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Wienerisches DIARIUM

Nr. 91, 12. November 1727

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[1]

Peking in China 1. Sept. 1726.

DJe Patres Missionarien in diesem Reiche
seynd / derer ihnen aufgestossenen Ver=
folgungen
und Ungelegenheiten ohn=
geachtet
/ in ihrem Amte bishero nicht ohne
Frucht ge⟨wesen⟩. Die Anzahl derer Personen /
so diesesJahr/ in dem Jesuiter=Collegio com-
munici
ret
haben / belauffet sich auf 3360 / derer
bis Ausgang des August=Monats getauften
Kinderen seynd 2712 / und derer bejahrten Per=
sonen
61 / so wol Männer als Frauen / die=
jenigen
ungerechnet / welche in anderen Kir=
chen
allhier getauffet worden. Jn der Kirche
zu Xunchiang haben 4270. Frauen gebeichtet /
ohne die Männer / 780. seynd getauffet / und
an 141 Personen ist die Firmung geschehen.
Jn der Provintz Chechiang / auf denen Grentzen
von Nanking / haben 5400. Personen gebeichtet
und communiciret / und 768. seynd getauffet
worden; Unter diesen letzteren ware ein Kind
von zwölf Jahren / welches / ohnangesehen der
Tiranney / so ihme sein Vatter / um daß es ein
Christ werden wolte / anthatte / dennoch bey
seinem En⟨t⟩schluß dergestalten verharrete / daß
auch endlich der ergrimmete Heidische Vatter
selbst durch die über=führenden Reden seines
Sohns bewogen ward / den Christlichen Glau=
ben
anzunehmen / und sich / nebst seinem Kinde
tauffen zu lassen.

Nachdeme der Pater Joan Maurao aus sei=
nem
Exilio , mit 9. Ketten gebunden / nach Hofe
gebracht worden / so wurde derselbe allda vor ei=
nem
Gericht examiniret / zweymal auf die Pein=
Bank geleget / und unschuldig zum Tode ver=
urtheilet
; wiewol nun dieses Urtheil von einem
darzu verordneten Richter ausgesprochen wur=
de
/ so hat der König solches doch nicht confir-
mi
ret
/ sondern befohlen / daß gedachter Pater
nach dem Ort / von wannen er gekommen / zu=

ruk gesandt / und ihm 8. von denen 9. Ketten
abgenommen werden solten. Es ware aber
dieser gnädige Befehl kaum ergangen / so star=
be
der gute Pater als ein Martyrer.

Constantinopel 28. Augusti.

Es seynd zwar seit einigen Tagen ver=
schiedene
Divans gehalten / von dem darinn
verhandelten aber nichts bekannt gemachet
worden; dahero dann das Volk murret /
und zum Aufstande geneiget ist. Ein aus
Persien angekommener Expresser hat die Zei=
tung
mitgebracht / daß die Ausreissung un=
ter
denen Türkischen Truppen sehr groß
wäre / und dieselbe sich Hauffen=weise nach
des Esrefs Lager begäben. Man sagt: daß
der Groß=Sultan / im Fall der Esref die
ihme / durch den Muffti, thuende letztere Vor=
schläge
nicht annehmen würde / wol selbst
nach Persien gehen möchte / um diesen Re=
bellen
zum Gehorsam zu bringen. Jndessen
siehet man hier einen Brief / welchen der
Sultan Esref an den Groß=Sultan geschrie=
den
haben solle / lautend / wie folget:

Sehr grosser und mächtigen Kaiser!

EJn wahrhafter Nachkömmling des Ma-
homets
, gleichwie der jenige ist / wel=
cher
an Ew. Hoheit schreibet / kan in dem
Kriege / den er führet / keine Gedanken
haben / einige Eroberungen über seine Brü=
der
zu machen: seine gantze Absicht ist / die
Religion derer Musel=Männer / oder Recht=
Gläubigen auf den alten Fuß wieder herzu=
stellen
/ und ihr den Glantz wieder zu geben /
den die recht=gläubige Religion, durch die
beständigen Neuerungen derer Ottomanni=
schen
Gesetz=Lehrer / verloren hat. Ew.
Hoheit dörften versichert seyn / daß ich keine
andere Absicht habe / als das Wohlseyn un=
sers
Glaubens / und die Aufrichtigkeit mei=



[2]

ner Meinungen / können Ew. Hoheit unter
andern auch aus der Nicht=Verfolgung mei=
ner
Siege wider sie erkennen. Sie wissen
wohl / daß ich Hamadan und einige an=
dere
Oerter hätte wieder wegnehmen kön=
nen
/ ich habe es aber nicht thun wollen /
bloß aus Erwegung für Völker / die mit
mir einen Glauben bekennen; und ich ha=
be
meine Waffen allein zu einer Beschü=
tzung
gebrauchet / an statt / daß ich mich
dererselben / zur Beleidigung derer / die
mich anfielen hätte bedienen können. Die=
ses
ist / was ich Ew. Hoheit habe wollen
kund thun / ihnen zugleich erklären / daß /
daferne mehr Blut von denen Musul=Män=
nern
möchte vergossen werden / Ew. Ho=
heit
sich solches selbst danken müssen.

Madrid 14. October.

Sowol der Abt von Mongon / als der
Graf von Rohtenburg / haben zu Ende der
vorigen Woche bey dem König zu S. Ildefon-
se
besondere Audientz gehabt / und der Erste
schicket an dem Samstag Abends / nachdeme
er mit dem Marquis de la Paz eine lange
Unterredung gehabet / einen ausserordentlicher
Courier nach dem Frantzösischen Hofe ab.
Der Printz von Asturien ist von einem ge=
habten
starken Fluß in denen Augen voll=
kommen
hergestellet. Der König hat den
Orden des goldenen Vlieses dem Feld=
Marschallen / Herrn Evoli / einem Neapoli=
taner
/ gegeben. So haben auch Se Ca=
tholische
Majestät nunmehro dero ausseror=
dentlichen
Bottschafter an dem Kaiserl. Hofe /
Herrn Hertzogen von Bournonville / offent=
lich
zu dero Ersten Bevollmächtigten auf
dem Friedens=Congreß zu Cammerich decla-
riret
; und den Printzen von Craon / zu einem
Grand von Spanien des Ersten Rangs / nicht
nur für ihn / sondern auch seine Nachkömm=
linge
/ gemachet. Sie haben auch verschiede=
ne
Corregidor -Stellen vergeben; und Don
Antonio Alvarez de Bohorques noch für 3.
Jahre in seinem Gouvernement von Cadix
bestättiget.

Seine Majestät vergaben kürtzlich ver=
schiedene
Commenthur -Stellen / als in dem
Militarischen Orden von St. Jacob / die
von Bienvenida dem Brigadier Don Joseph
de Cordoua und Alagon; die von Beas dem
Brigadier Don Lucas Patiño ; die von Ca-
stroverde
dem Obrist=Wacht=Meister Don

Juan de Castro ; die von Puebla de San-
che
Perez dem Capitain Don Joseph de Ca-
stro
; die von ⟨F⟩radel dem Capitain Don
Frantz de Alcedor . Jn dem Orden von Ca-
latrava
die Commenthur von Bei, und
Castel de Castelli dem Feld=Marschall Don
Hieronymo de Solis und Gante; die von
Mestanza dem Brigadier Don Joseph Vin-
cent
Fuenbuena ; die von Gaudalerza dem
Don Michael Riggio See Admiralen deren
Kriegs=Schiffen; die von Ximena dem
Obrist Leutenant Don Alvaro Carillo . Jn
dem Orden von Alcantara die Stelle von
Portugalesa dem Obristen Don Frantz Gri-
maldi
. Jn dem Orden von Montesa die
von Perpuchent dem Feld=Marschall Mar-
ches
von Porto - Blanco die von Honda
dem Brigadier Don Eustachio de la Vieuf-
ville
; die von Borriana dem Obrist=Leute=
nant
Don Joachim von Monserrat. Der
König hat auch die Intendenten Stelle des
Königreichs / und deren Truppen von Va-
lenz
dem Don Frantz Salvador de Pineda ,
und die von der Jnsul Majorica dem Don
Anton de Horbegoso und Landaeta ertheilet.

Neapel 21. October.

Man ist alhier mit Verbesserung deren
durch jüngstgemeldetes Ungewitter beschä=
digten
Oertern sehr beschäftiget / und arbei=
ten
schon seit einigen Tagen 600. Galeot=
ten
an Wegführung der Erden / mit welcher
alle niedrige Oerter dieser Stadt durch die
Uberschwemmung des Wassers gefüllet wor=
den
/ und ist es unmöglich zu beschreiben /
was für eine grausame Menge es überall
gelassen.

Freitag / und Samstag Abends sahe man
in der Gegend von S. Lucia einen grossen
feurigen Balken in der Luft / und wurde de=
rowegen
Sonntags darauf eine Procession
in die Carmeliter=Kirchen zu dem aldasigen
wunderthätigen Heil. Creutz / welches man
selbigen Tages abdekte / um die Befreyung
einer durch dieses Zeichen vielleicht von Gott
androhenden Straffe angestellet; und man
sahe in der Wahrheit denselben Abend / wie
auch die folgende nichts mehr / welches alle
Jnwohner sehr erfreuete.

Ein Printz aus Sachsen / welcher alhier
eine Compagnie Granadierer aufrichtet / hat
dieser Tagen alhier den Catholischen Glau=

[3]

ben angenommen / und seine Glaubens=Be=
kanntnuß
in denen Händen Jhrer Eminentz
des hiesigen Ertz=Bischoffen / und Jhrer E=
minentz
unsers Herrn Vice -Königs in dem
Königl. Closter von St. Ludwig abgeleget.

Mittwoch / den 1sten dieses / als an dem glor=
reichen
Geburts=Tage Jhrer Kaiserl. Ma=
jestät
vergaben Seine Eminentz der alhiesi=
ge
Vice - König folgende Gubernators Stel=
len
: als nemlichen die

  • Von Salerno dem Baron von Abschatz.
  • Von Barletta dem Grafen D. Johann Si-
    ropolo
    .
  • Von Brindisi dem D. Balthasar de Torres.
  • Von Aversa dem D. Apostolo Filomarino .
  • Von Nola dem Marchesen Pisanelli .
  • Von Teramo dem D. Ferdinand Villaro⟨o⟩l.
  • Von Scala , und Ravello dem D. Matheo
    Corregio.
  • Von Aquila dem D. Frantz Mazzacane.
  • Von Lucera dem D. Nicolas Ponze.
  • Von Capri dem D. Januario Pace , bestät=
    tiget
    .
  • Von S. Agatha di Reggio dem D. Thomas
    Torrentores.
  • Von Manfredonia dem D. Philippo Cas-
    siano
    de Silva , bestättiget.
  • Von Matera dem D. Josepho Ponzi .
  • Von Amalfi dem Bisconte von S. Maria.
  • Von Gaeta dem D. Dominico Antonio A-
    vallone
    .
  • Von Chieti dem D Joseph Gataleta.
  • Von Nereto dem D. Joseph Alferi.
  • Von Otranto dem D. Nicolao Gonzalez
    Navarro.
  • Von Lettere dem D. Joseph de Rosa.
  • Von Modugno dem Ignatio Viva.
  • Von Monopoli dem D. Nicolas Maria
    Faberi.
  • Und die von Taranto dem D. Januario
    Pisacane.

Rom 25. October.

Sonntags vor=Mittag liesse Jhre Emi=
nentz
der Cardinal Lercari, Staats= Secre-
tarius
, dem Cardinal Laurentio Altieri mel=
den
/ daß Jhre Päpstl. Heiligkeit auf dero
Reise nach Viterbo, welche nunmehr den
6sten künftigen Monats fest gestellet / in sei=
ner
Abtey von Monterosi so wol in der Hin=
als
in der Zuruk=Reise übernachten wolle.
Eben selben Tage schikte Jhre Heiligkeit ei=
nen
Commissarium nach gedachtes Viterbo ,

um alles zu seiner Ankunft aldorten zuzu=
richten
. Man sagt / Jhre Heiligkeit werden
von dorten noch nacher Bolognien, und
vielleicht auch in andere Städte von Welsch=
land
gehen.

Vor etlichen Tagen bemüheten sich etliche
Cardinäle Jhrer Heiligkeit ermeldte Reise
zu widerrahten / allein Jhre Heiligkeit ant=
wortet
/ daß gleichwie Calixus II . sich nach
Monterasino um alda einen Altar zu weihen
verfüget / also wolte er sich auch nach Vi-
terbo
um alda Jhre Durchl. den Chur Für=
sten
von Cölln zu weihen begeben. Es wer=
den
unterschiedliche Heiligtümer / und Re-
liquien
/ besagte Jhre Durchl. damit zu be=
schenken
/ reichlich eingefasset.

Sonntags vor=Mittag verreisete Jhre
Eminentz der Cardinal Georg Spinola, als
Päpstl. Legatus nacher Bolognien.

Montag bey anbrechendem Tage erhube
sich unversehens ein Ungewitter / welches
an zweyen Orten einschläge / als nemlich in
einem Haus unweit von Campo di Fiori,
und in einer anderen Wohnung des Herr=
tzogs
/ und der Hertzogin von Guadagnolo,
welcher Streich an verschiedenen kunstrei=
chen
Mahlereyen / und Bildern gegen 5000.
Thaler Schaden / ohne dem grossen Schrecken
des Hertzogs / und der Hertzogin / welchen
man gleich darauf zu Ader gelassen / verur=
sachet
.

Selben vor=Mittag liessen Jhre Päpstl.
Heiligkeit nach ge=endigter Einweihung
deren Altären in der Haupt=Kirchen von
S. Joann Lateran einem Marschall Jhrer
Durchl. des Chur Fürstens aus Pfaltz / samt
seiner Gemahlin zum Fuß=Kuß

Mittwoch gienge der Monsignor Farsetti
nach Caprarola , und von dannen wird er
sich nach Viterbo verfügen / um als Ertz=
Bischof mit dem Bischof derselben Stadt /
der Weihung besagter Churfürstl. Durchl.
beyzuwohnen.

Der Monsignor Querini Bischof von Bressa
verrichtet alhier auf Befehl Jhrer Päpstl.
Heiligkeit die Visitation oder Durchsuchung
gewisser Kirchen / und Behausungen deren
Geistlichen.

Mittwochs / verfüget sich der Papst un=
versehens
mit nicht mehr als zwey Bedien=
ten
ohne dem Creutz in das Closter deren


[4]

Ursulinerinnen alwo eben der Cardinal Al-
beroni
die Einkleidung einer Closter Frauen
verrichtete.

Genua 25. October.

Sontags langete ein Maltesisches Kriegs=
Schiffe von 70. / und mehr Stucken / mit
400. Mann / nachdeme es einen Lauf nach
denen Jnsuln zwischen Sardinien / und Cor-
sica
gemachet alhier an / um das aus de=
nen
Comenden erhobene Geld / und eine
sehr herrliche alhier verfertigte Kutsche für
dem Groß Meister des Ordens nach Malta
zu überbringen.

Gegen 11. Uhr / desselben Tages / reisete
Jhre Durchleucht der Chur Fürst aus Cölln
auf zweyen unserigen Galeren von hier na=
cher
Livorno ab: in dem Einsteigen wurde
Seine Durchleucht mit einer Salve so wol
aus denen Stucken / als auch von denen
darauf sich befindenden Soldaten begrüsset.
Die Capitains haben Befehl Sie wehrender
Reise bis nach Livorno auf das herrlichste in
Nahmen der hiesigen Republic zu tractiren;
Jhre Durchleucht seynd wegen deren alhier
empfangenen Ehren sehr vergnüget.

Donnerstages kame der ausserordentliche
an diese Republic abgeschickete Frantzösische
Gesandte Herr Campredon auf einer Felu=
cke
von Marsilien alhier an.

Livorno 24. October.

Dienstags langete Jhre Churfürstl. Durchl.
von Cöln aus Genua alhier an / und nach=
deme
Sie aus denen zweyen Genuesischen
Galeren / mit welchen Sie bis hieher bedienet
worden / ausgestigen / nahmen Sie dero Ein=
kehr
in dem so genannten Wirts=Haus bey
dem goldenen Creutz / wohin alsobald eine
Wacht geschicket wurde / welche Sie aber ab=
dankete
/ also / daß nur zwey Flintenierer
zur Wacht bey dem Thor geblieben Man
be=ehrte Sie auch mit 55. Tragen von ver=
schiedenen
kostbaren =Waaren. Gestern
fruhe reisete Sie von hier ab nacher Florentz /
um von dannen auf Viterbo, alwo Sie von
Jhrer Heiligkeit / welche sich von Rom da=
hin
begeben wird / geweihet werden sollen /
sich zu verfügen.

Florentz 25. October.

Unser Groß=Hertzog / nachdeme er sich
etliche Tage auf seinem Land=Schloß ge=
nannt
Poggio Imperiale , und in dasigen Ge=

genden aufgehalten / langete Donnerstags
wiederum al⟨hi⟩er in der St⟨a⟩dt an. Selben A=
bend
kamen Jh. Churfürstl. Durchl. von Cöln /
ihre Reise weiter nach Lampeggi fortneh=
mend
/ alhier an: eine M⟨eil⟩e vor dem Thor
genannt S. Nicola kame ihme die hiesige
Prinzeßin / seine Base / entgegen / mit wel=
cher
er seine Reise nacher Lampeggi fort=
setzete
.

Londen 24. October.

Die Ceremonie der Crönung beyder =
nigl
. Majestäten ist vorgestern mit ausserordent=
lichem
Gepränge vorbey gegangen: (wovon
zukünftig eine Relation erfolgen solle) Als
Jhren Majestäten die Cronen auf die Häuptern
gesetzet wurden / giengen die Trompeten / und
auf ein gegeb⟨e⟩nes Zeichen von dem Kirch=Thurn /
wurden alle Stüke von Parc und Tour drey=
mal
gelöset. Der Ertz=Bischof von Canter-
bury
verrichtete die Crönung / und der Bischof
von Oxford thate die Predig aus 2. Chron.
V. v. 8. Ohngefehr ein Viertel nach 4. Uhr /
gienge die Procession wieder aus der Abtey
nach Westmünster⟨v⟩all zurük / alwo sie um 5. Uhr
anlangte / und woselbsten für sie ein herrliches
Festin zubereitet ware. Jhre Majestäten / und
die Prinzessinen sp⟨e⟩iseten an einer Tafel / die auf
einem Staffel erhoben stunde; die Lords, La-
dys
. die ausheimische Ministers, und Officiers
aber / die der Crönung beygewohnt / sassen an
verschiedenen Tafeln / worauf man die herrlich=
sten
Speisen, Confitur, Früchten / ꝛc antraffe.
Während daß der König an der Tafel sasse /
kam der Kampf=Fechter zu Pferd in den Saal
und avancirte dicht bey Sr. Majestät und
als er einen Handschuhe zur Erden geworffen
hatte / riefe er dreymal und forderte alle und
einen jeden aus / so Prætension an die Cron
Sr. Majestät machen wolten. Hierauf trunke
der König aus einem güldenen Kelch auf seine
Gesundheit / und überreichte ihme denselben /
und da der Kampf=Fechter auf Sr. Majestät
Gesundheit getrunken hatte / steckete er den Kelch
in seinen Sak und begabe sich hinweg. Wie
die Mahlzeit ge=endiget und alle Sachen ver=
richtet
waren verfügten sich Jhre Majestäten
Abends um 8. Uhr in den Pallast von S. Ja-
mes
zurük. Der Abend wurde mit Anzün=
dung
Feuer=Werken und Illuminationen und
mit allgemeinen Freudens Bezeugungen durch
die gantze Stadt und Vorstädten durchgebracht.

[5]

Der Printz Wilhelm gienge nicht mit der Proces-
sion
, desgleichen die jungen zwey Prinzessinen /
sondern sie verblieben in dem Saal von West=
münster
. Der verwittibten Prinzessin von
Malborough / welche mit der Procession bis
in die Kirche gienge / wurde allda so übel daß
man sie nacher Haus tragen müste. Denselben
Tage ertheilte den König in dem Saal von
Westmünster denen Obristen Walter, und
Lambert, deren einer den Hertzog von Aquita-
ni
en
/ der andere den Hertzog von der Nor-
mandie
vorstellete / die ritterlich Würde. Des=
gleichen
auch dem Wilhelm Wynne Fendri=
chen
der Compagnie deren pensionirten Edel=
Leuten / und dem Wilhelm Taylor einem die=
ser
Edel=Leuten.

Eben an selbigen Tag Vor=Mittag wurde
ein Schuhmacher / genannt Robert Strange
von dem Herrn Thomas Sanderson einem
jungen Edel=Mann des Tempels / erstochen;
gedachter Edel=Mann wurde / indeme er mit
einer Dame nach der Königl. Crönung gienge /
von ermeldeten Schuhmacher beschimpfet / dem
er dann einen Degen=Stoß durch und durch
den Leib versetzte / worauf jener todt geblieben /
der Thäter aber in die Gefängnuß von New-
gate
gesetzet worden.

Der Graf von Peterborough ist zum Gene=
ral
des See=Volkes mit 3000. Pfund Ster=
ling
Besoldung ernennet worden. Man hat in
hiesigen Vorstädten angefangen die für unsere
Kriegs=Schiffe benöhtigte Botts=Knechte zu
werben.

Hildesheim 25. October.

Jhre Bischöfl. Gnaden / der hiesige Weyh=
Bischof Freyherr von Twickel / welcher am
14. dieses durch einmütige Wahl zum Dom=
Probsten hieselbst erwehlet worden / seynd von
Jhrer Chur=Fürstl. Durchl. zu Cölln / unserem
gnädigsten Landes=Herrn / zum Statthalter
und Regierungs= Præsidenten hiesigen Dero
Hoch Stifts und Fürstentums Hildesheim /
gnädigst ernennet worden.

Nieder=Rhein=Strom 26. Octob.

Wie aus dem Clevischen / und anderen be=
nachbarten
Landen gemeldet wird / so re=
gierern
daselbst die hitzigen Fieber und die
rote Ruhr so stark daß dadurch viele Men=
schen
hinweg geraft werden / welches dann
auch verursachet daß die Churfürstliche Re=
gierung
zu Bonn denen Bürgern daselbst

verboten / nach denen jenigen Oertern / wo
dergleichen Krankheiten verspüret werden /
zu reisen. Jndessen schreiben die Aerzte
diese Krankheiten der ungemeinen Hitze und
denen schweren Ausdämpfungen zu / welche
man im verwichenen Sommer fast bestän=
dig
gehabt.

Coppenhagen 28. October.

Den 19ten dieses ist in Jhrer Königl. Ho=
heit
Pallast der jungen Prinzessin Lovisa
Hoheit Geburts=Tag mit vielen Vergnü=
gen
celebriret worden / da alle Vornehmsten
des Hofes ihre Gratulationen abgeleget /
und Abends wurde offentliche Tafel gehal=
ten
. Vorgestern ist Printz Carls hoher Ge=
burts
=Tag zu Wemmeltof im höchsten Ver=
gnügen
begangen worden / und seynd Jhre
Königl. Hoheit von der sämtlichen Königl.
Herrschaft durch Cavaliers solicitiret. Jhre
Königl. Majestät befinden sich täglich einige
Stunden auf dem neuen Schlosse / die Arbeit
um desto mehr zu treiben / wie man dann
auch annoch gantz sicher glaubet / daß die
Königl. Herrschaften / wann am bevorstehen=
den
1. Novemb. die Kirche eingeweihet seyn
wird / selbiges beziehen / und beständig all=
da
verbleiben werden.

Sonst ist die Königl. Veordnung dahin
ergangen / daß an verschiedenen Orten oder
Aemtern über gewisse Sachen eine Commis-
sion
verordnet werden solte / und zwar mit
der Instruction, daß die Commissarien we=
nigstens
in Monat=Zeit alles dem Befehl ge=
mäß
auf das genaueste zu untersuchen / und
so ferner weit an andern Orten besagter
massen zu continuiren / nach gäntzlicher En=
digung
aller den unterthänigsten münd=
lichen
Bericht an Sr. Majestät abzustatten
gehalten seyn solten. Die Ursache zu so=
thaner
præcisen Königl. Befehle hätten in=
sonderheit
die so geraume Zeit her einge=
lauffende
schwere Klagen deren Königl. Unter=
thanen
über verschiedene Unter=Obrigkeitli=
che
Personen verursachet / da sie nicht allein
durch die langweilige Zögerung der Pro-
cess
en
fast all des Jhrigen entblösset / und
zu letzt gar vollends von Haus und Hof ver=
triben
worden wären.

Meiland 29 October.

Jndeme der hiesige Adel sich meistentheils
auf dem Land befindet / gibt es in dieser



[6]

Stadt sehr wenig Merkwürdiges / ausser
daß jüngst hin die Gräfin von Sorcino den
zwöften Sohn zur Welt gebracht / und des=
sentwegen
dasselbe Haus hinfüro von allen
Auflagen / nach hiesigem Gebrauch / frey
seyn wird. Man arbeitet alhier an ver=
schiedenen
reichen und kostbaren Sticke=
reyen
/ Kutschen / und anderen prächtigen
Sachen / zu der Vermählung des Hertzogen
von Parma, welche künftigen Fasching vor
sich gehen solle.

Venedig 1. November.

Freytags verwichener Woche langete ei=
ne
unserige Marciliana von Maina mit gu=
ter
Ladung alhier an; solche ist von dreyen
B⟨a⟩rbarischen Galleotten oder Raub=Schiffen
angefallen worden / allein ein Stuck=Schuß
von unserer Marciliana risse von der grö=
sten
Galeotte den völligen Vorder=Theil
hinweg da dann alsobald gedachte Rauber
die anderen zwey mit derselben Mannschaft
verstärkten / und unsere Marciliana mit
neuem Gewalt angriffen / welche sich aber
so tapfer gewehret / daß sie diese zwey Gal-
leotten
nach einem zwey stündigen Gefecht /
bey welchem 30. derer Barbaren geblieben /
und 9. verwundet worden die Flucht zu neh=
men
genöthiget.

Es seynd schon einige Tage alhier wegen
häuffigen Regen=Wetters keine auswertige
Nachrichten eingeloffen: Mittwochs gegen
3 Uhr des Nachts entstunde alhier ein sehr
starkes Ungewitter mit sehr häuffigem Re=
gen
/ und heftigem Sturm=Winde.

Wien 12ten November 1727.

SAmstag / den 8 November / haben vor=
Mittag Jhre Kaiserl. Cathol. Majestät /
unser Allergnädigster Herr / in dero Aller=
höchsten
Gegenwart geheimen Raht ge=
halten
.

Abgewichene Nacht zwischen 11. und 12.
Uhr lieferte seinen Geist der fromme und
berühmte in diesem Jahr von Rom alhier
angelangte Wol=Ehrwürdige P. Josephus
Antonius von Trevigliano , Capuciner=Or=
dens
und Apostolischer Missionarius, in
dem alhiesigen Closter auf dem Neuen=
Markt / durch einen unverhoften doch sanf=
ten
Tod in die Hände sein Erschaffers /

im 64sten Jahr seines Alters / und im 45sten
seiner Einkleidung in diesen Orden. Auf
welches Hinscheiden Hr. Johann Carl von
Newen / der Röm. Kaiserl Cathol. Maiestät
gecrönten Hof= Poët , folgendes Grab=Mahl
aufgesetzet.

Servo DEI Bono,
Viro optimo, cum bona & mala fortuna
composito,
JOSEPHO ANTONIO, CAPUCINO:
SIc moritur Justus, longinquo munere fessus,
Francisci effigiem deficientis habens.
Officiosa silet Pietas, Facundia, Candor,
Suadaque, nun populo, nunc operata DEO,
Lux aeterna Senem recreat; fors nescia fortis
Explet inexhaustis, simplicibusque bonis.
Non moritur, quisquis bene vixit. Vivere solus
Definit, ignavi cui periere dies.
Palladium tabulis urbi transmisit in aevum,
Missus Apostolica Sede, Vienna, Tibi.
Haec manus, haec facies, haec ara tuebirur omnes,
Dum micat Austriaci pulcra Corona Throni.
Tanta ibi Divinae bonitas & gratia Matris,
Tanta revelantis gloria, tantus honos.

Sonntag / den 9ten Dito / ware vor=
Mittag in der Kaiserl. grossen Hof=Capelle
der gewöhnliche GOttes=Dienst mit Bey=
wohnung
Allerhöchster Herrschaften: und
nach=Mittag wurde in dem Kaiserl. grossen
Theatro bey Hofe zu zweytenmal jüngst=
gemeldete
Opera gehalten.

Montag / den 10den Dito / hielte vor=
Mittag der Allerhöchste Monarch abermalen
geheimen Raht: und nach=Mittag haben
sich beede Regierende Kaiserl. Cathol. Ma=
jestäten
mit dem gewöhnlichen Gefolg in die
Kaiserl. Hof=Kirche zu denen WW. EE.
PP. Augustinern Barfüssern erhoben / und
alda der Procession, und dem Beschluß der
Octav des Aller=SeelenFests auferbäu=
lichst
beygewohnet.

Dienstag / den 11. Dito / als am Fest des
Heil. Bischofs und Martirers Martini, wur=
de
abermalen in der grossen Kaiserlichen
Hof=Capelle der gewöhnliche offentliche
GOttes Dienst gehalten.

Von Semlin in Sclavonien wurde berich=
tet
/ wie d⟨a⟩ß Sonntags den 26sten abge=
wichenen
Monats Octobris, die Standar=
ten
des Löbl Kaiserl. Kürassier=Regiments
des (Tit.) / Herrn Generalen Grafen von


[7]

Offeln / mit grosser Pracht und Feyerlichkeit
in Beyseyn verschiedener Herren Generalen /
und anderen hohen Standes=Personen / ge=
weihet
worden / wobey auch alle so wol
Officier als Gemeine in Küriß / und völliger
Feld=Zuges Ordnung erschienen; anbey ei=
ne
Predig / und Hoch=Amt unter Trompeten=
und Paucken=Schall gehalten worden: nach
vollbrachter Feyerlichkeit hatte obgedachte
Seine Excellenz Herr General von Offeln /
alle anwesende Herren Officiers / und
Standes=Personen auf das herrlichste tracti-
ret
/ unter welchem Tractament sich als stets
die Trompeten / und Paucken hören liessen;
und darauf alles mit einem fast durch die
gantze Nacht gedaureten Ball zu gröstem
Vergnügen aller hohen Gästen beschlossen
wurde.

NB.

Hiermit wird jedermänniglich erinnert /
und zu wissen gemacht / wie daß den 28sten
dieses Monats Novemb. in des Herrn Do-
ctoris
Schaden / als gerichtlich=verordne=
ten
Doctor Andeneggischen Curatoris bono-
rum
seinen Wohn=Zimmern in der Zolleri=
schen
Behausung unter denen Tuch=Lauben /
im anderten Stok rukwärts / verschiedene
Pretiosa meistens in Geschmuck / und Silber
bestehend / zufolge der bey Hochlöbl. Regie=
rung
in Sachen geschöpften Veranlassung /
dem plus offerenti licitando , werden ver=
kauffet
werden; wer demnach von solchen
etwas zu kauffen willens / kan sich an ob=
bestimmten
Tag / und Stund in ermeldter
Wohnung anmelden.

NB.

Den 25 sten dieses fruhe um 9. Uhr / wer=
den
auf einer Hochlöbl. N. Oe. Regierungs=
Verordnung / in dem neu=erbauten Wenig=
hofferischen
Haus am Juden=Platz / in dem
ersten Stok / etlich und viertzig Stuk kost=
barer
jüngsthin aus Jtalien anhero gebrach=
te
Mahlereyen / deren grösten Virtuosen /
als von Titiano, Rafaele d' Urbino, Correg-
gio
, Paolo Veronese, Bassano, &c . dem
Meistbietenden käuflich überlassen werden.

NB.

Jn Herrn Paul Straubens Buch=Laden

auf dem Peters=Freythof / den goldenen
Fässel gegen über / ist zu haben: Allgemei=
nes
Lexicon aller Künsten / und Wissen=
schaften
/ oder Beschreibung aller Mensch=
lichen
Handlungen / Staats=Rechts=Kriegs=
Policey, Haushaltungs=und Gelehrten=Ge=
schäften
/ Handthierungen / imgleichen ei=
ner
Beschreibung des Reichs der Natur /
samt denen bekannten Gewächsen / deren
Thieren / Steinen / und Ertz / des Meers /
und deren darinnen lebenden Geschöpfen /
samt der Erklärung deren darinnen vorkom=
menden
Kunst=Wörtern / und Redens=Ar=
ten
/ mit Beysetzung deren Lateinischen
und Frantzösischen Benennungen / mit Fi=
guren
. in 4 to Leipzig.

Item, von Hoffmanns Waldau / und an=
deren
Teutschen auserlesenen / und bishe=
ro
ungedrukten Gedichten Continuatio,
oder 7der Theil. in 8 vo. Leipzig.

Item, Bruckmanni Francisc⟨i⟩ unter=irdi=
sche
Schatz=Kammer / aller Königreiche und
Länder / in ausführlicher Beschreibung al=
ler
/ mehr als MDC. Berg=Werke / durch
alle vier Welt=Theile / welche von Entde=
ckung
derenselben bis auf gegenwärtige Zeit
gebauet worden / und noch gebauet werden /
in was Stande sie jemals gewesen / und
wie jetzo beschaffen; was für Ertzt / Stei=
ne
/ und Berg=Arten / aus solchen jemals
gewonnen / und noch zu Tage ausgeför=
dert
werden. fol. Braunschweig / mit Ku=
pfern
.

Lista deren Verstorbenen zu Wien /
in und vor der.

Den 7. November 1727.

Jn der Stadt.

  • Dem Matthias Aichhöltzer / Brod=Sitzern / s. W. Urs. /
    im Nessisch. H. am Roten=Thurn / alt 55. J.
  • Dominicus Luchin / Rauch=Fang=Kehrer=Gesell / im
    Doctor -Latzen Hof / alt 60. J.
  • Dem Georg Hien / Guardi=Soldaten / s. W. Magd. /
    auf der Schotten=Pastey / alt 20. J.
  • Christina Pahlerin / im Burger=Spital / alt 77. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Jos. Babl / Schneidern / s. K. Francisca / im
    Gartnerisch. H. ausserm Neubau / alt 7. Viertl J.
  • Dem Christian Kablunger / Tapetzierern / s. K Carl /
    im Spengerisch. H. am Magdalena=Grund / alt 3. J.
  • Dem Abrah. Ehrhard / Tischlern / s. K. Abrah. / beym
    Anna=Berg bey Maria=Hülf / alt 5. J.




[8]
  • Dem Joh. Georg Betz / gewesten Becken / s. W. An. /
    im Spalliermacheris. H. zu Matzelsdorf / alt 42. J.
  • Dem Frantz Ramer / Maurer=Gesellen / s. W. Julia=
    ⟨na⟩
    / beim Emausim Liechtenthal / alt 36. J.
  • Bertha Strecker / im St. Johann Nepom. Spital auf
    der Landstraß / alt 53. J.
  • Dem Georg Walter / Tagw. / s. W. Urs. / im Bräu=
    meisterischen
    H. zu Gundendorf / alt 55. J.
  • Dem Georg Kern / Tagw. / s. K. An. / beym golden
    Bern in der Rossau / alt 4. J.
  • Christoph N. / armer mann / untern Weis=Gärbern /
    alt 70. J.
  • An. Graberin / alt 19. J. Und Sus. Walin / alt 50.
    J / beede im Kranken=H.

Den 8. Novemb.

Jn der Stadt.

  • Joh. Jac. Hochhaumer / gewester Hartschiern=Rott=
    Meister / im ⟨Ma⟩hlerisch. H. in der Himmelport=
    Gassen / alt 63. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Paul Mantl / B. Strumpf=Strickern / s. W. Eva
    Rosina / beyn weissen Adler am Neustift / alt 27. J.
  • Elis. Bal⟨ki⟩n / Wittib / beym schwartzen Mohrn bey
    Maria=Hülf / alt 50. J.
  • Joh. Georg Unterholfer / Lust=Gartner / im Gatter=
    burgischen
    H. in der Leopoldstadt / alt 63. J.
  • Dorothe Koberin / lediges Mensch / beym schwartzen
    Stiefel am Thury / alt 25. J.
  • Dem Georg Grienn / Tagw. / s. K. An. / beyn schwar=
    tzen
    Thor untern Felbern / alt 3. J.
  • Mi 〈…〉 . Frey / Tagw. / bey der golden Kugl in der Jo=
    sephstadt
    / alt 60. J.

Den 9. Novemb.

Jn der Stadt.

  • Der Wohl=Ehrwürdige Pater Josephus Antonius
    von Trivigliano, Ord. Capuc. , und Apostolischer
    Missionarius, im Closter am Neuen=Markt /
    alt 64. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Joh. Bapt. Seiler / B. Cafee=Siedern / s. K.
    Johann / bey der weissen Schwan in der Josephstadt /
    alt 5. J.
  • Gottfr. Pfeiffer / Glas=Schneider / bey der grün
    Säulen bey Maria=Hülf / alt 32. J.
  • Der Eleon. Hergetin / Wittib / ihr T. An. / im Mau=
    rerischen
    H. im Liechtenthal / alt 17. J.
  • Dem Ant. Grundaur / Prätl=Bratern / s. K. An. / im
    Becklisch. H. bey St. Ulrich / alt 2. J.
  • Dem Bened. Neumayr / Maurer=Gesellen / s. K.
    Elis. / im Schmidisch. H. in der Leopoldstadt / alt
    5. Viertl J.
  • Dem Leop. Loidhold / Eisen=Tandlern / s. K. An. /
    im Widmayrisch. H. untern Weiß=Gärbern / alt 1. J.
  • Mich. Woller / Gut⟨sch⟩er / beym schwartzen Adler in
    der Alster=Gassen / alt 36. J.

Den 10. Novemb.

Jn der Stadt.

  • Hr. Joh. Adam Krieglacher / N. Oe. Landschafts=
    Buchhalterey=Verwandter / und Burger / in s. H.
    in der Nagler=Gassen / alt 69. J.

Vor der Stadt.

  • (Tit.) Hr. Leop. Baron de Severin, &c. beym weissen
    Rössel in der Rossau / alt 66. J.
  • Dem Hrn. Joh. Christoph Kronowe⟨t⟩ter Kais. Versatz=
    Amt=Pfänder=Verwahrer=Gegenhandlern / s. K.
    Jgn. / beym wilden Mann zu Matzelsdorf / alt 6. J.
  • Dominc. Kling / Lust=Gartner im Schmerlingisch.
    Garten in der Unger=Gassen / alt 30. J.
  • Dem Matthias Strasser / B. Wirt / s. W. Ther. / in
    s H. bey Maria=Hülf / alt 36. J.
  • Dem Georg Vitz / Tapezierern / s. K. Magd. / im
    Primisch. H. auf der Wendlstatt / alt 3. J.
  • Dem Paul Holtzleitinger / Lackeyen / s. K. Joseph / beym
    golden Bern in der Rossau / alt 5. J.
  • Christina Heidnin / Wittib / im Krapfenbacherisch. H.
    ausser der Rossau / alt 44. J.
  • Dem Matthias Schmid / Guardi=Soldaten / beyn 2.
    Schwerdtern im Liechtenthal / s. 2. K. Rosal. / alt
    2. J. Und Elis. / alt 1. J.
  • Dem Georg Betzeweil / Zimmer=Gesellen / s. K. Ge=
    org
    / beyn 3. Schwalben im Liechtenthal / alt 9. J.
  • Magd. Heckin / Wittib / im Bräumeisterisch. H. aussern
    Klag=Baum / alt 90. J.
  • GeorgMongstl/ alt 55. J. Georg Holzer / alt 36. J.
    und Barb. Trumbäuerin / alt 84. J. alle 3. im
    Kranken=H.

Den 11. Novemb.

Jn der Stadt.

  • Cath. Staffelmayrin / lediges Mensch / im Wagnerisch.
    H. am alten Bauern=Markt / alt 20. J.

Vor der Stadt.

  • Joh. Georg Bisl / B. Oehlern / in s. H. auf der Wie=
    den
    / alt 55. J.
  • Dominic. Hagu / gewester Herrn=Tafel=Decker / im
    Wisendisch. H. in der Leopoldstadt / alt 74. J.
  • Dem Mich. Gartner / Bestand=Wirt / s. K. Barb. /
    beym golden Degen bey St. Ulrich / alt 2. J.
  • Veit Schlanghauffn / Tischler / beyn Bauern am
    Neubau / alt 56. J.
  • Dem Georg Enikl / Maurer=Gesellen / s. T. Sus. /
    beym Ritter St. Georg bey Maria=Hülf / alt 19. J.
  • Dem Niclas Void / Kutschern / s. K. Joseph / beym
    wilden Mann auf der Laimgruben / alt 6. J.
  • Gregori Wagner / Faß=Zieher / in Althanisch. Gar=
    ten
    ausser der Rossau / alt 65. J.
  • Dem Joh. Steinegger / Tagw. / s. K. Matthias / in s.
    H. zu Erdberg / alt2. J.
  • Abrah. Kobler / Tagw. / im Primisch. H. auf der
    Wendlstatt / alt 60. J.
[9]

Auszug eines Schreibens / des
Herrn Basteur von 20sten Augusti 1727.
an dem Herrn Robert Secretario des Engel=
ländischen
Bottschafters an dem Fran=
tzösischen
Hofe.

Mein Herr

WAnn ich nach Paris gehen werde / habe
ich in Willen mir die Ehre zu geben ihn
zu besuchen / um ihme aus denen Zeitungen
zu beweisen / daß das von mir vorgesagte
Ungewitter sich eben zu der Zeit in Welschland
zugetragen / wie ich es ihme in meinem den
ersteren vergangenen Aprils an ihme abgelassen=
nen
Schreiben / welches weil so wol derselbe /
als ich unsere Pettschaften darauf gedrucket /=
wol wird aufbehalten haben / angemerket.

Die Umstände so gemeiniglich Ungewitter
pflegen zu verursachen / scheinen sich alle von
dem 21sten Augusti dieses Jahres an / bis den
20sten April des künftigen Jahres 1728. / um
durch Sturm / und Ungewittere so wol zu
Wasser als zu Land / sonderlich in Jtalien /
grausame Verherrungen / und Schaden aus=
zuüben
/ zu vereinbaren. Man wird sehen
ob euere sonst so unerschrockene Matelots, oder
Bots=Knechte dem Wütten des letzteren wie=
verstehen
werden: ich solte solches zwar nicht
ehender als zwey Tage / wie das erste / wel=
ches
von den 21sten bis 24sten Augusti fallen
wird / vorhero sagen; nichts destoweniger be=
richte
ich seine Excellentz / daß solches zu Fol=
ge
meines unfehlbaren Sistematis von 30sten
Augusti an bis den 3ten September inclusivè
oder an statt dessen wenigstens ein unbeschreib=
licher
Sturm einfallen müsse. Zwey andere
haben wir zu erwarten von 13den September /
bis den 20sten inclusivè ; und von den 21sten
Augusti bis den 22sten November wird es
mehr Sturm als Ungewitter setzen / deren
wenigstens 8. / wofern sie sich nicht in Regen
wie es öfters geschiehet / veränderen / seyn wer=
den
. Die Sturm / welche von heftigen Win=
den
begleidet werden / setze ich unter die Zahl
deren Ungewitteren.

Die Gewalt des ersten wird vermutlich noch
in Welschland ausbrechen; den meisten Theil
deren andern wird man auch in Europa ver=
spühren
/ ich sage vermutlich / und nicht für
eine Wahrheit / indeme man um für gewiß zu

sagen wo / und über was für einem Land sich
solche ausbreiten werden / weit mehrere Beob=
achtungen
machen müste.

Ubrigens wann auch das schwäreste dieses
Ungewitters nur 500. Meilen von Rom aus=
brechen
solte / würden die Gelehrten mich des=
senthalben
gleichwol glükselig schätzen / daß ich
es / in deme die Welt in ihrer Ober=Fläche mit
samt dem Gewässer 9000. und nach der Mei=
nung
des Herrn Fevre 25696000. viereckigte
Meilen in sich begreift / noch so nahe getrof=
fen
habe.

Thales ware der erste so 640. Jahr vor
Christi Geburt die Sonnen=Finsternussen vor=
zusagen
angefangen; wurden nun die jenige
zu seiner Zeit nicht vor unverständig gehalten
worden seyn / die von ihme verlanget hätten /
daß er ihnen auch alle Umstände / und Beson=
derheiten
von denenselben ausführlich erzehlen
solte; gleichwie sie heutiges Tages die Herren
Cassini, und Maraldi, welche Observatio-
nes
, oder Beobachtungen von mehr als 2000.
Jahren haben / beschreiben: sie haben aber auch
nicht geringen Vortheil aus ob=ermeldeten al=
ten
Astronomo geschöpffet: und ich habe kei=
nem
/ den ich mir in diesen Sache vor die
Hand nehmen könte / wol aber vor=urtheilte
von 5000. Jahren zu bekämpfen.

Nichts destoweniger forderet man von mir /
daß ich nicht allein die Zeit / sondern auch das
Ort / den Anfang / das Mittlere / das Ende /
die Gewalt des Windes / die Ausbreitung /
und mehr andere dergleichen Umstände deren
Ungewitteren vorsagen solle; allein diese seynd
Sachen / welche auf ein Haar zu wissen weit
mehr Mühe als die Finsternussen erforderen;
und ist dieses eben so viel / als wann man
haben wolte / daß ich allein die vollkommene
Wissenschaft einer Sachen besitzen solte; zu
dessen Erfahrenheit noch kein Mensch auf der
gantzen Welt gelangen können / auch keiner
gelangen wird / ausser durch meine auf gewisse
Art angestellet Beobachtungen / welche mir /
dem Himmel seye Dank / auch endlich zuge=
troffen
haben / und noch allezeit / so ferne es
GOtt gefällig / zutreffen werden. Wann end=
lichen
auch nicht alle diese von mit vorgesagte
Ungewittere in unserem Hemispherio, son=
deren
nur die wenigste / doch dieselbe zu be=
stimmeter
Zeit sich ereignen solten / glaube



[10]

ich / wird man dannoch daraus schliessen
können / daß disfals meine Regeln / wann
nicht annoch aus völliger Gewisheit / doch
wenigstens aus festen Grund=Sätzen bestehen
müssen folglich auch erkennen / daß es nicht
unmöglich / wie man bis auf heutigen Ta=
ge
geglaubet / eine solche Wissenschaft / wel=
che
ohne Widersprechen die schönste unter allen
Erfahrnussen der Natur kan genennet werden /
zu erfinden / und hervor zu bringen seye.

Auszug eines anderen Schreiben
des Herrn Basteurs an dem Dähni=
nischen
Residenten zu Paris.

Mein Herr /

JCch werde euch durch Lesung deren Zeitun=
gen
/ und durch den Jnhalt meines Schrei=
bens
/ welches ihr mir nach aufgedrukten eu=
rem
Jnsigel zuruk gestellet habet / beweisen /
daß das von mir vorgesagte Ungewitter rich=
tig
zugetroffen / und hoffe ich auch / daß es
mit denen folgenden Vorsagungen / wie auch
denen / die ich euch in meinem den 20sten ver=
wichenen
Monats Augusti an euch abgeschickten
Briefe geschrieben / nicht anderst ergehen werde.

Es ist weislich / mein Herr / daß man sich
von jetzt an bis den 20sten April folgenden Jah=
res
nicht auf das Meer begebe / dieweilen die
Winde sich öfters alle auf einmal auslassen /
und mit solchem Gewalt blasen werden / daß
daraus so wol auf dem einen als dem andern
Hemispherio, meisten Theils aber in Europa /
und denen in ihrer Paralell ligenden Orten ge=
waltige
Ungewittere / und Stürme entstehen
werden. Die meiste Stürme auf dem Meer /
werden sich im December / Januario / und April
ereignen. Die Ungewitter im October / und
November werden nur Vorspiele / und gleich=
sam
Schatten seyn / gegen denen so man in
denen nachfolgenden 3. Monaten wird auszu=
stehen
haben.

Die See=Leute werden mich wegen ihrer
langen Erfahrenheit in dieser Sache weit über=
treffen
/ und vielleicht mit gewisseren Proben
das Widerspiel könen beweisen: sie sollen sol=
ches
dem Publico darlegen / ich werde mich
selbsten ihnen darfür erkanntlich zeigen / und
nicht der letzte seyn / im Fall / daß der Aus=
gang
meine Regeln (welche wegen ihrer Un=
fehlbarkeit
vor Verlangen eines anderen seine
zu sehen mich fast entzünden) nicht bekräftigen
solte / etwas daraus zu lehren / und fol=

glich mich dessen in meinen Unternehmungen /
die denen Potentaten Republiquen / und Ge=
lehrten
einstens viel Nutzen verschaffen werden /
zu bedienen.

Zufolge meiner Regeln mus es von jetzt
an bis den 3ten December noch 8. Ungewit=
tere
geben. Das erste: von 28sten September
bis 1sten October inclusivè. Das anderte:
den 7ten bis 10den. Das dritte den 18den
bis 22sten. Das vierdte: den 25sten bis
27sten. Das fünfte: den 1sten November
bis 5ten. Das sechste: den 10den bis 13den.
Das siebende den 20sten bis 23sten. Und
das achte: von 29sten bis 2ten December.

Etliche Umstände können auch wol um ei=
nige
Täge fehl schlagen / indeme es unmöglich
wegen al=zu Kopf=brechender Arbeit solches
gar zu gewis zu treffen. Jch melde nichts
von denen heftigen Winden welche sich diese
Zeiten hindurch sehr oft werden erheben /
wann sie nicht durch Regen gestillet werden.
Freytag den 26sten September 1727. Eben
heute blasset ein heftiger Wind in Frankreich.

Turin 11. October.

Seine Majestät der König haben verschiede=
nen
Personen folgende Abteyen ertheilet: als

Die Abtey von Lucedia dem Abate di Che-
reny
;

Die von S. Benigno dem Abate d'Alirge;

Die von S. Mauro dem Abate di S. Giorgio;

Die von S. Januario dem Abate Ricardi;

Die von Taloire dem Abate Mellarede;

Die von Kntremont dem Abbate Sain,

Die von Villa S. Costanzo dem Theologo
Costa ;

Die von S. Gun Gundem Curaten di S. Gio-
vanni
- Boggio;

Die von Novalesa dem Abate Badia;

Die von Versolano dem Canonico Coupier;

Die von Seloe dem Abate Philipp Juva-
ra
, einem Sicilianer.

Die von S. Pons dem Abate Lettote Ben-
cini
, einem Malteser;

Die von Bezzo dem Abate Fontana;

Die von Chezeny dem Abate von Chan-
mont
;

Die von S. Sixto dem Abate von Cheveron;

Die von S. Steffano d'Invrea dem Abate
di Lauriano;

Und die von dem grossen Creutz dem Aba-
te
Pasini , einem Paduaner.




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