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Wienerisches DIARIUM

Nr. 56, 14. Juli 1734

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[1]

Aus Jtalien.

Neapel 22. Junii.

MJttwochs vor mittag kamen die 8.
Französis. galeren von Pozuolo al=
hier
an und wiewol der Groß Prior
von Orleans alhier geblieben / so seynd doch
selbe nacher Puzuolo zuruck gekehret. Don=
nerstags
kame eine von dem Fürsten von Sil-
la
aus Calabrien abgefertigte selucke alhier
an / welche die Nachricht brachte / daß nach=
deme
der Commandant des dasigen Ca=
stells
bey seinem abzug alle mobilien / wie
auch die stücke mit sich fort=führen wollen /
er 100. dann / um ihme solches zu ver=
wehren
/ bewafnen lassen müssen; der Com-
mandant
des castels habe solches dem Com-
mandant
en
von Messina berichtet / und hier=
über
wäre die Neapolitanische haupt=ga=
lere
mit 60. granatieren erschienen / sobald
sie aber vor Sella gerucket / habe man 2.
Spanische Kriegs=schiffe von dem vor=ge=
bürge
von Melazzo gegen dem Faro von
Messina zu segelten gesehen / dahero die ga=
lere
denenselben zu entgehen zu Niccoterra
sich geankeret / alda aber hätten die bau=
ren
viele ruder=knechte ertödtet / die gra=
natierer
hingegen hätten sich in einem haus
verbollwerket / und vernihmet man seit de=
me
durch einen anderen expressen, daß sie
sich als krieges=gefangene an dem Gene=
ralen
dasiger provintz / Fürsten von Ro-
zella
, ergeben / wordurch dann in gantz
Calabrien kein Teutscher mehr / ausge=
nommen
zu Cortona in dem castell / wie
wol auch dieses schon von denen bauren ein=
geschlossen
ist / befindet. Es marschiren

noch immerhin truppen nacher Capua ab /
und hat der Commandant des dasigen ca=
stells
/ nachdeme man dessen übergab von
ihme abgeforderet / darüber vorhero einen
currier nacher Wien abschicken zu dörfen
anverlanget / und in 20. tagen die antwort
versprochen. Auch zu Gaetta hat man die
übergab dieser festung von dem Comman-
dan
ten
anbegehret / weilen aber solcher
nicht eingestimmet / als ist bereits eine bat=
terie
aufgeworfen / auch 8. mörser darvor
gepflantzet worden / womit man dann heu=
te
nachts den anfang zum angrif gemacht
haben wird. Von Lecce hat ein expresser
die nachricht gebracht / daß sich das ca=
stel
von Gallipoli, welches die bauren ein=
geschlossen
gehalten / ergeben / und 76.
Teutsche / so zur besatzung darinnen gewe=
sen
/ dem Vicario dasiger provintz / Duca
d'Alessano d'Arragona , als krieges=ge=
fangene
unterworfen. Taranto und Otran-
to
habe ein gleiches gethan / und ist nun
nichts als Brinisi noch übrig / alwo der
Commandant auf die abforderung / so
durch 2. Spanische Krieges=schiffe gesche=
hen
/ geantwortet / daß er sich wehren
wolle / dahero gleich 6. galeren von hier
dahin abzugehen befehliget worden / wel=
che
zugleich die streitereyen deren Zeugern /
die bereits einige Pugliesische fahr=zeuge
weg=genommen / zu hemmen dienen sollen.

Livorno 25. Junii.

Es seynd die Genuesische soldaten von
Finale weg=geschicket worden / und haben
die miß=vergnügte Finaliner selbst die da=
sige
thöre und das castell innen / alwo sie

[2]

auch den Gubernator samt seiner familie
sehr wol bewahren. Von Tunis seynd al=
hier
3. Engeländische schiffe / 2. beladen /
eines aber leer angekommen / und hat die=
ses
letztere von darumen nichts mitgebracht /
weilen es zu gedachtem Tunis kein getrei=
de
/ als womit es handelt / wegen alda
selbst daran noch obschwebender nohtdurft
bekommen können / sondern auf die neue
ernde zu warten verschoben worden. Mit
einem anderen Engländischen schif / so in
6. tagen von Gibraltar angekommen / hat
man / daß die Salesianer bishero 5. Enge=
ländische
kaufardey=schiffe weg=genommen /
2. aber hätte ein Engeländisches krieges=
schif
von ihnen wieder zuruck eroberet / und
seye mit solchem samt 3. anderen seinigen
bey=schiffen in dem hafen alda eingeloffen /
nachdeme es die Salesinische schiffe verja=
get
/ und 2. deren an den stand zu lauffen
gezwungen / davon sie aber den Comman-
dan
ten
derenselben / nebst 2. anderen perso=
nen
/ so sich in das wasser gestürtzet auf=
gefangen
/ die anderen darauf waren alle
ertrunken / die 2. schiffe aber haben die
Engeländer auf erwehntem strand verbren=
net
. Zu Tunis ist ein kriegs=schif mit 50.
stucken / als ein geschankniß von dem Groß=
Sultan für dem dasigen Bey, angelanget.

Modena 25. Junii.

Nachdeme sich der Herr Feld=Marschall
Graf von Mercy einige Lage zu S. Martino
d'Este aufgehalten / gienge er den 22sten
nacher Reggio ab / und als er mit dem al=
dasigen
Teutschen Commandanten sich be=
redet
/ verfügte er sich / unter begleitung
von 40. Kürassier / weiters nacher Bersel-
lo
, um seine bagage bis zu der Armee / wel=
che
noch immer unweit Parma gelageret
ist / zu begleiten.

Rom 26. Junii.

Der Fürst von S. Croce hat von Jhrer
Heiligkeit als ein Römischer Fürst eine kost=
bare
reich mit gold gestikte pferd=decke zur
künftigen reuterey bey übergebung des Zel=
ters
zur geschankniß bekommen / so ist auch
Se. Exell. eingekommen / daß man auf

denen gassen / wordurch der einzug gehen
wird / wegen denen pferden sand streuen
solte. Samstags kamen 2. curriers / einer
von Parma an den Agenten des Infanten
Don Carlos , Grafen Porta, der andere
von Madrid an dem Monsign. Ratto na=
cher
Neapel gehend / alhier an; dieser letzte=
re
brachte / daß der dritt=gebohrene Infant
von Spanien / Bischof von Toledo ge=
worden
. Sonntags erhielte gedachter
Monsig. abermalen einen currier von Ma=
drid
/ worüber er alsobald bey Jhrer Hei=
ligkeit
Audientz begehrete / und sodann de=
nen
Spanischen anhängeren zettulen aus=
schriebe
/ welches eben besagte vergebung
des Bischoftums Toledo betroffen zu ha=
ben
vermutet wird. Es seynd der Fürst
von Triggiano, gewester Castellan von
Barri, und der Graf von Althann / bee=
de
Spanische krieges=gefangene mit erhal=
tener
Erlaubniß / und auf gegebenes wort
sich wiederum zu stellen / von Neapel hie=
her
gekommen; der erstere wohnet bey dem
Cardinalen Giudice, der andere bey dem
Monsign. Ertz=Bischoffen von Barri, als
seinem Hrn. brudern; eine gleiche erlaubniß
haben viele andere Teutsche Officier auf
ihr gegebenes wort erhalten. Jhre Hei=
ligkeit
haben sonntags / als am fest der Al=
lerheiligsten
Dreyfaltigkeit / in erwünsch=
ter
gesundheit dem GOttes=dienst in der
Quirinal - kapelle / worbey der Cardinal
Guadagni das Hoch=Amt gehalten / ab=
gewartet
. Donnerstags wurde das Fron=
leichnams
=fest mit der gewöhnlichen gros=
sen
procession in dem Vatican begangen:
Jhre Heiligkeit aber wohneten dieser feyer=
lichkeit
nicht persönlich bey / sondern der
Cardinal Cämmerling truge das Hochwür=
digste
. Der Abbate Bilantini , welcher
mit Päpstl. erlaubniß in dem gebürge von
Ascoli graben lasset / hat eine mine von
feinestem alabaster gefunden / und die mu=
ster
davon dem Monsig. Schatz=meister /
damit er sie Jhrer Heiligkeit zeigen solte /
überbracht. Auch der Abbate Fabroni
hat von der Päpstl. Cammer 3000. scudi

[3]

empfangen / um in dem gebürge von Tol-
fa
weiter fortzugraben / und hat solcher
nicht allein Crystall / sondern auch bereits
einige dianmanten / smaragden / und rubi=
nen
/ wie auch bley / kupfer / stahel / eisen /
und gefärbten alabaster entdecket.

Aus Savoyen 29. Junii.

Von Turin meldet man / daß der alda
verstorbene Marschall von Villars durch
sein nur wenig tag vor dessen tod auf=
gerichtetes
testament seiner Gemahlin
100000. Livres / dem Hospital zu Turin
34000. Livres / sodann seinen sämtlichen
haus=bedienten 12000. Livres / alles am
jährlichen einkommen / verordnet hätte.
Der Marquis von Villars sein Herr Sohn
läge so krank darnieder / daß man an sei=
nem
aufkommen zweifelete.

Meiland 30. Junii.

Den 23. abends gienge der König von
Sardinien aus dem lager ausserhalb dieser
stadt vorbey nacher Turin ab / seinen weg
über Novarra nehmend / die ursach dessen
hat man noch nicht erfahren können.

Mantua 30. Junii.

Es gehen von hier immerhin allerley
vorrahts=wägen zu der Kaiserlichen Ar=
mee
/ welche noch stäts vortheilhaftig bey
Parma und zu Monte - Chiarugolo sich be=
festiget
/ ab. Der Printz von Würtemberg
hat 8000. mann gegen dem Oglio abgeschi=
cket
/ um denen Frantzosen daselbsten eine
diversion zu machen / diese aber seynd in
2. colonen gegen Parma angerucket / hat
ben 3. über die massen wol bestelte schan=
tzen
/ und ihre trenscheen gehen bis nacher
Parma; die Teutschen seynd auch in 2.
colonen getheilet / davon eine gegen die
fläche / die andere gegen das Parmesani=
sche
gebürge gerichtet ist.

Aus Savoyen 2. Julii.

Der König von Sardinien ist auf erhal=
tenen
bericht / daß seine Gemahlin sehr
krank darnieder läge / per posta von der
Armee zu Turin zuruck gekommen.

Venedig 3. Julii.

Unsere neu=ausgerüstete krieges=schiffe

vom ersten rang / unsere liebe Frau des
Heils / und der Triumph genannt / wor=
auf
der neue Bailo unserer Republik an dem
Türkischen Hofe / Hr. Simon Contarini,
nacher Constantinopel / wie auch der neue
General - Proveditor zu meer / Herr Peter
Vendramin, nacher Levante abgehen sol=
len
/ werden mit ehestem nacher Corfù ab.
segelen / allermassen bereits beede Herren
urlaub genommen.

Rom 3. Julii.

Sonntags vor=mittags hielte die Teut=
sche
nation in der Kirche dell'Anima ihren
gewöhnlichen Fronleichnams=umgang sehr
prächtig / und truge der Monsig. Michael
Carl Graf von Althann / Ertz=Bischof von
Barri , das Hochwürdigste; darbey erschie=
nen
die Cardinälen S. Clemente, S. Agne-
se
, S. Matteo, Gotti, Bicchi, Firau,
Gentili, Guadagni, Riviera, Passeri, Al-
dovrandi
, Pieri, Altieri, Corsini, Mo-
sca
und Cienfuegos. Eben diesen sonn=
tag
vor=mittags ware auch der Frantzö=
sische
umgang aus der kirche von St. Lud=
wig
/ darbey erschienen der Cardinal Otho-
boni
, als Frantzösischer / und der Cardi=
nal
Belluga, als Spanischer / dann der Car=
dinal
Alexander Albani, als Sardinischer
Cron= Protector .

Montags / als am vor=abend des festes
deren HH. Aposteln Petri und Pauli er=
huben
sich Jhre Heiligkeit vor=mittags
mit dero gewöhnlichen prächtigen gantzen
geleitschaft von dem Quirinal in einer
senfte getragen / nach dem Vatican, nah=
men
daselbst das mittagmahl ein / und lies=
sen
sich sodann nach angezogenen Ponti -
fical - kleidern um 22. uhr in die Peters=
kirche
tragen / alwo sie an dem Altar / wor=
unter
die beede leiber deren besagten HH.
Apostel=Fürsten ligen / die Vesper anstim=
meten
/ welcher 23. Cardinälen / die gantze
Prælatur, und alle / so ansonsten dieser
feyerlichkeit beyzuwohnen haben / abwar=
teten
. Wehrender dieser Vesper versam=
melte
sich der zu dem ende besonders vor=
läuffig
eingeladene Adel bey Seiner Ex=

[4]

cellentz dem Fürsten Scipio Publicola san-
ta
Croce , ausserordentlichen Kaiserl. zur
überreichung des gewöhnlichen Zelters und
tributs für das Königreich Neapel ernann=
ten
Botschafters in dessen Pallast alla
Piazza de' Branchi , und nachdeme unter
andern auch der Fürst Philipp Corsini, un=
ter
begleitung der Schweitzerwacht / de=
ro
Haupt=mann er ist / auf einem präch=
tigen
Pferd reitend / mit vielem Adel da=
selbst
erschienen / setzte sich auch der Herr
Botschafter in reicher Gala -kleidung zu
pferde / und begabe sich also mit ungemein=
zahlreich
=und prächtiger begleitung / wie
sonst gewöhnlich / nach St. Peter / daselbst
sodann empfiengen Jhre Heiligkeit bey
dem weih=wasser=kessel / wie gebräuchig /
unter aufwartung des gesamten heiligen
Collegii und dero Ministeren den jährli=
chen
tribut für das erwehnte Königreich
Neapel mit allen denen ceremonien /
und gebräuchen / so andere jahre darbey
seynd beobachtet worden. Nach voll=
endung
dessen liessen sich Jhre Päpstl.
Heiligkeit in dem anleg saal auskleiden /
und verfügten sich sodann zuruck nach dem
Quirinal. Abends kehrte auch der Hr.
Bottschafter mit den Kaiserl. Minister
Seiner Eminentz dem Cardinalen Cienfue-
gos
zuruck in seinem pallast / daselbst sa=
he
man alles beleuchtet / und nebst einem
spring=brunnen von wein auch ein unge=
mein
schönes Theatrum gegen über denen
fenstern dieses pallasts auf dem platz auf=
gerichtet
/ auf demselben wurde sodann
eine Serenade mit 4. stimmen unter einer
überaus wol besetzten Instrumental -musik
offentlich abgesungen / und wehrend deme
in denen zimmern des pallastes durchge=
hends
kostbare erfrischungen ausgetheilet.
Alle diese erlustigung sodann den folgenden
abend wiederholet / und also diese feyer=
lichkeit
mit allgemeinen Beyfall beschlossen.
Erstbesagte 2. abende ware auch wegen
des festes deren HH. Aposteln Peteri /
und Pauli die gewöhnliche herrliche be=
leuchtigung
der kuppel von der Vatican -

kirche / wie auch die Girandola auf der
Engelsburg zu sehen. Dienstags so wol
vor als nachmittag wurde der gewöhnli=
che
feyerliche GOttes=dienst in St. Peter
von dem gesamten Heil. Collegio, so aus
23. Cardinalen bestunde / jedoch ohne
beyseyn Jhrer Heiligkeit begangen; und
sunge vor=mittag der Cardinal S. Agnese
das Hoch=Amt / nach=mittag der Mon-
sig
. Cervini Patriarch von Jerusalem die
Vesper.

Aus Niederland.

Brüssel 28. Junii.

Gestern frühe seynd die Kürassiers des
Regiments von Portugall / und die 4.
Escadrons des Regiments von Ligne von
hier nach der Armee am Rhein aufgebro=
chen
/ wohin das fuß=volk bereits vor 4.
tagen aus Luxemburg den marsch angetret=
ten
hat. Man versichert / daß das gan=
tze
Regiment von Würtemberg / so aus 2.
battaillons und 1. compagnie granadiers
bestehet / und demnach 1500. mann stark
ist / gleichfals dahin im anzuge begriffen
seye / so / daß das corpo, welches aus
diesen landen zur Armee gehet / nunmehro
5000. mann ausmachet.

Amsterdam 2. Junii.

Jn der Maas ware der Capit Perceveau
mit einem von denen Frantzosen in der Ost=
See genommenen Russischen fregatte / so
leck / und dannenhero zur ausbesserung in
den haften von Hellevoet gebracht worden;
imgleichen ein Frantzösisches transport - schif /
geführet von dem capitain Bongert / von
Dantzig kommend / angelanget; diese bee=
de
schiffe haben jedes 100. Russische matro=
sen
an bord / welche vor=erwehnte Fran=
tzösische
fregatte gefangen genommen; die
übrigen 150. mann wären auf die ande=
ren
Frantzösische schiffe vertheilet worden.
Unsere Ost=Jndische compagnie hat mit
denen letzteren schiffen aus Jndien die un=
angenehme
nachricht erhalten / daß zu Ba=
tavia
eine böse Krankheit grassirte / woran
in etlichen monaten einige 1000. / sowol
Europæer / als einheimische oder Sclaven

[5]

gestorben / wiewol dieses nur die häuser
des gemeinen volks / bevorab an der seite
des hafens betroffen / als woselbst gantze
strassen ausgestorben.

Haag 2. Julii.

Den 28. Junii abends zwischen 6. und
7. uhr ist der Printz von Oranien Nassau
nebst dero gemahlin alhier angekommen /
und den 29sten seynd Jhro Hoheit von sei=
ten
dieses Staats durch gewisse abgeordne=
te
bewillkommet worden. Das ceremo-
niel
, so bey der ankunft gedachter Prin=
tzessin
beobachtet wird / ist eben also ein=
gerichtet
/ wie es bey der Königin der Prin=
tzessin
Mutter gehalten worden / da die=
selbe
als kron=Printzessin von Groß Brit=
tannien
hierdurch nach Londen gegangen.
Die Printzessin wird sich ferner nach En=
geland
begeben / um hiernechst ihre 6. wo=
chen
alda zu halten; der Printz aber wird
nach der Armee am Rhein abreisen.

Aus Preussen.

Weichsel=Strohm 2. Julii.

Gestern hat die stadt Danzig würklich
capituliret / und morgen wird dieselbe von
Sächsischen und Russischen truppen ge=
meinschaftlich
besetzet werden. Die punc=
te
der getroffenen capitulation werden
bald zum vorschein kommen. Jndessen
ist dem kloster Oliva anderweit angedeu=
tet
worden / sich in verfassung zu setzen /
den König / Augustum, welcher nächstens
eintreffen wird / bequem zu logiren / und
prächtig bewirten zu können. Jm übrigen
hoffet schon jedermann in hiesiger gegen /
daß der innerhalb 5. wochen einfallende
Dantziger Dominic / oder grosser jahr=
markt
/ in selbiger stadt / um die gewöhn=
liche
zeit / vermöge der getroffenen capitu-
lation
, noch ausgeschrieben / und gehal=
ten
werden dörfte.

Aus Teutschland.

Regenspurg 28. Junii.

Des Hrn. Herzogs von Braunschweig=
Bevern Hochfürstl. Durchl. bedanken sich
gegen eine hohe Reichs=Versammelung in
einem an dieselbe erlassenen und bereits
dictirten schreiben in gar gnädigen terminis

für die deroselben conferirte 3te Reichs=
General=Feld Marschallen=Stelle / mit der
versicherung wie sie dieses in sie gesetzte ver=
trauen
jederzeit auf alle weise erkennen /
und sich möglichster massen angelegen seyn
lassen würden / zum dienst und zur wol=
fahrt
des wehrten Teutschen vatter=lands
alles / was in ihren kräften seye / mit un=
verletzlichem
einer beyzutragen. Desglei=
chen
stattet auch der Hr. Graf von der Mark
einem Hochlöbl. Reichs= Convent für die
ihme committirte Reichs=General Feld=
Zeug=meisters= Charge , mittelst eines aus
Manheim unter dem 22sten hujus erlasse=
nen
/ vorgestern dictirten schreibens / seine
gehorsamste dank=sagung ab.

Jnsprugg 4. Julii.

Nachdeme den 30. passato von dem zu
diensten Jhro Majestät unsers allergnä=
digsten
Kaisers neu=aufgerichten Grau=
bünderischen
Regiment von schönster mann=
schaft
der Stab alhier eingerucket / und der
überrest hier Lands die pässe zu verstärken
dem befehl nachgekommen / als ist die hie=
sige
exponirte land=militz nunmehro da=
von
abgezogen / und verwichenen 1. dieses
nach=mittags um 3. uhr mit ihren fahnen
und feld=musik hier wiederum eingetroffen /
und auf dem Kaiserl. Hof=renn=platz von
der commandirenden Herrn Hauptmann
zu all=anwesenden / wegen ihrer erzeigten
sonderheitlichen dexterität und erfahren=
heit
veranlasten verwunderung und ver=
gnügen
offentlich das völlige kriegs= exer-
citium
in feuer mit der selben vorgenom=
men
: auch darauf der fahn (Tit.) dero
Herren Obristen eingelifferet / und selbe
ad interim entlassen worden.

Aus Hungarn.

Ofen 7. Julii.

Verwichenen Samstag / als den 3. die
ses / seynd mehrmalen zu denen 2. löbl.
Regimentern Colmenero und jung Mercy
bey 800. neu=gewordene Recruten deren
brafesten jungen leuten zu wasser alhier
angelanget / worunter über 200. Fran=
zösische
ausreisser Teutscher nation sich

[6]

befunden / von denen einige dahier in be=
satzung
geblieben / und ehester tagen von
Essegg noch mehrere erwartet werden /
folgsam ohne denen schon hier ligenden
Kaiserl. soldaten / diese allein eine ba=
tallion
/ als eine compagnie Granadier /
und 5. compagnien Fusilierer ausmachen /
die übrige seynd Sonntags darauf weiter
zu ihren Regimentern abgeführet worden.

Markt Stampfen 9. Julii.

Jn der alhiesigen Gräflich=Palfischen
Herrschaft / und zwar in dem schloß Pal=
lenstein
/ alwo das Kaiserl. Obrist=Graf
Leopold Palfische neu=aufrichtende Hun=
garische
Infanterie - Regiment den haupt=
sammel
=platz hat / ligen bereits schon 1000.
mann beysammen / und weilen immittelst
dessen Obrist=Leutenant und Comman=
dant
/ Hrn. Adam von Andrasi, in erfah=
renheit
gebracht / daß des regierenden Hrn.
Herzogens von Lothringen Königl. Ho=
heit
auf Malatzka zum Hrn. Grafen Niclas
Palfy / um sich alda mit der jagd zu belu=
stigen
/ den 30. Junii hierdurch passiren
solten / so hat er alle anwesende Officieren
mit der mannschaft / um darmit / dem krie=
ges
/ gebrauch nach / paradiren zu können /
herab zu kommen befehliget; und da Sr.
Königl. Hoheit unverhoft / als Selbte
durchfahren wolten / immittelst vom erdeu=
ten
Regiment Obrist=Wacht meistern / Hrn.
Samuel Baron von Haller / hinterbracht
wurde / daß das Löbliche Regiment Jhro
Königl. Hoheit unterthänigst aufzuwarten
en parade stunde / haben hoch=Dieselbe
aus der kutsche auszusteigen / und das
Regiment in hohen augenschein zu nehmen
gnädigst beliebet: dann wegen der schönen
mannschaft / wie auch guter ordnung und
accuratesse derer Officieren gnädigstes wol=
gefallen
bezeiget / sodann aber Dero reise
nach erwehntem Malatzka fortgesetzet; und
nachdeme auf dem 8. Julii die fahne=wei=
hung
des mehr=gedachten Regiments be=
stimmet
ware / so ist sothane function an
selben tag / dem ur=alten militar -gebrauch
nach / in beyseyn vieler hohen Magnaten=

wie auch anderen Standes=personen / un=
ter
einer vocal - und intrumental - music
mit trompeten=und paucken=schall / dann
abfeuerung 12. stucken auf das prächtigste
begangen / und durch des (Tit.) Herrn
Grafen von Beziny, Bischöfl. Gnaden / ꝛc.
vollzogen worden / anjetzo aber stehet da=
von
in procinctu zum abmarsch eine bat=
taillon
/ nebst einer grenadier=compagnie.



Wien 14. Julii 1734.

SAmstag / den 10den Julii / hielte der
Allerhöchste Monarch vormittag ge=
heimen
Raht. Auch wurde bey Hof Jh=
rer
Majestät der Verwittibten Röm. Kai=
serin
Amalia Wilhelmina , die auch Dero
Durchl. Frauen Tochter / Ertz=Herzogin
zu Oesterreich / vermählten Chur=fürstin
zu Bayern Maria Amalia Namens=tag in
prächtigster Gala, und mit gewöhnlichen
glükwünschungen begangen.

Es haben Jhre Kaiserl. Majestät Dero
Obristen und Luogo - tenente in dem Castell
zu Messina, Herrn Baron von Cörrenberg /
in ansehung seiner durch etlich=und zwan=
zig
Jahr her sowol in denen Oe. Nieder=
landen
/ und dem Röm. Reich / als =
nigreich
Hungarn wider den Erb=feind /
und in Jtalien hiebevor zu feld ohnaus=
gesetzt
=geleisteten: und annoch in dem Ci-
tadell
zu Messina continuirenden treu=ei=
fertig
=und ersprießlichen kriegs=diensten /
bey allen occasionen bezeigten bravor,
und vernünftigen bescheidenheit / dabey
auch überkommenen zerschiedenen blessu-
ren
/ und in militaribus sich erworbenen
besonderen erfahrnuß das durch abster=
ben
des Herrn Prencipe di Cardenas in
erledigung gediehene commando der stadt
und festung Melazzo, in dem Königreich
Sicilien / allergnädigst verliehen.

Nicht weniger Dero General=Feld=
Wacht=meistere Herrn Grafen von Wal=
segg
/ Frey=herrn von Czunckenberg / und
Baron von Soukow in gleichmäßiger be=
hertzigung
deren Jhro / und Dero Durchl.
Ertz=Haus von denenselben in verschiede=

[7]

nen kriegen durch langwierige jahre her
ohnausgesetzt=geleisteten / und annoch fort=
setzenden
treu=eiferigen Feld=Kriegs dien=
sten
/ bey allen schlachten / belagerungen /
und anderen occasionen erwiesenen ta=
pferkeit
/ andurch in militaribus erworbe=
nen
besonderen erfahrenheit zu Dero Feld=
Marschall=Leutenanten; dann den Hrn.
Obristen Don Dyonisio d'Allmeyda , in
behertzigung deren langwierig=sowol in
Spanien / als Hungarn præstirten nutz=
ersprießlichen
Feld=kriegs=diensten / und
andurch sich erworbenen distinguirten me-
ri
ten
zu Dero General=Feld=Wacht=mei=
stern
allermildest ernennet / auch ein=wie
anderen die gewöhnliche Patenten bey De=
ro
Löbl. geheimen Hof=Kriegs=Cantzley
ausfertigen lassen.

Sonntag / den 11. Juli / ware sowol
vor / als nach 7 mittag der gewöhnliche
GOttes=dienst in der Kaiserl. Favorita-
kappellen

; auch ertheilten beede Regieren=
de
Kaiserl. Majestäten Allergnädigste an=
dientzen
. Vor=mittags wurde alhier die
letzte Corporis Christi procession mit gros=
ser
andacht bey denen WW. EE. PP .
Paulanern auf der Wieden begangen; die=
selbe
nahme ihren weg durch obgedachte
Kaiserl. Favorita, und wurde das erste
Evangelium in daselbstiger Hof=kapellen /
mit beywohnung allerhöchster Herrschaf=
ten
/ abgesungen / und sodann der segen
mit dem Hochwürdigsten Gut gegeben:
darauf die procession ihren gewöhnlichen
weg weiter / und sodann zuruck in die
Paulaner=kirche genommen.

Dito ist durch einen von dem Königlich=
Pohlnisch=und Chur=Sächsischen Hofe
anher geschikten Curier die nachricht ein=
gelanget
/ daß wegen der stadt Dantzig
die capitulation so weit zu stande gekom=
men
/ daß den 3. dieses denen Chur=Säch=
sischen
truppen das Olivier=thor eingeräu=
met
worden / wie sich dann auch die da=
rinnen
bisher befundene Pohlnische Mag-
naten
meistens auf discretion ergeben /
wovon die mehreren particularia in dem
beygehenden anhang folgen.

Montag / den 12. Julii / hielte aller=
höchst
=gedacht Seine Kaiserl. Königl
Catholische Majestät vor=mittag aberma=
len
geheimen Raht / und ertheilete abends
allergnädigste Audientzen.

Dienstag / den 13. Julii / ware aber=
malen
geheimer Raht. Dito haben bee=
de
regierende Kaiserliche Majestäten einer
hirschen=pürsch in der gegen Jntzerstorf
abgewartet.


Weilen einige veründerung in denn 40=stün=
digen
Gebett geschehen / als wird solche zur
information deren Andächtigen hier beyge=
füget
.

Den 13 14 15 Bey St. Marx.
Den 16 17 18 Bey denen PP. Paulanern
auf der Widen.
Den 19 20 21 Bey denen Salesianerinen
am Renn=Weg.
Den 22 23 24 Jn Jhrer Regierenden
serl. Majestät Hof=
len in der Favorita.
Den 25 26 27 Jn der Klagbaums=
chen.

Lista deren Verstorbenen zu Wien in
und vor der Stadt.

Den 10. Julii.

Jn der Stadt.

  • Der hochwürdig=in GOtt andächtig Wohl=Edel=ge=
    borne
    und hochgelehrte Herr / Herr Ferdinand des
    Kaiserl. Stifts deren Regulirten Lateranensischen
    Chor=Herren S. Augustini zu St. Dorothe Probst /
    der Röm. Kaiserl. Majestät Raht / und eine Löbl. Ni.
    Oe. Landschaft Ausschuß / alda / alt 64. J.
  • Der Wohl=Ehrw. P . Frantz Xaveri Vogl / Soc. JEsu,
    in Prof. haus / alt 55. J.
  • Der Ehew. Herr Joh. Michael Pihawitz / Weltl. Prie=
    ster
    / in Maurer=meisteris. h. in der Schuler=strassen /
    alt 75. J
  • Dem Martin Brückel / burgerl. Schneidern / s. K. Cath. /
    im Roß=ausleiheris. h. in der Römer=strassen / alt 6.
    viertel J.
  • Theresia Huberin / Wittwe / im kleinen Ram. hof im
    Rumpf=gässel / alt 26. J.

Vor der Stadt.

  • Die Hoch=und Wohl=geborne Fräule / Fräule Josepha
    Euphemia Valeri Trautson / des Heil. Röm. Reichs
    Gräfin zu Falkenstein / ꝛc. im Cichinis. Garten zu
    Herrnals / alt 54. J.
  • Dem Frantz Dietz / burgerl. Fleisch=hackern / s. Tochter
    Maria Anna / in seinem h. an der Wien / alt 16. J.
  • Dem Joh. Steininger / Tagw. / s. W. Eva / bey der
    Heil. Dreyfaltigkeit ober dem Neustift / alt 30. J.

Den 11. Juli.

Jn der Stadt.

  • Claudia Lembolayn / Wittwe / in Feischmannis. h. auf
    der Kärntner=pastey / alt 55. J.
[8]
  • Dem Peter Hansker / burgerl Schneidern / s K. Mar=
    tin
    / im Herbersteinis. d. auf der Hohen=brucken / alt
    5. und 1. halb J.

Vor der Stadt.

  • Dem Anton Knatz / Haus=knechten / s. W. Eva / bey
    denen 7. Schwaben am Neubau / alt 31. J.
  • Dem Johann Hölzel / Maurer=gesellen / s. K. Jos.
    bey dem goldenen Adler am Spitalberg / alt 2. J.
  • Michael Weisel / armer Mensch / im Harrachis. h. in
    der Alster=gassen / alt 22. J.

NB . Es wird zu wissen gemachet / daß in
dem Hoch=Reichs=Gräfl. (Tit) Jhrer Excell.
Hrn. Hrn. Maximilian Ulrich des H. R. Reichs
Grafen von Kaunitz und Rittberg / Erb=´Herr
deren Herrschaften Austerlitz / Hungarisch Brod /
Mährisch=Preuß / Groß=Orzechau / Banow /
Schuran Neu=Kaunitz / und Raro / Jhrer
Röm. Kaiserl. und Königl. Cathol. Majestät
würkl geheimer Raht / Cammerer und Königl
Lands=Hauptmann in dem Marggraftum
Mähren / ꝛc nunmehro neuen angelegten / und
mit allen kostbaren ausländischen Frantzösi=
schen
obst=bäumen / und edlen Jndianischen
gewächsen / besetzten grossen Lust garten zu
Austerlitz / 2. meilen von Brünn gelegen / den
16den Junii zu nachts 3. Cereus Indicus Ser-
pens
floriret; item dem 20. dito zu nachts 4. /
den 21 dito 2. / den 22. dito 3. / und den
2ten Julii zu nachts 2. / zusammen aber 14.
stuck floriret. Dieses wunder der natur zeiget
denen zuschauenden ein grosses vergnügen / so=
wol
von deren besitzern dieses kleinen neu=auf=
gerichteten
Indien / als auch vieler fremden
anwesenden hohen Herrschaften / auch von ho.
hen und niedrigen Hof=und Staats=bedienten.
Dann als nach der sonnen=untergang zeigte
sich diese wunder=blume zu ihrer stättigen er=
öfnung
mit ihren licht=grünen und auror-
farben
lang=schmalen blättern / in einer or=
dentlichen
ausgetheilten Circumferenz, inwen=
dig
nach ihren centro zu / erschienen licht=
gelbe
und folgsam schnee=weisse blätter / gleich
einer zungen hervor regend / die mit vielen
hundert kleinen subtilen langen haaren / gleich
einem bart vorstellend / ware / welche einen
solchen angenehmen geruch von sich düftete /
daß das ganze haus darmit angefüllet / und
denen hohen anwesenden / als auch niederen
standes / eine solche annehmlichkeit zugestossen /
daß jedermann sich ob selbten bewunderen müs=
sen
; diese florirung daurete die gantze nacht
hindurch / bis endlich die aurora das Himmels=
zelt
beleuchtete / und nach aufgang derselben
dieser schönen blumen den gänzlichen unter=
gang
andeutete / und so gleichsam in eine er=
⟨blasete⟩
rodten=blumeversetzetedieses Jndia-
nische
gewächs ist nebst nach vielen anderen

ausländischen / als Cereus Peruvianus magnus;
item, quadrangularis und triangularis, im=
gleichen
mit 4. stuck der edlen und kostbaren
Annanas, aus denen weit=berühmten kauf=
und Handels=Herrn Caspar Bosischen garten /
vor dem Grimischen thor zu Leipzig in Sach=
sen
gelegen; im 1726sten jahres durch den
verstorbenen Hrn Agathz Friederich Weh=
mann
/ damaligen kunst=gartnern / dahin auf
Austerlitz übersendet worden / und von ob=
gedacht
Tit. Jhrer Excellentz dem dermaligen
bestellten Hof=und Kunst=gärtner Nicolaus An=
dre
Fischern / auf das eifrigste anvertrauet
worden / von welchen er nunmehro von ob=
geregter
zeit an / in die verstrichene 8. jahr
h. r. / gemeldte 4. stuck Annanasen / derer darzu
angeordneten sonderen art neuen Sommer=treib=
häuseren
/ und vor andern aber / auf eine ganz
besondere manier darinnen auf das sorgfältig=
ste
cultiviret und vermehret worden das nun=
mehro
eine ansehnliche zahl deren bis 1265.
stuck deren schönsten Annanas -pflantzen / theils
grosser / mittel mässiger und kleiner art / wel=
che
in 6. sorten bestehen / sich befinden / unter
diesen nun seithero deren monaten Martii /
April und May / eine solche noch niemalen er=
hörte
menge früchten hiesigen Landes in ei=
nem
garten gesehen worden / deren mit würk=
lichen
bis 186 stuck deren schönsten und voll=
kommnesten
Annanas -früchte zum vorschein
〈…〉 mmen / deren annehmlichkeit und pracht
denen menschlichen augen fast ein kleines Me-
xico
in Indien / alwo sie von diesem ihrem ge=
burts
=ort herstammen / vorstellig machet; nebst
deme nun ist auch eine zahlreiche menge derer
Arabischen Cavée - und Indianischen Pysang-
bäume
im obbenannten garten sehens=würdig /
von welchen ersteren 40. stuck grosse sammt im
vollkomnesten und schönsten stand / theils mit
zeitigen / und theils mit grünen früchten sich
befinden / die Anzahl deren Cavée -bäume gros=
se
und kleine bis 154. stuck. Item, von Py-
sang
-baumen 42. stuck grosse und kleine sich
zeigen Sollen nun eine und andere liebha=
ber
sich finden / an welchen vorbenannten die=
sen
allen einiges belieben tragen / solche zu er=
kauffen
/ so wird auf hochgedacht Jhrer Ex=
cellenz
verwilligung / allen liebhaberen der
gärtnerey / solchemnach um einen civilen preis
von obgedachtem hof und kunst=gärtnern /
an welchen sich zu addressiren / aufrichtigst zu
verlassen seyn. Der preis aber jeder sorten
wird specialiter bey anfrag dessen communi-
ci
ret
werden; und ist sich dessentwegen in dem
Graf Kaunitzischen haus auf der Freyung /
bey dem haus=meister anzumelden.

[9]

Extract der über die in der Lombardie
zwischen der Kaiserl. und feindlichen Armeen vor=
gegangenen
Action eingeloffenen nachricht.

NAchdeme der in der Lombardie commandirende
Feld=Marschall Mercy / nach wieder erlang=
tem
gesicht / bey der Kaiserl. unweit Parma ge=
standenen
Armee eingetroffen / ist den 29sten pas-
sato
der feind in seinem vortheilhaften lager an=
gegriffen
/ und das werke mit solcher standhaftig=
und tapferkeit deren Kaiserl. truppen angefan=
gen
worden / daß man den feind sogleich
von 3. gräben und 3. casinen delogiret / auch
etwelchen stucken sich bemeisteret / und bis in
sein lager penetriret / wornach zwar der feind
unsere leute repoussiret / diese aber bey sotha=
nen
dreyen gräben und casinen unter einem ent=
setzlichen
feuer zweyer 40. bis 50. schritt davon
gewesten grossen steinern casinen / so der feind
mit etlich tausend mann besetzet gehat / feste ste=
hen
gebliben / und obschon gedachter Feld=Mar=
schall
gleich anfangs des angriffes durch zwey
schüsse ertödtet worden / und die Kaiserl. Cavallerie
nicht operiren können; so hat doch der besagtem
Feld=Marschallen in ordine nachgefolgte Feld=
Zeug=meister Printz Ludwig von Würtenberg obige
eroberte posten unter einem 10. stündigen unaus=
setzlichem
feuer so lang manuteniret bis man von
dannen den 30sten darauf zwey stunde vor tags /
nachdeme zuvor die blessirte / ausser einigen gar
zu gefährlich verwundeten Gemeinen / so in sicher=
heit
gebracht / alle=übriges auch zuruck gezogen
worden / sich mit der gantzen Armee in guter
ordnung / und ohne das der feind gegen die Ar-
riere
- Garde das mindeste sich zu unternehmen
getrauet / wieder nacher Monte Chirugolo zu
lageren für nöhtig erachtet / weilen eines theils
brod=mangel sonsten zu besorgen gewesen wäre /
theils auch von ihme feind die Communication
mit dem zu Reggio befindlichen Magazin hätte
gesperret werden können. Die todten und bles=
sirten
Kaiserl. seits zeiget beykommende Lista :

LISTA, deren jenigen Generalen / Officieren und
und Gemeinen / so Kaiserl. seits geblieben / und
blessiret worden. Todte:

Generalen: Feld=Marschall Mercy. Feld=Mar=
schal
=Leutenant Printz Culmbach. General=Feld=
Wacht=meister de Vins . Obriste 3. Obrist=Leu=
tenants
5. Obrist=Wacht=meister 2. Gemeine
beyläuffig bis 200 an blessirten gegen 3000.

Blessirte: Feld=Marschall=Leutenant d'Este.
Diesbach. General=Feld=Wachtmeister la Tour .
Fr. Graf Palfy. Obriste 4. Obrist=Leutenant 2.
Obrist Wacht=meister 2. Ubrige sammentliche
Officiers sowol an todt=als blessirten belauffen sich
auf 200.

Hingegen ist Frantzös. seits dergleich anfangs der
Action gefangene General=Leutenant Marquis
de l'Isle in unseren händen an seiner blessur
gestorben; und solle der seind vermög deren De-
serteurs
aussage über 600. Officiers / worunter
viele von distinction verloren haben; dessen ver=
lust
auch an todten und blessirten durchgehends
wo nicht grösser doch auch nicht geringer als der
Unserige seyn.


Continuatio Diarii aus dem Kaiserlichen
Haupt=quartier (Tit.) Jhrer Durchl. des Kai=
serl
. General=Leutenanten Printzen Eugenii von
Savoyen / ꝛc. zu Wiesenthal bey Philipps=
burg
von dem 26sten Junii bis den
3ten Julii / 1734.

DEn 26sten Junii ruckete die Kaiserl. Armee
in 10. colonnen von Gochsheim bis Bruch=
sal
/ worinnen das Haupt=quartier geschlagen /
von 10. Preussischen bataillons bedecket / der rech=
te
flügel bis Opstadt / und der linke gegen Hin=
desheim
und Helmheim gezogen wurde; . alda
man sich 2. tage um ein so andere veranstaltun=
gen
wegen des proviands / und anderen zum
weiteren marsch nöhtigen vorkehrungen aufzuhal=
ten
bemüssiget gewesen ist. Die alda vorgefun=
dene
viele Deserteurs bestättigten einhellig den
grossen verlust / den der feind vor Philippsburg
thut; differireten jedoch in deme / daß zwar al=
le
sagten / es wäre drey mal auf das Hornwerk
gestürmet worden / doch so / daß einige behaup=
teten
/ daß er nichts anders als den halben Mond /
andere aber / daß er auch einen theil der Bastion
zwar hätte / hinter welchem jedoch die besatzung
in einem abschnitt ebenfalls noch befindlich wäre;
unter anderen solle der Commandant in dem letz=
ten
sturm die schleussen zu rechter zeit geöfnet ha=
ben
und viele mannschaft andurch ertrunken seyn.

Den 27sten Junii / erhielte man die nachricht /
was massen der feind alle Bagage über den Rhein /
und ein grosses Detaschement zu pferde gegen
Worms und Frankenthal abgeschicket habe / oh=
ne
zu wissen / wohin weiters / oder auf was et=
wann
sonsten dessen absehen gehe.

Den 28sten langete das Sachsen=Weymarische
Kürassier=Regiment / zu gleicher zeit auch die
von Maintz zu land überbrachte schif=brucken /
nicht minder viele wägen mit krieges= Munition
in dem lager an: und diesen tag hörete man
sehr wenig bey Philippsburg schiessen / wo in
gegentheils die Desertion bey der feindlichen Ar=
mee
noch immerfür wehret.

Den 29sten hielten sich die belagerer mehr=
malen
ziemlich still / und ware von des feindes
unternehmung nichts wichtiges ausser deme zu

[10]

vernehmen / daß die herüber kommende Deser-
deuts
die forthinnige arbeit an der circumval-
lations
-linie bekräftigten mit dem beysatz / daß
viele stücke darauf gepflantzet wären / auch an
einen zweyten graben nebst vielen tief=und nahe
bey einander seyenden gruben gearbeitet wurde.

Den 30sten Junii / rukte das Seherische =
rassier
=Regiment ein; den folgenden tag darauf
aber / als

Den 1sten Julii die völlige Armee von Bruch=
sal
in die nähe des feindlichen Retrenschements
das Haupt=quartier ist zu Wiesenthal / einem
von dannen eine starke viertel stund entlegenem
dorf: der linke Flügel formiret sich von Neudorf /
und extendiret sich der rechte flügel theils bis
an den zwischen der ziegel=hütten gelegenen wald
und alda befindlichen Sau=graben theils gegen
Wiesenthal und die ebene zur rechten hand des
Waghäusels. Vermög der von einigen Deser-
teurs
geschehenen aussage / und wie man an=
sonsten
von ferne aus dem stand abnehmen kön=
nen
/ solle die nacher Worms detaschirt geweste
Cavallerie zuruk gezogen / nicht minder die jen=
seits
des Rheins aufwerts gestandene herüber
zu marschiren beorderet worden seyn. Diesen
tag wurde weder in noch aus der stadt gefeuret:
dem anderten tag / als

Den 2ten Julii um so mehrers. Des Hrn. Ge=
neral
=Leutenantens Hochfürstl. Durchl recogno-
sci
rten
diesen morgen ein und andere gegenden
des Retranschements / den nach=mittag rukte das
Kaiserl. Dähnische Auxiliar - Corpo in sehr schö=
nen
stand an leut und pferden / imgleichen eine
Kaiserl. Rumpfische und ein Hertzog Würten=
dergische
Battaillon / ein.

Haupt=Quartier Wiesenthal / 6. Julii.

DEn 30. Junii seynd weiter keine andere nach=
richten
eingeloffen / als wie die Deserteurs
ausgesaget / daß die Frantzosen (nachdeme eini=
ge
unsere truppen / um zu recognosciren / comman=
diret
worden / und ihnen sehr nahe gekommen
seynd) 3mal allarm gehabt / und ihre gantze Ar=
mee
3mal gegen ihre linien an / aber nicht heraus
marschiret ist: auch daß sich der Commandant in
der stadt ungemein defendire / also ein uner=
hörtes
lob bey dem feind selbsten habe: von der zu
dem sturm commandirten Frantzösischen man=schaft
wären öfters nur 30. bis 40. zuruck gekommen.

Den 1sten Julii ist unsere Armee von Bruch=
sal
aufgebrochen / und in schlacht=ordnung bis
nacher Neudorf marschiret / alwo das Haupt=
Quartier hätte seyn sollen; weilen aber die Fran=
tzosen
dieses dorf schon von geraumer zeit her
durch plünderung verwüstet / so daß sie kein fen=
ster
/ thür / ofen / hert / ganz gelassen / die kir=
chen
so gar ärger / als die beiden / ruiniret da=
rinnen
die Altäre / Predig=und Beicht=stühl / Or=
gel
/ und alle bänk zu denen kleinesten stückeln

zusammen geschlagen / auch alle brünn in diesem
dorf zugeworfen und verstopfet / auf daß kein
tropfen wasser alda zu haben wäre / mithin wir
daselbst nicht subsistiren kunten / seynd wir also
weiter bis nach dem dorf Wiesenthal marschiret /
alwo das Haupt=Quartier aufgeschlagen worden /
und nicht mehr als eine kleine viertel=stund von
denen Frantzösischen linien ist / welche wie auch die
stadt Philippsburg man sehr schön / mithin je=
den
stuck=schuß sowol aus der stadt heraus als
hinein / und von denen linken auf unsere leute gantz
deutlich sehen und ausnehmen kan. Bey unserer an=
kunft
allda haben die Frantzosen nur ein wenig mit
stücken auf die stadt geschossen / abends gar nicht;
hingegen den tag darauf / als

Den 2. Julii / schossen sie schon desto stärker / und
mit sehr schweren stucken / und stürmeten in aller
fruhe um 4. uhr auf die festung / wurden aber glük=
lich
zuruck geschlagen. Dito bekame man einen
Spion / welcher bey dem Duc de Richelieu Zucker=
bacher
/ und mit ihme zu Wien gewesen ist: er wird
aber morgen unfehlbar gehencket werden. Eodem
zwischen 10. und 11. uhr abends / nachdeme der
feind den gantzen nach=mittag unabläßlich ge=
schossen
/ hat er weiter gestürmet / ist aber wieder
abgetrieben worden.

Den 3. Julii seynd die Splenische Hussaren
eingerucket. Der Hr. General=Feld Zeug=meister /
Graf von Wallis / welcher die Stadt Maintz /
wofern die Franzosen solche an statt Philippsburg
berennet hätten / zu defendiren commandiret
worden / bekommen aldahin am Rhein eine kleine
Armee von etwann 20000. mann / bestehend aus
denen 6000. mann / welche zur daselbstigen be=
satzung
bestimmet waren / aus 2. Cavallerie - und
so viel Infanterie -Regimentern / welche alle aus
Niederland kommen / und aus etlich 1000. mann
Westphälischen und Münsterischen truppen auch
noch aus einiger Ober=rheinischen / und ande=
ren
Reichs=truppen / die darzu stossen werden.
Abgewichene nacht hat der feind so grausam auf
uns geschossen / daß die Hussaren / welche voran
gelagert waren / sich in etwas haben zuruck zie=
hen
müssen. Heute aber höret man nichts schies=
sen
; und will man uns versicheren / daß der feind
gegen uns eine Batterie schlage / um andurch uns
allhier delogiren zu machen. Dito ist dem
Reit=Knecht des Printzens Friederich von Wür=
tenberg
der fuß / da selber mit seinem Herrn re-
recognosci
ren
geritten / ab / das pferd aber gar
todt geschossen worden.

Den 4. Julii. Jhre Durchl. der Printz Euge=
nius
gehet samt dem Herzog von Würtemberg
alle tag 2mal recognosciren: dabey man dann
wahrgenommen / daß die obgemeldete Circum-
vallations
-linie des feindlichen lagers so vortheil=
haftig
gelegen / und versehen seynd / daß nebst de=
nen
in denen linien vorhandenen Redouten / wel=

[11]

che pasteyen gleichen / auch mit sehr vielen stücken
besetzet seynd / sich vor denenselben viele tieffe wie
brunnen gemachte / und schlagen=weis etwann
400. schritt weit gegen uns her / mo die Atta-
que
hätte seyn können / herum gesetzte gruben /
welche mit wafen zugedecket / auf daß unsere In=
fanterie
und Cavallerie in dem anmarsch darein
hätten fallen sollen / befinden. Heute anfangend
von 3. uhr in der fruhe hat man mehrmalen so=
wol
aus der als in die festung unabläßlich schies=
fen
/ und Bomben werfen / auch inzwischen mit
kleinem gewehr ungemein abfeuer gehöret. Auf
der ebene vor denen linien haben wir alle tag
gleichsam eine jagd zwischen unseren Hussaren
und denen Frantzosen / und ist ein rechter spaß sol=
ches
zu sehen / wie die Franzosen lauffen / wann
sie nur ein wenig sehen / daß die Hussaren auf sie
loß gehen; dahero lassen unsere Hussaren die Fran=
zosen
gantz nahe anrucken / hernach auf einmal
wie der wind jagen sie auf dieselbe loß / da
ist alsdann zu sehen / wie sie das fersen=geld ge=
ben
: sie heissen unsere Hussaren des Kaisers seine
teuffel / und können sie anbey gar nicht ausstehen.

Den 5ten endlich in der fruhe um 4. uhr ha=
ben
unsere Husaren 200. Frantzosen erhaschet /
welche sie ziemlich zusammen gehauen / einige
seynd ihnen durchgewischet / und 3. seynd ge=
fänglich
eingebracht worden. Mit schiessen hal=
tet
man sowol aus der als in die festung immer=
fort
sehr heftig an / auch wird die gantze nacht
hindurch nicht aufgehöret. Dito hat man mehr=
malen
einen Spion gefänglich eingebracht. Jh=
re
Durchl. der Printz ist heute wieder bis in das
Waghäusel recognosciren gewest / und gehet sol=
cher
samt dem Hertzog Alexander all=täglich 2.
mal aus. Bey unserer Armee werden 2. Batte=
rien
aufgerichtet / um die feindliche linie zu be=
schiessen


Aus dem Lager vor Dantzig / den
30. Junii.

DEn 28. mittags kamen aus der stadt von
wegen der darinnen befindlichen Pohlni=
schen
Magnaten der Obriste Barleben und der
Major Ridtberg in dem lager an / um dersel=
ben
Submission an Jhre Königliche Majestät
AUGUSTUM III . zu versicheren / weil diese Ab=
geschikte
aber nichts schriftliches bey sich ge=
habt
/ als hat man zuförderst dergleichen von
ihnen verlanget und sie also zurück gehen lassen.

Den 29. frühe noch vor tage hat sich des
Commendanten aus der stadt Adjutant der Ca=
pitain
Silinski mit einem brief an den Russi=
schen
Feld=Marschall Graf von Münnich ein=
gefunden
/ durch welchen jener berichtet / daß
die stadt die dem accordirten Armistice beyge=
fügte
condition, daß nemlich die arbeit in de=
nen
Trenscheen gegen die statt inzwischen fort=

gesetzet werden solte / ohne daß auf die arbeiter
geschossen werden dürfte / nicht eingehen wollen /
vielmehr ihm dem Commendanten diesfalls an=
deren
befehl ertheilet habe; bald darauf kam
auch von dem Magistrat ein schreiben / fast
gleichen inhalts und zugleich mit der nachricht /
daß wie der Frantzösische ehemalige Bottschaf=
der
Marquis de Monti ihm die anzeigte thun
lassen / der Stanislaus entwichen seyn solle /
weil nun dieses vor ein blosses figmentum ge=
halten
worden / hat man sogleich die stadt von
neuem zu canoniren und bombardiren angefan=
gen
/ den vor=gedachten Adjutanten aber in
arrest nehmen und schliessen lassen. Dem vor=
geben
nach solte der Stanislaus den 27. zur
nacht mit dem General=Major Steenflicht ent=
kommen
seyn / man glaubet aber / daß er sich
in der stadt verborgen halte / und künftig nach
beendigten gegenwärtigen troublen desto leich=
ter
zu echappiren / verhoffe.

Den 29. nach=mittags haben sich der Obriste
Barleben und Major Ridtberg wieder im lager
eingestellet / und von denen Pohlnischen Mag=
naten
verschiedene / so auch von dem Primaten
ein besonderes schreiben mitgebracht / vornem=
lich
aber eine Submissions -Acte, durch welche
sämtliche Pohlen / ausgenommen den Primaten
und Stanislaischen Confœderations -Mar Mar=
schall
/ welche nicht mit unterschrieben / AU -
GUSTUM III . vor ihren König und Herrn er=
kennen
und selbige eigenhändig vollzogen. Obi=
ge
Deputirte seynd bald darauf mit einer münd=
lichen
antwort / daß denen Herren Pohlen die
weitere resolution ertheilet werden solle / zu=
rück
gesendet worden.

Jnzwischen lauffet von dem Magistrat ein
anderweites schreiben ein / durch welches der
selbe über die wieder angefangene Hostilitäten
klaget / sich wegen des Stanislai flucht und
daran keinen theil zu haben entschuldiget / und
die Capitulations - Tractaten fortzusetzen / in=
zwischen
aber um einen vollkommenen maffen=
stillstand
bittet / worauf der Feld=Marschall
Graf Münnich schriftlich geantwortet / die ent=
weichung
des Stanislai / wann sie auch wahr
seyn solte / gereiche der stadt zu gröster verant=
wortung
/ da am 27. noch von ihren Deputirten
dessen extradition verlanget worden / die ent=
weichung
hätte auch ohne ihren vorbewust nicht
geschehen können / um sich aber diesfalls zu
justificiren / werde verlanget / alle fremde und
einheimische / so hiervon wissenschaft haben kön=
nen
/ was standes sie auch seyn mögen / sofort
in arrest zu bringen / im übrigen solche veran=
staltung
zu treffen / daß weder von denen Poh=
len
jemand noch der Marquis de Monti oder
des Stanislai bediente entkommen können / viel

[12]

mehr gu einstweiliger satisfaction ben Prima=
ten
/ Marquis de Monti und Woywoden Po=
niatowski
auszulieferen / der waffen=stillstand
aber könne nicht eher accordiret werden / als
man nicht vorher denen Sächsischen truppen
in thor eingeraumet.

Aus dem Lager vor Danzig 3. Julii.

Auf des Rußischen General=Feld=Marschalls
Grafens von Münnich / an dem Magistrat zu
Dantzig wegen Extradition des Primatis, des
Poniatowski und des Marquis de Monti am
30. Junii gethanes schriftliches begehren haben
die ersteren beeden sich des folgenden tages of-
feri
ret
/ in dem Russischen Haupt=quartier sich
zu sistiren / seynd auch darauf gegen mittag da=
selbst
angelanget, der Primas, welcher sich eines
bessern accuel vermutet / wurde sofort unter ei=
ner
Russischen Escorte nach St. Adelbert ge=
führet
/ um von dar des nachts weiter nach
Elbingen gebracht zu werden / dergleichen auch
mit Poniatowski geschehen solle / welcher den
1sten Julii mittags bey dem Herren Grafen von
Münnich gespeiset / wornach ihm inzwischen das
Nacht quartier in dem Jesuiter=Kloster zu
Schottland angewiesen worden, der Palatin
von Rußland / Fürst Czatorynski / welcher nebst
seiner Gemahlin bereits den 30. Junii abends
hier angelanget / logiret auch in nur gedachtem
Kloster und solle ebenfals / wie alle die übrigen
Pohlen / deren die meisten heute aus der stadt
heraus gekommen / und sich auf discretion er=
geben
; morgen als den 4ten hujus noch Elbin=
gen
transportiret / daselbst aber jeder dieser gefan=
genen
besondere verwahret und bewachet werden.

Der Marquis de Monti hat dem Hrn. Gra=
fen
von Münnich auf eine fast fiere art
zugeschrieben / daß blos er und seine do-
mestiquen
/ ohne jemanden anderen con-
current
, die jenigen wären / die dem Stanislao
zu seiner Retirade vorschub gethan hätten. End=
lich
hat die Stadt denselben heute bis vor das
thor geliefferet / woselbst ihn ein Russischen De=
taschment
in empfang genommen und nach Prust
geführet.

Den 1sten hujus haben sich abermals die De-
puti
rte
aus der Stadt im lager eingefunden / wel.
chen der Hr. Graf von Münich Jhrer Russischen
Majestät lntention und begehren / der Capitu-
lation
halber in gewissen Puncten eröfnet / sol=
che
ihnen auch schriftlich zustellen lassen. Der=
gleichen
von wegen Jhrer Königl Majestät von
Pohlen nicht minder geschehen / dabey auch von
läuffig der Stadt ihre vorige freyheiten / und wol=
hergebrachte
verfassung zu conserviren versiche=
ret
; der Punct der völligen Amnestie aber bis
zu Jhrer Königl. Majestät von Pohlen ankunft

ausgestellet worden. Alle in der Stadt befindli=
che
Frantzosen seynd zu kriegs=gefangenen ge=
machet
/ auch die Deserteurs und gefangene be=
reits
extradiret / und heute denen Sächsischen
truppen das Oliver=thor eingeräumet / im übri=
gen
der Stadt die beybehaltung ihrer eigenen
Garnison accordiret / ausserhalb derselben aber
solche anstalten gemachet worden / daß weil we=
gen
des Stanislai man noch nicht gewiß weiß /
ob er würklich echappiret / oder nicht vielmehr /
wie diesfalls die stärkste vermutung vorhanden /
in der Stadt in einen Kloster verborgen seye /
alles was ein und aus passiret / genau beobach=
tet
/ und examiniret werden könne / da inzwi=
schen
hinter die wahrheit zu kommen auf das
schärfeste inquiriret wird. So bald die Capi-
tulation
zu stande gebracht / wird die Stadt so=
gleich
eine Magistrats=person an Jhre Königl.
Majestät nach Dresden schicken / um von höchst
Deroselben den befehl zu vernehmen / wo selbige
die grosse Deputation, welche die Deprecation
und Submission machen solle / annehmen wollen /
welches wol auf hiesiger gränze geschegen dörfte /
weil Jhre Königl. Majestät in wenig tagen alda
bereits vermuthet werden.


Eichstädtisches fernerweites LOTTO - AVERTIS -
SEMENT, den 10den Junii 1734.

Aldiweilen sich bey dem letzt in offentlichen
zeitungen dem Publico bekannt=gemachten zie=
hungs
= termin die Eichstädtische Lotterie auf
den 5ten Julii nechsthin sich dermalen ge eus=
seret
/ daß die meisten respective Herren Col-
lectores
mit einsendung ihrer Loß=zettulen /
wegen gegenwärtiger Kriegs= troublen / unsi=
cherheit
und anderen ursachten / nicht einhalt=
ten
können und annebst noch mehrere ein=
lagen
bey vielen liebhabern ohnfehlbar an ver=
muten
stunden und ihre sentimens fast gleich=
lautend
dahin gehen / der ersten Clafs -ziehung
noch 1. 2. bis 3. monat zum prolongiren / und
anstand zu geben. Als hat eine hochlöblich=
hochfürstl
. Eichstädtische Rent=Kammer sich sol=
chem
=nach gemüssiget gesehen / obigem begeh=
ren
platz, zu geben als auch sonsten auf in=
ständiges
verlangen vieler liebhaberen / gedach=
ter
ersteren Clafs -ziehung bis den 13den Sep-
tembris
a. c. annoch hinaus zu setzen / und
diesfalls dem Publico dieser wegen / daß es bey
erst=gedachtem ziehungs= termin sein unver=
ändertes
und ohnfehlbares verbleiben hätte /
hiemit die zuverlässige Assicuration gegeben
haben wollen.



Wien, gedrukt bey Johann Peter v. Ghelen /
Kaiserl. Hof=Buchdruckern.

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