Mit Jhrer Röm. Kaiserl. und Cathol. Majestät Freyheit.
Zu finden in der Kaiserlichen Hof=Buchdruckerey / gegen dem Hof=
Ball=Haus über / bey Johann Peter v. Ghelen.
Aus Türkey.
Constantinopel 15. Januarii.
SEitdeme der neue Groß=Sultan
die vornehmste Urheber der
jüng=
sten Empörung / welche / nach=
deme sie den vorigen Sultan von dem
Thron / und den jetzigen auf denselben
gebracht sich ihres gebrauchten Gewalts
wider den jetzigen Sultan selbsten
bedie=
nen wollen / um den Hals gebracht / als
ist nun in hiesiger Haupt=Stadt alles
wieder in erwünschter Ruhe. Die
Ot=
tomannische Pforten erwartet die
Ant=
wort von dem Persianischen Sophi über
die ihme gethane Friedens=Vorschläge /
unterlasset aber indessen nicht / die
wi=
der denselben angefangene grosse Kriegs=
Verfassungen dergestalten fortzusetzen /
damit man auf alle Fäll im Stand seye
mit Nachdruk in das Feld zu rucken.
Aus Africa.
St. Cruz in der Barbarey 29. Ja=
nuarii.
Hier / und in diesem gantzen Reich
ist noch alles in vorigem Stande / und
die Berg=Leute bleiben stets in
Uneinig=
keit. Man hat hier seit 3. Tagen ein
solch=starkes Ungewitter mit Sturm=
Winden / und Regen gehabt / daß man
sich dergleichen nicht erinneren kan / wo=
durch dann sehr viel Schaden geschehen.
Man vernimmet / daß des Königs
Muley Abdallah
seine Mutter mit der
von
Mequinez
nach
Mecha
abgegangen=
nen
Caravane
dorthin gereiset seye / und
daß der König dieselbe durch einige
Her=
ten / und einer Leib=Wache von seinen
Schwartzen begleiten lassen / daneben
auch viele Geschenke ihr mitgegeben
ha=
be. Ermeldter König hatte einen
Theil seines Schatzes wieder bekommen /
und die Schwartzen seines Kriegs=
Schwarms bezahlet.
Aus Spanien.
Cadix 27. Februarii.
Den 22sten Dieses langete in hiesiger
Bay ein
Advis
-Schif an / welches den
29sten November vorigen Jahrs von
Carthagena abgesegelt / mit der Zeitung /
daß die Gallionen im Monat October
daselbst angekommen wären / und daß
der Jahr=Markt unfehlbar im Mertz=
Monat zu
Porto - Bello
würde gehalten
werden / wohin die Handels=Leute von
Lima,
und anderen umligenden Orten
im
Januario
abreisen wollen; man
zwei=
felt auch nicht / daß dieser Jahr=Markt
sehr vortheilhaft seyn wurde / weil man
Zeitung hätte / daß überall im Lande
Geld in Uberfluß wäre. Zu besagtem
Carthagena hätte eine Krankheit
gras-
siret
/ woran über 2000. Menschen / sowol
von denen / welche mit denen Gallionen
dorten angekommen / als von
Einwoh=
nern / und zwar alle an einem starken
Erbrechen gestorben; doch hätte solches
bereits wieder aufgehöret. Jn der Ha
wann ware eine
Palandra
von
Vera - Crux
mit Briefen vom 24. November
ange=
langet / welche meldeten / daß die beeden
Quek=Silber=Schiffe von hier den
7Den Dito Mast=loß dorten eingetroffen
die
Petache
aber / so mit denenselben
abgegangen / mit allem Volk geblieben
wäre: diese beede Schiffe solten den
übri=
gen Schatz der
Flottille
mitbringen / so
daß selbige im Monat May hier
erwar=
tet werden; die Gallionen aber werden
nicht vor dem September hier vermutet.
Sonsten aber haben diese Briefe von
dem erschröklichen Erd=Beben / so in
Chily
solte erfolget seyn / nicht das
geringste erwehnet; muß also noch
Be=
stättigung erwartet werden / ob solche
Zeitung / welche vielleicht von einigen
uns nicht wol=wollenden mag
er=
dichtet worden seyn / wahr seye / und
Grund habe
Sevilien 4. Martii.
Der Printz von Asturien hat wegen
eines starken Flusses / und darzu
geschla=
genen Fiebers / 3. Tage her das Beht
hüten müssen / wiewol es weiter nichts
auf sich gehabt / also / daß Se. Königl.
Hoheit nun wiederum völlig genesen.
Der König hat dem
Marquis de Bedmar,
die jährlich 4000. Ducaten einbringende
Commenthurey
von
Villaseca,
des
Or=
dens
S. Jacobi,
verehret. Vorigen
Sonn=
tag empfienge der Gros=Britannische
Minister / Herr Keene / von seinem Hof
einen
Expressen
/ und Tags darauf noch
einen anderen. Gestern hatte Herr
Kee=
ne bey dem König / und der Königin
ei=
ne lange Audientz / besprache sich
her=
nach mit dem
Marquis de la Paz,
und
dem Herrn
Patinho,
bis in die Nacht
hinein / und schikte heute einen Currier
wiederum zuruk.
Aus Jtalien.
Neapel 20. Martii.
Verwichene Nacht gegen 9. Uhr
ver=
spührte man in hiesiger Stadt / und der
nen herumliegenden Gegenden ein Erd=
Beben / wovon die Leute aufgewecket
wurden / und voll Schrocken auf
de=
nen Gassen herum lieffen / es ist aber
noch alles GOtt Lob ohne Schaden
abgeloffen.
Livorno 23. Martii.
Zu Genua wird täglich viel Kriegs=
Gerähte nacher
Corsica
eingeschifet / wel=
ches glauben machet / daß die
Aufrüh=
rer alda nicht so friedsam seynd / als
man vorgibet.
Rom 24. Martii.
Freitags vernahme man / daß Jhre
Päpstliche Heiligkeit den Apostolischen
Commissarium
zu
Benevento Monsign.
Bondelmonte
in Ansehung seiner
Ver=
diensten zum
Vice - Legaten
von
Avi=
gnon
ernennet haben.
Samstags vor Mittag reisete der
Car=
dinal
Cibo
nach seiner Einöde auf dem
Berg
Spoleti
ab / nachdem er seinen Haus=
Bedienten einen grossen Theil von
sei=
nen
Mobilien
/ und unter andern seinem
Cammer=Diener 18. Pferde aus seinem
Stall geschenket. Denselben vor=Mit
tag reisete der Hr. Graf von Groß / nach=
deme ihne der König von Sardinien
zu=
ruk beruffen / von hier nacher Turin ab /
und indeme über dieses der
Monsign.
Guglielmi
in das Savoische Gebiete
nicht eingelassen worden / als hat man
wenig Hofnung eines künftigen
Ver=
gleichs.
Sonntags verrichtete das H.
Col-
legium
die gewöhnliche Palm=Weihe /
dann der Papst ware wegen seiner
Un=
päßlichkeit nicht zugegen.
Montags vor=Mittag wurde der
jüngst=gemeldete Tabaks=Handler
ge=
mäß seines empfangenen Urtheils
na=
cher
Civitavecchia
in das Gefängnuß
geleget / und hat selber noch die
Erlaub=
nuß bekommen / alle Tag eine Stund
in dasiger Festung herum gehen zu dörfen.
Mittwochs erschiene das heilige Col-
legium bey der Pumper=Metten / Jh=
re Heiligkeit aber waren mehrmalen
nicht zugegen.
Donnerstags vertratte Seine
Emi=
nentz der Cardinal
Barberini
die Stelle
Jhrer Päpstl. Heiligkeit / in dem selber
so wol das Hoch=Amt sunge / als auch
die gewöhnliche Fuß=Waschung
ver=
richtete.
Heute Abends verschiede Seine
Emi=
nentz der Cardinal
Buon - Compagni
Ertz=Bischof von
Bologna
am Schlag=
Fluß / durch dessen Tod ist nunmehro
die 5te Stelle in dem heiligen
Collegio
ledig.
Venedig 31. Martii
Samstags empfienge man die
Nach=
richt / daß der
Monsig.
Peter
Grassi
Bischof
zu
Parenzo
in
Jstria,
Geschlechterer von
Venedig / in 65ten Jahr seines Alters
des Todes verblichen seye. Denselben
vor=Mittag kamen über Land Briefe von
Constantinopel unterm
Dato
den 23.
Febr.
mit Bericht / daß der neue Groß=
Sultan mit Beyhülf der Sultanin=Mut=
ter die Regierung selber Stadt / und
des gantzen Reichs nunmehro auf guten
Fuß gebracht habe / indeme er viele
des Lands verwiesen / viele andere aber
die an der letztern Aufruhr Schuld
hat=
ten / ertödten lassen / sie fügten auch
hinbey / daß der neue Groß=Vizier / so
bereits 75 Jahr alt / ein Mann von
besten Sitten / und grosser Kriegs=Er=
fahrenheit seye / und daß man nicht auf=
höre Truppen zur Verstärkung der
Tür=
ckischen Armee in Persien abzuschicken /
dann dem Vernehmen nach / verlanget
der aldasige
Sophi,
der würklich 2. Ar=
meen zusammen bis 180000. Mann auf
denen Beinen hat / die völlige
Zuruk=
stellung alles des jenigen / was die
Tür=
ken in seinem Reiche eroberet haben.
Montags segelten 6. Schifen mit
ei=
ner grossen Summe Geldes / ungemei=
ner Menge Bißcotten / und Kriegs=
Gerähtes / wie auch 2. Compagnien
Welschen Fuß=Volkes / und einer guten
Anzahl Recruten / von hier nacher
Cor-
fù
ab.
Aus Groß=Britannien.
Londen 23. Martii.
Man versicheret / daß der am Kais.
Hofe zu Wien sich befindende Hr. Ro=
binson / den zwischen Seiner Römischen
Kaiserlichen Majestät / und England
geschlossenen
Tractat
zu zeichnen habe.
Gestern verfügte sich der Sprecher des
Unter=Hauses / nachdeme er von seiner
Unpäßlichkeit fast wieder genesen / in
ei=
ner Sänfte nach Westmünster / und die
Gemeinen lasen zum erstenmal die Bill
zu fernerer Anwendung des Ablösungs=
Capitals durch Bezahlung einer Million
Pf. Sterl. an die Süd=See Compagnie:
hernach wurde auch eine Bill zu besserer
Erhaltung des Feder=Viehes zum
er=
stenmal gelesen / und deren zweyte
Le=
sung befohlen: die Berahtschlagungen
über die Mittel zu Hebung deren Hülfs=
Geldern wurden bis am Sonn=Abend /
die Berichte von denen über die
Spa=
nier geführten Klagen bis am Dienstag /
und die Land=Tax=Bill bis am
Mitt=
woch ausgesetzet. Das Haus begabe
sich in eine grosse
Commission
über die
Bill wider die aufrührische Soldaten /
und Ausreisser / und nachdeme
vorge=
stellet worden / einen Schluß wegen
de=
ren jenigen Soldaten / die eine gewisse
Anzahl Jahre gedienet / und sodann
ih=
ren Abschied verlangen / darein zu
fü=
gen / wurde dieser Schluß zum
ersten=
mal gelesen / dessen zweyte Verlesung aber
nach geschehener Umfrage mit 219. Stim=
men / gegen 121. abgeschlagen. Heute
wurde in einer grossen
Commission
über
die Hülfs=Gelder beschlossen / 10000.
Pf. Sterl. zum Behuf des Hospitals
zu Greenwich / 10000. Pf. zum
Unter=
halt der Festungen in Africa / und 2000.
Pf. für die Wittwen deren Officiers zu
bewilligen / wovon am Montag Bericht
abgestattet werden solle / bis dahin sich
das Haus verschoben hat.
Aus Rußland.
Moscau 12. Marti.
Es ist gestern mit hiesigen
Carne -
vals
=Belustigungen bey Hofe mit
einem Ball der Beschluß gemachet
wor=
den / nachdeme vorgestern Jhro Excell.
der Röm. Kaiserl. Hr. Botschafter Graf
von Bratislaw die Ehre hatten / Seine
Russische Majestät / die Prinzessinnen
vom Haus / und alle
Quadrillen
/ samt
vielen anderen Masken bey Sich zu
bedienen. Man hielte zu diesem Ende
die dritte offentliche Schlitten=Fahrt /
in welcher Ordnung dann die gantze
Ge=
sellschaft gleich nach 5. Uhr Abends in
die Hoch=Gräfliche Behausung eintraffe.
Es wurde alsogleich in zweyen Saalen
zu tantzen angefangen: nach einig=ge=
thanen Minuten / verfügten Sich
Sei=
ne Russische Majestät in das nachste
Zim=
mer zum Spiel / womit auch viele
an=
dere bis zur Tafel sich unterhalten. Ge=
gen 9. Uhr geruheten Seine Russische
Majestät mit einer auserlesenen
Com=
pagnie von 20. Personen deren Für=
nehmsten zu speisen; die Tafel ware mit
Vermeil,
und sonst recht=ansehenlich
besetzet / zu gleicher Zeit aber drey
grös=
sere Tische in anderen Zimmern mit
war=
men Speisen zu dreymalen aufgetragen /
wobey die übrigen Gäste nach und nach
von Tantzen / und Spielen sich
einfan=
den / und alle wol bewirtet wurden /
gleich wie man dieselbe die gantze Zeit
hindurch mit allerhand Erfrischung und
Getränken bedienet hatte. Die Hof=
Bedienten hatten ausser deme noch be
sondere drey Tafelen / wobey man ihnen
ebenfalls nichts mangelen liesse. Nach
dem Essen hielten Sich Seine Russische
Majestät noch eine Weil auf / und
nach=
deme Dieselbe Jhre vollkommene
Zufrie=
denheit bezeiget / fuhren Sie gegen II.
Uhr Abends in einen
ordinari
offenen
Schlitten nach dem
Kemelin
zuruk / die
übrigen Gäste aber belustigten sich noch
bis gegen 4. Uhr Morgens / und mit
dem
Bassete
-Spiel wurde das Ende
al=
lererst gegen eilf Uhr darauf gemachet.
Wobey dann die sämmtliche Anwesende
ein vollkommenes Vergnügen
verspüh=
ren lassen. Bey dieser Gelegenheit
wur=
de wieder die zu Jhro Russischen
Maje=
stät Nahmens Tag verfertigte
Beleuch=
tung angezündet / so wol ausser als
in=
nerhalb des Hauses / aber in denen
Fen=
stern / und sonsten / mit vielen Fackeln /
und Laternen vermehret. Ansonsten ist
alles ordentlich / und glüklich abgelofen
Aus Schweitzerland.
Aus dem Rheinthal 15. Mertz.
Nachdeme im vorhergehenden
gemel=
det worden / wie daß der Hochw.
P. Ge
neralis
derer
PP. Capucinern
zu Basel
von dasigem Löbl. Stand sonderist seye
be=ehret / und bewirtet worden / als ist
solcher ebenfals von Jhro Excell. Herrn
Grafen von Reichenstein Kaiserl. Bot=
schaf=
schaftern in der Schweitz / nicht minder
be=ehret / durch dero Leib=Kutsche von
Wihlen in dem Oesterreichischen
abge=
holet / durch dero Leib=Bediente / samt
Stand=Baslerischen Gesandschaft / so
in 2. Dragoner Haupt=Leuten
bestan=
den / nacher Rheinfelden begleitet / al=
dorten bey seiner Ankunft mit 12. Stuk=
Schüssen begrüsset / unter Läutung aller
Glocken / bey schönster Paradirung
da=
siger Kaiserl. Besatzung / und
Burger=
schaft / auch gleich darnach von dem
Herrn
Commendanten
/ von dasigem
Collegiat
-Stift / Löbl.
Magistrat,
und
Kaiserl. Ober=Amt auf das höflichst
bewillkommet / und nach 9tägigem
al=
da=Verbleiben / mit ebenmässiger Ehr=
Beweisung wie bey dessen Ankunft / in
Jhro Excell. Kaiserl. Herrn Botschafters
Kutsche bey stäts anhaltender schlimmer
Witterung bis nacher Bruggen begleitet /
von dasigem Hrn.
Commandeur
Teutsch=
Ordens=Ritter Baron von Pfyrdt /
mit Lösung 20. Stucken höflichst
begrüs=
set / und mit gleicher Be=ehrung nach
einer halben Stund Unterhalt / in seiner
Kutsche bis nacher Schwerstetten
über=
bracht / alwo er mit gleicher Be=ehrung
von dasiger Herrschaft / Herrn Baron
von Schönau=Schwerstetten
empfan=
gen von dannen aber von Jhro Hoch=
Fürstlichen Gnaden von Seckingen in
dero Leib=Wagen abgeholet / zu
Se=
ckingen unter Paradirung aldasiger Löbl.
Burgerschaft eingeführet / von der
Geist=
lichkeit / und Löbl.
Magistrat
schönstens
begrüsset / von Jhro Hoch=Fürstl. Gna=
den kostbarist
tractiret
/ und nach 2.
Uhren nach=Mittags von Jhro
Gna=
den aldasigen Herrn von Schönau / Kai=
serl. Obrist=Jäger=Meistern / in dero
Leib=Wagen nacher Lauffenburg
über=
bracht / von dannen er über Waldshut
wo er gleichfals von dasigem Herrn von
Schönau / Kaiserl. Wald=Vogtey /
schönstens empfangen / und be=ehret /
auch durch sein kostbare Gefährde
na=
cher Baaden in die Schweitz / bey
an=
noch angehaltenen übelen Wetter
gefüh=
ret / alwo er den 20. Aprilis in dasiger
Provintz das ausgeschriebene Capitul
halten wird.
Aus Teutschland.
Breßlau 2 April.
Nachdeme Herr Jacob Johann
Ma=
thes des Ritterlichen Ordens derer
Creutz=Herren mit dem roten Stern /
durch Polen / und Schlesien
Visitator,
und des Spitals=Stifts zu St. Ma=
thias in Breßlau Regierender
Magister,
und
Prælat,
zum Königl. Manne / und
Landes Eltesten des Fürstentums
Bres=
lau / und Neumarktischen Weichbildes
erwehlet / und von Jhro Kaiserl. Ca=
thol. Majestät / unserem Allergnädigsten
Herrn bestättiget worden; als haben
Jhro Hochwürden verwichenen
Donner=
stag bey hiesiger Landes Regierung von
dieser hohen Würde Besitz genommen.
Wien II. April 1731.
SAmstag / den 7den April / als am
bis dahin verschobenen Glor
rei=
chesten Fest
Mariæ
-Verkündigung / be=
gaben Sich beede Regierende Kaiserl.
Majestäten / und Durchl. Ertz
Hertzogin=
nen / in die Kaiserl. Hof=Kirche deren
WW. EE.
PP. Augustinern
Barfüssern /
und wohneten alda dem feyerlichen
Got=
tes=Dienst bey in der Lauretanischen
Capelle in Gefolg des Venetianischen
Botschafters
Cav. Daniel Bragadin,
de=
ren Herren Ritteren des Goldenen
Vlie=
ses / Ministern / geheimen Rähten / Cam=
meren / Cavalieren / und
Dames.
De⟨s⟩
nach=Mittags aber verfügte Sich Jh=
re Majestät der Kaiser mit vorig=beschri=
benen hohen Gefolg in das Kaiserl.
Profess
-Haus
Soc. JESU
am Hof / und
wohneten alda erstlich der Vesper / als=
dann bey der auf dem Platz vor
dersel=
bigen Kirchen aufgerichteten
Mariani=
schen Ehren=Saulen der Musicalischen
Litaney bey.
Nachdeme durch Absterben des Hrn.
General=Feld=Zeugmeister Grafen von
Heindl / das Ober=und Unter=Oester=
reichische
Militar - Directoriat vacant
worden / als haben Jhro Kaiserl. Ma=
jestät dero Cammerern / General
Wacht=
meistern / und Commendanten der
Fe=
stung Ehrnberg Johann
Gaudenz
Frey=
herrn von Rost in Ansehung seiner schon
über 40. Jahr lang geleisten / und bis
an=
hero unverbrüchlich continuirten
treu=
ersprießlichen Diensten in denen
vorge=
fallenen Kriegs=Occasionen / Feld=
Schlachten / und Belagerungen
jedes=
malen erwiesenen Schuldig=und
Ta=
pferkeit / dardurch in
Militaribus,
sich
erworbenen stattlichen
Experienz,
und
daß er in Abwesenheit des erst=gemeld=
ten Herrn
Militar - Directoris
Grafen
von Heindl eine geraume Zeit hindurch
das
Militar - Directoriat
zu des Kaiserl.
Hof=Kriegs=Rahts / und des Lands
vollständiger Vergnügenheit
vertretten=
mithin von dasigem Land / und in
de=
nen darobigen Vorfallenheiten eine gute
Cognition
erlangt / sothanes nun
va-
⟨c⟩irendes
Militar - Directoriat
allergnä=
digst verliehen / und derowegen durch
der geheimen Hof=Kriegs=Cantzley die
behörige
Expeditiones
ausfertigen lassen.
Von Rötz / kleinem Städtlein in
Un=
ter=Oesterreich vernihmt man die
trauri=
ge Nachricht / wie daß daselbsten eine
un=
glükliche
e
Feuers=Brunst entstanden /
und von denen Flammen 41. Häuser in
die Aschen geleget worden.
Sonntag / den 8. April / wegen
ein=
gefallenen Festes des Guten Hirten
verfügten Sich Allerhöchste
Herrschaf=
ten mit dem gewöhnlichen Hof=Gefolg
in die Kirche deren WW. EE.
PP.
Franciscanern / alwo auch zugleich das
40stündige Gebett ware / wohneten
al=
da dem feyerlichen Gottes=Dienst bey /
und kehreten zu Mittag wieder in
De=
ro Kaiserl. Burg.
Von Prag hat man / daß den 26. ab=
gewichenen Monats Martii der Herr
Bischof zu Königsgrätz am Schlag=
Fluß / im 60. Jahr seines Alters dieses
Zeitliche mit dem Ewigen verwechselt
habe.
Montag / den 9ten Dito / haben ihre
Röm. Kaiserl. Cathol. Majestät / vor=
Mittag nach gehaltenem geheimen Raht /
der Chur=Fürstl. Trierischen
Gesandt=
schaft Namens seiner jetzt=Regierenden
Chur=Fürstl. Gnaden des
Hochwürdig=
sten Fürsten und Herrn / Herrn Franz
Georgen / Ertz=Bischofen zu Trier / des
H. R. Reichs durch
Gallien
/ und das
Königreich
Arelat
Ertz=Cantzlern / und
Chur=Fürstens /
Administratorn
zu
Prümb / die
Investitur
über dieses Ertz=
Stifts / und Chur=Fürstentums Lehen
und Regalien / ꝛc. allermildest ertheilet
worbey der Hochwürdig Hoch=und
Wol=
geborne Herr Dietrich Carl Freyherr
von Jngelheim / genannt Echter von
Mes=
selbrunn / deren hohen Ertz=Dom=und
Stifter Trier / Lüttich / Halberstadt /
und
S. Alban, respectivè
Ober=Chor=
Bischof und
Capitular
-Herr / Sr. Chur=
Fürstl. Gnaden zu Trier würkl. gehei=
mer Raht / und erster Gevollmächtigter /
die Anred (welche Jhre Excell. der Kais.
würkl. geheime Raht / und Reichs=Hof
Rahts=
Vice
-Præsident Herr Graf von
Metsch beantwortet) und demnechst auch
die Danksagung / indeme der zweyte
Be=
vollmächtigte / der auch Chur=Fürstl.
würkl. geheime Raht Hr. Johann Frantz
Schommartz / wegen einer ihm
zugestos=
sener beschwerlichen Unpäßlichkeit / nicht
in dem Stand gewesen diesem
Actui
bey=
zuwohnen mit gantz besonderer
Eloquenz,
zu jedermanns Vergnügen abgeleget.
Mit Briefen von Rackerspurg Lands=
Fürstlichen Stadt in Steyermarkt an
dem Mur=Fluß / vernihmet man / wie
daß aldorten den 31.
Martii
die
Muste=
rungen mit denen so wol alda / als
an=
deren Theilen dieses Hertzogtums
ange=
worbenen Recruten für das Löbl. Kais.
Heissenische Regiment zu Fuß / welche
in 307. sehr schönen von ansehenlicher
Grösse / und wol=montirten Leuten zu
sehen waren / seye gehalten worden;
welche der commandirende Hr. Haupt=
mann Frey=Herr von
Berlendis
ande=
ten Tages Frühe durch den darbey com-
mandirenden Hn. Leutenant Ernst / und
zwey Herren Fähndrich über Land
na=
cher
Orsova
zu dem aldort ligenden
Re=
giment abzumarschiren befehliget.
Dienstag / den 10.
Dito,
hielte vor=
Mittag der Allerhöchste Monarch
aber=
malen geheimen Raht / und gestattete
nach=Mittags / gleich wie auch Tags
vorher geschehen / den Zutritt zu
Aller=
gnädigsten
Audienzen.
Von
Chambery
aus Savoyen hat
man / daß der junge König Carl
Ema=
nuel von Sardinien per
Posta,
und nur
mit einem Gefolg von 15. Personen / al=
da angelanget / und den 28sten
Martii
in dasigem Schloß ein Feuer entstanden
wäre / welches durch einen sehr heftigen
Nord=Wind sich dergestalten
angebla=
sen / daß das Schloß eingeäschert / und
der alte König / welcher sonsten ein in
der Traurigkeit je länger je mehr über=
hand nehmendes Gemüt von sich blicken
liesse / aus seinem Zimmer sich zu
retiri-
ren müssiget worden seye.
Von Paris hat man / daß der
da=
selbst neu=angelangte Päpstl.
Nuntius
Monsignor Delci
den 27.
Martii
bey dem
König / und der Königin seine erste
Au-
dienz
gehabt / und seine
Creditiv
über=
geben habe. Und daß eine Frau in
der Gegend
Aingoulaincourt
2. Stun=
de von
Joinville
ihres Alters 114. Jahr
gestorben seye.
Lista deren Verstorbenen zu Wien /
in und vor der Stadt.
Den 7. April 1731.
Jn der Stadt.
-
Der Wohl=Ehrw. Herr
Pater
Joh. Peter Störck /
Con-
gregat. Orat. S. Philippi Nerii Præpositus, ,bey der H.
Dreyfaltigkeit / alt 42. J. -
Dem Anton Jrlitzgo / Kutschern / s. K. Andre / bey dem
grünen Saltz=Kiesel / am Saltzgries / alt 1. J.
Vor der Stadt.
-
Dem Wohl=Edlgebornen Hrn. Frantz von
Baraya,
Kö=
nigl. Spanisch. Hof=Cantzley= Secretario, s. Söhnl.
Emanuel / in dem Kirchbergisch. H. in der Alster=
Gassen / alt 5. Viertl J. -
Martin Gap / Herrn=Jäger / in dem Schwemmerisch.
H. auf der Landstraß / alt 31. J. -
Erasmus Stockammer / Schuh=macher / in dem
Holtz=
setzerisch. H. am Spitlberg / alt 40. J. -
Der Anna Biringerin / Wittwe / ihr K. Elisabeth / bey
dem weissen Rössel in dem Liechtenthal / alt 2. J. -
Dem Johann Lachberger / Kutschern / s. K. Theresia / bey
der blauen Anten zu Matzelstorf / alt 2. J. -
Susanna Langfeldin / arme Wittwe / bey dem golden
Fäs=
sel ober dem Neustift / alt 79. J. -
Anna Rorstorferin / arme Wais / bey dem weissen
En=
gel am Neustift / alt 2. J. -
Eva Haslin / arme Wittwe, in dem Primisch. H. auf
der Wendlstatt / alt 85. J. -
Jos. Hillemayr / Tagw. / in dem Gartnerisch. H. oben
dem Neustift / alt 25. J. -
Dem Mathias Dorner / armen Mann / s. K. Justina / in
dem Strudlis. H. in der Währinger=Gassen / alt 5. J. -
Wolfgang Hasenreuter / alt 26. Jahr: und Joseph
Schemina / alt 28. J. / beede in dem Kranken=H. -
Eine unbekannte Manns=Person / bey der Schlag=Bru=
cken in der Leopold=Stadt / alt bey 60. J.
Den 8. April.
Jn der Stadt.
-
Dem Herrn Christoph Braun / Kaiserl. Hof=
Musico,
s. K. Jacob / am Hohen=Markt / alt 6. J.
-
Der Frau Eleonora Batzin / Wittwe / ihr K. Josepha /
in dem Höferisch. H. am Kohlmarkt / alt 7. J. -
Dem Herrn Tobie Klingenbrunner / Burgerl. Han=
dels=Mann / s. K. Joseph / in dem Paurnfeindisch. H.
auf der Brandstatt / alt 3. J. -
Dem Johann Peter Schillinger / Burgerl. und Hof=
Huf=Schmiden / s. K. Joseph / in s. H. auf der Frey=
ung / alt 7. J. -
Dem Peter Bonschlögel / Guardi=Caporalen / s. K. An=
ton / auf der Schotten=Pastey / alt 5. Viertl J.
Vor der Stadt.
- Nicolaus Görk / bey denen FF. Misericordiæ, alt 22. J.
-
Dem Johann Christoph Caspitz / Krammern / s. W. Elisa=
beth / in dem Spalier=macherisch. H. am Spitlberg /
alt 53. Jahr. -
Maria Dinnaglin / lediges Mensch / bey dem grünen
Dä=
chel / bey Maria=Hülf / alt 87. J. -
Joh. Jniger / Stroh=Schneider / bey dem blauen
Höch=
sten in der Joseph=Stadt / alt 69. J. -
Der Anna Knablin / Wittwe / ihr K. Carl / im
Lieferan=
tisch. H. in der Leopold=Stadt / alt 6. J. -
Dem Georg Jaut / Stroh=Schneidern / s. W. Regina /
in dem Richterisch. H. zu Gumpendorf / alt 64. J.
Den 9. April.
Jn der Stadt.
-
Der Wohl=Edl=Gestrenge Herr Anton
Olivieri,
Kaiserl.
Ministerial - Banco del Giro Buchhalterey= Director,
in dem Tognianischen H. / am Juden=Platz / alt 72. J. -
Dem Jacob Grabatin / Cammer=Dienern / s. Ehew.
Elisabeth / in dem Freywilligischen Haus / am Kohl=
Markt / alt 50. J. -
Dem Johann Paul Oswald / Kuchel=Meistern / s. K.
Anna / in dem Mahlerischen Haus / in der Singer=
alt 8. J. -
Dem Andre Komitz / Burgerl. Vergoldern / s. K. Bar=
bara / in dem Hohlerischen Haus / im Tieffen=Graben /
alt 5. Viertel J. -
Dem Johann Augustin Thal / Gold=Arbeitern / s K.
Anna / in dem Federl=Hof / alt 3. J. -
Anton Gielly / Rauchfang=Kehrer / bey der Heiligen
Dreyfaltigkeit / am alten Kien=Markt / alt 45. J. -
Veit Hanns / Voreiter / im Liechtensteinischen Haus /
bey der Löwel=Pastey / alt 58. J.
Vor der Stadt.
-
Barbara Schmutzerin / Wittwe / bey dem golden Adler /
bey Maria=Hülf / alt 70. J. -
Dem Jacob Tirnberger / Guardi=Soldaten / s. K. Georg /
in dem Schwabenbeckischen Haus / in der Leopold=
Stadt / alt 6. Viertel J. -
Dem Johann Georg Holler / Burgerl. Schuh=machern /
s. K. Georg / bey dem roten Hirschen / in der Leopold=
Stadt / alt 3. J. -
Anna Schleicherin / Wittwe / in dem Sattlerischen
Haus / zu Nicolstorf / alt 78. J. -
Der Justina Stettnerin / Wittwe / ihr Kind Anna /
bey dem golden Creutz / ausser Maria=Hülf / alt 7. J. -
Georg Bigler / Tagwerker / in dem Oelerischen Haus /
am Neustift / alt 60. J. -
Valentin Dorfmeister / Tagwerker / bey dem blauen
Gattern / ausser Maria=Hülf / alt 40. J.
-
Anton Stenzl / alt 20. Jahr: und Anna Braunederin /
alt 50. Jahr: beede in dem Kranken=Haus.
NB.
Bey dem Herrn Gregori Kurtzbök Uni=
versitätischen Buch=Drucker im
Kürneri=
schen Hause auf dem kleinen Juden=Platz
gegen denen Stationen über / und auf dem
Kohlmarkt im Michaeler=Hause in dem
Buch=Laden bey dem goldenen Anker ist
zu haben das
Dispensatorium
Pharmaceu=
ticum Austriaco - Viennense, in quo
hodier=
nâ die usualiora Medicamenta secùndum
Artis Regulas componenda visuntur. Com
Sacræ Cæsareæ, Regiæhue Catholicæ Ma - =
jestatis Privilegio. Sumptibûs Collegii
Phar-
maceutici Viennensis.
Das
Exemplar
un=
gebundner kostet 2. fl. 45. kr.
NB.
Den 16. 18. 19. 23. und 25sten April / wer=
den in dem sogenannten Spittel=Haus im
ersten Stok / vor=Mittag von 9. bis 12. /
nach=Mittag aber von 3. bis 5. Uhr / aller=
hand
Mobilien
/ worunter auch eine ganze
Juridische Bibliothec,
verkauffet / wer also
etwas zu kauffen willens / der kan sich in
obbestimmten Tägen / und Stunden
an=
melden.
NB.
Es seynd gleich nechst Maria=Hietzing
folgende Grund=Stücker / nemlich 5 Tag=
Werk Waldung von groß=stämigen Aichen /
nicht weniger 34. Tag=Werk Wiesen / wor=
unter theils zwey=mädige sich befinden /
zu verkauffen; und hat sich ein hierzu
her=
vorethuender Liebhaber gegen einem
billi=
chen Preis / in der Klugerstrassen in dem
Graf Heissensteinischen Haus / im 3ten Stok /
des mehreren zu erfragen.
NB.
Es ist vor 14. Tägen der sogenannte
Pro-
caccio
von Neapel angekommen / und wird
auf den 14den dieses Monats April wieder
von hier abgehen: wer etwas nacher
Nea=
pel / oder Rom zu schicken hat / der kan sich
bey bemeldten
Procaccio
in der roten
Aen=
ten auf der Wieden anmelden.
Anno 1731.
(Anhang zu Num. 29.)
II. Aprilis.
Kaiserl.
Patent,
die
Deserteurs
von
de=
nen Kaiserl. Regimentern / betreffend.
WJr CARL der Sechste / erwählter
Römi=
scher Kaiser / ꝛc. ꝛc. Verkünden N. und
N. allen / und jeden durch dieses Unsere
offe=
ne
Patent,
und fügen euch hiemit gnädigst
zu wissen / was massen Wir mit sonderbaren
Misfallen vernehmen müssen / wie daß von
Unseren sammentlichen Teutsch=und
National -
Regimentern sehr viele Leute / ungeachtet der
aufhabenden theuren Pflicht nicht allein
treu=
loser Weise ihre
Standarten
/ und Fahnen
verlassen / sonderen auch in fremder
Poten-
tzen Dienste sich begeben / und nun zwar Wir
billiche Ursach hätten / es bey deme / was
wider derley meineidige Ausreisser in denen
Kriegs=Articuln zu recht
statuiret
ist / aller=
dings bewenden / mithin darnach gegen die
über kurtz oder lang in Verhaft=Bringende
ihrem schweren Verbrechen gemäß / auf das
schärfeste verfahren zu lassen; so wollen Wir
dannoch Unsere angeborne Landes=Fürstl.
Cle-
menz,
Gnad und Güte dem von ihnen zwar
wol=verdienten
Rigor
vorziehen / und dahero
al=
len / und jeden / so obgemeldeter massen von
Unseren Regimentern / sie mögen
Teutsch=
oder
National
seyn / auch stehen / wo sie
wollen / Vermög und Kraft dieses
General -
Patents
mit
Universal - Pardon
ihren
began=
genen Fehler / und Meineid ohne einiger
Be=
straf=oder Anthung / auch Nachtheil deren
Ehren / und guten Leymuts allergnädigist
vergeben / nachgesehen / vergessen / und
auf=
gehoben haben / welche von dem Tag der
Pu-
blication
dieses Unseres
Patents
innerhalb
zwey bis drey Monat aus gedachten fremden
Diensten zuruk kehren / und freywillig
entwe=
der zu denen Regimentern sich stellen / oder
bey Unseren nechsten Festungs=Commendan-
ten
/ um zu solchen gelieferet zu werden / an=
geben / auch fürohin beständig darbey zu
be=
harren angeloben / und sich / wie es einem
getreuen / und ehrlichen Soldaten zustehet /
verhalten werden: welches ihnen demnach zu
ihrer Sicherheit hiemit kräftigist zugesaget /
dann zugleich all=und jeden Generalen / Ob=
risten / und anderen Ober=auch Unter=Officie=
ren / item denen Festungs=Commendanten
zu dem Ende anerinneret wird / um all=und
jede obgedachte
Deserteurs,
welche sich
bin=
nen der ausgesetzten drey Monat=Zeit
an=
melden / und unter Unsere
Standarten
/ und
Fahnen zuruk kehren wollen / ohne eintzige
Wider=Rede / Bedenken / Hindernuß / oder
Anthung wiederumen anzunehmen / und in
Unsere gewöhnliche Pflicht neuer Dings zu
se=
tzen / auch bey ihren Untergebenen darob zu
halten / damit denenselben besagt=ihres
Feh=
lers hal
d
er nichts vorgeworfen / sonderen
al=
les diesfals in die ewige Vergessenheit gestellet
werde / gleichwie aber diesen ob versprochene
Unsere Gnad / und
Pardon
ohnfehlbar
wider=
fahren solle / also bleibet hingegen denen
jeni=
gen / so in ihrem Meineid verharren / und
darinnen / wann es immer seyn mag / be=
tretten werden / die in denen Unseren Kriegs=
Articuln ausgemessene Straf vorbehalten /
welche auch an ihnen mit aller Schärfe ohne
eintzigen Nachlaß und Gnad vollführet
wer=
den wurde. Wornach dann ein jeder sich zu
richten / vor Schaden zu hüten / und was
hiemit verordnet gebührend zu beobachten
wis=
sen wird. Hieran beschiehet Unser
Gnädigst=
auch ernstlicher Will / und Meinung. Geben
in Unserer Stadt Wien / den 22sten Martii
1731.
Aus Frankreich.
Paris 23. Martii.
Den 9ten Dieses ist die jenige Verordnung
des Königes unter dem Titul einer
Ordon=
nanz registriret worden / wordurch die
Juris=
prudentz / oder Rechts=Gelehrtheit in Sachen
der Donationen oder Schenkungen / betref=
fend dero natürliche Eigenschaft / Form / Con=
dition / oder vorbehaltende Beladenschaft durch
das gantze Königreich / auf einen durchgehend
gleichen und festen Fuß gesetzet wird / und
bestehet diese Verordnung in 47. Articuln. Seit
einigen Tagen will man versicheren / daß eine
schwanger geweste Frau / die wehrend ihrer
Schwangerschaft mit einem sehr kleinen
Papa=
gey eine ungemeine Lust und Freude gehabt /
ein Kind zur Welt geboren habe / welches
die=
sem Vogel sowol an dem Kopf als an denen
Füs=
sen vollkommen gleich gesehen.
Den 17den dieses seynd zwey Weiber / als sie
mit verbottenen Bücheren in hiesige Stadt
ein=
gehen wollen / arrestiret / erstlich zu dem Herren
General=Policey=Statthalter / und hernacher
in die Bastille geführet worden. An eben
sel=
bigem Tag hat ein Apothecker von St. Denis
nach einig mit seiner Ehe=Frauen angefangenen
Streitt Händeln deroselben den Kopf abgehauen /
er sitzet bereits in dem Chatelet gefangen / und
der Frauen Leichnam ist in dem bekannten
ge=
richtlichen Ort la Morgue zur Schau geleget /
man haltet aber zum Voraus darfür / daß
die=
ser Apothecker schon vor=und bey Begehung
die=
ser That in dem Gehirn verrukt gewesen. Die
jenige Soldaten von der Frantzösis. Leib=Wacht /
welche sich von dem sogenannten Joinville
ei=
nes reichen Holländischen Juden=Knecht
beste=
len / und bestechen lassen / daß sie den
Musican=
ten oder Discantisten Francoeur / welcher in der
Opera gespielet / ermorden solten / seynd nun
zu gefänglicher Haft gezogen.
Ferners Fortsetzung des in Moscau
ge=
haltenen Chinesischen Einzugs.
BEy der sodann erfolgten Ankunft des
würk=
lichen Staats=Rahts Sibin / in
ober=
wehnten Hinter=Hofe des Wasilei
Feodoro=
witz Saltikows / wurde derselbe von der
Ge=
sandtschaft auf der Treppe empfangen. Dar=
auf wie er hineingegangen / meldete er der
Ge=
sandschaft an / was massen Jhrer Russis. Ma=
jestät wegen der mit dem Chinesischen Reich
gepflogenen alten Freundschaft / und aus
son=
derbaren Hochachtung gegen Se. Bogdichani=
sche Majestät für den Vornehmsten von der
Gesandtschaft dero eigene Kutsche / und für die
an=
deren / acht andere Kutschen zu schicken
aller=
gnädigst geruhet / ihn aber / den Staats=
Raht / abgefertiget / sie / die Gesaudtschaft / ein=
zuholen / und nach denen in Moscau für
die=
selbe fertig gemachte Wohnung zu begleiten.
Hierauf stiege die Gesandtschaft in die für sie
geschikte Kutschen / und der Einzug nahme
so=
dann folgender Gestalten seinen Anfang.
1.) Kame eine Compagnie Granadier zu
Pferde / welcher 8. Bedienten von der
Gesandt=
schaft gleichfals zu Pferde mit Köcher und
Bo=
gen folgeten.
2.) Fuhre eine ledige Kutsche / so des
würk=
lichen geheimen Rahts Knjäsen Jürgei
Trubetz=
koi seine ware.
3.) Jn der darauf folgenden Kutsche / so
dem General Gregorei Pertrowitz Tschernischew
gehörete / sasse ein vornehmer Mungalischer
Herr Tajischi Gungutsch Uwan von Fürstl.
Familie.
4.) Ein anderer vornehmer Mungalischer
Herr / Merin Sangin Gambuzirin / fuhre in
des würklichen geheimen Rahts Knjäsen
Ale=
xei Michailowjitz Tscherkaskoi Kutsche.
5.) Jn des General Grafens Paul
Jwa=
nowjitz Jaguschinski Kutsche ware ein
Chine=
ser Menin Sangin Aschay.
6.) Sodann kame die Kutsche des würkl.
geheimen Rahts Grafen Andrei Jwanowjitz
O=
stermanns / und ware darinnen der
Chine=
ser Marin Sangin Mandai.
7.) Jn der Kutsche des General=Feld=Mar=
schalls Knjäsen Jwan Jürgewjitz Trubetzkoi sasse
ein vornehmer Mungale Uganay. Er hielte das
Bogdichanische Credentz=Schreiben in denen
Händen. Diese Kutsche fuhre wegen Ehre des
Bogdichanischen Nahmens auf geschehene
Vor=
stellung der Gesandtschafts einige Faden weit
von denen vorigen Kutschen entfernet / vorhe=
ro aber ritte ein mit Köcher und Bogen versehener
Chineser.
8.) Der 3te Gesandte Dsalin Gangin
Wais=
san erschiene in der Kutschen des General Feld=
Marschalls Knjäsen Wasilei Wolodimerjitz
Dol=
gorukoi.
9. Jn des Groß=Cantzlers / Grafen
Gaw=
rila Jwanowjitz Galowkins Kutsche sasse der
2te Gesandte Merin Sangin Gunschi und
hat=
te den Spesirungs=Commissarium Glasunow
neben sich zur linken.
10) Hierauf kame die Russische Hof=Kutsche /
und fuhre in solcher zur rechten das Haupt der
Gesandtschaft / Aschamni Amba Tuschi / so die
3te Person im Tribunal deren auswärtigen
Ge=
schäften ist. Zur Linken aber ware der
würkli=
che Staats=Raht Sibin und gegen über ein
Dollmetscher. Zu beeden Seiten deren 3. Kut=
schen / in welchen die Gesandschaft gesessen /
ritte ein Bedienter von der Gesandschaft mit
einem gelben Wimpel. Die überigen Kutschen
waren mit eines jeden Herren Bedienten
um=
geben / für welche auch aus dem Russischen Stall
60. Pferde geschicket worden.
11.) Endlich kame wieder eine Compagnie
Granadierer zu Pferde / welche den Schluß
machete.
Hiernechst folgete die Bagage der
Gesandt=
schaft unter Siberischen Begleitung. und
ge=
schahe der gantze Einzug über die Brücke des
Flusses Jausa / von da aber durch die grosse=
Strasse der Teutschen Slabode / nach
Jechalo=
wa / und durch die Bosmansche Slabode nach
der Miaßnitzkischen Strasse zu der Krasnje
Wo=
rota oder dem roten Thor. Alda paradirten
zwey Regimenter mit ihren Staabs=und Ober=
Officieren mit fliegenden Fahnen und
gewöhn=
lichen Regiments=Music nebst 31. Canonen.
Bey der Ankunft des Haupts der Gesandtschaft
grüsseten ihn die Officiers mit denen Picken und
Fahnen / die Soldaten aber præsentirten unter
Rührung deren Trommeln / und klingendem
Spiel das Gewehr / worauf zuletzt auch eine
Salve aus denen 31. Canonen gegeben wurde.
Jn Bieloi Gorod an dem Miasnitzkischen
Thore / wie auch in Kitay an dem Nicolai
Thore stunde gleichfals eine Compagnie
Sol=
daten mit ihren Officieren in Parade / und
præsentirte gleichergestalten unter
Trommel=
schlag / und Music das Gewehr / sobald
ober=
wehntes Haupt von der Gesandtschaft heran=na=
hete.
Jn Kitay bey der Kasanischen Kirche
wand=
te sich die Gesandtschaft über der Krasnaja
Ploschtschad / oder dem schönen Platz. Alda
waren wieder 2. Regimenter rengiret / so gleich
denen anderen mit klingendem Spiel das
Ge=
wehr præsentirten. Von da aber zur linken
fuhre man durch die Strasse zwischen denen
Buden nach der Wohnung / worinnen der
vor=
nehmste Gesandte solte zu stehen kommen.
Alda stelleten sich sodann die 2. Granadier=
Compagnien auf der Strasse in Parade:
Die Kutschen aber fuhren alle auf den Hof /
und nachdeme eine an die Treppe gekommen /
und die Personen der Gesandtschaft aus solchen
heraus gestiegen waren / so nahmen selbige in
der Ordnung wie sie angekommen durch den
Hof in die andere Strassen den Ruk=Weg.
Bey Anlangung des vornehmsten Gesandtens
in dem Hofe / præsentirte die daselbst postirte
Compagnie Soldaten / welche über 150. Mann
verstärket / und aus welcher bey denen
ande=
ren Häusern auch die Wachen gestellet wurden /
das Gewehr / wobey die Trommeln unter
Spie=
lung der Feld=Music so lange gerühret wurden
bis der Gesandte nebst dem würklichen Staats=
Raht Sibin aus der Kutsche gestiegen / und
in den Pallast eingetretten ware.
Hier wurde alsdann die Gesandeschaft von
obbesagtem würklichen Staats=Raht Sibin an
der von dem Russischen Hofe dahin geschikten
Tafel / welche mit vielen Speisen / Getränken /
und Confecten besetzet ware / tractiret / und
wehrendem Gastirung von der Hof=Musik
aufgewartet.
Solchergestalten wurden die Gesandten nach
ihrer Ankunft in Moscau 3. Tage nach
einan=
der aufgewartet / und zwar den ersten Tag durch
den würklichen Staats=Raht / die anderen
bee=
den Täge aber durch den bey ihnen
verordne=
ten Spesirungs=Commissarium Obrist=Leute=
nant Jlia Tschirikow. Den 2ten Tag / nach
Ankunft der Gesandtschaft / welches der 26. Ja=
nuar. ware / wurde an dieselbe in ihrem
Quar=
tier der Geheime Raht Wasilei Stepanow
abge=
sandt / um bey selbiger im Nahmen Jhrer
Rus=
sis. Majestät über dero glüklichen Ankunft das
Compliment zu machen. Es giengen die
Häup=
ter der Gesandschaft demselben bis an die
un=
terste Treppe entgegen. Nachdeme er nun im
Nahmen Jhrer Russis. Majestät die Glük=Wün=
schung abgestattet / und dagegen das Gegen=
Compliment erhalten / gienge er wieder zuruk /
und wurde durch die Gesandten wiederum bis
an die unterste Treppe zuruk begleitet.
Zweytes
Ceremoniale,
mit welchem die
Chinesische Gesandtschaft den 6ten Febr. 1731.
in Moscau zur öffentlichen Audientz
geho=
let worden.
ALs der Ste Febr. 1731. herangekommen
ware / an welchem die Chinesische
Ge=
sandtschaft Audientz haben solte / versammelten
sich gleich Anfangs vor dem Kremel die zu
die=
ser Ceremonie gewidmete Staats=Kutsche. Es
waren derselben 9. an der Zahl / und ware die
erste davon eine Russische / die überigen 8. aber
gehöreten denen vornehmsten Staats=Bedienten.
Sobald nun an diesem Ort der würkliche
Hof=Staats=Raht Alexei Sibin angelanget
ware / setzet sich derselbe in die Russis. Staats=
Kutsche / und fuhre damit nach der Wohnung
des vornehmsten Gesandten / alwo ihn
diesel=
ben auf der Treppe im Vor=Hause empfiengen.
Es eröfnete hierauf besagter Staats=Raht
der Gesandschaft / wie Jhre Russis. Majestät
dieselbe zur Audientz zuzulassen allergnädigst
entschlossen hätten / zu welchem Ende nach ihr die
Hof=Staats=Kutsche nebst noch 8. anderen
wäre abgeschicket worden. Auf Vernehmung
dessen setzten sich sogleich die Glieder der
Gesandt=
schaft in die für sie geschikte Staats=Kutschen
und fuhren damit in folgender Ordnung nach
Hofe.
Voran marschirten zu Pferde 1. Sergeant
von der Garde / 1. Caporal / und 12. Grana=
diers.
Darauf folgeten die Geschenke des
Bogdi=
chans an Jhrer Russis Majestät in 18. Kisten /
und Schachteln / welche von Chinesischer
lackir=
ter Arbeit und alle mit Schlössern verwahret
waren. Jede Kiste wurde von 3. bis 4. / jede
Schachtel aber von 2. Soldaten getragen / die
20. Mann nebst Unter=Officierern zur
Beglei=
tung hatten.
Hinter diesen kame nun die Gesandtschaft in
denen Staats=Kutschen gefahren / und zwar:
Jn der Kutsche des würkl. Geheimen Rahts
Knjäs Jurgei Jurgjitz Trubetzkoi / der 1. Mun=
gale / Merin Sangin Gurusap.
Jn der Kutsche des Generals / Gregorey / Pe=
trowjitz Tschernischews der Mungalische Fürst
Taischi Gungutsch Uwan.
Jn der Kutsche des Generals Grafen Paul
Jwanojitz Jaguschinski derer Chineser / Merin
Sangin Asch Chai.
Jn der Kutsche des Vice=Cantzlers / und
würkl. Geheimen Rahts Grafen Andrei
Jwa=
nowjitz Ostermanns derer Chineser / Merlin
San=
gin Mandai.
Jn der Kutsche des General=Feld=Marschalls
Knjäs Jwan Jurgjitz Trubetzkoi der Mungale
Ungai mit dem Bogdichanischen Schreiben in
der Hand.
Jn der Kutsche des General=Feld=Marschalls
Knjäs Wasilei Wolodimirjitz Dolgoruki der 3te
Gesandte Dsalin Sangin Waisan / und nebst
ihm zur Linken der Obrist=Leutenant Jlia
Tschi=
rikow / so die Gesandtschaft unter Weges frey
gehalten hatte.
Jn der Staats=Kutsche Jhrer Russis. Maje=
stät zur rechten Hand der Principal Gesandte
Asschoni Amba Tuschi / nebst mehr=erwehntem
Staats=Raht Alexei Sibin zur Linken.
Jn denen dreyen Kutschen / darinnen die
Ge=
sandten mit denen fuhren / so dieselben an der
Gräntze übernommen / sassen auch gegen über
die Dollmetscher / um denen Gesandten zu
er=
klären / wann sie etwas auf dem Wege zu
fra=
gen haben möchten.
Vor der Kutsche Jhrer Russis. Majestät
wur=
den 10. Türkische Pferde geführet / deren
Scha=
baracken / und überigen Reit=Zeug sehr kostbar
ware: Eben so viele Stall=Knechten begleiteten
dieselbe / vor=und hinten aber ritte noch ein
Be=
reiter. Nach ihnen ritten wieder 6. Stall=
Knechte von Hof; bey der Kutsche aber
gien=
gen 2. Heiducken / 2. Läuffer / 4. Lackeyen / und
12. Unter=Officiers von der Garde.
Hinter der Kutsche des Hofes aber ritten zum
Beschluß ein Caporal / nebst 12. Granadierern
von der Garde.
Jm Kremel paradirten indessen 2. Bataillons
vom Butirischen Regiment mit ihren Fahnen
und klingendem Spiel / ausser diesen aber / stun=
den von dem Spaskischen Thor an / bis auf den
Schloß=Platz / zu beeden Seiten Soldaten ein
Mann hoch rangiret.
Bey der Ankunft des Principal=Gesandtens
in dem Kremel / erwiesen demselben die
Offi=
ciers mit Neigung derer Picken die
gewöhn=
liche Ehre / und die Soldatesca præsentirte
un=
ter klingendem Spiel / das Gewehr.
Von der Ecke des Tschudowischen Closters /
bis an die Treppe des Pallasts / stunden zu
beeden Seiten Granadiers von der Garde zu
2. Mann rangiret / welche der Major von der
Garde / Wasilei Neibusch / und andere Officiers
commandirten.
Sobald die Kutschen bey bem Thor
ankam=
men / welches / wegen der Beleuchtung vor
dem Hof Jhrer Russischen Majestät aufgebauet
ware / stiegen die Gesandten heraus / und der
Principal=Gesandte nahme den Bogdichani
schen Brief / und truge solchen in beeden
Hän=
den vor dem Haupt haltend.
Es geschahe die Empfangung folgender
massen:
1.) Auf der untersten Stiege begegnete
de=
nenselben der Brigadier / Födor Polibin.
2.) Jn dem Vor=Haus an der Thür der
Hof=Marschall / Schepelow.
3.) Und dann in der Thür des Audientz=
Saals / der Ober=Hof=Marschall / Graf
Le=
wenwolde.
Hinter erwehnten dreyen Gesandten
gien=
gen nur mit in den Saal / die jenige
Chine=
ser und Mungalen / so in denen Kutschen
ge=
fahren.
In der Ante=Cammer hatte man
Grana=
diers von der Garde postiret / in dem Saal
aber von der Thür an / bis auf die Helfte
desselben / ware die Chevalier=Garde mit
ih=
rem Gewehr rangiret.
Künftig folget der Beschluß.
Wien / gedrukt und zu haben bey Joh. Peter v.
Ghelen / Kaiserl. Hof=Buchdruckern.
Wien / gedrukt und zu haben bey Joh. Peter v.
Ghelen / Kaiserl. Hof=Buchdruckern.