Mit Jhrer Römis. Kaiserl. und Cathol. Majestät Freyheit.
Zu finden in der Kaiserlichen Hof=Buchdruckerey / gegen dem Hof=
Ball=Haus über / bey Johann Peter v. Ghelen.
Aus Jtalien.
Neapel 28. Februarii.
VOn
Matera
hat man / daß der
al=
dasige Ertz=Bischof und unlängst
erkiesene Ertz=Bischof von
Saler-
no
dieses Zeitliche gesegnet. Auch ist
al=
hier der
Milord Annandale,
Engländisch
Pair
seines Alters 40. Jahr / an einem
Schlag=Fluß Todes verblichen; dessen
Leichnam ist balsamiret worden / um
nach Schottland in das Grab seiner
Vorfahren überbracht zu werden.
Livorno 3. Martii.
Montag Abends sahe man alhier zum
erstenmal ein Holländisches Kriegs=
Schif von 34. Stüken ankommen / wel=
ches 2. Schif seiner Nation begleitete /
und alhier noch mehr andere / so nach
Amsterdam zurük kehren / erwartet.
Von denen jüngst=gemeldten Unruhen
in
Corsica
hat man ferner vernommen /
daß das aufgestandene Volk in selbigem
Königreich bis auf 12000. Mann
ange=
wachsen / meistentheils Berg=Leute /
welche die Stadt
Bastia,
und zwey
da=
bey gelegene Dörfer jämmerlich
geplün=
dert / und denen
Commissarien
alles
hinweg genommen haben; doch hätten
sie endlich auf das Zureden des
Mon-
signor Mari,
Bischoffen von
Aleria,
mit der Bedingnuß / daß man ihnen
innerhalb einer Monats=Frist von der
Republic
Genua die Waffen wieder zu=
ruk stelle / und die Auflagen / Mauten /
und den Wehrt des Saltzes
verminde=
re / sich wieder aus der Stadt hinweg
gemacht: worauf der aldasige
Guber-
nator
in Erwartung einiger Hülfs=
Völker von Genua / indessen allen
Jn=
wohnern gedachter Stadt
Bastia
die
Waffen hat austheilen lassen / um im
Fall eines neuen Angrifs Widerstand
thun zu können.
Genua 4. Martii.
Mit einem von
Nizza
gekommenen
Schif vernimmet man / daß aus
Be=
fehl des Königs in Sardinien seine zu
Villafranca
befindliche Galeren sollen
ausgerüstet werden. Das
Engländi=
sche Kriegs=Schif ist von hier nacher
Li=
vorne mit einigen dahin gehörigen
Gel=
dern abgesegelt; hingegen ist
Donner=
stag ein anderes Engländisches Kriegs=
Schif der
Torrington
mit dem neuen
Gros=Britannischen nacher
Constanti=
nopel gehenden Bottschafter / in 20
Ta=
gen von
Lisbona
dahier angelangt.
Aus Savoyen 7. Martii.
Nachdeme eine in dem Genfer=Ge=
biet wohnend=fremde Person wider das
Verbott einer Banden von
Contraban=
diers / oder solchen Leuten / welche
ver=
bottene Waaren mit Gewalt / und Zolls=
Betrug in und durch Frankreich führen /
samt ihren Waaren den Unterschleif
ge=
geben / als ist diese Person samt denen
den Contrabandiers gehörigen Waaren
und Waffen zu gefänglicher Haft
gezo=
gen worden / und wird an dessen
gebüh=
render Abstraffung nicht gezweifelt. Die
von diesen Contrabandiers verübende
Ausgelassenheiten gehen so weit / daß
von Frantzösischer Seits ein
Detasche-
ment
Dragoner an hiesige Gräntzen
ge=
schicket worden / und auch von Seiten
des Königs in Sardinien ein Regiment
Dragoner nach hiesigen Landen im
An=
marsch begriffen seyn solle. Dieser
Ta=
gen hat die Wacht auf der Brucken von
Arve
mit einer Parthey von diesen
Con=
trabandiers einen Scharmützel gehabt /
einen von denenselben todt geschossen /
auch eines von ihren beladenen Pferden
hinweg genommen. Der König in
Frankreich hat der
Republic
Genf die
Ehre angethan / ihro dessen in Lebens=
Grösse gemahltes Bildnuß zuzuschicken.
Bolognien 7. Martii.
Den 2ten Dieses ist der hiesige
Car=
dinal
Legatus,
als wie auch der
Cardi=
nal
Accoramboni
Bischof zu
Imola,
und den 4ten Dito der Cardinal
Buon-
compagni
unser Ertz⟨=⟩ / wie dann
imgleichen der Cardinal
Ruffo Legatus,
und Bischof zu
Ferrara
nacher Rom
abgereiset.
Meiland 8. Martii.
Jhre
Eminenz
der Cardinal
Borromeo
ist von
Pavia
dahier angelangt / und
ma=
chet sich fertig / als wie auch der
Cardi=
nal
Cusani
nacher Rom zu der Wahl
ei=
nes neuen Papsten zu gehen.
Aus Rußland.
Moscau 23. Februarii.
Es ist bishero gar nichts sonderliches
vor=
gegangen / gestern fruhe aber sahen wir an
statt des verhoften Beylagers die traurige
Beysetzung unsers jungen Monarchens mit
gröstem Leid=Wesen alhier an. Die Leiche
wurde zwar gleich nach dem Absterben auf
einem
Parade
-Bett gezeiget / 3. Täg
vor=
hero aber mit mehrerer
Magnificenz
ausge=
setzet / es ware nemlich das gantze
Fronti-
spicium
von der Sommer=Residentz Jhrer
Russischen Majestät / von dem Dach an bis
zur Erden mit schwartzem Tuch behangen /
und von beeden Seiten zwey mit dergleichen
bedekte breite Aufgänge von Mitten des
Platzes gemachet / nach etlichen
schwartz=
ausgeschlagenen Zimmern / folget das
jeni=
ge / wo der Verstorbene unter dem
nemli=
chen
Baldakin,
so ehe dem zum Beylager
verfertiget ware / und von rotem Sammet
reich gesticket / in einer mit
Trap d'Or
über=
zogen / mit Reichs=Adlern besticket / und
mit silbernen Schildern artig besetzten
Sar=
ge stunde; das Hochzeitliche Kleid dienete
zur Todten=Pracht / ober dem Haupt
stun=
den 4. kostbare Cronen / nemlich des Reichs /
und deren 3. Königreichen
Casan, Astracan,
und
Siberien
/ zu beeden Seiten der
See=
pter / und Reichs=Apfel / unterhalb aber
die drey Orden / als der von
S. Andrea,
der Pohlnische / und der
Alexander
News-
kische / alles auf
Trap d'Orenen
Pölstern /
und rot=sammeten
Taboreteln
/ die Stube
selbst ware durchaus mit schwartzem
Sam=
met / oberhalb mit einem breiten
Harmelin -
Crantz / wovon
Festons
von schwartz=und
weissen Seiden=Flor abhiengen / ausge=
schlagen / auch mit traurigen Gemählden
be=
zieret. Hierauf wurde / wie gedacht / das
Leichen=Begängnuß aus dieser Sommer=
Residentz nach dem
Kremelin
in die
gewöhn=
liche Ruhe=Statt derer Czaren / folgender
massen veranstaltet: Zehen Regimenter
ran-
girten
sich von der Kirchen an bis auf
ohn=
gefehr den halben Weg in zweyen Reihen
zu beeden Seiten derer Gässen / wordurch
der Zug gienge / unzehlig viele Fackeln vor
sich habend / eine Anzahl von Unter=Offi=
cieren machten den Anfang / ein Stall=Mei=
ster ritte vor denen Hof=Bedienten / Pa=
gen / Cammer=Junkern / denen sogenannten
Denschicken
/ und allen / so zur Hof=Staat
gehörig / 4. stille Chör Trompeten und
Pau=
cken giengen vor dem ersten Fahn / und dem
schön=gezierten Leib=Pferd / welchen 32.
Fahnen von denen Provintzien wo hinter
jeden von 2. Majors ein Trauer Pferd geführt
wurde / folgeten / hierauf kame der Fahn
mit dem Freuden=Pferd / auf dem
Campa-
gne
-Pferd aber ritte ein Herold in
gantz=
vergoldeten Harnisch / und einem anderen
in derley schwartzen zu Fuß / wurde das
Haupt=Trauer=Pferd nachgeführet. Hin=
ter diesem truge man die Wappen von
de=
nen Provintzen / und dem Reich / nebst dem
Reichs=und
Admiralitäts
=Fahn. Einige
Marschälle mit ihren Klags=Stäben
theil=
leten gleichwie durchgehends die zahlreiche
Geistlichkeit ab / welche nebst 29.
Archiman-
driten
/ und 6. Ertz=und Bischöfen die
Lei=
che bekleideten / doch kamen hinter ihnen
noch 2. Reichs=Herolde / die 4. Hand=Mar=
schälle mit ihren Schwertern / und hiernechst
trugen lauter General=Majors / General=
Leutenants / und Generals
en Chef in
Assi-
stenz
zweyer anderen / obberührte 3. Orden /
den Scepter / Reichs=Apfel / und die 4.
Cronen der Ober=
Ceremonien
=Meister /
und etwas hinter ihme der Feld=Marschall
Fürst
Trubezkoy,
giengen als Haupt=Klag=
Marschälle vor der Leiche / welche von acht
mit schönen schwartz=sammeten Decken
be=
hangenen Pferden / unter obgedachtem
gros=
sem
Baldakin,
auf einem erhebten Gerüste /
worauf der zugemachte Sarg / und darauf
eine Haus=Cron stunde / geführet / und mit
dem
Corpo
von der
Chevalier - Garde,
zu
beeden Seiten umgeben wurde. Die
Prin=
zessin
Elisabeth
gienge anfänglich von denen
Haus=Verwandten alleinig nach / hiernechst
aber tratte die Hertzogin von Meklenburg
etwas näher der Kirchen zugleich hinter ihr
ein / der gewesten Braut Vatter / Fürst
Ale-
xius Grigoriewiz Dolgoruky,
ware
immit=
telbar der nechste nach ihnen / demnach der
hier anwesende Czar aus Georgien / dann
der Groß=Cantzler / die 2. Feld=Marschälle
Fürsten von
Galliczin,
und
Dolgoruky,
von
Seiten des hohen
Conseils,
weiters der
Se-
nat,
die Dames, die
Deputirten
von denen
Provintzien / und alhier befindliche
Civil -
Bediente / worauf wieder eine Anzahl von
Unter=Officieren den
Conduct
schliesseten.
In der Kirche / alwo die alte Czarin und
Groß=Mutter des abgelebten Herrn sich
auch befande / hielte man die gewöhnlichen
Ceremonien
/ und bey der Beerdigung
ga=
ben die 10. Regimenter eine drey malige
Lauf
Salve,
die Stücke aber wurden die
gantze Zeit hindurch um und um von Minu=
ten zu Minuten gelöset. Die Braut ware
nicht mit zugegen / und die Prinzessin
Pros-
kovia
Bett=lägerig. Jhre nunmehriger
Rus=
sische Majestät
Anna Joannowna
kamen
zwar vorgestern schon in hiesiger Nähe auf
ohngefehr eine Meile weit an / doch
verblie=
ben sie inzwischen alda / und werden erst
ge=
gen Sonntag ihren öffentlichen Einzug in
hiesige Stadt halten / so bald alle hierzu
benöhtigte Veranstaltungen zum Stand
ge=
bracht seyn werden.
Aus Jngermannland.
Petersburg 20. Februarii.
Verwichenen Mittwoch / als den 15den
Dieses / hat man über hiesigem
Hori-
zont ein Nord=Licht
observiret
/ wel=
ches wegen einiger gantz ungemeinen /
und ausserordentlichen Umstände wol
verdienet vor anderen in Betrachtung
gezogen zu werden. Das jenige / was
es mit anderen dergleichen Lichtern
ge=
mein gehabt / zu übergehen / so waren
zwey Bögen zu sehen / einer gantz genau
gegen Mitternacht / und ein anderer eben
so gegen Mittag / jener erstrekete seine
gröste Höhe bis an den Scheitel=Punct /
alwo die viele innerhalb des grossen
Bo=
gens auffahrende Balken / und Ruten
gleichsam einen Knopf formirten / wie bey
dem obristen Theil eines Creutz=Gewölb=
bes. Dieser aber ware im Anfang gantz
ruhig / so daß man Anfangs zweifelte /
ob es ein eigentliches Nord=Licht / oder
aber nur dünne Wolken wären: seine
oberste Höhe ware etwann an 7. Grad
hoch / und ein nicht so gar lichter Streif
gienge um den mittleren schwartzen
Theil herum / doch könte man durch
diesen den damals ausgehenden
Planeten
Mars neben dem Fix=Stern die Jungfrau
Ære
genannt / deutlich sehen. Nachde=
me das erstere gegen Mitternacht seine
Streiffen immer weiter über den
Schei=
tel=Punct geschossen / so erreichten
end=
lich diese das Mittägliche / und da könte
man nimmer zweifeln / daß es nicht ein
würkliches dergleichen Licht als ein Nord=
Licht seye. Dann es geriehte dadurch
in Flammen / und nahme immer zu / da
das erstere nach und nach abnahme. Ei=
nige / die dieses alles mit ansahen / glau=
beten ein kleines Sausen gehöret zu
ha=
ben / so oft ein starker Streif über
sich gefahren; auch merken sie einige
Farben an / welches eben nicht so gar
ungemein ist. Der gantze Schein
fien=
ge sich an nach 10. Uhr / und währete
bis etliche Stunden nach Mitternacht.
Aus Schweden.
Stokholm 1. Marti.
Verwichenen Sonntag ist der
Cantz=
ley=Raht / Graf Axel Ryeenstierna /
welcher unlängst von seiner
Gesandt=
schaft im Nieder=Sächsischen Creyse
al=
hier zurük gekommen / und von Jhro
Königl. Majestät zu dero
ausserordent=
lichen Gesandten an der Ottomannischen
Pforte ernennet ware / Todes verblichen.
Am Freytag erhielte hiesiger Russischer
Minister die Zeitung des Todes
Jh=
rer Russischen Majestät; welche derselbe
sogleich bey Hofe bekannt machte / da
dann ein
Expresser
an Jhre Königliche
Majestät abgefertiget worden.
Aus Dännemark.
Copenhagen 4. Martii.
Nachdeme der hiesige Russische
Mini=
ster / Herr von Bestuchef / die betrübte
Zeitung von Jhrer Russischen Majestät
Tode erhalten / verfügte derselbe sich
so=
gleich nach Hofe / und hinterbrachte in
einer Audientz der Königl. Herrschaft
solches / worauf beschlossen worden / die
Trauer als bey Absterben
Petri I.
be=
obachtet worden / anzulegen.
Aus Liefland.
Reval 16. Febr.
Gestern Abends um 7. Uhr / sahe
man über hiesiger Stadt ein ungewöhn=
liches / und noch niemal gesehenes Luft=
Z⟨e⟩ichen / so mit denen sonst gewöhnlichen
Nord=Scheiben gar keine Gleichheit
hatte. Die Lust darbey ware gantz
klar / und alle Sterne zu sehen / ausser
was die aus der Mitte des
Horizonts
hervorschiessende Stralen mit viel und
mancherley Farben bald verdunckelten /
und bald wiederum gantz helle machten.
Jnsonderheit waren der hell=glantzenden
Stralen / welche alles auf der Erde
er=
leuchteten / die allermeisten / und
schos=
sen aus dem
Centro
von der Mitte
her=
vor / von dar sie sich hernach gar weit
in der
Circumferenz
ausbreiteten / mit
so öfteren Abwechslungen / daß sobald
einige vergiengen / andere wiederumen
hervor brachen. Dieses Luft=Spiel
daurete die gantze Nacht hindurch bis
an den heutigen Morgen / und endigte
sich kurtz vor der Sonnen Aufgange.
Aus der Schweitz.
Bern 5. Martii.
Jn dem Canton Zürich ist das
vor=
hin gedachtes
Edict
wider die Kleider=
Pracht
publicirt
worden. Zu
Alais,
S. Hippolite,
und anderwärts haben
sich dergleichen entsetzliche Ungewitter
er=
eignet / als bey Menschen=Gedenken
nie gewesen / die ergossene Bäche haben
schier alle Brüken weg=gerissen / zu
Mas-
sillargues,
und in denen benachbarten
Dörffer hat das Wasser bis an das
zwey=
te Stockwerk gestanden / wordurch schier
alles Viehe auf dem platten Lande
er=
soffen / mithin eine überaus grosse
Men=
ge Weingärten / Oel=und andere
Bäu=
me weg=gespühlet worden: der kleine Fluß
Perault
ist dergestalt aufgeschwollen /
daß solcher 8. Meilen Lande von
Sauve
an bis an das Meer überschwemmet
und 2. Brüken nebst vielen Häuseren /
und Müllen weg=genommen / ꝛc.
Aus Teutschland.
Hannover 2. Martii.
So ungedudlig als man ist / die
Ur=
sach derer grossen Kriegs=Zurüstungen
zu erfahren / welche in diesem Chur=
Fürstentum gemacht werden / so
ver=
schwiegen werden selbige von unserm
ge=
heimen Raht gehalten; also / daß alles
das jenige / was desfals gesprochen
wird / nur Mutmassungen seynd / mit=
hin davon nichts zu melden ist / zuma=
len / weilen sich die Sachen selbst in
kurtzen werden offenbaren müssen. Von
Braunschweig hat man / daß die
Unter=
redungen daselbst so gut als
abgebro=
chen wären / weilen beederseits
Be=
schwärnussen je länger je grösser
wür=
den / mithin dortiger
Congress
Frucht=
loß seyn dörfte.
Cassel 6. Martii.
Von Hannover seynd hier grosse
Geld=Summen angelanget / und
mus=
sen die in Groß=Britannischen Sold
stehende Völker sich fertig halten / alle
Augenblik in das Feld rücken zu können.
Kraft der von diesen Völkern annoch
vor wenig Tagen nach Londen
gesand=
ten Verzeichnuß befinden sich
gegenwär=
tig an Reuterey 2224. / Dragoner 1890.
Fuß=Volk 8040. Summa 12094.
Mann.
Düsseldorff 10. Martii.
Gestern / und vorgestern ist die
vor=
hin erwehnte Hinrichtung an denen
ei=
nige Zeit hier in Haften gesessenen
U=
belthätern / unter Zuschauung vieler
tau=
send so wol fremden / als einheimischen
Personen / folgender Gestalt vollzogen
worden: am Mittwochen wurde erstlich
Gertrud Kothers / sonsten Clapey / ent=
hauptet / derer Leichnam auf ein Rad
geflochten / und der Kopf auf eine
Stan=
ge gestecket; nachgehends Peter Her=
ans / und Friederich Meyer / nachde=
me sie beede vorher jeder an einem Pfal
todt gewürget / verbrannt: darauf
Hen=
rich Blank / und Moyses Moeren / ein
Jude / auf dem Schavott / oder
Ge=
richts=Bühne gestellet / und letzterer
auch gebrandmarkt. Am Donnerstag /
als gestern / wurde Anna Sibylla / ins=
gemein Sydels Bill / enthauptet / dem=
nächst eine Frauens=Person auf der
Ge=
richts=Bühne ausgegeiselt; darauf
An=
ton Grave / insgemein / Leinenpriester /
welcher auf einer Schleife nach der
Richt=
statt geschleifet worden / und Wilhelm
Gerhard Beyhak / insgemein
Lutheri=
scher Wilhelm / nachdeme sie an zwey
Pfälen vorher halb todt gewürget / ver=
brannt.
Dresden 10. Martii.
Zu dem bevorstehenden Lager bey
Mühlberg werden noch beständig alle
Anstalten vorgekehret: wie die Rede
gehet / so werden alda an die 30000.
Mann von
Cavallerie,
als
Infanterie
zu stehen kommen.
Frankfurt 12. Marti.
Nachdeme am vergangenen
Mittwo=
chen Jhre Chrufürstl. Durchl. von Cölln /
Abends um 5. Uhr auf denen Gräntzen
dieser Stadt angelanget; so wurden
höchst=dieselben von denen Deputirten
hiesigen Magistrats / alda gewöhnlicher
massen empfangen / und von da an von
der gesamten Stadt⟨=⟩
Cavallerie,
unter
Abfeuerung deren Stucken / in die Stadt
bis an das Gast=Haus zum golden
En=
gel / darinnen höchst=gedachte Se. Chur=
fürstl. Durchl. dero Einkehr zu nehmen /
geruhen wollen / begleitet. Jn der
Stadt stunde die gantze Burgerschaft
im Gewehr / und vor besagtem Gast=
Haus eine Compagnie von der hiesigen
Stadt=Militz / welche ihre Aufwartung
machten. So bald Se. Churfürstliche
Durchl. in bemeldtem Gast=Haus
an=
gelanget waren / fanden sich die
Depu-
tirten
des Magistrats ein / welche
Na=
mens desselben die Bewillkommungs=
Complimenten
abstatteten. Nachdeme
nun Se. Churfürstl. Durchl. sich einige
Stunden alhier aufgehalten hatten / setz=
ten sie dero Reise über Hanau weiter
nach München fort.
Regenspurg 14. Martii.
Nachdeme den 8ten Dieses das
Kai=
serl.
Ratifications - Commissions - Decret
unter den 4ten
hujus
über das in deren
Reichs Festungen Versorgungs=Sa=
che unterm 23ten December vorigen
Jahrs vom Reich erstattete Gutachten
eingeloffen / als liesse solches der Chur=
Mayntzische Herr Reichs=
Director
noch
selbigen Abend
publice dictiren
/ vermit=
telst dessen Kais. Maj. ersagtes
Gutach=
ten durchgehends allergnädigst
Gutheis=
sen / und zugleich
Copia
den unter dem
nemlichen
Dato
an die ausschreibende
Fürsten deren Reichs=Creisen in
geschärf=
teren
Terminis
erlassenen
Excitatorium
beygeleget / Kraft deren die Creiß=Stän=
de förderlichst angehalten werden sollen /
alles das jenige was bey denenselben an
denen im Jahr 1716. / und 1720. ver=
willigten ein=und zweyten Römer=Mo=
nat noch rükständig in Zeit 4. Wochen
a
Die ratificationis Cæsare
Cæsareerfolgten
Reichs=Gutachten / bey Vermeidung
der Reichs Satzungs=mässigen
Execu-
tion
zu bezahlen.
Wien 25. Marti. 1730.
MJttwoch / den 22sten Martii / wa=
re bey Hof vor=und nach Mittag
der gewöhnliche Fasten GOttes Dienst:
nach=Mittag ertheilte Jhre Kaiserl. Ca=
thol. Majestät unterschiedlichen vorneh=
men / und andern Personen
Allergnä=
digste Audientzen.
Dito vor=Mittag / wurden in Jhrer
Majestät der Verwittibten Röm. Kaise=
rin
Amalia Wilhelmina
Hof=Capelle
die gewöhnliche
Exequien
für die den
13den dieses Monats
Martii
alhier zu
Wien in GOtt selig entschlaffene Hoch=
Adeliche Stern=Creutz=Ordens=
Da-
me
(Tit.) Frau Frau
Constantia
Elisa-
betha
Gräfin von Schallenberg / gebor=
nen Gräfin von Gurland / gehalten.
Donnerstags / den 23sten Dito / ha=
ben vor=Mittag Allerhöchst=gedacht
Jhre Kaiserl. Cathol. Majestät in
De=
ro Allerhöchsten Gegenwart geheimen
Raht gehalten: und nach Mittags
wur=
de mit Beywohnung des Regierenden
Kaiserl. Hofs in der grossen Hof=Ca=
pellen ein Welsches
Oratorium,
nebst
einer Welschen Predig / und anderem
gewöhnlichen GOttes=Dienst gehalten.
Freitag / den 24sten Dito / hielte vor=
Mittag der Allerhöchste Monarch
aber=
malen geheimen Raht; verfügte Sich
nach=Mittag auf das Schnepfen=Schies=
sen in der Gegend Stämmerstorf jenseit
der Donau; und Abends ware in der
grossen Hof=Capelle der gewöhnliche
offentliche GOttes=Dienst mit
Beywoh=
nung Allerhöchster Herrschaften / und
deren Herren Ritteren des Goldenen
Vlieses.
Ehren=Schrift / welche / als der Wohl=
Ehr=würdige Herr /
Franciscus Panckel,
Presb.
zu Göttweig in den H. Orden
S. Bened.
auf=
und angenommen worden; ein guter Freund
gemacht.
Quum A. R. D. Franc. Panckel, Panno-
nius. Presb. P. L. Acad. in Monasterio Gotvic.
quod Incendio consumtum, & cura Abb. GODE -
FRIDI amplissimis operib. restitutum, sicut mons
Sion, non commorebitur; D. XXI Mart. quae D.
PATRIARCHAE BENEDICTO in fastis sacra,
Ejus institutiombus initiaretor.
Apol -
Apollinari laurea fasciato, ad factitandum poema
nato, peroptimo conlegae suo, panxit; pinxit,
plausit J. C. N.
Sub Ennii Poet, Statua, quae Romae est:
ADSPICITE O. CIVES. SENIS. ENNIl. IMAGINE
FORMAM. HEIC. VOSTRUM PANXSIT,
MAXUMA. FACTA. PATRUM.
ERgo tuum mandas alio migrare Poetam,
Inque novo rursus vertice, Phoebus, ades?
Martis ubi quondam simulacro nobile Castrum,
Austrigenis columen praesidiumque fuit.
Olim hoc fatidicus praeviderat augur Apollo
Hinc gemino montem duxit in astra jugo.
O decus antiquum, Gothicus mons! o Domus! o Tu,
Ausculta, Fili; verba benigna Patris!
Arbiter ipse sedet solio GODEFRIDUS in alto;
Pangere, tu, Vates, sub pede montis ama.
Alter hic Amphion sublimi Carmine gaudet
Ocia pauca gravis dum finit esse labor.
Si sic in patriis cantasset montibus Orpheus,
Cum silvis melius faxa secuta forent.
Hic moli abstersit senium, voltusque priores
Redidit, atque novo jussit honore frui.
Hicque per Annales, per apertum laudibus orbem,
Non tentatum aliis impete fregit iter. *
Fonti Numen inest, quem tu, GODEFRIDE, parasti;
Unde bibens scribet digna Poeta Diis.
Ad nova tum Gothici salient modulamina colles,
Histher & auritas stare jubebit aquas,
Lauripotensque ABBAS media regnabit in ora;
Sed capit hoc regnum, magne Poeta, duos.
* Cic. de finib. Mibi nulli Eruditi videntur, quibus
nostra ignota sunt.
Et Id. de Varrone: Nos in nostra urbe peregrinantes,
erantesque semper bospites, eramus; Tui libri quasi
Domum deduxerunt: ut possemus aliquando, qui,
& ubi essemus, agnoscere.
Lista deren Verstorbenen zu Wien /
in und vor der Stadt.
Den 22. Martii 1730.
Jn der Stadt.
-
Jacob Bierany / Lackey / bey denen 2. blauen Saulen /
auf der Hohen=Brucken / alt 40. J. -
Elisabeth Fillin / lediges Mensch / in dem
Gatterburgi=
schen Haus / am alten Haar=Mark / alt 40. J. -
Antoni Exinger / Nacht=Führer=Knecht / in dem
Ker=
nischen Haus / am Saltzgries / alt 56. J.
Vor der Stadt.
-
Dem Frantz Kaufmann / Traxlern / s. S. Heinrich /
bey dem grünen Krantz / in der Joseph=Stadt / alt 24. J. -
Dem Johann Behm / Tischlern / s. K. Christian / bey
dem golden Jäger=Horn / bey Maria=Hülf / alt 5. J. -
Simon Mayrhoffer / Lein=Weber=Gesell / in dem
We=
berischen Haus / zu Gumpendorf / alt 35. J. -
Anna Feichterin / lediges Mensch / in dem erst=bemel=
deten Haus / alt 26. J. - Johann Pockinger / bey denen FF. Misericordiæ, alt 34. J.
-
Simon Haidinger / Kutscher / in seinem Haus / auf
der Landstrassen / alt 52. J.
-
Simon Schneider / Haus=Knecht / bey dem weissen
Lammel / im Liechtenthal / alt 32. J. -
Maria Winklmayrin / Wittwe / in dem St. Johann
Nepomuceni=Spital / alt 70. J. -
Helena Geigerin / Wittwe / in dem Langen=Keller /
am Neubau / alt 56. J. -
Adam Schoderbeck / Tagwerker / bey denen 7. Chur=
Fürsten / am Thurn / alt 50. J. -
Dem Thomas Giashoffer / Tagwerkern / s. W. Magda=
lena / bey dem Heil. Geist / im Liechtenthal / alt 28. J. -
Dem Leopold Seiler / armen Mann / s. K. Anna / bey
dem blauen Stern / im Lerchfeld / alt 4. J -
Johann Pollenk / alt 10. J. Und Sebastian Lindinger /
alt 80. J. / beede in dem Kranken=Haus.
Den 23. Martii.
Jn der Stadt.
-
Der Wohl=Ehrw.
Pater
Anton Probst /
Ord. Minor.
S. Francisci, in dem Closter unter dem Land=Haus /
alt 64. J. -
Dem Herrn Simon Dornitzhuber / Kaiserl. Haupt=
Maut=Amts=Officiern / s. K. Elisabeth / in dem Hof=
ferischen Haus / am roten Thurn / alt 3. J. -
Thomas Temser / Burgerl. Dantler / in dem
Rucke=
baumischen Haus / im Huetstepper=Gassel / alt 77. J. -
Theresia Weissensteinin / Wittwe / in dem
Bertrami=
schen Haus / im Ofenloch / alt 55. J. -
Dem Lorentz Haidinger / Maurer=Poliern / s. K. Anna /
in dem Sickingischen Haus / in der Wollzeil / alt
5. Viertel J. -
Gabriel Bergmann / Schuh=Knecht / in dem
Waffen=
bergischen Haus / am Peter / alt 17. J. - Math. Stainer / in dem Burger=Spital / alt 5. J.
Vor der Stadt.
-
Dem Herrn Frantz Anton Achhammer / s. K. Frantz
Anton / in sein Haus / auf der Wendlstatt / alt 7. J. -
Dem Michael Markhard / Lust=Gartnern / s. K. Leopold /
in sein Haus / im Lerchfeld / alt 6. Viertel J. -
Der Anna Schlemmerin / Wittwe / ihr Kind Jacob /
bey der Heiligen Dreyfaltigkeit / bey Maria=Hülf /
alt 7. Viertl J. -
Dem Georg Stubenrauch / Lackeyen / s. K. Georg / in
dem Zeislischen Haus / am Spitlberg / alt 5. J. -
Stephan Kurtz / Binder=Gesell / in dem Luftstützischen
Haus / auf der Wendlstatt / alt 24. J. -
Dem Michael Schmid / Heyducken / s. K. Anna / bey
dem grünen Krantz / am Thurn / alt 6. J. -
Johann Grasl / Dantler / in dem Dantzlischen Haus /
am Neubau / alt 47. J. - Georg Gebhard / bey denen FF. Misericordiæ, alt 28. J.
-
Andre Geiger / Tagwerker / in dem Binderischen Haus /
an der Wien / alt 55. J. -
Der Catharina Felnerin / Wittwe / ihr Kind Martin /
bey dem blechern Thurn / ausser dem Klagbaum /
alt 4. J. -
Dem Georg Strasser / Tagwerkern / s. W. Eva / bey
denen 5. Lerchen / am Neustift / alt 59. J. -
Frantz Peter / alt 19. J. und Eva Fuxin / alt 36. J. /
beede in dem Kranken=Haus. -
Eine unbekannte Weibs Person / in dem Mollartischen
Ziegel=Ofen / an der Wien / alt bey 50. J.
Den 24. Martii.
Jn der Stadt.
-
Dem Andre Sehard / Kaiserl. Hof=Trompetern / sein
Ehew. Maria Elisabeth / in dem Tempfinger=Hof /
alt 34. J. -
Antoni Biwanko / Burgerl. Handels=Mann / in dem
Rueppischen Haus / in der Himmelport=Gassen /
alt 39. Jahr. -
Johann Rehoter / Burgerl. Schneider / in dem
Zelt=
schneiderischen Haus / im Ofenloch / alt 35. J. -
Dem Johann Sallisch / Burgerl. Betten=machern /
s. S. Antoni / in dem Schusterischen Haus / am
grünen Anger / alt 15. J. -
Dem Albert Halbauer / Hof=befreyeten Schneidern /
S. Joseph / in dem Federl=Hof / alt 20. J. -
Antoni Stritt / Burgerl. Bier=Leutgeb / in dem
Schwarzbeckis. H. / auf der Fischer⟨=⟩ / alt 35. J.
Vor der Stadt.
-
Heinrich Schulz / Burgerl. Tischler / in dem
Kaunitzi=
schen Haus / in der Rossau / alt 38. J. -
Dem Michael Hagl / Bildhauern / s. W. Elisabeth / bey
dem blauen Schif / bey Maria=Hülf / alt 34. J. -
Martin Raft / Glaser / in dem Schmerlingischen
Gar=
ten / in der Unger=Gassen / alt 48. J. -
Adam Tagge / Student / in dem
Caffee
-Siederischen
Haus / in der Leopold=Stadt / alt 22. J. -
Dem Antoni Spatz / Schneidern / s. K. Mathias / bey
dem golden Löwen / auf der Laimgruben / alt 4. J. -
Dem Joseph Holtzscheider / Gürtlern / s. W. Ursula /
dem golden Pfauen / ober dem Neustift / alt 80. J. -
Michael Wurzer / Nägl=macher / bey dem golden
Me=
tzen / am Neubau / alt 47. J. -
Dem Frantz Wenni / Lackeyen / s. K. Theresia / bey
dem Ritter St. Georg / im Lie⟨ch⟩tenthal / alt 2. J. -
Caspar Ruml / Guardi=Soldat / in dem
Crantzelbinde=
rischen Haus / am Neustift / alt 43. J. -
Dem Michael Kling / Anstreichern / s. W. Elisabeth /
bey dem golden Anker / a⟨m⟩ Neubau / alt 34. J. -
Andre Großmeyr / Tagwerker / bey dem schwartzen
Thor / unter denen Felbern / alt 37. J. -
Dem Wolfgang Sommerecker / Maurer=Gesellen / s. W.
Anna / in dem Bratlbratterischen Haus / bey Maria=
Hülf / alt 42. J. - Christian N. / zu St. Marx / alt 28. J.
-
Eine unbekannte Manns=Person / bey dem blauen
Ygel / am Spitlberg / alt bey 56. J.
NB.
Den 30. dieses Monats
Martii,
wer=
den in dem langen Haus auf dem alten
Saar=Markt im ersten Stok / unterschied=
liche
Effecten
/ besonders ein=und anderes
Silber=Geschmeid / Mahlereyen / und
Bü=
cher / meistentheils Juridische / denen meist=
Bietenden verkauft / und an ob=besagtem
Tag um 9. Uhr vor=Mittag hierzu der
An=
fang gemacht / und nach=Mittag von 3.
bis 6 Uhr / etwann auch noch einige Täge
hernach continuiret werden: welches zu
je=
dermann wissen hiemit erinneret wird.
NB
Zukünftigen Freytag / als den 31sten
Martii / wird nach=Mittag um 3. Uhr die
Neunzehende Ziehung der Neuen Kaiserl.
Privilegirten
Lotterie
geschehen.
NB.
Es wird allen Hoch=und Niederen
Stan=
des=Personen kund / und zu wissen
ge=
macht / daß alhier ein wol=erfahrner Mann
ist / der die zicketen und abstehende Wein /
auch wann sie sich brechen / wiederumen zu
recht bringen kan; Jtem erhaltet er den
Wein / welcher im Zapfen gehet / ohne ihm
einen Einschlag zu geben / er weiß auch die
Faß zu
conserviren
/ daß man sie in viel
Jahren zu wischen nicht nöhtig hat / daß
die Faß beständig sauber bleiben / und nicht
anlauffen: er weiß auch den Wein zu
erhal=
ten / daß er nicht anlauffe / noch kähmig
werde; nicht weniger machet er ihn ohne
Hausen=Blattern klar. Er
logiret
alhier
in der Leopold=Stadt / bey dem blauen
Yg=
gel / in dem ersten Stok / alwo das
Biliard
ist, ist nach dem Paul Ebner zu fragen.
NB.
Es befindet sich eine gewisse Person alhier /
welche unterschiedliche Künsten besitzet. Als
1.) Kan er aus dem Getreid / oder Korn
die Wippeln / und Würm vertreiben.
2.) Weis er das Getreid / oder Korn
al=
lezeit sauber zu halten / daß es von allem
Ungezifer sauber / und rein verbleibet
3) Kan er alle Scheren / oder
Maul=
würf / so auf denen Feldern / in Wiesen
und Gärten grossen Schaden verursachen /
auf eine gewisse Art zu tödten.
4.) Kan er auch alles Haus=Ungezifer /
als da seynd Ratzen / Mäuß / Schwaben /
Schaben / ꝛc. wie es immer Namen haben
mag / vertreiben.
5.) an er alle Mail / aus Tuch / Sam=
met / Taffet / oder was es auch ist / heraus
bringen / sie mögen gleich von Wagen=
Schmier / Oel / Urin / Wein / Dinten / ꝛc.
seyn.
Welches letztere er auch gegen billicher
Di-
scretion
nach Verlangen einem jeden
lehr=
⟨n⟩en will: und ist dessen
Logament,
und
Namen in dem Kaiserl Frag=und
Kund=
schafts=Amt zu erholen.
Anno 1730. (Anhang zu Num . 24.) 25. Martius.
Fernerer Bericht dessen was nach dem
Tod Jhrer Päpstlichen Heiligkeit
BENEDICTI
XIII. , wie auch vor und nach der
Begräb=
nuß / zu Rom von dem 24sten Februar. bis
27sten
Dito
1730. sich merkwürdig
zugetragen.
NB.
Es ist vergangenen Post=Tag in
den Anhang sowol in dem Titul des
Be=
richts / als in der Erzehlung selbsten durch
Verstoß
Martius
gesetzet worden / solle
heis=
sen
Februarius.
FReitag / den 24sten Febr. , verfügte sich das
Heil.
Collegium
in die Haupt=Kirche von
St. Peter / und wohnete in der aldasigen
Ca=
pelle des Capitul=Chors der ersten von dem
Card.
Ottoboni,
Bischofen von
Sabina,
für
dem verstorbenen Papsten gehaltenen H. Seel=
Messe bey. Als nun zu Ende derselben von
denen Sängeren der Päpstlichen Capelle das
Libera, &c.
gesungen worden / wurde durch
Jhre Eminentz / so das Amt hielte / die
Absolu-
tion
bey dem Altar gegeben / immittelst die
Herren Cardinäle an derer Dom=Herren Orten
in dem Chor stunden / und ihre
Caudatarii,
oder Schleppen=Träger die brennenden Fackeln
in denen Händen hielten: mitten in besagter
Capelle ware die Bahr mit der Leiche mit 20.
Fackeln von gelben Wax umsetzet / und
stun=
den 12.
Cavalleggieri,
, oder Leichte Reitern
angethan mit roten Cosacken / und schwartzen
Mänteln / mit brennenden gelben Wax=Ker=
tzen in denen Händen / zu Fusse herum: auch
stunden die Scepter=oder Stab=Träger mit
ihren unter sich haltenden silbernen Sceptern /
in Veihel=blauen Cosacken gekleidet. Die
Her=
ren Prælaten aber sassen an derer
Beneficia-
ten von St. Peter Stelle / und hielten auch
gelbe zwey=pfündige brennende Wax=Kertzen
in denen Händen. Und also waren auch die
Fackeln / so auf 6. Leuchtern vorbesagter
Ca=
pellen Eingang brannten; wie auch die Kertzen
auf allen Altären in dieser Haupt=Kirchen; gleich=
wie es in denen
Functionen
aller 9. Täge so
lang die
Exequien
für dem Papsten währen /
gebräuchlich ist. Eben denselben Morgen nach
ge=endigter Messe hielten Jhre Eminentzen die
Herren Cardinäle / in der Sacristey dieser
Haupt=Kirchen / die anderte
Congregation.
Jn einer am vergangenen Mittwoch / als
den 22sten Dieses gehaltenen Zusammen=Kunft
bey Jhrer Eminentz Hrn. Card.
Corsini
wur=
den die Namen derer Herren
Prælaten
Clerico-
rum
der Apostolischen Cammer aus einer Wahl=
Bixe gezogen / und andurch die verschiedenen
Amts=Stellen derer Päpstlichen Palläste /
und derer zu Verwahrung des
Conclave
Be=
stimmeten / nach Gewonheit / wie folget / ein=
getheilet:
-
R. P. D. Franciscus Riccius, Decanus ad
Vi-
ridaria, & Gallinaria utriusque Palatii. -
R. P. D. Guido del Palagio, ad stabula
Equo-
rum, & aliorum Animalium utriusque Palatii. -
R. P. D. Jacobus Sardini, ad Credentias, &
Buctigliarias utriusque Palatii. -
R. P. D. Carolus Maria Sacripantes, ad
Ca-
strum S. Angeli, & ad Curam armorum. -
R. P. D. Melchior Maggi, ad Coquinas
comu-
nes, & secretas. -
R. P. D. Marius Belognettus, ad
Dispensa-
furni Palatii. -
R. P. D. Andreas Justinianus, ad Cellas
Vina-
rias communes & secretas, utriusque Palatii. -
R. P. D. Felix Passarinus ad Sacrestias
utrius-
que Palatii. -
R. P. D. Agapitus Mosca, ad Custodiam rerum
mobilium cubiculi Sanctissimi, & Scopettario-
rum utriusque Palatii. -
R. P. D. Antonius Ruffus, ad Floreriam
utrius-
que Palatii. -
R. P. D. Nicolaus Perellius, ad Ligna, Fang -
Carbones, & Paleas. -
R. P. D. Sardinus, & R. P. D. Musca, ad
Do-
tariam. -
R. P. D. Riccius, & R. P. D. Ruffo, ad
Secre-
tariam Brevium. -
R. P. D. Bolognettus, & R. P. D. Justinianus,
ad descriptionem Militum. -
R. P. D. Palagio, & R. P. D. Sacripantes, ad
Plumbum.
-
R. P. D. Riccius, duputatus ad Custodiam
Con-
clavis, juxta solitum, & sine bussolo. -
Et tres alii ex bussolo extrabendi, & fuerunt
extracti R. P. D. Sardini, R. P. D. Musca, & R.
P. D. Maggius.
Damit diese Stadt in algemeiner Ruhe
le=
ben möge / und die Verbrecher keine Freiheit
durchaus nicht zu hofen haben; wurde aus
Jhrer Eminentzen derer Herren Cardinälen /
Ober=Vorstehern derer Ordnungen /
Barbe-
rini, Imperiale, Laurentii Altieri,
und
Al-
bani
von dem Titul
S. Clemens,
der Heil.
Kirchen Cämmerling / ein offentliches
Patent
ausgeruffen / Kraft welches allen Beamten /
was Namens / Titul oder Würden die auch
seyn / so Kraft ihres Amts Obrigkeitliche
Ge=
walt haben / oder unter was für einem
Vor=
wand einiges
Privilegii,
auch von
unerdenk=
licher Gewonheit her / einige Macht / entwe=
der für sich selbst / oder durch andere ihre
Be=
dienten / Sachen über was für ein Verbrechen
es seyn möge / zu entscheiden zu haben
vermei=
neten / solches zu thun / noch Urtheil zu
spre=
chen verbotten wird; mit ausdrücklicher
Er=
klärung / daß alle Urtheile /
Decreta,
Ver=
gleiche / und Gnaden / so wider obbesagte
Ver=
ordnung geschehen wurden / einmal für
alle=
mal / von keiner Kraft noch Würkung seyn
sollen; und wollen obbenannte Herren
Cardi=
näle / daß von neuem wider solche
abgefer=
tigte / und begnädigte Verbrecher / solle
ver=
fahren werden können / gleich als wären sie
niemalen los=gesprochen / oder begnädiget
wor=
den / und solche Urtheil /
Decreten
/ Vergleich /
und Begnädigungen / niemals geschehen.
Und sollen die Beamten /
Notarien
/ und
an=
dere Mittels=Personen / und Anwalde / wel=
che dergleichen Urtheile / und Begnädigungen
auswürken werden / nach Willkur Jhrer
Emi=
nentzen / und des künftigen Papstes / sehr
schwere Bestraffung zu gewarten haben. So
befehlen selbige auch / daß die
Medici, Chi-
rurgi,
Barbierer / und jeder anderer / so
ver=
wundete annimmet / oder heilet / alsobald
wann sie die Verwundete angenommen / oder
verbunden haben / es im Gerichte des
Monsig.
Gubernators
anmelden / und hierinnen die in
vergangenen Zeiten heraus gegebenen
Edicten
beobachten sollen; massen selbige in diesem
Stük alle und jede
Edicta,
Gebot / Verord=
nung / wie sie nur in gegenwärtiger Erledi=
gung des Päpstlichen Stuhls / die Herren
Conservatores,
der Ober=Viertel=Meister /
und die Viertel=Meister selbsten möchten
gege=
ben haben / gäntzlich für ungültig erklären.
Ferner verordnen sie / daß kein Beamter auf
einige Weise die
Medici, Chirurgi,
und
Bar=
bierer zwingen solle / in diesem Stuk einige
Neuigkeit aufzubringen / solle ihnen auch nicht
erlaubet seyn / ihnen auf einige Weise
Uber=
last zu machen / bey Geld=und Leibes=Stra=
fe / nach Willkur Jhrer Eminentzen.
Auch hat unter demselbigen
Dato Monsig.
Joann Baptist Spinola, General - Guberna-
tor
über die Stadt Rom / und derselben
Ge=
biet / und
Vice
-Cämmerling / laut habenden
ausdrücklichen Befehls von Jhren Eminentzen
deren Herren Cardinälen=Vorstehern der
gu=
ten Ordnung / und Jhrer Eminentz des
Cardi=
nals Cämmerlings / 4.
Edicten
ergehen lassen /
mittels welchen derselbige erkläret / und
verbie=
tet / daß jemand spiele / oder spielen lasse die
verbottene Glüks=Spiele bey Strafe dem / der
das Spiel=Haus haltet / 10. Jahr auf die
Galere / und denen so spielen / 7. Jahre auf
besagte Galere / und Verlust alles Geldes /
und derer Sachen / so man bey diesem Spiel
finden wird; und denen jenigen / so
et=
wann stehen / und dem Spiele zusehen
wer=
den / 5. Jahr lang auf die Galeren. Fer=
ners liesse besagter
Monsig. Gubernator
unter
selbigem
Dato
ein anderes
Patent
heraus
ge=
ben / laut welchem alle Freiheiten Feuer=Ge=
wehr / lang und kurzes zu tragen / ob sie
auch gleich von dem Herrn Cardinal
Cämmer=
ling / von denen Herren
Conservatoren
/
Prior
deren 4. Theilen der Stadt / oder
de=
nen
Gubernatoren
seinen Vorfahren / oder
von ihme selbst / und von was für einem Ober=
Herrn es seyn möge / gegeben worden wären
ver=
boten werden. Es solle keinem erlaubet seyn / klei=
ne Röhre / es seye mit dem Rade / oder
Flin=
ten=Schloß / welche samt dem Lauf / und
Schaft kürzer als zwey Spannen einer
Kauf=
manns üblichen Ehlen wären / bey Strafe
des Lebens / und Einziehung aller Güter /
und anderen darinn ausgedruckten Straffen zu
tragen / noch in seinem Haus / oder Laden
zu halten / noch an einigem Ort aufzuheben
zu geben. Gleichfals verbietet er bey Lebens=
Strafe / daß keiner sich unterstehe / weder bey
Tag weder bey Nacht / Flinten / oder Terza=
rolen / was Art die seyen / durch Rom trage /
oder los schiesse: jedoch verstehet man / das /
was das Flinten=Tragen anbelanget / die zu
offentlichen Dienst / und zur Zeit des
entledig=
ten Stuhls geworbene Soldaten
ausgenom=
men seyen. Beynebens verbietet er allen einer
gering=haltigen Tugend ergebenen Weibs=Bil=
dern / in Kutschen sowol in=als 2. Welscher
Meilen ausser der Stadt Rom bey Tag oder
bey Nacht herum zu fahren / und solches
de=
nen Manns=Bildern / so sie führen werden /
unter 7. Jahr Galeren=und denen Weibs=
Bildern des Staup=Besens=Strafe / und
ewi=
ger Verweisung des Landes mit Verlust der
Kutschen / derer Kleidungen / und des
Ge=
schmuks / so sie an haben werden. Jnglei=
chen wird eine Zeitliche / oder Lebenslange
Galeren=auch Todes=Strafe / und Verfallung
aller Güter / nach Stand deren Personen allen
Lästerern und Verleumderern durch Bericht=
Briefe / und anderen Schriften / auferleget.
Endlich wird auch unter einer
unnachläßlu=
chen 5. =jährigen / oder auch nach Stand
de=
ren Ubertrettern längeren Galeren=Strafe
ver=
botten / daß eine eintzige müssige / oder
herum=
streichende Person sich in Rom aufhalten solle.
Auch seynd in gegenwärtiger Begeonuß alle
in diesem Fall üblicher Verbott erneueret worden.
Jn der am verwichenen Freitag / den 24sten
Februarii (wie bereits gemeldet worden) von
denen Herren Cardinälen / welche an der Zahl
22. der ersten feyerlichen Seelen=Messe / so in
der Chor=Capelle der Vaticanischen Haupt=
Kirche für den verstorbenen Papsten
ge=
sungen wurde / beygewohnet / gehalte=
nen zweyten General=Versammlung wurden
viele die Beamten so wol von Rom als von
dem gantzen Kirchen=Staat betreffende
Ein=
richtungen gemachet: Jhre Excellentzen die
Herren
Conservatoren
von Rom wurden zur
Audientz eingelassen: sie macheten die 3. ge=
wöhnliche Knie=Beugungen sowol im Eintritt
als im Weg=gehen; blieben aber allezeit kniend
so lang sie ihr
Compliment
ablegten / und
ihnen darauf die Antwort der Cardinal
De=
chant gabe: der Cardinal
Zondodari
stattete
den Bericht ab über die Einrichtung des
Con-
clave;
und wurde von denen Herren
Cardi=
nälen beschlossen / daß die Cellen in eben
dem=
selben Platz des letzteren
Conclave
solten
ge=
bauet / jedoch einige Ort in der Abtheilung von
Borgia, weilen sie sehr feucht seynd / gemei=
det werden: womit die Versammlung sich
en=
degte.
Samstag / als den 25sten Februarii / frühe
sange Jhre Eminentz der Cardinal
Zondodari
aus dem Orden derer Priester / in der schon
be=
nennten Chor=Capellen bey St. Peter / die
an=
derte Seelen=Messe in Beywohnung von 25.
Cardinälen / und zahlreicher
Prælatur.
Nach
ge=endigtem Amt gabe Seine Eminentz die
ge=
wöhnliche
Absolution
von dem Altar; und
nach abgelegtem H. Meß=Gewand / begaben
sich gesammte Herren Cardinäle in die
Sacri=
stey / hielten die dritte
Congregation,
oder
Versammlung / und wurde der Ehrw.
P. Ca-
spar Cerati,
ein Priester
Cong. Oratorii
zum
Beicht=Vatter des
Conclave
erwehlet; auch
legten einige Beamte von Rom den Eid ab.
Denselben Tag Abends gegen 24. Uhr wurde die
Bahre mit dem Päpstlichen Leichnam / welcher
noch gantz weich und beweglich / und bis
hie=
her innerhalb des Gegitters der H. Sacraments=
Capelle ausgestellet gewesen / nach dem Chor
unter Begleitung derer Herren
Clericorum,
und Priestern dieser Haupt=Kirchen mit
bren=
nenden Fackeln in der Hand / vieler
Prælatu-
ren
/ und der mit roten Säcken / oder Kutten
bekleideten Ertz=Bruderschaft des Allerheiligsten
Sacraments / von denen Priestern in Chor=
Röck / und anderen mit Fackeln in der Hand
die Psalmen singend überbracht / daselbst
em=
pfiengen ihn die Dom=Herren / auch mit
bren=
nenden Fackeln in Handen / und wurde sodann
in Beyseyn derer in
Rochet
gekleideten
Her=
ren Cardinälen
S. Matteo, Petra, Quirini,
Lercari, Finy, Gotti; Porzia, Borghese,
Ferrerio, Falconieri, Banchieri,
und
Sal-
viati,
lauter Creaturen des verstorbenen
Pap=
sten / und einer überaus grossen Menge Volks /
nachdeme die Cardinäle nach ihrer Ordnung
sich in die Reihe gestellet / der Anfang zur
Begräbnuß gemachet: und da die
Musici
der=
erwehnten H. Haupt=Kirchen sangen:
In
Pa-
radisum deducant te Angeli, &c.
Die
En=
geln sollen dich in das Paradeis
abfüh=
ren / ꝛc. / segnete der
Monsig. Simonetti
Ertz=
Bischof von
Nicosia,
und Dom=Herr von St.
Peter / in schwartzen
Pontifical - Habit,
den
Sarg von Cipressen=Holtz mit einem
besonde=
ren Gebett ein; als dieses ge=endiget / bespren=
gete und beräucherte besagter
Prælat
unter Ab=
singung derer gewöhnlichen in dem Römischen
Rituali
vorgeschribenen Gebetern / und
Anti-
phonen
den Verstorbenen / und den Sarg:
unterdessen legten die Priester dieser Haupt=
Kirchen in Chor=Röck mit aller gebührlichen
Ehr=Erbietigkeit des Papstes Leichnam in
be=
sagten Sarg von Cipressen=Holtz auf eben die
Art / wie er die 3. Tage ware ausgesetzet
ge=
wesen / bekleidet / auf einem rot=goldenen mit
Carmesin=farben Ormesin gefütterten Unter=
Tuch; und weilen unter denen von diesem
Papsten gemachten Cardinälen kein
Verwann=
ter Jhrer Heiligkeit ware / bedeckete dero
An=
gesicht und Hände der
Monsig d'Acquaviva
d'Aragona
derer H. Apostolischen Palläste Hof=
Meister / nachdeme derselbe Dero Händ und
Füsse ehrerbietig geküsset hatte / mit einem
weis=
sen leinenen Tüchlein: er legete auch zu Dero
Füssen die gewöhnliche 3. Beutel mit goldenen /
silbernen / und metallenen Gedenk=Pfennin=
gen; und weilen das Volk aus Andacht
Sei=
ner Heiligkeit den Ring / und einen deren
grossen Spen=Nadeln des
Pallii
genommen
hatte / wurden Deroselben andere angestecket;
und sintemalen eben aus Andacht der Card.
Finy
um die Bischofs=Haube / mit welcher
Seine Heiligkeit ware ausgesetzet worden /
bate / und deswegen eine eben dergleichen von
Gold=Tuch mit sich gebracht hatte / wurde
solche / ehe Dero Angesicht bedecket worden /
ausgewechselt: und endlich breiteten die
Prie=
ster von St. Peter über alles ein rot=seidenes
Tuch. Nachdeme nun der Sarg alsobald
zu=
genagelt worden / verfasseten hierüber 3. Her=
ren
Notarii
ein offentliches
Instrument,
und
giengen sodann alle Herren Cardinäle und
je=
dermann davon / ausgenommen die Cardinäle
Finy,
und
Ferrerio,
und 4. Dom=Herren /
welche bis der Leichnam in 2. anderen
Sar=
gen / nemlich in einen von Ulmen=Holtz / und
in einen von Bley gethan / aus der Chor=Ca=
pelle derer Dom=Herren bis für die Thür der
Musicanten
=Capelle gebracht / und letztlich
alda über der Thür gerad gegen über des Grab=
Mahls des Papsten
Innocentii XIII. Cybo,
in einer darzu bereiteten Nische von denen
Maurern der St. Peters=Kirchen ware
ge=
stellet worden / gegenwärtig blieben. Auf
dem Bleyernen Sarg / in welchen die 2. an=
dere von Holtz mit dem Leichnam des
verstor=
denen Papsten eingesenket worden / ware
fol=
gende Jnschrift zu lesen.
BENEDICTUS XIII.
P. M.
VIXIT ANNOS LXXXI.
DIES XIX.
SEDIT IN SUMMO PONTIFICATO
ANNOS V.
MENSES VIII.
DIES XXIII.
OBIIT DIE XXI. FEBRUARII,
MDCCXXX.
BENEDICTUS
der Dreyzehende
Allerhöchster Priester
Hat gelebet 81. Jahr /
Neunzehen Täg
Hat den Päpstlichen Stuhl besessen
Fünf Jahr /
Acht Monat /
Drey=und zwanzig Täg
Jst gestorben den 21. Februarii
1730.
Als man Mittwochs Abends den 22sten
Februarii
den Päpstlichen Leichnam eröfnete /
und einbalsamirete / ward ein Stein in der
Blase / die Leber / und Lunge etwas
schwartz=
lecht / und ein überaus grosses Hertz
gefun=
den. Denselben Tag hatten auch die Herren
Gonservatores
von Rom den sogenannten
Raht von hundert auf dem
Capitolio
gehal=
ten / in welchem das gewöhnliche Soldaten=
Squadron eingerichtet / und zum Hauptmann
desselben der Herr
Francesco Maria Cardelli,
und zum Fähndrich der Herr Graf
Angelo
Bonarelli
, vorgestellet.
Sonntag / den 26sten
Februarii,
wurde
abermalen in der Chor=Capellen derer Dom=
Herren von St. Peter das dritte Seelen=Amt
von Jhrer Eminentz Herrn Cardinalen
Cien-
fuegos
mit Beywohnung 23. Herren
Cardi=
nälen gehalten: nach diesem hielten sie
sam=
mentlich in obberührter Sacristey von St.
Peter die vierte
Congregation,
in welcher
zu
Medicis
des
Conclave
die Herren
Do-
ctores Alexander Pascoli
und Frantz
Sol-
dati,
und zum
Chyrurgo
der Herr
Victo-
rius Masini
erster
Chyrurgus
des
verstorbe=
nen Papsten / erwehlet worden.
Künftig folget die fernere Continuation.