärung deren Ceremonien, so bey der Heil.
Meß geschehen: allen und jeden Jungen, und
Alten sehr nutzlich, und zu wissen nohtwendig
Das Stuk per 7. kr.

Seelen=Speis der Starcken, oder Heil. Un=
terweisungen
, wie man sein Leben heilig und voll=
kommentlich
solle anstellen und endigen. à 21. kr.

Jtem: Catholisch Schlecht und Recht, in 3.
Theil abgetheilet. à 24. kr.


NB. Es seynd hier wieder angekommen die
Gebrüdere Montani mit verschiedenen Blu=
men
=Zwibeln, wie folget:

Narcissi=Nobili von 4. Sorten. Fruhe Nar=
cissen
. Gefüllte Tazetten. Weisse Tazetten. Gel=
be
Tazetten. Gefüllte weisse Hyacinten. Leib=
farb
gefüllte Hyacinten. Viol=blaue gefüllte
Hyacinten. Frühe Hyacinten. Gefüllte Jonqui=
lien
. Doppelt weisse Spanische Jonquilien.
Gedoppelte Arnunculen. Von dreyssigerley Far=
ben
allerhand Arnunculen. Arnunculen la Bella
di Brusseles. Gelbe Arnunculen. Arnunculen
die schöne von Orleans. Gesprangte Arnuncu=
len
von verschiedenen Farben. Arnunculen der
Printz von Oranien. Pur rote extra schöne Ar=
nunculen
. Allerhand farbige Anemoni. Aller=
hand
rot artige Anemoni. Anemoni la Bella di
Brusseles. Anemoni der grosse Turband. Ane=
moni
in Regen=Bogen. Anemoni der Printz
von Oranien. Anemoni alte Bollene. Anemo=
ni
die schöne von Normandie. Persianische
Tulpen. Türkische Tulpen, und sonst allerhand
Arten schöne Blumen. Saamen von Kaul=
Flor, von denen schönsten Sorten. Saamen
von Brocoli=Romani, extra schön. Die Blu=
men
=Kiele seynd durch und durch das 100.
für 4 fl. Der Saamen von Kauli Flor das
Loth 18. kr. Der Saamen von Brocoli=Roma=
ni
, das Loth 15. kr. Saamen von Spanischen
Zwibeln, das Loth 15. kr.

NB. Wie auch Passa tutti, die grosse Köni=
gin
von Brittannien, das Stuk um 18. kr.

Jtem: Melaun=Kern=Saam, das Loth
für 15. kr.

Obgedachte Gebrüdere Montani seynd bey
Herrn Sebastian Lanser, im Gewürtz=Gewölb
bey dem goldenen Stern in der Wolzeil an=
zutreffen
.

[9]

Aus Pohlen.

Fortsetzung des Diarii von dem
Reichs=Tage zu Warschau.

DEn 8. Oct. Se. Majestät der König er=
huben
sich in den Senat, die Meinun=
gen
derer Bischöffen über die vorgeschlagene
Materien zu vernehmen. Es waren derersel=
ben
9. an der Zahl, und alle Vota giengen
auf die Vermehrung der Armee, das von dem
Bischoffe von Ermeland ausgenommen, wel=
cher
wegen des betrübten Zustandes, darein
die meiste Provinzen, und namentlich die Pro=
vinz
Rußland, durch die öffentliche Calami=
täten
versetzt seynd, die Ausführung davon
schwer fande. Die Einrichtung derer l Finan=
zen
und derer Einkünften des Schatzes betref=
fend
waren sie der Meinung, daß eine Ge=
neral
=Commission zu ernennen, um einen Auf=
satz
derer neuen Jmposten, welche eingetrieben
werden könten, zu entwerfen, wovon sie auf
den künftigen Reichs=Tag Bericht erstatten
solten, welcher sie entweder billigen, oder das,
was er für dienlich erachtete, davon abschnei=
den
könte. Für die Erhaltung derer Städte
müste gesorget werden, so, daß man denen
Burgern gegen die Bedrückungen und Chica=
nen
Raht und Hülfe schaffete. Das Commer=
cium
in Flor zu bringen, müste man die Pri=
vat
=Zölle abschaffen, und die Dep⟨riv⟩ationes,
die darbey vorgiengen, abstellig machen. Man
solte Se. Majest. ersuchen, Müntzen schlagen
zu lassen, und sie mit denen, welche in andern
Landen den Lauf haben, in eine Gleichheit
zu setzen. Alle waren der Meinung, daß es
nohtwendig wäre, die Administration der Ju=
stitz
auf einen bessern Fuß zu stellen, und die
Conferenzen mit denen fremden Ministern wie=
der
vorzunehmen; und am Ende ihrer Reden
gaben sie mit denen nachdrüklichsten Worten zu
erkennen, wieviel zu Unterhaltung der für die
Nation so nützlichen Schiffahrt von Danzig
daran gelegen wäre, daß man ohne Zeit Ver=
lust
an der so=genannten Müntauer=Spitze,
welche den Weichsel=Strom von dem Nogath=
Fluß absöndert, die erforderliche Reparationes
vornähme, wobey sie zugleich die Folgen vor=
stellig
machten, die daraus erwachsen würden,
wann man ein so unumgänglich nöhtiges Werk
verabsäumete. Jhre Reden waren mit Dan=

ken für alle die Vätterliche Sorgfalt angefül=
let
, womit Se. Majestät fortfuhren, das Jn=
teresse
des Reichs zu Hertzen zu nehmen. Als
nun die Bischöffe zu reden aufgehöret, wurde
die Session bis zu den andern Morgen um 9.
Uhr limitiret.

Den 9. October. Nachdeme sich der König
gerad um 9. Uhr in den Senat begeben, die
Meinungen derer anwesenden Woiwoden, die
Castellane von Krakau und Vilna darunter
mit begriffen, als die vom gleichen Range seynd,
13. zusammen, anzuhören, dankten der Castel=
lan
von Krakau und Kron=Groß=Feldherr,
Potocki, und der Woiwode von Krakau und
Kron=Unter=Feldherr, Branicki, Sr. Maj.
in denen respectuösesten Ausdrückungen, der
eine für die Castellaney, und der andere für die
Woiwodschaft Krakau, die Höchst=Dieselben
ihnen zu verleihen geruhet. Die vorgeschlage=
ne
Materien anlangend, kamen ihre Meinun=
gen
mit dem überein, was die Bischöffe da=
von
gesaget hatten, und sie begehrten, daß man
sich äusserst bemühen möchte, auf gegenwärti=
gem
Reichs=Tage über besagte Articul einig
zu werden. Einige schlugen vor, das Kopf=
Geld derer Juden auf einen Ducaten von je=
dem
Kopf jährlich bey allen denen, welche das
24. Jahr erreichet, zu setzen, in der Meinung,
daß eine gute Summa davon herauskommen
würde. Alle drungen stark auf die gäntzliche
Abschaffung derer Zölle, welche Particuliers
sich anmasseten, und daß die Administration
der Justitz auf einen bessern Fuß gesetzet wer=
den
möchte. Die meisten begehreten von Sr.
Majestät, daß Höchst Dieselben geruhen möch=
ten
, Dero Printzen hier zu lassen, wann sie
nach Dero Erb=Landen zuruk=kehrten. Eini=
ge
nannten Se. Königl. Hoheit den Printzen
Xaverium, und alle beschlossen ihre Reden mit
Danksagen für die unermüdete Sorgfalt, wel=
che
Se. Majest. für die Aufrechthaltung derer
Gesätze zur Conversation Dero guten Untertha=
nen
und zum Besten des Vaterlandes anwen=
deten
. Die Session wurde sodann bis zum
andern Tag frühe um 9. Uhr zu Anhörung
derer Meinungen deren Castellanen limitiret.

Am 10. als Se. Majestät sich auf den Thron
gesetzet, eröfnete der Castellan von Posen die
Session mit einer Danksagung, daß Seine

[10]

Majestät ihm solche Castellaney zu ertheilen
geruhet. Er hielte hierauf eine sehr lange Re=
de
über die vorgeschlagene Materien, wohin
er hauptsächlich auf die Abschaffung derer Pri=
vat
=Zölle, auf ein wider den Luxum zu er=
richtendes
Reglement, und auf die Einführung
derer Manufacturen drunge, zugleich auch den
Nachtheil vorstellig machte, daß das Commer=
cium
durch die Tolleranz derer Juden litte,
und endlich sich wegen deren Mitteln erklärte,
die Administration der Justitz auf einen besse=
ren
Fuß zu setzen. Die 7. andern Castellane,
welche nach ihm redeten, fielen denen Mei=
nungen
derer Senatoren bey, die sich den vor=
hergehenden
Tag hatten vernehmen lassen, und
alle beschlossen ihre Reden mit Wünschen für
die langwürige und glükliche Regierung Sr.
Majestät, nebst beygefügter Bitte, daß Se.
Maj. geruhen möchten, in Dero Königreiche
zu bleiben, und zum Vergnügen der Nation
Dero Printzen hereinkommen zu lassen, als
welche sie durchgehends zu sehen wünschen.
Nachdeme nun die Castellane ausgeredet hat=
ten
, limitirte man die Session bis zum folgen=
den
Morgen um 9. Uhr, die Meinungen de=
rer
Ministern zu vernehmen.

Warschau 12. October.

Am 7. wurde der Geburts=Tag Sr. Maj.
des Königs, unsers gnädigsten Herrns, wel=
che
daran in Dero 53stes Jahr getreten, aufs
feyerlichste begangen. Dieses grosse Fest wur=
de
frühe Morgens um 7. Uhr durch Abfeurung
von 100. Canonen angekündiget. Kurtz her=
nach
sahe man den Hof prächtig und so zahl=
reich
, daß man in denen Zimmern kaum Raum
fande. Bevor man in die Messe gienge, em=
pfiengen
Se. Majestät die Glükwünschungen
von denen Grossen des Reichs, denen frem=
den
Ministern, und dem Adel. Die Damen
waren auf solchen Tag zur Königl. Tafel ein=
geladen
worden, und man bediente 5. Tafeln,
worunter die Königliche in dem neuen Salon,
und von 62. Tellern ware. Während der
Mahlzeit wurde ein schönes Jnstrumental=und
Vocal=Concert aufgeführet, und die Gesund=
heiten
wurden unter Lösung derer Canonen ge=
trunken
. Abends wohneten Jhro Majestäten
der Repräsentation der Jtaliänischen Comödie,
l’Impostura vendicata betitult, bey auf welche
ein pantomimischer Ballett folgte, der auf das
Fest dieses Tages eingericht ware. Zum Be=
schluß
zündete man auf dem Theatro ein kunst=
reiches
Feuerwerk an, das zum grossen Ver=

gnügen derer Zuschauer ausgeführet wurde.
Am 8. frühe um 6. Uhr erhuben sich Se. Maj.
in den Senat, denen Reichs=Tags=Beraht=
schlagungen
beyzuwohnen. Eben dieses gescha=
he
den 9. 10. und 11. um vorher gedachte
Zeit, und da an solchem Tage die Senatores
ihre Meinungen völlig abgeleget hatten, und
die zu Anfange des Reichs=Tages in dem Se=
nat
zu beobachtende Formalitäten zu ihrer End=
schaft
gediehen waren, kehrten die Land=Boh=
ten
an solchem Tage in ihre Stube zuruk. Abends
wohneten Jhro Majestäten der Jtaliänischen
Comödie, La Donna creduta Maschio, bey.
Heute, als am 12. ist Gala bey Hofe wegen
des Maximimiliani=Tages, wovon Se. Chur=
fürstl
. Durchl. zu Bayern den Namen führen.

Aus Teutschland.

München 23. Oct.

Gestrigen Dienstag wurde das Geburts=Fest
Jhro Verwittibten Römisch=Kaiserl. Majestät
Maria Amalia gefeyert. Der gantze Hof er=
schiene
in Gala, und wurde Vor=mittags in
der Residenz=Kappelle ein Hoch=Amt mit
Trompeten und Paucken gehalten. Zu Mitt=
tage
geruheten Jhro Kaiserl. Majestät offent=
lich
in Dero Anti=Chambre zu speisen. Nach
dem Heil. Rosenkrantz hatten die Stadt=Da=
mes
die Stunde zu dem Hand=Kuß, worauf
Apartement gehalten, und Abends mit einem
offentlichen Soupee, ebenfalls auf der Seite
Jhro Kaiserl. Majestät, beschlossen wurde.
Tages zuvor wurde sowol die Frau Maria
Theresia, verwittibte Reichs=Gräfin Fugger
von Wellenburg, geborne Reichs=Erb=Truch=
sessin
und Gräfin zu Zell, als Obrist=Hof=
Meisterin bey Höchst=gedachter Verwittibter
Kaiserlichen Majestät Hof=Staat, in dem
Spiegel=Zimmer; als auch der Herr Graf
von Perousa, Sr. Churfürstl. Durchl. würk=
lich
geheimer Raht, auch höchst=ermeldeter
verwittibter Kaiserl. Majestät jüngsthin ernann=
ter
Obrist=Hofmeister, in dem Leder=Saal,
von dem Herrn Grafen von Preysing, Chur=
fürstl
. Obrist=Hofmeister, denen samtlich Kam=
mer
=und Hof=Bedienten Jhro Verwittibt=
Kaiserl. Majestät respective Mann=und Weib=
lichen
Geschlechts in Beyseyn derer beyder=
seits
rangirten zwey Leib=Guarden derer Hat=
schier
und Trabanten vorgestellet.


Wien, gedrukt bey Joh. Peter v. Ghelen, Jhro R.
Kaiserl. Königl. Maj. Hof=Buchdruckern.

»