Anno 1726. ( Num . 73.) 11. September.
Wienerisches
DIARIUM.
Mit Jhrer Römis. Kaiserl. und Cathol. Majestät Freyheit.
Zu finden in der Kaiserlichen Hof=Buchdrukerey / gegen dem Hof=
Ball=Haus über / bey Johann Peter v. Ghelen.
St. Crux in der Barbarey 13. Julii.
DJe Uneinigkeit zwischen denen Berg=
Leuten / und denen Truppen des
Königs von
Maroco,
seynd
end=
lich gantz beygeleget / indeme die ersteren
sich unterworffen haben / so daß nunmehro
die Zufuhr der Lebens=Mittel nach dieser
Stadt / welche dardurch aufgehoben ware /
wiederum frey ist.
Lisbona 30. Julii.
Man machet an diesem Hofe
Vorberei=
tung zu der Abreise der
Infantin,
ältesten
Königl. Tochter / die dem Printz von
Astu-
rien
zu einer Braut bestimmet ist; und man
saget / diese Prinzessin werde sich gegen
Ein=
gang des Monats September / auf den
Weg nacher Madrid begeben.
Alhier hat sich neulich folgende
merkwür=
dige Begebenheit zugetragen; es bekamen
nemlich einige Lakeien in währender Zeit
deren Herren sich in der
Comœdie
befan=
den / bey dem Spielen Streit / und
Schlä=
gerey miteinander; und ein junger
Edel=
mann / der solches im Vorbeygehen sahe /
gienge hin / dieselbe zu trennen; er ware
kaum gekommen / so fand sich der
Corre-
gidor
mit seinen Leuten ein / welcher alle
diese Lakeien / nebst dem jungen Edelmann
arrestiren / und nach der Gefängnuß
brin=
gen liesse: da nun einige andere in der
Co-
mœdie
seyende junge von Adel hiervon
Nachricht erhielten / begaben sie sich
also=
bald / in die 15. stark / lauter vornehmer
Leuten Kinder / nach des
Corregidors
Hau=
se / demselben drohende / daß / wofern er
den jungen Edelmann nicht sogleich in
Frey=
heit setzete / sie ihn zum Fenster hinaus
stür=
tzen wolten: der
Corregidor
wehrete sich
zwar lange den Gefangenen heraus zu ge=
ben / muste es aber doch zu letzt thun; und
dieser brachte seine Klage hierüber
ohnver=
züglich an: worauf man eine Untersuchung
anstellete / darinn die Arrestirung deren
ge=
samten hiebey interessirten jungen Edel=Leu=
te decretiret ward; welche auch würklich
er=
folgte; und seynd dieselbe nachhero durch
ein von Seiner Königl. Majestät
bekräftig=
tes Urtheil auf eine Zeit lang aus dem
Kö=
nigreich verbannet worden / dergestalten daß
einige derselben nach denen Africanischen
Cüsten / und die andern nach Jndien
über=
schiffet werden solten. Der
Corregidor
aber
hat / weilen er sein Amt hiebey nicht
ge=
bührend verwaltet / seinen Abschied
bekom=
men.
Mit Briefen von
Mazagan
vernimmet
man / daß nach dem Vergleich / den der
Kö=
nig von
Mequinez
eingegangen ware / et=
liche Portugesische Sclaven in seinem
Kö=
nigreiche / gegen die Mohren / so in
Maza-
gan
in Sclaverey gehalten werden / auszu=
wechseln / besagte Portugesische Sclaven aus
Mequinez
ausgezogen wären; allein ein
Ab=
gefallener hätte hernach dem König
vorge=
stellet / es gezieme sich nicht / Christen / so
von dem Zustand seines Landes / und seiner
Einkünften unterrichtet wären / auf freyen
Fuß zu stellen; worauf sie der König
wie=
der in die Stadt zurük kommen lassen / und
da sie ihme vorgestellet worden / hätte er
ihnen befohlen / den Catholischen Glauben
abzuschwören / oder das Leben zu lassen;
und da sie beständig darauf verblieben / viel
lieber den Tod zu Leiden / als den wahren
Glauben zu verläugnen / hätte er sie alle /
als Martirer. / hinrichten lassen. Worauf
der König seinen Kriegs=Leuten alsobald
befohlen / sie solten vermittelst ihres Hin
terhalts in denen Wäldern / andere
Portu=
gesen zu Sclaven machen / mit welchen er
die abgeredete Auswechslung gegen die
Mohren / so zu
Mazagan
Sclaven seynd /
bewerkstelligen könne; aber
Don Antonio
von
Miranda Enriquez, Gubernator
des
Platzes / hätte sie / so bald er von der
Bar=
barischen Grausamkeit / die der König
be=
gangen / Bericht erhalten / in Portugall
überschiket; worüber der König so entrüstet
worden / daß man sie in Portugall geschicket
hätte / daß er des Nachts einen Hinterhalt
von Kriegs=Volk in die Wege / so nach
die=
sem Platze gehen / geleget / daß sie des
Mor=
gens die Wacht / welche die jenigen / so Holtz
zu hauen heraus gehen würden / bedeken
müste / überfallen solten; welches die
Moh=
ren mit solchem Ungestüm thaten / daß sie
die Portugesische Wacht in Unordnung
brach=
ten; allein der
Gubernator
sandte eine
Ver=
stärkung / dieselbe zu unterstützen / und nach
einem zwey=stündigen Gefechte / wurden die
Mohren zertrennet / und geschlagen / unge=
achtet ihrer an der Zahl über 1000. / und
derer Portugesen nur 150. zu Fuß / und 80.
Reuter waren. Die Portugesen haben in
diesem Treffen / nur 5. Mann verloren /
hingegen hat man 40. erschlagene Mohren /
und viele / so gefährlich verwundet waren /
und die Unglaubigen nicht mit sich haben
darvon schleppen können / auf der Wahlstatt
gefunden. Man hat in dem Platze / wegen
dieses glüklichen Streichs / das
Te Deum
unter Aussetzung des Hochwürdigsten
Sa=
craments gesungen.
Petersburg 13. Augusti.
Jhre Majestät / unser allergnädigste Frau /
haben nechst=verwichenen Sonntag vor=Mit=
tag dem GOttes=Dienst in der H. Dreyfal=
tigkeits=Kirchen beygewohnet.
Die hiesige
Academie
deren Wissenschaften
hat gestern die in ihren Gesätzen verordnete
offentliche
Conferenz
gehalten. Jhre
Rus=
sische Majestät haben dero allergnädigste
Zu=
neigung zu dem Aufnehmen deren
Wissen=
schaften nicht kräftiger bezeugen können / als
daß sie in hoher Person in Begleitung Seiner
Hoheit des Hertzogs von Holstein / und
des=
sen Durchl. Gemahlin / wie auch deren
frem=
den und einheimischen hohen Ministern / und
einigen von der hohen Geistlichkeit / sich
un=
ter einem prächtigem Thron dabey einzufin=
den die Gnade gehabt; eine ungemeine
An=
zahl von vornehmer Personen hat den
Platz zu dieser Feyerlichkeit fast zu enge
ge=
macht. Der Herr
Professor Bayer
hat in
ei=
ner wohlgesetzten Teutschen Rede Jhre
Rus=
sische Majestät mit algemeinen Beyfall
an=
geredet; der Herr
Professor
Hermann hat in
Lateinischer Sprache
de ortu & progressu
Geometriæ
sehr gelehrt gehandelt / und die
Frage darbey erörtert / ob zu hoffen seye /
daß nach denen Cartesianischen
Principiis
ein
Telescopium
könne erfunden werden / durch
welches man die Creaturen / die etwann im
Mond seyn könten / entdecken möchte; er hat
solches verneinet / und der Herr Hof=Raht
Goldbach hat ihme in einer zierlichen
Latei=
nischen Rede beygepflichtet: beede haben
das würdige Lob
Petri
des Grossen / und
Jh=
rer Russischen Majestät nicht vergessen: die
gantze Versammlung hat mit Wunderung
angesehen / daß Jhre Russische Majestät die
auserordentliche Gnade gehabt / der
gan=
tzen
Conferenz
von Anfang bis zum Ende
mit einer vergnügten Zufriedenheit
beyzu=
wohnen / und nachmalens die gesamte
Her=
ren
Professores
dero hohen Russischen
Be=
schützung zu versichern / und allergnädigst
zum Hand=Kuß zu lassen: und wurde
die=
ser
Actus
mit einer
Vocal -
und
Instrumen-
tal - Music
angefangen / und beschlossen.
Madrid 16. Augusti.
Jhre Catholischen Majestäten befinden
sich nebst der Königl.
Familie,
auf dem
Schloß
S. Ildefons
, bey gewüntschter
Ge=
sundheit; alwo sie des Morgens frühe dem
GOttes=Dienst abwarten / und des nach=
Mittags sich mit Spatzieren=Fahren in
de=
nen Gärten / oder in denen in derselben
Ge=
gend ligenden Waldungen / erlustigen; und
des Abends wohnet der König gemeiniglich
der Ausfertigung derer Schreiben bey. Der
Printz /
Don Emanuel, Infant
aus
Portu=
gall / langete den 8. dieses von hier alda
an / und gienge alsobald Jhre Majestäten zu
besuchen / welche ihn allergnädigst
empfien=
gen. Den folgenden Tag besuchete
besag=
ter Printz / den Printz von Asturien / und
die
Infantin,
welche ihn unverzüglich
dar=
auf wiederum besuchten.
Der König hat den ergangenen Befehl /
daß die gantz=und halbe Realen / alte zwey=
hältige Platt=Stüker / und andere Gelder
in die Königl. Müntz=Häuser gebracht /
und in neues Geld von gleichem Halt
ver=
müntzet werden sollen / bis zu Ende
die=
ses Jahrs verlängert.
Der
General Don Lucas Spinola
hat
Be=
fehl erhalten nach der Seite von
Valenci-
en zu gehen / und Befehle zu stellen / daß
alle unsere See=Cüsten gegen die
etwanni=
ge Unternehmung des Engelländischen
Ge=
schwaders in Sicherheit möchten gestellet
werden. Der nach
Genua
gegangene
Mar-
quis Mari
solle alda 3. Kriegs=Schiffe / je=
des von 60. Stüken kauffen.
Zu
Cadix
seynd 2. Kriegs=Schiffe der
Uberwinder / und der St. Joseph nacher
West=Jndien mit guter Ausrüstung
Se=
gel=fertig / auch werden alda noch 2. Fracht=
Schiffe mit vieler Kriegs=
Munition
unter
begleit einer andern Fregatten ausgerüstet /
welche nach dem ersten Jndianischen Meer=
Pfort
Havana,
zu dessen Verstärkung / ab=
gehen sollen / indeme man für diesem Meer=
Port wegen der Anwesenheit eines
Engel=
ländischen Kriegs=Geschwaders unter dem
Admiral
Hosier
in West=Jndien sehr
be=
hutsam ist. Man wolte auch / daß die
letz=
tere
Advis
- Schiffe / welche von besagtem
Cadix
nach West=Jndien abgegangen / die
Königl. Befehl an alle Gallionen / und
an=
dere Spanische Schiffe / welche in denen
Häfen selbigen Landes lägen / überbräch=
ten / nach
Havanna
zu gehen / und alda
bis auf weitere Befehle zu bleiben.
Von
Barcellona
wird als von etwas
ausserordentlichem gemeldet / daß 5. aldasi=
ge Jüngling nach der eine halbe Stund
dorvon entlegenen Einsiedeley von
S. Ber-
trand
einen Spatzier=Gang gethan / und
unter Wegs unten an dem Berg
Mousin
,
worauf diese Einsiedeley gelegen / mit
grös=
ser Unbedachtsamkeit vieler Orte Früchten /
die aus kleinem Gestrauch hervor=wachsen /
ge=essen / darauf von dem Brunnen der
Ein=
siedeley / der sonsten für ein gesundes
Was=
ser gehalten wurde / in ihrem grossen Durst
vieles Wasser getrunken / gleich darauf aber
einen noch heftigern Durst mit grösten
Schmertzen empfunden hätten / allen
Ver=
stand verloren / in erschrökliche Gichte
ver=
fallen / anbey sehr aufgeschwollen wären: man
hätte sie hierauf nacher
Barcellona
zuruk
ge=
tragen und seynd 4. darvon / ohne daß die ih=
nen beygebrachte Artzneyen etwas helffen
wollen / des folgenden Tags gestorben; der
Fünfte aber so am wenigsten Wasser
getrun=
ken / mit Beyhilf seiner guten Natur noch
errettet worden: zu mehr=gemeldtem
Barcel-
lona
ware nun die Medicinische Facultät in
Untersuchung dieses Gewächses begriffen /
in der Meinung / daß solches eine Gattung
von dem giftigen
Stramonio
seyn müsse.
Bajonna 18. Augusti.
Vor wenig Tagen haben wir alhier ein
erschröckliches Ungewitter gehabt / wordurch
an verschiedenen Plätzen durch die gefallene
grosse Hagel=Steine / an denen Wein=Gär=
ten kein geringer Schade geschehen. Man
hat Zeitung / daß auch in der Gegend
Bour-
deaux
ein grausames Ungewitter gewesen /
wordurch mehr als 60. Dörffer auch vieles
gelitten hätten.
Vorgestern langte eines von unsern
Schi=
fen / von Lisabon kommend / dahier an / des=
sen Capitain berichtet / daß nachdeme der
Engelländische Admiral Jennings mit
sei=
nem Geschwader von 10. Kriegs=Schiffen /
und einem Brander / unter dem Vorwand
Erfrischungen nöhtig zu haben / vor einigen
Tagen vor
S. Andero
, so ein See=Hafen
in Biscayen ist / gekommen / der Spanische
Commendant
, so von allem wol versehen
seye / ihme hätte andeutend lassen / daß er
durch ein seiner Schaloupen ein
Memorial
senden könte / von denen jenigen Sachen
de=
ren er Mangel hätte / es wäre aber nicht
redlich / daß er mit seinen Schiffen so nahe
an die Stadt käme: auf welche Antwort der
Engelländische Admiral / ohne etwas zu
un=
ternehmen sich zuruk gezogen / und auf die
Rhede von
Santona,
in welchem Platz / wie
man versicherte eine Guarnison von 2600.
regulirten Spanischen Soldaten sich
be=
fände / vor Anker geleget hätte. Oben=ge=
meldter Capitain berichtet ferner / daß / als
er am 14. Dito aus
Bilbao
hieher
abgerei=
set / er stark mit Stuken schiessen gehöret /
ohne daß er eigentlich wuste / was passiret /
oder vorgefallen seye.
Londen 23. Augusti.
Es seynd funfzehen Juden mit ihren Fa-
milien / so in Portugall in der
Inquisition
gewesen / und sich nebst einem
Inquisitor,
der sie in Verwahrung gehabt / aus der Ver=
haft gespielet haben / alhier angekommen /
und haben 600. tausend Pfund Sterling /
an Silber=Stangen /
Moydorn, &c.
mit
sich gebracht.
Der Sohn des Grafens
Galloway,
wel=
cher wegen verbottener Reisen in Arrest
ge=
nommen ware / ist wieder auf freyen Fuß
gestellet worden.
Der unlängst arrestierte
Lord Gairles
hat
Bürge gestellet / und haben 3. Schottlän=
dische
Lords
sich verpflichtet / ihn am ersten
Tage des nechstkünftigen Termins vor das
Königl. Hof=Gericht zu bringen; ein
ge=
wisser
Medicus
von Salisbury aber / wel=
cher mit erstegedachtem jungen Herrn in
Zif=
fern correspondiret hat / ist bey dem Kopf
genommen / und der Verwahrung eines
Gerichts Bedienten übergeben worden.
Der
Lord Major
dieser Stadt hat dem
König einen Stöhr geschenket / welcher bey
Battersen in der Themse gefangen worden /
und 8. Schuh lang gewesen ist.
Livorno 23. Augusti.
Wir haben diese Woche nichts
sonder=
liches über Meer / ausser daß zwey
Barba=
dische Galeotten / eine von Sardinien / wel=
che ihren Lauf um die Africanische Cüste
gemachet / überwältiget hatten. ungeach=
tet der Hofnung / so man heget / daß die
zwischen denen Genuesern / und dem König
in Sardinien obschwebenden
Mißhelligkei=
ten / auf das eheste / mit einem gütlichen
Vergleich / geschlichtet werden dörften / wol=
len doch die Kriegs=Zubereitungen von
bee=
de Seiten schier gar das Widerspiel zeigen.
Rom 24. Augusti.
Es ist ein Hauf von denen hiesigen
Soldaten / nebst einer guten Anzahl von
Stadt=Knechten / und / wie man saget / auch
einen Leutenant aus dem Peinlichen
Ge=
richt / nach
Perugia
abgefertiget worden /
das verwegene Vornehmen eines Haupt=
Contrabandiers zu untersuchen / der sich
bewafnet / und mit einer grossen Anzahl
sei=
ner Leute in besagte Stadt / ja selbst in die
Zimmer des dasigen
Gubernators
eingedrun=
gen / welchen er auf dem Bette gefunden /
und ihn zwingen wollen / einige seiner mit=
Gesellen / welche vor der Zeit in Contraband
betretten / und in Verhaft genommen
wor=
den / aus dem Gefängnüß loszulassen / und
die eingezogenen Güter wiederum heraus zu
geben. Jnzwischen erwartet man den
Aus=
gang dieses Handels / welcher ziemlich
schwü=
rig ist / weilen einige dasige Edelleute
die=
sen Contrabandierern an der Hand stehen.
Dienstags wurde der Herr Cardinal
Fa-
broni
, in
Frescati
von einem Schlage / wie=
wolen gar leicht / gerühret / dannenhero man
immer mehr besorget / man werde eines
Ta=
ges unversehens hören müssen / daß er in
Erwegung seines hohen Alters von 74. Jah=
ren / welche er an dem ersten jetzt=lauffen=
den Monats vollendet / wie auch wegen
of=
dermaligen Zustossung solcher Zufälle / wei=
len es von dem November her schon das
fünfte=oder sechstemal geschehen / seinen
Geist aufgegeben habe.
Der Herr Cardinal
Gualtieri
hatte eben
denselben Tag auch einen dergleichen
gerin=
gen Anstoß / wiewolen man sich tröstet / es
werde nicht gefährlich seyn / massen er
son=
sten von starker Leibes=Beschaffenheit / und
annoch frischen Alters / nemlich noch nicht
über 66. Jahr ist. Diese Zufälle seynd
an=
jetzo sehr gemein worden / und höret man
alhier täglich von plötzlichen Todes=Fällen.
Demnach die hiesige Ertz=Bruderschaft
des
Confalone
einige Christliche Sclaven
aus derer Türken Händen erlöset / seynd
sel=
bige nach geendigter Quaranten zu
Civita -
Vecchia
, alhier angelanget / und der Papst
hat ihnen verliehen / daß sie das
Jubilæum
des=Heil. Jahres / durch Besuchung der
Haupt=Kirche zu St. Peter / erlangen
kön=
nen.
Florentz 24. Augusti
An dem Sonn=Abend nach=Mittag /
wurden / in dem Peinlichen Raht / so vor
dem Groß=Hertzog gehalten wurde / zwey
Kerlen / der eine von 26. / und der
ande=
re von 22. Jahren / welche miteinander zu
Vico - Pisano,
Mutter und Tochter
umge=
bracht / um ihr Hab und Gut zurauben /
zu dem Galgen verdammet. Vielen andern
wurde die Lebens=Straffe in die Galere
verwandelt; und wurde eine grosse Anzahl
von Rechts=Händeln erörtert / so daß
die=
ser Raht 4. Stunden=lang gewähret; nach
welchem Jhre Königl. Hoheit verschiedenen
Ministern Audientz gabe. Besagten Tages
Abends kame eine
Staffetta
von
Porto - Fer -
raio
mit der Zeitung / daß der General
Vie-
ri
, desselben Platzes
Gubernator,
mit Tod
abgegangen wäre.
Genua 24. Augusti.
Sonn=Abends kehreten zwey Galeren des
hiesigen Geschwaders zugleich mit einer
Bar=
ke / aus
Corsica
zurük / auf welcher letztern
400. Mann waren / so in die hiesigen Kriegs=
Compagnien derselben Nation untergesteket
werden sollen.
Mittwochs ländete eine grosse Tartane
aus Sicilien an / deren Patron berichtete /
daß eine unsere Barke das Glük gehabt / sich
in dem dasigen Meer / wider 3. Barbarische
Bregantinen tapfer zu wehren / worbey sie
20. Türken / so sie zu überwältigen darauf
gestiegen waren / an ihrem Bord behalten
habe / und nunmehr in
Messina
Contumatz
mache.
Eine Barke mit Kaiserl. Flaggen / so von
einer Tunisinischen Galeotte mit 80. Mann
angegriffen worden / hat sich tapfer
wider=
setzet; und da sich das Volk auf dem
hin=
ter Theil derselben einen Mut gefasset / hat
es alle Türken / so in bemeldete Barke
ge=
sprungen / niedergemacht / dahero sie dann
viele Säbel / und Spring=Stöke erobert /
und den gantzen Boden mit Blut
überschwem=
met haben; dahero die Galliotte
abgewi=
chen; auf der Barke seynd 7. Mann / zwey
von Musketen=Kugeln / und 5. nicht
ge=
fährlich von ungefehr entzündeten Pulfer=
Flaschen / verwundet worden.
Paris 25. Augusti.
Den 16. dieses hat der König zur Vorsorg
eine Artzney zu sich genommen: den 19. die=
ses waren Jhre Majestät seit ihrer
Wieder=
genesung in dem Forst von
S. Germain
das
erstemal wiederum auf die Hirschen=Jagd.
Die Königin erholet sich von ihrer
gehab=
ten schweren Krankheit von Tag zu Tag
meh=
rers / wiewolen etwas langsam / so daß man
nicht vermutet / daß sie nacher
Fontaine-
bleau
dem König werde folgen können. Zu
ermeldtem
Fontainebleau
wird der König
sich von Zeit zu Zeit / aber nicht so oft als
dermalen / mit der Hirschen=Jagd
belusti=
gen.
Vergangenen Sonntag erhube sich der
Hertzog von
Orleans
nacher
Versailles,
alwo
er wegen des tödtlichen Hinscheidens seiner
Gemahlin die Trauer=Bezeugungen
ange=
nommen. Die verwittibte Hertzogin von
Orleans
ist alhier in dem Königl Pallast sehr
unpäßlich / und hat den 21. dieses von ihrer
Tochter der verwittibten Königin von
Spa=
nien eine
Visite
gehabt.
Der Hertzog von
Bouilon
ist an einem
Aussteigen des
Podagra,
und darzu
gestos=
senen starken Fieber sehr gefährlich krank
ge=
wesen; weilen aber das Fieber / und der
Schmertzen des
Podagra
sich etwas
gemil=
dert / als hoffet man / daß derselbe noch
werde können gerettet werden.
Den 15. dieses Monats wurde der Herr
Gilbert / Rahts=Herr in dem Gericht deren
Wässern und Wäldern / ein junger Herr von
24 Jahren / unversehens von einer so grossen
Raserey überfallen / daß er sich mit Messern zu
stechen anfienge; als man nun dessen in
Zeiten gewahr wurde / führeten ihn seine
Freunde nacher Haus / und befahlen seinem
Bedienten auf ihren Herrn gute Achtung zu
geben; dieser aber / weilen die Bediente
ih=
ne verabsaumeten / stürtzete sich aus einer
noch grösseren Raserey zu einem Fenster
hin=
aus zu tod.
Den 17. dieses ist der Pfarrer zu
Janvry,
durch seinen
Neveu,
oder Vettern / mit
ei=
ner Pistolen erschossen worden / und hat der
letztere sich durch eine andere zu diesem Ende
fertig gehabten Pistolen sich selbsten zugleich
erschossen. Der Letztere ware des erstern
Vica-
rius
und führete aber dabey ein
ungeistli=
ches Ruchloses Leben / welches er auch
durch diese letztere Unthat endigte / nachde=
me er vernommen hatte / daß sein Vetter
ihne fest setzen / und einsperren zu lassen im
Sinn gehabt.
Der Königl. Hof=und Kutschen=Schrei=
ner /
Sieur Maillard
, hat auf dem Canal von
Versailles
eine Gattung eines kleinen Schifs
von dik=geflochtenen Weiden / so inwendig
verpicht / in der Form eines grossen
Schwa=
nen verfertiget: in dem Schiflein ist ein
verborgenen Werk=Zeug / oder Maschinen
mit Rädern / so von zweyen darinnen auch
verborgenen Männern also bewegt / und
ge=
trieben wird / daß man nicht anderst
ver=
meinet / als ob ein lebendig=und
natürli=
cher Schwann eine an seinem Schweif
han=
gend=Venetianische Gondolen / worinnen
5 bis 6. Personen sitzen können / durch die
Arbeit und den Schlag seiner Flügeln
fort=
ziehen thäte; der König / welcher hiervon
zu verschiedenen=malen die Probe gesehen
hat / ist darmit sehr vergnügt.
Aus Savoyen 25. Augusti.
Am verwichenen Montag ist der König
in Sardinien von
Chambery
der Haupt=
Stadt hiesigen Herzogtums abgereiset / um
wiederum über das Gebürg zuruk nacher
Pie=
mont zu gehen.
Amsterdam 27. Augusti.
Von
Gibraltar
hat man / daß ein von
Rotterdam nach
Pensilvanien
gehendes
En=
gelländisches Schif mit 23. Manns=und 8.
Frauens=Personen / von denen Salesischen
Raubern wäre genommen / und zu
Salee
gebracht mithin confisciret worden.
Von
Smyrna
hat man folgende
Umstän=
de / einen Catholischen betreffend / welcher
vor weniger Zeit in Türkey Geschäften
hal=
ber gegangen / überkommen:
Demnach dieser Mensch in die
Schwach=
heit verfallen / und unter dem Namen
Me-
hemet Effendi
, ein Türk geworden ist / da=
mit er zu
Manaxia
eine reiche Wittib
heit=
taten mögte / hat es ihn sein Abfall etliche
Tage nach seiner Heirat gereuet / und ist
wiederum nacher
Smyrna
gekommen: er
be=
gabe sich alsobald in eine derer
vornehm=
sten Moskeen / alwo er in Gegenwart
de=
rer Türken / so ihr Gebett darinnen
ver=
richteten / seine Mütze / und seinen
Tur=
bant / auf die Erde warffe / und sie mit
denen allergrösten Schmäh=Worten wider
des Mahomets Gesätz / mit Füssen tratte / in
Hofnung / er werde auf der Stätte
ermor=
det und martirisiret werden / und dadurch
sein Verbrechen büssen. Allein das Volk
nahme ihn nur in Verhaft: und schleppete
ihn vor den Richter / bey dem er
angekla=
get wurde; er hätte sich für einen Christen
erkläret / und wider das Gesätz gefluchet.
Worüber er befraget wurde / und die That
bekennete / dahero er zum Voraus / an
de=
nen Fuß Sohlen geprügelt zu werden / ver=
urtheilet wurde: als dieses geschehen / be=
fragte man ihn / ob er auf seiner Meinung
bestünde / da batt er / man möchte ihme
Zeit / darauf zu antworten / lassen; allein
als ihme diese Bedenk=Zeit versaget wurde /
und sahe / daß man ihm härtere Martern
androhete / nahme er die Mahometanische
Religion wiederum an / und wandte vor / er
wäre trunken gewesen / als er die
Verwe=
genheit / darum er angeklaget worden / in
der Moskee begangen hätte. Worauf er
frey gelassen wurde; weilen aber die
Tür=
kischen Geistlichen / und Rechts Erfahrnen
vorgestellet; er hätte wider das Gesätz
ge=
fluchet / und dieses Fluchs wegen / den Tod
verwürket / wurde er auf das neue in
Ver=
haft genommen. Jnzwischen / weilen er
bey denen vornehmsten Musulmännern in
hohen Ansehen ware / welche ihn für einen
grossen Stern=Gelehrten / und berühmten
Arzt hielten / würketen sie so viel aus / daß
man ihn / nebst einem Geschenke von 200.
Cronen / über das Meer nach
Constantino=
pel schicken möchte / damit er sich einige Zeit
daselbst aufhielte / und dem Volk aus dem
Gesicht käme; aber kaum ware er aus dem
Hafen zu
Smyrna
heraus gefahren / da
er=
klärete er sich Christlich / und erduldete / daß
man ihm in solcher Bekanntnuß den Kopf
abschluge.
Meiland 28. Augusti.
Es seynd alhier verschiedene Curriers von
Genua
und
Turin
angelanget / und der Raht
hat sich mehrmalen wegen deren
obschwe=
benden Mißhelligkeiten zwischen dem König
von
Sardinien
/ und der Republik von
Ge-
nua
, versammlet.
Der alhier anwesende
Resident
von
Ve-
nedig
, Herr
Businelli,
hat diesen Morgen
seinen öffentlichen Einzug gehalten / und
seine erste Audientz bey Jhren Excellenzen /
dem Herrn
Gubernator
und Frau Guber-
natorin gehabt; welche anheute / wegen der
Regierenden Kaiserin Geburts=Tag / von
denen Ministern /
Damen, Cavalieren
die
Glükwünschungs=Complimenten
empfan=
gen haben.
Freytags wurde vom hiesigen Hochlöbl.
Senat
der jenige Mörder / so vor etlichen
Monaten zu
Como
seinen eigenen Vatter
um das Leben gebracht / verurtheilet / daß er
mit Zangen gezwiket / ihme die rechte Hand
abgehauen / und er endlich gerädert
wer=
de; welches Urtheil Montags daselbst
vol=
zogen worden.
Versailles 30. Augusti.
Den 25. dieses / als an dem Fest des H.
Königs Ludwig / von deme der König den
Namen führet / empfiengen Jhre Majestät
die Complimenten von denen Printzen /
Prinzessinnen / und grossen Herren des
Ho=
fes / hörete darauf die Heil. Meß in der
Schloß=Capellen / und hatte bey dero
Mit=
tags=Mahlzeit ein grosses
Concert
von Mu-
sicalischen Instrumenten. Den 27. dieses
fruhe Morgens verreiseten Jhre Majestät
nacher
Fontainebleau.
Die Gesundheit der Königin wird von Tag
zu Tag mehrers hergestellet; Jhre Majestät
zeigen sich zuweilen an dem Fenster / und
bezeugen sich sehr vergnügt wegen der
Trau=
rigkeit / und des Mitleidens / welche von
jederman wegen ihrer so gefährlichen
Krank=
heit bezeuget worden.
Warschau 31. Augusti.
Bey der Abreise des Königl. Cron=Prin=
tzen von hier nacher Sachsen / ist der Abt
Mastowsky
(welcher für Jhre Hoheit das
oft erwehnte
Præsent
aus Rom überbracht)
mit einem sehr kostbaren Ring / nebst
Versi=
cherung mehrerer Gnade / be=ehret worden.
Dieser Tagen hat der Cron=Groß=Feld=
Herr Jhrer Königl. Majestät / von
Reischlem=
berg die Zeitung überschrieben / wie daß
nicht allein jüngst=gemeldeter massen der
Türkische / sondern auch der Tartarische
Ge=
sandte / ersterer mit 200. / letzterer aber mit
60. Pferden in Grodno sich einfinden
wer=
den. Höchst=erwehnte Majestät wollen mit
nechstem die Cammer=Trauer / wegen Ableiben
des Printzen
Constantin Sobieski
, anlegen.
Neyß in Schlesien 31. J ugusti.
Heut frühe um 8. Uhr seynd (Tit.)
Jhre Churfürstl. Durchl. zu Trier / ꝛc.
mit 14. Post=Pferden nach
Freuden=
thal / und Langendorf abgegangen / sich
mit Hirsch=Jagden einige Zeit zu
erlu=
stigen.
Venedig 2. Septemb.
Es seynd verschiedene Fahr=Zeuge von
einem und andern Orten in den hiesigen
Hafen eingefahren unter welchen ein
Fran=
zösisches Schif in 96. Tägen / mit
durch=
räuchertem
Patent
angelanget / und meldet /
daß die ansteckende Seuche in
Alexandria
annoch immer regieret.
Zu dem was in voriger Wochen von
Con-
stantinopel
geschrieben worden / wird
an=
noch beygesetzet / daß das Ottomannischen
Kriegs=Heer / so in Persien gestanden /
in vollem Marsch gegen
Ispahan
zu / be=
griffen wäre / und den Zug über
Siras,
nicht
über
Tauris
nehme / weilen dieselbe
Ge=
gend / auf Befehl des ungerechten Besitzers
Sultan Esrefs
gäntzlich verwüstet wäre: wel=
cher / wofern er dieselbe Haupt=Stadt nicht
beschützen könte / sich mit der reichen Beute /
so er in derselben und andern
eingenom=
menen Städten / in selbigem Königreich
ge=
machet / nach
Candahar
zu ziehen / geson=
nen wäre
Wien 11. September. 1726.
SAmstag / den 7. September / wurde in
der Kaiserl
Favorita
-Capellen
nach=
mittag eine feyerliche vor Vesper wegen des
hohen Festes Mariä Geburt gehalten / wel=
cher beede Regierende Kaiserl. Majestäten /
wie auch die Durchl. Ertz=Hertzogin Maria
Magdalena auferbäulichst beywohneten.
Erben heute / ware so wol bey dem
Regie=
renden / als Verwittibten Kaiserl. Hof /
Jhrer Majestät der Königin in Portugall /
und Ertz=Hertzogin in Oesterreich / Maria
Anna, hoher Geburts Tag / an welchem
Sie das 44ste Jahr angetretten / mit
schön=
ster
Gala
begangen worden.
Vorgestern als den 5. dieses / haben
Jh=
re Kaiserlicheund Königlich Catholische
Ma=
jestät / unser Allergnädigster Herr / und
Lands=Fürst / als Ertz=Hertzog zu
Oester=
reich / durch Dero Allergnädigst hierzu
ver=
ordnet Kaiserl. Commissarien (Tit.) Herrn
Johan Christoph Heinrich / Grafen v. Oedt /
Kaiserl. Cammerern / Raht / und
Regent=
ten des Regiments derer N. Oe Landen /
wie auch Closter=Rahts=
Præsidenten und
(Tit.) Herrn Anno Heinrich von Kellern /
Kaiserl. Hof=Cammer=Raht / mit dem
de=
nenselben zugegebenen Landsfürstl. Lehen=
Se-
cretario
Herrn Stephan Niclas Frantz von
Popowitsch / das von dem Hoch Stift
Re=
genspurg zu Lehen=rührende Obriste Erb=
Marschallen Amt / nebst der Herrschaft Ort
an der Donau bey dem von gemeldt Hoch=
fürstl. Stift hier anwesend bevollmächtigten
Commissarium
(Tit.) Herrn Johann Frantz
Philipp / Grafen von Lerchenfeld zu
Köfer=
nig / beeder Fürstl Stiftern Aug=und
Re=
genspurg Dom=
Capitularn
, dem alten
Her=
kommen nach empfangen lassen.
Sonntag / den 8. Dito / als eben an dem
hohen Fest=Tag Mariä=Geburt / wohneten
vor=Mittag in der Kaiserl.
Favorita
Capelle
beede Regierende Kaiserl. Majestäten mit
obgedachter Durchl. Leopoldinischen Ertz=
Hertzogin dem Hoch=Amt / und Predig
an=
dächtigst bey. Nach=Mittag aber haben
höchst=gedachte Kaiserl. Majestäten / und
Durchleucht / in Begleitung des Päpstlichen
Herrn
Nuntii Monsignor Grimaldi
, und des
Frantzösischen Herrn Bottschafters /
Duc de
Richelieu
, wie auch des Venetianischen
Herrn Bottschafters /
Cav. Andrea
Corna-
ro
, nebst denen Kaiserl. Herren Ministern /
Cammerern / Cavalieren / und Damen / erst=
lichen der Vesper in der Kirchen des Kaiserl.
Profess
Hauses
Soc. JEsu
, hernach aber bey
der Marianischen Ehren Saule vor selbiger
Kirchen auf dem Hof der Lauretanischen
Li=
taney abgewartet.
Eben heut hatte so wol der Regierende /
als Verwittibte Kaiserl. Hof / wegen des
den 8. Augusti geschehenen Tod=Falls der
Her=
tzogin von
Orleans,
die Trauer auf 6. Wo=
chen angeleget.
Eodem
nach=Mittag begaben Sich Jhre
Kaiserl. Majest. die Verwittibte Röm. Kai=
serin
Amalia Wilhelmina
, aus dero
ge=
stiften Frauen=Closter am Renn=Weg in die
Kaiserl. Burg herein / alwo Selbe sich
ge=
gen 8. Täg aufhalten werden; zu Abends
aber gaben Jhre Majestät beeden
Regieren=
den Kaiserl. Majestäten eine
Visite
in der
Favorita.
Montag / den 9. Dito / erhuben sich
bee=
de Regierende Kaiserl. Majestäten in
Be=
gleitung der Durchl. Ertz=Hertzogin
Maria
Magdalena
nacher Eberstorf / und
erlustig=
ten sich in dasigen schönen Auen mit
Hir=
schen=Schiessen / speiseten zu Mittag in
sel=
bigen Lust=Schloß / und kehreten Abends
wieder in die
Favorita
zuruk.
Dienstag / den 10. Dito / begabe Sich
der Kaiserl. Hof in der Gegend Ottakring /
und erlustigte Sich abermal mit einer Hir=
schen=Fürst. Nach=Mittag aber wurde in der
Favorita
in Allerhöchster Gegenwart Jhrer
Kaiserl. Cathol. Majestät geheime
Confe-
renz
gehalten.
Von dem Gnaden=reichen Ort Maria=Zell in
Steyermarkt hatte man die Nachricht empfangen /
wie daß am Sonntag / den 1. dieses Monats / als
am H. Schutz=Engel=Fest / nach 50. jährigen
Prie=
tertum seine zweyte
Primiz
der W. E.
P. Cælestinus
Haussner, Ord. S. Benedicti
, des Löbl. freyen Stifts
zu St. Lambrecht in Steyermarkt
Professus, Pœniten-
tiarius in Cellis
, geboren zu Grätz den 22. Oct. 1650.
mit grosser Feyerlichkeit gehalten:
Patent / die Stadt=Säuberung
betreffend.
VOn Burger=Meister / und Raht der Stadt
Wien / wegen; wird hiemit
jedermännig=
lich kund und zu wissen gemacht / welcher=ge=
stalten Jhre Kaiserlich=und Königlich=Catholi=
sche Majestät / Unser Allergnädigster Erb=Lands=
Fürst / und Herr Herr / ꝛc ꝛc. unter dem 28.
Februarii inlebenden Jahrs von wegen der
für=
hin vorkehrenden Stadt=Säuberung unter
an=
deren Allergnädigst resolviret / und durch die
Hochlöbl. N. Oe. Regierung den 8. Martii
darauf uns anbefehlen lassen / dahin das
künf=
tige so wol alle Clöster / als
respectivè
Haus=
Herren / und
Administratores,
alle Wochen
wenigstens einmal die Gässen vor ihren
Clo=
stern und Häusern bey 12. Reichs=Thaler Straf
kehren und säuberen / das Gekehrte auf einen
Hauffen zur Ausfuhr durch die von Gemeiner
Stadt Unter=Cammer=Amt bestellte Wägen / zu=
sammen richten; ingleichen das von denen
Brün=
nen abfallende Wasser / so viel möglich / in die
Haupt=Canal aus denen Clöstern und Häusern
bey vorgemeldter 12 Reichs=Thaler Straf
ein=
geführet / auch zu Winters=Zeit das Eis aus
denen Gässen von jeden Haus=Herren
aufge=
hakt / und der in dem Hof ligende Schnee von
denen Haus=Herren aus geführet / und zu
jeder=
manns Wissen und Befolgung durch einen
of=
fentlichen Ruf publiciret werden solle.
Als hat man allen Clöstern /
respectivè
Her=
ren Haus=Jnhabern / und
Administratoribus
vorberührt Allergnädigste Kaiserl.
Resolution,
und darauf von Hochlöbl. N. Oe. Regierung
an uns erlassenen Befehl zum Wissen erinnern
wollen / daß weilen diese Stadt=Säuberung
auf einen Tag durch die gantze Stadt nicht wol
mag fürgenommen werden / solche in denen
nachgesezten vier Tägen / als von dem
Wim=
der Viertel den Montag / von dem Schotten=
Viertel den Erchtag / von dem Kärntner=Vier=
tel den Pfingstag / und von dem Stuben=Vier=
tel den Freytag / und / wann in diesen Tägen
ein Feyertag einstellete / gleich den darauf
fol=
genden Tag alle Wochen bey der von
hochge=
dachter N. Oe. Regierung ausgestellten Straf
deren 12. Reichs=Thaler von denen
samment=
lichen Clöstern / und Häusern / also gewiß
ge=
kehret / und das Gekehrte zusammen gerichtet
werden / als im widrigen / wo die Ubergeher
ein oder anderen nach Allerhöchst Sr. Kaiserli=
chen Majestät Allergnädigst erlassenen
Resolu-
tion
zuwider=handlenden betretten wurden /
der / oder dieselbe zu Erlegung mehr=erholter
Straf deren 12. Reichs=Thaler unnachläßlich
angehalten werden sollen.
Actum
Wien den
15. Julii 1726.
Frankfurt 22. Augusti.
Gestern Abends gegen 6. Uhr entstunde
alhier auf der Aller=Heiligen=Gaß
wie=
derum ein sehr entsetzlicher Brand / wor=
durch in wenig Stunden 3. Häuser in die
Asche geleget / durch die gute Anstalten /
und starke Gegenwehr aber grösseres
Un=
heil verhindert / und abgewendet worden.
Haag 27. Augusti.
Die alhier befindliche Kaiserliche / Pohl=
nische / und Russische Ministern haben in
die=
sen Tagen verschiedene Conferenzien
mit=
einander gehalten / und der Letztere hat
ei=
nen Expressen nach Petersburg an seinen
Hof abgefertiget.
Dieser Tagen seynd der Hertzog / und
Her=
tzogin von Richmond von Londen hier
an=
gekommen / von wannen auch der General=
Feld=Marschall / Graf von Schulenburg /
hierselbst zuruk gelanget / bey welchem
un=
terschiedliche fremde
Ministri
gewesen.
Die General=Staaten berahtschlagen
täg=
lich über die Vermehrung ihrer Macht /
sowol zu Wasser / als zu Lande; und hat der
General. Schatz=Meister desfals einen
Ent=
wurf übergeben. Man sagt auch / daß alle
Festungen von der alten
Barriere
in Wehr=
Stand gesetzet werden sollen.
Regenspurg 70. Augusti.
Aus dem Ost=Frießländischen vernimmt
man mit vielen Verwundern / daß die
soge=
nannten Renitenten / oder Widrig=Gesinne=
ten / Sr. Hochfürstl. Durchl. Truppen
ange=
griffen / solche von ihren Posten vertrieben /
und verschiedene Flecken und Oerter
geplün=
dert / und verheeret; welches durch die
hie=
sig=Ost=Frießländische Gesandschaft dem
Reichs=
Convent
kund gemacht worden.
NB.
Es wird jedermänniglich zu wissen
ge=
macht / daß Christian Ziegler wiederum
mit gut=und gerechten schwartzen Kerschen=
Geist in Wien angekommen seye / etliche
Jahr der hat er sich im Fisch=Hof im Bier=
Häusel aufgehalten / anjetzo aber auf dem
Hohen=Markt neben dem roten Krebsen
neben der Apotheken im Bier=Häusel: es
ist ein sehr gesundes Trank / und dienet der
Gesundheit besser als Rosoli / und andere
gebrennte Wasser. Es verursachet keinen
so üblen Geruch / als wie der Rosoli oder
Brand=Wein.
Lista deren Verstorbenen zu Wien /
in und vor der Stadt.
Den 7. September 1726.
Jn der Stadt niemand.
Vor der Stadt.
-
Dem Matthias Bruner / Cammer=Dienern / s. W.
Cath. / im Lambergis. Garten im Lerchfeld / alt 22. J. -
Dem Joh. Obinger / Tischlern / s. K. Cath. / beym
golden A. B. C. bey Maria Hülf alt 4. und 1. halb J. -
Dem Joh. Ehlich / Lackey / s. K. Johann / beyn drey
Tauben im Lerchfeld / alt 2. J. -
Dem Paul Wagner / Schuh=Machern / s. K. Eva / beym
golden Anker bey Maria Hilf / alt 2. und 1. halb J. -
Dem Simon Paul / Schuh=Machern / s. K. Johann /
bey der goldenWein=Trauben bey Maria Hilf / alt 4. J. -
Dem Georg Hueter / Tragern / s. K. Lor. / beyn 3.
weissen Lilien zu Matzelsdorf / alt 2. J. -
Dem Joh. Wurtzinger / Tagw. s. K. Justina / im
Schmidisch. H. zu Erdberg / alt 7. Viertl J. -
Der Sus. Baumgartnerin / Wittib / ihr K. Johann /
im Stultzisch. H. zu Matzelsdorf / alt 2. J.
Den 8. Septemb.
Jn der Stadt.
-
Georg Schiell / B. Bier=Leutgeb / beym Küssen=Pfen=
ning am roten Thurn / alt 37. J. -
Der Elis. ⟨Mentzin⟩ / Wittib / ihr K. Eleon. / im
de
Paulisch. H. in der Kärntnerstraß / alt 3. J. -
Gertr. Herberin / Wittib / im Roß=Ausleiherisch. H.
im Jacober=Gässel / alt 75. J.
Vor der Stadt.
-
Dem Christoph ⟨Duterstat⟩ / Schnür=Machern / s. K.
Cath. / beyn 3. Königen am Neubau / alt 6. Viertl J. -
Dem Peter Frank / Schuh=Machern / s. K. Maria /
im Steinmetzis. H. ausserm Neubau / alt 7. Viertl. -
Dem Joh. Agen / Schuh=Machern / s. K. Barb. / im
erst=bemeldten H. / alt 6. Viertl J. -
Dem Mathias Weik / Schuh=Machern / s. K. Ther. /
bey der golden Kugl in Liechtenthal / alt 6. J.
-
Dem Georg Dietz / Vorreitern / s. K. Magd. / beym
weissen Rössel zu Margrethen / alt 5. Viertl J. -
Dorothe Kranin / lediges Mensch / beym roten Krebsen
ausserm Neubau / alt 52. J.
Den 9. Septemb.
Jn der Stadt.
-
Herr Georg ⟨Nek⟩ /
sub Cantor -
und
Bassist
bey St.
Stephan / in s. Quartier alda / alt 74. J. -
Dem Hern Jos. Mitterstiller / Printz Eugenisch. Gua=
darobba / s. K. Sophia / auf der Mehl=Gruben / alt
5. Viertl J. -
Niclas Meidinger / Guardi=Soldat / auf der Schotten=
Pastey / alt 28. J.
Vor der Stadt.
-
Mathias Löw / B. Lederer / in s. H. in der
Leopold=
stad / alt 51. J. -
Dem Thom. Hillebrand / Bestand=Wirt / s. K. Conrad /
bey der Heil. Dreyfaltigkeit ausser Maria Hilf / alt
6. Viertl J. -
Dem Lor. Hinterberger / Bindern / s. K. Barb. / im
Bierleutnerisch. H. zu Gumpendorf / alt 6. Viertl J. -
Georg Steinberger / Wais / im Schlosserisch. H. auf
der Landstraß / alt 1. J. -
Dem Georg Edman / Heiducken / s. K. Anna / bey der
golden Sonn ausserm Neubau / alt 6. J.
Den 10 Septemb.
Da der Stadt.
-
Dem Joh. Carl Posch / B. Stein=Schneidern / s. Stief=
K. Matthias Spieshofer / welches ohnversehens
einen Fall gethan / und gestern im Naglischen H.
im Koch=Gässel darauf gestorben / ist alda vom Kaiserl.
Stadt=Gericht beschaut / alt 12. J. -
Jac. Etlbaur / K. Trabanten Provisoner / beym roten
Säbl im Färber=Gässel / alt 64. J. -
Dem Bened. Scheider / B. Bier=Leutgeben / s. K.
Benedict / im Spitzlkrammerisch. H. am Saltzgries /
alt 6. Viertl J. -
Joh. Boumbey / Herrn=Koch / bey der golden Enten in
der Schuler=Straß / alt 36. J. -
Jos. Scherz / Guardi=Soldat / auf der Mölker Pastey /
alt 46. J. -
Dem Joh. Brükl / Kutschern / s. W. Anna / beym
gol=
den Löwen / in der Klugerstraß / alt 26. J. -
Dem Joh. Durchl / Kutschern / s. K. Johann / im
klein Raben=Hof beyn Franciscanern / alt 6. Viertl J.
Vor der Stadt.
-
Fr. Elis. Bartholom / Wittib / im Kaiserl. Jagt=Stall
vorm Burg=Thor / alt 40. J. -
Dem Andre Plaschgi / Wirt / s. K. Elis. / in s. H. bey
Maria Hilf / alt 7. Viertl J. -
Bernh. Artmüllner / alt 27. J. und Lor. Landthaler
alt 44. J. / beede bey denen F. F. Misericordiæ. -
Dem Philipp Schnätter / Zimmer=Gesellen / s. W.
Maria / beyn drey Hafen am Thury / alt 58. J. -
Leonhard Jäger / armer Mann / in der Dominicaner=
Mühl zu Gumpendorf / alt 79. J.