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Wienerisches DIARIUM

Nr. 75, 19. September 1742

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[1]

Aus Spanien.

Madrid 20. Aug.

DEn 14den dieses / als an dem
Tag / da die Madame de France
Gemahlin des Königl. Jnfan=
ten
D. Philippi / das 16. Jahr ihres
Alters antratte / gienge bey Hof zu
St. Jldefonso alles in Galla.

Aus Jtalien.

Turin 29. Aug.

Von Nizza / und Barcellonetta her
lauft nun nichts neues mehr ein / weil
die Spanier sich aus dasigen Gegen=
den
wiederum zuruk gezogen; es schei=
net
aber / daß sie in die Landschaft
Briancon einzurücken vorhanden. Die=
ses
ist auch die Ursach / warum dem
Gubernator der Provintz Suza seit
einigen Tagen schon verschiedene Cur=
riers
zugeschicket worden.

Chambery 3. Sept.

Die in Provence gelegene Spanier
seynd den 1. dieses durch die engeste
Weege in die Grafschaft Maurienne
eingerucket / sie machen an der Zahl
14500. Mann aus / und ihr Haupt=
Quartier ist zu St. Michael / alwo
sich auch der Königl. Spanische Jnfant
Don Philipp befindet. Der comman=
dirende
General Graf von Glimes
verlangte alsogleich / daß man ihme

25000. Portionen an Heu / und Ha=
bern
liefern solte.

Von denen Gräntzen des Hertzog=
thums
Savoyen den 4. Sept.

Nach denen von Turin / und Cham=
bery
jetzt gleich einlauffenden Nachrich=
ten
/ ziehen sich die Piemontesische
Truppen von allen Seiten her gegen
der Stadt Sezanne / und es seynd de=
ren
bereits alda bey die 6. oder 7000.
Mann eingerucket. Es marschiren auch
die / so sich unter dem Commando
des Königs in der Lombardey befinden /
mit starken Schritten gegen diesem
Hertzogthum.

Aus Groß=Britannien.

Londen 24. Aug.

Die Jacht Charlotte / auf welche
sich der General Honeywood begeben /
und die Jacht Fubbs / in die der Graf
von Dunmore am Sonntag gestiegen /
seynd befehliget / zu Gravesend die
Transport=Schiffe / so die Truppen
nach Flandern einhaben / zu erwarten.
Man schiffet dermalen einen neuen
Train von schwerem Geschütze nach
Flandern ein / und zu Deptford ligen
30. Transport=chiffe / auf die man
das nöhtige Proviand für die noch
mehrere dahin gehende Truppen brin=
gen
wird. Zu Woolwich muß eilends

[2]

eine gewisse Anzahl eiserne Canonen
gegossen werden. Die Admiralität
hat den Herrn Callis / auf dem
Brander / so neulich die 5. Spanische
Galeeren in dem Frantzösischen Ha=
fen
St. Torpez in Brand gestekt / zur
Belohnung seiner guten Diensten / mit
dem Kriegs=Schif Assistance von 50.
Stüken bedacht. Der König hat dem
Robert Knight / gewesenen Cassier
bey der Süd=See Compagnie Pardon
ertheilet. Das Parlement in Jrrland
ist vom 17. dieses auf den 26. Febr.
1743. verschoben worden.

Aus Niederland.

Ostende 27. Aug.

Der 5te Transport Engländischer
Truppen / in 27. Transport=Schif=
fen
bestehend / welche von zweyen
Krieges=Schiffen begleitet worden /
langten vorgestern vor dem hiesigen
Hafen glüklich an; es könten aber
dieselbe wegen des widrigen Windes
nicht sogleich in den Hafen einlauffen /
da sich der Wind geändert / so seynd
besagte Schiffe glüklich in demselben
angelanget / und hat man bereits die
auf besagten 27. Fahr=Zeugen gewe=
sene
Truppen ausgeschiffet / welche
auch nach denen ihnen angewiesenen
Quartieren abmarschiret. Es seynd
zugleich zwey Curriers mit dieser Ge=
legenheit
angelanget.

Aus Schweden.

Stokholm 24. Aug.

Am Dienstag Abends traffen sowohl
der Reichs=Raht Graf von Tessin aus
Frankreich / als auch der Cantzley=
Raht / Baron von Höpken / welcher
seit einigen Jahren als ausserordentli=
cher
Gesandter von hiesigem Königl.
Hofe bey der Ottomannischen Pforte
gestanden / hieselbst ein / da dann fol=
genden
Tages dieselben bey Jhro =

nigl. Majestät ihre Berichte abgestat=
tet
. Von denen Deputirten zu dem be=
vorstehenden
Reichs=Tage kommen im=
mer
noch mehrere aus denen Provin=
tzen
an.

Stokholm 28. Aug.

Von Helsingfors wird unterm 18.
dieses berichtet / daß die feindliche Ar=
mee
/ die sich noch in Perno Kirchspiel
nahe bey Sarslau befindet / durch ein
Detaschement Borgo habe besetzen
lassen / nachdeme die unserigen diesen
Posten verlassen; die feindlichen Co=
sacken
/ und Husaren streiffeten zum
öfteren bis an unsere Vor=Posten /
und ein Theil derer Russischen Galee=
ren
wäre zu Sibbe / und Fagero an=
gelanget
.

Aus Teutschland.

Hamburg 31. Aug.

Aus dem Mecklenburgischen hat man /
daß des Durchl. Herrn Hertzogs Carl
Ludwig Friedrich Frau Gemahlin am
27sten hujus abermals mit einem jun=
gen
Printzen entbunden / der des fol=
genden
Tages getauffet / und demsel=
ben
der Name Ernst Gottlob Albrecht
beygeleget worden.

Hannover 31. Aug.

Gestern langte hier ein Currier von
Londen an / welcher durch widrigen
Wind etliche Tage auf der See auf=
gehalten
worden. Selbiger hat un=
seren
Truppen die Ordre überbracht /
daß sie marschiren sollen. Gestern
Abends ist wieder ein Currier aus
England / diese Nacht einer von Ber=
lin
/ und heute fruhe einer von Prag
hier eingetroffen / welche ihre Reise
weiter fortgesetzet haben.

Nürnberg 31. Aug.

Es haben sich verschiedene Husaren
in hiesiger Stadt / jedoch ohne Ober=
Gewehr / um verschidene Sachen einzu=

[3]

kauffen / eingefunden. Das gantze Cor=
po
der Königl. Hungarisch=und Böhei=
mischen
Truppen / welche eine kleine
Stund von hiesiger Stadt ihr Haupt=
Quartier haben / bestehet / dem Ver=
nehmen
nach / in 4000. Husaren / und
2000. Mann Teutscher Reiterey.

Aus Franken 1. Sept.

Den 29. Augusti des Abends um
9. Uhr bekamen die Frantzosen in ih=
rem
Lager die Nachricht / daß ein =
nigl
. Ungarisch Böheimisches Husa=
ren
=Corpo gegen sie im Anmarsch seye /
hierauf wurde im Lager alles in Allarm
gesetzet / und der Befehl zum Aufbruch
ertheilet / wie dann die Frantzosen so=
gleich
/ was sie in Eil zusammen brin=
gen
können / eingepacket / die übrige
Fourage aber nebst anderen Sachen
verbrannt / dahero man in dem An=
spachischen
glaubte / es seye ein Brand
entstanden. Der Aufbruch aus dem
Frantzösischen Lager geschahe Nachts
um 11. und 12. Uhr / und so fort / bis
alles leer war / und zwar geschahe der
selbe in möglichster Eilfertigkeit / so
daß die Pferde / wie sie etliche Stun=
den
weit / und zwar in der Gegend zwi=
schen
Langenzinn / und Wilmersdorf
kamen / kaum mehr fort konnten.
Die Königl. Ungarisch Böheimische
Husaren haben noch 100. Ochsen / und
einige Bagage / die noch in Fürth ge=
blieben
/ erbeutet. Den 19den Au=
gusti
seynd bereits die über 9. Wochen
zu Herspruk / und den 20. dito die in
Pommelsbrunn / und Hartmannshof
gelegene Frantzösische Dragoner ab=
marschiret
/ und haben ihren Weeg nach
der Donau genommen. Sie waren
an diesen 3. Orten / welche nur an=
derthalb
Stund weit voneinander li=
gen
/ bey 3000. Mann stark.

Dresden 1. Sept.

Am 25. Aug. ware der Hof wegen
des Geburts=Tages Sr. Königl. Ho=
heit
des Printzen Xaverii in Gala / und
die ältesten Printzen speiseten zu Mit=
tage
an der Königl. Tafel. Am 27.
erhuben sich Jhre Majestäten auf die
Jagd gegen Stauchitz / wo man zwey
Hirschen forcirte. Am 28sten begien=
ge
der Hof in Gala den Geburts=Tag
Jhro Majest. der verwittibten Kaise=
rin
Elisabeth. Denselben Tag mar=
schirte
das Sulkowskische Jnfanterie=
Regiment nach dem Lager bey Zehista.
Am 29. erlustigten sich Jhro Majestä=
ten
nochmahls mit der Par=force =Jagd
zu Stauchitz / und kamen erst Abends
zurük. An dem Tage war der Hof
in Gala wegen des Geburts=Tages
der Printzessin Maria Anna Königli=
cher
Hoheit / und alle Königliche Prin=
tzen
und Printzessinnen / die jüngste Prin=
tzessin
Kunigunda ausgenommen / spei=
seten
zu Mittag / und Abends bey des
Königl. und Chur=Printzens Hoheit
in dem Türkischen Pallast.

Achen 2. Sept.

Es werden sich Jhro Majestät der
König in Preussen alhier nicht lange
aufhalten. Höchst=Dieselbe seynd
hier wie incognito. Doch haben Diesel=
be
dem Grafen v. Schaesberg / so im
Namen Jhro Churfl. Durchl. von Pfaltz
ein Compliment bey Jhro Majest. ab=
zulegen
den Befehl hatten / Audientz er=
theilet
.

Cöln 4. Sept.

Aus der Nachbarschaft ist die be=
trübte
Zeitung eingeloffen / daß das
im Gimborn Neustädtischen Amt 12.
Stunden von hier gelegene Städtlein
Neustadt / dem Fürsten von Schwar=
tzenberg
zugehörig / am 21. Augusti
jüngsthin durch eine plötzlich entstan=

[4]

bene grausame Feuers=Brunst gäntzlich
in die Asche geleget worden. Welches
grosse Unglük dann denen Bürgern um
so schwerer fallt / weil sie dergleichen
auch vor 25. Jahren erleben müssen /
und ihre Häuser nebst Kirchen / und
Schulen kaum wieder erbauet gehabt.

Dresden 4. Sept.

Gestern sind beyde Königl. Maje=
stäten
/ nebst sämtlicher Durchl. jungen
Herrschaften Königl. Hoheiten mit ei=
ner
zahlreichen Suite nach dem Lager
abgereiset. Bey Pirna hatte sich die
Burgerschaft in Parade gestellet / und
von der Festung Sonnenstein ward
aus denen Stucken gefeuret. So bald
Jhro Maj. im Lager angekommen / sind
sie die Fronte passiret / worauf die Ar=
mee
Regimenter=Weise bey Denen=
selben
vorbey / und wieder aufmar=
schiret
ist / und eine 3. =fache Salve
gegeben hat. Jedes Regiment ist von
seinem Commandanten aufgeführet
worden: welches auch die 3. ältesten
Printzen Königl. Hoheiten in Person
verrichtet haben. Der gantze Königl.
Hof hat hierauf bey dem Hertzog von
Weissenfels in Sedlitz das Mittag=
mahl
eingenommen / und ist gegen A=
bend
alhier wieder eingetroffen. Vor=
gestern
hat man ein Commando Artil=
leristen
nebst verschiedenen Karren mit
Pulfer von hier nach dem Lager ab=
gesendet
.

Frankfurt 6. Sept.

Den 1. dieses des Morgens um 7.
Uhr ist der Marschall von Maillebois
von hier abgereiset / um der unter sei=
nem
Commando stehenden Armee zu
folgen. Gedachte Armee ist Colonen=
weis
durch Aschaffenburg gezogen / und
hat die erste Colonne den 29. Augusti
schon zu Miltenburg / und in selbiger
Gegend gestanden. Den 30. ist die

2te Colonne durch Aschaffenburg ge=
zogen
/ und sobald diese durch die Stadt
gewesen / die dritte.

Extract =Schreiben / so von sicherer Hand
aus Frankfurt mit letzterer Post hier ein=
geschikt
worden / unter dem Dato 6.
Septemb. 1742.

Was den Durch=Marsch deren
Frantzosen / und ihren Excessen anbe=
trift
/ so ist folgendes verlänglich / und
von sicheren Handen / ja aus dem Chur=
Mayntzischen zu vernehmen: Imo.
Daß sie in dem Hadamarischen einem
armen Bauern / welcher eine Wittwe /
und 9. Kinder unterlassen muste / we=
gen
einigen wenigen Schaafen / so er
sich nicht wolte nehmen lassen / todt ge=
schossen
haben; zu Aschaffenburg ha=
ben
sie einen Burger todt gestochen / und
indeme alle Officier in der Stadt sich
einquartiret / so haben sie denen Leuten /
sowol Geist=als Weltlichen die Häuser
mit Gewalt aufgesprengt; hier in
Frankfurt haben sie soviel Excessen
begangen / daß man so gar genöhtiget
ware an denen Thören Befehl zu er=
theilen
/ daß keiner mehr solte herein
gelassen werden; es hat einer bey dem
Bockenheimer=Thor so gar auf die
Schild=Wacht mit der Peitschen ge=
schlagen
/ ein anderer hat auf der Sach=
senhauser
=Brücken ebenfalls mit der
Wacht ein Streit gehabt / und ist auch
darüber arretiret worden; der Wirt
zu dem alten Schwaben genannt ist
tödtlich gestochen worden. Hier in
der Schnur=Gassen ist auch ein gros=
ser
Auflauf gewesen / alwo jene Fran=
tzosen
/ so auf die Leut schiessen wolten /
von denen mit grossen Stangen zusam=
men
geloffenen Karchern / und anderen
gemeinen Volk bald wären erschlagen
worden / wann nicht der Jntendant /
und des General Maillebois sein Sohn

[5]

darzu gekommen wären / dem Wirt
bezahlt / und mithin Fried gemacht ha=
ben
. Zu Miltenberg in dem Mayntzi=
schen
haben sie auch einen Bauern tod
geschossen / und ist das arme Ort bey
der ersten und zweyten Colonne stets
in der grösten Feuers=Gefahr gewesen /
indeme sie nicht mitten auf der Gassen /
sondern gantz nahe an denen Häusern /
welche doch die meisten von Holtz seynd /
Feuer zum Kochen für Vornehme so=
wol
/ als Gemeine gemacht haben; den
Amts=Keller haben sie aus seinem eige=
nem
Amt heraus getrieben / und die
Früchten vom Speicher mit Gewalt
weg=genommen / ja so gar in der Kel=
lerey
sowol / als bey gemeinen Leuten
die Fässer in denen Kellern zerschlagen /
und den Wein zu Schanden gehen las=
sen
; hier nahe bey Frankfurt haben
sie einen Wald angestecket / also / daß
bis 30. Morgen=Holtz in Rauch aufge=
gangen
/ vor dem Stadt=Thor haben
einige gemeine Frantzosen / welche man
nicht einlassen wolte / die Steinmetz=
Hütten angezündet. Zu Bernheim
hat sichs zugetragen / daß ein Frantzos /
wegen verübten Excessen ist gerichtlich
eingeführet worden / da nun ihrer sie=
ben
von der Gemeinde den Arrestan=
ten
zu dem Schultheissen führen wol=
ten
/ so kam ein Frantzos zu Pferd / wil=
lens
seinen Cameraden zu befreyen /
dieser drohete ihnen mit seinem Schieß=
Gewehr / welches nicht einmal geladen
ware / allein die zaghafte Bauern wol=
ten
alle sieben davon lauffen / und den
Frantzosen loß lassen; das sahe ein
fremder Leutenant / mit Nahmen
Castro / welcher mir es selbsten erzeh=
let
hat; dieser merkte / daß es nur eine
blinde Drohung war / machte also de=
nen
Bauern Mut / stellete sich selber
vor ihnen hin / und befahle denen

Bauern / sie sollen auf seine Gefahr
und Verantwortung auf den Fran=
tzosen
wacker zuschlagen / welches sie
auch gethan / und dadurch den zu
Pferd halb tod geschlagenen samt dem
vorigen in Arrest genommen.

Regenspurg 10. Sept.

Am verwichenen Mittwoch ist nun=
mehro
die Bayrische und Frantzösische
Armee würklich aus ihren Lager / nach=
deme
vorhero die Frantzösische jen=und
die Bayrische nebst dero Alliirten dies=
seits
der Donau gestandene Truppen
sich conjungirt haben / gegen Strau=
bing
aufgebrochen / wobey man aber
nicht verhinderen können / daß bey be=
schehener
Retirade / sowol ein=als an=
derseits
einige blessirt / und getödtet
worden. Gedachte Armee ist nun ge=
stern
fruhe von besagtem Straubing
(nachdeme man vorhero 3. Battail=
lons
Bayrische Völker zu deren De=
fension
hinein geworfen) ab / und na=
cher
Pfäder marschiret / alwo sie das
abgestochene Lager bezogen; die Fran=
tzosen
aber haben in hiesiger Gegend
ihren Posto gefasset. Von ihren wei=
teren
Marsche wird nun unterschiedlich
gesprochen. Jndessen folgen 3000. Hu=
saren
/ und Croaten / der Bayrischen
Armee auf dem Fuß nach / und jen=
seits
der Donau passirte der Hr. Ge=
neral
=Feld=Marschall Graf von Khe=
venhüller
mit der grossen Armee. Ge=
stern
Abends seynd auch 3. Schiffe mit
Pfältzischen / und 3. Schiffe mit Hes=
sischen
Maroden zu Statt=am=Hof
angelanget / so ist auch gestern die
Nachricht eingeloffen / daß die =
nigl
. Hungarisch Böheimische Trup=
pen
mit einem starken Detaschement
die Stadt Cham / und Vichtach einge=
nommen
haben. Nicht minder habe
ein kleines Husarn=Detaschement ei=

[6]

nige Stunde von hier sich in dem so=
genannten
Weindinger Wald postiret /
und gestern Nachts etliche Bayrische
Dragoner / so auf fouragiren com=
mandiret
worden / alda eingeholet.

Aus Ungarn.

Ofen 5. Sept.

Den 2ten dieses wurde allhier das
56ste Jahr der unter der Regierung
Weil. Röm. Kaisers Leopoldi I. / und
unter Anführung des Durchl. Herrn
General=Leutenant Caroli V. Hertzogs
von Lothringen An. 1686. eben diesen
Tag eroberten Königl. freyen Haupt=
Stadt / und Festung Ofen mit einem
Hoch=Amt / und wie andere Jahr ge=
wöhnlich
/ mit einem aus der Haupt=
Pfarr=Kirchen in Beyseyn deren Or=
dens
=Geistlichen / und gesammter Cle=
risey
/ wie auch hoch=und niederen
Schulen / dann deren Burgerl. Zunf=
ten
/ auf die Königl. Bresche geführ=
ten
zahlreichen Umgang auf das feyer=
lichste
begangen.



Wien 19. Sept. 1742.

AM verstrichenen Samstag / als
den 18den dieses / beliebten Jh=
re
Majestät unsere Allergnädigste =
nigin
Sich mit einem kleinen Gefolg
von Schönbrunn nach denen Gegenden
Hieteldorf und Purkerstorf zu verfü=
gen
/ und die daselbsten übernachtete /
und verwichenen Donnerstag von Jh=
ro
Majestät der verwittibten
Kaiserin / wie jüngst=gemeldet / zu
Hetzendorf besichtigte 600. Servianer=
Husarn / ingleichen in Allerhöchsten
Augenschein zu nehmen / auch die Her=
ren
Ober=Officiers mit Gold=Stü=
cken
/ und die Gemeine mit Geld zu be=
schenken
; es haben sowol Jhre Königl.
Majestät / als jedermann über die gu=
te
Disciplin und Schönheit dieser Leu=

ten ein besonderes Vergnügen gezeiget /
welche sodann ihren Marsch zur Kön.
Armee in Bayern weiters fortgesetzet
haben.

Am besagten Samstag Nachmittag
verfügten Sich Allerhöchst=gedacht
Jhre Königl. Majest. von Schönbrunn
herein in die Königl. Burg / wohneten
der gewöhnlichen Sonn=Abends Ve=
sper
bey / und übernachteten daselbst.

Sonntags / den 16den Dito / Vor=
mittag
geruheten Jhro Majestät die
verwittibte Röm. Kaiserin mit Dero
Durchlgsten Frauen Tochter Ertz=Her=
tzogin
Maria Anna von Hetzendorf her=
ein
nach der Königl. Burg Sich zu er=
heben
/ und daselbst dem Sonntägli=
⟨i⟩chen
GOttes=Dienst in Dero offent=
lichen
Hof=Kapellen / wie auch Jhre
Majestät die Königin mit der Durch=
lgsten
Ertz=Hertzogin Maria Magda=
lena
/ und gewöhnlichen Hof=Gefolg
in Dero offentlichen Hof=Kappellen
andächtigst beyzuwohnen / und sodann
zur Mittags=Tafel wieder nacher
Schönbrunn zuruk zu kehren. Wie
dann auch Abends nach 7. Uhren Al=
lerhöchst
=erwehnte verwittibte Röm.
Kaiserin mit der Durchlgsten Ertz=Her=
tzogin
Maria Anna von hier nach He=
tzendorf
zuruk gekehret seynd.

Vorgestern / den 17. dito / seynd
allhier die Donau=Gränitzer zu Fuß
durch=marschiret / welche Jhre Majest.
bey der sogenannten Tauben=Heide
in Allerhöchsten Augenschein zu nehmen
geruhet haben / und gleichwie auch
Tags darauf als den 18. / nemlichen
gestern / die Albaneser / und Clemen=
tiner
=Jnfanterie eintraffen / so wurde
ihnen der Befehl ertheilet / auf ob=er=
nannten
gewöhnlichen Ort zu paradi=
ren
/ Allerhöchst Jhro Majest. geru=
heten
selbe gleichfalls zu besichti=

[7]

gen / und wegen guter Disciplin / und
Ordnung dieser ansehnlichen Mann=
schaft
ihr höchstes Wolgefallen spüren
zu lassen / auch sie mit Geld zu be=
schenken
; worauf sie ihren Marsch zur
Königl. Armee in Bayern fortgesetzet
haben.

Gestern Vormittag wurde mehrma=
len
eine über unterschiedliche Diebstäh=
le
eingekommene Manns=Person auf
dem Wienerberg mit dem Strang vom
Leben zum Tod hingerichtet.

NB . Bey dem Verleger des Wie=
nerischen
Diarii seynd die Neuigkeiten
aus Bayern und Böhmen in einem
Extra =Blat zu haben.

Jtem ist zu haben das Königl. Cir=
cular
=Schreiben / de dato Wien den
16. Sept. 1742.


Lista deren verstorbenen zu Wien /
in=und vor der Stadt.

Den 14. Septemb.

Jn der Stadt.

  • Der Ehrw. Hr. Andre Ripho / weltl. Priester /
    im Freysinger=Hof / alt 63. J.
  • Hr. Joh. Michael Schmoderer / N. Oe. Land=
    schafts
    =Buchhalterey=Verwandter / im Sel=
    bis
    . H. am Graben / alt 43. J.
  • Joh. Wentzl Plaß / Burgerl. Gold=Arbeiter /
    im Einederis. H. in der Weyhburg=gassen /
    alt 36. J.
  • Dem Joh. Georg Witman / Burgerl. Paro=
    cken
    =machern / s. K. Theresia welchem vor=
    gestern
    ein Fenster=Stok auf dem Kopf ge=
    fallen
    / und darauf gestorben / ist im Pfaid=
    leris
    . H. im Jacober=gässel vom Königl.
    Stadt=Gericht beschauet worden / alt 6. v. J.
  • Dem Phil. Müllehner / Fräule=Schneidern /
    s. W. Eva Theres. / im Fähndrich=Hof / alt
    48. J.
  • Anna Reblgruberin / led. M. / auf der Stuben=
    Thor=Bastey / alt 40. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Frantz Jos. Rentz / Haus= Inspect ., s. K.
    Jgnatz / bey dem gold. Pelican bey St. Ul=
    rich
    / alt 1. J.
  • Jgnatz Neuman / Zucker=backer / bey dem blauen
  • Ygl in der Leopoldstadt / alt 37. J.
  • Christian Kurtz / bey denen FF. Mis. , alt 70. J.
  • Georg Hafner / abged. Soldat / in s. H. zu
    Erdberg / alt 65. J.
  • Sabina Obermayrin / in St. Joh. Nep. Spi=
    tal
    / alt 91. J.
  • Dem Phil. Berger / Stuk=kn. / s. K. Christina /
    im Martinis. H. am Hunds=thurn / alt 8. J.
  • Summa 12. Personen / darunter 3. Kinder.

Den 15. Septemb.

Jn der Stadt.

  • Der Wol=geb. Hr. Andre Frantz / Frey=herr v.
    Kurtz / Jhrer zu Hungarn und Böheim =
    nigl
    . Majest. O. Niederlanden Raht / und
    Regent / im Albrechtsburgis. H. in der obe=
    ren
    Beckerstrassen / alt 66. J.
  • Dem Wol=Edlen Hrn. Joseph Rodler / des
    Löbl. Fürst Carossis. Kürassier=Regiments
    Leutenanten / s. Fr. Theresia / im Hartman=
    nis
    . H. in der unteren Beckenstr. / alt 39. J.
  • Hr. Math. Zimmer / Musicus bey St. Ste=
    phan
    / im Dorothe=Hof / alt 80. J.

Vor der Stadt.

  • Der Hoch=Edel=geb. Hr. Christoph Friedrich
    Edler Hr. von und zu Mayenberg / des H.
    R. R. Ritter / Hr. deren Herrschaften Wurm=
    b⟨ig⟩
    / Grueb / und Erperspach / Jhrer =
    nigl
    . Majest. Raht und N. Oe. Regierungs=
    Cantzler / in s. Garten auf der Wieden / alt
    75. J.
  • Dem Jacob Wimmer / Burgerl. Schnürma=
    chern
    / s. K. Anna / bey denen 5. Lerchen in
    der Leopoldstadt / alt 5. viertel J.
  • Friedrich Hager / Burgerl. Nagelschmid / bey
    der gold. Weintrauben bey Maria=Hülf /
    alt 66. J.
  • Simon Reigl / Burgerl. Schneider / bey dem
    roten Krebsen auf der Laimgruben / alt 44. J.
  • Barbara Großmannin / Wittwe / bey dem
    Grundstein in der Josephstadt / alt 53. J.
  • Andre Aichinger / bey denen FF. Mis. , alt 25. J.
  • Der Ursula Schmidin / Wittwe / ihr K. Do=
    rothe
    / bey denen 3. Rösseln im Lerchenf. /
    alt 6. J.
  • Dem Jos. Koprax / Lackeyen / s. K. Anna / im
    Catleris. H. auf der Landstr. / alt 2. J.
  • Dem Joh. Landerer / Tagw. / s. W. Maria /
    im Spenger=Hof zu Margareth. / alt 34. J.
  • Maria Sturmin / ar. W. / bey dem gold. An=
    ker
    am Neubau / alt 59. J.
  • Dem Jacob Schnapinger=Tagw. / s. K. Peter /
[8]

  • bey der Flucht in Egypten bey Maria=Hülf /
    alt 3. J.
  • Summa 14. Personen / darunter 4. Kinder

Den 16. Septemb.

Jn der Stadt.

  • Dem Conrad Hartman Königl. Hartschiern /
    s. S. Leopold / bey dem weissen Wolfen am
    alten Fleischmarkt / alt 19. J.
  • Phil. Zachar. Beissig / Wechsel= Scoditor , im
    Hillebrandis. H. am Kohlmarkt / alt 18. J.
  • Sophia Wimmerin / gew. Kammer=Jungfr. /
    im Eisenhutis. H. bey dem Arsenal / alt 65. J.
  • Andre Stoltz / alt 85. J. / und Jos. Geitinger /
    alt 6=viertel J. / beede im Burger=Spital.

Vor der Stadt.

  • Joh. Brunhueber / Burgerl. Seiden=färber /
    in s. H. in der Leopold=stadt / alt 76. J.
  • Leopold Mattern / Jhrer Maj. der verwittibten
    Kaiserin Trabant / bey dem grünen Fässel
    bey Maria=Hülf / alt 32. J.
  • Dem Jos. Schöngruber / Parocken=machern / s.
    W. Anna / bey dem weissen Drachen bey
    Maria=Hülf / alt 59. J.
  • Dem Abraham Bauman Becken / s. K. Magda=
    lena
    / im Schwartzwaldis. H. bey St. Ulrich /
    alt 1. J.
  • Rosina Hirschmanin / Wittwe / bey dem roten
    Löwen / am Neustift / alt 56. J.
  • Georg Erd / Schuh=macher / bey dem goldenen
    Adler auf der Wieden / alt 46. J.
  • Ursula Schmidin / Wittwe / bey denen 3. Rös=
    seln
    im Lerchenfeld / alt 63. J.
  • Dem Ant. Müller / Lackeyen, s. K. Anna / bey
    dem gold. Löwen im Liechtenth. / alt 5. v. J.
  • Der Elisab. Reglin / Wittwe / ihr K. Elisab. /
    bey dem wild. M. im Lerchenf. / alt 2. J.
  • Elisab. Bayrin / ar. W. / bey dem schwartzen
    Kegel am Neustift / alt 63. J.
  • Joh. N. / zu St. Marx / alt 20. J.
  • Summa 16. Personen / darunter 4. Kinder

AVERTISSEMENT.

Denen Herren Lotterie=Liebhabern wird
hiemit zu wissen gemacht / daß bey Herrn
G⟨r⟩abl alhier unter denen Tuch=lauben zum
Winter im 3ten Stok annoch wenige Kauf=
Loosse zur 3ten Claß der 4ten Huisser=Lotte=
rie
um billigen Preis zu bekommen seynd.
Die grösten Preise in dieser 3ten Claß seynd
1. von 7000. fl. 1. 3500. 1. 1700. 2. 800. 5.
400. 10. 200. 20. von 100. und so weiter /
wovon die Ziehung bereits den 17. dieses

den Anfang genommen / weme also noch be=
liebig
ist / sein Glük zu probiren / kan noch
dieses Monat mit Lossen bedienet werden /
länger aber nicht / weil die Original=Ziehungs=
Bögen schon bis nächsten 6. Octob. bey ge=
dachten
Herrn Grabl alhier eintreffen werden.


NB. Es werden den 20. Septembris / und
hernach folgende etliche Täg hindurch in dem
Gamminger=Hof dahier im 3ten Stok linker
Hand über die Stiegen hinauf verschiedene
Verlassenschafts=Mobilien / und Effecten als
Uhren / Porcellan / Manns Kleider / Weiß=
Zeug / Beth=Gewand / Zinn / Kupfer=und
Messing=Geschirr / nebst mehr anderer Ein=
richtung
/ dann einem Fassel mit Tockayer /
dem Meistbietenden Vor=mittag von 9. bis
12. Nach=mittag aber von 3. bis 6. Uhr per
licitationem gegen baare Bezahlung ver=
kauffet
werden.


NB. Bey dem Verleger des Wienerischen
Diarii / wie auch bey dem Kupfer=Stecher
in dem Schulter=Gässel im kleinen Stern=
Hof ist nebst anderen neuen Land=Karten / und
Grund Rissen zu haben:

Eine neue / und accurate General=Post=
Land Karten / darinnen fürnemlich alle Post=
Strassen / und dero Stationes durch das
gantze Heil. Röm. Reich / Jtalien / und durch
einen grossen Theil deren Königreichen Hun=
garn
/ Pohlen / und Preussen zu ersehen /
folgsam auch zugleich sowol die Jtaliänische /
als auch die Königl. Böheimische / und Chur=
Bayrische Kriegs=Theatra vorstellend / daß
sich also diese Land=Karten Hauptsächlichen
von Ober=Hamburg / oder Stralsund an /
bis hinter Neapel in der Länge erstrecket / und
seynd nicht nur allein alle vornehmste Kreis=
Teilungen / sondern alle andere innländische
Gränitz=Scheidungen / Hauptsächlich aber
die darinn befindliche Hertzogthümer / Für=
stenthümer
/ Grafschaften / Republiquen ꝛc.
begriffen / auch mit Compas / und denen da=
zu
gehörigen Meilen=Zeugern auf das beste
versehen / sein in Kupfer gestochen / und sau=
ber
illuminirter in Futteral um 2. fl. / ohne
Futteral / aber auch illum. 1 fl. 45. kr. / auf
extra fein Papier in Copert / und sauber
illuminiert 1. fl. 51. kr.

Item eine köstliche Chocolada das Pf. à 2. fl.

[9]

Continuatio Diarii von der Königl. Hungarisch=und =
heimischen
Armee bey Prag bis 9. Septemb. 1742.

DEn 2. Septembris 1742. wur=
de
unseres Orts nicht nur
aus denen bisherigen / sondern
auch aus einer neu=errichteten
Batterie , so mit sieben schwären
Canonen besetzet worden / und
die Flanque von einer feindlichen
Bastion bestreichen muste / mit so
guter Würkung recht heftig ge=
feuret
/ daß der Feind seine in der
Nacht hier und dort wiederumen
aufgeführte Stuck bald wieder
zuruk zu ziehen gezwungen / und
nur unterweilen unser unausgesetz=
tes
Feuer mit einem Schuß zu
beantworten vermögend ware;
Jhre Königliche Hoheit / und des
Prinzens Carl Hochfürstliche
Durchl. nebst mehr anderen vor=
nehmeren
Generalen haben anheut
sothaner erstlichen Canonade
selbsten zugesehen / und über die
Geschiklich=und Genauigkeit un=
serer
Artillerie ihre höchste Zufri=
denheit
zu erkeñen gegeben. Son=
sten
seynd diesen Tag viele De=
serteurs
herüber gekommen / die
da melden / daß die in der Stadt
befindliche Feindliche Cavallerie,
wobey schon vor einiger Zeit jede

Compag. auf 8. Pferd reduciret
worden / vor ein oder andern
Tag auf 6. / so dann auf 5. / und
jezo gar nur auf 4. herab=gesetzet
seye / wie dann vermög ander=
weiten
gantz verläßlichen Nach=
richten
der Feind / seit deme sel=
ber
in Prag eingeschlossen / be=
reits
über 14000. Stuck Pferd ge=
schlachtet
haben solle. Jn der
Nacht hat besagt unsere Artille=
rie
eine grosse Menge Bomben
geworfen / und den Feind dar=
mit
sehr beunruhiget / unseren
Ingenieurn aber andurch Gelegen=
heit
gegeben / daß sie die zweyte
Paralel=Linie bis auf 30. Klaf=
ter
von der Stadt mit so mehre=
rer
Sicherheit auszeichnen / und
man zu dieser neuen Arbeit den
Anfang machen können.

Den 3. Haben unsere Stuck
denen Feindlichen Werkern aber=
malen
stark zugeheizet / und son=
derheitlich
bey der Bastion Stroh=
höfel
genannt / die Mauer schon
dergestalten zusamm geschossen /
daß es fast eine Bresche benamset
werden kan; es ist auch heut

[10]

Nacht in einer deren zu Versi=
cherung
unserer Batterien, und
Arbeitern aufgeworfenen Redou=
ten
, zur linken Hand derselben
eine Batterie verfertiget / und sol=
che
mit Feld=Stucken / und eini=
gen
Doppelhäcken besezet / nicht
minder der Feind aus einer
unweit den Schellhornischen
Garten gelegenen Schantz /
worinnen 300. Franzosen gele=
gen
/ mit wenigen Verlust delo=
giret
/ und von uns allda Posto
gefasset: übrigens aber zwischen
heut / und gestern in denen sam=
mentlichen
Aproschen 10. Mann
todt geschossen / und 22. blessiret /
dann dargegen dem Feind eben=
fals
/ theils von unseren Frey=
willigen
/ welche die feindliche
Vorposten bis in den Stadt=
Graben repoussiret / und einen
Kriegs=Gefangenen eingebracht
haben / theils und sonderheitlich
durch die Bomben ein grosser
Schaden zugefüget worden / in=
deme
selber nach Aussage deren
heut hier angelangten Deserteurn
zwischen todt und blessirten 150.
Mann eingebüsset haben solle.

Den 4. mit anbrechendem Tag
hat sich gezeiget / daß ohngeachtet
man unseres Orts alles angewen=
det
/ um den Feind an seine
Nächtlichen Arbeit / und wieder=
Aufrichtung deren von uns rui=
nirten
Werkern zu verhindern /

er jedoch in selbigen wiederumen
22. neue Schieß=Scharten aus=
geschnitten
/ um unser bey Auf=
gang
der Sonne wieder angefan=
genes
Stuk=Feuer mit so vielen
Stuken zu widerlegen / worauf
unsere Artillerie ihren Fleis ver=
doppelte
/ und die feindliche Stük
zu demontiren / oder wenigstens
die Schuß=Löcher wider zu ver=
hergen
sich bemühete / es auch da=
hin
brachte / daß der Feind gegen
Abend nur aus 12. Canonen noch
zu feuren im Stand ware: die
Anzahl deren heut / und gestern
sich unser Seits in denen Tran=
scheen
geäusserten Blessirten be=
laufet
sich auf 20. Köpf.

Den 5. spielten unsere Cano=
nen
den ganzen Tag hindurch
mit gutem Success, da hingegen
auch die feindliche uns in deme
einigen Schaden verursachet / wei=
len
zwey Stuk=Haubt=Leute bles=
siret
/ und zwar dem einen /
Schmeck genannt / ein Arm durch
eine Stuk=Kugel völlig weg=ge=
nomen
/ der zweyte hingegen /
Nahmens Teltscher durch eine
solche ebenfals im Arm verwun=
det
worden. Sonsten wird an
der angefangenen zweiten Paralel=
Linie alles Fleisses gearbeitet /
und gehet es darmit zimmlich gut
vonstatten / da man schon eini=
ge
Zeit her zu derley Arbeiten

[11]

nebst der zahlreichen Miliz / auch
100. hier=Ländige Bauren bey=
ziehet
/ so daß man auf diese Weis
mit wiederholter Linie, und de=
nen
darinnen anzulegen kommen=
den
Batterien in wenig Tägen
fertig zu werden / mithin zur or=
dentlichen
Bresche =Legung vor
schreiten zu kommen verhoffet.
Der sonsten zwischen heut und ge=
stern
unseres Orts in denen Ap=
proschen
erlittenen Schaden be=
stehet
in 27. Blessirten / worun=
ter
ein Hauptmann von Carl Lo=
thring
/ und 7. Todten / unter
welchen der Graf Ogilvy Haupt=
mann
von dem Jnfanterie=Regi=
ment
dieses Namens begriffen.
Ubrigens ist diese Nacht hindurch
unaufhörlich von beyden Seiten
theils mit Stuken / th⟨e⟩ils mit
kleinem Gewehr geschossen wor=
den
/ und wolte der Feind

Den 6. ehe der Tag angebro=
chen
gegen der Schwedischen
Schantz einen Ausfall versuchen /
gienge auch in solcher Absicht auf
unsere dort postirte Freywillige
los / wurde aber von solchen der=
massen
wol empfangen / daß er
gleich anfänglich wieder zu weichen
genöthiget / und darauf hin bis
in den Stadt Graben verfolget /
auch eine gute Anzahl darvon
niedergemacht / und blessiret wor=
den
/ gleich dann unsere Leute
bey denen geblibenen feindlichen

Todten etwas an Geld erbeutet
haben: sonsten wurde diesen Tag
aus dem schwären Geschütz / wie
bisher / stark gefeuret / auch
Steiner aus denen hiezu gewid=
meten
Mörsern geworfen / und
dem Feind dardurch ein merkli=
chen
Schaden gethan: übrigens
aber an Bauung deren neuen Bat=
terien
fleissig fortgefahren.

Den 7. um 2. Uhr nach Mit=
ternacht
tentirten die Franzosen
abermahlen / wie sie unseren Ar=
beiten
ohnversehens auf den
Halß kommen könnten / welches
ihnen auch so weit gelungen /
daß sie sich gantz nahe herbey ge=
schlichen
/ und mit unseren Leu=
ten
würklich angebunden hatten /
da aber unsere Bedeckung gleich
verstärket worden / seynd jene mit
zimmlichen Verlust an todt=und
blessirten stattlich repoussiret wor=
den
; wir haben dabey ebenfals
bis 18. todte gemisset / und ge=
gen
die 50. blessirte gezehlet; der
feindliche Schaden aber belauffet
sich wenigstens auf noch einmal
so viel: ausser diesen seynd heut
viele feindliche Ausreisser allhier
eingetroffen / und unsere schwäre
Stuk thaten wiederumen guten
Effect.

Den 8. machte der Feind nach
Mitter=Nacht einen abermaligen
Ausfall auf unsere Arbeiter mit

[12]

etlich hundert Mann / er ist aber
von unserer Bedeckung also em=
pfindlich
zuruk gewiesen worden /
daß er / nach Hinterlassung 42.
todten sich gleich wiederumen in
die Stadt gezogen hat; was
von ihme blessiret worden / kan
man von darumen so eigentlich
nicht wissen / weilen der Feind
sammentliche derenselben mit sich
in die Stadt zuruk geschleppet

hat; da hingehen unserer Seits
sich an todten nur 7. / an blessirten
aber 16. Mann in allem befun=
den
haben. Das Canoniren wur=
de
heute / wie vorhero mit allem
Ernst fortgesetzet / und mit der
neuen Arbeit fleissig continuiret.
Es seynd auch 14. feindliche De=
serteurs
im Haupt=Quartier an=
gelanget
.


Extract eines Schreibens aus dem Königlichen
Feld=Lager in Bayern bey Ober=Altach den
12. September.

NAchdeme der Herr Obrist=
Leutenant Baron von Trenk
in Vichtach Posto gefasset / haben
Jhre Excell. der Commandirende
Herr General=Feld=Marschall
Graf von Khevenhüller / densel=
ben
nacher Cham abgeschicket /
um zu trachten / auch diese / ei=
ne
deren vortheilhaftesten / und
schönsten mit doppelten Ring=
Mauren versehene Stadt in
Bayern einzubekommen / selbter
ist also mit seinen unterhabenden
Truppen dahin marschiret / und
hat den Commandanten des
Platzes den Bayrischen Obristen
Grafen von Künigl / welcher
noch mit der Battaillon sich dar=
innen
befunden / auffordern las=

sen / und von ihme gesinnet /
daß / da er in der Lintzer=Ca=
pitulation
verfangen / er alda
ausziehen / in die Pfaltz auf
das platte Land sich begeben /
und Capitulations=mässig be=
tragen
solle / so aber nichts ver=
langen
/ dahero hochgedachte Se.
Excell. bewogen worden selbsten
an ihme zu schreiben / worauf
er Bedenk=Zeit verlanget / Herr
Trenk hat ihme auch solche be=
williget
/ und Graf Künigl hat
selbe wiederumen zu verschieben
angesponnen / Zweiffels ohne / um
sich bey seiner Gehörde Befehl /
und Jnstruction zu erholen / und
ob ihme auch schon ein=und an=

[13]

deres mal ist willfahret worden /
so ware solches aber wiederumen
ohne Frucht / indessen haben sich
zwey Mann von denen Trenki=
schen
Leuten etwas zu nahe an
die Stadt gewaget / woraus auf
sie gefeuret / und einer davon ge=
fährlich
durch und durch geschos=
sen
/ mithin von Seiten deren
Capitulanten die erste Feindse=
ligkeiten
begangen worden; Hr.
Trenk hat darüber Satisfaction
verlanget / der Graf Künigl hat
ihme aber darauf erwiederet / es
seye ohne seinem Vorwissen und
Befehl geschehen / wobey der Hr.
Obrist=Leutenant von Trenk zu=
gleich
auch insistiret / er Herr
Graf von Künigl solte eine Ca=
thegorische
Antwort von sich ge=
ben
/ ob er den Platz raumen
wolle / oder nicht; als er nun
solches abgeschlagen / hat Herr
Trenk eine Bewegung gemachet /
als ob er abmarschiren wolte /
da hat man dann gleich auf al=
len
Thürnen / und Häusern der
Stadt grosses Frolocken / und
Musiken gehöret. Er hat sich
aber indessen gegen eine andere
Seite deren Vor=Städten ge=
wendet
/ und ist aldorten einge=
fallen
/ von wannen man zwar
stark auf ihne heraus geschossen /
er aber hat sich nicht irre machen
lassen / sondern die Vor=Städte
in Brand gestecket / und da in

gleicher Zeit auch die Schützen
unter denen Dächern in der Stadt
auf ihne / und die einige heraus=
gefeuret
/ so hat darinnen von ei=
nen
dergleichen Schützen=Schuß
ein dürres Dach Feuer gefasset /
und sobald es Trenk wahr=ge=
nommen
/ hat er auf selbiges Feuer
sowol mit seinem Gewehr / als
gehabten kleinen Stückeln gefeu=
ret
/ und also verhinderet / daß
man nicht gleich zum löschen hat
beykommen können; mittler weile
hat das Feuer bey einem darzu
gekommenen Wind dergestalten
überhand genommen / daß die
gantze schöne Stadt bis auf die
einzige Spital Kirchen abge=
brennet
ist; der Commandant ist
zwar / um willen er mit dem Po=
dagra
behaftet gewesen / und nicht
gehen können samt seinen Grana=
diers
darinnen verblieben / hin=
gegen
aber ist die übrige Garni=
son
unter Begünstigung des gros=
sen
Rauches auf einer anderen
Seite / ohne daß sie gleich wahr=
genommen
worden / heraus=gezo=
hen
/ der Trenk hat aber kaum
solches erfahren / so ist er dersel=
ben
nachgeeilet / und hat denen
Leuten Pardon zubieten lassen / sie
haben auch solchen willig / und
erfreulich acceptiret / sogleich das
Gewehr gestrecket / und um
Gnad / und in Jhrer Königl.

[14]

Majestät Dienst angenommen zu
werden / um GOttes Willen ge=
betten
/ haben sich auch mit der
Unwissenheit entschuldiget / daß
sie noch in der Lintzer= Capitu=
lation
verfangen wären / und ei=
nige
Jhre Officiers ihnen vor=
gesaget
hätten / solche seye von
keiner Gültigkeit mehr. Bey die=
ser
Battaillon seynd auch 5. Fah=
nen
eroberet worden / in der Stadt
waren 11. Stuk / das Feuer aber
hat darvon etwelche unbrauchbar
gemachet / welche man wieder=
umen
herstellen zu lassen trachten
wird.

Jn Chamb ist eine Menge
Proviant / und Munition ver=
brennet
worden / von dem erste=
ren
solle eine ungeheure Quanti=
tät
vorhanden gewesen seyn / in=
deme
alle Häuser darmit ange=
füllet
waren / und das andere / als
es von dem Feuer angegriffen
worden / solle ungemein gewütet
haben / indeme Granaten / und
gefüllte Bomben zersprungen /
nicht weniger seynd auch sehr viele
Menschen sowol von denen Jn=
wohnern
/ als auch von der Gar=
nison
/ worunter sich ein Leute=
tenant
befindet / elendiglich zu
Grund gegangen / und die Schü=
tzen
/ so durch das Feuer nicht
umgekommen / seynd / da der Sol=
dat
wider dieses Gesindel ohne
das verbittert ist / sonsten nieder=

gemachet worden. Die unten an=
gefügte
Specification zeiget / was
von der Garnison übrig ist / wel=
che
hiehero in das Haupt=Lager /
und sodann weiters nacher Wien /
um mit ihnen als Capitulations=
brüchige
schärfer / als mit Kriegs=
Gefangenen verfahren zu können /
auf Flössen werden abgeschicket
werden.

Jhrer Königl. Majestät Trup=
pen
haben bey dieser Gelegenheit
grosse Beut gemachet / indeme
das Land=Volk dahin all das ih=
rige
geflüchtet hat: die Vor=
Truppen von Graf Nadasty seynd
eben in der Zeit / als Chamb
geplünderet worden / dazu gekom=
men
/ und nachdeme sie auch ein=
nen
guten Theil darvon bekom=
men
/ seynd sie wiederumen zu
ihrem Corpo zuruk marschiret.

Specification deren
Gefangenen.

  • 1. Obrister Graf v. Künigl.
  • 1. Obrist=Wacht=meister Bisses.
  • 3. Haupt=Leute.
  • 7. Leutenants.
  • 4. Fähnrichs.
  • 1. Proviant=Meister.
  • 347. Gemeine von Feldwäbel an.
[15]

Neuhaus in Böhmen den 13. September.

BRiefe von der Königl. Ar=
mee
von dem gestrigen dato
bringen unter andern / wie das
Samstags / den 8. dieses / auf
aus besonderen Ursachen ergan=
genen
höchsten Befehl alle auf 2.
Meil Wegs herum=ligende Ort=
und Dorfschaften mit Sak=und
Pak / Vieh und Vorraht an ge=
wisse
ihnen angewiesene Stationen
abgehen müssen: worauf vorge=
stern
und gestern nicht allein die
schwere Stuk / Pöller / Bom=
ben
/ Stuk=Kugeln / und Mu=
nition
aus ihrem Stand in etwas
zuruk geführet / sondern auch der
gröste Theil der Königl. Armee
sich Marsch=fertig zu halten beor=
dert
worden / wie dann morgen
der Aufbruch geschehen solle / um
denen feindlichen über Nürnberg

unter dem Marschall Maillebois
heran=nahenden Truppen / wel=
che
sich mit denen in Bayern zu
conjungiren gesinnet seyn sollen /
entgegen zu ziehen / und auf sol=
che
Art des Feindes Absehen die
Belagerte zu Prag zu entsetzen /
nicht nur bey zeiten vorzubauen /
sondern auch selben auf seinem
Marsch anzugreiffen. Jndessen
bleibet die Stadt Prag annoch mit
einem hinlänglichen Königl. Cor=
po
unter dem Hrn. Generalen
Festetitsch bloquiret / welcher al=
lezeit
in Stand seyn wird / den
daselbst bereits in grosser Mühe=
seligkeit
lebenden / und etwan
seine Subsistenz sehr weit zu su=
chen
bemüssigten Feind zu atta=
quiren
.

Extract =Schreiben aus Passau den
15. Sept. 1742.

GErichte / daß heute die Nach=
richt
gekommen / wie daß
der Commandirende Herr Gene=
ral
sichere Kundschaft erhalten /
daß in einer neben der Stadt=
Mauer der Festung Straubing
ligenden Mühl von 13. Gängen /
und einem Mayerhof etliche 1000.

Malter an allerhand Früchten sich
befänden / und wovon die völlige
feindliche Garnison pur allein ih=
ren
Proviant bekäme / wäre also
gantz in der Still einige Königl.
Mannschaft sowol zu Fuß als zu
Pferd um Mitter=Nacht dahin

[16]

commandiret worden / welche so=
gleich
beyde Oerter umrungen;
die darin befindliche in etlich
70. Köpfen bestandene feindliche
Mannschaft / worunter auch
Schützen gewesen / hätten stark
heraus geschossen / deme ohnge=
achtet
/ hätten die Königliche die
Mauren bey der Mühl übersti=

gen / und die Feinde das unter
das Dach sich zu retiriren ge=
zwungen
/ von wannen sie noch
immer auf die unserige heftig ge=
feuret
/ bis endlich die Mühl
samt dem Mayer=Hof in Brand
gerahten / und Menschen / und
Vieh samt allem Vorrat darin=
nen
verbronnen.

»