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Wienerisches Diarium

Nr. 1661, 1.–4. Juli 1719

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[1]

Wien / vom 1. bis 4. July / 1719.

SAmstag / den 1. July. Es ist jüngsthin von Jhro Glorwür=
digst
=Regierend=Römisch=Kaiserlich=und Königlich=Catho=
lischen
Majestät Jhro Hochwürden / Titl. Herrn Johann Jo=
seph
Ehrenreich / des Heil. Römischen Reichs Grafen und Herrn von
Seeau / Freyherrn auf Ebenzweyer / und Puechberg / Herrn derer Herr=
schaften
/ Ebenzweyer / Hillprechting / Thalhaim / Roiht / und Leichten=
egge
/ der Römisch=Kaiserlichen Majestät / Leopoldi Primi, Glorwür=
digsten
Andenkens / hinterlassenen Cammerern / und würklichen Stadt=
Pfarrern der Kaiserlich=und Lands=Fürstlichen Stadt Gmünden / in
Oesterreich / ob der Ens / in Allermildestem Ansehen seines Uralt=Ade=
lichen
Herkommens / und deren von seinen Vor=und Eltern / sowohl
in Kriegs=als Staats=Weesen dem Durchleuchtigsten Erz=Hauß
Oesterreich viel=und ersprieslich=geleistet=treu gehorsamsten Diensten /
und dadurch erworbenen Verdiensten / dan anderen in dessen Person
vereinbart=guten Eigenschaften / die Abtey Vertes Keresztur, im =
nigreich
Hungarn / Allergnädigst verliehen: und ihme deswegen das
Gewöhnliche von der Löblich=Königlich=Hungarischen Hof=Canz=
ley
ausgefertiget worden.

Heute / Vormittag / haben Jhre Majestät / die Verwittibt==
mische
Kaiserin / Eleonora Magdalena Theresia / samt Dero Durch=
leuchtigsten
Erz=Herzoginnen / zu Maria=Hietzing Vor=und Nachmit=
tag
Dero Andacht gepflogen / auch das Mittagmahl bey Jhro Majestät /
der lezt=Verwittibt=Römischen Kaiserin / Amalia Wilhelmina / nebst De=

[2]

ro gesamten Durchleuchtigsten Erz=Herzoginnen / zu Schönbrunn ein=
genommen
/ des Nachts aber bey den Regierend=Kaiserlich=und Ca=
tholischen
Majestäten in der Favorita gespeiset.

Sonntag / den 2. July. Heute / Nachmitag / als am Fest Ma=
ria
=Heimsuchung / haben Jhre Regierend=Kaiserlich=und Catholische
Majestäten / in Begleitung des Päbstlichen Nuntius / Monsignor Spi-
nola
, und Venetianischen Botschafters / Titl. Herrn Cavalier Gri=
mani
/ erstlich in dem Kaiserl. Profeß=Hauß S. J. der Vesper: und
nachdeme bey der Sanl auf dem Hof der Litaney Jhrer Bischoflichen
Gnaden von Neutra / Titl. Herrn Grafen Erdödy / beygewohnet /
und des Abends in der Kaiserl. Burg bey Jhro Majestät / der Ver=
wittibt
=Römischen Kaiserin / Eleonora Magdalena Theresia / nebst
Dero Durchleuchtigsten Erz=Herzoginnen / gespeiset.

Eben Heute / Vormittag / haben die beede Verwittibt=Römisch=
Kaiserliche Majestäten / samt Dero Durchleuchtigsten Erz=Herzoginnen /
Sich nach dem Renn=Weeg erhoben / daselbsten die von Jhro Maje=
stät
/ der Lezt=Verwittibt=Römischen Kaiserin / Amalia Wilhelmina /
in Dero neu=fundirt=und erbautes Closter derer W. W. E. E. von S.
gestifteten / und unter der Regul Sancti Augu-
stini
lebenden Closter=Frauen / von Maria=Heimsuchung genant / als
erst=Kaiserliche an=und aufgenommene Alumna, Jungfrau Maria Anna
Eleonora von Aybling / die erste auch an dem Titular=Fest / und in
dieser Stifts=Kirchen: und dan die Jungfrau Anna Maria Bonelli
den H. Ordens=Habit empfangen; Dabey Jhrer Hochwürden / Titl.
Herr von Breitenbücher / Dom=Probst allhier / den Gottes=Dienst ver=
richtet
/ welchem wie auch dem Nachmittagigen Gottesdienst Jhre Hoch=
würden
Titl. Hn. Ernst / Probsten zu Closter=Neuburg / C. R. S. Aug.
Allerhöchstgedacht=Verwittibt Kaiserliche Majestäten und die Durch=
leuchtigste
Erz=Herzoginnen beygewohnet / wie auch alda gespeiset.

Montag / den 3. July. Hetue vernahme man von dem Clo=
ster
Göttweig / wie daß alda Gestern / als am Maria=Heimsuchungs=
Fest / zu Bauung eines neuen Closters / Namens Jhrer Kaiserlich=
und Catholischen Majestät / dero würklicher Cammerer und Hof=Kriegs=
Raht / General=Feldmarschall=Lieutenant / Guverneur zu Raab / samt
den incorporirten Granitzen / General=Director über all=Kaiserliche
Hof=Lust=und Garten=Gebäu / wie auch Obrist über ein Regiment
Dragoner / Titl. Herr Gundacker des H. Röm. Reichs Graf und
Herr von Althan / Pannier=und Freyherr zu der Goldburg ꝛc. den
ersten Stein mit gewöhnlichen Ceremonien / welche Jhre Hochwürden /

[3]

Titl. Herr Godefridus, dasiger Abt / O. S. Ben. in Assistirung derer Her=
ren
Pröbsten zu Herzogenbusch und Diernstein / Can. Reg. S. Aug. ver=
richtet
/ unter Trompeten und Paucken=Schall geleget / und darin unter
andern verschiedene Gold=und Silberne Denckmünze getahn; Darauf
Allerhöchst=gedachter Kaiserlich=und Catholischen Majestät Bildnuß /
und nachfolgende Jnschrift zusehen gewesen:

IMP. CAES. CAROLVS VI. AVG. P. FEL. P. P.
Ades
Magna DEI Mater.
Dum Caes. Aug. Car. VI.
Annuente, & Pr. Lap. pon.
Dicatum Tibi Ord. S. Ben.
Lib. & Exemt. Mon. Gottovic.
Incendio consumtum.
Cura Abb. Godefridi.
Amplior. operibo restituitur.
MDCCXIX. VI. Non. Jul.

Dienstag / den 4. July. Heut ware dahier beykommende Con-
tinuatio
Diarii, von dem 5. bis 8. Juny aus dem Kaiserlichen Lager
bey Lemmari / im Königreich Sicilien / unter Commando des Kai=
serlichen
Generalen der Reuterey / Herrn Grafen Mercy / dahier ein=
gelanget
/ darinnen unter andern die eigentliche Umstände wegen
Eroberung Lippari zusehen.

Aus Polen / von dem 27. Juny. Daß zu Warschau der junge
Fürst Dolhorucki aus Sachsen / als dahin denselben sein Herr Vater ge=
sendet
gehabt / unvermuhtlich zuruckgelanget; Jn Radom habe sich
die unlängst daselbst an⟨ge⟩fangene Schaz=Commission geendet; Aus
Littauen werde der Marsch derer aus Mecklenburg gekommener und
anderer Truppen bestätiget.

Aus Rom / von dem 20. Juny. Daß / nachdeme daselbsten kund
worden / wie nemlichen Jhre Kaiserlich=und Catholische Majestät
Dero anwesenden Botschafter / Titl. Herrn Grafen von Gallas / zum
Vice=König und General=Capitain des Königreich Neapels Aller=
gnädigst
ernent / verschiedene Herren Cardinäl und ander=vornehme
Stands=Personen deswegen bey ihme die Glückwünschung abgeleget
hätten.

Aus Mailand / von dem 24. Juny. Daß aus dasigem Castell
etliche Stuck und Mörser / samt einer Menge Kriegsgezeug / genom=
men
worden / welch=alles und noch mehr anders zu Eroberung Sar=
dinnien
gebrauchet werden solle.

[4]

Aus Venedig / von dem 27. Juny. Daß aldort mit einem aus
Constantinopel angekommen=Französischen Schiff zu vernehmen gewe=
sen
/ wie nemlichen zu gedachtem Constantinopel den 25. May ein drey=
tägiges
Erdbeben / so zwar nicht stäts gewähret / sich verspühren las=
sen
/ dadurch viele Moscheen / und Häuser / samt einem grossen Theil
von den Stadt=Mauren / eingeworffen: auch viele Personen getödet
worden / ja die Stadt Esenite / so am schwarzen Meer in Natolien /
40. Meilen von Constantinopel zwischen Scutari und denen Jnsulen
gelegen / solle durch das Erdbeben gänzlich / mit dem Holzwerk / so
alda zu Bauung derer Türkischen Schiffen verwahret werde / ver=
schüttet
seyn.

Aus Spannien / von dem 1. Juny. Daß jüngstens von Ma=
drit
grosse Gelt=Summen nach Corunna und Bilboa abgesendet wor=
den
; Aus Navarra wäre die Nachricht kommen / daß der Herzog von
Anjou sich noch zu Tudela aufhalte / und anjetzo / anstatt Fuentarabia
zuentsetzen / willens seyn solle / von dorten in Frankreich einzubrechen/
und die Ubelgesinte an sich zuziehen.

Aus Groß=Britannien / von dem 16. Juny. Daß der Vice=Ad=
miral
Mitchel von Londen nach Portsmuth abgereiset / um das Com=
mando
über die Squadra von den 12. Kriegs=Schiffen zunehmen / und
die Engellische Küsten zudedecken; Mitlerweil 5. Engellische Kriegs=
Schiffe vor Fuentarabia sich eingefunden / um zuverhindern / daß die
Spannier nichts mehr zu Wasser hinein bringen mögen; Aus Schot=
land
/ von Edimburg / wär an die Admiralität von dem Lord Carpen=
ter
ein Schreiben vom 9. Juny eingelanget / des Jnhalts / daß die
Engellische Kriegs=Schiffe und Fregatten die Ubelgesinte in grosse
Bestürzung gesetzet hätten; Und sonderlich / da man ihr Lager bey
beschossen / folglich sie gezwungen / sich in das Gebürg zu=
retirieren
/ sodan alles bey sich gehabtes in Stich zulassen; Welchem=
nach
ihr meistes Kriegs=Gezeug / und anders theils ihnen abgenom=
men
: und theils ruiniret worden.

Aus Frankreich / von dem 19. Juny. Daß man zu Pariß täg=
lich
/ ja stundlich einen Currier erwarte / mit der Nachricht / daß
Fuentarabia und Castel-Leon sich ergeben; Als welchen Oertern mit
dem groben Geschüz stark zugesetzet worden; Und weilen die Spannier
besorget / daß es nachdeme St. Sebastian gelten dörfte / so würde
daselbsten Tag und Nacht geschanzet / um solchen Ort in guten Wehr=
stand
zusetzen; Jndessen würde die Französische Armee noch täglich
verstärket / wie dan kürzlich 9. Bataillonen / 2. Regimenter zu Pferd /

[5]

und ein Dragoner Regiment / aus Roussillon kommend / durch St.
Jean de Lus passiret; Desgleichen 64. mit Kriegs=und Lebens Vor=
raht
beladene Schiffe von Bajona nach Porto-Passage abgangen / da=
hingegen
am ersten Ort 85. mit dergleichen Ladung versehene Schiffe
unter Begleitung 4. Fregatten von Bourdeaux angelanget; Auch ha=
be
man daselbsten 13. Officiers / und 37. Gemeine Spannier aus der
Belagerung Fuentarabia gefangen eingebracht.

Aus Holland / von dem 23. Juny. Daß die in dem Haag befind=
liche
Ministern derer Mächten / welche in der Quadruppel=Allianz be=
griffen
/ bey den Herren Staaten noch immer stark anhalten sollen / um
sich zuentschliesen / die besagte Allianz zuunterzeichnen; Jn be=
sagtem
Haag habe der Herr Graf von Wintersfeld aus Flandern
sich eingefunden / und in der Versamlung der Herren Staaten, als
Guverneur von Dendermond den Eyd abgeleget.

Aus Brabant / von dem 23. Juny. Daß der Raht von Bra=
bant
über die zu Brüssel gefangen sitzende Zunft=Maistere ein Urtel
gefället / wegen dessen der Fiscal von besagtem Raht mit dem Kaiser=
lichen
Administrator, Herrn Marches de Priè, ein Unterredung gepflogen.

Von dem Nieder=Rheinstrom / vom 25. Juny. Daß man von
Maestricht die Nachricht empfangen / wie daß alda das Regiment von
Zoutelande jüngstens angekommen.

Von dem Maynstrom / vom 27. Juny. Daß in der Kaiserlich=
freyen
Reichs=und Wahl Stadt Frankfurt eben in verwichener Nacht /
zwischen 11. und 12. Uhr / in der Bock=Gassen ein so heftige Feuers=
Brunst entstanden / daß dadurch etlich hundert Häuser / leyder! in die
Asche geleget worden; Wie dan das Feuer so grausam gewütet / und
dergestalt schnell gelauffen / daß fast nicht gesteuret werden können;
Die Häuser von der Ziegel=Gassen über den Lieb=Frauenberg / und die
ganze Thönges=Gaß hinaus / seyen alle / samt dem Chur=Trierischen und
Engelthalerischen Closter=Hof / völlig abgebrant / auf der andern Sei=
te
der Thönges=Gaß aber die Häuser von der Lieben Frau=Kirch an
bis an die Saul erhalten geblieben; Von der Saul hingegen und
des daranstossenden Jubeliers Riesen Hauß die ganze Reyh hinunter
mit dem Antoniter=Hof und Kirche bis an die Fahr=Gaß gänzlich im
Rauch aufgangen; Desgleichen liege die völlige Grauben=Gaß /
Kornblum=Gaß / Gelhäuser=Gaß / rechter Hand / Wildenmanns=Gaß /
Stein=Gaß völlig: die Schnur=Gaß / linker Hand / wo das Bier=
bravers
Windeckers=Hauß zum Vogel=Gesang gestanden / guten
Theils: die halbe Haasen=Gaß / und die halbe Lindemer=Gaß zur

[6]

Hälft in der Aschen; Dan seyen in der Fahr=Gassen / mit des Schwerd=
fegers
Mannbergers Hauß / noch 6. andere Häuser / auch schon auf
dem Platzel der roten Baadstuben / etliche Häuser vom Feuer ver=
zehrt
; Das Schreyen und Winselen vieler Schwangeren / und Kran=
ken
/ wie auch anderer Leuthen / dieser in so grosse Noht gerahtener
Stadt / so dadurch all=das Jhrige verlohren / wäre nicht zubeschreiben;
Wie dan das Feuer bey Abgang der Post noch nicht gelöschet gewesen.

Aus der Schweitz / von dem 24. Juny. Daß die Regierung zu
Genf von den Herren Regenten zu Londen ein Schreiben erhalten /
durch welches dieselbe sich gegen jene wegen der Verarrestierung
des Comte de Mar bedanket; Mit dem Ersuchen / ihn solang
festzuhalten / bis man darüber von Jhro Groß=Britannischen Majestät
fernere Verfügung empfangen haben werde.

Von dem Elbstrom / vom 27. Juny. Daß / zufolg der Nachricht
aus Norwegen / die Schweden beschäftiget wären / die Festungs=Wer=
ker
zu Stromstädt und Sonsburg niederzureissen / und die Proviant=
häuser
in Odenwald aufzurichten; Zu Stockholm wäre der Czaari=
sche
Obrist le Fort angekommen / hingegen sollen von dar die beede Herren
Grafen von Bielke / einer nach dem Römisch=Kaiserlichen: und
der ander nach dem Königlich=Französischen Hof: der General=
Lieutenant / Herr Lieven / aber nach dem Dänischen Hof / als König=
lich
=Schwedische Gesandten / abgehen; Zu Koppenhagen wär ausser
der Norder=Pfort ein Lager abgestochen worden.


NB. Es ist der berühmt=Egerische Sauerbrunn wiederum alhier angelanget; Wer
einen verlangt / kan solchen auf dem Hohenmarkt beym rothen Krepsen bekommen.


Ankunft derer hoh=und niederen Stands=Personen.

Den 1. July / 1719.

  • Stuben=Thor. Herr Graf von Prösing /
    komt von Breslau / log. im Pickischen
    Haus.
  • Karntner=Thor. Herr Kriegs=Raht von
    Maderer / komt aus dem Carlsbad /
    log. im Fockischen Hauß.
  • Herr Johann Antolchich / Kaiserl. Raht
    und Ober=Dreysiger zu Warasdin /
    komt aus Croaten / log. im Wurtzischen
    Hauß.

Den 2. Dito.

  • Herr Obrist / Graf von Rabutin / komt
  • aus Hungarn / log. bey dessen Frau
    Mutter.

Den 3. Dito.

  • Herr Joseph Henlotter / Churfürstl. Baye=
    rischer
    Currier / komt von München / log.
    im Schlegel=Hof.

Den 4. Dito.

  • Herr Franz von Benbel / J. O. Bancali=
    täts
    =Secretarius, komt von Grätz / log.
    im weissen Lambel.
  • Stuben=Thor. Herr Kalisius, Obrister
    vom Prinz=Beverischen Regiment / komt
    aus Hungarn / log. beym blauen Hecht.
[7]

Lista derer Getauften in=und vor der Stadt.

Den 14. May / 1719.

  • Dem Herrn Martin Schwanner / Han=
    delsmann
    / und Veronica s. Hausfr.
    ihr S. Rudolph Philipp Carl Joseph.
  • Dem Herrn Johann Jgnatz Geschnaller /
    Handelsmann / und Susanna Catharina
    sein. Hausfr. ihr T. Maria Anna.
  • Dem Herrn Sebastian Schmid / und Ma=
    ria
    Theresia s. Ehefr. ihr T. Anna The=
    resia
    Xaveria.
  • Dem Herrn Johann Paul Frech / Gemeiner=
    Stadt Wien Buchhaltern / und Maria
    Sabina s. Ehefr. ihr T. Elisabeth Chri=
    stina
    Walburg.
  • Dem Herrn Jacob Khien / N. O. Regie=
    rungs
    =Canzellist / und Anna Cathari=
    na
    sein. Ehefr. ihr T. Anna Barbara.
  • Dem Johann Michael Windter / Beck /
    und Maria sein. Ehew. ihr S. Johann
    von Nepomuck.
  • Dem Heinrich Lüftig / und Ursula s. Ehew.
    ihr T. Maria Magdalena.
  • Dem Balthasar Prandt / Zimmermann /
    und Maria sein. Ehew. ihr T. Maria
    Elisabeth.
  • Dem Gregorius Schober / Einkauffer /
    und Eva sein. Ehew. ihr S. Johann
    Michael Bonifacius.
  • Dem Johann Sigmund Döbler / Fleisch=
    hacker
    / und Anna Maria s. Ehew. ihr
    S. Lorenz Joseph.
  • Dem Georg Feuermann / und Dorothe sein.
    Ehew. ihr S. Matthias Maximilian.
  • Dem Franz Daniel Reiter / Musikant /
    und Regina sein. Ehew. ihr S. Samuel
    Franz.
  • Dem Johann Georg Leger / Hausmaister /
    und Maria sein. Ehew. ihr S. Samuel
    Ferdinand.

Den 15. Dito.

  • Dem Don Augustino Pedrosa, Jhrer Röm.
    Kaiserl. und Catholischen Majestät Se-
    cretario
    und Theresia s. Hausfrau ihr T.
    Maria Theresia Barbara Anna Antonia.
  • Dem Herrn Goswin Schaaff / Kaiserl.
    Reichs=Hof=Rahts=Agent / und Ma=
    ria
    Magdalena s. Hausfr. ihr S. Chri=
    stoph
    Heinrich.
  • Dem Johann Hackstrasser / Lehen=Kut=
    scher
    / und Barbara sein. Ehew. ihr T.
    Anna Maria.
  • Dem Wolfgang Bergsteiger / Kutscher / und
    Anna Maria s. Ehew. ihr T. Anna Maria.
  • Dem Herrn Jgnaz Joseph Haider / Gemei=
    ner
    Stadt Wien Buchhalterey=Officier /
    und Maria Rosa Francisca s. Ehefr. ihr
    T. Maria Eva Elisabeth.
  • Dem Franz Ludwig Scheichel / Glocken=
    giesser
    / und Anna Theresia sein. Ehew.
    ihr T. Regina Juliana.
  • Dem Stephan Malfregat / Sprachmai=
    ster
    / und Clara s. Ehew. ihr T. Johanna
    Francisca.
  • Dem Paul Lietscheidel / Schnei=
    der
    / und Maria Anna sein Ehew. ihr S.
    Johann Hieronymus Barthlme.

Lista derer Verstorbenen / in=und vor der Stadt.

Den 1. July / 1719. starb

Jn der Stadt.

  • Johann Caspar Benckler / Kaiserl. Cam=
    mer
    =Trabant / im Draghischen Hauß /
    in der Karntnerstrassen / alt 51. Jahr.
  • Dem Johann Caspar Magner / Kaiserl.
    Einkauffer / beym grünen Rößel / in der
    Schulerstrassen / sein. Ehew. Maria
    Regina / alt 40. Jahr.
  • Simon Berschman / Nadler / im grossen
    Raben=Hof / alt 35. Jahr.
  • Dem Michael Keller / Garde=Soldat / auf
    der Elend=Pastey / s. K. Carl / alt 6. V. J.
  • Dem Gottlieb Bauer / Krankentrager /
    im Beschau=Hauß /s. W. Magdalena /
    alt 37. Jahr.
  • Elisabeth Schönbergerin / Wittib / beym
    Wolfen in der Au / am Salzgrieß / alt
    88. Jahr.
  • Matthias Hirschberger / Garde=Soldat /
    im Quartier=Häußel / auf der Seiler=
    statt
    / alt 36. Jahr.
[8]

Vor der Stadt.

  • Herr Matthias de Bomall Kaiserl. Hart=
    schier
    / bey Maria=Hülf / alt 74. Jahr.
  • Georg Witman / Bildhauer / am Spitl=
    berg
    / alt 52. Jahr.
  • Veit Jäger / Kaiserl. Kutscher / auf der
    Wieden / alt 52. Jahr.
  • Peter Zebetin / Schneider / aussers Klag=
    baum
    / alt 20. Jahr.
  • Franz Mittermayr / Schlosserlehrjung /
    in der Josephstadt / alt 15. Jahr.
  • Maria Muckin / alt 13. J. Michael Ma=
    tiofsky
    / alt 46. J. Lorenz Wurzenber=
    ger
    / alt 30. Jahr / im Kranken=Hauß.

Den 2. Dito / in der Stadt niemand;

Vor der Stadt aber:

  • Der Frauen Maria Anna Stublerin /
    Wittib / ihr S.Augustin / in der Leopold=
    stadt
    / alt 25. Jahr.
  • Dem Matthias Teufel / Würth / zu Mar=
    garethen
    / sein K. Lorenz / alt 5. V. Jahr.
  • Johann Winkler / Peruckenmacher / bey
    Maria=Hülf / alt 32. Jahr.
  • Dem Michael Effenberger / Würth / im
    Liechtenthal / s. W. Anna / alt 29. Jahr.
  • Adam Ludwig / Schneider / am Spitlberg /
    alt 42. Jahr.
  • Dem Matthias Mugl / Strümpfstricker /
    am Neustift / s. W. Catharina / alt 65. J.
  • Franz Ecker / Geiger / welcher Gestern un=
    versehens
    in der Donau im Baden
    ertrunken / und im Liechtenthal vom
    Kaiserl. Stadt=Gericht beschaut wor=
    den
    / alt 24. Jahr.
  • Dem Melchior Hartman / Schumacher /
    im Liechtenthal / s. K. Anna / alt 8. J.
  • Dem Johann Weiland / Binder / zu Erd=
    berg
    / sein S. Sigmund / alt 14. Jahr.
  • Philipp N. alt 17. J. und Anna N. alt 26.
    Jahr / zu St. Marx.

Den 3. Dito / in der Stadt.

  • Dem Herrn Carl von Cischini / J. U. Doct.
    im Schreyerischen Hauß / im Schul=
    tergessel
    / s. K. Anton / alt vierdthalb J.
  • Dem Johann Sick / Goldarbeiter / im
    tiefen Graben / s. Ehew. Maria Anna /
    alt 24. Jahr.
  • Emanuel Montero / Laggey / welcher Ge=
    stern
    erstochen / und vom Kaiserl. Stadt=
    Gericht beschaut worden / alt 30. Jahr.

Vor der Stadt.

  • Anna Migaritschin / Wittib / auf der Wie=
    den
    / alt 63. Jahr.
  • Dem Georg Reich / Schneider / bey St.
    Ulrich / s. W. Susanna / alt 60. Jahr.
  • Anna Steinin / Wittib / auf der Wieden /
    ihr K. Maria / alt 5. Vierdtel Jahr.
  • Dem Ulrich Schretl / Schuhmacher / auf
    der Wendelstatt / s. K. Friderich / alt 2. J.
  • Maria Stecklin / lediges Mensch / in der
    Leopoldstadt / alt 18. Jahr.
  • Christoph Damp / alt 22. J. und Maria
    Holzerin / alt 30. J. im Kranken=Hauß.

Den 4. Dito / in der Stadt.

  • Gregor Ratheiser / Haringer / in seinem
    Hauß / im tiefen Graben / alt 40. Jahr.
  • Dem Matthias Klaß / Kaiserl. Maut=Auf=
    seher
    / beym Schotten=Thor / sein W.
    Elisabeth / alt 27. Jahr.

Vor der Stadt.

  • R. P. Theodorus à Matre JEsu, Scholar.
    Piarum, in der Josephstadt / alt 53. J.
  • Dem Titl. Herrn Gottfried Christian /
    von Schreyvogl / der K. K. M. Raht /
    Deputirten Amts=Gefäll=wie auch Kupf=
    fer
    =Administrator, in der Leopoldstadt /
    sein Frl. T. Helena / alt 19. Jahr.
  • Dem Johann Wiser / bey St. Ulrich / s. W.
    Margareth / alt 65. Jahr.
  • Georg Heilig / Student / auf der Wind=
    mühl
    / alt 33. Jahr.
  • Dem Franz Seitl / Schreiber / auf der
    Laimgruben / s. K. Franz / alt 2. Jahr.
  • Dem Matthias Hofinger / Leinweber /
    in der Roßau / s. K. Magdalena / alt 1 J.
  • Dem Lorenz Gobinger / zu Erdberg / s.
    W. Elisabeth / alt 32. Jahr
  • Dem Caspar Ecker / Laggey / bey Maria=
    Hülf / sein K. Judith / alt 1. Jahr.
  • Dem Johann Zobel / Fleischhacker / ausser
    Maria=Hülf / s. K. Maria / alt 1. Jahr.
  • Andre Raab / Hauer / zu Erdberg / alt 59. J.
  • Dem Philipp Diez / zu klein Margarethen /
    sein W. Apolonia / alt 40. Jahr.
[9]

CONTINUATIO DIARII

Aus dem Kaiserlichen Feldlager bey Lemmari, im =
nigreich
Sicilien / vom 5. bis 8. Juny / 1719.

Den 5. Juny. Nun ware dahier wiederum der mehreste Theil
der zu Eroberung Lippari abgeschickt=gewesten Mannschaft zuruckgelanget /
und daselbsten / nebst dem Herrn General Feld=Marschall=Lieutenant / Freyherrn von
Seckendorf / nur noch 2. Grenadier=Compagnien mit der zur Besatzung bestimten
Mannschaft / in 300. Mann bestehend / aus Ursachen noch zuruckgeblieben / um
damit der erstere dem entzwischen dahin bestelten Commandanten dessen unterhaben=
den
Löbl. Regiments / Hrn. Obrist=Wachtmaister / Baron von Tormentini / die behö=
rige
Unterrichtung seines Verhaltens halber ertheile / gedachte Grenadiers aber
die feindliche Besatzung anhero begleiten sollen; Wie der weitere Bericht von der
Eroberung oberwehnten Lippari enthaltet; So hat sich das Landvolk anfänglich
bey Erscheinung derer Truppen dergestalten widersetzet / daß man selbiges von einer
Anhöhe zur andern mit Gewalt abzutreiben sich genöhtigt gesehen / bis man end=
lich
nahe an die Festung zukommen / darvor unsere Stuck und Mörser aufzuführen /
und sich zu einem ordentlichen Angrif anzuschicken vermöget;

Allein / da man kaum ein=und andere Bomben hineingeworffen / und unsere
Stuck abgefeuret / hatte die darinnige Besatzung mit denen Jnwohnern sogleich zu=
capituliren
verlangt / der man es aber gänzlich abgeschlagen / und sie nicht anderst /
als auf Discretien (da mitlerweil sich auch obangeführtes Landvolk zu dem Ge=
horsam
bequemet) anzunehmen bedeutet / also zwar / daß die Ubergab auf diese
Weise erfolget / und dieser Platz in gar gutem Wehrstand angetroffen: auch die
Angreiffung desselben um so vortheilhafter befunden worden / weilen andurch unsere
Schiffahrt nun hin künftig von allen Seiten her desto mehrers gesichert / und we=
gen
Fruchtbarkeit wiederholter Jnsul die Zufuhr nach dieser Armee desto besser
versehen seyn wird / zugeschweigen anderer Begebenheiten mehr / und daß man den
besagten Land=Jnwohnern nichts anders / als das Leben / und die Besitzung ihrer
Haabschaften zugestanden / die weitere Geniesung ihrer vorigen Freyheiten aber
bis auf weiter Allergnädigst=Kaiserliche Entschliesung ausgenommen hat; Bey wel=
cher
ausgeführten Verrichtung nun mehrermeldter Herr General Feld=Marschall=Lieu=
tenant
/ Freyherr von Seckendorf / dessen besitzende Kriegs=Erfahrenheit / und bey=
wohnend
=rühmliche Eigenschaften abermals von Neuem an Tag geleget.

Den 6. Dito. Nachdeme der Feind Spatafora schon neulich verlassen / so seynd
dessen aldorten hinterbliebene Laveten / und andere Stuck=Zugehörnussen durch ei=
gends
darzuverordnete Tartannen abgeholet / und nacher Melazzo eingelieffert
worden;

Den 7. Dito. Der Feind stehet noch allezeit in seinem Lager zu Francavilla,
allwo derselbe eine Anzahl Bauren zuversamlen suchet / und unserer Seits vermuh=
tet
man ebenfals nächster Tagen mit allen Zubereitungen zu dem weiteren Zug
sich dergestalten anzuschicken / um alsdan die fernere Unternehmung mit Ernst
anzugehen.

Heut hatte der Herr Admiral Bing seinen Lauf mit ein=und anderen Kriegs=
schiffen
nach dem Faro genommen / um / weilen die zu Pente Melle bishero gele=
gen
=Engellische Squadra sich aus Ursachen weiter in das Meer hinausbegeben /

[10]

auf daß sie den feindlichen in dem Hafen von Messina befindlichen Schiffen ihr
absehende Flucht von dannen verhindern möge / hierzu gleichfals hülfliche Hand
zubiehten;

Den 8. Dito. Endlichen ist der Herr Feld=Marschall=Lieutenant / Freyherr
von Seckendorff / mit den erinnerten 2. Grenadier=Compagnien / und der feind=
lichen
Besatzung von Lippari selbsten hier angekommen / da Gestern solcher vorhero
noch von allem Volk Jhrer Kaiserlich=und Königlich=Catholischen Majestät den
Eyd der Treu ablegen lassen / dahero dan dermalen dortiger Enden alles in guter
Ruh verspühret wird / und haben sich auch bereits ein=und andere Corsaren ihre
Pflicht und Schuldigkeit zu Jhrer Kaiserlich=und Königlich=Catholischen Majestät
Allerhöchsten Diensten zuleisten erbohten;

Diesen Nachmittag seynd die bisher in Melazzo gestandene Regimenter und
Bataillons / bis auf diejenige Besatzung in das dasige Lager eingerucket / welche
man darum zuruckgelassen / und darüber inzwischen den Obrist des Löblich=Max=
Stahrembergischen Regiments / Herrn Baron von Fürstenbusch / als Commandan=
ten
anzustellen vor nöhtig erachtet.


Schreiben /
Welches der König in Frankreich an den Herzo=
gen
von Berwick / Pair und Marschallen von Frank=
reich
/ wie auch General=Commandanten der Französischen
Armee in Spannien / abgehen lassen.


Jch habe die getruckte Schrift erhalten / so ihr mir zugeschicket
gehabt / und betitult gewesen: Die Erklärung von Jhro C. M ꝛc. und weilen ihr
mir zu wissen gemacht / daß davon viele Exemplarien in meinem Lager seynd
ausgestreuet worden / als schreibe ich euch diesen Brief/ um euch Nachricht zuge=
ben
von meiner Meinung über den Jnhalt dessen: Der Krieg / welchen ich gezwungen
bin / in Spannien zuführen / ziehlet nicht ab auf seinen König / welcher mit so naher
Bluts=Freundschaft verwandt / und welchem ich so viele Kennzeichen gegeben von
der alleraufrichtigsten Freundschaft / noch auf die Spannische Nation / so Frankreich
durch sein Blut=und Schätze so standhaftig unterstützet hat zur Erhaltung ihres
Königs / sondern blos auf eine ausländische Regierung / so die Nation untertrucket /
das Vertrauen seines Herrn mißbrauchet / und kein andern Endzweck / oder Abse=
hen
führet / als die Erneuerung eines general Kriegs; Alles dasjenige / was meine
Waffen verlangen / ist / daß der König von Spannien / wider Willen seines Mini=
ster
/ beyfalle und zulasse / daß er von ganz Europa vor einen rechtmässigen König
in Spannien und Jndien erkant / und stäts auf dem Thron befestiget werde; Es
lieget einzig und allein an dem Minister von Spannien / als einem Feinde der Ruhe
von Europa / welchem ich zumessen muß den Widerstand und Verweigerung des
Catholischen Königs zu dem Frieden; Jngleichem die in Frankreich geschmidete Zusam=
menschwörung
und alle Schriften / die ganz abgeschmach und schimpflich seynd meinem

[11]

Ansehen in der Person meines Oheims / des Herzogen von Orleans / als Bewahrern
derselben; Die Empfindlichkeiten der Französischen Nation über diese Schriften seynd
genugsam bekant durch den fertig=und schleunigen Eyfer / womit meine Parla=
menter
solche verdammet; Ja sie machen die blosse Lesung von diesem aufrühri=
schen
Werke zu einem Laster der beleydigten Majestät / welche Spannien selbst zu
Rechtfertigung meiner Waffen offentlich darbietet; Der König von Spannien wirft
mir vor / ob hätte ich mich vereinbaret mit seinen Feinden; Diese seine Feind hat
er ja angegriffen / welche ihm den Frieden mit grossen Vortheilen darbieten / und
wohl mehr seine Wohlfahrt beobachten / als sein eigener Minister / welcher / bloß um
sein sonderbarem Hochmuht ein Gnügen zuleisten / ihn von Neuem in ein er=
schröcklichen
Krieg verwickeln will / wovon er bereits die Gefahr nur allzusehr geko=
stet
; Meine Völker wissen gar wohl / daß die Bündnüsse / welche ich gemacht habe /
kein ander Absicht und Ende gehabt / als ihre Ruhe und Sicherheit; Und das Un=
ternehmen
von Spannien lehret sie noch täglich / wie sehr diese Bündnüsse nöhtig
gewesen; Jnzwischen benennet man die Unternehmungen des Königs von Spannien
einen Eyfer und Zuneigung vor sein Vaterland / und soll man sie halten vor ein groß=
mütiges
Vorhaben / um die Franzosen von der Untertruckung zubefreyen: Diese
Meinungen aber von Zartlichkeit / so man dem König von Spannien zuschreibet / be=
stehen
nur in blossen Worten / weilen die Thaten / als offenbare Feindseeligkeiten /
Frankreich desto gefährlicher seynd; Und in Wahrheit kan man wohl grössere Feind=
seeligkeiten
gegen eine Nation ausüben? als ein innerlichen Krieg in selbiger an=
zünden
/ die Untertahnen zu einem Aufstand gegen ihrem Prinzen anzureitzen /
die Stände ohne Zusammenruffung und Autorität zuversammlen / auch/ wo mög=
lich
/ die Treue der Soldaten abwendig zumachen durch Anbietung so grosser Ge=
schenke
zum Ausreissen / und Beyfügung einer Königl. Dankbarkeit / da sie ihren
Herrn verrahten; Man last den König von Spannien noch weiter gehen / er ware
durch sein solenne Renuntiation ein ausländischer Fürst in Betrachtung Frank=
reich
worden; Man machet ihm in meinem Reich ein eingebildetes Ansehen mit
Unfug brauchen / so den Grund von meinen Befehlen ganz und gar übernhauffen wirft!
man tuht verwerffen die Regentenschaft des Herzogen von Orleans / so die Rechte
des Geblüts fest gestellet / auch durch die drey Stände des Reichs einmühtig er=
kant
/ bey Ableben des verstorbenen Königs/ meines ältern Vaters / dessen Regenten=
schaft
durch sonderbar=und unstrittige Rechte gemeldtes Herzogs durch den Span=
nischen
Gesandten selbst unterzeichnet; Der Cathol. König machte die Regenten=
schaft
dem Herzogen von Orleans nicht strittig / als sein Minister ihm anbohte / nach
seinem Wohlgefallen all seine Gerechtigkeiten zubestätigen / wan er sich wider den
Glauben der Handlungen mit Spannien vereinbaren wolte / um den Krieg von
Neuem anzufangen; Seither / wie lange nun will man diese Regentenschaft durch
den König von Spannien nicht erkennen? Seither dem / als ich durch den Raht des
Regenten darwider angenommen / kräftige Bündnusse / und nohtwendige Hand=
lungen
wider die hochmühtige Absichte eines Ministers / welcher nach anders nichts /
als ganz Europa in Feuer zusetzen / trachtet; Ein Regent / welcher den Frieden lie=
bet
/ und Achtung giebet auf die Sicherheit meines Königreichs / verliehret all seine
Gerechtigkeiten in dem Aug eines Feinds / dessen Vorhaben er zernichtiget! und
man bedienet sich wider ihn / ohn Aufhören / Lästerungen und Beschimpffungen / der=
gleichen
bishieher unter den Fürsten unbekant gewesen; Die lezte Schrift / welche
man unterm Namen des König von Spannien ausstreuet/ ziehlet dahin ab / daß
sie meine Völker zum Aufruhr bewegen / und ihre Waffen wider ihren rechtmässigen

[12]

Herrn kehren mögte; Der König von Spannien / deme sein Minister den Namen
eines Regenten von Frankreich zueignet / und welcher unter diesem Titul meinen
Völkern befehlen wird / muß gewiß die Französische Treu nicht wissen; Dieses Unrecht
wird machen / daß / wan es nur möglich / sie ihren Eyfer und Tapfferkeit verdoppeln
werden; Sie werden diese Beschimpffung ehender nicht abgewaschen zuhaben glau=
ben
/ als durch die gröste Würkung und die schleunigste Vortheile / auch die Ge=
genwart
selbst des König von Spannien vor seinem Kriegs=Heer / welche bey anderer
Gelegenheit glorwürdiger seyn würde / wird sie zu keiner verfasten Einladung wider
ihre Schuldigkeit bewegen / sondern vielmehr solche vollkommen vergnügen / und
desto mehr aufmuntern; Diesemnach befehle ich ihnen anders nichts/ als was
ihnen ihre Lieb und Treu vorschreibet / daß sie tapffer streiten vor den Frieden;
Dieses ist der einzige Nutzen / so ich von dem Krieg erwarte; Jch schäme mich gar
nicht / von dem König von Spannien diesen so nöhtigen Frieden zuverlangen / er
kan mit einem Wort / sowohl sein Ehr/ als auch die Glückseeligkeit sein=und mei=
ner
Unterthanen versichern; Jch hoffe / daß die Spannische Nation / und vornem=
lich
der durch seltsamme Tapfferkeit und Heroische Treu für ihren König berühmte
Adel den Frieden mit mir verlangen wird; Und daß sie sich mit denen Franzosen
vereinbaren werden / von ihrem König zuerlangen/ daß er selbige und sich selbst von
einem fremden Joche befreye / welches so schädlich ist seiner Ehre und Wohlseyn;
Hierdurch nun kan er seine Zuneigung gegen die Spannier und Franzosen zuer=
kennen
geben; Seine Feinde seynd bereit ihre Empfindlichkeit der allgemeinen Ruh
aufzuopfferen / und mit ihm ein beständigsten Frieden zubeschwören / sobald er ihnen
die Versicherung geben wird / nicht durch das Wort eines Ministers / welcher vor
nichts achtet Treu und Glauben und solenne Handlungen / und der allzuwohl zu
erkennen giebet / daß man von ihm nichts anders / als einen simulirten Frieden / er=
langen
werde / sondern sein Königliches Wort und die Treu einer Nation / welche /
wan sie auch keinen König von meinem Geblüt hätte / dennoch allzeit von mir hoch=
geachtet
seyn würde; Hiermit bitte ich GOte, daß Er euch / mein Vetter / in seiner
Heilig=und Würdigen Bewahrung erhalte. Geben / Pariß / den 20. May / 1719.

War unterzeichnet

LOUIS.

Le Blank.

Die Aufschrift ware:

An meinen Vetter / den Herzogen von Berwick / Pair und
Marschall von Frankreich / General=Commandanten mei=
nes
Kriegs=Heers in Spannien / ꝛc.

»