Anno 1727. (Num. 92.) 15. November.
Wienerisches
DIARIUM.
Mit Jhrer Römis. Kaiserl. und Cathol. Majestät Freyheit.
Zu finden in der Kaiserlichen Hof=Buchdruckerey / gegen dem Hof=
Ball=Haus über / bey Johann Peter v. Ghelen.
Salee 1. September.
MAn vernimmt / daß der König von
Taradunte
zum drittenmal von
sei=
einem Bruder / dem König von
Me-
quinez
, geschlagen / sein Sohn gefangen
genommen / und in dem Triumph herum
ge=
führet / folgends die Stadt
Marocco
von
denen Siegern geplündert / und viele
Beute=
gemachet worden.
Cadix 2. October.
Von
Gibraltar
hat man / daß der
Admi-
ral
Wagen mit seinem Geschwader annoch in
dortiger
Baye
lige / und daß unsere
Trup=
pen die
Bloquade
vor selbiger Stadt noch
fortsetzeten. Aus denen West=Jndien seynd
noch keine
Advis
- Schiffe eingelauffen.
Mietau in Curland 13. Octob.
Den 3ten dieses wurden die Plenipoten-
tiarien der Hertzogin contumaciret / weil
sie nach der Restitution des Amts
Schrun=
den / sich zur
Liquidation
nicht eingelassen.
Nachgehends ward des Ober=Burggrafen
Kossinsko seine
Prætension
von 11000. Rthlr.
vorgenommen / die nach langem Disputiren /
auf das neue zur Berechnung verwiesen.
Den 4ten October solte zwar die Ritter=
und Landschaft den ihnen vorgeschribenen
Eid ablegen / weil aber der General=Leute=
nant Lesse im Namen Jhrer Russischen
Ma=
jestät solchen nicht zu leisten / mit harten
Worten verbotten / so hat sie der Königl.
Commission
solches schriftlich vorgestellet /
dahero sie einen Aufschub bis den 9ten
die=
ses erhielten. Folgendes hat der
Instigator
Regni,
Nagrodsky / die Ober=Rähte
we=
gen des Graf Moritzen vorgenommenen
Wahl in harten
Terminis
angeklaget / und
zwar / daß sie als Rebellen / und
Verräh=
ter des Vaterlandes anzusehen wären / weil
diese aber zur Verantwortung sich nicht
ge=
schicket / ward ihnen auf Bitte /
Dilation
bis den 7den nachgegeben. Des Graf
Mo=
ritzen seine Leute / welche auf der
Jsmalti=
schen Jnsul von denen Russen gefangen
ge=
nommen / und nach dem Russischen Lager
bey Oly gebracht worden / wurden
ausge=
liefert / und anhero gebracht / sie bestunden
aus 180. Mann Gemeinen. Die Cavaliers /
und Officiers wurden auf das hiesige Schloß
gebracht.
Den 5ten erschienen die Ober=Rähte / und
baten / einige Advocaten ihnen zuzuordnen /
damit sie auf die angestrengte Anklage des
Instigatoris
antworten könten; allein dieser
Vortrag wurde als eine Verschleppung der
Sache / von der Königl.
Commission
betrach=
tet / und hat der
Instigator,
darüber zu
de-
cretiren
. Des Hertzogs Ferdinand
Bevoll=
mächtigter klagte hierauf die Ober=Rähte
an / daß sie nicht allein wider Jhro Königl.
Majestät / und der
Republic
vielfältige
Ver=
ordnungen / dem Hertzog / als ihren
recht=
mässigen Herrn / zuwider gehandelt / sondern
sich auch gröblich verständiget / daß sie in
die Wahl des Graf Moritzen gewilliget / und
daß sie eine übele Wirtschaft geführet / und
viele Wälder ruiniret / wordurch dann dem
Cantzler Kaiserling 36000. Rthlr. wegen des
Amts Sursf / und für den Hof zum
Berg=
schen Wald 10000. Rthlr. ausgesetzet
wor=
den / worbey gebetten wurde / ihre Güter /
und Häuser einzuziehen. Endlich wurden
ihnen auch die erbettene Advocaten
zuge=
standen / und bis den 11ten Aufschub
gege=
ben / da sie dann ohne eintzige Ausrede mit
fertigen Sachen erscheinen / und von allem
Red und Antwort geben sollen.
Den 6sten hielten die Commissarien ein
drey=stündige
Conferenz,
worauf die
Par=
they herein beruffen / und der Ritter=und
Landschaft angedeutet wurde / mit ihre
In-
struction
schriftlich den 7den einzukommen:
die Ritter=und Landschaft unterschriebe / mit
ihrem Pettschaft / daß sie die Wahl des Graf
Moritzen gäntzlich cassiren / und von keinem
andern mehr / nach Absterben Sr. Durchl.
des Hertzogs Ferdinand / wissen / sondern
sich gäntzlich dem König / und der
Republic
ergeben wollen.
Den 10den dieses / musten die Ober=Rähte
auf Befehl der Königl.
Commission,
das
von derselben / wegen des Herrn Grafen
Moritz von Sachsen heraus gegebene Patent /
nach allen Quartieren abschicken. Desselbigen
Tages erhielten die alhier anwesende Russische
Generals einen Expressen aus Petersburg /
worauf sie wie vorhin / wider das
Unterneh=
men der Königl.
Commission
protestireten.
Vorgestern waren die Commissarien
ver=
sammelet / um auf das Ansuchen derer De-
putirten einen Entschluß zu nehmen; unter=
dessen saget man / daß dieselbe eine Art
ei=
ner Einrichtung für die Landschaft seye.
Gestern kame die
Deputation
zusammen /
und untersuchete den von der Königl.
Com-
mission
ertheilten Plan / die künftige
Re=
gierung betreffend. Einige Königl. Com-
missarien werden diese Wochen nach Pohlen
zuruk kehren / die übrige aber mit einigen
Truppen den Winter über hieselbst
ver=
bleiben.
Petersburg 15. October.
Der Frantzösische
Legations - Secretarius
hat vor einigen Tagen / auf Befehl seines
Hofes / denen fremden
Ministris,
und
an=
dern vornehmen Personen / wegen der
Ge=
burt derer beeden Prinzessinnen von
Frank=
reich / ein
Festin
gegeben. Den 3ten dieses
sandte der Czar so wol seinen / als denen
fremden
Ministris,
einige Stüken von einem
Elend=Thier / welches Seine Majestät des
vorigen Tages in der Gegend
Czarikamou-
sa
auf der Jagd gefället hatte. Der Herr
Lapouchin,
so als Gesandter nach Schweden
gehen solte / hat eine andere Bedienung am
hiesigen Hofe bekommen / und ist mit dem
Orden von St. Alexander Newsky be=eh=
ret worden. Man hat Zeitung erhalten:
daß der / von der verstorbenen Czarin an
den König von
China
abgesandte Graf
Sa -
va
, auf seiner Rükreise begriffen sey / und
3. Chinesische Bottschafters bey sich habe /
mit
Commission,
einen Commercien
Tra-
ctat
zwischen China, und Rußland zu
schlies=
sen. Sie werden gegen Ostern in der Stadt
Moscua vermutet.
Petersburg 18. October
Nachdeme von der Reise des Hofes nach
Moscua seit einiger Zeit nichts gesprochen
worden / so ist nunmehro daran nicht mehr
zu zweifeln / da Seine Czarische Majestät
vorgestern öffentlich declariret / daß sie zur
Crönung nächstens dahin aufzubrechen
wil=
lens wären / den Tag zur Abreise ehestens
bestimmen wolten / und inzwischen jederman
sich darzu anschicken möchte. Jnzwischen ist
Seiner Czarischen Majestat Jagd=Ausrü=
stung bereits nach Moscua voraus
gegan=
gen / und die Tapezierer werden nächstens
folgen. Man erwartet den Herrn von
Ja=
gouszinski ehester Tage; er solle schon zu
Land angelanget seyn / wohin die
Wolfen=
büttelischen / und Blankenburgischen
Mini-
stri
um den schönen Canal in Augenschein
zu nehmen / mit dem Herrn General
Mün=
nich verreiset seynd. Seine Czarische
Ma=
jestät haben den Fürst Dolhorucki / welcher
vor dem der Groß=Hertzogin Ober=Hofmei=
ster gewesen / zu ihrem Unter=
Gouverneur
,
dessen Sohn zum Cammer=Herrn / an des
Herrn Grafen Löwenwolde Stelle / und
die=
sen zum Hof=Marschall von ihrer Prinzessin
Schwester erkläret.
Stockholm 22. October.
Beede Majestäten / der König und die
Königin / machen / bey gutem Wetter / zu=
weilen eine Spatzier=Fahrt längst der Schif=
Brücke / und auf denen Malmen / wie auch
durch die Stadt / eines und das andere zu
besehen: bey welcher Gelegenheit sie dann
auch dieser Tagen sich gefallen lassen / in
Beglei=
tung des Herrn Reichs=Rahts und Ober=
Hof=Marschalls / Grafen
de la Garde
, und
einiger anderer vornehmer Herren / und Hof=
Dames,
die Königl. Hof=Apothecke zu
be=
sehen / alwo sie sich eine gantze Stunde
auf=
gehalten / in welcher Zeit deroselben von
dem Königl. Hof=Apothecker Hrn. Ziervo=
gel / alle darin vorhandene Raritäten / und
andere kostbare Sachen / und Kunst=Stücke /
wormit diese Apothecke jederzeit wohl ver=
sehen ist / vorgezeiget worden: über
wel=
ches alles Jhre Majestät sich vergnügt
er=
wiesen / und die Bediente in der Apothecke
mit einigen Ducaten allergnädigst
beschen=
ket haben.
Den 15den und 16den dieses hat die
En=
gelländische Nation hieselbst ihres Königs
Crönungs=Fest / mit Tractiren und
Beleuch=
tigung ihrer Häuser / ꝛc. celebriret: inson=
derheit hat der Groß=Britannische
Resident
Hr.
Jakson,
dieserwegen ein grosses Festin
gegeben / und für das gemeine Volk rot=und
weissen Wein rinnen lassen; dergleichen
waren alle hieselbst ligende Eng⟨e⟩lländische
Schife mit allerhand schönen Flaggen
aus=
gezieret / und liessen sich von denenselben /
bey dem Gesundheits=Trinken / die Stücke
tapfer hören.
Wir haben hier diese Nacht einen harten
Sturm aus dem Westen gehabt / welcher
auch noch anhält; und beförchtet man von
vielen dardurch verursachten Schaden zu
hö=
ren. Von
Abo
hat man mit der jüngsten
Post / daß bey Alands H⟨a⟩f noch 40. Fahr=
zeuge mit allerhand Waaren anher
gewid=
met / lägen; von denen aber eines / wegen
widrigen Windes / gestrandet wäre / und erst
ausgebessert werden müste.
Münden aus dem Hannoverischen
25. October.
Am verwichenen Mittwoch den 22.
hujus,
als unsers Königs bestimmten Crönungs=
Tag / wurde folgendes alhier veranstaltet:
um halber 12. Uhr Mittags / liesse hiesiger
Magistrat von dem
Choro - Musico
erstlich:
Heute ist der Tag / den der Herr gemacht
hat / nachhero das
Te Deum Laudamus
unter Trompeten und Paucken Schall und
letztlich Verleyh uns Frieden gnädiglich /
unter Zinken / und Posaunen absingen; als
nun bey Endigung des letztern Gesangs die
Glocke 12. schluge. wurden 10 Canonen auf
dem Burg=Plaz dreymal abgefeuret, wor=
auf der gantze Magistrat / alle Geist=und
Weltliche Bediente / samt allen Ober=und
Unter Officiers / bey dem alhiesigen
Com=
mendanten / Obristen von Sch
〈…〉
n
herr=
lich tractiret / und währendem Gesundheit=
Trin⟨k⟩ens die erwehnte Canonen bis in die
mitter Nacht abgefeuret wurden. Am
Donner=
stag darauf tractirte ebenmässig hiesiger
Magi=
strat auf dem Raht=Hause; welcher zwey
Tage über / unter viele hundert Armen / Brod
austheilen liesse: bey dem Gesundheit
Trin=
kein wurden ebenmässig die Canonen auf dem
Markt abgefeuret / und bey Paucken=und
Trompeten=Schall dieser Tag zurük gelegt /
worbey des Abends von dem Raht=Hause
so wol / als andern vornehmen Burgers=
Häusern / schöne
Illuminationes
zu sehen
waren / darbey die Kaufmanns=Gülte=
Stube sonderlich excelirte / auch jeder
Bur=
ger / auf alle Art die Freude an Tag zu
le=
gen / äusserst beflissen ware.
Londen 28. October.
Verwichenen Freytag begaben sich der
Burger=Meister / und die Edel=Leute der
Stadt Oxford in ihren roten Talaren / wo=
mit sie der Königl. Crönung beygewohnet /
nach dem Pallast
S. James
, dem König
auf=
zuwarten. Seine Majestät empfienge
die=
selben sehr gnädig / und conferirte dem
Burger=Meister / Herrn Johann
Boice,
wie
auch einem derer Edel Leute die Ritter=Wür=
de. Selbigen Tages waren die
Sherifs
dieser
Stadt Londen auch in dem Pallast
S. James
,
um Jhrer Hoheit den Hertzogen von
Cum=
berland / die Cron=Prinzessin / nebst denen
beeden Prinzessinnen
Amalia,
und
Carolina
zu dem Festin des
Lord Majors
einzuladen /
welches dieselbe gnädig anzunehmen
belieb=
ten.
Am Sonn=Abend Morgens um 9. Uhr /
erhube sich Jhre Majestat der König aus
dem Pallast nach der Ebene von Honslow /
und hielte daselbst über die von dem Grafen
de Loraine
, und dem
Lord Trawley
com-
mandirte Regimenter zu Fuß die Musterung.
Hr
Louis Dives
ist weiter Obrist=Leute=
nant bey der
Compagnie
der Leib=
Guarde
,
an statt des verstorbenen Ritters
S. Leonard
Bara.
Hr. Philipp
Roberts, Premier - Major
besagter
Compagnie,
an statt des Hrn.
Louis
Dives;
der
Capitain Ward
, bey dem
Ca -
vallerie
- Regiment des
Lords Cobham, Ad-
jutant
bey mehr=bemeldter
Compagnie,
und
der
Lord
Hinrich
Beauclair,
des Hertzogs
von
S. Albans
Bruder an statt des Hrn.
Ward Capitain
geworden. Der
Capitain
Pit
, so eine
Compagnie
in des Generals
Wade Regiment hat / ist
Gouverneur
der
Jnsul
Barmudas
worden.
Man versichert / daß der Lord Carteret ,
innerhalb 8. Tagen nach seinem
Gouverne-
ment
von Jrrland / und der Graf von
Che-
sterfield
nechstens zu seiner Bottschaft nach
Holland abreisen werde. Morgen wird sich
die Wahl derer Parlaments=Glieder für
die=
se Stadt endigen.
Aus West=Jndien schreibt der
Admiral
Hosier
, daß er mit seinem unterhabenden
Kriegs=Geschwader in dasigen Meeren kaum
länger bleiben könte / die Kriegs=Schife
wurden durch die Länge der Zeit (wie es in
denen Ost=und West=Jndischen Meeren
de=
nen jenigen / welche lange darinnen bleiben
müssen / durchgehends widerfahret) unter
dem Wasser von aussen her durch die
Wür=
me zerfressen / und durchbohret / die Schife
selbsten wurden auf dieser langwierigen
Rei=
se auch auf andere Weise schadhaft / das
Volk / welches nun so lange Zeit zur See
gewest / wurde schwach und erkrankte: bis
auf den 1sten des verwichenen Juli wären
schon 341. Matrosen gestorben / das Volk
seuftzete nacher Haus / und thäte den Dienst
mit solchem Unwillen / daß er der
Admiral
oft grosse Mühe hätte / es unter dem
Com-
mando
zu erhalten / ꝛc.
Harburg 28. October.
An dem 22sten dieses / als dem Crönungs=
Tage beeder Königl. Majestäten von Groß=
Britannien / als unserer allergnädigsten
Herrschaft / hat der Land Drost B. von
Bü=
low ein grosses Festin gegeben und ware
das Schloß auch verschiedene Häuser in der
Stadt / illuminiret / insonderheit sahe man
an dem Post=Hause 5. reitende Postillions /
deren ein jeder ein
Chronostichon
lesen
liesse / wovon nur das letzte melde:
HInC propero, resero: Cor
MaIestatI-
bUs offert
Vrbs HarbVrga sVIs IntegrItate FIDe.
Hannover 28. October.
Den 21sten dieses hat der geheime Raht
von Eltz alhier dieses Zeitliche gesegnet /
und wird von jederman sehr bethauret. Der
Herr von Quernheim hat das Regiment zu
Fuß / so durch den Tod des Generals von
Gouvain
ledig worden / bekommen. Hin=
gegen ist an dessen Stelle der General
Ad=
jutant von Jlten / Obrister von der
Garde
zu Fuß worden. Der General Maior von
Melville
ist von Seiner Königl. Majestät
von Groß=Britannien zum General=Leu=
tenant / und
Gouverneur
zu Harburg / und
der Brigadier von
L⟨ut⟩cius,
zum General=
Major ernennet. Zu Neustadt am
Ruben=
berge / 3. Meilen von hier / ist eine grosse
Feuers=Brunst entstanden / und dardurch /
nebst verschiedenen öffentlichen Gebäuden /
über 130. Häuser in dem Rauch aufgegangen.
Paris 31. October
Die Königin erlustiget sich zu ⟨
Fontaine -
⟩
⟨bleau⟩ öfters mit der Jacht. Die nach
be=
sagtem
Fontainebleau
beruffen gewest⟨e⟩
Com-
mœdianten
haben einen Gegen=Befehl
em=
pfangen. Der Minister des Königs von
Groß Britannien hat hieselbst den 22sten
dieses / viele Freuden=Bezeugungen wegen
der Crönung des Königs seines Herrn sehen
lassen. Es befindet sich alhier eine Person /
welche die Stürme und Ungewitter / sonder=
lich auf der See / lange Zeit vorher zu sagen
weis / welches auch bereits ziemlich
einge=
troffen.
Man hat alhier Nachricht / daß der Abt
von Mongon den 6ten dieses / über
Cata=
lonien zu Madrid angelanget wäre / von
wannen er den 8ten dieses zu
S. Ildephon-
se
eingetroffen / mit Commissionen von
un=
serem Könige / von welchen aber gantz
un=
terschiedlich und unsicher gesprochen wird.
Von Ba
〈…〉
onna wird geschrieben / daß vor
einigen Tagen 4. mit einer reichen Ladung
aus Ost=Jndien kommende Schiffe der
Ostendischen
Compagnie,
⟨in⟩ der Corunna
eingelauffen wären.
Vermög letzteren Briefen von Madrid ist
der Prinz von Asturien welcher einen Fluß
auf dem Aug / und einige Feuchtigkeiten an
dem Halß gehabet / wieder auf der besser
Hand. Jn Spanien wurden die Krieges=
Rüstungen zu der See sehr stark fortgesetzet /
und ware man auf allen See Zimmer Plätzen
mit Erbauung neuer Krieges=Schiffen
ohn=
aufhörlich beschäftiget. Der Admiral
Wa=
ger / welcher mit 5. bis 6. Engelländischen
Krieges=Schiffen verstärket worden / hätte
dem zu Madrit anwesend Holländischen
Bott=
schafter geschrieben / daß er mit seinem
Ge=
schwader auf guter Hut stunde / und genau
beobachtete / ob die Spanier von Cadix
aus eine Krieges Geschwader naher West=
Jndien senden wurden / damit er auf solchen
Fall auch dem Admiralen Hosier / der in
West=Jndien vor Cartagena postiret läge /
von seinem Geschwader mehrere Krieges=
Schiffe zuschicken könte.
Brüssel 31. October.
Den 9. dieses ware am Hofe ein grosses
Festin weil es eben Jährig / daß Jhre
Durchl. die Ertz=Hertzogin in dieser Stadt
angekommen / und nachdeme Jhre Durchl.
die Complimenten desfalls empfangen /
wurde Abends auf dem grossen Schau=Platz
eine Comœdie, und Ball gehalten. Die
Versammlung deren Brabandischen Stände
hat am besagten Tage ein Ende genommen /
nachdeme man ein
Subsidium
von 2. zwan=
tzigsten auf die Städte / und 3. auf das
plat=
te Land / ausser einer Beysteuer von 150000.
Gulden bewilliget. Die Lieferung des
Brods und Futters für die in diesen
Lan=
den befindlichen Kaiserl. Truppen / welche
den 6. dieses dem Herrn
Barette,
als dem
Meistbietenden zugeschlagen worden / wurde
abermal aufgerufen weil man der Durchl.
Ertz=Hertzogin einen neuen Antrag gethan /
ehe Sie obgemeldtes Boht gutgeheissen
hat=
te / so daß der Herr
Renette
, welcher jede
Ration
einen halben Pfenning minder
an=
genommen / als Herr
Barette,
die Lieferung
erhalten.
Den 14. Dito nach=Mittags legete der
Herr van Volden /
Præsident
des grossen
Rahts / in die Hände der Durchl. Ertz=Her=
tzogin die Eides=Pflicht als Staats=Raht
ab. Den 15. hernach als am Namens Tag
Sr. Kaiserl und Catholischen Majestät
älte=
sten Durchl Ertz=Hertzogin / Maria Theresia /
ware Fest bey Hof. Den 22. Dito wurde
bey Hof der Geburts=Tag des Königs in
Portugall / wie auch der Durchleuchtigsten
Ertz Hertzogin
Maria Amalia
Chur=
Fürstin in Bayern in schönster
Galla
gefeyret.
Am Dienstag ware w⟨id⟩erum Fest bey Hof
wegen des Geburts=Tages der verwittibten
Königin von Spanien gebornen Prinzessin
aus dem Hause Pfaltz=Neuburg Base der
Durch. Ertz Hertzogin welche deswegen
von dem Adel die Complimenten empfienge /
Mittags offentlich speisete / und Abends auf
dem grossen
Theatro
die
Opera
representi-
ren sahe.
Dem Herrn Rochemoreau / welcher hier
als ein Staats=Gefangener sich befindet /
ist alle noch gehabte Freiheit benommen /
und er hingegen in Fesseln geleget worden /
wird auch jetzo von 2. Schild=Wachten auf
das genaueste bewachet.
Das Schif unserer Jndianischen
Compa-
gnie
, der Friede genannt / ist den 29 dieses
mit einer reichen Ladung auf der Rheede zu
Ostende angelanget / woselbsten man auch
nechster Tagen die 4. andere / welche den
30.
passato
zu
Corunna
eingelauffen
gewe=
sen / vermuhtet.
Man arbeitet sehr stark und mit allem
Fleiß an dem Canal von
Ostende
nach
Brü=
gen / um selben noch vor dem Ausgang
die=
ses Jahrs in völligen Stande zu haben: die
Commercien
- Cammer zu Brügen / hat die
Unkosten / so sich auf 700. tausend Gulden
belauffen werden / auf sich genommen / je=
doch wird sie sich denselben / mittelst des Last=
Geldes / so sie aus denen über diesen
Canal
bringenden Waaren ziehen solle wieder gut
machen. Besagter
Canal
hat 18. Schuhe in
seiner Triefe / und werden die gröste Schife
zu Brügen einfahren können. Dieses
Werk haben zwey Frantzosen von
Duin=
kirchen übernommen / und werden selbe nach
dem Klafter bezahlet; wann dieser
Canal
gäntzlich wird verfertiget seyn / wird man
auch den von Brügen nach Gent anfangen
auszubutzen / und zu vertieffen.
Die Einzeichnung der Fischerey=
Compa-
gnie
zu Neuport gehet sehr gut von statten /
und man sagt / daß das
Capital
in kurtzem
voll seyn werde. Die Ursachen / so die
Flammänder anführen / warumen sie
berech=
tiget seyn / in der Britannischen See zu
fi=
schen / bestehen in folgenden: 1.) Gründen
sie sich auf den
Tractat
welcher den 24sten
Februar 1495. zwischen dem König von
En=
gelland / Henrich dem VII, und dem
Her=
tzog von Braband / Grafen von Flandern /
Philippo,
gemachet worden / dessen 14der
Ar=
tickel in sich hält / daß die beyden
schliessen=
den Theilen zugehörige Fischer / von welcher
Beschaffenheit sie seyn mögen / überall frey
hinfahren / und ohne einige Hinderung
fi=
schen können / ohne eines Passes / oder See=
Frey=Briefes nöhtig zu haben. 2.) Auf
ei=
nen andern zwischen dem König von
Schott=
land /
Jacobo
, und der Königin von
Hun=
garn /
Gubernantin
deren Niederlanden /
Maria,
im Jahr 1514. zu Binch in
Henne=
gau / geschlossenen
Tractat.
3.) Auf den
ebenfalls zu Binch / den 15den Decemb. 1550.
zwischen Kaiser Carl dem V. , und der
Kö=
nigin
Maria
von Schottland. Sonderlich
gründen sie sich darauf / daß ihnen dieses
alles noch gantz sonderbar durch den König
von Engelland / Carl den II. , bekräftiget
worden / als sich derselbe zur Zeit der
Re=
gierung des Cromwels zu Brüssel
aufgehal=
ten.
Aus der Schweitz 31. Octob.
Vor einigen Tagen ist in dem gar schönen
Dorf Auggen / ohnweit Badenweiler / in
dem Durchlachischen / ein solches Feuer
ent=
standen / daß in kurtzer Zeit über 40. Häuser
verbrand seynd.
Coppenhagen 1. November.
Vorigen Mittwochen ist denen drey
Mör=
dern ihr / von Jhrer Königl. Majestät ap-
probirtes Urtheil publiciret / und seynd sie
darauf gleich in das Stok=Haus gebracht
worden. Sie sollen Kraft diesem alle drey
nach Friedrichsberg gebracht werden / daselbst
bey dem Hause / worinnen die grausame
Mordthat geschehen / mit glüenden Zangen
gezwicket / und davon nach dem Oster=Thor
auf die Gerichts Städte geführet werden=
Der Urheber solle von unten auf lebendig
geräderet / denen andern beeden aber erstlich
die Hände / nachgehends der Kopf mit dem
Beile abgeschlagen werden.
Haag 4. November.
Der Herr Finch / Ausserordentlicher
En=
gelländischer Abgesandter gabe den 22sten
abgewichenen Monats ein herrliches
Festin
wegen der Crönung seines Principalens.
Die hohe Gäste wurden mit einer schönen /
und annehmlichen
Music
empfangen / und
an 3. Tafeln / jede für 18. Personen / unter
Trompeten / und Paucken auf das treflichste
bewirtet / und alles mit einem grossen
Ball
beschlossen.
Der hohe Raht hat einen
Advocaten
von
He⟨u⟩sden / welcher ein falsches Testament
gemacht / aufhenken lassen / und die beeden
falschen Zeugen seynd ausgepeitschet worden.
Es seynd 2. Schiffe auf denen Cüsten
hie=
siger Provintz nemlich bey der Jnsul
Eyer=
land / als eines von Amsterdam nach
S. Va-
lery
, und eines von Hoorn nach
Rouan,
beede in Frankreich gewidmet / gestrandet;
auch das Schif
Neptunus
von
S. ⟨E⟩bes
in
Portugall nach Stokholm gehend / ist ver=
unglücket: ingleichen bey Schelly das Schif
La Lape de Marsella
, von Marsilien in
Frank=
reich nach Amsterdam gewidmet / zu
Grun=
de gegangen: und das Schif der
Samari=
ter von gedachtem Amsterdam nach der
E⟨r⟩=
der gehend / ist auf der Wester=Tems
ver=
unglücket / und nichts davon geborgen oder
gerettet.
Wien 15ten November 1727.
MJttwoch / den 12 November / erlustigten
Sich vor=und nach=Mittag der
Re=
gierende Kaiserl. Hof mit dem sonsten alle
Jahr gewöhnlichen Gäns Schiessen / und
wurde solches mit grossen Vergnügen
ge=
endet.
Vorgestern wurde wieder ein so genannter
Schub von armen Leuten und Müssig=gän=
gern / mit Wägen unter Begleitung einiger
Philippischen Dragoner / von hier nach jedes
deren Heimat befördert.
Donnerstag / den 13. Dito / erhuben Sich
Jhre Kaiserl. Cathol. Majestät / unser
Aller=
gnädigster Herr / nebst Jhrer Durchl. dem
Erb=Printzen von Lothringen / frühe
Mor=
gens nacher Ort jenseit der Donau im March=
Feld / auf eine Schwein=Jagd / und kamen
Abends wieder anhero zuruk. Jhre
Maje=
stät die Regierende Röm. Kaiserin aber
hat=
te nebst Jhrer Durchl. der Ertz=Hertzogin
Maria Magdalena
, bey Jhrer Majestät der
Verwittibten Röm. Kaiserin
Amalia
Wil-
helmina
in Dero Frauen=Closter am
Renn=
weg zu Mittag gespeiset.
Eodem
wurde vor=Mittag in höchst=ge=
dacht Jhrer Majestät der Verwittibten
Kai=
serin Hof=Capelle für die den 14den Sept.
lauffenden Jahrs zu
Bologna
in Jtalien in
GOtt selig entschlaffene Hoch=Adeliche Stern=
Creutz=Ordens=Dame (Tit.) Frau
Argia
Maria
, Gräfin
Fava,
geborne Gräfin
Ghi-
siglieri
, das gewöhnliche Seelen=Amt
ge=
halten.
Freytag / den 14. Dito / hat vor=Mittag
der Allerhöchste Monarch geheimen Raht
gehalten: nach Mittag aber als an dem
vor=Abend des Festes des Heil.
Leopoldi
,
Marggrafens / Lands=Fürsten / und Schutz=
Herrn des Landes Oesterreich / erhuben sich
Allerhöchst gedachte Jhre Kaiserl Cathol.
Majestät unser Allergnädigster Herr / wie
auch Jhre Majestät die Regierende Röm.
Kaiserin / nebst der Durchl. Leopoldinischen
Ertz=Hertzogin
Maria Magdalena
/ mit einer
kleinen bey sich habenden Hof=Statt / na=
cher Closter=Neuburg / wohneten alda der
vor=
Vesper
bey in dem aldasigen Stift
Ord.
Canon. Regul. Lateran. S. Augustini
, und
übernachteten alda.
Wie die aus Tyrol anhero gekommene
be=
richten / wäre alda schon vor länger als 14.
Tagen so viel / und so tieffer Schnee
gefal=
len / daß man durch selbige Grafschaft nicht
ohne grosser Mühe und Beschwerlichkeit
rei=
sen / oder aus Jtalien dortige Wege und
Strassen passiren könne.
NB.
Hiermit wird jedermänniglich erinnert /
und zu wissen gemacht / wie daß den 28sten
dieses Monats Novemb. in des Herrn
Do-
ctoris
Schaden / als gerichtlich=verordne=
ten
Doctor
Andeneggischen
Curatoris
bono-
rum
seinen Wohn=Zimmern in der
Zolleri=
schen Behausung unter denen Tuch=Lauben /
im anderten Stok rukwärts / verschiedene
Pretiosa
meistens in Geschmuck / und Silber
bestehend / zufolge der bey Hochlöbl. Regie=
rung in Sachen geschöpften Veranlassung /
dem
plus offerenti, licitando
werden
ver=
kauffet werden; wer demnach von solchen
etwas zu kauffen willens / kan sich an
ob=
bestimmten Tag / und Stund frühe von 9.
bis 11. Uhr / nach=Mittag von 2. bis 4. Uhr
in ermeldter Wohnung anmelden.
NB.
Auf den 5ten zukünftigen Monats Decembris / wird
bey dem alhiesigen Löbl. Stadt=Raht / ein in der
Stadt unweit des Stuben=Thors / gelegen zum
gol=
den Rädl genannt / neu=wol=erbautes Haus / von
erträglichen Zinns / und guter
Accommodation,
dem
Meist=bietenden
per licitationem
verkauffet werden:
wer solches vorläuffig durch die erfahrne Handwerks=
Leute besichtigen / und käuflich an sich zubringen
ge=
sinnet; kan sich am bemeldten Tag fruhe um 9. Uhr
auf dem Raht=Haus bey denen Rahts=Dienern
anmelden.
NB.
Morgen als Sonntag / den 16den Novemb. 1727.
wird bey Johann Swoboda / Burgerl. Stadt=Koch /
und
Traitent
auf dem Köll=Markt / gegen dem
Mi=
chaeler=Haus über / die herzlich=und kostbare
Olla -
Suppen / wiederum für das erstemal aufgemacht / und
ausgegeben werden; welche herrliche
Olla
-Suppen
Fruhe und Abends in Gesellschaften / wie auch Ball
anstat
Clafée, Thée
, oder
Sciocollata,
kostbar zu
neh=
men: solche wird Frühe und Abends an Fleisch=
und Fast=Tägen zu bekommen seyn / und wird mit
solcher bis Ascher=Mittwoch wiederum continuiret
werden.
NB.
Jn Herrn Paul Straubens Buch=Laden
auf dem Peters=Freythof / dem goldenen
Fässel gegen über / ist zu haben: Allgemei=
nes
Lexicon
aller Künsten / und
Wissen=
schaften / oder Beschreibung aller
Mensch=
lichen Handlungen / Staats=Rechts=Kriegs=
Policey, Haushaltungs=und Gelehrten=Ge=
schäften / Handthierungen / ingleichen
ei=
ner Beschreibung des Reichs der Natur /
samt denen bekannten Gewächsen / deren
Thieren / Steinen / und Ertz / des Meers /
und deren darinnen lebenden Geschöpfen /
samt der Erklärung deren darinnen
vorkom-
menden Kunst=Wörtern / und Redens=Ar=
ten / mit Beysetzung deren Lateinischen
und Frantzösischen Benennungen / mit
Fi=
guren. in 4
to
. Leipzig.
Item,
von Hofmanns Waldau / und
an=
deren Teutschen auserlesenen / und
bisher=
ro ungedrukten Gedichte
Continuatio,
oder 7der Theil. in 8
vo
. Leipzig.
Item, Bruckmanni Francisci
unter=irdi=
sche Schatz=Kammer / aller Königreiche und
Länder / in ausführlicher Beschreibung
al=
ler / mehr als MDC. Berg=Werke / durch
alle vier Welt=Theile / welche von
Entde=
ckung derenselben bis auf gegenwärtige Zeit
gebauet worden / und noch gebauet werden /
in was Stande sie jemals gewesen / und
wie jetzo beschaffen; was für Ertzt / Stei=
ne / und Berg=Arten / aus solchen jemals
gewonnen / und noch zu Tage
ausgeför=
dert werden
fol.
Braunschweig / mit
Ku=
pfern.
NB.
Jm Hueberischen Buch=Laden im Seitzer=Hof
Gäs=
sel / nebst dem
Profess
-Haus
Soc. JEsu
, ist
nunmeh=
ro zu haben; der von Herrn Pfeffel / Kaiserl. Hof=
Kupfer=Stechern in Augspurg / edirten
Scheuchze=
rischen
Physicæ Sacræ Tomus Primus
: welchemnach
die
respectivè
Herren
Prænumeranten ihre
Exempla-
ria
gegen Reichung der Quitung / und 5. fl. (als 2.
fl. 30. kr.
per
Recht des ersten Theils; und 2 fl.
30. kr.
per
neue
Prænumeration
auf den 2ten Theil)
abfordern zu lassen / gebührend erinneret werden.
NB.
Es wird allen
respectivè
Herren Liebhabern zu
wis=
sen gemacht / wie daß der intitulirte von der
Teutsch=
als Welschen
Practic -
Handlende / das anderemal
auf=
gelegte hin=und wieder verbesserte Haupt=Schlüs=
sel / als auch das kurtz=und leichte / die Interessen in
sich begreiffende Tabellen Zeiger=Büchel / beede
ein=
gebundener / so wohl vom Author selbsten im
Zohl=
nerischen Haus unter denen Tuch=Lauben im 5ten
Stok / wie auch wegen mehrerer Bequemlichkeit /
und leichteren Erfragung / bey Herrn Bruckner / Buch=
Führern auf der Brandstatt / um 51. Kreutzer zu
be=
kommen seynd.
Hirschfeld in Hessen 31. October.
NB.
.Es ist der bey dem General=Auerochsischen
Re=
giment Dragoner über 10. Jahr gestandene / und in
solcher Zeit treu=und ehrlichen gedienete Regiments=
Quartier=Meister / Philipp Eberhard
Heinsenber=
ger / gebürtig aus Schierstein am Rhein im
Jtsteini=
schen / ein Mann über 50. Jahr alt / nicht übermässiger
Grösse / hat blaue Augen / spitze Nase / und nicht
einen gar grossen Mund / stark vom Bart / trägt
eine blonde Parocken / und unter dieser hat er
schwartz=
braune ⟨crep⟩igte Haare / und eine Blatte auf dem
Kopf / geschwinde Sprache / nicht zu starker
Glied=
massen / auch nicht die vom Leibe / ist an der
rech=
ten Hand / so wohl zu merken / gehauen / deswegen
es den kleinen Finger nicht biegen / sondern immer
hin steif halten muß / aus dem Staabs=Quartier
Hirschfeld den 30sten September verwichenen
Mo=
tats desertiret / und hat dem Regiment über 3000.
Rthlr. in Gold / Ducaten / und
Louis d'Or
gestohlen /
mitgenommen / und entwendet; er hat seinen Weg
über Erfurt genommen / von dorten aus durch einen
Fuhr=Mann sich / wohin aber / kan man eigentlich
nicht wissen / bringen lassen; wird also alles Orten
hohe Obrigkeit /
Militair -
als
Civil
-Bediente / wo
etwann dieser heuchlerische Bößwicht anzutreffen / /
und sich aufhalten möchte / freundlich ersuchet / sol=
chen fest zu setzen / und sodann die Nachricht
hier=
von an den Herrn Obristen von Löwenstein / als
die=
es Regiments=Commendanten / auf Hirschfeld zu
geben / das Regiment ersetzet alle Unkosten mit Dank /
und dienet in dergleichen / und andern
Begebenhei=
ten hinwiederum jedermann willig.
Lista deren Verstorbenen zu Wien /
in und vor der Stadt.
Den 12. November 1727.
Jn der Stadt.
-
Dem Hrn. Thom. Georg Krebs / B. Handels=Mann /
⟨ s. K. Elis. / im Fernerisch. H. am Graben / alt 1. J. ⟩
An. Mar Lorberin / led. Mensch / im Bildhauerisch.
H. im Tiefen=Graben / alt 48. J.
Vor der Stadt.
-
Dem Hrn. Joh. Christoph Kronowetter Kais. Versatz=
Amt=Pfänder=Verwahrer=Gegenhandlern / s. K.
Frantz / beym wilden Mann zu Matzelsdorf / alt 9. J. -
Jos. N. / Kais. Hof=Mohr / beym golden Engl bey
Maria=Hülf / alt 15. J. -
Dem Jos. Schaur / Schneidern / im=Wimerisch. H.
bey St. Ulrich / alt 40. J. -
Dem Georg 〈…〉
nders / Guardi=Soldaten / s. K. Cath /
beym weissen Stern bey Maria=Hülf / alt 6. J. -
Dem Jgn. S⟨ch⟩naderbek / Schuh=Machern / s. K. Pe=
ter / beyn 3 Bindern im Liechtenthal / alt 5. J. -
Dem Tobias Til / Kutschern / s. K. Georg / beym
gol=
gen Hirschen bey Maria=Hülf / alt 2. J. -
Der Ther. Schwarzin / Wittib / ihr K. Magd. / beym
golden Stern im Liechtenthal / alt 6. Viertl J. -
Dem Leonh. Brandner / Kutschern / s. K. An. / beym
golden Wolfen in der Alster=Gassen / alt 3. und 1.
halb J. -
Dem Barth. Krauß / Tagw. / s. W. Marg. / bey Sonn
und Mond am Thury / alt 50. J. -
Dem Georg Rab / Tagw. / s. K. Matthias / im
Pi=
ckischen H. in der Leopoldstadt / alt 3. J.
Den 13. Novemb.
Jn der Stadt.
-
Joh. Betz / Haus=Meister im Scalvinonisch. H. am
Graben / alt 63. J. -
Der Cath. Grimin / ihr K. Frantz / Wittib / im Kais.
Arsenal / alt 6. Viertl J.
Vor der Stadt.
-
Elias Wolf / B. Müllner / in s. H. an der Wien / alt
54. J. -
Dem Joh. Fakler / Schneidern / s. K. Leop. / in der
Schleif=Müll an der Wien / alt 1. J. -
Dem Adam Hoyer / Fleisch=Hackern / s. K. Mathias /
im Sedlmarisch. H. zu Margrethen / alt 5. und 1.
halb J. -
Dem Mich. Haml / Sessel=Tragern / s. K. Joseph / im
Neupaurisch. Ziegl=Ofen am Alster=Bach / alt 2. J. -
Christoph Gaßner / bey denen
FF. Misericordiæ
, alt
22. J. -
Dem Sebast. ⟨Sur⟩ / Kutschern / s. K. Sophia / bey
der golden Sonn am Neubau / alt 1. J. -
Dem Egydi Schwab / Wachtern / s. K. Christian /
im Oehlerisch. H. alda / alt 1. J. -
Dem Mart. Hofstöter / Tragern / s. K. Georg / beym
grün Thor zu Matzelsdorf / alt 3. J. -
Dem Ant. Rabl / Tagw. / s. K. Anton / im
Schnür=
macherischen H. am Hungel=Brunn / alt 4. J.
Relation,
oder Beschreibung der
feyerlichen Crönung beeder Gros=
Brittannischen Majestäten
GEORGII II.
, und
CAROLINÆ.
MJttwoch / den 22. Octob. dieses
lauffen=
den Jahres 1727. bey anbrechendem
Tage verfügeten sich die 3. Regimenter der
Engelländischen / und Schottländischen
Wach=
ten / desgleichen ein
Detachement
der Leib=
Wacht / und deren Granadierern zu Pferde /
auf ihre Sammel Plätze / und von dannen
mar=
schirten jede auf ihre angezeigte Posten.
Gegen 8. Uhr begaben sich die
Pairs,
und
Pairinen des Reichs / wie auch alle andere
Personen / so denen Ceremonien beywohnen
musten / auf den Pallast von Westmünster /
und alda in verschiedene Gemächer / alwo sie
von denen Herolden / und Wappen=Königen
in die Ordnung gestellet wurden.
Gegen 9. Uhr kamen gleichfals der König /
die Königin / und die 3. ältere Printzessinnen.
Gegen 11. Uhr erfolgte darauf der Marsch /
oder Zug / welcher auf gelegten beederseits
mit Geländern versehenen Brettern von der
grossen Porten des Westmünster=Saals / bis
in die gegen Abend ligende Pforte der Abtey
in jüngsthin gemeldter Ordnung gienge.
Wehrenden Weges / und nachdeme beede
Majestäten in die Kirche eingetretten / sunge
der Chor von Westmünster verschiedene Anti-
phonen / welche von unterschiedlichen
Sprü=
chen aus der Heil. Schrift ausgezogen / und
auf diese Feyerlichkeit gerichtet waren.
Jhre Majestäten setzeten sich nach diesen
auf zwey auf einem nahe an dem Altar
et=
was erhobenen Ort stehende Arm=Sessel.
Der Ertz=Bischof von Cantorbery näherte sich
dem König / so von seinem Sitz aufstunde /
und sagte zu 4. malen von denen 4. Seiten
der Bühne / sich gegen dem Volk ke⟨h⟩rend:
Meine Herren /
SEhet hier den König Georg den
recht=
mässigen Erben der Cron / welchen
ich euch vorstelle: Jhr die ihr gekommen
seynd / um ihme den Huldigungs=Eid / eu=
re Diensten / und Gehorsam abzulegen /
wollet ihr dieses thun:
Das Volk erzeigte jedesmal darauf seine
Freude / und Bewilligung mit häuffigen
Zu=
schreyen: Es lebe der König Georg! und
man sunge hierauf eine andere
Antiphon,
da
unterdessen der König / und die Königin das
erste Opfer in die Hände des Ertz=Bischofses
ablegeten.
Und nachdeme dieser Prælat ein kurzes
Ge=
bett verrichtet hatte / lassen die andere zwey
assistirende Bischöffe die Litaney / und dann
jener wiederum zwey andere Gebetter. Hier=
auf fienge ein dritter
assistirender Bischof eine
Rede an / zu welcher er seinen Text / aus dem
anderten Buch deren Königen 5ten
Cap. Vers.
8. genommen.
Nach ge=endigter dieser Rede empfienge der
Ertz=Bischof von dem König den
gewöhnli=
chen Eid / welcher in Fragen / und
Antwort=
ten bestunde / nemlich: daß seine Majestät
verspricht die Gesätze / und Gebräuche zu
beobachten / die der Geistlichkeit / und dem
Volk / von dem König
S. Eduard
ertheilte
Privilegien zu erhalten / und ihnen die
Gerechtigkeit mit aller Vorsichtig=/ und
Aufrichtigkeit zukommen lassen werde / ꝛc.
Der Chor / und die
Music
sange hierauf die
dritte / und vierte
Antiphon,
und der Ertz=
Bischof salbete unterdessen nebst dem Dechant
von Westmünster / welcher die Ampel mit dem
geweichten Oel hielte / den König an 5. Or=
ten des Leibes / nemlich in denen beeden
Hän=
den auf der Brust / auf beeden Schultern / auf
dem Bug des Ele=Bogens / und auf der
Schei=
tel des Haupts.
Nach diesem sange der Chor die fünfte
An-
tiphon
, und der Dechant von Westmünster /
welcher die Kleider / und alles anderes Geräth
zu dieser Crönung in Verwahrung hat / legte
dem König den Rok ohne Ermeln von feiner
Leinwat / und die übrige Kleidungen / nebst
denen Stiffeleten / woran goldene Sporn /
und den Königl. Mantel an.
Hierauf gabe der Ertz=Bischof dem König
den Degen / welchen er vorhero geweihet / und
letztlichen setzet er ihme die Cron des Heiligen
Eduardi
auf dem Kopf. Auf welches die
Trom=
peten / Paucken / und Trommeln sich tapfer
hö=
ren liessen / denen mit einer dreyfachen
Salve
aus dem groben Geschütze von dem
Parc
von
S.
James
, und von dem
Tour
geantwortet wurde.
Unterdessen daß darauf von dem Chor die
sechste
Antiphon
abgesungen wurde / setzten alle
Pairs
ihre Cronen / so sie bis hieher in denen
Händen getragen / auf das Haupt / desglei=
chen die Obristen Walters / und Lambert / wel=
che die Hertzogen von Aquitanien / und von
der
Normandie
vorstelleten / mit ihren Hauben
thaten.
Alsdann verrichtete der Ertz=Bischof die Ce-
remonien der Belehnung des Reichs / mit
Uberreichung des Scepters / und des Rings
an Seine Majestät / welche darauf das
ander=
te Opfer dem Ertz=Bischof ablegte / und von
demselben den Segen empfienge. Der Chor
sange darauf das
Te DEUM
, &c.
Nach dessen Ende haben der Ertz=Bischof /
die Bischöffe / und die
Pairs,
den König auf einen
alda aufgerichteten Throne / welche
nachge=
hends Jhrer Majestät die Huldigung
ableg=
ten / und einen Kuß auf die linke Wange gaben.
Wehrend dieser
Ceremonie
warffe der
Kö=
nigl. Haus=Schatz=Meister goldene / und
silberne Medalien unter das Volk; und die
Konigl. Capel=
Music
sange samt dem Chor
von Westmünster die achte
Antiphon.
Hierauf erfolgete die Salbung / die Crönung /
und die Erhebung auf dem Throne mit der
Königin / bey welcher fast alle dieselbe Cere-
monien / wie bey dem König / ausser / daß
sie nur allein auf der Brust gesalbet wurde /
beobachtet worden.
Der König / und Königin giengen nach
die=
sem in die Capelle von
S. Eduard
; und
nach=
deme sie ihre vorige Kleider wieder angeleget /
verfügten sie sich in selber Ordnung / wie sie
in die Kirche gekommen / doch daß beede
Ma=
jestäten / wie auch die
Pairs,
und Pairinen
ihre Cronen / die Bischöffe aber ihre
gewöhnli=
che Hauben auf dem Kopf hatten / wiederum
zuruk nach den Saal von Westmünster.
Wehrender Zeit / daß besagte Ceremonien
in der Kirche daureten / richteten die Königl.
Haus=Officier im ermeldeten Saal 7. Taffeln /
welche alle mit denen ausserlesensten Speisen
besetzet wurden; und nachdeme die
Procession
alda angelanget / nahmen beede Majestäten
samt der Königl.
Familie
ihren Sitz an der
ersten / bey denen anderen nahmen die
Pairs,
Pairinen / Prælaten / Richter / die Königl.
Hof=Officiers / die Wappen=Könige / ꝛc. jeder
seinen Platz.
Bevor daß zum anderten mal aufgetragen
wurde / kame der Königl. Kampf=Fechter von
Fuß auf geharmischet auf einem Kampf=Pferd
in Begleitung auf einer Seiten des Gros=Mar=
schalles / auf der anderen des Gros=Contestabels /
welche gleichfals zu Pferd sassen / in den Saal
geritten; ein Herold lase gleich darauf das
Car-
tel
, oder Ausforderung folgenden Jnhalts:
So jemand die Kekheit haben solte zu laug=
nen daß
Georgius II.
König von Gros=Brit=
tannien / Frankreich / Schottland / und
Jrr=
land nicht ein Sohn / und der nächste Erbe
Georgii I
. folglich kein rechtmässiger
Nach=
folger der Crone besagter Königreichen seye /
so sehe er alhier den Kampf=Fechter / wel=
cher ihn sothaner Lügen zu bestraffen / und
sich mit ihme in einem geschlossenen Kampf=
Platz zu schlagen / bereitet ist / ꝛc.
Hierauf warffe der Kampf=Fechter einen seiner
Hand=Schuhen auf die Erde / und dieweilen kein
Mensch da ware so sich selben aufzuheben getrauete /
thate solches der Herold / und gabe ihme selben
zu=
ruk: worauf der König aus einem goldenen
Be=
cher zur Gesundheit des Kämpfers trunke / und den
Becher ihme zum Geschanknuß verehrete / der
Fech=
ter aber mit demselben sich nachgehends hinweg begabe.
Nach vollendeter dieser
Ceremonie
thaten die
Herolden / und Wappen=Könige / die
Proclamatio-
nen des Königl. Tituls in Lateinischer / Frantzösischer /
und Engelländischer Sprache
Nachgehends truge man zum anderten mal auf /
und nach sehr prächtiger Mahlzeit schlosse sich dieses
Festin gegen 8. Uhr des Abends.
Ubrigens ist nebst ob=erzehlten annoch anzumerken /
daß der Marsch der
Procession
aus dem Westmünster
Saal / bis in die Abtey mehr als anderthalb Stunden
gedauret habe / weilen die Zahl deren mit=Gehenden
weit grösser als jemals bey vorigen Crönungen gewesen.
Der Weg ware mit Brettern beleget / beederseits
mit Geländern versehen / und mit blauen Tuch
über=
zogen / wie auch mit verschiedenen wol=riechenden
Kräutern / und Blumen bestreuet gewesen / zu welchen
Ende die Hof=Kräutlerin mit ihren Mägden / welche wie
Gärtnerinen gekleidet waren / und in denen Händen
Körbe voll Blumen trugen / zum Anfang der
Proces-
sion
gienge / und den Weg (wie schon gemeldet) mit
Blumen bestreuete.
Daß die auswärtigen Ministern ihren Ort zum
zuse=
hen sowol in dem Saal / als in der Kirche auf einem
gleich einem Chor erhobenen Orte hatten / und in allen
Strassen / durch welche die
Procession
gienge / waren
beederseits Bänke Staffel=weise aufgerichtet / und mit
einer unbeschreiblichen Menge Standes=Personen
be=
setzet / welches dann wegen unterschiedlichen Farben
de=
ren Kleidern sehr wol in das Aug fiele / und ein sehr
herrliches Ansehen verursachete.
Daß diesem Festin nicht eine geringe Pracht durch
die herrliche Beleuchtung des Westmünster Saals / in
welchen man nicht allein eine ungemeine Menge
unter=
schiedlicher schönen Leuchtern mit feinen Wachs=Ker=
tzen antraffe / sondern noch über dieses ein Mittel
er=
funden hatte / die darin befindliche 2000. Lichter auf
einmal anzuzünden / beygefüget wurde.
Man glaubet daß diese Feyerlichkeit über 150000.
Pfund Sterlings der Regierung gekostet habe. Das
Volk hat hierüber ausserordentlicher massen sich
Freuden=
voll / und vergnüget erzeiget / indeme Abends in allen
Gässen sehr grosse
Illuminationes
, Feuer=Werke / und
an=
dere Proben einer algemeinen Frölichkeit zu sehen waren.