Anno 1742.
( Num. 45.)
6. Junii.
Wienerisches
DIARIUM.
Mit Jhrer Königlichen Majestät Freyheit.
Jn dem neuen Michaeler=Haus / bey Joh. Peter v. Ghelen.
Aus Portugal.
Lisabon 11. April.
WJr haben hier vor einigen
Ta=
gen einen schweren Sturm
ge=
habt / wordurch viel Unglük in
der See geschehen ist; und am
Don=
nerstag lieffen hier 2. Engländis. Schif=
fe / das eine ein Kriegs=Schif von 60.
Stücken / und das andere ein Kapper
von 24. Stücken / beyde sehr
beschädi=
get / ein. Und von Porto schreibt man
daß auf der Küste viele Trümmer /
und verschiedene todte Leichen
ange=
trieben kämen. Zu Setubal ist auch
ein Frantzösisches Schif mit Cacao /
Tabak / und andern Gütern / so aus
West=Jndien gekommen / geblieben /
und von dem Schif=Volk / welches in
50. Mann bestanden / seynd 6. ertrun=
ken. Die Völker / welche nach Goa
bestimmet seynd / werden noch diese
Wo=
che unter Segel gehen.
Aus Spanien.
Madrid 7. May.
Den 1. dieses / als an dem
Na=
mens=Tag Jhrer Majest. des Königs /
und des Jnfanten Don Philippi / er=
schiene zu Aranjuetz eine grosse Anzahl
derer vornehmsten Personen / welche
aus diesem Anlaß die
Glückwün=
schungs=Complimenten ablegten / und
darauf zum Hand=Kuß gelassen wur=
den; der Hertzog von Termoly / Kö=
niglich Neapolitanischer Botschafter /
der Marquis von Secotty / und der
Graf von Gracal / die sich in gleicher
Absicht zu Aranjuetz eingefunden
hat=
ten / bedekten sich vor dem König / und
dieses ware das erstemal seit deme sie
von Jhro Majestät zu Grossen des
Königreichs von der ersten Claß
er=
nannt worden seynd. Von Lisabon
schreibt man / es wäre in dasigem Meer=
Port ein Spanisches von der Havana
kommendes Schif eingeloffen / welches
25000. Centner Tabak / und 3. Mil=
lionen Piastres / oder Spanische
Tha=
ler für Rechnung derer Handels=Leu=
ten zu Cadix mitgebracht hätte.
Aus Jtalien.
Aus Savoyen 22. May.
Von Turin schreibt man unter dem
16. dieses / daß wiederum 4. Battail=
lons regulirter Mannschaft aus
Tor=
tona / und eben so viel von der
Gar=
nison aus Alexandria zur Königlich
Sardinischen Armee abmarschirt seyen;
diese stehet längs dem Sechia Fluß /
und nähere sich allgemach dem
Teut=
schen Corpo / so an dem Panaro=Fluß
Posto gefasset habe. Nachdeme der
Sardinische Hof in hiesigem
Hertzog=
thum den Befehl ergehen lassen / daß
ein drittes Corpo Militz=Truppen
zu=
sammen gebracht / und diese alsdann
unverzüglich in Piemont verleget
wer=
den sollen / ist an verwichenem
Sonn=
tag in allen Kirchen dieser Aufbott
kund gemacht worden / und es wird
solches Corpo um ein drittel stärker /
als die beyde vorherige seyn. Briefe
von Marseille melden / daß die
Eng=
ländische Flotte sich nunmehro in der
Gegend derer Hierischen Jnsuln
auf=
halte / und wiederum einige von
Bar=
cellona gekommene Spanische
Trans=
port=Schiffe / welche nacher Jtalien
übergehen wollen / hinweg genommen
hätte; das eine davon seye mit neuen
Monturen für die Spanische Truppen
die übrige aber mit allerhand Mund=
Vorrat / Fourage / und Bagage
be=
laden gewesen. Nach dem Bericht
von Cannes in Provence wird in
sel=
biger Nähe für die in diese Provintz
eingerukte Spanische Völker ein Lager
aufgeschlagen werden.
Aus Frankreich.
Paris 18. May.
Ein von dem Commandanten zu
Duynkirchen an unseren Hof
abgefer=
tigter Currier hat den Bericht
über=
bracht / daß man in England mit
Ein=
schiffung derer nach Flandern
gewid=
meten Truppen würklich den Anfang
gemacht hätte. Es ist hieraufhin an
das Fuß=Volk vom Königl. Haus die
letzte Ordre ergangen / daß selbes
oh=
ne weiteren Anstand seinen Marsch
nacher Valenciennes / Douay ꝛc. an=
tretten solte. Sie werden bey ihrer
Ankunft alles / so zu ihrem Unterhalt
nöhtig / bereit antreffen / weil Jhre
Majestät durch die dahin geschikte
Commissarien von der Proviant=Kam=
mer zu rechter Zeit alles erforderliche
veranstalten lassen. Der Türkische
Botschafter hat bey Jhro Maj. und
der gantzen Königl. Familie zu
Fon=
tainebleau seine Abschieds=Audientz
gehabt. Aus Böhmen ist die
Nach=
richt eingeloffen / daß der Graf von
Pollastron General=Leutenant der
Kö=
niglichen Armee / und gewesener
Gu=
bernator von Breysach / auch
ehema=
liger Unter=Hofmeister des Dauphin /
den 4. dieses zu Volin in dem 56sten
Jahr seines Alters verstorben seye.
Den 16. dieses hat auch der General=
Leutenant Marquis von Mauroy
ge=
wesener Gubernator von der in
Pro=
vence ligenden Stadt und Schloß
Ta=
rascon alhier dieses Zeitliche gesegnet /
nachdeme er sein Leben schon auf 90.
Jahr gebracht. Der einige Sohn des
Marschallen von Bell Jsle hatte auch
vom Fieber heftige Anstöß erlitten /
und ware sehr übel / seit deme man
aber ihme sieben mal zur Ader gelassen /
befindet er sich wiederum besser / und
ausser der Gefahr.
Aus Niederland.
Amsterdam 15. May.
Alle unsere Besatzungen in denen
Gräntz=Festungen deren 7. Provin=
tzen sowol als in denen Plätzen der
Ge=
neralität / und der Barriere seynd jetzo
beschäftiget / das Erdreich / umher / wo
die Helfte jeder Garnison auf den 17.
dieses zu lagern anfangen soll / eben
und rein zu machen. Von
Hertzogen=
busch bis Mastricht wird eine neue
Landstrasse gemacht / welche zu
Fort=
bringung von grossen Transports bey
nöhtigen Fällen sehr dienlich seyn kan.
Brüssel 20. May.
An unsere zu Brügge / Ostende / und
Nieuport ligende Truppen ist Ordre
er=
gangen / nach anderen Orten dieser
Lan=
den zu marschiren / und denen
Engländi=
schen / wovon man den ersten Trans=
port noch in wenig Tagen vermutet /
Platz zu machen. Alles ist nun in
die=
sen Gegenden in Bewegung / und unsere
Officiers setzen sich zu einer Campagne
eilig in Bereitschaft. Es ist auch auf
denen Frantzösischen Gräntzen viele
Be=
wegung / und es ziehen sich bereits
zwi=
schen Maubeuge / und Rocroy / wo der
Sammel=Platz seyn solle / einige
Fran=
zösische Truppen zusammen.
Ostende 20. May.
Gestern langte der Engländis. Ma=
jor / Howard / der General=Brigadier /
Pultney / die Obersten Peers und
Du=
rorre / und zwey andere Officiers von
Londen alhier an / diese versicherten /
daß die Engländische Truppen
unver=
züglich nachfolgen würden.
Aus Schweden.
Stockholm 8. May.
Jhre Königl. Majestät / welche denen
in dem hohen Königl. Senat sowol
über ausländische als einheimische
An=
gelegenheiten pflegenden
Berahtschla=
gungen täglich beyzuwohnen / geru=
hen / lassen sich die gegenwärtigen
Um=
stände deren Sachen dergestalt
angele=
gen seyn / daß dieselbe solche Maß=Re=
geln fassen / die dem Reiche zur Ehre /
und dessen Einwohnern zu einem bis
auf die späteste Nachkommen sich
er=
streckenden Nutzen gereichen. Jn
An=
sehung deren Kriegs=Sachen seynd
nach allen Orten die gemessenste
Be=
fehle dahin ertheilet / daß solche mit
gu=
ter Würkung fortgesetzet werden
kön=
nen. Die zu denen Galeeren
bestimm=
te Mannschaft ist bereits in jüngst=ab=
gewichener Woche hier eingetroffen /
und wird dem Vernehmen nach / ehe=
stens mit allen erforderlichen
Nohtwen=
digkeiten eingeschiffet werden. Es
seynd auch die jenige Regimenter / wel=
che auf das neue zu der Königl. Ar=
mee in Finnland überbracht werden
sol=
len / theils in denen See=Städten / von
wannen die Uberfahrt geschehen soll /
angelanget / theils auch im Anmarsch
begriffen: wie dann nicht weniger alles
übrige / so zu Fortsetzung des Krieges
vonnöhten / in ansehnlicher Menge
hie=
selbst in Bereitschaft gehalten wird /
um mit ehesten zu gedachter Armee
ab=
geschicket zu werden; von welcher mit
der letzten Post nichts merkwürdiges
einberichtet worden.
Stokholm 9. May.
Fast aus allen Provintzen dieses
Kö=
nigreichs seynd sehr viele junge
Her=
ren vom Adel in hiesiger Stadt
ange=
langet / welche mit Erlaubnuß Jhrer
Majestät des Königs als Freywillige
dem Feld=Zug in Finnland mit
bey=
wohnen wollen / dahero auch dieselbe
mit besonderen Recommendations=
Schreiben an den Feld=Marschallen /
Grafen von Löwenhaupt versehen
wor=
den / worauf gedachte junge Herren
nach Alboo abgereiset. So hat man
auch abermal eine starke Summe
Gel=
des zum 2=monatlichen Sold für alle
unsere Truppen in Finnland abgeschickt.
Aus Teutschland.
Dresden 11. May.
Dieser Tagen ist der Königl. Gene=
ral Quartiermeister / Herr von
Neu=
bour / nebst dem Obristen Grafen
Pol=
liatowsky / von Weissenfels hier
ein=
getroffen / ersterer aber hat sogleich
nach gehabter Audientz bey Jhro
Ma=
jestät dem Könige seine Reise nach
Böhmen fortgesetzet. Dem Verlaut
nach seynd unsere Königl. Chur=Säch=
sische Truppen / welche die Zeit hero in
Mähren gestanden / auf dem
Heraus=
marsch begriffen / und werden in
Böh=
men an der Sächsische Gräntze zu stehen
kommen. Man siehet auch schon ver=
schiedene Officiers / die in ihren
Ge=
schäften zu verrichten haben / hier
an=
kommen. Jhro Hochfürstl. Durchl.
des Hertzog von Weissenfels / und der
Hr. Graf von Sachsen seynd seit Dero
Anwesenheit täglich bey Hofe / und
speisen an der Königl. Tafel. Ge=
stern Nach=mittag ist der Hof nach
auf=
gehobener Tafel nach Fraustadt
aufge=
brochen.
Aus dem Holsteinischen 17. May.
Der Königl. Dännische Hof / wel=
cher am vergangenen Mittwoch zu
Schleswig angelanget / und daselbst
das Heil. Pfingst=Fest begangen hat /
ist gestern von dannen nach Rendsburg
aufgebrochen / alwo Jhro Königl. Ma=
jestät des Nach=mittags die
Muste=
rung über die Regimenter des
Marg=
grafen und Obristen von Ahlefeld /
heute aber über die vom General=Ma=
jor von Dombroik / und Printz Carl
von Glüksburg halten wollen. Mor=
gen solle die Reise nach Drage / und
sodann nach Glükstadt fortgesetzet
wer=
den. Jhro Königl. Majestät haben den
General=Major Volkersham zum
Com=
mandanten von Glükstadt ernannt:
Printz Georg von Bevern hat das
Volkershamische Regiment und Printz
Friedrich / dessen Bruder / seine
Com=
pagnie in dem Marggräflichen
Regi=
ment bekommen.
Nieder Rheinstrom 18. May.
Gestern Morgens ist das Regiment
zu Pferd des General=Major von
Gin=
ckel / und das Regiment zu Fuß des
Obristen von Aendarides aus Utrecht
in schönster Ordnung ausmarschiret /
um das auf der Heide von Bilt eine
Meile von selbiger Stadt entlegen
aus=
gestelte Lager zu beziehen / die
Compa=
gnien / so in Amersfort / Rhenen / Wyk /
und Montfort befindlich waren / haben
sich zu gleicher Zeit dorthin begeben / alle
andere Regimenter / welche in denen
Plätzen dieser Republik in Garnison
li=
gen / haben desselbigen Tages ausrucken
müssen / um zu lagern / und einen
gan=
tzen Monat lang allerley verschiedene
Kriegs=Ubungen zu machen. Man
hat von Londen / daß die daselbst
ein=
geschifte 4. Regimenter Engländische
Truppen nur durch widrigen Wind
aufgehalten werden / unter Segel zu
gehen.
Manheim 18. May.
Gestern Nach=mittag haben die
hie=
sige Artillerie=Officiers vor hiesiger
Stadt in Gegenwart Jhro Hochfürstl.
Durchl. Printzen von Sultzbach / und
Bayern / abermal mit einem von
de=
nen 16. neuen Geschwindschuß=Regi=
ments=Stücken / so zu Maintz
gegos=
sen worden / die Probe gemacht. Es
ist auch diese Probe zum höchsten
Ver=
gnügen aller Zuschauer ausgefallen.
Mannheim 23. May.
Am 21. dieses seynd abermalen 600.
Mann Frantzösischer Militz über die
hiesige Rhein=Brucke marschiret / wel=
che 300. Artillerie=Pferde / desgleichen
60. bedekte Wägen mit Kriegs=Muni=
tion bey sich gehabt. Es
beschleuni=
gen dieselbe ihren Marsch nach
Am=
berg sehr stark. So eben passiren über
die hiesige Schif=Brücke 74. bedekte
Frantzösische Wägen mit Pulfer / und
Bley geladen / wie auch 164. Stük
Artillerie=Pferde unter Bedeckung 700.
Mann Frantzosen zu Fuß.
Frankfurt 24. May.
Am vergangenen Montag / den 21.
dieses / ist der Reichs=Tag auf dem
hiesigen Römer eröfnet worden.
Neuhaus in Böhmen 2. Junii.
Von Budweis wird berichtet / daß
man daselbst alles nöhtige zu einer ta=
pferen Gegenwehr allbereits
vorgekeh=
ret; im Fall eines feindlichen Angrifs /
obwolen selber von der Ankunft der
Armee Sr. Durchl. des Printz Carls
benachrichtiget worden seyn dörfte.
Hocherwehnte Se. Durchl. sollen sich
vermög sicheren Nachrichten eben heute
2. Meilen von Wissely / zu Czernewitz
würklich befinden.
Vorgestern / als den 31sten
abgewi=
chenen Monats May / seynd albereits
in Budweis seit der Zeit der
vorgenom=
menen Auswechselung deren Kriegs=
Gefangenen sowol das Wentzel
Walli=
sche / als gestern den ersten dieses das
Ogylvische Battaillon eingetroffen /
und man erwartet alda den Uberrest
stündlich. Ubrigens ist benachrichtiget
worden / daß gestern die Frantzosen
eine Brigade des rechten Flügels
ih=
rer Cavallerie in Crumau (vermut=
lich wegen besserer Unterhalt der
rau=
hen Fourage) den Uberrest davon aber
längst des Gebürgs gegen ersagtem
Crumau abmarschiren lassen.
Fortsetzung des
Diarii
der Königl.
Hungarisch Böheimischen Armee
un=
ter Sr. Durchl. Printzen Carls von
Lothringen / zu Sobieslau in
Böheim 2. Junii.
Den 26. 27. und 28. May bliebe die
Armee annoch in dem Lager bey
Pe=
terkau stehen; den letzteren Tag aber
wurde befohlen / sich dergestalten
Marsch=fertig zu halten / um auf
er=
sten Befehl marschiren zu können. E=
ben denselben Tag ist des Löbl. Fürst
Lubomirskischen Kürassier=Regiments
Obrister Hr. Baron von Schmertzing
mit dem Feld=Kriegs=Commissario
Hrn. Schindelberger zu der
Auswechs=
lung deren unserigen und Preussischen
Kriegs=Gefangenen auf Chotieborz
abgegangen; wo zugleich auch die
Nach=
richt eingeloffen / daß die feindl. Preuss.
Armee einige Truppen gegen Kaurzim
detaschiret hätte; man ist aber durch
an=
dere sichere Particular=Briefschaften
einberichtet worden / daß dieses ein
leeres Aussprengen seye / und wären
von der Preussischen annoch bey
Czaß=
lau stehenden Armee nur 4000. Mann
nacher Kaurzim verleget worden.
Den 30. ist unsere Armee aus ihrem
Lager bey Peterkau aufgebrochen / und
nacher Humpoletz marschiret.
Den 31sten May brache die Armee
abermalen aus ihrem Lager bey
Hum=
poletz auf / und nahme ihren Weg nach
dem Städtlein Pilgram / und lagerte
sich bey demselben: alwo die
Nach=
richt durch die alda ankommende
De=
serteurs einlieffe / wie daß die Königl.
Preussische Armee aus ihrem unweit
Czaslau gewesenen Lager
aufzubre=
chen bereits die Ordre überkommen;
alleinig selbe wusten eigentlich nicht /
wohin derselben Marsch zielete. Von
einer andern Seite hatte man die
Nach=
richt / daß die Frantzosen / so jenseits
der Moldau zwischen Netolitz / und
Frauenberg campiren / das Städtlein
Thein mit 3000. Mann besetzet / wel=
ches ein Zeichen / daß dieselbe etwann
ihren Weg über Tabor auf Kaurzim zu
nehmen / gesinnet seyn dörften; welches
Absehen durch unsern morgigen Marsch
so auf Czernowitz angetragen / und
der=
gestalten gelegen ist / daß wir in einem
Tag auf Tabor / Wesely / oder
Neu=
haus gelangen können / ziemlich zu
hin=
tertreiben im Stande seyn werden.
Ubrigens ist zu berichten / daß der Hr.
General Major Baron von Palland /
welchem eine Stuk=Kugel in der Action
bey Czaslau den Fuß weg=genommen /
und hiernach in des Feindes Hände
verfallen / vor beyläuffig 8. Tagen in
dem feindlichen Lager gestorben / und
mit 9. Stucken / und dem gantzen
Schwerinischen Regiment unter 3=ma=
liger Abfeuerung sole⟨m⟩niter begraben
worden seye.
Den 1. Junii verliesse unsere Armee
ihr bey obbesagtem Städtlein Pilgram
gehabtes Lager / und verfügte sich nach
dem Dorf Czernowitz / wo währendem
Marsch vermög der Deserteurs
Aus=
sage die Nachricht einkame / daß die
Preussische Arme sich nach Collin / Cru=
din / und Königgrätz in die
Cantoni=
rungs=Quartier verlege / einige
Trup=
pen nach Prag sich ziehen / und
endi=
chen daß ein Theil gar nach
Schle=
sien zuruk kehre. Vor einigen Tagen
machten die Frantzosen das Ansehen /
als ob sie bis nach Tabor vorrucken
wolten; da aber solcher Posto von
de=
nen Unserigen besetzet worden / bliebe
solches hinterstellig. Sovil man von
de=
nen hierländigen Ober=Haupt=Leuten /
und Land=Officieren vernimmet / so
sollen sich die Frantzosen nacher Prag
gäntzlich zuruk ziehen.
Den 2. dieses ist unsere Armee
oh=
ne gemachten Rast=Tag von
Czerno=
witz aufgebrochen / und nacher
Sobies=
lau marschiret / und ungeachtet daß
unsere Husarn=Vor=Posten bey Teyn
nur 30. Schritt von denen feindlichen
gestanden / so ware doch von dem Feind
nichts zu sehen.
Den 3ten hätte die Armee sich
wie=
der in Marsch setzen sollen / dieweilen
aber diese bereits 4. starke Marsch
hin=
tereinander bey anhaltender Hitze
ge=
than / so machet selbe anheute alhier
Rast=Tag / in Erwegung dessen liessen
Se. Durchl. der Printz Carl von
Lo=
thringen denen gesammten Jnfanterie /
und Cavallerie=Regimentern von Feld=
Wäbel / und Wachtmeister an / Mann
für Mann Wein / und etwas an Geld
zu einer Ergötzlichkeit abreichen.
Morgen / als den 4ten dieses dörfte die
Armee unfehlbar sich im Marsche
se=
tzen / und da wir nun nur 2. Meil Wegs
von dem Feind entlegen seyn / als
dörf=
te dieser Marsch decidiren / ob es zu
ei=
ner Action kommen / oder sich der Feind
wieder gegen Prag wenden werden / dem
Vernehmen nach sollen die Preussen sich
gegen Ledetz ziehen. Anheute ist auch
ein Transport von 16. Stucken aus
Wien bey der Armee angelanget.
Wien 6. Junii. 1742.
VErwichenen Samstag / als den 2.
dieses / seynd in Jhrer Majestät
der Verwittibten Röm. Kaiserin
Eli=
sabetha Hof=Kappellen für die anheuer
zu Prag in GOtt selig entschlaffene
Hoch=Adeliche Stern=Kreutz Ordens=
Dame (Tit.) Frau Theresia Gräfin
von Götz / geborne Gräfin von
Fünf=
kirchen: wie auch gestern Vor=mittag
in eben besagter Kaiserl. Hof=Kap=
pellen für die alhier zu Wien eben in
diesem Jahr verstorbene ingleichen
Hoch=Adeliche Stern=Kreutz=Ordens=
Dame (Tit.) Frau Anna Theresia
Gräfin von Spauer die Exequien
ge=
halten worden.
Bey der sich abgeänderten warmen
Witterung siehet man durchgehends
in dem Lande / als auch aus andern
Provintzen / und Erb=Landen
erstatte=
tem Bericht gemäß den Wachsthum
deren Feld=Früchten / und des Wein=
Stocks / daß also für heuer ein reicher
Segen GOttes billich anzusehen ist.
Auf dem dahier vorbey streichenden
Donau=Arm continuiret das
Ankom=
men vieler Schiffen mit Holtz / Stei=
nen / Saltz / Kaufmanns=Waaren /
und anderer Gerätschaften täglich /
und durch die auch täglichen aus dem
Königreich Hungarn anhero liferende
Proviand=Schiffe mit Mehl / und
Körner / ist besagter Donau=Arm also
dick übersetzet / daß die andere
ankom=
nende fast nicht durch passiren könne.
Am Sonntag ist mehrmalen ein
Schif mit Familien aus dem Reich
von der Gegend Frankfurt / und
Würtz=
burg anhero gelanget / und nach einem
2=tägigen Aufenthalt gestern wieder
weiters nacher Hungarn / sich alda
häußlichen nieder zu lassen / abgestos=
sen: von wannen die anhero
kommen=
de Liferanten versichern / wie in
besag=
tem Königreich an Körnern noch ein
so grosser Vorrat / daß selben die
Müh=
ler in Jahr und Tag kaum vermahlen
könten.
Montag Vor=mittag seynd 2. Chur=
Bayerische Leib=Schiffe anhero
ge=
bracht worden / welche mit vielen
me=
tallenen Canonen / samt denen
ange=
hörigen Lavetten / und Ladungs=Ge=
zeug / dann vielen Schlacht=Schwer=
tern / Schulter=Gewehr / Kugeln /
Stiefeln / Satteln / Patron=Taschen /
wie auch etlich hundert metallenen / und
eisernen Doppelhacken / und anderen
militarischen Gezeug beladen gewesen:
welches alles alhier ausgeschiffet / und
an gehörige Orte überbracht wird.
Täglich siehet man noch viele
Fran=
tzösische / Bayrische / und Preussische
Deserteurs hier eintreffen / wie dann
auch jüngster Tagen einige Preussische
Husarn mit Pferd / Sattel und Zeug
anhero gekommen seynd; so werden
auch viele erbeutete Preussische
Pfer=
den aus Böheim und Schlesien anhero
gebracht.
Gestern den 5ten Junii ist das durch
den hinterlassenen Kaiserl. Kriegs=Ge=
richts=Schuldheissen alhier (Tit.)
Hrn. Johann Frantz Carl Moritz
Wi=
dureck
U. J. Doct.
wider den in
alhiesi=
gem Militar=Stock=Haus ver=arre=
stirt gewesten Carl Joseph Hillebrand /
um willen dieser nicht nur allein die
ab=
geschworne Urphed Meineidig
gebro=
chen / auch in Betrachtung deren in
ei=
nem Vorschlag mit sich geführten Chur=
Bayrisch wider des
Allerdurchleuch=
tigsten Ertz=Haus von Oesterreich Erb=
Rechts=Befugnuß verfasten
Dedu=
ctionen
/ dann anderen
zerschiedentli=
chen Briefschaften sich sehr starken
Ver=
dacht einer vorgehabten
Auskund=
schaft / und Lands=Verrähterey auf
den Hals geladen / sondern auch
aus=
ser deme von einer sichern Wittib
al=
hier auf eine boshaftiger Weise
aus=
gesonnene Art 1200 fl. betrüglich zu
sei=
nen Handen gebracht / und anmit das
crimen falsi & stellionatûs
zum
zweyten=
mal begangen hat / über ordentlich mit
besagten Hillebrand abgeführten
Cri=
minal=Proceß / nach Anleitung deren
peinlichen Rechten abgeschöpft=und
von einem Hochlöbl. Kaiserl. hinterlas=
senen Hof=Kriegs=Raht bestättigte
End=Urtheil auf ergangene Hof=
Kriegs=Rähtliche Verordnung auf
dem Neuen Markt in
loco consueto
publiciret sodann der
Delinquent
auf
die vor dem Karntner=Thor
befindli=
chen Militar=Richtstatt geführet / und
alda mit dem Strang vom Leben zum
Tod hingerichtet worden.
NB.
Denen
Interessenten
der 20sten
Ha=
ger oder Generalitäts=Lotterie / wird hiemit
zu wissen gemacht / daß die
Renovations=
oder
Auswechslungs=Loß zur 4ten Claß bey dem
Verleger des Wienerischen
Diarii
Joh. Peter
v. Ghelen eingeloffen seynd. Es bestehen die
3. letzten Classen in 20576. Lossen / worunter
8642. Preisen: Als 1. Preis mit 50000. fl.
1. von 40000. 2. von 30000. 2. von 20000.
1. von 15000 3. von 10000. 1. von 7500. 6.
von 5000. und 150 von 2500. bis 1000. und
der Rest von 750. bis 50. fl. Es seynd auch
von besagten 3. letzten Classen gantze / halbe /
und viertel Losse alda um einen billigen Preis
zu bekommen.
NB.
Bey dem Verleger des
Wiene=
rischen Diarii ist in einem
Extra
Blat
der fernere Bericht von dem
vorge=
fallenen Scharmützel in Bayern unweit
Plaintling
dd
. 29. May zu haben:
Jtem Ruck=Antwort auf den von
denen
Registratoribus
der Reichs=Cantz=
ley Teutsch=und Lateinischer
Expedi=
tion
Hrn. v.
Pranghe
, und
Alpmans=
hoven
den 22. May 1742. übergebenen
kurtzen
Extract
eines Chur=Mayntzi=
schen Rescripts / die Erfolg=lassung
des Reichs=
Archivs
betreffend.
Es seynd auch noch einige
Exem=
plaria
von dem auf Allerhöchsten
Kö=
niglichen Befehl gedrukten
Rescript,
Pro Memoria
, Verwahrungs=Urkund /
und Ferneren Nachtrag alda zu haben:
Eine neue / und accurate General=Land=
Karte des gantzen Marggraftum Mähren /
worinnen alle Haupt=Creise / samt der
Graf=
schaft Glatz / vornemlich aber ein grosser
Theil / beyder daran gräntzenden
Königrei=
chen Hungarn / und Böheim / bey welchen
letzteren annoch die 3. Königl. Böheimische
⟨Chutiner⟩ / Czaslauer / und Königgrazer=
Creise samt allen Post=Strassen / und
Berg=
werken auf das deutlichste mit vor gestellet
wer=
den. Mit einem gantz neu eingerichteten / und
compendiosen
Register gezieret / alle
vor=
nehmste Oerter geschwind zu finden / und in
Kupfer gestochen in
Sub
=Regal=Bogens
Grös=
se / das Exemplar illuminirter pr. 51. kr. / in
Futteralen mit samt den Register pr. 1. fl.
8. kr. / ohne Futeral und Register aber 36.
kr. / mit Futteral ohne Register à 51. kr.
Neu=entworffene Geographische Land=
Karte / in welcher das gantze Hertzog und Chur=
Fürstentum Ober=und Nieder=Bayern / samt
der gantzen Ober=Bayrischen Pfaltz / Her=
tzogtum Neuburg ꝛc. ꝛc. auch allen ihren
vor=
nehmsten inländischen Gräntz=Scheidungen /
und daran gräntzenden Ländern=Post=Stras=
sen ꝛc. ꝛc. auß das deutlichste vorgestellet wird.
Jn Kupfer gestochen / das Exemplar
il=
luminirter
per 34. Kr.
NB.
Gemeldte Bayrische Land=Karte ist
auch in Futteralen mit samt der
Beschrei=
bung
illuminirter
zu bekommen / das Stuk
per 1. Fl. 8. Kr.
NB. Nächst=künftigen Montag den 11.
des Monats Junii / werden Vor=mittag
von 9. bis 12. / und Nachmittag von 3.
bis 6. Uhr / dann den darauf folgenden
Dien=
stag Vor=mittag allein / wie auch Donerstags
den 14. besagten Monats Vor=und
Nach=
mittag in denen fünf Cronen auf dem Hof
im vierten Stok unterschiedliche
Verlassen=
schafts
Effecten
/ als saubere Frauen=Kleider /
weisse Wäsch / und feinen Tisch=Zeug / aller=
hand Mobilien oder Einrichtung / worunter
auch sauberen Spiegeln / Beht=Gewand / ge=
machte Sesseln ꝛc. nebst ZiN=und Kupfer=Ge=
schirr
per Licitationem
dem Meist=bietenden
verkauffet werden.
NB.
Jm Prasserischen Buch=und Kunst=füh=
rerey Gewölb / auf dem Kohlmarkt im Graf
Volkerischen Haus / zum Schild bey St. Jo=
hannes in der Wüsten / seynd nachfolgende
Homannische Karten zu haben:
Post Land Karten von gantz Teutschland /
woraus abzunehmen wo einfache / andert=
halb und doppelte Posten zu ersehen.
- Bayerischer Circul.
- Ober=und Nieder=Bayern in 2. Karten.
- Ober=und Unter=Oesterreich in 2. Karten.
- Das Königreich Böhmen.
-
Das Königreich Böhmen Mähren / und
Schlesien auf einer Karten. -
Das Marggraftum Mähren auf einer
Karten. -
Das Hertzogtum Schlesien auf einer
Karten. -
Das Königreich Hungarn; item ist diese
nemliche auch groß in 4. Karten.
NB.
Es ist auch von Herrn Schatz die neu
heraus=gegebene Karten von gantz
Teutsch=
land zu haben.
Extra =Blat
(zu Num. 45.)
6. Junii 1742.
Fernerer Bericht aus dem Feld=Lager
bey Plaintling von dem mit dem Feind
vorge=
gangenen Scharmützel /
dd
. 29. May.
DEmnach dem Feind der Lust
an=
gekommen mit einem starken
De=
taschement von seiner Armee das
von uns besetzte / an der Donau
Nord=
seits liegende Schloß Hilgersperg zu
überfallen / dann sich der am Fuß
be=
findlichen Donau=Brucken zu
bemäch=
tigen / hat selber gehoffet / in dieser
Unternehmung so eher zu
reussiren
/
als die Besatzung gedachten
Schlos=
ses sowol in lauter Croaten / als auch
die weiters vorwerts unter
Comman=
do des Herrn General=Feld=Wacht=
meister Baron von Helffreich
gestan=
dene Mannschaft eben von dieser
Na=
tion gewesen / mithin der Feind selbe
als ein unregulirtes Volk nicht
ach=
tend / sein Heyl versuchet: es hat
ih=
me aber sehr mißlungen / dann sobald
ob=berührte Königliche Truppen die
feindliche Bewegung wahrgenommen /
und der Anmarsche auch erfolget / ha=
ben sich solche unter Commando
vor=
erwehnten Herrn Baron von
Helff=
reich gestandene Croaten in behörige
Positur gesetzet / das an dieselbe
ge=
kommene Französische regulirte Feuer
standhaft ausgehalten / sodann ihre
Salven entgegen gegeben / und
zuma=
len diese Leute schon in der Jugend
zum Feuer=Gewehr und Sabel
gewoh=
net / so ist auch geschehen / daß ihre
entgegen gegebene Salve wohl
ange=
bracht worden / und die Kuglen
de=
nen feindlichen Truppen meistens an
die Brust eingeschlagen / selbe
folg=
sam andurch so mehrers in Unordnung
gestürtzet / als sie Croaten nach dem
Feuer=geben mit auf die Achsel=Werf=
fung des Ober=Gewehrs den Sa=
bel zur Hand genommen / und
ohne=
schrocken auf den Feind loß=gegangen
seynd / denselben zersprenget / und in
die Flucht getrieben haben: das
Erd=
reich ist meistens in
Defiléen,
Gebür=
gen / und Waldungen bestanden: von
denen Franzosen haben sehr wenig /
ausser denen sich etwa verschloffenen /
Quartier bekommen: die feindliche
entleibte Körper seynd verschiedentlich
auf denen Strassen / in Wäldern und
Gebüschen jämmerlich zerhauet / und
in starker Anzahl / unter diesen auch /
wie man aus denen eingebrachten
Klei=
deren / und Beut=Sachen
abgenom=
men / viele Officiers vor=findig
ge=
wesen; den eigentlichen
Numerum
ih=
rer Tod=und Blessirten kan man bey
solcher Beschaffenheit nicht wissen:
der Französische commandirende
Ge=
neral
Duc d’Harcourt
sowol / als der
Bayrische Feld=Marschall Graf
Tör=
ring seynd bey der
Expedition
selbsten
zugegen gewesen.
Das würkliche
Schargiren
hat in der
Mittag=Stund angefangen / da bald
darauf der Feind in Unordnung
ge=
bracht / hierzu aber nicht wenig durch
den Ausfall / welchen der im Schloß
Hilgersperg stehende Obrist=Leute=
nant v. Benzony in einem Thal
ge=
macht /
contribuiret
/ und also der Feind
zerstreuet worden.
Das Verfolgen deren Croaten hat
bis in die spate Nacht gedauret / wo
man noch hin und her eintzele Schuß
gehöret / und was sich nicht hat
sal=
viren können / das Leben eingebüsset /
auch wo immer der Sabel angebracht
werden mögen / es denen Köpfen
ge=
golten. Der Uberrest hat sich mit
dem
Harcourt
und Törring auf das
præcipitanteste in das Lager
retiriret
/
welche die hinter sich über einen
Mo=
rast geworfene Brucken gleich haben
abwerfen und
ruiniren
lassen / dann
sonsten die Croaten den Feind gar
bis in sein Lager verfolget hätten.
Es wird bestättiget / daß dieses
feind=
liche
Detaschement
aus allen
Grena=
dier=Compagnien von der Armee /
auch sammentlichen Piqueteren / und
5. Mann von jeder Compagnie / dann
3000. Pferden bestanden.
Bey dieser
Action
haben sich der
Herr General=Feld=Wachtmeister
Baron von Helffreich / und Herr
Ob=
riste Miensky nicht allein in der
ta=
pfermütigen Anführung
ohnvergleich=
lich wohl gehalten / sondern auch schon
vorhinein in Machung deren
gehöri=
gen Bewegungen ihre Klugheit
erwie=
sen. Es seynd auch 5. Stücke
ero=
beret worden; und wann sowol das
Erdreich verstattet hätte / daß die
dar=
aus postirte Cavallerie agiren können /
als auch die zweyte Donau=Brucken
wäre verfertiget gewesen / so dörfte
sicherlich geschehen seyn / daß kein
Mann mehr hätte zuruk kommen sollen.
Wir haben dabey 8. Todte / und
52. Blessirte bekommen.
Feld=Lager bey Vilshofen in Bayern
1. Juny.
Den 28. hörete man noch immer / das
auch die andere Nacht hindurch ein und
andere Musqueten=Schuß / so die den in
die Wälder versprengten Feind
verfol=
gende Croaten thaten.
Den 29. in der Fruhe wurde die grosse
Donau=Brucken in dem Dorf
Plaint=
ling angefangen zu schlagen / welche auch
durch den in höchsten Dienst
unermüde=
ten und wohlerfahrnen Brucken=Haupt=
mann Hr. Eschenauer um 9. Uhr zu
je=
dermanns Verwunderung / und seinem
besonderen Lob zu Stand gebracht / und
darauf so gleich an den Tete du Pont zu
arbeiten angefangen. Die Bericht
von dem Feind waren / wie daß selber
die Brucken nach der gestrigen Action
abzubrechen / und dadurch denen
Unseri=
gen den Zugang zu seinen Lager völlig
zu sperren willens ware. Bey
Plain=
ting hat der Feind einige Materialien zu
einer Brucken zusamm geführet / woran er
auch bereits zu schlagen angefangen /
und hatte selber nicht nur allein einen
namhaften Succurs bereits erhalten /
sondern erwartet noch in wenig Tägen
11. Battaillons.
Den 30. in der Fruhe recognoscirten Se.
Excell. der Commandirende Hr. General Feld=
Marschall wiederumen den Posto von Winzer /
und befahle zugleich die herumgelegene viele
feindl. Todte einzuscharren: es liesse sich aber
vom Feind kein Mann sehen / ungeachtet man
ihme bis an das Lager ritte. Die Deserteurs
berichten / wie daß der Feind in der vorigen
Action / so letzthin vorgewesen / von dem
Mar=
schall Hertzog
d’Harcourt
und Graf v. Thör=
ring seye commandirt gewesen: das
Comman=
do wäre bestanden in 22. Granadiers=Com=
pagnien und 16. Esquadronen / und ware der
Verlust / wie bereits gemeldet / groß / abson=
derlich an der Anzahl deren Blessirten; die
Con=
sternation aber noch grösser / indeme die
soge=
nannte unüberwindliche Granadiers von
irre=
gulirten Truppen / unserer tapferen Croaten /
denen man ihres Wol=verhaltens halber
grosses Lob beymessen kan / seynd geschlagen
worden / und man hat Nachricht / daß auf etl.
Meil Wegs todt und blessirte Frantzosen
an=
zutreffen waren.
Den 31. in der fruhe höreten die Vor=Posten
in des Feindes Lager zu Pferde blasen und die
Trommeln rühren / wessentwegen man
glaub=
te / es wurde sich selber von neuen an uns
rei=
ben wollen / doch ware solches nur eine
Gasconade.
Man halt vor sicher / daß unsere
Armee morgen die Donau passiren werde und
ist zur Erleuchterung heut fruhe alle schwere
und unötige Bagage / Marode und Weiber
nach Passau zuruk geschicket worden / es haben
auch schon heut einige Regiment. das neue
La=
ger jenseits der Donau zu beziehen
angefan=
gen.