Num. 74. Mittwoch den 14. Septembris 1746.
Wienerisches
DIARIUM.
Mit Jhrer Römisch=Kaiserl. , auch zu Hungarn, und Böheim Königl. Maj. Freyheit.
Jn dem neuen Michaeler=Haus / bey Joh. Peter v. Ghelen.
Aus Spanien.
Madrid 15. Aug.
DEn 10den gienge die Proclamation des
Königs mit denen gewöhnlichen
Ce=
remonien von sich. Die Spanische
Grandes, und der Adel, welche sich
in den Palast des Grafen von Altamira, an
der Zahl 3000. versammelt hatten, kamen
Nach=
mittags um 4. Uhr aus selbigen in prächtigem
Aufzug, gedachte Herren an ihrer Spitze
ha=
bend, heraus, und begaben sich nach dem
Raht=Haus, wobey die Heer=Paucker, und
Trompeter, wie auch die Waffen=Herolde
voraus giengen, um alda die grosse
Standar=
te abzulangen. Von dem Raht=Hause
mar=
schirte die Cavalcade nach dem Pallast
Buen=
tetiro, alwo dieselbe um 6. Uhr vor dem
Kö=
nigl. Balcon anlangte. Die Königin, und die
Jnfantin befanden sich alda mit allen
vornehm=
sten Kron=Officiers / und daselbst geschahe die
erste Proclamation. Der Graf v' Altamira
rufte zu dreyen malen, indeme er die
Stan=
darte denen Zuschauern zeigete, überlaut den
König Ferdinandum den Sechsten als König
aus, hierauf wurde er einige Hände voll Gold
und Silber unter das Volk aus, welches die
Luft mit wiederholtem Geschrey, Vivat König
Ferdinandus der Sechste erfüllete. Dieser Zug
berichtete hierauf das nämliche an allen
öf=
fentlichen Plätzen, alwo man zu diesem Ende
Gerüste aufgestellet hatte, und kame nicht
ehen=
der als um 10. Uhr in der Nacht auf das Raht=
Haus. Er begabe sich hiermit in die
Behau=
sung des Grafen von Altamira, welcher ihnen
allerley Erfrischungen überreichen liesse. Um
Mitter=Nacht gienge die Gesellschaft nach den
königl. Pallast, um alda ein Feuer=Werk an=
stecken zu sehen, welches überaus wol von
stat=
ten gienge. Das Raht=Haus war iluminiret,
wie auch alle andere Häuser, und zwar mit
grosser Vortreflichkeit. Alle Einwohner
bezeu=
gen, daß man noch nie eine so grosse Freudens=
Bezeugung bey der Nation erlebet habe. Man
kan aber dieses von gewissen Fremden nicht
sa=
gen, angesehen sie sowol hier, als zu
Valen=
za, und in anderen Städten kaum das Hertz
haben, sich offentlich zu zeigen, ohne in
Ge=
fahr zu lauffen, umgebracht zu werden. Vor
einigen Tagen seynd 11. von selbigen vor
unse=
nen Thoren, und eben so vielen Valenza
ver=
wundet, und übel zugerichtet worden. Die
Staats=Veränderung den Ministerii hat bereits
einen Anfang genommen / indeme die jenige
Mi=
nistri wieder zuruk beruffen worden, welche von
Hof entfernet waren.
Der neue Gubernator von hiesiger Stadt,
Graf von Maceda, langte vergangenen
Sam=
tag Abends alhier an, und verfügte sich
so=
gleich nach Hof, wo er von Jhro Majestäten
sehr gnädig empfangen worden. Der Graf
Peralada, welcher vor 2. Jahren von dem
Jn=
fanten Don Philipp, bey welchen er in
Be=
dienung gestanden, zuruk beruffen, und nach
Barcellona relegiret worden, solle wieder nach
Hof kommen. Der Marquis de las Minas,
welcher bey der vorigen Regierung auf seine
Commanderie in das Königreich Valentz
ge=
schicket worden, hat auch seine Zuruk=beruffung
und das Commando der Armee in Jtalien
er=
halten. Dergleichen ist der Marquis von
Ta=
burnega von Londen zuruk beruffen worden.
Der Bischof von Oviedo in Gallicien, Don
Gaspars Vasgnez Tablada, ist zum Raht von
Castilien ernannt worden.
Aus Jtalien.
Neapel 23. Aug.
Auf Königl. Befehl ist der Commissarius
Manvecci in die Provintz Terra di Lavoro
ab=
geschicket worden, alwo er alle nur immer
mög=
liche Lebens=Mittel zusammen kauffen, und
daraus auf all erforderlichen Fall ein Magatzin
anlegen muß. Macher Capua, und Gaeta
seynd auch einige Officier abgesandt worden,
um die Festungs=Werke zu untersuchen, und
al=
les zu einem genugsamen Wehr=Stand
erfor=
derliche vorzukehren. Der Hertzog von
Bo=
vino ist in Verhaft gelegt worden, weilen er
durch seine Soldaten den Agenten seines
Vat=
ters übel tractiren lassen.
Livorno 26. Aug.
Da eben die Sardinische Galeeren im
Be=
grif waren nach Porto=Ferrajo, um sich
kal=
fattern zu lassen, abzugehen, seynd ihnen
un=
terwegs 2. von hier mit kostbaren Waaren
nach den Jahr=Markt von Salerno
bestimm=
te grosse Neapolitanische Felucken in die
Hän=
de gerahten, wordurch sie eine Beute von
wenigstens 30000. Thalern bekommen.
Montags giengen 4. Engländische Kriegs=
Schiffe von hier nach der Genuesischen Küste
ab; und vernihmt man von Genua, daß alda
alles in äusserster Verwirrung seye, weilen sie
Genueser ihre Staaten von aller Rettung
wi=
der den Anmarsch deren Kaiserl. Völkern
ent=
blösset sehen, und es anscheinet, daß die
Spa=
nier, Franzosen, und Neapolitaner völlig
ab=
ziehen, und sie Genueser allein in Stich
las=
sen werden, zumalen sie sehr viele Fahrzeuge
in Beschlag genommen, und würklich schon
eine grosse Anzahl Officier nacher Antibo zu
Schif gegangen.
Von Lucca hat man, daß in denen dasigen
Bädern verschiedene verwundete Officier
an-
gekommen; und daß man alda Nachricht habe,
daß 800. Mann, die in Mont' Alfonso von
Graffagnana gelegen, auf dem Weeg von
Mas=
sa im Marsch wären.
Nebst 2. reich beladenen grossen
Neapoli=
tanischen Felucken, welche von hier auf den
Jahr=Markt nach Salerno zu fahren, in
Be=
grif gewesen, haben die Sardinische
Galee=
ren auch 7. andere Neapolitanische Fahr=Zeu=
ge, wie ingleichen ein Genuesisches weg
ge=
nommen, und alle zu Porto=Ferajo
aufge=
bracht.
Sonntags kamen 4. Engländische Kriegs=
Schiffe von Westen, in deren Erblickung der
alhiesige Engländische Capo=Squadra alsogleich
die hier vor Anker gelegene 3. Fregatten zu
ihnen abgeschikt, solchen Fregatten auch 2.
Mörser mit gegeben, und haben sich solche
Schiffe alsdann insgesamt nacher Porto
Fer=
rajo verfüget, um alda 2. andere
Engländi=
sche Kriegs=Schiffe, und 2. Bombardier
Ga=
leotten nebst denen Sardinischen Galeeren zu
einer vorhabenden Unternehmung abzuholen.
Dienstags kame ein ausgerüstetes
Englän=
disches Sambechin=Schif nebst einer Fregatten
deto. Diese haben eine Genuesische Felucke,
welche mit 20000. Zechinen zur Bezahlung
derer Besatzungen nacher Corsica fahren
wol=
len, an den Strand gejagt, und solche
Fe=
luce alsdann angezündet; Das Volk davon
aber hat sich mit der Flucht errettet.
Von Genua hat man, daß die
Bourbo=
nier nunmehro die völlige Lombardey
gerau=
met haben, und der Rest von ihrer Armee in
14000. Mann bestehend zwischen Gavi, und
St. Pier d'Arena gelagert seye. Der Jnfant
D. Philipp und die Generalen Gages, und
Castellar befinden sich auch zu St. Pier
d'A=
rena, und werden ehestens nach Barcellona,
oder Antibo abgehen.
Genua 27. Aug.
Sonntags Vor=mittag ist der Marches von
Castellar auf 2. Felucken von hier nach
Mar=
silien abgegangen, von dannen er weiters über
Barcellona nacher Maiorica gehen, und
da=
selbst das Guberno antretten wird. Dienstags
um 23. Uhr kame der Spanische Jnfant Don
Philipp in Geheim von Lagnasco alhier in St.
Pier d'Arena an, und übernachtete in dem
Pal=
last des Duca di St. Pietro. Jn dieser Nacht
gienge auch der General Gages zu Schiffe,
um nacher Riga, und sofort nacher Spanien
abzufahren. Die Bourbonische Truppen, so
in denen Gegenden von Gavi gestanden, haben
sich nach Polcevera zuruk gezogen, darauf gleich
die Reiterey angefangen, längst der Küste
ab=
zumarschiren. Mittwochs kame eine
Caprare=
sische Gundel hier an; diese hat sich unter Wegs
nach Gorgona flüchten müssen, weilen sie den
22sten 13. Engländische Kriegs=Schife gegen
Livorno segeln gesehen. Von gedachten
Livor=
no hat man; daß eben diese Schiffe nebst noch
anderen, die sich zu Porto=Ferraio befinden,
darunter auch einige Bombardier=Fahr=Zeu=
ge seynd, und mit Zuziehung deren
Sardini=
schen Galeeren vor Basita gehen werden, wel=
chem Platz die aldasige widrig=Gesinnte bereits
andeuten lassen, daß, wofern sich die
Jnwoh=
ner innerhalb 8. Tagen nicht ergeben wurden,
sie sodann mit Feuer, und Schwert sollen
ver=
tilget werden; deme ungeachtet hütten sie
Jn=
wohnet sich vorgenommen, auf das äusserste sich
zu wehren. Mittwochs dito Nach=mittag
be=
gabe sich der Jnfant besserer Bequemlichkeit
halber von St. Pier d'Arena in dem
Mari=
schen Pallast nach Sestri, samt der übrigen
Spanischen Generalität. Gestern hat sich auch
der Hertzog von Modena alda eingefunden.
Es werden alhier viele gemietete Schiffe mit
denen Stucken, Kugeln und anderen Kriegs=
Geräte, so bis anhero in St. Pier d'Arena
la=
ge, beladen, um solche Sachen insgesammt
entweder nacher Villafranca, oder gar nach
Barcellona zuruk zu führen. Heute seynd 6.
Edel=leute von hiesiger Regierung auf zwey
Galeeren nach Sestri gefahren, und haben
al=
da im Name der Republic bey dem Jnfanten
Don Philipp die gewöhnliche Complimenten
abgelegt.
Parma 30. Augusti.
Sonntags vergangener Woche wurde in
der alhiesigen Dom=Kirche wegen des bey
Placentt erfochtenen herrlichen Sieges, und
wegen der Eroberung dieser Stadt ein
feyer=
liches Te Deum gehalten. Jn Verfolgung des
Feindes rucken die unsrige immer weiter in
das Genuesische.
Man hat alhier den Befehl erhalten, für
5. Cavallerie=Regimenter Brod zu bereiten,
weilen solche Regimenter den 4. künftigen
Monats von unserer Armee, alwo sie
derma=
len nur überflüssig wären, zuruk kommen
werden. Bey dem Bernklauischen Regiment ist
der Graf Jacob Molza von Modena in
An=
sehen seiner seit 10. Jahren ersprieslich
ge=
leisteten Diensten, und besonders in denen
letzten 2. Schlachten bey St. Lazzaro, und
Rottofreddo bezeugten ausnehmenden
Tapfer=
keit zum Obrist=Leutenant erhoben worden.
Meiland 31. Aug. .
Mittwoch Abends ist der Herr Graf
Jo=
hann Lucas Palvacini alhier angekommen;
worauf gleich den folgenden Tag der gesammte
alhiesige Adel, man darunter auch unser
Car=
dinal Ertz=Bischof die Besuchung bey ihme
abgelegt, und ihme über seine Zuruckkunft Glük
gewünschet. Seine Excellenz haben nunmehro
schon wiederum angefangen, denen alhiesigen
Regierungs=Geschäften auf das eifrigste
ob=
zuliegen.
Mantua 1. Sept.
Dieser Tagen seynd gegen 2000. Croaten aus
Teutschland hier angelanget, und hat davon
ein Theil diese Festung als eine Besatzung
be=
zogen; welche Besatzung von denen übrigen
als=
dann von Zeit zu Zeit abgewechselt werden wird.
Es seynd auch 1300. Bourbonische Kriegs=
Gefangene von Placentz hieher gebracht
wor=
den, und werden deren noch mehrere erwartet.
Aus Groß=Brittannien.
Edimburg 15. Aug.
Man hat diese Ordinari keine Nachricht von
dem Prätendenten gehabt. Verwichenen
Sam=
stag wurden etwann 100. Rebellen unter einer
Begleitung von dem Regiment Flemming hieher
gebracht. Der Laard von Moor ist mit 60. bis
70. Rebellen in dem Gebürge von Lochaber
gefangen, und nach Fort August gebracht
wor=
den. Von Bergen aus Norwegen vernimmt
man, daß daselbst deren noch dreyßig auf
ei=
nem Französischen Schif angelanget. Die
Re=
gimenter Sempill, Puliney und Wolf haben
sich zu Leit eingeschiffet, und seynd nach
Hol=
land übergegangen.
Londen 26. Aug.
Gestern ist der Herr Benjamin Kerne nach
Portsmout abgereiset, um Sich daselbst am
Bord eines Kriegs=Schiffes zu begeben, wel=
ches ihn nach Lisabon hinüber führen solle, um
bey dasigen Hof das Amt eines Königl. ausser=
ordentlichen Gesandtens zu verwalten. Die
Ordre zur Hinrichtung des Grafens von
Kil=
marnot und Lord Balmerino ist denen
Scharf=Richtern hiesiger Stadt eingeliefert
worden, welchem zufolge selbe am Montag
zwi=
schen 9. Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmitags
muß vollzogen werden. Dem erstern ist der
Herr Forster, und dem letztern der Capellan
des Tours zugegeben worden, um beyde zu
einem Christlichen Tod zu bereiten. Herr
Sa=
muel Chandler ware in gleichen Absehen
er=
nannt, dem Grafen von Cromartie beyzustehen;
Es ist schon eine Vorsprache geschehen, um dem
Grafen von Kilmarnok eine Verlängerung der
Lebens=Frist auf einige Zeit auszuwürken, al=
lein es wird schwerlich bewilliget werden.
Am 20. dieses hat ein Staats=Botte den
Ritter Jacob Stewart nach denen neuen
Ge=
fängnussen in der Vorstadt Southwark
ge=
bracht. Ein anderer Staats=Botte ist an
eben dem Tage nach Woolwich gegangen, die
Ritter Baronets Jacob Kinloch, und John
Wedderburn, nebst einigen anderen Personen,
die des Hochverrats schuldig seynd, nach
nur=
gedachtem Gefängnüsse zu bringen. Der Graf
von Traquair, der unter der Aufsicht eines
Staats=Botten bisher gewesen, ist an eben
dem Tage in den Towr gesetzet worden, und
der Lord Lovat wird heute Abends auch daselbst
erwartet. Der Admiral Lestock ist mit seiner
Flotte nach der Rhede von St. Helena zuruk
gekommen. Die Meinungen seynd wegen der
Sendung des Grafen von Sandwich nach
Hol=
land alhier sehr getheilet. Derselbe ist den 22.
mit einer Königl. Jacht nach Holland gefahren,
und hat zu denen Reise=Kosten 2500. Pfund
Sterlings empfangen.
Edenburg 16. Aug.
Vorigen Sonnabend wurden über 100. ge=
fangene Rebellen aus dem Norden anhero
ge=
bracht. Heute ist Alexander Mac=Donald
von Kingsburrow, den man arrestiret hat, weil
er den jungen Prätendenten auf der Jnsul
Sky, bey sich gehalten, unter Begleitung
eines Detaschements von dem Kingstonschen
Cavallerie=Regiment hereingeführet, und auf
hiesiges Castel gesetzet worden. Durch Briefe
aus Aristing vom 3ten dieses, ist man sicher
benachrichtiget, daß der junge Prätenden sich
noch daselbst befinde, auch von allen Seiten
umzingelt seye; man glaube auch, das Lochiel
sich dasiger Orten aufhalte, und einige
Häup=
ter derer Bergschotten bey sich habe. Der
Ge=
neral Campbel war damals zu Appelvroß,
und der Obrist dieses Namens zu Lochnabnoch.
Der alte Minister und des Lochiels Bruder,
imgleichen Rhonald Mac=Donald, ein
Bru=
der des Kinloch Moidart, seynd gegriffen
worden: So schreibet man auch nun dem Fort=
Augusta, daß seit der Abreise des Herzogs v.
Cumberland der Laird von Moor nebst mehr
als 70. andern vornehmen Rebellen beym Kopf
genommen worden. Der Obrist Couvay hat
denen Rebellen etliche 100. Stuk Hornvieh
weggenommen. Der Chef d'Escadre Schmidt,
so zu Cabernory sich befindet, hat 3. Kriegs.
Schiffe zur Verstärkung erhalten. Heute fruh
seynd die Schiffe mit denen nach Flandern
be=
stimmten Truppen von Leith nach
Willem=
stadt zu Segel gegangen.
Den 12. dieses wurden von dem Gerichts=
Hof alhier Frantz Anderson und Johann
Tri=
thie überwiesen, daß sie Johann Catanach aus
Verdacht, daß solcher dem Gouvernement
ei=
nige Nachrichten gegeben, bey Glaßgow
er=
mordet hätten: worauf ihr Urtheil folgte, daß
sie beyde mit Ketten, der eine zwischen Leith
und Edenburg, und der anderte zu Forsat
nicht weit von dem Ort, wo die Mordthat
geschehen, solten aufgehenkt werden. Unsere
in hiesigem Königreich befindliche Jnfanterie=
Regimenter formiren einen Cordon längst der
Küste, um zu verhindern, daß sich der
Prä=
tenden nicht salviren könne.
Neucastle 18. Aug.
Letzens kame der Lord Lovat nebst 3. Offi=
ciers, die zugleich mit ihm gefangen worden,
unter Bedeckung eines Dragoner=Detasche=
ments hier an. Der Post=Reiter von seiner
Lordschast ist ein Zeuge wider ihn worden. Als
Lovat hier ankam, war der Zulauf des Pöbels
unbeschreiblich. Das Volk zischte ihn aus,
und legte ihm allerhand Ehren=Titel bey. Ei=
nige kamen so nahe, daß sie ihm die Perucke
von dem Kopfe gerissen, worüber der Officier,
der zu seiner Bedeckung war, genöthiget
wur=
de, einem der vornehmisten Anführer einen
derben Schlag beyzubringen. Als er aus der
Kutsche stieg, lehnete er sich mit beyden
Ar=
men auf 2. Soldaten, die ihre Hände
hin=
ter seinem Rücken zusammen fügten, weil er
nicht gehen konte. Als er Dienstags von hier
wieder abgieng, so kame das Volk zum
an=
dernmal auf die Beine, und verspottete
ihn. Wie er durch ein enges Gäßlein
pas=
siren muste, wo die Dragoner nicht an der
Seite der Kutsche seyn konnten, nöhtigte ihn
die Angst, Geld auszustreuen. Er legt des
Tages nur 12. Meilen Weges an, und trinckt
sehr vielen Wein und Brandewein.
Aus Niederland.
Limburg 26. Aug.
Seit deme sich die Feinde in Hup fest
gese=
tzet haben, so breiten sich die Frantzosen in
dem gantzen Lütticher Lande und hiesigen
Ge=
genden aus. Sie ⟨sir⟩eissen bis hieher. Den
23. langte der Brigadier Beausobre mit einem
Detaschement von 1500. Mann auf der Höhe
von Lüttich an, von der Vor=Stadt St.
Gilles. Es ist gewiß, daß 60. Mann
Fran=
zosen unter Commando des Capitan=Leutenants
Hanlet, diesen Morgen um 3. Uhr nach
Her=
ve gekommen seynd, und sich derer Staats=
Commissarien und Burgermeisters bemächtiget,
nach diesen haben sie 700. Gulden von denen
einkommenden Zöllen weggenommen. Sie
ha=
ben hierauf 2000. Wägen und 4. Pferde zu
ei=
nem jeden Wagen begehret, worauf 3. Depu=
tirte zu dem Grafen von Beausobre
abgegan=
gen, um sich mit denselbigen zu unterreden,
und einen Accord zu treffen.
Aus denen Niederlanden 27. Aug.
Bey der Alliirten Armee seynd den 23. dieses
wegen erhaltenen Sieges über die Frantzosen
und Spanier in Jtalien, grosse Freudens=Be=
zeigungen gehalten worden. Selbige, wie
auch die Armee des Marschalls von Sachsen,
ist noch in voriger Stellung, ausser, daß erstere
ihr Quartier zur Seite von Huy ausgestrecket,
der linke aber also postiret bleibet, daß die
Com=
munication mit Namur offen behalten wird; und
wegen Nothwendigkeit, diesen Ort zu bedecken,
wird besagte Armee allen Ansehen nach sich nicht
von denen Ufern des Mehaigne Flusses
entfer=
nen. Seine Königl. Hoheit Hertzog Carl lassen
einige Detaschementern längst denen beyden
U=
fern der Mehaigne auf=und abziehen, um die
Passage deren Convoyen, so aus dem
Lüttichi=
schen Gebiete kommen, zu versichern. Die
Al=
liirte Armee ziehet ihre Lebens=Mitteln über
die Maaß von dem Lande Condros, aus dem
Hertzogtum Limburg, und aus dem
Luxenburgi=
schen, obwol die Frantzosen dahin trachten,
alle Zufuhr auf der Maaß zu hemmen.
Rochefort 29. Aug.
Vorgestern wurde eine Convoy ungefehr in
600. Karren gut allerhand Lebens=Mitteln,
für die Alliirte Armee beladen, unter einer
starken Bedeckung, von einem grossen
Deta=
schement von dem Corpo des General Segur,
auf den grossen Weg von Luxemburg nach
Namur, nicht weit von Ceney angegriffen,
allein der General Trips kame zu rechter Zeit
dem Alliirten Corpo zu Hülfe, und wurden
die Franzosen nach einem hartnäckigen
Ge=
fecht in die Flucht geschlagen, wie dann die
Franzosen hierbey viele Leute im Stich, lies=
sen, welche theils getödtet, theils aber zu
Kriegs=Gefangenen gemacht worden, und
die=
se grosse Convoy kame glüklich zu Namur an.
Hui 31. Aug.
Der General Graf von Löwendahl hat sein
Quartier von hier nach Arthe, eine halbe
Stund von hiesiger Stadt verlegt, und das
Commando über die Truppen, die sich hier
befinden, an dem Graf von Anesi überlassen.
Die Alliirte haben ein liegendes Lager bey
20000. Mann stark, vor dem Corpo des
Ge=
neral Löwendahl stehen. Die beyde grosse
Armeen wurden nur durch den Fluß
Mehaig=
ne von einander getrennet, und stehen die
Vorposten dergestalt nahe beysammen, daß
sie sich einander zurussen können. Die
Kai=
serl. Husaren streiffen täglich bis an unsere
Vorstadt, und die Französische Grassins
durch=
streiffen das ganze Land, um die Zufuhr der
Lebens=Mittel denen Alliirten beschwerlich zu
machen.
Mastricht 30. Augusti.
Die Kaiserl. Artillierie, Pontons, Wagen
und Recruten, haben wegen Unsicherheit der
Passage nach dem Alliirten Lager den Marsch
noch nicht fortsetzen können, sondern machen
bis Dato noch Halte in hiesiger Stadt. Es
geschiehet solches auf nachdrückliche Ordre Jhro
Königl. Hoheit des Herzogs Carls von
Loth=
ringen, welche der Herr de Mahten, so noch
vor dieses Artillerie aus dem Alliirten Lager
hier eingetroffen, überbracht hat.
Aus dem Russischen Reich.
Petersburg 11. Aug.
Vorgestern Abends in 7. Uhr seynd Jhro
Kaiserliche Majestät unsere Allergnädigste
Mo=
narchin unter Abfeuerung deren Canonen von
der Festung und Admiralität, und gestern
Nach=
mittags des Groß=Fürsten und der Groß=Für=
stin Kaiserl. Hoheiten, bey allerhöchsten
Wol=
sey von Reval wieder alhier eingetroffen.
Aus Polen.
Warschau 27. Aug.
Auf hiesigem Land=Tage, welchen die
Nob=
lesse von Mazuren gehalten, ist der Herr
Jz=
binsky, Groß=Richter von Sochazew, zum
Marschall, und der Königliche Kammer=Herr
Mokranowsky, ingleichen der Herr Okentzky,
Land=Fähnrich von Warschau, zu Deputirten
auf bevorstehenden Reichs=Tag mit einhelligen
Stimmen erwehlet worden. Jn Wyszogrod
und Rozana seynd de Land=Täge gleichfalls be=
standen, mithin auch die Wahl deren
Depu=
tirten zu gleichmässigen Ende erfolget; dahin=
gegen der zu Czersko gehaltene fruchtloß
abge=
loffen. Der Kron=Kuchel=meister Godzki
befin=
det sich noch hier gegenwärtig. Zu Lemberg ist
der Kön. Schwedische zu Constantinopel seither
gestandene Minister Herr von Carlson von dar
angelanget, und wird im kurtzen die Reise über
Dantzig nach Schweden weiter prosequiren.
Aus Teutschland
Lüttich 20. Aug.
Das Corpo des Brigadier Beausobre wird
täglich durch neu anlangende Französische
Trup=
pen verstärket, es haben auch nunmehro
diesel=
bige aus der Armee vorgestern ihre Zelten und
Equipage erhalten, denselbigen Tag sendete
die=
ser Brigadier ein Detaschement in das
Hertzog=
tum Limburg, wo derselbe eine grosse Menge
Karren nebst Pferden erpressete, wovon bereits
ein Theil im Haupt=Quartier angelanget. Es
haben auch die Frantzosen aus dem
Limburgi=
schen eine Anzahl Schanzgräber verlangt indem
dieselbe beschäftiget seynd, bey der Abtey von
St. Gilles einige Werke anzulegen, wie dann
auch die Franzosen bey der Carthauß ein Lager
abgestochen. Vermöge denen Berichten aus
dem Allirten Lager vernimmt man, daß die
Le=
bens=Mitteln und Fourage in demselben noch
überflüssig seye, indeme verschiedene Brüken
über die Maas geschlagen, und die
Communi=
cation aus dem Luxenburgischen und mit der
Ge=
gend um die Maaß unterhalten wird, wie dann
täglich in der Alliirten Armee unter starken
Con=
voyen Mehl, Haber und andere Lebens=Mit=
teln aus der Gegend Rochefort und Bastonge
angelangt.
Hannover 27. Aug.
Es werden die Werbungen in allen
Chur=
fürstlichen Landen bestermassen fortgesetzet, da=
mit die noch alda sich befindliche Regimenter
in Zeit von 6. Monaten in vollem Stande
sich befinden möchten.
Dresden 29. Aug.
Gestern sein Jhro Churfürstl Durchl. von
Bayern alhier angelangt, und an dem
König=
lichen Hof mit ausnehmenden Freudens=Bezeu=
gungen empfangen worden. Die Herren
Land=
stände haben bey ihren letztern Sessionen Jhro
Majestät dem Könige 9. Millionen Thaler zu
Bestreittung deren Außgaben, dann 100000.
thlr. für den Königl. Chur=Printzen, und 70000.
thlr. für die Königliche Printzessin Maria An=
na, als ein Donatum bey Deroselben
Vermäh=
lungen bewilliget.
Würzburg 31. Aug.
Vorgestern als am 29. hat das hiesige Dom=
Capitul Jhro Hochw. den Herrn Reichs=
Grafen Anselm Frantz von Jngelheim genannt
Echter von Nespelbrünn einmütig zum
Bi=
schof hiesigen hohen Stifts erwehlet. Alle
Standes=Personen und die gantze Burgerschaft
wurden über die Wahl eines mit so grossen
Fürstlichen Qualitäten begabten Bischofs in
die gröste Freude gesetzet, und man hörte den
gantzen Tag über ein freudiges Vivat
Ansel=
mus Franciscus ruffen. Zu Abends ware die
gantze Stadt illuminiret, und vor andern die
Jlluminationes der Universität, des Raht=
Hauses, des Julier=Spitals, wie auch die
Behausungen des Herrn Cantzlers von
Fichtel und des Herrn Geheimben und
Geist=
lichen Rahts Höfling sehens wert. Jhro
Hoch=
fürstl. Gnaden geruheten selbst des Nachts in
denen vornehmsten Gassen herum zu fahren,
und diese Jllumination in hohen Augenschein
zu nehmen.
Breßlau 6. Sept.
Der Russische Kaiserl. an Königl. Polni=
schen Hofe accreditirte Minister, Hr. Graf
v. Bestuchef, ist heute durch hiesige Haupt=
Stadt nach Warschau gereiset. Dem
Vermeh=
men nach werden Jhro Majestäten der
Kö=
nig und Königin von Pohlen den 12. hujus
von Dresden nach Pohlen aufbrechen, und
seynd bereits viele Hof=Staats=Bedienten
dahin durch hiesige Stadt passiret.
Wien 14. September 1746.
VOn 5. bis 10den dieses haben die in
hiesi=
ger berühmten N. Oe. Landschafts=Aca=
demie stehende Cavaliers, benanntlich die
Her=
ren Grafen von Kueffstein, von Heussenstein,
von Leslie, von Auersperg, von Salburg, von
Wallis, von Hohenfeld, von Lanoy, Baron
von Andlau, und die Herren Dizent von
Fel=
senthal, von Lindegg, von Langseis von
Sti=
bar, ihre
Specimina Litteraria
durch
öffentli=
che
Examina,
und
rigorose Tentamina
aus
der
Philosophia Rationali Naturali & Mo-
rali:
aus denen
Institutionibus Iuris
Civi-
lis,
und
Digestis:
aus den Natur und
Völ=
ker=Recht: wie mit aus denen
Mathemati=
schen, Geographischen, und Historischen Wis=
senschaften, in hoher Gegenwart Sr. Excell.
Hrn. Land=Marschallen Grafen von Harrach,
und Rohrau, wie auch deren Hochlöbl. Herren
Verordneten von Prälaten=Herren=und
Rit=
ter=Stand, und anderen gelehrten hohen
Standes=Personen, mit allgemeinen Lob=und
Beyfall abgeleget, und seynd hiernächst die
Acca=
demische
Studia.
und Ritterliche
Excercitia
bis
1. Novembris beschlossen worden.
Samstag, den 10. September Vor=mittags
verfügten sich Jhro Majestät die Regierende
Kön. Kaiserin, unsere Allergnädigste Landes=
Frau, von Schönbrunn nacher Maria=Hietzing,
verrichteten alda Dero Andacht, und kehreten
sodann wiederum zuruk nacher Schönbrunn.
Sonntags, den 11ten Dito darauf fruhe
Morgens gegen 8. Uhren geruheten
Allerhöchst=
gedacht Jhro Kaiserl. Majestät sich von
Schön=
brunn herein im Dero Burg, und von
dan=
ren in die Hof=Kirche bey denen WW. EE.
PP. Augustinern Baarfüssern zu erheben, und
von daraus zu Fuß in Begleitung Dero Hoch=
Adelichen Hof=Staats mit der all=jährlich
ge=
wöhnlichen Procession wegen glüklichen
Ent=
satzes Wien, von dem Erb=Feind Christlichen
Namens, welche des alhiesigen Herrn
Cardi=
nal Ertz=Bischoffen von Kolloniz Hoch=fürstl.
Eminentz geführet, nach alhiesiger St. Ste-
phans Metropolitan=Kirchen zu verfügen, und
daselbsten der Predig, wie auch dem Te
De=
um Laudamus, und Hoch=Amt unter
drey=
maliger Abfeurung des kleinen Gewehrs von
der auf dem aldasigen Kirch=Hof
paradiren=
den regulirten Mannschaft hiesiger Besatzung,
und deren Canonen von denen Wällen um die
gantze Stadt, andächtigst beyzuwohnen. Nach
geendigten GOttes=Dienst begaben sich Jhro
Majestät zuruk in die Burg, ein Fruhe=Stuk
zu geniessen, und beliebten nach 11. Uhren mit
einem kleinen Gefolg mittelst der Post durch
die Stadt über die grosse Donau=Brucken zu
Dero Herrn Ehe=Gemahlen Jhro Majestat
dem Kaiser nacher Holitsch in Hungarn zu
verreisen.
Eben Sonntag vor=und Nach=mittags haben
Jhre Majestät die Verwittibte Röm. Kaiserin
Elisabetha Christina dem GOttes=Dienst in
Dero offentlichen Hof=Kappellen zu Hetzendorf
beygewohnet.
Vorgestern Nach=mittags ist die gesammte
Kaiserl. Konigl. Durchlgste junge Herrschaft mit
Dero gewöhnlichen Gefolg nach den Stift derer
Regulirten Chor=Frauen bey St. Jacob gefah=
ren, und nach einen kleinen Aufenthalt, wie=
derumen theils in die Burg, und theils nacher
Schönbrunn zuruk gekehret.
Nachdeme wie gemeldet, Se. Kaiserl. auch
Kaiserl. Königl. Majestäten Sich auf einige
Täge nacher Holitsch begeben, als hat der von
dem Hrn. General=Feld=Zeugmeister
Mar=
quis de Botta eigends hieher abgeschickte Herr
Obrist, und des Koharyschen Regiments
Com=
mandant Fürst von Löwenstein sich auch dahin
verfüget, und die Nachricht überbracht, daß
die Feinde ihren Marsche über Savona directe
in die Provence eilfertig fortsetzen, die
Repu=
blik Genua hingegen capituliret, und sich samt
der Stadt, und allen ihren Festungen denen
siegreichen Kaiserl. Königl. Waffen, und
De=
ro Clementz unterworfen habe: wovon künftig
ein mehreres wird können gemeldet werden.
Heute fruhe seynd beede Regierende
Kai=
serl. Majestäten von Holitsch glüklich
wiede=
rum zu Schön=Brunn angelanget.
Lista deren Verstorbenen zu Wien in=
und vor der Stadt.
Den 8. Septemb.
Jn der Stadt.
-
Dem Wol=Edel=gestr. Hrn. Jos. Ant. Wild, Jhrer
Röm. Kaiserl. Königl. Majest. Kammer=dien. , s. S.
Frantz Xav. , bey denen 7. Säulen am Neuen=markt,
alt 3. und 3. v. J. -
Georg Brucker, gew. Burgerl. Fleisch=hak. im
Schieß=
lis. H. bey denen unteren Jesuitern, alt 56. J.
Vor der Stadt.
-
Dem Hrn. Joh. Beer, gew. Fähnrich, s. Fr. Brigitta,
bey dem schwartz. Eleph. bey Maria=Hülf, alt 24. J. -
Dem Georg Prestele, Burgerl. Schuh=mach. , s. K.
Jos, bey dem gold. Jägerhorn bey Maria=Hülf, alt
5. v. J. -
Frantz Bauer, Schuh=kn. , bey der Schild=Wacht im
Lichtenth. , alt 31. J. -
Dem Georg Götz, Zimmer=ges. , . K. Michael, im
Con=
tumatz, alt 6. J. -
Margar. Barzißlerin, alt 92. J. , und Regina Biberin,
alt 40. J. , beyde im Kranken=H. - Summa 8. Personen / darunter 3. Kinder.
Den 9. Septemb.
Jn der Stadt.
-
Dem Lorenz Sellwag, Burgerl. Häringern, s. K. An=
na, bey der Flucht in Egypt. im Sau=winkel, alt 6. J.
Vor der Stadt.
-
Hr. Leop. Jos. Mitschko, im Kickingerisch. H. in der
Leopoldst. , alt 76. J. -
Hr. Jos. Riedinger, Kaiserl. Oriental. Currir, bey dem
gold. Kranz auf der Landstr. , alt 58. J. -
Frantz Casp. Mundschenk, Schneid, im Klinglmayris.
H. am Neustift, alt 55. J.
-
Dem Georg Schiling, Schneid. , s. K. Elisab. , bey
dem weis. Einhorn am Spitalberg, alt 1. J. -
Dem Georg Keller, Tag=Wachts=Rottmeist. , s. K.
Jacob, im Primis. H. auf der Wendelst. , alt 6. J. -
Phil. Straub, Lackey, bey dem Wolfen am Neustift,
alt 40. J. -
Ursula Dißnerin, led. M. , bey dem Reichs=Adler im
Lichtenth. , alt 43. J. -
Maria Ernstin, alt 77. J. , und R. Heringerin. alt
60. J. , beyde im Kranken=H. - Susan. R. , zu St. Marx, alt 13. J.
- Summa 11. Personen, darunter 3. Kinder.
Den 10 Septemb.
Jn der Stadt.
-
Den Ehrw.
Fr
. Crispinianus Ruebmeyr,
Ord. S. Domi-
nici, Laicus , im Prediger=Kloster, alt 45. J. -
Dem Hrn. Tobiä Hilger, Kaiserl. Königl. N. Oe.
Hand=Grafen=Amts=Offic. , s. T. Elisab. bey denen
3. Säulen im tiefen Graben, alt 3. J. -
Dem Frantz Krieger, gew, Burgerl. Wirten, s. W.
Margar. , bey dem weis. Hahn in tieffen Graben,
alt 27. J. -
Dem Jos. Holtzer, Müllnern, s. T. Juliana, im
Zie=
gelbaueris. H. in Färber=gäs. , alt 29. J. -
Georg Gettler, Herrschaftl. Keller=schreib. , im
Har=
beggis. H. in der Dorothe gas. , alt 28. J.
Vor der Stadt.
-
Dem Hrn. Sebast. Opferman, gew. Kaiserl. Hartsch. ,
s. T. Eva, bey der Glocken am Neubau, alt 16. J. -
Dem Friederich Kirschner, Lackeyen, s. W. Theres. im
⟨Pul⟩ieris. H. zu Margar. , alt 35. J. -
Pet. Pasti. Tagw. im Stuk=giesseris. H. auf der
Wen=
delst. , alt 32. J. -
Sophia Wellschin, ar. W. , im Kölblis. H. in der
Leo=
poldst. , alt 60. J. -
Dem Wentzel Mayer, Tagw. s. W. Elisab. , im
Müntz=Quardcinis. H. an der Wien, alt 50. J. -
Magdal. Leyin, alt 66. J. , und Casp. Haußknecht, alt
30. J. , beyde im Kranken=H. - Summa 12 Personen / darunter 1. Kind.
NB
. Nächst=künftigen 19. inlebenden
Mo=
nat Septembris Vor=und Nachmittag werden
in der Klugerstrassen in General=Wallischen
Haus neben dem Wall=fisch verschiedene
Mo=
bilien als Silber, Gold, geschmeltzte und
andere prätiose Bilder, Sametene, und
Pro=
catellene Seßl, prätiose Tisch, Spiegl von
besonderer Grösse, Kanape auch
Niederländi=
sche, Raffet, Sammet=und Damastener
Spa=
lier, Porzelain, Zinn, Kupfer, Gewehr, ꝛc.
gegen paarer Bezahlung an den
Meistbieten=
den verkauft werden.
NB
. Den 22. die laufenden Monats Sep.
tembris werden auf der Gräfl. Sanauischen
Herrschaft zu Praunstorf verschiedene Wein
1742. 1743. Gewächs, wie auch leere Fässer
mit eisernen Bandten in der Herrschaftlichen
Cantzley alda dem meistbietenden licitando
verkauffet werden.
NB
. Dem 15. dis und folgende Täg
Nach=
mittag von 3. bis 6. Uhr, werden auf den
Kohl=Markt in dem Baron Brandauischen
Haus rueckwärts über die Schnecken=Stiegen
in dem dritten Stok in des verstorbenen Herrn
Rotmanns gewesten Niderlegers gehabten
Wohn=Zimmern, Goldene Uhren, Silber=
Löfl, von berühmten Meistern verfertigte
Bil=
der, dann verschiedene Kleider, Wäsch, und
andere Effekten, wie auch einiges Zinn, dem
Meist bietenden gegen paarer Bezahlung
ver=
kauffet werden.
NB
. Es wird hiemit von einem Löbl. Grund=
Buch der Herrschaft Dornbach allen
denenjeni=
gen, welche an Herm Frantz Joseph Gruner
behauste Unterthan zu gedachten Dornbach
ei=
nige Sprich und Anforderungen zu haben
ver=
meinen, zu wessen gemacht, daß auf dem 27ten
Septem. fruhe um k. Uhr zur Anmeldung eine
Tagsatzung in dem Herrschaftlichen Amt=Hof
alda angeordnet seye, wobey demnach die
Cre=
dits=Partheyen ihre habende Anforderungen
al=
sogewiß anzumerken, und zu liquidiren wissen
werden, wie im widrigen der Ausbleibende
nicht mehr angehöret, sondern demselben das
ewige Stillschweigen auferleget werden solle.
NB.
Bey Hrn. Johann Jacob Lidl, Kupfer=
stechern, in den Stern=Hof zu Schulter=
Gassel ist zu haben:
Eine Land=Karte vom Ursprung bis
Einfluß des Po=Stroms; worauf alle dies=
und jenseits ligende Landschaften, als das
gantze Piemontesische, Meiländische, Parme=
sanische, Modenesische, samt einen grossen
Theil vom Genuesischen, Venetianischen, und
Päpstlichen Gebiete; folgsam die gantze
Lom=
bardie enthalten; bey gegenwärtigen Kriegs=
Läuften höchst=nutzbar, das Exemplar pr.
1. fl. in Futeral 1. fl. 8. kr
Jtem eine accurate Land=Karte von der
gan=
tzen Republik Genua, nebst einen grossen Theil
von der Provenze und einen accuraten Grund=
Riß von gemeldter Stadt Genua, nebst der
dar=
zu gehörigen Seckla pr. 30. kr.
Aus Teutschland.
Wien 14 September.
ES hat dieser Tägen die bey denen EE.
PP. Augustinern alhier auf der Land=
Strassen sich befindende berühmte Löbl. Ertz=
Bruderschaft der schwartz. ledernen Gürtel St.
Augustini, und Monica, unter dem Titul, und
Schutz Mariä von Trost, welche unter Papst
Eugenio
IV
. Anno 1446. zu Bononien in
Welschland ursprunglich, und ersten errichtet,
von selber Zeit aber bis anhero in gantzer Welt
ersprieslich fortgepflantzet worden, in dem Löbl.
Gottes=Haus St. St. Sebastiani, und Rochi
allda ihr glüklich erreichtes
Sæculum,
oder
Jahr=Hundert, in beständiger Beywohnung
einer zahlreichen Christlichen Volks=Menge
durch 8. Täste, als nämlich von 28. Augusti,
bis 4. September
inclusive
, so herrlich, als
trost=
reich, und erfreulich folgender=massen celebriret.
Den 27. Augusti Nach=mittag ist um 4. Uhr
auf der Gallerie des vor der Kirchen
aufge=
richteten Ehren=Gerüst zwischen dreymaligen
Glocken=Geleit das dritte Jubel=Jahr, mit
gedoppelten Paucken, und Trompeten=Chor
ausgeblasen, und dieser Acht=tägigen
Soleni-
tät mit der ersten Vor=
Vesper
, und darauf
folgenden Litaney der Anfang gemacht worden.
Sonntags den 28. als am hohen Fest=Tage
des grossen Heiligen Kirchen=Lehrers, und
Or=
den=Stifters
Aureli Augustini
ist um 9. Uhr
von
Admodum Reverendo Domino Eugenio
Hofmann, Curato, & Concionatore
Domi-
nicali in celebri Hospitali S. Joan. Nepomuc.
Vienæ in Via Regia
eine mit ausnehmender
Zier=und Gelehrtigteit verfaste Predig
gehal=
ten worden. Nach vollendeter Predig ist die
Procession mit den Hochwürdigen Gut, mit
Paucken=und Trompeten Schall über die Helfte
der Landstrassen geführet, und nach Vollendung
dieser das Hoch=Amt, mit vortreflicher Music
gehalten worden von Jhro Hochwürden, und
Gnaden, Herrn
Maximiliano
von Horneck,
des Heil. Röm. Rittern, des Heil. Röm.
Stuhls.
Proto - Notario Apostolico,
Insulirten
Abten zu
S. Joan
. in Hungarn, dermaligen
würdigsten Pfarr=Herrn der Kaiserl. Königl.
Pfarr zu Probstorf, und dieser Löbl. Ertz=Bru=
derschaft würdigsten Assistenten.
Nach=mittag um halber 4. Uhr ist die
Mu=
sicalische
Vesper,
hierauf eine Predig von
Ad -
modum Rever. Domino Franscico Josepho
Pfeiffer,
Sac. militantis Ordinis
crucigero-
rum cum rubra stella
, gewöhnlichen
Sonn=
tags Predigern
ad S. Carolum Borromæum
alhier gehalten worden; worauf unter herrlicher
Beleuchtung eine Musicalische Litaney gefolget.
Montags, Dienstags, Mittwochs, Donner=
stags, Freytags, und Samstags ward jedesmal
Vormittag ein
solennes
Hoch=Amt um 10.
Uhr, Nach=mittag aber um halber 5. Uhr die
Predig, und eine darauf folgende Musicalische
Litaney, unter gewöhnlicher Beleuchtung von
denen
RR. PP. Ord, Erem. S. P. Augustini
allda gehalten.
Sonntags den 4. Sept. als am Haupt=und
Titular
-Fest dieser Löbl. Ertz=Bruderschaft
Maria
von Trost genannt, hielte um 9. Uhr
eine herrliche, und vortrefliche Predig
Admod.
Reverendus, ac Religiossimus Pater
Rober-
tus Stadler, Ord. S. Benedicti
. des Löbl. Stifts,
und Klosters alhier zum Schoten
Professus,
und
ordinari
Sonntags=Prediger allda. Dar=
auf sunge unter einer kostbaren Music das Hoch=
Amt ab,
Reverendis ac. Perillustris
Domi-
nus, Dominus Aloysius Ferdinandus Mata
von Spiegelfeld, Insulirter Probst
ad S. Joan.
Baptistam
zu Ofen, und Dom=Herr alhier.
Nach=mittag um 3. Uhr wurde vom
obge=
dachten
Revendissimo Domino
, die all=jähr=
lich gewöhnliche Haupt
Procession
, unter
drey=
fachen Trompeten=Cohr, in einer sehr ansehnlichen
Volks=Menge von der Kloster=und in die hohe
S. Stephans
Dom=Kirche geführet, allda eine
Predig von
Rev. Pat. Christoph. Hofmann,
Ord. Erem. S. P. Augustini, ad S. S. Seba-
stianum, & Rochum
auf der Landstraß
gewöhn=
lichen Sonntags=Prediger gehalten, die
Pro-
cession
in voriger Ordnung zuruk in die
Klo=
ster=Kirchen geführet, und allda die gantze
8. tägige Andacht mit dem abgesungenen
Te
DEum
beschlossen. Bey dieser
Solennität
ware
in angenehmen Augenschein zu nehmen:
Erstlich ausser der Kirche an dero
Facciata
ein 13. Klafter hohes in perspective
künst=
lich, und zierlich gemahlenes mit verschiedenen
Figuren, Schilder, Bildern, und
Emblema-
ten ansgeziertes
Pægma
oder Ehren=Ge=
rüst, welches aus zwey Haupt=Theilen,
nämlich aus den oberen, der an dem hinteren
Gerüst: und aus dem unteren / welcher an dem
vorderen Gerüst verfestiget ware / bestunde,
und zusammen ein aus Saulen, Lesenen, Pfeil=
len, und Gewölbern zusammen gerichtetes
Portal
vorstellten. Am Gipfel des oberen,
und hinteren Theils erschiene eine liegende, und
blasende grosse
Fama,
welche durch die in
ih=
rem Fahne eingeschrieben Jahr=Schrift
die=
se Löbl. Ertz=Bruderschaft, samt dero Mit=
Gliedern, zur allgemeinen Freud, und
Frolo=
cken folgender=massen, und ermunterte
caVDe, plaVDe,
lVbILa, & eXVLta
rer seCVLarIs
arCHI - ConfraternItas
CInCtVrata.
Jn der Miter dieses oberen hinteren Theils
vor den grossen Kirchen=Fenster ware unter
einem gewölbten Saal zu sehen der auf
sei=
nem Päpstl. Thron sitzende Statthalter Christi
Eugenius IV
. wie er die in dem 1446. Jahr zu
Bononien geschehene Einführung, und
Errich=
tung dieser Bruderschaft bestättiget, und
con-
firmiret. Zu beyden Seiten dieses Theils,
rechts, und Links erhuben sich zwey Pyramyden,
jede mit einem angehefteten Schild, in dem
ersteren dieser Schildern ware zu lesen:
Hic ter centenos steteratjam cætus in annos.
Jn dem anderen aber stunde geschrieben:
Quoque perennabit, Numen ab axe dabit.
Der untere, und vordere Theil dieses Ehren=
Gerüstes bestunde aus einer auf grossen
Säu=
len, und Lesenen unterstützten, und
vorsprin=
genden Gallerie, worunter sich in der Mitte
dieses Werks am Grund die Pforte zur Kirchen
in einer anständigen Weite eröfnete. Gerad,
und unmittelbar ober dieser Pforte ware die
Bildnus der uralten Banonischen Gnaden=Mut=
ter Mariæ von Trost zu sehen, ob welcher
ge=
schrieben stunde
Consolatrix Afflictorum.
Unter dieser Bildnus aber ware zu lesen:
Sugatis, & repleamini ab ubere
consolatio-
nis ejus. Isai. 66. 11.
Gerad ober dieser Bildnus hienge der grosse
Haupt=Schild etwas vorwärts, welcher mit
seiner Höhe bis an das Ende über die Gallerie
sich erstrekte, und folgende Jahr=Schrift zu
lesen gabe:
annVs
tertIo lVbILaris
arChi - ConfraternItatIs
saCræ CorrigIæ
DIVæ VIrgInIs
De ConsoLatione
ab eVgenIo qVarto
bononIæ ereCtæ.
1446.
Rechts, und Links ober diesem Schild ware
auf der Gallerie beyderseits ein stehender
En=
gel zu sehen, deren jeder einen Schild hielte,
in dem Schild des ersteren ware zu lesen:
à gregoIo XIII.
& CLeMente X.
InDVLgentIIs
InfinItIs
eXornatæ.
Auf dem Schild des anderen Engel stunde
geschrieben:
à beneCICto XIII.
pLVribVs
VarIIs
prIVILegIIs
aVgMentatæ.
Die äusserste Ende aber dieser Gallerie,
wie auch des oberen hintern Theils, waren
zu beyden Seiten mit vielen schönen Blumen=
Vasen gehöriger massen besetzet; an denen
bey=
den Enden des gantzen Werkes in ihrer Breite
befunden sich zu einer Seite die Statuen des
Heiligen
Nicolai v. Tolentin
, wie er mit der
ledernen Gürtel die böse Geister besiegte; zur
anderen aber, der Heilige Johann
Sahagunti-
nus,
wir er mit der ledernen Gürtel einen
Knaben aus dem Brunnen ziehet.
Zwischen denen Lesenen, und Saulen ware
zu beyden Seiten ein grosses breites Feld, in
jeden deren sahe man 4. Schilder, und in
jedem Schilde ein besonderes Emblema
vor=
gestellet, welche theils auf Mariam von Trost,
theils auf die grossen Privilegien dieser Ertz=
Bruderschaft, theils auf ihre Mit=Gliedere,
theils auf die lederne Gürtel abzieleten.
Zur rechten Seiten
I. Emblema
: Ein mit reichlich abfliessenden
Wasser erhobener Spring=Brunnen, auf dessen
mitteren Saulen eine Bildnus Mariæ stunde.
Lemma: Omnibus abundanter.
II. Emblema:
Viel an einer ledernen Gürtel,
gleichsam als an einer Schnur angefaste kleine
Hertzen, welche alle zusammen wiederum ein
grosses gegen
Mariam
aufwärts brennendes
Hertze vorstellten.
Lemma: Omnia in unum.
III. Emblema : Zwey aus denen Wolken ge=
strekt, und einander sich fassende Hände mit
ei=
ner ledernen Gürtel zusammen gebunden.
Lemma: Quam bonum, & quam jucundum.
IV. Emblema
: Ein auf dem Wasser=Strom,
unweit von einen verschlingenden Tüchel
be=
findliches, und mit der Gürtel an einen Baum
gebundenes Schiflein, auf dem Gipfel des
Baums ware
Maria
von Trost zu sehen.
Lemma: Ne aripiar.
Zur linken Seiten.
I. Emblema
: Die Gürtel wird in Form
ei=
ner vollkommenen Circul=Runde, von einer aus
denen Wolken gestreckten Hand frey also gehalten.
Lemma: Perannabit.
II. Emblema
: Eine Lilien, rings herum mit
einen Zaun umgeben.
Lemma: Cingit, & custodit.
III. Emblema
: Die zwey Peters=Schlüssel
Creutzweis geleget, mit einer ledernen Gürtel
zusammen gebunden, worüber eine zur
Benedi-
ction
ausgetrette Hand erscheinet.
Lemma: Ligat, & solvit.
IV. Emblema:
Ein, in einen Jrr=Garten
gehender Mensch, welcher zur Sicherheit bey
diesen Eingang einem Theil seiner Gürtel
anhef=
tet, und mit dem übrigen Theil unbesorgt
fort=
gehet.
Lemma: Ducit, & reducit.
Vorwärts auf diesem
Portal
erhuben sich
zu beyden Seiten rechts, und links 2. grosse aus
3. besondern Stucken aufeinander gesetzte, gantz
frey=stehende, und wol=ausgezierte
Postemen-
ter, in der Höhe von 26. Schuhen. Auf dem
zur Linken stunde der feurige
Prophet Elias
,
wie er von dem abgesandten
Ochoziæ
des
Kö=
nigs mit einer ledernen Gürtel gesehen ward,
auf dem oberen Platz, worauf er stunde, ware
gleich unter seinen Füssen geschrieben:
LEX.
Besser abwärts aber in einem Feld stunden
diese Wort:
Vir pilosus, & Zona pellicea
accintus renibus. 4. Reg. 1. 8
. Weiter
ab=
wärts in dem grossen Feld dieses Postements
stunde folgende Schrift:
Divæ
Virgini
Consolatriei,
Phanmaturge Lononiensi,
eincarüei Costa=
Clementissinæ Protectrici,
ob continuatam
in terna hucusque Sæcula
piissimam tutelam
Devota Corrigiatorum
Archi - sodalitas
præsens monumentum
in gratissimi
ac Devictissimi animi
Argumentum
erexit.
Auf dem anderten
Postament
zur Rechten
stunde
Christus,
wie er seinen Jüngern
befih=
let, ihre Länden zu umgürten; gleich unter seinen
Füssen stunde geschrieben:
GRATIA
.
Besser abwärts in einem Feld ware zu lesen:
Sint lumbi vestri præcincti. Luc. 12. 35
Weitere abwärts auf dem grossen Feld dieses
Postamenten zeigete sich folgende Schrift:
Immortali
Sæculorum Regi,
Datorum bonorum,
& benedictionum omnium
Benignissimo Largitori,
temporum, & Sæculorum
æquissimo Dispensatori,
pro emmenso feliciter
tertio Sæculo
Cincturatorum Archi sodalitas
octiduano isthhoc
solenni jubilo
immortales
gratias agit.
Ubrigens wurden auf beyden Seiten nach der Breite
dieses
Portals
in einem halb=runden Bogen etliche
grüne Pyramyden, und zwischen selben einige Statuen
deren Tugenden vom Grund aus bey 18. Schuhe hoch
aufgerichtet, die Pyramyden aber mit grünen Festonen
zusammen gehänket, die Festonen endlich mit grossen
breiten, und am Randt vergoldeten schwartzen Gürteln
umwunden; welches dann alles mit seinem
Zusammen-
hang zugleich angenehm, und herrlich anzusehen ware.
Andertens. Jnner der Kirche sowol vorwärts auf
dem hohen, und seitenwärts auf dem Bruderschafts=
Altar, als auch in der Mitte auf denen Cristallenen
Henk=Leuchtern ware allenthalben eine grosse
Beleuch=
tung; der Bruderschafts=Altar aber folgender=massen
mit Gemähldern ausgezieret.
Jn der Mitte dieses Altars befande sich unter einen
schonen Baldachin in einer künstlich verschnittenen,
und vergoldeten Rahm die
Original - Copia
des
Bano-
nischen Gnaden=Bildnus
Mariæ
von Trost, ober
dem Haupt=Gesims wurde ein grosser Schild von
zweyen Engeln gehalten, deren einer auf diesen
Schild, der andere abwärts auf die Bildnus
Mariæ
von Trost deutete. Jn dem Schild stunde folgende
Jahrs=Schrift zu lesen:
effIgIes
DIVæ VIrg'nIs
ConsolLatrICIs,
qVæ
treCentIs annIs
CInCtVratæ
arChi - soDaLItatIs
eXtItIt
patrona.
Gleich unter dem Haupt=Gesims zu beyden Seiten
des Altars sahe man zwey in Posaunen blasender
En=
gel gegen denen beeden Wänden stehen, deren
le=
der in der Hand einen abhangenden Schild hielte.
Auf dem Fähnlein der Posaunen des zur rechten
Hand befindlichen Engel stunde geschrieben:
Solatia vivorum.
Jn dem Schild aber ware entworfen, wie
Maria
von Trost allerhand Stände deren Menschen mit
ihrem Schutz=Mantel umgibet.
Auf dem Posaunen=Fahnlein des zur linken Hand
fliegenden Engels ware zu lesen:
Solatia mortuorum.
Jn dessen Schild aber sahe man, wie die arme
Seelen von denen Engeln mit Gurten aus dem
Feg=
feuer gezogen, und in Himmel erhoben werden.
An denen Haupt=Pfeilern der Kirchen sahe man
die durch Fürbitt
Mariæ
von Trost ihren
umgür=
deten Pfleg=Kindern an verschiedenen Orten, und
zu verschiedenen Zeiten erwiesene Gnaden und
Gut=
thaten in folgenden Sinn=Bildern vorgestellet.
Jm ersten Sinn=Bild zeigte sich eine betrübte
wei=
nende Wittwe, mit ihren Kindern vor der Bildnus
Maria
kniend, worunter geschrieben stunde:
Wittwen, und bedrangte Waisen
Wissen denen Trost zu preisen.
Dieses wurde mit dem darauf sich befindlichen
Em-
blemate
vorgestellet, worinnen der fallende Regen
die schon algemach verwelkte Blumen erquiket.
Lemma: in Flectu Solatium
Jm anderten Sinn=Bild ware abgebildet eine vor
der Bildnus
Mariæ
von Trost stehende Person,
küsset andächtig die Gürtel, womit sie umgürtet
ware; mit der Unter=Schrift:
Wer Maria - Trost verehrt,
Tragt ihr Gürtel unbeschwert.
Hieroben zeigte sich in einem
Emblemate
eine
gol=
dene Ketten.
Lemma: Ornat non onerat.
Jm dritten Sinn=Bild wird entworfen ein in
der Wiege liegendes Kind, welchem die schon lang
nachstellende Zauberin durch ihre Teufels=Kunst
keinen Schaden beyfügen konte, weilen die Mutter
allezeit nächtlicher Weile die Wiege, samt dem Kind
mit der geweihten Gürtel umgeben hat; mit der
Unterschrift:
Mit der Gürtl auch ein Kind
Höll, und Teufel überwindt.
Jn dem darzu gehörigen
Emblemate
ware
vorge=
stellet, wie der in der Wiegen ligende
Hercules
die
Schlangen zerreiset, mit der
Lemmate:
Vincit vincitus.
Jm 4ten Sinn=Bild wurde entworfen eine
vor=
mals in Kindes - Nöhten Gefahr=Leidende durch die
Umnehmung dieser gesegneten. Marianischen Gürtel
aber glüklich entbundene Kindes=Mutter, mit der
Un=
terschrift:
Dieses Band die Mutter tröst,
Und glüklich von der Geburt entlöst.
Hierüber ward abgebildet eine Gürtel von einer
aus der Wolken gestrekten Hand gehalten,
Lemma:
Ligando resolvit.
Jm 5ten Sinn=Bild ware vorgestellet, wie ein
Priester mit dem Gebrauch der geweihten Gürtel die
böse Feinde aus einer besessene Person verjagt, hier=
unter ware die Schrift:
Wo man führet dieses Zeichen,
Müssen böse Geister weichen.
Dieses ware durch folgendes
Emblema
entworfen: die
aufgehende Sonne verjaget Fleder=Mäuß, Nacht=Eu=
len, und dergleichen in ihre finstere Höhlen zuruk,
mit dem
Lemmate:
Non sufferunt.
Jm 6ten
Symbolo
ward gemahlen der H. Augu=
stiner=Eremit,
S. Joannes Sahaguntinus
, wie er mit
einer Gutel einen Knaben aus dem Brunnen ziehet,
darbey ward geschrieben:
Man hat oft in Wassers=G'fahren
Dieser Gurtel Kraft erfahren.
Ober diesen ware zu sehen in einem
Emblemate:
Ein ober denen Meers=Wellen schwimmendes, und
nicht uberschwemtes Faß, mit dem
Lemmate:
Abruitur, non obruitur.
Das 7de
Symbolum
stellet vor, wie ein Mann von
zweyen aus einer Pistoll geschossenen Kugeln auf
die um dem Leib gebundene lederne geweihte Gürtel
getroffen, aber durch den Fürbitt Maria von Trost
nicht verletzet worden: dabey wurde gelesen:
Von dem Schuß, und Pulfers=G'walt
Diese Gürtel viel erhalt.
Jn dem oberen
Emblemate
ware enthalten im
Schild, von einer Hand gehalten, wobey das
Lemma:
Gestam tuetur.
Das 8te
Symbolum
præsentirte ein Mitten
zwi=
schen anderen Häusern im vollen Brand stehendes
Haus, worinnen die geweihte Gürtel geworfen, un=
verletzt bliebe, auch durch die Fürbitt Mariä verursacht,
daß das Feuer nicht weiter gegriffen, darunter lase man:
Sie blieb im Feuer unverletzt,
Auch selbem Maß und Schranken setzt.
Hierob stunde folgendes
Emblema,
ein Ackersmann
zerspaltet mit dem Pflug die Erde, aber nur bis zum
ausgesetzten Mark=Stein, alsdann wendete er am
Pflug um, wobey das
Lemma
ware:
Non plus ultra.
Das 9te
Symbolum
hielte in sich die Vorstellung,
wie das kleine auf denen Armen seiner Mutter
befind=
liche Kind, welches mit der Marianischen Gürtel
um=
geben ware, den Schwert - strich seines Vaters
un=
verletzt aufhaltet, und wunderbar zu reden anfanget,
mit der Beyschrift:
Das kleine Kind redt wunderbar,
Und setzt die Mutter ausser G'fahr.
Dieses wurde in dem
Emblemate
vorgestellet, wor=
innen ein Diamant auf einen Amboß geleget, mit
kei=
nem Hammer kunte zerschmetteret werden, und hatte
die Oberschrift: