Anno 1745.
(Num. 82.)
13. Oƈtobris.
Wienerisches
DIARIUM.
Mit Jhrer Römischen, auch zu Hungarn, und Böheim Königl. Majestät Freyheit.
Jn dem neuen Michaeler=Haus / bey Joh. Peter v. Ghelen.Aus Asia.
Batavia 8. Martii.
VOn Siam hat man Zeitung, daß den
20. Novemb. 1744. in der Nacht in
des Königs Pallast ein Brand
entstan=
den seye, und denselben mit allen
Kost=
barkeiten von Gold, Silber, Jubelen in die
Asche geleget habe; Es hätten die Flammen so
plötzlich überhand genommen, daß nichts hätte
können gerettet werden, so daß der Schade, so
dardurch verursachet worden, nicht könne
ge=
schätzet werden. Der König hat sich mit seiner
Familie mit genauer Noht gerettet; es ist aber
doch ein Printz, der Gouverneur von dem Castell
gewesen, mit vielen Hof=Bedienten dabey
elen=
dig umgekommen. Wovon der Brand
entstan=
den, hat man noch nicht entdeken können, obwo=
len man deswegen alsogleich eine scharfe
Un=
tersuchung gethan. Die Mandarins werden
dieses Unglük am meisten fühlen, weil ein jeder
von denenselben nach Maße seines Amts, Anse=
hens und Einkommens dem König den Schaden
vergüten muß.
Aus Groß=Brittannien.
Londen 17. Sept.
Als der König am Sonnabend zu Margate
an das Land gestiegen, hat der Kutscher von Sr.
Majestät Kutsche seine Pferde bis ins Wasser
ge=
hen lassen müssen, weilen die Jacht nicht an
das Land kommen können, und als Seine Maj.
Eich in den Wagen gesetzet, hat man die
Ca=
nonen von der Jacht gelöset, wodurch die
Pfer=
de so scheu geworden, daß die Kutsche bald
um=
geschmissen, welche Gefahr aber noch glüklich
vorüber gegangen. Am Montag Abends
lan=
gete der Hertzog von Argyle aus Schottland hier
an, und verschiedene andere Personen von
Di=
stinction seynd aus gedachtem Königreich
anhe=
ro unter Weges. Seit deme man alhier die
Nachricht von der Unruhe in Schottland
erhal=
ten hat, werden allen denen, welche nur auf
ein Jahr Dienste nehmen wollen, 6. Guineen
Hand=Geld gegeben. Das Schweitzer=Regi=
ment des Obristen Dijon; das man vor zwey
Jahren errichtet hat, macht sich fertig, nach
be=
sagtem Lande zu marschiren; und man hat
Be=
fehl dahin gesendet, Frey=Compagnien von
wol=
gesinnten Berg=Schotten unverzüglich
aufzu=
richten. Vier Holländische Kriegs=Schiffe seynd
am 14. in den Duynen angelanget, um zu dem
Admiral Vernon zu stossen, welcher sich
Vor=
gestern mit 8. Schiffen von ersten und andern
Rang daselbst noch befunden hat. Erwehnter
Admiral hat auf die erhaltene Kundschaft, daß
3. Armateurs von Duynkirchen, und
verschie=
dene andere von Boulogne und Calais
ausge=
loffen wären, die Kriegs=Schiffe Norwich,
Folkstone und Pool wider sie ausgeschiket. Eini=
ge andere Kriegs=Schiffe unter Commando des
Admirals Anson hatten indessen den Hafen zu
Duynkirchen wie bloquirt, damit man von
dan=
nen keine Truppen nach Schottland möge
hin=
über bringen können.
Aus Frankreich.
Marseille 22. Sept.
Man sihet ebendie Engländische Flotte von
Port=Mahon mit 25. Kriegs=und 5. Bombar=
dier=Schiffen aus hiesiger Höhe vorbey gegen
Genua fahren, also, daß man glaubet, es stehe
dieser Stadt eine Beschiessung vor.
Paris 22 Sept.
Am Samstag hat der König zum zweytenmal
Ader gelassen. Die Nacht war es ziemlich gut,
und seit deme haben Sich Se. Majestät in
ei=
nem abwechslenden Zustand befunden, darin=
nen Sie das Fieber nicht gehabt. Der Fluß,
welcher in der linken Wange gewesen, hat sich
in die rechte gezogen: Gestern haben sich Seine
Majestät viel besser befunden; doch ist Dero
Zuruk⟨=⟩kunft bis auf künftigen Samstag
ausgese=
tzet. Seit 8. Tagen ist ein Geschwader von 8.
Kriegs=Schiffen von Brest unter Segel
gegan=
gen, wohin aber ist noch nicht bekannt, weil der
Officier, sa dasselbe führet, seine Befehle nicht
eher, als auf einer gewissen Höhe eröfnen darf.
Von Rochelle wird geschrieden, daß seit der
Abfahrt unsrer Schiffe der Wind sehr günstig
gewesen, und daß die zwey Corvetten, welche
denselben von weitem folgten, um in acht zu
nehmmen, ob sie nicht von denen Engländern
an=
gegriffen wurden, noch nicht zuruk=gekom=
men.
Paris 24. Sept.
Der Graf von Löwendahl, welcher am
Sonn=
tag Abends hier anlangte, kehrete am Dienstag
nach Flandern zuruke. Die Briefe aus
Flan=
dern melden unter andern, daß die noch übrige
Frantzösische und Schweitzer=Garde den 22sten.
oder 23sten. den Rukmarsch hieher antretten
sol=
le, und das die Gendarmerie in kurtzem in das
Winter=Quartiere gehen werde.
Von Brest wird unterm 10. dieses gemeldet,
daß in selbigem Hafen eine unserer Fregaten la
Galatee genannt, eingeloffen, welche bey dem
Geschwader des Herrn von Salvert gewesen.
Es ist verbotten gewesen, jemanden, wer es
auch seye, darauf zu lassen, und von denen am
Bord befindlichen Leuten hat auch niemand an
das Land kommen, noch mit jemand sprechen
dörfen. Hieraus wollen einige fast mutmassen,
als ob sich der junge Prätendent von seiner nach
denen Schottländischen Küsten gethanen Fahrt
am Bord dieser Fregatte wieder befinden müste,
und man setzet sogar hinzu, er hätte in
Schott=
land einen Officier gelassen, der ihm ähnlich sähe,
um sich nicht in Gefahr zu begeben. Es ist am 11.
dieses gewesen, da der König Stanislaus zu
Trianon angekommen, und sich von dannen in
denen Kutschen der Königin nach Versailles
er=
hoben, den König wegen seiner glüklichen
Zu=
ruk=kunft von seiner Armee zu complimentiren.
Der Spanische Gesandte, Fürst von Campo
Florido, hat Nachricht erhalten, daß das zu
Ferol ausgerüstete Spanische Geschwader
Mi=
ne mache, nach denen Schottländischen Küsten
zu segeln. Vorgestern ist der Marschall v. Noail=
les aus denen Niederlanden anhero
zuruk=ge=
kommen. Seit der Ruk=Kunft des Königs ist
beschlossen worden, die Truppen der Krone um
ein Battaillon bey jedem Jnfanterie=Regiment,
und ein Escadron bey jedem Cavallerie=und
Dragoner=Regiment zu vermehren, auch über
dieses noch 60000. Mann neue Land=Militz zu
errichten. Es ist zwischen dem Ritter von
Bro=
glio, welcher 17. Jahre alt ist, und dem
Mar=
schall de Camp, Herrn Nicolai eine Affaire
vor=
gefallen. Dieser letzte hatte an der Tafel in
ei=
ner zahlreichen Gesellschaft ein Wort lauffen
lassen, wo der Ritter glaubte, daß das
Anden=
ken seines Vatters beschmitzet worden. Man hat
sie zwar gehindert, sogleich an einander zu
kom=
men, den folgenden Tag aber seynd sie
zusam=
men gerahten, und Hr. Nicoli hat das Leben
da=
bey eingebüsset; der Ritter von Broglio aber
hat sich in die Tensche Reichs=Lande geflüchtet.
Paris 27. Sept.
Jhro Majestät seynd wiederumen zu
Versai=
les angelanget; Dero Reise nach Fontaineblau
bleibet auf den 1. Octob. festgestellet. Die
Grä=
fin von Löwendahl ist vorgestern von hier nacher
Lisle zu Dero Gemahl abgereiset, einfolglich
nicht bestättiget wird, daß dieser General die
Verstärkung zur Armee an den Rhein anführen
werde. Bey der Kammer des See=Wesens ist
Nachricht eingeloffen, daß die aus America
erwartende Convoy, mit vielen reich
belade=
nen Kauffardey=Schiffen unter Begleitung 3.
Kriegs=Schiffen zu Cadix angelanget seye. Auch
ist die Flotte von Brest unter Segel gegangen,
ohne daß man dero Bestimmung erfahren kan.
Alle Officiers, welche Erlaubnuß gehabt sich
von ihren Regimentern in halb=jährige
Abwe=
senheit zu begeben, haben Befehl erhalten, sich
eilfertig wieder alda einzufinden.
Aus Niederland.
Brüssel 23. Sept.
Es ist mit dem feindlichen Lager keine
weite=
re Veränderung, als daß der Graf von
Cler=
mont=Gallerande, sich mit seinem fliegenden
Lager von Enghien bis Binche, und von
Bin=
che bis Lenze gewendet. Die Feinde befestigen
Grammont, und Beaumont, und man glaubt,
daß sie auch Chimais befestigen werden, zuma=
len, da dieses ihr rechter Weg auf Marienburg
und Sedan ist. Unsere Armee stehet noch in
ihrem vorigen Lager; sie wird aber sogleich
aufbrechen, als die Hessische Völker
miteinan=
der bey derselben werden angelanget seyn. Als=
dann wird man sich durch die Besatzungen von
Charlerois, Namur, Mons, und Ath suchen
zu verstärken.
Philippenville 24. Sept.
Nachdeme der Her Relinque, Marschall de
Camp, welcher zu Beaumont commandiret, von
dem Marschall von Sachsen den Befehl
erhal=
ten, einige neue Redouten aufzuwerfen, so muß
nunmehro ein starkes Frantzösisches Commando,
wie auch 300. aufgebottene Bauren hieran
ar=
beiten, auch in dem nahe ligenden Wald die
Pallisaden hierzu verfertigen, um diese neue
Werker damit zu besetzen. Auch lasset besagter
Herr Relinque die in unserer Nachbarschaft noch
übrige Fourage zusammen bringen, mit welcher
er bereits 2. ansehnliche Magatzinen angefüllet
hat.
Gent 25. Sept.
Eine Brigade Fuß=Volk, von dem Grafen
von Löwendahl, ist nach Endigung der
Belage=
rung Nieuport nach Duynkrchen marschiret.
Zwey Regimenter Jrrländer haben auch dahin
ihren Marsch genommen=und gehet die Rede,
daß daselbst 4. bis 5000. Mann versammlet
wur=
den, man weiß aber noch nicht, zu was Ende
dieses geschehe. Nicht zu Ostende, sondern
auch zu Nieuport werden neue Werker
angele=
get, woran ein Theil der Besatzung und mehr
dann 1000. Land=Leute, welche das Land
lie=
fern muß, arbeiten müssen.
Brüssel 25. Sep.
Das Corpo des Grafen von Clermont=Gal=
lerande, ziehet noch immer bald da, bald
dort=
hin. Den 22. ware es zu Binche, von wannen
es zwey Detaschementer zu Pferd abschikte, wel=
che die Nacht zu Soignies stehen bleiben. Den
23. des Morgens verschwanden diese zwey
De=
taschementer auf einmal. Des Abends aber
kame das gantze Corpo zu Soignies an, alwo
es noch stehet.
Vilvorden 25. Sept.
Das Fuß=Volk deren Hessischen Truppen,
solle längst dem Canal bey Antwerpen in denen
Dörfern cantoniren, und die Reiterey mit
Einschluß einer Husaren=Compagnie wird nach
Brüssel kommen. Es kamen diese Truppen
eben recht, die Stelle deren 10. Battaillonen
Engländern zu ersetzen, welche gestern nach
Willemstadt aufgebrochen, woselbst sie nach
Schottland werden eingeschiffet werden; Sie
marschiren in 2. Colonnen, nammentlich, Soub,
Howard, Bray, Duglas, und Pulteney, die
erste Colonne commandiret der Hr. General
Li=
gonier, die zweyte Division machen die 3. Bat=
taillons der Gardes, und die 2. Battaillons
Johnson, und Cholmondeley unter Commando
des Hrn. General=Major Curchil aus. Es
ge=
schahe gestern Abends, als Jhro Königl. Hoheit
der Hertzog von Cumberland den Befehl durch
einen Currier aus Londen erhielte, dieses
Deta=
schement abgehen zu lassen.
Enguien 26. Sept.
Die unter Commando des Grafens von
Cler=
mont Gallerande stehende Französische
Trup=
pen, welche vorgestern zu Notre=Dame
cam=
piret, seynd gestern nach Ath marschiret, und
man will deswegen vermuten, daß besagte
Trup=
pen diesen Ort einschliessen dörften. Jndessen
hat der commandirende General seine grosse
Bagage nach Dornik defiliren lassen, gestern
hat man in der Gegend Ath stark schiessen
gehö=
ret.
Mons 26. Sept.
Unsere Frey=Compagnien, welche durch ein
Commando aus hiesiger Besatzung unterstützet
worden, haben seit einigen Tagen verschiedene
Streiffereyen in das feindliche Gebiet
unter=
nommen, und sich bis vor die Thöre zu
Cham=
bray gewaget.
Antwerpen 28. Sept.
Am Freytag, und den folgenden Sonn=A=
bend langte die erste Hessische Colonne unter
grossem Zulauf des Volks alhier an. Es
be=
stunde dieselbe in 2. Regimentern zu Fuß, und
einem Regiment zu Pferd, dieselbe wurde von
dem Hrn. General=Major von Monsbach
com=
mandiret. Diese sammentliche Regimenter,
worunter sodann das Regiment des Printzen
Friedrichs von Hessen=Cassel begriffen, beste=
hen in der auserlesensten Mannschaft. Die
zwey erstere Regimenter brachen am Sonn=A=
bend, und das dritte am Montag nebst einem
grossen Holländischen Detaschement aus
hiesi=
gem Citadell auf, und tratten den Marsch nach
der Alliirten Armee an. Hingegen seynd seit
einigen Tagen mehr dann 6000. Mann
Eng=
länder hier durch passiret, um nach Groß=
Brittannien überschiffet zu werden. Und mit
Briefen aus Arnheim vom 24. Sept vernimmt
man, daß die zweyte Colonne deren Hessischen
Truppen den 23. Dito nach Nimwegen
mar=
schiret, bey dieser Colonne befindet sich eine
Escadron Husaren.
Aus Schweden.
Stokholm 3. Sept.
Der Engländische Ausserordentliche
Ab=
gesandte Obriste Guydickens, der von hier nach
Schonen zu dem König verreiset ist, hat bey Sr.
Majestät verschiedene Audientzen gehabt, und
in einer derselben Jhnen eröfnet; daß Se. Groß=
Brittanische Majestät, denen nichtes näher an
Hertzen läge, als die Ruhe von Europa
herzu=
stellen, bey sich überzeugt wären, der sicherste
Weg, um dahin zu gelangen, wurde dieses seyn,
daß Sie in Ausführung derer Maß=Regeln, so
zwischen Jhnen und Dero Alliirten verabredet
worden, Mut und Nachdruk zeigten. Seine
Majestät thäten demnach dem König den
Vor=
schlag, daß er zu solchem Löblichen Entzwek
be=
hülflich seyn, und ein Corpo von 10000. Mann
Schweden, oder soviel Sr. Maj. gefällig wäre,
in Groß=Brittannischen Sold überlassen mögte.
Wegen solchen Antrags ist es geschehen, daß der
König den Hof=Cantzler, Graf Piper, zu Sich
nach Schonen entbotten hat, als welchem er
da=
von Theil geben will, damit er die Sache dem
Senat vortragen möge. Es ist beschlossen, we=
gen solcher Angelegenheit die Meinung des
Russischen Hofes zu vernehmen.
Aus Teutschland.
Leipzig 25. Sept.
Unsere und die Preussische Armee stehen noch
immer in denen vorigen Lagern. Auf die
Nach=
richt, daß der König in Preussen über Berlin
und Tranenpritzen abermalen eine Verstärkung
in das Lager bey Großkugel schikte, ist der
Gene=
ral der Infanterie von Renard mit 10000. M.
von Torgau an der Elbe nach Wittenberg
deta=
schiret worden, um diesen Truppen den
Durch=
marsch durch das Sächsische zu verwehren.
Haupt=Quartier der Aliirten
Ar=
mee zu Heydelberg / vom
29. Sept.
Vor=gestern, den 27. dieses nach=Mittags
zwischen 4. und 5. Uhr, ware der höchst=be=
glükte Tag, an welchem Jhre Majestät der
Röm. König, und Jhre Majestät die Röm. Kö=
nigin. von Frankfurt mittels der Post alhier
eintraffen. Allerhöchst=Dieselben waren von
verschiedenen Ministern, und einer Menge
hohen Adels begleitet. Sammentliche
Ge=
neralität erwartete beyderseits Majestäten
bey Dero Quartier, und bezeugten Allerhöchst=
Dieselben bey dem Aussteigen sich gantz
be=
sonders gnädig, und nachdeme sie sich nur
ei=
nen Augenblik in dero Retirade verweilet, wur=
de alsdann sogleich dem die Hannoveraner
der=
malen commandirenden Hrn. General=Leute=
nant von Druchtleben, und sodann dem
Hol=
ländischen Hrn. General von Schmissart, der
Allergnädigste Zutritt, und Audientz verstattet,
worauf dieselbe zur Tafel giengen, und sich
sodann bald zur Ruhe begaben. Gestern in
aller fruhe rukte die völlige Armee in Parade
aus, und formirte wie sonsten, zwey Treffen,
und die Artillerie ware am rechten Flügel vor
der Fronte gepflantzet. Beyderseits Majestäten
langeten gegen 9. Uhr bey derselben an, und
zwar der Röm. König zu Pferd, und Jhre
Ma=
jestät die Königin in einem offenen Wagen
gantz allein fahrend. Als nun Allerhöchst
Die=
selbe unter kiingendem Spiel, und fliegenden
Fahnen beyde Treffen passiret, begaben sie sich
in ein auf einer kleinen Anhöhe
aufgeschlage=
nes Zelt, und sahen mit dem grossen
Vergnü=
gen zu, als ein drey=maliges Lauf=Feuer mit
jedesmaliger Abfeurung 100. Canonen
gema=
chet wurde. Nachdeme muste die gantze
Ar=
mee bey Jhro Majestäten rechts, und links
vorbey marschieren, und in ihr Lager ruken,
wo sobald darauf Jhre Majestäten zur Tafel
giengen, welche in einer hier zu expresse
er=
baueten Hüte gehalten wurde. Die Herren
Feld=Marschallen, Herren Feld=Zeugmeisters,
und Herren Feld=Marschall=Leutenants speiseten
mit an der Königl. Tafel, und da fast ein
je=
der General
Extra-Tafel gabe, so wurden an
diesen die übrige Herren Generalen, Staabs=
Officiers, und Fremde bedienet. Nach der
Tafel fuhren beyderseits Majestäten in einer
offenen Kutsche durch das gantze Lager, und
fanden jedes Regiment vor seinen Zelten
aus=
gerukter, darbey ware durch die gantze Armee
nichts anders, als ein beständiges
VIVAT-
Geschrey zu hören. Als Abends Jhe
Majestä=
ten beyderseits aus dem Lager in der Stadt
wieder zuruk kamen, fanden Allerhöchst=Die=
selbe die gantze Stadt nicht allein recht wol
illuminiret, sondern es paradirte auch
sämtli=
che Burgerschaft zu Fuß, und zu Pferd in
schönster Ordnung Allerhöchst=Jhre
Majestä=
ten fuhren ein paar=mal in der Stadt hin,
und wieder, um alles, was Denenselben zu
Ehren errichtet ware, zu beaugenscheinigen,
wo immittels von allen Eken, und Enden die
häuffig=anwesende Zuschauere, sowol
einhei=
misch, als fremde, sich öfters
VIVAT FRAN-
CISCUS! VIVAT MARIA THERESIA! hören
liessen. Jhre Majestät die Königin haben durch
die gantze Armee jedem Mann, vom Feld=wä=
bel an, und auch denen Detaschirten zur
Er=
götzlichkeit 2. fl. austheilen lassen. Nachdeme
heu=
te Jhre Majestäten bey denen
PP
. Capucinern
die H. Meß gehöret, begaben sich Allerhöchst=
Dieselben sodann wieder in das Lager, wo die
Hannöverische Cavallerie, und das Regiment
Jnfanterie von Druchtleben ihre Exercitia
so=
wol mit als ohne Feuer in Dero Allerhöchsten
Gegenwart dergestalt gemachet, daß Allerhöchst=
Dieselbe ein recht gnädiges Wolgefallen, beson=
ders an der Garde zu Pferd, trugen. Nach=
gehends speiseten Jhre Majestäten in
ber
ge=
strigen Hüte zu Mittag, und gegen 2. Uhr
nach=Mittags giengen Sie von daraus nach
Weinheim, und so ferners auf Frankfurt ab.
Aus der Berg=Strasse 1. Oct.
Die Frantzosen, welche zu Worms postirt
stehen, haben am verwichenen Sonntag die
jen=
seits des Rheins vorrähtig gewesene viele
Faschi=
nen, welche zu Ausbesserung der Strassen
bestim=
met waren, in den Rhein geworffen. Bey
Ost=
hoffen ist vor etlichen Tagen zwischen denen
Fran=
zosen, und denen Kaiserlichen Husaren ein
Scharmützel vorgefallen, in welchem die
Husa=
ren nicht nur einige Frantzosen erleget, sondern
auch 40 Gefangene mit sich zuruk gebracht
ha=
ben. Die Frantzosen legen zu Rhein=Türkheim
ein Magatzin an.
Frankfurt 3. Oct.
Gestern Vor=mittag haben die Churfl
vortref=
liche Herren Gesandten wieder eine Session
auf=
dem Römer gehalten. Zu der morgenden
Kai=
serlichen Krönung, wie auch zu denen schönen
und merkwürdigen Illuminationen werden noch
viele Anstalten und Zurüstungen eifrig
fortgese=
tzet. Jhro Churfl. Durchleucht von Cöln
ha=
ben Dero fest=beschlossen gewesene Anherokunft
wegen einer zugestossenen Unpäßlichkeit einstellen
müssen. Jhre Röm. Königl. Majestäten haben
diesen Morgen dem GOttes=Dienst bey denen
PP. Dominicanern, gleichwie am vergangenen
Freytag bey denen P. P. Capucinern
auserbäu=
lichst beygewohnet.
Prag 5. Oct.
Den 29. Sept. hat die Röm. Kaiserl. hohe
Generalität den Schluß gefasset, zu tentiren,
und zu erforschen, ob der Feind Stand hielte,
und ob nicht der rühmlichsten, und
vorsichti=
gen Veranstaltung Jhro Hoch fürstl. Durchl. des
commanndirenden Hrn. Generals Printzen Carl
von Lothringen nach, der Feind von vornen
durch die Kaiserliche Armee getrennet, und
vermittelst der an Seiten, unter Commando
des Hrn. General Nadasdy, Trent, und des
Obrist=Leutenants St. Andre ligenden Völkern
ihme ein empfindlicher Streich versetzet
wer=
den könte; wessentwegen dann gedachte Jhre
Hochfürstl. Durchl. einige Battaillonen, dann
etwelche Cavallerie=Regimenter den 30. Dito
zwischen 7. und 8. Uhr gegen den Feind
vorru=
ken lassen, welche auch das erste und anderte
Treffen über den Hauffen geworfen, also daß
der Sieg Röm. Kaiserlicher Seits anzuhoffen
ware. Gleichwie aber die hohe Generalität
keine förmliche Action zu liefern beschlossen,
sondern wie bereits oben einiger massen gedacht
wurde, die Meinung ware, den Feind zu
de=
logiren, und sofort dessen Verlust, vermittelst
des Nabasdisch=Trenkisch=und St. Andreischen
Corpo zu bewürken, so hat gleich berührte hohe
Generalität, als sie gesehen, daß der Feind das
gefas⟨te⟩ Vorhaben wahrgenommen, und die
Sa=
che auf eine förmliche Action ankommen lassen
wolte, zu Verschonung des Volks bis zu
beque=
merer Gelegenheit zum Schlagen vorträglicher
zu seyn befunden, sich in der besten Ordnung
in das gleich angelegene Lager zuruk zu ziehen,
und dieses umso mehr, als bey einer
förmli=
chen Action die Jnfanterie der Situation wegen
allein hätte agiren müssen, wo hingegen die
Ca=
vallerie deren Bergen, und Defileen halber
und dieser beyzustehen nicht vermögend
ge=
wesen ware. Der Verlurst belauffet sich
an Todten, Blessirten, bey 3000. Mann,
spätere Briefe hingegen melden, daß selber
Seits kaum auf 1500. Mann belauffen solle.
Des Feindes Verlust aber solle 3. bis 4. mal
grösser seyn, und wird solcher hierdurch
bekräf=
tiget, daß der Feind bey der zu Menagirung
des Volks geschehenen Retirade uns keinen Fuß
nachgesetzet, wol aber seinem Lager zugeeilet; al=
dieweilen der König Nachricht erhalten; daß der
General Nadasdy mit seinem unterhabenden
Corpo währender Action in das Lager
einge=
fallen, und nach dessen Ausplünderung selbes
samt allen Zeltern angezündet habe, wo der
General Nadasdy vorhero die völlige Kriegs=
Cassa, 3. Canonen, und die Königl. samt
an=
derer Equipage erobert, daß also dem Konig
selbst, und seinen Königl. zweyen Herren
Brü=
dern fast nichts als was sie am Leib haben,
überblieben: das gantze Silber, und alle
Schriften, die Königl. Chätouille, und so gar
des Königs geheime Schriften. und
Pa=
pieren, haben die Husaren, nebst 300. Dome=
stiquen, worunter 2. Geheime Kriegs=Räh=
te, Secretarii, und andere Officianten
befindlich, bekommen, und also recht
unglaub=
liche Beute gemacht, daß auf jedem gemeinen
Mann ein 4. spänniger mit Bagage beladener
Wagen in der Theilung gekommen seyn solle, wie
er dann auch oben=berührter massen bey
unse=
rer Retirade sich gar nicht gerühret, so
weni=
ger die unserige verfolgete, sondern stehet bis
dato noch von denen unserigen in seinem alten
Lager bey Trautenau dergestalten eingeschlossen,
daß bey vornehmender Zuruk=ziehung er
allen blutigen Abbruch, von denen unserigen zu
gewarten hat. Von der Generalität ist unser
Seits keiner todt geblieben, sondern es ist der
Printz von Wolfenbüttel, und Sachsen=Gotha,
die Generalen Königsegg, Hagenbach, Mar=
schall, und Polentz, welcher letztere die Churfl.
Sächsische Truppen commandiret, und sich
al=
lerseits in der Bravour sehr tapfer verhalten,
seynd, doch nicht gefährlich, blessiret. So viel
man wegen Kürtze der Zeit erfahren können,
sollen Preussischer Seits der Printz Albert von
Wolfenbüttel geblieben seyn.
Prag 9. Oct.
Jn denen Nachrichten, von unser zu dato bey
Jaromirz stehenden Armee, unterm 6. dieses
Mo=
nats wird gemeldet, daß die Preussen annoch
in ihrem ausgeplündert=und ausgebrenten Lager
sich befinden thäten, und zuruk nach Schlesien
zu ziehen sich anschiketen, zu welchem Ende ihre
Artillerie Ordre bekommen aufzubrechen; wei=
len aber die Herren Generalen Nadasty, und
St. Andre, wie auch der Herr. Baron Trenk mit
ihrem Corpo vor dem Feind in vormaligen
Po=
stirungen stehen, so dörfte die feindliche
Retira=
de ziemlich blutig werden, besonders weilen
un=
sere Truppen eine grosse Courage zeugeten, den
Feind zu empfangen, und zu begleiten. Den
5. dieses haben unsere Husaren eine in 2. hun=
dert Mann bestehende feindliche Parthey
zwi=
schen Freyheit und Trauttenau angetroffen, da=
von über 60. Preussen getödtet, und bis vierzig
Blessirte zu Gefangenen gemacht.
Aus Ungarn.
Erlau 6. Oct.
Bächst=verwichenen Montag, als an dem
Glorreichen Namens=Tag Jhrer Majestät des
neu=erwehlten Röm. Kaisers Francisci des
Er=
sten dieses Namens wurde aus Verordnung
Jh=
rer Excell. des Hrn. Grafen, und Bischoffen
Frantz Barkoczy von Szala ⁊c. in hiesiger Dom=
Kirche ein feyerliches Te Deum gehalten, um
den nemlichen so glorreichen Tag dermassen zu
beehren. Es versammlet sich demnach
densel=
ben Tag in aller fruhe die gesammte sowol aus
Teutschen, als Hungarn bestehende Burgerschaft,
und nachdeme sie sich in zwey verschiedenen
Compagnien vertheilet, marschirte sie darauf
mit klingendem Spiel, und fliegenden Fahnen
der Dom=Kirche zu, alwo sie in schönster
Ord=
nung paradirte. Jhro Excell. begaben sich
endlichen auch selbst in die Kirche, unter
Be=
gleitung der gesammten Clerisey, eines
zahlrei=
chen Adels, und eines in der grösten Menge
zusammen geloffenen Volks, und stimmeten
das Ambrosianische Lob=Gesang unter Lösung
sowol groß=als kleinen Geschütz, an. Das
Hoch=Amt darauf hielte unter öfters
wiederhol=
ter Lösung des groß=und kleinen Geschütz Herr
Johann Kiß, erwehlter Bischof von Ansarien,
und Dom=Probst des hiesigen Hochw. Dom=
Capituls, welcher nach verflossenen 50. Jahren
seines Priesterthums, eben diesen Tage seine 2te
Primitz für das theure Leben, immerwehrende
Zufriedenheit, und glükliche Regierung Jhrer
Kaiserl. Majestäten aufopfern wollen. Nach
geendigten GOttes=Dienst kehreten Jhre
Ex=
cell. zuruk nach Dero Residentz, mit dem
nem=
lichen Gefolg, und bewirteten den
sammentli=
chen Adel über Mittag; Da indessen bey
Trin=
kung deren hohen Gesundheiten unserer
aller=
gnädigsten Landes=Herrschaft sich das groß und
kleine Gewehr tapfer hören liesse, und unter
unaufhörlichen Froloken des gesammten treuen
Volks, endlichen dieser so feyerliche Tag
be=
schlossen worden.
Wien 13. October. 1745.
DOnnerstags voriger Woche, nemlich den 7.
October, seynd Vor=mittags in Jhrer
Majest. Der Verwittibten Röm. Kaiserin
Elisa=
betha Christina Hof=Kappellen die Exequien für
die zu Oetting in GOtt selig entschlaffene Hoch=
Adeliche Stern=Kreutz=Ordens=Dame (Tit.)
Frau Maria Theresia Anna Fürstin von
Oet=
tingen, geborne Printzessin von Schleßwig=Hol=
stein gehalten worden.
Als, wie jüngst gemeldet worden, verwiche=
nen Samstag den 9. dieses Vor=mittag mit 30.
vorreitenden blasenden Postillionen (Tit.)
Herr Joseph des Heil. Röm. Reichs Fürst zu
Shwartzenberg, gefürsteter Land=Graf im
Kleg=
gau, Graf zu Sul, Hertzog zu Crummau, Hr.
zu Geinborn, Jhro Röm. Kaiserl. Maiest. und
des H. Röm. Reichs Erb=Hof=Richter zu
Rot=
weil, Ritter des Goldenen Vliesses, ⁊c. der
glüklichst beschehenen glorreichen Krönung Jhrer
Kaiserlichen Majestät Francisci Hertzogs von
Lothringen und Barr, Groß=Hertzogens von
Toscana, Mit=Regenten deren Oesterreichischen
Erb=Landen, die erfreuliche Nachricht
Aller=
höchst gedacht Jhro Maj. der Verwittibten Röm.
Kaiserin, wie auch der Kaiserl. und Königl. Ertz=
Hertzoglichen jungen Herrschaft überbracht, wur=
de alsogleich anbefohlen GOtt dem Allmächtigen
die gebührende offentliche Danksagung den
fol=
genden Tag abzustatten.
Eben an besagtem Samstage Nachmittags
bey angenehmer Witterung, ist der
Durchleuch=
tigste jüngere Kaiserliche Printz Ertz=Hertzog Carl
mit Dero Durchleuchtigsten Frauen Schwester
Ertz=Hertzogin Maria Christina nach dem
Hoch=
gräflichen Harrachischen Garten in der Hungar=
Gassen nächst am Renn=Weg spatziren gefahren,
und nach ein paar Stunden Aufenthalt
wieder=
umen in die Kaiserliche Burg zuruk=gekehret.
Eodem wurden abermalen in obgedachter
Hof=Kappellen Jhrer Majestät der
Verwittib=
ten Kaiserin auch für die zu Breslau in GOtt
selig verschiedene Hoch=Adeliche Stern=Kreutz
Ordens=Dame (Tit.) Frau Johanna Renata
Freyin von Falaize, geborne von Stössel, die
Exequien gehalten.
Sonntag zufolge obgedachter Allerhöchsten
Verordnung des Morgens begaben sich der
Durchlgste Kaiserl. Königl. Erb=Printz Ertz=
Hertzog Joseph, und dessen
Durchtgste älteste
Frau Schwester Ertz=Hertzogin Maria Anna in
Gefolg dero gewöhnlichen Hof=Staats
Vor=
mittags nach 10. Uhren offentlich nach
alhie=
siger St. Stephans=Metropolitan=Kirchen,
und wohneten daselbst der wegen obgedachter
höchst=erfreulichen glorreichen Begebenheit
an=
geordnet gewesener Danksagung mit solenner
Absingung des
Te Deum laudamus
, und Hoch=
Amt auferbäulichst bey, während dessen die
auf dasigem Kirch=Hof paradirende
Jnfante=
rie eine 3=malige Salve aus dero Flinten
ge=
ge⟨b⟩en, und jedesmalen hernach 100. Canonen
von hiesigen Stadt Wällen rings=herum
abge=
feuret worden. Nach geendigtem GOttes=
Dienst, bey welchem sich auch samtliches
hiesi=
ges
Ministerium
die uralte Löbl. Universität,
auch hiesiger Stadt=Magistrat eingefunden
ha=
ben, kehrete Allerhöchst=benannte Durchlgste
junge Herrschaft wiederum zuruk in die Kaiserl.
Burg, alwo sodann dieselbe zu Mittag
of=
fentlich gespeiset, und ist bey Hof 8. Tag
nach=
einander der Adel in prächtigster Gala
erschie=
nen. Worauf Jhre Hoch=fürstl. Eminentz der
hiesige Hr. Cardinal, und Ertz=Bischof, des
H. R. Reichs Graf von Kollonitsch dem
hiesi=
gen grossen Adel ein prächtiges Mittag=mahl
gegeben, auf den Abend aber Jhro Excellentz
der Hoch=geborne Herr, Herr Leopold Johann
Victorin, des H. R. Reichs Graf von
Windisch=
grätz, Ritter des goldenen Vlieses, und J⟨hr⟩er
Kaiserl. zu Hungarn, und Böheim Königl. Ma=
jestät würklicher Geheimer Raht, Statthalter,
auch der in Allerhöchst=Deroselben
Abwesen=
heit hinterlassenen Geheimen
Deputation
hoch=
verordneter
Præses, mittels einer an dem
sammentlichen alhier sich versammelten
zahl=
reichen grossen Adel gegebenen Gesellschaft,
Baal, und prächtigen
Soupée
diesen
glükseli=
gen Tag in dero eigenen Gräfl. Hause auf das
feyerlichste begangen, und mit allerseitigem
Vergnügen beschlossen haben.
Montag, nemlich vor=gestern vor=Mittag
seynd des hiesig Päpstl. Hrn. Nuntii
Cardina=
len von Pauluci Eminentz, nacher Hof
gefah=
re, und haben bey Allerhöchst=besagt Jhrer
Majestät der Verwittibten Kaiserin dero
Ur=
laubs=Audientz genohmen, und werden Jhre
Eminentz künftigen Samstag von hier zuruk
nacher Rom abreisen.
Eben Vorgestern in der fruhe ist obgemeldter
Herr Fürst von Schwartzenberg, welcher wegen
der überbrachten Nachricht der glüklichen
Krö=
nung von Jhro Maj. der Verwittibten
Kaise=
rin mit einem sehr kostbaren Diamant=Ring,
und einer aus Orientalischen Jaspis in Gold
ge=
fasten und mit Brillianten künstlich versetzten
Ta=
bakiere regaliret worden wiederum von hier
mittelst der Post nach Frankfurt abgereiset.
Dito seynd abermalen in mehr gemeldter
Kai=
serlichen Hof=Kappellen ingleichen für die zu
Am=
berg in GOtt verstorbene Hoch=Adeliche Stern=
Kreutz=Ordens Dame (Tit.) Frau Maria
Con=
stantia Gräfin Nitz von Wartenburg, geborne
Freyin von Closen, die Exequien gehalten
worden.
Von der Landsfürstl. Stadt Ypps. hat man,
daß alda wegen glüklichst erfolgter Kaiser Wahl
ein feyerliches Dank=Fest erstlich mit einer
sinn=
reichen Lob=Predig von Jhro Hochw. dem
da=
selbstigen Hrn. Dechant Gabriel Zircher von
Guldenhet, sodann erfolgten Umgang mit dem
Hochwürdigsten Gut, und endlich unter
Ab=
feurung dasigen Geschützes, abgesungenen Hoch=
Amt, und Ambrosianischen Lob=Gesang bey
häuf=
figem Volks Zulauf gehalten worden. Den 4.
dieses, als an dem glorreichesten Namens und
Krönungs=Tage Sr. neu=erwehlt=Kaiserl. Ma=
jestät hat eben ernannter Hr. Dechant der
al=
dasigen Burgerschaft ein freuden=reiches
Schies=
sen unter Trompeten=und Pauken=Schall
ge=
geben.
Lista deren Verstorbenen zu Wien in=
und vor der Stadt.
Den 6. Octob.
Jn der Stadt.
-
Dem Hoch=Edel=geb. Hrn. Phil. Jacob v. Mannaget=
ta, und Lerchenau, N. Oes. Reg. Raht, und einer
löbl. N. Oe. Landschaftl. Rait=Marsch., s. Hr. S.
Janatz, im Spannis. H. in der oberen Beken=str.,
alt 3. J. -
Der Wol=Edel=geb. und Hoch=gelehrte Hr. Dominicus
Trier, J. U. D. einer Löbl. N. Oe. Landsch. Secr.
bey dem Schab - den Riessel am rot. Thurn, alt 68. J. -
Dem Math. Sturm, Herren=Koch, s. K. Barb., im
Schlosseris. H. in der Himmel=port=gas., alt 6. J. -
Eva Heiderin, alt 51. J., und Elisab. Hofmüllerin,
alt 73. J., beide im Burger=Spital.
Vor der Stadt.
-
Hr. Phil. Christ,
Not. Publ.
bey dem rot. Rössel in der
Leopoldst., alt 47. J. -
Dem Thomä Huber, s. K. Anna, in s. H. im
Lichten=
thal, alt 4. J. -
Dem Joh. Weninger, Handels=M., s. Ehew., Anna,
in s. H. am Neustift, alt 62. J. -
Dem Ant. Heinen, Uhr=Blat=stech., s. K. Carl, bey dem
weis. Rössel am Spitalberg, alt 6. J. -
Jacob Schultz, Tischler, bey dem gold. Greiffen am
Neubau, alt 45. J. -
Dem Jos. Gasteiner, Schif=Amts=Ranführ., s. K. Joh.
im Gerstenbrandis. H. in der Leopoldst., alt 5. J. -
Dem Simon Beoban, Heyruken, s. K. Elias, bey dem
grünen Jäger am Spitalberg, alt 6. J. - Anna Fürwalterin, im Kranken=H., alt 18. J.
Den 7. Octob.
Jn der Stadt.
-
Der Wol=Edel=gestr. Hrn. Math. Hiertz, N. Oest.
Land=Rechts=Weis=Bot, im kleinen Wölker=Hof,
alt 56. J.
Vor der Stadt
-
Der Annä Höldin, Wittwe, ihr|K. Anna, bey denen
5. Lerchen am Neustift, alt 6=V. J. -
Dem Sebast. Ostmüller, Maurer=ges., s. K. Frantz,
bey der blauen Weintraub. im Lichtenth., alt 5. J. - Der Annä Suitzbacherin, Witte, ihr K. Anna, bey
- denen |2. Schlüsseln am Neustift, alt 4. J.
-
Ant. Preitsch, alt 25. J., und Joh. Frentzl, alt 61. J.
beede ber denen FF. Mis. -
Barb. Barin, led. M., im Sandtneris. H. am Hunds=
Thurn, alt 15. J. -
Abrah. Mülleisen, ar. M., ber dem grünen Stiefel
auf der Wieden, alt 45. J.
Den 8. October
Jn der Stadt.
-
Hr. Niclas Heyman, Herschaftl. Secret., im Schlegi=
Hof, alt 30. J. -
Hr. Joh. Frantz Popp, Herrschaftl. Cantzellist, im
We=
kerbartis. H. in der Klugerstr., alt 34. J. -
Dem Frantz Prechtl, Burgerl. Bier=leut=geb., K. 2.
Barb., bey denen 3. Raaben im Rot=gäs., alt s. J. -
Dem Niclas Rotmüllner, Burgerl. Schneid., s. K.
Jos., im Käßstecheris. H. im Rot=gäs., alt 7. J.
Vor der Stadt.
-
Dem Joh. Leichamschneider, Burgerl. Caffee=sied., s.
K. Carl, bey dem gold. Straussen in der Leopoldst.,
alt 9. J. -
Dem Math. Priestersperger, Schneid., s. W. Anna,
bey der Schild=Wacht im Lichtenth., alt 38. J. -
Der Cathar. Pogatzin, Wittwe, ihr T. Anna, bey dem
grünen Fässel bey Maria=Hülf, alt 26. J -
Dem Georg Mentz, Schneid., s. W. Margar., bey
der grünen Saulen im Lichtenth., alt 68. J. -
Joh. Queberger, Lakey, bey dem Englis. Gruß auf der
Wieden, alt 54. J. - Barb. Holtzapflin, im Kranken=H., alt 19. J.
Den 9. Octob.
Jn der Stadt. Niemand.
Vor der Stadt.
-
Dem Jacob Bernardi, Zeug=mach., s. K. Anna, im
Baderis. H. auf der Wendelst., alt 6=v. J. -
Dem Math. Rohringer, Leinwat=druk., s. S. Niclas,
im Stukatori. H. am Neustist, alt 12. J. -
Frantz Seisler, Lakey, bey dem gold. Engel in der
Ros=
sau, alt 50. J. - Ludw. Better, alt 21. J., bey denen FF. Mis.
Den 10. Octob.
Jn der Stadt.
-
Math. Humbel, Burgerl. Miniatur=Mahl., im neuen
Michaeler=H., alt 51. J. - Maria Santnerin, Wittwe, im Steyrer=Hof, alt 68. J.
Vor der Stadt.
-
Dem Wol=Edel=geb. Hrn. Joh. Friedrich von
Schwa=
nau, des H. R. R. Rittern, und Direct. in der N.
Oe. Landsch.=Academia, s. Fräule T. Theres., alda,
alt 2. J. -
Dem Heinrich Lieb, Burgerl. Schneid., s. K. Anna,
bey dem schwartz. Rössel am Spitalberg, alt 2. J. -
Dem Phil. Vielschenger, Burgerl. Brunnmeist., s. W.
Cathar., im Spaliermacheris. H. bey St. Ulrich, alt
68. J. -
Dem Mart. Fopenberger, Fuhrman, s. K. Elisab., in
s. H. zu Gumpendorf, alt 7=v. J. -
Dem Joh. Donhauser, Brodsitz., s. W. Anna, bey dem
schwartz. Mohren bey Maria=Hülf, alt 35. J. - Apol. Trosterin, im. Kranken=H., alt 30. J.
Aus Teutschland.
Nürnberg 28. Sept.
DJe Fränkische Kreiß=Völker haben
ange=
fängen aufzubrechen, und weilen man
versichert ist, daß die übrige associirte Kreise
diesem rühmlichen Exempel folgen werden,
so hoffet - man gegen das Ende des Octobris
eine Armee von 42000. Mann zusammen zu
bringen.
Frankfurt 2. Octob.
Nachdeme gestern Abends Jhro Chur=Fürstl=
Gnaden von Trier in dem Barttellischen
Gar=
ten=Haus unweit des sogenannten
Bockenhei=
mer=Thors alhier angelanget, und daselbst
über=
nachtet hatten, so geschahe heute gegen 12.
Uhr der solenne, und prächtige Einzug in die
hiesige Stadt, zu welchem Ende die Chur=Trie=
rische Gesandtschafts=Suite, ingleichen des Hrn.
Reichs=Erb=Marschallen Excellentz, mit einem
prächtigen Aufzug, wie auch von der hiesigen
Stadt 3. Compagnien zu Pferde dahin
bege=
ben hatten. Dieser Einzug gienge um die Stadt
nach dem nächsten Thor herein, und vor dem
Kaiserl. Quartier vorbey, welchem
Allerhöchst=
gedacht Jhro Kaiserliche Majestäten, nebst
de=
nen hohen Anwesenden vorbey fahren sahen,
und als Jhro Chur=Fürstl. Gnaden vor nur
besagtes Kaiserliches=Quartier in Dero
mag=
nifiquen Hof=Staat, und Kutschen sich genähert,
und gegen Jhro Kaiserl. Majestäten, welche
sich in dem Erker an dem Fenster befanden,
ein tieffes Compliment gemacht, so wurden
Dieselben allergnädigst bewillkommet, der Zug
wurde indessen über der sogenannten Zeil nach
der Thüngens=Gasse, woselbst das Chur=Fürstl.
Quartier ist, genommen, die Burgerschaft,
nebst der Garnison paradirte auf denen
Stras=
sen, und bey dem Eintritt Sr. Chur=Fürstl.
Gnaden wurden 9. Canonen abgefeuret. U=
berhaupts wurden bis 30. Kutschen, worinnen
sich die Herren Gesandten, geheime
Räh=
te, und Dom=Herren befanden, alle mit
6. Pferden bespannet, gezehlet, worunter
besonders 3. Staats=Kutschen, und die jenige,
in welcher sich Jhro Chur=Fürstl. Gnaden
be=
fanden, sehr magnifique, welche letztere oben
auf einem prächtigen Chur=Hut in der Mitte,
und an denen vier Eken die vier Jahrs=Zeiten
vorstellend, mit Gold vortreflich gezieret, und
mit überaus kostbaren Geschirren, und
Pfer=
den bespannet ware. Vorher ritten die
ge=
meldete drey Burger=Compagnien mit ihren
Standarten, Stallmeister, und etlich und 30.
Hand=Pferden, die Einspänniger von der
Stadt, sodann folgten etlich und 30. Wägen
mit 6. Pferden, dann der Reichs=Profos,
Fourier, ingleichen der Reichs=Quartier=
Meister, hierauf der Reichs=Marschall, dann
wiederum die Chur=Fürstl. Hand=Pferde, in=
gleichen 12. Maulthiere mit einer Senfte oder
Port=Chaise, 30. Lakeyen, und Heyduken,
10. Pagen mit ihren Hof=meister, der Obrist=
Stall=meister Sr. Chur=Fürstl. Gnaden zur
rech=
ten Seite reitend, die Chur=Fürstl. Garde zu
Pferde mit Trompeten, und Pauken machte
den Schluß. Sonsten gehet die Rede, daß
Jhro Chur=Fürstl. Durchl. von Cöln, als
Die=
selben schon im Begrif gewesen, anhero sich
zu begeben, durch eine unvermutet zugestossene
Unpäßlichkeit abgehalten worden, und dieser
Ursachen halber nicht der bevorstehenden
Crö=
nung würden beywohnen können, wiewolen
Deroselben Garde allbereits gestern in
König=
stein eingetroffen gewesen, um aber
wieder=
um zurüke beorderet worden. Jm übrigen ist
noch zugedenken, daß, als vorgestern, wie
schon gemeldet, die hier anwesende hohe
Her=
ren Wahl=Gesandten bey Jhro Kaiserl. Majest.
die allergnädigste Audientz gehabt, selbige auch
Nach=mittags bey Jhro Majest. der Kaiserin
mit gleichen Ceremonien erfolget seye. Es ist
gewiß, daß der Herr Graf von Colloredo als
Reichs=Vice=Cantzler, der Herr von Mohr als
Referendarius der Teutschen, und Herr von
Gundl der Lateinischen Expedition
vorge=
stellet worden. Den 7. wird die Huldigung
alhier eingenommen.
Leipzig 2. October /
Von denen Trauungs=Ceremonien deren
Rus=
sischen Kaiserl. Hoheiten, hat man dahier
folgende Relation empfangen.
Petersburg den 4. Sept. Am 1. dieses
frühe um 6. Uhr, nach einem gegeben
Zeich=
chen von 5. Canon=Schüssen, versammelten
sich in dem Winter=Palast Jhro Maj. der
Kai=
serin alle Personen von Distinction beyderley
Geschlechts. Vor=mittags um 11. Uhr fienge
der Zug nach der Kirche von Kazamka an. Jn
denen Strassen, durch welche man passiren
muste, waren zu beyden Seiten die Soldaten
von der Garde, und andere Regimenter
ge=
stellet, deren Anzahl sich fast auf 1500. M.
beliefe. Das Gefolgt bestunde in 135. Kut=
schen, jede mit 6. Pferden bespannet, vor
de=
nen die Bediente in sehr reicher Livrey
her=
giengen. Jn der Kutsche Jhrer Majest. der
Kaiserin sassen beyderseits Kaiserl. Hoheiten,
vor denen alle Cavaliers herritten. Der Ertz=
Bischof von Novogrod verrichtete die
Trau=
ungs=Ceremonie, und der Ertz=Bischof von
Pleskow hielte dabey die Rede. Sodann
wurden die Canonen abgefeuret, und die
sämmentlichen Regimenter gaben eine dreyfache
Salve. Auf dem Neva=Strom sahe man ein
Kriegs=Schif, 4. Jachten, und 30. Galeeren,
die mit einer grossen Menge Flaggen, und
Wimpel gezieret waren, und gleichfalls Salbe
gaben. Nach der Zurükkunft aus der Kirche
empfienge die Kaiserin von denen, Botschaftern,
und ausländischen Ministern, wie auch
ein=
heimischen Standes=Personen beyderley
Ge=
schlechts, die Glükwünschungen. Des
Mit=
tags speiseten ihro Kaiserl. Majest. offentlich
unter einem Thron=Himmel mit Jhro
Kai=
selichen Hoheiten, dem Groß=Fürsten, und
der Groß=Fürstin, mit Jhro Hoch=Fürstl.
Durchl. der regierenden Fürstin von Anhalt=
Zerbst, Frau Mutter der Groß=Fürstin, und
mit Sr. Durchl. dem Printzen August von
Holstein=Gottorf. Für die Personen von
Di=
stinction beyderley Geschlechts waren in
an=
dern Zimmern verschiedene Tafeln angerichtet.
Den Beschluß des ersten Tages machte ein
Ball.
Den 2. Vor=mittags empfiengen Jhro
Kai=
serl. Hoheiten die Glük=wünschungs=Compli=
mente, und Nach=mittags gegen 1. Uhr
bega=
ben Sie sich in dem Sommer=Palast, um sich
bey Jhro Kaiserl. Majest. gehorsamst zu
be=
danken, speiseten auch zu Mittage mit Höchst=
Denenselben. Abends ware im Winter=Pa=
last Ball, wobey sich alle Botschafters, und
ausländische Ministri einfanden. Hierauf
spei=
sete man nach gezogenen Billets in dem
gros=
sen Saal an einer figurirten Tafel, an deren
jeder Eke man Spring=Brünnen mit Wasser=
Fällen, und anderen Auszierungen sahe.
Gestern ware Ruhe=Tag.
Heute erhube sich Jhro Majest. die Kaiserin
mit Dero Gefolge zu Jhro Kaiserlichen
Ho=
heiten in den Winter=Pallast, wo Sie des
Mittags speiseten, und die Personen
beyder=
ley Geschlechts von denen beyden ersten Classen
die Gnade hatte, an Höchst=Deroselben
Ta=
fel gezogen zu werden. Jn verschiedenen
an=
dern Zimmern ware für die übrigen
angerich=
tet. Nach geendigter Tafel liesse man aus
et=
lichen Spring=Brünnen Wein springen, und
gabe dem Volk gebrattene Ochsen, wie auch
anderes gebrattenes Fleisch, ingleichen Brod,
auf einigen Pyramiden Preiß. Gegen Abend
ware bey Hofe Gala, und Jtalianisches Concert.
Frankfurt / 4. Octob.
Gestern Nach=mittags hat ein Hoch=Edler,
und Hoch=Weiser Raht dieser Stadt, unter
Trompeten=und Pauken=Schall
nachfolgen=
des auf denen gewöhnlichen Plätzen der Stadt
verkündigen lassen:
„Nachdeme die Gelegenheit der
vorstehen=
„den, und auf den Montag den 4. Octob.
„fest=gestellten Kaiserlichen allerhöchsten
Crö=
„nung, als welche hiermit anvorderst
jeder=
„man erfreulichst verkündiget wird, ei=
„nem Hoch=Edlen, und Hoch=Weisen
„Raht allerdings obligen will, dahin zu sehen,
„daß alles in möglichster Stille, Ruhe, und
„Ordnung vollzogen werde, herentgegen alle
„besorgende Gefahr, Thättlichkeiten, und
Ver=
„wundungen, auch sonsten überhaupts alles
„Tumultuiren, und unbändiges Zudringen
„derer Zuschauern, und|männiglichen
unter=
„bleibe, (weshalben er nebst der alsdan im
„Gewehr stehenden Löbl. Burgerschaft, hin,
„und wieder die Soldatesca besonders an der
„mit Tuch belegten höltzernen Brüke auf
ho=
„hes Gutbefinden noch besonders hin rangirt,
„und verstärket werden solle,) Wolgedach=
„tem Raht auch noch von vorigen Zeiten
„annoch höchst=mißfällig erinnerlich ist, was
„gestalten unter verschiedenen Hand=Werks=
„Gesellen, und Knechten, besonders bey dem
„Weinspringen, und Erlangung des, bey
so=
„thanem Vorgang hie bevor gewöhnlich=ge=
„wesenen Preiß=gebung des Kaiserl. Adlers,
„so auf dem Gestell darbey aufgesetzet wird,
„sowol als auch sonsten bey anderen
der=
„gleichen Begebenheiten, grosser Auflauf, ja
„bey nahe, Mord, und Todschläge
entstan=
„den wäre; Herentgegen für diesesmal der
„Kaiserl. Allerhöchste Befehl, und
allergnä=
„digste Jntention wiederum dahin gehet,
„daß besagter Adler zu Verhütung aller
Un=
„ordnungen, und Unglüks, so an diesem
„erfreulichen Tag des allerhöchsten Kaiserl.
„Crönungs=Festes, zumalen sorgsam zu
ver=
„meiden
„meiden stehet, nicht preiß gegeben werde,
„auch zu befahren ist, daß zu Behauptung
„derer übrigen preiß zu gehenden Sachen,
„viele Hand=Werks=Gesellen, und andere
„Leute, welche zum Theil, gantz irrigein näheres
„Recht hierzu vor anderen zu haben vermeinen,
„sich mit Messern, Prügeln, Sand, und
der=
„gleichen zu versehen, und Jnsolentien
aus=
„zuüben Willens, seyn möchten: Als lässet
„mehrgedachter Hoch=Edler, und
Hoch=
„Weiser Raht alhier, vermöge seiner
aufha=
„benden schweren Amts=Pflichten, und
Ob=
„ligenheit gesammte Löbl. Burgerschaft
erin=
„neren, nicht allein an ihrem Ort als
das=
„jenige mit beyzutragen, so zu einer ruhigen,
„und stillen Aufführung, und glüklicher
En=
„digung dieses Freuden=Tages nur immer
ge=
„reichen mag, sondern auch die alsdann im
„Gewehr sich befindende Löbl. Burger=Quar=
„tiere wolbedächtlich vermahnen, im Fall
„ja einige Unordnung, Zudringen, und
„Auflauf gegen bessere Zuversicht sich äussern
„solte, mit der darzu nachdrüklich
beorder=
„ten Soldatesca diesem Unwesen einhellig
„zu steuren, um sich damit wol zu
verste=
„hen, folglichen nicht zu gestatten, daß der
„sonsten unbändige Pöbel, sich ein oder
an=
„derem widersetze, wie dann auch sonsten
„männiglichen hiermit auf das
nachdrüklich=
„ste, und befindenden Umständen nach, bey
„schwerer Leibes=und Schand=Straffe
an=
„befohlen wird, sich nicht zu unterfangen,
„mit Preißmachung des Tuchs auf der
Brü=
„ten, des Habers, des gebratenen Ochsens
„der der darüber gebauten höltzernen Hüte,
„auch des Weins, und Brods ehender
an=
„zufangen, als bis der Zug völlig vorbey,
„auch alle Reichs=Erb=Aemter=Functiones
„völlig verrichtet seynd, und die Schranken
„eröffnet werden, noch weniger aber
jeman=
„den zu beleidigen, zu Leibe zu gehen, zu
„schlagen, zu werfen oder sonsten zu
verle=
„tzen, noch der hin, und wieder
comman=
„dirten bewafneten Burgerschaft, und
Sol=
„daten sich zu opponiren, sondern sich in
al=
„lem ruhig, und stille zu betragen, und bey
„demjenigen, so zu behöriger Zeit, und in
„seiner Ordnung aus Kaiserl. Allerhöchsten
„Gnade, und Mildigkeit pfleget preiß
gege=
„ben zu werden, benanntlich bey dem Geld
„auswerfen, sodonn den Weinnspringen, und
„Freygebung des Habers, des gebrattenen
„Ochsen, der Küche auf dem Römerberg,
„und des über die Brüke, worüber Jhro
Kai=
„serl. Majest. sich aus dem Dom nach dem
„Naht=Hause begeben, zu legenden Tuchs,
„keine Thättlichkeiten, Gewalt noch Boßheit
„auszuüben, sondern einem jeden das Bent
„gemachte ruhig zu lassen, weniger aber
je=
„manden zu verwunden, noch am Leibe oder
„Gliedern zu beschädigen. Wie dann auch
„endlichen die Brüke selbst, so viel daß
„Holtz betrift, nicht preiß seyn solle. Wor=
„nach sich also männiglich zu achten, und
„vor Straffe, Schimpf, und Schande zu
„hüten hat. Geschlossen bey dem Schöffen Raht,
Freytags den 1. Octob. 1745.
NB
. Den 18. des jetzt lauffenden Monats
werden in der oberen Beker=Strassen in des
(Tit.) Herrn Paul von Ehrenthal Behausung,
allwo die Sesel=Trager seynd, in zweyten
Stok folgende Waaren, bestehende in
Fran=
tzösischen reichen Zeugen von allerhand Farben,
als: Gantze Stuk zu Frauen=Kliedern, so auch
angeschnitten werden. Reich=gewürkte Frauen=
Kleider, wie auch Juppon. Extra reiche
Aussatz
Point d'espagne
von Gold auf Frauen
Kleidern, wie auch von gold=und silbernen
Spi=
tzen Aufsatz. Reiche Droquet und Sammet zu
Herren=Kleider, wie auch von Gold extra
rei=
che Aufsätz, samt Aufschläg. Jtem reiche
Ve=
sten von Gold, auch Silber unterschiedlicher
Farben.
Jn Gold und Silber, als: Durchgebroche=
ne Borden, und Spitzen, wie auch breit und
schmale halb=Borden, ingleichen silberne
Ma=
squera=Bördel
Jn Seiden=Zeug als: Französisch brochirte
Zeuge, geblumte Atlas, Griset, Kirchen=Zeug,
Spallier, wie auch Florentiner Damast, bro=
chirt=und viperirte
Moar
,
Gras di Tour
, Cam=
melot, schmale und breite brochirte, und gestreift
glatt und Chagrin, Sammet, Holländisch und
Welsche von verschiedenen Farben. Relave,
Rasset, Procatel, Herren=Hauben auch von
Belpau un=und aufgeschnitten, Strimpfe von
verschiedene Farben.
Jn feinen Brüßler Camelot verschiedener
Farben: Englischen Castor=Zeug und Crepon.
Garnitour Knöpf, als ordinari, und vergoldete
meissnge, auch Roß=haarene. Spallier, als
gemahlene mit Spagat und von Leinwat.
Sächsischen Strohe=Hauben. Sächsischer
extra fein gemahlenen Wax=Leinwat zu Tisch
und Sesseln.
Welche all=obige Waaren von obbesagten
Dato an frühe von 9. bis 12. Uhr, und
Nach=
mittag von 3. bis 5. Uhr täglich ausser Post=und
Feyertägen licitando verkauffet werden.
Bey Frantz Leopold Grund, Burgl. Buch=
bindern in dem Gewölb beyl St. Stephans=
Haupt=Thor ist zu haben:
Der Vorsichtige Gerhab, oder
Unterrich=
tung derer in denen Rechten unerfahrenen
Gerhaben, wie, und auf was Weiß dieselben
die ihnen anvertraute Pupillen beyderley
Ge=
schlechts, sowol dem Leib, als der Seelen nach
auferziehen, als auch ihre Hab=und Güter,
wann sie in keine schwere Verantwortung bey
GOtt, und denen zeitlichen Richtern verfallen,
und besorgliche Mangel vermeiden wollen,
sicher verwalten mögen, können, und sollen;
alles aus der allergnädigst=Kaiserl. R. Oe.
Gerhabschafts=Ordnung, wie auch
allgemei=
nen Kaiserlichen Rechten gezogen, in 4. Theil
ordentlich Verfasset, und jetzt zum Nutz, und
Nachricht des gemeinen Burgers=Mann in
offentlichen Druk verfertiget durch Casparum
Storsegk, derer Rechten Doctor, und
Advo=
caten in der Kaiserl. Königl. Haupt=und
Re=
sidentz=Stadt Wien. Jn folio 1745. in
Car=
ton gebunden 2. fl. 45. kr. mit Kupfern, und
Ekschwein=Leder 3. fl. in Frantzösischen Band
dem Rüken vergoldt 3. fl. 30. kr. in extra fein
Frantzösischen Band 3. fl. 45. kr. ungeb. 2. fl.
NB
. Bey Hrn. Johann Jacob Lidl, Kupfer=
stechern zwischen dem hohen Markt, und
Ju=
den=Platz in dem Stern=Hof im Schulter=
Gässel ist zu haben:
Neu eröfneter Geographischer Schau=Platz
des Hertzogtums Schlesien, das ist: neue, und
noch niemals zum Vorschein gekommene
Ent=
werfung des grossen Hertzogtums Ober=und
Nieder=Schlesien, der Grafschaft Glatz, und
anderer angräntzenden Ländern, darinnen nicht
allein alle darin befindliche 17. Fürstentümer,
und die 6. freye Standes=Herrschaften, sondern
auch alle Städt, Markt Fleken, Schlösser, Dör=
fer, Post=Stationes, Berg, Wälder, Flüß, ⁊c.
bey Gelegenheit gegenwärtigen Kriegs=Unter=
nehmungen zum Behuf, und Gebrauch einer
hohen
Generalität
, wie auch anderer
respe-
ctive hoch=und niederen Herren Standes=Of=
ficteren, und allen übrigen Liebhaberen, und
Kenneren guter Arbeit auf einer mit
möglich=
sten Fleiß, und Mühe verfertigter, auch nur
denen benöhtigten Eintheilungen, samt
Com=
paß, und verschiedenen Maß=Stäben, best=
versehenen Land=Karten auf das
vollkomme⟨=⟩
neste vorgestellet, sein in Kupfer gestochen, auf
3. Regal=Bögen das Exemplar sauber
illu-
minirter, und im Futeral, solche bequem bey
sich zu trägen, à 3. Reichs=Thaler, ohne
Fute=
ral auch sauber
illuminirter, à 1. Ducaten,
auf Leinwat aufgetzogen illum, und im
Fu=
teral à 5. fl., auf Leinwat ohne Futeral à 4.
fl. 45. fr. NB. Diese Karte ist auch schön
auf Leinwat zu bekommen.
NB. Solche auf der Post bequem I zu
ver=
senden, ist sie auch auf feinern Papier zu
bekommmen. à 4. fl. 24. kr.
NB. Es ist gestern den 10. dieses Monats Octobr.
eine silberne Repetir=Uhr samt dem Kettel in der
Kir=
chen aus dem Sak gestohlen worden. Sie hat neben
dem inneren Sourtout noch 3. Kapsel 2. Das erste ist.
schwartz von Leder etwas alt, und noch mit etlich
silbernen Rägerln punctiret um den mitteren Ranss.
Das anderte ist gantz von Silber mit schön erhobener
Figur=Arbeit. Das dritte, worinnen das Glökt, ist
auch von Silber mit durchschnittener Land=Arbeit. Das
Uhr=Glaß ist alt, und hat oberhalb einen gantzen
Quer=Schrik, der Meister, so ober dem Ziffer=Blat,
und innerhalb angeschrieben, nennet sich Funk.
Das Kettl ist von Silber, theils geschlangelt, theils
in der Mitten mit Ringln aneinander gehestet
der Schlüssel aber ist mit zwey Carbinerl
ange=
schlossen. Wer von jener eine Nachricht, oder die
Uhr selbsten zur Hand bekommet, wird höflichst
ersu=
chet, solche gegen einer guten Recompens dem
Ver=
legen des Wiennerischen Diarii zu überbringen.
NB. Denen Herren Jnteressenten der Stadt
Anhol=
ter Lotterie ersten und Wallberger Lotterie anderten
Claß wird hiemit erinnert, daß bey dem Collecteur
Herrn Johann Anton Brighenti zum roten. Adler in
kleinen Wag=Haus die Ziehungs=Bögen
angekom=
men seynd, die Renovation deren Loosen zu denen
übrigen Classen ist längstens bis den 23. Octob., an=
sonsten aber solche der Lotterie=Kammer anheim fallen.
Die Gewinnende davon seynd in dem Original zu ersehen.
NB. Hiemit wird jedermänniglich kund, und zu
wissen gemacht, daß den 9. dieses der Churfürstl. Hof=
und Ordinari Münchner Bott Sebastian Furtner zum
erstenmal allhier mit seiner Landkutschen angekommen,
und gehet derselbe den 14. ejusdem um 10. Uhr fruhe
wiederumen ab. Dann gleich wie ersagter
Münch=
ner Bott dermal den 9. angekommen, und den 14.
darauf abgehet, als kommet solcher künftighin alle
Monat unter obigen Tag von München aus anhero
mit seiner Landkutschen, und Bagage=Wagen an,
und fahret so fort den nemlichen Tag anwiederumen
von hier ab, logiret beym goldenen Bärn, auf dem
alten Fleisch=Markt.