Mit Jhrer Röm. Kaiserl. und Cathol. Majestät Freyheit.
Zu finden in der Kaiserlichen Hof=Buchdruckerey / gegen dem Hof=
Ball=Haus über / bey Johann Peter v. Ghelen.
Aus Türkey.
Smirna 6. April
HJier ist alles in guter Ruhe und
Gesundheit. Aus Persien ist
wie=
der eine Caravane
angekom=
men / welche grossen Reichthum bey sich
führet. Die Türkischen Trouppen
zie=
hen stark nach denen Gräntzen
gedach=
ten Reichs / um sich denen Anschlägen
der Persianer entgegen zu setzen.
Aus Spanien.
Gibraltar 22. April.
Durch den Sturm / welchen wir im
vorigen Monat mit schweren Platz=Re=
gen gehabt / seynd unterschiedliche
de=
rer von denen Spaniern an ihren
Li=
nien gemachten Werken zu Grunde
ge=
richtet worden / sie arbeiten aber
anje=
tzo wieder an deren Ausbesserungen.
Ohngeachtet der grossen Vorsichtigkeit /
welche die Spanier gebrauchen / das
Ausreissen ihrer Leute zu verhinderen /
so kommen gleichwol verschiedene so wol
zu Fuß / als zu Pferde zu uns
herü=
ber / welche wieder von hier versendet
werden. Laut eingeloffenen Berichten
befande sich der König
Muley
Abda-
lah
noch zu Mequinetz / und wäre
der=
selbe durch die grosse Theurung in der
Barbarey genöhtiget worden / einige
neue Auflagen so wol in ermelter Stadt /
als in Salee / und anderen Plätzen
aus=
zuschreiben / damit seine Armee mar=
schieren könne / um die ihme noch
wie=
derspenstige Araber unter seine
Bott=
mässigkeit zu bringen.
Sevilien 5. May.
Der König / und die Königin
genies=
sen einer völligen Gesundheit. Dem
erschollenen Gerüchte gemäß / werden
Jhre Majestäten nach Madrit kehren /
wornächst man gewiß von grossen
Ver=
änderungen in der Regie⟨r⟩ung würde zu
vernehmen haben. Das
Gouvernement
zu
Melilla
auf der Barbarischen Küste
ist des Königs Leutenant /
Don Andrea
del Toso
gegeben worden. Die Con-
ferentzen deren Ministeren dieses Hofes /
und deren fremden Machten / so an dem
Wiener=
Tractat
Theil haben / dauren
noch immer fort. Der Frantzösische
Bott=
schafter / Graf von Rothenburg / er=
scheinet öfters bey Hofe / als an
wel=
chem er sehr gelitten / und angesehen ist.
Der Holländische Gesandte / wie auch
der Groß=Britannische Minister / Herr
Keene / stellen sich auch je / und je bey
Hofe ein. Den 2ten Dieses fertigte
Don Patinho
einen Expressen an unsern
ausserordentlichen Gesandten am
Fran=
tzösischen Hofe /
Marquis de Castelar,
mit Briefschaften von eusserster
Wich=
tigkeit über die gegenwärtige Zeit=Läuf=
ten ab. Selbigen Tages schikte Herr
Keene auch einen
Currier
nach Londen.
Der Rede nach / seynd unsere
Minister
über den Beytritt zu obgedachtem
Wie=
nerischen
Tractat
unter sich nicht einig.
Aus Groß=Britannien.
Londen 22. May.
Verwichenen Freitag ist das
Krie=
ges=Schif
Schoreham
nacher
Jamaica
mit
lnstructionen
für den Admiral
Ca-
vendisch
abgesegelt. Gestern wurde
bey Hof Cabinets=Raht über
gegen=
wärtige Zeit=Läuften gehalten / und
nach dessen Endigung ein Currier nacher
Frankreich an den Grafen von
Wald-
grave
abgeschicket. Man will / daß ein
Geschwader von 20. Kriegs=Schiffen
für die Mittländische See solle
ausge=
rüstet werden / um auf die Bewegung
eines anderen Geschwaders / so in
ei=
nem gewissen Königreich ausgerüstet
wird / Acht zu haben.
Londen 25. May.
Man hat Nachricht aus
Barbados,
daß die Frantzosen alle Engländische
Schiffe / und Waaren / so sie auf der
Jnsul
S. Lucia
finden können / weg=
genommen haben. Es ist diese Jnsul
von Weiland König Georg dem
Her=
tzogen von
Montegu
gegeben worden /
dieser hat alda eine Volk=Pflantzung
aufgerichtet: und dardurch die
Fran=
tzosen von der Jnsul
Martinique
in
ih=
rer Handlung gehinderet. Dienstag
wurde bey Hof grosser Raht gehalten /
der hiesige Stadt=Schreiber brachte
darinnen vor / daß in der letzteren
Si=
tzung des grossen Gerichts
Old Baily
9.
Ubelthäter zum Tod verurtheilet
wor=
den; Se. Majestät der König
ver=
ordnete darauf / daß 5. von selben
ge=
richtet / die übrigen 4. aber nicht am
Leben solten abgestraffet werden. Mit=
woch nach=Mittag gegen 2. Uhr
ver=
reiseten beede Königl. Majestäten / der
Printz von
Wallis,
und die gesammte
Königl. Familie nacher
Richmond,
al=
wo sie 3. bis 4. Wochen verbleiben /
der König aber sodann eine Reise nach
verschiedenen Plätzen dieses Königreichs
antretten / und die übrige Königl.
Fami-
lie
nacher
Hamptoncour
gehen sollen.
Mittwochs zu Mittag um 12. Uhr
lan=
gete ein Currier mit wichtigen
Brief=
schaften von dem Grafen von
Wald-
grave
aus Paris alhier an / deren
Jn=
halt aber wird noch sehr geheim
gehal=
ten. Jndessen spricht man sehr viel
von Ausrüstung deren Kriegs Schiffen
in verschiedenen Häfen von Frankreich /
als auch einem Spanischen Lager vor
Gibraltar. Die
Admiralität
hat
gros=
sen Zulauf an Boots=Knechten / und
dieses durch die Anfrischung der
letzte=
ren Parlaments=
Acte
. Zu
Deptford,
Greenwich, Wolwich,
und anderen
herum=ligenden Orten wird offentlich
mit der Trommel freywilliges See=
Volk zu dem Geschwader / das jetzo
ausgerüstet wird / geworben / und solle
solches aus 20. Schiffen vom Rang
bestehen / darunter eines von 90. / 2.
von 80. / 7. von 70. / und 10. von 60.
Stucken seyn werden. Der Ritter
Carl Wager wird es commandiren /
und seine Flagge am Ort des Schifs
Namen aufstecken; der
Vice - Admiral
George Walton
wird die Seinige an
dem Schif
Cornwal,
und der Scheut
bey Nacht
Balken
seine an dem Schif
die Printzessin
Carolina
genannt / wähen
lassen. Man vernihmt / daß ob=besag=
ter Graf von
Waldgrave
alle
Augen⟨=⟩
blik von Paris alhier erwartet werde.
Aus Frankreich.
Paris 25. May.
Der Printz von Chalais ist die
ver=
gangene Woche auf einer seiner
Herr=
schaften in Perigord gestorben / seines
Alters 93. Jahr. Den 24. Dieses ist
die Marquisin de
Santa Crux,
hinter=
lassene Gemahlin des alhier gewesten
Spanischen Bevollmächtigten wieder
nach Spanien abgereiset. Als
verwi=
chenen Sonntag der Pfarrherr zu
Choi=
sy in der Kirchen das Weihwasser
aus=
gesprenget / so hat ein Gartner mit der
Pistol auf ihne geschossen / und dene
in die eine Schulter verwundet / der
Thäter ist sogleich gefangen worden /
und wird nun gesagt / daß er nicht bey
guten Sinnen und Verstand seye.
Die letztere Briefe von
Constantino=
pel melden / daß die jüngst alda
ange=
sponnene Rebellion von des erwürgt=
und enthaupteten Groß=Veziers
Wit=
tib / so eine von des abgesetzten Groß=
Sultans Töchteren ist / angezettlet /
dieses Weib aber samt einen von ihren
Gespielinen in einen Sak gestossen / in
das Meer geworffen / und dardurch die
Rebellion wieder gedämpfet worden
seye. Eine gewisse Person hat in der
Gegend
Chantilly
eine Gattung zu
Verfertigung des
Porcellains
sehr
tau=
gliche Erden entdecket / und davon
ei=
nige Gefässe der hiesigen
Accademie
de=
ren Wissenschaften zur
Probe
übergeben
welche dann dieselbe viel schöner / als
die so in der Gegend Dresden in
Sach=
sen verfertiget werden / befunden. Man
sagt sehr viel von einem dieser Tagen
zwischen
Mantes
und
Meulan
entstan=
denen Ungewitter von Donner und
Blitzen / wordurch zwey Dörfer
ver=
brandt worden / und solle sich die
Uberschwemmung der Wasser=Flut bis
nach
Senlis
erstrecket haben.
Aus Niederland.
Haag 30. May.
Ohneracht der grossen
Wahrschein=
lichkeit eines algemeinen Friedens las=
sen Se. Churfürstl. Durchl. zu Pfaltz
dero Kriegs=Völker durchgehends
ver=
mehren; so gehen auch die Kaiserliche
Werbungen hin und wieder im Röm.
Reich noch tapfer fort. Der
Berlini=
sche Hof fahret fort unglaubliche
An=
stalten zur grossen Musterung seiner
Kriegs=Völker zu machen; wie dann
auch für verschiedene hohe Fürsten / so
derselben beywohnen sollen / im
Kö=
nigl. Pallast die Zimmer sehr prächtig
zubereitet worden. Allen unseren
Stadt=
haltern / und Befehlhabern deren
Städ=
ten / und Vestungen / wie imgleichen
auch denen Häuptern von der auf dem
Land ligenden Reuterey ist von dem
Staats=Raht der Befehl zugeschicket
worden / die unter ihnen stehende
Mann=
schaft wochentlich 3. mal in denen
Waf=
fen zu üben / welches sonsten nur alle
8. Täge einmal geschehen; auch ist
be=
fohlen worden / daß ein jeder Kriegs=
Bedienter / was Standes oder
Wür=
de derselbe auch immer seyn möchte /
sich nicht ermächtigen solte / ohne
Er=
laubnuß auf 8. Tage Zeit sich von
sei=
nen Posten zu entfernen.
Aus Jngermanland.
Petersburg 29. April.
Das gestrigen Tages eingefallene
Gedächtnuß=Fest der Crönung Jhro
Russ. Majestät ist dahier gestern
fol=
gender massen gefeyret worden. Nach
dem von dem Archimandriten des
hie=
sigen
Alexandro - Nevvski
Closter in
der Troitza=Kirche celebrirten GOttes=
Dienst / wobey sich die Herren von der
Admiralität und Generalität
eingefun=
den / geschahe aus denen auf denen
Fe=
stungs=und Admiralitäts=Werfen / im=
gleichen aus denen vor die bey gedachter
Kirche in Bataillon vierek gestelte 6.
Regimenter befindl. 30. Feld=Stücken
in allem 310. Schüffe. Die Regimenter
imgleichen thaten dreymalige Salve /
und wurden von dem
General
-Leute
Leute=
nant von Hochmuth / und dem
Gene-
ral - Major
Paroschkin commandiret. Des
Abends waren alle Palläst / und
Häu=
ser der Stadt beleuchtet / und der Hr.
Admiral
von Sivers begastete alle
Vor=
nehme vom See=Stand mit einem
wol=
eingerichteten Abendmal / und Ball.
Dahingegen hat der General⟨-⟩
Feld=Zeug=
Meister / Graf von Münnich / welcher
an diesem Tage von Jhro Majestät mit
dem Orden des Heil. Andreas
begnä=
diget worden / die Geistlichkeit / Gene-
ralität / und die anwesende Glieder
de=
ren
respectivè Collegiorum,
prächtig
bewirtet. Es ware darbey gegen
Mit=
ternacht vor Sr.
Excell. Quartier
ein zu
diesem Festin gerichtetes schönes Feuer=
Werk abgebrannt. Mit der
Beleuch=
tung der Stadt wird drey Tage
ange=
halten werden.
Aus Schweden.
Stokholm 16. May.
Aus Wermeland hat man mit
letz=
terer Post die betrübte Zeitung / daß
die Berg=Stadt Nora / durch eine
un=
glükliche Feuers=Brunst / ganz
und gar eingeäscheret worden. Gestern
ware in der Versammelung der
Ritter=
schaft die Frage zur Untersuchung
ge=
bracht: ob es bey jetziger Anzahl deren
Reichs=Rähten zu 24. verbleiben / oder
dieselbe zu 16. gesetzet werden solte / und
ware die letztere Zahl durch die meisten
Stimmen beliebet / und fest=gestellet.
Jmgleichen ist eine neue Kleider=Or=
dnung beliebet / welche mit ehesten
be=
kannt gemachet werden wird. Heute
seynd abermalen sämmtliche 4. Stände
auf dem Ritter=Hause versammelet / zur
Ubersehung des neuen Gesätz=Buches /
wovon bereits 4. Abtheilungen
bestät=
tiget worden / daß also annoch 3. ruk=
ständig seynd. Wir haben hier einige
Tage ein so kaltes Wetter / und starke
Nacht=Fröste gehabt / daß weder Graß /
noch Laub bis dato zum Vorschein
kom=
men können. Beederseits Königl. Ma=
jestäten befinden sich gegenwärtig auf
dem Schlosse Carlsberg / und glaubet
man / daß sie wol bis zu Endigung des
Reichs=Tages sich auf diesen Lust=
Schlosse aufhalten dörften. Sr. Majest.
dem Könige hat gefallen / zu Beförderung
des neuen Schloß=Baues in diser Königl.
Residentz aus eigener Casse 100000.
Kupfer=Thaler zahlen zu lassen / und /
um das Werk noch diesen instehenden
Sommer zu Stande zu bringen seynd
die Arbeiter verdopplet worden. Man
sagt / daß der gemachten Ausrechnung
zufolge / dieses importante Werk bis
hieher über 2. Millionen Kupfer=Tha=
ler koste. Der Reichs=Tag dörfte
schwer=
lich vor Ausgang dieses seine Endschaft
erreichen / da dann Se. Majestät gegen
St. Johannis zu Cassel einzutreffen /
entschlossen seyn; es wurde die
Verwei=
lung nur kurtze Zeit alda vordauren /
die fernere Reise aber gerade durch das
Hessen⟨=⟩ nach dem Schlangen=Ba
de eingerichtet werden.
Aus Dännemark.
Coppenhagen 22. May.
Vorigen Sonn=Abend haben wir hier
ein ausserordentliches hartes Gewitter
gehabt / welches nicht allein lang
an=
gehalten / sonderen auch an
verschiede=
nen Orten Schaden gethan; indeme
es in des Herrn Cammer Raht Nels
Christensen Haus eingeschlagen. Vor
dem Ost=Thor ist eine Wind=Mühle
gantz ruiniret; auch hat es in der Oel=
Mühle eingeschlagen. Wiewol man
versicheren will / daß die bevorstehende
Königliche Crönung abermals 8. Täge
länger ausgesetzet werden müssen; inde=
me gegen den 6. Juni⟨i⟩ nicht alles
fer=
tig werden kan / so hat man dannoch
dieser Tagen angefangen / viele Sachen
nach Friedrichsburg zu bringen.
Aus Teutschland.
Dresden 22. May.
Allen Königl. und Churfürstl. Säch=
sischen Regimentern Jnfanterie ist
Be=
fehl ertheilet worden / bey ihren
Quar=
tieren zu campiren / um die neuen
E-
xercitia
zu lehrnen. Se. Königl. Ma=
jestät haben den Hrn. Grafen Moritz
von Sachsen zum
General
-Leutenant
bey der Jnfanterie nicht allein erkläret /
sondern ihne auch mit 30000.
Livres
begnädiget.
München 25. May.
Jhro Churfürstl. Durchl. unser
Gnä=
digster Herr / wie auch Jhro Churfürstl.
Durchl. unser Gnädigste Frau / und die
zwey Durchleuchtigist⟨=⟩ Hertzog
Ferdinan=
dische junge Printzen seynd vorgestern
Mittags von Leonsperg / alwo / sie sich
seiter den 6. dieses mit der Raiger=Paitz
erlustiget / wieder glüklich mit deren bey
sich gehabten Gefolge alhier
angelan=
get / und selbigen Nachmittag dem
Ein=
gang des Hoch⟨=⟩ Fronleichnams
Fest / und der dabey gehaltenen ersten
Procession beygewohnet / gestern aber
haben sich Jhro Churfürstl. Durchl. un=
ser Gnädigster Herr / und Jhro
Chur=
fürstl. Durchl. unser Gnädigste Frau /
samt Jhro Hochfürstl. Durchl. Hertzog
Ferdinand / von denen Hof=Damen /
und Cavalieren begleitet / in aller
Frü=
he bey der grossen
Corporis Christi
Procession eingefunden / und haben
nicht allein Jhre Churfürstl. Durchl.
unser Gnädigster Herr / und Jhre
Hoch=
fürstl. Durchl. Hertzog Ferdinand das
Venerabile
um den gantzen Bezirk der
Stadt gewöhnlicher massen herum
be=
gleitet / sondern es haben auch Jhre
Churfürstl. Durchl unser Gnädigste
Frau diesen weiten Weg gemacht / wel=
ches bey Manns=Gedenken von keiner
Durchleuchtigsten Landes=Fürstin
ge=
schehen ist.
Düsseldorf 26. May.
Von Aachen vernihmt man / daß
die zum Nieder=Rheinisch=Westphäli=
schen Creis abgeordnete Gesandten und
Deputirten den 16. dieses letzthin ihren
letzten Sitz gehalten / und der
Versamm=
lung ein Ende gemacht haben; auf
ge=
dachtem Creis=Tag hat man das
Creis=Antheil an Mannschaft auf 5000.
Mann zu Fuß fest gestellet. Von
Lu=
xemburg hat man / daß an dortigen
neu=angefangenen Festungs=Werkern
eiferigst gearbeitet würde / welche man
noch vor dem Herbst zum Stand zu
bringen verhofte, die Frantzosen liessen
zwar auch vielen Bau=Vorraht
zusam=
men bringen / um an einigen längst der
Mosel gelegenen Städten die
verfalle=
nen Festungen auszubesseren / und mit
neuen Werkern zu verstärken; doch
hätten sie noch nicht zu arbeiten
ange=
fangen / und wäre wahrscheinlich / daß
wann ein algemeiner Friede geschlossen
werden solte / woran nicht gezweifelet
würde / die Frantzosen sothane Arbeit
bis künftiges Jahr ausstellen dörften.
Briefe aus Frankreich geben / wie
nach
Marseille, Brest
und
Toulon
die
Königl. Ordre ergangen seye / die noch
nicht in vollkommenen Stand gesetzet
und auf dem Stapel liegende neue
Or=
log=Schiffe fordersamst zu
Perfection
zu bringen / indeme des Königs Wille /
daß die See=Macht auf den Fuß von
68. Schiffen vom Rang / ohne die
Fre -
gatten und Galeren / gesetzt werden
sol=
te. Dem
Duc die Bonfleur
seye nach
Ryssel Ordre zugesandt / einen Theil
der unter seinem
Commando
in dasigen
Quartieren stehenden Truppen nach
der Mosel und dem Elsaß defiliren zu
lassen; auch solten in Monats=Zeit von
dem Gieß=Haus von
Dovay
60. eini=
ge 20. Pfund schiessende Cannonen /
und 20. schwere Mörser nach Metz
transportiret werden.
Berlin 26. May.
Nachdeme / wie bereits gemeldet /
Jhro Hoch=Fürstl. Durchl. der Herr
Hertzog von Bevern / nebst dero Frau
Gemahlin / und des Printz Carls Durchl.
den 12ten Dieses zu Potsdam
angelan=
get / auch darauf den 22ten Dieses Se.
Hoch=Fürstl. Durchl. der regierende Herr
Hertzog von Würtemberg daselbst
ein=
getroffen / so seynd den 23sten
Dito
ge=
gen Abend sämtl. Durchl. Herrschaften /
da vorhero vor=Mittags Se. Königl.
Majestät von Potsdam hieselbst
zuruk=
gekommen / alhier angelanget / und ist
bey deren Ankunft so wol aus denen
Canonen von denen Wällen / als auch
aus 12. auf dem Parade=Platz
gepflan=
tzeten Stücken mal gefeueret worden.
Das Hoch=Fürstl. Beverische Gefolg /
bestehet unter andern aus dem Hrn. Hof=
Meister von Barner / Hrn.
General - Ad-
jutant
von Hohnstedt / und Sr. Durchl.
des Printz Carl Hof Meister / Hrn. von
Heimburg / ꝛc. Jn der Hoch=Fürstl.
Würtenbergischen aber / befinden sich
un=
ter anderen Jhro Hoch=Gräfl.
Excellen-
tien
/ der Hr. Ober Hof=Marschall / und
Hr. Ober=Stall⟨=⟩ / beede
Gra=
fen von Grävenitz / der Hr.
General -
Major,
und Hr. Cammerer / und
Ca-
pitain,
beede Grafen von Witgenstein /
der Hr. Ober=Jägermeister von Geyer /
Hr. Obrist von Streithorst / Hr. Ober=
Cammer=Junker / Baron von Leining /
Hr.
Major
von der
Garde du Corps,
Hr. von Röder / Hr. Regierungs⟨=⟩ /
und geheimer Cabinets⟨=⟩
Secretarius
Voll=
mann / ꝛc. Sonsten seynd am
Don=
nerstage beede Löbl. Regimenter
Caval=
lerie / als J. Königl. Hoh. Printz
Wil=
helms / und Marggraf Friedrichs / nebst
dem neu=errichteten Husarn
Corps
/ al=
le in der properesten Montur / und
vor=
treflich wol beritten / alhier eingerücket /
welchen gestern die Löbl. Jnfanterie
Re=
gimenter / als Jh. Königl. Hoheiten
Marggraf Albrechts / und Printz
Hen=
richs / ferner Sr.
Excell.
des Hrn. Ge⟨=⟩
neral=Leutenants von Gerstorf / inglei=
chen des Herrn
General - Majors
von
Schwerin / nebst des Hrn. Obristen von
Goltze / gefolget / welche nebst denen
hie=
sigen Garnison=Regimentern künftigen
Montag die Musterung passiren werden.
Braunschweig 28. May.
Am verwichenen Freitag / als am 25.
Dieses / ist die Hoch=Fürstliche Leiche
des weil. Durchl. Hertzogen von
Braun=
schweig / und Lüneburg / August
Wil=
helms / des Abends von dem Schloß
zu Wolfenbüttel nach dero Ruhe=Statt
in die neue Kirche daselbst mit einer
pomposen Begleitung / und Beleuchtung
gefahren / und unter ein
Castrum
Do-
loris
gesetzet worden. Nach Vollendung
der Ceremonie in der Kirche / ist nicht
nur eine drey=fache Los=Brennung des
Gewehrs von der paradirenden Militz /
sondern auch deren Canonen / so wol
auf denen Wällen zu Wolfenbüttel als
alhier / geschehen. Gestern ist die Leich=
Predig im gantzen Land über den selbst
erwehlten Leichen=Text /
Rom. 14. ver-
su 7. , 8. &c.
Unser keiner lebet / ꝛc. /
gehalten worden.
Berlin 30. May.
Nachdeme / ausser den schon
gemel=
deten alhier anwesenden Durchl. frem=
den Herrschaften Sonntag Abends
an=
noch Seine Hoch=Fürstl. Durchl. der
Erb⟨=⟩ von Brandenburg=Bareuth
hieselbst angelanget / so ist Montags
frü=
he darauf die grosse
General - Revue,
in höchster Gegenwart beeder Königl.
Majest. des Königs / und der Königin /
imgleichen der Cron=Prinzessin / und des
Printz Wilhelms Königl. Hoheit / auch
des sämtlichen Königl. Hofes / nicht
we=
niger mehr=erwehnter Durchl. fremden
Herrschaften / vor sich gegangen. Die
Armee bestunde aus 4. Regimentern
Cavallerie / und 10. Regimentern
Jn=
fanterie / wozu noch das neu=vermehr=
te Regiment
Artillerie,
und das
neu=
errichtete
Corps
Husaren gekommen /
welches letztere wegen seiner properen
Montur / und schnellen Fertigkeit / in=
sonderheit deren Zuschaueren Augen an
sich gezogen / wiewol nicht weniger die
übrigen Regimenter / so wol wegen
ih=
rer Prächtigkeit / und schönen Pferde /
als
accuraten
Exerciren / so wol deren
höchsten Herrschaften / als aller anderen
hoh=und niedrigen Standes Personen /
Beyfall gefunden. Gestern hat Sr.
Königl. Hoheit Marggraf Alberts
Re=
giment die besondere Musterung
passi-
ret
/ welches dann heute / und folgende
Täge mit denen übrigen Regimentern
gleichfals geschehen wird.
Wien 9. Junii 1731.
MJttwoch / den 6ten
Junii,
haben
Jhre Kaiserl. Cathol. Majestät /
unser Allergnädigster Herr / so wol
vor=
als nach=Mittag / in der Gegend
La=
xenburg der Reiger=Peitz abgewartet.
Donnerstag / den 7.
Dito,
belustigte
sich der Allerhöchste Monarch aberma=
len mit der Reiger=Peitz; und
erthei=
lete auch Allergnädigste Audientzen.
Freitag / den 8.
Dito,
ware in der
fruhe Reiger=Peitz; sodann haben
Jhre Kaiserl. Cathol. Majestät sich mit
Graß=Hirschen=Pirschen unterhalten:
nach=Mittag ware Audientz / nach
die=
sen Abends anwiederum Reiger=Peitz.
Zu abermalig⟨=⟩ Andachts=
Eifer / und offentlicher Verehrung des
Heiligen Martyrers / und auserwehlten
grossen Schutz Patron
Joannis
von
Ne-
pomuck,
hat eine Löbl. Nepomuceni-
sche
Bruderschaft unter dem glorreichen
Titul der Unbefleckten Empfängnuß
Mariæ / in der Landesfürstl. Stadt
Stain / in der aldasigen Pfarr=Kirchen
S. Nicolai,
den 16. Tag May das
Ti-
tular
-Fest auf das feyerlichste begangen /
deme dann zufolge fruhe um 8. Uhr
ei=
ne geistreiche Lob=und Trost Predig mit
besonderen Erbauen einer Zahl=reichen
Volks=Menge / von dem Hochwürdig=
Wol=Edel=gebornen / und Hoch=gelehr=
ten Hrn. Ferdinand Dobler von Dobel=
Hof / Pfarrern zu Langen=Lois / ge=
halten worden / wornach nebst
Trom=
peten / und Paucken / unter einer
vortreflichen
Vocal -
und
Instrumen-
tal - Music,
das Hoch=Amt von
Jh=
ro Hochwürden / dem Wol Edel
Gebo=
nen / und Hoch=gelehrten Herrn Frantz
Antoni Krävogl von der freyen Stauf /
Hochfürstl. Passauerischer unter=Ensi=
schen würklichen
Consistorial
-Raht /
Dechant / und Pfarrer zu Crembs
ge=
sungen / sodann die gewöhnliche
Pro-
cession
um die alda auf dem Platz
ste=
hende Sinn⟨=⟩=ausgezierte / und mit
etlich hundert Ampeln beleichte
Statuam
des Heil.
Joannis Nepomuceni
mit
dem Allerheiligsten Sacrament des
Al=
tars / nebst Begeleitung einer unzehli=
gen Menge des Volks mit brennenden
Wax=Lichtern / geführet / und die
hei=
lige
Benedicton
ertheilet worden.
Von Essek hat man / daß um
dorti=
ge Gegend eine grosse Bande deren
Raubern herum schwärmet / welche die
Strassen sehr unsicher machen.
Lista deren Verstorbenen zu Wien /
in und vor der Stadt.
Den 6. Junii 1731.
Jn der Stadt.
-
Herr Gotthard Appold / Burgerl. Handels=Mann / in
dem Fockischen Haus / in der Lands=Cron / alt 33. J. -
Dem Joseph Schäfler / Burgerl. Schneidern=Ansagern /
s. W. Anna Maria / auf der Schneider=Herberg /
alt 29. Jahr. -
Johann Georg Beyer / Guardi=Soldat / auf der
Schotten=Pastey / alt 26. J.
Vor der Stadt.
-
Gottfried Laimgruber / Kaiserl. Hartschier / in seinem
Haus / zu Nicolstorf / alt 50. J. -
Dem Johann Michael Blat / Bichsen=Spanern / s. K.
Johanna / in dem Radelmayrischen Garten / in der
Joseph=Stadt / alt 6. J. -
Dem Gregori Url / Schuh=machern / s. W. Maria / bey
dem golden Anker / bey Maria=Hülf / alt 38. J. -
Johann Jen⟨e⟩wein / Maurer=Gesell / in dem
Stuk=
giesserischen Haus / auf der Wendlstatt / alt 55. J. -
Johann Georg Bauer / Kutscher / in dem
Wittmayri=
schen Haus / unter denen Weisgarbern / alt 36. J. -
Magdalena Tretterin / Wittwe / in dem St. Johann
Nepomuceni=Spital / alt 95. J. -
Juliana Stadlerin / lediges Mensch / in dem Langen=
Keller / am Neubau / alt 66. J. -
Dem Barthlme Krauß ⟨/⟩ Tagwerkern / s. W. Theresia /
bey Sonn / und Mond / am Thurn / alt 40. J. -
Frantz N. / alt 36. Jahr: und Barbara N. / alt 25.
Jahr: beede zu St. Marx.
Den 7. Junii.
Jn der Stadt.
-
Dem Hoch=und Wohl=gebornen Herrn Herrn Max
Constantin / des Heil. Röm. Reichs Grafen von
Fugger / Jhro Chur=Fürstl. Durchl. zu Cöln / und
Bayern Cammerern / seine Frau Gemahlin Frau
Maria Anna Sybilla / geborne Gräfin von Gratz
Scharfenstein / in dem Ludwigstorfischen Haus / am
alten Fleisch=Markt / alt 63. J. -
Dem Adam Wald / Burgerl. Schneidern / s. K. Maria
Anna / in dem Margarethen=Hof / alt 1. J. -
Bernhard Wassermann / Handels=Mann / bey dem
golden Greiffen / in der Kärntner=Strassen / alt 50. J. -
Barbara Steinmannin / Wittwe / in dem Schotten=
Hof / alt 40. J. - Gertraud Feldnerin / in dem Burger=Spital / alt 32. J.
-
Niclas Vandame / Herrn=Koch / bey dem roten Apfel /
in der Joseph=Stadt / alt 49. J.
-
Dem Paul Zehetner / Faßzieher=Meistern / s. W. Ca=
tharina / in sein Haus / am Neubau / alt 75. J. -
Elisabeth Aichingerin / Wittwe / in dem Bräu=Mei=
sterischen Haus / ausser Maria=Hülf / alt 80. J. -
Dem Georg Gabauer / Zimmer=Gesellen / s. K. Johann /
in dem Strudlischen Haus / in der Wahringer=
Gassen / alt 5 Viertel J. -
Jacob Wentzele / alt 75. Jahr: Michael Werber / alt
18. Jahr: Johann Stiegler / alt 30. Jahr: und
eine unbekannte Weibs=Person / alt bey 70. Jahr
alle 4. in dem Kranken=Haus.
Den 8. Junii.
Jn der Stadt.
-
Dem Wohl=Edl=Gestrengen Herrn Johann Joseph Fux /
Kaiserl. Hof Capell=Meistern / s. Fr Clara Juliana /
geborne Schnützenbaumerin / bey dem golden Bärn /
am alten Fleisch=Markt / alt 60 J. -
Dem Herrn Johann Höbart /
Musico,
s. K. Simon /
in dem Eisenhutischen Haus / in der Singer=Stras=
sen / alt 1. J. -
Dem Thomas Lutz / Lackeyen / s. K. Johanna / auf
der Mölcker=Pastey / alt 4. J. -
Dem Sebastian Huber / Kutschern / s. K. Leopold / in
dem Dämpfinger=Hof / alt 6. Viertel J.
Vor der Stadt.
-
Der Maria Susanna Dumalinin / Wittwe / ihr Kind
Maria Anna / in dem Marklischen Haus / in der
Alster=Gassen / alt 1. J. -
Johann Platz / gewester Hof=Edl=Knaben=Diener / bey
dem Frucht=Baum / bey Maria=Hülf / alt 30. J. -
Dem Jacob Krist⟨e⟩r / Brod=sitzern / s. K. Mathias / in
dem Flekfiederischen H. / am Thurn / alt 5. Viertel J. -
Valentin Thürrigel / Schif=Knecht / in dem
W⟨inys=⟩
spergerischen Haus / in der Ungar=Gassen / alt 27. J. -
Mathias König / Maurer=Gesell / bey dem schwartzen
Stiefel / im Liechtenthal / alt 60. J. -
Stephan Blesgetzky / Tagwerker / bey der golden
Preß / auf der Wieden / alt 78. J.
NB.
Jn des Hrn. Georg Lehmanns Buch=
Laden / bey der Burg gegen dem Kaiserl=
Ball=Haus über / ist zu haben:
R. P. Nadasi, e. S. J. ,
Creutz=liebende
Vorträge / den Gecreutzigten Heyland
JE=
sum Christum / und das heilige Creutz
nutz=
lich / und andächtig das gantze Jahr
hin=
durch / sonderlich alle Wochen an einem
Freitag anzubetten / und zu verehren.
8vo.
Das
Exemplar
ungebundener kostet 36. kr.
Ferner:
P. Sebast. Felsenecker (Præm.
Ord.)
etwas allgemeines für Vornehme /
und Gemeine / das ist: Allgemeiner
Christ=
lich=Catholischer Catechismus / durch
or=
dentliche Sonn=und Feyertägliche Predigen /
des gantzen Jahres hindurch.
4to
. Das
Exemplar
ungebundener kostet 2. fl.
Anno 1731.
Anhang zu Num. 46.
9. Junii.
Von der zu Untersuchung der alhier
Anno
1721. von der
Orientalischen
Com-
pagnie
aufgerichteten / hernach aber
zerfalle=
nen
Lotterie
angeordneten Hof=
Commis-
sion
wegen; Wird allen / und jeden / so
bey gemeldter
Lotterie
interessiret seyn / sie
seyen in=oder ausser Landes befindlich
hie=
mit erinneret;
MAn habe zwar gehoffet / es wurden
die=
selbe über das noch untern 23sten April
dieses Jahrs publicirte / und durch offenen
Druk kund gemachte
Patent
zu Ubernehm=
und Besorgung deren zu Anfangs berührter
Orientalischen
Compagnie
gehörigen ihnen
Interessenten eigentlich verhafter
Fundorum,
und Effecten einige
Deputirte
aus ihrem
Mit=
tel mit genugsamer Vollmacht benennen / und
durch diese den jetzigen Stand solcher
Fundo-
rum,
und
Effecten
/ untersuchen / auch wie
selbe mehrers lebendig zu machen / absonder=
lich wie die dahin gehörige
Manufacturen
/
und
Fabriquen
zu ihren eigenen Besten wohl
zu administriren / und was etwann dabey
weiters zu ihren Nutzen gereichen / und ohne
Beschwerung des
Publici
angedeyen kan /
überlegen / und darüber dieser Hof=
Commis-
sion
den behörigen Vortrag thun / auch sonst
das erforderliche vorkehren lassen:
Nachdeme aber von allen dem bis
Dato
nichts geschehen / und allein von denen
al=
hiesigen Interessenten / oder Mandatarien
einige Deputirte / jedoch ohne genugsam
er=
förderlicher
Instruction,
und Vollmacht
be=
nennet worden; Dahingegen diese Sache
ih=
rer besonderen Eigenschaft nach keinen
länge=
ren ihnen Interessenten selbst zu Schaden
ge=
reichenden Verschub leidet:
Als wird ihnen Interessenten hiemit ein
endlicher
Termin
von 6 Wochen / so von
dem heutigen Tag an / seinen Lauf hat / der=
gestalt bestimmet / daß selbe in dieser Zeit
ent=
weder die alhier
ad interim
ernennte / und
zu der vorläufigen Untersuchung obbesagter
Fundorum,
und
Effecten
/ dann deren
in-
terims
Besorgung nebst dem bisherigen Herrn
Directore ex Officio authorisirte Deputirte
bestättigen / oder zu Erwöhlung anderer
schreitten / und selbe anbey mit einer dem
publicirten Patent conformen Instruction,
und Vollmacht also gewiß versehen / als im
widrigen von Jhr Hof=
Commission
das
wei=
tere nach Beschaffenheit der Sachen
ex Officio
Justiz
-mässig vorgekehret werden solle; Wor=
nach sich ein jeder zu richten / und von dem
ihm etwann selbst zuziehenden Schaden zu
hü=
ten wissen wird.
Per Commissionem Aulicam.
Wien den 7den Junii 1731.
(L. S.) Joh. Georg Haan / Actuarius.
Ansprach / so Jhre Majestät der König
von Groß=Britannien bey Entlassung Dero
Parlaments zu beeden Häusern desselben
den 18. May 1731. von dem Thron
gehalten hat.
Mylords / und Edele!
ES gereichet mir zu einem grossen
Vergnü=
gen / daß ich bey dem Schlusse dieser
Parlaments=Sitzung im Stande bin / ihnen
bekannt zu machen / daß die Hofnung / wel=
che ich geschöpfet / und ihnen gegeben / die
Unruhen / wofür man sich so lange
geförch=
tet gehabt / baldigst glüklich ge⟨=⟩ zu
se=
hen / nunmehro durch den zu Wien
gezeich=
neten Tractat versicheret / und erfüllet ist.
Nachdeme ein Entwurf zu einem Vergleich
zwischen dem Kaiser / und denen
See⟨=⟩=
ten / zu Beylegung deren obwaltenden
Miß=
hell=und Streitigkeiten / gemachet worden /
so ist der Tractat geschlossen / auch von Mir /
und dem Kaiser gezeichnet / und jetzo unter
der Uberlegung derer General=Staaten / in=
deme deren Regierungs=Form ein
vorgängi=
ges
Concert
in einer dergleichen
Unterhand=
lung nicht zuläst. Und weil dieser Tractat
in=
sonderheit die Ausführung des Tractats von
Sevilien betrift / so ist derselbe gleichfals
de=
nen Frantzösischen und Spanischen Höfen / als
Contractanten des Sevilischen Tractats / com=
municiret worden; und so eben habe Zeitung
erhalten / daß die Ratificationes zwischen
Mir / und dem Kaiser ausgewechselt seynd.
Die Bedingungen / worinnen ich bey dieser
Gelegenheit mich eingelassen / kommen mit
dem nohtwendigen Jnteresse / welches diese
Nation jederzeit für die Sicherheit / und
Er=
haltung des Gleich=Gewichts der Europäischen
Macht haben muß / überein: da nun auch
der ungewisse / und gewaltige Zustand der
Sachen / worinn Europa gesetzet ware / und
die Beschwerlichkeiten eines Krieges / den man
für unvermeidlich zu halten begunte / anjetzo
verschwunden seynd / so gibt diese glükliche
Veränderung / wann sie mit einer
rechtmäs=
sigen Achtnehmung auf unsere vorige
Bünd=
nusse / welche zu erhalten meine vornehmste
Sorge seyn solle / geziemend wahrgenommen
wird / uns eine günstige Hofnung / die
alge=
meine Ruhe wieder hergestellet zu sehen.
Edele des Unter=Hauses!
JCh danke ihnen für die nachdrükliche Bey=
Hülfs=Gelder / die sie mir zum Behuf
des lauffenden Jahrs bewilliget haben / und
für die kluge Verfügungen / welche sie wegen der
öffentlichen Fonds zu Verminderung / und
Ab=
trag der Schulden des Landes gemachet. Die
merkwürdige Eilfert=und Einträchtigkeit / die
Sie in diesem kitzlichen Zustande erwiesen / hat
sehr viel zu dem Credit / und Nachdruk ihrer
Verrichtungen beygetragen. Sie sollen
mei=
ner Seits auch eine solche Bereitwiligkeit
fin=
den / die Last meiner Unterthanen zu
erleichte=
ren / sobald die Umstände / und Beschaffenheit
derer Sachen solches zulassen werden / als sie
bewiesen / die nöhtige Hülfs=Gelder zum
Dienst des gemeinen Wesens zu heben.
Mylords=und Edele!
JCh lebe der Hofnung / sie werden bey
ih=
rer Zuruk=kunft in denen Provintzen alle
Unternehmungen / um durch unbilliges Geschrey
und falsche Vorstellungen einen Geist des
Miß=
vergnügens unter meinem Volk zu erwecken /
nichtig / und Kraftloß finden. Alle boshafte
Einflössungen zu Nachtheil meiner Maas=Re=
guln müssen nohtwendig zu Boden fallen /
wann erscheinen wird / daß meine erste / und
vornehmste Sorge für das Wohlseyn und die
Ehre dieses Reichs gewesen. Sie bestreben
sich demnach / alle ungegründete Eifer=Sucht /
und Forcht zu verbannen / auf daß das
Ver=
gnügen der Nation so allgemein seyn möge /
als ich wüntsche / daß ihr Glük seyn mag!
Lasset alles Volk / alle Stände deren
Men=
schen / die rechten
Privilegien
/ und
Gemäch=
lichkeiten / worzu sie durch die Gesätze
berech=
tiget seynd / ruhig / und unbeneidet geniessen.
Lasset seine Neuerungen irgends einen Theil
meiner Unterthanen in den Besitz ihres
recht=
mässigen Eigenthums stöhren; Lasset alle die
jenige / so in Unterstützung meiner / und mei=
ner Regierung eifrig seynd / insgesamt an
de=
nen Vortheilen der glüklichen Verfassung Theil
nehmen; und lasset euren guten Willen für
einander so ausgestrecket / als meine
Beschir=
mung seyn / wozu alle meine gute / und
ge=
treue Unterthanen gleiches Recht haben / und
worauf sie sich alle gleich verlassen können.
NB.
Jn des Hrn. Joh. Ferdinand
Baumgart=
ner / Burgerl. Buchbindern / seinem
Ge=
welb in dem
Pater noster
Gässel / seynd
fol=
gende neue Bücher zu haben. Als:
Theologische Widerlegung der von
Vito
Ludovico
Frey=Herrn von Seckendorf /
heraus gegebenen
Historiæ Lutheranismi.
Nebst einer Vertheidigung des sogenannten
Fris=Vogels / wider einen
Anonimum
zum
Druk beförderet / durch den
Authorem
Spe-
culi Cleri.
1731. in
4to
/ ungebunden 3. fl.
24. kr.
Pistorii (Joann) Scriptores Rerum
Ger-
manicarum III. Tom. Edit, noviss. 1731.
in Fol
. 18. fl.
Wenzl, Ord. S. Benedicti Theologia
Scho-
lastica ad mentem Doct. Angelici D. Tho-
mæ Aquinatis, & accuratam Scholæ Angli-
cæ Methodum Concinnatæ. IV. Tom. in
Fol. per 15.
fl.
NB.
Künftigen Montag / Dienstag / und
Mittwoch / als den 11den / 12ten / und
13den Junii / werden in dem Hoch=Gräfl.
Harrachischen Haus auf der Freyung / und
zwar von fruhe 9. bis 12. Uhr / nach=
Mittag aber von 3. bis 6. Uhr / verschiede=
ne in die Verlassenschaft Weiland Herrn
Charlier
sel. gehörige
Effecten
/ und Mobi-
lien / dem Meist=bietenden
licitando
ver=
kaufet werden; wer also etwas an sich zu
erkaufen Belieben traget / kan sich um die
bestimmte Zeit alda anmelden.
NB.
Es wird zur Nachricht gedienet / daß
abermalen das frische und gerechte
Spaa -
Wasser alhier angekommen / und ist
sol=
ches auf der Brandstatt bey Herrn Tobias
Klingenbrunner in dem Gewürz=Gewelb
zu dem weissen Adler zu bekommen.
Wien / gedrukt und zu haben bey Joh. Peter v.
Ghelen / Kaiserl. Hof=Buchdruckern.