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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 84, 20. Oktober 1745

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Aus Asia.

Aleppo 2. May.

DEnen jüngsten Nachrichten aus Persien
zu folge, hat der Schach Nadir 30000.
Mann ausgeschiket, um den Rebellen
Taki Kan, Unter=Gouverneur der
Provintz Schiras zu schlagen. Die Stadt sol=
chen
Namens, ist nach einer Bloquade von ei=
nigen
Tagen mit stürmender Hand eingenom=
men
worden. Alle Einwohner seynd niederge=
macht
worden, jedoch diejenigen ausgenommen,
die nicht vermögend gewesen, Gewehr zu tra=
gen
. Das mehresie Frauen=Volk wurde zu
Solavinnen gemacht, welches auch denen Kin=
dern
männlichen Geschlechts widerfahren ist.
Den Takt=Kan hat man samt seinen Weibern,
Schwestern, und dem Rest seiner Familie nach
nach Jspahan gebracht, und dieselbe daselbst
auf denen grossen Plätzen, und in dem Bazards=
allem
Spott und Schmach des Pövels Preiß
gestellet. Einige Tage hernach wurde besagter Re=
bell
auf den grossen Platz Atmaidan geführet,
und hat alda mit seinen Augen ansehen müf=
fen
, wie seinem Sohn, und 50. deren vor=
nehmsten
von seinem Anhange, die Köpfe ab=
geschlagen
wurden. Hierauf riffe man ihm selbst
ein Auge aus, und er muste auch noch ein an=
dere
eben so gewaltsame Strafe über sich er=
gehen
lassen.

Aus Jrrland.

Edimburg 14. Sept.

Ein von Westen dieses Königreichs gekomme=
ner
Expresser hat die Nachricht gebracht, daß
die Rebellen 3800. Mann an der Zahl, insge=
sammt
Jnfanterie, eine Proclamation publici=
ret
, und allen denen, welche für den Präten=
denten
Dienste nehmen wollen, 2. Guineen
Hand. Geld versprochen hätten. Sie wären

von einigen Pässen Meister, welches denen Kön.
Truppen in ihrer Verfolgung sehr beschwerlich
fiele. Von Jnvernes vernimmt man, daß in
dasigen Gewässern 3. Engländische Kriegs=
Schiffe kreutzen, davon eines ein Französches
mit Munition beladenes Schif genommen. Zwey
andere von unseren Schiffen kreutzen auf der
Höhe der Jnsult Mull und Skie, und man er=
wartet
ehestens noch mehrere. Die Rebellen,
welche meistens zu Blair seynd, haben die Ein=
wohner
der Provintz Perth eingeladen, sich mit
ihnen zu vereinigen, und haben ein Detasche=
ment
Schottische Fuseliers überfallen, von de=
nen
sie einige gefangen bekommen. Sie haben
sich auch der kleinen Schantz Jnversaid bemäch=
tiget
, und man spricht, daß sich bey ihnen viele
Deserteurs befänden.

Edimburg 17. Sept.

Der General Cope ist am 9. dieses mit denen
Truppen, die er comandiret, glüklich zu Jnver=
nes
angelanget, und hat sich daselbst auf einer
Höhe bey der Stadt gelagert. Die Rebellen
seynd in allzu grosser Anzahl und allzu vortheil=
haft
postirt gewesen, daß er sie mit Hofnung ei=
nes
glüklichen Ausfchlags nicht angreiffen kön=
nen
; deswegen hat er sich angestellet, als ob er
den Weg nach dem Gebürge von Coryyeroch
nehmen wollte, und einigen Truppen anbefoh=
len
, nach solcher Seite zu ruken: bald hernach
aber hat er sie zuruk=kommen lassen, und ist
durch das Thal gezogen. Die Rebellen, die
man gegenwärtig 4000. Mann schätzet, seynd
dadurch würklich verführet worden, und zu
Blair in der Grafschaft Athol geblieben, um
alda Verstärkungen zu erwarten. Unter ande=
ren
Einrichtungen, die man hier getroffen hat,
sich für einen Zuspruch der Feinde sicher zu stel=
len
, ist allen Schiffen der Nördlichen Küste an=

[2]

befohlen worden, die Küste von Craill bis an
Sterling nicht zu besuchen. Das Dragoner=
Regiment von Hamilton hat unter denen Cano=
nen
des Schlosses dieser Stadt ein Lager for=
miret
. Man hat verschiedene Wägen mit Flin=
ten
, Bajonetten ⁊c. von hier nach Leiht geschiket,
um sie unter die Einwohner auf allem Fall aus=
zutheilen
. Ubrigens ist man hier wol auf sei=
ner
Hut, und die Patrouillen gehen Tag und
Nacht, also, daß alles ruhig ist, und man ver=
hoffentlich
wegen dieser Stadt nichts zu förchten
hat. Es gehet alhier ein Brief herum, der in
der Nachbarschaft von Dumfries am 10. dieses
geschrieben worden, und des Jnhalts ist, daß
bey der ersten Nachricht von der projectirten
Jnvasion die Preßbyterianer in dasigen Gegen=
den
sich ingeheim bewafnet, und ihre Anzahl
bis auf 1000. Mann angewachsen. Sie hät=
ten
zu Dumfries, wohin unterschiedliche von
ihnen gekommen, 2. bis 3. Fahnen machen las=
sen
, worauf ein stammendes Schwert zu sehen,
das zur Beschützung einer gekrönnten Distel be=
reit
ist, und über das Schwert stehen die
Worte: Jehova Nissi, über der gekrönten Di=
stel
aber die Worte: die von denen vom Bunde
unternommene Reformation. Man urtheilte
hiernächst, daß sie gedenken müsten, daß ihr
Hauffen sich vermehren wurde, weil sie noch
mehr dergleichen Fahnen bestellet haben.

Edimburg 18. Sept.

Man vernimmt mit dem ordentlichen Potil=
lion
von Jnvernes, welcher am Dienstage A=
bends
angekommen ist, daß er am Sonntage ge=
gen
Mittage von denen Rebellen angehalten,
und vor den jungen Prätendenten geführet wor=
den
, welcher gantz weiß gekleidet gewesen, mit
einer grünen Cocarde auf dem Hute, und dem
auf seimen Kleid gestikten St. Andreas=Ster=
ne
. Nachdeme man verschiedene Fragen an ihn
gethan, hat man zu ihme gesagt, daß man seine
Briefe haben wolte, um sie zu durchsehen. Er
füget hinzu, der Marquis von Tillibarden und
dessen Secretarius wären stäts bey ihm geblie=
ben
, und nachdeme sie ihn nach Stairs begleitet,
hätte einer von ihnen das Felleisen geholet, und
in das Zimmer des jungen Prätendenten einen
guten Theil derer Briefen getragen, die er in et=
liche
Stunden zuruk=gebracht, und andere ge=
holet
, die gleichfalls wieder gebracht worden.
Mittler=weile habe ihn ein Geistlicher der eine
weisse Cocarde auf dem Hut getragen, befra=
get
, ob er nicht Briefe verstekt bey sich hätte,
und hinzu gefüget, daß er sich in Unglük brin=

gen wurde, wann er sie nicht anzeigte. Eini=
ge
Berg=Schotten hätten ihn durchsuchen wol=
len
, weil er sich aber erboten, seine Kleider selbst
auszuziehen, hätte der Geistliche sie davon abge=
halten
, und ihme nur befohlen die Schuhe
auszuziehen, um zu sehen, ob er keine Brief=
schaften
hätte. Hieraufhabe man ihn am Mon=
tage
fruhe um 1. Uhr etwa mit der Helfte Brie=
fe
, die vorher in seinem Felleisen gewesen, wie=
derum
fortgelassen, unter der Versprechung,
daß die anderen bey rechter Gelegenheit denen=
jenigen
, an die sie gerichtet / zugestellet werden
solten. Von Londen seynd etliche Schiffe ange=
langet
, welche einen Officier, 2. Sergraten,
und 24. Canoiers von Woolwich am Bord ge=
habt
, diesowol als 5. bis 6000. Flinten, die
sie mitgebracht, in das Castell geschikt worden,
Man erwartet unverzüglich 3. Jnfanterie=Re=
gimenter
aus England. Auf dem Castell zu
Drummond werden zum Empfang des Prä=
tendenten
Anstalten vorgekehret.

Edimburg 19. Sept.

Die Anzahl derer Rebellen ist auf ungefehr
4000. Mann angewachsen, und scheinet noch zu=
zunehmen
. Die Nachrichten von Perth bekräf=
tigen
, daß sich der Lord Nairn mit 400. Mann
des Schlosses dieses Namens bemächtiget, und
alda den Prätendenten proclamiret habe. Zu des=
sen
Sohne haben sich der Hertzog von Perth,
der Lord George Murrai, Bruder des Hertzogs
von Athol, die Herren Williani Murrai und
Oliphant, wie auch verschiedene andere übel=
gesinnte
Personen gefüget; diese Briefe melden
ferner, die Rebellen wolten gegen Sterling vor=
rüken
, um durch ihre Freunde in selbigen Ge=
genden
verstärket zu werden. Der Marquis
von Tillibarden habe jedem Gute anbesohlen,
2. Mann um Dienst des Prätendentens zu stel=
len
: es hatte sich auch ein Hauffe Rebellen
zu Lochearn versammlet, zu denen sich verschie=
dene
Herren aus gedachter Nachbarschaft ge=
schlagen
. Man spricht, sie hätten alle aus der
gantzen Gegend citiret, sich mit ihnen zu ver=
einigen
.

Aus Frankreich.

Paris 28. Sept.

Weil einige Zeit her verschiedene anzügliche
Schriften zum Vorschein gekommen, welche
die Conduite des Marschalls, Grafen von Sach=
sen
, als sehr nachtheilig für das Französische
Jnteresse angeben; So haben Se. Majestät
dem General=Policey=Meister anbefohlen / zu

[3]

publiciren, daß denen jenigen, so den Authoren
sothaner Piece entdeken könnte, 20000. Livres
bezahlet werden solten. Ungeachtet des Prachts,
welcher in denen Gassen zu Paris hervorgeleuch=
tet
, durch die der König bey seiner Zuruk=
kunft
von der Armee seinen Weg genommen hat,
und ungeachtet des Freuden=Geschreyes, und
Zuruffungen des Pövels, kan man dannoch
versichern, daß diese grosse Stadt viel Elend
in sich schliesset. Die Handlung liget gäntzlich
darnieder, die Kauf=Leute seynd verdorben, und
wann sich die Actien der Ost=Jndischen Com=
pagnie
noch bey einigem Preise erhalten, so ge=
schihet
solcher lediglich durch die Kunst=Griffe,
welche von denen Kundschaftern, und Agenten
derer General=Controleurs angewendet wer=
den
. Die Baarschaften des Königl. Schatzes
seynd in einem um so viel schlechteren Zustande,
weil die Quellen gleichsam verstopfet seynd.
Es kommet selten, daß die Tisch=Genossen des
Königl. Hauses von Bezahlung ihrer Besol=
dung
reden: daß also das Ministerium, und
die Unterthanen sich auf gleiche Weise nach der
Wiederherstellung des Friedens sehnen. Wie
dem auch seyn mag, so wollen doch die Sub=
sidien
, welche der König denen auswärtigen
Höfen zahlet, keinen Aufschub leiden ⁊c. Alles
dieses wäre noch für nichts zu achten, weil es
die Zeit wieder ersetzen kan. Allein was die
meiste Unruhe anrichtet, und dem Hofe von
Frankreich alle Hofnung seiner Absichten zu Bo=
den
schlaget; seynd die unlängst aus dem Reich
von der würklich erfolgten Kaiser=Wahl einge=
loffene
Nachrichten. Man kan versichern, und ist
vollkommen davon wol benachrichtiget, daß
diese Begebenheit Frankreich sehr theuer zu ste=
hen
komme, und dessen weit aussehende Unter=
nehmungen
und Vorhaben hierdurch gäntzlich
in das Steken gerahten.

Aus Niederland.

Mons 27. Sept.

Gestern brachte der Capitain Bethune 16.
Ulanen als Kriegs Gefangene in hiesige Stadt;
dieselbe seynd nicht weit von Ath gefangen wor=
den
, vor welchem Ort die Franzosen die Lauf=
Gräben zu eröfnen gedenken.

Aus denen Niederlanden 28. Sept.

Das Corpp Französis. Völker, so der Mar=
quis
von Clermond Gallerande commandiret,
und seit etlichen Tagen bey Binch gestanden hat,
ist den 24. zwischen Castian, und Soignies vor=
geruket
, und am 25. genen Hembiese, und Tau=
chie
Notre=Dame gezogen, von dannen et noch

selben Tags seinen Zug gegen Ath fortgesetzet,
welchen Platz dasselbe Corpo berennet haben
solle, und hat man schon von selbiger Seite zu
Mons stark schiessen gehöret. Der Französische
General hat seine schwere Bagage gegen Dor=
nik
gehen lassen. Eine Brigade Fuß=
Völker des Grafens von Löwendahl ist nach
der Belagerung Nieuports gegen Dünkirchen
gezogen, welchen Weg auch 3. Jrrländische Re=
gimenter
seit dem 22. dieses genommen; man
versichert, daß sich alda ein Corpo von 5. bis 6000.
Mann versammeln werde, wessen eigentliche
Bestimmung annoch unbewust. Das Haupt=
Quartier des Hertzogs von Cumberland ist an=
noch
zu Vilvoorde: die erste Colonne deren
Hessischen Völkern ist bereits am 25. Abends
zu Mecheln eingetroffen, wo die 2te auch den
27. anlangen sollen, und wird erster Tagen die
letzte Division dieser Völker gleichfalls erwar=
tet
. Die Kaiserl. Frey=Compagnien unterstützet
von einem Detaschement zu Fuß, und zu Pferd
von der Besatzung aus Mons haben seit einigen
Tagen verschiedene Streiffereyen in das feind=
liche
Land vorgenommen, und seynd gar bis
an die Thore von Cammerich geruket.

Brüssel 1. Oct.

Jhre Excell. der Feld=Marschall Hr. Graf
von Königsek, besahe am Dienstag die Zugän=
ge
in dem Soignischen Wald, und am Mittwoch
brachten die Carolischen Hussaren 16. Franzosen
die sie bey Grammont zu Kriegs=Gefangenen ge=
macht
, und eine ansehnliche Menge Burgunder
Wein bedeken solten, nebst besagtem Wein den
sie auch erbeutet, alhier glüklich ein, desgleichen
haben die Husaren der Frey=Compagnie des
Fürsten von Waldes gestern 5. Ulanen von dem
Regiment des Hrn. Marschallen Grafen von
Sachsen, als Kriegs=Gefangenen eingebracht.
Ein Detaschement deren Hessischen Truppen hat
die Besatzung in dem Fort Monterey abgelö=
set
. Der aus Versailles zuruk gekommene
Graf von Löwendahl soll den Befehl mitge=
bracht
haben, daß aus dem Französischen La=
ger
16000. Mann nach dem Ober Rhein auf=
brechen
sollen, dieses beruhet auf Bestättigung.

Nivel 2. Oct.

Gestern haben die Franzosen die Lauf=Gräben
vor Ath eröfnet.

Antwerpen 5. Oct.

Gestern ist die 2te Colonne deren Hessischen
Truppen in 4. Regimentern zu Pferd, einer
Escadron Husaren, nebst einigen Canonen un=

[4]

ter Anführung Jhrer Durchl. des Printzen Frie=
drichs
von Hessen=Cassel alhier angelanget.

Alost 3. Oct.

Den ersten dieses ist der Graf d' Estrees,
General=Leutenant, mit 8. Escadronen schwe=
rer
Reiterey, und 20. Escadronen Dragoner
nach der Gegend Enghien abgeschiket worden,
um die Belagerung der Stadt Ath zu deken.
Der Hr. Graf von Löwendahl ist auch von hier
nach Ostende gereiset, woselbst er diesen Win=
ter
über das Commando führen wird. Der
Marschall Graf von Sachsen hat am verwiche=
nen
Donnerstag von der Armee die unter sei=
nem
Commando stehet, dem Marquis von Cler=
mont
Gallerande 23. Battaillonen zur Verstär=
kung
geschiket, daß also sein Corpo sich jetzo auf
31. Battaillons erstreket, welche die Belage=
rung
Ath unternommen, und vorgestern die
Lauf=Gräben davor eröfnet haben.

Aus Teutschland.

Coburg / 23. Sept.

Nachdem des Herrn Hertzogs Christian Ernsts
zu Sachsen=Saalfeld Hochfürstl. Durchleucht
den 4. dieses, Abends um 7. Uhr nach einer
langwürigen Krankheit im 62sten Jahr Dero
Alters das Zeitliche verlassen, so haben des Hrn.
Hertzogs Frantz Josiä Hochfurstl. Durchleucht
als des verstorbenen Herrn Bruder und Nach=
folger
in der Regierung von den Fürstlichen Lan=
den
Besitz genommen.

Heidelberg 2. Oct.

Gestern hat die bey uns stehende Kaiserli=
che
alliirte Armee sich einen grossen Frenden=
Tag gemacht, dabey auf die Gesundheit und
glükliche Waffen Jhro Röm. Kaiserl. Maj. Mat.
dasjenige Präsent, so Jhro Kaiserl. und =
nigl
. Majestät die Königin der Armee bey Dero
Abreise allermildest austheilen lassen, verzehret;
Ubermorgen als Montags den 4ten dieses wird
ermeldter Armee wegen der zu Frankfurt höchst=
beglükt
einfallenden Kaiserl. Krönung auch ein
Präsent, und ein jeder Gemeiner 1. Pf. Fleisch,
und ein Maaß Wein zu verzehren bekommen:
Jndessen hat man gestern durch einen Currier
von gedachtem Frankfurt die Nachricht zuver=
lässig
erhalten, daß beede Kaiserl. Majestäten
den 17. dieses die Wiener Ruk=Reise von da an=
tretten
und hier übernachten, übrigens von Ulm
aus zu Wasser gehen werden.

Halle 4. Oct.

Jn der Nacht zwischen Freytag und Samstag
wurde ein Detaschement zu Pferd und zu Fuß

von Jhro Königl. Hoheit dem Printzen von
Cumberland unter dem General=Lieutenant Hau=
ley
in hiesige Gegend abgeschiket. Dasselbe
langte in besagter Nacht allhier an. Die Frey=
Compagnie des Grafens von Hort, hatte sich
vor einigen Tagen in unserer Nachbarschaft sehen
lassen. Sie wurden auch abgeschiket die Ge=
genden
bey Enghien in Augenschein zu nehmen,
wie sie in dem Wald de la Houßiere kamen,
und der Capitain=Lieutenant Martenak Nach=
richt
erhielte, daß die Französische Ulanen 600.
Mann stark in die Castellaney Braine in Hen=
negau
3. Meilen von Mons eingerüket, so
wurde er mit den Dragonern dahin geschiket,
allein wie er daselbst angelanget, hatten sich
schon dieselbige zurüke gezogen. Die Frey=Com=
pagnie
des Grafen von Hort wurde gestern frü=
he
wieder ausgeschiket, und nachdem dieselbe
bey St. Reinebde durch 200. Granadier und
100. Pferd ware verstärket worden, welche der
Obrist=Leutenant Carnade commandirte, so
stiessen dieselbe bey Certain zwischen Bierkil und
klein Enghien auf 400. Französische Reiter,
welchesogleich einige Salve gaben. Der Herr
Cornabe liesse sogleich das Fuß=Volk anrüken,
das sich fürtreflich wol hielte, indem sie den
Feind sehr tapfer anfielen. Währender Action
fande der Herr Martenak Gelegenheit mit sei=
nen
Husaren und der Frey=Compagnie sich durch
ein Gehöltz zu schleichen, und dem Feind in den
Ruken zu gehen und ihn abzuschneide, wodurch
die Feinde fast gäntzlich nieder gehauen wur=
den
. Die Alliirte haben hierbey 2. Capitain,
1. Leutenant, 59. Gemeine mid 143. Pferde
ohne die Verwundete in ihre Gewalt bekom=
men
. Die Feinde wurden bis in den Part bey
Enghien verfolget, wohin sich über 100. Bles=
sirte
geflüchtet hatten, die auch in die Hände
der Alliirten gefallen. Die Alliirte haben hier=
bey
8. Mann verwundete und todte bekonmen.
Heute seynd die Frey=Compagnien nebst einiger
regulirter Mannschaft wieder in die Gegend
Enghien abgeschiket worden.

Teschen 4. Oct.

Zu schuldigster Danksagung dem Allerhöch⟨=
sten
wegen in Frankfurt glüklich geendigter Kai=
ser
=Wahl, wordurch Se. Kön. Hoheit Groß=
Hertzog von Toscana, Erb=Landes=Fürst zu Te=
schen
zu dieser allerhöchsten Würde gelanget, ist
an Dero hohen Namens=Tag in der alhiesigen
Pfarr=Kirchen das hohe Amt unter solenner
Musik und Abfeuerung deren Stuken in dem

[5]

Schloß gehalten worden, worbey das Löbl.
Ständische, und Kaiserl. Cammeral=Gouverno,
nebst allen Herren Officianten in prächtiger Gal=
la
erschienen, nach verrichtetem GOttes=Dienst
aber beyde vorgesetzte Haupter mit dem Gefolg
ihrer Herren Officianten in ihre Residentzien sich
begeben, die offentliche Tafel, und Lösung derer
Feuer=Mörser und Stuken gehalten, folgends
an den Abend wurde bey dem nunmehro Kaiserl.
Schloß die Jllumination nach mit einem Stuk
gegebenen Salve um 6. Uhr angefangen, und in
dem Fenster eine grüne Laub=Krone worunter ein
Kaiserl. Adler mit herum brennenden Fakeln
und Liechtern vorgebildet, anbey auch verschie=
dene
Wein für das häuffige Volk rinnen las=
sen
, worbey von dem versammleten Volk ein
grosses Jubel=Geschrey mit Vivat Franciscus
unser allergnädigster Kaiser, Kaiserin, und De=
ro
Printzen!mit Pauken=und Trompeten=Schall,
und alle halbe Stund lösenden Stüken, bis in
die 10te Stunde gedauret, somit dieses Freu=
den
=Fest mit einem Ball geendiget worden.

Aus der Berg=Strasse 5. Oct.

Von Worms hat man, daß es daselbst denen
Frantzosen, an allem, sonderlich der Fourage,
so von Landau hergebracht werden muß, und an
Brenn=Holtz anfange zu gebrechen; dieses letzte=
re
nehme man weg, wo es zu haben, hingegen
müsse die Stadt alles denenselben ersetzen, wor=
zu
sie mit Gewalt gezwungen werden. Die 6.
hundert Husaren von dem Kön. Hungarischen
Bellesnaischen Regiment, so dato an der Berg=
Strasse stehen, gehen nach. Braband. Von
Stuttgard verlautet, daß die Hertzogliche Braut
Printzessin von Barent Hoheit ihren Herrn Bräu=
tigam
mit 30. schönen Husaren, zu Verstärkung
des Würtembergischen Corpo beschenket habe;
und daß man alles in dasigen Gegenden zum Em=
pfang
Jhrer Kaiserl. Majestäten sonderlich von
Heilbronn aus, vorkehren lasse.

Haupt=Quartier der Alliirten Ar=
mee
zu Heidelberg / vom
5. Octob.

Den 3ten dieses seynd die 400. Mann Han=
noveraner
, welche in abgewichenen Früh=Jahr
zu Cronenburg von denen Frantzosen zu Kriegs=
Gefangene gemacht worden, von Landau,
nachdeme sie ranzioniret worden, hier einge=
trossen
, und wieder zu ihren Regimentern ge=
stossen
. Sonsten ist an alle Regimenter bereits
von der Armee der Befehl ergangen, ihre Kran=
ke
weg zuschiken, welches eine abermalige An=

zeige eines hierauf nächst=erfolgenden Marsches
ist. Gestern ist wegen der Kaiserl. Krönung zu
Frankfurt in der hiesigen Jesuiter Kirchen von
dem P. Superior, in Gegenwart sammentli=
cher
hohen Generalität und übrigen Staabs=
und anderen Officiers, ein Hoch=Amt gehalten,
und das Te Deum Laudamus abgesungen, A=
bends
aber bey der Armee ein dreymaliges Lauf=
Feuer mit jedesmaliger Lösung von 80. Cano=
nen
gemacht worden. Das Jubel=und Vivat=
Geschrey, so bey dieser Gelegenheit wiederum
dey der Armee ware, ist nicht zu beschreiben,
man sahe auch das gantze Hannoverische Cam=
pement
auf eine besondere schöne Art durchge=
hends
illuminiret. Denen Hannoverischen Re=
gimentern
, welche letzthin vor Seiner Majestät
dem Römischen König, und Jhro Majestät der
Röm. Königin ⁊c. exerciret, ist auf die Portion
von Feld=Wäbel und Wachtmeister an, um 1.
fl. mehr, dann denen anderen, zur Ergötzlich=
keit
bezahlet worden.

Stuttgardt 6. Oct.

Gestern Nachmittag gegen| 3. Uhr seynd des
Regierenden Herrn Hertzogs, unsers gnädigsten
Landes=Fürsten und Herrn Hochfl. Durchleucht
mit Dero bey sich gehabten ansehnlichen Gefolg
von Dero höchst=vergnügt vollzogenen Bayreu=
ter
Reise, zur allgemeinen Freude wieder glük=
lich
und wol in Ludwigsburg angelanget, und
geruheten darauf heute Mittag Dero Fürstliche
Residentz Stuttgard mit Dero höchsten Gegen=
wart
zu erfreuen, woselbst dann Höchst=Diesel=
be
bey Dero Durchleuchtigsten Frau Mutter
der Verwittibten Frau Hertzogin den Bewill=
kommungs
=Besuch ablegten, und zugleich von
denen sammentlichen anwesenden Herren Ge=
sandten
, Ministers und Cavaliers, auch übrig
zahlreichen Adel die Glükwünschungs=Compli=
menten
zu Dero glüklichen Zuruk=kunft annah=
men
. Höchst=gedacht Seine Hochfl. Durchl.
speiseten über Mittag bey Dero Durchleuchtigsten
Frau Mutter, wobey auch die Herren Gesand=
ten
und Ministers, ingleichen verschiedene Ca=
valliers
tractiret worden, und seynd sodann
wiederum nach Ludwigsburg abgereiset.

Cöln 7. Oct.

Am Montag, als an welchem das allerhöchste
Namens=Fest des neu=erwehlten, und anjetzo fey=
erlichst
gekrönten Röm. Königs und Kaisers
Majestät einfiele; So hatte ein Hochweiser Ma=
gistrat
dasselbe zum erstenmal, auf gleiche Wei=
se
, wie bey Jhro Kaiserl. Majestät Vorfahren

[6]

gloriosen Angedenken, feyerlichst celebriret;
solchemnach wurden alle Canonen um hiesige
Stadt, Morgens, Mittags, und Abends ab=
gefeuret
. Es wurde auch in Gegenwart des
sammentlichen Magistrats um 11. Uhr musicali=
ter
der GOttes=Dienst, wie auch das Te Deum
unter Trompeten=und Pauken=Schall, in hie=
siger
Rahts=Kappelle gehalten, unter welchem
sodann die alhiesige paradirende Soldatesca /
vermittelst einem dreymaligen Lauf=Feuer sich
hören liesse. An selbigen Abend wurde unter
andern die schöne Jllumination auf alhiesigem
Kaiserlichen Reichs=Post=Amt, sowol wegen
der Gemählde, als auch ihren Genealogisch=
und Chronographiischen Beyschriften besonders
admiriret.

München 9 Oct.

Gestern Abends hat der Kaiserl. Kammer=Herr
Graf von Auersperg an alhiesigem Hof die Nach=
richt
von der am 4ten dieses zu Frankfurt am
Main vollzogenen Krönung Jhrer Röm. Kai=
serl
. Majest. überbracht.

Heydelberg 9. Oct.

Es seynd von hiesiger Armee 10000. M. Kais.
Truppen beordert worden, sich Marschfertig zu
halten, und bestehen selbige in denen 4. Jnfante=
rie
=Regimentern Keil, Wurmbrand, Waldek,
und Bethlem, dann denen 2. Regimentern Ca=
vallerie
, Hohenzollern, und Bentheim Küras=
siers
, diese werden in wenig Tagen den Marsch
nach Böhmen antretten. Die Hrn. Generals,
so diese Regimenter führen werden, seynd der
Hr. General=Feld=Marschall=Leutenant Graf
von Grüne, so eben gestern von Frankfurt zu=
ruk
gekommen, und der Hr. General=Feld=
Wachtmeister von Eberfeld. Sonsten werden
bey hiesiger Armee die Commandirte, so die
mehresten Regimenter in Bayern stehen gehabt,
nebst einer Battaillon von Forgatsch, und einer
Battaillon von Stahremberg, welche letztere
aus der Gefangenschaft von Straßburg kommet,
erwartet. Morgen wird durch die gantze Ar=
mee
jedem Mann vom Feldwäbel, und Wacht=
meister
an, 1. Pfund Fleisch, und 1. Maß Wein
zur Ergötzlichkeit gegeben.

Frankfurt 10. Oct.

Gestern Mittags seynd Jhro Churfürstl Gna=
den
von Maintz mit Dero völligen Staat nach
dem Kaiserl. Hof=Lager gefahren, um mit Jh=
ro
Kaiserl. Majest. zu Mittag zu speisen. So
speiseten auch bey Jhro Churfürstl. Gnaden von
Trier, Jhro Churfürstl. Durchl. von Cöln. Var=

gestern haben Jhro Churfürstl. Gnaden von
Maintz Dero Visite bey Jhro Churfürstlichen
Durchl. von Cöln abgestattet. Gestern seynd
die Churfürstl. vortrefliche Herren Wahl=Ge=
sandte
zweymal, als Vor=und Nach=mittag
auf den Römer gefahren, und haben ihre
Sessiones gehalten. So haben auch gestern
Abends bey beyderseits Kaiserl. Majestäten
Jhro Churfürstl. Durchl. von Cöln öffentliche
Audientz gehabt, wozu sich Höchst=Dieselben
mit Dero gantzen sehr prächtigen Staat verfü=
get
.

Nachdeme Jhro Kaiserl. Majestät Jhro Er=
cell
. Hrn. Joh. Wilhelm, des H. Röm. Reichs=
Grafen von Wurmbrand, als Präsidenten des
Höchst=preislichen Kaiserl. Reichs=Hof=Rahts
allergnädigst bestättiget, auch zu diesem höch=
sten
Reichs=Gericht folgende Herren Rähte schon
ernannt: als den Hrn. Grafen von Wilczek,
den Herrn Baron von Hagen, Hrn. Ba=
ron
Burghard von der Klee, Hrn. Ba=
ron
von Wucherer, Hrn. Baron von Knor, Hrn.
von Vorster, Hrn. von Senkenberg, und Hrn.
von Hugo; als ist dieses höchste Kaiserl. Reichs=
Hof=Rahts=Gerichte den 8. dieses mit gewöhn=
lichen
Solennitäten eröfnet worden.

Heute wurde wegen geschehener höchst=erfreu=
lichen
Krönung Jhrer Röm. Kaiserl. Majestät
FRANCISCI &c. &c, ein Dank=und Freuden=
Fest feyerlichst begangen. Dieses grosse Fest
wurde gestern Abends durch das Freuden=Ge=
läute
aller Gloken angekündiget. diesen Mor=
gen
nach 6. Uhr würden hundert Canonen zum
erstenmal, bis Mittags zum zweytenmal eben
so viele, und des Abends wiederum hundert
Canonen auf denen Wällen rings um die Stadt
gelöset, auch Mittags von 11. bis 12. Uhr alle
Gloken geläutet; Auch wurde in denen Evan=
gelischen
Kirchen eine Cantata harmonisch auf=
geführet
. Und weil morgen Jhro Röm. Kaiserl=
Majestät die Huldigungs=Pflicht einzunehmen
allergnädigst entschlossen, so wurde von denen
Cantzeln folgendes abgelesen:

DEmnach die Röm. Kaiserl. auch in Ger=
manien
Königl. Majestät ⁊c ⁊c. unser al=
lergnädigster
Kaiser, und Herr, Herr, auf
nächst=kommenden Montag den 11. dieses
von einem Hoch=Edlen Raht, und der ge=
sammten
Burgerschaft alhier die huldigungs=
Pflicht
anzunehmen allergnädigst gesinnet
seynd; Als wird allen Burgern, Officiern,
und der gantzen Burgerschaft, und Beysassen
hiemit angedeutet; und alles Obrigkeitlichen

[7]

Ernstes anbefohlen, daß sie auf besagten
Montag Morgens, wann die Sturm=Glote
geläutet wird, in ehrbarer Kleidung, und
Mänteln, ohne alles Gewehr, darunter kein
Unterschied noch Ansehen der Person zu ha=
ben
, und in guter Ordnung, und Beschei=
denheit
vor dem Römer erscheinen, auf das
jenige, so ihnen alda wird vorgetragen wer=
den
, mit allem schuldigen Respect, und Ehr=
erbietung
fleissig Achtung geben, und die ge=
wöhnliche
Huldigungs=Pflicht thun, und so
sie die geleistet haben, sich alsdann in der
Stille wiederum nach Haus verfügen sollen,
mit beygefügter Bedrohung. daß die jenige,
so etwann wider Zuversicht, und ohne haben=
de
erhebliche Ursache nicht erscheinen, oder
sonsten dabey sich ungebührlich erzeigen wür=
den
, mit unausbleiblicher ernstlicher Straffe
angesehen, und beleget werden sollen. Wo=
bey
dann denen Handwerks=Purschen, dem
Weibs=Volk, und anderen, die bey der Hul=
digung
nichts zu thun haben, zu solcher Zeit
sich auf der Gassen nicht finden zu lassen, de=
nen
Juden aber ins besondere sich zu Haus zu
halten, alles Obrigkeitlichen Ernstes anbe=
fohlen
wird. Wornach sich männiglich zu
richten, und vor Schaden zu hüten wissen
wird.

Conclus. in Sen. Scab.

Samstags den 9. Octob. 1745.

Kaiserliches Feld=Lager bey Ardina
in Böheim den 13. Octob. 1745.

Es hat wol verlautet, daß unsere Armee
den 11. oder 12. aufbreche, nichts destoweni=
ger
ist solche bis anhero in ihrem alten Lager ste=
hen
verblieben, doch in solchen Stand auf er=
sten
Befehl marschiren zu können. Der Feind
stehet mit der halben Armee noch in Gebürg v.
Schlesien, die andere Helste aber ausser dem
Gebürg, unsere Husaren und irregulirte Trup=
pen
stehen gleichfalls in dem Gebürg, und ob=
serviren
des Feindes Bewegung auf das ge=
naueste
, und vergehet fast kein Tag, daß nicht
kleine Scharmützeln unter ihn passiren, nun aber
weilen die Kälte, und das nasse Wetter anfan=
get
, wird wol der Feind völlig das Gebürg
passiren, wo wir sodann wie man glaubet, nach=
folgen
dörften. Die Deserteurs kommen täg=
lich
jahlreich, in Bestättigung, daß der Feind
an Vivres grossen Mangel leide, ingleichen
daß vorgestern 2000. Mann aus Ober=Schle=
sien
zu der feindlichen Armee angekommen. Da

ingleichen zur Verstärkung unserer Armee die
4. Jnfanterie=Regimenter Wurmbrand, Kayl,
Bethlehm und Waldek, dann die 2. Kuirassiers=
Regimenter Hochenzoller, und Bentheim von der
Armee im Reich aufgebrochen, und zu unserer
Armee zu stossen im Marsch begriffen seyn.



Wien 20. October. 1745.

SAmstags, den 16. Oct. wurde in Jhrer
Majestät der Verwittibten Röm. Kaiserin
Elisabetha Christina Hof=Kappellen die gewöhn=
liche
Sonntägliche Vor=Vesper auferbäulichst ge=
halten
.

Sonntag, den 17. Oct. wurde in erst=Aller=
höchst
=gedacht Jhrer Majestät der Verwittib=
ten
Röm. Kaiserin Hof=Kappellen Vor=und
Nachmittag der solenne GOttes=Dienst in Bey=
seyn
des Kaiserl. Hof=Staats andächtigst gehal=
ten
.

Nachdeme auch, eben anheut das Kaiserliche
Stift Kallenberg des Löbl. Camalduenser=Or=
dens
aus schuldigster Pflicht und Devotion gegen
seine allerdurchlgste Stifterin Jhro Kaiserlichen
und Königl. Majestät, als allergnädigsten Lan=
des
=Frauen nicht allein wegen der Allerhöchst=
Dero Durchlgsten Ertz=Haus nunmehro anwie=
derum
durch Verordnung GOttes zugefallenen
Kaisers=Kron seine allerunterthänigste Gratula=
tion
abzulegen, zu forderist aber für diese Aller=
höchste
Gnad GOtt schuldigsten Dank abzustat=
ten
, zugleich auch um fernerem Aufwachs und
unaussetzlicher ruhiger Erhaltung des Aller=
Durchleuchtigsten Ertz=Hauses eine verdoppelte
Andacht anzustellen, sich eifrigst angelegen seyn
lassen, also hat sowol zu obgemeldter Jntention
auf allergnädigsten Consens Jhro Verwittibten
Kaiserl. Maj. ein Primitiant von obgedachtem
Kallenberger Erem. nemlich P. P. Aloy=
sius
E. C. M. C. mit seinem vorig weltlichen
Namen aber Jacob Triendl aus der Kaiserli=
chen
Residentz=Stadt Wien gebürtig sein Heil.
erstes Meß=Opfer (in der Kaiserl. Verwittibten
Hof=Kappellen GOtt dem Allmächtigen unter
dem Musicalischen Hoch=Amt abgeleget, als
eben zu dieser Zeit in der Kaiserl. gestifteten
Erem. zu Kallenberg oben der dermalige Vor=
steher
und Prior Ad. R. Pater Don Nicolaus
Thallheim ein besonderes Conbentual=Amt, mit
darnach angestimmten Te Deum Laudamus un=
ter
ausgesetzten Hochwürdigsten Gut abgesun=
gen
, und nach vollendeten offentlichen Gebett
vor allen anwesenden Eremiten, auch ertheilten
Heil. Segen mit allen Gloken eine gantze Stund

[8]

das Dank=und Freuden=Zeichen geben lassen,
nichtweniger ist weiter anzumerken, daß oft=be=
meldter
Primitiant nach abgelegten Heil. Opfer
(bey welchen seine Frau Mutter und nächste
Freundschaft aus dessen Händen die Heil. Com=
munion
empfangen) der Allerdurchlgsten jun=
gen
Herrschaft hat darssen den H. Segen erthei=
len
, und ist dessen Frau Mutter und Freund=
schaft
der Hand=Kuß allergnädigst gestattet wor=
den
.

Montag, den 18 Octob. geschahe in Jhro
Majestär der Verwittibten Röm. Kaiserin Eli=
sabetha
Hof=Kappellen der Anfang deren 3. =
gigen
Exequien für Weil. Jhro Kaiserl. Majest.
Caroli VI höchstsel. Angedenkens und wur=
den
von fruhe an, bis Mittag von unterschied=
lichen
Ordens=Geistlichen fort und fort die H.
Seelen=Messen gelesen, welche auch Dienstag
den 19. Vor=mittag continuiret. Nach=mittag
aber wurden in der Kirchen deren WW. EE.
PP. Cappucinern auf dem Neuen=Markt. alwo
die Kaiserl. Kruft ist, die solenne Vigil durch
die Verwittibte Kaiserl. Hof=Kappelle und De=
ro
Hof=Musik Pontificaliter in Beyseyn des ge=
sammten
Kaiserl. Hof Staats, weilen aller=
höchst
Jhro Verwittibt Kaiserl. Majestät we=
gen
einiger Unpäßlichkeit nicht beywohnen kön=
nen
, auferbäulichst bey aufgerichteten reich illu=
minirten
Castro Doloris gehalten.

Da nun der angesetzte Termin zur Zurnk=kunft
des Kaiserl. Hofes nahe herzu kommet, als sie=
bet
man nicht nur die Anstalten zum prächtigen
Empfang beschleunigen, sondern es seynd auch
schon ein=und andere hohe Städes=Personen
von Frankfurt anhero zuruk gekommen.


Lista deren Verstorbenen zu Wien in=
und vor der Stadt.

Den 16. Octob.

Jn der Stadt.

  • Die Hoch=Edel geb. Fr. Juliana. Cathar. verwittibte
    v. Sutnerin, im Sutnerisch. H. am Kohlmarkt, alt
    47. J.
  • Hr. Jos. Peter, Kaiserl. Ober=Jäger zu Ungarisch. Al=
    tenburg
    , im Obermayris. H. in der Leopoldstadt, alt
    48. J.
  • Dem Jos. Wildgans, Burgerl. Sauerkräutl., s. K.
    Jos., im Holleins. H. im tieffen Graben, alt 3. J.

Vor der Stadt

  • Jungs. Anna Margar. Grändlin, in ihrem H. am
    Spitalberg, alt 69. J.
  • Dem Joh. Müllman, Tapezier., s. W. Cathar., bey
    St. Jos. ober dem Neustift, alt 36. J.
  • Dem Joh. Heinhaas, Lakeyen, s. W. Eva, bey St.
    Jos. zu Margar., alt 51. J.
  • Dem Frantz Haas, Lakeyen, s. W. Anna, bey dem
    gold. Lämmel in der Alster=gas., alt 51 J.
  • Georg Rister, Lehen=intsch., im Bauchingeris. H. auf
    der Landstr., alt 40. J.
  • Dem Jacob Greiner, Bauers=M., s. W. Maria, bey
    genen 3. Kronen im Lerchenf., alt 72. J.
  • Dem Melchior Reibel, Tagw., s. W. Ursula, im Se=
    delmayris
    . H. zu Margar., alt 56. J.
  • Christian Rautner, im Strudel=Hof, alt 103. J.
  • Ursula Mayrin, alt 60. J., Cathar. Weiglin, alt 20.
    J., und Margar. Kochin; alt 95. J., alle 3. im
    Kranten=H.

NB. Denen Herren Liebhabern wird hiemit
zum letztenmal erinnert, daß bey dem Collecteur
Herrn Johann Anton Brighenti zum roten Adler
in kleinen Wag=Haus noch Loose der Herrschaft
Waagenstein, wie auch Chruchten Lotterie läng=
stens
bis 23. Octob. zu bekommen seynd, wei=
len
solche schon würklich die Ziehung der An=
fang
davon den 18. Octob. geschehen ist, die
grösten Preise von diesen Lotterien seyud 50000
Gulden, das geringste aber in der Wagenstein
ist 50. fl., in der Chruchten Lotterie aber das
wenigste 100. fl., die Plans von denen zweyen
Lotterien werden gratis bey obgedachten Col=
lecteur
zu bekommen seyn.

Die Herren Jnteressenten der Anholter und
Walderger Lotterie werden ersucht ihre Loose
längstens bis 23. Octob. zu renoviren, anson=
sten
aber solche der Lotterie=Kammer anheim
fallen, ingleichen seynd auch noch Loose von der
Bartsdonker, Hornberger, Herrndorfer, Bol=
ding
, und Sandtforter Lotterien zu bekommen,
die Ziehungs=Bögen der Felder Lotterie ersten
Claß seynd angekommen.


NB. Auf nächst=küftigen Freytag, als den
22 und 23ten October werden in dem Kundei=
schen
Haus auf der Mölker=Pasley neben dem
Starnbergischen Haus unterschiedliche Effecten,
als Frauen=Kleider, goldene Uhren, Mandilien,
und Spitz Vormittag von 9. bis 12. Rachmit=
tag
von 2. bis 5. Uhr dem Meist=bietenden ver=
kauffet
werden.

NB. Bey Hrn. Johann Jacob Libl, Kupfer=
stechern
zwischen dem hohen Markt, und Ju=
den
=Platz in dem Stern=Hof im Schniter=
Gässel ist zu haben:

Abbildung der prächtigen Krönung Jhro
Römischen Kaiserl. Majestät FRANCISCI I.
in St. Bartholomäi Stifts=Kirchen zu Frank=
furt
am Mayn den 4ten Octob. 1745. sauber
in Kupfer gestochen, in grosten Bogen das Stük
schwartz pr. 10. Kr. illuminirter pr. 17. Kr.

[9]
Anno 1745. (Anhang zu Num. 84.) 20. Octobris.

Aus Groß=Brittannien.
Londen 21. Sept

VOrgestern Nachts gegen 2. Uhr seynd bey
Hofe, und bey denen hier anwesenden
ausländischen Ministris Curries mit höchst=wich=
tigen
, und angenehmen Zeitungen angekommen,
daß Se. Königl. Hoheit der Groß=Hertzog von
Toscana den 13. dieses zum Röm. König er=
wehlet
worden. Diese höchst=erfreuliche Nach=
richt
hat am Hofe, und bey denen so das gemei=
ne
Beste zum Augenmerk haben so viel grös=
seres
Vergnügen verursachet, weilen man
sich versichert hält, daß diese Begeben=
heit
in kurtzem Gelegenheit zu Herstellung
der allgemeinen Ruhe, und des Friedens in
Europa geben werde. Zu eben der Zeit hat
der Minister des Königs von Preussen zwey
Expressen von seinem Hofe empfangen, und
von deren Mitbringen noch selbigen Tage dem
Staats=Secretair, Lord Harrington, Nach=
richt
gegeben. Gestern Abends ist ein Expres=
ser
von Bristol angelanget; mit der Zeitung,
daß die Capers der Printz Friedrich, und der
Hertzog mit dem Schatz von denen durch sie
eroberten Frantzösischen Schiffen Louis Erasme,
und Marquis d'Antin den 15. dieses von King=
sale
in die See gegangen, und vorgestern zu
Bristol angekommen. Auch hat man Nach=
richt
, daß das Schif Almanzer, so von Mar=
tinique
nacher Havre de Grace gegangen, durch
2. von unsern Capers genommen, und zu Neu=
York aufgebracht worden.

Londen 24. Sept.

Am Sonnabend hat man eine Proclama=
tion
wider die Eid=weigerende publiciret, nach
welcher sie sich auf 10. Meilen von Londen,
und Westmünster entfernen, und sich alda in
ihren Wohnungen ruhig halten sollen. Der
Lord Mark Kerr, General der Jnfanterie,
und Gouverneuer des Castells zu Edimburg,
ist nacher Schottland abgegangen. Man wird
ungesäumt 10. independente Compagnien er=
richten
, worüber der Obriste Fraser das Com=
mando
haben wird. Mit Expressen von E=
dimburg
hat man vernommen, daß ein Hol=
ländisches
Regiment zu Leiht ans Land ge=
setzet
; es seynd auch 1000. Mann von eben
der Ration zu Nore angekommen. Der Ad=
miral
Martin ist am 18. mit 4. Schiffen von
70. Canonen, und einer Schaluppe von Ply=

mouth unter Segel gegangen: den 19. ist ih=
me
ein anders Schif von 70. Canonen, und
am 20. noch 4. von 60. bis 70. Canonen ge=
folget
. Der Admiral Vernon hat aus denen
Duynen einige Schiffe betaschiret, einen Fran=
tzösischen
Transport deme 6. Frantzösische Kriegs=
Schiffe zur Bedekung dienen, und der den
Lauf Nordwärts genommen hat, zu beobach=
ten
. Am Dienstage haben der Lord=Maire,
die Aldermänner, und die Gemeinen der Stadt
Londen dem Kömige eine Zuschrift wegen der
gegenwärtigen Umständen überreichet; welches
auch von der Lieutenance der Stadt Londen,
ingleichen von denen Kaufleuten geschehen ist.
Diese letztere fuhren bey folcher Gelegenheit,
gegen 300. an der Zahl, in einem stattlichen
Aufzuge von 120. Kutschen nacher Kensington.
Alle diese Zuschriften seynd von Sr. Majestät
sehr gnädig aufgenommen worden. Die Kauf=
leute
haben hiernächst in einer unter sich an=
gestellten
Zusammenkunft beschlossen, 2. völlige
Regimenter zum Königlichen Dienste auf ihre
eigene Kosten zu werben, zu kleiden, und zu
bewafnen. Sie haben sich auch erbotten, auf
den Nohtfall durch Subscription über eine Mil=
lion
Pfund Sterlings zum Königl. Dienste ge=
gen
ein leidenlitches Jnteresse zu liefern. Man
versichert, der Graf von Kildare, erster Pair
von Jrrland, habe sich auch erboten, ein Re=
giment
zu werben, davon er Obrister seyn
wird. Nach Briefen von Leiht hat eines unse=
rer
Kriegs=Schiffen ein Fahr=Zeuge genommen,
das dem Verlaut nach mit Gewehr, und Mu=
nition
für die Rebellen beladen gewesen. Zwey
Kriegs=Schiffe von 40. Canonen müssen auf
der Höbe von Ostende kreutzen, um alles, was
aus selbigen Hafen lauft, aufzufangen.

Den 20. dieses, überreichten die Commissa=
rien
der Stadt Londen dem Könige folgende
Anrede:

Allergnädigster Herr!

Wir Ew. Majest. allergehorsamste, und
getreueste Unterthanen, der Lord Maire,
und die übrige Commissarii von der Stadt=
halterey
der Stadt Londen bitten demütigst
um die Erlaubniß, uns dem Thron Ew.
Majestät zu nähern, und Deroselben, we=
gen
Dero glüklichen Zurükkunft in ihre Brit=
tannische
Herrschaften Glüke zu wünschen.
Wir seynd in Wahrheit durch die unermü=

[10]

dete Bemilhungen Ew. Majest. die Glük=
seligkeit
, und dem wahren Nutzen zu beför=
dern
, höchst=gerühret, und daß Ew. Ma=
jestät
, da Dieselbe den Kriege ausserhalb
fortsetzen, keinen andern Zweke haben; als
durch die Erhaltung des Gleich=Gewichts
der Macht in Europa einen guten, und
dauerhaften Frieden zu verschaffen. Und
ob gleich die allzu grosse Anzahl derer Fein=
den
Ew. Majest. Truppen in Flandern des
Erfolgs deraubet hat, welche derselben Ta=
pferkeit
, und deren Entschliessungen unter
dem Befehle, und nach dem Beyspiele Sr.
Königl. Hoheit, des Hertzogs, verdienten;
so hat indessen dannoch der Erfolg Ew. Maj.
Waffen, absonderlich bey der wichtigen Er=
oberung
von Cap=Breton, der Platz=Schu=
le
der Flotte, und des Grundes des Comercii
von Frankreich, und in Ansehung derer
Zahlreichen wichtigen Prisen, so Ew. Maj.
übrige Unterthanen seit dem Anfange die=
ses
Kriegs gemacht haben, dem Feinde,
mitten in seinen Erobrungen, wenig gegrün=
dete
Ursachen zum Triumph übrig gelassen.
Da anjetzo Ew. Majest. Königreiche ange=
griffen
seynd, durch eine zum Besten des
Prätendenten von der Crone, geschehene
Landung, welcher durch die allgemeine Stö=
rer
des Friedens von Europa unterstützet
wird; So können wir nicht genug=
sam
gegen Ew. Majest. unsere Dankbar=
keit
ausdrüken, für die Vätterliche Sorg=
falt
, welche Dieselbe Dero Unterthanen er=
wiesen
haben, daß sie sogleich, selbige zu
vertheidigen, und ihnen beyzustehen, zurüke
gekommen seynd, und zwar derer wichtigen
Geschäften ungeachtet, in welche Ew. Maj.
sich hatten verbunden befunden. Derowe=
gen
bitten wir, Ew. Majestät. getreueste
Staathalterschaft, daß es uns erlaubet, De=
roselben
unsere Versicherungen zu erneuern,
daß wir, in stäter Bereithaltung der Militz
dieser Stadt, die und anvertraute Gewalt
vollkommen ausüben, auch mit Anwendung
unsers Lebens, und und unserer Güter bestre=
ben
werden, die Person, und die Regie=
rung
Ew. Majestät, und die Nachfolge von
diesen Königreichen in Dero Königl. Linie
zu unterstützen; als welches das eintzige
Mittel ist, wodurch wir hoffen können, auf
die Nachkommenschaft unsere Religion, und
Freyheiten, auch den grossen vielfa=
chen
Segen, den wir in so hohen Grade

unter der gelinden, und gnädigen Regie=
rung
Ew. Majest. geniessen, zu bringen.

Aus Teutschland.

Magdeburg 29. Sept.

Nachdeme das unter des Herrn General=
Leutenants, Grafen von Geslers Commando
auf dem Marsche zur Königl. Armee bey Diestau
begriffene Corp nunmehro ehester Tägen bey
derselben anlangen wird, und sich fast zu glei=
cher
Zeit ein Corp Chur=Sächsischer Truppen
unter dem Commando des Chur=Sächsischen
Generals, Grafen von Renard, denen hiest=
gen
Gräntzen genähert; so siehet man hier
folgende beyde Schreiben:

Hochgeborner Graf, Hoch=geehrtester Herr
General=Leutenant.

Demnach von der Gräntze wiederholte
Nachricht eingeloffen, als solten die unter
dero Commando befindliche Regimenter
Sr. Königl. Maj. in Preussen auf eben der
Strassen, wie letzt im abgewichenen Monat
dem Herrn General=Major von Kalnein
erlaubet worden, von Treuenbrietzen
aus bis nacher Cowik durch das Chur Säch=
sische
Territorium zu marschieren gesinnet
seyn, und aber die in dergleichen Fällen
sonst gewöhnliche Requisitoriales bey hiesi=
gem
Königl. Chur=Sächsischen Hofe noch
nicht angelanget. Als haben nicht nur ein
Hochpreißl. geheimes Consilium zu Dreß=
den
an das Königl. Preussische Ministerium
nach Berlin das in Copia angefügte Schrei=
ben
abgelassen, sondern ich habe auch Or=
dre
erhalten, Jhnen solches, wie durch die=
ses
es geschihet, ebenmässig zu communi=
ciren
, um bey Deroselben, in wie weit
Eingangs erwehnte Nachrichten gegründet
seyn mögen, zu vernehmen zu welchem
Ende ich dann die Ehre habe, gegenwär=
tigen
Trompeter an Dieselbe abzusenden
und um billige Antwort zu ersuchen. Gleich=
wie
ich nun nicht hoffe, daß Sie ohne Ge=
nehmhaltung
Sr. Königl. Majest. meines
allergnädigsten Herrn mit Dero unterhaben=
den
Corpo das disseitige Chur=Sächsische
Territorium nicht betretten, noch einen Durch=
marsche
vorzunehmen suchen werden: als ha=
be
im Gegentheil nicht verhalten wollen,
daß ich in solchem Fall die Ordre habe,
mich mit meinem unterhabenden Corp einen
dergleichen eigenwächtigen Durch=marsch zu
widersetzen, und da dieser mit Gewalt ten=

[11]

tirk werden wolte, solchen mit Gewalt ab=
zutreiben
. Wannenhers ich dann wider alle
daraus entstehende Folgerungen hierdurch
protestirt haben will. Ansonsten aber ver=
sichere
, daß für mein Particulier Deroselben
angenehme Dienste zu erweisen, bereit, und
willig seye, mit gantz besonderer Hochach=
tung
verharrend Ew. Ercellentz
Jm Lager bey Zohn, gantz ergebenester Diener
den 26. Sept. 1745. J. Gr. von Renard.
Hoch=geboruer Graf, Jnsonders Hoch=zuehren=
der
Herr General von der Jnfanterie.

Auf Ew. Excell. unter heutigem Dato
durch den Trompeter an mich abgelassenes
geehrtes Schreiden habe die Ehre in Ant=
wort
zu melden, wie ich bis dato keine Or=
dre
habe, mit dem unter meinem Commando
marschierenden Corpo das Chur=Sächsische
Territorium zu berühren; sonsten Dieselbe
von mir wol können persuadirt seyn, daß
alle Deroselben gewaltsame Anstalten mich
nicht würden gehindert haben, meinen Or=
dres
ein Genügen zu leisten. Hiernächst
aber versichere Dieselbe, daß vor mein Par=
ticulier
mir allemal ein grosses Vergnügen
daraus machen werde, Deroselben angeneh=
me
Dienste erweisen zu können, der ich
mit ausnehmender Hochachtung verharre

Ew. Exellentz

Jm Lager bey Treuenbrietzen, ergeb. Diener
den 27. Sept. 1745. von Gesler.

Dresden 6. Octob.

Von der in Böhmen bey Burkersdorf am
30. Sept. zwischen denen Kaiserl. und Preus=
sichen
Truppen vorgefallenen Action hat man
nunmehro folgende unpartheyische, und sichere
Nachricht: Nachdeme Jhro Hoch=fürstl. Durchl.
der Printz Carl von Lothringen mit denen Ge=
nerals
die Gegend bey Teutsch=Praußnitz, und
Sohr recognoseiret, so brache die gantze Kaiserl.
Armee am 29. Sept. Nach=mittags um 2. Uhr
aus ihrem bisherigen Lager auf, passirte die
Elbe zwischen Königshof, und Werdek derge=
stalt
, daß die letzte Colone bey vorbesagten bey=
den
Orten um Mitter=nacht anlangte, und
wurde selbige in Schlacht=Ordnung in drey
Linten gestellet. Die Preussen wurden dessen
nicht eher als frühe gegen 5. Uhr am 30. Sept.
gewahr, da eine ihrer Husaren=Pa=
trouillen
jene entdekte, worüber alles bey
ihnen in Allarm gerichte, und, indeme sie
sich unter dem Feuer von dem Corp derer Kai=
serl
. Generals, Grafens von Königseck, und

Hagenbachs, so die dortigen Anhöhen einge=
nommen
, formiren musten, litten sie dabey
nicht wenig. Gegen 8. Uhr attaquirte nur=
gedachtes
Corp die Preussen, und repoussirte
diese würklich mit grosser Tapferkeit, welches
auch einen vollkommenen Sieg ihnen, denen
Kaiserl. wurde zu wege gebracht haben, wo=
ferne
einige ihrer Detaschements, so nach de=
nen
gemachten Veranstaltungen denen Preussen
in den Rüken fallen, und andere Unterneh=
mungen
, ausführen sollen, an gehörigen Orten
zu rechter Zeit angelanget wären, oder wegen
derer vorgefundenen Hindernisse die Ordres
zeitlich erhalten, und derer gemachten Veran=
staltungen
gemäß eintreffen können, und wann
zugleich die Kaiserl. Cavallerie von dem linken
Flügel avanciret, nicht aber von dem
starken Feuer, so die Preussen aus denen
von ihrem herzu gebrachten Stüken sowol,
als mit dem kleinen Gewehr machten, abge=
halten
worden wäre. Die Kaiserl. Armee zoge
sich demnach gegen Mittag, ehe noch die A=
ction
general worden, indeme eigentlich nur
der Kaiserl. Iinke Flügel mit dem Preussischen
rechten getroffen, wieder zurüke in das Lager
bey Königshof, wo sie Tages zuvor gestanden.
Die Preussische Armee bliebe auf denen vor=
gedachten
Höhen. Währender Action ware
der General Graf Nadasti mit 4000. Maun,
darunter sich auch der Borislawskische Pulk
Ulanen befande, in das Preussische Lager ge=
fallen
, und hatte daselbst grosse Beute, auch
von des Königs eigener Equipage, Cantz=
ley
, und Cassa, nicht minder viele Ge=
fangene
von dessen Bedienung, und sonsten
gemachet. Die auf dem Kaiserl. Flügel, so zum
Schlagen gekommen, mit gestandene Chur=
Sächsische Auxiliar=Truppen haben sich unge=
mein
distinguirt. Jhre Anzahl an Todten,
Blessirten, und Verlornen belaufet sich über=
haupts
auf 431. Mann. inclusive zweyer Leu=
tenants
von der Jnfanterie, worinnen die Of=
ficiers
bestehen, die von ihnen gebliben seynd.
Unter denen Blessirten befinden sich nächst dem
Herrn General=Leutenant von Polentz, wel=
cher
am Fusse leicht blessiret worden, der Herr
Obriste von Gersdorf, Obrist=Leutenant von
Weißbach, und Major von Röbel von Jhre
Hoheit des Königl. Printzens Xaverii Regi=
ment
, welches sich gantz besonders hervorgethan.
Hingegen ist von besagten Auxiliar Corp nichts
an Fahnen, Standarten, Canonen, noch son=

sten

[12]

sten etwas verloren. Den 1. Octob. hat
die Kaiserl. Armee sich gegen Jaromirtz ge=
wendet
, um in dem Lager daselbst, welches sie
schon ehedem inne gehabt, einige Täge stehen
zu bleiben. Dahingegen sich die Preussische Ar=
mee
in ihrem Lager zwischen Burkersdorf, und
Sohr gantz stille hält, und wegen Mangels an
Lebens=Mitteln, auch wegen des bey der Action
gehabten Verlusts, welcher den von der Kai=
serl
. Armee ist gemacht worden, sehr groß ist.

Frankfurt / 7. Octob.

Wann gleich von der am gesetzten Tage des 4ten
Octob. zu Frankfurt erfolgten allerbeglüktest=und präch=
tigsten
Krönung unseres glorwürdigsten, und aller=
gnädigsten
Kaisers FRANCISCI Majestät wegen
der kurtzen Zeit die umständliche Beschreibung noch
nicht hat gemachet werden können, berichtet man
gleich jetzo mit abgehender Post kürtzlich nur so viel,
daß den 4. das solenne Krönungs=Fest mit grossem Pomp,
und Pracht glüklich vollbracht worden ist. Der
Staat, und der grosse Pracht, und nähere Umstän=
de
werden künftig zu vernehmen seyn, diesfalls
man sich Kürtze halber darauf beziehet. Es bega=
den
sich vor=Mittags die vortrefliche Herren er=
stere
Wahl=Gesandten gegen 10. Uhr mit ihren
herrlichen Kutschen, und Aufzügen nach dem =
mer
, nach 11. Uhr aber setzten sich dieselben zu
Pferd in dem schönsten Aufputz, mit Vorgehung
ihrer sammentlichen Hofstaaten, und verfügten sich
nach dem Kaiserl. Quartier, nach 12. Uhr gescha=
he
der Zug aus dem Kaiserl. Quartier über besag=
ten
Römer=Platz nach der Dom=Kirche Jhro Ma=
jestät
der Kaiser waren gleichfalls zu Pferd, und
unter einem Baldakin, oder einem von 16. Rahts=
Gliedern getragenen gelben mit Silber gestitten
Himmel. Vor erst giengen derer. Herren Gesandten
Leute, die Kaiserl. neue Liberey schwartz, und gerb,
die Edel=Knaben, die Kaiserl. Ministri, und dann
die hohe Herren Gesandten (Chur=Maintz, und
Trier hatten sich mit ihrem Hofstaat albereits nach
dem Dom verfüget) die Reichs- Herolde. des Reichs=
Erb
=Marschallen Excell. mit dem Schwert, hierauf
kamen Jhre Kaiserl. Majestät mit dero Garde, und
übrigen Hof=staat, die Gloken wurden gelautet,
Canonen abgefeuret, die Burgerchaft, und Sol=
datesca
ware rangiret auf danen Strassen, die Tho=
re
geschlössen, und ein unaufhörliches Vivat=Ruf=
fen
erscholle. Um 3. Uhr nach=Mittag ist diese
solenne Krönung vollbracht gewesen, darauf ver=
fügten
sich Jhre Majestät, nebst denen beyden Her=
ren
Chur=fürsten, und denen hohen Herren Ge=
sandren
nach dem Römer=Saal, woselbst die Kai-
serl
. und Chur=fürstl. Tafeln nach ihrer Ordnung
errichtet waren, und|speiseten allda. Jhro Maj die Kai=
serin
waren gleichsam incognito, so, wie in der
Kirche, also in dem nemlichen Römer- Saal, und
befanden sich in dem Wahl=Zimmer gegen Jhrer
Kaiserl. Majestät über, die Ertz=Aemter thaten
ihre Functiones, ⁊c. dem Volk wurde vieles Geld

ausgeworfen, das vom Römer bis in den Dom gelegt=
ne
Tuch, ingleichen rot=und weisser Wein, nebst
Fleisch, und Brod, Preis gegeben, worbey alles
in zimlicher Ordnung, und ohne widrigen Zufall
zu jedemans Vergnügen vorbiy gegangen. Es ware
an diefem Tag sowol, als an denen vorherigen so=
lennen
Einzügen das angenehmste Wetter. So
bald als diese mit viel tausend Jubel=Geschrey de=
gleitete
Krönung im Dom vorbey ware, so erhuben sich
Jhre Majestät die Kaiserin, nebst ders Hof=Da=
mes
, in ihren Wägen nach dem Römer, fuhren
aber um des vielen Volks halber, an dem Jahr
Thor vorbey, und nach der anderen Seite des
Römers, woselbsten Allerhöchst- Deroselben Sr. Kais.
Majestät zu denen Fenstern heraus, als Sr. Maje=
stät
zuruk kamen, viele Freudens=Bezeugungen
mit denen Händen zu machen beliebeten, ⁊c.

Frankfurt 9. Octob.

Am 6. Abends beliebte es Jhren Kaiserl, Maje=
stäten
, nebst der derwittibren Hertzogin von Blan=
kenburg
=Wolfenbüttel, ingleichen der Printzessin
Charlotta von Lohtringen, und denen Vornehm=
sten
vom Hofe, die sogenannte Pantomine, oder
die Comödie deren Holländischen Kindern, mit an=
zusehen
, worüber Allerhöchst=Dieselben ein beson=
deres
Vergnügen verspühren lassen. Den 7. vor
Mittags aber ertheileten Jhre Kaiserl. Majestät
Sr. Chur=fürstl. Gnaden von Trier, als welche
sich, nebst dero ansehnlichen, und herrlichen Hof=
Staats
=Gefolge gegen 11. Uhr nach dem Kaiserl.
Hof begeben hatten, allergnädigste Audientz. Auf
nächst=kommenden Montag solle an Jhren Kaiserl.
Majestät der Huldigungs=Eid von dem hietzgen
Magistrat, und gesammter Stadt präffiret wer=
den
. Die jüngst=gemeldete grosse Ehren=Pforte=
welche
vor dem Chur=Maintzischen Quartier er=
bauet
worden ist Montags, als an dem Krönungs=
Feste
, noch|nicht zur Perfectiongebracht gewesen, da=
hero
diese den folgenden Abend darauf iluminirer,
und dabey vieler Wein dem Volk preis gegeben
worden. Uhrigens seynd am besagten 7. nach=
Mittags
gegen 3. Uhr Jhre Chur=fürfsl. Durchl.
von Cöln alhier eingetroffen, und zwar gleichsam
incognito mit 2. Post=Schessen, und etlichen vor=
her
=reitenden Curriers: Es wurden Er. Durchl. ge=
wöhnlicher
massen 16. Canonen abgesenret, wie es
allezeit bey der Ankunft eines Chur=Fürstens gehal=
ten
wird, welches auch bey Chur- Trier geschehen.
Sonsten ist unglaublich, wie groß die Menge des
Volks gewesen, welche der vorgewesten Krönung
mit beygewohnet, indeme des anderen Tags darauf
wol bis 36600. Personen, die sich von der gan=
tzen
. Nachbarschaft alhier eingefanden, wiederum
zuruk gekehret, also daß auch selbigen Tags alles
schwartze Brod aufgekauffet, und nichtes mehr zu
erhalten ware. Dem Vernehmen nach, werden
den 17. oder 18. dieses Jhro Majestät der Kaiser
von hier sich über Rürnberg, Jhre Majestät die
Kaiserin über Ulm, und der übrige Hof=Staat
über Dresden nacher Wien zuruk=kehren.

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