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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 13, 13. Februar 1732

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[1]

Aus Asia.

Aleppo 6. December 1731.

MAn hat alter Zeitung von Bas=
sora
vom 4ten September / daß
das Hollendische Ost=Jndische
Schif / West=Frißland genannt / von
Batavia nach G⟨e⟩mron / und Bassora
gehend / von 5. Jndianischen Raub=
Schiffen
/ und 10 kleinen Fahrzeugen
angegriffen / jed⟨o⟩ch nach einem drey=
tägigen
Gefechte z⟨u⟩ Cochin glüklich ein=
gelauffen
wäre: ⟨d⟩ie Holländer hätten
⟨i⟩n diesem Gefechte nur 3. Todten / und
15. Verwundte b⟨e⟩kommen; dahinge=
gen
die Räuber / ⟨w⟩elche Cangrim Gria
genannt werden / ⟨b⟩ey dem Entern mehr
als 200. Mann ei⟨ng⟩ebüsset.

Aus Spanien.

Sevilien6. Januarii.

Am abgewichen⟨e⟩n Montag ware der
Groß Britannische Minister Herr Kee=
⟨n⟩e
mit dem ersten Staats=Secretario
Marquis de la Pa〈…〉 in Conferenz, so
⟨h⟩at auch der Holl⟨e⟩ndische Minister Hr.
⟨V⟩an der Meer mit dem Staats=Secre-
⟨t⟩ario
Hrn. Patinho eine Conferenz ge=
⟨h⟩alten
/ in welcher dieser Minister ihme
Hrn. Patinho Klagen eingebracht we=
⟨g⟩en
deme / daß die in denen Spanischen
⟨H⟩afen seßhafte Holländische Kauf=leute
⟨i⟩n ihrer Handlung wieder die errichtete
⟨T⟩ractaten zerstöhret würden; worauf
⟨d⟩erselbe erwehntem Minister die Versi=
⟨ch⟩erung
gethan / daß solche Befehle ge=

stellet werden solten / daß künftighin
die H⟨o⟩lländische Negotianten keine Ur=
sach
m⟨e⟩hr zu klagen haben werden.

Aus Jtalien.

Livorno 25. Januarii.

Al⟨hi⟩er ist ein Schif von Tunis ein=
geloffen
/ und hat sich der darauf be=
findliche
/ und von dem Bey abgeschik=
te
T⟨une⟩siner alsobald nacher Florentz
verf⟨üge⟩t. Jhre Königl. Hoheit der In-
fant
D⟨on⟩ Carlos seynd nunmehro völlig
ausser ⟨a⟩ller Gefahr von denen gehabten
Kind⟨es⟩=Blattern.

Rom 26. Januarii.

Di⟨en⟩stag befanden Sich Jhre Heilig=
keit
v⟨on⟩ dem Podagra wieder gebessert /
und s⟨pei⟩seten dannenhero zum ersten mal
wieder an der Tafel. Mittwoch erthei=
leten
Selbe Dero Staats=Ministeren
Audi⟨entz⟩. Donnerstags wohnete Jhre
Heilig⟨ke⟩it der gewöhnlichen Congrega-
tion
d⟨es⟩ Heil. Officii bey. Aus Spa=
nien
i⟨st⟩ der Befehl eingeloffen / alle hier
befind⟨lic⟩he Spanier aufzuzeichnen / oh=
ne
da⟨ß⟩ man erfahren kan / aus was
Ursach ⟨s⟩olches geschehe.

Florentz 26. Januarii.

Mo⟨nt⟩ag ertheilete unser Groß=Her=
tzog
d⟨em⟩ Staats=Secretari, wie auch
einem ⟨an⟩gelangten Tunesiner / welcher
Seiner / Königl. Hoheit im Namen des
Bey se⟨hr⟩ grosse Geschanknussen verehr=
te
/ A⟨udi⟩entz.

[2]

Meiland 30. Januarii.

Von alhiesiger Regierung / und
Stadt=Raht ist ein Edict ergangen /
mit welchem das jenige / so vor 6. Mo=
naten
den Wehrt der Geld=Müntze an=
belangend
heraus=gekommen / bestätti=
get
wird / und werden damit die fal=
schen
sogenannten Sesini, und Quatri-
ni
bey scharffen Straffen verbotten / des=
gleichen
einige gewisse kleine silberne Geld=
Sorten
gar abgeschaffet / die Zechinen /
oder Ducaten dörfen auch in das Künf=
tige
nicht höher angenommen werden /
als sie in dem Edict angesetzet seynd /
und dieses bey hoher Straffe so wol
für dem / der sie ausgibt / als dem /
der sie einnihmt.

Venedig 2. Februarii.

Nachdeme der Admiral Herr Frantz
⟨Gr⟩imani von unserer See=Macht hier
angelangt / und in dem alten Lazareth
die gewöhnliche Contumaz gehalten /
ist er verwichenen Freitag herein gekom=
men
/ und wird sich derselbe nunmehro
bis auf künftigen Frühling alhier auf=
halten
/ sodann aber zu unserer Kriegs=
Flotte
zuruk=kehren. Von Corfù wird
berichtet / daß vor einigen Wochen 3.
bis 4. Täge alda so stark geregnet / als
wann gantze Wolken herunter fielen;
worbey es fast stäts gedonnert / und ge=
blitzet
hat. Dieses Wetter hatte sich
nach einem kleinen Erdbeben angefan=
gen
/ wobey dieses als etwas besonders
gewesen / daß unter dem Wasser zwey=
mal
ein gewaltiger Canon=Schuß los
gegangen / wovon das Wasser hoch
in die Höhe getriben worden: auch
hatte in eines deren Krieges=Schiffen /
der Donner fünfmal in einem Tag
eingeschlagen / und darinnen zwey
Personen getödtet / an dem Schif aber
weiter keinen Schaden gethan. Und
ware hierbey insonderheit zu verwunde=

ren / daß dieses Wetter zu gleicher Zeit
eine grosse Menge Fleder=Mäuse von
rötlichter Farbe herbey geführet / davon
eine ziemliche Anzahl an denen Segeln
kleben gebliben / so daß sie fast gehinde=
ret
dieselben zusammen zu ziehen. Wie
es mit diesen Fleder=Mäusen zugegan=
gen
/ daß sie das Wetter so häufig mit=
gebracht
/ da doch sonsten keine eintzige
auf der See befindlich / solches kan
man noch nicht begreiffen / und wäre
wol untersuchens wehrt.

Aus Groß=Britannien.

Londen 22. Januarii.

Gestern langete hier ein Expresser von
de⟨m⟩ Herrn Keene aus Spanien an /
m⟨i⟩t Zeitung / wie daß er nebst denen
Herren Stert / und Godert / unseren
Commissarien / mit denen Spanischen
u⟨n⟩terschiedliche Conferenzien gehalten/
u⟨n⟩d darinnen grossen Fortgang gema⟨=⟩
ch⟨e⟩t hätte / um den im letzteren Friedens
Bruch an beeden Seiten gelittenen Scha⟨=⟩
d⟨e⟩n zu reguliren. Selbigen Tags über⟨=⟩
reichete der Herr Como, Agent vo⟨n⟩
P⟨ar⟩ma, dem Staats=Secretario, Her⟨=⟩
tzog von Neucastle / ein Schreiben vo⟨n⟩
d⟨e⟩r verwittibten Hertzogin Dorothea a⟨n⟩
unseren König / worinn selbige Sr. Ma⟨=⟩
jestät
bekannt gemachet / daß die Staa⟨=⟩
ten
von Parma, und Piacenza für den
DonCarlos in Besitz genommen wor⟨=⟩
den
/ und zugleich ersuchet / daß Seine
Majestät eine bey dieser Gelegenheit ge⟨=⟩
prägte
Medaille anzunehmen geruhen
möchte.

Londen 25. Januarii.

Vorgestern machte der König vie⟨r⟩
neueRitter vom Hosenband / als be⟨=⟩
⟨nann⟩tlich
den Marquis von Carnarvan
den Ritter von Batemes einen Jrrlän⟨=⟩
⟨d⟩er
/ den Ritter Georg Dawneng / und
⟨d⟩en Hrn. Gunter Michols. Gestern

[3]

nach=Mittag verfügte sich der König
mit gewöhnlichen Ceremonien nach dem
Ober=Haus des Parlaments / w⟨or⟩inn
auch die Gemeine beruffen worden / die=
semnach
Se. Majestät durch eine l⟨a⟩nge
Ansprach den Sitz von dem Parla⟨m⟩ent
eröfneten. Heute hat das Ober=Haus
schon durch eine Sr. Majestät übergebe=
nen
Schrift sich wegen der an selbige
gethaner Ansprach bedanket / wo=
von
dann künftig ein mehreres zu be=
richten
seyn wird. Die Schiffe / der
Hertzog von Lothringen / Bedford / und
der Printz von Oranien von der Ost=
Jndischen
Compagnie / seynd die T⟨em⟩s
nach Gravesand hinabgefahren / um bey
dem ersten günstigen Wind unter S⟨e⟩gel
zu gehen. Am Montag wurde in ⟨d⟩em
Pallast von St. James ein grosser Raht
gehalten. Mit dem Frantzösi⟨sch⟩en
Botschafter Herrn von Chavig⟨ny⟩,
werden die Conferenzien eiferigst ⟨fo⟩rt=
gesetzet
/ welchen der Kaiserl. M⟨i⟩ni=
ster
Herr Graf von Kinsky öfters ⟨b⟩ey=
wohnet
. An vorgedachten Montag ⟨w⟩a=
ren
die Lords=Commissarien von der
Admiralität versammelt / und verga⟨b⟩en
dem Hauptmann Herrn Vincent ⟨d⟩as
Kriegs=Schif der Scheernes / und dem
Hauptmann Herrn Fytch das vom Dol=
phin
/ jedes von 20. Canons / we⟨lc⟩he
auf das schleunigste ausgerüstet wer⟨d⟩en
müssen; der Obriste Cosby ehedessen ⟨g⟩e=
wesener
Gouverneur deren Leewaer⟨d⟩s=
Jnsulen
/ hatte am Samstag die E⟨h⟩re
des Königs Hand wegen dessen Ern⟨e⟩n=
nung
zum Capitain / General und
Haupt=Commendeur von Neu=Yor⟨c⟩k /
und Neu=Jersey mit denen zugehörigen
Jnsulen / zu küssen / und unterthän⟨i⟩g=
⟨st⟩en
Dank abzustatten: es hat derse⟨l⟩be
⟨d⟩ieserhalben vorhin gehabtes Regime⟨n⟩t
⟨R⟩esigniret / er behaltet aber seinen Ra⟨n⟩g

als Obrister in dem Lager / mithin da⟨s⟩
Commando über 500. Mann in obge=
meldtem
Neu=Yorck / und in denen an=
deren
Garnisons / und Festungen von
selbigen Provintzen. Von Hannover
wird geschriben / daß weil. König Georg
der Erste von Groß=Britannien im
Jahr 1718. denen Unterthanen von dem
platen Land von dem Bezirk von
Kedingen eine Summa von 200000.
Rthlr. gegen 2. pro Cento Interesse auf
12. Jahr lang hergeschossen / um solche
damit in den Stand zu stellen / sich von
dem gegabten Schaden / welchen diesel=
be
im vorherigen Jahr 1717. durch Er=
giessung
der Elbe / und Durch=brechung
von denen Dammen erlitten / wiederum
zu erholen; welche Bedingnussen sodann
der jetzt glorreich=regierende König bey
dessen Erhöhung zum Thron / und an=
getrettener
Landes=Regierung bestätti=
get
hat; nachdeme aber Se. Groß=Bri=
tannische
Majestät den gewissen Bericht
erhalten haben / daß diese Unterthanen
wegen des in denen Jahren 1724. /
1725. / 1726. / und 1728. abermal erlit=
tenen
Schaden ausser allem Vermögen
weder das Capital, noch Interesse ab=
führen
zu können / so haben Se. Maj.
an die Finanzen=Cammer zu Hannover
den Befehl abgesandt / dieselbe dieser
Schuld halber völlig zu entlassen; wel=
che
Königliche allermildeste Freygebig=
keit
dann bey denen Unterthanen eine
solche Freude erwecket hat / daß dieselbe
3. Täge nacheinander auserordentliche
Freudens=Zeichen getriben haben.

Aus Frankreich.

Paris 25. Januarii.

J⟨n⟩ der vergangenen Wochen hat der
Kö⟨nig⟩ in dem Thier=garten von Tria=
non
⟨5⟩30. Fasanen geschossen. Der =
nig
⟨h⟩at von dem Herrn de Seignelay

[4]

Obristen des Regiments von Champa-
gne
alle seltene Manuscripten / oder ge=
schriebene
Bücher / welche noch von die=
ses
letztern Herrn Vatter dem berühm=
ten
Staats=Ministro Marquis de Lou-
vois
herkommen / um 300. tausend Liv=
res
erkauffet / und seynd dieselbe hier=
auf
in die Königl. Bibliothec gebracht
worden. Ein junger Bauren Kerl von
Coutras, einer dem Hertzogen von Ri-
schelieu
gehörigen Herrschaft / ist / wei=
len
er eine Mahl=Mühle samt dem dar=
auf
gewesten Getreid / und Mehl ver=
giftet
/ lebendig geräderet worden. Ver=
wichenen
Montag Abends / seynd we=
gen
des damalen eingefallenen dicken
Nebels in hiesiger Stadt und umligen=
den
Orten verschiedene unglükliche Zu=
fälle
beschehen: dieser Nebel ware so
dick / und finster / daß man seines glei=
chen
bey Menschen=Gedächtnuß in alhie=
siger
Stadt nicht gesehen hat; unter an=
derem
ist eine Kutsche nahe bey St. An=
toni
Pforten / in den Stadt=Graben
gefallen / worbey der Kutscher / und die
zwey Pferde das Leben gelassen / und
die Person / so in in der Kutsche gewest /
beede Schenckel zerbrochen. Eine an=
dere
dergleichen Kutsche / worinnen ei=
ne
Heb=und Säugamme mit einem Kind
von St. Pauls Pfarr=Kirchen / alwo
es die Heil. Tauf empfangen / zuruk na=
cher
Haus fahren wollen / ist an dem
Strand von der Pfarr=Kirche dieses
Namens in den Seyne=Fluß ohnglük=
lich
gefahren / alle in der Kutsche gewe=
ste
Personen / und die Pferde haben
elendiglich ertrinken müssen / der Kutscher
aber hat sich noch mit Schwimmen ge=
rettet
. Den 18den Dieses ist der Hr.
d'Auvray des Königs Secretarius, und
dessen geheimer Rahts=Schreiber / und
Hr. du Cheuvron Groß=Prevost der

Constabley den 14den vorhero plötzlic⟨h⟩
gestorben.

Paris 28. Januarii.

Gestern haben die Verordnete derer
Land=Ständen von Bretagne / die Ab⟨=⟩
handlung
ihrer jüngsten Versammelung
Jhrer Majest. schr⟨ift⟩lich übergeben / und
worbey der Bischof von Laon das Wort
geführet. Des Königs Leutenantschaft
zu Cisteron ist dem Obristen Leutenan⟨t⟩
des Dragoner=Regiments von Son〈…〉
gegeben worden.

Aus Niederland.

Haag 1. Februarii.

Die Herren General=Staaten haben
den Herrn Carl Ludwig Baron von Was⟨=⟩
senaar / Brigadier / und Obristen eines
Regiments Dragoner / und Commen-
dan
ten
zu Jpern / zum Commendan-
ten
von Steffenswerth / anstat des
verstorbenen Obrist=Leutenants Ardes
ernannt: ingleichen haben Jhre Hoch=
Mögende den Printzen von Hessen=Phi⟨=⟩
lipsdahl / Obristen eine⟨s⟩ Regiments
zu Pferde / anstatt des Hrn. Brigadiers
von Wassenaar zum Commandanten
von Jpern angestellet. Nachdeme de⟨r⟩
hiesige Frantzösische Bottschafter / Mar-
quis
de Fenelon, wegen Verbietung
derer Memoires des Abts Mongon, bey
denen General=Staaten ohnlängst i⟨m⟩
Namen seines Königs angesucht / als
haben Jhre Hoch=Mögende denen sämt⟨=⟩
lichen Buch=händlern in diesen Landen
bey Straffe verbotten / diese Schriften
des gedachten Abts / keine einzige da⟨=⟩
von
ausgenommen / zu verkaufen / ode⟨r⟩
auszugeben. Aus Sevilien vernihme⟨t⟩
man / daß an dasigem Hofe die Con-
feren
tzien
/ so wol mit dem Frantzösischen
als Engländischen Ministern fleissig fort
gesetzet würden / und so viel man eus

[5]

serlich urtheilen könte / möchten wol
neue Tractaten auf dem Tapet seyn /
und die Haupt=Absichten dahin gehen /
2. Höfen in ein gutes Vernehmen zu
setzen.

Brüssel 1. Februarii.

Herr Gonzaga, der neue Päpstliche
Nuntius, kame letztlich von Mecheln al=
hier
an. Er wurde durch den Ertz=Bi=
schofen
dieser Stadt / und Cardinaln be=
gleitet
. Den 22sten Februarii hatte er
seine erste Audientz bey der Ertz=Hertzo=
gin
Gubernantin. Den 28sten ist al=
hier
Jhre Hochwürden Herr Johann
⟨t⟩'Serstevens, Abt der Abtey von St.
Jacob von Caubergen / und Erb=Ca=
⟨p⟩ellan
derer Hertzogen von Braband /
⟨i⟩m 67sten Jahr seines Alters mit Tod
abgegangen. Von Zeit weniger Tagen
seynd 208. Dähnische Pferde hier durch
geführet worden / welche man in Hol=
⟨s⟩tein
gekauffet / um die Frantzösische Ca-
vallerie
darmit zu versorgen.

Aus Jngermanland.

Petersburg 14. Januarii.

Verwichenen Donnerstag gegen 6.
Uhr Abendes geschahe es / daß Jhre Ho=
⟨h⟩eit
die Hertzogin von Meklenburg un=
⟨t⟩er
starken Canoniren von der Festung /
⟨u⟩nd Admiralität glüklich alhier von Mo=
⟨s⟩kau
eintraffen. Nach geschehener Ab=
〈…〉rettung in dero Pallast / nahmen Jhre
Hoheit sowol von der hier anwesenden
Generalität / als auch denen Flag=Män=
⟨n⟩ern
/ und übrigen vom Rang über dero
⟨g⟩lüklichen Ankunft die Complimenten
〈…〉n. Die gantze Nacht hindurch waren
⟨so⟩dann dieserwegen durchgehends in al=
⟨l⟩en
Strassen die schönste Beleuchtungen
⟨z⟩u sehen. Vorgestern / als am Neuen
Jahrs=Tage / erschienen wiederum alle
Standes=Personen bey Jhro Hoheit /
⟨u⟩nd statteten bey deroselben die unter=
⟨th⟩änigste
Glüks=Wünschungen zu dem

Neuen Jahre ab. Mittags wurde nach
gehaltenem GOttes=Dienst / wie am
Neuen Jahr gewöhnlich / canoniret /
und des Abends die Stadt wiederum
beleuchtet. Jhre Hoheit die Prinzessin
Anna von Meklenburg / seynd heute
mit einem ansehnlichen Gefolg ebenfalls
glüklich angelanget.

Aus Polen.

Krackau 15. Januarii.

Vergangene Wochen wurden alhier
4. Ubelthäter zum Tode verurtheilet /
als nemlich eine Dienst=Magd / welche
ihre Frau / so eine Fleischerin gewesen /
erwürget / und 30000. fl. gestohlen; sel=
biger
solle an dem Ort / wo sie die That
verübet / eine Hand abgehauen / von der
anderen aber auf dem Platz / alwo die
Execution geschehen wird / Riemen ge=
rissen
/ und sie enthauptet werden. Ei=
ner
anderen Dienst=Magd / welche der
ersteren geholfen / und Complex facti ge=
wesen
/ solle eine Hand abgehauen / ent=
hauptet
/ und verbrennet werden. Ein
Bettler / so von diesem ihren Vorhaben
gewust / und selbiges verschwiegen / solle
lebendig geviertheilt / und dieses Bett=
lers
Weib / so auch davon gewust / ent=
hauptet
werden.

Aus Teutschland.

Aus Schwaben 20. Januarii.

Wegen deren in dem Ertz=Stift
Saltzburg sich befindenden Protestanten
vernihmet man / daß solche Handlung=
und
Veranstaltungen vor die Hand ge=
nommen
werden / daß kein Theil sich zu
beschweren Ursach haben werde.

Hamburg 22. Januarii.

Den 17den seynd Jhre Hochfürstl.
Durchl. Marggraf Friederich Ernst von
Brandenburg=Culmbach / mit Dero
Gemahlin / der Durchl. Fürstin Christi=
na
Sophia von Braunschweig=Bevern /

[6]

von Braunschweig in dieser Stadt an=
gelanget
. Wie man von Kiel vernim=
met
/ so hat Herr Heinrich / Graf zu
Reven⟨tl⟩au / Jhro Röm. Kaiserl. Maj.
geheimer Raht / ꝛr. am 11ten Dieses
daselbst das Zeitliche mit dem Ewigen
verwechselt.

Augspurg 26. Januarii.

Gestern nach=Mittag kamen abermal
von denen ausziehenden Saltzburgern
bey 500. vor unseren Stadt=Thoren /
sowol Mann=als Weiblichen Geschlechts /
an; welche alle sodann / gleich denen vo=
rigen
/ in die benachbarte Wohnungen
einquartiret / und nach Nohtdurft / bis
auf weitere Verordnung verpfleget
worden.



Wien 13. Februarii / 1732.

SAmstag / den 9ten Februarii / ha=
ben
Jhre Kaiserl. Cath. Majestät /
unser Allergnädigster Herr / in Dero Al=
lerhöchsten
Gegenwart in der Frühe ge=
heimen
Raht gehalten. Nach diesem
haben gesamte Regierende Allerhöchste
Herrschaften mit gewöhnlicher Beglei=
tung
des völligen Hof=Staats / in der
Kaiserl. Hof=Kirche deren WW. EE.
PP. Augustinern Barfüssern wegen des
Festes der Heil. Jungfrauen und Mar=
tyrin
Apolloniæ / dem GOttes=Dienst
beygewohnet. Nach=Mittag wurde in
Gegenwart deren Allerhöchsten Herr=
schaften
anwiederum eine Burlesca von
denen Kaiserl. Cammer=Musicis vorge=
stellet
.

Sonntag / den 10den Februarii / wa=
re
in der Kaiserl. Hof=Capelle so wol
vor=als nach=Mittag der gewöhnliche
GOttes=Dienst: und nach=Mittag so=
dann
in abermaliger Beywohnung de=
ren
Allerhöchsten Herrschaften die jüngst=

gemeldete Kaiserl. Jtaliänische Faschings
Opera bey Hof zum tweytenmal wie⟨=⟩
derholet.

Eodem, hat die in Wien versammel⟨=
te
Cärntnerische Landes=Genossenscha⟨ft⟩
das Fest ihres Heil. Land=und Schutz
Patrons Domitiani in der alhiesigen St.
Peters=Kirchen unter dreyfach ange⟨=⟩
stimmten Trompeten=und Paucken
Chor / auch besonders zierlicher lnstru-
mental
- und Vocal-Music abermale⟨n⟩
höchst feyerlich begangen; wobey das
Hoch=Amt (Tit.) Jhre Bischöfliche
Gnaden Herr Leopold de Schorer / Jh⟨=⟩
rer
Päpstl. Heiligkeit Clementis des XII
Prælatus domesticus & assistens, Bi⟨=⟩
schof
zu Helenopolis, und deren Mis-
sio
nen
in Norden Vicarius generalis
Apostolicus; die vorhergehende Pre⟨=⟩
dig
aber der Ehrwürdig=und Hochge⟨=⟩
lehrte Herr Georgius Bartholomæus
Sommer / Vicarius in Erdberg / gehalten.

Montag / den 11ten Februarii / hiel⟨=⟩
te
der Allerhöchste Monarch vor=Mit=
tag
abermalen geheimen Raht / und ge⟨=⟩
stattete
Abends den Zutritt zu Aller=
gnädigsten
Audientzen.

Dienstag / den 12ten Februarii / wur=
de
vor=Mittag abermalen in Allerhöch=
ster
Gegenwart Jhrer Kaiserl. Cathol.
Majestät geheimer Raht gehalten: so=
dann
wohneten Allerhöchste Herrschaften
wegen des Festes der Heil. Eulaliæ dem⟨e⟩
Hoch=Amt in der Kaiserl. Hof=Capel=
len
andächtigst bey.


Lista deren Verstorbenen zu Wien
in und vor der Stadt.

Den 9. Februarii 1732.

Jn der Stadt. Niemand.

Vor der Stadt.

  • Der Ehrw. in GOtt Geistl. Herr Stephan Bertwitsch /
    Weltl. Priester / in dem Mahlerischen Haus im
    Bergler=Gässel / alt 80. J.
  • Dem Herrn Joh. Wenin / des äusseren Rahts / und
[7]
  • Burgl. Lederern / s. Töchterl Ther. / in seinem Haus
    auf der Landstrassen / alt 13. J.
  • Cath. Hauptmannn / Wittwe / bey dem grossen Schuh
    im Lerchenfeld / alt 55. J.
  • Dem Ant. Hofmann / Guardi Gefreiten / s. W. Magd. /
    bey dem St. Marxer=Linien=Thor / alt 72. J.
  • Dem Peter Gressinger Feld=Sodlaten / s. K. Anna /
    in dem Grießbaberischem Haus ausser dem Klag=
    Baum
    / alt 2. J
  • Gregori Korber / Guardi=Soldat / bey dem grünen
    Jäger im Lerchenfeld / alt 41. J.
  • Der Elis. Auerin / Wittwe / ihr K. Eva / in dem
    Brä⟨u⟩erischen Haus im Lerchenfeld / alt 3. J.
  • Thomas Tieffenthaler / in dem Kranken=Haus / alt
    49. Jahr.

De⟨n⟩ 10. Februarii.

Jn der Stadt.

  • Der Herr Joh. Georg Mayer / Kaiserl. Kalch=Schrei=
    ber
    / und Brenn=Holtz=Jnspector / in dem Schwert=
    fegerischen
    Haus bey St. Ruprecht / alt 64. J.
  • Jos. Hueterer / Burgl. Zinngiesser / in seinem Haus
    im Hut=stepper=Gässel / alt 60. J.
  • Georg Schock / ge⟨w⟩ester Hofmeister / in dem Maurer=
    meisterischen
    Ha⟨u⟩s im Berg=Hof / alt 76. J.
  • Dem Math. Creutz⟨w⟩iser / Burgl. Fütterer / s. K. Barb. /
    in dem Fockische⟨n⟩ Haus in der unteren Beckerstras=
    sen
    / alt 6. Viertel J.

Jn der Stadt.

  • Dem Lorentz Leid⟨a⟩ / Bildhauern / s. Töchterl Maria
    Anna / in dem Z⟨i⟩schratterischen Haus in der Joseph=
    stadt
    / alt 13. J.
  • Der Anna Schider⟨i⟩n / Wittwe / ihr K. Jos. / bey dem
    schwarzen Adler zu Mätzleinstorf / alt 7. J.
  • Dem Blasi Kern / Tagw. / s. K. Barb. / in dem Festi=
    schen
    Haus in der Leopoldstadt / alt 3. J.

Den 11. Februarii.

Jn der Stadt.

  • Margaretha Graha⟨m⟩merin / in dem Burger=Spittal /
    alt 67. Jahr.

Vor der Stadt.

  • Jungfr. Anna Maria Schweitzerin / in dem Haus=Pfle=
    gerischen
    Quartier zu St. Marx / alt 28. J.
  • Anna Achterin / Wittwe / bey dem weissen Rössel am
    Neubau / alt 70. J.
  • Dem Jacob Schwar⟨t⟩z / Hausmeistern in dem Dehasi-
    schen
    Haus in der Leopoldstadt / s. W. Eva / allda /
    alt 32. J.
  • Dem Mich. Höning / Schneidern / s. W. Anna / bey
    dem weissen Ochse⟨n⟩ bey St. Ulrich / alt 30. J.
  • Maria Wagnerin / Wittwe / in dem Breunlischen
    Haus bey St. Ulrich / alt 97. J.
  • Dem Paul Mathes / Hauern / s. W. Maria / in seinem
    Haus zu Erdberg / alt 48. J.
  • Dem Caspar Storhaß / Haus=Knechten in dem Con-
    tumaz
    , s. K. Jac. / allda / alt 2. J.
  • ⟨L⟩eopold Zerky / Wachter in der Leopoldstadt / in dem
    Beneficiat=Haus allda / alt 55. J.
  • Dem Caspar Kreutmayr / Lehen=Kutscher=Knecht / s.
  • W. Regina / in dem Stuck-giesserischen Haus au⟨f⟩
    der Wendelstadt / alt 48. J.
  • Lorentz Gräz / alt 25. Jahr: Mich. Gassenthaler / alt
    21. Jahr: und Rosina Schinnaglin / alt 73. Jahr:
    all⟨e⟩ 3. im dem Kranken=Haus.

Den 12. Februarii.

Jn der Stadt.

  • Herr Mathias Barachino, Burgl. Handels=Mann /
    in dem Prasicanischen Haus in der Herren=Gassenl /
    alt 75. J.
  • Marx Melau / Portier in dem Althannischen Haus
    im Seiler=Gässel / allda / alt 45. J.

Vor der Stadt.

  • Die Ehrw. Chor=Schwester Michaelina Spilbergerin /
    in dem Elisabethiner=Closter auf der Landstrassen /
    alt 31. J.
  • Dem Andre Weissenhammer / Pemsel=machern / s. K.
    Magd. / in seinem Haus zu Margarethen / alt 3.
    und 1. halb J.
  • Jos. Grundner / alt 53. Jahr: und Jos. Heim / alt
    19. Jahr: beede bey denen FF. Misericordiæ.
  • Der Sabina Schuhmannin / Wittwe / ihr K. Magd.
    bey dem grünen Lämmel am Spittelberg / alt 4. J.
  • Cath. Schererin / Wittwe / bey denen 3. Röseln im
    Lerchenfeld / alt 50. J.
  • Dem Georg Müllner Eisentändler / s. K. Johanna /
    im Schilgischen H. / obern Thury / alt 6. viertel J.
  • Barb. Mayrhofferin / Witwe / im Rabis. H. am
    Hundsthurn / alt 80. J.

NB.

Zukünftigen Samstag / als den 16den die=
ses
lauffenden Monats Febr. wird Abends
um 5. Uhr in der alhiesigen Kaiserl. freyen
Hof=Academie der Mahlerey / Bildhauerey /
und Architectur der gewöhnliche monatliche
Discurs gehalten werden.


NB.

Es dienet zur Nachricht / daß auf künf=
tigen
Samstag / als den 16den Februarii
ein gantz=neues / und wol=ausgearbeitetes
Jtaliänisch=Musicalisches Zwischen=Spiel /
in dem privilegirten Theatro bey dem
Kärntner=Thor wird aufgeführet werden;
als werden die darüber verfertigte Büchel
auf künftigen Freytag in dem Comö=
dien
=Haus zu bekommen seyn / weilen es
nöhtig ist / daß sie solches wegen der schö=
nen
Poësie vorhero recht lesen / damit sie
auf die darüber gemachte Music (welche von
einem deren besten und vornehmisten Jta=
liänischen
Meistern verfertiget worden) kön-
nen
darauf genaue Achtung haben.

[8]

NB.

Es ist den 7den Februarii dieses 1732.
Jahrs Abends gegen 7. Uhr / ein namhafter
Diebstahl / welcher sich bis 3000, fl. im baa=
ren
Geld / und zwar in lauterem Gold be=
lauffet
alhier in der Kärntnerstrassen in dem
sogenannten Wilden=Mann=Wirts=Haus
begangen worden: der Thäter ist eine mit=
telmässig
=und gewachsene Person / langlecht=
feinen
Gesichts / liechte Augen=Braun / und
dergleichen eigenes langes Haar / öfters in
Zopf geflochten / oder in Haar=Bändeln tra=
gend
/ ein braun=farbes Campagne-Kleid mit
dergleichen Cartis=Futter / und platt=sei=
dene
Knöpf / dergleichen am Rock auf beeden
Seiten / die Aufschläg seynd an dem Rock ab=
genommen
/ schwartze Hals=Bindel mit silber=
nen
Schliessen / einen Messingen Degen mit
einem weiß=zinnenen Grif / und einer Wolfs=
Klinge
/ einen blauen zimlich=alten Rocklor /
Hut ohne Borden / traget Hemder ohne =
tzel
/ vorne aber krauselt; ⟨s⟩einem Angeben
nach von Würtzburg zu Haus / ein Student /
redet gutes Teutsch / zimlich Welsch / alt ohn=
gefehr
23. Jahr / Catholis. Religion, nennet sich
mit Namen Carl Cæsar, ein im Reden behertz=
ter
Kerl / so eine Person zu præsentiren weis.
Dieser Dieb hat annoch mitgenommen 2. gantz
neue silberne inwendig vergoldte und mit Ge=
mählden
; item eine länglicht=vier=eckigt=
gantz
Helfenbeinene Taback=Dosen: ferners
eine Taback Dosen etwas Oval-rund / der
Boden / und Deckel von schöner Perl=Mutter
erhoben / mit schön=gestochenen Figuren: item
auf dieser Dosen des Deckels die Göttin Dia-
na
mit 2. Hunden separirter / auf dem Boden
eben 2. oder 3. Hunde künstlich aufgekit=
tet
/ die Fassung ist von Silber / zankigt
geschnitten / und stark vergoldet. Jtem ein
Paar doppelt rote in Silber gefaste Hemd=
Knöpfeln
: ferners ein Paar dergleichen ein=
fache
von Silber / und vergoldet mit Rosen=
rote
Folien unterlegt. Mehr ein Paar der=
gleichen
einfache von Silber gantz neue / so
hell spielen / ein silbernes Zahnstöhrer=Bi=
xel
/ ein paar Neapolitaner=gestrikte Oli=
ven
=farbe seidene Strimpf / einen gantz neu=
grün
=sammeten Ducaten=Beutel / welcher
mit einem polierten eisernen Gesperr / unter
denen 679. Stuk Ducaten / worunter à par-
te
189. Venetianische Cickin: item, 184.

Stuk Carlsburger / eines Schlags von An-
no
1730. / mit einem Rondel / worbey un⟨=⟩
ter
denen Carlsburgern sich 9. Stuk zu 6.
und 5. Ducaten schwer befinden. Desglei⟨=⟩
chen will auch verlauten / daß zu diesem Die⟨b⟩
Carl Cæsar sich noch einer solle geschlagen ha=
ben
/ seinem Vorgeben ein gewester Leutenant
mittler Statur / alt 4. / bis 45. Jahr / etwas
langen /undblatterstäppigten Gesichts
schwartzen länglichten eigenen Haaren
rot=tüchernen Kleid / auch roten Knöpfen
und lederne Commaschen anhabend. Dies⟨e⟩
2. Personen dörften bereits eingelauffene
Kundschaft nach / ihre Kleidungen schon ver⟨=⟩
wechselet haben / also nur auf ihre Gestalt
und bey sich habende Effecten haubtsächlich
zu schauen nöhtig ist.


NB.

Den 14den dieses Monats Februarii Frü⟨=⟩
he
um 9. Uhr / werden von einem Löbl.
Kais. N. Oe. Wechsel=Gericht unter denen
Tuch=Lauben in dem Zollnerischen Haus
in dem ersten Stock zwey Stuck reiche Zeu⟨g⟩
durch Licitirung dem meist=Bietenden ver⟨=⟩
kauffet werden. Also werden die Herren
Liebhabere in bemeldetem Ort zu erscheinen
belieben.


NB.

Bey Adam Damer / im Zwettel=hof i⟨st⟩
zu haben: Gewalt wider Gewalt / nemli⟨=⟩
chen: die gewaltige Fürbitt Sebastiani / wi⟨=⟩
der
die gewaltig darein schlagende Hand
GOttes. Das ist: sittliche Lob=und Ehren
Rede von dem grossen Heil. Martyrer Se⟨=⟩
bastiano
/ als dessen Hohen Fest=Tag de⟨n⟩
20ten Jenner An. 1732. eine Löbliche / unte⟨r⟩
dem glorreichen Titul hoch=berührten Heil.
Martyrers / aufgerichtete Ertz=Bruderschaft /
in dem uhralten und Pfarr=herrlichen Stif⟨t⟩
und Closter U. L. Frauen zun Schotten in
Wien / Ord. S. Benedicti, mit feyerlichen
Ehren=Gepräng gewöhnlicher massen be=
gienge
; verfasset / und vorgetragen von
P. Casimiro Moll, Ord. S. Benedicti, in
dem uhralten Stift und Closter Monsee in
Ober=Oesterreich Professen / ordinari Sonn=
tags
=Predigern / und Bibliothecario daselbst.
Das Stuck um 7. Kreutzer.

[9]

Aus Teutschland.

Berlin / den 4. Februarii.

DEn 27. Jan. seynd Se. Hochgräfl. Exc. der Hr.
Graf Carl Gustav von Löwenwolde / Jhrer
Russ. Majest. General=Leutenant / und Obri=
ster
über das Jsmailovische Leib=Guarde Regi=
ment
/ welcher vor etwa 3. Monaten als Russi=
scher
Minister hiedurch nach dem Wienerischen
Hof gegangen / von dannen allhier zuruck ge=
kommen
.

Seine Königl. Majest. in Preussen / unser al=
lergnädigster
Herr / haben vor einigen Tagen
den Commissarium Göbel / von hier abge=
schicket
/ um eine grosse Anzahl ausgezogener
Saltzburger zu übernehmen / und nach Dero
Landen zu führen.

Man siehet hier folgendes Königl. Edi, daß
die Dienst=Mägde / und gantz gemeinen
Weibs=Leute keine seidene Röcke / Camisöler /
und Lätze ferner tragen sollen.

WJr Friedrich Wilhelm / von GOttes Gna=
den
/ König in Preussen / u. a. m, Thun
kund und fügen hiemit zu wissen: Nachdem
Wir mißfällig angemerket / daß die Dienst=
Mägde
/ und gantz gemeinen Weibes=Leute /
es seyn Christen / oder Juden / sowohl in denen
Städten / als auch auf dem platten Lande /
⟨s⟩eidene Camisöler / Röcke / und Lätze / gar häu=
⟨f⟩ig
tragen / solches aber nicht allein dem De-
bit
der dem gantzen Lande so sehr ersprießli=
⟨c⟩hen
Woll=Manufacturen hinderlich; sondern
⟨a⟩uch denen vorher bereits ergangenen Verord=
⟨n⟩ungen
/ nach welchen sich ein jeder seinem
Stande gemäs kleiden / und solches nicht über=
⟨s⟩chreiten
soll / entgegen ist / überdem auch öf=
⟨t⟩ers
daher zu allerhand Unordnungen / und
⟨w⟩ohl gar zu sündlichem Leben Gelegenheit ent=
⟨st⟩ehet
/ indeme vielleicht manche Dienst=Magd /
〈…〉ud gantz gemeine Weibes=Person / wann sie
⟨v⟩on ihrem Lohn zu Anschaffung deren seidenen
⟨C⟩amisöler / Röcke / und Lätze / das Erforderte
⟨n⟩icht erübrigen kan / durch unrechtmässige und
⟨u⟩nerlaubte Mittel solches zu erlangen suchet:
⟨a⟩lso Wir der Nohtdurft zu seyn erachtet / sol=
⟨ch⟩em
Unwesen durch dieses Edi zu steuren.

Wir setzen / ordnen / und wollen demnach hie=
mit
/ daß / nach Verlauf sechs Monate nach
Publication dieses Edis / keine Dienst=Mäg=
de
/ und gemeine Weibes=Leute / es seyn Chri=
sten
oder Juden / ferner seidene Camisöler / =
cke
/ oder Lätze tragen / sondern / wofern sich /
nach Ablauf solcher gesetzten Zeit / dennoch
welche damit betreffen lassen würden / denen=
selben
solche seidene Kleidung öffentlich auf
denen Strassen abgenommen werden sollen;
Als worüber jeden Orts Magistrat / und Ge=
richts
=Obrigkeit / mit gehörigem Ernst und
Nachdruck ohne die geringste Connivenz und
Nachsicht zu halten hat. Urkundlich unter Un=
serer
höchst=eigenhändigen Unterschrift / und
beygedruktem Königl. Jnsiegel. Gegeben zu
Berlin / den 6ten November / 1731.

Fr. Wilhelm.

F. W. v. Grumkow. F. v. Görne. A. O. v. Viereck
F. M. v. Viebahn. F. W. v. Happe.


Aus Rußland.

Moscau 31. Decemb.

Alhier ist unlängst abermahl folgende Ukase
zu Handhabung des Rechts / und Gerechtig=
keit
in denen Gerichten heraus gekommen.

WJr Anna von GOttes Gnaden / Selbst=
Herrscherin
von gantz Rußland / ꝛr. ꝛr.
Nachdemmahlen der bey Uns von GOtt an=
vertrauten
unumschrenkten Beherrschung des
Russischen Reichs / nebst anderen zum Nutzen
des Reichs ergangenen Verordnungen auch im
verflossenen 1730sten Jahr den 12ten Junii
durch Unsere gedrukte Ukase zu jedermanns
Wissen publiciret worden / daß in Unserem
gantzen Reiche in denen Ober=und Unter=Ge=
richten
durchgehends gleiches Recht / und Ge=
rechtigkeit
gehandhabet werden solle / ohne
die Person deren Grossen und Mächtigen an=
zusehen
/ wie auch ohne die GOtt misfällige
Heucheley / und Bosheit / und den der Wahr=
heit
zuwider lauffenden verfluchten Eigennutz /
so wie schon Unsere hochlöchl. Vorfahren bey
Wahrnehmung der in denen Gerichten im
Schwange gehenden Ungerechtigkeiten / zu

[10]

Handhabung des Rechts / bey hoher Straffe
viele Ukasen ergehen zu lassen / und solchen
nachzukommen eifrigst anzubefehlen geruhet.
Weil nun das Wohlseyn eines Reichs in der
Gerechtigkeit bestehet / wo aber selbige nicht
vorhanden / GOttes Gnade / und Segen
auch nicht zu finden ist / sondern man in
dessen gerechten Zorn fallen muß; als be=
fehlen
Wir denen verordneten Ober=und Un=
ter
=Gerichten in Unserem gantzen Reiche
durch oben=erwehnte Ukase auf das kräftig=
ste
daß sie die Rechts=Sachen in denen Ge=
richten
nach ihrem reinen Gewissen / und
vermöge des von ihnen geleisteten Eides /
richten / ohne die Mächtigen / und Grossen
anzusehen / und daß sie den Unterdrükten
von der Hand deren Ungerechten befreyen /
wofür dergleichen die Gerechtigkeit / und
Wahrheit liebenden Richter von GOtt selbst
die Belohnung unvermerket erhalten werden /
von Uns aber einer gnädigen Vergeltung
versicheret seyn können; dahingegen die jeni=
gen
Richter / welche in denen ihnen anver=
trauten
Gerichten sich ungerecht aufführen /
und die Rechts=Sachen nicht der Gerechtig=
keit
gemäß richten / sondern auch selbige /
wegen ihres Geitzes / und Unersättlichkeit /
verzögeren / oder aus Liebe / Forcht / und
Rache gegen jemand das Recht beugen / sol=
ches
nicht nur vor dem künftigen strengen
Gerichte GOttes / welchem sie / wegen ih=
res
gebrochenen Eides / nicht entgehen wer=
den
/ zu verantworten haben / sondern auch
wann selbige hierinn überführet / oder die
vorgesetzten Ober=Commandeurs solches ge=
wahr
werden / nach denen Gesetzen / und
Verordnungen Unseres Reichs / ohne alles
Verschonen / wes Standes / oder Würden
dieselben auch seyn mögen / gestraffet werden
sollen. Demnach Wir dann aus gerechtem Ei=
fer
für das Göttliche Gesätz / und aus GOtt=
gefälliger
Vorsorge für Unsere getreue Unter=
thanen
verlangen / daß nach vorhin gemel=
deten
Ukasen allen und jedem gleiche Gerech=
tigkeit
unveränderet / und ohne Verzug wie=
derfahre
/ als haben Wir / auf Veranlassung
Unseres Cabinets / für gut befunden / aus
allen hier befindlichen Ober=und Unter=Ge=
richten
/ so wohl aus dem Senat / und Sy=
nodo
/ als auch aus denen Collegiis, Pri=
kasen
/ und Cantzeleyen / zu Unserer eigenen

allergnädigsten Einsicht / ob nemlich auch de=
rer
Supplicanten Sac⟨h⟩e ohne Verzug abge=
than
werden / in Un⟨s⟩er Cabinet monatlich
kurtze Rapporten einzu⟨z⟩iehen. Dannen hero
Wir durch gegenwärti⟨g⟩e Unsere allergnädigste
Ukase nochmahls so⟨wo⟩hl allen geistlichen /
als weltlichen Gericht⟨e⟩n auf das nachdrük=
lichste
befehlen / daß a⟨ll⟩e in denen Gerichten si=
tzende
Personen sich wo⟨h⟩l fürsehen / und in al=
len
/ so wohl Ober=als ⟨U⟩nter=Gerichten / Recht
und Gerechtigkeit / na⟨c⟩h der Ordnung / wie
solche vorhin gemeldete ⟨U⟩kase vorschreibet / ohne
alle Verzögerung zu ha⟨n⟩dhaben. Zu mehrerer
Haltung darüber auc⟨h⟩ alle Oberen auf ihre
Subalternen genau zu ⟨s⟩ehen / und selbige nach
denen Ukasen / bey ver⟨b⟩rechenden Fall / ohne
Verschonen / zu straffe⟨n⟩ haben / damit andere
Richter solches sehend/selbiges zu thun sich
nicht unterstehen / u⟨n⟩d dergleichen Sachen
deren Supplicanten / welche im Senat ab=
zuthun
seynd / diese⟨m⟩ gemäß / ohne einigen
Verzug / daselbst m⟨ö⟩gen abgethan werden.
Es ist dieserwegen au⟨c⟩h in jeder Woche ein
Tag / nemlich der Dienstag / angesetzet
worden / an welchem in Unserem Senat ei=
nig
/ und allein dergl⟨e⟩ichen Sachen nach dem
Register ordentlich so⟨ll⟩en vorgenommen / und
abgethan werden. ⟨W⟩ürde nun dergleichen
Ungerechtigkeiten / un⟨d⟩ Verzögerungen in ei=
nigen
Gerichten vorgehe⟨n⟩ / solches aber in denen
in Unser Cabinet einge⟨g⟩ebenen Rapporten ent=
decket
/ so sollen sowol di⟨e⟩ Unter=als Ober=Gerich=
te
für diese Verbrech⟨en⟩ nach denen Reichs=
Gesetzen
/ und Consti⟨t⟩utionen ohne Verscho=
nen
gestraffet werden. Weswegen nun da=
mit
dieses Unser alle⟨r⟩gnädigstes Verlangen /
und Befehl / wegen Handhabung der Ge=
rechtigkeit
/ allen bek⟨a⟩nnt seye / so solle sol=
ches
in Unserem ga⟨n⟩tzen Reich publiciret /
und die Ukasen aus Unserem Senat an die
Gerichte abgeschicket ⟨w⟩erden. Nach der von
Jhrer Majestät eige⟨n⟩händig unterschriebenen
Ukase.

(L. S.)


Wien / gedrukt und z⟨u⟩ haben bey Joh. Peter v.
Ghelen / Kaiserl. Hof=Buchdruckern.

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