Anno 1742. (Num. 76.) 22. September.
Wienerisches
DIARIUM.
Mit Jhrer Königlichen Majestät Freyheit.
Jn dem neuen Michaeler=Haus / bey Joh. Peter v. Ghelen.
Aus Jtalien.
Neapel 28. Aug.
OBwolen in diesen Gegenden sich
keine Engländis. Kriegs=Schif=
fe mehr sehen lassen / so hat
man doch Samstags Vormittag die
Nachricht erhalten / daß ein ihriges
Geschwader an der Jnsul Jschia sich
befinde. Der Konig hat dannenhero
nicht nur allein alle hiesige Castellen /
sondern auch das völlige Meer=Ufer
mit Stüken / und Militz auf das beste
versehen / und in vollkommenen Wehr=
Stand setzen lassen; desgleichen seynd
auch an alle übrige Orte dieses
Rei=
ches die Befehle ergangen / sich überall
auf allen Anfall bereit zu halten. Der
König hat auch einen Currier an den
Hertzog von Castro=Pignano mit der
Ordre abgeschicket / daß selber seine
unterhabende Truppen in 2. Colonen
abtheilen / und davon eine nacher
Pe=
scara / die andere nacher Manfredonia /
zur Besatzung dasiger Häfen
marschi=
ren lassen solle.
Rom 1. Sept.
Samstags erhuben sich Jhre Päpstl.
Heil. mit halb=offentlichem Gepränge
nach der Kirche von St. Marcello / al=
wo Donnerstags zuvor das Fest des
H. Philippi Benitii Serviten=Ordens
gehalten wurde / und lasen alda Mes=
se / nach welcher Sie in dem Kloster die
gesammte Ordens=Geistliche zum Fuß=
Kuß liessen. Nachdeme Jhre Päpstl.
Heiligkeit beschlossen / daß Sie selbst
den ersten Stein zu der neu=erbauen=
den Kirche von St. Apollinari legen
wollen / vorhero aber gebräuchlicher
massen das Wasser geweihet / und das
Kreutz dahin gestellet werden muß / so
verfügte sich der Cardinal Albani von
St. Clemente / als der älteste deren 6.
Vorsteheren dieses Collegii dahin / und
verrichtete sothane Function. Sonn=
tags Vor=mittag nach 13. Uhr
bega=
den Sich Jhre Heiligkeit mit
offentli=
chem Pracht in erst=gedachtes
Colle=
gium / und hatten selbe den Cardinal
Breven=Secretarium Passionei / und
den Cardinal Staats=Secretarium
Valenti / so beede Vorstehere von
sol=
chem Collegio seynd / bey sich in der
Kutsche. Als sie daselbst
angekom=
men / legten Sie mit all denen
gewöhn=
lichen Ceremonien den ersten Stein zu
schon ermeldeten Kirchen=Gebäude /
darauf Sie ein Marmor=steinernes
Kistlein gestellet / und in solchem
be=
fanden sich 6. Agnus Dei und 6. Denk=
Müntzen / deren 3. von Silber 3. aber
von Metall waren. Annebst lage auch
eine metallene Tafel darbey / auf wel=
cher nebst Jhrer Heiligkeit Wappen
folgende Jnschrift zu lesen ware.
D. O. M.
BENEDICTUS XIV.
Pont. Max.
Collegium Germanicum, &
Hungaricum
Omni munificentiâ
Complexus
Ad Ædem hanc Sancto Apollinari
Sacram magnificentius
Extruendam
Area parte attributâ
Aucto ad tempas Collegii censu
Et Ara Principis molitione
In se
Liberalissimè receptâ
Primum Lapidena posuit
Die 26. mense Augusti Anno
MDCCXIII.
Pontific. III.
Nach beschehener Function lasen
Jh=
⟨r⟩e Heiligkeit an dem in einem
prächti=
gen Zelt alda errichteten Altar zu
Eh=
ren des H. Apollinaris als deme die
neue Kirche gewiedmet ist / in
Beywoh=
nung 17. Cardinalen Messe / und
keh=
reten endlichen nach dem Quirinal
zu=
ruke.
Florentz 1. Sept.
Zu Ende voriger Woche kamen 2.
Currier aus Spanien allhier an. Der
eine gienge nacher Neapel / der
ande=
re in das Spanische anjetzo bey
Pe=
rugia sich befindliche Lager. Besag=
te Curriers berichteten daß unweit
Le=
rici 2. Engländische Schiffe sie
verfol=
get hätten / und es ihnen zum Glük
ge=
lungen habe / sich mit ihren Fell=Eisen
an das Land zu flüchten / worauf
al=
sogleich die Felucke auf welcher sie sich
befunden / mit allen übrigen denen
En=
gelländern in die Hände gerahten.
Genua 1. Sept.
Die gestrige Briefe von Livorno
versicheren / daß das Engländische
Ge=
schwader / so einige Tage vor Neapel
gestanden / von dannen zu gedachten
Livorno zuruk angekommen seye. Man
wüste aber von dessen gehabten
Ver=
richtungen noch keine andere
Besonder=
heiten / aldieweilen von erwehntem
Ge=
schwader noch kein Mann an das Land
getretten.
Bologna 4. Sept.
Heute Vor=mittag hat die Königl.
Ungarisch Böheimische Jnfanterie von
S. Giovanni in Piscetto nacher Buon=
Porto zu defiliren angefangen / und
die Cavallerie ist gleichfalls schon von
hier nach besagten S. Giovanni
auf=
gebrochen. Bey solchem Durchmarsch
wurde alsogleich ein Botschafts=Se=
cretarius an Se. Excell. den Herrn
Grafen von Traun abgeschicket / um
sich anzufragen / ob Selbe nicht eine
offentliche Botschaft von dem
alhie=
sigen Publico anzunehmen geruhen
möchte / welches Se. Excell aber
aus=
schluge / und sich darfür bedanken
lies=
se. Dieser Herr hat einen Expressen
erhalten / darauf er alsogleich mit
de=
nen vornehmsten Officieren Kriegs=
Raht gehalten / und sodann auf der
Post zu dem König von Sardinien
nacher Cavantina abgegangen. Se.
Majestät ist von Cavantina nacher
Reggio abgegangen / dahin Jhro auch
der Hr. General Traun gefolget. Heu=
te ist das Sardinische Spital samt
vie=
len alhier gewesten Mund=Vorrat
na=
cher Modena überbracht worden.
Meiland 5. Sept.
Alhier wird ein grosser Vorrat von
Getreid / und Haber zum Dienst der
Königl. Hungarisch=Böheimisch=und
Sardinischen Armee bereitet. Man ver=
nimmt / daß zu Placentz 6. Schwadro=
nen Cavallerie / und Battaillonen
Jn=
fanterie lauter Sardinische Truppen
nach denen Landen ihres Königs zuruk
marschirend durch=passiret wären / und
der König selbst mit denen übrigen in
kurtzen alda erwartet werde.
Venedig 8. Sept.
Sonntag Abends wurde die
Sta=
tue des verstorbenen alhier gestandenen
Kön. Sardinis. Bottschafters Marches
Frantz Mossi aus dessen bewohnten
Pallast von S. Jeremia vom Dom=
Capitul dasiger Kirche als seiner Pfarr
abgeholet / und in die Haupt=Kirche
von St. Marco überbracht / alwo
sol=
che die aldasige Dom=Herren
übernah=
men / und auf ein herrliches mit
vie=
len Windlichtern / und Wax=Kertzen
umgebenes Trauer=Gerüst legten. Den
folgenden Tag Vor=mittag hielten die
Hertzogl. Kappell=Musici daselbst die
feyerliche Exequien / und wurden nebst
dem Todten=Amt viele Messen gelesen /
Nach=mittag erschiene der Doge mit
dem gesammten Senat / wie auch der
Päpstl. Nuntius / und sonst vieler
A=
del / nicht weniger die 6. hohe Schulen /
alle Bruderschaften / und
sammentli=
che allhiesige Clerisey in besagter Haupt=
Kirche / und wohneten daselbst dem
feyerlichen Toden=Officio / wie auch
nachgehends der gewöhnlichen Leich=
Procession bey; gestalten die Statue
dem gebräuchigen Ceremoniel zufolge
zwar nach der Kirche deren PP. Domi=
nicanern von
SS.
Johann / und Paul
hätte sollen überbracht werden / es ist
aber dieses durch einen eingefallenen
starken Regen verhinderet worden /
wie dann in der erwehnten
Dominica=
ner=Kirche allschon würklich ein
an=
deres kostbares mit vielen Statuen
Sinn=Bildern ꝛc. Jnschriften geziertes
Gerüst errichtet ware. Wegen
ermel=
deten Regens also gienge die
Proces=
sion nur in dem Hof des Pallastes
von St. Marco herum / und wurde
in solcher die Statue von 12. alhiesi=
gen Schif=Capitainen / denen der
Ad=
miral und alle Werk=Leuts=Vorste=
here des Arsenals / wie ingleichen der
Doge selbst / und der gantze Senat /
auch der Päpstl. Nuntius / folgten; die
schon erwehnte Geistlichkeit gienge
vor=
aus / und die Statue umgaben 12.
Personen in tieffer Trauer / und 24.
auch in Klag gekleidete Lackeyen. Als
man damit wieder in die Haupt=Kir=
che v. S. Marco zuruk kam / wurden die
gewöhnlichen Gebetter abgesungen /
und zu letzt hielte der P. Santinelli
Cler. Reg. Somase eine wol=verfasse=
te Trauer=Rede.
Aus Frankreich.
Paris 1. Sept.
Am verwichenen Montag wurden
der Cardinal von Tencin / und der
Graf von Argenson / bisheriger
Or=
dinari=Staats=Raht / und Jntendant
von Paris / von dem König zum
Staats=Ministro ernannt / und dem
Cardinalen des folgenden Tags durch
einen Expressen nacher Lyon die Ordre
zugeschickt / daß er sich schleunig bey
Hof einfinden solte. Der Cardinal
von Fleury / welcher sich nun zu Jssy
befindet / wurde an verwichenem
Dien=
stag mit Unpäßlichkeit überfallen.
Aus Niederland.
Brüssel 30. Aug.
Seitdeme das im Jahr 1718. zu
Kevrain geschlossene Cartel
aufgeho=
ben worden / vergehet kein Tag / der
nicht bey 20. Frantzösische Deserteurs
hier ankommen. Unter andern haben
3. von Dünkirchen angelangte
Schwei=
tzer ausgesaget / daß die Armee / wel=
che man 20. bis 25000. Mann stark
gehalten / nur aus 18. Battaillon
be=
stunde / wovon 3. in gedachter Stadt
lägen. Vermöge der Ordre / welche
der Hertzog von Ahremberg anhero
ge=
sandt hat / müssen unsere Truppen sich
in Bereitschaft halten / um den 13den
nächstbevorstehenden Monats in das
Feld rücken zu können / und die
Re=
gierung hat zu solchem Ende schon die
Lieferung von 600. Wägen
contra=
hiret. Die Engländische Officiers
las=
sen auch alle ihre Equipage gegen
sel=
bige Zeit fertig machen.
Haag 30. Aug.
Jhro Hochmögende haben denen
Unterthanen hiesiger Republik scharf
verbotten / Tobak nach Portugal / und
Spanien zu führen / und an dortige
Einwohner zu verhandeln. Am 24.
suchte der Königl. Ungarisch
Böhei=
mische Minister in einer Zuschrift um
eine Anzahl Canonen zur Beschützung
derer Niederlanden an / welche ihm
auch sodann von ihro Hochmögenden
zugestanden wurden. Sie sollen
un=
verzüglich 30. an der Zahl / deren jede
24. Pfund schiesset / nach denen
Nie=
derlanden abgeführet werden.
Aus Dännemark.
Coppenhagen 25. Augusti.
Am Mittwoch ist das längst
er=
wartete Ost=Jndische Schif / die
Prin=
zessin Louise genannt / von
Tranque=
bar auf hiesiger Rheede angelanget.
Selbigen Abend / und folgenden
Ta=
ges seynd über 300. mehrentheils
Hol=
ländische Schiffe / mit 3. Convoyern
aus der Ost=See durch den Sund nach
Hause gesegelt: Eines von diesen
Hol=
ländischen Schiffen mit Hanf / und
Flachs geladen / ist unversehens in
Brand gerahten / da dann das Volk
ins Boot gesprungen / und das Schif
zwischen hier / und Helsignör auf den
Strand geholet / wo es bis auf den
Grund verbrannt.
Aus Teutschland.
Viechtach in der Obern Pfaltz
den 6. Sept.
Vor etlichen Tagen hat der hier
stehende Königl. Ungarisch
Böheimi=
sche Herr Obrist=Leutenant Baron
von Trenk ein Frantzösisches Piquet
aufgehoben; beynebst seynd von
sel=
bigen hier Lands die
Contributiones
ausgeschrieben / auch bereits 20000. fl.
eingebracht / und zur Königl. Cassa
nacher Passau abgeschiket worden.
Selbiger folget der feindlichen
Arrier=
Garde
immer nach / und ist solche nicht
wenig von ihm beunruhiget.
Aus Franken 7. Sept.
Am Mittwoch Nachmittags brachte
die dritte Colonne der Französischen
Truppen unter dem Marschall von
Maillebois bey Mergenthal auf / und
marschirte weiter nach Weickersheim /
dahingegen Donnerstags die vierte
Colonne von Bischofsheim ab=und
in das Lager bey Mergentheim
mar=
schirte. Die erste und zweyte
Colon=
ne aber ist bereits zu Fürt
angelan=
get / und da man daselbst angefangen
Back=Ofen für die Französische
Trup=
pen zu verfertigen / so will man
hier=
aus mutmassen / daß dieselbe allda
einige Zeit dörften stehen bleiben. Die
Fränckische Kreiß=Truppen stehen
je=
tzo in denen Linien bey Nürnberg.
Cöln 8. Sept.
Die vorige Woche ist Herr
Wolf=
gang Wilhelm / regierender Graf zu
Manderscheit=Keyl / auf dem
Resi=
dentz=Schloß / Keyl / im 70sten Jahr
seines Alters mit Tod abgegangen /
und weil derselbe keine Erben
hinter=
lassen / auch der letzte von dieser Hoch=
gräflichen Linie ist; so ist der Erb=
Folge wegen zwischen beyden
Hoch=
gräflichen Häusern / von Salm und
Blanckenheim / Streit entstanden /
Es hat daher nicht nur der
regieren=
de Herr Graf von Salm zu
Bedbur=
dick von dem mehresten Theil des
Gräflichen Keylischen Landes / so in
der Eyffel an denen Luxenburgischen
Gräntzen liget / würklichen Besitz
ge=
nommen / sondern auch die Gräfliche
Blanckenheimische Unterthanen / wel=
che von dem etliche Stunden von der
Blackenheimischen Residenz ligenden
Schloß und Städten / Dellendorf /
im Namen des regierenden Herrn
Grafen zu Blanckenheim Besitz
ge=
nommen hatten / mit Gewalt aus
dem Besitz treiben lassen / wobey von
den Blanckenheimischen fünf Mann
todt gebliben.
Regenspurg 13. Sept.
Kaum als Montags die Bayerische
Armee ihr Lager bey Weix / so sich
auf eine Stund austrecket / bezogen /
so ist ein Corpo Husarn von 2000.
Mann unter Commando des
Obri=
sten von Wenzel noch in selbiger Nacht
gegen 10. Uhr um hiesige Stadt
pas=
siret / und hat sich zwischen dem
Klo=
ster Briel und der Kumpfmühl auf
frey=
en Felde und ohne Zelten gelagert. Vor=
gestern fruhe aber um 6. Uhr ritte
gedachter Obrister mit etwan 20.
Mann / und mit=geführten 2. Feld=
Stücklein unterhalb hiesiger Stadt
auf den sogenannten Bruder=Wert
um das Bayerische Lager zu
recogno=
sciren / worauf er auch sogleich
das=
selbe cannoniren lassen / so ihme
je=
doch mit einigen herbey=gebrachten
Geschwind=Stücken geantwortet / und
zwar alles ohne der mindesten
Wür=
kung / und da gedachter Obrister ver=
schiedene mal unter die von denen
Franzosen mit=geführte grosse Menge
fetter Ochsen feuren lassen / wurden
2. von diesen niedergeschossen. Zu
Mittags begabe sich gedachter Herr
Obrister von Wenzel unter Zulauf
vieler Leute in hiesige Stadt / und
speiseten bey dem Oester. Hrn. Ge=
sandten Frey=Herrn von Plettenberg /
und da jener nach aufgehobener
Ta=
fel noch an verschiedenen Orten
visite
gabe / wobey sich in denen Strassen
vieles Volck einfande / nahm er seinen
Rückweg mit grosser Leutseligkeit
ge=
gen alle Anwesende zu seinen Corpo
bey gedachten Kloster Priel.
Heute fruhe ist sowohl die
Bayeri=
sche als Frantzösische Armee aus ihrem
Lager wiederum aufgebrochen / und
hat ihren Marsch verschiedentlich
aus=
getheilet / wo selber eigentlich
hinge=
richtet / indeme einige aufwerts gegen
Jngolstadt / andere aber gegen Amberg
gezogen / stehet zu erwarten.
Neuhaus in Böheim 16. Sept.
Aus dem Königl. Haupt=Quartier
zu Beraun unter dem gestrigen Dato
wird berichtet / daß nachdeme laut
letz=
teren Bericht sowol die gantze schwere
Artillerie gegen Piseck von dem alten
Feld=Lager bey Prag weg=geführet /
als auch alle Batterien / Faschinen /
und dergleichen zur Belagerung
erfor=
derliche Nohtwendigkeiten / die man
nunmehro nicht brauchen wird / ver=
brennet worden / wäre die Armee
auf=
gebrochen / und das Haupt=Quartier
von Mottol auf Horzelez verlegt
wor=
den / alwo nichts Berichts=würdiges
vorgefallen / und gestern die Armee
weiter marschiret ist / und das Lager
in Schlacht=Ordnung bey Beraun
formiret hat. Was zur Bloquirung
der Stadt Prag zuruk geblieben / be=
stünde in 15000. Mann / unter neulich
bemeldeten Commando des Herrn
Ge=
neralen Festetitz.
Wien 22. Sept. 1742.
MJttwoch / und Vorgestern / ha=
ben Jhre Majestät unsere
Aller=
gnädigste Königin mehrmalen einige
aus Hungarn gekommene Truppen zu
Fuß / und zu Pferd / worunter auch
5. Compagnien des Löbl. Marullischen
Jnfanterie=Regiments sich befanden /
in hiesiger Nachbarschaft Allergnädigst
zu besichtigen / und mit Geld zu
be=
schenken beruhet / worauf Jhre Majest.
wieder nacher Schönbrunn zur
Mit=
tags=Tafel zuruk gekehret / und die
Truppen ihren Marsch unverzüglich
nacher Bayern fortgesetzet haben.
Vorgestern gegen Abend kamen Jhre
Königl. Majestät von Schön=Brunn
herein in Dero Burg / wohneten in
in Dero Kapellen der Vor=Vesper / wie
auch gestern fruhe dem offentlichen
Gottes=Dienst in Begleitung der
Durchl. Ertz=Herzogin Maria
Mag=
dalena / des Päpstl.
Nuntii Monsig.
Camillo Paolucci
, des Venezianischen
Hrn. Botschafters
Cav. Andrea
Ca=
pello
, deren Hrn. Rittern des
Gol=
denen Vlieses / und gewöhnlichen
An=
derlichen Hof Gefolgs andächtigst bey /
und kehreten zur Mittags=Tafel
na=
cher erwehnten Schön=Brunn zuruk.
Auch Jhre Majestät die
Verwittib=
te Röm. Kaiserin Elisabetha
Christi=
na geruheten gestern Morgens mit
De=
ro Durchlgsten Frauen Tochter Ertz=
Hertzogin Maria Anna Sich von
He=
tzendorf herein in die Königl. Burg zu
erheben / um ingleichen Vor=und
Nach=
mittag dem feyertäglichen GOttes=
Dienst in Dero offentlichen Hof=Ka=
pellen andächtigst beyzuwohnen / und
Abends wieder nacher Hetzendorf
zu=
ruk zu kehren.
Eben gestern fruhe wurde bey Hof
die des Abends vorher angesagte
Kam=
mer=Trauer wegen Weil. jüngst=ver=
storbenen Jnfanten Don Francisco
Höchst=seligster Gedächtnuß ältern
Herrn Brudern Jhrer Majestät des
Königs in Portugal auf 6. Wochen
lang angeleget.
Jngleichen gestern fruhe seynd 200.
Hungarische Recruten des regulirten
Löbl. Radastischen Husarn=Regiments
auserlesenester Mannschaft wol
mon=
tirt / und gut beritten / über
Oeden=
burg seitwerts hier vorbey nach ihrem
Regiment in Bayern marschiret. Hin=
gegen seynd eben gestern einige
Hun=
garische Truppen von unten herauf
hier eingerucket.
Dieser Tagen seynd wiederum
eini=
ge Schiffe mit Schulter=Gewehr / Ku=
geln / Bomben / Granaten / Schauf=
feln / Krampen / und anderen Kriegs=
Gerähtschaften aus Hungarn hier
an=
gelanget / und alles in die hiesige Zeug=
Häuser abgeleget worden. Jngleichen
ist mehrmalen eine Menge Proviand=
Mehl / und Körner aus besagtem
Hun=
garn zu Wasser hieher geliefert
wor=
den / welches meistens wieder weiter
aufwerts zu denen Armeen
abgefüh=
ret wird.
NB
. Bey dem Verleger des
Wien=
rischen Diarii ist in einem
Extra
=Bogen
zu haben:
Fortsetzung des
Diarii
der Königl.
Hungarisch und Böheimischen / unter
dem Commando des Hrn. General=
Feld=Marschallen Grafen von
Kheven=
hüller wider den Chur=Fürsten von
Bayern
operirenden
Kriegs=Macht
vom 1. Augusti bis 2 Septemb. 1742.
zu ersehen.
Die
resolvirte
neu an=und
aufgenom=
mene Hoch Adeliche Stern=Kreutz=Or=
dens=Dames seynd folgende:
-
(Tit.) Maria Theresia Gräfin von Bereni /
geborne Gräfin von Herberstein. -
(Tit.) Helena Juditha Freyin Bordogna von
Tassis / geborne Freyin Croccina von
Manburg. -
(Tit.) Juliana verwittibte Freyin von
Re=
nan / geborne Freyin von Medyansky. -
(Tit.) Eleonora Freyin von Ulm / geborne
Gräfin von Truxes. -
(Tit.) Elisabetha Amalia Maria Antonia
Frey=Frau von Desseigny de la Tournelle /
geborne Gräfin von Bavoyr zu Franken=
berg. -
(Tit.) Elisabetha Gabriella Gräfin von
Fug=
ger / geborne Freyin von Firmian. -
(Tit.) Maria Gräfin von Klebelsberg / ge=
borne Freyin von Hartmann. -
(Tit.) Maria Theresia Gräfin Roselminl /
geborne Ceuli. -
(Tit.) Maria Antonia Gräfin von Ezernin /
geborne Frey=Frau von Stom. -
(Tit.) Anna Maria Gräfin von Halleweil /
geborne Freyin Cosa von Hradisch. -
(Tit.) Clara Marchesin della Rosa / geborne
Marchesin Pallavicini.
Hingegen seynd aus dem Hoch=Adeli=
chen Stern=Kreutz=Orden vom 3. May 1742.
bis 14. September 1742. in GOtt selig
ent=
schlaffen / die Hoch=und Wolgeborne
Frauen Frauen.
-
Eleonora verwittibte Hertzogin von Toscana /
geborne Printzessin Gonzaga von Gua=
stalla / zu Firenze. -
Dorothea Gräfin von Dietrichstein / geborne
Gräfin von Blassing / zu Wien. -
Rosa Fürstin von Longnevall / geborne
Grä=
fin von Harrach / zu Wien. -
Florentina Josepha Gräfin von
Trautman=
storf / geborne Gräfin von Havre / zu Tei=
nitz in Böheim. -
Maria Theresia Gräfin Englin von und zu
Wagram / geborne Freyin von Hocheneck /
zu Wagram im Land ob der Enns. -
Maria Josepha Freyin von Hanxleben / ge=
borne Freyin von Kolf / zu Dreßden. -
Maria Francisca Gräfin von Sulkowska / ge=
borne Freyin von Stein / zu Dreßden.
-
Eleonora Gräfin von Schrottenbach / gebor=
ne Gräfin Liebsteinsky von Kollowrat / zu
Grätz. -
Maria Catharina Gräfin von Spauer / ge=
borne Freyin von Rost / zu Jnspruk. -
Maria Anna Marchesin della Rosa / geborne
Gräfin Prati / zu Parma. -
Maria Anna Gräfin von Zwirbi / geborne
Gräfin von Wratislau / zu Prag. -
Maria Anna Fürstin di Roia / geborne
Si=
peti / zu Napoli. -
Maria Catharina Gräfin von Sonnenberg /
geborne Gräfin von Spauer / zu Jnspruk. -
Catharina Freyin von Zweyer / geb. Freyin
Reichlin von Meldegg / zu Ellwangen. -
Maria Josepha Gräfin v. Mollart / geborne
Gräfin von Zintzendorf / zu Wien.
Lista deren verstorbenen zu Wien
in=und vor der Stadt.
Den 17. Septemb.
- Jn der Stadt. Niemand.
Vor der Stadt.
-
Emanuel Weiner / Mahler / bey dem kleinen
Blummen=stok ausser Maria=Hülf / alt 45. J. -
Dem Georg Lindauer / Lust=gartnern / s. K. Ge=
org / im Kirchschreiberis. H. auf der Landstr. /
alt 3. -
Dem Joh. Bauhartsperger / Fleisch=hackern /
s. W. Rosalia / im Sedelmayris. H. in der
Leopoldstadt / alt 21. J. -
Der Cathar. Loytoldin / Wittwe / ihr K. Mi=
chael / bey der gold. Kugel auf der Wieden /
alt 3. J. -
Dem Thoma Bachzelt / Reit=schmiden / s. W.
Justina / bey dem gold. Fässel ausser Maria=
Hülf / alt 40. J. -
Dem Joh. Gerfil / Feld=Sold. / s. K. Frantz /
bey dem gold. Ritter im Lerchenf. / alt 4. J. -
Veronica Schisamin / in St. Joh. Nep. Spital /
alt 97. J. -
Maria Reichenfelserin / im Strudel=Hof / alt
92. J. - Summa 8. Personen / darunter 3. Kinder.
Den 16. Septemb.
Jn der Stadt.
-
Dem Hoch=und Wol=geb. Hrn. Hrn. Wentzel
Ernst Schafgotsch / des H. R. R. Grafen /
und Hrn. von Kynast / und Greiffenstein ꝛc.
Jhrer zu Hungarn und Böheim Königl.
-
Majest. würkl. Kammerern / und Königl.
Böheimis. Hof=Raht / s. Fräule T. Leopol=
dina / im Vetteranis. H. in der Schaufler=
gassen / alt 1. J. -
Hr. Leopold Lidl / Burgerl. Handels=Mann / im
Schlosseris. H. in der Himmelport=gassen /
alt 42. J. -
Dem Ant. Pomer / Burgerl. Käßstechern / s. K.
Anton / im Goldschmidis. H. am alten Haar=
markt / alt 6=viertel J. -
Catharina Lachnerin / led. M. / bey dem
brau=
nen Rössel am Saltz=grieß / alt 21. J.
Vor der Stadt.
-
Dem Anton Gerlich Schneidern / s. K. Math.
bey dem blauen Mondschein in der Leopold=
stadt / alt 2. J. -
Dem Sebast. Ott / Bier=leut=geben / s. K. Joh.
bey dem weissen Haan bey Maria=Hülf / alt
2. J. - Jos. Büschl / bey denen FF. Miseric. alt 26. J.
-
Dem Joh. Leidenfrost / Becken / s. K. Georg /
bey denen 3. Königen am Neubau alt 6. v. J. -
Dem Georg Grillenberger / Zimmer=ges. / s. W.
Anna / bey dem gold. Schif in der Rossau /
alt 58. J. -
Der Agatha Cammerin / Wittwe / ihr K. An=
na / bey der roten Scheiben im Liechtenth. /
alt 11. J. -
Gregori Strasser / Stroh=schneider / bey dem
gold. Schlüssel in der Josephstadt / alt 94. J. -
Dem Adam Wißener / ar. M. / s. W. Johan=
na / bey dem blauen Gattern ausser Maria=
Hülf / alt 66. J. - Regina Schmidin / im Kranken=H. / alt 30. J.
- Summa 13. Personen / darunter 6. Kinder.
Den 19. Septemb.
Jn der Stadt.
-
Dem Anton Deodat / Burgerl. Caffe=siedern /
s. W. Anna Maria / bey der blauen Flaschen
im Schlosser=gässel / alt 46. J. -
Dem Jacob Rikl / Lackeyen / s. W. Catharina /
bey dem gelben Adler auf der alten Burger=
Musterung / alt 55. J. -
Anna Wallnerin / alt 15. J. / und Georg Fetzl /
alt 2. J. / beede im Burger=Spital.
Vor der Stadt.
-
Dem Wol=Edel=gestr. und Hoch=gelehrten Hrn.
Joseph de Bucamps, Phil. & Med. Doct. ,
des grossen Armen=Hauses / und deren Jn=
validen=Sold. / wie auch im Franken=Haus
Physico Ordinario ac Primario , s. Frau
Ehe=Consortin Susanna / geb. de Lamotte,
- im Armen=H. in der Alstergassen / alt 42. J.
-
Der Anna Steinerin / Burgerl. Wittwe / ihr
K. Andre / im Hammermülleris. H. auf der
Landstrassen / alt 5. viertel J. -
Dem Jos. Fritz / Schlossern / s. K. Rosina / bey
dem weissen Wolfen im Liechtenth. / alt 4. J. -
Dem Corneli Werner / Burgerl. Band=ma=
chern / s. K. Ant. / im Sperrl Wirts=Hau⟨s⟩e
bey St. Ulrich / alt 4. J. -
Dem Math. Teufel / gew. Hausmeistern / s. W.
Anna / bey der Stadt Wien am Himmel=
port=gr. / alt 27. J. -
Dem Jos. Dechenthof / Lackeyen / s. W. Anna /
bey den 3. Rösseln in der Josephst. alt 53. J. -
Dem Jacob Bernhard / ar. M. / s. K. Franci=
sca / bey dem gold. Klee=blat am Neubau /
alt 2. J. -
Dem Andre Pushueber / Straplern / s. W. Ju=
stina / im Altbannis. Garten ausser der Ros=
sau / alt 42. J. -
Andre Fux / Tagw. / bey dem schwartzen Thor
auf der Landstr. / alt 60. J. -
Juliana Mangin / alt 50. J. / und Anna
Bo=
tzollerin / alt 60. J. / beede im Kranken=H. - Summa 15. Personen / darunter 5. Kinder.
Den 20. Septemb.
Jn der Stadt.
-
Fr. Maria Theresia Patuzzin / Burgerl. Witt=
we / in ihrem H. im Kraut=gassel / alt 43. J. -
Barbara Ba⟨ßao⟩rin / Wittwe / im Vergolderis.
H. im tieffen Graben / alt 83. J. -
Elisab. Reichhardin / gem. Kammer=Jungfr. /
bey dem Wolfen in der Au am Saltz=grieß /
alt 63. J.
Vor der Stadt.
-
Dem Ernst Kumer / Schreibern / s. K. Chri=
stian / im Binderis. H. auf der Landstr. / alt
7. J. -
Dem Jos. Senk Bestand=Wirten / s. K. Cathar.
im Zauneris. H. bey St. Ulrich / alt 3. J. -
Dem Simon Federi / Schuhmachern / s. T.
Anna / im Cranisteris. H. in der Leopoldst. /
alt 12. J. -
Eva Wentzlin / Wittwe / im Bibsis. H. in der
Rossau / alt 75. J. - Ursula Fischerin / im Strudel=Hof / alt 73. J.
-
Michael Strudl / ar. M. / im Gmein=H. ober
dem Neustift / alt 78. J. - Anna Kaubrosia / im Kranken=H. / alt 30. J.
- Jacob N. / zu St. Marx / alt 35. J.
- Summa 11. Personen / darunter 2. Kinder.
Extra =Blat (zu Num . 76.) 22. Sept . 1742.
Fortsetzung des Diarii
Der Königlich=Hungarisch=und Böheimischen
unter dem Commando des Herrn General=Feld=Marschallen
Grafen von Khevenhüller wider den Chur=Fürsten von
Bayern
operirenden
Kriegs=Macht vom 1.
Augusti
bis 2.
Sept.
1742.
DEn 1sten ist der Rapport von
der Jser eingeloffen / daß sich
von Bayern auf der anderen
Seiten verschiedene Commandi sehen
lassen / Schantzen aufwerfen / und
her=
über auf die Unserige feuren / jedoch
ohne Effect: man hat auch einen
An=
trag diesseits gehabt / an sie hinüber
zu kommen / um einen nachdrüklichen
Schaden zuzufügen / allein das
eini=
ge Täge anhaltende üble Wetter / und
andurch aufgeschwollene Moraste / und
lmpracticabilität
deren Wegen ist
ver=
hinderlich gewest.
Eodem
hat sich auch ein
Detasche=
ment Frantzosen auf der
Mitternäch=
tigen Seiten der Donau auf unsere
Vor=Posten bey Schwannkirchen sich
zu näheren gewaget / man hat sie aber
kaum wahre genommen / so seynd sie
von unseren Hussaren gleich
angegrif=
fen / davon 6. niedergemacht / und 7.
Kriegs=Gefangene / worunter einer
tödlich
blessirt
war / eingebracht worden.
Den 2. dieses ist gar nichts neues
passiret.
Den 3ten haben die ⟨Ban⟩duren
Or=
dre empfangen / sich gegen die
Böhmi=
sche Gräntzen
Marsche
=fertig zu
hal=
ten / indeme verlauten will / daß bey
Zwisl / und Regen feindl. Frey=Paß=
theyen / und
Commandirte
sich
auf=
halten / starke
Contributiones
in
Böh=
men / und bis nacher Schittenhoffen
ausschreibeten / um diesem Einhalt zu
thun / und sie von dannen abzutreiben.
Den 4ten ist von der Jser
Nach=
richt eingeloffen / daß der Feind bey
der Nacht in der Gegend Ober=Pe=
ring ein grosses Getöß gemacht / und
auch währender Zeit auf die Unserige
in dortigen Gegenden
campirten
Hu=
saren in der Finster herüber
geschos=
sen / jedoch dabey keinen Schaden
ver=
ursachet / von denen Frantzosen aber
ist dieser Tag gar nichts zu hören gewesen.
Den 5. ware von allen Seiten alles still.
Den 6sten seynd unsers
commandi=
renden Hrn. Generalen Excellentz
mehr=
malen auf den rechten Flügel
recogno=
sciren geritten / wo sie auch ein=und
andere Befehle ertheilet / und ihre
Præ=
cautiones
angeordnet haben / mithin
in allweg von feindlichen unversehenen
Anfällen sich sicher zu stellen / von der
Jser bey Ober=Pering ist Nachricht
gekommen / daß der Feind aus einer
von aufgeworfenen Schantz erstlich
mit kleinem Gewehr auf unsere
Croa=
ten zwischen 7. und 8. Uhr Abend her=
über zu feueren angefangen / sodann
bis 9. Uhr Nachts mit Stucken
con=
tinuiret / hat aber all=dieses Feuern
nicht den geringsten Schaden gethan.
Den 7ten ist Nachricht eingeloffen /
es seye im Frantzösischen Haupt=Quar=
tier der General=Leutenant
Comte de
Saxe
eingetroffen / und solle dieser das
Commando von dem bishero
comman=
direnden
Duc de Harcourt
überneh=
men; sonst aber haben unsere Croaten /
und Banduren sowol an der Jser / als
auf der Donau mit dem Feind
wieder=
um ein=und andere kleine
Scharmü=
tzel gehabt / unsere aber haben nach
Niedermachung ein=und und anderen
Manns das bey dem Feind
gefunde=
ne Schlacht=Vieh weg=genommen /
und / glüklich eingebracht;
Den 8ten seynd unsers
Commandi=
renden Herrn Feld=Marschallens
Ex=
cellentz auf den rechten Flügel
aber=
malen recognosciren gewesen / und
ha=
ben Arbeiter dahin beorderet / eine
klei=
ne Linie umher den rechten Flügel / und
eine Verdammung eines Donau=Arm / wo
die Uberschwemmung des Erdreichs das
Lager auf dieser Seiten
inaccessible
ge=
macht / und zwar aus Ursach sich
der=
gestalten fest in dem Lager zu setzen /
daß man eine ziemliche Mannschaft zu
anderen
Operationen
davon ziehen
kön=
ne.
Eodem ist auch ein Trompeter vom
Feind mit Briefschaften herüber
ge=
kommen / und hat einem im Haupt=
Quartier krank ligenden
Officier
Geld
überbracht; dieser hat auch ausgesagt
der Herr General
Duc d’Harcourt
ha=
be das Commando dem
Comte de Saxe
noch nicht übergeben / indeme dieser die
erforderliche Königl. Befehl noch nicht
überbracht / sondern annoch erwarte.
Heut ist auch der Hr. Obrist=Leute=
nant Baron von Trenck seinen vor
ei=
nigen Tagen bereits voraus
gegange=
nen Banduren / nachdeme er von
sei=
nem letzt begegneten Unglük in etwas
wiederum
restituiret
/ und auszugehen
vermögend worden / nachgefolget.
Den 9ten ist nichts neues
eingelof=
fen / alles war still / und ruhig gewesen.
Den 10den seynd Jhro Excell. unser
Commandirender Herr General vor die
Fronte
des rechten Flügels
hinausge=
ritten / die aldort verfertigte Arbeit
und zu Stand gebrachte Schwellung
des Donau=Armes in Augenschein zu
nehmen / von dannen Sie auch sich
wei=
ters begeben / die Verhäk=und
Retran=
schirung zu besichtigen / welche das
ohn=
weit davon gestandene Corps Croaten
aus natürlichem Antrieb von selbst / oh=
ne
Concurrenz
und Angebung eines
In=
genieurs
verfertiget haben / sothane
Ar=
beit ist von allen Verständigen
bewun=
deret / und belobet worden. Aus dem
Frantzösischen Lager ist Nachricht
ein=
geloffen / man erwarte alda unter
Com=
mando des
Esterhasi,
und
la Croix
drey
Frantzösische Husaren=Compagnien /
und die / welche unter Commando des
letzteren stehen / wären bereits zu
De=
ckendorf eingetroffen. Sonst hat man
sich bey Uns sehr begierig bezeiget / daß /
da der Herr Obrist=Leutenant Baron
von Trenk mit seinen Banduren / und
annoch bey=gegebenen Commandirten
in die Gegend Zwisel / und Regen die
feindliche Partheyen aufzusuchen
beor=
deret worden / den Hergang um so
meh=
rers zu vernehmen / als man auch
Nach=
richten einbekommen / der Feind habe
ein starkes Detaschement / die seinigen
zu unterstützen / ausgeschicket.
Den 11ten hat man von der Feld=
Wacht einen Bayern in das Haupt=
Quartier geliefert / welcher wegen
Spio=
niren
suspect
befunden worden. Dann
ist Kundschaft eingeloffen / der Feind
lasse den Weg gegen Deckendorf zum
Theil repariren / und zum Theil einen
gantz neuen verfertigen / jedoch solchen
mit starcken Verhäcken linker Hand
zu=
gleich versehen / daß man ihme nicht
zu=
kommen / und im Marsche
incommodi=
ren möge / wie dann auch zu dessen
Be=
deckung Schantzen / und
Redouten
noch
ins besondere von einer kleinen
Distanz
bis zur anderen aufgeworfen worden.
Dito hat man von unseren Vor=Po=
sten bey Teindorf vermercket / und
ha=
ben es auch in das Haupt=Quartier
berichten lassen / man habe gesehen
jen=
seits der Donau einige Wägen
Bles=
sirte aus dem Frantzösischen Lager
na=
cher Deckendorf abführen / und da
ge=
dachtes Lager näher die Böheimische
Gräntzen / und also auch Zwisel zu / als
das unserige gelegen ist / so hat man
gleich vermutet / daß diese von dem
Commando des Herrn Baron Trenk
müsten wol empfangen worden seyn;
und überhaupt ware in dem
Frantzö=
sischen Lager alles still / dahero hat
man mutmassen können / es müsse
de=
nen Frantzosen was widriges
zugestos=
sen seyn.
Den 12ten ist der Herr Obrist=Leu=
tenant Baron v. Trenk in das Haupt=
Quartier eingetroffen / und hat Jhro
Excellentz unseren Commandirenden
Herrn Generalen benachrichtiget / er
wä=
re seiner Ordre gemäß ausgegangen /
und an das Schloß Au gekommen /
worinnen er eine feindliche Garnison
von Frantzösisch=und Bayrischen Frey=
Compagnien vorgefunden / dise habe
er attaquiret / die letztere hätten sich
auch schon zu Kriegs=Gefangene / je=
doch mit diesem Beding ergeben
wol=
len / daß denen Officieren die Pferde
gelassen werden möchten / und die erste
haben ein gleiches eingehen zu wollen
sich bezeiget / doch noch allerhand
Vor=
wand gemachet / auch begehret / sie
ver=
langten bevor / daß ihnen ein Stuck
vorgewiesen werde; es solle aber nicht
dise die eigentliche Ursach / wie man es
nach der Hand zuverlänglich erfaren hat /
sondern die / daß darunter
Capitulan=
ten
von Lintz von Brigadier=Jacobi=
schen Frey=Compagnie sich befunden /
die die Straf beforchten / welche
Kriegs=
gebräuchiger massen
Capitulations
=brü
brü=
chigen bestimmet ist. Nun hat zwar
der Herr Obrist=Leutenant Baron
von Trenk sich beflissen / alle
Beschwär=
nussen abzuleinen / auch erwideret / daß
Stuk im Anmarsche wären / die
Fran=
tzosen haben sich gleichwolen nicht
er=
geben wollen / und haben andurch
an=
noch
profitiret
/ daß ihnen von ihrem
Lager aus Kundschaft zugekommen /
es wäre ein ergebiger Succurs im
An=
marsche / und solle sich solcher in 300.
Mann belauffen / und da nun auch auf
der andern Seiten diese Ankunft dem
Baron Trenk verrahten worden / so ist
er von dannen ab / und in das Schloß
Weissenstein marschiret / sich hinein=ge=
worffen / und sogleich auch von dem mit
allen Granadiren in der
Avant
=Garde
gegen das Frantzösische Lager
stehen=
den Herrn General=Feld=Marschall=
Leutenant Baron von Bernklau Hülf /
und Verstärkung angesuchet / mittler=
weil aber / und bis solcher eingetroffen /
um nicht von dem stark an das Schloß
kommende Feind abgeschnitten / und
auf=
gehoben zu werden / hat er sich mit
sei=
nen Leuten wieder heraus / sofort in die
vorfindige
Defiléen,
und Waldungen
gezogen / und sich darinnen gesetzet: der
Feind hat nicht verweilet / gleich auf
die Unserige los zu gehen / diese aber
ha=
ben sich tapfer und unerschrocken
gezei=
get / gegen den Feind ohnausgesetzet
schargiret / und ihme sehr viele
todt=
geschossen / und verwundet / worunter
denen ersteren / wie es ein nach der Hand
herüber gekommener Bauer
ausgesa=
get / 5. Officiers sich befunden / die auf
5. grossen Wägen weg / und in das
Frantzösische Lager seynd geführet
wor=
den: mittler Weil ist auch von dem
Ge=
neral=Feld=Marschall=Leutenant Herrn
Baron v. Bernklau der geschikte
Suc=
curs / bestehend unter Commando des
Löbl. Walseggischen Regiments Hrn.
Obrist=Wacht=meistern Baron
St. An=
drée
bey denen Unserigen eingelanget /
denen auch andurch der Muth
verdop=
pelt worden / ernennter Herr Obrist=
Wacht=meister hat so gute
Vorkehrun=
gen gemachet / und gerad vor dem Feind
aufmarschiret / und sich gestellet / daß
dieser / da er Succurs gesehen / sich nach
starken Verlurst zum Ruk=weichen
be=
quemet / die Unserige aber / welche in
all=und jeden nur 800. Mann mit samt
dem Succurs ausgemachet / haben den
so stark=überlegenen Feind / besonders
da es lauter
Defiléen
waren / weiters
zu verfolgen / nicht für rahtsam
befun=
den / sondern mit dem ihme zugefügten
Schaden sich begnüget; wir aber
ha=
ben bey dieser Gelegenheit nicht mehr
als 1. Todten / und 2. Blessirte
bekom=
men: sonsten geben auch die
Kundschaf=
ten / der neu=angekommene General
Comte de Saxe
seye mit dem
Duc
d’Har=
court
selbst bey dieser
Affaire
zugegen
gewesen / und hat also gesehen / wie
un=
sere Leute von denen erst neu=errichte=
ten Hungarischen Kron=Regimentern /
und die Banduren tapfer sich
gehal=
ten haben.
Den 13. ist Kundschaft eingeloffen /
der nunmehr commandirende
Frantzö=
sische General
Comte de Saxe
seye zu
recognosciren
außgeritten / wäre aber
nicht weiter / als bis
Schwonakir=
chen gekommen / und sich nur bis
da=
hin begnüget / ohne unser Lager zu
be=
sehen / da er alldorten unsere erste
Hussarn=Vorposten angetroffen hat;
Von der Jser ist von dem Hrn. Obrist
Wenzel Bericht gekommen / er habe das
zu Landau gegen über stehende
Baye=
rische Lager
allarmiret
/ indem er sonst
wegen den vorstehenden Morasten und
sümpfigen Erdreich / besonders wegen
einen Tag zuvor stark angehaltenen
Regens nicht zu kommen können / und
nachdem auch ein=und andere
nider=
gemacht.
Den 14. haben unsers Hrn. Feld=
Marschall Excell. Ordre ertheilet / daß
vom linken Fligl 3. Battaillon
Jn=
fanterie / und 3. von der Cavallerie
über die Donau marschiren solten /
um diesen noch mehr zu verstärken.
Den 15. seynd Kundschaften
einge=
loffen / der Feind lasse die Weeg
ge=
gen Deckendorf / und Böhmen
repar=
riren; hingegen aber habe er die von
ihm besetzte zwey Ort / Regen und
Zwissel verlassen / sich hinweg
ge=
zogen / und ein solches auch
vermut=
lich von darumen beschehen / damit
man gesehen hat / wie man von
Sei=
ten unser gegen Böheim alle löbliche
Vorsorg getragen / die Weeg und
Eingäng in dieses Königreich stark
durch den Böhmer=Wald zu verlegen /
und zu verhaken / und solche wohl zu
besezen.
Den 16. ist Bericht eingeloffen /
daß da ein Banduren=Commando
ge=
gen dem Schloß Au abermalen
ausge=
schicket worden / um zu trachten / das
dortige feindliche grosse Heu Magazin
aufzuheben / oder so es doch nicht
könte behauptet werden / in Brand
zu steken / seye solchemnach der
Bandu=
ren=Hauptman Hr. Baron von Erlach
voraus geschicket worden / um zu
re=
cognosciren
/ wie es vom Feind etwann
besetzet seye / und da er solches blos
vor=gefunden / so hat er davon zwar
gleich Besitz genommen / aber solches
wegen einer anrukenden feindlichen
Ubermacht weiter nicht behaupten
kön=
nen / danenhero den Endschluß
gefas=
set / und solches in Brand gesteket /
das Schloß ware voller Fourage /
und so gar alle Zimmer damit
ange=
füllet / und soll in 10000. Fuder Heu und
einigen 100. Fuhren Stroh bestanden
seyn / welche sammt dem Schloß / so
recht schön gelegen / und auf heutige Art
gebauet war / in die Aschen geleget
worden.
Den 17. ware im Haupt=Quartier
alles still / auch von Seiten des
Feinds nichts zu merken / und
pas=
sirte nichts neues.
Den 18. ist ein Tambour von der
Bayerischen Armee mit Brieffen
her=
über gekommen / dieser hat ausgesagt /
man erwarte in ihrem Lager täglich den
neu=commandirenden General Feld=
Marschall Hrn. Grafen von
Secken=
dorf / und immittels mache sich der
Herr Feldmarschall Graf von
Tör=
ring Reis=fertig sich nacher
Frank=
furt zu verfügen.
Eodem
seynd auch 5. Französische
Deserteurs auf einmal angekommen /
welche einmütig ausgesaget / sie wären
von des Brigadier Jacob Frey
Com=
pagnie / und wären in Linz gewesen /
und ob sie schon in der Capitulation
inbegriffen seynd / so hat man sie
dan=
noch zu Dienst genommen / und
wä=
ren auch lezthin bey dem Gefecht mit
denen Bandurn zugegen gewesen: ihr
Brigadier wär auch / der sie bis
da=
hin geführet / in der Gegend gestanden /
und sie haben noch weiters gemeldet /
daß sie die gröste Beschwernussen
ge=
macht / sich lezthin zu Au zu ergeben /
nicht weniger waren auch annoch mehr
Linzer=Capitulanten bey der
Frantzösi=
schen Armee / worüber sich
jedermäni=
glich geärgeret / indeme man daraus
abnihmet / wie schlecht die Frantzosen
wider Treu und Glauben ihre
Capi=
tulationes halten. Es hat auch
un=
sers Commandirenden Hrn. General
Feldmarschall Excell. solches gegen
den Französischen Commandirenden
Generalen
Comte de Saxe
gean=
tet / dieser habe auch in seiner
Ruck=
antwort deren Anwesenheit
eingestan=
den / jedoch aber auch dabey erinnert /
er habe von Stund an den Brigadier
Jacob / und was noch von Linzer=
Capitulanten bey ihme war / nacher
Frankreich fort=geschaffet.
Mehr ist Bericht eingeloffen / die
Bayern / welche bishero bey
Plät=
ling gestanden / marschirten stark gegen
die Bruken / und man glaubte / sie
wurden selbe passiren / wie dann
sol=
ches würklich der Herr Feldmarschall
Graf von Törring in Begleitung von
ohngefehr 2000. Mann zu Werk
ge=
richtet / und seiner Seits linker Hand
die Gegend
recognosciret
/ dannoch
aber nicht weiters in das Land herein
sich getrauet hat.
Unsers commandirenden Hrn. Feld=
Marschall Excell. haben von diesen
al=
len Nachricht gehabt / und haben
ge=
hoft / erwehnter Feldmarschall werde
sich heraus wagen / wo dieselbe mit
einem hiesigen Corpo Cavallerie
ge=
standen / und ihne erwartet haben /
nachdem es aber nicht geschehen / so
ist eine Parthey Husarn auf ihne
los=
gegangen / und hat den Hrn. Grafen
von Törring / nebst der bey sich
ge=
habten Generalität / und Leuten
ge=
nöthiget / die Bruken wiederum in
Eil zu erreichen / und sich ruk zu
sie=
hen: 2. Deserteurs bey dieser Gelegenheit
haben sothane
Præcipitanz
nicht
genug=
sam aussagen können / und last sich
auch aus dem schliessen / daß die
Husarn auf dem Weeg ein roth=sam=
metenes Stüzel gefunden / woraus
leicht zu muthmassen / daß solches
je=
mand vornehmen müsse zugehörig
gewesen seyn / der sich in der Flucht
geeilet / und verlohren hat.
Den 19. hat man des Tags hindurch
stark an dem Weeg gegen Deckendorf
arbeiten gesehen / und haben die Vor=
Posten darauf in der Nacht
berich=
ten lassen / man höre im feindlichen
Lager grosses Getöß; man hat aber
wegen Finstere / und stark
eingefalle=
nen Nebel nicht ausnehmen können /
was dieses bedeute / bis man endlich
auf dem Weeg gegen gedachten
De=
ckendorf Bagage / und Leut hat
mar=
schiren gehöret / und kaum ist dieser
Bericht eingeloffen / so ist gemeldet
worden / daß der Feind auch das von
ihm stark besetzt geweste Berg=Schloß
Wintzer verlassen habe; die Tschaicken
haben es am ersten wargenommen / ist
auch selbes gleich von ihnen besetzet
worden.
Den 20sten ist vor Anbruch des Ta=
ges die gantze Armee ausgerucket / der
mit der Avant=Garde mit allen
Gra=
nadierern / und Carabinierern / item
Husaren / und 500. Croaten zu Pferd /
und zu Fuß voraus gestandene Herr
General=Feld=Marschall=Leutenant
Baron von Bernklau hat / da er
vor=
hinein schon Befehl gehabt / im Fall
der Feind marschirte / er ihme gleich
nach / in die Arrier=Garde fallen / im
Marsch beunruhigen / und Abbruch
thun solte / so hat er es auch zu Werk
gerichtet / hat aber vor seiner über die
Moräst / und Canal abgeworfene
Brüken ungemein grosse Verhäck / zu=
malen gantze Waldungen zu des
Lan=
des unersetzlichen Schaden ausgeödet
worden / gefunden / selbe / und sodann
die Gräben übersteigen müssen / gleich=
wolen den Feind nachgesetzet / der
wie=
der unterwegs fast von 1000. zu 1000.
Schritt Redouten besetzter gehabt / sich
über das Gebürg neue Weeg
ausha=
cket / und von denen gefällten
Bau=
men / und andurch auch formirten
Ver=
häcken sich die Flanquen vor Einfall
sicher gestellt / um also die voraus
mar=
schirende zu bedecken / es hat demnach
der Feind aus einer Redoute nach der
andern herausgetrieben werden müssen /
und hat ein solches bis an die letzte
an Deckendorf / wo sich der Feind am
Ufer der Donau / und längst dem
Ge=
bürg gesetzet / und wiederum gelagert
hat / weggenommen: bey dieser
Gele=
genheit hat der Feind doch hin=und
wider eine gute Anzahl Todte / und
blessirte bekommen / ist auch dabey von
Husaren / und Croaten Beut gemacht
worden.
Jndessen haben unsers
Commandi=
renden Herrn Feld=Marschallen Excell.
in obgedachtes Schloß Wintzer gleich
eine starke Garnison gelegt / auch im
feindlichen Lager bey Hengersperg
Po=
sto fassen / und zugleich eine
Commun=
nication mit Wintzer anlegen lassen /
und befohlen / eine Schif=Bruken gleich
hinauf zu ziehen / und zu schlagen.
Den 21sten ist die Armee links und
rechts marschiret / und ist das Haupt=
Quartier in das Præmonstratenser=
Kloster Osterhofen versetzet worden.
Den 21sten seynd des
Commandi=
renden Herrn Feld=Marschalls Excell.
das geweste feindliche Lager mit
Be=
gleitung der gesammten hohen
Gene=
ralität recognosciren geritten; man hat
sich über die darinnen angetroffene
Ar=
beit / und ungemeine Verschantzung
des Feindes / seinen angelegten vielen /
und sehr fest befundenen Redouten /
hohen / und breiten Gräben / nicht
ge=
nugsam verwunderen können.
Eodem seynd auch die
Vorkehrun=
gen gemacht worden / das neu=auser=
sehene Lager zwischen Teindorf / und
Nieder=Altaich zu beziehen / und die
Be=
fehle allenthalben ausgestellet worden /
daß die daraussen gestandene
samment=
liche Commandirte zu ihren
respectivé
Regimentern / und die Herren
Gene=
rals zu ihren Brigaden einrufen sollen.
Den 23sten hat die gantze Armee
das neu=ausgestekte Lager dis=und
jen=
seits der Donau zwischen Nider=Altaich /
und Teindorf bezogen / und stehet der
rechte Flügel zwischen erst=benannten
Orten / und die neue grosse Donau=
Brüken erhaltet die Communication.
Nachmittag seynd unsers
comman=
direnden Feld=Marschallens Excell.
das Frantzösische neue Lager bey
De=
ckendorf recognosciren gewesen / und
da ein guter Theil davon von dem
Ge=
bürg kan übersehen werden / so haben
sie alles in Augenschein genommen /
auch an der Donau vermerket / daß am
Ufer die feindliche Cavallerie campiret /
und daß alda nächst der geschlagene
Höltzernen Bruken auch eine Floß=
Bruken hinüber gemacht seye / ver=
mutlich die Communication mit denen
jenseits bey Plätling stehenden
Ba=
yern / und hin=und wieder zu
un=
terhalten. Die Husaren haben in
An=
gesicht Jhro Excell. mit denen
feindli=
chen Vor=Posten angebunden. Abends
ist ein Bayrischer Deserteur ins Haupt=
Quartier gekommen / und hat
ausge=
saget / der Feld=Marschall Graf von
Deckendorf seye in ihrem Lager Tags
vorhero angekommen / und habe man
darüber ein grosses Frolocken / und
Freude bezeiget. Unsere Vor=Posten
haben auch berichtet / man bemerkte
ei=
nige Bewegung im Bayrischen Lager /
so ist gleich Befehl ertheilet worden /
daß
Den 24sten sonderlich auf dem
lin=
ken Flügel sich alles auf erstere Ordre
zum Ausrucken fertig / und bereit
halten solle; so ist man auch die Nacht
hindurch wachbahr gewest / und hat
ge=
hoffet / der Feind werde etwann was
gegen uns unternehmen / so ist aber
nichts erfolget.
Den 25sten hat man geglaubet / der
Feind wurde wegen dem einfallenden
Ludovici
=Fest / als Kön. Namens=Tag /
gegen uns was unterfangen / ist auch
würklich nach Mittags ausgerucket /
und nachdeme die Generalität die
Mañ=
schaft besichtiget / so ist selbe wiederum
ohne mindesten was vorgenommen zu
haben / eingerucket.
Den 26sten ist zu der
Communica=
tion
über die ohne das über die Donau
geschlagene grosse Schif=Brucken / noch
eine andere zu Stand gebracht worden.
Den 27sten ist der Hr. General=Feld=
Marschall Leutenant Baron v. Bern=
klau mit einer Battaillon vom Löbl.
Forgatschisch=Hungarischen Kron=Re=
giment / item mit einem Corpo
Husa=
ren nacher München geschicket worden /
um alda sowol den Marsche deren von
unten herauf über den Ynn / als die
durch Tyrol kommenden Völkern
Mar=
sche nach gedachten München zu
för=
dern / als auch Magazinen für die
gan=
tze Armee anzulegen / und wie man
mei=
net / so seynd ihme annoch andere
ge=
heime
Commissionen
aufgetragen
wor=
den. Jndessen wird auch fleissig seit dem
24. an Niederreissung deren feindlichen
Linien / und
Redouten
/ dann
Ausfül=
lung deren Gruben / und
Auseinander=
werfung deren Verhäcken gearbeitet.
Heut ist auch unter anderen
angekom=
menen feindlichen Deserteuren ein in
der Lintzer=
Capitulation
begriffener
Mann von des Brigadier Jacob Frey=
Compagnie angekommen / diser hat
aus=
gesagt / er wäre noch der einzige / so
übrig gewesen / die andere aber wären
alle nach Frankreich zuruk geschicket
worden.
Den 28sten ist Kundschaft
eingelof=
fen / der Feind seye in voller Arbeit sein
Lager zu verstärken / und mit Verhäk /
und Gruben zu versehen / und habe
auch sonst sein Lager vortheilhaft über
Hügel / und Thal / daß ihme ohnmöglich
zurukommen / und zu einer General=
Action
zu bringen seye.
Den 29sten war alles still.
Den 30sten aber ware in der Nacht
im feindlichen Lager grosser Lärm; die
herüber=gekommene viele Deserteurs
sowol Bayern / als Frantzosen haben
ausgesaget / daß man nichts
an=
deres im Lager als von Marschiren
spricht / wie dann ebenfalls die
Brü=
ken stark mit Mist beleget werden / um /
wañ die Cavallerie und Wägen Nachts
darüber marschiren / zum Theil nicht
gehöret zu werden; als auch andurch
die Brucken in seiner Zeit um so
leich=
ter anzünden zu können.
Den 31sten seynd wiederum viele
De=
serteurs sowohl von Bayern / als
Pfäl=
tzern angekommen / allein es ware
un=
ter denen Bayerischen so schlechte / und
unansehnliche Mannschaft / daß nur zu
Troß=Buben / nicht aber zu Soldaten
taugen.
Den 1sten September hat der Herr
Baron von Trenk abermalen das
feind=
liche Lager allarmiret / und ingleichen
der Herr Obrist Wentzel an der Jser
die Bayern / und übrige Alliirte. Die
Deserteurs sagen aus / daß wegen
de=
nen starken Diensten / und
continuirli=
chen Lärm fast nicht mehr zu bleiben.
Künftig folget die Continuation.