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Wienerisches DIARIUM

Nr. 74, 14. September 1726

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[1]

Gibraltar 2. Augusti.

EJn See=Rauber von Salè hat ein En=
gelländisches
Kaufmanns Schif da=
hin
gebracht / ohne daß man annoch
wissen könne / unter welchem Vorwand es
weggenommen worden: unser Gubernator
hat es wieder begehren lassen / man beförch=
tet
aber / es möchte schwerlich wieder loß=
gegeben
werden / weil es scheinet / als =
ren
die von Salè gesinnet / den Frieden mit
denen Engelländern zu brechen.

Cadix 6. Augusti.

An den 31. verwichenen Monats segelten
3. Schiffe von dem Holländischen Geschwa=
der
aus dieser Bay, um wiederum gegen die
Meer=Enge kreutzen zu gehen. Unsere zwey
Kriegs=Schiffe / von welchen man gesaget
hat / daß sie nach der Havana bestimmet
seyen / befinden sich noch alhier.

Petersburg 17. Augusti.

Aus Warschau haben wir die Nachricht
erhalten / daß der würkliche Cammer=Herr
Michael von Bestouschef, der als ausseror=
dentlicher
Gesandter von hier nach dem Pohl=
nischen
Hof abgeschiket worden / daselbsten
bereits angelanget seye.

Laut denen letztern aus Reval eingeloffe=
nen
Briefen vom 18. Augusti / hält sich das
Engelländische samt dem Dännischen See=
Geschwader noch an ihrem vorigen Ort /
ohne die geringste Bewegung zu machen /
beständig auf.

Stokholm 21. Augusti.

Es halten sich alhier unterschiedliche Tür=
ken
auf / welche aber ehestens über Dantzig
wiederum nach ihrer Heumat zuruk kehren
werden. Man hat vermerket / daß die Rus=
sisch
=und Hollsteinischen Ministri, sich bey

dem jüngsthin von dem Groß=Britannischen
Gesandten / Herrn Poinz, gegebenen herr=
lichen
Festin nicht miteingefunden haben.

Der hiesige Norder=Malmische Sauer=
Brunnen / hat in diesem Jahr besonders
grosse Kräfte gehabt / massen blinde und
lahme Leute / so denselben gebrauchet / zu
ihrer vorigen Gesundheit gekommen / auch
sonsten allerhand Krankheiten dadurch curi=
ret
worden / wannenhero der Zulauf von
Menschen bey erwehntem Brunnen diesen
Sommer über so groß gewesen / daß das
Wasser kaum hat zureichen wollen.

Stockholm 23. Augusti.

Am verwichenen Mittwoch / als den 14.
dieses / wurde der Geburts=Tag Sr. Hoch=
fürstl
. Durchl. des Herrn Land=Grafen von
Hessen=Cassel / unsers allergnädigsten =
nigs
Herrn Vaters / auf dem Lust=Schlos=
se
Carlsberg hochfeyerlich begangen / und
bey solcher Gelegenheit von allen Ein=und
Ausländischen Herren Ministern die Glük=
wünschungs
=Complimenten bey Jhrer =
nigl
. Majestät abgestattet. Vor etlichen
Tagen ist alhier der Königl. und Reichs=
Raht / Herr Graf von Sparre / mit Tod
abgegangen=

Vorigen Sonntag hielte der Magister
Gröndahl vor einer grossen Menge Volks /
bey dem Sauer=Brunnen auf dem hiesigen
Norder=Malm eine fürtrefliche Predig / um
dem grossen GOtt für die zu der von denen
Brunnen Gästen ge=endigten Cur verliehe=
nen
Gnade / und Segen zu danken; im
künftigen Jahr sollen die Gebäude bey die=
sen
Brunnen grösser gebauet werden / wei=
len
sich / wegen seiner herrlichen Kraft alle
Jahr mehrere Patienten daselbst einfinden.

Zu Deputirten dieser Stad seynd auf dem

[2]

bevorstehenden Reichs=Tag / aus dem Raht
der Burgermeister Böstrom / und die Rahts=
Herren Leyel, Hollendaig , und Troparius,
von der Burgerschaft / und Kaufleuten aber
die Herren Wittmak, Pfeif, Johann, Glas-
son
, und Falk erwehlet worden

Der Kaiserl. Minister / Herr Graf von
Freytag / hat sein Quartier von neuen auf
ein halb Jahr gehäuret / und der Frantzösi=
sche
/ Graf von Brancas - Cerest, wird auch
den Winter über noch hieselbst verbleiben /
um den Schluß des Reichs=Tages hieselbst
abzuwarten.

Mit reisenden Personen hat man hier von
Reval die Nachricht erhalten / daß das En=
gelländische
Geschwader noch eine Zeit lang
ohnweit selbiger Stadt / bey der Jnsul Nar=
gen
ligen bleiben würde / und die Engellän=
der
öfters hinein kämen / Erfrischungen ein=
zukauffen
.

Coppenhagen 24. Augusti.

Alhier ist eine gute Anzahl Engelländi=
schen
Matrosen / welche krank worden / an=
gekommen
/ und in unsere Lazarete gebracht
worden; auch wird man daselbst für ihre
Genesung Sorge tragen: die jenigen aber /
welche nicht völlig krank / seynd auf denen
Jnsuln unter denen Gezelten logiret / da=
mit
selbe frischen Luft schöpfen mögen.

Londen 27. Augusti.

Der Capitain William Gerard , so alhier
unlängst aus Spanien angekommen / berich=
tet
/ daß er vor ungefähr 30. Tagen bey de=
nen
Barlings=Jnsuln / auf der Höhe von
39. Grad / bey dem Admiral von Salee mit
24. Stüken / und noch einem andern kleinen
Raub=Schiffe gewesen / welche 2. Frauen /
und ein Kind an Bord gehabt / die sie aus
einem andern / und wie sie ihm nicht un=
deutlich
zu verstehen gegeben / Engelländi=
sche
Schif / unterm Vorwand / daß es keine
Engelländische Unterthanen waren / genom=
men
; jedoch hätte der Capitain an der Klei=
dung
gedachter Frauen / welche in der Ca-
jute
an dem Fenster gestanden / wahrgenom=
men
/ daß sie Engelländisch waren: dann
Capitain Gerard ware nicht von seinem
Schiffe abgegangen / weil man ihn stark ge=
fraget
/ was er für Passagirs am Bord hätte.
Nun ist vorige Woche auch ein Engelländi=
sches
Schif von Porto hier eingetroffen /

welcher auf der Höhe von 42. Grad gleich=
fals
am Bord des vorbemeldten Admirals
gewesen / und weil sich auf diesem Schiffe
von Porto 3. Portugesische Passagirs mit 500.
Mudos Gold befunden / hätte der Türk die=
se
Leute mit ihrem Geld aus dem Schiffe
weggenommen. Diese Sache nun ist dem
Portugesischen Gesandten vorgetragen wor=
den
/ welcher darauf dem Staats= Secreta= -
rio ein Memorial übergeben: Ein gleiches
ist von einem Freunde geschehen / welcher
das Geld reclamirt; was darauf erfolgen
wird / muß die Zeit lehren.

Die Zeitung von der Schliessung des Al-
lianz
- Tractats , zwischen dem Hofe zu Wien
und dem von Reussen / hat einige Verrin=
gerung
in dem Preise derer öffentlichen Fon-
di
verursachet

Jetzo gleich entstehet das Gerücht auf der
Börse / daß nach Aussage derer Briefe von
Bourdeaux, der Admiral Jennings / die 5.
ausgerüsteten Schiffe zu St - Andero in Bi-
scayen
verbrannt / und folgends die Schif=
Bau=Canter verwüstet habe: weilen aber die
Briefe von Bayonne, von St. Lucar , und
andern näher ligenden Oertern von Biscayen ,
von dieser Zeitung gar keine Meldung thun /
haltet man es für ein erdichtes Wesen.

Braunschweig 29. Augusti.

Gestern / als am 28. dieses / ist der Ge=
burts
=Tag Jhrer Majestät der Regierenden
Kaiserin / auf Befehl unsers Durchl. Her=
tzogens
August Wilhelms in gröster Gala
begangen worden; zu Mittag / während
der Tafel / liessen sich nicht nur die Trom=
peter
/ und Paucker beständig hören / son=
dern
es ward auch bey der Herum=bringung
des Gesundheits=Glases jedesmal eine drey=
fache
Salve aus denen Stuken geschossen;
des Abends sahe man ein deshalben ange=
ordnetes
grosses Feuer=Werk vor dem Thor
brennen / wobey beständig mit solchen Lust=
Feuern gespielet wurde / daß die Luft stäts
darvon angefüllet war: Auf dem Hochfürstl.
Schlosse / auf dem Grauen=Hof / ward fer=
ner
nicht nur eine fürtrefliche Beleuchtung
geschehen / sondern auch die jenigen Gässen
durch welche die Durchl. Herrschaften passir⟨=
ten
/ mit schönen Illuminationen geziere⟨t⟩
worden / wovon verschiedene sehr kostba 〈…〉
musten zu stehen gekommen seyn / gute 〈…〉

[3]

Theils aber bezeugten / wie hertzlich gerne
man Jhrer Allerdurchleuchtigsten Majestät
der Kaiserin einen Männlichen Erben an=
wünschete
.

Londen 30 Augusti.

Der Herr Johann Edges hat seine Reise
nach Turin angetretten / wohin er in Ge=
stalt
eines ausserordentlichen Abgesandtens
Jhrer Majestät gehet. Die Löwin / so in
dem Tour ist / hat vor etlichen Tagen 4.
junge Löwen geworffen / welche alle bey Le=
ben
gebliben seynd, und man lasset sie öf=
fentlich
sehen. Es verlautet daß viele Kauf=
Leute nach Niederland gereiset seyen, um da=
selbst
Güter von der Ostendischen Compagnie
einzukauffen / damit sie dieselbe heimlich in
Engelland einführen.

Das Gerüchte / so sich ausgebreitet ge=
habt
/ daß nemlich des Admiral Jennings
Geschwader 5. Spanische Schiffe in dem
Hafen St. Andero in Biscayen, laut derer
aus Bourdeaux zu Londen erhaltenen Brie=
fe
von dem 19. vergangenen Monats ver=
brannt
habe / ist zu Wasser geworden; man
stellet auch einer andern Zeitung / so gleich=
als
über diese Strasse hergekommen / nicht
mehr Glauben zu / nemlich daß / auf die ab=
schlägliche
Antwort / so der Gubernator von
St. Andero gegeben / daß er besagtes Ge=
schwader
nicht in den dasigen Hafen wolle
einlauffen lassen / dasselbe in dem Hafen von
St. Anton , welcher zwischen St. Andero , und
Bilbao liget / Anker geworffen hätte Gleich=
wol
gibt dieses neue Geschrey zu verschie=
denen
Gedanken Anlaß / und hat so gar den
Preis derer Actionen / und derer öffentli=
chen
Fondi noch mehr fallen machen.

Paris 30. Augusti.

Den 25. dieses wurde der damalen einge=
fallene
St. Ludwigs=Tag alhier feyerlich
begangen: die PP. Carmeliter von dem gros=
sen
Closter hielten ihre gewöhnliche Proces-
sion
nach der Capelle in dem Königl. Pallast
der Thuilleries, und hielten darinnen in Bey=
wohnung
des Stadt= Magistrats die H. Mes=
se
. Die Frantzösische Academie begienge
dieses Fest in der Capelle des PallastLou - ⟩ ⟨vre, worinnen der Bischof von Soisson, ei=
ner
von denen Viertzigen der Frantzösischen
Academie, die H Meß / und der Abt Gui-
chon
die Lob=Rede dieses Heiligen hielte /

und darauf ein Psalmen Musicalisch abge=
sungen
wurde. Dieses Fest begiengen auch
die beyden Academien deren Wissenschaften /
deren Inscriptionen / und schönen Studien /
in der Kirchen deren Priestern von dem Ora-
torio
, worinnen die Lob=Rede des Heiligen
von dem P. Tolouze , einem Dominicaner /
zu deren Zuhörern gröstem Vergnügen / mit
sonderbarer Gelehrt=und Wohlredenheit
ausgesprochen wurde.

Nachdeme der Gubernator des zu Lyon
gelegenen Schlosses Pierre - Encise, worin=
nen
man bekannter massen die Staats=Ge=
fangene
zu verwahren pflegt / von dem Hof
die Erlaubnuß erhalten / daß er eine aus
höhern Befehl schon seit vielen Jahren bey
ihme gefangene sehr reiche Dame heiraten
möchte / so hat er für seine Braut verschie=
dene
Zimmer ausrüsten / und auszieren las=
sen
; und ist dieses der gantze Anlaß des
bishero so stark aber ohngegründete / ergan=
genen
Gerüchts / als ob dieses neue Quar=
tier
für vornehme Gäste / die man von dem
Hof aus dahin schicken wurde / wäre ausge=
rüstet
worden.

Die verwittibte Hertzogin von Orleans ist
nach einer ihr gethaner Ader=lasse / und zu
sich genommener Artzney vollkommen hierge=
stellet
/ und den 24. dieses nacher Versailles
abgereiset / von dar sie sich nacher Bagnolet
erheben wird / um alda mit ihren Prinzessin=
nen
Töchtern wehrender Herbst=Zeit zu ver=
bleiben
.

Der Kriegs= Minister Herr le - Blanc er=
holen
sich allgemach von seinem schweren Zu=
fall
/ dessen Wunden fangen an wieder mit
Fleisch zu überwachsen / und glaubet man
nicht / daß es vonnöhten seyn werde / die=
selbe
offen zu behalten / er hat sich wiede=
rum
barbieren lassen / stehet des nach=Mit=
tags
von dem Beht auf / und bringet die
Zeit in seinem Sessel zu: der König / wel=
cher
für dessen Beybehaltung grosse Sorge
hat / hat ihme verbotten / so bald denen ih=
me
sonsten obligenden arbeitsamen Geschäf=
ten
abzuwarten.

Der König hat in seinem Wild=Bahn al=
len
und jeden Personen / Hohen und Nieder=
ren
/ von was Ansehen und Würde dieselben
immer seyn mögen / die Jagd / und das
Schiessen verbotten / damit insonderheit das

[4]

fast gantz ausgeschossene Wild / und Geflü=
gel
/ sich wiederum erholen möchte.

Die vergangene Woche seynd in der St.
Rochus=Pfarr=Kirchen aus denen dreyen
Capellen die Kirchen Zieraten samt 600. Li-
vres
an Geld / so dasiger Vicarius darinnen
bewahret hatte / gestohlen worden.

Der Cardinal von Bissy ist seit einigen Ta=
gen
unpäßlich / jedoch hoffet man / daß nach
einer ihme gethanen Ader=lasse / dessen Krank=
heit
keine weitere Folge haben werde. Der
junge Hertzog von Chartres ist noch immer
ohnpäßlich; und die Sorge zu seiner Wie=
der
=Genesung dem Herrn Gamar, einem in
Kinder=Krankheiten best=erfahrnen / und
berühmtesten Apotheker / anvertrauet wor=
den
. Der zu Poutoise krank darnieder gele=
gene
Hertzog von Bouillon ist wieder ausser
Gefahr; den 20. dieses seynd seine Herren
Brüder / und die Prinzessin von Montbazon
dessen Schwester / per Posta zu ihme abgerei=
set
.

Der Ritter von Montmorency hat vor
dem höchsten Gericht zu Mechelen / in denen
Oesterreichischen Niederlanden / ein 14. Jahr
lang gewährten Process , worinnen es um
eine Jährliche 11000 Livres ertragende
Herrschaft zu thun ware / gewonnen; und
ist dessen Gegen=Partey condemnirt wor=
den
/ ihme nicht nur die seit 15. Jahren dar=
von
gezogene Nutzen / sondern auch das
nach Proportion Jährlich davon fallende
Interesse zu bezahlen.

Man versichert / daß Msr. Paris du Ver-
nay
ein unter dem vorigen Ministerio in
dem Finanz Wesen stark interessirt gewester
Herr / den 23. dieses in besagter Bastille aus
dem vorherigen Ort seiner Verweisung an=
gelangt
/ kurtz darauf auch Msr. Gerard ,
des Hertzogen von Bourbon Befehls= Secre-
tarius
, dahin gefolget / solches auch durch
den Grafen von Maurepas dem Hertzogen
notificiret worden seye: man thut hinzu /
daß auch der Herr Paris de Montague , des
obigen Herrn Paris Bruder / aus seinem
Verweisungs=Ort nach der Bastille unter
Wegs wäre / von einem Detaschement der
sogenannten Marechausées, oder Gerichts=
Dienern zu Pferd / begleitet wurde / und
es mit ihren Sachen ein ernstliches Ausse=
hen
hätte.

Letztere Briefe aus Dauphiné melden /

daß das gantze zu der Stadt Gap gehöri=
ge
Land seit einigen Tagen durch einen in
Grösse deren Hühner=Eyern gefallenen Ha=
gel
/ samt denen darauf gestandenen Feld=
Früchten / gänzlich zerschlagen / viele =
cher
von denen Häusern abgerissen / und
verschiedene Menschen / und Vieh / darbey
umgekommen seyen.

NB. Mittwochs / den 21. August 1726.
ist ein paar Ohr=Gehenke verlohren wor=
dem
/ mit einem weissen und saubern Brillian-
ten
anderen das Stük ohngefehr 18. Gran
wäget / und ohngefehr einen Saltzburgi=
schen
Zweyer groß: man glaubet / sie möch=
ten
von einem Fenster in ein Papier einge=
wickelt
/ auf die Gasse hinunter gefallen seyn;
sie stehen Madamen der Hertzogin von Ollo-
ne
, in der Universitäts=Gassen / in der Vor=
Stadt zu S. Germain, neben der Eis=Gru=
ben
/ zu. Die jenigen / so Nachricht davon
bringen werden / sollen 30. Pistolen haben.
Bey Madamen der Hertzogin von Ollone,
in der Universitäts=Gassen / sich anzumel=
den
. Wofern sie jemand noch vor der Re-
commendation
gekauffet hat / solle ihme
das Geld wieder gegeben werden.

Brüssel 30. Augusti.

Mittwochs / als des Tages / an welchen
Jhre Majestät / die Regierende Kaiserin in
das 36. Jahr ihres Alters gienge / empfien=
ge
Jhre Ertz Hertzogliche Durchl. derowe=
gen
von dem sämtlichen Adel in Gala -Klei Klei=
dern
/ die Glükwünschungs=Complimenten /
und erhube sich gegen 11. Uhr / in öffentli=
chem
Gepräng / in die Collegial -Kirche zu
St Michael / und S. Gudule , alwo höchst=
gemeldete
Jhre Durchl. der feyerlichen Messe
beywohneten / so von dem Bischoffen von
Tricale gehalten / und von der Hof=Musik
gesungen wurde; worbey dann alle Rähte /
und der Magistrat in Versammlung er=
schienen
.

Seine Excell. der Herr Graf Visconti,
Jhrer Durchl. Oberster Hof=Meister / gabe
dem Adel ein prächtiges Festin, worauf
eine wohl=bestimmete Musik erfolgete.

Des Abends wurde der Hof / sowol von
aussen / als von innen / mit einer grossen
Menge Wind=Lichtern erleuchtet; wie nicht
weniger der Platz an dem Thier=Garten /
alwo gerade gegen dem Gelänter des kleinen

[5]

Gartens über / wo man von dem Hofe
herunter gehet / ein Chor anfgerichtetware;
Jhre Durchl. begabe sich in Begleitung de=
rer
Herren und Damen von Dero Gefolg /
um 8. Uhr dahin / und nachdeme selhe sich
unter einem herrlichen Baldakin von Car=
mesin
=farbenem Sammet / mit goldenen Ga=
lonen
/ niedergelassen / wurde eine schöne
Musik von Stimmen und Jnstrumenten ge=
machet
/ worauf eine grosse Menge Raketen
geworffen / und andere Kunst=Feuer=werk
angezündet wurde / nebst einer dreymaligen
Abfeuerung des Geschützes auf allen unsern
Wällen. Folglich wurde auf dem grossen
Schau=Platz ein Bal gehalten.

Weilen der Verkauf derer Kauf=Güter
aus denen zweyen Schiffen aus China, über
3. Millionen ausgetragen / und die Ladung
des Schiffes aus Lengala, welche den 16.
nechst=künftigen Monats verkauffet werden
soll / ohngefehr auf 2. Millionen geschätzet
wird / wird man nicht vonnöhten haben /
von denen in der Ostendischen Compagnie
interessirten, die anderthalbe Million / so
noch zu Erfüllung der Fondi der Compag-
nie
, welche auf 6. Millionen gesetzet ist /
darvon schon fünfthalbe Million bezahlet
worden / ausständig ist / zu begehren.

Man arbeitet zu Ostende an einem Schifs=
Bau=Hause / um darinnen die Schiffe /
so die Compagnie vonnöhren haben wird /
zu errichten. Man hat schon die Materia-
li
en
für zwey Kaufmanns=Schiffe beyge=
bracht
. Sie sollen auf die Art / wie die
zwey / so die Compagnie vor kurtzem zu
Hamburg gekauffet hat / gebauet werden /
welche den dritten Theil mehr fassen kön=
nen
/ als die jenigen / so bisher in Jndien
geschiket worden. Diese zwey Schiffe von
Hamburg seynd nur für 40. Stücken Ge=
schützes
zugerichtet / damit ein grössere Men=
ge
Waaren darein gesetzet werden könne.

Man ist beschäftiget 3. Kauf=Schiffe / so
neulich aus Jndien gekommen / auszubes=
sern
/ damit man sie vor Ende dieses Jahrs
wiederum hinein schicken könne / nebst denen
zwey obgemeldten Hamburgischen Schiffen:
man wird sie eher / als sonsten gewöhnlich /
nach der Holländer Beyspiel / absegeln las=
sen
. Man wird sie mit starken Bieren bela=
den
/ darvon man ein Maß / so nur 4. Sold
kostet / bey denen Jndianern für einen hal=

ben Patacon verkauffet: über diesen grossen
Profit, wird das Land darmit sein Getreide
verbrauchen / daß es dasselbe nicht an die
Nachbaren verkauffen darf.

Man schreibet von Charleroy , daß an
dem 25. dieses Monats / der Herr Caspar
Chausteur, besagter Stadt Pfarrer und Re-
ctor
die Einweihung des Grund=Steins
zu der neuen Pfarr=Kirchen / so daselbst ge=
bauet
werden solle / verrichtet / und der Hr.
General / Graf von Beaufort, der Stadt
Gubernator, ihn unter dem Schall oftma=
liger
Abfeuerung einer Anzahl Pöller / und
sechs Stüken / so zu diesem Ende um den
Platz gesetzet waren / geleget hat.

Hamburg 30. Augusti.

Wie mit Petersburger Brieffen unter den
18. Augusti verlautet / so hätten die Engel=
ländische
alda sich befindende Kauf Leute sich
zu der Czarin verfüget / und bey deroselben
eine sehr gnädige Audientz erhalten / bey
welcher Gelegenheit sich dieselbe bedanket /
daß es Jhrer Majestät gefallen wollen / ih=
nen
die freye Handelschaft in dero Reiche
und Lande noch fernerhin zu gönnen / ohn=
geachtet
Jhre Groß=Britannische Majestät
gegenwertige dero Flotte in der Ost=See auf
einige Zeit sich aufzuhalten / befohlen: die
denen Engelländischen Kauf=Leuten hierauf
gewordene Antwort hätte bloß allein darin
bestanden / wie Jhre Majestät die Czarin
zwar die gröste Ursach hätte / das Unterneh=
men
des Königs von Engelland in Absen=
dung
einer Flote nach der Ost=See / wormit
er vermeinete Gesetze vorzuschreiben an der
gantzen Engelländischen Nation / und ihren
Effecten entgelten zu lassen / so wäre sie doch
der Gütigkeit nach entschlossen / das billige
Widersprechen auszusetzen / verhoffend es
wurden Se. Groß=Britannische Majestät ei=
nes
andern sich entschliessen / ihre zum Nach=
theil
längst denen Russischen Küsten kreutzen=
de
Flotte zuruk ziehen / und sonst zu keinen
Weiterungen Anlaß geben / da inmittelst
aber alle etwann hier und dar in Rußland
sich aufhaltende Engelländische Kauf Leute
ihrer Protection sich zu erfreuen haben sol=
ten
.

Laut obgedachten Brieffen von Peters=
burg
/ wäre der Hertzogliche Hollsteinische
geheime Rahts= Præsident, Herr von Basse=

[6]

witz / bereits nach Schweden abgereiset.
Sonsten hätte man zu besagtem Petersburg
die Nachricht von Reval erhalten / daß die
Russische Flotte vor selbigen Hafen / und
zwar gleich der Combinirten über in Ord=
nung
läge; da hingegen die Galeren beor=
dert
seyn solten sich in die Finnischen und
Schwedischen Scheren zu legen / ohne ent=
deken
zu können / zu was für einer Absicht
selbige gebrauchet werden solten / weil sehr
viel Volk darauf eingeschiffet wäre. Diese
Zeitung brauchet jedoch annoch Bestättigung.
Der Engelländis. Admiral Wager liesse gegen=
wärtig
unterschiedliche Schiffe von seiner
Flotte / längst denen Küsten von Liefland
bis nach Riga kreutzen der Meinung / ei=
ne
etwann Russischer Seits vorzunehmende
Ubersetzung zu verhindern.

Zufolge jüngster Briefen aus Stokholm /
so fiele insonderheit von dort aus zu berich=
ten
vor / wie nunmehro / und nach dem be=
reits
ausgeschriebenen Reichs=Tag die re-
spectivè
Herren Stände des Königreichs
sich an ihren Orten fertig zu machen begon=
neten
auf dem angesetzten Termin aldort
erscheinen zu können / welche Reichs=Hand=
lungen
dann für diesesmal nicht über einen
Monat lang dauren dörften; immittelst so
wären die annoch anwesende fremde Gesand=
te
/ und zwar ein jeder in das besonder eif=
rigst
beschäftiget dem Senat das Interesse
ihrer hohen Principalen bey dieser Gelegen=
heit
bester massen zu empfehlen / und hätte
man vernommen / wie so wol der Russische /
als der Hertzoglich=Holsteinische Minister
befehlet seyn solten / ihr Belangen schrift=
lich
einzureichen. Da nun gebräuchlich /
daß zu Reichs=Tages Zeiten die Besatzung
in der Königl. Residentz=Stadt jederzeit
verstärket worden allen Unordnungen bey ei=
ner
so grossen Menge Volks vorzubeugen /
so ware dannoch der Königl. Befehl an ein
Regiment zu Fuß / und 2. Squadronen zu
Pferd ergangen / herbeyzuruken: auch =
re
bereits ein Königl Befehl unter der Pres=
se
/ nach welcher wehrender solcher Zeit die
Lebens=Mittel verkauffet werden solten;
dieselbe aber in Genüge zu haben / so solte
denen jenigen Personen / welche die Lebens=
Mittel gewöhnlich herbey brächten / die Helf=
te
von der zu entrichtenden ordinari Maut
erlassen werden.

Mit diesen Briefen wird das bishero von
dem Schwedischen Beytritt zum Hannove=
rischen
Tractat gemeldete / nicht bestättiget;
wol aber berichtet / daß der Groß=Britan=
nische
Minister Herr Pointz noch neulich bey
Jhrer Königl. Majestät von Schweden an=
gesuchet
hätte / sich desfals zu erklären.

Mit Briefen aus Lübek wird unter ande=
ren
berichtet / wie den 28. Augusti die eini=
ge
Zeit her auf der dortigen Rhede gelegen=
ne
Russische kleine und 18. Stuk führende
Fregatte wieder unter Segel gegangen / auf=
habende
nicht allein verschiedene dorthin
überbringende Waaren / sondern auch über
30. Passagiers.

Mit Briefen aus Cassel hat man / wie der
General la - Roche / welchem von dem Herrn
Land=Grafen aufgetragen gewesen über al=
le
und jede hier und dar bequartirte Land=
Gräfl. Truppen die General=Musterung zu
halten / vor einigen Tagen wieder zuruk ge=
langet
/ und hätte desselben an Se. Durchl.
abgestatteten Bericht darinnen bestanden /
wie er alle Regimenter völlig und in dem
besten Stand gefunden gehabt / die gantze
Zahl aber dieser Truppen / worunter die 2.
Regimenter Land=Militz nicht zu rechnen /
erlieffe sich auf 14400. Mann

Von Detmolth in der Grafschaft Lippe
hat man / daß der Gräfl. Ober=Hof=Meister /
Herr von Heiderstedt / im 117. Jahr seines
Alters / nach einer kurtzen Krankheit / mit
Tod abgegangen seye.

Hanau 3. Septemb.

Den 30. abgewichenen Monats frühe um
2. Uhr entstunde in dem 3. Stund von Frank=
furt
gelegenen Chur=Mayntzischen Städlein
Cronberg eine erschröckliche Feuers=Brunst /
wordurch über 120. Gebäude im Rauch
aufgegangen.

Dreßden 7. September.

Am 1. dieses Monats wurde in denen hiesi=
gen
Kirchen wegen glüklicher Zuruklangung
Jhrer Hoheit des Königl. Chur=Printzens
in diesen Landen eine Danksagung gethan.

Am 2ten dieses ist die noch übrige Reu=
terey
/ ausser eine Compagnie von dem Chur=
Printzischen Cuirassier=Regiment / welche
hier stehen bleiben solle / in ihre vorige
Quartier marschieret.

Am 3. Dito nach=Mittags gegen 5. Uhr

[7]

ist die junge Durchl. Herschaft aus Pillnitz
wieder in diese Stadt herein gekommen /
und gegen 7. Uhr darauf seynd beyde =
nigl
. Hoheiten / nachdem sie sich auf den
Wege herein / und bey dem grossen Garten
mit Wild=und Hasen=Schiessen einige Stun=
den
lang belustiget hatten / auf das Schloß
anhero gefolget.

Am 4. Dito nach gehaltener Mittags=Ta=
fel
verfügten sich Jhre Hoheit der Printz
mit dero Durchl. Frau Gemahlin in den
grossen Garten / alwo sie sich bis gegen A=
bend
mit Fasanen=Schiessen erlustigten.
Man siehet hier ein Königl. Patent angeschla=
gen
/ vermöge dessen denen Chur=Sächsis. Aus=
reisser
von der Militz / so wol Fuß=Volk /
als Reuterey / allergnädigst Pardon verspro=
chen
wird / dafern sie sich noch vor Ende die=
ses
Jahres bey ihren Regimentern wieder
einfinden. Mit nächsten soll eine grosse Jagd
in dem Ober=Gebürg an der Böhmischen
Gräntze gehalten werden / indem das über=
hand
nehmende schwartz und rot Wildprät
dem Landmanne ziemlich Schaden thut.



Wien 14. September. 1726.

MJttwoch / den 11. September. Heute
beliebte es abermalen Jhrer Kaiserl.
Königl. Catholischen Majestät / unserem
Allergnädigsten Herrn in verschiedenen Auen
in der Gegend Asparn / sich mit Hirschen=
Pürsten zu belustigen; und kehrete Seine
Majestät Abends in die Favorita.

Eodem vor=Mittag waren dahier in der
St. Stephans= Metropolitan -Kirchen unter
(Tit.) Herrn Joseph Heinrich Jacob von
Breitenbücher / Phil. & SS. Theol. Doct.
Kaiserl. Raht / Dechant zu Kürnberg / des
hohen Ertz=Stifts zu St. Stephan Dom=
Probsten / Jhrer Hochfürstl. Gnaden des
Herrn Erz=Bischoffen zu Wien Vicario Ge-
nerali
& Officiali , und der Welt=berühmten
alhiesigen Universität Cantzlern / durch (Tit.)
Herrn Wilhelm Anton Nigl / U. J. Doct. ,
Kaiserl. Raht und Regenten des Regiments
derer N. Oe. Landen / ꝛc. als Universitatis
Pro. Cancellarium, 5. Licentiati Juris,
nemlich die Herren

Matthæus Müller / von Burgau in
Schwaben.

Andreas Linck / von Oppau in Schlesien.

Franciscus Andreas Höffer / von Wien in
Oesterreich.

Gregorius Schloißnig / von Oberndorf in
Kärnten.

Und Josephus Ignatius Honoratus Reiser /
von Wien in Oesterreich.

Gewöhnlicher massen erkläret / und anbey
eine gelehrte zierliche Rede gehalten wor=
den
: worauf dieselbe Herr Joachimus Ho-
norius
Hubertus Mannagetta v Lerchenau /
U. J. D. , im Kaiserl hohen Hof Marschali=
schen
Gericht Assessor, Ertz=Bischöfl Wiene=
rischer
Consistorial -Raht / ꝛc. als dermalig=
ger
Juridischen Facultät Decanus, zu Do-
ctores
Juris mit allem Academischen Ehren=
Gepräng unter Trompeten=und Pauken=
Schall bey einer ungemeinen Menge Volks /
so wol hoh=als niedern Stands=Personen /
promoviret.

Donnerstag / den 12. Dito / vor=Mittag
haben sammentliche Allerhöchste Herrschaf=
ten
der Copulation des (Tit.) Herrn Frantz
Michael / Grafen von Martinitz / mit (Tit.)
Fräule Maria / Gräfin von Nostiz / Jhrer
Majestät der Regierenden Kaiserin Cammer=
Fräule; worbey der Päpstl. Nuntius Mon-
signor
Grimaldi die Kirchen=Ceremonien
verrichtet / beygewohnet; nach Mittag aber
hat sich der Regierende Kaiserl. Hof mit
Cräntzel=Schiessen belustiget.

Dito vor=Mittag wu⟨r⟩de in Jhrer Maje=
stät
der Verwittibten Römischen Kaiserin
Hof=Capelle in der Burg / für die dieses
Jahr in GOtt selig entschlaffene Hoch Ade=
liche
Stern=Creutz=Ordens=Dame (Tit.)
Frau Isabella, Gräfin zu Zeil / geborne
Gräfin von Montfort, das gewöhnliche See=
len
=Amt gehalten.

Eben heute vor=Mittag wurden von hier
folgende auf die Galeren nacher Neapel zur
Ruder=Bank condemnirte Delinquenten
abgeführet:

Antoni F. ... 22. Jahr alt / zu Waitz
in Steyermarkt gebürtig / ledigen Stands in
puncto fractæ Urphedæ , auf zwey Natural -
Jahr zur Ruder=Bank condemniret.

Jacob S. ... 30. Jahr alt / zu Zischin=
gen
in dem Reich gebürtig / verheirateten
Stands / in puncto fractæ Urphedæ & cri-
minis
stellionatûs , auf 3. Natural=Jahr zur
Ruder=Bank condemnirt / und beede bey

[8]

dem Kaiserl. Stadt=Land=Gericht crimina-
liter
processirt.

Johann Georg J. .. 26. Jahr alt / von
Wagram in Oesterreich gebürtig / ledigen
Stands in puncto furti, bey dem Ertz=Bi=
stumlichen
freyen Land=Gericht St. Veit an
der Wien criminaliter processirt / und eben=
fals
auf 3. Natural Jahr lang zur Ruder=
Bank erkennet.

Sigmund S. ... 24. Jahr alt / von
Zeißdorf in Schlesien gebürtig / ledigen
Stands in puncto furti , in der Königlichen
Stadt Sprottau criminaliter processirt / auf
6. Natur. Jahr zur Ruder=Bank condemnirt.

Georg O. ... 19. Jahr alt / von Strall
in Schlesien gebürtig / ledigen Stands / in
puncto furti, zu Breßlau criminaliter pro-
cessi
rt
und zur 3. jährigen Galeren=Arbeit
verurtheilet.

Martin L. ... 20. Jahr alt / von Schön=
feld
in Schlesien gebürtig / ledigen Stands /
wegen sich theilhaftig gemachten Kirchen=
Raubs / und selbst verübt=anderen Dieb=
stählen
/ in der Creis=Stadt Folktraberg
criminaliter processirt / und auf 3. Natural -
Jahr zur Ruder=Bank condemniret.

Johann Georg A. ... 20. Jahr alt von
Fraustatt aus Pohlen gebürtig / ledigen
Stands / in puncto furti , zu Breßlau cri-
minaliter
processirt / und auf 2 Natural -
Jahr zur Ruder=Bank condemnirt.

Eodem, nach=Mittag / wurde die jüngst=
gemeldte
Ziehung der alhiesigen Privilegirt rt=
Kaiserlich=Orientalischen Compagnie 38sten
Lotterie, so verwichenen Montag vor Mit=
tag
ihren Anfang genommen hatte / ge=en=
det
; und solle den zukünftigen Montag /
als den 16. dieses der Anfang der Ziehung
der 39sten Lotterie gemacht werden; die
grossen Gewinne aus obbemeldter 28sten
Lotterie seynd auf folgenden Numern ge=
zogen
worden / nemlich

Montag / den 9. September.

Vor=Mittag / die 1000. fl. wegen des er=
sten
Zuges auf Num. 65681. Devise: Mer-
curius
, und folgenden 9. Numern. Dann
5000. s. auf Num. 24777. Dev. L. K. D. V.
1000 fl. auf Num. 24005. Dev. Silentio &
Spe. 20000 fl. auf Num. 80905. Dev.
Bring dirs mein Schatz. 1000 fl. auf
Num. 5686. Dev. Erwarten kans die Ju=
gend
. N. H. .2000. fl. auf Num. 39377. Dev.
Die Schönheit.

Nach=Mittag: 2000. fl. auf Num. 91128.
Dev. Das Mittel ist gut.

Dienstag / den 10. Sept.

Nach=Mittag. 5000. fl. auf Num. 79971.
Dev. Für einen feinen Holzhaker. 1000. fl.
auf N. 80190. Dev. Der Anfang ist herrlich.

Mittwoch / den 11. Sept.

Vor=Mittag: 10000 fl. auf Num. 38008.
Dev. Was gilts: 1000. fl. auf Num. 36894.
Dev. Tit. Herr Johannes Sigismundus von
Schönfeld. 1000. fl. auf Num. 58766. Dev.
Accidit in puncto, quod non speratur in
anno. 1000 auf N. 37930. Dev. Germania.

Nach=Mittag: 2000. fl. auf Num. 92462.
Dev. Lyon. 1000. fl. auf Num. 94788. Dev.
Julius Cæsar. 5000. fl. auf Num. 85506.
Dev. Fortuna per me.

Donnerstag / den 12. Sept.

Vor=Mittag: 5000. fl. auf Num. 10623.
Dev. Was bringt ihr das Glük? 10000.
fl. auf Num. 32086. Dev. Was gilts? 1000.
fl. auf Num. 44443. Dev. Trier. 2000. fl.
auf Num. 11450. Dev. Constantiâ & Vigi-
lantiâ
. 1000. fl. auf N. 606. Dev. Für gute
Freunde. 20000. fl. auf N. 62651. Dev. Sol.

Nach=Mittag 1000. fl. auf N. 85589. Dev.
Fortuna per me . 2000. fl. auf N. 6704. Dev.
Crescit amor nummi . 2000. fl. auf N. 29374.
Dev. Das Glük. Und 1000. fl. wegen des
letzten Zuges auf Num 72840. Dev. Le Mare-
schal
Comte deVehlen : und daran folgenden
9. Numern: und wurde also hiemit die Zie=
hung
der 28sten Lotterie ge=endet.

Freytag / den 13. Dito, belustigte Sich
abermalen der Allerhöchste Monarch mit
Hirsch schiessen.

Ansonsten ist dieser Tagen das jährliche
Wein=Lesen angeschlagen worden / deme zu
folge inner denen Linien in denen jenige=
Wein=Gärten / welche sich mit dem Zehend=
Amt verglichen / und Zehend=frey seynd /
den 27. dieses Monats September: dann
in der Ebene / um hiesige Stadt herum den
30. Dito / und in dem Gebürg / darunter
auch die übrige Ebene begriffen / den 2. Octo=
ber
/ darbey jedem Leser des Tags 8. Kreu=
tzer
/ und um 1. Kreutzer Brod; einem
Mostler / und Butten=Trager aber 9. Kreu=
tzer
/ und für 1. und ein halben Kr. Brod /
dann einem Presser die Wochen / samt der
Kost / 1. fl. 15. kr. , denen Hütern aber Tag
und Nacht für ein Poding 9. kr. gegeben
werden solle.

[9]

Uber das Absterben der Hertzogin von
Orleans / stehet man in Paris nachfolgende
Klag=Rede im Namen von Frankreich / an den
Hertzogen von Orleans übergeben / im Druk:

DEr Verlust / dem sie / mein Herr! durch
den Todes=Fall der Durchl. Maria
Johanna von Baaden / dero Gemahlin er=
litten
/ ist uns und Frankreich ins gemein
viel zu empfindlich / daß wir solchen mit
Stillschweigen übergehen / oder unserer
Pflicht nicht entledigen solten / wiewol in
denen grössesten Aengsten / der das Hertz
so gleich einnehrmende Schmertz die lebhaf=
test
=und zärtlichsten Empfindungen davon
ersticket; Wir können jedoch das Verhäng=
nuß
Jhrer Hoheit nicht genug beklagen /
welche sich eine derer vollommenesten Prin=
zessinnen
/ und eine derer beliebtesten Ge=
mahlinnen
/ die von der gantzen Welt gelie=
bet
und geachtet war / in dem Alter von 22.
Jahren / aus dero Armen entreissen sehen.
Niemals seynd zwey Hertzen mit einander
genauer verbunden gewesen / als die Jhri=
ge
; Welche bittere Scheidung in solches
nicht für Eure Hoheit! indem sie gesehen /
daß dieselbe ihnen / bis an den letzten Au=
genblik
ihres Lebens / Blike von der jeni=
gen
edlen Liebe gegeben / wovon der GOtt
der Eh das Band zwischen dieser beliebten
Prinzessin und ihnen / mein Herr / befesti=
get
hat

Solch ein betrübter Zufall / wodurch die
Geduld derer grössesten Männer hätte wan=
kend
gemachet werden können / hat Eure
Hoheit bloß in so weit gerühret / daß dero
Hertz mit dem heftigsten Schmertz umfan=
gen
/ sie gezwungen / ihre Thränen denen
unserigen beyzufügen / und / gleich wie wir /
das allerhärteste / so das Verhängnun aus=
würken
kan / durch das Absterben dero Durchl.
Gemahlin / zu schmeken / deren Bildnuß
nie aus unsern Augen verschwinden / son=
deren
unserm Gemüt allezeit die wesentlich=
sten
Tugenden / und die schönsten Eigen=
schaften
/ welche diese Prinzessin in ihrem Le=
ben
zu einem Wunder machten / und die=
selbe
anjetzo empfindlichst zu beweinen / ver=
anlassen
/ lebend wieder darstellen wird;
Sie hat ihnen / mein Herr / heute Unter=

pfände ihrer Liebe hinterlassen / wovon das
Letzte ihr um so theurer zu stehen kommet /
als sie es mit ihren Leben bezahlen müs=
sen
/ und sich dessen selbst beraubet hat /
indem es ihm dasselbe gegeben. Wir dörf=
ten
urtheilen / daß GOte Eure Hoheit nur
darum also betrübte / damit dero Tugend
sich in ihrem vollen Glantz zeigen möge;
Wir schicken ihm die eifrigen Gebette für
Eure Hoheit und dero Familie zu / und wer=
den
solche nunmehro verdoppeln / damit er
die Prinzessin / dero Gemahlin der ewigen
Glückseligkeit geniessen lasse / und dero Tage
für die / ihnen / von ihr nachgelassene ge=
heiligte
Unterpfände / bewahre; dieses ist
alles / was wir inbrünstig wünschen / ꝛc.


Haag 3. Septemb.

Es hat der Frantzösische Gesandte denen
Herren General=Staaten angezeiget / wie
sein hoher Principal mit besonderen Ver=
gnügen
deroselben Beytritt zur Hannove=
rischen
Bündnuß vernommen. Jn dessen
ist das Accessions Instrument noch nicht von
allerseits Contractanten Plenipotentiariis
unterschrieben / von deren Ursache aber von
der Hand dermalen noch nichts gewisses zu
berichten / ob gleich verschiedene derselben
gemeldet werden wollen.

Weilen die Provinzien Holland / Geldern /
und Utrecht die unter ihrer Repartition ste=
hende
Compagnien in completen Stand
halten / und die von See=und Frieß=Land
aber 4. Mann / die Provinz Ober=Yssel
11. / und die von Gröningen gar 14. Mann
zu wenig in ihren Compagnien an ihrem
Contingent mangeln / als hat der Raht
von Staat dahin angetragen diese Provin-
zi
en
in völligen Stand zu setzen / sondern
auch die 9. mangelende wieder herzustellen.

Man vernimt / daß die Anzahl deren
Schiffen so aus hiesigem Lande nach Grün=
land
auf dem Wall=Fisch=Fang abgeschiket
worden / sich auf 200. Stük belauffe / wel=
che
aber gleich denen von andern Natio-
n
en
schlechtes Glük gehabt haben / indeme
viele ledig wieder zuruk gekommen seynd;
man will solches denen Nord=Winden zu
schreiben / welche fast die gantze Reise über

[10]

gewähet / und das Eis in so grosser Men=
ge
nach der Land=Seite gejaget haben /
daß es unmöglich gewesen die Wall=Fische
aufzubringen

Particular -Briefe aus Londen melden /
wie der Gesandte von hiesiger Republic
die Kundmachung wegen des Beytritts des
hiesigen Staats zum Hannoverischen Tra-
ctat
gethan / so doch nur von 6. Provin-
zi
en
Unterzeichnet worden; die 7te Provinz
Utrecht aber hätte ein solches noch nicht ver=
richtet
. Jndessen sollen einige ausgestreuet
haben / daß das nach der Ost=See abgesandte
Geschwader unter dem Admiral Wager nur
dahin diene / um das Interesse eines gewissen
Hofs zu unterstützen / ohne daß die Groß=Bri=
tannis
. Nation davon einen Vortheil haben /
noch erlangen könte. Hingegen dadurch die
gute Freundschaft / zwischen der Cron Engel=
land
und dem Russischen Hof / so doch schon
auf guten Fuß gestanden / zur völliger Her=
stellung
verzögert würde.

Regenspurg 6. Septemb.

Auf des Herrn Fürstens von Oettingen
inständiges Anhalten und Sollicitiren bey
der Reichs=Versammlung für die Erhal=
tung
der Vestung Philipsburg eussert sie
so viel / daß wol mit nächstendardurch r espe -ctiret / und die vor diesem bewilligte zwey
Römer=Monate würklich erleget werden
sollen.

Das grausame Verfahren der Ost=Frieß=
länder
wider ihren Lands=Fürsten / und
daß sich selbige zu keinen Vernunft weisen
lassen wollen / machet alhier grosses Auf=sehen /
und dürfte bey einem solchen ärgerlichen Exem-
pel
es ohne scharffes Einsehen nicht abgehen /
so daß es die Rebellischen Widerspenstigen
wol empfinden werden müssen / weil der=
gleichen
Empörungen deren Unterthanen wi=
der
ihre Landes=Herren sehr verhast und
wol zu straffen seyn.


Lista deren Verstorbenen zu Wien /
in und vor der Stadt.

Den 11. September 1726.

Jn der Stadt.

  • Johann Joseph Abb / B. Gold=Schmid / im Gariwol=
    dischen
    H. in der Weyhburg=Gassen / alt 36. J.
  • Dem Paul Langl / Tapezierern / s. K. Gothard / bey
    der golden Sonn am Kohl=Mark / alt 10. J.
  • Dem Fred. Schulmann / Guardi=Soldaten / s. K. Elis. /
    in s. H. unterm Roten=Thurn / alt 7. Viertl J.

Vor der Stadt.

  • Dem Frantz Ulrich Scheigel / B. Gloken=Giessen / s.
    K. Reg. / in s. H. in der Leopoldstadt / alt 7. J.
  • Dem Mich. Kesselring / B. Schneidern / s. K. Anton /
    im Schnürerisch. H. in der Leopoldstadt / alt 2. und
    1. halb J.
  • Dem David Bauchinger / B. Schuh=Machern / s. K.
    Juliana / im Dächlbekisch. H. in der Leopoldstadt /
    alt 4. J.
  • Dem Eliæ Wisner / Drächslern / s. K. Clara / beym
    Küssen=Pfenning bey Maria Hülf / alt 5. Viertl J.
  • Dem Casp. Sedlmayr / Tischlern / s. K. Frantz / im
    Winklmüllneris. H. bey St. Ulrich / alt 2. und 1. halb J.
  • Dem Frantz Stov / Strimpf=Strikern / s. K. Helena /
    im Kaufmannisch. H. an der Wien / alt 6. Viertl J.
  • Dem Ant. Schöp / Lackey / s. K. Anna im Pfaidleris.
    H. in der Leopoldstadt / alt 3. J.
  • Dem Jac. Ber / Heiducken / s. W. Sus. / beym weissen
    Lammel in der Josephstadt / alt 46. J.
  • Dem RudolphBoliffka/ Schuh=Machern / s. K. Frantz /
    beym Rosenkranz am Spitlberg / alt 5. Viertl J.
  • Der Elis. Wittmanin / armen Wittib / ihr K. Ther. /
    im Schusterisch. H. im Lerchfeld / alt 7. Viertl. J.

Den 12. Septemb.

Jn der Stadt.

  • Dem Hrn. Jodoc Adam Christ / K. Hof= Musico , s. K.
    Joh. Georg / beym weissen Löwen am Saltzgrieß /
    alt 10. J.
  • Jos. Bruner / im Burger=Spital / alt 19. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Albert Kintz / Zinn=Giessern / s. W. Elis / beym
    grün Wasen ausserm Neubau / alt 70. J.
  • Urban Dratter / Guardi=Soldat / bey der grün Sau=
    len
    auf der Landstraß / alt 44. J.
  • Maria Heidin / arme Wittib / beym schwartzen Kegel
    am Neustift / alt 89. J.
  • Georg Passauer / alt 60. J. und Ther. Straubin /
    alt 15. J. / beede im Kranken=H.

Den 13. Septemb.

Jn der Stadt.

  • Dem Hrn. Mich. Vieglmayr / B. Handels=Mann /
    s. K. Frantz / beym roten Creutz am roten Thurn /
    alt 3. J.
  • Dem Joh. Georg Mohr / N. Oe. Regierungs=und
    Cantzley=Haitzern / s. K. An. Cath. / im Vetera=
    nischen
    H. in der Schaufler=Gassen / alt 3. J.
  • Justina Volkin / ledigs Mensch / im Fischeris. H.
    am roten Thurn / alt 28. J.

Vor der Stadt.

  • Hr. Jos. Carl Mayrhofer / v. Grünbichl / K. Tabor=
    Maut / Amts=Ober=Einnehmer / im Amt / alt 34. J.
  • Dem Andre Markl / Hofbefr. Gold=Arbeitern / s. K.
    M. An. / in s. H. in der Alster=Gassen / alt 4. J.
  • Marg. Königin / Wittib / im Stermacherisch. H. in
    der Alster=Gassen / alt 50. J.
  • Mart. Grechtl / Geiger / beym golden Schneken auf
    der Wind=Mill / alt 88. J.
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