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Wienerisches DIARIUM

Nr. 57, 17. Juli 1734

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[1]

Aus Groß=Britannien.

Duynkirchen 28. Junii.

UNgeachtet der wind seit etlichen
tagen ziemlich stark aus den We=
sten
gewehet hat / seynd gleich
wohn / noch seine / krieges=oder über=
fahrts
=schiffe zu Calais angekommen /
um die sowol daselbst / als hier bey denen
burgern einquartierte völker einzunehmen /
und nacher Danzig zu bringen. Jndessen
bleiben alle schiffe zu solchem ende hier noch
in beschlag / gleichwie auch die Piloten /
um vorbesagte flotte in see zu bringen.

Londen 29. Junii.

Am sonn=abend erhielte der Ritter Oso-
rio
, des Königs von Sardinien ausser=
ordentlicher
Gesandte hieselbst / einen ex-
pressen
von seinem Hofe / und des abends
kame gleichfals ein currier von dem Gra=
fen
von Essex aus Turin an. Selbigen
tages wurde das gedächtniß der proclama-
tion
des Königs in denen städten Londen
undWestmünster mit gewöhnlichen freu=
den
/ bezeigungen befeueret. Verwichenen
Donnerstag wurde zu Duyns auf der flotte
des Ritters Johann Norris ein allgemei=
nes
exerciren aus denen canonen und dem
kleinen gewehr gehalten / um die neue ma=
trosen
in eine übung zu bringen. Gestern
wurde in dem Exchequer eine zweite einzeich=
nung
für 55000. Pfund sterlings zu 4. pro
cento auf das saltz geöfnet / und weil sel=
bige
gleich complet worden / wird man
morgens noch eine andere von 50000 pf.
annehmen. Vorige woche ist eine arme
wäscherin zu Bath auf einmal mit 4. jun=
gen
söhnen darnieder gekommen / welche

in der heiligen tauf die nahmen deren 4.
Evangelisten empfangen / doch das widri=
ge
schick=sal hat gewollt / daß Matthæus /
Lucas und Johannes der welt durch den
tod schon wieder entzogen worden / so / daß
nicht mehr als der eintzige Marcus noch
im leben übrig geblieben.

Aus Frankreich.

Paris 25. Junii.

Den 21sten dieses auf den abend ist ein
currier von Turin alhier angelanget / wel=
cher
den bericht überbracht / das alda der
Marschall Villars den 17 um 8. uhr des
abends das zeitliche gesegnet habe; dessen
leichnam wird zu seiner beerdigung nacher
Frankreich gebracht werden. Den 22sten
dieses ist der leichnam des Marschallen von
Berwick in die Engeländische Benedictiner=
kirchen
gebracht / und neben dem König
von Engeland seinem Herrn Vater begra=
ben
worden; der König hat dessen hinter=
lassener
gemahlin die summa von 30000.
livres von dem fürstentum Mömpelgard zu
beziehen / und über dieses annoch ein jähr=
liches
einkommen von 37000. livres bewil=
liget
/ wovon 20000. ihr allein zukommen
sollen / die übrige 17000. livres aber kan
sie nach ihrem belieben unter die 3. jüngste
kinder vertheilen.

Paris 2. Julii.

Die von dem König beschehene benen=
nung
deren Herren von Coigny und Bro=
glie
zu Feld=Marschallen / ist erstlich nach der
ankunft eines von diesen beeden Generalen
abgeschickten curriers / wodurch dieselbe Jh=
rer
Majestät wegen dieser beförderung die

[2]

danksagung abgeleget / alhier kundbar ge=
macht
worden. Der Ritter Gue=Trouin /
befindet sich mit seinem geschwader von 16.
krieges=schiffen annoch zu Brest / und er=
wartet
von Toulon / und anderen orten /
noch mehrere / worauf er endlich einmal da=
mit
unter segel gehen wird. Man weiß
fast nicht mehr / was man in ansehung die=
ses
geschwaders / und wohin es bestimmet
seye / glauben solle; einige bleiben bey der
meinung / daß sie nach der Ost=see aus=
lauffen
werde; allein es finden sich auch
andere / die nichts wenigeres als dieses
glauben.

Aus Niederland.

Haag 3. Julii.

Nachdeme der Printz von Oranien sei=
ne
Ankunft hieselbst denen 3. Præsidenten
deren Generalitäts= Collegiorum bekannt
machen lassen / so ist derselbe vom gedach=
ten
Præsidenten in derer nahmen bewillkom=
met
worden / und am dienstag nach=mit=
tag
gegen 2. uhr geschahe eine deputation
an die Printzessin von Oranien / abseiten
deren General=Staaten. Jhro Hohei=
ten
der Printz und die Prinzessin besehen
täglich hier / und hier herum die merkwür=
digsten
sachen / wie sie dann vorgestern
nach den hause im Bosch / gestern aber
nacher Schevelingen / und sodann des
abends im Vorholtz gefahren. Man ver=
sichert
annoch / daß Seine Hoheit nechst=
künftige
woche eine reise nach Teutschland
und zu der Armee am Rhein vornehmen /
und von verschiedenen vornehmen Herren
werde begleitet werden / zu welchem ende
bereits viele bagage nebst einigem gefolge
voraus gegangen. Der Herr Stuurmann /
Raht und Agent St. Hoch=Fürstlichen
Durchleucht zu Ost=Frißland / hat dem
Præsidenten deren General=Staaten ein
schreiben übergeben / worinnen der bishe=
rige
Erb=Printz / Carl Edzard / Jhro
Hochmögenden das absterben seines Hrn.
Vaters / weiland Hrn. Georg Albrechts /
Fürsten zu Ost=Frießland / bekannt ma=
chet
; weswegen eine schriftliche condolenz

an besagtem Printzen abgelassen werden
wird. Sonst hat man auch zeitung / daß
die verwittibte Fürstin von Nassau=Sie=
gen
am 19den verwichenen monats mit ei=
ner
jungen Printzessin nieder=gekommen /
so / daß demnach die Protestantische Linie
ausgestorben / und in ermangelung eines
männlichen erben das land der Römisch=
Catholischen Linie anheim fallet.

Aus Jngermanland.

Petersburg 13. Junii st. v.

Letzt=verwichenen sonntags ist der in die
14. jahr an dem hiesigen Hofe gestandene
Königlich=Pohlnische / und Chur=Säch=
sische
ausserordentliche Gesandte und Ge=
vollmächtigte
/ Hr. Le Fort , von hier nach
seinem Hofe zuruk=gegangen / von welchem
er mit einer seinen treu=geleisteten diensten
gemässiger jährlichen pension begnädiget
worden. Des folgenden tages hat das
Preobraschenskische garde=regiment vor
Jhro Majestät auf der Plaine des sommer=
garten
exerciret. Der Major von Al=
berti
hat dasselbe commandiret / und alle
exercitia seynd zu besonderem vergnügen
Jhrer Majestät gemachet worden. Höchst
dieselben haben auch / nachdeme alles vor=
bey
/ sammentliche Officiers zum hand=kuß
kommen / und unter die soldaten unter=
schiedliche
erfrischnungen austheilen lassen.
Von dem General=Feld=Marschall / Gra=
fen
von Münnich / seynd unterschiedliche
relationen wegen einiger in Pohlen vorge=
fallenen
scharmützeln alhier eingelauffen /
davon die eine mitbringet / daß den 19den
May gedachtem Grafen von dem Obristen
Libera aus Kontradez unterm 13den May
a. c . wäre berichtet worden / daß ermeldter
Obrister den 8. dieses den Leutenant Be=
stuschew
Rumin / und einen Fähndrich mit
90. Dragonern und 100. Cosacken com=
mandiret
hätte / den am Pohlnischen Hof
gestandenen Russischen Ministern / und
würklichen Cammerern / Grafen Löven=
wolde
/ aus Pohlen nach denen Preussi=
schen
gränitzen zu begleiten / so sie dann
auch glüklich ausgerichtet hätten; als aber

[3]

gedachter Leutenant sich mit seinem com=
mando
wieder zuruck begeben wollen / =
re
er nicht weit von denen Preussischen grä=
nitzen
in dem dorfe Simarin von einem
Pohlnis. corpo des confœderirten Mar=
schallens
Malschinski / und des Grafen
Schlieden attaquiret worden. Selbiges
habe den Leutenant genöhtiget / einen theil
seines commando aus dem dorfe ausrucken
zu lassen / auf welches die feinde alsobald
einen angrif gethan: sie wären aber mit
einer von denen Russischen truppen gege=
benen
salve dergestalt empfangen worden /
daß sie bald den rucken zu kehren sich ge=
müssiget
gesehen. Hierauf habe sich das
gantze Russische commando aus dem dorfe
heraus begeben / in zwey haufen getheilet /
und also den feind aus dem felde geschla=
gen
/ welcher sich anfänglich in einen wald
retiriret / aber bald wiederum halt gemacht
hätte; die Russischen Dragoner und Co=
sacken
wären deswegen zum andertenmal
auf sie los=gegangen / und hätten selbige
völlig in die flucht zu schlagen das glück
gehabt. Darauf dann im nachsetzen viele
derenselben mit picken und bajonetten aufge=
fangen
worden. Nach aussage deren ge=
fangenen
seynd von der feindlichen seiten
geblieben: 1. Capitain und 60. Pohlnische
reuter / eine grosse Anzahl aber ist verwun=
det
/ und der übrige haufen verjaget wor=
den
; bey diesem treffen seynd zu gefange=
nen
gemacht worden. 2. reuter / 1. To=
warisch
/ und 1. knecht / welche zusammen
ausgesaget / daß diese parthey aus 5. Esca=
dronen
und 3. Pohlnischen fahnen bestan=
den
/ so der Marschall Malschinsky / der
Repinskische Castellan Ternowski und der
Major Makrowski commandiret hätten.

Aus Schweden.

Stokholm 23. Junii.

Beede Majestäten / der König und die
Königin befinden sich gegenwärtig auf dem
lust=schloß Carlsberg: und gestern hatte
daselbst der Königlich=Dähnische Bott=
schafter
/ Herr von Sehestedt / bey Jhrer
Königlichen Majestät Audientz. Einige

tage vorhero begabe sich der gesamte bau=
ren
=stand dahin / und wurde alda auf =
nigl
. befehl gastitet. Der Römisch=Kai=
serliche
Abgesandte / Herr Graf von Her=
berstein
/ hat sein quartier in dem Graf=
Steenbockischen hause auf Blasii=Holm
genommen. Die deputationes deren
Reichs=ständen seynd nun täglich beysam=
men
; heute aber wurden die sessiones ver=
hindert
/ indeme des morgens um 6. uhr
auf dem Norder=Malm / bey ziemlich star=
kem
winde eine gefährliche feuers=brunst
entstunde / wodurch unterschiedliche schöne
häuser / nebst einigen stellen und höltzer=
nen
gebäuden / eingeäscheret worden / auch
werden 2. Kinder vermiset / die vermutlich
mit verbrannt seyn dörften. Vorigen sonn=
tag
wurde ein placat abgekündiget / wie
es bey dermaliger grossen menge von men=
schen
in dieser stadt mit einkauf=und schlach=
tung
des viehes gehalten werden solle / da=
bey
zugleich die taxa auf das fleisch gemil=
deret
worden.

Aus Dännemark.

Copenhagen 26. Junii.

Man hat nachricht / daß Jhro Königl.
Majestät unter abfeuerung deren canonen
auf dem schlosse Gottorf den 19den dieses
angelanget / am sonntag daselbst stille ge=
wesen
seynd / und am montag sich nacher
Friederichstadt erhoben / nach dem mittag=
mal
aber sich wiederum gegen abend auf
dem schlosse Gottorf eingefunden haben /
woselbsten ein prächtiges feuer=werk abge=
brannt
worden. Die auf denen alhier an=
noch
ligenden Frantzösischen krieges=schif=
fen
befindliche Officiers versicheren zwar /
daß noch ein grösserer succurs, die stadt
Danzig zu entsetzen / kommen werde; al=
lein
bishero hat man hier noch kein schif
wahrgenommen / auch nicht gehöret / daß
einige in see befindlich.

Copenhagen 29. Junii.

Man hat alhier nachricht / daß Jhro
Majestäten der König und die Königin am
sonn=abend auf dem schlosse Coldingen
angelanget / den sonntag daselbsten ver=

[4]

blieben / und tages darauf nacher Weile /
⟨M⟩anders / Hobtoe und Schanderburg ab=
gegangen
seynd / die zeit aber von dero zu=
ruck
=kunft hieher ist noch ungewiß.

Aus Preussen.

Weichsel=Strohm 6. Julii.

Die Deputirten der stadt Dantzig setzen
die capitulation in dem lager noch im=
merfort
. Von der person des Staniskai
verlautet zwar nichts eigentliches / in=
dessen
wird dannoch das gerüchte / von
seiner aus der stadt Dantzig genommenen
flucht / je mehr und mehr widerleget /
und hingegen vorgegeben / daß sich dersel=
be
im Grauen München kloster heimlich
aufhalte. Etliche 70. Magnaten / und an
dere vornehme Pohlnische Herren / so sich
in dem lager freywillig eingefunden / und
dem König Augusto unterworfen / haben un=
der
ihrer eigenen handschrift und unterdrük=
te
petschaften / eine sehr verbindlich capi-
tulations
und submissions - acte ausge=
stellet
/ für die person des / Fürsten Pri=
mas
/ und wegen seiner capitulation,
wird hingegen noch ins besondere tractiret /
weil derselbe als der ursprung aller gegen=
wärtigen
unruhe betrachtet / und dahero
um so nachdrüklicher angesehen wird.
Es wird auch versicheret / daß derselbe
bis auf eine bequemere zeit / aus dem öf=
fentlichen
wacht=hause in dem Russischen
lager / wo er noch genau verwahret wird /
nach Elbingen oder nach Thoren / zu siche=
rer
Verwahrung geführet werden dürfte.
Vor jetzo wird wegen der nechst bevorste=
henden
ankunft des Königl. Sächsischen
Hofes / in dem kloster Oliva alles benöh=
tigte
veranstaltet / und die Russische Ar=
mee
erwartet innerhalb wenig tagen noch
eine wichtige Verstärkung / theils an Rus=
sen
. / theils an Cosacken / welche insge=
samt
die gegend von Warschau schon passi-
ret
seynd / und nunmehro den marsch tag
und nacht schleunigst fortsetzen. Man
hoffet in übrigen / daß nach erfolgter un=
terzeichung
der gegenwärtig=fortdauren=
den
capitulation von den stadt Dantzig /
und nach der erfolgten besetzung selbiger

stadt / die ruhe in dem Königreiche Poh=
len
bald wieder hergestellet werden dörfte /
immassen die Grossen des Reichs sich nach
und nach dem König Augusto unterwerfen;
das von denen Stanislais. anhängern über=
all
zusammen gerafte volk hingegen schlech=
te
lust zum fechten bezeuget / und kaum
so bald versammelt wird / als es sich hauf=
fenweise
wiederum zerstreuet / dazumalen
der überall eingerissene mangel an proviant
und fourage / einem jedweden täglich be=
schwerlicher
wird. Die Russische flotte
hat sich auf der Danziger Rhede in form
eines halben monds rangiret. Das Ad=
miral
=schif ist eines von denen grösten und
schönsten / so jemals zu Europa gesehen
worden. Der verstorbene Czaar / Peter
der I . hat es erbauen lassen. Seine länge ist
175. Fuß und die breite 52. fuß. Die
equipage bestehet in 1000. mann / die Offi=
ciers
/ die von der Cantzley / und die do-
mestiquen
nicht mit darunter begriffen.
Es führet 100. canonen / die in 4. ord=
nungen
eingetheilet seynd: die erstere von
30. pfündigen kugeln / die andere von 18.
pfund / die 3te von 12. Pfund / und die
4te von 6. Pfund. Ausser dem befinden
sich noch viele andern stücke zur reserve dar=
auf
. Die arbeit und der bau dieses schiffes
ist sehr prächtig. Eine offene sehr gerau=
me
und gemächliche galerie gehet um das
hintertheil des schiffes. Der grosse saal ist
24. fuß lang / und 18. breit: derselbe ist
ganz mit wol=riechendem holtz beleget /
auch mit viel künstlicher bildhauer=arbeit /
und einer grossen anzahl spiegel / so in die
wände eingesetzet ausgezieret. Es fin=
den
sich auch noch verschiedene andere sehr
prächtige zimmer darauf. Diejenigen / so
der Admiral bewohnet / seynd mit Cedern=
holtz
ausgeleget / und man stehet daran
allenthalben eine / ungemeine pracht und
kostbarkeit. Der Admiral Gordon / wel=
cher
die flotte commandiret / ist ein Schott=
länder
von geburt / und über 70. jahr alt.

Weichsel=Strohm 6. Julii.

Man will nunmehro nachricht haben /

[5]

daß die aus dem Lager vor Dantzig mit
denen Russischen schiffen abgeführte Fran=
tzosen
nacher Riga übersetzet werden.
Sonst weiß man gantz gewiß / daß mehr
als etliche 50. Pohlnische Herren / von
zeit der angefangenen capitulation als der
stadt Dantzig in das lager gekommen /
und sich dem König Augusto unterworfen
haben / unter welchen man absonderlich den
Poniatowsky / und Czartorinsky ange=
merket
. Diese alle werden in dem lager
sehr wol und standes=mässig / jedoch der
Marquis de Monti nicht als ein Frantzö=
sischer
Minister / sondern als eine privat-
person
/ gehalten. Der Primas Regni
wird in gedachtem lager in einem ordent=
lichen
wacht hause / unter einer starken be=
wachung
gehalten / und wird nechstens
weiter in sicherheit geführet werden. Der
Russische General=Feld=Marschall Graf
von Münnich / verlanget schlechterdings /
daß die stadt Dantzig die ihr vorgeschrie=
benen
capitulations - puncte eingehen /
oder mit der in völliger bereitschaft ste=
henden
schweren artillerie / einen ander=
weitigen
angrif erwarten solle / wie dann
auch zu solchem ende verschiedene ofen zur
bereitung derer glüenden kugeln / vefer=
tiget
worden. Es kommet hiernechst bey der
fortdaurende capitulation absonderlich
auch darauf an / was vor ein accord der
jetzigen Danziger=besatzung zugestanden
werden dörfte / da dieselbe dem jetzigen
verlaute nach / zu kriegs=gefangenen ge=
macht
werden solle. Mehr=gedachter Ge=
neral
=Feld=Marschall verlanget auch
bey übergebung der stadt nur ein thor zu
besetzen / die übrigen aber in ansehung de=
rer
vielen in der stadt sich aufhaltenden vor=
nehmen
in=und ausländischen personen /
und der dahero unvermeidlichen haupt=
visitation,
zuschliessen zu lassen. Jn=
dessen
ist der Sächsische Jngenieur Obrist=
Leutenant von Pöpelmann nach Dresden
abgegangen / um den Hof zu bewegen /
dero ankunft ins lager nach aller möglich=
keit
zu beschleunigen / immassen ohne dero
hohe gegenwart mancherley angelegen=

heiten nicht züglich könten abgethan
werden.

Aus Teutschland.

Düsseldorf 29. Junii.

Am verwichenen Donnerstag ist in dem
Gülchischen städtlein Euskirchen in einem
haus um 11. uhr vor=mittags ein brand
entstanden / welcher bey dem sich ereigne=
ten
starken sturm=wind dergestalt um sich
gegriffen / daß 80. häuser in die aschen
geleget worden. Dieser tagen ist zu Zun=
dorf
/ ein dorf 6. stunden von hier gelegen /
in ein haus der blitz geschlagen / und da=
rinnen
ein weib toht geblieben. Durch
das selbige ungewitter seynd auch noch 2.
weiter in dem feld erschlagen worden.
Vor 2. tagen seynd durch das Gülchische
200. Recrutten nach denen Oesterreichi=
schen
Niederlanden für des Printzen Lud=
wig
von Würtemberg Regiment zu fuß
gegangen.

Düsseldorf 2. Julii.

Wie man spricht / so wird das lager /
welches gegen Cöln über jenseit Rheins zwi=
schen
denen flecken Deutz und Mülheim von
Kaiserl. und anderen Reichs=völkern zu
stehen kommen solle / bis 14000. mann
ausmachen. Wie man sonst vernimmet /
so solle das schloß zu Trarbach vor einigen
tagen gesprenget worden seyn.

Cöln 4. Julii.

Das Kaiserl. Kürassier=Regiment von
Portugal und das Regiment von Ligne
zu fuß seynd aus denen Oesterreichischen
Niederlanden in hiesigen quartieren ange=
langet
/ und seynd heut 600 / mann vom
letzteren an dieser stadt vorbey passiret /
um zur Kaiserl. Armee zu marschiren.
Drey Regimenter Münsterische haben auch
befehl / sich marsch=fertig zu machen.
Bey dem heut 8. tage gemeldten brand
zu Euskirchen seynd 4. Christen und ein
Jud / so 102. jahr alt worden / mit im
feuer verzehret.

Hamburg 4. Julii.

Aus Persien seynd nachrichten einge=
lauffen
/ daß die Persianer die stadt Ba=

[6]

bylon oder Bagdad noch nicht eroberet
hätten / da vielmehr der Türkische Geras=
kier
gelegenheit gefunden hätte / in die 2.
haupt castelle selbiger stadt / eine ansehn=
liche
mannschaft zu werfen. Doch von
dem ungegründeten gerüchte / als ob zwi=
schen
denen Türken und Persiern der frie=
de
bereits so gut als geschlossen wäre / wird
nichts gehalten / da vielmehr alle aus sel=
bigen
gränzen eingezogene kundschaften
versicheren / daß die pforte aus dem gan=
tzen
Türkischen Reiche / alles was nur
waffen tragen kan / versammelte / und
ihre Armee schon wiederum dergestalt ver=
stärket
hätte / daß nechstens von einem
abermals vorgefallenen haupt=treffen zu
hören seyn dörfte.

Breßlau 8. Julii.

Nachdeme nunmehro Seine Röm. Kai=
serl
. Königl. Cathol. Majestät / zu dem
algemeinen Fürsten=tag=schluß in dem
Hertzogtum ober=und nieder=Schlesien
vor jetzt lauffenden 1734. militar -jahr
die Landes=Fürstliche Postulata anzufo=
deren
geruhet; als hat sich den 5. dieses
vor=mittags (Tit.) Herr Johann An=
ton
Schafgotsch genannt; des Heil. =
mischen
Reichs Graf und Semper -frey /
von und auf Kynast / ꝛc. Ritter des gol=
denen
Vlieses / der Röm. Kaiserl. Majestät
würklich=geheimer Raht / Cammerer und
Königl. ober=amts= Director im Hertzog=
tum
ober=und nieder=Schlesien / wie
auch beyder Fürstentümern Schweydnitz
und Jauer Landes=hauptmann / ꝛc. als
substituirter Præses quo ad Diætalia mit
dem sammentlichen Kaiserl. und Königl.
ober=amts= Collegio in gala nach hiesigem
Raht=haus / alwo die Fürsten=tags= sessio-
nes
gehalten werden / erhoben / und von
dannen aus die gewöhnliche deputation
zu abholung deren Kaiserl. und Königl.
Fürsten=tags=Commissarien / als nem=
lich
nach dem (Tit.) Fürsten und Hrn.
Heinrich Hertzogen zu Münsterberg und
Frankenstein in Schlesien; des Heil. =
mischen
Reichs Fürsten von Auersperg /
der Römisch Kaiserl. und Königl. Maje=

stät würklicher Cammerer ꝛc. abgegangen;
weilen aber Jhre Kaiserl und Königl. Ma=
jestät
mit ernenneten Fürsten allergnä=
digst
dispensiret / so ist (Tit.) Herr An=
ton
Christoph des Heil. Röm. Reichs
Graf von Proskau / der Röm. Kaiserl und
Königl. Majestät würkl. geheimer Raht
und Cammerer / wie auch bey dero =
nigl
. Cammer in ober=und nieder Schle=
sien
würklicher Præsident, ꝛc. Kaiserlicher
Commissarius / mit (Tit Herrn Jo=
seph
Wilhelm / des Heiligen Römischen
Reichs Graf von Nostiz und Rheineck /
Jhro Röm. Kaiserl. Majestät Camme=
rern
und Königl. ober=amts=Raht im
Hertzogtum oder=und nieder=Schlesien / ꝛc.
in der versammelung deren Herren Für=
sten
und Ständen erschienen / und sodann
erwehnter Fürsten=tags=schluß mit folgen=
den
Postulatis publiciret worden / und
bewilligen die Herren Fürsten und Stände:

Ad postulatum

1.) pro toto quanto Militari fl. 1533333 20
Dann eine anticipation von 800000

2.) Pro Camerali seu ad Liber. .30000

3.) Pro Re Fortificatoria - - 10000

4.) Die reichung deren servitzien für die
Guarnisonen zu Groß=Glogau und
Jablunka.

5. Die richtige fortstellungen deren mili-
tarischen
quartals=raitungen.

6.) Die bereitschafts=haltung deren Pohlni=
schen
Gräntz= commissions -liefert=gel=
dern
/ verwilliget.

7.) Aber / das für die Königl. appella-
tions
-Cammer ob dem Prager=Schloß
verlangte jährliche adjutum, depreciret.

Gleichwie vor eröfnung derer Postula-
torum
von erwehntem Herrn Joseph Wil=
helm
Grafen von Nostiz / als dritten
Commissario / ein wolgefaster vortrag ge=
machet
; also ist auch selbiger nach öffent=
lichen
abgelesenen Postulaten, durch dero
Fürsten und Stände General=landes=
bestelten
(Tit.) Hrn. Franz Bernhard
von Schellenberg / zierlich beantwortet
worden. Tages darauf / als den 6. die=

[7]

ses / ist (Tit.) Herr Anton Christoph Graf
von Proskau ꝛc. als nunmehriger würkl.
Cammer= Præsident im Hertzogtum ober=
und nieder=Schlesien / und erster Fürsten=
tags
=Commissarius / wie auch Landes=äl=
tister
deren Fürstentümern Oppeln und
Rattibor / dem Cammer= Dicasterio præ-
sentiret
und einstalliret worden.



Wien 17. Julii 1734.

MJttwoch / den 14. Julii / haben sich
Jhre Kaiserl. Königl. Catholische
Majestät / unser allergnädigster Herr / in
dem au=hofer=amt mit Hirschen=pürschen
unterhalten / und dabey für heuer den
ersten geschlagenen Hirschen geschossen.

Donnerstag / den 15. Julii / hielten
vor=mittag allerhöchst gedacht Jhre Kai=
serl
. Königl. Catholische Majestät gehei=
men
Raht / in welchem (Tit.) Hrn. Wen=
tzel
Adrian Graf von Eakevoirt ꝛc. / und
(Tit.) Hr. Otto Ferdinand Felix Graf
von Hochenfeld / Jhrer Majestät der ver=
wittibten
Röm. Kaiserin Amaliæ Wil-
helminæ
Guarde -Hauptmann / ꝛc. als
würkliche Kaiserl. geheime Rähte die ei=
des
=pflicht abgeleget / und beede Jhre
Excellentzen den besitz dieser hohen würde
genommen haben. Abends ertheilete der
Allerhöchste Monarch allergnädigste Au=
dientzen
.

Dito seynd vor=mittag bey der alhie=
sigen
uralt=und welt=berühmten Universi-
sät
unter Adm. Rev. & Clariss. Patre
Antonio Erber, è Soc. JEsu, AA. LL.
Phil. & SS. Theol. Doctore, ejusdemque
in tertia lectione Professore ordinario,
Inclytæ Facultatis Philosophicæ p. t. De-
cano
spectabili, ac designato Pro - Can-
cellario
, durch R. P. Ludovicum Debiel,
è Soc. JEsu AA. LL. & Phil. Doctorem,
ejusdemque Professorem emeritum, nec
non p. t. Seniorem & Consistorialem, 45.
Herren studiosi (deren nahmen in zukünf=
tigem
Diario sollen specificiret werden)
zu Baccalaureos Philosophiæ unter trom=
peten
=und paucken=schall mit denen ge=
wöhnlichen
ceremonien gemacht worden.

Freitag / den 16 Julii / hielte der Al=
lerhöchste
Monarch vor=mittag abermalen
geheimen Raht; nach=mittag aber haben
Seine Majestät in dem Prater aberma=
len
einen geschlagenen Hirschen gefället.

Da zu end verwichener wochen ein trans-
port
des alhier in werbung begriffen gewe=
senen
neuen Molkischen Jnfanterie=Regi=
ments
nacher Belgrad abgeschiffet / und
zufolge dessen völligen standes auch dessen
werbung aufgehoben / und bereits vor de=
ren
abschiffung 6. tagen kein mann mehr
angenommen / sondern zu denen damals
noch ohne trommel Lands=Ständischen
werbung geschicket; so ist dann sonntags
darauf nach=mittag in und vor der stadt
erwehnte Lands=Ständische werbung of=
fentlich
mit dem trommel=spiel angefan=
gen
worden / und werden mit ziemlichem
zugang braver leuten fortgesetzet.

Die sonst einige jahren her zu dem alhie=
sigen
Pfingst=markt auf der Donau her=
auf
=werks anlangende grosse Türkische be=
segelte
schiffe haben wegen widrigen gewit=
ters
nicht zu rechter zeit alhier ankommen
können / sondern seynd erst den 12. dieses
zwey deren selben bey alhiesiger Schlag=
brucken
angelanget / um die mitgebrachte
Türkische waaren hieselbst zu verschleissen.


Lista deren Verstorbenen zu Wien in
und vor der Stadt.

Den 12. Julii.

Jn der Stadt. Niemand.

Vor der Stadt.

  • Mathias Ströbl / Lack. / bey dem goldenen Fässel zu
    Mätzleinstorf / alt 48. J.
  • Theresia Pechingerin / im Kranken=haus / alt 24. J.
  • Cath. N. / zu St. Marx / alt 20. J.

Den 13. Julii.

Jn der Stadt.

  • Dem Wohl=Edel=gebornen Hrn. Gregori Wilhelm v.
    Kirchner / der Röm. Kaiserl. Majestät Ober=Hun=
    garischen
    Cammer=und Commercien=Raht / wie auch
    Ministerial - Banco - Deputations =Buch=haltern / s.
    Frau Ehe= Consortin , Anna Christina geborne von
    Granna / in seinem haus auf der Hohen=brucken /
    alt 87. J.
  • Dem (Tit.) Hrn. Joh. Bernhard Jsenflamm / Kai=
    serl
    . Hof=Kriegs=Rahts Agenten / s. Fr. Ehe= Consor-
    tin
    Anna Maria geborne Remersin, im Schweitzhar=
    dis
    . h. am Peters=freyt=hof / alt 41. J.
  • Caspar Harnisch / Weis / in Burger=spital / alt 6. J.
[8]

Vor der Stadt.

  • Der Wohl=Ehrw. P. Hilarius a S. Susanna, Ord. Cler.
    Piar. Schol. und Rector bey Maria Treu in der Jo=
    seph
    =stadt / alda / alt 44. J.
  • Wolf Kam / Fleisch=hacker=Knecht / bey denen 3. blauen
    Kugeln auf der Laim=gruben / alt 32. J.
  • Dem Anton Schneider / Tüchel=ma⟨chern⟩ / s. W. Anna /
    bey denen sieben Schwaben am Neubau / alt 39. J.
  • Joh. Bitlweiß / Leinweber / bey dem goldenen Harnisch
    am Neubau / alt 61. J.
  • Martin Egel / Lack. / im Hasis. h. in der Leopold=stadt /
    alt 35. J.
  • Wilhelm Haselmann / bey denen FF. Misericordiæ , alt
    24. Jahr.
  • Dem Joh. Georg Beck / Lehen=Kutschern / s. W. The=
    resia
    / bey dem schwarzen Thor in der Rossau / alt
    40. Jahr.
  • Georg Müller / Hüner=krammer / bey der goldenen
    Wein=trauben in der Ungar=gassen / alt 70. J.
  • Wilhelm Rath / alt 50. J. und Anna Schlechterin /
    alt 47. J. ; beede im Kranken=haus

Den 14. Julii.

Jn der Stadt.

  • Die Hoch=und Wol=geborne Frau / Frau Dorothe de
    Aquirre, verwittibten Gräfin von Maffot / im Ritteris.
    h. in der Wipplinger=stassen. / alt 66. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Franz AndreHohbotn/ gew. Kaiserl. Trabanten /
    s. W. Kunigunda / bey der Holder=stauden am Spital=
    berg
    / alt 85. J.
  • Dem Bartlme Rellota / Geigern / s. K. Joh. / im schwar=
    zen
    Rössel ober dem Neustift / alt 10. J.
  • Dem Georg Satter / Heyducken / s. K. Elis. / Möcklin /
    welche vorgestern in die Donau gefallen / und im Hof=
    Riemeris / h. in der Leopold stadt darauf gestorben / alda
    vom Kaiserl. Stadt=Gericht beschauet worden / alt 4.
    Jahr.
  • Georg Weixbraun / Schullerer / bey denen 3. Pomeran=
    tzen
    / am Neustift / alt 59. J.
  • Dem Erhard Baumann / Tagw. / s. K. Jos. , / im Schmid=
    linis
    . h. zu Gumpendorf / alt 1. J.
  • Dem Franz Jer⟨vaan⟩ / Tagw. / s. W. Elis. / im Kram=
    meris
    . h. zu Erdberg / alt 32. J.
  • Dem Georg Hutomann / Tagw. / s. K. Cath. / bey dem
    Winkleisen ober dem Neustift / alt 6. viertel J.

NB . Bey Herrn Johann Jgnaz Heyinger /
Universitäts=Buchdruckern / in der Römer=
straß
/ in seinem gewölb / ist zu haben:

Der gebahnte Himmels=weg / oder weisse
unterhalt=und feste entschliesfüngen der in die=
sem
irrdischen jammer=thal mit sich selbst re=
dend
=nach der himmlischen paradeis eine sehn=
liche
begierde tragend=ja nach solchem instän=
dig
seuftzenden Christlichen seele; welche diesel=
be
ganz sicher dahin führen / und ihr / zur
eröfnung der pforte / die schlüssel reichen; al=
len
und jeden zur erlangung der ewigen glük=
seligkeit
auf sehr vieles hohes begehren / aus
dem Frantzösischen in das Teutsche übersetzet.
Jn 8vo . 1734 gebunden um 24. kr. / unge=
bunden
um 17. kr.

Item: Himnnlische wohnung / worinnen al=
lerhand
ausserlesene / sowol auf jede hohe fest=
täge
/ als auch zur ehre aller lieben Heiligen
GOttes gereichende geist=und trost=reiche ge=
better
: samt schönen morgen=und abends=
beicht
= communion - gebettern / mit was ge=
bührender
andacht dem heil meß=opfer beyzu=
wohnen
, wobey auch verschiedene herrliche /
und kräftige litaneyen / officia, und andere zur
vollkommenheit der seelen dienliche erinnerung=
und betrachtungen verfasset seynd; durch wel=
che
ein jegliche GOtt=liebendes hertz / als in
einer Himmlischen wohnung noch auf erden
verparadeiset leben kan. Jn 4to . mit schönen
kupfer=stichen / in lesbarem druck; ungebun=
dener
das exemplar um 2. fl.


NB . Jn des Herrn Lehmanns Buch laden
an der Kaiserl. Burg dem Ball haus über ist zu
haben: Observations - puncten / welche von
Jhro Excellentz. Grafen Ludwig von Kheven=
hüller
/ Kaiserl General=Feld=Marschall=
Leutenanten / Commendanten der Festung
Essegg ꝛc. bey deme ihme von Dero Kaiserl.
Majestät allergnädigst anvertrauten Drago=
ner
=Regiment vorgeschrieben. Worinnen
gantz klärlich gezeiget wird / was ein jeder von
Dragoner an Caracter -mässig / vermög Kai=
serl
Kriegs=articulen und kriegs gebräuchen /
nach schuldigkeit und gehorsam zu verrichten
habe. Nebst dem exercitio zu pferd und zu
fuß so wol über ein gantzes Regiment / als auch
über eine Compagnie oder kleinen Trupp ins
besondere in 3. theil in 4. 1734. Das exem-
plar
kostet auf schreib=papier 2. fl. / auf druck=
papier
aber 1. fl 42. kr. seynd auch gebunden
exemplarien verhanden.


NB. Ou trouve à vendre chez le Sieur
Briffaut Libraire.

Le Royaume de Naples dans toute son éten-
due
, carte originale & curieuse nouvel-
lement
dressée sur les Memoires les plus nou-
veaux
& de diverses relations les plus recen-
tes
, accomodée à ce qui fait le Theatre de
la Guerra au jour d'hui dans ce Royaume,
l'on voit la route des troupes de part &
d'autre donné au jour par Briffaut, Librai-
re
, 1734. à 2. fl. , illuminè à 2. fl. 18. cr. , en
Satin à 4. fl. 9. cr.


NB . Bey dem verleger dieses Wienerischen
Diarii ist in commission zu haben:

Mappa, in qua Armisonum Martis Thea-
trum
ad Rhenum & Mosellam Geographica
stilo exacta Delineatur. das stuck per 14. kr. /
auf leinwad aufgezogen 24. kr. / auf taffet 1. fl.

[9]

Aus Schweden.

Von dem zu Stockholm gegenwärtig fort
wehrenden Reichs=tage des Königreichs
Schweden seynd folgende umstände
bekannt worden:

DEn 25sten May ward derselbe durch einen
Waffen=Herold unter trompeten und pau=
cken
=schall / an allen öffentlichen orten publici=
ret
. Nachdeme die Deputirten des Adels ihre
Vollmachten übergeben / und die gewöhnlichen
billets dargegen empfangen / wurde die wahl ei=
nes
Marschalls auf den 28. May fest gesetzet. Be=
vor
man zu dieser wahl schritte / begehrete der Obri=
ste
/ Dideron daß ein Memorial möchte gelesen
werden / welches der General Fuchs / dem Adel
überreichet / und welches durch diesen bey dem
letzten Reichs=tage approbiret worden / vermöge
dessen kein Senator zum Marschall solte können
erwehlet werden. Wie dieses geschehen / sam=
melte
man die Stimmen / und der Graf von =
wenhaupt
bekame den Marschall=stab durch 331.
Stimmen gegen 318. so der Präsident Ockerhielm /
hatte / daß also das vertrauten des Adels nur
unter diesen beeden personen getheilet ware; im=
massen
einige andere nur sehr wenige Stimmen
hatten. Der Vatter des Grafen von Löwen=
haupt
hat in denen diensten Jhrer Königl. Maj. in
Pohlen Augusti II . glorwürdigsten andenkens /
gestanden / er ist meistentheils in Sachsen erzo=
gen
worden / seine Frau Mutter ware eine Grä=
fin
von Königsmark / und er selbst vermählte sich
mit der Schwester des Grafen von Cronhielm /
Capitain=Leutenant der Schweitzer=Garde Sr.
Majestät. Der Präsident Ackerhielm / welcher nebst
ihm die meisten Stimmen gehabt / ware jetzo der
erste / der ihme gratulirte / und ihn versicherte /
daß / wann er den Marschall=stab davon getra=
gen
/ er seine Bey=hülf würde verlanget haben.
Hierauf liesse der Graf von Löwenhaupt dem =
nig
alsbald seine Wahl wissen / und sich erkun=
digen
/ wann es Sr. Maj. gefällig wäre / ihn zur
Audienz zu lassen / welches noch an selbigem ta=
ge
abends um 5. uhr geschahe.

Den 29sten May erhoben sich alle 4 Stände
nach Hofe / Jhrer Majestäten / den König und die
Königin zu complimentiren; der Graf von =
wenhaupt
führete die 40. Deputirte des Adels /
die Deputirte der Geistlichkeit aber der Ertz=bischof
von Upsal / die Bürger der Bürgermeister zu Stock=
holm
/ und Bauern ihr Dallmayn / oder ihr
Sprecher.

Den 31. und nachdeme die Stände sich unter=
einander
selbst complimentiret / verlase man unter=
schiedene
Acten / so die verfassung des Regiments
anbetreffend.

Den 1. Jun. ward damit fortgefahren. Se. Maj.
aber schikte 2. Cammer=Herren an jeden von denen
4. Ständen / um sie einzuladen, daß sie sich mor=
gen
in der Kirche einfinden / und darauf Dero pro-
position
anhören möchten. Ein Waffen=Herold
verkündigte auf denen öffentlichen plätzen / unter
trompeten=und paucken=schall / daß morgen / als
den 2. Jun. die feyerl. procession des Königs und de=
ren
Stände nach der Haupt Kirche erfolgen würde.

Diese fienge sich den 2ten Juni frühe morgens
um 8. uhr in folgender ordnung an:

1.) Kamen die 4. Stände des Reichs / nemlich
der Adel / die Geistlichkeit / die Bürger und die
Bauren / den Adel führete der Marschall / und die
an deren Stände ihre Oratores.

2.) Der Hof=Marschall mit denen Königl Cam=
mer
=Herren / und anderen Bedienten des Königl.
Hauses.

3.) Die Senatores des Reichs / in ihren Cere=
monien
=kleidern / in kutschen / mit 2. pferden be=
spannet
/ und hatten den Ober=Hof=Marschall /
Grafen de la Gardie , voran.

4.) Der Ober=Stall / und der Ober=Jägermei=
ster
des Hofes / zu Fusse.

J. Der König / in seinem Königl. Ornat / die
Krone auf dem Haupt / und den Scepter in der
hand / in einer von 8. perden gezogenen Kutsche /
zu beeden seiten waren Königl. Trabanten / und
hinter den wagen folgeten die Officiers von denen
Königl Garden.

6. Die Königl. Hof=statt zu fuß / in ihrer
Staats=liberey / welche den zug beschlosse.

Nach verrichtetem GOttes=dienste kehrete man
in eben der ordnung zurük nach dem grossen saal
auf dem schloß: alwo / nachdeme ein jeder den ihm
angewiesenen platz genommen / und der König sich
gut seinen ihren gesetzet / der Graf von Horn / im
Namen Sr. Maj. die Stände anredete / und die
Königl. proposition verlesen liesse. Hierauf nahe=
ten
sich die Häupter von jedem Stande / und danke=
ten
Sr. Majest. wegen der vätterlichen vorsorge für
die wolfahrt des vatterlandes; womit die gantze
ceremonie zu ende gienge.

Den 4. Junii fienge der Adel an / die 24 perso=
nen
zu erwehlen / welche den geheimen Ausschuß
erwehlen sollen. Bey dieser gelegenheit setzte es ei=
nige
weitläufigkeiten. Dann einige bestunden
darauf / daß man in der bishero diesfalls herge=
brachten
art und gewohnheit eine änderung treffen
solte; man ward auch durch die meisten Stimmen
einig / daß / da man sonst nur eine person von jeder
bank erwehlet / deren 51. seynd / um die 24. perso=
nen
zu wehlen / gegenwärtig 3. von jeder bank er=
nennet
werden möchten / welche loosen solten / wer
aus ihnen die wahl deren 24. personen / welche den

[10]

geheimen Ausschuß wehlen / mit verrichten
solte.

Den 5. Junii fruhe gegen 11 uhr / hatte man die
24. Glieder / so den engeren Ausschuß denomini-
ren
solten / gewehlet / und sie musten sich alsbald in
ein besonderes zimmer begeben / wo sie bis abends
im 10. uhr verblieben / und dem Reichs=Land=Mar=
schall
die Liste deren gewehlten personen / jedoch ver=
siegelt
/ überreichten. Weilen sich auch der Adel vor=
behalten
hatte / dem geheimen Ausschusse eine neue
Jnstruction zu geben / so vergliche man sich / die Li=
ste
deren erwehlten personen nicht eher zu eröfnen /
bis man solche Jnstruction entworfen / und aufge=
setzet
/ woran man dann den 7. Junii den gantzen
tag arbeitete. Den 8. Junii brachte man den gan=
tzen
vormittag damit zu / bevor man besagte Jn=
struction
auf das reine brachte / und nachdeme man
sie der Geistlichkeit und denen Bürgern zugeschicket /
welche die andere helfte des geheimen Ausschusses
ausmachen / eröfnete man die Liste derer / welche
von seiten des Adels zu dieser commité gewehlet
worden. Die Geistlichkeit und die Bürger haben
gleichfals die ihrigen aus ihrem mittel gewehlet.

Das verzeichniß deren Gliedern der geheimen
commité ist dieses. Grafen: der Admiral / Wacht=
meister
/ der Präsident Fersen / der Ober=aufseher
derer Königl. gebäuden / Tessin / der Ober=Hof =
germeister
Spens / der Obriste Fröhlich / der Finantz=
Raht Piper. Barons: der Präsident Ockerhielm /
der Ober=Statthalter zu Stockholm / Tornpflicht /
der Hof=Marschall Düben / der General Cronstedt /
der General Silberhielm / die General=Majors
Dürring / Adlerfeld, Löwen / der Obriste Creutz / der
Major Stiernstedt. Vom Adel: der Admiral Feiff /
der Obriste Dideron / der Obriste Sinclair / die Ob=
rist
=Leutenants Trole / Falckengreen / Mühl / Wran=
gel
/ Lagercrantz / der Contre=Admiral von Gerten /
der Rittmeister Ockerhielm / der Major Schön=
strohm
/ der Capitain Hamilton / in vollmacht ei=
nes
anderen; von Dracke / Unter=Gouverneur von
Stockholm / der Vice=Präsident Silberschiold / der
Cantzler von dem Königl. Hof=Gerichte Cederbielke /
der Königl. Cantzley=Raht Celsing / der Kriegs=
Commissarius von Seih / die Gouverneurs Ehren=
crona
/ Palmfeld / Reuterholm / der Hof=Raht Eh=
renpreis
/ die Finanz -Rähte / Lindercreutz und
Wulfenstierna / der Commercien=Raht von Törne /
der Königl. Raht bey der Revisions=Cammer La=
gerstolpe
/ der Cammer=Herr Broman / der Berg=
Raht Bergenstierna / die Assessores Lilienstierna /
Benzelstierna / die Land=Richter Hammerberg /
Watrang / der Secretarius Lindenstedt / Christian
Berneckau. Ausser diesen seynd auch noch 25. von
der Geistlichkeit / und 25. aus der Bürgerschaft / al=
so
/ daß diese commité aus 100. personen bestehet.
Die geheime Deputation hingegen ist: Grafen /
von Wasaborg / welcher seine vollmacht dem Obri=
sten
Sparr / gegeben / der Cammer=Herr Bonde /

Sohn des Senatoris. Barons: der Obrist=Leute=
nant
Coyet / der Caporal Hoghausen. Vom Adel:
Klinckenstrohm / General=Adjutant / der Obriste
Odelstidym / der Obrist=Leutenant Legonstolpe / der
Obrist=Leutenant Gethe / der Hof=Raht Ehren=
stamm
/ der Assessor Wallenstierna / die Land=
Richter Gyllencreuz und Rotlieb.


MANIFEST, so Jhre Majestät der
König in Pohlen AUGUSTUS III . durch Dero
im Lager vor Dantzig befindliche Ministern an
dortige Burgerschaft einige tage noch vor der
Capitulation bekannt machen lassen.

ES ist zu verwunderen / daß die Bürgerschaft der
stadt Danzig nach so vielen bereits erlittenen
trangsalen dannoch nicht in sich gehet / und ihre
wohlfahrt behertziget.

Man schreibet solches nicht so sehr der / ihr von
zeit zu zeit gemachten hofnungs eines baldigen und
hinlänglichen succurses / als welche nunmehro ver=
schwindet
/ sondern vielmehr ihr künstlich und arg=
listig
beygebrachten forcht und einbildung zu / ob
wäre man auf den völligen ruin und untergang der
stadt Dantzig bedacht.

Die / von dem Russis. General=Feld=Marschall /
des Hrn. Grafens von Münnich Excell. an den Ma=
gistrat
der stadt Dantzig nach und nach abgelassene
verschiedene antwort=schreiben / nicht minder die
zuschriften Jhrer Excell. des Hrn. Woywodens von
Culm / und des Hrn. Confœderation -Marschall /
besagen zwar klärlich das gegentheil.

Man hat aber ursache zu glauben / daß der inhalt
dieser auf der stadt eigenes beste abzielende briefe der
Bürgerschaft / von denen jenigen / welche ihr vat=
terland
für fremdes geld verkauffet / unverantwort=
licher
weise / verborgen worden.

Damit aber mehr=erwehnte Bürgerschaft wissen
möge / wessen sie sich eigentlich zu versehen habe;

So wird derselben hierdurch bekannt gemachet /
und ihrer eigenen wahl und Willkühr lediglich an=
heim
gestellet; ob sie den schmeichlenden liebkosun=
gen
und ungegründeten versprechungen ihrer fal=
schen
freunde / und wahrhaften feinde / die sie in ih=
rem
schoose heget / und von welchen sie zu ihrem ver=
derb
von einer zeit zur anderen aufgezogen wird /
annoch ferner gehör geben / und durch zu erwarten=
de
eifrige fortsetzung der belagerung / bey nunmeh=
ro
angekommener Russis. flotte und darauf befind=
lichen
zahlreichen Artillerie / ihren untergang und
unersetzlichen schaden beförderen / oder aber ihres
heils und wohlseyns eingedenk seyn / und durch
schleunigst zu bewerkstelligende Submission und er=
kennung
ihres rechtmässig=und gekrönten Königs
und Herrn / Herrn Augusti III . Majest. / sich selbst
aus denen fallstricken / in welchen sie sich verwickelt
befindet / endl einmal zu retten und heraus zu reissen
den schluß fassen will / in welchem letzteren fall und

[11]

wann solches unverzüglich geschiehet / dieselbe von
jetzt=allerhöchst gedachter Jhrer Königl. Majest. in
Pohlen und Churfürstl. Durchl. zu Sachsen versi=
cheret
seyn an / daß sie bey allen ihren privilegien /
freyheiten und gerechtigkeiten / sowol in geist=als
weltlichen sachen / aufrecht wird erhalten werden.
Signat. haupt=quartier vor Dantzig 10 Jun. 1734.

NB . Wiewol sich die stadt durch capitulation
ergeben / hat man gleichwol für nöhtig er=
achtet
/ die fortsetzung des Diarii hier beyzufü=
gen
/ damit das Publicum wisse / was die
täge vorhero daselbst passiret ist.

Fortsetzung des Diarii aus dem Lager vor
Dantzig.

Den 19. Jun. Der diesen morgen alhier gewe=
sene
tambour aus dem Frantzösischen lager kom=
met
gegen abend wieder mit einem schreiben des
Brigadier de la Motte , worinnen dieser Seiner
Durchl. notificiret; daß er an den General=Feld=
Marschallen Grafen von Münnich geschrieben / und
um einen paßport für 2. Officiers angesuchet / wel=
che
er nach der stadt hinein schicken wollen / im=
massen
er gesonnen seye sich in traktaten einzulas=
sen
: er habe aufgehöret / auf unsere leute feuren
zu lassen / und hoffe dannenhero / Se. Durchl. wür=
den
ein gleich es anbefehlen; wie er dann auch bit=
te
/ die ansegelende Russische flotte dahin zu vermö=
gen
/ daß selbige ebenfalls mit hostilitäten anstün=
de
/ weilen er auf dem Point stehe / in tractaten zu
tretten. Der General=Major von Stutterheim
lässet Sr. Durchl. aus der trenschee vor der Mün=
de
berichten / daß / als ungefehr 30. mann mit ge=
wehr
aus der Münde herausgekommen / und bey
denen darvor befindlichen häusern arbeiten wol=
len
/ der daselbst stehende Officier auch feuer auf sie
geben lassen / wovon man etliche fallen sehen / sel=
bige
nach gleichfalls gegebenem feuer sich alsofort
nach der festung retiriret hätten / und dagegen ein
Officier mit einem tambour heraus gekommen =
re
/ welcher sich beschweret hätte / daß man feuere /
da doch stillstande wäre / ꝛc. worauf aber der Ge=
neral
=Major ihme in antwort sagen lassen: daß
ihme von einem stillstande nichts bewußt / und über
dieses / wann stillstand wäre / sich nicht gebühre /
mit gewehr heraus zu kommen / und neue arbeit
anzufangen / inzwischen wolle er dieses Sr. Durchl.
berichten / ꝛc. Welche ihme dann dargegen den
befehl ertheilten / daß / wann man aus der festung
nicht schiessen würde / er gleichfalls damit inne hal=
ten
/ übrigens aber die angefangene und vorseyen=
de
arbeit fortgesetzet werden solle. Der General=
Feld=Marschall communiciret Sr. Durchl. durch
ein schreiben den von dem Brigadier de la Motte
erhaltenen brief. Gegen mitternacht wurde in
denen trenscheen gegen die stadt allarm / und höre=
te
man viele salven aus kleinem gewehr / und laut
eingezogenen Nachrichten / haben die feinde auf die

Russen einen ausfall gethan / seynd aber / da zu=
malen
selbige vorhero davon kundschaft gehabt /
und sich dahero in gute bereitschaft gesetzet / mit
heftigem feuer empfangen / und mit schaden zuruck
getrieben worden. Der Frantzösische tambour
wurde gegen morgen mit einem brief wieder zu=
ruck
geschicket / des inhalts; daß Se. Durchl. von
dem General=Feld=Marschallen noch keine nachricht
wegen des stillstandes erhalten. Kurz hierauf
aber liesse von jetzt=besagtem General=Feld=Mar=
schallen
ein schreiben ein: daß er nach gehaltener
berahtschlagung mit denen bey sich habenden Ge=
neralen
für gut befunden / sowol den verlangten
paßport / als auch den stillstand deren waffen mit
denen Franzosen und der Weichsel=Münde auf 3.
mal 24. stunden / nemlich von 6. uhr abends den
19. hujus bis dahin den 22. dieses / zu accordi-
ren
; jedoch mit der condition, daß solcher still=
stand
die stadt nicht angehen / und in denen bee=
derseitigen
werden mit der arbeit fortgefahren wer=
den
könne. Jnzwischen wurde diese nacht die li=
nie
linker hand bis an die häuser des Ballast Kru=
ges
vollführet / und aldort eine redoute gema=
chet
/ rechter hand aber die parallele vollends zu
stande zu bringen angefangen / und die commu-
nication
zurück bis an die Sandhügeln auf 260.
schritt fortgesetzet. Der General=Major Klingen=
berg
und Obrister von Schönbeck kommen in die
trenschen vor der Münde / der Obrist=Leutenant
= = =aber in die bey All=Gottes=Engel / und der
Obriste von Unruhe hat alda die aufsicht. Die
Russische Flotte hat sich wieder der hiesigen Rhede
genäheret. Von denen Frantzosen und aus der
Münde kommen 2. überläuffer herüber.

Den 20. Junii. Aus dem Frantzösischen lager
kommet der tambour abermals wieder mit einem
schreiben des Brigadiers de La Motte , an Seine
Durchl. des inhalts; daß / nachdeme der Gene=
ral
=Feld / Marschall einen Waffen=stillstande auf
3. mal 24. stunden accordiret / Se. Durchl. bin=
nen
solcher zeit von Sächsischer seiten ebenfalls die
feindseligkeiten einhalten lassen möchten / ꝛc. Es
kommet abermals ein überläuffer aus der stadt /
und 2. aus dem Frantzösischen lager an. Seine
Durchl. reiten nach=mittag nach denen trenscheen
hinaus / besehen die darinnen gefertigte arbeit /
und disponiren das übrige. Der General=Ma=
jor
von Grosse / und der Obriste von Unruh / kom=
men
in die trenscheen vor der Münde / und der
Obriste von Schönbeck hat die aufsicht in denen
bey All Gottes=Engel. Die Artillerie arbeitet an
eben=machung des platzes zur batterie. Jn der
redoute - - - hand werden die linien erhöhet /
und fuß=bänke daran gemachet / auch traversen
angeleget. An der brüstung der grossen linie wer=
den
100. schritt lang mit faschinen ausgeschlagen.
Den 21 Junii. Aus der Münde kommen drey

[12]

Schwedische Officiers herüber / welche vorgeben /
daß sie vor 14. tagen dahin, gekommen / aber keine
dienste nehmen wollen / und solche dahero bey uns
suchten; sie hätten sich bis anhero in dem dabey
befindlichen wirts=hause aufgehalten. Es kommet
ferner ein Leutenant / so in würklichen diensten ge=
standen
/ und bringet einige briefe mit / so an die
in Dantzig befindliche vornehme Pohlen gerichtet.
Se Durchl. bgeben sich / nach=mittags hinaus an
den strand / und in unsere trenscheen / und reco-
gnosci
ren
die gegen bis vollends nach der fe=
stung
. Der Obriste von denen Frantzosen / nebst
1. Obrist=Leutenanten und einigen anderen Offi=
cieren
/ kommen über das Fahr=wasser herüber /
um Sr. Durchl. ihre complimenten zu machen /
die übrige Frantzösischen Officiers / und samment=
liche
mannschaft postirten sich jenseits am strand /
und salutirten Se. Durchl. / als solche dis seits am
strande weg=reiten. Der Brigadier de la Motte
lässet sich entschuldigen / weilen er sich etwas un=
päßlich
befindet; gibet aber anbey Sr. Durchl.
durch ein schreiben zu vernehmen / daß / weil die
nach der stadt geschikt=gewesene 2. Officiers wie=
der
zuruk gekommen / er morgen frühe sowol an den
General=Feld=Marschallen Grafen von Münnich /
als an Se. Durchl. einige Officiers abschicken wol=
le
/ welche von denen conditionen informiret
seyn solten / auf die er sich in tractaten einlassen
wolle / ꝛc. Jn die trenscheen bey der Münde kom=
met
der General=Major von Polen⟨n⟩ und der Obri=
ste
von Schönbeck. Das haus welches linker
hand occupiret wurden / wird bis auf den unte=
ren
stock angetragen und zu einer caponniere zu=
gerichtet
; die darum gelegte redoute an brust=
wehren
verstärket / imgleichen die banquetter und
nöhtige traversen gefertiget / die redoute inwen=
dig
planiret / und auswendig mit Spanischen reu=
tern
besetzet: die communication mit bemelde=
ter
redoute erweitert / und die brüstung und ban=
quetter
mit faschinen bekleidet. Die batterie zu 8.
stücken wird mit ihrer brüstung und epualements
bis auf ein weniges zu stande gebracht. Richter
Hand wird eine neue redoute zu defendirung der
redoute und des crochets des ganz neu angeleget
und verfertiget / und endlich an erhöhung und
erweiterung der communication von dem re-
trenchement
, gegen der parallele zu / fortgese=
tzet
. Jn denen trenscheen bey All=Gottes=Engel
wird abgelöset / und kommet der Obrist=Leutenant
= = =von denen Russen in selbige.

Der 22. Junii. Von denen Frantzösischen trup=
pen
kommen 3. Officiers / nemlich der Obrist=Leu=
tenant
Terri, der Granadier Capitain de la Lu-
zerne
, und der Capitain Cornier herüber / wer=
den
auf ordre Sr. Durchl. von dem Obrist=Leute=
nant
von Pflug am strande angenommen / und
anhero begleitet / auch alsofort bey Se. Durchl.

zur audientz gelassen. Nachdeme diese vorbey /
conferirten Seine Durchl. mit dem Grafen von
Sulkowsky / dem Generalen von Bosen und dem
Cabinets=Minister und geheimen Raht von =
lau
/ imgleichen dem geheimen Kriegs=Raht Simo-
nis
, über deren anbringen / und liessen hierauf den
Russischen Generalen en Chef von Lascy zu sich
invitiren / welche sich auch gleich nach der tafel
einfanden / und nach gehaltener unterredung mit
Sr Durchl. / dem Grafen von Sulkowsky und
dem Generalen Bosen / nach dem See=strande
ritten / alwo sie beederseits sich unweit der Weich=
sel
Münde übersetzen liessen / und zu dem Gene=
ral
=Feld=Marschall / Grafen den Münnich / nach
Heubuden begaben. Daselbst befanden sich eben=
falls
einige von dem Brigadier de la Motte da=
hen
geschikte Officiers / und wurde mit selbigen
die capitulation geschlossen / und unterzeichnet;
kraft welcher denen Französischen truppen folgen=
de
puncta accordiret worden.

1.) Die continuation des Waffen=stillstan=
des
auf 2. tage.

2.) Die unterbleibung aller feindseligkeiten wi=
der
die Münde und Wester=schantze / bis die
Frantzösischen Kranken heraus geschaffet.

3) Die Frantzosen sollen Compagnie -weise
mit klingendem spiel und fliegenden fahnen ein=
geschiffet
werden / auf denen schiffen aber ihr ge=
wehr
/ damit es verwahret werden könne / abge=
ben
/ und solches bey der ausschiffung wieder er=
ha⟨l⟩ten
.

4.) Der garde marine , und darzu gehörigen
personen / wird gleichfalls der abzug verstattet.

5.) Desgleichen denen 15. Französischen Ca=
noniers
/ und

6. Dem bey denen truppen befindlichen Com-
missarius
, und dem Ordonateur .

7) Sämmentliche truppen werden von denen
Russischen schiffen in einen Balthischen See=ha=
fen
gebracht / worüber man mit denen Admira a=
len
übereins=ommen wird / damit sie von dar
ferner auf schiffen von dem Frantzösischen geschwa=
der
oder Kauf=fahrern nach Frankreich über=
schiffet
werden können.

8.) Die vivres werden ihnen gratis geliefert.

9. Für die verwundete und kranke / so nicht
mit fortgeschaffet werden können / will man alle
mögliche sorgfalt tragen.

10.) Die Französischen truppen sollen in dem
ihnen angewiesenen orte zusammen gehalten wer=
den
/ und keine Russische oder Sächsische deser-
teurs
unter ihnen leiden / die Aliirten aber sich
nicht mit ihnen meliren / noch jemand von ihnen
debauschiren / als zu welchem ende jedem theil
erlaubet ist / seine wacht auszustellen.

Künftig folget die continuation.

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