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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 55, 9. Juli 1732

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[1]

Aus Spanien.

Alicante 27. May.

AM Montag kame alhier an die
dritte Flotte Uberfahrt=Schif=
fe
von Cadix und Ceuta, un=
ter
Begleitung 2. Kriegs=Schiffe /
nachdeme die Schiffe von Ceuta her
frisch Volk dahin gebracht / hingegen
eine gleiche Anzahl dasiger Guarnison
eingenommen / um bey dem grossen
Zug gebraucht zu werden / als die da
in der Art / gegen die Mohren zu fech=
ten
/ weit besser bewandert als andere.
Eines dieser Uberfahrt=Schiffen von
Ceuta allein hatte über 500. Soldaten
und 9. Fässer Kugeln an Bord. Wir
haben jetzo über 100. Schiffe in unse=
rem
Hafen / und seynd noch eben sol=
cher
Zahl aus Barcellona gewärtig.
Jnzwischen ist hier alles gegen die Zu=
⟨s⟩ammenkunft
der Flotte bereit. Die
mit denen letzten Uberfahrt=Schiffen
überbrachte Soldaten wurden gestern
⟨a⟩n das Land gesetzt / jedoch zu denen
⟨ü⟩brigen in und bey dieser Stadt so in
⟨d⟩ie Quartiere verlegt / daß sie bey er=
⟨st⟩em
Befehl wiederum an Bord gehen
⟨k⟩önnen.

Barcellona 4. Junii.

Ungeachtet seither 8. Tagen viele
⟨m⟩it Volk / Stücken / Mörsern / und
⟨P⟩ulfer beladene Fahr=zeuge von hier
⟨n⟩ach Alicante abgesegelt / so wird doch

annoch an einer andern grossen Con-
voy
gearbeitet / welche die letztere seyn
solle / und im Anfang nechst=künftiger
Woche der Kriegs=Fotte nachfolgen
solle.

Mallaga 6. Junii.

Zwey und ein halb Millionen Stück
von Achten / so von Sevilien zu Land
alhier angekommen / seynd vor 2. Ta=
gen
mit einem Kriegs=Schif zu der Flot=
te
/ wovon ein Theil bereits nach der
Jnsul Ivica abgesegelt / nacher Alicante
abgeschicket worden.

Sevilien 7. Junii.

Man erwartet stündlich die Nach=
richt
alhier / daß unsere grosse Krieges=
Flotte
von Alicante wird abgesegelt
seyn: von Cadix ist der General Leu=
tenant
Marquis Mari alhier angelangt:
indessen seynd von gedachten Cadix 2.
unsere Kriegs=Schiffe mit 12. Englän=
dischen
in Königl. Diensten angenom=
men
und 6. Frantzösischen Uberfahrt=
Schiffen
/ mit Mund=und Kriegs=
Vorraht
nach Alicante abgegangen /
welchen noch einige folgen werden / wo
auch die in dem Lager zu S. Roch in
der Gegend Gibraltar gestandene re=
stierende
Spanische Truppen angelan=
get
. Man hat Zeitung / daß die Ca-
pitana
von denen Gallionen / so 17.
Täg Mast=los und ohne Segeln auf
der See geschwebet / auf unseren =

[2]

sten angelanget / um in den Hafen zu
Cadix einzulaufen / wo auch die ande=
re
übrige Gallionen gegen den halben
dieses Monats erwartet werden.

Aus Jtalien.

Neapel 10. Junii.

Mittwoch reisete der Printz Cariatti
Spinelli von hier nacher Wien ab. Auf
Verordnung der hiesigen Regierung /
seynd vorige Nacht zwey leichte Fahr=
Zeuge
mit Rudern nach dem Gewäs=
ser
von Sardinien / und noch weiter ab=
gefahren
/ um auszukundschaften / wo=
hin
die Spanische Kriegs=Flotte ihren
Lauf wendet / und die ausführliche Nach=
richt
hieher zu bringen.

Neapel 17. Junii.

Der Fürst von Lobkowitz ist auf ei=
nem
Engländischen Schif nacher Paler-
mo
in Sicilien / um die Comandanten=
Stelle
deselbigen Schlosses / genannt
Castell à Mare, anzutretten abgefah=
ren
. Samstag Vor=mittag wurde
alhier auf dem Platz des Königl. neuen
Schlosses ein Teutscher Soldat / wei=
len
er des Tags vorhero einen andern
Soldaten erschossen / enthauptet.

Livorno 20. Junii.

Die 4. gemeldete von dem Hrn. Va-
tan
comandir Frantzösische Kriegs=
Schiffe
/ welche mit 9. Stuck=Schüssen
hiesige Festung begrüsset haben / und
mit 8. beantwortet worden / haben Dien=
stag
ihre Reise ferner nacher Neapel fort=
gesetzet
. Mit einer in 12. Tagen von
Algier angekommenen Frantzösischen Tar-
tane
wird bestättiget / daß man daselbst
alles in bestem Wehr=stand setze daß
der aldortige Bey 9000. Mann zur Ver=
stärkung
nacher Oran abgeschicket ha=
be
: und daß alle dasige Raub=Schiffe
in den Hafen daselbst entwafnet lägen /
ausgenommen zwey / jedes von 12. Stü=

cken / so anmnoch auf dem Lauf aus =
ren
. Mit einem in 10. Tagen von
Barcellona alhier angelangten Englän=
dischen
Schif hat man die Bestättigung /
daß der mehreste Theil der grossen Spa=
nischen
Flotte den 2ten Dieses von Ali-
cante
nacher Oran abgesegelt.

Rom 21. Junii.

Freitags Nacht wurde der Abbate
Andrea Ori, nachdeme ein Pater des
Heil. Officii in Begleitung eines No-
tarii
und des Rumor=Hauptmanns
mit 60. Stadt=Knechten / alle seine
Schriften / worunter man viele Satyri-
sche
und Schimpf=Gedichte gefunden /
durchsuchet / und we⟨g⟩genommen / in
das Gefängnuß geführet: und weilen
er vorgabe / solche von einer andern
Person empfangen zu haben / wurde
auch diese und nach und nach noch 5.
andere dergleichen in Verhaft gezo=
gen
. Samstags Vor=mittag erthei=
lete
der Papst eine Allergnädigste Au=
dientz
4. PP. Missionarien / so nache⟨r⟩
Jndien gehen / um daselbst den allein
selig=machenden Glauben weiter aus=
zubreiten
. Gestern fruhe verfügte
Sich Seine Päpstliche Heiligkeit in
einem Trag=Sessel aus dem Pallast
Quirinal nach Dero Lust=Haus vor dem
St. Pancratzi=Thor / alwo Sich auch
Dero Befreundte einfanden / mit wel=
chen
Jhre Heiligkeit ein paar Stund in
der Grüne daselbst herum spatzierten /
und sodann wieder in bester Gesund=
heit
nach dem Quirinal zuruck=kehre=
ten
.

Aus Frankreich.

Paris 15. Junii.

Die Königin hat bey ihrer Abreise von
Chartres 300. Louis d'Or dem dasige⟨n⟩
Bischoffen zugestellet / um sie denen Ar⟨=
men
seines Stifts auszutheilen. Man

[3]

weiß aber noch nicht / was Jhre Ma=
jestät
nach dem Exempel anderer Köni=
ginnen
der dasigen Bischöflichen Kir=
chen
werde vergabt haben / oder noch
vergaben werde. Der Hertzog von Or=
leans
/ welcher bis auf den 7den Dieses
noch nicht bey dem Hof zu Compiegne
erschienen / ist an selbigem Tag alda an=
gelanget
/ und hat des folgenden Tages
dem Aus oder Abfertigungs=Raht bey=
gewohnet
. Heute werden alle Parla=
ments
=Kammern wegen des Mande-
ment
oder Geistlichen Gebotts des hie=
sigen
Ertz=Bischoffen sich noch einmal
versammeln.

Paris 20. Junii.

Vor einigen Tagen hat der Zoll=Be=
amte
zu S. Didier in der Provintz
Champagne eine Parthey Contraban-
den
Waaren arrestiret / und solche der
ordinari Land=Gutschen aufgeladen / um
sie nach dem grossen Zoll=Haus nach
Paris abzufertigen / als nun die Con-
trabandi
sten
denen die Waar zugehöret /
hiervon Wind bekommen / haben sie
der Gutschen unterwegs aufgepasset /
und ihre Waaren dorten hinweg ge=
nommen
/ jedoch darbey keinen Men=
schen
einiges Leid zugefüget. Von Tou-
louze
aus Languedoc wird geschrieben /
daß ein Jud / so ein Rabbiner aus der
Juden=Schul zu Avignon gewesen /
und 36. Jahr alt ist / das Judentum
abgeschworen / und hingegen den =
misch
=Catholischen Glauben / ange=
nommen
. Wegen des von dem hiesi=
gen
Ertz / Bischoffen ausgegangenen
Geistlichen Befehls / haben sich ein Theil
deren Königl. Advocaten und Procu-
rato
ren
wieder nach Compiegne bege=
ben
/ um alda die Königl. Befehl an=
zuhören
/ woraufhin sich alle Kamme=
ren
des Parlaments / alhier zusammen

gethan / um den Jnhalt solchen Befehls
zu vernehmen. Das Parlament hat
wegen des oberwehnten Mandements
des hiesigen Ertz=Bischoffen ein Decret
ergehen lassen / folgenden Jnhalts:

//Nachdeme das Parlament in Versamm=
lung
aller dessen Kammeren ein Mande-
ment
gesehen und überlegt / welches ti=
tuliret
wird / Mandement des Herrn
Ertz=Bischoffen von Paris / unterm Da=
to
des 27. Aprils dieses laufenden Jahrs /
wordurch verschiedene Libellen / so unter
dem Namen Geistlicher Zeitungen be=
kannt
. condemniret worden / die Königl.
Advocaten und Procuratoren dessentwe=
gen
angehöret / daraufhin die Sache in
Berahtschlagung genommen worden; als
hat das hohe Gericht den General=Pro-
curato
ren
des Königs zum Appellanten
wider dieses Mandement, als aus einem
Mißbrauch herrührend / angenommen /
und erlaubet ihme auf besagte Appella-
tion
, alle die so er für gut befinden wird /
zu intimiren / da dann die Partheyen
von dem Parlament nächstens angehöret
werden sollen. Jndessen verbietet das
Parlament die Vollziehung dieses Man-
dement
s
/ wie auch dessen Austheil=und
Verkauffung / bey Straf / wie hierüber
erkannt werden solle / so lang / bis das
hohe Gericht des Parlaments hierinnen
ein anderes verordnen wird. Beschehen
in dem Parlament den 13. Junii 1732.
ware beschehen / Ysabeau.

Das ob=erwehnte Decret des Par=
laments
ist aus dessen Befehl dem Ertz=
Bischoffen
von Paris durch Gerichts=
Diener
angedeutet worden / deme der
Ertz=Bischof geantwortet: Gehet fort /
ich weis aus wessen Befehl ich das
Mandement gemacht habe. Seit de=
me
ist der Præsident Augier nacher Poi-
tiers
, der Parlaments=Herr Fautriere
nacher Belle-Isle, zwey andere / nam=
lichen
Vervin und Robert / der erste na=
cher
Vincennes, und der andere nach
denen Jnsulen St. Margaretha in das

[4]

Mittländische Meer auf denen Kisten von
Provence relegiret / und viertzig ande=
re
Parlaments=Herren befehliget wor=
den
/ den 17den Dieses bey früher Ta=
ges
=Zeit zu Compiegne vor dem =
nig
zu erscheinen / deme sie dann auch
nachgekommen; nachdeme nun die gros=
se
Parlaments=Deputation zu Jhrer
Majestät in dero Zimmer getretten / hat
der König gesagt: Jch habe euch al=
hero
beruffen / damit ihr den von
Mir ergangenen Arret und dessen
Ablesung anhören sollet; Herr von
Maurepas leset ihne vor. Nach be=
schehener
Ablesung hat der König wei=
ters
gesagt: Jch will noch mit denen
noch grösseren Kenn=Zeichen meines
Zorns zuruck=halten / Jch befehle
euch / daß ihr fortfahren sollet / mei=
nen
Unterthanen Gericht und Recht
zu halten / und Jch werde die jeni=
gen
/ die hierinnen Mir und dem Pu-
blico
sich fehlbar finden lassen / mit
strenger Straffe ansehen. Als nun
der Hr. de Maurepas dem ersten Præsi-
den
ten
den Königl. Arret eingehändi=
get
/ hat der König weiters gesagt:
Jch auferlege hiemit euch und eines
jeden Person meinem Arret getreuli=
cher
nachzukommen / und mir dar=
für
Rechnung zu geben. Nachdeme
nun der erste Præsident etwas darauf
sagen wollen / hat der König darauf
gesagt: schweiget still / und ist in sein
Cabinet zuruck=gegangen. Heut hat
sich das Parlament hierauf versammelt /
und wird der disfalls genommene
Schluß nechstens zu erfahren seyn.

Paris 26. Junii.

Jüngsthin ist Meldung beschehen von
einem Arret, welcher von dem Grafen
von Maurepas im Namen des Königs
denen vor Jhrer Majestät erschienenen

Parlaments=Deputirten eingehändiget
worden; nun ist derselbe sehr merkwür=
würdig
/ und folgenden Jnhalts:

Nachdeme der König den 10den und
14den des verwichenen Monats dienlich
befunden / seinem Parlament zu Paris
solche Befehle zu geben / welche / ohne
Abbruch deren Ordonantzen und Grund=
Sätzen des Königreichs so viel die gegen
die aus vermeintem Mißbrauch ergange=
ne
irrige Urtheile beschehene Appellatio-
nen
betrift / auch ohne besagtem Parla=
ment
hierinnen das Recht des Urtheil=
sprechens
zu benehmen / nur allein dahin
abgezielet / das Parlament dahin zu hal=
ten
/ daß es dem König über den Rich=
terlichen
Betrag in gegenwärtigen Kir=
chen
=Sachen Rechenschaft geben solte /
ehe dasselbe einen Schluß abfassete / da
mit Jhre Majestät im Stand seyn möch=
ten
/ zuvoren Jhre Meinung zu erklären /
wegen all des jenigen so sie zu Beybe=
haltung
des algemeinen Ruhe=Stands
nöhtig erachten möchten, so hätten doch
höchst ermeldte Jhre Majestät vernehmen
müssen / daß das Parlament nach vielem
durchgehends strafbaren Betrag in so
weit sich vergangen / daß es dem aus
dem Mund Jhrer Majestät zu zweyen
unterschiedlichen malen selbst angehörten
Befehl ohngeachtet wider das von dem
Herrn Ertz=Bischoffen zu Paris ergan=
genen
Mandement, worinnen unter dem
17. April letzthin die Les=und Publici-
rung
deren Kirchen=Zeitungen verbotten
worden / einen Arret vom 13. dieses lau=
fenden
Monats ergehen lassen / und ver=
mög
desselben des Königs General=Pro-
curato
ren
als ein Appellanten wider be=
sagtes
Mandement angenommen / wo=
rinnen
aber weder die Schluß=Reden
der Königl. Advocaten / noch viel weni=
ger
ihre wider diese Sache gethane und
wiederholte Protestation und Weigerung
angehöret werden / solchemnach die Voll=
ziehung
/ den Verkauf und Austheilung
dieses Mandements bey willkührlicher
Straf bis auf weiteren Bescheid verbot=
ten
/ welches Decret auch aus Verordnung
des Parlaments noch selbigen Tag ge=

[5]

drukt und pubiciret worden. Nachde=
me
nun das Parlament durch einen so
vollkommlich ausgeführten Ungehorsam
wider die Authorität des Königs / als
welche ihme von Jhrer Majestät nur
theilsammlich mitgetheilet ist / damit sie
so wol selbsten gehorsamen / als auch
übrige Königl. Unterthanen zum Gehor=
sam
anhalten sollen / sich vergessen: Als
haben Jhre Majestät gleich ohne weite=
ren
Anstand / daß jenige so dis Orts wi=
der
Dero Ehr und Authorität vorgenom=
men
worden / wiederum übern Hauffen
werfen und zernichten wollen / diesem
und aller übrigen Betrachtungen nach
haben Jhre Majestät nach überlegt obi=
gem
Parlaments=Decret, in ihrem Raht
besagten Decret als wissentlich wider den
Willen des Königs ergangen / samt al=
lem
deme was in Gefolg desselben bereits
vollzogen worden seyn möchte / zernich=
tet
und für unkräftig null und nichtig
erkannt. Befihlt demnach / daß die
Exemplarien dieses gedrukten Parla=
ment
=Decrets untergedrukt seyn und blei=
ben
/ und in dem Parlaments=Protocoll
gegenwärtiger Arret unter den Decret schon
erwehnten 13. dieses Monats / so das
Parlament ergehen lassen / eingeschrieben
werden solle. Es befehlen auch Jhre
Majestät dem ersten Herrn Parlaments
Præsidenten bey seiner persönlich und
selbst eigener Verantwortung über gegen=
wärtig
Königl. Decret die Hände zu hal=
ten
/ und von dem Erfolg Jhrer Maje=
stät
eine Ausfertigung einzuschicken.
Verbieten auch allen und jeden Parla=
ments
Beamten das geringste / so gegen=
wärtigem
Decret zuwider / in Vortrag zu
bringen / bey Straf des Ungehorsams /
der Königl. Ungnad und Entsetzung ihres
Amts / wider alle die jenige so deme zu
wider leben / auch solle zu dem Ende ge=
genwärtiges
Decret aller behöriger Orten
abgelesen publiciret und angeschlagen
werden. Also beschehen in dem Königl.
Staats=Raht / in Jhrer Majestät Ge=
genwart
/ gehalten zu Compiegne den
16den Junii 1732. ware unterschrieben
Phelypeaux.

Aus Jngermanland.

Petersburg 17. Junii.

Vorgesten / als am Sonntage wur=
de
vor=Mittags die bey der neuen Som=
mer
=Residentz mit erbauete Hof=Kirche
in Allerhöchster Gegenwart Jhrer Russ.
Majestät mit gewöhnlichen Ceremonien
eingeweihet / und sogleich der GOttes=
Dienst
darinnen gehalten; des nach=
Mittags
aber ware bey Hofe eine Zahl=
reiche
Versammelung. Jhre Hoheit die
Printzessin Anna haben gestern mit De=
ro
Hof=Staat Jhre Gemächer in obge=
dachtem
Sommer=Pallast bezogen. Die
annoch alhier befindliche Chinesische Bot=
schaftere
seynd vor zwey Tagen bey
des Ober=Hof=Marschalls Herrn Gra=
fen
von Löwenwolde Excell. zu Mittag
herrlich tractiret worden / und fahren
fort die Merkwürdigkeiten dieser Haupt=
Stadt
zu beschauen / wie sie dann heute
die hiesige Kunst=Kammer besehen / und
zu eben dem Ende Morgen eine Lust=
reise
nacher Petershof und Cronstadt
vornehmen werden.

Aus Preussen.

Dantzig 10. Junii.

Die ausgewanderten Saltzburger
werden an allen Orten des Königreichs /
alwo sie nun angelanget / mit benöhtig=
tem
Vorraht versehen. Es ist Befehl
ergangen / daß man ihnen zu Errichtung
neuer Häuser / mit anzukauffendem
Viehe / und allem / was zu Fortstellung
einiger Nahrung dienlich / zu Hülfe kom=
men
solle. Zehen Jahre lang sollen sie
von allen Abgaben befreyet seyn. Da=
bey
lautet die Königl. Erinnerung al=
so
/ daß mit Anweisung deren Plätzen /
die jenige zur Land=Arbeit zu brauchen /
welche gewohnet wären / schwere Arbeit
zu ertragen.

[6]

Königsberg 13. Junii.

Gestern kamen wieder 210. ausge=
wanderte
Saltzburger zu Schiffe alhier
an / und wurden von der Geistlichkeit /
Schul=Collegen, und Schüler / wie die
vorigen / abgeholet.

Aus Teutschland.

Berlin 19. Junii.

Der Königl. Preussische Commissa-
rius
hat unterm 8ten Junii aus Regen=
spurg
anhero berichtet / wie bereits wie=
der
eine Anzahl von 1500. Köpfen aus=
wanderenden
Saltzburgern dorthin in
Anzug wären / welche meistens bemitel=
te
Leute / und hätten die Holländer eben
auch jemand abgeschicket / der 300. Fa-
mili
en
von diesen Leuten aufnehmen sol=
le
. Den 2ten Junii seynd wieder eine
Anzahl von 237. Personen von dem
Nürnbergischen Städtlein Lauf ab / und
durch das Chur=Bayrische Ober=Pfäl=
tzische
Gebiete marschiret. Die vor ei=
niger
Zeit erwehnten Saltzburgischen
Berg=leute haben durch deren Haupt=
mann
/ Herrn von Ehrenberg / Dienst
in Dantzig bey dem Schwedischen Re=
sidenten
363. an der Zahl erhalten / wel=
che
Berg=leute ihren Weg durch Böh=
men
/ Schlesien und Sachsen genom=
men
. Jhre Kaiserl. Majestät haben
denenselben einen eigenhändig=unter=
schriebenen
Paß reichen lassen / dieses
Jnhalts: diese Leute durch gantz Böh=
men
frey durch=zu=schaffen / auch wo
möglich selbe bey dasigen Berg=werken
zu gebrauchen; überdies jeden täglich
4. kr. zu zahlen. Von denen letzt=ge=
meldeten
/ welche bereits hier in der =
he
stehen / hat man von Altenburg Nach=
richt
/ daß sie daselbst so gut aufgenom=
men
/ als noch zur Zeit an wenig Orten
geschehen: man hat jede Person frey
einquartiret und gespeiset / 100. Rthlr.
Geld unter sie ausgetheilet / selbe auch

nachher gantz frey bis Leiptzig geliefert /
und selbige der Stadt Leiptzig bestens
recommendiret. Am 13. und 14den
Junii seynd dieselben 1950. Köpfe stark
in Leiptzig angekommen.

Berchtolsgaden / gefürstete Prob=
stey
in Bayern 19. Junii.

Daß Seine Hochfürstl. Gnaden / un=
ser
gnädigster Fürst und Herr / Julius
Heinricus, welcher aus dem freyherrli=
chen
Haus von Rehlingen auf Radaun
entsprossen / und Annô 1724. den 9ten
Januarii durch einstimmig / Canonische
Wahl zum Fürsten des Heil. R. Reichs /
und des alhiesig Hochfürstl. Stifts=
Probsten
Ord. Can. Reg. S. Augustini.
welchen Sie vorhin / als respectivè De-
chant
und Canonicus 40. Jahr vorge=
standen
waren / erwehlet worden / an=
heute
den 19den / nachdeme Sie sich
bey guter Vernunft / und Verstand /
mit allen Heiligen Sacramenten verse=
hen
lassen / gantz sanft in GOtt ent=
schlaffen
seye / kommt von hieraus / zu
unserem grössesten Leid=Wesen zu be=
richten
.

Hannover 26. Junii.

Den 24ten Dieses des Morgens / als
Jhre Königl. Majestät von Groß Bri=
tannien
durch das Bückeburgische ge=
kommen
/ haben dieselbe dem Hrn. Gra=
fen
von Schaumburg=Lippe die Gnade
gethan / bey der Land=Wehr / alwo Se.
Excell. Zelte auf=schlagen und ein Frü=
he
=stuck zubereiten lassen / abzutretten:
des Hrn. Grafens Frau Gemahlin Jh=
re
Durchl. die Fürstin und die beede jun=
ge
Herren Grafen / haben gleichfals da=
selbst
Jhro Majestät die Aufwartung ge=
macht
; welche nach einer kleinen Ver=
weilung
Sich wieder in den Wagen be=
geben
/ und denselben nach=Mittag um
3. Uhr alhier angekomnen seynd.

[7]

Wien 9. Julii / 1732.

JHre Durchl. die Ertz=Hertzogin Ma-
ria
Anna seynd Sonntag / den 6sten
Dieses / vor=Mittag zum erstenmal / nach
glüklich=überstandenen Kindes=blattern /
dem Höchsten seye Dank / wieder aus
Dero Cammer offentlich erschienen: bey
welcher Gelegenheit nicht allein Gala
bey Hofe / sondern auch nach=Mittag
zur Ergötzlichkeit Jhrer Durchl. in Dero
Gemach eine kunstreiche Cantata von
zweyen Stimmen gehalten worden.

Dito nach=Mittag hatte in alhiesi=
ger
Uralten Universität seine Defen-
sion
ex Universa Philosophia (da=
von
die Theses Jhro Durchleuch=
ten
beeden Jnfantinnen von Spa=
nien
und Ertz=Hertzoginnen zu Oester=
reich
allerunterthänigst zugeschrieben
worden) sub Præsidio A.R. P. Leopoldi
Grueber è Soc. JEsu, Phil. Doctoris &
Professoris emeriti, Hr. Martinus An-
tonius
Freundt von Weyenberg / Au-
striacus
Wiennensis , zu dessen ungemei=
men
Nachruhm gehalten / verfolgens die
Allerhöchste Gnad gehabt / in einer
Audientz sothane Theses selbst allerunter=
thänigst
zu überreichen.

Von Fiume wird mit Briefen von
dem 29sten Juni berichtet / daß den
20sten Dito 2. Kaiserl. Seckendorfische
Battaillonen von dannen über Carlstadt
nacher Ungarn abmarschiret / wie dann
auch den 25sten darauf das 3te Battail-
lon
desselben Regiments über Laybach
dahin gefolget. Von denen dasigen
Oesterreichischen See=Küsten wären un=
terschiedliche
Fahr=zeuge nacher Puglien
und Abbruzo in dem Königreich Neapel /
im von dannen noch mehrere Kaiserl.
Völker herüber zu holen / abgesegelt;
mit welcher Gelegenheit unterschiedliche
Feuer=werker nacher Neapel und Sici=

lien hinüber gegangen: hingegen wäre
von dannen den 20sten Dito des Mor=
gens
Don Vicenzo Caraffa ein Bruder
des Fürsten von Chiusano auf einem
Fiumanischen Schif zu gedachten Fiume
angekommen.

Lista deren Verstorbenen zu Wien
in und vor der Stadt.

Den 4. Julii. 1732.

Jn der Stadt.

  • Dem Herrn Frantz Augustin Ulrich / Gemeiner Stab
    Buchhalterey=Verwandten / s. Söhnl Jgnatz / in
    dem Pauerischen Haus in der Nagler=Gassen / alt
    4. Jahr
  • Joh. Lucas / in dem Burger=Spital / alt 43. J.

Vor der Stadt.

  • Der Wohl=Edle Herr Jos. Gottlieb Dolianszky, der
    Röm. Kais. Maj. Königl. Hungarischen Hof=Cantz=
    ley
    geschworner Notarius, in dem Wagnerischen
    Haus bey St. Marx / alt 33. J.
  • Der Ehrw. Frater AmbrosiBruner,Ord. PP. Miseri-
    cordiæ
    , alt 32. Jahr: Georg Beck / alt 23. Jahr:
    und Thomas Eblseder / alt 70. Jahr: alle 3. bey
    denen PP. Misericordiæ.
  • Dem Ant. Elias Zaun / Burgerl. Mahlern / s. Ehw.
    Johanna / in s. Haus in der Leopoldstadt / alt 65 J.
  • Dem Jos. Schmuzer / Kupfer=stechern / s. K. Sus. / bey
    dem kleinen Blumen=Stock bey Maria=Hülf / alt
    4. Jahr.
  • Georg L⟨ö⟩ser / gewest. Hof=befreiter Cavée=sieder / in
    dem Schintlbergischen Haus in der Leopoldstadt /
    alt 53. Jahr.
  • Dem Jo⟨h⟩. Fackler / Schneidern / s. K. Barb. / in de⟨r⟩
    Schlei⟨f=⟨M⟩ühl an der Wien / alt 8. und 1. halb J.
  • Dem Jo⟨s⟩. Almaurer / Schuh=machern / s. K. Barb. /
    in dem Fraßischen Haus am Neubau / alt 3. J.
  • Dem Abraham Burger / Zeug=machern / s. K. Fran=
    cisca
    / bey dem gold. Ochsen im Lichtenthal / alt 6. J.
  • Jacob Balaschka / Schuh=macher / bey dem goldenen
    Sattel bey St. Ulrich / alt 39. J.
  • Jos. Wittman / Lackey / bey dem goldenen Wolfen in
    der Alster=Gassen / alt 33. J.
  • Dem Joh. Hägl / Kais. Reit=knecht / s. K. Eva / bey
    dem go⟨l⟩denen Schif bey St. Ulrich / alt 14. J.
  • Ulrich Hu⟨r⟩glinger / Zimmer=Gesell / bey dem goldenen
    Schlössel in der Alster=Gassen / alt 62. J.
  • Gregori Wagner / Stöckel=schneider / in dem Flek=s⟨ie=
    derischen
    Haus am Thury / alt 47. J.

Den 5. Julii.

Jn der Stadt.

  • Der Wohl=Ehrw. in GOtt Geistl. Herr Franciscus Ma-
    ria
    MonteDuro , Weltl. Priester / in bem Doctor-
    Latzen
    =Hof / alt 78. J.
  • Georg Probst / gew. Cammer=Diener / bey der golde=
    nen
    Sonn am Kohlmarkt / alt 30. J.
[8]
  • Albert Ha⟨tr⟩ig / Lehen=Kutscher / bey dem goldenen
    Ochsen an Neuen=markt / alt 66. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Christoph Weiß / Kaiserl. Hartschieren / s. Ehw.
    Maria Anna / bey dem goldenen Engel in der Ros=
    sau
    / alt 56. J.
  • Dem Jos. Hiebner / Stein=schneidern / s. K. Francisca /
    bey dem grünen Frucht=Baum bey Maria=Hülf /
    alt 5. viertel J.
  • Veit Joh. Schmid / Glaser / bey denen 2. weissen Sau=
    len
    bey Maria=Hülf / alt 44 J.
  • Christoph Müllner / Zinn=giesser / bey der roten Enten
    auf der Wieden / alt 36. J.
  • Margar. Klammerin / Witwe / bey dem Cameel im
    Liechtenthal / alt 77. J.
  • Dem Phil. Berner / Schlossern / s. K. Jac. / in dem
    Fleischhackerischen Haus bey St. Ulrich / alt 5. J.
  • Joh. Fritz / Sessel=trager / in dem Letenpa⟨ch⟩erischen
    Haus im Liechtenthal / alt 55. J.
  • Magd. Mertzendorfferin / Wittwe / ihr K. Ant. / in
    dem Elßnerischen Haus im Liechtenthal / alt 4. J.
  • Dem Math. Meixner / Zeug=machern / s. K. Urs. / in
    dem Klampferischen Haus zu Erdberg / alt 1. J.
  • Dem Math. Strohmayr / Ausspeisern im Zucht=Haus /
    s. W. Anna / alda / alt 40. K.
  • Dem Frantz Seltenreich / abgedankten Soldaten / s. W.
    Anna / bey St. Joseph obern Neustift / alt 38. J.
  • Joh. Mahorner / alt 41. Jahr: Anna Wellmanin /
    alt 50. Jahr; Joh. Krauß / alt 32. Jahr: und Cath.
    Bönin / alt 52. Jahr: alle 4. in dem Kranken=Haus.

Den 6. Julii.

Jn der Stadt.

  • Dem Wohl=Edel=Gebornen Herrn Frantz Ant. v. Pi⟨st⟩=
    rich
    / der Röm. Kais. Maj. Hof=Cammer=Secretario,
    s. Söhnl Ant. Fortunat / in dem Loickischen Haus in
    der Wilpingerstassen / alt 5. und 1. viertel J.
  • Dem Frantz Heilmayr / Herren=Koch / s. Ehw. Judith /
    auf der Mehlgruben / alt 28. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Jos. Bruner / Haar=handlern / s. W. Rosina /
    in dem Spalier=macherischen Haus am S⟨pi⟩telberg /
    alt 60. J.
  • Martin Henschl / Kais. Hof=Koch Provisoner, bey dem
    Weichsel=Baum obern Neustift / alt 73. J
  • Maria Stabantnerin / Wittwe / in dem A⟨ll⟩schafferi=
    schen
    Haus in der Josephstadt / alt 67. J.
  • Dem Georg Reichlinger / Schneidern / s K. Jac. / bey
    dem goldenen Metzen am Neubau / alt 6. ⟨vi⟩ertel J.
  • Dem Christian Stecher / Schnür=machern / s. K. An. /
    bey der grossen Betten bey St. Ulrich / alt 5. vier=
    tel
    Jahr.
  • Dem Thomas Luchs / Leinwebern / s. W. Gertr. / bey
    denen 3. Bindern im Liechtenthal / alt 48. J.
  • Dem Jos. Mayr / Zimmer=Gesellen / s. K. Anna / bey
    dem blauen Jgel im Liechtenthal / alt 6. J.
  • Peter Moser / Wais / bey dem grünen Kegel ausser
    Maria=Hülf / alt 7. J.
  • Dem Jacob Müllner / Zimmer=Gesellen / s. K. Anna /
    in dem Okellischen Haus in der Alster=Gassen / alt
    1. Jahr.
  • Dem Bernhard Wolf / Tagw. / s. K. Joh. / bey denen
    3. Hacken auf der Wind=mühl / alt 1. J.

Den 7. Julii.

Jn der Stadt.

  • Der Wohl Edel=Gestrenge und Hoch=gelehrte Herr Joh.
    Jos. Kreuner / J.U.D., in dem Cöllner=Hof / alt 49. J.
  • Dem Herrn Tobias Gumpenhueber / Kais. Hof=Tantz=
    meistern
    / s. Frau Sus. geborne v. Dirling / in dem
    Hartmannischen Haus in der untern Becken=stras=
    sen
    / alt 55. J.
  • Joh. Mariolang / Lackey / in dem Fuchsischen Haus
    bey dem Stuben=Thor / alt 44. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Joh. Georg Schönn / Lackey / s. K. Eva / bey
    denen 7. Sternen in der Josephstadt / alt 2. J.
  • Adam Budler / Wais / in dem Hof=Wax kertzlerischen
    Haus im Lerchenfeld / alt 4. J.
  • Dem Georg Gleicha / Lackey / s. K. Jos. / in dem Ast=
    feldischen
    Garten in der Ungar=Gassen / alt 5. J.
  • Dem Antoni Kellner / Säkl=tragern / s. K. Jos. / in
    dem Bieronischen Haus in der Rossau / alt 12. J.
  • Ant. N. / alt 24. Jahr: Anna N. / alt 25. Jahr:
    Eva N. / alt 14. Jahr: und Joh. N. / alt 72. Jahr:
    alle 4. zu St. Marx.

Den 8. Julii.

Vor der Stadt.

  • Der Hoch=und Wohl=Geborne Herr / Herr Nicolaus
    Dattilo Marchese di Sant Catharina, bey der gol=
    denen
    Muschel in der Wilpinger=strassen / alt 58. J.
  • Dem Joh. Paul Schneider / Kais. Post=Amts=Stall=
    schreibern
    / s. K. Paul / in dem Leichamschneiderischen
    Haus beym Stuben=Thor / alt 1. J.
  • Dem Mich. Bittner / Burgl. Schneidern / s K. Joh. /
    bey der goldenen Enten in der Schuler=strassen /
    alt 2. Jahr.
  • Eva Gräfenbergerin / led. Mensch / in dem Fritschi=
    schen
    Haus am Neuen=markt / alt 84. J.

Vor der Stadt.

  • Joh. Fried. Herbst / Kais. Jäger / in dem Razingeri=
    schen
    Haus in der Leopoldstadt / alt 38. J.
  • Dem Caspar Hertlein / Burgerl. Schneidern / s. K.
    Ther. / bey denen 3. Hacken auf der Wind=mühl /
    alt 5. Jahr.
  • Dem Joh. Bach / ein Lackey / s. K. Mich. / in dem Gu=
    tischen
    Haus auf der Laimgruben / alt 3. und 1.
    halb Jahr.
  • Joh. Georg Schleitman / Fuhr=knecht / welcher vor=
    gestern
    Nachts bey dem grünen Baum ausser Ma=
    ria
    =Hülf vom Dach herunter sich erfallen / ist alda
    vom Kais. Stadt=Gericht beschaut worden / alt 23. J.
  • Dem Georg Egenbacher / Lackey / s. K. Math. / bey
    dem roten Stern in der Leopoldstadt / alt 5. viertl J.
  • Dem Seb. Weissenberger / Tagw. / s. W. Barb. / bey
    St. Peter am Spitelberg / alt 35. J.
  • Elis. Stechin / alt 12. Jahr: und Anna Höflingerin /
    alt42. Jahr: beede in dem Kranken=Haus.
[9]

Aus Groß=Britannien.

Londen 20. Junii.

GEstern erhielte man hier Briefe von Sher=
nes
vom 18den Dieses / mit der Nach=
richt
/ daß selbigen Morgen um 10. Uhr
auf das vom dem Admiral Torrington ge=
gebene
Signal / alle Königl. Jachten und
die Kriegs=Schiffe die Ankers aufgezogen /
und mit der Ebbe den Srohm hinunter
gefahren / so daß sie des Abends um 9.
Uhr in der See gewesen. Vorgestern erhu=
ben
sich die Printzessinen Amalia und Caro=
lina
/ nach Kew=Green / hielten daselbst
mit der Königin das Mittagmahl / und
kamen Abends auf dem Schlosse Kinsing=
ton
/ wohin Jhre Majestät die Königin
nebst der Cron=Printzessin morgen ebenfals
abreiset / um wehrender Abwesenheit des
Königs sich daselbst aufzuhalten. Der
Obrist Kane ist anstatt des verstorbenen
Lord Carpenter / zum Gubernator der Jn=
sul
Minorca angestellet.

Als der König den 12ten Dieses die Si=
tzung
des Parlaments verschoben / ertheil=
ten
Seine Majestät Dero Beystimmung zu
folgenden Bi⟨tt⟩en.

  • 1. Der Süder=Compagnie 1. Million Pf.
    Sterling zu bezahlen / und solche aus dem
    Fundo der zur Tilgung deren Schulden ver=
    ordneten
    Gelder zu nehmen / damit eine
    gleiche Summa von ihren Actien möge ver=
    tilget
    werden.
  • 2. Zu verhinderen / daß der Ritter Ru=
    precht
    Sutton nicht aus dem Königreich
    entweiche.
  • 3. Die jenigen / so bey dem Collegio
    Philadelphico Schaden gelitten zu helfen.
  • 4. Denen Banquerotiren zu steuren.
  • 5. Dem muhtwilligen Arrestiren Einhalt
    ⟨z⟩u thun.
  • 6. Die Woll=Manufactur zu beförderen.
  • 7. Denen Land=Leuten einen besseren
    Muht zum Feld=Bau zu machen.
  • 8. Die Unterthanen in America anzufri=
    ⟨s⟩chen
    / daß sie auf das Ziegeln des Cavées
    ⟨m⟩ehr Fleis / als bishero geschehen / wen=
    ⟨d⟩en
    mögen.
  • 9. Die Schlag=Bäume auf denen Land=
    Strassen auszubesseren.
  • 10. Etwas zum Besten der Ost=Jndischen
    Compagnie zu thun.
  • 11. Den Wallfisch=Fang in Grönland zu
    beförderen.
  • 12. Eine bessere Einrichtung mit denen
    Piloten zu machen.
  • 13. Die Friedens=Richter zu qualifici=
    ren
    / und selbige anzuhalten / daß sie die
    Appellationes in denen Gerichts=Höfen
    der sogenannten Æquität ausmachen sollen.
  • l4. Zum Verkauf deren Gütern des un=
    längst
    verstorbenen Grafen von Derventwa=
    ter
    zu schreiten.
  • 15. Die abgebrannten Städte Blandford
    nnd Tiverton wieder aufzubauen.
  • 16. Die Einfuhr derer Hüte aus Ameri=
    ca
    zu beförderen.
  • 17. Die Wege nach Cheshire und Dun=
    stable
    auszubesseren.
  • 18. Das Bollwerk von Sarborough zu
    repariren.
  • 19. Dergleichen an dem Hafen von Par-
    ton
    zu thun.
  • 20. Den Fluß Oze Schif=reich zu machen.

Der Particular=Billen waren 28. zu be=
stättigen
.

Da das Wesen der alhiesigen Gutthäti=
gen
Gesellschaft sehr viel Redens gemachet /
so wird von dem B. . . . in Rom / den
man darein gemischet / folgender Entschuldi=
gungs
=Brief mit eingerucket werden. Er
lautet in der Form also:

JCh habe ein grosses Vergnügen darüber /
daß ich Gelegenheit habe meine grosse
Zuneigung und Hochachtung blicken zu
lassen / die ich gegen die Engländische Na=
tion
hege; indeme ich vielen Privat=Per=
sonen
eines Königreichs / und folglich dem
Reiche selber und der gantzen Nation nutz=
bar
seyn kan. Es war nohtwendig / die
jenigen Nachtheile zu untersuchen / und
denenselben vorzukommen / auch abhelf=
liche
Masse zu geben / welche aus der üb=
len
Verwaltung der sogenannten gut=
hertzigen
Gesellschaft entstanden; um der
gantzen Nation Vortheile zu beförderen.
Das konte durch nichts anderes gesche=
hen
/ als daß man sich der Person / deren Pa=
pieren
/ deren Büchern / und deren Effecten
des Sr. Thompson versicherte / dazu das

[10]

Parlament noch nicht gelangen können.
Denn als darauf besagter Thompson nach
Rom kam / und man erfuhre / daß solches
unter einem verdekten Namen geschahe:
so machte man alle Anstalten ihn gefäng=
lich
einzuziehen; welches auch geschahe.
darauf bemächtigte man sich auch würk=
lich
aller seiner Schriften / und in das be=
sondere
deren Copien deren jenigen Briefen /
welche er mit seinen Vertraueten gewech=
selt
hatte / auch deren jenigen Schriften und
Anmerkungen / so seine besondere oder ge=
heime
Sachen angehen. Er selbst befin=
det
sich in dem Castel St. Angelo gefäng=
lich
verwahret; und er ist deswegen hin=
ein
gesetzet worden / um den Knotten die=
ser
Verwirrung am ersten aufgelöset zu
sehen; welches Geheimniß nicht allein
seine Bücher und Effecten / so die Com-
pagnie
betreffen / angehet; sondern auch
auf die Seinigen selbst Absichten hat.
Dieses treibet mich dazu / diese wichtige
Entdeckung zu thun; welche zum Vor=
theile
der gantzen Engländischen Nation
beyträget. Jch habe deswegen jemand
mit besagten Schriften nach Paris an ei=
nen
meiner Correspondenten abgefertiget /
welcher dafür sorgen wird / daß dieselben
richtig an die Commission überliefert wer=
den
. Aber da doch die Billigkeit erfor=
deret
/ daß die Mitglieder des Lombard=
Wesens / welchen an einer so wichtigen
Entdeckung gelegen / sich auf gewisse Be=
dingungen
einlassen / bevor die Schrif=
ten
denenselbigen überliefferet werden;
so habe ich meinem Correspondenten des=
wegen
Nachricht ertheilet / daß er erst
einen Entschluß mik ihnen fasse; inzwi=
schen
aber diese Briefe und Schriften als
ein Depositum versiegelt verwahre / so
lange als der Vergleich deswegen geschlos=
sen
worden. Jch zweifle nicht / diese
Vorsorge werde ihnen so wenig / als die
vorgeschlagene Bedingungen mißfallen /
und denen jenigen unbillig scheinen / wel=
che
in diese Sache vermenget sind. Nach=
deme
ich nun von dieser Sache meinen
Bericht abgestattet / so wird nichts nöh=
tig
seyn / als daß ich ersuche zu glauben /
daß meine Ergebenheit gegen die Eng=
ländische
Nation sehr groß sey / und daß
ich / so viel mir möglich / allemahl der=

sel⟨b⟩en Vortheile beförderlich seyn werde.
Jn⟨z⟩wischen habe ich die Ehre ꝛc. ꝛc.

Giovanni Angelo B....

Londen 24. Junii.

So⟨n⟩ntag Jahr=Tag der Gelangung des
Köni⟨g⟩s auf den Thron empfienge die =
nigin
zu Kinsington / alwo Jhre Majestät
bis z⟨u⟩ des Königs Zuruk=kunft aus Teutsch=
land
⟨r⟩esidiren werden / die Glükwünschungs=
Comp
⟨l⟩imenten; und nach=Mittag um 1.
Uhr ⟨w⟩urden die Stücke vom Tour und dem
Park ⟨v⟩on St. James gelöset / und Abends
Freu⟨d⟩en=Feuer und Illuminationen durch
die ⟨g⟩antze Stadt gemachet. Heute haben
in ei⟨n⟩em grossen Raht zu Kinsington Jhro
Maj⟨e⟩stät die Königin als dermalige Regen=
tin
d⟨e⟩n Eid abgeleget. Eben heute ist der
Graf von Essex als Bottschafter an dem
Sar⟨d⟩inischen Hof/ nacher Turin abgereiset /
und ⟨g⟩estern der Frantzösische Minister Herr
von Chavigny nacher Hannover.


Aus Schweden.

Stockholm 18. Junii.

S⟨o⟩bald Jhre Maj. unser König die Nach=
rich⟨t⟩
erhalten daß dero Hrn. Bruders / des
Prin⟨z⟩en Wilhelms Hochfürstl. Durchl. sich in
der ⟨N⟩ähe befunden / führen Dieselbe ihn mit
eine⟨m⟩ köstlichen Jagd=Schiffe / unter Beglei=
tun⟨g⟩
vieler vornehmen Herren / bis Ströms=
hol⟨m⟩
entgen / hielten daselbst mit Sr. Durch=
leuc⟨h⟩t
die Mittags=Mahlzeit und führeten
Jh⟨n⟩ darauf nach dem Schlosse Carlsberg / al=
wo
⟨d⟩er gantze Königl. Hof sich annoch bey er=
wü⟨n⟩schtem
Wohlseyn befindet.


Aus Dännemark.

Coppenhagen 21. Junii.

Gestern erhielte der Russis. Gevollmächtig=
te
⟨M⟩inister Baron von Brakel / einen Currier
von seinem Hofe / worauf derselbe nicht allein
sogl⟨e⟩ich mit denen Ministern in Conferentz ge=
wes⟨e⟩n
/ sondern auch zu Sr. Königl. Majestät
nac⟨h⟩ Friedensburg sich erhoben / und heute ge=
dac⟨h⟩tem
Currier wieder abgefertiget hat. Ge=
ster⟨n⟩
ist auf Friedensburg geheimer Raht ge=
hal⟨t⟩en
worden. Von Jhrer Königl. Majest.
Re⟨i⟩se nach Hollstein ist es jetzo bey Hofe wie=
der
stille / und glauben daher viele / daß solche
die⟨s⟩es Jahr wohl gäntzlich eingestellet blei=
ben
dörfte.


Wi⟨e⟩n / gedrukt und zu haben bey Joh. Peter v.
Ghelen / Kaiserl. Hof=Buchdruckern.

»