Anno 1745.
(Num. 85.)
23. Oƈtobris.
Wienerisches
DIARIUM.
Mit Jhrer Römisch=Kaiserl., auch zu Hungarn, und Böheim Königl. Maj. Freyheit.
Jn dem neuen Michaeler=Haus / bey Joh. Peter v. Ghelen.
Aus Türkey.
Constantinopel 1. Sept.
DJe gute Nachrichten, woran es bishero
alhier so sehr gemangelt hat, kom=
men jetzo von allen Seiten. Kaum
seynd die Freudens=Bezeugungen
vorüber, welche der Groß=Herr über die
Nach=
richt offentlich anzustellen befohlen hatte, das der
Rebellische Bacha, Demal Oglu mit Gift glüklich
hingerichtet worden, dessen Gütter, die sich auf
6. Millionen velauffen, nunmehro dem Fisco
an=
heim fallen; erfahret man auch, daß ein
Cor=
po Tartarn über den Fluß Aras genangen, und
in Persien einen Einfall unternommen; Selbi=
ges hat nicht nur an der Gräntze sich eines
ansehn=
lichen Magatzins bemächtiget, sondern ist auch
nachdeme es alles, was es nicht mit fortbringen
können, versenket und verbraut, mit einer
Beu=
te von 4000. Sclaven beyderley Geschlechts
glüklich zuruke gekommen. Seitdeme haben
sich verschiedene Häupter der Tartar=Horden
der Pforte unterworffen. Jenn Bacha, der
die Armee des Groß=Herrn commandiret, hat
sich auf diese Nachricht in den Marsch gegen
Erserum geschet; und der Schach Nadir oder
Thamas Kuli=Kan, ist gleichfalls, nachdeme er
den Einfall derer Tartarn vernommen, mit
sei=
ner Armee von Erivan an die Cräntzen geruket,
daß man sich also in kurtzem einer blutigen
Bat=
taille vermutet. Den 9. starb alhier der
Rus=
sisch=Kaiserliche Resident, Wieschnielow, und
wurde in der Griechischen Kirche beygesetzt.
Aus Jtalien.
Aus dem Kaiserl. Königl. Haupt=
Quartier bey Pieve del Cairo
26. Sept.
Nachdeme letzthin berichteter massen, der Hr.
Obriste des Cavallerie=Regiments
Berlichin=
gen, dann der Hr. General Graf von Colloredo,
und der Hr. General Feld=Marschall Graf von
Pertusatt mit einer guten Anzahl Truppen über
den Po geschiket worden, nicht allein um des
Feindes Bewegungen zu beobachten, sondern
auch, wo möglich dessen Ubergang über solchen
Fluß zu verhinderen, zumalen aber dieser Flus
auf allen Seiten nicht beobachtet werden
kön=
nen, so hat doch der Feind zwischen Pisarello,
und dem Thurn Negri eine Bruke zuwegen
ge=
bracht, und darauf eine namhafte Anzahl
Trup=
pen herüber marschiren lassen.
Als man solches alhier erfahren, ist alsobald
der Hr. Obriste Buday mit seinen Selavoniern
nacher Pavia geschikt worden, um solche Stadt
zu beschützen, zu gleicher Zeit ist die erfreuliche
Nachricht angekommen, daß Se. Königl. Hoheit
der Groß=Hertzog zum zum Röm. König, und Kaiser
erwehlet worden. Worauf folgenden Tag,
als den 21. dieses sowol von unserer, als der
Königl. Sardinischen Armee, welche beyde in
schönster Ordnung ausgeruket seynd, eine
drey=
fache Salve aus grossen, und kleinen Geschütz
gegeben wurde. Den nemlichen Tag seynd 2.
Battaillonen Warasdiner über den Po nacher
Pavia geschift worden.
Den 22. darauf aber erfuhre man, daß der
Feind mit einer grossen Ubermacht sich an 4.
bis 5. Orten zugleich dieser Stadt genäheret,
und die Mauren überstiegen habe, wordurch
auch der Hr. Obriste Buday mit seinem Volk
sich nacher Pieve di Pignolo zuruk zu ziehen
gezwungen worden. Unser commandirender
General hat hierauf nach gepflogener
Einver=
ständnuß mit dem König von Sardinien die
gantze Armee alsogleich dem bey Monte
Castello, und Bassignana gehabten Lager
auf=
brechen, und
Den 23. in das neue Lager bey Pieve del Cairo
einruken lassen, nachdeme der Hr. General
Baron von Stambach mit einem Regiment
Cavallerie, und einem Regiment Husaren, dann
4. Compagnien Granadierer, und allen
Waras=
dinern, und Selavoniern beordert worden, bis
nach Vigevano fortzuruken, und daselbst eine
Bruke zu schlagen, auch sich jenseits des Po
fest zu setzen.
Desgleichen auch den 24. der Hr. General
Desoffy mit deuen Husaren, und anderen
Com=
mandirten diese Unternehmung zu unterstützen,
ebenfalls nacher Pieve di Pignolo abgeorderet
worden.
Heute und gestern haben wir die bestättigte
Nachrichten, daß der Feind nach besetzter Stadt
Pavia sich wiederum über den Po hinüber zuruk
gezogen.
Neapel 28. Sept.
Der König ist mit dem gesammten Hof=Staat
nacher Portici der Herbst=Lust halber
abgegan=
gen, und hat vorhero dem Fürsten von Riccia
Capua in der Hof=Kappelle dem Orden des H.
Januarii ertheilet.
Livorno 1. Oct.
Wir haben alhier 3. Tag und Nächte hindurch
wegen Erhebung unsers allergnädigsten Landes=
Fürstens auf den Kaiserl. Thron grosse Festinen
gehabt, während welcher Zeit von
anderwei⟨=⟩
ten Neuigkeiten nichts sonderliches eingeloffen.
Den 22. vergangenen Monats ist ein aus 20.
Kriegs=Schiffen 4. Pallandern, und 2. Bran=
dern bestehend Engländisches Geschwader vor
dem Golfo von Spezzia angeraket, welches die
aldasigen Einwohner in nicht geringen
Schro=
ken gesetzet, und liesse der Gubernator von
de=
nen eben zu seinem Glük unweit davon
angelan=
geten 700. Spaniern Hülse begehren, welche
dann auch in aller Eile von denen Fahr=Zeugen,
darauf sie sich befanden 8. Stüke, und 1200.
Tonnen Pulfer an das Land schleppten, und
nebst anderen gemachten Anstalten sich zur
Ge=
genwehr bereiteten; es ist aber unversehens ein
heftiger widriger Wind entstanden, welcher
das Engländische Geschwader von dannen
wie=
der weggetrieben. Den 26. darauf ist solches
Geschwader wieder aldaselbst erschienen, da
in=
dessen auch die gedachte 700. Spanier mit
ih=
ren Schiffen fort, und nacher Genna gesegelt
waren. Es stehet dasselbe nunmehro 8. Mi=
glien von Spezzia entfernet, und hat 800. M.
zu dem Aussteigen auf sich, indessen seynd auch
300. Neapolitaner jedoch meistentheils Kranke,
aus Toscana zu Spezzia angelanget, nachdeme
von selben sowol zu Sarzana als Massa
verschie=
dene gestorben, und gehen zu ihrer Armee.
Florentz 2. Oct.
Die vorgeweste 3. tägige Feyerlichteiten
de=
ren alhiesigen Freudens=Bezeugungen wegen
Erhebung unsers Allergnädigsten Landes=Für=
stens auf den Kalseri. Thron seynd nicht genug
zu beschreiben, man hat nebst prächtigster
Be=
leuchtung der gesammten Stadt an 4. Orten
Wein rinnen lassen, wie auch Brod und Geld
unter das Volk geworfen, und denen armen
Häusern die Erfordernussen zu solchen Freuden=
Festen aus der Cassa deren Gemeinden
freyge=
bigst verschaffet. Anbey ist alle 3. Abend ein
kostbares Feuerwerk loßgebrannt worden, bey
welchen man den ersten Tag die Worte: fine Fine dedi. Den anderten Tag:
Vicit iter darum pietes. Den dritten: Reger
Patriis virtutibus
orbem: in freyer Luft
brennen sahe. Es seynd auch einige Landes=
Verwiesene durch ein Gnaden=Edict zuruk
be=
ruffen, desgleichen denen Militz=Ausreissern,
wann selbe innerhalb 3. Monaten zuruk
keh=
ren, der Pardon ertheilet worden.
Rom 2. Oct.
Mittwochs verfügten sich Jhre Heiligkeit nach
dem Vatican, und nahmen daselbst ein
Mosai=
sches Bild so in die Vaticanische Chor=Kappelle
zu einem Altar=Blat gemacht wird, nebst
de=
ro eigenen von eben solcher Arbeit alda
ver=
fertigten Contrafait in Augenschein, und wird
solches Bild nacher Bologna überschift werden.
Genua 2. Oct.
Sonntags bey anbrechenden Tag kamen 4
bewafnete Sambechin=Schiffe in Begleitung
6. Neapolitanischer Fahr=Zeugen von
mit 397. Tonnen Pulfer, 200. Schei=
den Bley, 12. Stüken, und bey 350. Mann
Spanischer Wachten von Porto=Ercole, alwo
sie den 17. abgelossen, alhier an, mit Bericht,
daß vor dasigen Angesicht kein Engländisches
Geschwader mehr zu sehen seye. Montagser=
fuhre man von Livorno, daß daselbst ein Currier
von Turin an den Engländischen Admiral
an=
gekommen, darauf noch selbigen Tag besagter
Admiral mit 13. Schiffen seines Geschwaders
darunter 4. Bombardier=Schiffe waren, in
hiesiger Anhöhe erschienen, und nachdeme er
den gantzen Tag vor der Küste herum gefahren,
liesse er sich gegen 23. Uhr an, als ob er sich
dem Land nähern wolte. Es wurde hierauf
un=
serer Seits der gewöhnliche Ranche gemacht,
und ein blinder Stuk=Schuß gegen ihm gethan,
zum Zeichen, daß er ausserhalb des
Schuß=⟨Z⟩ie=
les verbleiben solle. Da er nun kein Gegen=
Zeichen gabe, so fienge man an mit Kugeln
hin=
aus zu feuren, welches auch von unseren vor
dem Hafen sich hinaus gefetzten Galeeren, ge=
schahe, um 7. Uhr fienge er an, Bomben
hin=
ein zu werfen, womit er bis halb 10. Uhr
an=
hielte, und wurden 41. solche
⟨B⟩omben
gezeh=
let, die er uns zuschikte; Es geschahe uns aber
andurch nicht der mindeste Schaden. Es
ver=
bliebe auch den gantzen folgenden Dienstag
hin=
durch vor unserem Angesicht, da aber die Nacht
anrukte, verschwande er aus unseren Augen.
Mittwochs sahe man eben dieses Engländische
Geschwader bey Finale, welches Ort sie
gleich=
falls darauf von 16 Uhr bis Mitter=Nacht
bom=
bardirten, sodann aber weiter gegen dem Vor=
Gebürg delle Mele fuhren. Donnerstags
brach=
te eine von erstgedachten Finale hier angelangte
Feluke die Nachricht, daß ohwolen die
Englän=
der bis 240. Bomben aldahin geworfen, doch
nicht mehr als 4. getroffen, mithin auch eben
kein grosser Schade geschehen ware.
Gestern hat man bey berührten Vor=
Gebürg delle Mele viele Feuer=Blitze in
der Luft beobachter, woraus man geschlossen,
daß auch der Hafen Mauritio bombardiret
wur=
de, davon man aber heute durch verschiedene
Fahr=Zenge in Erfahrenheit gebracht, daß das
Engländische Geschwader von Finale gerad nach
St. Remo gefahren, alwo es den 30. um
Mit=
tag angelangt, um 22. Uhr Abends aber zu
bombardiren angefangen, welches bis
anbre=
chenden gestrigen Tag gedauret, ohne daß
man zu dato hievon ein mehrers weis.
Kaiserl. und Königl. Haupt=Quar=
tier bey Casal Monferato von
4. October.
Nachdeme man den 26. dieses die Nachricht
erhalten, daß der Feind mit Stuten und Pontons
sich dem Fluß Tanaro und folglich auch dem Po=
Fluß näherte, so seynd noch selbige Nacht von
unserem zu Pieve del Cairo gehabten Lager die
2. Jnfanterie Regimenter Traun und Vasfi dem
König von Sardinien zu Hülfe geschiket
wor=
ben. Den 27. ruke unsere Armer gegen
Cam=
dio an die von uns bey Bassignana über den Po
geschlagene Brüke, um den Feind auf allem
Fall, da er über diesen Fluß gehen wolte, allen
möglichen Widerstand zu thun, oder
wenig=
sten seine Bewezungen genau zu beobachten,
und sich allenfalls mit der Arme des Königs von
Sardinien zu vereinigen. Die ernannte 2. Jn=
fanterie=Regimenter seynd zwar zur rechten Zeit
bey der Sardinischen Armee eingetroffen, doch
haben sie nicht verhindern können, daß die
Fein=
de in denen Gegenden von Rivarone sich nicht
deren dasigen Anhöhen bemächtigten. Es hat
dem Feind zugleich gelungen, an verschiedenen
Orten über den Tanaro zu gehen. Der Herr
General Graf von Neuhaus, welcher gedachte
2. Regimenter commandiret, hat sich alsobald
mit 4. Battaillonen in Bassignana geworfen; der
General Graf von Schulenburg aber, welcher
eben mit der Armee in vorbesagten Gegenden
des Po=Flusses angelanget ware, liesse er zwey
Battaillonen in das Brüken- Haupt werfen, und
die völlige Cavallerie über die Brüke
marschi=
ren, da aber Seine Excel. beobachtete, daß
nicht allein die Piemontesische Cavallerie, so in
der Ebene unter Bassignana gestanden, sich
würklich zuruk zoge, sondern auch in der
Ge=
gend Rivarone das Schiessen aufgehöret hatte,
schikte er einen Offieier an den Herrn General
Neuhaus, um von demselben zu wissen, ob er
mit seinen Truppen sich mit der Piemontesischen
Jnfanterie würklich vereiniget, und warumen
man bey Rivarone nicht mehr schiessen hörete,
welcher hierauf zuruk melden liesse, daß sich der
Feind unversehens gegen das Centrum der
Sardinischen Armee gewendet, und solche
Ar=
mee mithin zertheilet wäre, dahero
entschlos=
sen worden sich völlig nacher Valenza; uruk=zu
ziehen, mit dem an die Cavasserie gekommenen
Befehl dahin nachzufolgen. Auf welche
Nach=
richt der Hr. General Schulenburg die
Cavat=
lerie wieder über die Brüke zuruk marschiren,
auch das Brüken=Haupt ausleeren, und hierauf
die Brüke selbst abbrennen liesse. Wir
mar=
schirten alsdann alle längs dem Po nach
besag=
ter Stadt Valenza, alwo wir um Mittags
an=
langten, und nunmehro uns in dem Stand
be=
finden, der Sardinischen Armer auf allmalige
Erfordernuß Hülf zu leisten, und uns mit
selbi=
ger zu vereinigen.
Den 28. marschirte die erst=gedachte
Sardi=
nische Armee bis Cerola, die unsere aber bey
Valenza über die Brüke.
Den 29. haben beyde Armen sich vereiniget,
und wir befinden uns nun beysammen in diesem
Lager. Die Feinde haben nichtes sonderliches
vorgenommen, sondern befinden sich noch jenseits
der Stadt Valenza, und haben nur allein in
St. Salvatore eine Besatzung gelegt.
Den 30. ist nichtes merkwürdiges
vorgefal=
len.
Den 1. dieses wurde unsere grosse Bagage
nach Dessana und Vercelli abgeschiket, und
zu=
gleich in Angesicht des Feindes eine General=
Fouragierung unter Bedekung 400. Reitern
glüklich vorgenommen.
Den 2ten schikte man ein Commando von 100.
Reitern nebst einigen Husaren, und
Sela=
voniern jenseits des Po aus, um auch daselbst
dem Feind so viel möglich Abbruch zu thun. Man
vern⟨a⟩hme diesen Tag, daß der Feind bey
Bas=
signana eine Brüke zu Stande gebracht.
Den 3ten brachte eine unserige Parthey einen
Frantzösischen Hauptmann nebst 23. Gemeinen,
wie auch 19. erbeuteten Maul=Thieren und 4.
Pferden alhier ein.
Placentz 4. Oct.
Von der den 25. vergangenen Monats in der
Gegend von Bassignana vorgefallenen Action,
hat man alhier folgende Relation, welche in
kurtzen darinnen bestehet, daß nemlichen, nach=
deine der Kaiserl. commandirende Hr. General
durch die Bewegungen des feindlichen General
Gages sich genöhtiget gefunden von seiner
Ar=
mee einen Theil wegzuschiken, und damit die
Fe=
stungen der Lombardey zu besetzen, und
Mei=
land zu bedeken, die Spanier, so sich zu Pavia
befanden, unversehens über den Fluß zuruk
giengen, und sich eilends mit der Armee des
Jnfanten, und des Generals Maillebois
ver=
einigten, daraufhin solche feindliche Armee in
4. Colonnen abgetheilter die in denen
Gegen=
den von Bassignana sich befundene Königl. Sar=
dinische Armee nebst etwelchen wenigen
Kaiser=
lichen anzugreissen; Montags bey
anbrechen=
den Tag darauf auch würklich die erste
Colon=
ne nach durch gewattenen Tanaro=Fluß zwey
Brigaden der Sardinischen Jnfanterie
übersie=
len, und alsogleich 6. Feld=Stüke, und
eini=
ge Bagage eroberten, da immitteist zwischen
denen Piketern, und, und 3. Granadier=Com=
pagnien ein Scharmützel vorsiele. Es wurden
auch alsogleich 6. Sardinische Cavallerie=
Regimenter genöhtiget sich zu retiriren,
welches in guter Ordnung geschahe, weilen
sie aber durch einen ziemlich breiten Canal
desi=
liren musten, da sie ingleich von denen
Spa=
niern verfolget worden, so geschahe es, daß
verschiedene in dem Morast sich verweilet,
wordurch zehen Officier leicht verwundet
wur=
den, und nur ein einziger Obrist Leutenant von
dem Dragoner=Regiment der Königin viele
Säbel=Hiebe bekame. Von der Sardinischen
Jnfanterie seynd 20. Officiers, und bey 600.
Gemeine gefangen worden, von keiner Seite
aber viele geblieben. Der Kaiserl. Hr. Gene=
ral Graf von Schulenburg, welcher mit seiner
Cavallerie schon über den Po gegangen ware,
um denen Sardiniern zu Hülf zu kommen, hat,
als er diese Begebenheit beobachtet, sich ohne
ei=
nen Mann zu verlieren, nacher Valenza
gezo=
gen, nachdeme er die Bruken hinter sich
abbren=
nen lassen. Der König von Gardinien, zu deme
alsogleich die Kaiserl. gestossen, befindet sich
nunmehro zu Casal=Monferrato, alwo er sich,
wie es scheinet, verstärken, und die Bewegungen
deren Feinden in Obacht zu nehmen, willens
ist. Der Jnfant Don Philipp hat gestern
Va=
lenza angegriffen. Alexandria ist sowol mit
Truppen, als Lebens=Mitteln bestens versehen,
es scheinet aber dermalen noch nichtes zu
beförch=
ten zu haben. Samstags kamen einige
Sardini=
sche Gefangene unter einer starken Begleitung
alhier an, und werden selbe, wie man sagt,
nach Orbitello geführet. Die Officier aber
seynd auf Parola, mit der Erlaubnuß nacher
Weiland zu gehen, entlassen worden.
Aus Groß=Brittannien.
Londen 25. Sept.
Der Hertzog von Argyle, welcher den Lords=
Regenten die erste Nachricht, von der Landung
des Sohns des Prätendenten in Schottland
ge=
geben hat, und seit dem nach Hofe beruffen
worden, ist wegen einer ihm gleich nach seiner
Ankunft zugestossenen Unpäßlichteit noch nicht
allda erschienen. Ob gleich der Hof fast alle
Tage aus selbigen Lande Expressen empfanget,
so erfahret man doch nicht eigentlich, wie die
Sachen alda stehen, und man weiß weiter nichts,
als was verschiedene Particuliers an ihre
Freunde und Correspondenten diesfalls melden.
Also hat man vernommen, daß die Rebellen
Port und Dundee in Besitz genommen; daß sie
gegen Glasgow marschiren; daß sie nicht über
20. Meilen noch von Edimburg entfernet
ge=
wesen, wohin der Abel zu desto grösserer
Si=
cherheit seine beste Sachen geflüchtet hat; das
der Lord Lucheari, welcher seit kurtzem zum
Leu=
tenant bey dem Regiment des Grafen von
Lou=
don ernannt worden, zu dem Sohne des
Prä=
tendenten übergegange, welcher ihr zum
Ob=
rist=Leutenant gemacht; und daß Edimburg
ein Buss und Fast=Tag gehalten werden sollen,
den Allerhöchsten um seinen Beystand anzuruffen.
Heute ward zu Kensington ein grosser Raht
ge=
halten worden, dem der Graf von Stairs und
verschiedene andere Generals beywohneten. An
alle Lords=Leutenants in Engelland, im
Für=
stentum Wallis, und nach Berwig an der Twed
seynd Cireular=Schreiben ergangen, die
Mi=
litz in Bereitschaft zu setzen, um denen
Unterneh=
mungen des Prätendenten zu wider stehen. Heu=
te fruhe haben sich viele junge Cavaliers bey dem
Kriegs=Secretario gemeldet, und sich erboten,
Frey=Compagnien unter sich aufzurichten, welche
ohne Sold dienen sollen, daferne man sie bey
sich ereignenden Fällen weiter promoviren will.
Aus Niederland.
Aus denen Niederlanden 5. Oct.
Jn der Nacht vom 2. bis den 3ten dieses ist
der General=Hauley von der alliirten Armee
mit einem sehr ansehnlichen Detaschement zu
Pferd und zu Fuß zu Halle angekommen. Die
Frey=Compagnie des Grafens von Hort ist
am 3ten dieses des Morgens ausgeschikt
wor=
den, zu denen 200. Granadiers, und 100.
Pferden unter Befehlhabung des Obrist=Leute=
nants Cornabe zustossen, um die Gegenden von
Enghien zu verkundschaften, welche bey
Cer=
tian zwischen Bierke, und klein Enghien ein
Französisches Detaschement von vier hundert
Mann angetroffen, so gleich Anfangs
et=
lichemal Feuer aus ihrer Musqueterie gegeben,
worauf sogleich der Obrist=Leutenant Cornabe
das Fuß=Volk vorruken lassen, welches die
Feinde hertzhaft angegriffen: währenden
An=
grif hat der Capitain Mertenak Mittel
gefun=
den, mit seiner Compagnie, und denen
Caroli=
schen Husaren durch einen kleinen Busch zu
kom=
men, und denen Feinden den Ruk=Weg
abzu=
schneiden, und als sie auf einmal zugleich
loß=
gebrennet, waren solche völlig geschlagen: man
hat von ihnen 2. Capitains, 1. Leutenant, und
59. Gemeine gefangen bekommen’ sodann 43.
Pferde erbeutet; ohne die Verwundeten in
rech=
nen, haben sie viele Leute verloren, man hat
selbe bis an den Parc von Enghien verfolget,
wo mehr als 100. ihrer Verwundeten sich
da=
von gemacht. Unser Seits seynd nur 2. getöd=
tet, 8. verwundet, und 3. Carolische Husaren
geblieben. Die Frey=Compagnien, unterstü=
tzet durch etliche Compagnien regulirter
Völ=
ker seynd am 4ten dieses des Morgens weiter
gegen Enghien geruket, wovon der Verlau
künftig zu vernehmen seyn wird.
Mons 6. Oct.
Die aus Ostende abgezogene, und hier
ange=
langte Besatzung ist von hier abmarschiret, sie=
hat ihren Marsch nach Brüssel genommen.
Man versichert, daß die Franzosen die
Bela=
gerung der Stadt Ath eifrigst fortsetzen, die=
selbe haben angefangen einen grossen Weg von
Chambray bis nach Soignes zu verfertigen.
Der Graf d’ Etres General=Leutenant hat
Ge=
stern mit 8. Escadronen Kürassier, und 20. E=
scadronen Dragoner bey Gislengien gestreift.
Man spricht daß der Engländische General
Hawley, der seit zwey Tagen bey Halle
cam=
piret, die feindliche Truppen verhindert habe,
nach Rivette zu marschiren, wohin der Graf v.
Estres von Marschall von Sachsen seye
com=
mandiret worden. Eine Brigade Jnfanterie
von denen Truppen des Grafen von Löwendahl,
ist nach Eroberung der Festung Nieuport, gegen
Dünkirchen marschiret. Zwey Jnländische
Re=
gimenter haben seit 3. Tagen eben diesen Weg
genommen. Es wird versichert, daß sich alda
ein Corpo von 6000. Mann versammeln werde.
Namur 6. Oct.
Gestern marschirte aus hiesiger Garnison ein
Detaschement 600. Mann stark aus, ob man
nun gleich nicht die eigentliche Ursache dieses
Ausmarsches weis, so mutmasset man doch,
daß ein gewisses Dessein dörfte ausgeführet
werden.
Halle 7. Oct.
Das fliegende Lager des General Hawley
verstärket sich täglich, er hat auch wiederum
einen Zug Artillerie erhalten. Die Franzosen
haben Enghien verlassen, und sich nach
Gislen=
ben gezogen. Heut ist der General Hawley
nach Soignies marschiret.
Aus dem Haupt=Quartier der
Al=
liirten Armee Vilvorden 7. Oct.
Gestern langte Jhro Durchl. der Printz
Frie=
drich von Hessen=Cassel, welcher die Hessische
Truppen commandiret, nebst der dritten
Colon=
ne gedachter Hessischer Truppen zu Mechlen, und
hierauf in hiesigem Haupt=Quartier an. Kaum
war dieser Printz alhier angelanget, so wohnte
er einem Kriegs=Raht bey, welchem Jhre
Königl=Hoheit der Printz von Cumberland, der
Feld=Marschall Hr. Graf von Königsegg, der
Hr. Fürst von Waldek, und andere hohe
Gene=
rals=Personen beywohnten. Die Hessische
Ca=
vatterie wird heute bey Hemberg campiren. Am
Montag hat man den Marquis von Braßac,
Capitain bey der Reiterey des Regiments
Cler=
mont=Tounerre, den Grafen von Haurignan
Capitain des Regiments von Asfeld, und den
Hrn. de la Nuege, Cornet im Regiment des
Grafens von Egmont, welche unsere Truppen
bey Certian zu Kriegs=Gefangene gemacht, al=
hier eingebracht. Der Capitain de
Monbou=
cher aber ist, weil er sehr gefährlich blessiret
worden, auf gegebene Parole zu Enghien zuruk
gelassen worden.
Brüssel 8. Oct.
Gestern fruhe ist die in Ostende gelegene
Be=
satzung alhier angelanget, hingegen seynd an
eben diesem Tag das Regiment Smissart, ein
Detaschement von der Engländischen Garde zu
Fuß, das Regiment Mordanet, und Harrison
zur Allirten Armee von hier abmarschiret.
Aus dem Russischen Reich.
Peterburg 7. Sept.
Die prächtigen Festivitäten der hohen
Ver=
mählung Jhrer Russisch Kaiserl. Hoheiten, des
Groß=Fürsten, und der Groß=Fürstin, dau=
ren fort, und aller Gedanken seynd
gegenwär=
tig eintzig und allein damit beschäftiget. Jn=
dessen vernimmt man, daß Jhro Majestät die
Russ. Kaiserin beschlossen haben, Dero See=
Macht zu vermehren, und in einen noch
besse=
ren Stand zu setzen, zu welchem Ende man
davon redet, daß eine Anzahl fremder Schif=
Leute in Dienst genommen werden solle. Jh=
ro Durchl. die Fürstin von Anhalt=Zerbst, Mut=
ter Jhrer Kaiserl. Hoheit der Groß=Fürstin,
und der Printz August werden nach geendigten
Vermählungs=Feste wieder nach Teutschland
gehen. Der Vice=Cantzler Graf von
Woron=
zow ist auf Anrahten seiner Aertzte entschlossen,
zur Wiederherstellung seiner Gesundheit noch
diesen Herbst sich nach Montpellier zu begeben.
Aus Schweden.
Stokholm 17. Sept.
Am 13. dieses ist zwar der Hof=Cantzler
Graf Piper, von dem König, zu deme er
ge=
gangen war, anhero zuruk gekommen, gestern
aber mit Sr. Königl. Majestät Erlaubnuß nach
Schonen auf etliche Wochen wieder verreiset.
Sonst haben Se. Königl. Majest. beschlossen,
und zugestanden, daß die Portugesische Jüdische
Nation sich mit allen Freyheiten zum Flor des
allgemeinen Commercii, und zu besserer
Circu=
lation deren goldenen, und silbernen Species,
und des Wechsels, zu Gothenburg niederlassen
möge.
Aus Dännemark
Copenhagen 25. Sept.
Gestern Nach=mittags laugte der mehreste
Theil der Königl. Reis=Equipage alhier an,
und gegen Abend ist unsere allergnädigste
Kö=
nigl. Herrschaft selbst zur grösten Freude aller
hiesigen getreuen Unterthanen, auf dem Lust=
Schlosse Friedrichsberg, bey allerhöchstem
Wol=
seyn eingetroffen.
Coppenhagen 2. Oct.
Verwichenen Donnerstag ist die traurige
Nachricht eingetroffen, daß eines von denen
Schwedischen Retour=Schiffen aus China, in=
deme es eben in den Hafen von Gottenburg
ein=
lauffen wolte, untergegangen, wobey jedoch
die Schif=Leute gerettet worden.
Aus Teutschland.
Frankfurt 11. Oct.
Nachdeme es Jhro Röm. Kaiserl. Majestät
allergnädigst gefallen, heute von Einem Hoch=
Edlen Raht und der gesammten Burgerschaft
die Huldigungs=Pflicht anzunehmen, so wurde
gestern von denen Cantzeln, und des
Nachmit=
tags unter Pauken=und Trompeten=Schall
sol=
ches verkündiget, und das weitere, um guter
Ordnung willen, verordnet. Sobald nun
heu=
te die Sturm=Gloke von 7. bis. 8. Uhr geläutet
worden, und die Soldatesca vor dem Römer
ihre Posten besetzet, versammlete sich die Löbliche
Burgerschaft Quartier=weiß nach und nach
auf dem Römerberg. Und als Jhro Röm.
Kaiserl. Mai. nach 10. Uhr sich auf den
Rö=
mer erhoben hatten, so legte vorerst ein Hoch=
Edler und Hochweiser Raht, und als
Aller=
höchst=Dieselben um 11. Uhr auf dem prächtigen
vor dem Raht=Haus aufgerichteten Throne Sich
niedergelassen, auch die Löbl. Burgerschaft,
nach der an selbige gehaltenen schönen Anrede,
und vorgelesenen Eides=Formul die Huldigung
ab. Worauf sogleich 100 Stüke um die
Stadt abgefeueret wurden, und die Löbl. Bur=
gerschaft, nach vorhergangenen Hertz=innigem
vielfältigem Vivat in guter Ordnung, Ruhr
und Stille sich wieder nach Hause verfüget.
Jhro Maj. die Röm. Kaiserin haben im Hause
Limburg disen Actum mit anzusehen allergnädigst
geruhet. Gestern seynd Jhro Hochst. Durchl.
der Printz Wihelm von Hessen Cassel alhier
an=
gelanget, diese Nachmittag aber die
Nürnber=
gische Herren Deputirte mit denen Jnsignien
wieder von hier unter der gewöhnlichen
Beglei=
tung abgereiset.
München 11. Oct.
Morgenden Tages wird das höchste Namens=
Fest Maximiliam, Jhro Churfürstlichen Durchl.
unse⟨r⟩s gnädigsten Herrn, bey Hof mit einem
be=
sonderen Hoch=Amt feyrlich begangen werden;
jedoch wird keine Gala verstattet, sondern es ist
sammentlichen Ministers und Cavaliers in
schwartzen Kleidern zu erscheinen angesagt
wor=
den. Nachdeme Jhro Chur=Fürstliche
Durch=
leucht unser gnädigster Herr, des Kaiserlichen
Kammer=Herrn Grafen von Auersperg mit
ei=
nem kostbaren Ring gnädigst beschenket, ist
sol=
cher nach erhaltener Abschieds=Audientz
wiede=
rumen von hier abgereiset; dahingegen
Sam=
stags Jhro Excell. Herr Obrist=Stallmeister
Graf von Tättenbach von Dero Herrschaften
wie=
derum glüklich alhier angelanget ist.
Leiptzig 12. Oct.
Nachdeme die Beantwortung des ohnlängst
wider den Königlich=Polnischen und Churfürstl.
Sächsischen Hof bekannt gemachten Königl.
Preussischen Manifests unter folgenden Titul
heraus gekommen: Gründliche Anmerkungen
ü=
ber das in Berlin 1745. durch den Druk
be=
kannt gemachte so betitulte Manifest Sr. Königl.
Majest. in Preussen gegen dem Chur=Sächsi=
schen Hof Dresden in Monat Sept. Anno 1745.
Als wird dem Publico hiermit zur Nachricht
wissend gemacht, daß man von Seiten des Kön.
Polnisch=und Chur=Sachsischen Hofs, ausser
der odangeführten Beantwortung an allen
übri=
gen Piecen, welche zeithero wider gedachtes
Preussisches Manifest verschiedentlich im Druk
erschienen, oder noch erscheinen möchten, kei=
nen Antheil nehmt.
München 13. Oct.
Das allgemeine Vergnügen an gestrigen
höchst=erfreulichen Namens=Fest Jhro Churfl.
Durchleucht, unsers allergnädigsten Herrn,
ware unter andern aus der über alle massen
zahlreichen Ante=Camer deutlich abzunehmen,
welche dergestalt zahlreich von hohen Ministers
und anderen Personen von Distinction sich
be=
fande, als jemals gesehen worden. Jhro
Churfürstliche Durchleucht erwiesen bey diesen
Festin dem wegen Seiner unzahlbaren
Meri=
ten, und Patriotischen Eisers Höchst=verdienten
Minister, Herrn Johann Maximilian
Ema=
nuel Frantz Adam Xaverio Pancratio, Grafen
von Preysing, Frey=Herrn in Alten=Preysing,
genannt Cranwinkel, Herrn auf Hohen=Aschau /
in Ober=und Nieder=Bayern, auch des
Hochst=
freyen Reichs=Stift Freysingen Erb=Schenken,
Weil. Jhro Röm. Kaiserlichen Majestät, und
nunmehro regierender Churfl. Durchleucht zu
Bayern würklichen geheimen Conferentz=Raht,
und Obrist=Kammerern ⁊c. die ausnehmende
Gnade Denselben in Gegenwart derer
anwesen=
hohen Minister zu Dero Obrist=Hof=meister
gnä=
digst zu declariren. Von anderen vermuteten
hohen Promotionen ist dabey nichts vorgefallen,
ausser daß 21. Churfürstl. Kammer=Herren
re=
solviret, und denen neun anwesenden der
Schlüssel übergeben wurde, welche letztere in
alphabetischer Ordnung ohne Präjuditz des
Ranges, nachfolgende gewesen: Herr Christian
Frey=Herr von Herold, Obrist=Wachtmeister
bey dem Leib=Regiment; Herr Maximilian
Frey=Herr von Lerchenfeln, Hauptmann bey
dem Leib=Regiment; Herr Carl Joseph von
Ber=
gles auf Welhartitz; Herr Lenus Maria de
Pol=
cenigo, Hauptmann bey dem Leib=Regiment;
Herr Philipp Frey=Herr von Ratzenhausen,
Granadier=Hauptmann bey dem Leib=Regiment:
Herr Ferdinand Graf von Sallaburg, Drago=
ner=Hauptmann; Herr Ferdinand Frey=Herr
von Schrenk, auf Jnghoffen; Herr Georg
An=
ton Frey=Herr von Stingelheim, Hauptmann
von Hohenzollerischen Dragoner=Regiment.
Die Namen derer Anwesenden werden mit
ehi=
sten folgen. Von Jngolstadt vernimmt man,
daß gegenwärtig der 20. dieses Monats zur
würklichen Evacuation dasiger Festung
determi=
niret seye, und haben bereits das Printz
Cle=
mentische, und Sachsen=Hildburgshausische
Re=
giment Ordre in dortige Besatzung zu
mar=
schiren.
Wien 23. October. 1745.
MJttwochs den 20. October wurden wegen
eingefallenen Jahr=Tags des höchst=be=
trübten Hinscheiden Weil. Röm. Kaisers Caroli
VI. höchst seeligen Gedächtnuß, dahier in=und
vor der Stadt in allen Klöstern, und GOttet=
Häusern Vor=mittags von 9. bis 10. Uhr die
Gloken geläutet, und hierauf in dem GOttes=
Haus derer WW. EE. PP, Capucinern am
Neuen=Markt, als der Durchleuchtigsten Ertz=
Hauses von Oesterreich gestifteten Ruhestat, die
gewöhnliche Exequien gehalten, da sich zu
Jh=
rer Majestät der Verwittibten Röm. Kaiserin
Elisabetha Christina der gesammte Adeliche
Hof=
Staat in tieffester Trauer erhaben, auch
vi⟨ele⟩
andere hohe Standes=Personen zu gegen
gewe=
sen; Jhro Verwittibten Kaiserliche Maj. aber
wegen Dero Unpäßlichkeit seynd dem Gebett in
Dero Retirade obgelegen, und in allen GOttes=
Häusern viele H. Messen gelesen worden.
Diese 3. Tagen hindurch seynd viele hohe
Standes Personen, wie auch viele Hof und
an=
dere Herrschaftliche Officiers, Domestiquen,
und Bagage auf der Donau alhier angelanget.
Auch werden Jhre Durchl. die Printzessin
Char=
lotte von Lothringen zukünftigen Mittwoch
al=
hier erwartet; Höchst=Dieselbe seynd den 18.
dieses von Frankfurt abgegangen. Die
Stati=
ones seynd für Jhro Durchl. den 18. Frankfurt,
Hanau, Dettingen, Aschaffenburg. Den 19.
Rohrbrunn, Eselbach, Römlingen, Würtzburg.
Den 20. Ritzingen, Besenheim, Langenfeld,
Neustadt an der Asch. Den 21. Fahrnbach,
Nürnberg, Feucht. Den 22. Posbauer, Dei=
ningen, Hemau, Regenspurg. Den 23. Pfad=
ta, Straubingen Platlingen, Osterhofen. Den
24. Vilshofen, Passau. Den 25. Epsenbirn,
Entzkirchen, Bayerbach, Efferding. Den 26.
Lintz, Enns, Sternberg, Amstätten, Kemel=
bach, Mölk, Den 27. St. Pölten, Perschling,
Sigharts=Kirchen, Purkerstorf, und von dar
nach Wien.
Man siehet auch noch viele Commandirte der
Hungarischen Cavallarie=und Jnfanterie zu
Wasser aus dem Reich alhier eintreffen, welche
schleunig weiters nacher Hungarn abfahren, um
die gewöhnliche Recruten=Werbungen aufzu
schlagen.
Durch sichere Nachricht aus der Türkey
ver=
lautet daß zwischen denen Türken und Pesianern
ein hitziges Treffen vorbey gegangen, wobey
bede Nationen ihre Tapferkeit Standhaft
er=
wiesen, und fast gleicher Verlust sich zeiget, doch
rühmen sich die Persianer, den Wahl=Platz
be=
hauptet zu haben.
NB. Jn einem Extra=Blat ist der Bericht
von der zu Fankfurt am Main am 4. dieses
glüklich vollbrachten Kaiserlichen Krönung zu
ersehen.
NB. Bey dem Verleger des Wienerischen
Diarii ist nunmehro das Register der
vollstän=
digen letzteren Jlluminations=Beschreibung,
so bey Gelegenheit unseres Allerdurchlgsten
an=
derten Ertz=Hertzogs Carls vergangenen
Früh=
ling alhier zu sehen gewesen gratis zu haben,
das antze Werk aber kostet ungebundener 3. fl.
die einzele Bögen aber das Stuk 3. kr.
Lista deren Verstorbenen zu Wien in=
und vor der Stadt.
Den 17. October.
Jn der Stadt.
-
Dem Hrn. Pet. Grangoni, Burgerl. Handels=M., s.
K. Bart., bey der weis. Rosen in der unteren Be=
ken=str., alt 2. J. -
Anna Maria Halterin, Burgerl. Wiltwe, im
Schot=
ten=Hof, alt 81. J.
Vor der Stadt
-
Susan. Deimin Burgerl. Witwe, in ihrem H. am
Spitalberg, alt 74. J. -
Dem Lorentz Hofpauer, Caffe=sied., s. W. Anna, in
s. H. im Lerchenf., alt 30. J. -
Christian Wenigati, Schneid., im Andlerisch. H. am
Neubau, alt 40. J.
Den 18. Octob.
Jn der Stadt. Niemand.
Vor der Stadt.
-
Dem Georg Dichtl, Luft=gart., s. S. Michael, im
Schreyvoglis. Gart. in der Leopoldst., alt 12. J. -
Dem Jerem. Bogl, Woll=schl., s. K. Georg, bey dem
weis. Lämmel am Neustift, alt 3. J. -
Dem Andre Mayerl., Schuhmach., s. W. Theres., im
Kirschneris. H. auf der Wied., alt 38. J. - Frantz Bruder, alt 55. J., bey denen FF. Mis.
-
Dem Urban Wagner, Reit=kn., s. K. Rosina, bey dem
gold. A. B. C. bey Maria=Hülf, alt 4. J. -
Dem Pet. Thurnhofer, Tagw., s W. Barb., im
Hof=Satleris. H. zu Gumpendorf, alt 60. J.
Summa 6. Personen / darunter 2. Kinder.
Den 19. Octob.
Jn der Stadt.
-
Fr. Rosal. von Kienast, Wittwe, im Kirchschlageris.
H. am Saltz=gries, alt 40. J.
Vor der Stadt.
-
Dem Augustin Reimel, Mahlern, s. K. Georg, bey dem
gold. Engel am Neustift, alt 7=v. J. -
Dem Georg Erlinger, Gold=Pletnern, s. K. Barb. bey
dem gold. Kreutz im Lerchenf., alt 6=v. J. -
Ludw. Wolfgang, Bildhauer, im Schotten=Gart. bey
St. Ulrich, alt 55. J. -
Dem Jacob Waterspinder, Tischlern, s. K. Barb. im
Stukadoris. H. am Neustift, alt 3. J. -
Dem Jos. Schwoll, Schneid., s. K. Jos., in der
Hein=
mühl an der Wien, alt 1. J. -
Dem Math. Wichtl, Schuh=mach., s. K. Elisab., bey
denen 3. Pomerantzen am Neustift, alt 4. J. -
Mart. Rauch, Bier=leut=geb, bey der blauen Flaschen
im Lichtenth., alt 53. J. -
Phil. Ernst, Lakey, bey denen 2. Schweitztern bey
Ma=
ria=Hülf, alt 32. J. -
Dem Jacob Gattinger Mauer=ges. se. S. Thomas,
bey dem schönen Brunn im Lichtenth., alt 12. J. -
Barb. Roht=helferin, ar. W., im Althanis. Gart. aus=
ser der Rossau, alt 60. J.
Aus Teutschland.
Extract=Schreiben eines Officiers von der
Kaiserl. Armee am Nekar vom 29. Sept.
ES ware am 27. Nach=mittags um 4.
Uhr, da unsere grosse Röm. Königin
ihren Einzug, unter Läutung aller Gloken zu
Heidelberg hielte. Die Burgerschaft zu Fuß,
und zu Pferde empfienge sie im Gewehr. Die
Die Administration bewillkommete sie Teutsch,
und die Universität Lateinisch, und sie
anwor=
tete jeder in eben solcher Sprache. Das Volk
begleitete sie nach ihrem Quartier unter sehr
grossem Zuruf, und Freuden=Geschreye. Die
Menge vornehmer Fremder, die sie zu sehen
ge=
kommen, ware so groß, daß Jhro Majestät
Quartier sie nicht zur Helfte fassen konte. Es
wa=
ren ihrer eine grosse Anzahl von Mannheim
zugegen, ob man gleich an solchen Tage
ei=
nen masquirten Ball auf der Mühlauer=Jn=
sul daselbst gabe, und ein noch wichtigere
Ursache sie hätte abhalten sollen, sich hier zu
zeigen. Der Chur=Fürst von der Pfaltz hatte
den Hern Baron von Baden, seinen Ober=
Hof=meister, abgeschikett, Jhro Majest. die
Königin zu complimentieren, ohne daß ihme
eine gleiche Commission an Jhro Majest. den
Röm. Könige aufgetragen worden. Jhro
Majest. die Röm. Königin liesse ihme also
melden, sie könte von denen, welche ihrem
Gemahl nicht den schuldigen Respect erweisen,
keine Complimenten annehmen. Den andern
Tag stellte sich die Armee auf einem Terrain
hinter dem Lager unten an dem Gebürge in
Schlacht=Ordnung. Jhro Majest. die
Kö=
nigin langte um 9. Uhr daselbst an, und fande
vor dem ersten Escadron Dragoner des
lin=
ken Flügels Se. Majestät den Röm. König,
der sie mit dem Degen in der Hand nebst
de=
nen beyden Feld=Marschallen empfienge. Jh=
ro Majest. befanden sich alleine in einer
offe=
nen Calesche, welcher einige Kutschen, und
eine unzehlige Menge zu Pferde folgten. Jh=
ro Majest. der König begleitete sie rechter
Hand längst der Linie, und gienge, als er
in das Hannöverische Corp kame, ein wenig
voraus, und stellte sich mit entblösten Degen
an dessen Spitze, die Königin allda zu
em=
pfangen. Eben dergleichen thate er, als er
in dem Holl. Corpo kame. Nachdeme Jhro
Majest. die Königin vor der Fronte der
gan=
tzen ersten Linie passirten, und die zweyte auf
gleiche Werse gesehen, begabe sie sich auf eine
Anhöhe, davon man beyde Linien rechet, und
links betrachten konte, und hatte daselbst das
Vergnügen, das schönste Lauf=Feuer zu sehen,
das noch jemals gemacht worden. Vorhero
wurden 100. Canonen abgefeuret, hierauf
gienge das Feuer von der rechten ersten
Li=
nie bis zur linken, und von der linken der
zweyten bis zur rechten. Dreyhundert
Sal=
ven aus hundert Canonen, die zu denen
be=
stimmten Zeiten geschahen, machten den
Be=
schluß. Jhro Majest. verfügten sich sodann
von der Höhe herab, und kamen wieder vor
das Centrum der ersten Linie, wo sie sich in
eine offene Kutsche setzten. Kurtz hernach
trin=
nete sich die erste Linie im Centro, und
deß=
lirte rechts, und links zu gleicher Zeit zu
bey=
den Seiten vor Jhro Majest. Kutsche. Der=
gleichen geschahe auch von der zweyten Linie,
und ob gleich ein gewaltiger Staub ware,
warteten Jhro Majestät doch 2 guter
Stun=
den, bis daß der letzte Mann vorüber ware.
Hierauf erhabe sich Jhro Majest. die Königin
nach dem Pavillon, der vor dem Centro der
ersten Linie errichtet ware, und wo Jhro Maj.
der König, der voraus gegangen, Jhro Maj.
bey dem Aussteigen aus der Kutsche empfienge,
auf Dero Kleidern eines Fingers hoch Staub
lage. Als Jhro Maj. sich unter eines deren Zelin.
welche um den Pavillon herum warenh
reti=
ciret, Dero Kleider abschütteln zu lassen, ka=
men Sie nach dem Pavillon zurüke, wo man
schon ein grosses Mittags=mahl zu bereitet
hat=
te. Jhro Majest. die Königin nahme an der
Tafel zur rechten des Röm. Königs Platz,
und zu Dero Seite sasse die Durchleuchtige
Printzessin von Darmstadt. Der Printz
von Baden ware in der Uniforme seines
Re=
giments Jhro Majest. dem Könige zur linken;
die übrige Tafel ware von denen Damen,
Ministern, und General=Leutenants besetzet.
Se. Excell. der Feld=Marschall, Graf von
Traun, tractirte unter seinem Zelte, desglei=
chen auch verschiedene andere Herren Generals.
Nach der Tafel wolte Jhro Majest. die
Kö=
nigin auch das Lager besehen. Sie setzte sich
wieder in ihre offene Chaise, und fuhre vor
der Fronte der ersten Linie vorüber. Jhro
Majestät. schienen es nur bey dieser zu thun,
die zweyte aber merkte es, und gebrauchte sich
einer List, sie ebenfalls dahin zu bringen. Die
Regimenter Stahrenberg, und Wolffenbüttel
illuminirten ihr Lager mit so viel Lampen, Lich=
tern, und Fakeln, als sie zusammen bringen
könten. Weilen nun die Abend- Demmerung
schon eingefallen ware, bemerkte Jhro Maj.
die Königin die Erleuchtung, und unterliesse
nicht, sich von der ersten Linie zur andern
zu verfügen. Jhro Majestät haben zu
Er=
haltung des Andenkens unter denen Truppen,
Sie das erstemal bey der Armee gesehen zu
haben, einen Gulden an jeden Mann
aus=
theilen lassen.
Breßlau 5. Octob.
Der entseelte Leichnam des in dem Treffen
bey Praußnitz in Böhmen gebliebenen
Prin=
tzen Albrechts von Braunschweig=Wolffenbüttel
in gestern anhero gebracht worden, und wird
nächstens weiter abgeführet werden. Die bis
jetzo bekannt gewordene Liste derer in diesem
blutigen Treffen au dieser Seite gebliebenen,
und blessirten hohen Officiers ist folgende.
Todte Staabs=Officiers: General=Major v.
Blanckensee, und dessen Sohn, der Adjutant;
der Obriste von Bunsch, von Marggraf Carl;
der Obriste von Blanckenburg, von la Motte;
der Obriste von Ledebour, von Buddendrock;
der Major von Jngerleben, von Kalstein;
der Obrist=Leutenant von Wedel, von dem
Gar=
de Reg.; Printz Albrecht von Branunschweig;
der Obriste von Bredau, von Gens d'Aemes.
Blessirte: Der Obrist=Leutenant von Langen,
von der Garde; Obriste von Forcade; Gene=
ral=Major von Schmettau; Printz Ferdinand
von Braunschweig; Major von Kahlen; Ma=
jor von Oppen, vom Printz von Preussen.
Prag 16. Octob.
An Seiten der Kaiserl. Königl. Hungari=
schen Armee in Böhmen siehet man alhier von
zuverlässiger Hand eine besondere Relation
über den bey Gelegenheit der unterm 30.
Sept. in der Gegend von Praußnitz in
Böh=
men zwischen der Kaiserlich=Königl. Hunga=
risch=Böheimischen Armee einer=und Königl.
Preussischen anderer Seits vorgegangenen
Ba=
taille, bey dem Löbl. General=Feld=Marschall=
Leutenant=Graf=Nadastischen Corpo
insonder=
heit beschehenen Vorfall.
Nachdeme der Printz Carls von Lothringen
Hoch=fürstl. Durchl. auf vorhero genommene
Berahtschlagungen mit des Herrn Hertzogens
von Ahremberg, und Fürstens von Lobkowitz
Fürstliche Gnaden und genugsamst=beschehener
Recognoscirung de concerto mit des Herrn
General=Feld=Marschall=Leutenants Grafen von
Nadasti, Excell. in allermöglichster Geheim
dahin überein gekommen, daß sie den
Gegen=
theil zwischen den 29. und 30. Septemb. in
sei=
nem zwar vortheilhaften Lager angreiffen, und
zu einer Bataille nöhtigen wollen, so seynd
alle Vorkehrungen dazu ohne Anstand
bewerk=
stelliget, und die bey Königshofen gelagert
ge=
weste Armee solchergestalt geschwind in Marsch
gesetzet worden, daß der Gegentheil sich in
seiner gehabten Position aus mehr als 50.
schweren Stuken viel eher canonirt gesehen,
als selbiger unsere durch lauter verdekte Wege,
und Waldungen bewürkte Annäherung, und
würkliche beschehene Occupirung dortiger
An=
höhen nur im mindesten wahrnehmen können.
Aus welchen klugen Veranstaltungen dann die
unpartheyische Welt gar leicht entziffern wird,
daß solche mit dem glüklichsten Succes
beglei=
tet worden; und will ich meines Orts
glau=
ben, es werde das Publicum von dieser Action
eben da jenige Urtheil fällen, welches
ehe=
dessen von dem bekannten Vorfall bey
Czas=
lau gefählt worden, nemlich daß des Printz
Carls Durchl. hiebey mehr Vortheil, und
Eh=
re, als durch zwey Siege erworben haben.
Gleichwie aber der bey der Haupt=Armee
selbst hiebey beschehene gantze=Vorgang bereits
von andern umständlich mitgetheilet worden,
so muß ich meines Orts nur dieses noch beyfügen,
daß der Gegentheil durch den so unvermutet,
und vigoreus beschehenen Angriffe in sehr üble
Umstände versetzet worden Jm übrigen aber
das jenige, was zu gleicher Zeit von Seiten
des Löbl. General=Feld=Marschall=Leutenants
Graf von Nadastischen Corpo passiret, als ein
gegenwärtig gewester Augen=Zeuge so
umpar=
theyisch als umständlich berühren: woraus der
Geneigte Leser sodann die Bekräftigung von
allem, und wie sehr die Preussische Armee im
Gedränge gewesen seyn müsse, des mehrern
Jnhalts deutlich ersehen wird. Diesem Hrn.
Generaln nun wurde denen concertirten
Haupt=Jdeen zu folge mit seinem
unterhaben=
den Corp währender Action die Preussisische
linke Flanque zu attaquiren aufgetragen; zu
welchem Ende selbiger dann 4. Canonen auf
vorgehabte Anhöhen pflantzen, und den
Ge=
gentheil damit so gluklich beschiessen lassen,
daß selbiger sein gantzes Lager darüber zu
ver=
lassen, und sich in aller Eile gegen seinen
rech=
ten Flugel zu retiriren bemüssiget befunden.
Hiebey ist leicht zu erachten, daß selbigen bey
einer so geschwinden Retirade von denen, un=
ter Anführung beyder Herren General=Ma=
jors, Fürstens von Esterhazy, und von
Mo=
rotz, bereits in Bereitschaft gestandenen
Hu=
saren=Regimentern in Nach=hauen kein
gerin=
ger Abbruch, und Schaden müsse seyn
zugefü=
get worden. Zumalen wann man erweget,
daß alles dieses gleichsam in einem Augenblik,
und so plötzlich geschehen, daß selbsten der
König von alt seiner Bagage nicht das
min=
deste salviren können, und bey nahe seinen
gan=
tzen Hof=staat, und übrige Bediente, und
Do=
mestiquen zu Kriegs=Gefangenen gemacht, und
sonsten auch nebst der Königl. des Printzens
von Preussen, und des Printz Heinrichs gantze
Bagage, und Hof=staat, samt der Cantzley,
und 1. Haubitz von denen Husaren erobert
worden seynd, wie solches angefügte
Specifi=
cation mit mehrerm bezeuget. Und hat bey
dieser so glüklich beschehenen Attaque Hr. Obri=
ster, und Commandant des Löbl. General
Gy=
lanischen Regiments, Graf Niclaus Esterhazy,
mit all=lobenswürdiger Bravour, nebst Hrn.
Obrist=Wacht=meister Czobel, des Löbl. Graf
Nadastischen Regiments die Avant=Garde
ge=
führet, welchem auch obberrührte Haubitz
gleich Anfangs in die Hände gefallen ist. Wie
zumalen der Ansschläg auch von denen am
al=
lergeschiktest concertirten Affairen dannoch
du=
bieus verbleibet, und mehrmalen von dem
blossen Glüke abhanget, angesehen der
An=
fang einer Unternehmung zwar in unserem
Kräften stehet, dessen Fortgang aber das Glüke
entscheidet: auch zum östern eine wunderbare
Kleinigkeit, ein Staub, ein Nebel, ein Blitz,
eine unvermutete Bewegung, ein eintziges
Wort, ein blinder Lärmen, ja so gar ein
blos=
ses Nichts die wichtigsten Veränderungen nach
ssich ziehen, und den Sieg, würken kan; so haben
des Herrn General=Feld=Marschall=Leutenants,
Graf von Nadasti, Excell. in dessen
Erwe=
gung, den Gegentheil bey vorgewalteten
Um=
ständen allen Vortheil abzulauffen, und
son=
sten auch all möglichen Schaden, und Abruch
zu zufügen, keine Zeit verabsäumen wollen,
und in solcher Absicht sein verlassenes Lager
zu plündern, und in Brand zu steken
befoh=
len. Da es dann geschehen, daß zu gleicher
Zeit über 100. Preussische Amunitions=Wä=
gen, welche man nicht fortbrigen können, in
die Luft gesprenget worden seynd.
Specification derer bey Gelegenheit der in der
Gegend von Praußnitz den 30. Sept. 1745.
vorgefallenen Baiaille von Seiten des
Löbl. General=Feld=Marschall=Leutenants
Graf Nadastischen Corpo, gemachten Kriegs=
Gefangenen:
1. Königl. Flügel=Adjutant von Czeezwicz.
2. Leutenants, Herr von Buttler, und
Lach=
stein. 1. Geheimder Cabinets=Raht Eichel.
1. Hof=Raht, Kesser. 1. Geheimder
Secre=
tarius, Kopper. 107. Königl. Hof=und Stall=
Bediente. 1. Page von den Printz von
Preus=
sen, Namens von Diezenhof. 4. Bediente
von des Printzen Heinrichs Hof=Staat. 6.
Bediente von Jhrs Hoheit Marggraf Carls
Hof=Staat. 1. Bedienter des Geheimen
Cabinets=Rahts Eichel. 3. Bediente von dem
Geheimen Raht Müller. 1. Bedtenter von
dem Kammer=diener=Sicocky. 44. Unter=Offi=
ciers, und 195. Gemeine von der Jnfanterie.
8. Gemeine von der Cavallerie. 23. Königl. Wä=
scher=Weiber. 53. andene Officiers=Knechte. 35.
meine Kriegs=Gefangene. Summa deren
Kriegs=Gefangenen: 490. Köpfe.
NB. Bey Hrn. Johann Jacob Lidl, Kupfer=
stechern zwischen dem hohen Markt, und
Ju=
den=Platz in dem Stern=Hof im Schulter=
Gässel ist zu haben:
Abbildung der prächtigen Krönung Jhro
Römischen Kaiserl. Majestät FRANCISCI I.
in St. Bartholomäi Stifts=Kirchen zu
Frank=
furt am Mayn den 4ten Octob. 1745. sauber
in Kupfer gestochen, in grossen Bogen das Stük
schwartz pr. 10. Kr. illuminirter pr. 17. Kr.
Jtem: Eine Land=Karte von Ursprung bis
Einschlus des Po=Stroms, worauf alle diß und
jenseits ligende Landschaften als das gantze
Pie=
montesische, Mailändische, Parmesanische, Mo=
denesische, Genuesische und Venetianische
Ge=
biet, samt ein Theil von Päpstlichen, folgsam
die gantze Lombardie in sich haltend, bey
gegen=
wärtigen Kriegs=Läuften höchst nutzbar, das
E=
xemplar pr. 1. fl. 8. Kr. in Futeral pr. 1fl. 24. Kr.
NB. Das zu Ober=Döbling ligende Orssetische
Haus wird auf den 5ten nächst=künstigen Monat
Nov. saumt zu gehörigen, als Mobilien, Zier=
Obst, und sechs=vierl Weingärten auf dem Raht=
Hans dem Meist=Bietenden verkauffet werden.
NOTIFICATION.
NAchdeme derer Herren Staaten in Utrecht 26. Lotterie in 4. Classen bestebens, die 3te Claß
den 27. Sept. gezogen worden, davon unten specificires zu sehen, welche von Rum. 3001.
5101., 7501., 12801., 13801. u. 16901 mit Preisen heraus gekommen (nächst künftigen 1. Nov. 1745
aber die vierte Claß gezogen wird, in welcher die grösten Preiß 40000., 20000., 10000, 5000.
2. à 3000. 2 à 2500. 4. à 2000. 8. à 1500. und 45. à 1000. fl. Holländisch. Als werden wie
ge=
wögnlich die Preise 4. Wochen nach der Ziehung ausgezahlt, und belieben die Herren
Jnteressen=
ten die Renovation ihrer Loose bis 12. Nov. 1745. mit 18. fl. bey Herrn Scholtz Kaiserl.
Niederlägern im Cölner=Hof zu besorgen widrigens solche der Lotterie Cammer anheim fallen,
anbey seynd auch Kauf=Looß in dieser 4. Claß à 25. fl. zu bekommen. Wien den 23. Octob. 1745.
Fol. | No. | fl. |
---|---|---|
9 | 3016 | 30 |
18 | 32 | 30 |
⟨3⟩ | 44 | 40 |
9 | 46 | 30 |
5 | 56 | 35 |
17 | 88 | 30 |
19 | 5101 | 200 |
6 | 2 | 100 |
21 | 42 | 30 |
1 | 60 | 35 |
19 | 65 | 30 |
10 | 71 | 30 |
9 | 95 | 30 |
17 | 5456 | 35 |
10 | 62 | 30 |
6 | 63 | 100 |
18 | 82 | 30 |
14 | 91 | 30 |
Fol. | No. | fl. |
---|---|---|
2 | 7502 | 35 |
19 | 3 | 30 |
15 | 4 | 30 |
13 | 6 | 30 |
10 | 10 | 30 |
7 | 12 | 30 |
14 | 32 | 35 |
11 | 43 | 30 |
11 | 52 | 45 |
6 | 55 | 30 |
6 | 12801 | 30 |
7 | 30 | 30 |
10 | 34 | 30 |
1 | 41 | 30 |
14 | 49 | 35 |
7 | 54 | 30 |
6 | 57 | 40 |
Fol. | No. | fl. |
---|---|---|
13 | 13802 | 35 |
14 | 10 | 30 |
9 | 13825 | 8000 |
Meliora | spero. | |
10 | 56 | 40 |
18 | 69 | 35 |
10 | 87 | 35 |
15 | 92 | 30 |
5 | 95 | 30 |
2 | 98 | 30 |
18 | 16906 | 35 |
6 | 10 | 35 |
1 | 16936 | 1500 |
15 | 45 | 30 |
11 | 69 | 30 |
18 | 74 | 30 |
18 | 79 | 30 |
Die gröste Preise seynd auf folgende N. gefallen. |
||
18 | 10883 | 15000 |
9 | 13825 | 8000 |
14 | 8567 | 4000 |
10 | 9411 | 2000 |
1 | 16936 | 1500 |
10 | Looß jedes | 1000 |
Die Holländische Vorkellen 6te Lotterie 2te Claß ist nunmehro auch den 27. Sept.
gezogen worden. Die Herren Jnteressenten wollen demnach ihre Gewinne, wie in denen
Original Ziehungs- Listen zu schen, bey Herrn Scholtz abzuforderen, hingegen aber die
Reno=
vation zur dritten Classe, welche den 1. Novemb. gezogen wird, mit 2. Gulden
Wiener=
corrent bezahlen. Die gröste Preise seynd 3000. 1500. 1000. 3. à 400. 6. à 200.
und 10. à 100. fl. Holländisch. NB. Anbey seynd auch Kauf=Loß zu 2. fl. 30. kr. zu bekommen.
Bericht von der den 4. October 1745. zu Frankfurt
am Main glüklich vollbrachten Kaiserl. Krönung.
ALs der zur Krönung Jhro
Kai=
serl Majestät bestimmte / und
höchst=erwünschie Tag
erschie=
neu war / wurde zum Zeichen
Morgens frühe die so genannte Sturm=
Gloke eine halbe Stunde lang geläutet /
worauf sich die sämmtliche in 14. Quar=
tiere eingetheilte Bürgerschaft mit
ih=
rem Ober=und Unter=Gewehr vor
de=
nen Häusern derer Capitains
versamm=
lete / von dar mit fliegenden Fahnen /
und klingendem Spiel nach ihren
ange=
wiesenen Posten / von dem Kaiserlichen
Hof=lager auf dem Roß=markte an / bis
an die St. Bartholomæi=Kirche
mar=
schirte / und so dann auf denen
Stras=
sen zu beyden Seiten paradirte. Hier=
auf kamen die 3. Bürgerlichen
Com=
pagnien zu Pferd / und setzten sich auf
den Römer=Berge. Ferner wurden
von der Stadt=Garnison alle Wachten /
Posten und Thore stark besetzet / auch
100. Mann unten in dem Römer zu
beyden Seiten / und 200. Mann auf
dem Römer=Berge um die
aufgerichte=
te Planken postiret. Nachdeme diese
Anstalten vorgebehrt waren / begaben
sich die beyden geistliche Herren Chur=
Fürsten in ihren Chur=Habiten / und
der Chur=Cölnische erste vortrefliche
Bottschafter / jeder mit seinem
beson=
dern Gefolge / aus Dero Quartier in
die St. Bartholomæi=Kirche / wo
bey=
derseits Chur=Fürstliche Gnaden zu
Maintz und Trier ihre Pontificalia /
der Chur=Cölnische Wahl=Bottschaf=
ter aber einen Chor=Rock und eine
Chor=Kappe anzogen / und so dann
Jhro Römisch=Kaiserliche Majestät
nebst denen mit Chor=Kappen
beklei=
deten und mit Jnfuln bedekten
Bischöf=
fen und Prœlaten / wie auch übrigen
Assistenten und Ministranten
erwarte=
ten. Jndessen wurden Jhro Chur=fürstl.
Gnaden von Mainz / als Consecratori /
im Beyseyn Jhrer Chur=fürstl. Gnaden
von Trier / und des Chur=Cölnischen
ersten Hrn. Wahl=Bottschafters / von
denen Aachischen und Nürnbergischen
Abgeordneten die Kaiserlichen Jnsignia
überreichet / bey welcher Uberlieferung
dem Stift und der Stadt Aachen / je=
dem auf eigenes Begehren / ein
gleich=
lautender Revers / daß gegenwärtiger
Actus / alhier zu Frankfurt verrichtet /
ihren habenden Gerechtsamen keinen
Nachtheil bringen solte / von dem Chur=
Mainzischen Hrn. Hof=Canzler im
Na=
men des höchsten Chur=fürstlichen
Col=
legii ausgestellet wurde. Die Krone /
der Scepter / der Reichs=Apfel / und
das Schwert St. Mauritii wurden
durch zwey von Jhro Chur=fürstl. Gna=
den zu Mainz hierzu ernannten Dom=
Herren mit ihren Chor=Kappen in
ei=
ner Chur=fürstlichen Leib=Kutsche /
darinn dieselben rüklings sassen / und
die Jnsignia auf den ersten Sitz geleget
hatten / unter Begleitung vieler
vor=
hergehenden Hof=Cavaliers zu dem
Ende in das Kaiserliche Hof=lager
ge=
bracht / damit sie Jhro Kaiserlichen
Ma=
jestät währen den Zugs in die Kirche von
denē Erb=Beamten konten vorgetragen
werden. Das Pluviale wurde von
denen assistirenden Herren Bischöffen /
und Prälaten aus der Sacristey auf
den zur rechten des Consecrations=Al=
tars stehenden Jnsignien=Altar
gele=
get / und die Dalmatica / Alba / Stola /
Sandalien / Strümpfe / Hand=schuh /
und Cingula / in das Conclave
getra=
gen / weil sie Jhre Kaiserliche Majestät
erst daselbst anzogen. Das Conclave
wurde so dann von dem Hrn. Reichs=
Erb=Thürhütter beschlossen.
Während diesem begaben sich die
er=
sten Chur=fürstliche Wahl=Gesandte in
ihrer Kleidung und Gefolg / wie an dem
Wahl=Tage / auf den Römer / wohin
auch dero Pferde / so sie reiten solten /
kostbar gezieret / gebracht wurden. Der
kostbare Thron=Himmel unter welchem
Jhro Kaiserliche Majestät zu Pferde
sich zur Kirchen verfügen solten / wurde
von zehen Unter=Beamten nach dem
Kaiserlichen Hof=lager gebracht / deme
zehen Deputirte der Stadt
nachfolge=
ten. Kurtz darauf kame der Erb=Reichs=
Marschall Graf von Pappenheim / und
begabe sich unter Trompeten und
Pau=
ken zu Pferde zum Kaiserlichen
Hof=
lager. So bald derselbe von dannen
wieder zuruk kame / ward mit allen
Glo=
ken das Zeichen zum Zuge gegeben;
der Zug nach dem Kaiserlichen Hof=la=
ger fienge an mit allen Bedienten / Läu=
feren / Heiduken und Pages derer
Ge=
sandschaften / die Rähte und Cavaliers
alle zu Fuß; Der Erb=Marschall zu
Pferd und darauf die Wahl=Gesandte
nach ihrer Ordnung auch zu Pferd.
Die Gesandte stiegen vor dem
Kaiser=
lichen Pallast ab / und begaben sich in
das Kaiserliche Zimmer / alwo die
Jn=
signien und Reichs=Zieraten auf einem
Tisch stunden; der Sächsische
Gesand=
te nahme das Schwert des heiligen
Mauritii / zoge selbiges aus der
Schei=
de / und übergab solches dem Reichs=
Erb=Marschall Grafen von
Pappen=
heim / und jegte die Scheide wieder auf
den Tisch; die übrige Reichs=Erb=
Beamte empfiengen die übrigen
Jnsi=
gnien von denen Herren Gesandten /
und giengen also hinunter sich zu Pferd
zu setzen; Als nun Jhro Kaiserliche
Majestät sich gleichfalls zu Pferde
ge=
setzt / ware der Himmel von denen von
dem Raht darzu ernannten Personen
getragen. Der Zug aus dem
Kaiserli=
chen Hof=lager nach der Kirche
gescha=
he folgender gestalten: Der Reichs=
Profos mit seinem Stab / zwey
Tra=
banten des Reichs=Marschallen / der
Reichs=Fourrier; der Chur=fürstlich=
Braunschweigische Fourrier; die
Be=
dienten / und übrige Lakeyen gedachten
Chur=Gesandtens; die Bediente / und
Lakeyen deren übrigen Gesandten nach
ihrer Ordnung; der Kaiserliche
Kam=
mer=Fourrier; die Lakeyen / und übrige
Kaiserliche Bediente; die Pages derer
Chur=Braunschweigischen Gesandten
samt dero Gouverneurs und Exercitien=
Meister / so dann ferners die Pages
derer übrigen Gesandtschaften nach
ih=
rer Ordnung; die Kaiserlichen Pages
samt ihren Gouverneurs und
Exerci=
tien=Meister; Der Kaiserliche Ober=
Hof=Marschall mit seinem Stab; die
Cavalliers derer Gesandschaften / wie
auch die Kammer=Herren / und
Kaiser=
liche Cavalliers durcheinander mit
entblöstem Haupt zu Fuß. Die Reichs=
Grafen auch zu Fuß mit entblöstem
Haupt. Die Reichs Fürsten gleichfalls
zu Fuß mit entblöstem Haupt. Die
drey erste Wahl=Gesandte neben
ein=
ander zu Pferd. Zwey Reichs=He=
rolden. Ein Königlich Lothringischer
Herold. Die Reichs=Erb=Beamte /
und deren abwesenden Verwesere mit
denen Kaiserlichen Zieraten. Jhro
Kaiserliche Majestät auf dero Haupt
habende eine Kron auf einem kostbaren
Pferd unter dem Thron=Himmel der
von denen Deputirten dieser Löblichen
Stadt getragen wurde. Bey der
er=
sten Thür der Kirchen / wo sich der Erb=
Reichs=Thür=Hüter samt dem
Quar=
tier=Meister befande / wurden Jhro
Kaiserliche Majestät durch Jhro
Chur=
fürstliche Gnaden von Maintz / und
Trier / wie auch dem ersten Chur=Cöl=
nischen Wahl=Gesandten empfangen /
und in die Kirche begleitet. Die
Krö=
nung beschahe alsdann mit denen
ge=
wöhnlichen Ceremonien / es wurden
dreymalen 100. Stüke abgefeuret / und
alle Gloken geläutet.
Jhro Chur=fürstliche Gnaden
wün=
scheten hierauf Jhro Majestät Glük /
und eine lange und gesegnete Regierung /
bey der Zuruk=kunft aus der Kirche
be=
gaben sich Jhro Kaiserliche Majestät
die Kron auf dem Haupt habend zu
Fuß unter gedachtem Thron=Himmel
auf den Römer / und giengen auf einem
hierzu bereitet / und mit gelb / schwartz
und weissen Tuch belegtem Gang
ein=
her / welches sodann dem Volk Preiß
gegeben wurde. Jhro Chur=fürstliche
Gnaden von Maintz / und Trier
hiel=
ten zu beyden Seiten den Kaiserlichen
Mantel; ein wenig hernach folgete der
Kaiserliche Ober=Marschall / und der
Hauptmann Jhro Kaiserlichen
Ma=
jestät Leib=Wacht / und zu beyden
Seiten die Hartschieren. Hernach
folgten die zweyte / dritte / und
vierdte Wahl=Gesandte mit
ent=
dektem Haupt zu Fuß. Nachdeme
Jhro Kaiserliche Majestät auf dem
Römer angelangt waren / wurden
die=
selben von besagten beyden Chur=für=
sten in ein besonderes Zimmer gefüh=
ret / alwo die Kaiserlichen Zie⟨rden⟩ auf
einen Tisch gelegt wurden. Nach
ei=
ner kurtzen Ruh begleiteten die
Chur=
fürsten und Gesandten Jhro Majestät
in den Eß=Saal / bey deren Thür der
Erb=Reichs=Thür=Hüter samt denen
Kaiserlichen / und Chur=Sächsischen
Wachten stunde. Jhro Majestät
na=
heten sich samt hoch=gedachten
Chur=
fürsten und Gesandten denen Fenstern /
und besahen die Verrichtung derer Ertz=
Aemtern nach Anleitung der goldenen
Bull; der Hauffe Haber / wie auch
der mit Wild und Geflügel gespikte
gan=
tze gebratene Ochs wurde samt der
Küche dem Volk Preis gegeben. Des
Reichs=Ertz=Schatz=Meisters Verweser
warfe unter Trompeten und Pauken=
Schall eine grosse Menge gold=und
silberne Müntzen aus; auf der Mitte
des Platzes ware ein doppelter Adler /
von welchem roter und weisser Wein
entsprang / auch wurde viel Brod
un=
ter das Volk ausgeworfen.
Jhro Majestät der Kaiser sassen
mit=
ten des Zimmers an einem vier
Stuf=
fen hoch erhobenen Tisch unter einem
Himmel / zu seiner Rechten waren
Jh=
ro Chur=fürstlichen Gnaden von Mainz
an einem eine Stuffen hoch erhabenen
Tisch unter einem Himmel. Gleicher
Gestalten zur Linken Jhro Chur=fürst=
lichen Gnaden von Trier; also
ver=
hielte es sich auch mit denen übrigen
Tafeln. Es ware auch eine Tafel
für die Reichs=Fürsten. Die
Reichs=Grafen trugen die
Schüs=
seln auf. Nach der Mahlzeit / und
verrichtetem Gebett wurde Jhro
Kai=
serlichen Majestät von dero Ober=Mar=
schall die Kron wieder aufgesetzt / und
so dann gleichergestalten / jedoch in
ei=
ner kostbaren Kutsche nach dero
Hof=
lager begleitet / womit sich dieser
höchst=
beglükte Actus geendiget.
Frankfurt 14. Octob.
Den 10. dieses um 11. Uhr erhuben
sich beyde Kaiserl. Majestäten nach dem
so genannten Lieben=Frauen=Stift /
und wohnten daselbst bis 12. Uhr dem
Gottes=Dienst bey; die Kaiserl. Libe=
rey=Bedienten giengen voraus / so dann
die Edel=Knaben / die Herren Fürsten
von Auersperg und Lichtenstein / inglei=
chen noch verschiedene Herren Grafen
waren zu Pferd / und ritten theils vor
theils hinter der Kaiserlichen Kutsche;
Se. Excellenz der Herr General / Graf
von Bathiany / führeten Jhro
Maje=
stät die Kaiserin an die Kutsche / die
Kaiserl. Trabanten giengen auf beyden
Seiten derselben / und die die Wacht
ha=
bende Burgerschaft folgete hinten nach
mit fliegenden Fahnen / und klingendem
Spiel. An diesem verordneten
solen=
nen Dank=Fest wegen glüklich
vollbrach=
ter Krönung / wurde in allen Haupt=
Kirchen das Te Deum abgesungen.
Jhro Durchl. die verwittibte Frau
Hertzogin von Blankenburg=Wolfen=
büttel verfügten sich in einer Trag=
Kutsche nach der St. Catharinen=Kir=
che / und wohneten daselbst dem Gottes=
Dienst / und der Predig bey. Vori=
gen Samstag Abends machten Jhro
Chur=fürstl. Durchleucht von Cöln die
Cour am Kaiserl Hof mit einem
gleich=
mässigen sehr prächtigen Hof=Staats=
Gefolg / gleichwie von Chur=Maintz /
und Trier geschehen. Das gemeldete
Dank=Fest wurde Samstag Abends
mit Läutung aller Gloken
angekündi=
get / und Sonntags darauf mit
dreyma=
liger Abfeurung derer Canonen / nem=
lich in der Frühe / des Mittags und
Abends beschlossen. Gestern
Vor=
mittag statteten Jhro Chur=fürstliche
Durchleucht von Cöln an Jhro
Chur=
fürstliche Gnaden von Maintz die
Vi=
site ab / welches nicht öffentlich / sondern
incognito geschahe. Der Päpstliche
Nuntius Stoppani ist bey allen diesen
Solennitäten abwesend gewesen / und
der Französische Minister / St.
Severin / befindet sich zu dato noch
krank. Am verwichenen Sonn=Abend
ist die in der Schlacht bey Prausnitz
erbeutete Königl. Preussische Chatolle
in dem Kaiserl. Hof=lager alhier
ange=
langet. Der Kaiserl. Reichs=Hof=
Raht ist gestern alhier geschlossen
wor=
den / und soll derselbe den 16. Nov.
in Wien eröfnet werden.
Wien / gedrukt bey Johann Peter v. Ghelen / Jhro Römisch=Kaiserl.
und Königl. Majestät Hof=Buchdrukern.