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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 23, 22. März 1747

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[1]

Aus Spanien.

Cadix 31. Jan.

Wir haben mit einer alhier an=
gelangten
Barque die Nach=
richt
erhalten / daß der auf
4. Register=Schiffen geladene Schatz
von 12. Millionen / auf die erhaltene
Zeitung von dem Tod Königs Phi=
lipp
des Fünften wiederum ausgeladen
worden / und daß solcher vor erhalte=
ner
neuen Königl. Ordre nicht nach Eu=
ropa
überkommen werde. Dieses ver=
ursacht
der Handelschaft einen grossen
Schaden / weil man auf diese Fonds
seine Rechnung gemacht / welche aber
nunmehro vor Ende des Jahrs nicht
anlangen dörften. Man vernimmt
auch / daß die 2. Schiffe / welche
neuen Vice=König nach Vera=Crux
geführet / mit einem Schatz von 6. oder
7. Millionen von dar in der Havana
zuruk gekommen wären.

Madrid 6. Febr.

Seit dem der Carneval angegan=
gen
/ ist alle Tage wechselweise Ope=
ra
/ Ball / oder Spanische Comödie /
welches bis Faßnachts=Montag dau=
ren
wird. Der König / und die Köni=
gin
giengen gestern 5. Meilen von hier
auf die Jagd / und kamen Abends zu=
ruk
. Heute erwartet man hier den
Grafen von Gages / weil man von Bar=
cellona
Nachricht hat / daß er schon

den verwichenen 28. von dort abge=
reiset
ware. Die Recruten=Wer=
bungen
werden in diesem Königreich
stark fortgesetzet / und hoffet man bis
Anfang Aprils alle Regimenter in voll=
kommenen
Stand zu haben.

Aus Jtalien

Neapel 28. Febr.

Die über verdächtige Corresponden⟨tz⟩
aufgestellte Commission hat dieser Ta=
gen
zwey weltliche Priester / benannt=
lichen
D. Augustin Lecce / und D. Frantz
Emilio / beyde von Rom gebürtig / in
Verhaft nehmen lassen. Sonntags
seynd 2. Schiffe mit Truppen von der
Besatzung von Tortona hier eingelof=
fen
/ welche von denen Engländern ge=
fangen
waren / durch ihre Officier aber
mit Bezahlung 15. Pezze für jeden
Mann / und mit Hinterlassung der
Helfte ihres Gewehrs wieder loß=ge=
kauft
worden seynd. Die Kriegs==
stungen
werden in diesem Königreich
mit allem Eifer fortgesetzet.

Livorno 3. Martii.

Von Genua hat man / daß zwischen
denen Warasdinern / und denen Ge=
nuesern
viele Scharmützel vorgefallen /
in welchen durchgehends die letztere vie=
le
Leute eingebüsset / auch die Waras=
diner
allbereits bis 15. Kirch=Spiele
abgebrannt hätten. Jndessen solle in

[2]

⟨d⟩er Stadt Genua die Forcht vor so
nahen Gefahren / und so we⟨i⟩t entfer=
neten
Succurs täglich zunehmen; ob=
wolen
die neue Verordnung ergangen /
no⟨c⟩h zehen neue Comp⟨a⟩gnien jede zu
100. Mann stark auf den Milit⟨a⟩r=Fuß
zu e⟨r⟩richten / und jedem Mann nebst
dem Brod 35. Liren des Monats zu
geben; das Volk zeiget jedoch hierzu
keine sonderliche Lust / weilen die mei=
ste
si⟨c⟩h an keine Zeit binden / sondern
nur so lang dienen wollen / als es ih=
nen
anständig seyn wird. Es werden
zuweilen gantz geheime Versammlungen
geh⟨a⟩lten / aus denen man mutmasset /
es dörfte schon auf eine Ubergab ge=
dacht
werden / hauptsächlichen da aber=
mal
ein überaus bedrohliches zweytes
Manifest von dem Hrn. General Schu=
lenburg
hinein geschikt worden. Man
hat in der Stadt Genua den Hrn. P⟨a⟩ul
Bartholomäo Rivarola n⟨e⟩bst seinem
Sec⟨r⟩etario / wie auch die Gebrüdere
Johann Lucas / und Frauchi in Ver=
haft
gezogen / und ihre Häuser durch=
suchet
/ ohne d⟨a⟩ß m⟨a⟩n noch weis / aus
was Ursach. Alhier ist gestern die aus
denen Leib=Wacht=und dem Regi=
ment
Toscana gezogene neu=errichtete
Battaillon Marin=Granadier gemu=
stert
worden / und wird solche nun ehe=
stens
nach Porto=Ferrajo abgehen.

Rom 4. Martii.

Freytags / als am Fest des H. Apo=
stels
Mathiæ erhuben sich Se. Päpstl.
Heiligkeit Nach=mittag in die Kirche
von St. Maria Maggiore alwo der
Leib dieses Heiligen ausgesetzet ware.
Jm zuruk Weg stiegen Sie vor der
Dominicaner=Kloster=Frauen=Kirche
von St. Dominico / und Sixto / alwo
das 40. =stündige Gebett ware / ab /
und verrichteten alda ihre Andacht
vor dem ausgestellten Hochw. Gut.

Montags Vor=mittag legte der Car=

dinal Silvio Valenti Gonzaga / als
neuer Cämmerling des H. Collegii den
gewöhnlichen Eid in die Hände Sr.
Päpstl. Heiligkeit ab.

Dienstags besuchte der Papst die
Station in der Kirche der H. Balbina /
und verrichtete zugleich seine Andacht
vor dem ausgesetzten Hochw. Gut in
der Jesuiten Novitiat=Kirche von St.
Andrea / alwo das 40. =stündige Ge=
bett
ware.

Mittwochs kame der Duca von
Bracciano O⟨d⟩escalchi von seiner Län=
der
=Reise hieher zuruk.

Donnerstags wurde die Lotterie ge=
zogen
/ und kamen die Losse 7. / 30. /
46. / 61. / und 78. heraus.

Bologna 4. Martii.

Aus der Lombardey wird geschrie=
ben
/ daß die Kaiserl⟨. / und Königl. Sar=
dinische
Truppen zu Ponte Decimo ste=
hen
/ daß sie Campo=Moro⟨n⟩e angezün=
det
/ und allgemach die Anhöhen um
Genua gewinnen / wornach es bald zu
einem Haupt=Unternehmen kommen
wird.

Meiland 8. Martii.

Gestern verstarbe der Hr. Feld=Mar=
schall
Graf von Visconti Kaiserl. =
nigl
. Hof=Kriegs=R⟨a⟩ht Grand / von
Spanien / und Castellan der alhiesi=
gen
Festung / nachdeme er dem Aller=
durchleuchtigsten
Haus von Oester=
reich
57. Jahr lang gedienet / und ist
sein Leichnam unter Abfeurung deren
Stucken / und mit allen übrigen Mili=
tarischen
Ehren=Bezeigungen in Bri=
gnano
beerdiget worden. Der König
von Sardinien gibt denen Kaiserlichen
40. Stücke / und 20. Mörser nebst ze=
hen
tausend Mann zur förmlichen Be=
lagerung
der Stadt Genua. Es kom=
men
täglich viele Truppen sowol von
der Französischen Gräntze / als der
Lombardey an.

[3]

Aus Groß=Britannien.

Londen 24. Febr.

Vorgestern hat der Admiral Anson /
nachdem er am Montag Abends aus
Duyns hier angelanget / dem König
zu St. James seine Aufwartung ge=
macht
/ und er ist / von Sr. Majest.
sehr gnädig empfangen worden. Die
Schiffe von seinem Geschwader / wel=
che
letzterwehnter massen in verschiede=
nen
unserer Hafen eingelauffen / ha=
ben
durch die gehabte Sturm=winde /
und die darauf befindliche Leute durch
den unter ihnen hingerissenen Schar=
bock
viel gelitten. Die aus Jrrland
anhero bestimmte Truppen werden we=
gen
des widrigen Windes annoch zu
Corck aufgehalten. Gestern wurde
nach dem neuen Gefängnuß in South=
warck
ein dreywöchiger Aufschub der
Execution für nachbenannte 8. Schott=
ländische
Rebellen / die heute execu=
tiret
werden sollen / als Adam Hayes /
Alexander Kinloch / Charles Kinloch /
James Stormouth / Charles Oli=
phant
/ Heinrich Moir / Robert Moir /
und Alexander Makensie / abgeferti=
get
. Am Dienstag geschahe in dem
Unter=hause des Parlaments die zwey=
te
V⟨e⟩rlesung der Bill / um die Acte
wegen des verbottenen Handels mit
Spanien einzuziehen / und vorgestern
wurde die Commission über die ferner
zu bewilligende Subsidien und die Mit=
tel
zu He⟨b⟩ung derselben auf 8. Tage
verschoben / wornechst die Gemeinen
sich bis heute bestimmeten / da dann
befohlen worden / eine Bill einzubrin=
gen
/ daß denen Practiquen / die bey
denen Parlaments=Glieder=Wahlen
vorgehen / möge gesteuret werden. Heu=
te
lasen die Lords eine Bill von dem
Grafen von Stamford / worin dersel=
be
ansuchte / gewisse Güter zum Ab=
trag
seiner Schulden verkauffen zu =

gen / welches Gesuch sie zweyen Rich=
tern
anheim stell⟨e⟩ten / und sich bis auf
künftigen Dienstag beschieden. Der
Graf von Kildare ist zum Baron und
Vicomte von England erhoben wor=
den
. Die Themse und ⟨a⟩lle Ober=Flüsse
seynd durch den letzten Regen derge=
stalt
aufgeschwollen / daß keine Bar=
quen
oder andere Fahrzeuge unter de=
nen
Brücken durchfahren können.

Aus Frankreich.

Aix 27. Febr.

Der Königliche Jnfant und der Her=
tzog
von Modena haben ihre Reise
unversehens beschleuniget / und seynd
den 20. dieses nacher Montpelier ab=
gegangen
/ alwo sie nach 6. Tagen an=
langen
werden. Man versichert / daß
der junge Prätendent incognito hier=
durch
nacher Jtalien passiret.

Paris 6. Martii.

Nachdeme der Marschall von Sach=
sen
verwichene Wochen mit Jhro Maj.
verschiedene Unterredungen über die
vorzunehmende Kriegs=Operationen
gehalten / beurlaubete er sich / und
hielte sich noch zwey Tage hier auf /
ohne jemand zu sehen / da er aber ge=
stern
seine Reise nach Brüssel antretten
wollen / bliebe dieselbe noch auf einige
Täge aufgestellet. Der Prinz von
Conti wird dieses Jahr keine Armee
commandiren / wie er dann allen sei=
nen
Stabs=Officieren davon Nach=
richt
geben / und dieselbe versicheren las=
sen
/ daß er sein mögliches bey dem
König anwenden werde / damit selbi=
ge
in der Königlichen Armee gebraucht
würden. Der Herr von Montaran /
einer der vier Jnte⟨nd⟩ant⟨e⟩ der Han=
delschaft
/ ist dieser Tagen nach l'O=
rient
abgegangen / de⟨m⟩e der Herr von
St. Georges dahin gefolget / um das
Commando der Flotte der Jndiani=

[4]

schen Compagnie zu übernehmen. Jhro
Majestät haben Befehl nach Proven=
ce
gesandt / die Einschiffung derer Völ=
ker
/ welche nacher Genua bestimmet
seynd / zu beschleunigen. Herr Bon-
tems
erster Kammerdiener des Königs
und Gouverneur des Königl. Schlos=
ses
der Thuilleries ist verwichenen
Samstag gestorben.

Aus Niederland

Ostende 28. Febr.

Vorgestern lieffe ein Kapper von Bou=
logne
hier ein. Derselbe wurde von
einem Engländischen Kriegs=Schif
bis vor hiesigen Hafen verfolget. Er
hat / um von diesem Kriegs=Schif
nicht erreichet zu werden / alle seine
Canonen in die See geworffen / und alle
Seegel aufgespannet. Seit gestern
ist es in der See so ungestümm / daß
man dergleichen seit langer Zeit nicht
gesehen / und förchtet man von gros=
sen
U⟨n⟩glük zu hören. Ein Fahrzeug
von Middelburg ist vor hiesigem Ha=
fen
gestrandet / und 2. andere noch
unbekannte Schiffe schweben in unserm
Gesichte elendig herum.

Mechlen 1. Martii.

Unser Commendant / der Herr von
Luscan / h⟨a⟩t neue Aussenwerker anle-
gen
lassen; au⟨c⟩h müssen auf dessen Be=
fehl
bey der Brücke von Walem 2.
Batterien jede von 6. Canonen ange=
leget
werden. Von Mons hat man /
daß daselbst die Gräben ausgefüllet /
und nicht das geringste an Herstellung
derer Werken gearbeitet werde.

Brüssel 1. Martii.

Seit etlichen Tagen seynd viele =
gen
mit Munition alhier angelanget /
und sodann nach anderen Plätzen ab=
geführet
worden. Man macht auch
bereits alhier die Quartiere für ver=
schiedene
Regimenter zu recht. Die
Ankunft des Marschallen / Grafens

von Sachsen / ist gleichwol noch nicht
so nahe / als man geglaubet / weil die
beyde Generalen / du Chayla und von
St. Estrees / von Geut und Mons
nach Versailles abgereiset / um daselbst
mit diesem Marschall / wegen Eröf=
nung
des Feld=Zugs / sich zu unterre=
den
. Man besseret die Wege von hier
nach Willebroeck aus / um darauf daß
schwere Geschütz fortzubringen.

Roterrdam 2. Martii.

Man hat die unangenehme Nach=
richt
erhalten / daß der Leckdamm /
weil er der Gewalt und Grösse des
Wassers / aller Vorsorge ungeachtet /
die man zu seiner Erhaltung angewen=
det
/ nicht mehr widerstehen können /
vorgestern frühe gegen Beusecom zwi=
schen
Wyk und Honswyk durchbro=
chen
/ und daß die Oefnung 8. bis 10.
Ruthen betrage. Man vernimmt auch
von Schoonhofen / daß das Wasser /
nachdem es bis oben an die Dämme ge=
wachsen
/ darüber getreten / ohne je=
doch
einen Durchbruch zu machen;
auch wäre die Gefahr wegen einer Uber=
schwemmung
in solchen Gegenden nicht
mehr so groß / weil es wieder zu fal=
len
angefangen.

Haag 2. Martii.

Mr. du Theil / Königl. Französi=
scher
gevollmächtigter Minister / ist am
26. vorigen Monats zu Breda ange=
kommen
/ wo der Groß=Pensionarius /
Hr. Gilles / ingleichen der Graf von
Sandwich / und Hr. Macanas / vor=
gestern
auch angelanget seynd / und
wohin sich der Königl. Sardinische
gevollmächtigte Minister / Graf von
Chavanes / so wol als der Graf von
Harrach / gevollmächtigter Minister
der Kaiserin=Königin / ehester Tagen
ebenfalls begeben werden. Wie man
hiernächst vernimmt / haben die daselbst

[5]

befindliche Gevollmächtigte gestern
Vor=mittags ihre erste Zusammenkunft
gehabt.

Breda 4. Martii.

Nunmehro seynd. auch die Königl.
Französisch=und Sardinische Ministri
hier angelanget / und Se. Excell. der
Hr. Graf von Harrach wird ehester
Tagen erwartet. Man ist begierig zu
vernehmen / was der Herr du Theil bey
der ersten Conferentz proponiren wer=
de
. Wie es heist / hat derselbe einen
Friedens=Plan zu communiciren / und
bis solcher an die interessirte Höfe ge=
schikt
werde / und darüber die Erklä=
rung
geschehe / einen Waffen=Stillstand
von Jtalien / und denen Niederlanden
zu proponiren.

Aus dem Haag 5. Mart.

Gestern Nach=mittag seynd Jhro Ex=
cell
. der Kais. Königl. Minister / Graf v.
Harrach nach Breda abgegangen. Die=
ser
Hr. führet eine zahlreich und ansehn=
liches
Gefolg mit / und befinden sich da=
runter
die beyde jungen Grafen von
Proskau und Rosenberg / der Herr von
Lannay aber ist Gesandtschafts=Secre=
tarius
. Seit dem letztern Currier /
welchen der Rußische Gesandte von
seinem Hof erhalten / und nach Londen
geschikt hat / ist derselbe mit denen Hrn.
der Regierung öfters in Conferentz ge=
wesen
. Der Hertzog von Cumber=
land
hat einen Currier nach Londen ge=
schikt
mit der Nachricht / daß der
Staats=Raht die nöthige Patenten
für die zu denen verwilligten 35000.
Mann verordnete Regimenter ausge=
fertiget
habe / und daß diese Truppen
in marschfertigem Stand seyen.

Rotterdam 5. Martii.

Nicht nur der Herr du Theil / son=
dern
auch der Hr. Blondel seynd zu Bre=
da
angelanget / und haben bereits mit
dem Hrn. Grafen von Wassenaer / Hrn.

von Gilles / wie auch mit dem Hrn.
Lord Sandwich sich unterredet. Ge=
stern
Nach=mittag / langten Se. Excell.
der Hr. Graf Ferdinand von Harrach /
Kaiserl. Königl. Minister / alhier aus
dem Haag an / und wird selber gleichfalls
sich nach Breda verfügen; wohin auch
der Hr. Graf von Chavannes / Königl.
Sardinischer Minister / abgereiset

Aus denen Niederlanden 6. Mart.

Das für die Alliirte Truppen ab=
gestochene
Lager ist unweit Mastricht.
Man glaubt / daß die Völker ehester
Tagen anfangen werden / dasselbe zu
beziehen. Die angelauffene Flüsse ha=
ben
an dem Marsch derer aus dem Lu=
xemburg
=und Limburgischen auf dem
Marsch seyenden Völkern einige Hin=
dernuß
gemacht / weil aber nunmehro
das Wasser wieder kleiner worden /
so setzen diese Truppen / wie auch die
in grosser Anzahl aus dem Reich kom=
mende
Recruten ihren Marsch mit al=
lem
Fleiß nach der Gegend Mastricht
fort.

Aus denen Niederlanden 6. Martii.

Aus Frankreich langen täglich viele
Recruten in Braband an / um alle Re=
gimenter
auf ihren completen Fuß von
685. Mann zu setzen. Die Festungs=
Werker zu Löwen / Mecheln / Antwer=
pen
/ und anderen Orten werden mit
allem Fleiß repariret / auch zu besserer
Vertheidigung solcher Plätzen neue
Werker angelegt. Man arbeitet ohne
Unterlaß an Ausbesserung deren Wegen
und Strassen / und werden alle Anstal=
ten
gemacht / welche die Beförderung
künftiger Campagne zum Endzwek ha=
ben
. Wegen derer Recruten=Werbun=
gen
ist es in gantz Braband grosse
Noht / und die jungen Leute suchen sich
in das Lüttich=Luxemburg=und Lim=
burgische
zu flüchten / um nicht mit Ge=

[6]

walt zu denen Französischen Krie⟨g⟩s=
Diensten gezwungen zu werden. Die
Obrigkeiten derer Oerter seynd bey die=
sen
Umständen übel daran / indeme sie
ihr gesetztes Recruten=Quantum noht=
wendig
liefern sollen / und nicht wissen /
wo sie die Leute hernehmen sollen.

Aus Te⟨u⟩tschland

München 5. Martii /

Bey unseren Hof ist das allerhöch=
ste
Namens=Fest Jhro Königl. Ho=
heit
Friederich des Königlich Pohlnisch
und Churfürstl. =Sächsischen Chur=
Prinzens in prächtigster Gala began=
gen
worden: Es haben Jhro Durch=
leucht
die Prinzessin Braut die Gratu=
lationes
Vor=mittags von dem gan=
tzen
Hof / wie auch Abends von de=
nen
Staats=Damen anzunehmen ge=
ruhet
. Es ware in Dero Zimmeren
offentliche Tafel / bey welcher sich auch
Jhro Churfürstl. Durchl. samt Dero
Prinzessin Durchl. befanden / und
wurde selbiger gantze Tag in grösten
Vergnügen mit dem Hofe / welcher
sehr zahlreich auf das prächtigste er=
schienen
/ zugebracht.

Dresden 5. Mart.

Jhro Königl. Majest. haben Dero
Oberst=Leutenanten / Johann Friede=
rich
von Bornste⟨d⟩t / den Character
Dero geheimen Kriegs=R⟨a⟩hts beyge=
leget
/ und den am Königl Schwe=
dischen
Hofe als Minister accreditir=
ten
Legations=Raht / Nicolaum von
Suhm / zu Dero geheimen Kriegs=
Raht allergnädigst erkläret; desglei=
chen
haben Jhro Maj. dem Obersten
von Liebenau die durch Absterben des
General=Majors von Boblick vacant
gewordene Com⟨m⟩andanten=Stelle zu
Stolpen zu conferiren geruhet.

Prag 11. Mart.

Den 9. dieses Monats wurde der
Hoch=und Wolgeborne Hr. Hr. Frantz

Carl Wratislaw / des Heil. Röm.
Reichs Graf von Mittrowitz / Herr
auf Nettluck / Erb=Herr auf Schön=
w⟨e⟩ld
/ Peterswald / Mißkowitz / Raud=
na
/ und Kolodieg / Obrister Erb=
Kuchelmeister im Königreich Böheim /
Jhro Röm. Kaiserl. in Germanien /
auch zu Hungarn und Böheim Königl.
Majestät Appellations=Raht ob dem
Königl. Prager=Schloß / und der
Teutschen Lehen / Referendarius im
Königreich Böheim zum Vice=Präsi=
denten
bemeldten Hoch=Löbl. Königl.
Appellations=Tribunals einstalliret.


Wien 22. Martii

Samstag den 18. Martii

HAben die Allerhöchste Herrschaften des Re=
gierenden
Kaiserl. Hofes dem GOttes=
Dienst in Dero Kammer=Kappellen beygewoh=
net
.

Eodem Vor=mittag seynd in Jhrer Maj⟨e⟩stät
der Verwittibten Röm. Kaiserin Elisabetha
Christina Hof=Kappellen für die den 22sten
letzt=abgewichenen Monats Februarii zu Kla=
genfurt
in Kärnten in GOtt selig entschlaffene
Hoch=Adeliche Stern=Kreutz=Ordens=Dame
(Tit.) Frau Maria Felicitas Gräfin von Platz,
geborne Gräfin von Wels, die Exequien gehal=
ten
worden. Jngleichen wurden in eben be=
sagter
Hof=Kappellen wegen des alda den
19. dieses einfallenden Patrocinii grosses Com=
plet
, und das gewöhnliche Stabat Mater,
sodann

Sonntag den 19. Dito.

Vor=mittag Predig und ein feyerliches
Hoch=Amt, Nachmittag aber Vesper in Bey=
seyn
des Kaiserl. Hof=Staats auferbäulichst
gehalten.

Dito wegen zugleich eingefallenen Fest des
heiligen Josephs, und hohen Namens=Tages
des Durchlgsten Kaiserl. Königl. Erb=und
Kron=Printzen Ertz=Herzogen Joseph, ist Vor=
mittag
ein zahlreich hier anwesender Jnn=und
Ausländischer hoher Adel in prächtiger Gala
nacher Hof gefahren wegen höchst=ersagten
Durchlgsten Printzen die Gratulations=Com=
plimenten
abzustatten.

Eben diesen Vor=mittag seynd die beyde

[7]

Bottschaftere der Republik Lurca (Tit.) Hetr
Marchese Carlo Mansi, und (Tit.) Herr Graf
Bernardini, deren der eine schon etwelche Jah=
ren
an hiesigem Hofresidirender Ausserordentli=
cher
Gesandter, und der andere unlängst aus
Jtalien dahier ange⟨k⟩ommen ist, in Begleitung
4 Lucchesischen Herren Cavalieren, nacher Hof
in einer mit 6. Pferden bespannte Kutsche in
Gefolg 3. anderer Kutschen mit zwey Pferden
und 40. Bedienten in sehr kostbaren Libereyen
nacher Hof aufgefahren, und haben bey A⟨ll⟩er=
höchsten
Kaiserl. Majestäten Allergnädigste Au=
dientz
gehabt.

Hierauf haben Sich gegen 11. Uhr beyde Re=
gierende
Kaiserliche Majestäten mit der Prin=
zessin
Charlotte zu Lothringen Königl. Hoheit
in offentlichen Staat nach der Kirche des Pro-
feß
=Hauses S. J. am Hof erhoben, und da=
selbsten
dem am sogenannten schwartzen Sonn-
tag
alljährlich gewöhnlichen GOttes=Dienst
andä⟨c⟩htigst beygewohnet. Nach geendigten
GOttes=Dienst haben Allerhöchste Majestäten
in der Burg unter zahlreicher Aufwartung des
hohen Ade⟨l⟩s Mittags offentlich gespeiset.
Nachmittag nach 4. Uhren aber geruheten Al=
lerhöchst
wiederholt Beede Regierende Kai=
serl
. Majestäten mit der Prinzessin Charlotte
mehrmalen in offentlichem Staat aus der Burg
nach dem GOttes=Haus St. Josephi des
Frauen=Klosters zum Sieben=Büchern genannt,
Ord. Sanctæ Claræ , und von dar processiona=
liter
zu der Josephinischen Ehren=Saulen am
hohen Marckt zu erheben, und dem alljähr=
lich
gewöhnlichen GOttes Dienst beyzuwohnen.

Montag, den 20. Dito.

Haben die Allerhöchste Herrschaften des Re=
gierenden
Kaiserl. Hofes dem GOttes=Dienst in
Dero Kammer=Kappellen abgewartet.

Dito verstarbe alhier nach einer langwürigen
Krankheit (Tit.) Hr. Joh. Matthäus Edler
von ⟨K⟩irchstättern, des H. Röm. Reichs Ritter,
der Röm. Kaiserl. Königl. Majestät Raht, und
Regent des Regiments deren N. Oe. Landen,
wie auch Kloster=und Justitz=Banco=Depu=
tations
=Raht, seines Alters 67. Jahr.

Dienstag den 21. Dito.

Ware bey Hof der GOttes=Dienst in der
Kammer=Kappellen mit Beywohnung Allerhöch=
ster
Herrschaften. Diesemnach haben Allerhöchst=
gedacht
Jhro Majestät der Kaiser Vor=mittag
Conferentz gehalten; wornach die von des H.
Röm. Reichs Fürsten, und Bischoffen zu Aug=

spurg Herr Joseph Landgrafen zu Hessen=Darm=
stadt
Hochfürstl. Durchl. abgeordnete beyde
Bevollmächtigte die Hochfürstlich=Hochstiftli=
che
Lehen coram Throno Cæsareo empfan=
gen
: wovon ein mehrers in beygehenden An=
hang
zu ersehen.

Eodem Vor=mittag ist auf alhiesigen Land=
Haus wiederumen eine starke Ständische Re=
cru⟨t⟩en
=Assentirung gewesen, und nach dem
Sammel=Platz Baden abgeschicket worden.

Dito wurde alhier eine ledige Manns=Per=
son
, Namens Johann W. Catholischer Reli=
gion
, gegen 27. Jahr alt, von Nidlingen aus
Franken gebürtig; au⟨f⟩ der so genannten Gäuß=
Weid am gewöhnlichen Richt=Platz auf einem
über den Scheitter=Hauffen gemachten Schnell=
Galgen, mit dem Strang vom Leben zum Tod
hingerichtet, sodann dessen Körper zu Staub
und Aschen verbrannt, und folgends die Asche
in den vorbey fliessenden Donau=Strohm ver=
tilget
: Um willen derselbe (ungeachtet er De=
linquent
wegen eines im Monat Martii vori=
gen
Jahrs in einem sicheren Wirts=Haus in
der Leopoldstadt alhier begangenen obschon ge=
ringen
Diebstahls, auch müssig und Landstrei=
chenden
herumziehens der Kaiserl. Königl. Mi-
litz
für einen Recruten übergeben, und or=
dentlich
assentiret worden) nach seiner sogleich
im Monat Junii samt dem angehabten Mon-
tur
=Camisol, Strimpf und Hosen zu Schott=
Wienn auf dem Marsch mittels Durchbrechung
in den Ofen boßha⟨f⟩t bewürkten Desertirung
dem müssiggängigen Leben, und Stehlen auf
das neue nachgehangen; somit in ⟨Ver⟩gesell=
schaftung
zweyer anderen jüngster Tagen in
Hungarn hingerichteten Diebs=Cameraden den
22. Octobris darauf unweit Laxenburg zu Bit=
termanstorf
aus aldasiger Sacristey mittelst
gewaltthätiger auf und voneinander=wegung
des vor gewest=gestrikt eisenen, und Stän=
gel
=Gätters, wie auch Erbrechung 8. un=
terschiedlicher
Sacristey=Kasten=Thürln an ver=
schiedenen
GOtt geweihet=und anderen Kir=
chen
=Sachen (worunter insonderheit eine gantz
neue silberne=und vergoldete Monstrantzen pr.
600. fl. wie auch 2. deto=und 2. andere Kup=
fer
=und vergoldete Kelch samt 4. Patenen sich
befunden, dem dermaligen Wert nach in ei=
ner
Summa zusammen Eidlichen ausgesag=
ter
massen um 1488. fl. werts, wie nicht
weniger demnächst zwischen dem fünften und
sechsten November in der Nacht mittelst Bey=

[8]

hülf zweyer annoch dahier innhaftirten Diebs=
Gespännen, und abermalig gewaltsamer Ein=
brechung
durch die Gassen=Mauer aus einem
sicheren Kramer=Laden auf der Wieden, und
einer daselbst mit einem Brecheisen bezwunge=
nen
versperrten Küsten an verschiedenen Kauf=
manns
=Waaren um 1816. fl. 49. kr. ab=und
hinweggeraubet, einfolglichen der obgedacht=
beraubt
=armen Kirchen zu Bittermanstorf über
das bey seinen nunmehro executirten Raubs=
Cameraden zerschmoltzen angetroffen=und
solchem GOttes=Haus zurukgekommene Sil=
ber
in dem Gewicht pr. 4. March 14. Loht in
dem Werth aber nur 84. fl. 42. kr. betreffend
einen Schaden pr. 1403. fl. 42. kr. dem letzt
gedachten Kramer hingegen, ungehindert ihme
an Waaren 1466. fl. 25. ein halber kr. in na-
tura
zurukgestellet worden, einen Verlurst
und Abgang pr. 350. fl. 23. ein halben kr. ver=
ursachet
, und zugefüget hat.


Lista deren Verstorbenen zu Wien in=
und vor der Stadt.

Den 17. Martii.

Jn der Stadt.

  • Der Wol=Edle Jüngling Frantz Ant. Petschy, O. H.
    M. Pupil, im Slabis. H. in der unteren Bäckerstr. ,
    alt 11. J.
  • Hr. Joh. Adam v. Mudrak, gew. Secret. , im Schil=
    lingeris
    . H. auf der Freyung, alt 43. J.
  • Dem Wilh. Wipel, Burgerl. Schneid. , s. K. Anna,
    im Gatterburgis. H. in der Dorothe=gaf. , alt 1. J.
  • Niclas ⟨F⟩rammer, im Kaiserl. Hof=Spit. , alt 65. J.

Vor der Stadt.

  • Hr. Jos. Orlent, Mahler, in s. H. ober dem Neustift, alt
    70. J.
  • Dem Georg Zimmermann / Burgerl. Crystall=schneid. ,
    s. K. Joh. , im Spallier=macheris. H. am Spitalberg,
    alt 1. J.
  • Dem Math. Grundler, Badern, s. K. Rosal. , bey denen
    2. Schlüsseln zu Margar. , alt 6. v. J.
  • Dem Math. Lehner, Tischl. , s. W. Margar. , bey dem
    wild. Mann in der Rossau, alt 48. J.
  • Dem Michael Brikner, Lackeyen, s. K. Michael, im
    Speiseris. H. auf der Landstr. , alt 6. J.
  • Dem Wolf Krieglsteiner, Grigern, s. K. Cathar. , bey
    dem gold. Stiefel in der Leopoldst. , alt 8. J.
  • Dem Christoph Götz, Tagw. , s. W. Theres. , bey dem
    Huf=eisen am Neubau, alt 48. J.
  • Mart. Reinfrank, Tagw. , bey dem schwartz. Thor
    untern Felbern, alt 77. J.
  • Dem Joh. Bin, Tagw. , s. K. Anna, im Fünf=kirch=
    neris
    . Gart. in der Leopoldst. , alt2. J.
  • Andre Adrian, alt 70. J. , und Joh. Schildorfer, alt
    22. beyde im Kranken=H.
  • Summa 15. Personen, darunter 7. Kinder.

Den 18. Martil.

Jn der Stadt.

  • Die Wol=geb. Fr. Helena Cathar. des H. R. R. verw.
    Freyin v. Glantz, geb. v. Hütendorf, im Schwärtz=
    lis
    . H. untern Tuchlaub. alt 83. J.
  • Dem Hrn. Michael Teutschenfeld, Hof=befr. Perücken=
    mach
    . , s. Ehew. Theres. , im Höferis. H. am Kohl=
    markt
    , alt 55. J.
  • Dem Frantz Kegelsperger, Hausmeist. , s. W. Margar.
    im Täudel=Hof, alt 58. J.

Vor der Stadt.

  • Der Ehrw. Hr. Math. Czech, alt 67. J. , und Bernh.
    Zetl, alt 13. J. , beyde bey denen FF. Mis.
  • Dem Michael Pfeiffer, Lust=gart. , s. K. Anna, im Del=
    mis
    . H. ausser Maria=Hülf, alt 9. J.

Dem Marian Mehr, Lackeyen, s. W. Theres. , bey dem
schwartz. Adler in der Josephst. , alt 47. J.

  • Dem Leop. Führnwein, Kutsch. , s. K. Jgnatz, im Hol=
    tzeris
    . H. in der Leopoldst. , alt 2. J.
  • Anna Kuglerin, Wittwe, im Hernlebis. H. in der Leo=
    poldst
    . , alt 83. J.
  • Dem Michael Berthold, Maurer=ges. , s. W. Anna, bey
    der Hungaris. Kron im Lichtenth. , alt 60. J.
  • Rosal. Eisenhutin, Wittwe, im Stupmacherisch. H. in
    der Alster=gas. , alt 38. J.
  • Dem Simon Baumgartner, Tagw. , s. K. Anna, bey
    der grünen Saulen ausser Maria=Hülf, alt 10. J.
  • Justina Pumspergerin, ar. W. , bey St Mart. im Ler=
    chenf
    . , alt 79. J.
  • Theres. Ramerspergerin, alt 54. J. , und Jos. Kling=
    stetter
    , alt 21. J. , beyde im Kranken=H.
  • Summa 15. Personen / darunter 3 Kinder.

EDICT.

Demnach man den Kaiserl. Königl. Zehend=
Bestand zu Schwechat, gegen gewisser Sum=
ma
=Gelds fernerhin zu überlassen beschlossen
hat, und zu solchem Ende auf den 3. künfti=
gen
Monats Junii dieses lauffenden Jahrs
um 9. Uhr Vormittag in dieser Ministerial -
Banico - Deputations -Cantzley eine Commis=
sion
ad licitandum angeordnet worden; als
wird ein solches zu jedermanns Wissenschaft
kund und offenbar gemacht, damit so ein und
anderer obbesagten Zehend in Bestand zu neh=
men
gesonnen wäre, ein solcher auf vorbenann=
ten
Tag und Stund entweder in Persona ,
oder per Mandatarium ad tractandum &
concludendum alda zu erscheinen, und ge=
bührend
sich anzumelden, wissen möge.

Wien den 13. Martii 1747.


NB. Auf Verordnung eines allhiesigen Löbl.
Stadt=Magistrats wird das auf der Schotten=
Bastey ligend=sogenannte Kaiserische Haus
auf den 24. Martii dis Jahrs fruhe um 9.
Uhr im Raht=Haus dem Meist=bietenden li-
citando
verkauffet werden.

[9]

Num. 23.

Mittwochs=Anhang.

22. Martii 1747


Wien 22. Martii 1747.

NAchdeme Jhro Röm. Kaiserl. sandtens Sr. Excellentz in dem so=
NAchdeme Jhro Röm. Kaiserl.
Majest. denen von des Heil.
Röm. Reichs Fürsten / und Bi=
schoffen
zu Augspurg / Hrn. Hrn.
Joseph / Landgrafen zu Hessen=
Darmstadt Hoch=fürstl. Durchl.
abgeordneten beyden Bevollmäch=
tigten
/ und zwar als Ersten dem
Hochwürdig Hochgebornen Hrn.
Lothari Hugo Frantz / des H. R.
R. Grafen von Ostein / deren ho=
hen
Dom Stiftern zu Eichstätt /
und Augspurg / dann des Adeli=
chen
Ritter=Stifts ad S. Burchar-
dum
zu Würtzburg / Capitulari ,
& respectivè Cantori , des Colle-
giat
-Stifts ad S. Mauritium zu
Augspurg Probsten / Churfürstl.
Mayntzisch dann Hochfürstl. Eich=
stätt
=und Augspurgischen gehei=
men
Raht / dann dem Wol=ge=
bornen
Hrn. Theodor Edlen de
l'Eau , des H R. R. Rittern /
höchst=gedacht Seiner Hochfürstl.
Durchl. Hof=Raht / und Reichs=
Hof=Rahts=Agenten / als ander=
ten
zu der Hochfürstl. Hoch=stiftl.
L⟨e⟩hen=Empfäng⟨n⟩uß coram Thro-
no
Cæsareo Dienstags den 21.
currentis vor=mittägige zehende
Stund allergnädigst zu benennen /
und durch einen Hof=Fourir an=
sagen
zu lassen geruhet; So ge=
schahe
gestern vor⟨= præcisè
um 10. Uhr aus des ersteren Ge=


sandtens Sr. Excellentz in dem so=
genannten
Gräfl. Rosenbergischen
Herren=Gassen alhier gele=
genem
Haus inhabender Woh=
nung
der Auszug in die Kaiser=
liche
Burg in folgender Ord=
nung
: Erstens giengen voran
des zweyten G⟨e⟩sandtens Herrn
Hof. Rahts de l'Eau seine vier in
reichlich Bordirten neuen Gala=
Montur bekleidete Bediente / so=
dann
des ersteren Herrn Gesand=
tens
Grafen von Ostein Excell.
zwey Laufer / und mehrere La=
keyen
/ alle in einer Magnifi=
quen
neuen / in fein blauen / durch=
aus
mit Silbernen Borden s⟨e⟩hr
reich faconirt besetzten Veste / und
gelben mit halb=reichen Silber /
und halb seidenen Borden pro=
per
ausstafirten Röcken bestande=
ner
schönster Gala=Livre / ⟨hier⟩=
auf
folgte sein des ersterenHerrn
Gesandtens mit dessen S⟨echs⟩ ei=
genen
ausländig=schönen / so reich
als galant aufgeputzten Pferden
bespannter inn=und auswendig
herrlichst ausgezierter / Jhme
Herrn Gesandten, zugehöriger
kostbarer Parade Wagen. Kut=
scher
/ Vorreiter / und Mittel=
Knecht waren eben in besagter
des Herrn Gesandtens Gala ⟨Li=
vre
; dem drey andere / und zwar
zwey hochgedachten ErsterenHer

[10]

ren Gesandten eigentumlich zuste=
hende
zwey=spännige / sofort des
Anderten Herrn Gesandtens eige=
ner
proprer Wagen samt Equi=
pa⟨g⟩e
nachfolgten / in welchen
Zwey und zwar in dem vorletzte=
ren
der Hochstiftisch=Augspurgi=
sche
Agens Secundarius Hr. Reichs=
Hof⟨==Agent Ferner von gleichförmige Danksagung durch=
Ferenau / samt des Ersteren Herrn
Gesandtens He⟨r⟩rn Legations -
Secretario , sodann dessen Haus=
Hofmeister / und Kammer=diener /
im dem letzteren aber des Anderten

Herrn Gesandtens beyde Secre-
tarii
sassen; bey welchen solen-
nen
Actu und üblicher Investitur
dann hochgedacht Herrn Grafens
von Ostein Excell. eine zierliche
exacte Anrede / der Zweyte
Bevollmächtigte Herr Reichs=
Agent de l'Eau hingegen eine
gleichförmige Danksagung durch=
g⟨e⟩hends
mit allgemeinem Beyfall
und Approbation abgestattet /
und sofort in obiger Ordnung den
Zug nach ihren Wohnungen
zuruk genommen haben.

[11]

Aus Schweden.

Stokholm 21. Febr.

IHro Königliche Majestät haben neulich
abermalen sehr viele sowol civil, als mi=
litare
erledigte Bedienungen wieder zu besetzen
geruhet, und befi⟨n⟩den sich jetzo bey allem höch=
sten
Wolseyn, welches man sattsam gestern als
am Cour=Tage bey Höchst=Deroselben ab=
neymen
können: Auch haben Jhro Königl.
Majest. durch ein unterm 27. passato ergan=
genes
allergnädigstes Bett=Tags=Placat, alle,
und jede ⟨R⟩eichs=Unterthanen so vätterlich als
ernsthaft zur wahren GOttes=Forcht ermahnet,
und auf das nachdrüklichste ermuntert, dieses
jetztlauffende Jahr nicht in Ruchlosigkeit zu=
zubringen
, sondern rechte Früchte der Buß
von sich spühren zu lassen; Jhro Königliche
Majest. hätten deswegen auch nicht ermangeln
wollen, ihnen dazu Gelegenheit zu geben, mit=
telst
Anordnung 4. algemeiner Fast=Buß und
Bett=Tägen, deren ersterer den 10. April,
der andere den 22 Maji, der dritte den 19.
Junii und der vierte den 11. Sept. feyer=
lichst
von jedermänniglich sollte begangen wer=
den
. Jn Ansehung des bereits Anno 1738.
im Vorschlage gekommenen, durch mannig=
fältige
dazwischen getrettene Reichs=Angele=
genheiten
aber bis dahin ins Stecken gerahte=
nen
Adelichen Stifts in ⟨W⟩astena, ist neulich
eine ausführliche Notification im Druk erschie=
nen
, worinnen sämmentlichen Reichs=Adel,
welche hiezu eine freywillige Gabe zu schenken
gesonnen seynd, der Termin in sich dafür an=
zeichnen
zu lassen, bis zum Schluß dieses Jah=
res
vorgesetzet worden, mit dem Beyfügen, daß
ein jeder Haus=Vatter seinen Töchtern durch
sothane Gabe ein Recht erwirbet, sich in be=
meldetem
Stift, welches weiland Jhro -
nigliche
Majestät die Königin Ulrica Eleonora
glorwürdigsten Andenkens, zum Stifts=Haus
geschenket, einkauffen zu können, gleichwie an=
dern
Falls derselben Nachkommen zu ewigen
Zeiten von diesem Stift ausgeschlossen seynd.
Wann nun auch zu dieser Einrichtung bey=
des
von Jhro Königl. Majest. und Jhro =
nigl
. Hoheiten dem Kron=Printzen, und der
Kron=Printzessin, wie auch denen Reichs=Stän=
den
sehr ansehnliche Einkünften bereits bewil=
liget
worden, und noch ferners bewilliget wer=
den
dörften, so wird man beym Schluß die=
ses
Jahrs bereits mit Unterhaltung einiger
Fräulein, welche bey der Einzeichnung eben=

falls mit einem Ehren=Zeichen versehen wer=
den
, den Anfang machen. Für die Einzeich=
nung
selbst wirdfüreine Fräule von 6. Jahren,
und darunter 600. , von 6. bis 12. Jahren
1000. , und von zw⟨ölf⟩, und daruber 1200.
Thaler Kupfer=Müntze erleget. Die hin=
ein
sich begebende Fräulein werden in drey
Classen, deren eine jede aus 60. bestehet,
vertheilet, wovon die in der ersten 600,
in der andern 800. , und in der drit⟨ten⟩ ⟨Clas⟩se
1000. Thaler Kupfer=Müntze, die Abttissin
aber 2000. Thaler, ausser ihren Kost=Gel=
dern
, jährlichen zu erwarten haben. Jn letzt=
abgewichener
Woche seynd die Reichs=Stande
zwar zu zweymalen völig versammelt gewesen,
das Merkwürdigste aber so dabey vorgefallen,
bestehet darinnen, daß auf dem Ritter=Hause
ein von der über die Finnische Angelegenheiten
verordneten Commission eingebrachtes sehr weit=
läuftiges
Memorial verlesen worden, wor=
innen
über die bis dahin in Finnland vorge=
gangene
, und denen Einwohnern sehr empfind=
liche
Unordnungen, und Mißbräuche, nach=
drüklich
geklaget, und um Vorbeugung sotha=
nen
Unheils angehalten wird, als wozu be=
meldete
Deputation auch verschiedene Mittel
im Vorschlag gebracht, auch unter andern
gebetten, daß die hieher gelangte Finnische
Angelegenheiten möchten zu erst, und vor al=
len
andern vorgenommen, und aus gemacht
werden. Den Tag, da man auf dem Ritter=
Hause die von dem Baron von Buddenbroeck,
Leutenant bey der Garde zu Fuß, überreichte
Bitt=Schrift in Erwegung zoge wurde die=
selbe
von unterschiedenen Gliedern nachdrük=
lich
unterstützet. Andere stelleten vor, daß
die Sache gar zu wichtig wäre, um dieselbe
nicht von allen Seiten zu betrachten, und zu
untersuchen, auf welche Weise die Klugheit
erforderte, daß man sich dabey betrüge; die
Revision deren Acten von dem Proceß des
weiland General=Leutenants Buddenbroeck,
würde nicht nur sehr viele Zeit hinnehmen,
sondern es dörfte dieselbe auch grossen Schwü=
rigkeiten
unterworfen seyn; ohne eine weit=
läuftige
Erörterung über diese Materie anzu=
stellen
, wäre zureichend, sich gewisser Um=
ständen
zu erinnern, deren Andenken man son=
sten
wieder rege machen müste; also schiene
es ihnen weit dienlicher zu seyn, diese Sache,
was den Grund des Processes beträffe, in der
Vergessenheit zu lassen, worinnen dieselbe

[12]

seit drey Jahren vergraben gewesen; übrigens
aber fänden sie für gerecht, und billig,
daß man der Famille dieses Generals an dem
widrigen Glücke, welches der Vatter erfah=
ren
, keinen Antheil nehmen liesse, und wären
sie der Meinung, daß man, um dieser Famil=
⟨l⟩e
unter die Arme zu greiffen, ihr einen sol=
chen
Theil, oder eine solche Restitution de=
rer
Gütern des Abgelebten bewilligen müste,
als die Reichs=Versammlung für gut befinden
würde, anzusetzen. Gedachte Versammlung
hat, von Seiten der Famille des abgelebten
Generals Löwenhaupt, ein Memorial empfan=
gen
, daß mit dem ersten einerley Endzwecke
hat.

Stokholm 24. Febr.

Am letztabgewichenen Dienstag, als den
2 1. hujus, hatten des hier befindlichen Rus=
sisch
=Kaiserlichen Ausserordentlichen Bottschaf=
ters
, Baron Korfs Excellentz, um den hohen
Geburts=Tage des Groß=Fürstens Kaiserl.
Hoheit feyerlichst zu begehen, verschiedene von
denen Herren Reichs=Rähten, und anderen
vornehmen Standes=Perso⟨n⟩en zum Mittagmal
gebetten, und da wol=bemeldeter Herr Bott=
schafter
nunmehro völlig von Dero Unpäßlich=
keit
wieder genesen, so seynd selbige auch schon
zu verschiedenenmalen wieder bey Hofe gewe=
sen
. Vorgestrigen Tages wurde ein hiesiger
Burger, und Kaufmann, Namens Christoph
Springer, auf Ordre von derer Löbl. Reichs=
Stände geheimen Ausschusse, in gefängliche
Verhaft genommen, und dessen Briefschaften
in Gegegenwart verschiedener Mitgliedern des
geheimen Ausschusses versiegelt, um behörigen
Orts durchgesehen zu werden. Wann nun
auch gedachter Kaufmann in der Haupt=Wache
der Königlichen Leib=Garde von einem Fähn=
riche
, einem Unter=Officier, und zwey Mann
Gemeinen, welche bestandig bey ihme im Zim=
mer
seynd, und mithin auf eine gantz unge=
möhnliche
Weise bewachet wird, als will man=
daraus
schliessen, daß die Ubelthaten, wes=
wegen
er sich Verdächtig gemacht, von grosser
Erheblichkeit seyn müssen. Zu deren Unter=
suchung
dann auch bereits eine aus 8. Mit=
gliedern
des geheimen Ausschusses, nämlich
4. vom Adel, zwey vom Priester=und eben
so viele vom Burger=Stande, bestehende Com=
mission
verordnet werden, weßfalls derselbe
heutigen Tages bereits zum Verhör gezogen
worden. Ein anderer hiesiger Burger, und
Kaufmann, Ramens Cornelins Frank, wel=

cher vor einiger Zeit Ce⟨sss⟩o⟨m⟩ bonorum ge=
suchet
, und vorgestrigen Tages auf einiger
seiner Creditoren Anhalten, eine Wache in sei=
nem
Hause bekommen, hat gestern Abends
Gelegenheit gefunden, sich durch die Flucht
auf freyen Fusse zu verhelfen, ohne daß man
bis dahm erfahren, wohin derselbe eigentlich
seinen Weg genommen hat.


NB. Es wird den 23. dieses Monats bey
einem Löbl. Land=Marschallischen Gericht Fruhe
um 8. Uhr die 4. Meilen von hier entlegene,
mit allen Regalien versehene, Gräfl. Unverzag=
tische
Herrschaft Ebenfurt, cum appertinen=
tiis
plus offerenti licitando verkauffet wer=
den
; wovon der Anschlag auf dem Graben=
in
der Hirschen=Apothecken, in dem anderten
Stok zu überkommen ist.


NB. Es ist das zu Ober=Döbling ligende Ors=
settische
Haus alltäglich zu verkauffen, oder
auch um billigen Preis einem Liebhaber zu
verlassen. Solches bestehet in vielen Mobilir=
ten
Zimmern, schönen grossen Keller, Stallung,
ꝛc. auch schönen grossen Garten und anstossen=
den
Weingarten, daß also gar commode eine
zahlreiche Parthey die Sommer=Plaisir zu ge=
niessen
, allda logiren kan. Es ist auch darinnen
eine sehr bequemliche Gelegenheit, die he⟨u⟩lge
Meß in der St. Nepomuceni=Kappellen (ohne
daß man aus dem Haus gehen dörffe) zu =
ren
. Wer nun hierzu Belieben tragt, der hat
sich in Margarethen=Hof bey Herrn Ger=
vast
Jenan Burgerl. Handelsmann um das
weitere anzumelden.


NB. Es ist täglich zu Ober=Döbling das
Gärtzische Haus, neben des Richters seiner
Behausung, mit zwey schönen Gärten, und
grossen Kellern, zu verkauffen, oder den Som=
mer
hindurch in Bestand zu verlassen; wer Be=
lieben
darzu hat, kan sich im Mangischen
Haus im anderten Stok in der Weihburg=Gaf=
sen
anmelden.


NB. Bey dem Verleger des Wienerischen
Diarii ist in Commission zu haben

Stanihurstii S. J. DEl immortalis in cor-
pore
mortali patientis Historia, moralis Do-
ctrinæ
placitis & Commentationibus illu-
strata
, 8vo. à 45. kr.

»