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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 87, 29. Oktober 1740

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[1]

Aus Spanien.

Madrid 26. Sept.

DEn 23. ware bey Gelegenheit des
eingefallenen Geburts=Tages
des Printzens von Asturien /
der nunmehr in sein 28. Jahr getret=
ten
ist / grosse Gala bey Hofe. Den
24. legte der Hof die grosse Trauer /
so bishero für die ältere verwittibte
Königin von Spanien getragen wor=
den
/ ab / und wird sich nunmehro bis
den 15. Januarii nur noch der kleinen
bedienen. Die diesen Morgen von
Cadix eingeloffene Briefe melden / daß
man daselbst in aller Eil zehen Schiffe
von der Linie ausrüste / welche in kur=
tzem
im Stande seyn würden / in See
zu gehen.

Aus Jtalien.

Rom 24 Sept.

Jhre Päpstl. Heil. haben den 15.
dieses ein gedruktes Patent durch De=
ro
Vicarium dem Card. Guadagni her=
aus
gegeben / Kraft welchen Sie die
Aufrechthaltung des Respects / und der
Ehrerbietigkeit in denen Kirchen un=
ter
vielfältigen Straffen denen Vorste=
hern
derer Kirchen / und allen offent=
lichen
Bett=Häusern auf das nach=
drüklichste
anempfehlen / und zugleich
gebieten / daß künftighin der GOt=
tes
=Dienst mit all gewöhnlichem Ge=
präng
/ zu Folge denen vorgeschriebe=
nen
Reguln alle Tag richtig / und zu

vorgesetzten Zeiten gehalten / auch der
Vor=mittagige Kirchen=Dienst als
Messen / und Hoch=Aemter ꝛc. nicht ü=
br
Mittag / der Nach=mittagige aber
gleichfalls nicht über den Sonnen=Un=
tergang
dauren / sondern allzeit um 24.
Uhr aus=und alsdann alle Kirchen ge=
sperret
seyn sollen. Anbetreffend die
Musik in denen Kirchen / so sollen auch
diese / gleichwie allbereits diesfalls von
Papst Alexandro ein besonderes Edict
ergangen / um besagte Zeit jedesmal
vollendet seyn / und die Orgeln / und
Chöre sollen / so viel möglich / an ei=
nem
solchen Ort errichtet werden / al=
wo
das Volk / um zuzuhören / nicht
nöhtig habe / den Rucken gegen den
Hoch=Altar zu kehren. Wiedann fer
nershin auch dieses (daß nemlichen
vor allen während würklich haltenden
GOttes=Dienst / sonderheitlichen bey
ausgesetztem Hochwürdigsten die Ein=
gezogenheit
/ und Ehrerbietigkeit von
beyderley Geschlecht wohl beobachtet
werde / hauptsächlich aber das Frauen=
Volk allstäts in sittsamer Kleidung in
denen Kirchen erscheine) von höchst ge=
dacht
Jhrer Päpstl. Heil. anempfoh=
len
/ und dahero die Constitution Gre=
gorii
X. , so in dem Concilio zu Lion
publicirt / auch darüber die weitere Ver=
ordnung
/ so zu Trient gemacht wor=
den
/ wie ingleichen die diesfällige Con=

[2]

stitution Pii V . neuer Dingen ange=
führt
/ und erfrischet worden ist. Wei=
ters
hin haben Jhre Päpstl. Heilig=
keit
auch verordnet / daß bey künftiger
Einkleidung einer Kloster=Frauen kein
so grosses Gepränge mit offentlicher
Musik gehalten / sondern diese Einklei=
dung
nur mit Beywohnung deren näch=
sten
Befreundten gehalten / und die
Anlegung des Habits hinfüro nicht
mehr in der Kirchen / sondern in der
Clausur geschehen. Ausser diesen
haben Jhre Päpstliche Heiligkeit
auch dieses (daß nemlichen in de=
nen
Kirchen / und Sacristeyen kein
Geschwätz / oder Zusammenkunft / viel
weniger gar einige Verlesung deren Zei=
tungen
/ wie manchmal geschicht / ge=
halten
werden solle) unter vielen bey=
gesetzten
Verordnungen gebotten.

Der Cardinal Giudice hat Jhrer
Heiligkeit vorige Woche zwey silberne
Gefässe / und ein Gemählde von
dem berühmten Mahler Masucci / die
Anbettung deren Heil. drey Königen
vorstellend / verehret.

Samstags den 17den September /
Nach=mittag verfügten sich Jhre
Päpstl. Heiligkeit mit halb offentlichem
Gepränge in die Carthäuser=Kirche
von St. Maria degli Angeli / alwo Sie
der Gemahlin des Venetianischen Pro=
curators
Foscarini den Segen ertheile=
ten
/ auch sodann derselben einen Ro=
senkrantz
von Lapis=Lazzuli mit einem
goldenen Ablaß=Pfenning verehrten.
Eben selbigen Tag gienge der Cardi=
nal
Riviera nacher Loreto / der Cardi=
nal
Ruffo aber nacher Gensano ab.

Abends Dito haben wir alhier ein
ungemein heftiges Donner=Wetter mit
sehr vielem Regen gehabt / und gleich

wie darbey viele Donner=Keule gefal=
len
/ als ist andurch ein Heu=Stadel
in Trastevere nächst der Kirche deren
40. Heiligen in Brand gerahten / und
noch verschiedener anderer Schaden
geschehen; unter andern ist auch die
Kirche la Rotunda genannt dergestalt
mit Regen=Wasser erfüllet worden /
daß man Sonntags darauf darinnen
gar nicht Messe lesen können / sondern
selbe versperret halten müssen.

Sonntags den 18. Dito gienge der
Cardinal Ferrerio von hier nach Ver=
celli
als seinem Bistum zurüke. Di=
to
Vor=mittag weiheten Jhre Heilig=
keit
nach gelesener Heil. Messe denen
Römischen Pontifical=Ceremonien zu=
folge
zwey Bilder / so in zwey Spani=
schen
Kirchen gesetzt werden sollen; das
eine stellete vor U. L. Frau mit dem
Christ=Kindlein / das andere den Heil.
Joseph. Dito Vor=mittag weihete
der Legat zu Ravena Se. Eminentz
der Cardinal Delci den Monsig. Bo=
naventura
Barberini Cappuciner Or=
dens
zum Ertz=Bischofen von Ferrara;
die beyde assistirende Bischöfe waren
der Monsig. Girolami / Ertz=Bischof
von Damiata / und der Monsig. Fer=
roni
Ertz=Bischof von Damasco. Dito
Vor=mittag hielten die Convictores
des Collegii Nazzareni deren PP.
Scholarum piarum eine Academie zu
Ehren Jhrer Päpstl. Heiligkeit in die=
ser
Academie wurde eine Cantata von
3. Stimmen abgesungen / welcher 15.
Cardinalen beywohneten / und seynd
sowol denenselben / als allen anderen
Vornehmen Anwesenden kostbahre Er=
frischungen
nebst der gedrukten Can=
tata
ausgetheilet worden. Dito Vor=
mittag
nahme der Cardinal Firrao /
als Protector der Schneider=Zunft /

[3]

in der Kirche von St. Homobono den
Besitz.

Sonntags um 21. Uhr begabe sich
die Ertz=Bruderschaft des Heil. Na=
mens
Mariæ in St. Bernhardo bey
der Trojanischen Saule mit ihrer jähr=
lich
gewöhnlichen Procession nach dem
Quirinalischen Pallast / um alda den
Päpstlichen Seegen zu empfangen /
hernach verfügten sie sich in die Kirche
von Maria Victoria / und liesse alda
ein feyerliches Te Deum ꝛc. zur Dank=
sagung
für den An. 1683. bey dem
Entsatz Wien von denen Christlichen
Waffen wieder die Türken unter dem
glorreichen Namen Mariæ erhaltenen
herrlichen Sieges absingen. Um 22.
Uhr verfügte sich der alhiesige ausser=
ordentliche
Frantzösische Botschafter
Hertzog von St. Aignan mit offent=
lich
grossem Gepränge nach dem Qui=
rinal
/ und hatte alda bey Jhrer Päpst=
lichen
Heiligkeit die Glückwünschungs=
und zugleich Abschieds=Audientz. Di=
to
nahme der Card. Alberont den feyer=
lichen
Besitz von seinem Titul von S.
Lorentz in Lucina / und der Abb. Jo=
seph
Ubaldi ein Römer nahme gleich=
falls
den Besitz als Benenciat=Cleri=
cus
der Vatican=Kirche.

Montags / den 19den Dito verfüg=
te
sich der Cardinal Acquaviva als =
nigl
. Neapolitanischer Minister zur
Danksagung wegen der glüklichen Ent=
bindung
der Königin zu Neapel mit
einer Printzessin / mit ausserordentli=
chen
grossem Gepränge aus dem Spa=
nischen
Pallast als seiner Wohnung
nach der Neapolitanischen Kirche zum
Heil. Geist genannt / und wohnete al=
da
dem von dem Monsig. Rossi Ertz=
Bischoffen von Taranto gesungenem
Hoch=Amt / und feyerlichen Te Deum

unter Abfeurung vieler Böllern nebst
26. Prælaten bey. Es wurde auch in
besagter Kirche zugleich das Fest des
H. Januarii gehalten. Es waren auch
bey dieser Feyerlichkeit der Contestabel
Colonna / der Fürst von Santo=buo=
no
/ der Duca di Tursi / der Duca di
Giuliano / und Fürst de Valle nebst
verschiedenen anderen Neapolitanis.
Adel zugegen. Erst=ernannt Seine
Eminentz tractirte auch sodann zu Mit=
tag
die Cardinälen Rohan / Kollonitsch /
Sintzendorf / Caraffa / Borghese / Bi=
chi
/ Spinelli / Auvergne / Tencin / Al=
bani
/ und Colonna / wie ingleichen den
Kaiserlichen / den Frantzösischen / den
Venetianischen / den Maltesischen / und
den Bolognesischen Botschafter / den
Sohn des Frantzösischen / und den En=
kel
des Venetianischen Botschafters /
die Monsig. Thun Kaiserl. Minister /
Nuñez / Peralta / und Canillac Audi=
tores
Rotæ / den Grafen Lagnask Pol=
nischen
Minister / den Grafen Riviera
Sardinischen Minister / den Grafen
Porta Sicilianischen Minister / den
Mylord Tombara / und noch andere
vornehme Herren an der Zahl 50. =
ste
. Abends sahe man eben dieses Fe=
stins
halber verschiedene Palläste deren
Neapolitanischen Ministern / und Un=
terthanen
beleuchtet.

Aus Franckreich.

Aus dem Hafen von Orient 1. Oct.

Man hat 1000. Bauren hieher kom=
men
lassen / welche an denen Festungs=
Werken arbeiten / und selbige ausbes=
seren
sollen. Gegenwärtig seynd sie in
der Arbeit begriffen an einer Verschan=
tzung
/ womit man den Hafen umfassen
will: Der Feld=Marschall Voluine be=
findet
sich seit dem 14den Septemb. al=

[4]

hier. Die Völker / so alhier zusammen
kommen / bestehen aus 9. Compagnien
von dem Regiment Chartres / 300. un=
berittenen
Reitern / 2000. Mann von
denen Frey=Compagnien / welche =
sten
=Bewahrer seynd / und 500. Mann
von der Burger=Militz von Vannes /
und Avray: Die Haupt=Leute / und
Officiers / welche in der Jndianischen
Compagnie Diensten / seynd alle auf=
geschrieben
/ und machen 14. Compa=
anien
/ jede 100. Mann stark: Alle Be=
diente
machen auch eine Compagnie
von mehr als 65. Mann aus: Die
Waffen sollen ihnen an denen Orten
ausgetheilet werden wo sich ein jedes
Corpo versammelt.

Paris 6. Octob.

Vor etlichen Tagen fiele eine Gloke
von dem Thurn zu St. Paul / und
nachdeme sie durch ihre Schwere die
Decke eingedrüket / in die Kirche her=
unter
/ wobey zwey Personen erschla=
gen
/ und 3. bis 4. andere verletzet wur=
den
. Von Rochefort wird berichtet /
daß 3. Kriegs=Schiffe / die man vor
einiger Zeit nach Louisiana gesandt ge=
habt
/ mit denen Truppen / welche ge=
gen
die dortige wilde Einwohner ge=
braucht
werden sollen / nachdem man
mit denenselben Frieden gemacht / da=
selbst
zurük gekommen wären. Laut
Briefen aus Nantes hätte man auf
denen Küsten von Bretagne einen
schwären Sturm gehabt / wodurch die
Schiffe Le=Souverain de Nantes / und
der Atlas de Bourdeaux von St. Do=
mingo
kommend / verunglükt / auch ei=
nige
vom Volk ertrunken wären. Zu
Davencourt in der Piccardie ist die=
ser
Tagen ein starkes Gewitter gewe=
sen
/ welches 2. Dächer niedergeschla=
gen
/ auch sonst vielen Schaden gethan.

Aus Niederland.

Du⟨yn⟩kirchen 28. Sept.

Der Hertzog von Bouflers ist mit
vielen Jngenieurs hier angelanget / al=
wo
200 Mann arbeiten / das Gemäuer
von denen 2. ruinirten Forts weg=zu=
schaffen
/ um zwey Batterien daselbst
aufzuwerfen. Der Marschall von
Asfeld / und der Graf von Bel=Jsle
befinden sich auch alhier.

Brüssel 11. Oct.

Am 3. dieses ist an denen gewöhn=
lichen
Orten hiesiger Stadt ein Man=
dat
angeschlagen worden / mittelst wel=
chen
der Scheffel Roken nahmhaft
herunter gesetzet wird / worüber man
unter dem gemeinen Mann eine unbe=
schreibliche
Freude verspühret.

Amsterdam 14. Octob.

Je wichtiger / und wunderbarer die
mit dem Reiche des grossen Mogols
erfolgte Staats=Veränderung ist / so
daß solche gewiß in denen Geschichten
unserer Zeit eine der merkwürdigsten
Begebenheiten ausmacht / destoweni=
ger
kan man dem Leser eine anderwei=
tige
desfalls letzthin eingeloffene Re=
lation
nicht vorenthalten / als welche
die vor einigen Tagen mitgetheilte er=
läutert
/ und desto mehr Glauben ver=
dienet
/ weil sie der Herr Voulton / Leib=
Chirurgus bey besagtem unglüklich
Ost=Jndischen Monarchen / selbst an
den Frantzösischen Hof folgenden Jn=
halts
eingesendet hat.

Nachdem am 22. Februarii 1739.
zwischen denen Persianischen / und Jn=
dianischen
Kriegs=Heeren unweit De=
li
eine blutige Schlacht vorgefallen /
wobey die letzten / ob sie wohl sechs=
mal
zahlreicher als die ersten waren /
viel Volk verloren / und die gantze Fa=

[5]

milie des Mogols / einen eintzigen sei=
ner
Söhne ausgenommen / getödtet
worden / schloß Schach Nadyr den
Uberrest deren unserigen dermassen ein /
daß sie alle aus Mangel hätten um=
kommen
müssen / wofern nicht der Mo=
golische
Ober=Feld=Herr nebst 10. an=
deren
Personen / worunter auch ich
mit war / sich in des Schachs Lager
selbst auf dessen Verlangen begeben
hätte / um über einen Frieden zu han=
deln
. Da er uns dann gantz freund=
lich
empfieng / und folgende Frage that:
Warum hat euer Herr seit 4. Jahren
meine Gesandten zurük behalten / und
meine Briefe unbeantwortet gelassen /
und warum verursachet er mir die =
he
/ und so grosse Kosten / mit meinem
Heer einen so weiten Weg zu thun?
Der General antwortete: das Reich
ware nicht im Stand / die Forderun=
gen
Euer Hoheit zu erfüllen / und die
Begierde / Dero Person selbst zu se=
hen
/ ließ uns alles verabsäumen / um
solche Ehre zu geniessen. Hierüber
lächelte der Schach / und zeigte zugleich
eine Schrift / dessen Anspruch auf ei=
nen
Persianischen Thron betreffend /
den Weyland König Thamur / der un=
ter
dem Namen des grossen Tamerlans
bekannt ist / nach Deli mit genommen.
Wobey er fragte / ob es billig wäre /
daß sich der Mogol selbigen zueignet?
Welches der General mit Nein beant=
wortete
. (Dieser Thron wird auf 90.
Millionen Rupien / oder 225. Millio=
nen
Livres geschätzet; man vernimt
aber dabey nicht / von was für Mate=
rie
/ oder wie groß er sey.) Der Groß=
Vatter eures Herrn / sprach der Schach
ferner / bat sich von Persien 10000.
Mann Hülfs=Völker aus / um sich auf
dem Thron fest zu setzen / und versprach /

solche hernach wieder zu schicken / oder
sie zu vergüten; welches er gleichwol
nicht gethan hat. Jst das recht? Der
General antwortete: Nein. Wir hat=
ten
einen Tractat gemacht / fuhr der
Schach fort / einander auf den Noht=
fall
treulich Beystand zu leisten. So
bald ich nun mit denen Türken in ei=
nen
Krieg geriethe / forderte ich die ver=
sprochene
Hülfe. Allein man antwortete
mir nicht einmal darauf geschweige daß
sie mir solche zukommen lassen. Gleichwol
ist Persien durch diesen Krieg in Schul=
den
sehr gerahten. Wer soll es also gut
thun? Der General antwortete hier=
auf
: Euer Hoheit erlauben mir / we=
gen
solcher Fragen an meinen Herrn zu
schreiben / inzwischen will ich meinen
Kopf in Dero Händen lassen / nach
Belieben damit zu schalten. Doch der
Schach erwiderte: weil ihr so aufrich=
tig
redet / will ich eurem Herrn das Le=
ben
schenken / ich befehle euch aber /
daß ihr hingehet / und ihme saget / er
solle auf dem Platz mitten zwischen
beyden Lagern vor mir erscheinen / und
einen solchen Frieden mit mir machen /
als ich für gut befinden werde. Nach=
deme
der General den Mogol seinen
Bericht abgestattet / kamen am folgen=
den
Morgen beyde Printzen zusammen /
wo der Mogol dem Schach Krone / und
Reich anbot. Dieser aber antworte=
te
: ich verlange keines von beyden / ob
mir gleich beydes gehöret. Sodann
beschlossen sie / einander zu Gast zu ha=
ben
/ da inzwischen die Rechnungen li=
quidiret
werden solten. Am andern
Tag bewirtete auch Schach Nadyr
den Mogol auf daß herrlichste / und be=
schenkte
ihn bey dem Abschied mit 6.
schönen Persianischen Pferden / und 2.
Elephanten / einem mit Juwelen / und

[6]

den andern mit 3. Säcken von Rupien
beladen. Am Morgen darauf kam
obgemeldeter General wieder zum
Schach / brachte im Namen seines
Herrn 20. Wagen mit 3. Curons Ru=
pien
/ oder 30. Millionen Livres zum
Geschenk / und schloß folgends einen
Vergleich mit ihm / daß der Mogol
an ihm 4. Jahr nach einander jedes
Jahr 3. Curons erlegen / so fort aber
den gedachten Thron ausliefern / und
zugleich noch 5. Curons in Juweelen
zahlen solte. Weil aber der Mogol
sich weigerte / den Tractat zu unter=
zeichnen
/ grif der Schach dessen Lager
vom neuen an / und eroberte es völlig /
wornach er zu Deli seinen Einzug hielt.
Da nun dasige Einwohner auf ein fal=
sches
Gerüchte / als ob er gestorben
wäre / die Persianer in denen Quartie=
ren
überfielen / ward Schach Nadyr
so erbittert / daß er die Stadt plün=
dern
/ und an 4. Ecken in Brand ste=
cken
ließ / wobey es an allerley Grau=
samkeiten
nicht fehlte. Und ob er zwar
auf Vorbitten obgedachten Generals
die Flamme zu löschen befahl / so hatte
sie doch schon so weit um sich gegriffen /
daß der Rauch erst nach 8. Tagen auf=
hörte
. Die von ihm sowol in besagter
Stadt als in gantz Jndostan erbeute=
te
Schätze werden auf 277000. Millio=
nen
Livres vergrössert. Dem gefan=
genen
Mogol hat er zwar die Freyheit /
und das Reich wieder gegeben / jedoch
also / daß er nur den Titul führen / der
kluge General aber als erster Mini=
ster
alles regieren soll. Es seynd da=
her
auch an statt der vorigen Hof=Be=
dienten
andere bestellet worden / und
zu desto mehrer Versicherung hat
Schach Nadyr seinen Printzen an eine
Jndostanische Printzessin / und Ver=
wandtin
des Mogols verheyratet.

Aus Schweden.

Stockholm 8. Octob.

Die nach Gottenburg abgegangen
gewesene Kauf=Leute kommen nun wie=
der
in ziemlicher Anzahl mit ihren von
denen Chinesis. Retour=Schiffen mitge=
bracht
=und erhandelten Waaren zu=
ruk
. Der Preis dieser Waaren ist
wegen derer in grosser Anzahl sich ein=
gefundenen
fremden Kauf=Leuten ziem=
lich
hoch gesteigert worden. Da nun
die Directores dieses Commercii nach
vollbrachter Verkauffung zusammen
getretten / und nach gemachter Calcu=
lation
in der That gefunden / daß die=
se
Verkauffung um ein ansehnliches =
her
/ als sonst jemals sich gezeiget / und
folglich die gemeinsame Cassa dermas=
sen
wohl=bestellet worden / daß man
ferner keiner Subscription mehr benöh=
tiget
ist; so hat man den Schluß ge=
fasset
/ die gewöhnliche Fahrt nach Chi=
na
solchergestalt zu verdoppeln / daß
jährlich 3. Schiffe absegeln sollen.

Aus Teutschland.

Wernigerode 13. Oct.

Am 9. dieses ist des jüngern Herrn
Grafen Heinrich Ernsts zu Stollberg
Wernigerode Frau Gemahlin / gebor=
ne
Gräfin von Promnitz / mit einer
jungen Gräfin entbunden worden / wel=
che
in der Tauffe die Namen Augu=
sta
Charlotte erhalten hat.

Cöln 14. Oct.

Die Verwittibte Frau Hertzogin von
Würtemberg langete vorgestern Nach=
mittags
von Brüssel in dieser Stadt
an / und stieg in dem Tour / und Ta=
xischen
Pallast ab / als woselbst man
zu ihrem Empfang ansehnliche Zube=
reitungen
vorgekehret hatte.

Düsseldorf 14. Dec.

Das General Buchwitzische Regi=
ment
/ ist von hier nach Gülch aufge=

[7]

brochen: dagegen ist das Graf Effe=
rische
Regiment alhier eingerükt. Von
der Rauber=Bande des letzthin zu
Berchheim hingerichteten Land=Bo=
ten
seynd diese Woche noch etliche zu
Gülch enthauptet worden.

Berlin 15. Octob.

Weil das jetzige Artillerie=Haus
auf der Dorotheen=Stadt wegen des
zu erbauenden Königl. Schlosses abge=
nommen
werden muß / so hat man zur
Aufführung eines andern dergleichen
Hauses vor der Oranienburger=Land=
Wehre bereits den Platz abgemessen /
und Holtz angefahren.

Dresden 15. Octob.

Am 9ten hatten die von denen Stän=
den
des Marggraftums Ober=Lausitz
aus der Ritterschaft / und denen Städ=
ten
an unseren Königl. Chur=Printzen
Abgeordnete Audientz / in welcher sie
Sr. Hoheit / nebst einem Glükwunsch=
Schreiben zu Dero glüklichen Zuruk=
kunft
in das Land / zu desto mehrerer
Bezeigung ihrer Freude / und Devo=
tion
ein freywilliges Donativ von 3000
Ducaten gehorsamst überreichet.

Den 11ten machte Seiner Köni=
glichen
Hoheit / und deren übrigen
hier anwesenden Königlichen jungen
Herrschaft der von Berlin zuruk hier=
durch
passirende Kaiserl. Abgesandte /
Herr General Graf Bathiani / sei=
ne
Aufwartung / und hatte selbigen
Mittag / gleichwie auch des folgenden
Tages / die Ehre / mit des Königlichen
Chur=Printzens Hoheit zu speisen.
Den 12ten haben Se. Hoheit wegen
aus Vorsicht genommener Artzney nicht
öffentlich / sondern in Dero Zimmer /
das Mittagsmahl eingenommen. Am
13den Abends um 7. Uhr / brachte die
hiesige Bichsen=Schützen=Gesell=

schaft bey Gelegenheit ihres gewöhn=
lichen
Festes Seiner Hoheit, dem
Chur=Printzen / und sammentlicher
anwesenden Königl. jungen Herrschaft /
zu Ehren Jhrer Hoheit der Printzessin
Josepha / welche bey dem letzteren Vo=
gel
=Schiessen Königin worden / und
sich dermalen hier abwesend befindet /
eine Jnstrumental=Abend=Musik auf
dem grossen Schloß=Hofe.

Berlin 18. Oct.

Verwichenen Samstag Abends um
halber 6. Uhr seynd Jhro Majest. un=
ser
Allergnädigster König von Dero
Reise in Gesellschaft Dero Königl.
Herrn Bruders Printz Wilhelms Ho=
heiten
/ und in Begleitung derer Ge=
neral
=Adjutanten / des Herrn von
Borck / und des Herrn Grafen von
Wartensleben / in hiesiger Residentz
wieder angelanget. Der Bau zu
Charlottenburg wird auf das fleissig=
ste
fortgesetzet. Der Königl. Stall /
und das Orangerie=Haus seynd be=
reits
unter Dach / und mit dem neuen
Flügel dürfte man noch vor Ablauf
dieses Jahrs eben so weit kommen.



Wien 29. October. 1740.

MJttwoch / den 26. October / Abends
seynd Jhre Königl. Majestät un=
sere
Allergnädigste Frau mit Dero gan=
tzen
Hofstaat aus der Favorita herein
in die Burg.

Man ist in der Hof=Kirche bey de=
nen
PP. Augustinern Barfüssern all=
bereits
im Werk begriffen / für Weil.
Jhro Röm. Kaiserl. Cathol. Majest.
Carl dem Sechsten / ein grosses / und
herrliches Tod=und Ehren=Gerüst auf=
zuführen
/ bey welchem die feyerliche
3=tagige Leich=Besingnussen sollen ge=
halten
werden.

[8]

Lista deren verstorbenen zu Wien /
in=und vor der Stadt.

Den 25. October.

Jn der Stadt.

  • Dem Hrn. Augustin Leichamschneider / des
    äussern Stadt=Rahts / s. S. Otto Heinrich /
    in s. H. in der Nagler=gassen / alt 22. J.
  • Dem Hrn. Johann Georg Schropp / Fürst=
    Auerspergis. Hof=meistern / s. Fr. Catharina
    Elisabeth / im Harpfis. H. im Tieffen=gra=
    ben
    alt 52. J.
  • Hr. Joseph Sebastian Mayer / Hoch fürstl.
    Passaueris. Consistorii=Cantzlist / im obern
    Passauer=Hof / alt 41. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Hrn. Heinrich Müllauer / Hof=Bibliothek=
    Schreibern / s. E⟨h⟩ew. Maria Barbara / bey
    dem goldenen Adler auf der Wind=mühl / alt
    53. J.
  • Niclas Hafel / gewest. Burgerl. Wirt / bey
    dem goldenen Raben in der Unger=gassen /
    alt 40. J
  • Dem Thomæ Töpling / Schuh⟨= / s. K.
    Catha⟨r⟩ina, bey dem goldenen Lammel am
    Neustift / alt 2. J.
  • Margaret Brandlmayrin / Wittwe / bey dem
    weiss. Löwen in der Alster=gassen alt 70 J.
  • Dem Andre Witt / arm. M. s. K. Theresia / bey
    denen3. Lerchen am Neustift / alt 2. J.
  • Summa 8. Personen / darunter 2. Kinder.

Den 26. October.

Jn der Stadt.

  • Niemand.

Vor der Stadt.

  • Joseph Korb / Tischler / bey der H. Dreyfaltig=
    keit
    am oberen Neustift / alt 40. J.
  • Dem Caspar Berrnreuter / Garde=Soldaten /
    s. K. Michel bey dem roten Röss⟨e⟩l am Neu=
    stift
    / alt 5⟨= J.
  • Dem Math. Täschel / Kutschern / s. K. Jacob /
    bey dem goldenen Wolfen in der Alster=
    gassen
    alt 4. J.
  • Math. Wendl / Trager / bey der goldenen
    Kugel im Lerchenfeld / alt 56. J.
  • Ma⟨g⟩dalena Weberin alt 46. J. Anna Köplin /
    alt 38. J Christoph Kroh/alt 36. J. und
    der Leopold Schönhofer / alt 61. J. alle 4. im
    Kranken=H.
  • Summa 8. Personen / darunter 2. Kinder.

Den 27 October.

Jn der Stadt

  • Hr. Johann Mathias Fellman / N. Oe. Hand=
    Grafen=Amts Verwandter / bey dem weis=
    sen
    Ochsen am alten Fleisch=markt alt 38. J.
  • Paul Lochner / Burgerl. Tischler / im Guggen=
    bergis
    . H. am alten Fleisch=markt / alt 75. J.

Vor der Stadt

  • Johann Stephan Schirmer / Cammer=diener /
    im Schwartzbeckis. H. in der Leopold=stadt /
    alt 41. J.
  • Dem Johann Megereitter / Burgerl. Lein=
    weber
    / s. W. Maria Elisabeth / in s. H. auf
    der Wieden alt 78. J.
  • Magdalena Gutzin / Wittwe / ihr K. Cathari=
    na
    / im Palsisch. H. in der Kott=gassen /
    alt 5 viertel J.
  • Christian Neberschmid / Stein=schneider ges.
    bey dem goldenen Einhorn auf der Laim=
    gruben
    / alt 65. J.
  • Anton Escherich / Lackey / bey denen 2. golde=
    nen
    Tauben bey Maria=Hülf / alt 55. J.
  • D⟨e⟩m Georg Obendorfer / Hausen=hackern / s.
    W. Anna / in s. H. im Lerchenf. alt 36. J.
  • Peter Ney⟨d⟩er Kaiserlicher Kutscher / bey dem
    goldenen Ochsen bey Maria=Hülf / alt 48. J.
  • Wolf Zauner / arm. Mann / in einer Gartner=
    Hüten auf der Land⟨= / alt 66. J.
  • Michael N. alt 34. J. und die Susanna N.
    alt 66. J. beede St. Marx.
  • Summa 12. Personen / darunter 1. Kind.

Den 28. October.

Jn der Stadt.

  • Dem Hrn. Adolph Nohr / Herschaftl. Secreta=
    rio
    / s. Fr. Dorothea / im Eberis. H. in dem
    Tieffen=grab⟨e⟩n / alt 40 J.

Vor der Stadt.

  • Conrad Moll / bey denen FF. Misericord. alt
    40. J.
  • Dem Joseph Schumaister / Stöckel=schneidern /
    s. W. Catharina / bey dem roten Krebsen am
    Neustift / alt 55. J.
  • Dem U⟨r⟩ban Januschka / Tagwerk. s. K Joseph /
    im Kaufmannis. H. auf der Wieden / alt
    7. J.
  • Summa 4. Personen darunter 1. Kind.
[9]

Anno 1740.

(Anhang zu Num . 87.)

29. October .


Aus Pohlen.

Warschau 11. Octob.

AM 29. Sept. als am Fest St. Michaelis /
empfienge der neue Hof=Marschall des
Groß=Hertzogtums Lithauen / Scipion / in
Gegenwart des Königs den Marschall=Stab
aus denen Händen des Kron - Hof=Marschalls
B⟨i⟩elinsky / bey welcher Ceremonie dieser eine
kleine R⟨e⟩de hielte. Hierauf liesse der Kron=
Cantzler von Lithauen / Graf Sapieha / den
neuen Marschall in die Hände des Königs
den ordentlichen Eid ablegen / und derselbe
tratte / nachdem er Jhro Majestät gedanket /
so fort in die Verrichtung seines Amts / in
dem er wie der Graf Bielinsky Jhro Maje=
stäten
/ welche sich nach der Kirche zu Abwar=
tung
des GOttes=Diensts erhuben / mit sei=
nem
Stab vorgienge. Nachmittags kame der
Primas des Reichs / der den Abend vorhero
angelanget war⟨e⟩ / nach Hofe / und hatte die
Ehre / dem König aufzuw⟨a⟩rten / und sodann
der Königin / von denen er gnädig empfan=
gen
wurde.

Am 30. langte der Russische Gevollmäch=
tigte
Minister / Herr Baron von Keyserling /
von Dresden hier an.

Den 1. Octob. des Morgens hatte der Pri=
mas
bey Jhro Majestäten öffentliche Au=
dientz
. Abends waren bey Jhro Majestät der
Königin Gesellschaft / zu welcher Zeit man
des Cardinal Lipsky Ankunft vernahme.

Des anderen Tages kamen Se. Eminentz
nach Hofe / und hatte bey dem König / und
der Königin Audientz. An solchem Tage lang=
te
Rumpf Minister deren General=Staaten /
hier an / welcher den anderen Morgen Jhro
Maj⟨e⟩stäten aufzuwarten die Ehre hatte.

Am 3. woran die Eröfnung des Reichs=
Tages geschahe / verfügten sich Jhro Maje=
stät
der König / unter Vortrettung derer
Grossen des Reichs / fruh gegen 10. Uhr
nach der St. Johannis Cathedral -Kirche /
dem GOttes=Dienst / und der Messe des hei=
ligen
Geistes beyzuwohnen / welche von dem
Primas des R⟨e⟩ichs pontificaliter gehalten
wurde. Der Abbt Lubinsky / Scholasticus zu
Krakau / und Canonicus zu Gnesen / hielte

bey solcher Gelegenheit eine Rede / worinnen
er die Stände der Republik zur Eintracht und
Einigkeit bey ihren Berahtschlagungen er=
mahnete
. Nach geendigtem GOttes=Dienst
erhuben sich Jhro Majestät aus den Saal
des Senats / und setzten sich auf den Thron.
Als aber kurtz hernach der Bericht kame /
daß die Land=Boten=Stube nicht sobald im
Stande seyn würde / im Senat zu erschei=
nen
/ begaben Jhro Majestät sich wieder hin=
weg
. Unterdessen eröfnete der Marschall des
vorigen Reichs=Tags / Rudzinsky / Kron=
Mund=Schenk / den Reichs=Tag / dankte der
Göttlichen Fürsichtigkeit / und dem Könige
für die vätterliche Sorgfalt zu Erhaltung
des Reichs / ermahnte die Gemüter zur Ei=
nigkeit
/ und schinge vor denen Gesetzen ge=
mäß
/ unverzüglich zur Wahl eines neuen
Marschalls zu schreiten. Hierauf liesse sich
ein Land=Bot aus Lithauen vernehmen / daß
so gleich nach dieser geschehenen Wahl vor
allen Dingen Lithauen die Alternation we=
gen
Haltung des folgenden Reichs=Tags zu
Grodno versichert werden müste. Als nach
diesem die Land=Boten nach dem Rang de=
ren
Provintzen zu votiren angefangen / ga=
ben
sie einmühtig ihre Stimmen dem Land=
Boten von Bielsk / Karwowsky / Richter zu
Bransk. Zwischen zweyen fande sich viel
Widerspruch über einige Land=Boten / weil
sie durch Decreta , so gegen sie ausgespro=
chen
/ contumaciret worden. Nachdem aber
diese Oppositiones durch die Sorge des Mar=
schalls
vom vorigen Reichs=Tage bald geho=
ben
worden / legte dieser sein Danksagungs=
Compliment an die Land=Boten=Stube ab /
und liesse / nachdeme er den Stab dem neuen
Marschall übergeben / diesen den gewöhnlichen
Eid ablegen. Als hierauf die Land=Boten
ernennet worden / um dem König die Wahl
eines Reichs=Tags=Marschalls zu notificiren /
stattete dieser bey der Land=Boten=Stube
seine Danksagung für ihre Gewogenheit und
das gute Vertrauen / das man in seine Per=
son
gesetzet / ab / unter der Versicherung/daß
er / so alt er auch wäre / nicht ermangeln
würde / den Rest seiner Täge dem glüklichen
Fortgang des Reichs=Tags aufzuopferen.

[10]

Sodann limitirte er die Session bis auf den
anderen Tag Morgens um 10. Uhr / wie auch
die wegen seiner Marschalls=Wahl dem König
zugebende Notification .

Am 4. nachdeme die Deputirten der Land=
Boten=Stube den König auf seinem Thron
von der Wahl eines R⟨e⟩ichs=Tags=Marschalls
benachrichtiget / und nach ihrer Stube zuruk
g⟨e⟩kehret / fienge der Marschall der Constitu-
tion
vom Jahr 1690. zu Folge an / die Un=
tersuchung
deren Legitimationen deren Land=
Boten vorzunehmen / damit alsdann die ge=
sammten
Land=Boten möchten gehen können /
sich mit ihrem neuen Marschall vor dem =
nig
/ und dem Senat zu stellen. Bey dieser
Untersuchung ereignete sich gegen verschiedene
Land=Boten Wiederspruch / welches zum
Wort=wechsel Anlaß gabe / der aber doch durch
Bemühung des Marschalls / und deren an=
deren
Land=Boten gestillet ward / unter de=
nen
/ die aus Lithauen die Alternativam we=
gen
des künftigen zu Grodno zu haltenden
Reichs=Tags aufs neue recommendirten.
Die Land=Boten thaten hierauf den Mar=
schall
den Vorschlag / es bis auf Morgen zu
verschieben / daß man in den Senat gienge /
und der Marschall / der sich darnach achtete /
limitirte die Session bis auf den anderen
Tag fruhe Morgens um 9. Uhr.

Nachdem am 5 dieses der Reichs=Tags=
Marschall Karwowsky die Session eröfnet /
ermahnete er die Land=Boten=Stube / daß /
da die Untersuchung der Legitima⟨t⟩ion deren
Deputirten ihre Endschaft erreichet / sie sich
nunmehro vor Se. Majestät / und dem Se=
nat
zu stellen nöhtig hätten. Hiernächst füh=
rete
er ihnen die ehrerbietigste Erkänntlichkeit
zu Gemüte / welche man dem König schuldig
wäre / angesehen selbter seine vätterliche Sor=
gen
in vielen Sachen heftig angewendet.
Hierauf verfügten sich die Land=Boten un=
ter
Anführung desselben in die Senatoren=
Stube / allwo selbter Jhro Majestät dem =
nig
die Huldigungs=Pflicht von Seiten de=
ren
Land=Boten=Stube abstattete / und
w⟨e⟩gen dieser / bey glüklich eingefallenem
Jahr=Gedächtnüsse der Erwehlung Sr. Ma=
jestät
auf ihn gefallenen Wahl eine gute Deu=
tung
machte. Der Herr Kron=Groß=Cantz=
ler
beautwortete solchen Vortrag im Namen
des Königs solcher gestalt / daß die gegen=

wärtig sich zeigende Einigkeit unter denen
Abgeordneten bey nun eröfnetem Reichs=Ta=
ge
Jhro höchst=erfreulich / und eben dieses der
sicherste Weg wäre / nach dem Beyspiel derer
Löbl. Vorfahrern desto leichter zu heilsamen
Rahtschlägen zu gelangen / zu dem billigten
dieselbe sothane von denen sämmtlichen Land=
Boten in der würdigen Person des derma=
ligen
Reichs=Tags=Marschalls beschehene Wahl
mit Versicherung / wie der zukünftige Reichs=
Tag in dem Groß=Hertzogthum Lithauen ge=
halten
werden / und man wegen angezeigt=
erlittener
Schäden mit denen Ministern aus=
wärtigen
Machten in Unterhandlung tretten
würde. Es gelangten, sodann mehr=be=
meldter
Herr Marschall / nebst denen Land=
Boten ins gesammt zum Königl. Hand=Kuß
und wurde sothane Session bis auf den an=
deren
Tag frühe Morgens um 9. Uhr von
dem Herrn Kron=Groß Cantzler limitiret / im
übrigen aber bey Hofe das oberwehnte Jahr=
Gedächtnuß in Fröhlichkeit auf das feyerlich=
ste
zugebracht.

Am 6. erhuben sich Se. Majestät der =
nig
/ ingleichen der Senat / und die Land=
Boten in den Senatoren=Saal / allwo dem
Herkommen gemäß von dem Herrn Suffra-
gan
von Plock Zalusky die Pacta Conventa
vorg elesen wurden / wornach der Herr Kron=
Groß Cantzler / weil solcher=gestalt die Zeit
verstrichen / auch diese Session bis auf den
folgenden Tag verschobe.

Den 7. um 9. Uhr fruhe versammelten sich
die 3. Stände der Republik / der König / der
Senat / und die Land=Boten abermalen an
schon berührtem Ort / wobey der Hr Kron=
Groß=Cantzler von Seiten Sr. Majestät aus=
ser
denen von deroselben denen Palatinaten /
und Districten in denen ergangenen Univer-
sali
en
allschon bekannt gemachten Puncten
annoch diese 3 Stüke / nemlich den Friede /
die Sicherheit / und den Reichthum / als be=
queme
Mittel auf das tr⟨e⟩ftigste anzupreisen
bemühet war / wodurch das Wohl des Vat=
ter
=Landes nach selbst eigenem Wunsch / und
Verlangen des Königs / so befördert / als
erhalten werden könnte / am Ende aber auch
von der Anforderung derer Neapolitanischen
Summen einige Erwehnung thate / mit dem
An⟨f⟩ügen / wie Se. Majestät in folgenden Ses-
sio
nen
die diesfällige Meinungen derer Se=nato=

[11]

natoren gewärtigen würden / womit das
weitere hievon in behörige Berahtschlagung
genommen werden möchte / wornach auf Be=
fehl
des Königs der Herr Kron=Groß Cantzler
diese Session bis auf den anderen Tag limi-
ti
rete
. Und eben dieser 7te wurde wegen
eingetrettenen hohen Geburts=Fest Sr. Ma=
jestät
/ als an welchem dieselbe dero 45. Le=
bens
=Jahr erreichet / in grosser Gala feyer=
lichst
begangen.

Am 8. dieses nahme die Session ihren An=
fang
mit Durchlesung derer Einwürfe / Se-
natus
- Consiliorum , und Resultaten seit dem
letzteren Reichs=Tage / hierauf recommandirte
der Reichs=Tags=Marschall dem König / altem
Herkommen gemäß / das Verlangen derer
Land=Boten / nemlich die Verleihung deren
erledigten Staats=Bedienungen / welches An=
bringen
der Herr Kron=Groß Cantzler / nach=
dem
er die Königl. Ordre darüber vernom=
men
/solcher gestalt beantwortete / wie Seine
Majestät auf die Einschreitung der Land=Bo=
ten
=Stube in Betref angeregter Chargen auf=
merksam
seyn / und solche nur an Wohl=ver=
diente
vergeben würden / womit ebener=mas=
sen
diese Session bis auf nächsten Montag
v⟨e⟩rschoben bliebe.

Den 9. ware Sonntag.

Den 10. fanden sich der König / der Senat /
und die Land=Boten gewö⟨h⟩nlicher massen
in dem Senatoren=Saal ein / worauf der
Primas Regni am ersten seine Gedanken über
die von dem Herrn Kron - Groß - Cantzler vor
einigen Tagen besche⟨h⟩ene Propositiones des
Königs eröfnete; der Anfang seiner Rede ent=
hielte
in sich eine bündige Erzehlung aller de=
rer
hohen Gnaden=Bezeigungen / so ihme
von Weil. Sr. Majestät glorwürdigsten An=
denkens
widerfahren / und die von Jhro jetzt=
glüklich
regierenden Majestät durch die ihme
gnädigss=verliehene Primitial -Würde vergrös=
seret
worden / dabey er in Begleitung aller
Herren Senatoren zu dem Königl. Thron
sich nahete / Sr. Majestät die Hand zu küs=
sen
/ und zugleich für das hohe Wohl des
Königs und der Königin / wie nicht weni=
ger
der gesammten Königl. Familie seine treu=
devote
Wünsche an den Tag legete.

Ordnung / wie das H. viertzig=
stündige
Gebett vor ausgesetzten Hoch=
würdigsten
Altars=Sacrament in alhiesiger
Königlichen Residentz=Stadt Wien in
dem Monat November 1740. ge=
halten
wird.


NB . Bey Hrn. Johann Paul Krausen / nächst
der Königl. Burg ist zu haben:

  • Supplement au Dictionaire Oeconomi-
    que
    2. tom. avec fig. fol. Amst. 1740. pour
    16. fl.
  • Cours de la Science Militaire par Mr. de
    Villeneuve contenant l'Architecture Mili-
    taire
    , ou la Fortification, avec fig. 8vo.
    Haye, 1741. pour 2. fl. 45. cr.
  • Le grand Dictionaire Geographique, &
    Critique par Mr. Bruzen de la Martiniere.
    10. tom. fol. Haye, 1739.
  • Histoire du Prince François Eugene 4.
    Tom. avec fig. 8. Amst. 1740. pour 5. fl.
    30. cr.
  • La nouvelle Mariane ou les Memoines
    de la Barone de. .. X. parties 8. Haye
    1740.
  • Etat Politique de l'Europe Tome 3me.
    8. Haye 1740.
  • Histoire de l'origine & des premiers pro-
    gres
    de l'Imprimerie 4. Haye 1740.

NB . Bey des Friederich Hartung gewesten
Hoch=Gräfl. Excell. Harrachischen Hof=und
Lust=Gartners zu Prugg an der Leitha seel.
Erben seynd nach Jnhalt eines gedrukten
Catalogi , welcher nicht allein bey Verle=
gern
dieser Zeitung / sondern auch bey demt
Hof=Gartner / und Haus=meist⟨e⟩r im Hoch=
gedacht
Sr. Excell. Garten in der Hunger=
Gassen bey dem Portier in der Hoch=Gräfl.
Behausung / und bey denen Hartungischen
Erben zu ermeldtem Prugg an der Leitha
gratis zu überkommen ist / seynd diesem Herbst /
und künftiges Fruh=Jahr von denen besten

[12]

982


Sorten Sommer=und Winter=Obsts sowol
hoch=stämmig / als Zwergel=Obst=Bäumer in
dem ausgesetzten Wert zu verkauffen / wegen
welchen sich die Liebhaber bey dem Hoch=
Gräfl. Excell. Harrachischen Hof=Gartner zu
Prugg an der Leitha anzumelden belieben
werden.


NB . Bey dem Verleger des Wienerischen
Diarii ist in Commission zu haben:

  • Trauer=Erinnerung / über Weil. Jhrer
    Röm. Kaiserl. und Königl. Cathol. Majestät
    CARL des Sechsten unvermutet=und höchst=
    betraurlichen
    Tod=Fall. Jn Teutschen Ver-
    s
    en
    / das Exemplar per 3 kr.
  • Jtem die Abbildung / wie Jhre höchst⟨=
    v⟨erst⟩orbene
    K⟨a⟩iserl. Majestät in der Ritter=
    Stuben ausgesetzter gelegen samt dero Portrait
    und Simbolo , sauber in Kupfer gestochen /
    per 7 und 9. kr.
  • Jtem die Leich=Begängnuß besagt Jhrer
    Kaiserl. und Königl. Cathol. Majestät wie
    solche den 24. October zwischen 7. und 8. Uhr
    vorbey gegangen / nebst beygefügter ausführ=
    lichen
    Explication sauber in Kupfer gesto=
    chen
    / in Median Bogens=Grösse / das Exempl.
    per 12. kr.
  • Jtem: ist solche auch auf feinen Papier im
    vorgemeldten Preis zu haben.
  • Jtem: sauber in Kupfer gestochen per
    10. kr.

Jn Hrn. Peter Conrad Monat Buch Ge=
wölb
unter denen Tuch=Lauben im Pfeifferi=
schen
Haus ist zu haben:

  • Johann Georg Heinrich Krammers Phi-
    lolophiæ
    , & Medicinæ Doctoris, Medici-
    na
    castrensis chirurgica oder Pars Secunda
    von allen äusserlichen Leibes Gebrechen / die
    denen Soldaten sowol im Feld / als in der
    Garnison zubefallen pflegen / samt einer
    Præfation de officio Medici oder Chirurgi
    Castrensis ; zur Nachricht / und nöhtigen
    Prüfung aller Feld= Medicorum , und Chi-
    rurgorum
    , nebst einer Einleitung zu der Chi-
    rurgie
    , ꝛc. 8vo. Nürnberg 1740. das Exempl.
    kost gebunden 15. kr.
  • Fritschii (Gothof Ernesti) Jus publicum
    univerfale, & pragmaticum methodo Syste-
    matica
    nova ratione elaboratum , 8vo ,
    das Exempl. kost 1. fl. 15. kr.
  • Dictionaire Historique, & critique par
    Mr. Pierre Bayle V. Ediction, revue, cor-
    rigée
    , & augmentée, par Mr desMai ze.
    auxIV. Tomes. Fol. Amst. 1740.

Jn dem Kürnerischen Buch=Laden / nächst
der Schneider Herberg ist zu haben:

  • Büssender Ruf deren Buß=und Creutz lie=
    benden
    Seelen / zu GOTT / und seinen Hei=
    ligen
    .
  • Todten=Meß / oder andächtige Gebetter für
    die Abgestorbene zu sprechen / gebunden pr.
    3. kr.
  • Geistliches Seelen=Mahl / oder Officium
    für die Abgestorbne / gebunden pr. 12. kr.

NB . Bey dem Verleger des Wienerischen
Diarii , und meisten Buch=Führern ist haben:

  • Wahrhafte Bildnuß Jhro Päpstlichen Hei=
    ligkeit
    BENEDICTI XIV. / welcher den 17.
    Augusti 1740. in Rom erwehlet worden /
    und anjetzo würklichen der 251. Papst; ne=
    ben
    kurtzer Verzeichnuß aller Päpsten / von
    dem Heil. Petro an / bis auf diese Zeit /
    auch wann sie erwehlet / wie lang regieret /
    und wieviel darunter die Marter=Kron erwor=
    ben
    / alles deutlich von Seculo zu Seculo abge=
    theilet
    ; so mit Erlaubnuß zu Wien / und nach
    dem Römisch=Apostol. Kammer=Original in
    kupfer gestochen in Median=Bogens grösse /
    das Exempl. pr. 17. kr.

NB . Bey Hrn. Schilgen in der Kärntner=
Strassen im Hof=Apotheckerischen Haus ist zu
bekommen:

  • Neue / sehr bequeme und accurate Duca=
    ten
    Tabella / von 1. bis 100000. samt der
    Aggio ausgerechnet / à 3. kr.

Wien / gedruckt bey Johann Peter v. Ghelen
Königl und Ertz=Hertzogl. Hof=Buchdr.

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