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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 48, 14. Juni 1732

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[1]

Aus Frankreich.

Paris 26. May.

DEn 20sten Dieses haben al=
hier
Messire Renne de Cor-
douan
Marquis de la Noue,
Brigadier deren Königlichen Arméen
und General-Inspector der Reute=
⟨r⟩ey
/ seines Alters ungefehr 60. Jahr /
⟨u⟩nd den 11ten Dito Messire Peter le
Mastin, Capitain in dem Regiment der
Frantzösischen Leib=wacht in dem 55sten
Jahr seines Alters dieses Zeitliche geseg=
net
. Als dieser Tagen der Printz von
Conty seine neue Gemahlin für das er⟨=
⟨st⟩emal
nach Isle Adam geführet / so seynd
500. Burger von Baumont an der Oise,
worunter auch die Compagnie deren
Schützen ware / diesen Fluß hinunter
nach dieser Jnsul gefahren. Ein jeder
⟨d⟩erenselben hatte auf seinem Hut einen
Busch Tafet=band von dreyerley Far=
⟨b⟩en
/ und führeten zwey halbe Carthau=
⟨n⟩en
/ und noch zwey andere kleine Stuck
mit sich: nachdeme sie nun ihre Com-
⟨p⟩limenten
abgeleget / und mit Essen und
Trinken bewirtet worden / hat ihnen
⟨d⟩er Printz einen Sack von 1000. Livres
⟨v⟩erehret / wormit sie gantz vergnüget
⟨w⟩ieder nacher Haus gekehret seynd.
Heute verreiset die Königin mit ihrer
Frau Mutter des Königs Stanislai
Gemahlin zu Verrichtung ihrer Andacht
⟨n⟩acher Chartres. Die gantze Reis wäh=

ret nicht länger als 3. Tag / weilen der
Ort nur 14. Stund von Versailles ent=
legen
ist. Man versicheret / daß alhier
nun 16000. Mann regulirte Truppen
sich befinden / welche auf denen wichtig=
sten
Posten in hiesiger Stadt und dero
Vor=Städten vertheilet ligen. Auch
habe der König einen Befelchs=brief
oder sogenannten Lettre de Cachet an
ein jedes Mit=glied des Parlaments ab=
gehen
lassen / damit es ungesaumt sich
wieder nach Gewohnheit versammeln
und in Verwaltung der Gerechtigkeit
sein Amt thun möchte. Wir haben
alhier Nachricht / daß als vor einigen
Tagen eine Kette Maleficanten / so nach
Marseille auf die Galeren gebracht wer=
den
sollen / in dem unweit Sens gele=
genen
Wald angelanget / 4. Mann den
Gefreyten angehalten und sich offerirt /
die gewöhnliche Rantzion zu zahlen. Da
er nun solches nicht annehmen wollen /
habe ihm einer mit der Pistole durch
den Kopf geschossen / worauf bey 100.
Personen aus dem Busch gesprungen /
und alle diese Maleficanten befreyet
hätten; es seynd in diesem Scharmü=
tzel
42. Personen getödtet worden.

Als sich der König neulich zu der Brü=
cke
/ so bey Compiegne von Steinen auf=
geführet
wird / begabe; legete er in einen
grossen Stein eine goldene / zwey silber=
ne
und drey metallene Müntzen. Auf

[2]

der einen Seiten befande sich das Bild=
nuß
des Königs / und auf der anderen
Seiten der Abriß der Brücke / die man
erbauet / mit der Umschrift: Ludwig
der XV. König in Frankreich und
Navarra; unter der Angebung Jo=
sephs
du Bois, Auf=sehers der Brü=
cken
und Stein=wege in Frankreich.
Die Einlage dieser Müntzen geschahe
auch mit einem anderen Steine / welche
sodann in Gegenwart Jhrer Majestät
mit Eisen verwahret und befestiget
wurden.

Paris 30. May.

Vergangene Woche hat man alhier
einen Königl. Befehl verkündet / daß
um den Zusammen=lauf deren Hand=
werks
=leuten / Lackeyen / und Herren=
losen
Gesindels zu verhüten / in der vor=
Stadt
St. Marceau ein neues Corps
de Garde, oder Postirung für die Trup=
pen
angeleget werden solle / und ist die=
ses
nun die achte Postirung / welche seit
weniger Zeit angeleget worden. Den
23sten Dieses ist der König Stanislaus
samt seiner Gemahlin wieder nacher
Chambord zuruck gereiset. Ein jun=
ger
Engländischer Herr von 20. Jahren /
genannt der Hertzog von Kingston / ist
von seinen nacher Jtalien gethanen Rei=
sen
alhier angelanget / und weilen der=
selbe
ein grosser Liebhaber der Jagd ist /
und ein Jahr lang alhier zu verbleiben
gedenket / so lasset er noch 40. Reit=pfer=
de
aus England herüber kommen / ohn=
geachtet
dessen bey sich habende Hof=
statt
schon vorhero zimlich zahlreich ist.
Als dieser Tagen der sogenannte Ver-
dun
, einer von denen Policey=Bedien=
ten
/ welche auf deren Beobachtung be=
stellet
/ und deswegen nicht gar belie=
bet
seynd / in dem Ort la Valle einige
Tauben gekauffet / und über die neue

Brucke mit denenselben zuruck gekom⟨=
men
/ traffe er den beschreyeten Zahn⟨=
brecher
den grossen Thomas / sonsten
der Schröcken aller menschlichen Kinn=
backen
genannt / an / und schmisse ihme
die gekaufte Tauben um die Nase / mi⟨t⟩
dem Befragen / ob er auch Theil daran
nehmen wolte / hierauf zuckete der gros⟨=
se
Thomas seinen Degen / Verdun und
einer von seinen Cameraden thaten des=
gleichen
/ Thomas verwundete den Po-
licey
-diener
/ und liesse gleich seinen gros⟨=
sen
Dogue-Hund auf ihne los / der ih=
ne
zu Boden risse / Thomas gabe ihme
hierauf den zweyten Stich / des Verduns
Camerad versetzte dem Hund auch zwey
Degen stiche / der Thomas aber flohe
so stark als er könte in den Hof la Moi-
gnon
genant / in den Pallast des Par=
laments
/ worinnen er aber gefänglich
angehalten / und nach dem Gefängnuß
des Chatelets gebracht wurde / alwo er
noch bis Dato seine Residenz haltet 〈…〉
nach deme nun der König hievon berich=
tet
worden / haben die Grossendes⟨Ho=
fes
von Jhrer Majestät Gnade für die⟨=
sen
Thomas begehret / welche sie auch
wol erhalten werden / indeme dieser
Zahn=brecher einen grossen Zulauf hat /
und dem Publico nutzliche Dienste lei⟨=
stet
. Gestern ist das Parlament wie=
derum
in seinem Gerichts=Pallast erschie=
nen
/ um alda seine Versammelungen
nach Gewohnheit zu halten. Jn der
Nacht zwischen den 28=und 29sten Die=
ses
ist alhier einem Butter=Verkäuffer
von Clamart, welcher um für seinen
verkauften Butter und Eyer das Geld
einzuforderen / herein gekommen / in der
Strassen Cassete, so in der vor=Stadt
St. Germain liget / die Gurgel entzwey
geschnitten worden.

[3]

Von dem Empfang deren Parla=
ments
Deputirten / als sie nacher Com-
piegne
beruffen worden / erzehlet man
folgende Umstände / wie solches der er=
ste
Præsident Msr. du Portail nach seiner
Wiederkunft allen Cammern des Par=
laments
berichtet: Es hatte nemlich der
König sie die Deputirten mit diesen Wor=
ten
angeredet: Jhr habt mich ge=
müssiget
euch neuerdingen alhero zu
entbieten / und euch mein Mißver=
gnügen
über euere Aufführung zu
verstehen zu geben / wann mein Par=
lament
mir nicht ohne Verzug ge=
horchen
will / so werde ich wissen ihme
den völligen Last meines Zorns em=
pfinden
zu machen; und als der erste
Præsident hierauf antworten wollen /
⟨h⟩aben Jhre Majestät ihme sogleich das
Stillschweigen auferleget. Als nun
⟨h⟩ernach der Abbt Pucelle vor dem =
⟨n⟩ig
auf die Knie gefallen / und Jhrer
Majestät eine Schrift überreichet mit
⟨d⟩iesen Worten / das in besagter Schrift
⟨d⟩ie wahrhaftige Berahtschlagung des
Parlaments enthalten seye / haben Jh=
⟨r⟩e
Majestät dieselbe zwar von ihme an=
⟨g⟩enommen
/ aber gleich dem Grafen von
⟨M⟩aurepas einem deren Königl. Staats=
Secretarien
mit diesen Worten über=
⟨g⟩eben
: Jch befehle euch diese Schrift
zuzerreissen: welches dann alsogleich
⟨v⟩ollzogen worden. Der Abt Pucelle
⟨h⟩ätte in seiner Ruk=reise von Compie-
⟨g⟩ne
im Durch passiren zu Senlis einen
Königl. Befehls=Brief erhalten / wor=
⟨d⟩urch
er in seine Abtey zu Corbigny ver=
⟨w⟩iesen
worden / ohne daß ihme erlau=
⟨b⟩et
gewesen / wieder völlig alhero zu
⟨ko⟩mmen. Auch hätte der erste Præ-
⟨si⟩dent
bey seiner Ruk=kunft alhier
⟨de⟩n Bericht erhalten / daß ein an=
⟨de⟩rer
Rahts=Herr des Parlaments

Namens Titon in das bekannte Schloß
Vincennes relegiret worden seye / wel=
ches
alles ohne Zweifel zu oberwehnter
Unterwerfung und Wieder=eröfnung
deren Gerichts=Versammelungen das
Parlament bewogen haben wird.

Aus Jngermanland.

Petersburg 15. May.

Nanchdeme auf Jhrer Russischen Ma=
jestät
eigenhändig unterzeichneten Be=
fehl
vom 22sten Martii albereits vor ei=
niger
Zeit anbefohlen / auch in dem Mo=
scovischen
/ Novogrodischen und in ande=
ren
gehörigen Regierungen mittelst ge=
drukten
Blättern verkündet worden /
welcher=gestalten / wann sich freye Hand=
werks
=meister / Arbeits=leute / Maurer /
Zimmer=leute / Tischler / Stockators /
Tüncher und andere dergleichen zur
Fabric / Ziegel=brennerey / Gewerk und
Hüten gehörige Arbeiter finden solten /
welche Lust und Liebe zu solcher Arbeit
hätten / selbige sich diesen Frühling un=
gesa⟨um⟩t
in Petersburg einfinden möch=
ten
/ d⟨a⟩mit sie eine solche Arbeit entwe=
der
Ding=Miet=oder Pacht=weise über=
nehmen
könten. Wann nun aber bis=
dato
dieser Ukase zu Folge keine derglei=
chen
Handwerks=meister sich in Peters=
burg
gemeldet und angegeben haben:
als wird hiemit in Kraft gegenwärtiger
Ukase auf Jhro Russischen Majestät al=
lergnädigsten
Befehl und auf Geheiß
des regierenden Senats alles oben gemel=
dete
zu mehrerer Bestättigung nochma=
len
offentlich kund gethan.

Aus Schweden.

Stokholm 21. May.

Jhre Hochfürstl. Durchl. der Printz
Wilhelm von Hessen=Cassel werden nech=
stens
alhier vermutet / und zu dero Em=
pfang
alle Anstalten vorgekehret. Der
Herr Reichs=Raht Graf von Lieven /

[4]

ist auf seine Land=Güter verreist; so
hat auch der Russische Minister / Herr
von Bestuchef / vor einigen Tagen zu
dem Herrn Reichs=Raht Grafen von
Horn hinaus auf das Land sich begeben /
um mit Sr. Hochgräfl. Excell. über ein=
und
andere wichtige Sachen zu conferi-
ren
. Zu Calsberg seynd unterschiedliche
Renn=thiere aus Lappland angekom=
men
/ welche Jhro Königl. Majestät als
ein Præsent an den Kaiserl. Hof nacher
Wien übersende wollen / nebst drey dabey
befindlichen Lappländern / die mit diesen
Thieren umzugehen und sie zu regieren
wissen.

Aus Dännemark.

Copenhagen 27. May.

Vorgestern Morgen seynd Jhre
Durchl. der Printz Wilhelm von Hes=
sen
=Cassel in dieser Stadt angelanget /
und dey dem Herrn Edinger abgetret=
ten
/ woselbst einige Cavalier / Pagen
und Lackeyen / wie auch Küche und Kel=
ler
zu dero Bedienung parat waren.

Copenhagen 31. May.

Jhre Durchl. der Printz Wilhelm von
Hessen=Cassel / reiseten am Mittwoch
nach Friedensburg und kamen allererst
gestern Abends wieder zuruck in dieser
Stadt. Nachdeme der Kaiserl. Gesand=
te
/ Herr Graf von Seckendorf / und Rus=
sischer
Minister / Baron von Brackel /
fast täglich mit unseren Ministern in
Conferenz gewesen / hat endlich jeder
den von seinem Hofe erhaltenen Currier
am vorigen Mittwoch Morgen wieder
zuruck=geschicket / und will man versi=
cheren
/ daß erwehnter Currier mit der
Ratification eines Tractats von grosser
Wichtigkeit zwischen unserm Hof / dem
Kaiser und der Russischen Monarchin
abgefertiget worden. Nachdeme der
Herr Graf von Seckendorf vorgestern

von alhiesigen Ministern die Abschieds=
Visite gehabt / so hat derselbe Tags dar=
auf
die Ruck=reise über Hamburg na=
cher
Berlin angetretten / von da Seine
Excell. die Ruck=kehr nach dem Carls=
bad
nehmen werden / um Jhre Kaiserl.
Majestät von denen alhiesigen gehabten
Verrichtungen Bericht abzustatten. Zu=
gleich
seynd Jhre Durchl. der Printz
von Hessen / nachdeme sie von sämmt=
lichen
Königl. Herrschaften zu Friedens=
burg
Abschied genommen / Vorgestern=
fruhe
von hier nacher Stokholm aufge=
brochen
.

Reval in Liefland 11. May.

Jhre Russische Majestät / unserer al=
lergnädigsten
Monarchin hohes Crö=
nungs
=Fest ist am 28sten April hieselbst
folgender=gestalten höchst=feyerlich be=
gangen
worden. Frühe Morgens wur⟨=
de
zur Kirchen geläutet / und in denen
Haupt=Kirchen offentlicher GOttes=
Dienst gehalten / nach desen Endigung
das Te Deum unter Pauken=und Trom=
peten=Schall abgesungen / und darau⟨f⟩
alle Canonen von denen Wällen abge⟨=
schossen
wurden. Der Hr. Gubernato⟨r⟩
Baron von Löwen / gaben eine seh⟨r⟩
herrliche Mahlzeit zu Mittag / wozu Ta⟨=
ges
vorhero alles / was von Distinction
gegenwärtig / eingeladen und herrlich be⟨=
wirtet
worden. Sein Haus ware von
aussen sehr schön gezieret und demselben
gegen über 9. Canonen gepflantzet/
welche sich währendem hohen Gesund⟨=
heits=trinken
/ benebst denen Paucke⟨n⟩
und Trompeten zum öfteren hören lie⟨s=
sen
; und daurete dieses herrliche Tra⟨-
ctament
und übrige Freudens=beze⟨u=
gungen
bis an den anderen Morgen.

Aus Schweitzerland.

Zürch 31. May.

Der Fanzösische Minister in d⟨er⟩

[5]

Schweitz / Herr de la Sabloniere, wel=
cher
sich einige Monat zu Paris aufge=
halten
hat / kame vor einger Zeit von
dannen alhier wieder zurücke / mit einer
sehr schönen und prächtigen Liberey.
Man hat vernommen / daß der König
denselben / zum Beweis des über seine
Dienste geschöpften Vergnügens / zum
ausserordentlichen Abgesandten in diesen
Landen ernennet habe; den andern Tag
nach seiner Ankunft begabe er sich zu
dem Herrn Hirzel / als Præses des
Stadt=Rahts / welchem er ein Schrei=
ben
von Sr. Allerchristlichsten Majestät
überreichte / worinnen dieselbe die Ge=
burt
der 4ten Prinzessin / mit welcher die
Königin im letzt=verwichenen Mertz ent=
bunden
worden / denen Protestantischen
Cantons bekannt gemachet. Der Herr
de la Sabloniere überreichete auch zu
gleicher Zeit gedachtem Herrn Burger=
meister
seine Beglaubigungs=Briefe als
ausserordentlicher Gesandter; hierauf ist
selbiger nacher Chur abgereiset / um bey
denen Graubündern eine wichtige Com-
mission
abzulegen.

Zu Zug ist eine Landes=Versamme=
lung
gehalten worden / und dabey al=
les
friedlich und einig hergegangen:
dieser Canton / welcher von Frankreich
keine Pensionen oder Gnaden=Gelder /
Saltz und andere von der Bündnuß
herrührende Vortheilen geniesset / will
auch in dieser Bündnuß nicht mehr ein=
geschlossen
seyn; und wird nicht gestat=
tet
/ einen Mann mehr für Frankreich
in dem Canton Zug zu werben. Nebst
dem Kaiserl. Botschaftern Grafen von
Reichenstein / wird auch der Spanische
Gesandte Don Cornecho bey der alge=
meinen
Versammelung auf St. Johan=
nes
zu Baden erwartet.

Zu Basel sitzen über 30. Personen von
unterschiedlichen Diebs=Banden gefan=

gen / welche alle Torturen ausstehen /
und durch alle Marter nicht zur Be=
kanntnuß
gebracht werden können.

Die Horner Reformirte haben im
Heimfahren aus der Kirch zu Arbon am
Boden=See das Unglük gehabt / daß
ihr Schif in einem Sturm umgekehret /
und so verunglücket / daß 27. Personen
ertrunken / die übrige 13. aber / wor=
unter
eine Mutter ware mit 2. Kindern /
an ihr hangend / wunderbarer Weise
noch errettet worden.

Aus Teutschland.

Cüstrin im Brandenburgischen
22. May.

Unseres Königs Majestät haben nach
Preussen Befehl ergehen lassen / ver=
schiedene
Dörfer alda zu bauen / um die
Salzburgische Protestanten darein zu
setzen / und also zu verhinderen / daß sie
nicht zerstreuet werden.

Düsseldorf 1. Junii.

Nachdeme man am Chur=Pfältzischen
Hof zu Mannheim wegen Absterben
Jhrer Chur=Fürstl. Durchl. zu Maintz
höchst=seligsten Andenkens drey Täge
nacheinander bey einem kostbar aufge=
richteten
Castro Doloris Exequien ge=
halten
: so seynd dieselbe auch in allen
Kirchen dasiger Stadt mit grossem
Pomp celebriret worden. Der Printz
von Birkenfeld Chur=Pfältzischer Obri=
ster
/ welcher einige Jahr her weil. Se.
Chur=Fürstl. Durchl. zu Maintz bestän=
dig
hin und wieder begleitet hat / ist
von Breßlau zu Mannheim angelanget /
um Sr. Chur=Fürstl. Durchl. zu Pfaltz
von allem / was in der Krankheit und
bey dem Absterben von weiland Chur=
Maintz
vorgegangen / einen umständli=
chen
Bericht abzustatten.

Dresden 3. Junii.

Den 1ten Dieses Frühe um 3. Uhr

[6]

liesse sich auf dem Creutz=Thurn mit
Posaunen=Schall und anderen Jnstru=
menten
der Stadt=Musicus mit seinen
Helfern hören / um 4. Uhr feureten
einige Canoniers 3. Canons ab; nach=
Mittags
hörete man in und vor der
Stadt mit allen Glocken läuten / gegen
5. Uhr gieng der GOttes=dienst in der
Creutz=Kirche mit annehmlicher Music
bey Trompeten/ und Paucken=Schall an.
Beede Königl. Hoheiten wohneten auch
diesen vor=und nach=Mittag in der
Schloß=Capelle der Predig / hohen
Amt und Vesper bey. Gestern legten
die hohen Ministere / Cavalier und Da=
men
/ so sich anjetzo alhier befinden /
bey denen Königl. und Durchl. Herr=
schaften
die Feyertags=Complimenten
ab / und erschiene zu Hof alles in Trauer=
Gala. Vor einigen Tagen seynd bey
Waldheim grosse Schlossen gefallen /
welche hin und wieder an Feld=Früch=
ten
Schaden gethan.

Berlin 7. Junii.

Die sämmtliche ausgewanderte Saltz=
burger
/ so vor etlichen Wochen alhier
abgereiset / seynd am 29sten May über
Stettin zu Königsberg angelanget / von
da selbige nechster Tagen in ihre ange=
wiesene
Heimat abreisen werden. Hin=
gegen
vermutet man in kurtzen wieder
diejenigen Saltzburger alhier / welche
ihren Weg über Frankfurt am Mayn
und das Hessische genommen haben /
denen bald darauf eine Anzahl von 800.
Personen folgen werden. Man muß
sich wundern / daß man in verschiede=
nen
Zeitungen die jenigen Diæten=Gelder /
welche Jhre Kön. Majest. diesen Leuten
täglich reichen lassen / um den 4ten Theil
herunter gesetzet; alleine es dienet nach=
richtlich
/ daß Jhre Königl. Majestät
jeden Mann 4. Gr. / jeder Frauen 3.

Gr. / jedem Kind 2. Gr. Brandenburg.
Währung von dem Ort an da sie
durch Dero Commissarium übernom=
men
werden / täglich zahlen / und damit
fortfahren lassen wollen / bis jede Fami-
lie
derselben nach deren Zustand entwe=
der
in Bürgerliche oder Feld=Nahrung
gesetzet worden / dabey ihnen noch dazu
sodann alles Nöhtige angeschaffet wird /
und lassen Jhre Königl. Majestät die=
ses
alles aus eigener Cassa zahlen / was
ihnen aber auf der Reise gutthätig ge=
reichet
wird / verbleibet ihnen beson=
ders
. Ansonsten seynd Vorgeßtern fünf
Infanterie-Regimenter / als Cron=
Printz
/ Printz Carl / Printz Heinrich /
Schwerin und Kröcher / nebst denen al=
hiesigen
Garnison=Regimentern die
General-Revüe passiret.


Wien 14. Junii / 1732.

DOnnerstag / den 12ten Junii / als
am Allerheiligsten Fronleichnams=
Fest
/ haben Sich Jhre Majestät die Ver=
wittibte
Röm. Kaiserin Amalia Wilhel-
mina
in der Fruhe von Dero Frauen=
Closter
am Rennweg herein in die al=
hiesige
Metropolitan-Kirche zu St. Ste=
phan
verfüget / und in selbiger erstlichen
dem GOttes=Dienst / dann dem gewöhn=
lichen
Umgang durch die Stadt beyge=
wohnet
/ dabey Dero Hof=Dames, die
Herren Rittere des Goldenen Vlieses /
Geheime Rähte / Cammerern / und Ca=
valiers
/ dann die alhiesige Löbl. Uni-
versität
/ Stadt=Raht und andere In-
stan
tzen
/ samt der gantzen Clerisey mit
ihrem Creutz / und denen Burgerlichen
Zünften mit ihren kostbaren Fahnen /
imgleichen denen Spitälern / und vielem
Volk sich eingefunden: wehrend dessen
die alhiesige Kaiserl. Leib=und Stadt=
Guarde
mit jenen von der schwartzen

[7]

Picken auf dem sogenannten Graben in
dem Gewehr gestanden / und dasselbe
3mal gelöset / nachdeme vorher Aller=
höchst
=gedacht Jhre Majestät die Ver=
wittibte
Kaiserin aus der Metropolitan-
Kirche
nach Dero Residentz zuruck=
gekehret
.

Mit Briefen von Prag von dem 10.
Dieses wird unter andern berichtet / daß
Jhre Kaiserl. Cathol. Majestät / unser
Allergnädigster Herr / den 7den Dieses
vor=und nach=Mittag in Dero daselbsti=
gen
Hof=Capellen dem GOttes=Dienst
abgewartet; auch selben vor=Mittag
geheimen Raht gehalten. Sonntags /
den 8ten Dieses begaben Sich Aller=
höchst
=Dieselbe vor=Mittag in die =
nigl
. Capelle Aller=Heiligen / und hat=
ten
daselbst der Predig und Hohen Amt /
nach=Mittag aber in der Hof=Capellen
der Vesper / und Montag / den 9ten
Dieses / in der Capellen St. Wences=
lai
dem GOttes=Dienst beygewohnet.

Verwichenen Sonntag / als an dem
Fest der Allerheiligsten Dreyfaltigteit /
wurde in der alhiesigen Kirche von St.
Peter der neue Hoch=Altar samt denen
⟨b⟩eeden Oratorien zu denen Seiten / wor=
⟨i⟩nn
alles von feinestem Marmor / und
vergoldeter Stuckador=Arbeit der übri=
gen
Herrlichkeit der Kirchen gleichförmig
⟨i⟩st / entdecket; und es erschiene daselbst
⟨e⟩ine ungemeine Menge Volks / wovon
⟨j⟩edermann die Kunst und Vortreflichkeit
⟨d⟩es Kaiserl. Theatral=lngenieurs Hrn.
Anton Galli Bibiena, welcher diesen Al=
⟨t⟩ar
erfunden und angegeben / auch die
Architectur in der Höhe selbst gemah=
⟨l⟩en
. Das Altar=Blat ist von dem be=
⟨r⟩ühmten
Hrn. Altomonti, welcher sich
⟨d⟩amit gleichfalls einen allgemeinen
Ruhm erworben. Die Statuen seynd
⟨v⟩on dem Hrn. Santino Bussi, und kan

man wol sagen / daß sich diese alle 3.
um die Wette bemühet / ihre Kunst und
Erfahrenheit an diesem schönen Werke
sehen zu lassen. Man arbeitet nunmeh=
ro
eben unter der Obsicht des vor=er=
wehnten
Hrn. Bibiena an dem äussern
Vorder=Theil dieser prächtigen / und
von dem bekannten Bau=meister
Herrn Jankel kunst=reich erbaueten
Kirchen.

Sonsten hat man von Erlau in Ober=
Ungarn
die betrübte Nachricht erhalten /
daß statt hier und fast überall in Oe=
sterreich
und Ungarn den 31sten May
gefallenen fruchtbaren Regens / dortiger
Gegend ein grosser Schauer gewesen /
wodurch die meisten Wein=Gärten gros=
sen
Schaden gelitten; und will man
auch Nachricht haben / daß zugleich in
denen Berg=Städten ein Spann=tiefer
Schnee gefallen / welches auch um so
viel mehr zu glauben / weilen die
Pfingst=Feyertäg durch dahier eine zu
dieser Zeit ungewöhnliche Kälte gewesen.

NOTIFICATION.

DEmnach den 13den letzt=verflossenen
Monats May bey dem Kaiserl. Maut=
und
Aufschlags=Posto am Wiener=berg eine
unbekannte junge Manns=person ungefehr
von 21. Jahren durch=passiret / welcher un=
ter
einem schlechten zeugenen Mantel in einem
zwilchenen Schnapp=sack einige Gold=und
Silber=Effecten / so er seinem Vorgeben nach
zu Venedig abgelöset haben solle / unange=
meldet
durch=zu=bringen gesuchet / dahero
solche von denen daselbst aufgestellten Offi-
ciant
en
abgenomnen / und zu des Kaiserl.
N. Oe. Handgrafen=Amts Handen überbracht
worden / von solcher Zeithero aber weder
dieser Mensch / noch sonst jemand hierumen
sich angemeldet. Als wird ein solches zu
dem Ende hiemit kund und zu wissen ge=
machet
/ daß im Fall jemand als wahrhaf=
ter
Eigentumer hierzu sich legitimiren oder
eine Auskunft geben kan / bey diesem Kai=
serl
. N. Oe. Handgrafen=Amt in person-

[8]

oder durch genugsam Gevollmächtigten sich
anzumelden / und von daraus das Weitere
zu vernehmen haben solle.


Lista deren Verstorbenen zu Wien
in und vor der Stadt.

Den 11. Junii. 1732.

Jn der Stadt.

  • Der Wohl=Edel=geborne und hoch=gelehrte Herr Joh.
    Wolfgang Pr⟨e⟩iser / Phil. & Med. Doctor, der
    Röm. Kaiserl. Majestät N. Oe. Regierungs und
    Gesundheits Raht / in der grossen Lands=cron / alt
    63. Jahr.
  • Maria Elis. Defenin Burgerl. Wittwe / auf der Schu=
    ster
    =Herberg am Saltz=gries / alt 63. J.
  • Jacob Zismasky / Fürst Liechtensteinis. Capell=Diener /
    im bemeldten Fürst=Liechtensteinis. Haus in der
    Herren=gassen / alt 62. J.

Vor der Stadt.

  • Der Mar. Ther. Kayslerin / Burgerl. Wittwe / ihre
    To⟨ch⟩ter Eva Maria / im Schneideris. Haus auf der
    Wieden / alt 21. J.
  • Martin Atzberger / Fleisch=aufschläger / in s. Haus
    obern Neustift / alt 39. J.
  • Dem Christian Zandler / Tischlern / s. K. Jacob im
    Stuck=giesseris. Haus auf der Wendel=stadt / alt 5.
    viertel Jahr.
  • Dem Mich. Buchinger / Fuhrmann / s. K. Maria /
    bey der weissen Tauben ausser Maria=Hülf / alt
    7. viertel J.
  • Anna Lassingerin / Wittwe / bey dem blechen Thurn
    aussers Klag=baums / alt 50. J.
  • Georg Lackner / im St. Joh. Nep. Spital / alt 76. J.
  • Dem Veit Bithan / Tagw. / s. K. Cath. / bey der
    golden Bretzen am Neubau / alt 3. J.

Den 12. Junii.

Jn der Stadt.

  • Dem Hrn. Joh. Georg Gasteiger / Kaiserl. Haupt=
    Maut
    =Amts=Güter=Bestettern / s. K. Jos. / im
    Zimmermeisterl. Haus am alten Fleischmarkt / alt
    5. Jahr.

Vor der Stadt.

  • Dem Joh. Laimberger / Burgerl. Fleisch=hackern / s.
    Sohn Peter / in s. H. auf der Laim=gruben / alt
    18. Jahr.
  • Dem Joseph Cremsel / Badern / s. K. Joh. Baptist /
    bey dem schwartzen Bärn in der Leopold=stadt /
    alt 7. viertel J.
  • Dem Sebastian Bechhacker / Bichsen=spannern / s. K.
    Eva im Vögel=krameris. Haus am Spittel=berg / alt
    5. viertel J.
  • Joh. Aueracher / Binder=gesell / welcher gestern Nachts
    im Bräu=haus in der Leopold=stadt vom Boden=
    Aufzug herunter sich erfallen / ist alda vom Kaiserl.
    Stadt=Gericht beschaut / alt 28. J.
  • Dem Christian Gruber / Kutschern / s. K. Franc.
    bey dem Zegger auf der Land=straß / alt 4. J.
  • Dem Conrad Star / Tag=wachtern / s. K. Cath. / im
    Wahlerischen Haus obern Neustift / alt 2. J.
  • Magd. Wolframin / im Kranken=haus wegen getha=
    nen
    Fall vom Kaiserl. Stadt=Gericht beschaut
    worden / alt 31. J.
  • Magd. N. / zu St. Marx / alt 18. J.

Den 13. Junii.

Jn der Stadt.

  • Dem (Tit.) Herrn Johann Augustin von Bottiglia
    Weil. Jhro Majest. der Verwittib. Röm. Kaiserin
    Eleonoræ Magdalenæ Theresiæ Christ=mildesten An=
    denkens
    hinterlassener Raht / Hof=und Cammer=
    Zahl=meistern / s. Fräule Tochter Regina Antonia
    in dem Felbermayrischen Haus in der Singer=stras=
    sen
    / alt 3. Jahr.
  • Magd. Rantzingerin / alt 48. Jahr: und Adam Feicht /
    alt 33. Jahr: beede in dem Burger=Spital.

Vor der Stadt.

  • Dem Thomas Fasser / Burgl. Glasern / s. K. Frantz
    bey dem goldenen Brunn in der Leopoldstadt / alt 3 J.
  • Dem Barth. Heiß / Schlessern / s. K. Joh. / bey dem
    grünen Pfauen im Bettler=Gässel / alt 7. J.
  • Dem Mich. Questenthaller / Lackey / s. K. Joh. / in
    dem Hof=Uhr=macherischen Haus am Neubau / alt
    8. viertel Jahr.
  • Math. Teiffel / gew. Witt / in dem Teiflischen Haus
    zu Margareten / alt 60. J.
  • Ant. Eberl / Fleischhacker=Knecht / bey dem grünen
    Baum am Spitelberg / alt 26. J.
  • Mich. Ostelberger / in dem St. Joan. Nepomuceni
    Spital / alt 98. J.
  • Simon Leopold / Schuster=Lehr=jung / in dem Kirch=
    müllerischen
    Haus unter denen Weisgärbern / alt
    14. Jahr.
  • Adam Herdwerth / alt 14. Jahr: Mich. Bez / alt
    13. Jahr: und Frantz Wißner / alt 7. Jahr: alle
    3. in dem Kranken=Haus.

NB. Es dienet hiemit zur Nachricht / daß
morgigen Sonntag / als den 15den Dieses /
auf dem alhiesig=Kaiserl. Privilegirten Th⟨ea-
tro
bey dem Kärntner=Thor abermal ein
gantz neues Teutsches Musicalisches Schau=
Spiel
/ benamset der Runtzvanscad, König
deren Menschen=fressern / oder der Durchl.
Gärtner / mit unterschiedlichen neuen sehr
schönen Theatralischen Veränderungen /
herrlichen Täntzen / und einem niemals ge=
sehenen
Combattiment zum erstenmal wird
vorgestellet werden: die Liebhaber deren
Theatralischen Vorstellungen werden dabey
ein sattsames Vergnügen finden / und kön=
nen
die Bücheln von diesem neuen Schau=
Spiel
im obgedachten Theatro bekommen.

[9]

Aus Frankreich.

Marseille / 19. May.

MJt Briefen aus Spanien vernimt man /
daß in denen Spanischen Meer=porten
zu der grossen Spanischen Kriegs=Flotte noch
Transport=Schiffe / welche zusammen nach der
See=Manier zu reden die Ladung von 2000.
Tonnen groß an der Schwere einnehmen kön=
ten
/ erwartet wurden / damit die Land=Völ=
ker
völlig eingeschift werden möchten; Deren
Anzahl bestünde in

23000. Mann zu Fuß.
1676. zu Pferd.
1700. Dragoner.
100. Bombardierern.
25. Minireren.
40. Jngenieurs / und
44. Kunst=stäbleren.

Ferners sollen darzu gewidmet seyn:

60. halbe Carthaunen.
20. Stuck von sechzehen /
16. von zwölfen / und
14. von vier Pfund Eisen schiessend.
12. Mörser von 18. / und
40. von 12. Zollen in dem Durchschnitt.
  • 12. Kriegs=Schiffe / deren Admiral ist Don
    Frantz Cornejo / darbey seynd noch
  • 200. zu einer Anlandung bequeme platte
    Schiffe.
  • 80. zu gleichem Ende verfertigte leichte Gal=
    eeren
    .
  • 240. Schlitten.
  • 20500. Pickel und Schauffeln / um sich ein=
    ⟨z⟩ugraben
    .
  • 18. Feld Back=öfen.
  • 40000. Faschinen von 12. Schuhen.
  • 20000. andere von 9. Schuh lang.
  • 80973. Sand=Säcke.
  • 14220. Schantz=Körbe.
  • 80343. Feuer=Töpfen / Saucissons oder
    ⟨F⟩euer=Würste / wormit die Minen angezündet
    ⟨w⟩erden können / und noch mehr anderes zum
    ⟨K⟩rieg dienliches Feuer=werk.
  • 12427. Centner Pulfer.
  • 20000. Stuck Flinten und anderes kleines
    Schieß=Gewehr.

Uber die seit der Regierung der Königin Eli=
⟨sa⟩betha
von England wider dieselbe ausge=
⟨lö⟩ste
so grosse / aber sehr unglüklich zerstreute

Spanische See=Rüstung / hat man bis auf
jetzige Zeit von keiner anderen so grossen gehö=
ret
. Die zu ihrem Commando ernennte Ge=
neralen
seynd:

  • Der Marauis von Montemart / als Gene=
    ralissimus
    .
  • Villadarias und Marillac als General=Leu=
    tenants
    .
  • Gravareal / Jnvenghen / St. Croix de Bel=
    lemar
    / Alazeda / Monreal / Cavajal / Feld=
    Marschalen
    .
  • Ladron de Gavara / Laniny / Sandressey /
    als Brigadiers.
  • An Bomben / Stuck Kugeln / Sätteln für
    Pferde / und allerhand Gattung an Gewehr /
    eine grosse Quantität.
  • 21. Millonen Rationen für Menschen und
    Pferde.
  • 24000. Fässer mit Wein und Wasser.

Von der sogenannten Croizade oder dem
Creutzzug / welchen der Pabst denen Königen /
wann sie einen Zug wider die Unglaubigen zu
unternehmen versicheren / aus dem 10. Theil
der all=jährlich fallend=Geistlichen Einkünften
zu beziehen bewilliget / seynd zwaren fünf Mil=
lionen
eingegangen / welches aber zu Bestrei=
tung
der jetzigen Spanischen Kriegs=Verfas=
sungen
so wenig zulänglich gewest / daß der
Hof noch Geld darzu aufnehmen / und ver=
schiedene
andere Geld=Mittel haben ausgefun=
den
werden müssen.

Man bezahlet indessen von denen in Beschlag
genommenen Transport=Schiffen so geringen
Lohn / daß sonderlich die Frantzösische darbey
nicht bestehen können / weilen die Engell=und
Holländer sparsamer als die Frantzosen wären.
Die Spanische Trouppen werden richtig be=
zahlet
/ und ihnen die Portion vermehret /
das See=Volk auf denen ansgerüsteten Span=
nischen
Krieges=Schiffen wird hingegen desto
schlechter gehalten / und reisset häufig aus /
so daß zu dessen Ergäntzung die Bauern auf
dem Feld hinweg /genommen werden.


Aus Niederland.

Amsterdam / 30. May.

Die Ladung der Schiffe Castricum / Praten=
burg
/ Berckenrode und Flora für die Cammer
Amsterdam; Soetelingskercke von Heesburg

[10]

die Cammer Seeland; Magdalena für die Cam=
mer
Delft; Haacksburg für die Cammer Rot=
terdam;
Opperdoes für die Cammer Hoom;
und der Fisch für die Cammer Enckshuysen /
welche insgesamt den 31. Oct. 1731. von Bat=
tavia
abgesegelt / und wovon Prattenburg den
23. dieses im Tessel eingelauffen / die 9. übri=
gen
aber auch täglich erwartet werden / ist sehr
considerabl / und bestehet dieselbe unter ande=
ren
in folgenden Waaren / als:

1368008. Pfund braunen Pfeffer.
31419. Pf. weissen Pfeffer.
389940. Pf. Muscat=Nüsse.
136906. Pf. Muscaten=Blumen.
128000. Pf. Caneel.
882023. Pf. Puder=Zucker.
42318. Pf. eingemachten Jngber.
8000. Stück eingemachte Nüsse.
592028. Pf. Salpeter.
200. Pf. Aguil=Holtz.
11700. Pf. Benjuin.
1015. Pf. Borax.
285069. Pf. Caliatours=Holtz.
1150. Pf. Javanischen Cardemom.
5700. Pf. Malabarischen Cardemom.
1872375. Pf. Javonischen Caffee.
125419. Pf. Couris.
3200. Pf. Cubeben.
1000. Pf. Drachen=blut.
11000. Pf. Javonischen Jndigo.
222. Pf. dito von Cormandel.
17100. Pf. Gommelack auf Stöklein.
1810. Pf. Perl=mutter.
487. Pf. Curcuma Javanisch.
21000. Pf. Malabarischen dito.
10000. Pf. langen Pfeffer.
1445. Pf. Radix China.
⟨9⟩66215. Pf. allerhand Sapan=Holtz.
64. Pf. Stamp=Perlen.
1. roher Diamant.
2. Diamant=Ringen.
2. goldene Dosen.
982342. Pf. Thee=Boey.
71219. Pf. grünen Thee.
23648. Pf. Malax Zinn.
67141. Pf. Siams Zinn.
81985. Pf. Bengalsche Seide.
2312. Pf. Bengalsche Cattunen Garn.
17914. Pf. Floretten Garn.
24500. Pf. Javanisch Cattunen Garn.
28117. Pf. Souratisch Cattunen Garn.
1500. Stuck Hand=Röhre.

Verschiedene seidene Stoffen und Cattunen.


Aus Jngermanland.

Petersburg / 19. May.

Das im verwichenen Februarii Monat zwischen der
Prinzessin Mentschikow / und dem Herrn vom Biron /
Majorn von der Jsmailowischen Leib=Guardes getrof=
fene
Ehe=Verbündniß wurde verwichenen Donnerstag
mit vieler Pracht vollzogen. Es geschahe solches
am Hofe / und Jhro Majestät unsere Monarchin er=
wiesen
dem Braut=Paare die Gnade / daß sie dem
dieserwegen angestellten Ball sich bis in die späte
Nacht verziehen liessen. Allhier ist folgende Ukase
publiciret worden. Da Wir mit nicht geringem
Mißvergnügen vernehmen müssen / auf was Wei=
se
viele aus Unseren Unterthanen nicht allein in
keine Krieges=Dienste gehen / und für die Reli=
gion
und das Vatterland dienen wollen / sondern
auch bey jeder instehenden Werbung der Recru=
ten
/ hier und dahin / ja über die Gräntze davon
lauffen; wozu noch kommt / daß wenn man sie
greiffen will / sie sich gewaltsam und tödlicher
Weise zur Wehr setzen. Als haben Wir allen ins=
gesamt
/ durch diese Unsere Ukase eröfnen / und
kräftigst anbefehlen wollen / daß sie von solchem
Verfahren ablassen / und ihre Seelen nicht unbe=
dachtsam
verderben mögen; sondern daß diejeni=
gen
/ so unter die Recruten sollen genommen wer=
den
/ solches mit guten Willen / nach der ihnen
gegen Uns und das Vatterland obligenden Schul=
digkeit
/ ohne alle Widersetzung und Gegen=Rede /
in Hofnung zu Unserer Gnade und Gütigkeit thun
mögen. Wofern aber dennoch jemand ins künfti=
ge
in solchem boshaften Verfahren sich wird finden
lassen / und derselbe attrapiret werden solte / so soll
derselbe mit der Schärfe gezüchtiget / und vom Le=
ben
zum Tode gebracht werden. Wie Wir denn
zugleich sowol der commandirenden Generalität /
wie nicht weniger denen Gubernatorn und Woje=
woden
in denen Districten / befehlen / daß sie die=
jenige
Deserteurs / so von denen Recruten weglauf=
fen
/ zu greifen suchen / ihnen auf der Flucht nach=
jagen
/ sie scharf ausforschen / und wo es seyn
mag / auf=fangen sollen / und sollen diejenige / so
selbige entweder verbergen / oder in der Flucht ih=
nen
behülfich seyn / zugleich arrestiret / und zu de=
nen
Officiren / die auf denen Regiments=Höfen sich
befinden / hingeführet werden / welche mit ihnen /
Unseren Ukasen gemäß / zu verfahren haben. We⟨r⟩
aber die von denen Recruten Verlauffene auf=fängt /
und herführet / dem sollen aus Unserer Cassa 10.
Rubel für jeden Mann gegeben werden / und sollen
selbige Gelder denen jenigen angenommen werden /
wo jene sich eddressiret oder aufgehalten haben. E⟨s⟩
sind deswegen bey jeder Recruten=Werbung in al=
len
Dörfern die darzu bestellte Starosten und Aus⟨=
gewählte
verpflichtet / solches fleissig zu verhüten /
und zuzusehen / daß wer ohne Paßport befunden
wird / arrestiret / und hingeschicket werde / wo er hin
gehöret / da man dann an denen Orten / da sie un⟨=
ter
Arrest gebracht worden / sie zu examiniren / und
mit ihnen so zu verfahren hat / wie es in denen U⟨=
kasen
befohlen ist / ꝛc.

»