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Wienerisches DIARIUM.

Nr. 36, 5. Mai 1725

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[1]

Anno 1725. (Num. 36.) 5. May.


Wienerisches

DIARIUM.

Mit Jhrer Römis. Kaiserl. und Cathol. Majestät Freyheit.

Mit Jhrer Römis. Kaiserl. und Cathol. Majestät Freyheit.

Zu finden in der Kaiserlichen Hof=Buchdruckerey / gegen dem Hof=
Ball=Haus über / bey Johann Peter v. Ghelen.


Jena 12. April.

VOr einiger Zeit hat sich in ei=
nem
Dorfe / vier Meilen von
hier / folgender Casus zuge=
tragen
/ nemlich der Land=Richter ver=
kleidete
sich in einem Teufel / und nach=
deme
er weiß / daß eine alte geitzige
Frau in seinem Dorfe 200. Reichs=Thlr.
empfangen / komt er des Nachts zu ihr /
sagte er wäre von GOtt gesandt / und
solte sie mitnehmen / wo sie nicht das
Geld / woran sie ihr Hertz hienge / ihm
geben würde / ⁊c. die Frau gibt ihme
darauf 50. Rthlr. welche sie bey sich
stehen gehabt / so gleichhin / will aber
mit den andern nicht heraus rücken / dar=
auf
vermahnet er sie wiederum / und
sagt nun sehe er / wie gottlos und geitzig
sie wäre / wann sie ihm nicht die andern
150. Rthlr. gebe / nehme er sie doch mit;
Worauf dann die Frau zum Schrancken
gehet / ihme das übrige zu geben; nun
weiß man nicht quo casu es geschehen /
daß der Schrancken umgefallen; hier=
auf
wird ein Reuter / der daselbst im
Quartier gelegen / munter / und meynet
daß Diebe vorhanden / der vermeynte
Teufel aber / welcher eine Pistohle bey
sich geführet / schiesset nach dem Reuter /
und verfehlet / der Reuter hingegen
triffet den M. Diable,und schiesset ihm
Mause todt; Hierauf schickt die Frau
zum Land=Richter / ihme von diesem Zu=

fall Nachricht zu geben / welcher aber
nicht zu Hause / und wuste niemand wo
er war / bis sie / bey Visitirung des er=
schossenen
Teufels / sehen / daß ers selber
ist. Er hat etliche Tage unbegraben
gelegen / bis man ihn endlich unter den
Galgen verscharret.

Aus Sachsen 12. April.

Von dem Berg Städtlein Gieß==
bel
/ hat man die traurige Nachricht /
daß am Char=Freytag / des Nachts
um 10. Uhr / in eines dasigen Burgers
Haus eine Feuers=Brunst entstanden /
wodurch dessen Ehe=Weib / nebst ihrer
Tochter von 19. Jahren / und noch 2.
Kindern verbrannt / welche am dritten
Oster=Feyertag in einen Sarg zusam=
men
gelegt / und begraben worden / und
ist auch der Mann von dem Feuer tödt=
lich
beschdiget.

Londen 17. April.

Von Dorchester wird gemeldet / daß
in der am verwichenen Donnerstag da=
selbst
entstandenen Feuers=Brunst über
100. Häuser in die Asche geleget / und
160. Familien in das gröste Elend gese=
tzet
worden: der Wind ware bey diesem
Unglück so heftig / daß die brennende
Kohlen allenthalben herum flogen / und
viele Leute / welche das Feuer zu löschen
herbey gekommen / bey ihrer Zuruckkehr
ihre Häuser und Mobilien verzehret ge=
funden
.

[2]

Am Sonn=Abend übergabe der Hr.
Wades dem Unter=Hause eine Bil / um
die Berg=Schotten in dem Zaum zu
halten / und den Frieden und die Ru=
he
mehrers zu versichern: welche zum
ersten die / aber um die Gebäude besser
einzurichten und die von dem Feuer zu
besorgende Gefahr zu verhüten / zu dem
andern mal gelesen wurde. Gestern
machte das Haus in einer grossen über die Bil um gewisse Ver=
ordnungen
wegen der 50. neuen Kirchen
zu machen / einigen Fortgang in selbi=
ger
Bil. Heute haben die Gemeinen
die Bil die Berg=Schotten zu desar-
mi
ren
/ wie auch die denen Unterschlif=
sen
bey der Accise vorzubeugen / zum
andern mal gelesen / und dieselbe einer
Commission übergeben. Gestern la=
sen
die Lords eine ihnen von einer gros=
sen
Menge hiesiger Bürger übergebene
Supplique, worinn dieselbe bitten / wi=
der
die Bil zu Regulirung deren Wah=
len
in der Stadt Londen gehöret zu
werden; welches ihnen zugestanden wur=
de
. Heute haben sie die Advocaten wi=
der
jetzt=gedachte Bil gehöret / und die
Zeugen examiniret; sie seynd annoch
beysammen / so daß man nicht weiß / ob
sie die Verantwortung des Grafen von
Macclesfield angenommen haben / oder
ob diese Sache auf einen andern Tag
verschoben worden. Es will verlauten /
daß noch vor Endigung dieser Sitzung
der Hof denen beyden Häusern zwey
Bils proponi ren lassen werde / eine um
vermitttelst einer Lotterie von 600000.
Pf. Sterling für die Civile=Liste zu he=
ben
; die andere den Pardon für den
Lord Bolingbroke betreffend / worbey
man nicht zweifelt / daß beede Häuser
diese Gnaden=Acte approbiren werden.

Fürstenwalde 17. April.

Demnach gestern Abends nach 8. Uhr /

ein Kerl von langer Statur / ohnge=
fehr
von etliche 20. Jahr / von gelblich=
ten
Haaren auf dem Kopf / welche mit
einem schwartzen Bande in einen langen
Zopff geflochten / oberwärts am Kopf
ein Quästlein daran / von länglichten
Pocknarbichten weiß=und rötlichten Ge=
sichte
/ schwartzen Augen und Augen=
braunen
/ einer langen schmalen Nase /
länglichten Kinne / und ohne Bart;
der Hut mit einer schmalen silbernen
Tresse eingefast / einen grünen Rock /
mit rohten Aufschlägen / mit gelben
Messingenen Knöpfen besetzet / die Auf=
schläge
auf die Seite aufgeschnitten / und
mit dergleichen Knöpfen besetzet / grüne
Hosen / und weissen Stieffeletten / dar=
an
weisse Knöpfe / mit Leinwand über=
zogen
/ von schwartzen und dünnen Wa=
den
/ einen langen Degen an der Seite
habende / in eines hiesigen Tuchma=
chers
/ Namens Gotfried Weissens /
Haus gekommen / und sich darin ein
Nacht=Quartier ausgebetten / da nie=
mand
mehr / als die Frau / und Magd
im Hause gewesen / welcher in der An=
rede
/ und hernach allemal die Wirtin
Frau Gevatterin genennet / und sie ihn
auch dergleichen; so hat man heute
frühe morgens / als die Magd aufge=
standen
/ leider GOttes! gewahr neh=
men
müssen / daß dieser Kerl fort / und
die Wirtin vom Hause in vollem Blute
mit verschiedlichen empfangenen Wun=
den
/ und Schlägen auf dem Kopf / in
der Stube an dem Camin todt gefun=
den
worden / in welcher Stube sie ge=
stern
diesem obbeschribenen fremden Kerl
ein Bette machen lassen; wobey dan=
noch
zu bemercken / daß die erschlagene
Frau gestern Abend zu ihrer Magd ge=
saget
; es wäre ihr Gevatter aus Ber=
lin
; woraus zur Genüge erhellet / daß

[3]

dieser Kerl ein gottloser Bube / die
Mordthat wol wird ausgeübet haben;
zumal im Hause Kisten und Kästen auf=
geschlagen
befunden worden. Als ge=
het
an allen und jeden Gerichts=Obrig=
keiten
/ so wol in Städten und Dörf=
fern
/ unser Dienst ergebenes und freund=
liches
Ersuchen: sie wollen / der heil=
samen
Justitz zufolge diesen obbeschribe=
nen
Mörder / wann er irgendswo ein=
passieren
solte / sofort arrestiren lassen /
und uns davon per Expressum Nach=
richt
geben / alsdann wir / nach Erstat=
tung
aller Unkosten / und gebräuchli=
chen
Reversalien / selbigen abholen las=
sen
wollen / es wird auch gebetten / je=
des
Orts diesen Steck=Brief zu unter=
schreiben
; wir lassen uns in dergleichen
Begebenheit jederzeit Dienst=fertig er=
finden
.

Coppenhagen 17. April.

Gestern ist Jhro Majestät der =
nigin
Geburts=Tag auf Rosenburg mit
grosser Pracht begangen worden; bey=
de
Majestäten / nebst Jhro Königl. Ho=
heit
dem Cron=Printzen / und dero Ge=
mahlin
Königl. Hoheit erhuben sich
vor=Mittags um 10. Uhr nach der Zoll=
Bude / und von dannen mit einer nach dem neuen Holm / und sa=
hen
das neu=gebaute Krieges=Schif
vom Stapel lauffen / welches auch un=
ter
Trompeten=und Paucken=Schall /
und Abfeurung der Canons glücklich
von statten gegangen. Es hat den
Namen Schleßwig erhalten / und wird
50. bis 60. Canonen führen / darauf
kehreten die sämtliche hohe Herrschaften
wieder nach Rosenburg. Des Mittags
war die Tafel mit 50. und des Abends
mit 80. Personen besetzet / wobey die
Königl. Capelle / Trompeter und Pau=
ckers
/ beydemalen aufgewartet / in dem

Garten waren 16. Canons postiret /
womit bey jeder Gesundheit gefeuret
worden. Gestern Abend nach ausge=
hobener
Tafel wurde ein schönes Feuer=
Werck angezündet.

Lipstadt 19. April.

Gleichwie dieses Jahr viele trauri=
ge
Feuers=Brünste sich hin und wieder
ereignet / so erhält man die höchst=be=
trübte
Nachricht / daß auch ein unglück=
liches
Feuer das Städtlein Plettenberg
am 12. dieses gantz und gar eingeäschert /
und also dessen Einwohner in einen Er=
barmnuß
=würdigen Zustand gesetzt habe.

Franckfurt 21. April.

Diese Wochen seynd abermalen ver=
schiedene
Koppel=Pferde durch hiesige
Stadt nach dem Rhein / mithin über
diesen Strom denen Frantzosen zuge=
führet
worden / welche noch immer / dergleichen zur Remontirung
ihrer Cavallerie aufzukauffen. Dem
Verlaut nach sollen Jhre Churfürstliche
Durchl. von Cöln / am vergangenen
Montag / am Chur=Pfältzischen Hof
zu Mannheim angelanget seyn / wie lang
sich nun dieselben daselbst aufhalten /
und ob die Zuruck=Reise zu Land / oder
zu Wasser von dannen geschehen wird /
dörfte nächstens zu berichten seyn.

Haag 24. April.

Das Polnische Wesen ist dermalen
fast das eintzige / worauf ein jeder sei=
ne
Gedancken richtet / und Jhre Hoch=
mögenden
haben über diese Materie ei=
nige
höchstwichtige Instructiones nach
Engelland an dero dortigen Gesandten
übersandt / welcher in wenig Wochen
von dannen allhier erwartet wird / und
die Ordre hat / Sr. Majestät dem =
nig
von Groß=Brittannien hiernechst
nach Hannover zu folgen; woraus man
schliessen will / daß etwas sonderliches

[4]

obhanden seyn müsse / angesehen der=
gleichen
in denen andern Jahren / wann
höchstgedachter König solche Reise ge=
than
hat / nicht geschehen ist / obgleich
der Herren Gesandten des Staats zum
öftern darum angesuchet haben / weilen
Jhre Hochmögenden für unnöhtig ge=
halten
/ diese ausserordentliche Unkosten
zu machen / indem nichts zu tractiren
gewesen.

Hamburg 24. April.

Laut Briefen aus Rensburg / war
der Capitain Prætorius, weil er noch
ein und anders läugnet / dieser Tage
auf die Tortur gebracht worden / man
konte aber von dessen Aussage so wol /
als von dem fernern Verlauf der Gräfl.
Rantzauischen Criminal-Sache nichts
gründliches erfahren / weil alles sehr
geheim gehalten würde / bis die Exe-
cution
vollzogen seyn möchte.
Stabs=Quartier Oppeln / 25. April.

Das Kriegs=Recht hat einen Mün=
sterbergischen
20. jährigen Musquetier /
so mit dem Hochwürdigsten Got uner=
hörte
Tyranney verübet / betroffen.
Gestern nach=Mittag ist der Sentenz
publiciret worden / aus welchem fol=
gendes
Verbrechen zu vernehmen gewe=
sen
: es habe sich nemlich gedachter
Musquetier mit noch einem Cameraden
zu Münsterberg von seinem Officier Er=
laubnuß
erbetten / nach Closter Hein=
richau
zu gehen / um daselbst ihre An=
dacht
zu verrichten / wie auch (doch
mit ungleicher Meinung) geschehen;
dann nachdeme dieser Gottlose commu-
nici
ret
/ hat er an der Communicantenten=
Banck sich buckend die Heilige Hostie
aus dem Mund genommen / und in
seinem Büchel bey 6. Wochen aufbehal=
ten
/ und davor auch alle Abend gebet=
tet
/ damit ihme GOtt Geld schaffen

möchte; nachdeme er nun in der Güte
nichts erhalten können / stehet er endlich
einstens zu Abends=Zeit / nachdeme er
schon gelegen / wieder auf / verfüget
sich in die daselbst sogenannte alte Burg /
aldorten spisset er die Heilige Hostie mit
seiner Messer=Gabel an einem Birn=
Baum / und verlanget abermal / GOtt
solle ihme Geld schaffen; nachdeme
nun wieder nichts erfolgen wollen / wird
er vös / nimmt sein Bajonet heraus /
und hauet zu 3. malen mit Ungestümme
in seinen Schöpfer / mit Begehren /
wann er ihm nicht wolle Geld schaffen /
so solle er zulassen / daß der Teuffel in
Jägers=Gestalt ihme solches bringen
möchte; die Heilige Hostie hat er nicht
getroffen / und ist um dieselbe ein Glantz
von eines Tellers Grösse erschienen.
Nach dieser grausamen Ausforderung
seynd endlich viele Gespenster kommen /
worunter auch eines in wunderlicher
grüner Kleidung ware; worauf aber
dieser Unglückselige für grossen Schrö=
cken
in Ohnmacht gefallen / und in sol=
cher
bis 12. Uhr gelegen. Nachdeme
er nun wieder zu sich gekommen / ware
der Glantz / wie auch die Gespenster
verschwunden; dieser aber nimmt die
Heilige Hostie / und geniesset erst diesel=
be
/ welche ihm aber so hart gewesen /
daß er solche kaum zerbeissen können /
gehet auch wieder in se⟨i⟩n Quartier / und
weilen er gantz Kraft los worden / be=
gibet
er sich zur Ruhe; es hat ihme
aber nach diesem das Gewissen keines
weges geruhet / also, daß er sich selbsten
freywillig in Arrest gestellet / und diese
grausame That frey bekennet / so er
doch nachgehends / in Meinung sein
junges Leben dardurch zu erhalten / wie=
der
gelaugnet / und darnach wieder
freymütig gestanden / und um ein paar

[5]

Wochen=Frist gebetten / seine Sünde
genugsam bereuen zu können. Also ist
ihme von E. Löbl. zusammen gesetzten
Kriegs=Recht zu Urthl und Recht ge=
gesprochen
worden / daß ihme die lin=
cke
Hand / mit welcher er die 3. Strei=
che
gethan (NB. er ist linck) abgehau=
en
/ und nach solchem lebendig verbren=
net
/ die Aschen in den Oder=Strom
gestaubet / und also dieser Un=Mensch
aus der Welt getilget werden solle. Ge=
stern
ist (wie gemeldet) ihme der Sen-
tenz
publiciret worden / und heute ist
die Execution vor sich gegangen / wel=
ches
zwar nicht gewöhnlich / aus gewis=
sen
Ursachen aber dannoch für gut befun=
den
worden.

Dieser Soldat / hat in dem Feuer /
nachdeme das unterm Hals angebun=
dene
Pulver Säckel loß gangen / noch
die längste Zeit gelebet / und den hei=
ligsten
Namen JEsu angeruffen / da er
schon gantz schwartz / und alles an ihme
gebrennt hat.

Fürstenwalde 25. April.

Von dem am 8. April allhier gesche=
henen
Todtschlag / eines hiesigen Bur=
gers
/ Namen Christian Weisens / Ehe=
Frau / kan man j⟨e⟩tzo gewissere Nach=
richt
ertheilen / dann nunmehro die so
gleich Anfangs inhaftirte Magd bemel=
deter
Frauen / Namens Anna Mar=
garetha
Lunckin / frey und vor Gerich=
te
gestanden / daß weder der von ihr
angegebene grün=röckigte Kerl / noch 2.
andere Tuchknapp⟨e⟩n / ihre Frau todt
geschlagen / sondern sie selbst allein ha=
be
die Mordthat vollbracht. Wozu
ihr Gelegenheit gegeben / daß / da sie
sich am 8. April mit ihrer Frau erzür=
net
/ und diese mit einen Stock sie schla=
gen
wollen / habe sie ihrer Frau den
Stock aus den Händen gedrehet / und

sie selbsten damit auf den Kopf und
gar todt geschlagen / darauf mit einem
Beil eine Lade erbrochen / und daraus
das für sie darinnen aufbehaltene Lohn
1. und einen halben Rthl. wie auch
einige ihrer Frau zubehörigen Sachen
an Mützen / Schürtzen / und andern /
ingleichen einen Beutel Geld von 86.
Rihl. 5. Gr. / goldene Ringe / etwas
Perlen / eine silberne Leib=Gürtel / und
mehrere dergleichen genommen / welches
alles sie auf der Schlaf=Cammer ver=
borgen
habe: Und seynd diese Sachen
wie sie von der Magd angezeiget / auch
also gesunden worden. Dieses Mensch
wird jetzo scharf verwahret / und nech=
stens
einen ihrem Verbrechen gemessen
Lohn zu erwarten haben.



Wien 5. May 1725.

MJttwoch / den 2. May. Vergan=
genen
Montag / als den 30sten
abgewichenen Monats Aprilis / wurde
endlichen der Friede zwishen Jhro =
misch
=Kaiserlich=und Königlich Catholi=
schen
Majestät / dem Allerhöchsten Mo=
narchen
/ einer Seits / und dann Jhro
Königlich=Catholischen Maj stät Phi-
lipp
den Fünften / anderer Seits / an
alhiesigem Kaiserl. Hof zu Laxenburg
mit (Tit.) Herrn Baron von Ripper-
da
, Bevollmächtigten Ministern / und
Auserordentlichen Bottschaftern von
Spanien / welcher sich zu diesem Ende
anhero verfüget hatte / glücklich ge=
schlossen
/ und unterschriben / sintemalen
die Gestalt der Sachen also beschaffen
ware / daß die Unterzeichnung sich
nicht hat können zu Cammerich thun
lassen. Die Herren Commissarien / so
von Seiten Jhrer Kaiserl. und Königl.

Ca=

[6]

Catholis. Majestät obgedachten Frieden
unterzeichnet haben / waren Jhre Durchl.
(Tit.) Printz Eugenius von Savoyen /
Ritter des goldenen Vlieses / der Röm.
Kaiserl. und Catholis. Majestät würck=
lich
=Geheimer=und Conferenz-Raht /
Hof=Kriegs=Rahts=Præsident, -Leutenant / Vicarius Generalis
in Italien / ⁊c. Jhre Excellentz (Tit.)
Herr Philipp Ludwig / des Heiligen
Römisch. Reichs Erb=Schatz=Mei=
ster
und Burg=graf zu Rheineck /
Graf von Sintzendorf / Ritter des gol=
denen
Vlieses / Jhrer Röm. Kaiserl.
und Cathol. Majestät würcklich Gehei=
mer
=auch Conferentz Raht / und Obrist=
Hof=Cantzler / ⁊c. und Jhre Excellenz
(Tit.) Herr Gundacker Thomas des
H. Röm. Reichs Graf und Herr von
Stahrenberg / Ritter des goldenen
Vlieses / der Röm. Kaiserl. und Cathol.
Majestät würcklich Geheimer und Con=
ferentz
Raht / ⁊c. Die Ratification ob=
gedachten
unterzeichneten Friedens solle
innerhalb 3. Monaten geschehen; und
obbenannter Herr Baron von seinen obigen Character nach einiger
Zeit wieder annehmen.

Donnerstag / den 3. Dito. Heute
wurde vor=Mittag in dem Kaiserl. Lust=
Schloß zu Laxemburg in Allerhöchster
Gegenwart Jhrer Kaiserlich=und =
niglich
=Catholischen Majestät geheimer
Raht gehalten: und nach=Mittag wur=
de
abermalen von Jhro Majestät der
Zutritt zu Allergnädigste Audientzen
unterschiedlichen Personen vergünstiget.

Eodem, als am Creutz=Erfindungs=
und Titular-Fest deren Hoch=Adelichen
Stern=Creutz=Ordens=Frauen / kamen
Jhre Majestät die Verwittibte Römi=
sche
Kaiserin Amalia Wihelmina aus
Dero Frauen=Closter am Renn=Weg

herein in die Stadt / und verfügten
Sich in die Kirche derer WW. EE.
PP. Soc. JEsu in dem Kaiserl. Profeß=
Haus am Hof / alwo schon die Creutz=
Ordens=Frauen Jhre Majestät erwar=
tet
/ und wohneten alda dem vor=und
nach=Mittägigen GOttes=Dienst / wel=
chen
jedesmalen / wie auch die Aus=
theilung
des Ordens=Zeichen denen neu=
aufgenommenen
Ordens=Frauen (wie
in dem bergehenden Anhang zu er=
sehen
) der alhier anwesende Herr Nun-
tius
verrichtet / bey.

SPECIFICATION

Deren heute von Wien in Oester=
reich
nacher Neapel auf die Galeren abge=
führt
/ zur Ruder=Banck condemnir-
ten
Fünf Delinquenten:
Als

Johann Conrad H. 26. Jahr alt /
in der Stadt Michlhausen in Dürrin=
gen
gebürtig / seines Hand=Wercks ein
Schneider / ex capite furti von Jhro
Kaiserl. Majestät in viâ gratiæ auf fünf
Jahr zur Galeren=Arbeit condemnirt /
bey dem Magistrat zu Leutmeritz cri-
minali
ter
processiert.

Hans S. Vulgò der lange Hänsel
genannt 60. Jahr alt / zu Wimrig=
gärhten
im Land ob der Enns gebürtig /
verehelichten Stands / in puncto , von der Hoch=gräflich=Auersper=
gerischen
Herrschaft und Freyen Land=
Gericht Neuen=Schloß Burggstall / auf
vier natural Jahr zur Ruder=Banck
condemnirt.

Mathias P. 59. Jahr alt / von Poll=
storf
gebürtig / verheirahteten Stands /
bey dem Hoysischen freyen Land=Ge=
richt
Creuzenstätten criminaliter proces-
sie
rt
/ von hoher Lands Fürstl. Obrig=

[7]

keit auf fünf natural Jahr zur Ruder=
Banck condemnirt.

Joseph S. 25. Jahr alt / zu Pfaf=
fendorf
gebürtig / verheirahten Stands /
ein vagirender Gerichts=Diener / in
puncto diversorum criminum von dem
Löbl. Magistrat der Stadt Släbing auf
sechs natural Jahr lang zur Ruder=
Banck condemnirt.

Johann P. 50. Jahr alt / von Trop=
pau
aus Schlesien gebürtig / verheirah=
teten
Stands / ein gewester Land=Dra=
goner
im Fürstentum Troppau / ex
capite complicitatis Sacculariatûs, re-
ceptationis
& respectivè concussionis,
N. geschwornen Gerichts=Vogt und
Schöppen ermeldter Stadt Troppau /
auf drey Jahr zur Ruder=Banck ver=
urtheilet
.

Freytag / den 4. Dito / begaben Sich
höchst=gedacht Jhre Majestät die Ver=
wittibte
Römische Kaiserin wieder in
Dero Frauen=Closter am Renn=Weg.

Eben heute wurde dahier Mittags
von 12. bis 1. Uhr mit allen Glocken
in=und vor der Stadt geläutet / dann
hatten nach=Mittags / als am vor=
Abend des 1705. beschehenen schmertz=
lichen
Hinscheidens Jhrer Weil. Kaiserl.
und Königlichen Majestät Leopoldi I.
höchst=mildester Gedächtnuß / der alhie=
sige
hohe Adel / in der mit schwartzen
Tuch bekleideten Kaiserl. Begrübnuß=
Kirche deren WW. EE. PP. Capuci=
nern
am Neuen=Marckt / bey einem
prächtig und mit vielen Lichtern beleuch=
teten
Todten=Gerüst / der Todten=Vi-
gi
l
beygewohnet.

Ansonsten hat man die Nachricht aus
Francken empfangen / was massen den
26. abgewichenen Monats April der
Bischof und Fürst zu Aichstädt (Tit.)
Herr Johann Anton Knebel / Frey=

herr von Catzenelnbogen dieses Zeitliche
mit dem Ewigen verwechselt. Es ware
derselbe geboren den 19. Octob. 1646.
und zum Bischoffen erwehlet worden
den 9. Febr. 1705.

Sein Herr Vatter ware JOANNES
PHILIPPUS Knebel / Freyherr von Ca=
tzenelnbogen
/ Chur=Maintzischer gehei=
mer
Raht und Ober=Amtmann zu
Höchst und Hoffheim / Ritter=Haupt=
mann
bey der Ober=Rhenischen freyen
Ritterschaft / gestorben 1659.

Seine Frau=Mutter ware MARIA
SIDONIA von Grärodt / vierte Ge=
mahlin
obged. Herrn Johann Philipp
Knebel / und die letzte ihres Hauses
und Namens / gestorben 1697.

Bruder / und Schwestern des verstor=
benen
Herrn Bischoffen / waren PHl-
LIPPUS CHRISTOPHORUS Chur=
Maintzischer geheimer Raht und Vice-
Dom / gestorben den 29. Martii 1714.
MARIA MAGDALENA / Gemahlin
Philipp Adams / Freyherrn von Dien=
heim
/ Churfürstl. Maintzis. geheimen
Rahts und Ober=Amtmanns zu Höchst.
Und ANNA SlDONIA, Gemahlin
Johann Friderichs / Freyherrn von
Bettendorf / Churfürstl. Maintzis. geh.
Rahts / und Ober=Amtmanns zu Mil=
denburg
.

Dito. Nachdeme in dem abgewiche=
nen
Monat April auf Befehl einer ho=
hen
Landsfürstl. Obrigkeit einige Per=
sonen
wegen aberglaubigen Sachen in
gefängliche Verhaft gezogen worden /
als seynd heut dato den 4. May hier=
von
deren 6. benanntlichen Georg N.
39. Jahr alt / aus Ober=Oesterreich
gebürtig: Johann N. 36. Jahr alt /
aus Bayern gebürtig: Leonhard N.
38. Jahr alt / von Saltzburg gebürtig:

[8]

Johann N. 54. Jahr alt / aus der
Pfaltz gebürtig: Ferdinand N. 44. Jahr
alt / aus Ober=Oesterreich gebürtig:
und Jacob N. 45. Jahr alt / aus
Schwaben gebürtig / am hohen Marckt
auf eine offentlich=daselbst aufgerichtete
Bühn in Band und Eisen durch ein
Stund lang gestellet / dero Verbrechen
auf einer schwartzen Tafel zu jedermän=
niglich
Wissen durch die Wort wegen
aberglaubigen Sachen beschriben:
solhe Tafel nächst der Bühn angehef=
tet
/ die erstere 5. in alhiesigen Stadt=
Graben / der letzte aber in das Zucht
Haus bis auf künftigen Haupt Schub
verschaft worden / wornach deren jeder
an sein Geburts=Ort der Ordnung
nach geschoben werden solle. Welches
andern ihres gleichen zum erspieglenden
Exempel und Abscheu / hiemit zuwissen
gemacht wird.


Lista deren Verstorbenen zu Wien /
in und vor der Stadt.

Den 2. May 1725.

Jn der Stadt.

Dem Hrn. Anton Rudolph von Mugls / Kaiserl. Hof=
Kriegs=Rahts Agenten / s. Tochter Mar. Ther. im
Eggsteinisch. H am alten Fleischmarck / alt 23. J.

Joh. Georg Schlieman / Hof=Meister / im Esterhasis.
H. in der Wallerstraß / alt 51. J.

Dem Hrn. Bernhard Schadt / B. Handels=Mann /
s. K. Dominicus / in s. H. am Graben / alt 7. Vier=
tel
J.

Dem Melch Sunter / s. K. Cath. beym blauen Hech=
ten
am alten Kienmarck / alt 2 und 1. hald J.

Anna Lindnerin / beyn 3. weissen Lilien am alten Kien=
marck
/ alt 85. J.

Vor der Stadt.

Hr. Georg Ant. Treer / im Schwartzwaldisch. H. bey
St. Ulrich alt 27. J.

Dem Georg Richter / Gold=Arbeiter / s. K. Gotfrid /
beym golden Schif ausserm Neubau / alt 2. und 1.
halb J.

Dem Elias Pointner / Bestand=Wirt beyn 6. Schim=
mein
bey St. Ulrich / s. K. Elis. / alt 5. J.

Paul Schmid / Müllner / im Hofferisch. H. am Hunds=
Thurn / alt 62. J.

Dem Joh. Unterweger / Schuh=Macher / s. K. Ju=
stina
/ beym golden A. B. C. bey Maria Hilf / alt
5. Viertl J.

Dem Georg Kemetinger / Maurer=Gesellen / s. K.
Barb. beym weissen Creutz auf der Wendlstatt /
alt 10. J.

Lor. Köstler / Tagw. ist vorgestern zu Matzelsdorf von
einer Sand=Gestätten erschlagen / und beym weissen
Lämmel alda vom Kaiserl. Stadt=Gericht beschaut
worden / alt 47. J.

Dem Joh. Ott / Tagw. s. K. Frantz / im Schlöglis.
Garten in der Rossau / alt 2. J.

Den 3. May.

Jn der Stadt.

Urs. Felberin / Wittib / im Rosenbergisch. H. beyn
Augustinern / alt 50. J.

Vor der Stadt.

Christian Klein / B. Kuchel=Gartner / in s. H. utern
Weisgärbern / alt 68. J.

Joh. Mitman / Lust=Gartner / s. Stief=K. Joseph
Market / in der Heinmüll an der Wien / alt 5. Vier=
tel
J.

Dem Jos. Dam / Knöpf=Förm=Macher / s. K. Barb.
im Luftschützis. H. auf der Wendistatt / alt 5. Vier=
tel
. J.

Adam Freyfelder / alt 52. J. und Magd. Eherin /
alt 92. J. beede im Krancken=H.

Den 4. May.

Jn der Stadt.

Jacob Achsnit / Burgerl. Wein=Zeiger=Handler / im
Tamenisch. H. am Peters=Feit=Hof / alt 52. J.

Marg Kohlerin / Wittib / im Büchsenmacherisch. H.
in der Kärutnerstraß / alt 50. J.

Barb. Ellerin / ledigs Mensch / beym blauen Gattern
am hohenmarck / alt 38. J.

Mich. Boben / im Kaiserl. Hof=Spital / alt 50. J.

Vor der Stadt.

Dem Joh. Jae. Lidl / Kupfer=Stecher / s. K. Sophia /
im Schusterisch. H. in der Josephstadt / alt 2. J.

Sim. Kohler / Shuh=Macher / beym schwartzen Kegl
am Neustift / alt 50. J.

Dem Hieron. Spies / Vögl=Krammer / s K. Anna /
beym golden Post=Hörnl in der Josephstadt / alt 2. J.

Barb Gallin / ledigs Mensch / im Wagenmeisterisch.
H. zu Matzelsdorf / alt 25. J.

Eva Mayrin / ledigs Mensch / beym schwartzen Ochsen
in der Leopoldstadt / alt 40. J.

[9]

Anno 1725. (Anhang zu Num. 36.) 5. May.


Verzeichnuß

Deren von Jhro Majestät der
Verwittibten Römischen Kaiserin / auch
zu Hungarn und Böheim Königin / Ertz=Her=
tzogin
zu Oesterreich / ⁊c. ⁊c. Amalia Wilhelmina /
als Oberin des Hoch=Adelichen Damen=Or=
dens
/ unter dem Titul des Stern=Creutzes /
den 3. May 1725. dahier neu-aufgenommenen
Hoch=Adelichen Stern=Creutz=Ordens=
Frauen; nemlich:

CLeria Caracciola, March. d' Arena. Toch=
ter
des Duca di Girifalco.

Philippina Gräfin von Sintzendorf / geborne
Gräfin von Althann.

Giustina Donata Lancillotti.

Carolina Gräfin von Malzahn / Jhro Durchl.
Ertz=Hertzogin Mariæ Königl. Pohlnisch=und
Chur=Prinzessin zu Sachsen Hof=Dame.

Anna Genofeva Marchesa Tarnauld, gebor=
ne
Marchesa von Chevil⟨l⟩e.

Maria Elisabetha Gräfin von Falckenhann /
geborne Gräfin von Abbensperg und Draun.

Maximiliana Henrietta Topor, Freyin von
Morawitzky / Jhro Durchl. Ertz=Hertzogin
Amalia Chur=Prinzessin zu Bayern Hof=
Dame.

Maria Charlotta Gräfin von Magni, geborne
Gräfin von Liechtenstein.

Anna Maria Gräfin della Volpe, geborne
Gräfin von Etorri.

Anna Margaretha Gräfin von Lodron, ge=
borne
Gräfin von Wolckenstein.

Anna Theresia Freyin von Au / Jhro Durchl.
Ertz=Hertzogin Amalia Chur=Prinzessin zu
Bayern Hof=Dame.

Maria Marchesa Delfini Galli.

Anna Margaretha Gräfin von Kuefstein / ge=
borne
Gräfin von Volckra.

Maria Felicitas Gräfin von Huyn / geborne
Gräfin von Anersperg.

Maria Anna Gräfin von Windischgrätz.

Maria Judith Gräfin von Königle / geborne
Gräfin von Stahrenberg.

Gierolama Duchessa di S. Cesareo, Carac-
ciola
della Gioiosa.

Lucia Ottillia Freyin von Asseburg / geborne
Freyin von Wolffmetternich.

Maria Francisca Fraule Gräfin von Kokor=
sowetz
/ Jhro Durchl. Ertz=Hertzogin Mariæ
Königl. Pohlnisch=und Chur=Prinzessin zu
Sachsen Hof=Dame.

Maria Antonia Gräfin von Breunern / geborne
Gräfin von Harrach.

Francisca Gräfin von Wolckenstein / geborne
Gräfin von Taxis.

Maria Francesca de Moncayo, Principessa
Pignatelli.

Maria Francesca Gräfin Tassoni, geborne
Gräfin Savioli.

N. N. Gräfin von Lewenhaubt / geborne Grä=
fin
von Spaar.

Maria Magdalena Gräfin von Seybolstorff /
Jhro Durchl. Ertz=Hertzogin Amaliœ Chur=
Prinzessin zu Bayern Hof=Dame.

Rosa Gräfin von Schäesberg / geborne Freyin
von Westerholdt.

Hingegen waren vom 14. Sept.
1724. bis 3. May 1725. an unterschied=
lichen
Orten in GOtt selig entschlaffen / als:

JOanna Theresa Marquise de Lunati Vi-
scomti
, née Marquise de Roquefeuil de
Puy de Bar, zu Luneville.

Maria Margaretha Täntzlin / Freyin von Tätz=
berg
/ geborne Freyin von Sigershoffen /
den 11. Sept. zu Neuburg an der Donau.

Joanna Catharina Gräfin von Berge / geb.
Gräfin von Langen und Münichhoffen / in
Schlesien.

Maria Susanna Gräfin Gavrianin, geborne
Freyin von Gilleis / den 10. Octob. zu Wien.

Maria Catharina Freyin von Freyberg / geb.
Gräfin von und zu Pappenheim / den 24.
Januar. zu Wellendingen.

Joanna Freyin von Palant, geborne Gräfin
von Efferen den 15. Julii zu Zeverich.

Constantia Josepha / vermädlt und geb. Grafin
von Spauer / den 23. Octob zu Trient.

Juliana Elisabetha / vermählt und geb. Freyin
von Fragstein / zu Br⟨e⟩ßlau.

Maria Anna Jsabella Gräfin von Heissenstein /
geborne Freyin von Gilleis / den 11. Nov.
zu Wien.

Maria Barbara Gräfin Magnin, geb. Freyin
von Kotulinzky / zu Preustawelck.

[10]

Dionisia Contessa di Savalla, den 27. Octob.
zu Wien.

Anna Barbara Gräfin von Bathian, geborne
Gräfin von Wallenstein / zu Prag.

Maria Susanna Gräfin von Herberstein / geb.
Herrin von Walterskirchen / den 21. Nov.
zu Segedin.

Susanna Catharina Gräfin von Schaffgotsch /
geborne Freyin von Nouack. den 31. Jan.
zu Golsdorff.

Maria Jsabella Gräfin von Kaunitz / Kaiserl.
Hof=Dame / den 7. Decemb. zu Wien.

Maria Elisabetha Gräfin von Auersperg / geb.
Freyin von Tryegg, zu Laybach.

Maria Anna Gräfin von Königsegg / geborne
Gräfin von Montfort.

Maria Elisabetha Gräfin von Gäschin / geb.
Gräfin von Lobkowitz / zu Ratibor.

Elisabetha Dorothea Verwittibte Gräfin von
Rabutin / geborne Hertzogin zu Hollstein /
den 8. Januar. zu Wien.

Anna Maximiliana Gräfin von Bubna, geb.
Gräfin von Kapaun / den 3. Januarii / zu
Senftenberg.

Maria Theresia / vermählt und geborne Gräfin
von Dietrichstein / zu Grätz.

Maria Eleonora Gräfin von Rosenberg / geb.
Gräfin v. Küslin / zu Grätz.

Augusta Gräfin von Attimis, geborne Freyin
von Au / den 24. Januar. zu Sternegg.

Victoria Gräfin von Nostitz / geborne Gräfin
von Lissau / den 17. Jan. zu Prag.

Maria Ernestina Gräfin von Sprintzenstein /
geb. Gräfin von Hoios, zu Lintz.

Anna Ther. Gräfin von Herberstein / geborne
Gräfin von Saurau / zu Brünn.

Charlotta Freyin von Glassnapp / geb. Gräfin
von Berge / zu Dreßden.

Maria Adelheid Eggerin von Köppfing / geb.
Freyin von Haslang / den 15. Februarii / zu
Freysing.

Maria Victoria Gräfin von Thurn / geb. Gräfin
von Sauer.

Contessa Theresa Gazini della Rosa, zu
Parma.

Argentina Contessa di Valvasor, nata Mar-
chesa
Ridolfi, zu Venedig.

Sabina Christina Freyin von Gilleis / geborne
Grafin von Stahrenberg / zu Wien den 14.
April 1725.

Fortsetzung der Nachrichten von Rom.

DOnnerstags / als den 12. Monats
April ware in dem Consistorienen=
Saale des Vaticanischen Pallastes / General-
Congregation, als ein Vorspiel zu der ersten
Session des an dem Sonntag / als den 15. dieses
Monats / in der Hoch=heiligen Patriarchall-
Lateranensischen Haupt=Kirchen / eröfnet und
gehalten zu werdenden Römischen Concilii;
dieser haben 31. Cardinäle in Rochetto, Man-
tellet
und Mozzetta, von üblicher roten Far=
be
; und alle Ertz=Bischöffe / und Bischöffe von
denen Beruffenen / so sich bisher in Rom be=
finden
/ in Rochett und Mantelett, ausge=
nommen
die regularen Prœlaten / welche mit
denen gewöhnlichen Mozzetten und Mantel-
lett
en
erschienen; und die Procuratoren deren
abwesenden Bischöffe in schwartzen Talaren / da
auch nebst diesem ihre Bareten gehabt / beyge=
wohnet
.

Zu einem guten Anfang / und glücklichen
Fortgang des nechst=künftigen Römischen Con-
cilii
, weilen Jhre Päpstliche Heiligkeit Bene-
dict
der XIII. wolte / daß man (in Anruffung
des Göttlichen Beystandes) den alten heiligen
Kirchen=Gebrauch / wie er in dem Ceremonial
derer Bischöffe am 31. Cap. des 1. Buchs / vor=
geschrieben
ist / beobachte; als hat dieselbe an dem
10. dieses ausdrücklich verordnet und befohlen /
daß in allen Haupt=Collegial-Pfarr=und allen
andern Kirchen der Weltlichen und Ordens=
Geistlichkeit dieser Löbl. Stadt / Donnerstages /
als den 12 dieses / und an allen andern Don=
nerstagen
/ so lange das ermeldete Concilium
wehret / eine Closter=oder Pfarr=Messe / nach=
dem
es gebräuchlich / zu Anrussung des heiligen
Geistes; wofern nur dieselben Tage kein Fest
eines Heiligen der ersten oder andern Ordnung
einfiele / und es verhinderte; wann man sie
zu singen pfleget / gesungen oder gehalten wer=
den
solle. Zweitens / daß alle andere Täge /
so lange das Concilium dauret / allen gesun=
genen
/ und stillen Messen / die Collecte des
heiligen Geistes beygesetzet werden solle. Drit=
tens
: daß an dem Sonn=Abend / als den 14.
dieses alle Glocken in denen Kirchen von 23.
bis 24. Uhr sollen geleutet werden. Viertens:
daß Sonntags / den 15. dieses / an welchem
der Anfang zu dem Concilio wird gemacht
werden / gleichfals von 13. bis 14. Uhr die
Glocken derer hiesigen Kirchen geleutet werden

[11]

sollen. Schlüßlich vermahnet Jhre Päpstliche
Heiligkeit alle Kirchen=Personen / und sonder=
lich
die in denen Clöstern / und andere GOttes=
förchtige
Personen / so sich von der Welt abge=
söndert
/ daß sie / Zeit wehrendes Concilii,
ihr inbrünstiges Gebett / um einen guten wür=
digen
Anfang / glücklichen Fort=und ersprieß=
lichen
Aus=Gang zu GOtt abgehen lassen.
Eben dieselbe Vermahnung gibt Jhre Päpstl.
Heiligkeit auch denen EE. PP. Predigern / und
befiehlet und leget ihnen auf / daß sie in allen
ihren Predigen / Lectionen / Sermonen / wie
auch die Pfarrern in denen Pfarr=Messen / alle
Christglaubige beyderley Geschlechts dahin ver=
mahnen
/ und auch zu fleissigem Gebrauch de=
rer
heiligen Sacramenten / und zu andern
Wercken der Christlichen Liebe halten / damit /
wie das Ceremonial in dem angeführten Ca=
pitel
redet: Actio hujusmodi Deo opitulante
dignum sortiatur exordium, felicemque,
& fructuosum progressum, & exitum ha-
beat
. Ein solches Werck / durch GOttes
Beystand einen würdigen Anfang / glück=
lichen
und ersprießlichen Fortgang und Ende
gewinnen möge.

Der Monsig Camillo Merlini, Ertz=Bischof
von Iconien / und Jhrer Heiligkeit Secreta-
rius
derer Cifern / welchen der Papst zu einem
ausserordentlichen Apostolischen Nunzio, dem
erstgebornen Printzen des Herrn Prœtendenten /
die Windeln zu überbringen / erkläret hat / über=
reichete
/ Donnerstags / als den 5. dieses in
Rochetto, mit dem Creutz auf der Brust / und
der Mozzetta, dieselben dem Prœtendenten und
dessen Durchl. Gemahlin / in zweyen mit Carme=
sin
=farbenen Sammet überzogenen Kisten / wor=
auf
das Wappen des Papsts Clemens des XI.
Höchstsel. Gedächtnuß / der sie zubereiten lassen /
war; in diesen waren zwey Kuffer / so gleich=
fals
mit Carmesin=Sammet überzogen / und
überaus artig mit Gold gesticket waren / einge=
schlossen
; besagte Windeln waren einige eben=
fals
gar künstlich mit Gold ausgesticket / einige
von der zärtesten Holländischen Leinwat / mit
denen feinesten Spitzen / nebst verschiedenen an=
dern
Sachen / so sich für kleine Kinder schi=
cken
; alles belieffe sich an Wehrt / auf 8000.
Cronen. Jhre Päpstl. Heiligkeit hat / in Kraft
eines Breve, Veränderungen in denen folgen=
den
Regierungen gemachet:

Der Abbt Salamanni von Asisi nach Rimi-
ni
versetzet.

Den Doctor Soderini von Todi nach Imola.

Den Doctor Paliferi, von Monte S. Joann
nach Asisi.

Den Doctor Ceccarelli, von Fuligno nach
Terni.

Den Doctor Angelini, von Cascia nach
Fuligno.

Den Doctor Rocalli, von Rimini nach
Todi.

Den Doctor Bonifazi, von Narni nach
Monte S. Joann.

Den Doctor de Angelis, von Anagni nach
Tivoli.

Den Doctor Bonanini, von Imolanach
Narni.

Den Doctor Nuri, von Tivelli nach Ma-
telica
.

Den Doctor Onofrii, von Matelica nach
Cascia.

Den Doctor Frediani, von Terni nach
Anagni.

Gestern fruhe hielte Jhre Päpstl. Heiligkeit /
in einem Zimmer des Vaticanischen Pallastes
in geheim das Agnus-Dei-Bad / und weihete
einen grossen Korb voller Agnus, worauf das
Bild S. TrophiniTrophiniund Liborii, Bischöffe und
Beichtiger / gepräget war / ein.

Dieser Tagen ist der Monsig. Carl Calligola,
der Päpstlichen Cammer General-Schatz=Mei=
ster
/ von hier nach dem Hafen zu Civita-
Vecchia abgereiset / um das Geschwader de=
rer
Päpstl. Galeren ausrüsten zu lassen; und
weilen man sichere Nachricht hat / daß sich in
demselben Gewässer viele Barbarische Raub=
Schiffe aufhalten / seynd 4. von besagteu Päpstl.
Galeren / in den Lauff / obbemeldete Rauber
aufzusuchen / ausgeschicket worden.

Nachdeme der Printz Don Marco Ottoboni,
Hertzog von Fiano, lange Zeit hero mit Stein=
Schmertzen beschweret gewesen / hat er endlich
gestern um 19. Uhr / nach dem er mit allen
heiligen Sacramenten versehen worden / in ei=
nem
Alter von 69. Jahren und 19. Tagen /
seinen Geist aufgegeben.

Diesen Abend begibt sich der Papst nach S.
Joann Lateran, daselbst seine Wohnung zu
nehmen / alwo er / wie verlautet / so lange /
als das Concilium wehret / verbleiben wird.
Dieses wird morgen frühe / mit einem feyerli=
chen
Umgang / wie gebräuchlich / gelungener
Messe / und einer Ansprach / so der Papst hal=
ten
wird eröfnet werden.

Künftig folget die fernere Continuation.

[12]

Würtzburg 16. April.

NAchdeme des Heil. Röm Reichs Fürst / Herr
Christoph Frantz / Freyherr von Hurten
zu Stoltzenberg / zum Bischoffen zu Würtzburg
von daselbstigem Herrn Suffraganeo, Bischof=
fen
zu Chrisopel / nebst beeden Assistenten,
Herrn Prœlaten zu Closter=Schwartzach und
Theres / Benedictiner=Ordens / den 8ten April
frühe consecriret und gesalbet worden: Als ist
der Zug / alles zu Pferd / aus der Fürstl. Rest=
dentz
am Renn=Weg durch das Stephans=Thor /
Neuen=Bau=Augustiner=Dom=Gassen nach der
Cathedral=Kirchen / frühe um 8. Uhr / also zu
sehen gewesen:

1) Ritte Herr Stuck=Major Neumann.

2.) Eine Compagnie Hussaren.

3.) Ein Hof=Fourier.

4) Deren Fürstl. Geheimen=und Hof=
Rähten / dann Estats=Ministern / Reit=Knech=
ten
/ mit bey sich führenden Hand=Pferden.

5.) Ein Wagenmeister.

6.) Deren Dom=Capiularen mit 6. Pferden
bespannte Kutschen.

7.) Beede Fürstl. Bereutere.

8.) Die Fürstl. Reit=Knechte mit denen an
Handen führenden Leib=und Hand=Pferden /
mit kostbaren auf=ligenden Schabracken.

9.) Ein Hof=Wagen=Meister.

10. Die Fürstl. zu 6. Pferden=bespannte
kostbare Kutschen.

11.) Der Hof=Cammer=Fourier.

12.) Ein Heerpaucker mit 6. Trompetern.

13.) Die Fürstl. Hof=und Cammer=La=
keyen
.

14.) Die Fürstl. Cavalliers und Cammer=
Herren in kostbaresten Kleidungen

15.) Die Geheime Rähte und Staats=Mini=
ster
in Spanischer Kleidung.

16.) Der Hochfürstl. Leib=Wagen / mit 6.
Apfel=grauen Schimmeln bespannet / worin=
nen
Se. Hoch=Fürstliche Gnaden / als neuer
Herr Bischof / sassen / nebst welchen der Ge=
heime
Raht und Obrist=Stall=Meister von
Zobell ritte / in Begleitung deren Trabanten /
Heiducken und Lauffer zu beyden Seiten.

17) Di. Fürstl. Edel=Pages und Cammer=
Diener.

18) Ein Heer=Paucker mit 6. Trompetern.

19.) Hr. Obrist=Leutenant von Guttenberg
mit der Leib=Garde / samt ihren Standarten.

20.) Machte den Schluß die Kaufmann=
schaft
zu Pferd.

Bey der hohen Dom=Stifts=Kirchen wurde
der neue Hr. Bischof unter einem Himmel / von
4. Rahts=Herren getragen / von denen Dom=
Probsten / Dom=Dechanten / und sämtlichen
Capitularen freundlichst empfangen / der ge=
heime
Raht und Ober=Hof=Marschall / Herr
von Bechtelsheim / dann dessen Sohn / Domi-
cellat
dahier / trugen des Stifts Fahnen und
Hertzogliche Schwert vor / nach dem alten
Sprich=Wort: Herbipolis sola judicat ense
& stolâ; und nach dem Chor unter den auf=
gebauten
Baldackin geführet / alwo der Herr
Suffraganeus, nach abgelesener Päpstl Bullen /
den Actum anfienge / auch
wehrenden Actu die Canons aus der Festung
Marienberg abgefeuret / und die rangirte Cui=
raßiers
=Dragoner=Grenadier=und Mosquetier=
Regimenter ein stattliches Salve zweymal ga=
ben
.

Jn voriger Ordnung beschahe der Ruck=Weg
über den Kornmarckt und Stift=Neuen=Mün=
ster
der Hochfürstlichen Residentz zu / alwo der
neu=consecrirte Herr Bischof von denen hohen
Ministern die Gratulation viritim empfienge /
auch bede Collegiat=Stifter / zum Haug und
Neuen=Münster / nebst Præsentirung des ge=
wöhnlichen
Ehren=Weins / felicitirten. Wel=
chemnach
dieselbe mit denen anwesenden Dom=
Capitularen zur Tafel gesessen / und dieser Eh=
ren
=Tag / unter Trompeten=und Paucken=
Schall / bis in den Abend beschlossen wurde.


Lista deren Getauften zu Wien / in
in und vor der Stadt.

Den 25. Februarii 1725.

Dem Jos. Neuhold, und Magd. s. Eh. ihr T. Anna
Mar.

Dem Frantz Binegg / Geschirr=Handler / und Ther. s.
Eh. ihr S. Jes. Joh.

Dem Hrn. Joh. Georg Mor / N. Oe. Regierungs=
Haitzer / und Fr. Anna Mar. s. Eh. ihr S. Jos. Mich.

Dem Joh. Georg Widerspacher / Gartner / und Mar.
Anna s. Eh. ihr T. Mar. Anna.

Dem Joh. Bapt. Bart / Schneider / und Ther. s. Eh.
ihr T. Anna Cath. Wald.

Dem Hrn Oswald de Torri / Kais. Inpector im Zeug=
Haus / und Fr. Ther. s. Eh. ihr S. Pius Hieronim.

Dem Joh. Hauck / und Marg. s. Eh. ihr T. Maria
Francis.

Dem Hrn Frantz Carl Aichholtzer / und Fr. Theresia
s. Eh. ihr T. Mar. Jos. Elis.

Dem Wolf Rumsperger / Schneider / und Helena S.
Eh. ihr T. Rosina Francis.

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