Digitarium Logo

Wienerisches Diarium.

Nr. 9, 1. Februar 1747

HilfeSucheNavigation einblenden
[1]

Aus Jtalien.

Genua 31. Dec. 17.

DEr Johann Lucas de Franchi /
und, der Super=Jntendent
der Stadt=Militz lassen mit
allem Eifer die Stadt=Mauren gegen
Pisagno ausbesseren / und man sagt / daß
sie noch mehrere Festungs=Werke nebst
einer Batterie alda anlegen / auch die
Batterie von St. Juliano in guten
Stand setzen werden. Vorgestern hat=
ten
wir einen Zufall / welcher die gan=
tze
Stadt in eine ungemeine Bestür=
tzung
setzte / es ergriffen nemlich die
Quartiere von Portoria / und das
von dem Molo die Waffen wider
das Haupt=Quartiere / und begehr=
ten
/ daß die 4. Häupter deren Aufrüh
rern, we⟨g⟩en, deren abgenommenen
Beuten Rechenschaft geben / und sol=
che
entweder den Versprechen Gemäß
theilen / oder aber in die Militar=Cas=
sa
zur Bezahlung deren Stadt=Trup=
pen
erlegen / auch wegen deren einge=
triebenen
36000. Thalern / die man na=
cher
Savona schicken wollen / und wo=
von
nur 2000. ausgegeben worden /
Rechnung pflegen solten. Es ist end=
lich
diese neue Verwirrung gegen deme
wiederumen gedämpfet worden / daß
man die gedachte 4 Häupter nebst 14.
ihren Untergebenen / welche schon eine
geraume Zeit her eine Felucke um Geld

darauf einzuschiffen in dem Hafen ge=
halten
/ in Verhaft genommen / wo=
bey
zugleich beschlossen worden / daß
das Haupt=Quartier künftig bey St.
Jacob Dellefucine seyn solle.

Eine jede Pfarr hat ihr Quartier
errichtet / und ihre Vorsteher erwehlet /
welche g⟨e⟩stern in dem Haupt=Quar=
tier
vorgestellet worden. Worauf der
Peter Maria Canebero / Hieronymus
Serra / Johannes Scaglia / Carl
Ferrari / Joh. Baptist Grimaldo / und
Jacob Lomellino gebetten worden / daß
selbe mit Zuziehung 2. Männer aus je=
dem
Quartier den Senat abgeben
möchten / es haben aber alle diese sich
dargegen geweigert / indeme sie vorse=
hen
/ daß solcher Tumult kein anderes
Ende / als mit einer grossen Volks=
Niederlag nehmen werde / hauptsäch=
lichen
da ein Theil deren Jnwohnern
verlanget / daß diese Vorsteher in Ar=
rest
gesetzet werden sollen / der andere
Theil aber begehret / daß man sie als
Vorsteher erkennen solle / dahero an
statt der beschützenden Freyheit nichts
anderes als der gäntzliche Untergang
dieser Republik vor der Thür stehet.

Genua 7. Jan.

Man ist ⟨a⟩nnoch mit Verfertigung
deren neuen Festungs=Werkern sowol
zu St. Benigno / als Bisagno mit Auf=

[2]

führung vieler grossen Stucken / und
Mörsern auf die Batterien / und Mau=
ren
gegen das Meer beschäftiget / um
sich in Defensions=Sta⟨n⟩d zu setzen.

Nachdeme 18. von denen Capi in
Verhaft genommen worden / seynd
einige vom Adel benennet worden /
um denen Berahtschlagungen beyzu=
wohuen
,

Neapel 10. Jan.

Heute vor acht Tagen seynd auf =
niglichen
Befehl von dem Commercien=
Gericht alle Beamte bis auf dem Prä=
sidenten
und 5. Rähte als überflüssige
Personen abgedankt worden.

Dieser Tagen ist der Bruder des
Fürstens von Conversano / als Spa=
nischer
General / aus Provence alhier
angelangt / und sagt man / daß er die
10. Battaillonen Sp⟨a⟩nis. Truppen / die
man alhier von Marsilien erwartet / com=
mandiren
werde.

Seit Donnerstags seynd 5. Schiffe
mit unserigen Reitern / und Drago=
nern
/ desgleichen selbigen Tages
ein Theil des Spanischen Regi=
ments
der Königin und des von So=
ria
angekommen. Gestern Abends
haben 2. Uberfahrts=Schiffe eine An=
zahl
Soldaten / zu Pozzuolo ausgese=
tzet
/ welche sodann zu Land hieher /
und in das Castell della Uovo einmar=
schiret
seynd.

Livorno 13. Jan.

Dem Vernehmen nach seynd verschie=
dene
Kaiserl. und Sardinische Officiers
zu Alassio in Sardinien ausgeschiffet /
welche alsogleich alle in selbiger Gegend
angetroffene Fahr=Zeuge ausleeren las=
sen
/ um mit denenselben Heu / und Ha=
ber
/ nebst 10000. Metzen Getreid / die
der König von Sardinien aus gemelde=
ter
Jnsul herzugeben versprochen hat /
zu der Armee in Provence zu zuführen /

alwohin abgewichenen Samstag 12.
mit Lebens=Mitteln und Fourage bela=
dene
Schiffe / unter Bedeckung eines
Engländischen Kriegs=Schiffes von
hier ausgeloffen seynd.

Von Genua wird berichtet / daß in
dasiger Dom=Kirche wegen Befreyung
von denen Teutschen ein feyerliches Te
Deum gehalten worden; daß der Doge
und viele Senatores ihr eigenes Silber=
Geschirr in die Müntz geschicket / um
Geld daraus schlagen zu lassen / daß
die schon gemeldete Gefangene Häup=
ter
in den Kerker geworfen / und von
dem Gouvernement ein Haupt über ei=
ne
jede Gasse gesetzet worden / daß man
mit der Arbeit an denen Befestigungs=
Werkern zu St. Benigno / und Bisag=
no
annoch fortfahre / auch grosse Can=
nonen
/ und Mörser auf den Molo /
und Mauren gegen das Meer aufge=
führet
wurden / daß ungehindert allen
Verbotten / und Befehlen deren Obe=
ren
das Rauben / und stehlen in denen
Häusern / noch immer anhalte / daß bey
Genua 4. Engländische Kriegs=Schiffe
beständig herum kreutzen / wovon ei=
nes
ein Fahr=Zeug bis an die Festung
verfolget / auf welches viele Stuk=
Schüsse geschehen / jedoch ohne gering=
ster
Verletzung / indeme die Rebellen
darinnen nicht allerdings geübet / wel=
che
anstatt deren Feuer=Werkern die
Stücke loß=gebrennet.

Florentz 14. Jan.

Die alhiesige Regierung hat die Er=
laubnuß
gegeben / daß 60000. Metzen
Korn / und 20000. deto Haber aus die=
sem
Groß=Hertzogtum gehoben / und
der Kaiserl. Armee nach Provence zu=
geführet
werden mögen / welche Zu=
fuhr
auf das schleunigste bewerkstelli=
get
werden solle.

[3]

Meiland 18. Jan.

Die Rebellische Genueser befinden
sich noch in ihrer vorigen Verwirrung /
und scheinet es nicht / daß sie noch so
bald die Waffen abzulegen gesinnet
seyen / ungehindert ihnen in solchem
F⟨a⟩ll die General=Verzeihung im Name
Jhrer Kaiserl. Königl. Majestät durch
ein offentliches Patent von dem Hrn.
General Botta versprochen worden;
dahero man bey unserer Armee alle
Anstalten machet / wider dieselbe mit
jener Schä⟨r⟩fe zu verfahren / welche de=
nen
Widerspenstigen durch eben besag=
tes
Patent gedrohet worden.

Aus Frankreich.

Aus dem Französischen Lager bey
Pujet den 8. Jan.

Die Kaiserliche Armee stehet noch
hinter der Caigne; unser General gi=
bet
sich alle Mühe / um die erforderli=
che
Magazins herbey zu schaffen / zu
welchem End alle Fuhren / Last=Vieh /
ja so gar Männer und Weiber dazu
gebraucht werden / und dannoch schei=
net
nicht / daß er zum Zweck kommen
möge.

Marseille den 11. Jan.

Man versichert / daß die Armee in
4. Tagen vorruken werde. Die Lebens=
Mittel seynd hier und zu Aix auf das
doppelte gestiegen / und der mit Eiß
überfrorene Rhone verm
gemach des Land=Volkes. Der
Groß=Prior hat den Gouverneur von
St. Marguerite auf das Schloß Jf
bringen lassen / dieweilen er das Schloß
auf die dritte Bombe ergeben.

Aix 11. Jan.

Auf erhaltenen widerholten Befehl
von Jhro Catholis. Majestät seynd die
Spanis. Völker nun wieder⟨u⟩men zum
theil mit denen unserigen vereinbaret.
Das Haupt=Quartier des Marschal=
len
von Bell'Jsle ware dieser Tagen zu

Roquevaire / und solle selber ehestens an=
hero
kommen / mit dem Marquis de las
Minas / der sein Quartier zu Tourvez
hat / sich zu besprechen / so bald die
Armee sich in Bewegung setzet / so wird
der Jnfant auch sich zur selbigen ver=
fügen
. Es langen nun so viele Le=
bens
=Mitteln / und Fourages an / daß
man die Fuhren nicht zu beherbergen
weiß. Die Feinde haben noch immer
ein Corpo zu Draguignan / die Spa=
nier
fangen an / allerhand Ausgelassen=
heit
zu verüben / und die Unserige rau=
ben
auch ungestraft.

Lyon 15. Jan.

Alle Pferde / Maulthiere und Fuh=
ren
werden längs der Rhone in Dau=
phine
/ Languedoc und Lionnois ange=
halten
/ um Lebens=Mitteln und Fou=
rage
der Armee in Provence zuzufüh=
auch
wird viel Geld dahingeschikt / die=
weilen
die Rhone nicht mehr Schifbar
ist.

Paris 16. Jan.

Jhro Majestät haben dem Marschall
von Sachsen die Würde eines Obrist=
Feld=Marschalls dero Armeen beyge=
leget
/ welche seit dem Tod des Vi=
comte
de Turenne niemand ertheilet
worden.

Freytags ernannten Höchst=Diesel=
be
den Marschall von Coigny zum Erb=
Hertzogen. Der Kriegs=Minister d'Ar=
genson
hat die Grandes Entrees / das
ist den freyesten Zutritt zu dem König
erhalten / und dessen Herr Bruder der
Minister deren auswärtigen Geschäften
hat Mittwoch Abends seine hohe Be=
dienung
in die Hände des Königs auf=
gegeben
/ Jhro Majestät haben / um
dessen Verdienste zu belohnen / demsel=
ben
eine Bedienung in dem Königl.
Finantz=Raht aufgerichtet / welche
nebst dem gewöhnlichen Einkommen

[4]

jährlich 60000. Livres beträgt. Der
Marquis von Puisieux wird diesen Mi=
nister
ersetzen / wesh⟨a⟩lben ihme ein
Currier nach Breda abgefertiget wor=
den
. Man hat den Befehl nach Flan=
dern
überschiket / sich von aller Gefahr
abseiten deren Alliirten zu befreyen /
Reiß=fertig zu halten; endlich wird
versicheret / daß der Printz von Conty
an der Mosel commandiren werde.

Aus Nederland

Mastricht 10. Jan.

Die Kaiserl. Regimenter / welche in
dem Luxemburgischen im Quartier li=
gen
/ h⟨a⟩ben den Anfang gemacht / sich
nach der Maaß / und hiesige Gegend
zu bewegen. Es haben Jhro Durchl.
Eminenz / der Hr. Cardinal / und Furst
von Lüttich / in Dero Fürstenthum
400. Fuhren zur Fortbringung ver=
schiedener
Mund=und Kriegs=Noht=
wendigkeiten
für die Kaiserl. Truppen
zugestanden; Dieselbe / wie auch noch
andere alliirte Truppen / welche in Huy
gelegen / haben diesen Ort verlassen /
und haben ihr Quartier in hiesigen Ge=
genden
genommen.

Mastricht 11. Jan.

Dieser Tagen ist alhier von einem
gewissen Fähndrich / und Volontair
eines gewissen Regiments eine er=
staunliche
Mordthat an einem Juden
begangen worden / welches sich also
zugetragen: Diese beyde unglükselige
Personen wusten / daß der vorbemeld=
te
Jud eine Börse von 2. bis 300. Du=
caten
/ und etliche mit Diamanten be=
setzte
Ringe bey sich führte / worauf
dieselbe ihn den 8. dieses gegen 7. Uhr
des Abends zu sich kommen liessen /
und nachdem sie ihn mit einem Ham=
mer
todt geschlagen / so schnitten sie
ihme sofort den Kopf ab / nahmen
die Ducaten / und Ringe zu sich / und

schnitten ihme sodann die Füsse / und
den rechten Arm ab. An dem linken
Arm könten sie das Gelenk nicht fin=
den
/ dahero sie solchen zerbrachen /
und den also zerstümmelten Cörper in
ein Felleisen stekten / und in die Maaß
trugen. Des andern Morgens wurde
das Felleisen an dem Ufer nahe bey der
Holtz=Pforten gefunden. Die beyde
Mörder / welche entweder aus allzu=
grosser
Bewegung / oder aus Schreken
die abgeschnittene Beine / und Arme
mit in das Felleisen zu steken verges=
sen
/ wurden dardurch entdekt. Sie
suchten zwar des Morgens sich auf
die Flucht zu machen / allein / da die
Thore sogleich nach gefundenen Fell=
iesen
geschlossen wurden / so hat man
sie alle beyde erwischet / und dieselbe
haben sofort die That eingestanden.
Nunmehro ist das Kaiserl. niederge=
setzte
Kriegs=Recht beschäftiget / ihnen
den Proceß zu machen.

Aus denen Niederlanden 13. Jan.

Seit dem der General Graf von =
wendahl
/ von Paris zu Namur an=
gekommen
/ ist ein grosser Zug Geschü=
tzes
nebst vielen Kriegs=Gerätschaften
zu Maubenge auf 180. Schiffe einge=
schiffet
/ und auf der Sambre nach er=
wehntem
Namur gebracht worden. Es
wird auch versichert / daß erster Tagen
in dem Bezirk mehrgemeldten Platzes
ein starkes Corpo Truppen / gleichwie
in der Gegend Brüssel unlängst gesche=
hen
ist / zu cantoniren kommen solle.
Den 6. dieses ist zu nur gedachtem
Brüssel eine grosse Anzahl Schiffe von
Gent mit Mehl beladen angekommen /
um in dasige Magazinen gebracht zu
werden. Selbigen Tages ist ein aus=
serordentlicher
Currier von Versailles
nach Breda gehend / alda durchpassie=
ret
=dem Französischen Minister / Mar=

[5]

quis de Puisieux / wichtige Depeschen
zu überbringen.

Aus denen Niederlanden 14. Jan.

Aus dem Luxenburgischen seynd 2.
Regimenter Kaiserl. Truppen zu Vi=
set
angelanget. Wie man aus Brüs=
sel
vernimmt / so seynd die Befestigun=
gen
/ welche man daselbst von neuen
angeleget / nunmehro fertig / und habe
man auch 2. Batterien / jede von 10.
Canonen in dem Parc zwischen den
Lowisch=und Namurischen Thoren
aufgerichtet. So hielten auch die
Franzosen mit Anlegung grosser Ma=
gazinen
noch immer an; auch seye der
Befehl erneuert worden / daß sich 400.
Mann von jedem Regiment Marsch=
fertig
halten müssen.

Antwerpen 14. Jan.

Man siehet eine Königl. Französi=
sche
Verordnung / die Anwerbung de=
ren
4928. Mann Militz in deren erober=
ten
Landen / Braband / Hennegau / und
Flandern betreffend / um die andere
Battaillonen der Militz auf 694. M.
an statt 650. Mann zu stellen. So
siehet man auch noch eine Verordnung /
durch welche auf dieses jetzt lauffende
1747ste Jahr die Zeit des Dienstes de=
ren
Soldaten / Dragonern / und an=
derer
Kriegs=Personen / deren Dienst=
Zeit verstrichen / verlängert wird.

Mecheln 15. Jan.

Man vernimmt / daß die Kaiserl.
Husaren nach einem heftigen Schar=
mützel
sich des Städtlein Liers bemäch=
tiget
. So will auch verlauten / daß
eine Armee von 40000 Mann alliitter
Truppen sich zusammen ziehen würden /
um eine gewisse Unternehmung auszu=
führen
.

Breda 16. Jan.

Wider alles Vermuten ist der Mar=
quis
de Puisieux vorgestern aus hiesi=
ger
Stadt nach Frankreich zuruk ge=

reiset. Man versicheret / daß d⟨erselb⟩e
nach seiner Ankunft zu Vers⟨a⟩illes =
niglicher
Minister deren auswärtigen
Staats=Sachen an statt des Herrn
von Argenson werden wurde. Und
weil mit besagtem Hrn. Marquis auch
der Hr. Tiquet abgereiset ist / so zwei=
felt
man / daß er wieder anhero zu=
ruk
kommen werde.

Haag 17. Jan.

Am 12. haben sich die Staaten von
Holl=und West=Friesland wieder ver=
sammelt
/ um die nöhtige Fonds zu
Ausführung des unter deren Alliirten
hohen Generalität alhier entworfenen
Plans zum künftigen Feld=Zug anzu=
schaffen
/ und es heisset / daß die Jm=
posten
des verflossenen Jahrs beybe=
halten
/ falls sie aber nicht zureichten /
der 50ste Pfenning gehoben werden
solle.

Aus denen Niederlanden 18. Jan.

Ungeachtet der strengen Kälte / und
starken Eises / scheint es / daß die
Kriegs=Anstalten in diesen Landen sich
vermehren / und was noch merkwür=
diger
scheinet / ist dieses / daß der
mehreste Theil derer Garnisons befeh=
liget
ist / sich auf ersten Wink Marsch=
fertig
zu halten. Man bemerket auch /
daß der Graf von Etrees nach seiner
Zuruk=kunft von Mecheln / und Ant=
werpen
nacher Mons einen Expressen
nach Versailles an den Marschall von
Sachsen abgefertiget / welcher Mar=
schall
/ dem Vernehmen nach / in ei=
niger
Zeit sich zu Brüssel wiederum
einfinden solle. Die letzt=erwehn=
ter
=massen aus Huy abgezogene Kai=
serl
. Garnison hat sich in die Ge=
gend
von Mastricht begeben.

Aus Teutschland.

Cassel 12. Jan.

Es tretten 2. von denen schönsten

[6]

Jnfanterie=Regimentern die der =
nig
von Schweden in Teutschland hat
am Ende dieses Monats den Marsch
nach denen Niederlanden an / nemlich
das Königliche Regiment / und das
von Pri⟨n⟩tz George. Sie werden die
Stelle deren Regimentern von Dovay
und Mansbach vertretten / welche bey
der Alliirten Armee gestanden / und in
der Action von 11. Oct. sehr viel ge=
litten
haben. Es ist ein Vergnügen
die Entkommene besagter Regimenter
sprechen zu hören / wie es in berührter
Action hergegangen.

Hannover 13. Ja⟨n⟩.

Ausser denen Werbungen / welche in
diesen Landen guten Zulauf haben / brin=
gen
auch die Roßhändler die Pferde
mit aller Geflissenheit zusammen / die
selbige sowol zu Remontirung unserer
Cavallerie / als für andere / mit denen
zu contrahiren ihnen erlaubet ist / zu
liefern angenommen haben. Die Regi=
menter
von Meidel und Böselager /
welche in dem letzten Feld=Uug in de=
nen
Niederlanden am meisten gelitten /
seynd beorderet nach diesem Lande
zuruk=zu marschiren / wie sie auch
würklich thun / und an deren Stelle
werden die Regimenter von Cheuß
und Münchow fordersamst zu der
Armee in denen Niederlanden abge=
hen
.

Dresden 18. Jan.

Nachdeme am vergangenen Freytag
Nachmittags alle Ministres / Cava=
valiers
und Dames bey Jhro Königl.
Hoheit der Madamie Dauphine Ab=
schied
genommen / reiseten Dieselbe am
Sonnabend zu fruhe unter 3. maliger
Lösung deren Canonen von hier ab.
Der Auszug geschahe durch die Schloß=
Gasse üben den alten Markt / Creutz=
und Moritz=strasse über die Brüke nach
dem weissen Thor auf folgende Art.

  • 1.) Die Königliche Post=Bediente
    mit vielen blasenden Postillons.
  • 2.) Die Königliche Jagd=Bediente.
  • 3.) Viele Hand=Pferde deren Her=
    ren
    Ministres.
  • 4) Eine Escadron Kürassiers.
  • 5.) Ein Königlicher Bereiter und
    24. Hand=Pferde.
  • 6.) Der Königliche Ober=Berei=
    ter
    mit 24. ⟨and⟩eren Bereitern / alle
    mit reichen D⟨e⟩cken auf denen Pfer=
    den
    .
  • 7.) Viele hohe Ministres und Gene=
    rals
    zu Pferd.
  • 8.) Ein Corpo von der Leib=Gar=
    de
    mit ihrer Standarte.
  • 9.) Jhro Königliche Hoheit die
    Madame D⟨a⟩uphine in einem sehr kost=
    baren
    mit Carmesin=Sammet und
    Gold ausgeschlagenen / auch oben mit
    Kron und Scepter nebst 8. grossen Fe=
    der
    =Büschen gezierten Wagen / welchen
    8. Jsabell=farbe Pferde zogen. Zu
    beyden Seiten des Wagens giengen
    viele Pagen / Heyducken / Lauffers /
    und Schweitzer.
  • 10.) Drey Königliche Wägen mit
    Hof=Damen.
  • 11.) Der Hertzog von Richelieu
  • 12.) 24. Wägen / worinnen sich
    Ministres und Damen befanden.

Als dieser solenne Auszug sich der
Brücke nahete / erhuben Sich Beyde
Königliche Majestäten nebst denen
Printzen / und Printzessinen Köni=
glichen
Hoheiten auf den Balcon /
und Jhro Königliche Hoheit die Ma=
dame
Dauphine nahmen von höchst=
Denenselben aus dem Wagen nochma=
len
Abschied.

Bey Neudorf waren Königl. Zelter
mit Oefen versehen / aufgeschlagen /
worinnen diese Printzessin die Reise=
Kleider anzoge / und sodann unter Be=

[7]

gleitung der Reichs=Gräfin von Brühl
die Reise nach Leipzig fortsetzte.

Von Leipzig bis Straßburg wird sie
die Gräfin Aya mit 2. Hof=Damen
und von da aus der Polnische Kron=
General=Feld=Zeug=meister Fürst
Lubomirsky bis Paris begleiten. Der
Kammer=Junker Herr von Schön=
berg
/ welcher die Aufwartung bey dem
Hertzog von Richelien geha⟨b⟩t / und
von selbigen mit dem Portrait des Al=
lerchristlichsten
Königs kostbar mit
Brillanten besetzet / beschenket worden /
wird ebenfalls bis Straßburg mit ge=
hen
.

Am Sonntag wurde sowol hier / als
im gantzen Lande das Te Deum ange=
stimmet
/ und ein besondes Gebett um
glükliche Vollendung dieser angetret=
tenen
weiten Reise von denen Cantzeln
abgelesen. An eben dem Tag ware
in dem Hotel de S⟨a⟩xe Redoute und
der Herr Graf von Kaiserling langte
aus Regenspurg hier an. Gestern
wurde das Krönungs=Fest Jhro Ma=
jestät
des Königs bey Hof in sehr
prächtiger Gala gefeyert.

Franckfurt 23. Jan.

Diesen Nach=mittag nach 1. Uhr
langten Jhro Königliche Hoheit die
Dauphine / über Friedberg alhier an.
Und ⟨g⟩eruheten Dieselbe hierauf in
dem Quartier des Königl Frantzö=
sischen
Ministers Herrn de la Noue ab=
zusteigen
/ und daselbst zu speisen; wor=
auf
Jhro Königliche Hoheit um 4.
Uhr Dero Reise weiter nach Darm=
stadt
fortsetzeten. Gleichwie nun bey unterschiedlichen mahlen mit dem Zucht
Dero Ankunft die Canonen auf denen Haus
hiesigen Wällen gelöset wurden / so ge=
schahe
solches auch bey Dero Abreise.
Auch paradirte eine Löbliche Burger=
schaft
/ und Jhro Königl. Hoheit wur=
de
durch die Burgerliche Cavallerie ein=haben Vor=mittag beyde Regierende

geholet. Es wurden auch Jhro Kön.
Hoheit von Eines Hoch=Edlen Magi=
strats
Herren Deputirten / Herrn Jo=
hann
Wolfgang Textor / Jhro Röm.
Kaiserlichen Majestät würklichen Raht
und Schöpf / Herrn Friedrich Maximi=
lian
von Lersner / Jhro Römisch=Kai=
serlichen
Majestät würklichen Raht /
älteren Hrn. Burgermeister und Schö=
pfen
/ Herrn Johann Ludwig Burck /
Jhro Römisch=Kaiserlichen Majestät
würklichen Raht und Syndico / Herrn
Johann Jacob Lucio gleichfalls Syn=
dico
/ Herrn Johannes Grams / und
Herrn Johann Jsaac Moors / jünge=
ren
Herrn Burgermeistern complimen=
itiret
. Die beyde Herren Deputirte
Eines Hoch=Edlen Magistrats bey
der Burgerlichen Cavallerie aber wa=
ren
Herr Philipp Jacob von Stall=
burg
/ Schöpf und Herr Johann
Friederich von Uffenbach


Wien 1. Februarii 1747.

Samstag / den 28. Januarii

Haben die Allerhöchste Kaiserliche
Herrschaften sowol des Regieren=
den
als Verwittibten Hofes in ihren
Kammer=Kappellen dem GOttes=
Dienst abgewartet.

Dito Vormittag.

Wurde eine ledige Weibs=Person
Nahmens Anna Maria M. / Catho=
lischer
Religion / von Straubing aus
Bayern gebürtig / bey 40. Jadr alt /
als eine dreyfach=meineidige Urpheds
Brecherin / und angewohnt auch zu 20.
unterschiedlichen mahlen mit dem Zucht
Haus abgestrafte incorrigible Diebin /
vor dem Schotten=Thor auf dem da=
sigen
Rabenstein mit dem Schwert
von Leben zum Todt hingerichtet.

Sonntags den 29. Dito

haben Vor=mittag beyde Regierende

[8]

Röm. Kais. Majestäten mit der Prin=
tzessin
Charlotte zu Lothringen Königl.
Hoheit / in Gefolg des gewöhnlichen
Hoch=Adelichen Hof=Staats in De=
ro
offentlichen Hof=Kappellen dem
GOttes Dienst beygewohnet. Ein
gleiches haben auch Jhre Majestät die
Verwittibte Röm. Kaiserin Elisabet⟨h⟩a
Christina in Dero offentlichen Hof=
Kappellen verrichtet.

Dito ist der vor einiger Zeit aus
München dahier angelangte Kais. Kön.
würkl. Geheime Raht / und Kammerer
dann Gevollmächtigter Minister an dem
Chur=Bayerischen Hof (Tit.) Hr. Ru=
dolph
des Heil. Röm. Reichs=Graf v.
Chotek / nachdeme Jhro Kaiserl. Kön.
Maj. Jhro Exell. die Obrist=Land=
Kammer=Stelle in dem Königreich
Böhmen allergnädigst verlihen haben /
dorthin zuruk abgereiset.

Montag den 30. Diro.

Ware bey Hofe der GOttes=Dienst
abermalen in denen Kammer=Kappel=
len
mit Beywohnung Allerhöchster Kai=
serl
. Herrschaften; wie daun auch

Dienstag Den 31. Dito

Vor=mittag ware auf dem al=
hiesigen
Land=Haus abermalen eine
starke Recruten=Assentirung / welche
sodann nach dem gewöhnlichen Sam=
mel
=Platz Baaden / 4. Meilen von
hier abgeführet wurden.

Die Remonta=Pferde Assentirun=
gen
werden alhier in der Leopold=Stadt
nächst der so=genanten alten Favorita=
All⟨er⟩ auch täglich fortgesetzet / und seynd
diese Täge her von dem Löbl. Darm=
städtischen
Dragoner=Regiment über=
nommen
/ und weiters von hier nach
der Provence zur Kaiserlichen Armee
abgeschiket worden.

Demnach seit etlichen Tagen die kalte
W⟨it⟩terung dergestalten nachgelassen /
daß andurch der Eis=Stoß sowol in

dem bey hiesiger Stadt vorbey=lauffen=
den
kleinen / als auch in dem sogenann=
ten
Tabor vorbey fliessenden grossen
Donau=Strom gebrochen / und hier=
durch
an der grossen Donau=Brucken
3. Joch zerrissen worden / so wird auch
an Herstellung derselben wiederum eif=
rigst
gearbeitet.


NB. Bey Hrn. Johann Jacob Lidl, Kupfer
stechern, zwischen den hohen Marckt und Ju=
den
=Platz in dem Stern=Hof im Schulter=
Gässel ist zu haben:

  • Eine accurate Reiß oder Post=Karten durch
    Jtalien und Teutschland, und ein Theil durch
    Provence, Burgund und Lothringen, worin
    alle Post=Stationes von Ort zu Ort ordent=
    lich
    verzeichnet, nebst denen Lands⟨==
    lungen
    und übrigen vornehmsten Oertern ge=
    meldter
    Provinzen auf einen Regal=Bogen
    das Stuk Jlluminirter pr. 1. fl. 8. kr. in Fu=
    te⟨r⟩al
    pr. 1. fl. 15. kr.
  • Eine Land - Karte vom Ursprung bis Einfluß
    des Po=Stroms; worauf alle dies=und jen=
    seits
    ligende Landschaften, als das gantze Pie=
    montesische
    , Meiländische, Parmesanische Mo=
    denesische
    , Genuesische, samt einen grossen Theil
    vom Venetianischen, und Päpstlichen Gebiete;
    folgsam die gantze Lombardie enthalten; bey
    gegenwärtigen Kriegs=Läuften höchst=nutzbar,
    das Exemplar pr. 1. fl. in Futeral 1. fl. 8. kr.

NB. Bey Herrn Gregori. Kurtzböck, in der
Bogner=Gassen, im Hof=glaserischen Haus ist
zu haben:

  • Geistlicher Fasten=Spiegel, in welchem die
    Stationes und Abläß, Epistel und Evange=
    lien
    für jeden Tag der gantzen Fasten⟨=,
    dann auch gewisse Geheimnüß und Betrach=
    tungen
    aus dem heiligen Leiden Christi, samt
    dem Pfalmen Miserere, Gebett=weis, Geist=
    lichen
    Uhr=Werk, und Feuer=Steinlein, ne=
    ben
    anderen schönen Gebettlein von dem bit=
    teren
    Leiden und Sterben JEsu Christi das
    Stuk gebundenen 34. ungebundener 17. kr.
  • Jtem tägliches Hand=Büchlein, in sich
    haltend: sehr kräftige und kurtze Morgens=
    Abends=und Communion=wie auch andere
    Sch⟨uß⟩=Gebettlein; für den gemeinen und
    arbeitsamen Menschen zum Druk beförderet,
    das Stuk gebundener pr. 24. ungebundener pr.
    7. kr.
[9]

Num. 9.

Mittwochs=Anhang.

1. Februarii 1747.


Aus Spanien.

Madrid 20. Dec. 1746.

GEstern ware in beyden Pallästen wegen
des Namens Festes der regierenden =
nigin
Gala, und der Graf von ⟨P⟩arain,
des Grafens von Paradea jüngster Bruder
hatte bey solcher Gelegenheit die Ehre, sich in
des Königs Gegenwart als Grande von Spa=
nien
zu bed⟨eck⟩en. Morgen werden die Exe=
quien
für den verstorbenen König Philip von
dem ⟨P⟩äp⟨stli⟩ Nuntio, und dem Bischof von
Renn⟨e⟩s, nebst dem Ertz=Bischof dieser Stadt
gehalten werden. Ubermorgen aber werden
die Comödianten zum erstenmal seit des =
nigs
Tode ihre Schau=Bühne wieder eröfnen.
Der Herr ⟨D⟩on Joseph de Caravajal y Lance=
ster
, jetziger Premier=Minister des Königs,
dem alle andere Ministri, und Staats=Se=
cretarien
die Sachen ihrer Departements or=
dentlich
vorbringen müssen, arbeitet jetzo gar
eiferig an Untersuchung deren Reichs=Ange=
legenheiten
, als welche er mieder auf einen
guten Fuß zu setzen trachtet, und man saget,
daß er mit Liquidirung deren Schulden des
Staats den Anfang machen werde. Vorige
Woche seynd nacher Barcellona die Ordres
abgefertiget worden, den Marsch derer zu
Ergäntzung der unter dem Commando des Jn-
fanten
Don Philip stehenden Armee bestimm=
ten
Truppen zu beschleunigen: Wie dann auch
zu gedachtem Barcellona viele Schiffe in Be=
schlag
g⟨enomme⟩n seynd, um Canonnen von
allerhand Calibre, nebst zugehöriger Muni-
tion
für selbige Armee nacher Marseille über=
zuführen
, und noch diese Woche wird ein Geld=
Transport, zu Bezahlung deren Königlichen
Truppen in Provence abgehen, und die
Schatz=Kammer ist befehliget, wochentlich mit
einer Lieferung fortzufahren. Der General -
Leutenant, Don Nicolas Caravajal y Lanca=
ster
, hat seine Stelle als General - Jnspector
der Jnfanterie niedergeleget, worauf der Mar=
quis
von V⟨a⟩ll⟨a⟩, zum General=Jnspector
der Spanischen, Jtaliänischen, und Fran=
zösischen
Jnfanterie; Don Johann von Mark,
zum Jnspector derer Wallonischen, und Schwei=
tzerischen
Jnfanterie; Don Augustin Azumada,
aber zum Jnspector der Land=Militz erkläret
worden. Der Obrist=Leutenant, Don Fer=
nand
Uforio, hat das Cavallerie=Regiment

von Calatrava, und der Obrist=Leutenant
des Meil⟨ä⟩ndischen Regiments, Don Camillo
Sardo, das von der Granadischen Küste er=
halten
. Dem D. Manoel de La Sada ist das
Gouvernement der Jndianischen Provintz Fey,
dem Obristen D. Fr. von Kiberberg, das von
Urgul, und des Thals Aron, und dem Don
Balthasar de Prada, einem Officier der Spa=
nischen
Leibgarde, das von Thuy ertheilet
worden

Madrid 26. Dec. 1746.

Der Herr von Caravajal versihet zwar bis=
hero
das Amt eines ersten Ministers, er wird
aber diese Qualität nicht eher annehmen, bis
er von Rom aus die Bulle für das Bistum
Caen, und den Cardinals=Hut, welchen der
Hof für ihn begehret, erhalten habe. Er wird
hierauf den Titul als Cardinal von Lancaster
annehmen. Unter ihme wird der Herr Mon=
tiano
, bisheriger erster Commis in der Staats=
Cantzley, als Secretair derer ausländischen
Sachen stehen. Das Staats=Secretariat,
wie auch, was die Gnaden=und Justitz=Sachen
anbelanget, solche werden bey dem Hrn. von
Villarias bleiben, und der Herr von Ensenada,
bisheriger Kriegs=und Finantz=Minister, wird
den Herrn Marquis de Puerto, in seiner Ge=
sandtschaft
im Haag ablösen, dieser letztere
hingegen hieher kommen, und in des ersteren
seine Bedienung tretten. Durch einen am 22.
dieses vom Jnfanten angelangten Currier ha=
ben
wir die Nachricht erhalten, daß in Genua
ein Aufstand vorgegangen; wie es aber mit denen
Gen⟨n⟩es. ablauffen werde, solches ist man begierig
aus denen Folgen dieser eben nicht so wol über=
legten
Unternehmung zu erfahren, dann jeder=
mann
sihet, daß dieses Werke zur Unzeit aus=
gebrochen
, und die Genueser sich dermalen
weder von Seiten unser, noch von Frankreich
einiger Hülfe an Volk zu getrösten haben.
Gestern gienge ein Currier an den Jnfanten
mit der Ordre ab, unverzüglich die zu der
Spanischen Cavallerie erforderliche Remonta=
Pferde in Frankreich ankauffen zu lassen, als
worzu dem Hertzog von Huescar von dem da=
sigen
Hof bereits die erlaubniß bekommen hat.
Es ist abermalen eine Königl. Verordnung
ergangen, daß unverzüglich noch 25000. M.
in dem Königreich angeworben werden sollen.

R 1

Aus

[10]

Aus dem Russischen Reich.

Petersburg 30. Dec. 1746.

An dem gestrigen Tages eingefallenen hohen
Ge⟨b⟩urts=Feste Jhro Kaiserlichen Majestät
unserer allergnädigsten Monarchin, erschienen
Vormittags um 10. Uhr die vornehmsten Per=
sonen
beyderley Geschlechts, wie auch die frem=
den
Herren Ministere, in prächtigster Gala
am Hofe. Um halber 12. Uhr erhuben sich
Jhro Kaiserl. Majest. , nebst Jhro Kaiserl.
Hoheiten, nach der Hof=Kappelle zu Anhörung
des GOttes=Dienstes, und der Predig, wel=
che
von dem Bischof von Plescau gehalten
wurde. Nach geendigtem GOttes=Dienst stat=
tete
die vornehme Geistlichkeit in der Kirche
ihre Gratulation bey Jhro Kaiserl. Majest.
ab, und wurde zum Hand=Kuß gelassen. Aus
der Kirche begaben sich Jhro Majestät durch
die Gallerie nach Dero=Parade Antichambres,
allwo Höchst=Dieselben, unter Abfeurung de=
ren
Canonnen von der Festung, und der Ad=
miralität
, und einem dreymaligen Lauf=Feuer
von denen vor dem Kaiserlichen Palast para=
direnden
Garde=Feld=Garnisons=Regimen=
tern
die Glükwünschungs=Complimenten von
denen fremden Ministern, und der übrigen
zahlreichen Cour, anzunehmen, und selbige
zum Hand=Kuß zu lassen, allergnädigst geru=
heten
. Sodann erhuben sich Jhro Kaiserl.
Majestät en Ceremonie zur offentlichen Tafel
in den grossen Saal, allwo Höchst=Dieselben
mit Jhro Kaiserlichen Hoheiten dem Groß=
Fürsten, und der Groß=Fürstin, auf dem Throne
auf massiv goldenen Service zu speisen geru=
heten
. Die vornehme Geistlichkeit sowol,
als die Damen, und Cavaliers von denen 5.
ersten Classen wurde in eben dem Saal an
einer sigurirten Tafel von 200. Personen, des-
gleichen
die Officiere von der Garde, und die
Unter Officiere von der Leib=Compagnie,
wie auch die Stabs=Officiere von der Ma=
reine
, Artillerie, und denen Feld=Regimen=
tern
in dem Avant=Saal, und der Anticham=
bre
des grossen Saals an zweyen Tafeln von
80. Personen auf das prächtigste tractiret. Jede
Gesundheit wurde unter Paucken=und Trom=
peten
=Schall, und Abfeurung deren Canonnen,
ausgebracht, und solange die Tafel daurete,
liesse sich die Jtaliänische Kammer=Music auf
dem Balcon des Saals beständig hören. Nach=
mittag
versammelten sich die fremden Herren
Ministre, und die vornehmsten Personen bey=

derley Geschlechts abermale am Hofe, und um
7. wurde der Ball eröfnet, welcher bis 11.
Uhr continuirete. Während desselben geruhe=
ten
Jhro Kaiserl. Majestät in Gegenwart Jhro
Kaiserl. Hoheiten, wie auch deren fremden
Herren Ministern, und des gantzen Hofes,
Dero Kammer=Juncker, Herrn Grafen An-
dreas
von Bestuchew, Sohn des Herrn Cantz=
lers
, Grafens von Bestuchew=Rumins Ex=
cell
. mit Dero Hof=Fräulein, Andotia De=
nisnowna
von Rasumowski, zu verloben, und
höchst=eigenhändig die Ringe zwischen denen=
selben
zu wechseln. Abends sahe man auf dem
gewöhnlichen Feuerwerks=Theatro eine schöne
Jllumination, welche den Tempel der Glük=
seligkeit
, und in dessen Mitte einen Altar vor=
stellte
, auf welchem die Andacht opferte. Jn
der Höhe erschiene ein Genius und zeigte auf
einen geweiheten Schild, darauf die Worte
stunden: Saluti Imperii ob Natalem Augu-
stae
Cj. Vor . Zu beyden Seiten lieffen Galle=
rien
, an deren Fuß=Gestellen die Anfangs=
Buchstaben von Jhro Kaiserlichen Majestät
Namen zu setzen waren. Die Festung, wie
auch sämmentliche Häusere in der Stadt wa=
ren
ebenfalls bis in die späte Nacht illuminiret.


Als Herr Joachim Christoph von Steinvehr
aus Pommern vor etlichen 20. Jahren weg=
gegangen
, und man von ihme aller angewen-
deten
Mühe ungeachtet, keine Nachricht er=
halten
können. Sein Vatter aber unterdessen
verstarben, und er zu dem Lehn=Gut Woit=
sick
in Pommern mit berechtiget ist. So wird
derselbe, auf Veraniassung des Königl. Preus=
sisch
=Pommerischen Hof=Gerichts zu Stettin,
erinneret, sich binnen 4. Wochen zu melden,
und sich zu stellen; Widrigen=Falls er künftig
mit der Lehns=Folge, oder wegen der Erb=
schaft
, nicht gehöret werden wird.


NB. Bey Hrn. Joh. Baptist Prasser Buch=
und Kunst=Handlern auf dem Kohl=markt, zum
S. Johannes in der Wüsten, ist unter andern
grossen, mittelmässigen, und kleinen gebundenen
Atlantes von verschiedenen Autoribus , auch
in grosser Anzahl General=und Special=Land=
Karten um billichen Preis zu bekommen:

  • La Comtée & Gouvernement de Proven-
    ce
    , avec les Terres adjacentes, divisé en
    Dzoceses ou Senechaussées, & en Vicai-
    ries
    , par le Sr. Guill. de l'Isle, chez les
[11]
  • heretieres d'Homann. NB. Es seynd
    andere Spectal=Karten von Frankreich zu haben.
  • Item: La Carte du Comtée de Henne-
    berg
    avec les païs confins du Principauté
    de Coburg, le tout divisé en ses Baiilages,
    & dressé Selon les memorires les plus au
    thentiques à Nürnberg, chez les Heretie-
    res
    d'Homann .
  • ltem: Hassiæ Superioris; & Wetterau,
    partis Delineatio cum Descriptione Castro-
    rumi
    prope Giessam, & conjunctionis ad
    Urbam traunici, & Batianici exercituum &c.
    à Christoph Max. Pronner excudentibus
    Homannianis Hæredibus. 1746.
  • ltem: Historiæ Unversalis politicæ quan-
    tum
    ad ejus pattem Jacy Idea plané nova
    ad legitima tractationem summorum Im-
    periorum
    exhibens in
    l. Sciagraphia Dicendorum
    II. Tabulis ⟨C⟩hronologicis
    III. Tabularum Geopraphiearum Sectio-
    nibus
    binis in lectionem Academicarum
    usum propocta à Joanne Matthia Hasio
    Matc. P.P. O. eum 16. Tabulis, & 28.
    Mappis Norimbergæ impensis heredum ho-
    maniorum
    4 to . in Franz. Einband per 4. fl.
    30. kr.
  • Es seynd allda von extra grossen Land=Kar=
    ten
    zu bekommen, nämlich: Europa auf 4.
    grossen Land=Karten=Bögen, die nämliche
    Karten ist auch mit denen Beyzierden, oder
    Einfassungen, welche die vornehmsten Natio=
    nen
    in Europa in sauberen Kupfer=Stichen
    vorstellet, in 8. grossen Land=Karten Bögen
    zu haben.
  • Jtem. : Gantz Teutschland, Ungarn, Frank=
    reich
    , Spanien, Niederland, jede in 4. =
    gen
    , die letztere aber ist in 24. grossen Land -
    Karten Bögen, wie auch der gantze Rhein=
    Strom in unterschiedlicher Grösse zu haben.
  • Jtem: Vexier=und Schertz=Bilder, wel=
    che
    in sichbaren, und verborgenen Figuren be=
    stehen
    mit curiösen Versen.
  • Jtem: Gantz neues Officier=Spiel von 52.
    Figuren in ihrer Kriegs=Rüstung, als: Hu=
    faren
    , Berg=Schotten, Panduren, Morla=
    ken
    , Croaten, Warasdinern, ꝛc.

Lista deren Verstorbenen zu Wien in=
und vor der Stadt.

Den 28. Januarii.

Jn der Stadt.

  • Der Wol=Edel=gestr. Hr. Ferd. v. Simschön, Kaiserl.
  • Königl. Hof=Buchhalt. Rait=Officier, bey dem
    schwartz. El eph. am rot. T hurn, alt 41. J.
  • Dem Math. Holtzer, Capell⟨=. , s. W. Elisab. , im
    Harrachis. H. auf der Freyung, alt 69. J.

Vor der Stadt.

  • Hr. Jgnatz Höller, Hauptm. , im Fauconetis. H. an der
    Wien, alt 50. J.
  • Dem Joh. Gabel, Schlos. , s. K. Jos. , bey der Holder=
    staud
    . bey St. Ulrich, alt 5. v. J.
  • Dem Domin. Strasser, Schuh=mach. , s. K. Frantz, im
    Bildhaueris. H. am Spiatlberg, alt 2. J.
  • Dem Wolf Ritter, Schneid. , s. K. Eva, bey der schö=
    nen
    Lantern am Neustift, alt 5. J.
  • Dem Tobiä Meistner, Kaiserl. Kutsch. , s. K. Rosalia,
    im Lobkowitzis. Gart. auf der Wied, alt 3 J.
  • Maria Lautenbacherin, ar. W. , im Kuwitzkys. H. auf
    der Landstr. , alt 80. J.
  • Dem Jos. Pfanner, Vergoldt. , s. 2. K. Ant. , alt 10.
    J. , und Martina, alt 4. J. , beyde bey dem grunen
    Adler bey Maria=Hülf.
  • Jacob Berger, gew. Hof=Kuchel=trag. , bey denen 3.
    Bindern bey Maria=Hülf, alt 69. J.
  • Michael Premer, Maurer=ges. , welcher in einen Brun=
    nen
    gefallen, und darauf gestorben, ist im Drucke=
    ris
    . H. bey St. Ulrich vom Kaiserl. Stadt=Gericht
    beschauet worden, alt 56. J.
  • Ursula N. , ar. W. , im Conumaz, alt 50 J.
  • Apol. Ekartin, alt 83. J. , und Anna Schönthallerin,
    alt 77. J. , beyde im Kranken=H.
  • Georg N. , alt 60. J. , und Wentzel N. , alt 40. J. ,
    beyde zu St. Marx.
  • Summa 17. Personen, darunter 6. Kinder.

Den 29. Januarii.

Jn der Stadt.

  • Der Hoch=Edel=geb. Hr. Jos. von Dierling, der R. K.
    K. M. Hof=Kriegs=Raht, bey dem Stoß=am Himmel,
    alt 71. J.
  • Jungf. Cathar. Weissin, im Schwandtneris. H. in
    der Kärntnerstr. , alt 42. J.
  • Dem Frantz Wank, Burgerl. Zucker=bak. , s. Ehew.
    Theres. , im Oetingis. H. im Strauch - gäs. , alt 22. J.
  • Dem Ant. Kängl, Lackeyen, s. W. Rebecca, im alten
    Michaeler=H. , alt 55. J.

Vor der Stadt.

  • Dem (Tit.) Hrn. ⟨C⟩rantz Fre⟨y⟩=hrn v. Rumel, s. Hr. S.
    Frantz, im Stilsitzis. H. auf der Landstr. , alt 2. J.
  • Barthl. Berger, Burgerl. Tüchel=mach. , in s. H. am
    Thury, alt 54. J.
  • Dem Joh. Mayr, Wirten, s. W. Margar. , in s. H.
    bey Maria=Hülf, alt 70. J.
  • Dem Jos. Kloster, Vergoldtern, s. T. Helena, bey der
    Archen auf der Wind⟨=, alt 22. J.
  • Dm Joh. Hemerlein, Schreib. , s. K. Eleon. , bey der
    weis. Schwannen am Spitalberg, alt 6. J.
  • Dem Christoph Zellner, Schulmeist. , s. W. Cathar. ,
    bey dem König Salomon am Thury, alt 36. J.
  • Thomas Motäll, gew. Lackey, bey dem gold. Wolfen
    in der Alster=gas. , alt 63. J.
[12]
  • Dem Carl Felber Cur=Vattern zu St. Mar⟨x⟩, s. W.
    Theres. , alda, alt 3⟨0⟩. J.
  • Barb. Ontzerin, ar. W. , bey dem Küß=den Pfenning
    im Lichtenth. , alt 48. J.
  • Carl Jrnt⟨ii⟩g, Tagw. , bey dem gold. Lämmel am Neu=
    stift
    , alt 7⟨0⟩. J.
  • Dem Math. Scharrer, Roß=kn. , s. K. Jacob, bey dem
    gold. Hirsch. auf der Wied. , alt 5. v. J.
  • Joh. Kintzendorffer, alt 24. J. , und Joh. Vineis, alt
    18. J. , beyde bey denen FF. Mis.
  • Summa 17. Personen / darunter 3. Kinder.

Den 30. Januarii

Jn der Stadt.

  • Der Edel=gestr. Hr Joh. Wilh. Stab, Kaiserl. Königl.
    Hof=Kammer=Täx=Amts=Gegenhandl. , bey dem
    gold. Kreutz in der Johannes=gas. , alt 63. J.
  • Die Wol. Ehrw. Chor=Schwest. Maria Anna Kollin,
    im Kloster bey St. Jarob, alt 25. J.
  • Der Fr. Jos. Edel, Tertigrius, im Kloster bey St. Hiero=
    nymo
    , alt 65. J.
  • Dem Pet. la Francone, Barometer=mach. , s. K. Jos. ,
    im Fuhrmannis. H. in der Römer=str. , alt 3. J.
  • Dem E⟨... Hochreiter, Burgerl. Mehl=mes. , s. W. Barb=
    im
    Ludwigstorfis. H. am alt. Fleischmark, alt 76. J.

Vor der Stadt.

  • Hr. Frantz v. Mingozi, Kaiserl. Jngenieur=Leuten. ,
    im Wällis. H. in der Alster=gas. , alt 35. J.
  • Dem Sebast. Lacherman, Burgerl. Tischl. , s. T. Jo-
    sepha
    , in s. H. auf der Wied. , alt 25. J.
  • Conrad Schmaltz, gew. Burgerl. Schlaf=rok=Schneid.
    im Kaufmannis. H. auf der Wied. , alt 68. J.
  • Dem Jos. Gsandtner, Burgerl. Tischl. , s. S. Joh. ,
    bey dem Palm=Baum bey Maria=Hülf, alt 21. J.
  • Leonh. Ertl, gew. Feld=Wäbel, in s. H. zu Erdberg, alt
    70. J.
  • Michael Strohmayr, Kaiserl. Kutsch. , im Kaiserl.
    Jagd=Stall vor dem Burg Thor, alt 50. J.
  • Dem Jos. Eder, Steinmetz=ges. , s. W. Anna, bey St
    Eustachi am Thurpy, alt 35. J.
  • Summa 12. Personen / darunter 1. Kind.

Den 31. Januarii.

Jn der Stadt.

  • Niemand.

Vor der Stadt.

  • Dem Joh. Dieman, Burgerl. Schuh=mach. , s. K. Ge=
    org
    , bey dem Anna=Berg am Thury, alt 6. J.
  • Dem Georg Poltz, Mahlern, s. W. Ursula, im Hano=
    veris
    . H. zu Margar. , alt 25. J.
  • Dem Joh. Janko, Kaiserl. Burg=Wacht. , s. K. Ca=
    thar
    . , bey dem gold. Raben in der Unger=gas. , alt
    3. J.
  • Der Rosal. Laknerin, Wittwe, ihr T. Elisab. , bey der
    Betten am Himmel=port=gr. , alt 22. J.
  • Dem Andre Beitsch, Leder=zuricht. / s. W. Barb. , im
    Stadt=schreiberis. H. am Neustift, alt 38. J.
  • Der Rosina Mayrin, Wittwe, ihr K. Magdal. , bey dem
    gold. F⟨ä⟩ssel auf der Wind=mühl, alt 10. J.
  • Ant. Hibner, Dragoner, bey der Flucht in Egypten bey
    Maria=Hülf, alt 25. J.
  • Andre Schönanger, ar. M. , bey der Stadt Brünn aus=
    ser
    Maria=Hülf, alt 78. J.

AVERTISSEMENT.

Obwolen man von Seiten der Direction
der so=benannten Reichs=Lotterie keinen An=
stand
gefunden, die auf den 16. hujus bekandt
gemachte Ziehung der 3. und 4ten Classen
vor sich gehen zu lassen, so haben doch eines
Theils die zu diesem Geschäfte gleich Anfangs
allergnädigst verordnete Kaiserliche Commis=
sarii
, weilen für dieses Jahr die Burgermei=
ster
=Wahl bey hiesiger Stadt auf Sie beyde
gefallen, mit Antritt ihres mit vielen und be=
schwerlichen
Geschäften uberhäufften Amtes so=
fort
das nöthige, und so viel ihre Jncumbentz
bey jedesmaligen vorzunehmenden Ziehungen
mit sich bringet, vorhero zu besorgen nicht ver=
mögt
; andern Theils aber die entlegene und
allerstärkeste Collectores mit vielen Gründen
vorstellig gemacht, daß der zu Renovation
derer Billets angesezte Terminus zu kurtz, und
dahero nicht allenthalben bekannt genug wor=
den
seye, Wie man nun niemand disfalls zu
verkürtzen oder zu übereilen gemeinet ist; so
hat man sich sowol obangeführter Ursachen
als auch so vieler wichtigen nteressenten und
Collectoren halben, und auf deren gethane Jn=
stantz
genöthiget gesehen, und entschlossener
den Ziehungs=Terminum gedachter 3. und 4ten
Classen bis auf den 6ten nächst=kommenden
Monats Martii zu verschieben, und die Zeit
der Renovation bis auf den 27. Februarii a.
c. zu erstreken und fest zu setzen, wobey das
Publicum zugleich versichert wird, daß, gleich=
wie
man in dieser Sache bisher mit aller er=
sinnlichen
Achtfam=und Redlichkeit gehandelt,
und allen Gesätzen der Lotterie ein vollkom=
menes
Genügen geleutet hat, man auch also
damit fernerhin fortfahren werde.

Als wird hiemit von Seiten des Collecteurs
Hrn. Johann Anton Brighenti alhier in Wien
zum rothen Adler in kleinen Waaghaus was
seine Collectur angehet, denen Respective Herren
Jnteressenten obiges Avertissement bestättiget,
kraft welchen die Renovation zur 3. und 4ten
Claß bis den 27ten Monats Februarii des
lauffenden, Jahrs angenommen wird, bey
welchem Collecteur auch Kauf=Loose zu die=
ser
3. und 4ten Claß à fl. 16. , oder zur 3.
4. 5. 6ten Claß à fl. 30. , bis eben bemel=
den
Tag zu bekommen seynd.


Wien, gedrukt bey Joh. Peter v. Ghelen, Jhro
Röm. Kaiserl. Königl=Maj. Hof=Buchdrukern

»