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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 51, 28. Juni 1741

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[1]

Aus Türkey.

Constantinopel 6. May.

DJenstags gienge von hier der =
nigl
. Hungaris. und Böhmische
Groß=Bottschafter Hr. Graf
v. Ullefeld mit seinem übrigen Gefolge
nacher Wien anwiederumen zuruk / zu
welchem Ende auch Montags sowol sei=
ne
gantze Bagage / als auch der meiste
Theil seiner Haus=Leute voraus ge=
schicket
wurde. Worgegen wir auch
für gewiß vernommen haben / daß eben=
fals
der aldort sich befindende Ottoma=
nis
. Groß=Bottschafter zu seiner ge=
gen
die Helfte dieses Monats vor=
nehmenden
Reise hieher zurücke in
Bereitschaft stehe; wornach auch die
Abwechslung dieser beeden grossen
Bottschaften auf denen Gräntzen von
Servien wiederumen vor sich gehen
wird. Entgegen kame der neue Fran=
tzösische
Bottschafter Marquis de Ca=
stellane
an statt seines Vorfahrers des
Hrn. Marchesen von Villeneuve hier an.

Aus Portugal.

Lisabon 2. May.

Der Königl. Verordnung zu Folge /
wovon letzthin Erwehnung geschehen /
seynd gestern alle Truppen zu Pferd und
zu Fuß sowol hier / als in allen Städten
dieses Reichs / wo einige ligen / von denen
dazu ernannten Commissarien / und Jn=

spectoren gemustert worden. Man =
stet
mit allem Fleiß 6. Kriegs=Schiffe /
welche nach Ost=Jndien bestimmet
seynd / und noch in diesem Monat da=
hin
unter Segel gehen sollen. Dann
der König hat beschlossen / in Zukunft
eine ansehnliche Flotte / und eine hin=
längliche
Anzahl Truppen zu Goa zu
halten / um nicht nur solche Stadt zu
beschützen / sondern auch einen Theil
deren Colonien / die man seit einiger
Zeit verloren / wieder zu erlangen.

Lisabon 12. May.

Die Flotte / so nach Goa gehen solle /
liget zwar segelfertig / aber sie wird
noch von dem Gegen=Wind aufgehal=
ten
. Der König hat den Entschluß
gefasset / eine neue Haupt=Kirche auf=
führen
zu lassen / und zugleich soll ein
Pallast für den Patriarchen erbauet
werden. Der König hat deswegen
700. Häuser erkauffet / welche nieder=
gerissen
werden sollen / damit man ei=
nen
rechten bequemen Platz zu diesen
Gebäuden erhalte / welche an Pracht /
und Schönheit alle in Europa übertref=
fen
werden. Die Haupt=Kirche wird
nach dem gemachten Grund=Riß vor
denen beeden berühmten Gebäuden /
nemlich der Peters=Kirche zu Rom /
und der Paulus=Kirche zu Londen /

[2]

nichts weichen / wann die Ausführung
den Entwurf erfüllt. Se. Majestät
haben die berühmtesten Baumeister
aus Welschland / und Frankreich dar=
zu
verschrieben / und es seynd viele in
andere Länder gereiset / welche das Be=
merkens
=würdige an denen Haupt=Kir=
chen
beobachten sollen / damit man die=
ses
Gebäude ausnehmend schön auf=
führen
könne. Vor etlichen Tagen
kame ein Engländisches Kriegs=Schif
hier an / welches zwey Spanische Frey=
beuter
mit sich brachte.

Aus Groß=Brittannien.

Londen 5. Junii.

Der Herr General Wade wird diese
Woche abreisen / um alle Anstalten zu
dem Lager für unsere Truppen bey
Essex zu machen. Die jenige Trup=
pen
aber / welche über das Meer sollen
übergeschiffet werden / versammeln sich
zu Harwich / und Colchester / und wer=
den
die Schiffe zur Uberschiffung be=
reit
gehalten. Die 2. Kriegs=Schiffe
Chester / und Tyger / jedes von 20.
Stücken / machen sich bereit / ein Schif /
(welches mit Kriegs=Vorrat beladen
worden / um solchen dem Herrn Admi=
ral
Vernon zu überbringen) dahin zu
begleiten. Jndessen wartet man alle
Tage auf nähere Nachricht von ge=
dachtem
Herrn Admiral ⟨Ver⟩non we=
gen
Carthagena. Aus Jamaica hat
man die zuverlässige Nachricht erhalten /
daß der Capitain Warren daselbst 3.
eroberte Schiffe glüklich aufgebracht /
deren das erste nebst vielen anderen kost=
baren
Kaufmanns=Waaren / auch
1387. Pistoletten / und 290. Pfund
Silber / das andere eine grosse Quan=
tität
Mehl / und Kriegs=Munition an
Boord gehabt / das dritte aber mit
Saltz / und andern Ledens=Nothwen=
digkeiten
beladen gewesen.

Londen 9. Junii.

Am Dienstag ist der Königl. Pohl=
nische
Minister / Herr Baron von Ut=
terodt
/ und der Holländische Minister /
Herr von Hopp / nach Hannover ge=
reiset
. Die Admiralität hat keine neue=
re
Zeitungen aus America empfangen.
Gestern brachte man die Flagge des
Admirals Don Blasio de Lezze / wel=
che
man in dem Hafen zu Carthagena
von dem Schif Galicia bekommen / in
den Pallast von St. James / um sel=
bige
dem Hertzog von Cumberland /
und denen Königl. Prinzessinen zu zei=
gen
. Sie ist 40. Schuhe lang / und
die Breite nach Proportion; sie ist
von Tuch / auf welchem das Spani=
sche
Wappen gemahlen / und mit
Kriegs=Zeichen umgeben. Die Spa=
nier
warffen selbige in das Meer / als
unsere Leute an das Schif kamen; es
sprang aber einer von unseren Boots=
Knechten
gleich nach / und kriegte sie
wieder. Die Völker / welche über das
Meer gehen sollen / bestehen in 10.
Compagnien / welche aus denen 3. Re=
gimentern
der Gardes zu Fuß genom=
men
werden / in 70. Mann von jedem
Trup der Gardes / und Granadirer
zu Pferd / 7. Regimentern zu Fuß /
und 3. zu Pferd. Es wird selbige der
General Wade commandiren. Die=
ser
Herr begab sich gestern / in Gesell=
schaft
einiger Officiers / nach Cokpit /
allwo die Herren von der Regierung
versammelt waren / und hielte eine lan=
ge
Unterredung mit ihnen. Herr Tho=
mas
Stanhope / des Lord Harrington
zweyter Sohn / ist zum Adjutanten des
General Wade / und Herr Eduard
Compton / des verstorbenen Generals
dieses Namens Sohn / zum Cassier de=
rer
Völker / welche über Meer gehen
müssen / wie auch derer in Engländi=

[3]

schem Sold stehenden Dänischen / und
Hessischen Völkern ernannt worden.
Dieser letzte wird in dieser Woche nach
Holland überfahren. Man hat be=
reits
einige Schaluppen mit Vorrat
für die Flotte / die nächstens nach der
Ost=See auslauffen solle / beladen.
Die 12. Schiffe / aus welchen besagte
Flotte bestehen wird / haben ausdrük=
lichen
Befehl / sich innerhalb wenig
Tagen in denen Dünen zu versammeln.
Künftigen Donnerstag als den 15. die=
ses
/ wird die neue Montur der Königl.
Guarde ausgetheilet werden. Am
verwichenen Montag wurden die Be=
fehle
ausgefertiget / ein Lager zwischen
Harwich / und Colchester abzustechen.

Londen 12. Junii.

Die Admiralität hat noch keine nähe=
re
Nachrichten von dem Hrn. Admiral
Vernon wegen Carthagena erhalten.
Es lasset dieselbe in aller Eile 4. Kriegs=
Schiffe
/ jedes von 70. Stucken / er=
bauen
. Die Truppen / so über Meer
ausser Landes sollen gebracht werden /
werden in 10. Compagnien von jedem
Regiment Gardes zu Fuß / 4. Battail=
lon
ausmachend / 70. Mann von jeder
Compagnie der Leib=Gardes / und de=
nen
Granadiers zu Pferd / 3. Regi=
menter
Cavallerie / und 7. Regimenter
Jnfanterie bestehen. Jnzwischen kan
man noch nicht beschreiben / wie sehr die
Unternehmung des Hrn. Admirals Ver=
non
gerühmet werde. Es ist dieselbe
nicht ohne Blut=vergiessen abgeloffen /
indeme sich dieser Admiral aller Vor=
Posten
von Carthagena Meister ge=
macht
.

Aus Jngermanuland.

Petersburg (19.) 30. May.

Vorgestern Morgens erschienen
sämtliche hier anwesende in=und aus=
ländische
Herren Ministern / und übri=

ge Personen vom Stande beyderley
Geschlechts / in bunten Kleidern / bey
Hof / um bey Jhro Russischen Hoheit
der Regentin / und Groß=Fürstin aller
Reussen / wegen des eingefallenen
Pfingst=Festes ihre Glük=Wünsche ab=
zustatten
. Dieser Tage ist aus dem
dirigirenden Senat in alle Gouverne=
mens
/ und Provintzen widerholter Be=
fehl
ergangen / daß sowol die von de=
nen
Garden als auch denen Feld=und
andern Regimentern abgelassene Ober=
Unter
=Officiers / und Gemeine bey
Vermeidung allerhöchster Ungnade /
und einer scharffen Beahndung / unge=
saumt
bey ihren Posten sich wieder ein=
finden
/ keine Officiers / und Gemeine
in weitläuftigen Commissionen von
ihren Commanden zu versenden / und
die bereits verschikte ohne den gering=
sten
Aufenthalt abzufertigen / inglei=
chen
/ daß die der Dienste erlassene Of=
ficier
/ Edel=Leute / und andere Bedien=
te
ihre zu liefferende Leute allezeit be=
reit
halten sollen. Jm letzt=abgewiche=
nen
Monat ist der Herr Assessor Hein=
selman
zum Raht / und der Herr Ad=
junctus
bey der Russis. Academie der
Wissenschaften / Adadurof / zum Asses=
sor
bey der Herolds=Cantzley erkläret
worden. Ferner ist in einer Ukase un=
ter
dem (29. April) 10. May denen
Herren Secretarien bey dem Cabinet
in denen ausländischen Sachen / nem=
lich
Sergei Semenof / Peter Toma=
nofskoi
/ Frantz Schevius / Semen
Malzow / und Andrei Posniakof in
Ansehung ihrer treu=geleisteten Dien=
ste
/ Majors=Rang / beygeleget worden.

Petersburg (22. May) 2. Junii

Dieser Tagen ist alhier die Beschrei=
bung
des von dem Herrn General en
Chef von Rumanzow / Russisch=aus=
serordentlichen
Gesandten an die Ot=

[4]

tomannische Pforte / den (17.) 28
Martii in Constantinopel gehaltenen
Einzugs / ingleichen der bey dem Groß=
Vezier
abgestatteten ersten Visite / und
der gehabten öffentlichen Audientz bey
dem Groß=Sultan / im Druk erschie=
nen
.

Aus Teutschland.

Hannover 6. Junii.

Da gestern fruhe ein Currier aus
England die angenehme Zeitung anhe=
ro
gebracht / daß der Admiral Vernon
bey Cartagena in West=Jndien über
die Spanier grosse Vortheile erhalten /
so hat man nicht nur bey Hofe / sondern
auch in dieser Stadt eine besondere
Freude darüber verspühret. Hier ist
ein vornehmer Officier von Cassel an=
gelanget
/ welcher bey Seiner Königl.
Majestät abseiten des Printzen Wil=
helms
/ des Printzen Friedrichs / und
seiner Gemahlin Hoh. ein Glükwunsch=
Compliment
wegen Dero Ankunft in
diesen Landen abgeleget hat.

Hannover 9. Juuii.

Am Dienstag legten nicht nur die
fremde Minister sondern auch alle an=
dere
hier anwesende vornehme Stan=
des
=Personen beederley Geschlechts /
bey Jhrer Königlichen Majestät we=
gen
denen in America von dem Ad=
miral
Vernon befochtenen Vorthei=
len
/ ihre Glükwünsche ab / und des A=
bends
belustigten sich Se. Majestät mit
der Comödie in der Gallerie zu Herren=
hausen
. Vorgestern traffe der Graf
von Ostein / Jhrer Majestät der Köni=
gin
von Ungarn / und Böheim bevoll=
mächtigter
Minister / mit seiner Ge=
mahlin
aus denen Niederlanden ein;
selbige seynd von Sr. Majestät höchst=
gnädig
empfangen worden / und da
nur genannter Graf ein gantzes Haus
in Bestand genommen / so vermutet man /

daß derselbe eine geraume Zeit hier ver=
bleiben
werde. Jndessen vergehet kein
Tag / daß nicht Curriers ankommen /
oder abgefertiget werden / wie dann
auch die Conferentzen unausgesetzt fort=
gehen
. Der Königl. Chur=Hannove=
rische
Obrist=Stallmeister / Hr. Frei=
chappel
/ ist am Dienstag nach einer
kurtzen Krankheit alhier mit Tode ab=
gegangen
.

Dresden 10. Junii.

Am 4. hatten der Königl. Sardini=
sche
ausserordentliche Gesandte Ba=
ron
von Blonay / und der Hertzoglich
Modenesische Minister / Marchese Ran=
goni
/ die Ehre / zum ersten mal an
die Königl. Tafel gezogen zu werden.
Am 5. brachte man einen Bären anhe=
ro
/ den man gegen das Gebürge le=
bendig
gefangen. Abends fuhren Jh=
re
Majestäten in einer offenen Chaise
hinter dem grossen Garten spatzieren.

Den 6sten nahme der Chur=Bay=
rische
gevollmächtigte Minister / Graf
von Perousa / welcher von seinem Hof
Erlaubnüß erhalten / einige minerali=
sche
Wasser zu gebrauchen / bey hiesi=
gem
Hofe Abschied. Abends giengen
Jhre Majestäten in dem Plauischen
Grunde spatzieren. Am 7den fruhe de=
gaben
sich Allerhöchst=Dieselbe / und
des Königl. / und Chur=Printzen / wie
auch deren Printzen Xaverii / und Carls
Hoheiten / nach dem Zeug=und Gieß=
Hause
/ wo man in Gegenwart des
Hofes 6. Stucke gosse; worauf der
Hr. Graf Rutowski das jenige zeig=
te
/ was noch zu thun war / um die Ca=
nonen
in den Stand zu setzen / sich de=
ren
zu gebrauchen. Von dar kehreten
Jhre Königl. Hoheiten gerade nach
dem Schloß zuruk: Jhre Majestäten
aber liessen sich gefallen / zu Fuß auf
dem Wall zuruk zu kehren / und geru=

[5]

heten / als Sie zu dem Pallast des
Hrn. Cabinets=Ministers / Gräfen von
Brühl / welcher daran stosset / gelan=
get
/ dardurch zu passiren / um die Ord=
nung
und Einrichtung davon zu sehen.

Vorgestern Abends langte der Graf
von Montijo von Seiten des Spani=
schen
Hofs hier an / und hat / nachdem
er gestern Abends bey dem Hrn. Cabi=
nets
=Minister / Grafen von Brühl /
gewesen / der ihme diesen Morgen seine
Visite gegeben / gegen Mittag seine er=
ste
Audientz bey Jhro Majestäten so=
wol
/ als der Königl. Famille / erhal=
ten
. Hierauf hat er die Ehre gehabt /
an der Königl. Tafel zu speisen / und die
Cavaliers von seinem Gefolg seynd an
der Marschalls=Tafel behalten wor=
den
. Der Marchese Rangoni hat sei=
ne
Abschieds=Audientz genommen / um
von hier nach Wien zu gehen.

Prag Haupt=Stadt in Böhmen
20. Junii.

Vorgestern Frühe als den 18. die=
ses
marschirte von hier nacher Olmütz
die letzt=gemeldte Battallion vom al=
hiesigen
Löbl. General Ogilvischen
Jnfanterie=Regiment.

Gestrigen Tages Vor=mittag wur=
den
in dem grossen Collegio Carolino
der alhiesigen Löbl. Kaiser=und Königl.
Carolo=Ferdinandeischen Universität
Herr Johann Michael Neumann / aus
Freudenthal in Schlesien gebürtig /
AA. LL. & Philosophiæ Door, SS.
TheologiæBaccalaureus Formatus, J.
U. Candidarus, Pfarrer zu Manken=
dorf
in der Olmützer Diocœs; und
Herr Johann Rochus Proskowsky /
ein Prager / J. U. Candidatus, des
Hochwürd. Ertz=Bischöflichen Con=
sistorii
/ wie auch bey denen Unter=Jn=
stantzien
Praicus Juratus, in J. U. Li-
centiatos
, und gleich darauf in beeder

Rechten Doores creiret.

Neiß 23. Junii.

Beederseitige Armeen stehen noch in
ihren vorigen Lagern / nemlich die =
nigl
. Hungarische / und Böheimische
noch alhier bey Neiß / die Preussische
aber bey Großburg / alwo die letztere
sich dem Vernehmen nach vergraben
solle. Bey Schönfeld hat sich letzthin
die Jnfanterie / und ein Theil seiner
Cavallerie dahin gelagert; die Artil=
lerie
aber ware unter einer grossen Be=
deckung
von Reiterey in Strehlen zu=
ruk
geblieben; Gestern aber hat er sein
gantzes Lager bis Hedersdorf verän=
dert
. Des Abends sahe man ein gros=
ses
Feuer / und wiewolen man noch
keine sichere Nachricht von diesem
Brand erhalten / sagen doch einige /
es habe der Feind durch ein Detasche=
ment
das Schloß Johnsdorf / und
das Cistercienser Kloster Henrichau in
Brand stecken lassen. Von des Hrn.
General Festetitz Commando ist noch
nichts eingeloffen. Gestern seynd die
unlängst alhier angelangte Slavoni=
sche
Panduren von hier über Ottma=
chau
weiters / um etwas wider den
Feind mit Unterstützung deren Husarn
zu unternehmen / fort gerucket. An=
heute
kame die Nachricht / daß ein
Preussisches Commando von 1000.
Husarn / einige andere aber sagen von
3000. Mann mit 6. Stucken in der
Gegend Grotkau angerucket seye / und
sich würklich mit unsern Husarn in
ein Hand=Gemeng eingelassen habe;
wie viel von beeden Theilen geblieben /
weiß man eigentlich noch nicht; doch
hat man indessen schon einen Wagen
voll Gefangene anhero / und einen
Capitain nebst einem Leutenant / und
12. andere gefährlich blessirte Gefan=
gene
zu Grotkau eingebracht.

[6]

Wien 28. Junii. 1741.

VErwichenen Samstag / den 24sten
Junii / erhuben Sich / wie jüngst
gemeldet worden / nach Mitter=Nacht
beede Durchlgste Carolinische / und
Leopoldinische Ertz=Hertzoginnen Ma=
ria
Anna / und Maria Magdalena aus
der alhiesigen Königl. Burg mittelst
der Post mit einem kleinen Hof=Staat
nacher Presburg / um alda die Krö=
nung
Jhrer Majestät der Königin / un=
serer
Allergnädigsten Frauen / und Lan=
des
=Fürstin mit anzusehen / und als so=
thaner
Actus

Sonntags / den 25sten Dito / in grö=
ster
Solennität und Pracht (von wel=
chem
mir nechsten eine ausführliche Be=
schreibung
folgen solle) vergnüglichst
vollzogen worden / seynd noch selbigen
Abend Höchst=gedachte beede Durchl.
Ertz=Hertzoginnen nach 10. Uhren wie=
der
glüklich mittelst der Post anhero
in die Königl. Burg mit Dero Gefolg
zuruk gekommen.

Dito hatten Jhre Excellentz der
Hoch=und Wol=geborne Herr Johann
Leopold des H. R. Reichs Graf von
Paar / Frey=herr auf Hartberg / und
Krottenstein / Herr derer Herrschaften
Fürstenfeld / Stein / Bechin / Smir=
schitz
/ Werschowitz / Hohen=Weseli /
und Szdecowitz / ꝛc. Weil. der Röm.
Kaiserl. Majest. würklicher Geheimer
Raht / wie auch Obrist=Reichs=Hof=
und
General=Erb=Land=Post=Meister
in dem alhiesigen Post=Amt / nach aus=
gestandener
Krankheit an innerl. Brand /
seines Alters 48. Jahr Nach=mittag ge=
gen
3. Uhr dieses Zeitliche gesegnet.

Vorgestern / den 26sten Dito / wur=
de
auf Allerhöch⟨st⟩en Befehl Jhrer Ma=
jestät
der Verwittibten Röm. Kaiserin
Elis⟨a⟩betha Christina / Vor=mittag in
der alhiesigen Königl. offentlichen Hof=

Kapelle / mit Beywohnung Allerhöchst=
gedacht
Jhrer Kaiserl. Majestät selb=
sten
/ und mehr=höchst=erwehnter beeder
Durchlgsten Ertz=Hertzoginnen / nicht
allein das Ambrosianische Lob=Gesang
oder Te Deum ꝛc. / wegen ob=ermel=
deter
glüklichst beschehener Königl.
Krönung Dero Frauen Tochter / abge=
sungen
/ sondern auch ein feyerlicher
GOttes=Dienst von (Tit.) Herrn
Bischoffen von der Neustadt Grafen
Ferdinand von Hallweil unter 3=ma=
liger
Abfeurung des Schulter=Gewehrs
von der auf der Burg=Pastey paradi=
renden
alhiesigen Königl. Leib=und
Stadt=Garde / wie auch des groben auf
denen Wällen rund herum dieser Stadt
gepflantzten Geschützes pontificaliter
gehalten.

Gestern Vor=mittag wurden bey Hof
in der Xaverianischen Kapellen für die
zu Mitrowitz unlängst in GOtt selig
entschlaffene Hoch=Adeliche Stern=
Kreutz
=Ordens=Dame (Tit.) Frau
Maria Felicitas Gräfin von Schitz /
geborne Gräfin von Wratislau / die
gewöhnliche Exequien gehalten.

Eodem seynd zwey mit Fourage /
und andern Provisionen für die in
Ober=Oesterreich auf der Welser=Hei=
de
stehende zwey Königl. Dragoner=
Regimenter
Khevenhüller / und Printz
Eugenius beladene Schiffe auf der
Donau aufwerts von hier dahin ab=
gefahren
.


NB. Bey dem Verleger des Wienerischen
Diarii ist zu haben:

Beschreibung des prächtigsten Einzugs /
welchen Jhre zu Hungarn und Böheim Königl.
Majestät Maria Theresia / Ertz=Hertzogin zu
O⟨e⟩sterreich/vermählte Hertzogin zu Lothrin=
gen
/ und Groß⟨=⟩Hertzogin zu Toscana / in
Dero freyen Königl. Hungarischen Reichs=
Stadt
Pr⟨e⟩ßburg / den 20. Junii 1741. unter
Abfeurung derer Stucken / und Läutung aller

[7]

Glocken / wie auch im Gewehr stehender Bur=
gerschaft
/ und Militz / bey Zuschauung einer
ungemeinen Menge des frolockenden Volkes /
gehalten haben. pr. 7. kr.


EDICT.

Von dem Königl. Stadt=u⟨nd⟩ Land=
Gericht
Wien des fallirten Johann Georg
Strempfl gewest Burgerl. Handels=Mann
sammentlichen Creditoren anzuzeigen / was
gestalten auf schriftliches Anlangen des in
der dies Orts schwebenden Concurs-Sach
verordneten Hrn. Curatoris ad lites, über
die eingelangte Cridæ Schluß / und respei-
abgefaste Gegen=Schluß / zu Collationi-
rung
deren diesfälligen Cridæ-Aen eine
nochmalig / und Superper. Clausulirte Tag=
Satzung
bey den alhiesig Königl. Stadt=
Gericht
zum sogenannten rothen Krebsen in
dasiger Summari-Gerichts=Cantzley auf den
8. des nächst=künftigen Monats Junii Nach=
mittag
um 2. Uhr gefaster zu erscheinen be=
stimmet
worden seye. Und wie zumalen
nun einige Strempflische Creditores von
hier abwesend / oder in andere Weeg deren
selben eigentliche Aufenthalt nicht zu erkun=
digen
seyn möchte; als würdet ihnen ge=
sammt
Strempflischen Credit-Partheyen vor=
ermelt
Superper. clausulirte Collationi-
rungs
Tag=Satzung / in Kraft gegenwärtig
offenen Edis mittels eines gewöhnlichen
Valval-Termins von unten gesetzten Dato
an / daß ist / bis auf den Obmentionirt 8.
Julii dies Jahrs zur behörigen Nachricht
Judicialiter anerinneret. So beschehen Wien
den 21. Junii 1741.


Lista deren verstorbenen zu Wien /
in=und vor der Stadt.

Den 23. Junii.

Jn der Stadt.

  • Dem Math. Groß / Cammer=dienern / s. K.
    Frantz / im Färberis. H. am alten Fleisch=
    markt
    / alt 1. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Johann Georg Rausch / Burgerl. Jnstru=
    ment
    =machern / s. T. Johanna / im Sasscanis.
    H. am Neuen=bau / alt 14. J.
  • Dem Johann Peter Fischer / Hof=Oelern / s.
    Stief=S. Georg Wall / im Frey=Gut auf der
    Wieden / alt 21. J.
  • Dem Joseph Bigler / Mahlern / s. K. Cathari=
    na
    / im Zauneris. H. bey St. Ulrich / alt
    2. J.
  • Blast Glenckhart / Herrn Koch / in s. H. bey
    Maria=Hülf/alt 54. J.
  • Dem Joseph Zeiner / Burgerl. Hafnern / s. K.
    Catharina / in s. H. in der Joseph=stadt / alt
    6 viertel J.
  • Michael Sailer / Garde=Soldat / bey dem
    Schäntzel bey dem roten Thurn / alt 36. J.
  • Dem Math. Weißkirchner / Tagwerk. s. W.
    Anna / im Althanis. Garten ausser der Ros=
    sau
    / alt 48. J.
  • Johann Gmeiner / Tagwerk. bey denen 3.
    Hacken am oberen Neu=stift / alt 58. J.
  • Summa 9. Personen / darunter 3 Kinder.

Den 24. Junii.

Jn der Stadt.

  • Hr Frantz Johann Glaser / Not. Publ. im
    Schneideris. H. in Tieffen=graben / alt 33 J.
  • Dem Hrn. Simon Pechet / Königl. Böheimis.
    Hof Cantzley Thür=hütern / s. K. Barbara /
    im Niphis. H. in der Schuler=str. alt 7 J.
  • Maria Hörmanin / alt 80. J. und die Theresi⟨a⟩
    M. alt 2. J. beede im Burge=Spital.

Vor der Stadt.

  • Dem Joseph Strobel / Burgerl. Schlossern /
    s. K. Peter / bey der goldenen Schallen am
    Neu=bau / alt 2 J.
  • Dem Martin Ludschinsky / Schreibern / s. W.
    Anna / im Schlosseris. H. bey Maria Hülf /
    alt 34. J.
  • Sebastian Schleyer / Herrn=Koch / im Stätzeris
    H. in der Rossau / alt 56. J.
  • Dem Gottfrid Michel / Schnür=machern / s. K
    Frantz / im Steinmetzis. H. am oberen Neu=
    stift
    / alt 10. J.
  • Niclas Hicktur / alt 22. J. und der Niclas
    Trantz / alt 37. J. beede bey denen FF.
    Misericordiæ.
  • Dem Jacob Lachowitz / Kutschern / s. T. Bar=
    bara
    / bey dem grünen Krantz in der Rossau /
    alt 17. J.
  • Dem Johann Jndinger / Schif=knechten / s. W.
    Eva / bey dem schwartzen Rössel im Liechten=
    thal
    / alt 42. J.
  • Math. Weber / arm. Mann / im Gußeckeris. H.
    zu Erdberg / alt 42. J.
  • Eva Pfranerin / alt 60 und der Martin Leit=
    mayr
    / alt 8. J beede im Kranken=H.
  • Summa 15. Personen / darunter 5. Kinder.
[8]

Den 25. Junii.

Jn der Stadt.

  • Dem Edel=gestrengen und Hochgelehrten Hrn.
    Frantz Mansvet, J. U. D. s. T. Maria Anna /
    im Romoltis. H. in der Wildwerker=str. alt
    1. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Joseph Able / Ma⟨r⟩quetantern / s. K. Eva /
    im Tischleris. H. auf der Wieden / alt 4. J.
  • Elisabeth Mallkalin / Wittwe / bey dem grü=
    nen
    Stifel auf der Wieden / alt 74. J.
  • Magdalena Janin l. M. bey dem grünen Baum
    auf der Wind=mühl / alt 17. J.
  • Anna Robitzin / Wittwe/ihr S. Joseph / im
    Numeris. H. zu Gumpendorf / alt 14. J.
  • Dem Joseph Schwab Heyducken / s. K. Niclas /
    im Pflegeris. H. im Lerchenf. alt 5. viertel J.
  • Georg Märckl / Kutscher / bey dem goldenen
    Hirschen auf der Wieden / alt 54. J.
  • Dem Jacob Ruey / Holtz=ausscheibern / s. K.
    Francisca / im Hegelmilleris. H. unter denen
    Weiß=gärbern / alt 7 viertel J.
  • Summa 8. Personen / darunter 4. Kinder.

Den 26. Junii.

Jn der Stadt.

  • Johann Georg Guetman / Schreiber / im
    Schickis. H. am Juden=platz / alt 28. J.

Vor der Stadt.

  • Augustin Mehlknecht / Gard⟨e=⟩SoldatSoldat / bey der
    goldenen Kugel am Neubau/alt 50. J.
  • Johann Beßler/alt 47. J und der Bartho=
    lom
    N. alt 40 J. beede bey denen FF. Miser.
  • Dem Joseph Spitznagel/Garde=Soldaten/s.
    K. Anton / bey St. Anton am oberen Neu=
    stift
    alt 2. J.
  • Dem Gregorio Hobeck / Kutschern / s. K. Ca=
    spar
    /im Neupauris. Ziegel Ofen am A⟨l⟩ster=
    bach
    alt 5. J.
  • Dem Georg Z⟨u⟩tterman / Tagwerk. s. T. Ca=
    tharina
    / bey dem Winkel=eisen am oberen
    Neustift / alt 15. J.
  • Frantz Kayser / arm. M. im Lehen=kutscheris. H.
    auf der Landstr alt 64. J.
  • Summa 8. Personen/darunter 2. Kinder.

NB Bey Hrn. Michael Kochberger in
Schneeweiß Gässel zu Presburg / und dem
Verleger des Wienerischen Diarii / und mei=
sten
Buchführern alhier ist zu haben:

Die Königl. Hungarische Cron in Naturs=
Grösse
samt einer Beschreibung / in Teutsch=
und
Lateinischer Sprach / wie auch einen

Prospect der Königl. Ungarischen Haupt=
und
Krönungs=Stadt Presburg in Kupfer
gestochen / in anderthalb Bogens Grösse /
das Exempl. pr. 17. kr.


NB. Denen Jnteressenten der sogenannten
Haager oder Generalitäts=Holländischen 19=
ten
Lotterie / wird hiemit zu wissen gemacht /
daß besagter Lotterie 4te Claß in Loco gezo=
gen
worden / und die Original Ziehungs=
Listen
bey dem Verleger des Wienerischen
Diarii Joh. Peter v. Ghelen in dem neuen
Michaeler Haus eingeloffen / und nach zu
sehen seynd; worinnen nachfolgende Numeren
mit beygesetzten Preisen herausgekommen: Als

Num. fl. Num. fl.
16389 50 33810 40
16992 40 31 45
28771 45 47 Freyl. 25
95 45

Jtem seynd auch die Auswechslungs oder
renovir Loß von der 19ten Utrechter Lotterie
3ten Claß / welche den 10. Julii 1741. gezo=
gen
wird alda angekommen.


NB. Jm Prasserischen Buch=und Kunst=füh=
rerey
Gewölb / auf dem Koblmarkt in Graf
Volkerischen Haus / zum Schild bey St. Jo=
hannes
in der Wüsten / ist unter anderen um
billichen Preis zu haben:

Brevis Instructio circa sacras Cere-
monias
hebdomadæ majoris ex accuratissi-
mis
sacrorum Rituum interpretibus. Vene-
tiis
primùm Anno 1717. ltalico idiomate
collecta, nunc latinè cum notis ex abso-
lutissimis
Commentariis in Rubricas Missa-
lis
, & Breviarii annexis reddita à P. Caje-
tano
Merarti, Cler. Reg. &c. 1741. in 8vo.

Item Decachordon, sive X. Missæ solen-
nes
concertantibus 4. vocibus obligatis,
quibus accedunt pro novitate Domini II.
Missæ Pastoritiæ, &c. à R. Fr. Konigsperger,
Ord S. Bened. 1741 fol. im Kupfer gestochen
OpusI.

Item Philomela suaviter decuntans lau-
des
divinas, sive VIII. Offertoria pro omni
tempore Opus II. etiam 4. vocibus obliga-
tis
. fol. 1741. im Kupfer gestochen.

Item Symphoniæ sex, senæque sonatæ,
quæ Posteriores pro Cappellis usurpandæ,
anteriore ex cameris excipiendæ venirent.
à Gregorio Werner. fol.

[9]

Aus Jtalien.

Rom 20. May.

DJenstags gienge der Card. Bussù von hier
nacher Mechlen / als seinem Ertz-Bistum /
ab.

Mittwochs verreisete der Card. Accoram-
boni
nacher Collecipoli; und Donnerstags
der Card. Gotti nach S. Pastore, beyde des Som=
mer
=Lufts halber von hier ab / und dito gienge
auch der Card. Alexander Albani, Vorsteher
der Wasser=Congregation, zur Besichtigung
deren Schleussen / ab.

Jhre Heiligk. haben allbereits dem Card.
Guadagni die Stelle / welche der verstorbene
Card. Lanfredini in der Versammlung des
Examinis deren Bischöffen gehabt / ertheilet.

Es ist alhier von dem berühmten Geigen=
Meister
Hrn. Carl Tessarini von Rimini, ein
Buch unter dem Titul: Grammatica di Mu-
sica
heraus gegeben worden. Jn diesem Buch
wird die leichteste Art zu geigen / samt allen
Griffen durch die vorgeschriebene Lectionen /
und darunter in Kupfer eingemengte Figu=
ren
auf das ausführlichste / und künstlichste
gelehret / und ist solches Buch / so 2. Theile
hat / nicht allein auf dem Markt zu Siniga-
glia
, sondern auch alhier in Rom bey dem
Buch=Führer Benedi Sodi, in dem Gäßlein
de' Pastini, unter dem Schild von St Ro=
chus
um 4. Paul der Theil zu verkauffen.

Jn dem von denen WW. EE. PP. Benedi-
inern
der Cassinensischen Versammlung den
25. April in dem Kloster von S. Justina g⟨e⟩=
haltenen
General=Capitul ist der Abbt D. Ci-
prian
Benaglia, von Brescia, zum General=
Præsidenten / den 28. darauf der Abbt D. Pe=
ter
Ludwig della Torre, von Genua, zum Ge=
neral
=Procurator, und den 29 der P. Fortu=
nat
Tamburrini von Modena, zum Abbten
des Closters von St. Paul alhier erwehlet
worden.

Rom 27. May.

Freytags verflossener Woche verfügten sich
Jhre Päpstl Heiligk. mit halb=offentl. Ge=
pränge
nach der Kirche des Ertz=Gymnasii
della Sapienza, lasen aldort die H. Messe /
und wurden von denen Card. Corio, und

Sacripante empfangen. Jhre Heiligk. nah=
men
sodann die alldasige berühmte Biblio-
thec
in Augenschein; die obbemeldte 2. Car=
dinälen
aber warteten nebst denen Card. Rus-
so
, Rezzonico, Corsini, und Mosca, wie
auch denen Consitorial-Advocaten der Car=
dinals
=Cappelle (so jährlich an dem Fest des
H. Ivonis, gewesenen Advocatens deren
Armen alda gehalten wird) ab. Bey solcher
Cappelle hielte das Hoch=Amt der Mons. Xa-
verius
Antonius Missini, Bischof von Bor-
go
, S. Donnino, und die Lateinische Anrede
D. Evangelista Stefanini, von Monteroso,
des Römischen Seminarii Alumnus. Zuma=
len
sich nun Jhre Heiligk. in der Bibliothec
einige Zeit aufgehalten haben / wurden dero=
selben
von denen gesammten Consistorial-
Advocaten die Wercke des H. Augustini im
Frantzösischen Band / und 15. Tomis bestehen=
de
zum Geschanknuß überreichet / welche auch
Jhre Heiligk. mit besonderer Wolgefälligkeit
annahmen.

Besagten vor=Mittag gienge der Cardinal
Belluga nacher Frascati, alwo er sich in dem
Garten Sora aufhalten wird / ab; gleichwie
auch der Card. Carassa nacher Palo voriger
Tagen abgegangen ist.

Da verwichenen Samstag vor=mittag die
WW. EE. PP. Minoriten / ihr General Ca-
pitul
hielten / würdigten sich Jhre Päpstl.
Heiligkeit solchem in eigener Person vorzu=
stehen
. Dahero verfügten sich Selbe / wie ge=
wöhnlich
/ mit halb offentlichen Gepränge nach
dem Convent von denen HH. 12. Aposteln
besagter Geistl. / und hielten in dem aldasigen
auf das zierlichste ausspalierten Capitel=Ort
auf dem Päpstl. Thron sitzend (nachdeme Sie
zuvor bey dem in dasiger Kirche ausgeseyten
allerheiligsten Altars Sacrament ihr Gebets
verrichtet / und die PP. Felix Angelum Sido-
ri
, Apostol. General=Vicarium, Rinierum
Bertochi, Ex-Generalen / und Johann Ba=
pist
Minucci, General-Procuratoren / als
Vorstehere desselben Ordens in dem sogenann=
ten
General=Zimmer zum Fuß=Kuß gelas=
sen
hatten) eine sehr gelehrte hierbey gefügte
Lateinische Anrede / in welcher sie anfängl.
dero Neigung gegen besagt-Seraphischen Or=

[10]

den gantz lebhafft bezeigten / darauf aber die
Geistl. besagten Ordens (so bey der vorha=
denden
Wahl eines General=Ministers ihre
Stimmen zu geben hatten) mit vätterl. Zu=
neigung
ermahnten / daß solche einen wei=
sen
/ frommen / und zu dieser Würde taugli-
chen
Mann erwehlen solten. Demnach fie=
len
70. Stimmen (zumalen nur 5. abgegan=
gen
) auf dem Wol=Ehrw. P. M. F. Johann
Baptist Minucci, Examinatoren deren Bi=
schöffen
/ und Consultoren von der Versamm=
lung
deren Ablässen / und H. Reliquien / wel=
cher
mit grossem Lob / und Nutzen des Or=
dens
durch 7. Jahr bereits das Amt eines
General-Procurators am hiesigen Päpstl.
Hof vertretten hat. Solcher Wahl waren
zugegen der Mons. Millo, Auditor Jhrer
Heilig. / so anstatt Jhrer Heiligk. mit uner=
müdetem
von besagten Geistl. in das beson=
dere
angerühmten / und bewunderten Eifer
allen Sessionen beygewohnet; die Mons. Hof=
Meistere
/ und Cammer=Meistere besagt Jhrer
Heiligk.; die Mons. Bischöffe von S. Severin,
und Cavaglione, und endlichen ⟨a⟩uch der
Mons. Reali, nebst noch 2. anderen Päpst=
lichen
Ceremonien=Meisteren. Mithin ist be=
sagte
Wahl mit allgemeinem Frolocken aus=
gefallen
/ und auch von Jhrer Heiligkeit mit
besonderem Wolgefallen gebilliget worden:
indeme der Erwehlte sich schon durch mehr /
als 30. Jahr anhero dieser Würde vor ande=
ren
verdient gemacht: und hat derselbe be=
reits
dieser Tagen sowol von der alhiesigen
Prælatur / als dem vornehmen Adel / welcher
sich eigens zu selben verfüget / die gewöhnl.
Glückwünschungs Complimenten empfangen.

Der Wol=Ehrw. P. M. Fr. Alexander Terz-
zi
, von Bergamo, wurde darauf zum neuen
General=Procuratoren / und der P. M. Fr. Carl
Anton Calvi, von Bologna, zum Mit=Ge=
spann
obbemeldten Ordens erwehlet. Fol=
get
die

Anrede /

So unser Allerheiligster Vatter BE-
NEDICTUS
XIV. an die WW. EE. PP. Mi-
norit
en
bey dieser Gelegenheit ge=
halten
.

WJe seltsamm / und ungebräuchlich es
es immer ist / daß ein Röm. Papst /
welcher für die gantze Cathol. Kirchen die
schwereste Sorgen bestandig zu tragen hat)

denen Zusammenkünften deren Geistl. Or=
den
zugegen seye; so deutlich könnet ihr
anheute / wie wir nicht zweiflen / unsere
gegen euch hegende Gunst / und Wolgewo=
genheit
ausnehmen: da wir ohngeachtet
deren vielen / und beschwerlichen Geschäf=
ten
/ mit welchen wir täglich beladen seynd /
zu euch zu kommen / und euren Nutzen /
und Ruhe uns angelegen seyn zu lassen /
beschlossen haben. Dann / obwolen wir
nicht zu zweiflen hatten / daß in dieser Zu=
sammenkunft
euer gantzes Absehen / als
Männern / so mit Weisheit / und GOttes
Forcht begabet seynd / nur auf das jeni=
ge
gerichtet seyn wurde / was eures Or=
dens
allgemeinen Nutzen / und Wachstum
zum meisten befördere; und daß ihr den
jenigen / welcher anderen an Tugend / und
Weisheit vorleuchtet / der Obsicht des ge=
sammten
Ordens vorstellen würdet; nichts
destoweniger haben wir euch zufolge un=
serer
Vätterl. Liebe gegen den Seraphischen
Orden ernstlich zu solchen ermahnen und
denen ohnedieses dazu eilenden durch un=
sere
Gegenwart / gleichsam noch mehrere
Antriebe ertheilen wollen.

Wir wissen zwar / daß euer Orden so=
wol
von euren Vorfahreren / als von vie=
len
uns vorgegangen Römischen Papsten
mit denen besten Reguln / und Gesätzen
durch sonderbare Vorsehung gleichsam be=
festiget
seye / damit nemlich bey euch die
Regul=mässige Zucht / und die alte Heilig=
keit
des Lebens (welche den Seraphischen
Orden schon von seinem Anbeginn durch
die gantze Welt weit / und breit fortge=
pflantzet
) beständig im Schwung gehe; de=
me
ungeachtet verlieren doch alle diese Ge=
sätze
/ obwolen sie auf das allerweiseste /
und allerbeste angeordnet worden / wie=
viel
sie auch immer seyn mögen / all ihren
Gewalt / und ihre Krafft / woferne sie nicht
durch die Frommigkeit / und das gute Bey=
spiel
ihrer Vorsteheren bekräfftiget werden.
Dann sich die Sitten deren Untergebenen
auf das Leben ihres Oberhaupts meisten=
theils
beziehen / und durch dessen Gewon-
heit
zu leben / oder durch dessen Beyspiele /
es seye zu Gutem / oder Bösen / solche
gemeiniglich nicht allein verleitet, sondern
gleichsam darzu gezogen / und angetrieben

[11]

werden. Dahero wir zu rechter Zeit von
der Göttl. Weissagung anermahnet werden:
Qualis Reor est civitatis, tales & inha-
bitantes
in ea: Wie der ist / so eine Stadt
regieret / also seynd auch / die darinnen
wohnen. Eccl. l. 10. v. 2.

Es werden also unter euch die unschul=
dige
Sitten / das unsträfliche Leben / und
alle andere einem Ordens=Mann anständi=
ge
Tugenden im höchsten Flor seyn / wann
solche Tugenden in eurem Oberhaupt her=
vor
leuchten. Dahero eure gröste Sorge
dahin ergehen muß / daß ihr dem jenigen
die oberste Stelle ertheilet / welcher in der
genauen Beobachtung des eilfertig⟨=⟩ Regul-
mässigen
Gehorsams / und durch das Bey=
spiel
seiner lobwürdigen Werken anderen
eine Richtschnur / und Antrieb zu einem
heiligen GOttes=förchtigen Leben seye /
Quis sapiens (fraget durch unseren Mund
der H. Apostel Jacobus) quis sapiens, & di-
sciplinatus
inter vos/Offendat ex bona
conversatione operationem suam in man-
suetudine
sapientiæ. Wer ist weiß / und
wol erfahren unter euch? Der erzeige mir
seinem guten Wandel sein Werck in Sanft=
mut
der Weisheit. Sehet das Ebenbild
eines besten Vorstehers / so zwar nicht ent=
worffen
/ sondern durch die Farben gleich=
sam
lebhaft vorgestellet wird. Welcher
nemlich durch das trefliche Exempel seines
vorher geführten Lebens anderen ein Licht
ist / welcher durch das Ansehen seiner Sit=
ten
/ und durch die Reiffe seiner Reden
sich zu Nutzen dereu anderen wird gerich=
tet
haben; welcher endlichen die Gelindig=
keit
/ und die Sanftmütigkeit des Vatters
mit der Weisheit wird vereinbaret haben:
Eben der jenige ist warhaftig der würdig=
ste
/ so ihr euch durch gemeinsame Einstim=
mung
euer Gemüter zu eueren Führer / und
Vatter erkiesen sollet.

Dieweilen aber (wie die Heil. Schrift
meldet) doctrina sua noscetur Vir, qui
autem vanus, & excors est, patebit con-
temptu
; Ein Mann durch seine Lehr wird
bekannt werden / wer aber eitel ist / und un=
witzig
/ der wird in Verachtung kommen.
Müsset ihr euch auch dieses vor Augen ge=
stellet
seyn lassen / daß der jenige unter
euch vorstehe/ welcher wegen seines un=
sträflichen
Lebens Wandels /seiner Gelehr=
samkeit
/ und Erfahrenheit andere über=

trift: damit er nemlichen gleichwie eine
Cron dem Haupt / also eurer Wissenschaff=
ten
zur unverketzlicher Ehre eures Ordens
ein Beschützer / und Vermehrer seye. Zu=
malen
/ von der Geflissenheit zur Lehre die
Frommkeit gleichsam ernähret / und beyde
miteinander durch ein gemeinschafftliches
Band verknüpfet werden. Jndeme (wie
der weise Mann meldet:) Qui diligit disci-
plinam
, diligit & scientiam. Wer die
Züchtigung lieb hat / der hat Verstand lieb.
Prov. II. v.I.

Wie aber kan wol geschehen / daß unter ei=
nem
ungelehrten / und unwissenden Haupt
die Gelehrsamkeit in ihrer Blüht / und im
Schwung seye / ja es wäre vielmehr zu be=
förchten
/ daß die untüchtige denen gelehrten
und weisen Männern vorgesetzet und ein
jeder Ungeschicktester die Gerechtsame / und
die Würde deren Berühmtesten durch Kühn=
heit
/ und Gewalt anfallen würde.

Jedoch was kan von solchen mit Raht /
und Gelehrsamkeit vortreflich begabten Män-
nern
/ wie wir unter euch zu seyn wol wis=
sen
/ jemalen anderes erwartet werden / als
ein sowol mit Wissenschafft / als GOttes
Forcht geziertes / und mit allen denen der
Würde eines obersten Vorstehers geziemenden
Tugenden versehenes Haupt /erwehlet euch
dannenhero mit einhelligen Stimmen einen
solchen Führer / und Vatter / welcher den se=
ligsten
Franciscum, euren Vatter / und Ge=
satzgeber
vor Augen habend / dessen heiligste⟨n⟩
Lebens Art also nachahme / daß er andurch
die übrige mit seinem Beyspiel zur Tug⟨e⟩nd
anleite / und mit dem Glantz der Gelehrtheit
die Wissenschaften deren Göttl. / und
Weltl. Dingen in eurer Versammlung
zu vermehren trachte / dann einen solchen
Vorsteher verlanget von euch der gesammte
auf eure Treue und GOttes=Forcht sich steif=
fende
Orden; einen solchen verlangen die
Wahl=Stimmen deren Provintzen/welche euch
diese grosse Sache zu schlichten anvertrauet
haben / und einen solchen von euch erwehlet
zu sehen ist auch endlichen uns⟨e⟩r eigenes
eintziges Verlangen.

Ebenfalls Samstags wurde in der Kirche
von St. Johann Lateran von dem Monsig.
Rossi. Ertz=Bischoffen von Tarso, anstatt des
Mons. Spada, welcher unpäßlich ware/ein
bekehrter Jud von Livorno / Namens Rasar.

[12]

30. Jahr alt / getauffet / sein Tauf=Pat ware
der Monsig. Realino Tafuri, von Würtem=
berg
/ welcher ihm die Namen Paschalis, Vin-
cenz
, Maria, Realino beylegte.

Dito wurde auch in der Kirche von S. Sal-
vator
a Monti von dem aldasigen Pfarr=Hrn
Fran⟨z⟩ Mileti, ein bekehrter Römischer Jud /
Namens Abraham Pernetta 59. Jahr alt ge=
tauffet
/ sein Tauf=Pat ware der Hr. Constan⟨=⟩
tin Maria Firrò, welcher ihm die Namen
Bernhard Maria Paradisi beylegte.

Samstag nach=Mittag hielten Jhre Päpstl.
Heiligk. wegen des eingefallenen H. hohen
Pfingst=Fests in der Paulimischen Cappelle die
feyerl. Vor=Vesper / welcher 16. Cardinälen /
die gesammte Prœlatur / und alle / so sonst
darbey zu erscheinen haben / zugegen waren.


NB. Heute ist bey dem Verleger des Wie=
nerischen
Diarii, wie auch bey Hrn. Prasser bey
St. Johann in der Wüsten am Kohl=markt /
und in dem kleinen Buch=Gewölb nächst der
Burger=Spital=Apothecken in der Kärntner=
strassen
der 18de Bogen von der alhiesigen Jl=
uminations
=Beschreibung / (in welcher auch
alle Triumph=und Ehren=Gerüste / die immer
alhier zu sehen gewesen / ausführlich beschrie=
bener
heraus kommen werden) zu haben /
und künftigen Samstag / als den 1. Julii
wird der 19de Bogen zu bekommen seyn.


NB. Jn Hrn. Monats Buch=Gewölb un=
ter
denen Tuch Läden / im Pfeifferischen Haus
ist zu haben:

Nicolai Bion, berühmten Königl. Fran=
tzösischen
Mathematici ꝛc. Neu=eröfnete Ma=
thematische
Werk=Schule / oder gründliche
Anweisung / wie die Mathematische Jnstru=
menten
nicht allein geschiklich / und recht zu
gebrauchen / sondern auch auf die beste / und
accurateste Manier zu verfertigen / zu pro=
bieren
/ und allezeit in guten Stand zu er=
halten
. Aus dem Frantzösischen in das Teutsche
übersetzet. Jn 3. Theile eingetheilet / und
bey dieser vierten Auflage vermehrt von Jo
hann Gabriel Doppelmayer / PP. in 4. 1741.
das völlige Werk kostet 4. fl.

Christliche Gedanken über die wichtigste
Haupt Stüke der Catholischen Sitten=Lehr /
durch R. P. Claudium de la Colombiere S.J.
in das Teutsche übersetzt von P. M. D. der

Gesellschaft JEsu Pri⟨e⟩stern / in 8. das Exempl.
kostet 24. kr.

Die Gartnerey / sowol in ihrer Theorio
oder Betrachtung / als Praxi oder Ubung /
alwo von denen schönen Gärten / welche man
nur insgemein die Lust=und Zierd=Gärten zu
nennen pflegt / und welche aus Lust=und
Laub=Stücken / Lust Gebüschen / und Wasen /
oder Graß Vertieffungen bestehen / ausführ=
lich
gehandelt wird / wobey viele Grund Ries=
se
/ und allgemeine Austheilungen derer
Gärten zu finden / ingleichen neue Abrisse
von Laub⟨=⟩Werk / Lust⟨=⟩Hecken / Graß=Ver=
tieffungen
/ Jrr Gärten / Salen / bedekten
Gängen / und Garten=Häusern / von Nagel=
werk
/ Wällen / Stiegen / Spring Brunnen /
Wasser=Fällen / und andern Dingen / so zur
Zierde / und Ausschmückung deren Gärten
dienen. Ferner findet man alda die Art das
Erdreich zu zubereiten / Risse nach des Orts
Gelegenheit zu erfinden / wie auch solche
auf das Land zu bringen / und nach denen
Grund Regeln der Erd=Meß=Kunst auszu=
führen
/ ingleichen eine richtige Art zu pflan=
tzen
/ und jede Gewächse / so zu denen Lust=
Gärten
gehören / in kurtzer Zeit aufzubrin=
gen
/ nebst einem neuen Traat von denen
Blumen / und Pomerantzen=Bäumern; nicht
weniger wie die Wasser zu finden / in die
Gärten zu leiten / und davon Spring=Brün=
nen
zuzurichten; nebst einigen Anmerkun=
gen
/ und General=Regula über alles / was
die Gartner=Kunst angehet / beschrieben / und
mit vielen Kupfern versehen / von Alexan=
der
Blond. Aus dem Frantzösischen in das
Teutsche übersetzt durch Frantz Antoni Dan=
reiter
/ Hochfürstl. Garten=Jnspector. 1741.
in groß 8v. das Exempl. kostet 2. fl.


NB. Es ist das Wirts=Haus zum Fisch=
Hof
alhier all⟨=⟩täglich zu verkauffen / und die=
serwegen
sich bey dem N. Oe. Regierungs=
Secretario
Herrn v. Prantz in der obern
Becken strassen im Hüttnerischen Haus im
ersten Stok / oder bey dem Burgerlichen
Brandweiner Hrn. Lorentz Kern nebst ge=
dachten
Fisch Hof im Roth=Gässel anzumelden.


NB. Bey dem Verleger des Wienerischen
Diarii ist eine köstliche Chocolada das Pfund
à 2. fl. in Commission zu haben.

[13]

Beschreibung

Des
Prächtigsten Einzugs /

Welchen
Jhre zu Hungarn und Böheim Königl.
Majestät

MARIA THERESIA,
Ertz=Herzogin zu Oesterreich /
Vermählte Hertzogin zu Lothringen / und
Groß=Hertzogin zu Toscana

Jn Dero freyen Königl. Hungarischen Reichs=Stadt
Presburg / den 20sten Junii 1741. unter Abfeurung derer Stu=
cken
/ und Läutung aller Glocken / wie auch im Gewehr ste=
hender
Burgerschaft / und Militz / bey Zuschauung ei=
ner
ungemeinen Menge des frolockenden Volkes /
gehalten haben.


Wien / gedrukt bey Johann Peter v. Ghelen / Königl. und Ertz=
Hertzoglichen
Hof=Buchdruckern.

[14]
[15]

Preßburg den 24. Junii.

NAchdeme sich verwichenen Mon=
tag
den 19. Junii zu Wien bey
Jhro Königl. Majestät unse=
rer
allergnädigsten Frauen die beyde
Verwittibte Röm. Kaiserl. Majestäten
Elisabetha Christina / und Amalia
Wilhelmina / nebst denen beyden Durch=
leuchtigsten
Ertz=Hertzoginen Maria
Anna / und Maria Magdalena auf
das zärtlichste beurlaubet / und Höchst=
Deroselben
nicht allein zu Dero an=
trettenden
Reise / sondern auch inste=
henden
Königl. Hungarischen Krö=
nung
Glück gewünschet; verfügten
sich eben am besagten 19den Junii
nemlichen an dem von gedacht Jhrer
Königl. Majestät nach eigener Gele=
genheit
/ und Wolgefallen bestimmten
Tage Allerhöchst=Dieselbe nebst denen
obbemeldten 2. Durchlgsten Ertz=Her=
tzoginen
/ und Seiner Königl. Hoheit
Hertzogen zu Lothringen / und Groß=
Hertzogen
zu Toscana Dero Hrn. Ehe=
Gemahlen
/ in einer mit 6. Pferden be=
spannten
Kutsche / und im Gefolge ei=
niger
anderen dergleichen Chaisen von
der Königl. Burg unter Zuschauen
einer ungrmeinen Menge Volkes nach
Dero auf dem aldortigen Donau=
Strom
unweit denen Weis=Gärbern
gestellten / inwendig ausspallierten / und
mit vielen Fahnen gezierten Schif /
von dannen sodann nach nochmalig
zärtlichst geschehener Beurlaubung be=
gaben
sich beyde Durchl. Ertz=Hertzo=
ginen
in Begleitung derer Hof=Damen
nach der aldasigen Königl. Burg zu=
rücke
. Allerhöchst=gedacht Jhre Kön.
Majestät aber stiesse nebst Dero Hrn.
Ehe=Gemahlen Königl. Hoheit / und
dem Durchlgsten Printzen Carl von
Lothringen / im Gefolg dero noch üb=

rigen hohen Hof=Staats (massen der
meiste Theil schon voraus abgegangen)
Nach=mittag um 5. Uhr unter immer=
währenden
Zuruffen des Volkes / wel=
ches
Jhro Majest. soweit es immer
seyn konte / durch ein unaufhörliches
Vivat gleichsam begleiten wolte) von
dem aldortigen Ufer unter dem Schutz
des Allerhöchsten ab; und langten noch
selbigen Abend gegen 10. Uhr bey gün=
stigem
Winde zu Petronell / in dem
schönen disseits des Donau=Flusses ge=
legenen
/ dem (Tit.) Hrn. Grafen v.
Abensberg / und Traun gehörigen
Schlosse / als Dero bestimmten Nacht=
Lager
glüklichst an.

Den 20. darauf des Morgens bra=
chen
Jhro Königl. Majestät von ob=
benannten
Petronell (alwo Sie auf
das herrlichste bewirtet worden) auf /
und ruckten biß nacher Wolfsthal ei=
nem
dem (Tit.) Herrn Baron von
Walters=Kirchen zugehörigem Schloß /
in welchem Höchst=Dieselbe das Mit=
tagmal
eingenommen haben / fort.
Währenden dessen Se. Ertz=Bischöfl.
Gnaden von Colocza (Tit.) Hr. Ga=
briel
Hermannus / aus denen Grafen
Patachich, de Zajesda &c. mit mehr
anderen Hungarischen Herren Abge=
ordneten
deren sammentlichen 4. Stän=
den
(so aus Bischöffen / Magnaten
und Hungarischen Edel=Leuten 40.
an der Zahl bestunden) sich einge=
funden
/ und Jhro Königl. Majestät
bey einer allergnädigsten Audienz /
im Namen aller deren alhier zu Preß=
burg
versammleten Hungarischen Stän=
den
wegen Dero Königl. Annäherung
die Bewillkomm=und Glückwünschung
allerunterthänigst abgestattet; dem=

[16]

nächst auf erhaltene allergnädigste
Königl. Antwort / auch allergnädigst
gestatteten Königl. Hand=Kuß / sich
zurück begeben / und mittelst zweyer
Abgeordneten denen an denen Hun=
garischen
Gräntzen unweit des Brü=
ckels
/ verharrenden übrigen Hunga=
rischen
Herren Ständen / welche bis
daher entgegen gekommen / kund gema=
chet
/ wie daß Sie bis 4. Uhr
nach=Mittags / als zu der von Jh=
rer
Königl. Majestät denenselben ei=
gens
gegebenen Stunde ihrer beglück=
ten
Annäherung / in Bereitschaft seyn
solten / Selbe auf besagten Gräntzen
gewöhnlicher massen zu empfangen.
Zu dessen mehrerer Ankündung man
annebst in dem unweit hier aufge=
schlagenen
Lager die Losung durch ei=
nen
Stuck=Schuß gabe / worauf auch
alsogleich alle Stücke rund um die al=
hiesige
Festung abgefeueret wurden.
Es ware nicht auszusprechen / was
für ein augenblickliches Frolocken und
Jubel=Geschrey unter dem sehr häuf=
figen
Volk erscholle / und liesse solches
alsobald theils zu denen Fenstern / theils
aber und zwar die meisten nach dem
vor hiesige Stadt vorbey fliessenden
Donau=Strom hinaus.

Es versammleten sich auch alle
Herren Bischöffe / und Prœlaten des
Königreichs in dem alhiesigen herrli=
chen
Pallast Sr. Hochfürstlichen Ertz=
Bischöflichen
Gnaden von Gran / Eme=
rici
Esterhazy de Galantha, Primatis
des Königreichs Hungarn ꝛc. von
wannen selbe sogleich in 22. theils
mit 6. theils mit 4. Pferden bespann=
ten
Kutschen (unter welchen 2. mit
denen Haus=Bedienten Sr. Hoch=
fürstl
. und Ertz=Bischöfl. Gnaden / so
alle in Hungarischer prächtigster Klei=
dung
waren / besetzte Wagen den An=

fang gemachet / sodann aber denensel=
ben
die kostbareste Kutsche / worinnen
selbst Se. Hochfürstl. und Ertz=Bi=
schöflichen
Gnaden von Gran / nebst
denen Bischöffen von Segnia und Sie=
benbürgen
sassen / gefolget ware) in
schönster Ordnung und ihrem Rang
gemäß nach dem sogenannten eine hal=
be
Stund entlegenen kleinen Berg (wel=
cher
die Gräntzen zwischen Hungarn
und Oesterreich scheidet) hinaus
fuhren / und allda von dem (Titl.)
Herrn Grafen Carl Palfi als von de=
nen
gesamten Ständen zu genauer Hal=
tung
einer guten Ordnung ernannten
Commissario empfangen / und nach ei=
nem
zu dem Empfang Jhrer Königl.
Majestät aufgerichteten grossen Ge=
zelt
geführet wurden.

Solche Ordnung hielte auch der ho=
he
Adel des Reichs / und verfügte sich
selber zu Pferd in ungemein schöner
Gala mit seinem Ober=Haupt (Tit.)
Herrn Generalen Grafen Joseph von
Esterhazy de Galantha, Bano von Dal=
matien
/ Croatien / und Sclavonien
ꝛc. (in dessen Pallast sie zusammen
gekommen) ebenfals nach dem obbe=
meldten
Ort vor die Stadt hinaus /
aldorten sie auch von dem obbenann=
ten
Hrn. Gr. Palfi empfangen / und
zur Rechten des sehr prächtig und gros=
sen
Königl. Gezelts / gegen welchem
gerad zur linken Seite die Königl.
Hartschieren Leib=Garde zu Pferde /
nebst dem Palfischen Kürassier=Regi=
ment
zu stehen kame) postiret wurde:
da solches geschehen ware / hörete man
die Trompeten und Paucken allezeit
und unermüdet erschallen. Nicht zu
glauben ist / was für häuffiges Volk
Jhrer allergnädigsten Königin entge=
gen
lieffe / und langete Allerhöchst=

[17]

Dieselbe auch nebst des Hertzogens
von Lothringen Königl. Hoheit Dero
Herrn Ehe=Gemahls / und Seiner
Durchl. dem Printzen Carl / samt
dero übrigen zahlreichen Hof=Staat / un=
ter
währender Abfeuerung deren Stü=
cken
von hiesiger Stadt gegen 5. Uhr
auf denen Hungarischen Gräntzen
glücklichst an. Es giengen alsogleich
Allerhöchst=Deroselben die Herren
Ertz=Bischöffe / Bischöffe / Magna=
ten
und Baronen des Königreichs (so
in hoch ansehnlicher Menge alda gewe=
sen
) entgegen / und begleiteten Jhre
Königl. Majestät bis in obgemeltes
für Sie aufgeschlagenes herrlichstes
Gezelt.

Wie nun Jhre Königl. Majestät
in dasselbe hinein getretten / bewillkom=
meten
Allerhöchst=Selbige Se. Hoch=
fürstl
. Ertz=Bischöfl. Gnaden Namens
derer sämtlichen Hungarischen Reichs=
Ständen
/ mit einer stattlich verfasseten
kurtzen Rede; welche ebenfals Jhre
Königl. Majestät gantz sinnreich / und
mit Erstaunung aller umstehenden
gnädigst beantworteten / und Dero ge=
gen
dieses Königreich hegende Sorg=
falt
/ Gnaden / und Hulden mildreichest
zu vernehmen gaben / ferners sowol
demselben / samt denen übrigen Bischöf=
fen
/ Prœlaten / und der gantzen Geist=
lichkeit
als auch allen anderen Herren
Ständen den Königl. Hand=Kuß
gnädigst gestatteten. Hernach com=
plimentirte
obbesagt Jhre Hochfürstl.
Ertz=Bischöfliche Gnaden auch Seine
Königl. Hoheit Hrn. Hertzogen von
Lothringen und Groß=Hertzogen zu
Toscana. Diesemnach begaben Sich
Jhre Kön. Majestät / nebst hochermel=
det
dero Hrn. Ehgemahl aus dem Zelt
in eine mit 6. deren vornehmsten Pfer=
den
bespannte / zwar niedergelegte / doch

ungemein kostbare Chaise; und bescha=
he
von dannen hierauf bis in die Stadt
hinein der Zug in folgender Ordnung.

  • 1.) Kamen gegen 40. von 6. Pferden ge=
    zogene
    Wägen / in welchen ersteren lauter Bi=
    schöffe
    / und Prœlaten / in denen anderen
    aber verschiedene Magnaten / und Rähte
    sassen / und fuhren jene voraus / nach dem
    Schloß / um alda mit dem Pluvial / und J⟨n⟩=
    ful
    (wie hernach wird gemeldet werden) Jh=
    re
    Königl. Majest. zu erwarten. Die 2. Ertz=
    Bischöffe
    waren in blau=sammeten Peltzen /
    und dergleichen Peltz=Mützen / die übrigen
    Herren Bischöffe / Prœlaten / und Pröbste
    aber Theils mit blauen / Theils mit schwar=
    tzen
    Peltzen / und Mänteln daher gefahren.
  • 2.) Herr Obrist=Hof=Quartier=Meister
    Frantz Raison von Klockersfeld.
  • 3) Vier Königl. Einspannier.
  • 4.) Aller vornehmen Ministern / und Ca=
    valiers
    / von Teutschen / und Hungarn /
    ihre Stallmeistere / Aufwartere / und an=
    dere
    Officiere / samt denen Pagen / zu Pferde.
  • 5.) Se. Hochfl Durchl. Herr Printz Carl
    von Lothringen / in Begleitung vieler Herren
    Cavaliers / und Officiers.
  • 6.) Die Königl. Sattel=Knechte / und
    Bereutere.
  • 7.) Sehr viele mit ungemein kostbaren
    Schabrack⟨e⟩n gezierte Königl. Reit=Pf⟨e⟩rde.
  • 8.) Zwölf Königl. Trompetere mit dem
    Heer=Paucker.
  • 9.) Die Herren Magnaten / und Comi=
    tats
    =Herren in ihren kostbaren / von Gold /
    und Silber gestikt / und verbrämten Klei=
    dern
    / alle zu Pferd: deren ein jeder 4. / 5. bis
    6. Reit=Pferde hinter sich hatte / welches al=
    lein
    fast eine halbe Stunde daurete / und
    fürwahr ungemein prächtig zu sehen ware.
  • 10.) Der Hungarische hohe Adel / und
    Ober=Gespann / in so vornehmer Kleidung /
    und Equipage daher reitende / als man sie
    nur immer sehen könte.
  • 11.) Die Königl. Herren Kammerere.
  • 12.) Der Hungarische Obrist=Cantzler
    (Tit.) Hr. Ludwig Graf von Battyan / E⟨r⟩b=
    Herr zu Neméth Ujvár, nebst etlichen Teut=
    schen
    Herren Ministeren / all⟨e⟩ zu Pferd.
  • 13.) Der Herr Palatinus (Tit.) Hr. Ge=
    neral
    =Feld=Marschall Graf Johann Palf⟨y⟩
[18]
  • ab Erdödi / Ri⟨t⟩ter des goldenen Vlieses /
    JudexCuriæRegiæ.
  • 14.) Jhre Majestät unsere Allergnädigste
    Königin in einem kostbaresten mit weissen
    Boden sehr reich mit Gold / und blauen
    Blumen ausgemachten Kleide / und in einer
    mit 6 Pferden bespannten Chaise von über=
    grossem
    Wert / darinnen auch Se. Königl.
    Hoheit Dero Hr. Ehe=Gemahl zur linken
    Seite sasse.
  • 15) Die vornehmste Herren Ministe=
    re
    / nemlich: (Tit.) Herr Ferdinand Leo=
    pold
    des H. R. Reichs Graf von Herberstein /
    Königl. Obrist=Hof=Meister ꝛc. (Tit.) Herr
    Frantz Anton des H. R. Reichs Graf von
    Starhemberg / Königl. Obrist=Stall=Mei=
    ster
    ꝛc. (Tit.) Hr. Heinrich Joseph des H.
    R. Reichs Graf von Daun / Königl. Leib=
    Garde
    Hartschieren=Hauptmann ꝛc. (Tit.)
    Hr. Caspar Fernando Graf von Cordua / und
    Alagon / Königl. Leib=Garde Trabanten
    Hauptman ꝛc. nebst vielen anderen Herren
    Geheimen Rähten / welche gleichsam die
    Königl. Chaise umrungen.
  • 16.) Der Königl. Ober=Bereuter (Tit.)
    Hr. Ernst Emanuel Wagner / ꝛc.
  • 17.) Die Königl. Herren Edel=Knaben.
  • 18.) Endlichen die Königl. Hartschieren=
    Leib
    =Garde mit ihren Trompeten / und Pau=
    cken
    / welcher zum Schluß auch etliche hun=
    dert
    Kürassier=Reiter nachgefolget waren.

Als Jhre Königl. Majest. über die Schif=
Brücke
/ die mit vielen weiß / rot / und
grünen Fahnen gezieret ware / gefahren
kamen / stunden zu beyden Seiten die Kön.
T⟨r⟩abanten in schönster Gala / so Jhre Maj.
bis in das Schloß begleiteten; ingleichen
stunde von gedachter Brücken bis an das
Weteritzer / und ferners an das Michaeler=
Thor
die Bürgerschaft zu beyden Seiten im
Gewehr / mit ihren weiß / rot / und grünen
Fahnen. Bey gedachtem Weteritzer=Thor /
vor der Aufzieh=B⟨r⟩ücken / befande sich der
Stadt=Raht / und überreichte der Hr. Bur=
germeister
nach einer von ihme Lateinisch ab=
gelegten
/ und von Jhro Majestät kurtz be=
antworteten
Rede / Jhro Königl. Majestät
auf einem sammeten Bolster die Stadt Schlüs=
sel
welche Allerhöchst=dieselbe allergnädigst
zwar berühret / ihme aber alsogleich wiede=
um
anvertrauet: worauf besagter Stadt=
Raht
Jhre Königl. Majest. ferners zu Fuß

auf beyden Seiten bis in das Schloß beglei=
tete
/ und geschahe sofort die anderte Salve
mit Loßbrennung deren Stücken / unter Läu=
tung
aller Glocken; so wurden auch unauf=
hörlich
auf dem Stadt=Thurn / welcher oben
mit vielen weiß / rot / und grünen Fahnen
gezieret gewesen / die Trompeten / und Pau=
cken
/ und andere Freuden=Spiele gehöret.

Vor dem Michaeler=Thor paradirten in
schönster Ordnung das Kürassier=Rgiment
Bernes / und das Jnfanterie=Regiment
Bareut / welche bey Vorbey=Passierung
Jhrer Majestät ihre Feld Music gleichsam
zu den grossen Vivat und Jubel=Geschrey
des Volkes wacker angestimmet hatten.

Jn dem Schloß=Hof wurden Jhre Ma=
jestät
von Sr. Hochfürstl. Ertz=Bischöflichen
Gnaden von Gran und dem Hrn. E⟨r⟩tz=Bi=
schoffen
von Colocza / mit denen übrigen
Herren Bischöffen / Prœlaten / Pröbsten / und
der übrigen in Pontifical=Kleidern / wie auch
von dem hohen Adel und denen Damen er=
wartet
. Da nun Jhre Königl. Majestät
alda angekommen / wurden erstens Derosel=
ben
von dem aldasigen Hrn Commandanten
(Tit) Hrn. Christoph von Berschneider / O=
brist
=Leutenant / und Schloß=Hauptmann
die Festungs⟨=⟩Schlüssel überreichet/hernach
aber von (Tit.) Hrn. Gabriel Anton aus
denen Grafen Erdödy von Monyorokerek /
Bischoffen von Erlau ꝛc. anstatt Sr. Hoch=
fürstl
. Ertz=Bischöfl. Gnaden von Gran (wel=
che
es wegen Dero hohen schwachen Alters
nicht selbsten verrichten konte) das Creutz zu
küssen gegeben. Nach diesem wurden Jhre
Majestät von der erst=ernannten Geistlich=
keit
/ und hohen Adel bis in die Schloß=Kappel=
le
begleitet / daselbst sodann das Ambrosiani=
sche
Lob Gesang von besagt Sr. Ertz=Bischöfl.
Gnaden von Gran angestimmet / und von der
Königl. Hof=Music / unter Trompeten / und
Paucken=Schall / wie auch dreymaliger Salve
derer sammtlichen Stücken abgesungen.

Mithin dieser Königl. Einzug dabey sowol
die Hungarische / als Teutsche Herren Cava=
liers
mit ihren Pferden / in nichts als lauter
Gold und Silber / wie auch mit vielen Stei=
nen
gezieret zu sehen gewesen / zu unbeschreib=
licher
Freude aller hoher und niedriger Stan=
des
=Personen / so sich in grosser Menge aus
diesem Königreich eingefunden / um dero gnä=

[19]

digste Erb=Königin und Frau ansichtig zu
werden / in guter Ordnung und ohne gering=
ster
Ungelegenheit vollendet worden. Jhre
Königl. Majestät erhuben sich hierauf in dero
Retirada / und gaben / nach einer kleinen Ver=
weilung
/ denen anwesenden hohen Standes=
Personen
Audienz; ertheilten auch sogleich
den gnädigsten Befehl / daß den 21sten
dieses die sammentlich=Hungarische Her=
ren
Stände vor=Mittags zur bestimten Zeit /
in dem Schloß sich versammeln solten / um /
nach dem gewöhnlichen Gottes=Dienst (wel=
chen
sodann Se. Ertz=Bischöfl. Gnaden von
Gran hielte) den Königl. Vortrag zu verneh=
men
/ dahero verfügten sich

Den 21sten dieses die gesammte Herren
Stände und Orden gegen 9. Uhr vor=Mittags
nach der Ante=Camera und den grossen Saal
Jhrer Majestät / begleiteten Allerhöchst=Die=
selbe
in die Schloß Kappelle / alwo sie insge=
samt
auch dem obbesagten Gottes=Dienst bey=
wohneten
. Da nun Jhre Königl. Majestät
hernach sich auf eine kurtze Zeit in dero eigene
Zimmer begeben hatten / erschienen Allerhöchst=
Dieselbe
in dem Königl. Saal / alda im Name
Jhrer Majestät (so auf dem aufgerichteten
Königl. Thron sassen) obbenannter Hungari=
scher
Herr Obrist=Hof=Cantzler denen herum=
stehenden
Ständen in eigener Lands=Sprache
den Allergnädigsten Königl. Vortrag machte;
und da hernach Jhre Majestät denselben in
eigner Person und in Lateinischer Sprache be=
kräftiget
/ auch in demselben gnädigsten Vor=
trage
die Stände / wie Selbe sich allezeit nicht
allein als eine Königin / sondern als eine Mut=
ter
erzeigen werde / versicheret hatte / stattete

Deroselben Se. Hochfürstl. Ertz=Bischöfliche
Gnaden der Herr Primas im Namen aller
Ständen für solche bezeugte Gnad den unter=
thänigsten
Dank ab / und / nachdeme er Jhrer
Königl. Majestät die Angelegenheiten des
Reichs / so sich jezumahlen ereignen sollen / un=
terthänigst
anbefohlen / versprache er anbey im
Name derer Ständen Jhrer Königl. Maj⟨e⟩st.
eine unverbrüchliche Treue allezeit beständig
zu halten / und zu erweisen.

Durch die mit allergnädigsten und nach=
drücklichsten
Worten abgelegte Anrede Jhrer
Königl. Majestät wurden gesamte Gemüter
auf das heftigste beweget ja also gerühret daß
viele von denen herumstehenden aus Freuden
überhäuffige Zäher vergossen haben. Sodann
giengen die Stände von dem Schloß nach dem
Königl. Rahts=Hauß / lasen daselbst den erst=
ernannten
Vortrag herab; nach welchen al=
sogleich
2. Herren Bischöffe in Begleitung an=
derer
Herren Magnaten und vielen Adels ab=
tratten
/ den Thurn (in welchem die H. Kron
des H. Stephani aufbehalten wird) aufzu=
schliessen
/ brachten auch alsogleich und mit
grösten Freuden sowol erst bemeldte H. Krone
als auch den Königl. Mantel / dessen man sich
bey der Krönung gebrauchet / nach denen =
niglichen
Zimmern.

Den 22sten dieses ernannte Jhre Maje=
stät
obgemeldten Hrn. Grafen Johann Palfy
zu dero Vice=König und Palatinum: die Krö=
nung
aber allerhöchst Jhrer Majestät verblie=
be
auf morgen als den 25sten dieses fest ge=
stellet
/ welche wir auch in das künftige nach
Möglichkeit zu beschreiben im Vornehmen
haben.

[20]
»