Anno 1732.
(Num. 44.)
31. Maji.
Wienerisches
DIARIUM.
Mit Jhrer Röm. Kaiserl. und Cathol. Majestät Freyheit.
Zu finden in der Kaiserlichen Hof=Buchdruckerey / gegen dem Hof=
Ball=Haus über / bey Johann Peter v. Ghelen.
Aus Spanien.
Gibraltar 15. April.
DJe Zurüfungen deren Spaniern /
um eine wichtigen Unternehmung
auszuführen / seynd unglaub=
lich große / ohne daß man annoch recht
weiß / was ihre Absicht seye. Wir
seynd hiesiges Orts in vollkommenen
Wehr=stand: alle unsere neue Werker
seynd fertig / und die Besatzung
beste=
het aus 7. Regi⟨m⟩enter / ausser 1000.
die besonders be⟨l⟩ohnet werden / welche
an denen Batt⟨er⟩ien und der Festung
arbeiten; und unsere Vorrahts=häuser
seynd mit allen überflüssig versehen:
auch ligen hier neun Engländische Krie=
ges=schiffe.
Aus Gros=Britannien.
Londen 13. May.
Den 9ten Di⟨e⟩ses gienge Herr Tho=
mas Parker / Graf von Macclesfield /
ehemaliger Groß=Cantzler / im 66sten
J⟨ahr⟩ seines Alte⟨r⟩s mit Tode ab / wel=
ch⟨em⟩ sein eintzige⟨r⟩ Sohn / der Vicomte
von Parker / in 〈…〉 〈…〉d Gütern
fol=
get; eine Pension von 1200. Pf. Sterl.
aber fället der C⟨r⟩one wieder heim. Am
Sonn=abend reiete der Vicomte von
Torrington / Commendant des Ge=
schwaders / welches den König nach
Holland begleiten solle / mit der
Admi-
ralitäts=Jagt na⟨ch⟩ Deptford / und stek=
te die Flagge auf der Jagt William und
Maria / dabey dann das Kriegs=schif
Torri⟨n⟩gton und alle dort ligende Jagten
densel⟨b⟩en begrüsseten. Am Sonntag
legte der Hof für den verstorbenen
Chur=
Fürste⟨n⟩ zu Maintz die Trauer an. Es
werde⟨n⟩ der Rede nach / 22. Krieges=
schiffe ⟨i⟩n aller Eile ausgerüstet werden.
Am S⟨o⟩nn=abend Morgen kame erst die
Leiche des in Frankreich verstorbenen
Dr. A⟨tt⟩erbury / gewesenen Bischofs von
Roche⟨st⟩er / aus dem Schif Moors von
Diep⟨pe⟩ vor dem Zoll=hause an: sogleich
begab⟨en⟩ sich die Zoll=bediente an Bord
und d⟨ur⟩chsuchten das Schiff sehr genau /
gleich⟨wi⟩e sie auch auf einem etliche Ta=
ge zuv⟨or⟩ von ermeldtem Ort gekomme=
nen S⟨ch⟩iffe gethan. Man sagt / daß
sie in d⟨e⟩m Sarg 4. Stück schönen
Fran=
tzösisch⟨en⟩ Brocat gefunden haben / wel=
che co⟨nf⟩isciret worden. Seithero hat
man a⟨ll⟩e von der Frantzösischen Küsten
in unse⟨re⟩ Hafen angelangte Schiffe und
die dar⟨au⟩f befindliche Leute auf das
schärfest⟨e⟩ durchsuchet / ohne daß man die
eigentli⟨ch⟩e Ursache davon weiß. Herr
Morri⟨ce⟩ / des obgedachten Prælaten
Schwie⟨g⟩er=Sohn / ist / da er am Sonn=
abend von Calais kommend zu Duyns
an das ⟨L⟩and getretten / gleich von
ei=
nem das⟨e⟩lbst auf ihn wartenden
Staats=
Botten ⟨an⟩hero geführet / und / nachde=
me er g⟨e⟩stern hier angelanget / exami=
niret / h⟨e⟩rnach aber frey gelassen wor=
den. Die Directores der Ost=Jndi=
schen Compagnie haben befohlen / ihre
Jagt / Jndia genannt / in möglichster
Eile auszurüsten / welche in dem Canal
kreutzen solle / um / wie verlautet / ei=
ne gewisse Person / so in England erwar=
tet wird / aufzufangen. Vorgestern
wurde im Unter=Hause befohlen / die
Bill / das rechtmässige Commercium
deren Engländern nach Ost=Jndien zu
versicheren / ꝛc. in das reine zu schrei=
ben / und gestern / nach der dritten Ver=
lesung passirten sie dieselbe und sandten
sie an die Lords. Hernach hielten sie
den am Freitag gefasten Schluß wegen
der Grönlandischen Fischerey genehm /
und befahlen / eine Bill einzubringen /
daß jedermann erlaubet seyn solle / mit
Engländischen Schiffen Fischbein und
Trahn aus Grönland und der Strasse
Davids 7. nacheinander folgende Jah=
re / vom 25sten December 1731. anzu=
rechen / ohne einigen Zoll davon zu be=
zahlen / einzubringen. Diese Bill wur=
de gleich zum ersten=und heute zum an=
dernmal gelesen.
Aus Niederland.
Brüssel 20. May.
Unsere Durchl. Gubernantin hat die
Dame Magdalena von Kessel zur Abtis=
sin von dem in der Provintz Braband
gelegenen Closter von U. L. Frauen von
Wautibraine ernennet. Es ist der Be=
fehl ertheilet worden / an denen Fe=
stungs=werken von dem Port Philipp
zu arbeiten / so werden auch die Wer=
ker von denen Festungen Mons, Ath,
Charleroy, &c. ersetzet und verbesseret.
Haag 20. May.
Der Herr Gansinot / ausserordentli=
cher Gesandter derer Chur=Fürsten von
Cöln / Bayern und Pfaltz / hat von
dem letzteren ein Schreiben an die Her=
ren General=Staaten / worinnen de=
nenselben das Absterben Dero Herrn
Bruders des Chur=Fürsten zu Maintz
bekannt gemachet wird / übergeben:
hierauf hat der Herr Agent Bayerle
das Condolentz=Compliment in Jhren
Hochmögenden Namen darüber bey
dem vorgedachten Minister abgeleget;
und solle die schriftliche Antwort des
Staats durch unseren Minister an Se.
Chur=Fürstl. Durchl. von der Pfaltz
eingehändiget werden.
Aus Jngermanland.
Petersburg 2. May.
Alhier ist folgende Ukase kund
gema=
chet: Nachdeme bishero
verschiede=
ne das Reich und die Regierung
an=
gehende Verordnungen gemachet
wor=
den / und annoch wegen besserer
Ord=
nung und richtiger Ausrechnung
al=
ler der Reichs=Cassa zugehörigen
Geld=Proviand- und anderen
Ein=
nahmen und Ausgaben gemachet
wer=
den; daß wir deswegen auch an alle
die jenigen Aemter / welche bis auf
gegenwärtiges Jahr dergleichen
Reichs=Einnahmen und Ausgaben
besorgen haben / unseren Befehl
ergehen lassen / um besagte
Einnah=
men und Ausgaben ohne Nachsehen
nochmalen nachzurechnen / und
als=
dann die gezehlte Gelder / so wie auch
alle übrige Restantzien / auf das
schärfeste auf=suchen und einfordern zu
lassen. Wobey / wann irgend ein
Betrug darunter vorgegangen / nach
selbigen alsdann geforschet und wider
die Schuldigen denen
Reichs=Gese=
tzen gemäß verfahren werden solle.
Ob nun gleich auch verordnet ist /
nicht nur die jenigen zur scharfen
Züchtigung zu ziehen / welche bey
Geld=Proviand- und anderen Reichs=
Einnahmen und Ausgaben falsche
Rechnungen machen / sondern ihnen
auch so gar die Lebens=Straffe
des=
wegen verordnet ist / aber dem
un=
geachtet bey jetzigen Rechnungen sich
sehr viele finden / welche ohne alle
Forcht für GOtt und mit
Hindann=
setung ihrer Treue und geleisteten
Eides in dieser Ubertrettung
betrof=
fen werden / und nur um des
verfluch=
ten Geitzes Willen nicht allein solcher
scharfen Untersuchung und Straffe
sich bloß stellen / sondern auch ihre
Seele selbst in das Verderben
stür=
tzen. Wir aber nicht sehen
wol=
len / daß jemand sich selbst in solche
scharfe Untersuchung / Strafe und so
gar in Seelen=verderbnuß mutwillig
stürtze; so befehlen Wir hiermit / daß
die jenige / welchen solches Amts
und Standes=halber obliget / richti=
ge und klare Rechnungen über alle
Reichs=Einkünfte und Ausgaben
bey Vermeidung oben angedeuteter
Untersuchung und scharfen
Züchti=
gung / ja auch Lebens=Straffe
ver=
fertigen mögen. Jmgleichen wird
denen jenigen hiemit angedeutet /
welche zugezehlte Gelder und allerhand
Cassen=Schulden / auch zur Reichs
Cassa gehörige Ausstände / in ihren
Rechnungen haben / daß sie solche
gehöriger Orten ungesaumet und
oh=
ne alle Verhelungen angeben und
fer=
ners nicht mehr von solcher Reichs=
Cassa nutzen mögen. Jn
Betrach=
tung dessen dann auch unsere Gnade
ihnen darinnen solle erzeiget werden /
daß sie 1) von der Untersuchung
und Straffe sollen befreyet seyn /
und 2) daß wann jemand nicht im
Stande seyn würde / solche Schuld
an die Reichs=Cassa auf einmal zu
bezahlen / ihme ein Termin zur
Zah=
lung solle gesetzet werden. Daferne
aber jemand diese unsere Milde und
Güte nicht achten würde / so solle
wi=
der selbigen ohne alles Nachsehen
ver=
fahren werden. Jndessen / was die
hier gedachte Ausständen betrift / so
wollen wir hiermit nicht die jenige /
welche bereits angegeben / und durch
unsere Ukasen aufzusuchen und
einzu=
treiben befohlen worden / sondern die
verstanden haben / welche noch nicht
gewiß bekannt / und die man durch
Nachlässigkeit und Schalkheit derer
Richtern / wie auch Prætensionen und
Arglistigkeit derer Schuldnern seit
1719. hat auf=lauffen / auch bis auf
jetzige Zeit nicht einfordern lassen ꝛc.
Aus Schweden.
Stokholm 7. May.
Vor etlichen Tagen passirte hier ein
betrübter und unglüklicher Zufall / in=
deme eine gewisse Frau ihr eigenes Kind /
ein Mägdlein von 4. Jahren / jämmer=
lich ermordet / und selbigem den Hals
abgeschnitten hat; da aber diese Frau
seit der vor einigen Jahren in der Schmi=
de=gasse alhier entstandenen Feuers=
Brunst / wie sie eben 2. Tage im Kind=
behte gelegen / und sich also aus dem
Feuer / worinnen sie ihr Haus und Gut
verloren / wegtragen lassen müssen / ih=
res Verstandes beraubet gewesen; so
wird sie anjetzo bewachet / und weiß man
noch nicht / was weiter mit ihr gesche=
hen werde. Ein Schreiber hatte dieser
Tagen auch das Unglück / daß ein Rohr /
welches er abschiessen wolte / in Stücken
zersprang und ihme ein Auge ausschlug /
auch den halben Backen wegnahm.
Aus Dännemark.
Copenhagen 17. May.
Vorigen Mittwochen war der Herr
Graf von Seckendorf über 3. Stun=
den auf der Cantzley mit unseren Mini-
stris in Conferenz, und wurde Mittags
von dem geheimen Raht und Ober=
Cammer=Herrn von Plessen tractiret.
Jhre Durchleucht der Herr Marggraf
Friederich Christian von Culmbach /
welcher bey dem Fühnischen geworbenen
Regiment als Obrist=Leutenant gestan=
den / hat die Obrist=Stelle erhalten.
Aus Preussen.
Dantzig 24. April.
Nachdeme zu Warschau der Schluß
gefasset worden / daß eine steinerne Brü=
cke über die Weichsel solte gebauet /
und die Einkünfte verschiedener Stel=
len auf ein Jahr darzu genommen wer=
den / so hat der neue Wojewode von
Krackau 300. Ducaten zu solchem
Brü=
cken=bau bereits erleget; Hr. Bielins=
ki / als Groß=Cron Marschall 200.; Hr.
Czapsky / neuer Wojewode von Culm /
300. Diesem Exempel sollen die Sta=
rosten von Krackau / Landsersko und
Sarnowieck folgen / und insgesamt 12.
hundert Ducaten contrbuiren; und
die ersten so mit dergleichen Aemtern
würden versehen werden / sollen eben=
fals gehalten seyn / ihr Einkommen von
dem ersten Jahr darzu herzugeben.
Aus Teutschland.
Worms 6. May.
Den 1sten Dieses Abends seynd 55.
auswanderende Saltzburger dahier an=
gekommen / da dann dieselbe durch 6.
junge Rahts=Männer am Rhein em=
pfangen / in die Stadt geführet / und
in denen ihnen bestellten Quartieren
gespeiset worden. Gestern seynd selbe
wieder von hier an den Rhein begleitet /
mit deme was ihnen an Geld / Klei=
dern / Büchern und Victualien gerei=
chet / zu Wasser weiter gebracht worden.
Cöln 16. May.
Gestern hat Jhro Hochw. Hr. Jobst
Moritz Freyherr von Droste zu Senden /
des Teutschen Ordens Ritter und Land=
Commenthur der Reichs Balley Cob=
lentz / ꝛc. in dero Teutschen Ordens=
Commenthurey zu St. Catharina / mit
Beywohnung vieles Adels / des Päpst=
lichen Nuntii, und unterschiedlicher
Ordens=Rittern / bey einem prächtig=
aufgerichteten Trauer=Gerüst / eine
stattliche Trauer=und Ehren=Besing=
nuß für weil. den Hochw. Durchl. Für=
sten und Herrn Frantz Ludwig des H.
Stuhls zu Maintz Ertz=Bischofen / des
Heil. Röm. Reichs durch Germanien
Ertz=Cantzlern und Chur=Fürsten /
Bischofen zu Worms und Breßlau /
Probsten und Herrn zu Elwangen / Pfaltz=
Grafen bey Rhein / ꝛc. halten lassen.
Prag in Böheim 17. May.
Bey alhier feyerlichster Fest=be=
gängnuß des Heil. Joannis von Nepo=
muck / hat in der alhiesigen Metropoli-
tan -Kirchen eine besonders zierliche und
wol=ausgearbeitete Lateinische Oration
gehalten Herr Johann Georg Trummer /
J. U. Auditor emeritus, von Nation ein
Ungar / so dadurch nicht nur dem anwe=
senden hohen Auditorio ein besonderes
Genügen leistend sich ein grosses Lob
und Ruhm verdienete / sondern auch
seiner Löbl. Nation hierinnfalls wol=be=
kannt=sonderbare Lateinische Wolreden=
heit ferners an Tag gegeben; und wur=
de solche Oration ( Tit.) Jhro Hoch=
fürstl. Gnaden und Herrn Herrn Paul
Antoni von Esterházy, dediciret.
Augspurg 19. May.
Gestern Nach=mittag kamen die vor
einigen Tägen zu Kaufbeyern einge=
troffene in 860. Personen männlich=und.
weiblichen Geschlechts bestehende aus=
wanderende Saltzburger / nunmehro
Königl. Preussische Unterthanen und
neue Colonisten / alhier an; man hat
selbige um die Stadt hinum nach dem
eine viertel Stund von hier belegenem
Dorf Oberhausen geführet / und in ih=
re Quartier gewiesen; sie haben viele
Kinder und etlich 60. Bagage-wägen
bey sich.
Hamburg 20. May.
Jhre Durchleucht Printz Wilhelm
von Hessen=Cassel / welche verwichenen
Freitag Abends von Cassel in dieser
Stadt angelanget / seynd gestern Mor=
gen wieder von hier nach Copenhagen
abgereiset / um sich von dannen ferners
nacher Stokholm zu begeben. Von
Bremen hat man / daß am 15den Die=
ses Jhre Durchl. der Hertzog von Be=
vern nebst dero Gemahlin / zwey Printzen
und einer Prinzessin / und übrigen bey
sich habenden Hof=Staat / daselbst an=
gekommen / und bey der Frau Regie=
rungs=Præsidentin und Ober=Land=
Drostin von der Osten abgetretten / al=
wo sie herrlich zu Mittag bewirtet / auch
durch 2. Herren Deputirten eines edlen
Rahts bewillkommet worden / und nach=
deme ermeldte hohe Herrschaften alles
Merkwürdige in selbiger Stadt besichti=
get / hätten dieselbe noch des Abends
dero Reise nacher Aurich fortgesetzet.
Augspurg 22. May.
Gestern ist die erste Colonie von de=
nen verwichenen Sonntag hier ange=
langten Saltzburgern / bestehend in 400.
Köpfen von Oberhausen nacher Haar=
burg abgegangen / und heute frühe um
7. Uhr ist ihnen die zweyte aus 530.
Köpfen gefolget / also daß eine Summa
von 930. Köpfen gestern und heute nach
gemeldtem Haarburg abgegangen; von
⟨d⟩ar sie ihren Marsch ferners nach
denen Königl. Preußischen Landen fort=
setzen werden.
Aus Hungarn.
Ofen 26. May.
Verwichenen Donnerstag / als den
22sten Dieses / ist das Kaiserl. Alcau=
detische Infanterie-Regiment bey 2200.
Mann stark von Breysach / und Frey=
burg über Wien zu Wasser alhier ange=
langet / wovon ein Theil dahier / und
der andere zu Pest zu zweymal über=
nachtet / indeme dieses einen Rast=tag
gehalten; weilen aber den 24sten Dito
ein grosser Wind sich erhoben / so hat
gedachtes Regiment erst den darauf fol=
genden 25sten Dito seine Reise nach ih=
ren angewiesenen Quartieren fortsetzen
können. Von mehr gedachtem
Regi=
ment seynd in der Nacht vom 23. bis
auf den 24sten Dito 13. Mann deserti-
ret / und auch den 24gsten Dito vor=
Mittag davon 5. eingebracht / worü=
ber sogleich von dem Löbl. Regiment
Stand=Recht gehalten / den nach=Mit=
tag darauf 3. davon vor dem alhiesi=
gen Spital=Thor unter Zuschauung ei=
ner grossen Menge Volks andern zum
Exempel erschossen / die anderen zwey
aber begnadet worden / wo vom denen
zweyem letzteren einer auf dem Execu-
tions=Platz den allein seligmachenden
Catholischen Glauben angenommen hat.
Wien 31. May / 1732.
DE⟨mn⟩ach Jhre Kais. Cathol. Maje=
stät / unser Allergnädigster Herr
we=
gen Dero Abreise nacher Prag / Carls=
bad und Lintz / alhier zu Wien ein
ge=
heim=deputirtes Collegium
(allermas=
sen in dergleichen Fällen ehevor
besche=
hen ist) bis zu Dero glüklichen
wieder=
anhero=Kunft zu hinterlassen verordnet /
um währenden Dero Allerhöchsten Ab=
wesenheit über die täglich vorfallende
Sachen und Geschäften zu berahtschla=
gen; als hat ein solches Collegium sei=
ne Session bey Hof in der Kaiserlichen
Antecamera zu halten angefangen: es
haben aber Jhre Kaiserl. Majestät zu
geheim=und deputirten Rähten dieses
Collegii Dero würklich=geheimen Raht
und Statthaltern des Regiments de=
ren N. Oest. Landen (Tit.) Hrn. Sig=
mund Friderich Grafen von Kheven=
hüller zu Aichelberg / Rittern des Gol=
denen Vlieses / ꝛc. / welchem das Præ-
sidium erst=besagt=geheimen deputirten
Collegii als ältesten geheimen Raht von
Jhro Kais. Majestät aufgetragen wor=
den / sodann (Tit.) Jhro Hochfürstl.
Eminenz Hrn. Cardinalen Sigmund
von Kollonitsch / alhiesigen Ertz=Bischo=
fen / Dero würklich=geheimen Raht / ꝛc.
(Tit.) Hrn. Georg Christoph Grafen
von Stürgk / Dero würklich=geheimen
Raht und anderten Hof=Cantzlern / ꝛc.
(Tit.) Hrn. Otto Christoph Grafen
Volkra von Heidenreichstein / Dero
würk=
lichen geheimen Raht / N. Oest. Land=
Marschall Amts=Verwaltern / ꝛc. (Tit.)
Hrn. Maximilian Adam Graf von Star=
hemberg / Dero würklich=geheimen und
Hof=Kriegs=Raht / Feld=Marschallen /
angesetzten Commandanten dieser Kai=
serl. Haupt und Residentz=Stadt Wien / ꝛc.
(Tit.) Hrn. Johann Friderich Grafen
von Seilern / Dero würklich=geheimen
Raht / Vice-Hof=Canzlern / ꝛc. (Tit.)
Hrn. Anton Ehrenreich Herrn von
Pet=
schowitz Freyherrn / Dero würklich=ge=
heimen Raht / Hof=Cammer=Vice-Præ-
sidenten / ꝛc. und (Tit.) Hrn. Berthol-
dum Abten des GOttes=Hauses Mölk /
Dero würklich=geheimen Raht / ꝛc. Al=
lergnädigst benennet / wie auch (Tit.)
Hrn. Wentzel Adrian Grafen von En=
kenwirt / als angesetzten Obristen Hof=
Marschallen / ꝛc. wann man seiner Per=
son in ein=oder anderen dessen Amt be=
treffenden Vorfallenheiten nöhig hat.
Das Cantzler=Amt aber bey solchem
Collegio haben Jhre Majestät Dero
Oesterreicherischen Hof=Rähten und ge=
heimen Referendarien (Tit.) Hrn. Jo=
hann Georg von Mannagetta und Ler=
chenau / und in dessen Abwesenheit (Tit.)
Hrn. Johann Bernhard von Pelser / bey
dessen Verhinderung aber Hrn. Bernhard
Frantz Edlen Herrn von Schick gnädigst
anvertrauet.
Diese Tagen hindurch haben gesamm=
te Durchl. Ertz=Hertzoginnen der 9=tä=
gen Andacht zu dem Heil. Geist in der
Kirchen des Königin=Closters sowol
vor=als nach=Mittag andächtigst bey=
gewohnet.
Mittwoch vor=Mittag wurden in Jh=
rer Majestät der Verwittibten Röm. Kai=
serin Amalia Wilhelmina Hof=Capelle
für die den 26. April dieses Jahrs in
GOtt selig entschlaffene Hoch=Adeliche
Stern=Creutz=Ordens=Dame (Tit.)
Frau Frau Maria Eva Gräfin von
Schrottenbach / geborne Gräfin von
Brandeck / die gewöhnliche Exequien
gehalten.
Gestern vor=Mittag wurden abermalen
in Allerhöchst=gedacht=Jhrer Majestät
der Verwittibten Kaiserin Hof=Capelle
für die den 24sten December 1731. zu
Nivelle in Braband in GOtt selig ent=
schlaffene Hoch=Adeliche Stern=Creutz=
Ordens=Dame (Tit.) Frau Frau An=
na Rebecca Gräfin von Arberg / ge=
borne Gräfin Fuggerin / die gewöhnli=
chen Exequien gehalten.
Jhre Kaiserl. Majestät haben Dero
Obristen / Gubernatorn und Sur-Inten-
danten der Stadt und Provintz Mech=
len im denen Oesterreicherischen Nieder=
Landen (Tit.) Hrn. Baron von Ge-
miniani in allermildester Ansehung de=
ren von ihme Allerhöchst=Deroselben /
und Dero Allerdurchleuchtigsten Ertz=
Haus in die 50. Jahre in denen in dem
Röm. Reich / denen Niederlanden / Jta=
lien und Ungarn fürgewesten Kriegen
bey dem Löbl. Marggraf=Badischen
Regiment / sodann als Major- Commen-
dant der Festung Luxenburg allerunter=
thänigst=geleisten nutzlich=und ersprieß=
lichen Feld=Kriegs=diensten bey allen
feindlichen Begebenheiten erwiesenen Bra-
voure und Tapferkeit / andurch in Mi-
litaribus erworbenen stattlichen Expe-
rienz und Fähigkeit zu Dero General=
Feld=Wacht=meistern Allergnädigst er=
hoben / und das disfällige Patent aus
einer Löbl. Hof=Kriegs=Cantzley ihme
ertheilen lassen.
Alle und jede so wol von benachbar=
ten / als entlegenen Orten anhero kom=
mende Leute können nicht genugsam be=
schreiben / was sich schier in allen Fel=
dern für ein reicher Segen GOttes am
Getreide zeige.
Ordnung / wie das H. viertzig=
stündige Gebett vor ausgesetztem Hoch=
würdigsten Altars=Sacrament in alhiesiger
Kaiserlichen Residentz=Stadt Wien in dem
Monat Junii 1732. gehalten
wird.
Den | 1 | 2 | 3 | Jn der Pfarr=Kirchen zu St. Ulrich. |
Den | 4 | 5 | 6 | Bey denen PP. Capucinern bey St. Ulrich. |
Den | 7 | 8 | 9 | Bey Maria=Treu in der Joseph=stadt. |
Den | 10 | 11 | 12 | Bey denen PP. Trinitariern. |
⟨N⟩B. Eben diese Andacht wird mit
Gewin=
nung des dafür verliehenen
voll=
kommenen Ablasses / durch die übri=
ge Täg der Octav SS.Corporis
Chri-
sti, bis den 18den Junii, das ist /
bis Mittwoch in der Octav, in der
Metropolitan-Kirchen continuiret /
und zwar täglich von 4. Uhr Fruhe /
bis 6. Uhr Abends.
Den | 19 | 20 | 21 | Jn dem armen Haus. |
Den | 22 | 23 | 24 | Jn dem neuen
GOtts= Acker / bey U. L. Frauen Zell. |
Den | 25 | 26 | 27 | Bey denen PP. Serviten in der Rossau. |
Den | 28 | 29 | 30 | Jn der Pfarr=Kirchen zu
de= nen 14. HH. Nohthelfern. |
Lista deren Verstorbenen zu Wien
in und vor der Stadt.
Den 27. May. 1732.
Jn der Stadt.
- Dem Herrn Joh. Ferd. Klein / Herrschaftl. Hof=mei=
stern / s. Frau Maria Barb. / in dem Hameterischen
Haus am Kollmarkt / alt 50. J. - Dem Joh. Andre Inpelius, Herrschaftl. Cammer=die=
nere / s. K. Josepha / bey dem Lindwurm im Haar=
Hof / alt 7. viertel J. - Dem Mart⟨i⟩n Pok / Burgl. Riemern / s. K. Cath. / bey
dem schwartzen Elephanten am roten Thurn / alt 4.
Jahr. - Dem Burkhard Steger / gewest. Burgl. Wirt / s. K.
Cath. / in dem Dominicaner=Haus auf der Pastey /
alt 3. Jahr. - Balth. ⟨R⟩eiß / Kais. Hof=Kriegs=Cantzley=Haitzer / in
dem Vorreiterischen Haus bey denen PP. Francisca-
nern / alt 72. J. - Joh. Carl Wotruba / Sicherheits=Nacht=wacht=Rott=
meister / in dem Schneiderischen Haus am roten
Thurn / alt 55. J. - Dem Jo⟨s⟩. Mich. Weber / Haus=meistern in dem Harpfi=
schen Haus im tieffen Graben / s. K. Barb. / allda /
alt 7. Jahr. - Dem Abraham Eder / Maurer=gesellen / s. K. Eva /
in dem Gstatterischen Haus in der kleinen Dorothe⟨=⟩
Gassen / alt 8. J.
Vor der Stadt.
- Dem Mich. Kaiser / Schnür=machern / s. K. Anna /
bey denen 2. weissen Saulen bey Maria=Hülf / alt
3 Jahr. - Dem Casp. Müllner / Lackey / s. W. Maria / bey dem
grossen Christoph am Spitelberg / alt 54. J. - Eva Bayrhueberin / Wittwe / in dem Maullischen H.
auf der Landstrassen / alt 72. J. - Dem Wentzl Willischer / Lackey / s. K. Eva / in dem
Scheiblauerischen Haus in der Alster=gassen / alt 2. J. - Magd. Holzmayrin / led. Mensch / in dem Staudache=
rischem Haus im Liechtenthal / alt 43. J. - Dem Carl Ybelman / Lackey / s. K. Mich. / in dem
Aichbiglerischen Haus untern Felbern / alt 3. J.
- Dem Casp. Schüz / Holtz=ausscheibern / s. W. Eva /
beym guten Hirten untern Weisgärbern / alt 32. J. - Dem Phil. Schlemer / Tagw. / s. K. Anna / in dem
Neupauerischen Ziegel=Ofen am Alster=Bach / alt
6. Jahr.
Den 28. May.
Jn der Stadt.
- Der Wohl=Edel=Geborne Herr Joh. Pupf⟨h⟩ueber von
Triebenbach / der Röm. Kaiserl. Maj. Jn. Oe. Hof=
Cammer=Raht / und Kais. Hof=Cammer Buchhal=
terey Rait=Raht / in dem Zurawskischen Haus auf
der Hohen=Brucken / alt 87. J. - Niclas Kahrner / Haus=knecht / in dem Kais. Arsenal,
alt 50. J.
Vor der Stadt.
- Dem (Tit.) Herrn Joh. Carl Baron von Nagl / sein
Söhnl Jos. / in dem Leder=zurichterischen Haus in
der Leopoldstadt / alt 2. J. - Simon Hauneder / Schneider / in dem Uhr=macheri=
schen Haus im Liechtenthal / alt 34. J. - Georg Wedl / Fleischhacker=Knecht / bey dem blauen
Bock ausser Maria=Hülf / alt 29. J. - Adam Leutgeb / Hauer / im dem Klozischen Haus zu
Erdberg / alt 31. J. - Georg Marscho / alt 63. Jahr: Sebast. Vetsch / alt
56. Jahr: Anna Harbichin / alt 60. Jahr: und
Elis. Schweighoferin / alt 52. Jahr: alle 4. in dem
Kranken=Haus.
Den 29. May.
Jn der Stadt.
- Dem Hoch=und Wohl=gebornen Herrn / Hern Carl
Joseph des Heil. Röm. Reichs Grafen zu Salm und
Reifferscheid / ꝛc. der Röm. Kais. Maj. Cammerern /
s. Fräule Töchterl Ernestina / bey denen Schotten /
alt 2. Jahr. - Dem Wohl=Edel=gestrengen Herrn Joh. Gottlieb Pich=
ler / Ni. Oe. Regierungs=Secretario, s. S. Joh.
Frantz / in dem Appelischen Haus deym Pauler=
Thor / alt 4. J. - Dem Joh. Reiz / Kais. Trabanten / s. K. C⟨h⟩ristian /
bey dem weissen Löwen am Saltzgries / alt 5. Vier=
tel Jahr. - Rosina Hueberin / led. Mensch / in dem Hi⟨le⟩prandi=
schen Haus beym Kärntner=Thor / alt 62. J. - Dem Paul Mayrschmid / Guardi=Gefreiten / s. W.
Ursula / auf der Biber=Pastey / alt 50. J.
Vor der Stadt.
- Christina Majanin, Wittwe / in dem Schwarzwaldi=
schen Haus bey St. Ulrich / alt 51 J. - Paul Schmidt / Guardi=Soldat / bey dem grünen
Kegel ausser Maria Hülf / alt 32. J. - Der Anna Pabstin / Wittwe / ihr K. Melch. / in dem
Schneiderischen Haus auf der Landstrassen / alt 5.
Viertel Jahr. - Urban Prayer / bey denen FF. Misericordiæ, alt 36. J.
- Gertraud Cochin / Wittwe / in dem Zimmermeisteri=
schen Haus am Magdalena=Grund / alt 64. J. - Cath. Unterholzerin / alt 41. Jahr: und Elis. Nizin /
alt. 45. Jahr: beede in dem Kranken=Haus.
Den 30. May.
Jn der Stadt.
- Barb. Scheiblin / Witwe / auf der Schotten=Pastey=
alt 70. Jahr. - Dem Simon Lachner / Lackey / s. K. Ther. / in dem
Schwartzbeckischen Haus in der Teinfal⟨t⟩=strassen /
alt 5. Jahr.
Vor der Stadt.
- Dem Frantz Daniel Lieber / gewesten Printz=Hanove=
rischen Bereutern / s. Ziech=K. Anna Schepfin / in
dem Fuxischen Haus in der Ungar=gassen / alt 5. J. - Dem Jos. Rosenhauer / Burgl. Wirt / s. Stief=Tocht.
Barb. Steinbrecherin / in seinem Haus in der Leo=
poldstadt / alt 18. J. - Elis. Harthauserin / Wittwe / in ihrem Haus bey St.
Urich / alt 78. J. - Dem Wolfg. Wilhelm / Burgl. Schuh=machern / s. K.
Casp. / in dem Schneiderischen Haus in der Leo=
poldstadt / alt 3. J. - Christoph Anger / Parocken=macher / bey dem schwar=
tzen Adler in der Josephstadt / alt 50. J. - Dem Mart. Wißer / Kuchel=gartnern / s. K. Agnes /
in s. Haus zu Erdberg / alt 2. J. - Dem Joh. Weber / Farb reibern / s. K. Anua / in dem
Truckischen Garten ausser der Rossau / alt 6. viert J. - Conrad Gransfeld / Wäscher / in dem Stökl=schneide=
rischen Haus an der Wien / alt 46. J. - Dem Joh. Alkhoffer / Kutschern / s. K. Clara / bey
dem schwartzen Elephanten in der Josephstadt / alt 5. J. - Jacob Begler / Tagw. / bey denen 3. Lauffern im
Liechtenthal / alt 34. J. - Dem Joh. Winter / Tagw. / s. K. Mich. / bey der
goldenen Rosen obern Neustift / alt 5. J.
NB.
Jn dem Huberischen Buchladen ad Glo-
bum Terrestrem ist zu haben der von Herrn
Pfeffel / Kaiserl. Hof=Kupfer=stechern edir-
ten Scheuchzerischen Physicæ Sacræ 10der
Theil / so die respectivè Herren Prænume-
ranten gegen Erlegung deren gewöhnlichen
5. fl. abfordern zu lassen belieben wollen.
NB.
Es ist dieser Tagen der sogenannte Pro-
caccio aus Neapel mit vielen Waaren an=
hero gekommen / und wird längstens bis
den 10den Junii alhier verbleiben; wer et=
was nacher Neapel und Rom zu schicken
hat / kan sich entweder bey obgedachtem
Procaccio in dem goldenen Ochsen auf der
Wieden / oder bey Herrn Anton Michael
Wellner / der Kaiserl. Haupt=maut Güter=
bestättern / anmelden. Es gedenket sich auch
dieser Procaccio in dem Monat Septembr.
alhier wieder eizutreffen / ꝛc.
Aus Niederland.
Amsterdam / 20. May.
Man siehet hier einen Brief von dem Capi=
tain Wilson auf dem Schife Neptunus / ge=
schrieben den 19. Mertz zu Alicante / als er
daselbst van Algiers angelanget:
EJn Gesandter des Frantzösischen Hofes
an den Dey von Algiers / gieng zu
Marsilien / 10. Tag vor meiner dortigen
Abreise / zu Schife. As er zu Algier an
gekommen / meldete er dem Dey an / wie
daß ich zu Marsilien wäre / und man mir
mein Schif und Ladung / mit Vergütung
des Schadens / frey gegeben hätte. Der
Dey verehrte diesem Minister etliche Pferde
für seinen hohen Principalen / welche auf
ein Frantzösisches Schif gebracht wurden.
Als mein Schif in das Gesicht des Hafens
kam / ließ der Dey den Gesandten sagen /
er müste nicht eher wegsegeln bis er mich
gesprochen hätte. Sobald ich nun vollends
angelanget / erhub ich mich zu dem Dey /
der dann zu mir sagte / er zweiffelte nicht /
ich würde von denen Frantzosen wegen
Weg⟨=⟩
nehmung / Plünderung und Anhaltung
meines Schiffes / vollkommene Ersetzung
bekommen haben. Jch antwortete ihme /
wie daß ich nichts weiter als mein Schif
und Ladung erhalten können. Darauf
for=
derte er unverweilt den Gesandten und
Fran=
tzösischen Consul zu sich / und fragte sie /
was sie mit dem ihm ertheilten falschen
Be=
richt wohl für ein Absehen führeten? Gab
sodann dem erstgemeldten ein Schreiben an
seinen König / und befahl ihme dabey / mit
ehestem nach Frankreich zu kehren / weil er
gerne wissen wolte / ob er mit dieser Crone
in Frieden oder Kriege lebte? Wofern das
letztere / möchte man zwar Algiers immer
hin bombardiren / man würde aber dieser
Seits auch die jenige / so dergleichen auf
sich nehmen / mit aller Bereischaft zu
em=
pfangen wisen. Er befahle zugleich dem
Frantzösischen Consul sich fortzupacken / aber
mir vorher Satisfaction verschaffen / weil
ich auf seine / des Dey / Ordre zu Bona
meine Ladung eingenommen hätte. Nach
dem er diesen beeden auf solche Art ihren
Abschied gegeben / entbotte er mich zu sich /
und sagte / die Crone Gros=Britannien
wä=
re dadurch mehr beleidiget als er / massen
die Frantzösische Kriegs=Schife so frech nicht
seyn sollen / mir auf seinen Küsten etwas in
den Wege zu legen: Mit der Anmerkung /
wie daß er sich in Gefahr setzte / sich einen
Krieg von Frankreich über den Hals zu
la=
den / über eine Sache / worüber die Britannis.
Nation / ihre Empfindlichkeit äusseren solte.
Diesen Brief recht zu verstehen / muß man
wissen / daß die Frantzosen vorgeben / das
Recht Korn zu Bona in Africa einzunehmen
allein zu haben / und unter solchem Vorwand
einige Holändische und Engländische Schiffe
angehalten / aber den Dey zu Algiers dadurch
erzürnet haben / daß er befohlen / bloß denen
Holländischen und Engländischen Kauf=leuten
zu Bona Getreide zukommen zu lassen / hin=
gegen an die Frantzosen nichts zu verkauffen.
Aus Teutschland.
Dresden / 17. May.
Von Gotha hat man / daß nach erfolgten
Exequien von Jhro Hochfürstl. Durchl. den
jetzt=regierenden Herrn Hertzog / sowol unter
dero hohen als anderen Hof=Bedienten / ver=
schiedene Veränderungen vorgenommen wor=
den. Man siehet auch nunmehro folgende Be=
schreibung derer in dem Castro Doloris zu
Gohta befindlich gewesenen Auf=schriften und
Sinn=bildern: Auf der Spitz=Saule zur Rech=
ten am Fuß=gestell: Salve Deum gens, Fri-
derice optimus natalis Gothæ die 28. Jul.
st. n. An. MDCLXXVI. Candidus nobis
ve-
nit . Auf der Spitz Saule vorne: das Schloß
Frieden=Stein: Candido Natali. Ein Gra=
nat=Apfel auf einen Postement / mit dem Für=
sten Mantel und Hut umgeben: Nativi Regni
Decus. Ein Bienen Stock: Cœlestia dona.
Hercules mit des Apollinis Harpfe: Hercu-
li musarum . Auf der Seite der Spitz=Saule:
Ein Kranich: Amore & providentiâ. Eine
Manns=Person mit einem langen Stab auf
einen Globum trettend / und darunter der Ele=
phanten=Orden: Honori Principis. Eine si=
tzende Weibs=Person ihren Kindern ewas dar=
reichend: Optimo Principi. Ein Mann auf
einem Schif zur See / einen Schutz=Engel bey
sich habend: Felicium temporum
conserva-
tori. Auf der anderen Spitz=Saule zur linken
Hand: das Altenburgische Schloß / Hora
ra-
puit diem. Eine bettende Person / an einen
Tisch / darauf der Fürsten=Mantel und Hut:
Sic juvat ire sub umbras. 2. Engel in denen
Wolken mit Palm=Zweigen: Æternitas Prin-
cipis. Ein Globus: Indefessus agendo. Auf
dem Fuß=gestell stunden die Worte: Monuit
iste Fatalis Annus MDCCXXXII. Immor-
talis quamvis Friderico nostro optando
ta-
men non sperando esse; nam invidia die
XXIII. Martii hora nobis rapuit diem. Ei=
ne Frauens=Person in der Rechten ein Buch /
in der Linken ein Viel=Horn haltend /
Libera-
litas Principis. Ein Adler / welcher mit sei=
nen Jungen in die Sonnen flüget: Mei non
degenerant. Die Beständigkeit 2. Fackeln
hal=
tend / mit der Beyschrift: Conjuge felix, fe-
lix illa marito. Am Altar aber ware diese
Schrift zu lesen: Exequias ite cives &
Fri-
derici II. Ducis Saxoniæ virtutibus quas
olim admirati estis, illaorumate, letho
da-
tus est magnum patris & avi
incremen-
tum, miserorum solamen, Ecclesiæ
sulci-
mentum, patriæ delicium, uno optimus
Princeps est non lehto datus est, quippe
qui felicis regiminis eximiorumque
virtu-
tum memoriâ immortalem consecutus est
gloriam.
Aus Groß=Britannien.
Londen 13. May.
Die Zeitung / welche die Ost=Jndische Com=
pagnie unterm 23sten November vorigen Jahrs
aus Bombay erhalten / und welcher wegen
dieselbe den Schluß gefasset / ein Schif mit ei=
ner guten Anzahl Soldaten / Gewehr und
Kriegs=Munition in möglichster Eile dahin
zu schicken / lautet folgender massen:
WJr haben unlängst einen starken Anfall
von denen zusammen gezogenen Völkern
des Savaroyer deren Wilden und des See=
Räubers Angrie / welcher jenem Schiffe
und Kriegs=Munition lieffert / gehabt.
Der Savaroyer sandte seinen obersten
Heer=
führer / Moluch Zedann / mit 20000. Mann
aus / welche dann auf der sogenannten
Al=
ten Weiber=Jnsul / nicht weit von hier / ei=
ne Landung thaten / jedoch von ungefehr
400. tapferen Engländischen Soldaten /
unter Anführung des Hauptmanns
South=
well / mit grossem Verlust zuruck getrieben
wurden. Hierauf wurde Moluch Zedan
auf Befehl des Savaroyer um das Leben
ge=
bracht / und Hamet Zellon mit 20000. fri=
schen Leuten an dessen Stelle gesetzet. Die=
se nun stehen bereit den Platz nochmahls
anzugreiffen; man zweiffelt aber nicht /
die Engländer werden sie mit 500. Mann
wiederum abhalten / um desto mehr / wenn
die Europäische Schiffe zeitig von Bengala
kommen: Wir haben hier zwar einige
Re=
cruten nöhtig / förchten uns aber vor einer
Uberrumpelung im geringsten nicht.
Aus Jtalien.
Genua 15. May.
Mit Briefen aus Corsica unter Dato den
7den Dieses hat man / daß der Hr. General
Schmettau mit denen Truppen unter seinem
Commando zu Merosaglia seye / und man da=
selbst noch immer glüklich fortfahre / die Rebellen
unter den Gehorsam zu bringen / wie dann die
vornehmsten Pfarreyen sich bereits ergeben hät=
ten / und diesen die andere in der Menge / um die
Verzeihung anhaltend nachfolgten / auch die
Waffen nider / und hingegen den Eid der Treue
ablegten; so werde auch in kurtzen die Antwort
des Commandanten von S. Pelegrino anbetref=
fend die völlige Ubergebung derer übrigen Waf=
fen von Casinca, Tavagna, und Moriano er=
wartet / massen diese albereits / damit sie von der
beborstehenden Straffe befreyet bleiben mögen /
sich zu ergeben anerbotten.
Man hat ebenfals durch gedachte Briefe / daß
der Printz von Würtemberg mit denen übrigen
Völkern über den Fluß Golo gesetzet / und daselbst
die Rebellen sehr eifrig bezwinge / und damit er
füglicher in die Orte / woselbst ein Exempel der
Strenge zu statuiren seyn wird / einkommen mö=
ge / ein grosses Magatzin / und Lager zu Corti⟨o⟩
aufgeschlagen habe.
Die letzteren Briefe von Ajaccio unter Dato
den 4ten Dieses bringen / daß der Hr. Obriste Ve-
la den 2ten Dieses mit seinen Truppen / und ei=
ner guten Anzahl Bürgern von dannen aus / und
nacher Talavo marschiret seye / daselbst zu ver=
schiedenen mahlen die Rebellen in die Flucht ge=
triben / und den Ort Appietto eingenommen / je=
doch auf inständiges Bitten derer Jnwohnern /
welche alsobald die Waffen nidergeleget / nicht
anzünden lassen habe; als sodann die Truppen
weiter nacher Calcotaggio marschiret / wären
sie unterweges von denen Bauren von Ginner-
ca, und denen aus dasiger Gegend / welche alle
Anhöhe innen hatten / angefallen worden / al=
lein solche wurden durch tapferen Widerstand aus
ihren Posten glüklich weg getriben / und daurete darbey
das beederseitige Feuer bis 2. Täge / bis besagter Hr.
Obriste einen Theil seiner Truppen durch einen anderen
Weg gegen die Rebellen abschikte / während deme aber
mit denen seinigen sie verfolgte / und sich also den Weg
in das offene Land / welches darauf durchgehends ange=
zündet wurde / bahnte. Bey dieser Action ist eine nicht
geringe Anzahl Rebellen / und unter denen auch eine⟨r⟩
aus ihren Häuptern genannt Xaverius Gentile todt ge=
blieben / von Seiten der Republic aber werden zwischen
Todten / und Verwundeten über 20. nicht gezehlet.