Digitarium Logo

Wienerisches Wienerisches DIARIUM DIARIUM

Nr. 27, 5. April 1730

HilfeSucheNavigation einblenden
[1]

Mit Jhrer Römis. Kaiserl. und Cathol. Majestät Freyheit.

Zu finden in der Kaiserlichen Hof=Buchdruckerey / gegen dem Hof=
Ball=Haus über / bey Johann Peter v. Ghelen.


Aus Portugal.

Lisbona 16. Februarii.

DEn 3ten Dieses besuchte die =
nigin
/ wegen des Fests des H.
Blasii, in Begleitung der Prin=
zessin
von Bresil, des Infanten Don Pe-
dro
, und der Infantin Doria Francisca,
die Kirche von U. L. Frauen derer Mar=
tyrer
. Den 5ten besuchten Höchst=ge=
dacht
Jhre Majestät das Carmeliterin=
nen
=Closter von der H. Empfängnuß.
Den 6sten belustigte Sich Jhre Majestät
mit der Spatzier=Fahrt nach dem eine
halbe Stund von hier entlegenen Lust=
Schloß Belem, alwohin sie von denen
Printzen und Prinzessinen der Königl.
Familie begleitet. Den 7den / als am
Fest des H. Joannis von Matha, woh=
neten
Jhre Majestät dem GOttes=
Dienst in der Kirchen derer Trinitari -
Nonnen von Campo - Lide, andächtigst
bey.

Aus Spanien.

Sevilien 26. Februarii.

Am verflossenen Sonntag hat der Hol=
ländische
Minister / Herr van der Meer /
aus dem Haag einen Currier / und der
Frantzösische Bottschafter / Marquis de
Brancas, am Mittwoch einen anderen
von Paris empfangen / welche ihnen
von ihren Principalen die Ratification
von dem Tractat von Sevillien über=
bracht
/ und erwartet der Engländische

Minister / Herr Keene / gleichfals all=
täglich
die von dessen Hof / um solche
sodann gegeneinander auszuwechseln.
Man rechnet / daß hiesige Cron dieses
Jahr eine so Zahl=reiche Flotta in das
Mittelländische Meer stellen werde / als
dieselbe jemalen gethan / und solle solche
60. Kriegs=Schiffe von der Linie / 20.
Galeren / ꝛc. ausmachen: in allen =
fen
dieses Reichs werden Ladungs=Schi=
fe
gebauet: zu Barcellona seynd von
Carthagena 30. Fahrzeuge mit 3000.
Recruten angekommen / welche zur Er=
gäntzung
deren in Catalonien einquar=
tirten
Regimenter dienen sollen. Die
Kaiserl. Ministern / Herren Grafen von
Königsegg / so im Werk begriffen / von
denen Ausheimischen Ministern Abschied
zu nehmen / haben ihre Abreise annoch
auf einige Tage verschoben.

Aus Jtalien.

Neapel 14. Martii.

Der Monsignor Alemani, Päpstlicher
Nuntius alhier / erschiene den 6sten Die=
ses
zum erstenmal mit schwartz=überzo=
genen
Kutschen / und hatte Audientz bey
Jhro Excellentz / unserem Herrn Vice -
König. Dienstags Nacht verstarbe al=
hier
seines Alters 80. Jahr der Hertzog
von Monteleone.

Livorno 13. Martii.

Montags anckerte sich alhier das Eng=

[2]

ländische Schif der Torrington, auf wel=
chem
sich der Engländische Botschafter /
so nacher Constantinopel gehet / befin=
det
. Dienstags langeten 2. Frantzösi=
sche
Schif in 34. Tägen von Smirna al=
hier
an / welche unter andern berichten /
wie daß der Sohn des gewesten Königs
in Persien / sich nunmehro der Haupt=
Stadt Ispahan bemächtiget habe. Aus
Unerfahrenheit des Steuer=Manns ist
ein Frantzösisches Fahrzeug / welches
von Tripoli mit Saltz nacher Genua
gienge / auf dem Sand von Meloria ge=
strandet
.

Rom 18. Martii.

Samstags vor=Mittag verfügte sie
der Monsignor Spinola, Gubernator
von Rom in das Conclave zur Audi=
entz
bey denen Herren Cardinälen Or=
dens
=Häuptern. Denselben Tag hatte
sich die Krankheit des Cardinal Pamfi-
li
dergestalten vermehret / daß daraus
der Ruf seines Todes entstanden / aber
nachgehends nicht wahr befunden wor=
den
ist; jedoch befinden sich Se. Eminentz
auf den Todt krank. Denselben Tag
begabe sich in das Conclave der Car=
dinal
Bentivogli, Spanischer Minister.
Sonntags thaten ein gleiches die Her=
ren
Cardinäle Davia, und Pico. Don=
nerstag
vor=Mittag da der Monsig Santa-
maria
, als Consultor, in die Congregation
des H. Officii eintretten wolte / wurde ih=
me
von dem aldasigen P. Commissario
angedeutet / daß er auf Befehl derer
verordneten Herren Cardinälen bis auf
weitere Verordnung des zukünftigen
Papstes in gedachter Congregation nicht
erscheinen solle.

Genua 18. Martii.

Mit einem am Dienstag alhier ange=
langten
Fahrzeug hat man / daß zwey
Spanische Kriegs=Schiffe / als Cüsten=

Bewahrer / nach hiesigen Wässern von
Carthagena abgesegelt wären / wie auch
daß der Engländische Vice -Admiral
Cavendish mit 5. Schiffen seines Ge=
schwaders
von Gibraltar nacher Algiers,
um den Frieden zwischen selbiger Repu-
blic
, und seiner Nation zu bestättigen /
abgefahren seye. Die alhiesigen Gale=
ren
seynd fertig um mit Jhrer Excell.
dem Herrn Hieronymo Veneroso, als
General= Commissario alhiesiger Repu-
blic
nacher Corsica, um alle Vorkeh=
rungen
wider die zusammen rottirte
Berg=Leute / so in selbiger Jnsul gros=
sen
Mutwillen begehen / zu machen / da=
hin
abzugehen.

Bologna 21. Martii.

Gestern Abends hat man dahier ein
Luft=Zeichen mit einem sehr hell=euch=
tenden
Feuer / welches lange Zeit ange=
halten
/ gesehen.

Meiland 22.

Donnerstag / reisete von hier nacher
Rom ab der Cardinal Borromei, und
morgen wird ein gleiches der Cardinal
Odescalchi, unser Ertz=Bischof thun.
Die erste Colum derer Kaiserl. Völkern
nähert sich stark / und ziehet nach dem
Mantuanischen / auch werden deren noch
viel tausend über Graubünden erwartet.

Venedig 25. Martii.

Nachdeme zu Ende voriger Wochen
Jhre Eminentz der Herr Cardinal von
Sintzendorf durch hiesige Stadt nacher
Rom passiret / seynd auch verwichenen
Dienstag vor=Mittag Jhre Eminentz
der Herr Cardinal von Kollonitsch da=
hier
angelanget / welche sodann folgen=
den
Morgen auch dero Reise nacher Rom
fortgesetzet haben.

Aus Groß=Britannien.

Londen 14. Martii.

Am Freytag langte der Staats=Bot=

[3]

te Crew von Paris hier an / mit Brie=
fen
von dem Herrn Pointz / Jhrer =
nigl
. Majestät Auserordentlicher Bott=
schafter
und Gevollmächtigter an dem
Frantzösischen Hof / worinn derselbe mel=
det
/ daß / nachdeme er an dem dasigen
Hofe über die Werke / welche der Sa=
ge
nach / von denen Einwohnern zu Dün=
kirchen
gemachet würden / um ihren Ha=
fen
wieder in dem Stande zu bringen /
sich beschweret / der Herr Chauvelin,
Siegel=Bewahrer / und Staats= Secre-
tarius
, ihme folgenden Brief zugesandt
hätte / mit einer Copey des Befehls von
Sr. Aller=Christlichsten Majestät / daß
man dergleichen Werke nicht anlegen /
und alles / was gegen den in dem Jahr
1713. zu Utrecht / und in dem Jahr
1717. in dem Haag geschlossenen Tra-
ctat
gemachet worden / schleiffen solle.

Versailles / den 27. Februarii 1730.


JCh sende Eurer Excell. eine Copey
des Befehls / welchen der König
ergehen lassen / an dem Orte die ge=
naueste
Untersuchung anzustellen. Ob
es gleich nicht nöhtig ist / daß wir neue
Proben geben / wie wir unsere Treue
selbst bis auf die geringste Kleinigkeit
beobachten werden / so bin ich doch
versichert / es werde dieses neue Merk=
male
unserer Accuratesse dem Köni=
ge
von Groß=Britannien und der
Nation sehr angenehm seyn: Wir
werden gewiß nie einige Gelegenheit
geben / desfals einigen Zweifel zu
tragen / und ich ersuche Euer Excell.
sich versichert zu halten / daß niemand
sie mehr ehren kan / als ich thue.
Chauvelin.

(Copia) Von wegen des Königs.


DEm Herrn= = = Capitain deen
Königl. Schiffe / wird befohlen /


sich sondersamst nach Dünkirchen zu
begeben / um einen genauen Staat
von der gegenwärtigen Beschaffen=
heit
des Canals und Hafens ermel=
deter
Stadt einzuziehen / und Seiner
Majestät davon Bericht abzustatten.
Seine Majestät befihlet vorbesagtem
Herrn= = =alle die jenige Werke /
welche gegen die Utrechtischen und
Haagischen Tractaten / deren Copeyen
er hierunten finden wird / gemachet
seynd / schleiffen zu lassen. Se. Ma=
jestät
befihlet gleichfals dem dem Commendanten des Orts /
denen Intendanten / Ingenieurs, und
allen anderen dero Officiers / und Un=
terthanen
/ auf benöhtigten Fall al=
len
erforderten Beystand zu der Aus=
führung
gegenwärtigen Befehls zu
leisten. Geben zu Versailles den 27.
Februarii 1730.

Gezeichnet: Louis.
Unten stunde: Phelipeaux.

Aus Rußland

Moscau 27. Februarii.

Jhre Russische Majestät unsere aller=
gnädigste
Frau / hielten gestern / als den
15den Dieses st. v. vor=Mittags mit
grössester Magnificenz, und unter vie=
lem
Frolocken des Volks in hiesige Stadt
folgender massen ihren öffentlichen Ein=
zug
: 1. Machte den Anfang eine Com-
pagnie
Grenadier
=Guarde zu Pferde.
2.) Folgten 21. ledige Kutschen von
dem Adel. 3.) Der Adel zu Pferde.
4.) Die Herren von dem hohen gehei=
men
Raht / und Vornehmsten des Rei=
ches
/ in mit 6. Pferden bespannten Kut?
schen. 5.) Die Leib=Kutsche ledig.
6.) Die Hof=Damen / welche mit Jhrer
Majestät aus Curland gekommen / in
Hof=Kutschen. 7.) Ein Theil von der
Chevalier - Guarde, 8.) Jhre Majestät

[4]

in einer mit 8. Pferden bespannten präch=
tigen
Kutsche. Vor derselbigen 12. La=
ckeyen
/ neben=bey 2. Mohren / und 8.
Heyducken. Die Herren Abgesandte /
als der würklich geheime Raht Fürst
Wasili Lukiiz Dolgoruky, der gehei=
me
Raht und Senator Fürst Michael
Michalowiz Gallizin, und der General=
Major Leonkiew / begleiteten Jhre Ma=
jestät
zu Pferde. 9.) Schlosse ein Theil
von der Chevalier - Guarde, und denen
Grenadiers zu Pferde den Einzug. Bey
der ersten Triumph=Pforte wurden Jh=
re
Majestät von dem Magistrat, und der
Kaufmannschaft / bey der 2ten von dem A=
del
und bey der 3ten von der Geistlichkeit
empfangen. Jhre Majest. tratten ab in
dem Kremel bey der Cathedral -Kirche /
alwo das Te Deum Laudamus gesungen
wurde. Der Ertz=Bischof von Novogrod
Theophanes thate an Jhro Majest. eine
kurtze doch wol gesetzte Anrede. Nachde=
me
besuchten Jhre Majestät die Kirche
des Ertz=Engels Michaels, und die von
der Verkündigung Mariæ. Von dan=
nen
erhuben sie sich in dero Gemächer /
und liessen die Vornehmsten von bey=
derley
Geschlechts zu dem Hand=Kus=
se
. Sowol die auf denen Wällen / als
die vor denen Schloß=Plätzen gepflantz=
te
Stücke wurden dreymal gelöset / und
die von der ersten Pforte bis an das
Schloß en Haye rangirte Regimenter
gaben eine dreyfache Salve.

Moscau 28. Februarii.

Die neue Regentin hat sofort des
dritten Tages nach ihrer Ankunft den
aus 24. Personen bestehenden Senat zu=
sammen
gerufen / und an denselben fol=
gende
Rede gehalten: Jch bedanke mich
erstlich / daß ihr nach Erledigung des
Thrones Sorge tragen wollen / denen
uralten Reichs=und von meinen Vor=
fahren
hinterlassenen Verordnungen ge=

mäß / der Erb=Folge halber auf meine
Person eine Acht zu machen: Jch ver=
spreche
die dem Senat zustehende Privi-
legia
, und Würden auf das kräftigste
hand zu haben. Jch versichere eben=
fals
/ daß alle und jede meine Untertha=
nen
sich einer sanftmütigen Regierung
zu erfreuen haben sollen; verspreche hier=
mit
die alte Griechische Religion, so / wie
selbe in der Monarchie eingeführet nicht
allein zu handhaben / und zu Unterstü=
tzen
/ und denen verordneten Bischöfen /
und anderen Geistlichen den erforderli=
chen
Unterhalt reichen zu lassen / sondern
es sollen auch alle andere Religions -Ver Ver=
wandten
/ als es von meinen Vorfah=
ren
beliebet worden / allen Schutzes sich
zu erfreuen haben. Es wird Senatus
einen Plan zu entwerfen haben / nach
welchem das in gutem Flor gebrachte
Commercium durch das gantze Reich
ausgebreitet werden möge. Zu was
Ende dann entschlossen bin / die mit an=
deren
sicheren Mächten deshalb errichte=
ten
Vorträge zu erneuern / und verhar=
re
des unaussetzlichen Entschlusses / die
bereits mit verschiedenen Höfen errich=
tete
Tractaten auf das genaueste zu er=
oerteren
/ und daferne selbige nicht gegen
das Interesse meines Reichs streiten / sie
zu erneueren. Endlichen so bestättige
ich hiermit alle Collegia, Statthalter
in denen Provintzen / Gouverneurs, Ge=
nerals
/ Officiers / Ministers / ꝛc. in dem
jenigen Rang / und Würden / wessen sie
sich zur Zeit meiner Vorfahren zu er=
freuen
gehabt.



Wien 5. April. 1730.

SAmstag / den 1sten April / haben
vor=Mittag Jhre Kaiserl. Cathol.
Majestät / unser Allergnädigster Herr /
geheimen Raht gehalten. Abends wa=

[5]

re der Regierende Kaiserl. Hof unter
gewöhnlicher Begleitung in die Hof=Kir=
che
deren WW. EE. PP. Augustinern
Barfüssern hinüber gegangen / und hat=
ten
alda denen 5. schmerzhaften Geheim=
nuß
=Predigen / als 3. Teutschen / und
2. Welschen / worbey der Hoch=Altar
die Heil. Geheimnussen mit künstlicher
Mahlerey / und reicher Beleuchtung aber=
mal
zierlichst vorgestellet / unter Ausse=
tzung
des Hochwürdigsten Guts andäch=
tigst
beygewohnet.

Eodem wurde in Jhrer Majestät der
Verwittibten Römischen Kaiserin Ama-
lia
Wilhelmina Hof=Capelle für die
den 16. Martii dieses Jahrs zu Brünn
in GOtt selig entschlaffene Hoch=Ade=
liche
Stern=Creutz=Ordens= Dame
(Tit.) Fr. Fr. Maria Josepha Fürstin
von Trautson / gebornen Gräfin von
Weissenwolf / die gewöhnliche Exequien
gehalten.

Dito wurde eine verheiratete Manns=
Person Namens Adam R. / 31. Jahr
alt / zu Breitensee in Oesterreich gebür=
tig
/ und Catholischer Religion um wil=
len
derselbe am Maria=Lichtmeß=Tag
dis Jahrs zu Pötzelstorf eine aldasige
Mayrin / während deme / als ihr Mann /
wie auch der Knecht / und die Dirn aus=
gekundtschafter
=massen / in der Kirchen
bey dem GOttes=Dienst / und also ge=
dachte
Mayrin gantz allein zu Haus sich
befunden / unter dem Vorwand eines
benöhtigten Strohs in den Stadel zu
gehen beredet / folgends aber / und da
sie alda um einen Schab=Stroh in die
Höhe gelanget / mit dem unter seinen
Camisol verstekter gehabten Hackel ihr
Mayrin von hinterwärts nicht nur einen
Streich zum Kopf versetzet / sondern
auch ungeachtet selbe alsogleich zu Bo=
den
gefallen / und sich nicht mehr gerüh=
ret
/ noch zwey andere Streich mit eben

solchen Häckel zum Kopf gegeben / also
daß selbe an solch=überkommenen tödt=
lichen
Streichen (wovon ihr laut Ge=
richtlich
eingeholter Todten=Beschau
die Hirn=Schall an zweyen Orten durch
die Duram & piam matrem bis in die
Substanz des Hirns eingeschlagen wor=
den
) den 5ten Tag darauf / wo inzwi=
schen
die also beschädigte Mayrin kein
Wort mehr reden / kein Aug eröfnen /
noch das mindeste Zeichen eines Ver=
standes
mehr geben können / Todes ver=
bleichen
müssen: beynebens gleich nach
solch=vollbrachter Unthat in der Mayer=
Stuben zwey Truhen mit denen in Zim=
mer
gelegenen Schlüsseln eröfnet / die
dritte Truhen aber mit obermeldten =
ckel
gewaltsam aufgeschlagen / und hier=
auf
10. fl. 39. kr. abgeraubet / wovon
jedoch bey der den 3ten Tag beschehe=
nen
Visitirung annoch 7. fl. 26. kr. 2. pf.
in einen Aschen=Fässel verstekter gefun=
den
/ und der verlustigen Mayer=Dirn
zuruk gestellet worden) zufolge des über
den mit ihme bey alhiesig Löbl. Kaiserl.
Stadt=und Land=Gericht abgeführten
Criminal - Process von einen Wol=Edel
Hoch=weisen Stadt=Raht geschöpft=
von
hoher Landsfürstl. Obrigkeit bestät=
tigt
=auch gewöhnlicher massen publicir-
ten
End=Urtheils auf dem sogenannten
hohen Wagen gesetzt=folgends zu dem
Räder=Creutz auf dem Wiener=Berg
an die Richtstatt geführet / alda mit dem
Rad von oben herab vom Leben zum
Todt hingerichtet / dessen Cörper auf
das Rad geflochten / und ein Galgen
mit abhangenden Strick darüber gemacht.

Sonntags / den 12ten Dieses / ware
vor=Mittag in vor=gedachter Kaiserl.
Hof=Kirchen deren PP. Augustinern /
die feyerliche Palm=Weihung von dem
Päpstl. Herrn Nuntio Monsig. Grimaldi,

[6]

wie sonsten verrichtet worden / derwel=
chen
/ wie auch der darauf gefolgten von
wol=besagtem Herrn Nuntio geführten
Procession, nebst der Predig Jhrer
Hochw. P. Francisci Xaveri Brean, S. J.
Kaiserl. Hof=Predigers / und dem Ho=
hen
Amt beede Regierende Kaiserl. Ma=
jestäten
/ nebst Dero=beeden älteren
Durchl. Ertz=Hertzoginnen / und obhöchst=
gemeldeter
Dero Frauen Schwester
Durchl. unter gewöhnlicher Begleitung
des Venetianischen Herrn Bottschafters /
Dero Herren Ministern / geheimen
Rähten / Cammerern / und anderen
Hof=Cavalieren / so sich alle in der
tieffesten Schurtz=Klag befunden / auf=
erbäulichst
beyzuwohnen beliebet. Weil=
chemnach
beede Regierende Kaiserl. Ma=
jestäten
das Mittag=Mahl unter der ge=
wöhnlichen
Aufwartung des Päpstlichen
Herrn Nuntii, und des Venetianischen
Herrn Bottschafters in der geheimen
Rahts=Stuben eingenommen; nach=
Mittags aber in der Kirchen deren.
EE. PP. Capucinern dem / mit Ausse=
tzung
des Hochwürdigsten / gehaltenen
Gebett und Vesper / nebst Dero Durchl.
älteren Ertz=Hertzogin / und der hin=
terlassenen
Kaiserl. Leopoldinischen Ertz=
Hertzogin Mariæ Magdalenæ Durchl.
unter mehrmaligen Begleitung des Päpst=
lichen
Herrn Nuntii, und des Venetia=
nischen
Herrn Botschafters auferbäu=
lichst
beygewohnet.

Montag / den ten Dito / hat vor=
Mittag / unser Allergnädigster Herr / in
Dero Allerhöchsten Gegenwart Gehei=
men
Raht gehalten. Höchst=gedacht
Jhre Majestät die Verwittibte Kaiserin
haben in ob=erwehnter Kirche deren
WW. EE. PP Capucinern / wegen des
40=stündigen Gebetts / dem GOttes=
Dienst vor=Mittag alda abgewartet.
Jhre Durchl. die Leopoldinische Ertz=

Hertzogin speiseten / und bewirteten die
arme Vätter in Kaiserl. Spital.

Dienstags / den 4ten Dito / beliebte
es Jhrer Kaiserl. Cathol. Majestät Sich
in der Fruhe von Dero Kaiserl. Burg
aus / unter Begleitung des Päpstlichen
Herrn Nuntii, und Venetianischen Herrn
Bottschafters / wie auch Dero Ministern /
Geheimen Rähten / Cammerern / und
Hof= Cavalieren / durch die gewöhnliche
Stationes nach Hernals (alwohin Jhre
Majestät die Kaiserin / nebst der Durchl.
Ertz=Hertzogin Mariæ Magdalena, unter
einstens per Wagen gefolget) hinaus
zu Fuß zu begeben / und in dortiger Ca=
pelle
/ unter Aufwartung des hiesigen
Dom=Capituls / dem durch die Kaiserl.
Hof= Music gesungenem Passions -Amt /
und sonstig=alljährlich=gewöhnlicher
Andacht auferbäulichst beyzuwohnen /
und sodann in Dero hiesige Burg per
Wagen zuruk zu kehren. Nach=Mit=
tags
aber hat der gesamte Regierende
Kaiserliche Hof in der grossen Capel=
le
der Jtaliänischen Predig / als auch
dem letzten Jtaliänisch=gesungenen Ora-
torio
(welches die Passion unsers
HErrn JEsu Christi genannt / und
von dem Herrn Ab. Pietro Metastasio,
Kaiserl. Poeten verfasset / und die Music
hierüber vom Herrn Antonio Caldara,
Kaiserl. Vice -Capell=Meistern / gema=
chet
ware) beygewohnet.


Lista deren Verstorbenen zu Wien /
in und vor der Stadt.

Den 1. April 1730.

Jn der Stadt.

  • Dem Andre Feydhoffer / Guardi=Soldaten / s. W.
    Ursula / auf der Becken=Herberg / alt 50. J.
  • Margaretha Reiterin / Wittib / in dem Fuchsischen
    Haus / bey dem Stok=am=Eisen / alt 74. J.
  • Mathias Bitter / gewester Zimmer=Gesell / auf der
    Burger=Schul / bey St. Stephan / alt 86. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Antoni Wellner / gewesen Burgerl. Handels=
[7]
  • Mann / s. K. Paul / bey dem golden Pflug / auf der
    Wieden / alt 9. J.
  • Dem Antoni Artner / gewesten Herrn=Kochen / s. W.
    Maria / in dem Radlmayrischen Garten / in der
    Joseph=Stadt / alt 86. J.
  • Dem Johann Osterberger / Schreibern / s. K. Theresia /
    in dem Schlosserischen Haus / in der Joseph=Stadt /
    alt 6. Viertl J.
  • Anna Regenspurgerin / Wittwe / in dem Frey=Gut /
    auf der Wieden / alt 70. J.
  • Michael Krammer / Schneider / bey denen 2. Schwei=
    tzern
    / bey Maria=Hülf / alt 62. J.
  • Michael Riedl / Brunn=Meister / bey dem weissen Dra=
    chen
    / bey Maria=Hülf / alt 41. J.
  • Dem Andre Fridl / Dantlern / s. K. Barbara / bey dem
    golden Degen / bey St. Ulrich / alt 2. J.
  • Andre Harreiter / bey denen FF. Misericordiæ, alt 24. J.
  • Dem Johann Stana / Guardi=Soldaten / s. W. Anna /
    in dem Grafenhuberischen H. / zu Nicolstorf / alt 35. J.
  • Barbara Balaufin / Wittwe / bey dem golden Engel /
    zu Matzelstorf / alt 60. J.
  • Dem Mathias Lenghammer / Tagwerkern / s. W. Lucia /
    in dem Crantzelbinderischen Haus / in der Rossau /
    alt 35. Jahr.
  • Dem Joseph Albert / Tagwerkern / s. K. Anna / bey
    dem roten Löwen / am Neustift / alt 3. J
  • Thomas Larchenter / armer Mann / bey dem weissen
    Hann / im Liechtenthal / alt 72. J.
  • Leopold Kiesner / armer Mann / bey dem schwartzen
    Adler / in der Alster=Gassen / alt 44. J.
  • Michael Holler / alt 23. J. Wolfgang Mantzendorfer /
    alt 50. J. Anna Stockkellin / alt 40. J. Und
    Michael Hagen / alt 31. J. / alle 4. in dem Kranken=H.
  • Veit N. / zu St. Marx / alt 45. J.

Den 2. April.

Jn der Stadt.

  • Dem Herrn Christoph Ernst Till / des inneren Stadt=
    Rahts= Secretario, s. S. Carl Joseph / in dem Walz=
    derodischen
    Haus / in der unteren Becken=Strassen /
    alt 2. und ein halb J.
  • Theresia Schmöltzingin / Wittwe / in dem Mayri=
    schen
    Haus / am roten Thurn / alt 23. J.
  • Dem Martin Rotonary / Burgerl. Bier=Leutgeben /
    s. W. Justina / in dem Closter=Haus / bey St. Mi=
    chael
    / alt 39. J.
  • Johann Wentzl Postelt / Guardi=Regiments=Aufwar=
    ter
    / in dem Bildhauerischen Haus / in der Nagler=
    Gassen / alt 45. J.
  • Frantz Filler / Brod=sitzer / in dem Pfallerischen Haus /
    am Kohl=Mark / alt 40. J.
  • Magdalena Scheyerin / Wittwe / in dem Purkischen
    Haus / in der Bogner=Gassen / alt 63. J.
  • Johann Streicher / Sporer=Lehr=Jung / in dem Spo=
    rerischen
    Haus / im Schlosser=Gassel / alt 12. J.
  • Simon Frais / alt 45. J. Und Margaretha Döblin /
    alt 74. J. / beede in dem Burger=Spital.

Vor der Stadt.

  • Dem Johann Bayr / Burgerl. Seilern / s. K. Elisabeth /
    in dem Dillmannischen Haus / in der Leopold=Stadt /
    alt 2. J.
  • Stephan Obenauf / Kaiserl. Senften=Knecht / bey dem
    grünen Wasen / in der Koht=Gassen / alt 77. J.
  • Lorentz Weinzierl / Binder / bey dem golden Einhorn /
    in der Joseph=Stadt / alt 36. J.
  • Martin Altmann / Zimmer Gesell / in dem Aichhorni=
    schen
    Haus / unter denen Weisgarbern / alt 63. J.
  • Martin Herchet / Kutscher / welcher den 30sten Martii /
    von ein Pferd geschlagen / und gestern in dem Con-
    tumaz
    gestorben / alda von dem Kaiserl. Stadt=
    Gericht beschauet worden / alt 43. J.
  • Dem Wolfgang N. / gewesten Fleischhackern / s. W.
    Helena / in dem Weinzierlischen Haus / auf der
    Landstrassen / alt 28. J.
  • Magdalena N. / lediges Mensch / welche vor=gestern
    unter denen Weisgarbern in der Donau ertrunken /
    in der Wacht=Hüten alda von dem Kaiserl. Stadt=
    Gericht beschauet worden / alt 24. J.
  • Theresia Gürtlerin / alt 18. J. Anna Dirin / alt 50. J.
    Gregori Weidlinger / alt 36. J. Und Frantz Ecker /
    alt 30. J. / alle 4. in dem Kranken=Haus.

Den 3. April.

Jn der Stadt.

  • Jungfrau Elisabeth Grafensteigerin / in dem Brand=
    weinerischen
    Haus / bey dem Pauler=Thor / alt 109. J.
  • Dem Max Beutl / Burgerl. Schneidern / s. K. Hein=
    rich
    / in dem Schnürmacherischen Haus / in dem
    Roht=Gassel / alt 2. J.
  • Dem ThomasStoschofsky / Herrn=Kochen / s. K. Jo=
    seph
    / in dem Eisenhutischen Haus / bey dem Arse=
    nal
    / alt 6. Viertel
  • Achazi Lang / Student / in dem Schieslischen Haus /
    in der unteren Becken=Strassen / alt 29. J.
  • Christoph Klepsch / Lackey / in dem Deimlischen Haus /
    am alten Kien=Mark / alt 25. J.
  • Barthlme Bock / Maurer=Gesell / in dem Zeltschneide=
    rischen
    Haus / im Offenloch / alt 56. J.
  • Barbara Zaunerin / lediges Mensch / in dem Dürischen
    Haus / bey dem Bischof=Hof über / alt 27. J.

Vor der Stadt.

  • Johann Thomhoffer / Burgerl. Gold=Schmid / bey de=
    nen
    FF. Misericordiæ, alt 40. J.
  • Dem Sigmund Nadler / Hof= Commædi -Mahlern /
    sein Sohn Dominicus / bey dem golden Hauer / am
    Neubau alt 21. J.
  • Dem Michael Sigersleitner / Bestand=Wirten / s. K.
    Barbara / bey dem grünen Krantz / unter denen
    Felbern / alt 3. J.
  • Bernhard Horn / Silber=Stecher / bey dem grünen
    Fassel / bey Maria=Hülf / alt 21. J.
  • Sabina Steinerin / Wittwe / in ihren Haus / zu Erd=
    berg
    / alt 60. J.
  • Dem Johann Junk / Messer=Schmiden / s. K. Johann /
    bey denen 6. Schimmeln / bey St. Ulrich / alt 6.
    Viertel J.
  • Johann Klein / Tischler / bey dem golden Elephanten /
    im Liechtenthal / alt 55. Jahr: daun sein Weib Ca=
    tharina
    / alt 50. J.
  • Dem Mathias Markl / Brandweinern / s. K. Gottlieb /
    bey dem schwartzen Adler / zu Matzelstorf / alt 3. J.
[8]
  • Johann Gaismayr / Bier=Abtrager / in dem Peter=
    paulischen
    Haus / in der Leopold=Stadt / alt 41. J.
  • Anna Kermayrin / Wittwe / bey dem schwartzen Adler /
    zu Margarethen / alt 52. J.
  • Dem Michael Ordner / Lackeyen / s. W. Anna / in dem
    Schwartzwaldischen Haus / bey St. Ulrich / alt 37. J.
  • Dem Stephan Ketbaum / Kutschern / s. K. Anna / in
    dem Thürhüterischen H. / im Liechtenthal / alt 2. J.
  • Philpp Biber / Ziegler / in dem Janklischen Ziegel=
    Ofen / vor dem Schotten=Thor / alt 53. J.
  • Der Magdalena Unglaubin / Wittwe / ihr Kind Mi=
    chael
    / in dem Selbischen H. / in der Rossau / alt 12. J.
  • Wolfgang Bauer / Tagwerker / bey dem golden Ochsen /
    im Liechtenthal / alt 45. J.
  • Johann Fürpas / alt 37. Jahr: Theresia Gamperin /
    alt 28. Jahr: Anna Obermayrin / alt 47. Jahr
    Und eine unbekannte Manns=Person / alt bey 30. J.
    alle 4. in dem Kranken=Haus.

Den 4. April.

Jn der Stadt.

  • Herr Johann Frantz Preissak / Gemeiner Buchhalterey=
    Rait=Officier / bey dem blauen Säbel in der Klu=
    gerstraß
    / alt 60. J.
  • Dem Johann Christoph Schantz / Guardi=Regiments=
    Aufwartern / s. W. Anna Catharina / bey dem sil=
    bernen
    Hut am alten Bauren=Markt / alt 36. J.
  • Dem Johann Effenauer / Burgerl. Schlossern / s. Kind
    Michael / in dem Böcherl=Hof im Kumpf=Gässel /
    alt 1. J.
  • Anna Gutwaldin / alt 1. Jahr: Elisabetha Deisenba=
    cherin
    / alt 4. Jahr und Jacob N. / alle 3. in
    dem Burger=Spital.

Vor der Stadt.

  • Fran Eva Höferin / Wittwe / in ihrem H. in der Ros=
    sau
    / alt 61. J.
  • Dem Joseph Huber / Burgerl. Fisch=Käufern / s. W.
    Margaretha / in s. H. in der Leopoldstadt / alt 42. J.
  • Frantz Gal / Burgerl. Binder / in s. H. im Lerchfeld /
    alt 56. J.
  • Dem Michael Ritter / Burgerl. Schuhmachern / s. S.
    Frantz / in s. H. am Spitlberg / alt 20. J.
  • Dem Hilari Krahmer / Burgerl. Bindern / s. W. Justina /
    in dem Frey=Gut auf der Wieden / alt 45. J.
  • Anton Hiebner / Stein=Schneider / bey der Flucht in
    Egypten in dem Bettler=Gässel / alt 24. J.
  • Dem Mathias Lider / Parocken=machern / s. W. Sophia /
    in dem Fleisch=selcherisch. H. am Spitlberg / alt 29. J.
  • Dem Christoph Hein / Leinmat=Webern / s. S. Christoph /
    bey der golden Wein=Trauben im Liechtenthal / alt
    14. J.
  • Dem Paul Rotek / Guardi=Caporalen / s. K. Anna / im
    Schotten=Garten / bey St. Ulrich / alt 6. J.
  • Dem Georg Siessenbek / Kaiserl. Reit=Knechten / s. Kind
    Frantz / bey der grünen Wein=Trauben im Lerchfeld /
    alt 3. J.
  • Christoph Muk / Gartner=Gesell / in dem Höglmilerisch.
    H. unter denen Weißgärbern / alt 24 J.
  • Dem Mathias Bizl / Krapfen=bachern / s. W. Anna / in
    dem Hauerisch. Haus am Neustift / alt 46. J.
  • Dem Caspar Wimmer / Stökl=Schneidern / s. K. Elisa=
  • beth / in dem Liebstöklisch. H. auf der Landstraß / alt
    5. J.
  • Georg Krahmer / bey denen FF. Misericordiæ, alt 30. J.
  • Caspar Schneider / Romur=Soldat / bey dem schwartzen
    Kögl am Neustift / alt 40. J.
  • Dem Martin Rigler / armen Mann / s. W. Catharina /
    bey der grünen Cron auf der Wind=Mühl / alt 86. J.
  • Georg Müller / alt 23. Jahr: Sebastian Ecker / alt 58.
    Jahr: und Georg Jhmerstitzer / alt 41. J. / alle 3. in dem
    Kranken=Haus.

NB.

Bey diesem eingetrettenen anderten Jahrs=
Quartal, werden abermalen die Liebhaber
dieses Wienerischen Diarii, als auch des
Post=täglichen Frag=und Kundschafts=Bo=
gen
/ und der Welschen Zeitung / nach Stan=
des
=Würden / um deren gewöhnlichen vor=
hinein
=Bezahlung / respective ersuchet / und
ermahnet.


NB.

Es wird hiemit zuwissen gemacht / daß
alhier wiederum angekommen der sogenann=
te
starke Mann / Herr Johann Carl von
Eckenberg / mit einer in 20. Person beste=
hender
Compagnie / welcher nach Propor-
tion
in Virtu Virtudes Sail=Tantzen in der Kunst
der vornehmsten / perfecten Luft=Sprin=
ger
/ und anderen neu=erfundenen curiosen
Lustbarkeiten hoffentlich keine desgleichen
gesehen worden / weder gesehen seyn wird;
der Anfang dieser Exercitien wird geschehen
künftigen Oster=Montag / als den 10den
April auf der Freyhung in der neu=erbau=
ten
Hütten / und zwar præcise in puncto
um 4. Uhr nach=Mittag / wird auch alle
Tage ge=endiget seyn ein viertl Stund ehe
die Opera ihren Anfang nehmen thut; zu
welcher Producirung dieser Exercitien so
wol eine hohe Nobilität als Civil -Personen
höflichst eingeladen werden.


NB.

Denen Interessenten in der neuen Kaiserl.
Privilegirten Lotterie wird hiemit angedeu=
tet
/ sich noch in dieser lauffenden Wochen
zur Assecurirung derer Lossen / in der Lot-
terie
-Cammer einzufinden: dann in denen
bevorstehenden Oster=Feyertägen wird diese
gäntzlich zugeschlossen bleiben die 20ste Zie=
hung
aber solle Donnerstag / den 13den A=
pril
vor sich gehen; und also wäre die Zeit
zu kurtz alle bedienen zu können.

[9]

Anno 1730 . (Anhang zu Num 27.) 5. Aprilis .


Fernerer Bericht dessen was währenden
Conclave zu Rom von dem 3ten bis 6ten
Mart. 1730. sich merkwürdig zu=
getragen
.

ALs am verwichenen Freitag / den 3ten
Martii / nach geendigten Exequien / der
Monsig. Carlo Calcagnini ein Ferrareser /
Auditor der H. Rota, und Resident alhier
in Rom wegen der Stadt Ferrara in die
von deren Herren Cardinälen in der Sacri=
stey
von St. Peter gehaltenen Versammlung
ware eingeführet worden / thate er alda fol=
gende
sinnreiche Italianische Ansprach in Nah=
men
besagter Stadt Ferrara an das besagte H.
Collegium so wohl über den Tod des verstor=
benen
als über die Erwehlung eines neuen
Papsten.

DOvendo da me, Emin. Principi, a questa Sa-
gra
, e Sovrana Adunanza rappresentarsi gl'of-
fequiosi
ufficj della sedelissima Citta di Ferrara in
tempo, in cui la Religiosa pieta dell'Eminenze Vo-
stre
per anche e occupata intorno alle funebri Ese-
quie
del defonto Pontefice, ad in cui in fervente
gelo delle medesime tuttavia si accinge alla solenne
Elezzione del Successore: Io in tali vicende per
non parer lieto del sine del passato Principe; e per
non l suggerire apparenti sospetti di dispiacenza nell'
attendere da questo Sagro Senato il Successor Do-
minante
; anteponendo a qualunque ostentazione
di letizia, so di duolo il rispetto di un ossequioso si-
lenzio
, che a sudditi piu ragionevolmente conviensi,
ogni espressione di mesta condoglianza a pie della
ferale Urna depongo, ed ogni giulivo applauso a
piu felici tempi, ed a miglior uopo riserbo: Se non,
che non dovendo in questa contingenza dalle atte-
stazioni
di fedelta contenermi, siccome talora le Na-
zioni
al Romano Impero soggette con lodevole emu-
lazione
arrogaronsi l'adito nel Senato per dar ripro-
va
della loro fedelta, e devozione; Cosi nel Con-
corso
de'Ministri delle straniere, e soggette Provin-
cie
, anche io in nome della tedelissima suddita Cit-
ta
di Ferrara con profondissima venerazione a que=
so
Sagro Senato umilio e confermo il rispettoso
vanto che niuno de'Sudditi; e a'Ferraresi nel di
loro antichissimo Vassalagio superiore in fedelta ver-
so
la Santa Sede, niuno a'medesimi uguagliasi in
ubbidienza, e venerazione versa questo Sagro Col-
legio
, da ciascheduno de'quali; che so compon-
gono
, attende, es adora in Pontefice Successore.

Zu Teutsch:

SJntemalen ich / Apostolische Fürsten / bey die=
ser
Heiligen / und Ober=Herrlichen Versamm=
lung
die unterthänige Schuldigkeit der getreuesten
Stadt Ferrara zur Zeit da die Geistliche Andacht Eurer
Eminentzen annoch mit denen Trauer=Begängnuß=
sen
für den verstorbenen Papsten beschäftiget ist=

und da der brennende Eifer derenselben sich zur Wahl
des Nachfolgers bereitet / abzustatten habe / lege ich
(um bey solchen Beschaffenheiten nicht frölich im
Abgang des abgelebten Fürsten / zu erscheinen / und
um nicht scheinbare Argwohn eines Unlusts in Erwar=
tung
eines herrschenden Nachfolgers von diesem Hei=
ligen
Senat beyzubringen / sondern um den Respect
eines denen Untergebenen billicher zustehenden Still=
schweigens
allem frölichem oder traurigem Wort=Ge=
präng
vorzuziehen) zu denen Füssen des Todten=
Sargs alle Erklärung eines Bemitleidens / und vor=
behalte
mir zu glükseligeren Zeiten / und besserem
Geschick alle Befrolockung. Weilen aber bey gegen=
wärtiger
Gelegenheit ich dannoch die Bezeugung den
Treue nicht beyseits setzen solle / gleichwie in vori=
gen
Zeiten die der Römischen Bottmässigkeit unter=
gebene
Völkerschaften mit löblicher Eiferung den Ein=
tritt
in den Senat, oder Raht=Stube / um ihre
Treue und Unterthänigkeit zu beweisen / sich an=
masseten
; also auch unter dem Zulauf derer Mini=
stern
auswärtiger und untergebener Provintzen ab=
statte
ich mit allertiefester Ehrerbietung vor diesem
H. Senat, und bestättige die ergebene Selbst=Rüh=
mung
/ daß keiner deren Unterthanen / die Ferrareser
in ihrer ur=alten Vasallschaft übertreffe / weder dem
H. Stuhl treuer / weder denenselben in dem Gehor=
sam
und Ehrerbietigkeit zu diesem H. Collegio in
dessen jedwederen Mit=Glied sie den Päpstl. Nachfol=
ger
erwarten und anbetten / jemalen sich vergleichen
könne.

Der Herr Graf Philipp Aldrovandi Bot=
schafter
von Bologna, ware jedoch der erste=
re
/ welcher Dienstags vorher in der Congre-
gation
deren Herren Cardinälen das Trauer=
Schreiben seines Senats dem H. Collegio un=
ter
folgender zierlichen Lateinischen Anrede
darreichete.

OBitus Sanctissimi jam Pontificis nostri BENE -
DICTI Decimi Tertii ineffabili mærore Civita-
tem
Bononiæ perfunderet nisi certo seiret præci-
puo
studio a Divina Providentia disponi, quæ ad
Ecclesiæ sua in terris regimen directe spectare pos=
sunt
. Huic cælesti Consilio mea Patria animorum
subjiciens affectus, Christum Dominum suppliciter
orat, ut Venerabilis iste Cœtus in suo Nomine
congregatus quantocitius Petro Apostolorum Princi-
pi
Successorem omnium vietutum genere inftructum
substiuat. Interea Bononia antiquam fidem suam
erga Sanctam Sedem testarur, & quam nunc orete-
nus
prositetur, ad nutum hujus Sacri Collegii pro
viribus omnimode patefaciet.

Zu Teutsch

ES wurde der Tod=Fall unsers Weil. Allerheilig=
sten
Vatters BENEDICTI XIII. mit einer un=
aussprechlichen
Traurigkeit die Stadt Bologna über=
schütten
/ wofern nicht derselben gewiß wissend wäre /
daß von der Göttlichen Vorsichtigkeit mit allem Ernst

[10]

alles was schnur=stracks zu Regierung seiner Kirchen
auf Erden gehören kan / angeordnet werde. Da nun
mein Vatterland diesem Göttlichen Raht seine Ge=
müts
=Regungen unterwirfet / bittet es demüthigst
Christum unsern HErrn / daß diese Ehrwürdige Ver=
sammlung
auf das baldeste Petro dem Fürsten derer
Aposteln einen mit allen Tugenden begabten Nach=
folgen
erwehlen möge. Jndessen bezeuget die Stadt
Bologna dero ur=alte Treu zu dem H. Stuhl / und
wie sie nun dieselbe mündlich bekennet / wird sie auch
solche auf allen Wink dieses H. Collegii aus allen
Kräften an den Tag geben.

Nachdeme in der Freitags den 24sten Fe=
bruarii
in der Sacristey von St. Peter von dem
H. Collegio gehaltenen Versammlung von
demselden die beede Cammer= Clerici Monsig.
Carolus Maria Sacripante zum Ober= Gene -
ral - Schatz=Meister / und Monsig. Franciscus
Ricci zum Ober= General - Commissario derer
Waffen / waren erwehlet und verordnet wor=
den
/ haben dieselbe in der den Samstag dar=
auf
/ als den 25sten Februarii folgenden Ge=
neral
=Versammlung vor besagtem H. Collegio
darüber den Eid abgeleget / und von gemeld=
ten
Stellen den Besitz genommen. An die
Stelle des verstorbenen Monsig. Scipionis
Ricci ist zum Segretario della sacra Consul-
ta
, oder des H. Rahts / der Monsig. Joann
Hieronymus degli Aflitti, ein Napolitaner /
gemachet worden.

Samstag / den 4ten Martii / als am 9ten
und letzten von denen 9. Trauer=Tägen /
sange Jhre Eminentz der Cardinal Fr. Vincenz
Ludwig Gotti, aus dem Orden derer Prie=
ster
/ und Creatur des verstorbenen Papsten /
in der gewöhnlichen Chor=Capelle des Vati-
canischen
Dom=Capituls / in Beywohnung
18. Herren Cardinälen / und der gesammten
Prælatur, an dero Haupt der Monsig. d'Ari-
bert
, Ertz=Bischof von Palmira, als Guber-
nator
des Conclave und des sogenannten
Borgo, mit einer Fackel in der Hand / zum
Unterscheid derer anderen Prælaten / welche
eine 2. =pfündige Kertze hatten / stunde / die
letzte Seel=Messe / nach welcher Endigung der
W. E. P. M. Fr. Thomas Ricchini, ein Cre-
moneser
/ aus dem Orden derer Predigern /
auf einer nahe bey dem Altar an der Seiten
des Evangelii gesetzten jedoch unbedekten Can=
tzel
mit wolgefügter Vorstellung eine gelehrte
Leichen=Rede / in Gegenwart des H. Colle-
gii
, des Durchl. Prætendenten / so nebst sei=
ner
Durchl. Gemahlin / und seinen zweyen
Söhnen / auf einem kleinen Chor sich befan=

de / der sammentlichen Prælatur, und aller
anderen / so denen Exequien beygewohnet
hatten / auch unbeschreiblicher Menge Volks;
worinnen er die Heiligkeit / die Gelehrtheit /
und den Eifer des verstorbenen Papstes BE -
NEDICTI XIII. mit einer grossen Wohlreden=
heit
anzoge. Nachdeme sich nun nach ge=en=
digter
Rede 4. Herren Cardinäle / nemlich Jh=
re
Eminentzen Lercari Titular von St. Jo=
hann
und Paul / Finy Titular von S. Sixto,
Borghese Titular von St. Peter in Monto-
rio
und Ferrerio Titular von S. Maria in
Via, zugleich nebst dem celebrirenden Cardi=
nal
mit dem gewöhnlichen schwartzen Vesper=
Mantel und Bischofs=Haube angethan / tha=
ten
sie die 5. Absolutionen bey dem Leichen=
Gerüst / gleichwie es in denen 2. vorhergehen=
den
Tägen geschehen ware. Jn der hierauf
von denen sammentlichen Herren Cardinälen
in der Sacristey von St. Peter zehenden und
letzten gehaltenen Congregation, wurden die
Herren Cardinäle / die auf die Sauberkeit des
Conclave Aufsicht haben sollen / verordnet.

Sonntag / den 5ten Martii / als letzten Tag
derer Functionen / welche ausser dem Concla-
ve
die Herren Cardinäle verrichten müssen /
nachdeme sich in mehr=bemeldter Capelle des
Chors 26. Herren Cardinäle versammelt hat=
ten
/ hielte Jhre Eminentz der Hr. Cardinal
Barberini, Unter=Dechant des H. Collegii
in rotem Pontifical - Habit, das Hoch=Amt
der H. Meß zu dem H. Geist wegen der Wahl
des zukünftigen Papstes; worbey sich auch
alle Stände der Prælatur, die Ordens=Häu=
pter
/ ꝛc. einfanden. Als nun endlich Jhre
Eminentz / so das Amt gehalten / die heilige
Meß=Kleider abgeleget / die Cappe wiederum
genommen / und sich an seinem Ort gesetzet
hatte / thate der Monsig. Jacob Amadori
vorhin de'Lanfredini, Referendarius von
der einen und anderen Signatur, Canonist
von der H. Pœnitentiaria, &c. , welcher von
dem H. Collegio bereits in der ersten den 25.
Februarii gehaltenen Congregation zu diesem
Werk ware erwehlet worden / mit der Kappe /
und dem Baret angethan / von der Cantzel /
welche mit einem roten Teppich umhangen
ware / mit einem Sinnreichen Nachdruk und
allgemeiner Beystimmung eine überaus gelehrte
die Wahl eines neuen Papsten betreffende Re=
de
. Nach welcher Endigung die Päpstlichen
Sänger den Hymnum Veni Creator Spiri -

[11]

tusanstimmeten / und nach abgesungenem er=
sten
Gesetz da alle aufgestanden waren / nahme
der Dom=Herr Piersanti, einer derer Päpstlichen
Ceremonien =Meistern das Creutz / und seinen
Weg nach besagter Capellen Thür / welchem
die Herren Cardinäle zu zwey zu zwey nach
ihrer Ordnung folgeten / und also Processions -
Weise unter einer unglaublichen Menge aller=
hand
Standes=Personen / und unzehligem
Volk zwischen denen Schweitzer=Wachten / und
Leichten=Reitern / in das Conclave verfüge=
ten
. Die dabey erschienene Cardinälen waren
folgende.

  • Barberini
  • Ottoboni.
  • Zondodari.
  • Corradini.
  • Origo.
  • Polignac.
  • Belluga.
  • Conti.
  • S. Mattaeo.
  • Petra.
  • Marefoschi.
  • Querini.
  • Lercari.
  • Finy.
  • Gotti.
  • Porzia.
  • Caraffa.
  • Cybo.
  • Ferreiro.
  • Altieri.
  • Colonna.
  • Borghese.
  • Salviati.
  • Bancbieri.
  • Collicola.

Nachdeme nun Jhre Eminentzen in das
Conclave, und zu der Paolinischen Capelle
gelanget waren / da man eben das letzte Ge=
setz
des Hymni abgesungen hatte / verlase Jh=
re
Eminentz der Herr Cardinal Barberini, Un=
ter
=Dechant / das Gebet: DEUS, qui cor-
da
Fidelium, &c. GOtt / der du die Her=
tzen
derer Glaubigen / ꝛc. und nachdeme das
extra omnes, daß jedermann hinaus gehe /
geschehen / wurde besagte Capelle zugeschlo=
sen
/ alwo dann die Päpstl. Bullen und Ver=
ordnungen
gelesen / und von Jhren Eminen=
tzen
hochbetheuerlich beschworen worden / so=
dann
machte obbenannter Hr. Cardinal Unter=
Dechant eine kurtze Vermahnung / daß die
Herren Cardinäle die Kirche GOttes / auf das
schleunigste mit einem guten Hirten versehen
solten: einige derer Herren Cardinälen verblie=
ben
nachgehends in dem Conclave, andere
aber kehreten nach deren eigenen Wohnungen /
um noch denselben Abend / oder an einem
andern ihnen bequemlicheren Tag / weilen ih=
rer
viele unpäßlich seynd / in das Conclave
einzugehen. Denselben Tag des Morgens hat=
te
der Hr. Cardinal Otthoboni, ehe er sich
nach dem Vatican begabe / die H. Meß von
dem H. Geist in der Haupt=Kirche von St.
Lorentz in Damaso, seiner Commenthur
gehalten / und auch daselbst das Hochwürdig=
ste
Gut des Altars / um von GOtt einen be=
sten
und Heiligen Papsten zum Gedeyen der

gantzen Christenheit zu erlangen / aussetzen
lassen.

Nach=Mittag wurden durch gantz Rom die
gewöhnlichen Posten und Stadt=Viertheil mit
Mannschaft versehen / damit währenden le=
digen
Päpstl. Stuhls alles ordentlich und ge=
ruhig
möchte zugehen. Auch verfügte sich die=
sen
Tag Jhre Excellentz der Fürst Don Augusti
Ghigi. Marschall der H. Kirchen / mit Quasten
und Gefolg / in die ihme in dem Pallast von
St. Peter / nahe an das Conclave -Thor an=
gewiesene
Zimmer / damit er es bey erheischen=
dem
Fall / und jedesmal / wann die Cardinäle /
so von aussen her kommen / hinein gehen / auf
und zuschliesse. Auch stellete der Monsig.
d'Aribert, Gubernator Gubernatordes Conclave und
des sogenannten Borgo seine Wachten von auf
eigenen Unkosten angeworbenen Soldaten auf
dem St. Peters=Platz aus / und liesse zugleich
einen Schnell=Galgen mit dem Strick / und
einen anderen zum hangen / um die unruhige
und lasterhafte Leute in besseren Zaum zu hal=
ten
/ aufrichten. Denselben nach=Mittag Leg=
ten
die Monsignoren Protonotarii Aposto-
lici
, Patriarchen / Ertz=Bischöfe / Bischöfe /
Rotæ Auditores, der Ober=Aufseher des
Päpstl. Pallasts / Cammer= Clerici, und alle
andere / welchen obliget die Winden zu bewa=
chen
/ die gantze Zeit über / so lang das Con-
clave
währet / den gewöhnlichen Eid / in al=
lem
dem jenigen / was die Päpstlichen Ver=
ordnungen
in sothanen Fallen befehlen / gemäß
zu leben / ab. Des Abends begaben sich die
Herren Botschaftere / Fürsten / Minister deren
Fürsten / Prælaten / und anderer Adel / mit
Pagen / Quasten / und ihrer Hofstatt nach
dem Conclave, Jhren Eminentzen Reverenz
zu machen: diese Complimenten daureten bis
4. Uhr in der Nacht / da dann von dem Mare=
schallen
das Conclave zugeschlossen wurde.

Künftig folget die fernere Continuation.


Neues Kaiserl. Patent / den Mißbrauch
unterschiedlicher Spielen abzustellen / betreffend.

WJr CARL der Sechste / Erwöhlter Römi=
scher
Kaiser / ꝛc. ꝛc. Entbieten N. allen
und jeden was Standes / Würden / Geschlechts /
oder Condition die immer seyn mögen / welche
in diesem Unseren Ertz=Hertzogtum Oesterreich
unter=und ob der Enns ansessig seynd / oder son=
sten
im selben auf kurtze oder lange Zeit sich befin=
den
/ oder künftig anhero kommen werden / ab=

[12]

sonderlich aber denen / die alhier offentliche Spiel /
und Banco halten / Unsere Gnad / und geben hier=
mit
jedermänniglich Gnädigst zu wissen / wie daß /
obwolen zwar das hohe ungemäsigte Spielen
nicht allein von Unseren Höchst=Geehrtesten Her=
ren
Vorfahrern und Römischen Kaiserin Glor=
würdigsten
Andenkens durch verschiedene publi-
cirte
Generalien zum öftern inhibiret / sondern
auch von Uns als jetzt=Regierenden Herren und
Landes=Fürsten in Oesterreich sub dato 7. Febr.
1714. / und 24. Januarii 1721. auf das schär=
feste
/ und zwar dergestalten verbotten worden /
daß man sich dergleichen hoch und verderblichen
Spielen bey Vermeidung Unserer Landes=Fürst=
lichen
höchsten Ungnad / also gewiß enthalten /
als im widrigen die Ubertretter in die darinnen
aufgesetzte Bestraffung verfallen seyn solten;
Wir dannoch nichts destoweniger mit grösserem
Mißfallen vernehmen müssen / daß nicht allein
die bereits vorhin ausdrüklich verbottene Spiel
als Passeta, Lands=Knecht / Trenta, Quaranta,
Faraon, Rauschen / Färbeln / Würfeln / Banco,
Passa - Dieci, Treschack Sincer, ,und alle derglei=
chen
hohe Spiel / wie auch das darbey beschehende
hohe Wetten / wiederum gäntzlich im Schwung ge=
hen
/ und ohne Scheu sowol bey offentlichen Spiel=
Haltern in Cafee - und Spiel=Häusern / als auch
an theils Privat -Orten / und Zusammenkünften
mit grossem Verlust gespielet / sondern auch so gar
neue verderbliche Spiel in fraudem der vorhin
ergangenen Verbott hervor gezogen / und erfun=
den
werden / also daß dardurch viel Unheil ent=
stehet
/ indeme hierdurch gantze Familien ruini-
ret
/ in das Verderben und Armut gesetzet / Rauf=
und Schlägereyen / auch wol öfters Mord=und
Tod=Schlag verübet / GOtt der Allmächtige durch
erschrökliches Fluchen / und Lastern zu gerechtem
Zorn bewogen / denen Herren=Dienst=und Gewiß=
sen
=losen regirenden Leuten zu Ausübung ihrer
Betrügereyen / und Hinterführung der Jugend
Gelegenheit gegeben / die Verspieler zu unzulässi=
gen
Praktiquen / wo nicht gar verzweifelten Ge=
danken
/ und Unternehmungen verleitet / und in
Summa zu allerhand Lastern / Unheil / und Unord=
nungen
die Thür eröfnet wird: dahero dann Wir
aus Landes=Fürstlichen Vätterlichen Obsorge /
und Allerhöchsten Kaiserl. Gewalt / und Voll=
macht
nicht allein obgedacht=Unsere ergangene
Resolutionen zur künftigen schuldigst=gehorsam=
sten
Beobachtung alles Ernstes abermalen und=
term
10den Decembr. 1723. : dann ferners un=
term
22sten Febr. dieses Jahrs Allergnädigst be=

stärket / sondern auch solcher / gestalten verschärfet=
und beschlossen haben / daß primo, der Verspieler /
was er verloren / und würklich bezahlet / einfach /
da er es aber noch nicht abgeführet / doppelt / und
der Gewinner / was er angenommen / dreyfach /
da er aber solches nicht empfangen / doppelt Unse=
rem
Landes=Fürstl. Fisco erlegen / und nebst de=
me
noch arbitrarie entweder in Geld / oder auf
andere Weise wol=empfindlich gestraffet; imglei=
chen
secundo, der Tailirer, oder Banco -Halter
um Tausend Ducaten abgestrafet / die Ubertret=
ter
/ wann sie über erfolgte Anmahn=und Bestraf=
fung
davon nicht abstunden / von Unserem Hof /
und nach Beschaffenheit der Person / aus dem Land
geschaffet. Tertio, von erst=ermeldten Straffen
dem Denuncianten das Drittel gegeben / und
von dem Verspieler / dem Gewinner / was auf
Borg gespielet worden / nicht bezahlet werden sol=
len
. Verordnen demnach / und befehlen hiemit
Gnädigst und ernstlich allen und jeden / was
Standes / Geschlechts / Würden / oder Condition
diese immer seynd / daß ihr euch nicht allein deren
schon zum öftern verbottenen Passeta - Lands=
Knecht=und Trenta - Quaranta -Spielen / sondern
auch der sogenannten Faraon, Rauschen / Fär=
beln
/ Würfeln / Banco, Passa - Dieci, Treschack
Sincer und dergleichen im Schwung gehenden /
und in fraudem legis neu=erfundenen / oder auch
künftighin annoch etwann ersinnenden hohen /
sonderlich verbottenen Spielen / nach Publici-
rung
dieses Unsers Allergnädigsten Befehls sowol
in offenen Spiel=und Cafee -Häusern / als auch in
Privat -Zusammenkünften gänzlichen bey Ver=
meidung
Unserer Lands=Fürstlichen höchsten Un=
gnad
/ und Straf also gewiß enthaltet / als im
widrigen die Ubertretter bey allen nach beschehe=
ner
Publicirung hierwider fürgehenden Spielen
zur Erlegung obermeldter Straf unnachläßlich
angehalten werden sollen. Gleichwie Wir nun
ob diesem Unseren höchsten Willen / und Befehl
durch Unsere N. Oe. Regierung / und Cammer
(dero Wir hierinfalls die Untersuch=und Bestraf=
fung
Gnädigst einraumen) ohne Ansehung deren
Personen / mit aller Schärfe / Ernst / und Nach=
druk
halten zu lassen / in allweg gesinnet seynd /
als wird sich ein jeder gehorsamst zu richten / und
für Schaden zu hüten wissen. Hieran vollziehet
ihr Unseren Gnädigst=und erstlichen Willen / und
Meinung. Geben in Unserer Kaiserl. Haupt=
und Residentz=Stadt Wien den 27. Febr. 1730.

»