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Wienerisches Wien Diarium Denkwürdiges

Nr. 1360, 12.–14. August 1716

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[1]

Wien / vom 12. bis 14. Augusti / 1716.

MJttwoch / den 12. Augusti. Gestrigen Tags hatte des Titl.
Herrn Leopold / Grafen Schlick / der Römisch=Kaiserlich=und
und Catholischen Majestät würklich=geheimen Rahts / Feld=
Marschalls / Obristen zu Pferd / und Obristen Canzlers im Königreich
Böheim / Herr Sohn / Franz Heinrich / Graf Schlick / nach dem mit be=
sonderer
Application in alhiesiger Universität vollbrachten Studio Ju -
ridico sein offentliche Disputation ex universo Jure gehalten / und bis=
fällige
Theses Jhro Kaiserlichen Majestät alleruntertähnigst dedici ret /
dabey hat sich im Namen gleich Allerhöchstgedacht=Jhrer Majestät / als
Commiffarius / Titl. Herr Philipp Ludwig / des H. Römischen Reichs
Erb=Schaz=Maister / Graf von Sinzendorf / Ritter des goldenen Vlie=
ses
/ der Römisch=Kaiserlich=und Catholischen Majestät würklich=ge=
heimer
Raht / und Hof=Canzler eingefunden / und nach der von dem
Hochgräfl. Herrn Defendenten zu des von vielen Zeiten her nicht gese=
henen
vornehm=und ansehenlichen Auditory grosser Vergnüg=und Be=
wunderung
der von ihm in diesem solennen Actu erwiesenen Capaci=
tät
vollendeten Disputation ihme die von Jhro Kaiserlichen Majestät
überbracht=goldene Ketten / woran das Allerhöchst=Kaiserliche Bild=
nuß
mit Diamanten reich besetzet hangend war / umgeben und ange=
hänget
.

Heute haben Sich Jhre Verwittibt=Kaiserliche Majestät / Eleo=
nora
Magdalena Theresia / samt Dero jüngern Durchleuchtigsten Erz=
Herzogin / Maria Magdalena / nach dem Kaiserl Stift bey St. Niclas /
deren W. W. E. E. Closter=Frauen / St. Clara=Ordens / erhoben / und da=

[2]

selbsten wegen des Fests dasiger Ordens=Stifterin Vor=und Nach=
mittag
dem GOttes=Dienst abgewartet / auch alda gespeiset; den er=
stern
GOttes=Dienst haben Jhre Hochwürden / Titl. Herr von Brei=
tenbücher
/ Dom=Probst alhier: und den andern Titl. Herr Probst von
Trozo gehalten.

Dito ware von der Hochlöblich=Kaiserlichen Ministerial=Banco=
Deputation nachfolgendes Edict ergangen:

Demnach man den Kaiserlichen Fleisch=Kreutzer=Aufschlag zu Fiume vermög der
Kaiserlichen General=Appalto=Ordnung gegen gewisser Summa baar Gelt und erfor=
derlichen
Caution fernershin in Verpachtung zu überlassen entschlossen hat; Als wird
ein solches zu jedermans Wissenschaft durch dis Edict kund=und offenbar gemacht /
damit / so ein oder ander obbesagten Fleisch=Kreutzer=Aufschlag in Bestand zunehmen
Vorhabens wär / ein solcher auf den dritten September entweder in Person / oder
per Mandatarium ad tractandum & concludendum alhier in Wien zuerscheinen / und
bey der Kaiserlichen Ministerial=Banco=Deputation gebührend sich anzumelden wissen
möge. Geben Wien den 12. August. 1716.

Donnerstag / den 13. Augusti. Heute / Mittags / ware der Kai=
serliche
General=Adjutant / Titl. Herr Graf Truchseß von Zeyl / aus
der Kaiserlichen Haupt=Armee / bey Peterwardein / in Hungarn / da=
hier
angelanget / und hatte auf drey Wägen die bey dem jüngst=ge=
dacht
von der Kaiserlichen über die Türkische bis 200000. Mann star=
ke
Armee mit ungemeiner Tapfferkeit den 5. dieses befochten=herrlich=
sten
Sieg / wie beygehendes Diarium , vom 8. Augusti / mehrers be=
zeuget
/ eroberte 156. Türkische Fahnen / fünff Roßschweiff / und drey
Paar Paucken mitgebracht / dan solch=alles in der Kaiserlichen Favo=
rita
ablegen lassen; mit dem Beyfügen: daß die erobert=und derma=
len
eingebracht=Feindliche Artillerie in 172. Metallenen Stucken / so
meistens aus den Festungen Temeswar und Belgrad genommen worden /
bestünde / darunter 21. Mörser / und 2. Haubitzen / wie auch viele ganz=
und halbe Carthaunen / samt viel hundert Wägen mit Pulver und
anderm Kriegs=Zeug / sich befindeten; Jngleichem solle die Beut an
Bagaschy / Zelten und allerhand Lebens=Mittelen / wie auch an Camee=
len
/ Büffeln / und anderm Vieh sehr groß seyn; Für welch=alles um
GOtt zudanken / hätten Jhre Durchleucht / Prinz Eugeny von Sa=
voyen
/ in Dero Lager ein stattliches Dank=Fest / unter Lösung des
gross=und kleinen Geschützes / halten lassen; Welches auch in viel an=
dern
Hungarischen Festungen schon geschehen; und weilen / vermög
der Nachricht von Arad / unterm 7. dieses / von Türkischem Lippa bis
Zchanad all=Türkische Wachten / samt ihren Dreystgen / durchgangen
wären / nicht weniger neun Türkische Dörffer / samt ihrem Vieh / sich auf
unsere Seiten salviret / um in Siebenbürgen sich niederzusetzen; So

[3]

börfte nächstens bald von mehreren Vortheilen zuhören seyn; Zuma=
len
/ da der Kaiserliche Feld=Marschall / und Ban von Croaten / Herr
Graf Johann Palffy / nebst dem Prinzen Alexander von Würtemberg /
mit einem Detachement bereits voraus eben den 7. Dito nacher Te=
meswar
abgangen / um solchen höchstwichtigen und den ganzen jen=
seitigen
Boden bis an das schwarze Meer öfnenden Ort zuberennen;
dahin der Kaiserliche Herr General=Lieutenant / Jhre Durchleucht /
Prinz Eugeny von Savoyen / mit der ganzen Armee nachfolgen / und
solchen Ort formlich belagern werden; als dazu schon alle Anstalten
bereits vorgekehret seynd: Was übrigens den Verlust der unserigen
betreffe / sollen in der Schlacht kaum 4000. Mann getödt und verwun=
det
worden seyn; Türkischer Seiten aber schätze man ihren Verlust
an Toden über 30000. Mann / und zwar / wie bekant / den Kern von den
alt=und besten Türkischen Janitscharen / und solle dabey der Groß Ve=
zier
von den Türken selbsten niedergehauen worden seyn; ohne noch zu=
wissen
/ wohin der Seraskier und Janitscharen Aga kommen.

Dito / Vormittag / haben Jhre Majestät / die Verwittibte Kaiserin /
Eleonora Magdalena Theresia / samt Dero jüngern Durchleuchtigsten
Erz=Herzogin Maria Magdalena / in der Toden=Capelle der Kaiserl.
Hof=Kirche deren W. W. E. E. P. P. Augustiner=Barfüssern für eine
zu Trient in GOtt seelig=verstorben=Hochadeliche Stern=Creutz=
Ordens=Frau / Titl. Frau Anna Christina / Gräfin von Wolkenstein /
gebohrne Gräfin von Trautsohn / dem GOttes=Dienst abgewartet /
dan des Mittags zu Schönbrun bey Jhro Majestät / der lezt=Verwit=
tibten
Kaiserin / Wilhelmina Amalia: des Abends aber / samt beeden
Durchleuchtigsten Erz=Herzoginnen / in der Favorita bey den Regie=
rend
=Kaiserlich=und Catholischen Majestäten gespeiset.

Freytag / den 14. Augusti. Heute / Vormittags / haben Jhre
glorwürdigst=Regierend=Römisch=Kaiserlich=und Catholische Maje=
stäten
/ dan die beede Verwittibt=Kaiserliche Majestäten / mit Dero
Durchleuchtigsten Erz=Herzoginnen / in gewöhnlicher Begleitung des
Päbstlichen Herrn Nunti . Französisch=und Venetianischen Herren Bot=
schaftern
/ in vorbesagter Toden=Bruderschafts=Capelle dem Anfang
der neuntägigen Andacht / zu Ehren der Allerseeligsten Jungfrau und
Mutter Gottes Maria / auch vieler andern Heiligen / sonderlich Kriegs=
Männern / die ihr Leben für die Gerechtigkeit ritterlich aufgesetzet / um
fernern Göttlichen Seegen über die Kaiserlich=gerechte Waffen zuer=
bitten
/ mit Beywohnung des Gottes=Diensts Jhrer Bischoflichen
Gnaden von Waitzen / Titl. Herrn Grafen Leslie , abgewartet / nach=

[4]

deme haben Sich die Erstere wieder nach Dero Favorita erhoben / die
Leztere aber zusammen in der Kaiserlichen Burg gespeiset.

Ferner ist das nachgehende bis auf weitern Allergnädigst=Kaiser=
lichen
Befehl von einem Hochlöblich=Kaiserlichen Hof=Kriegs=Raht /
wegen künftiger Beobacht=und Nachkommung der bey dem nächtli=
chen
Einlassen zubezahlen habender Tax / ergangene Patent / nach=
deme
selbiges durch das Kaiserliche Kriegs=Gericht / und Regiments=
Schuldtheissen=Amt / mittels offentlichen Trommelschlags / auf den ge=
wöhnlichen
neun Plätzen ordentlich abgelesen wurde / an denen Stadt=
Thoren angeschlagen: und jederman dieser Jnhalt kund getahn worden:

Es seye ohne dem bekant / was die in GOtt ruhend=Kaiserliche Majestäten / und
zwar sonderlich Leopold der Erste / Christmildesten Andenkens / leztlich unterm 18. Mo=
nats
=Tag Juny / 1672. durch offentlich=an den sammentlichen Stadt=Thoren alhier
affigi rte Patenten / wegen der bey den nächtlichen Einlassen von Alters her zubezah=
len
gebräuchigen Taxen statui ren lassen; Zumalen aber seithero verschiedene Mis=
bräuche
wider sotahne Kaiserliche Verordnungen eingeschlichen / auch Beschwerden ein=
kommen
seynd / daß die Taxen bey sotahnen Einlassen den armen Parteyen zube=
zahlen
gar zu hart fielen; so hat man bis auf weitern Allergnädigst=Kaiserlichen
Befehl die vorige Tax=Gebührnussen folgender Gestalten limiti ren wollen / daß nem=
lich
zum Ersten / all=und jede / was Nation / Standes / oder Weesens sie seynd / so
unter denen hiebevor legitimè Befreyt=und Privilegirten nicht begriffen / jetztgedacht=
legitimirte Tax entrichten: und zwar jede aus=oder eingehende Person einen Kreutzer:
ein Reutender drey Kreutzer: ein Kobel=oder Lehn=Wagen / Landkutschen und Cal=
lesch
sieben Kreutzer: und ein jegliche darin sitzende Person / sie mag groß / oder klein
seyn / einen Kreutzer bezahlen: Diese Tax auch / Andertens / alle Bediente / die ausser
Gegenwart Jhrer sonst befreyten Herrschaften / und ausser derenselben Geschäften /
eigener Gelegenheit und Lust nach / ein=oder ausgehen / reuten oder fahren tuhen /
erlegen: Jtem Drittens / die Weiber und Kinder derjenigen Männer / so zwar son=
sten
befreyet / aber selbsten bey jeztgedacht=ihren Weib=und Kindern / Zeit des Aus=
und Eingehens / Reutens oder Fahrens nicht gegenwärtig seynd; Jmgleichen Vierd=
tens
/ Clöster=und Spital=Bediente / (die Mendicanten allein ausgenommen) wie auch
Fünftens / die aus=und eingehende Studenten (ausser zu Winters=Zeit / da die Stadt
später auf: und fruher zugesperrt wird; ) wie zumalen auch Sechstens / die Geistliche /
Petriner=Ordens / und andere Gelt=fähige Ordens=Leute: dan Siebendens / die Nie=
derläger
/ Wexler / Kaufleute / und welche sonsten hierzu gezogen werden können / wie
nicht weniger alle Juden indistinctim diese auf ein so gering=und weniges Quantum
reducir te Tax ohne Widerred gutwillig entrichten: oder in casum einer Widersetzung
vermittels der bey den Thoren befindlichen Wachten darzu angehalten werden sol=
len
; Worbey aber anzumerken / daß unter dem §. 3. der Herren Botschafter / Mi=
nisters
und Gesandten / item Cammer=Herren=Frauen / samt deren Kindern / wie zu=
malen
auch die Ehefrauen deren Kaiserlichen Hof=und Regierungs=Rähten mit ih=
ren
Kindern / und bey sich habenden Bedienten keineswegs begriffen: sondern aller=
dings
ausgenommen seynd / und die Sperr=Freyheit zugeniessen haben sollen; Wird
demnach solch=neue biß auf weiter Allergnädigst=Kaiserlichen Befehl angeordnete
Tax=Ordnung obgedachten all=und jeden zur nachrichtlichen Direction bedeutet / ꝛc. .

[5]

Eodem / Nachmittags / wurde der schon öfters gemeldt=Türkische
Generalissimus Langallerie , und dessen Secretarius , mittels einer star=
ken
Mannschaft von dem Sickingischen Regiment / aus Prag anhero
gebracht / und unter einem ungemein=grossen Zulauf des Volks der
erste auf das Pailer=Thor / der ander aber auf die Haupt=Wacht ge=
fangen
gesetzet.

Mehr kam aus Siebenbürgen vom 5. Augusti die Nachricht: daß
der Ober=Capitain und Commandant der aldasig= reguiir ten Natio=
nal
=Miliz / Herr Stephan Dettine / die gewöhnliche Patroullen längst
dem Wallachischen Gebürg ausgeschicket; dabey sich dan zugetragen:
daß die Kaiserliche mit den Türkischen den 4. Dito zusammen gestos=
sen
/ eine Feindseeligkeit die andere nach sich gezogen / und die Kaiser=
liche
von den Türken viele tod geschossen hätten; deren Kaiserlichen
aber wären nur 2. Mann verwundet worden.

Jtem war aus Kaiserlich=Brodt / vom Saustrom / unterm
8. Augusti / gemeldet worden: daß der Kaiserliche Obrist / Herr von
Petrasch / die Türken zu Derbent zerstreuet / auch jenseits des Sau=
stroms
Türkisch=Brodt / Doboschiz und Kobacz erobert / und übern
Hauffen geworffen habe / ingleichem den Baslagiz zu besagtem Der=
bent
annoch zuverfolgen beschäftiget seye.

Jmgleichen war aus Carlstadt mit Brieffen von dem 7. Augusti
gemeldet / daß die unterm Commando des Kaiserlichen General=Feld=
Marschall=Lieutenants / Herrn Grafen Rabatta / stehende Mannschaft
zu Fuß und zu Pferd von Voynisch mit solcher Tapfferkeit die in
Pernia eingetrungene Türken zu Fuß und Pferd angegriffen / und
geschlagen / daß weder ein Mann zu Fuß / noch zu Pferd davon kom=
men
; die Kaiserliche hingegen hätten gute Beute gemacht / und alle
Musquetierer wären auf den Turkisch=erbeuteten Pferden glücklich zu=
ruckgelangt
.

Dito wurd aus dem Kaiserlichen Feld=Lager in Croaten / von Co=
staniza
/ berichtet: daß die daselbstige Banalisten / oder das Croatische
Banderium , unter dem Herrn General=Feld=Wacht=Maistern / und Lo -
cumtenente Banali , Herrn Johann Grafen von Traschkovitz / den 5.
Dito drey an dem Fluß Unna gelegen=starke Türkische Thürne fast
ohne Verlust hinweggenomen / und besetzet hätten / folgbar nunmehro
die weitere Progressen in dem Türkischen fortzusetzen im Werk begrif=
fen
seyen.

Dan wurd aus Schlesien / von Breslau / mit Brieffen / unterm
10. dieses / berichtet; daß alda in der Malteser=Ritter=Ordens=Kirche

[6]

jüngstens für aldasigen Commendator / Herrn Grafen von Kollobraht /
Kaiserlichen Cammerern / so unlängst das Zeitliche geseegnet / bey ein=
aufgerichtetem
Tod=und Ehren=Gerüst die Leich=Besingnuß gehalten
worden; desgleichen auch nächstens für den verstorbenen Ober=Hof=
Maister Jhrer Churfürstlichen Durchleucht zu Trier / Herrn Forsimai=
ster
/ Freyherrn von Gellenhausen / Commenthur zu Elbingen / Nürn=
berg
und Würzburg / geschehen solle.

Aus Polen / von dem 7. Augusti. Daß mit Niederreissung der
festen Werkern zu Posen man bereits angefangen; Jnzwischen hätten
einige Reuter in der Sendomirischen Woywodschaft den Herrn Las=
rißewsky
ergriffen / und aufgeknüpffet; zu Lublin solle man den Still=
stand
wieder verlängern wollen; Jn dem Lager der Litthauischen Ar=
mee
solle grosse Verwirrung seyn.

Aus Neapel / von dem 20. July. Daß von dasiger Squadra
vier Galeeren mit Volk nach Gaeta gesandt worden / um daselbsten
die Besatzung abzulösen.

Aus Mailand / von dem 29. July. Daß aldorten dem Chur=
Prinzen aus Bayern von dasigen Vornehmen grosse Ehr bewiesen
werde; und habe sich derselbe jüngstens auf die Borromæische Jnsuln /
selbe zubesichtigen / begeben.

Aus Venedig / von dem 1. Augusti. Daß von Corfu die Nach=
richt
kommen; wie nemlichen der Herr General=Capitan eine Felucka
nach Capo St. Maria geschicket / mit der Ordre / daß die alda be=
findlich
=Maltesische Schiffe auf die Päbstliche Squadra warten / und
nachdeme sammentlich zur Flotta stossen sollen.

Aus Spannien / von dem 13. July. Daß der Herzog von Anjou
den Cardinal del Giudici der Guverneur=Stell über den ältesten Prin=
zen
enthoben / und diese Stell dem Duca di Popoli wegen gewissen Ursa=
chen
aufgetragen habe.

Aus Groß=Britannien / von dem 31. July. Daß der Graf von
Lichtenfield gestorben; Duc de Marleborough aber sich noch im Leben be=
finden
solle; Der Prinz von Wallis seye bis dahero mit Musterung der
Gardi=Regimentern beschäftiget gewesen: Aus Schottland habe ver=
lauten
wollen / daß aldorten ein Schwedisches Schiff mit Gewehr an=
kommen
.

Aus Frankreich / von dem 31. July. Daß zu Pariß der
Bischoff von Tarbes gestorben / und all sein Haab und Guht dessen
Seminari und Spital vermacht; zu gedachtem Pariß fahre man
mit der Justitz=Cammer fort; Das Constitutions=Weesen soll anjetzo

[7]

mehr / als sonsten / dem Französischen Hof zutuhen machen; wie dan
deswegen ein Currier von Rom angekommen / so auch gleich wieder
zuruckgefertiget worden.

Aus Holland / von dem 4. Augusti. Daß die Verwittibte Für=
stin
von Nassau Frießland aus dem Haag nach Soestdück wieder
abgangen; Jm besagten Haag habe der General von Villate / als
Obrist von dem Gardi=Regiment zu Fuß / den Eyd abgeleget; Jn
Amsterdam habe der Portugesische Botschafter / Comte de Tarocca ,
3. Kriegs=Schiffe / jedes mit 50. Stucken / gekauffet.

Aus Brabant / von dem 4. Augusti. Daß zu Brüssel ein Patent
verkündet worden; Kraft dessen alle Officiers und andere aus den
Kaiserlich=Oesterreichischen Niederlanden in den Diensten des Herzo=
gen
von Anjou befindlich / bey Verlust ihrer Güther / den Eyd der Treu
bey dem Kaiserl. commandirendem Generalen / Herrn Grafen von Veh=
len
/ ablegen sollen.

Von dem Nieder=Rheinstrom / vom 6. Augusti. Daß Jhrer
jüngst=verstorben=Churfürstlichen Durchleucht zu Pfaltz Leichnam auf
das prächtigste zu Düsseldorff in dasiger Jesuiter Kirchen den 3. Dito
beygesetzet worden; Zu Cölln seye den 4. Dito der Herr Syndicus
Dullmann zum Burgermaister erwählet worden.

Von dem Ober=Rheinstrom / vom 8. Augusti. Daß zu Speyer /
und andern Orten das Wasser an Häusern / Gärten / Feldern / und
sonsten jüngstens ein unbeschreiblichen Schaden verursachet.

Aus der Schweitz / von dem 4. Augusti. Das die Furcht in der
Stadt Genff / wegen des Herzogen von Savoyen / noch nicht ver=
schwunden
/ und dahero mit der angefangenen Fortificirung stäts an=
gehalten
werde.

Von dem Elbstrom / vom 10. Augusti. Daß / vermög der Nach=
richt
aus Norwegen / der Schwedische General Dellwig zu Friedrichs=
hall
begraben: der General Schommert aber nach Schweden geführet
worden; zu Koppenhagen seye die Einschiffung der Truppen nach Scho=
nen
auf den 28. dito festgestellet; Jnzwischen auch Carls Cron zu Was=
ser
eingesperrt werden solle; Jhre Königlich=Dänische Majestät hätten
Dero General=Wacht=Maistern / Herrn von Sponeck / zum General=Lieu=
tenant
ernennet; der Herr General=Wacht=Maister von Schmet⟨tau⟩
hingegen habe seine Erlassung erhalten; die Stadt Rostock habe nun=
mehro
sich gänzlich Jhrem Herzogen ergeben: Einer / Namens Gallo=
wis
/ so auch mit dem Langallerieschen Geschäft in Holland zutuhen
gehabt / habe sich mit einem Schiff davon / und nach der Türkey gemacht.

[8]

Ankunft derer Hoh=und Niederen Stands=Personen.

Den 12. August / 1716.

  • Roten=Thurn. Herr Graf Serent / komt
    aus Mährn / log. in seinem Hauß.

Den 13. Dito.

  • Kärntner. Thor. Herr Graf von Zeill /
    General Adjutant / komt von der Armee
    aus Hungarn / log. im Lambergischen
    Hauß.
  • Stuben=Thor. Herr Baron Gundtan / komt
    aus Croaten / log. beym goldenen Rädl.
  • Herr Baron Caniz / Hof=Cavalier bey Jhro
    Durchl. Prinz Jacob / komt von Olau /
    aus Schlesien / log. bey der Anten.

Den 14. Dito.

  • Herr Canise / Secretari vom Prinz Emanuel
  • de Savoy / komt von Ofen / log. in seinem
    Quartier.
  • Roten=Thurn. Jhre Durchl. Fürst von
    Lichtenstein / kommen vom Guth / log. in
    dero Behaußung.
  • Herr Graf Joseph von Paar / komt aus
    Böhmen / log in eignem Hauß.
  • Herr von Schell / Kaiserl. Ober=Proviant=
    Commissarius / und Hr. Ellinger / kommen von
    Ofen / log. bey der goldenen Rosen / auf
    dem alten Fleischmarkt.

Den 15. Dito.

  • Kärntner=Thor. Ein Officier vom Herzog
    von Arnberg / komt von der Armee / log.
    im wilden Mann.

Lista derer Verstorbenen in=und vor der Stadt.

Den 12. August / 1716. starb

Jn der Stadt.

  • Frau Helena Barbara Höllerin / Wittib /
    im Achtenitischen Hauß / am Hof / alt 60. J.
  • Dem Matthias Winter / Kaiserl. Trabanten=
    ⟨R⟩ottmaister / im Dorothe=Hof / sein Weib
    Maria / alt 70. Jahr.
  • Margareth Fillingerin / Wittib / welche /
    Vorgestern / Nachts / über eine Stiegen
    herunten gefallen / und Fruh / im Eifen=
    hutischen
    Hauß / beym Arfenal / darauf
    gestorben / ist alda vom Kaiserl. Stadt=
    Gericht beschaut worden / alt 80. Jahr.

Vor der Stadt.

  • Dem Andre Schnürer / Burgerl. Kuchel=
    Gartner / in seinem Hauß / in der Leopold=
    stadt
    / sein Weib Anna / alt 38. Jahr.
  • Caspar Ruprecht / Tischler / bey Maria=
    Hülf / s. K. Anton / alt 3. und 1. halb J.
  • Dem Johann Wormindl / Gardi=Soldat /
    in der Josephst. s. W. Theresia / alt 34. J.
  • Dem Andre Seidl / Hauß=Knecht / auf der
    Landstrassen / sein Kind Rosina / alt 3. J.
  • Franz Müllner / Tagwerker / zu Erdberg /
    alt 46. Jahr.
  • Simon Moyses / alt 34. Jahr / und Eg⟨ydi⟩.
    Dorfmaister / alt 70. Jahr / beede im
    Kranken=Hauß.
  • Regina N. zu St. Marp / alt 2 0 Jahr⟨,

Den 13. Dito / in der Stadt.

  • Anna Marta Brauch⟨t⟩n / Wit. im Schatineris.
    Hauß / auf der Mölter=Pastey / alt 28. J.

Vor der Stadt.

  • Georg Melchard / Kaiserl. Hey⟨b⟩uck / bey St.
    Ulrich / alt 58. Jahr.
  • Dem Leopold Schill / Bierleüthgeb / am
    Neustift, sein K. Barbara / alt 6. viertl J.
  • Thomas Bodenreüter, Zimmergesell / im
    Contumatz / alt 26. Jahr.
  • Der Margareth Holzl⟨h⟩ürnerin / Wittib / am
    Hunds=Thurn / ihr Kind Adam / alt 3. J.
  • Gericht beschaut worden / alt 80. Jahr. Dem Jacob Seelig / Tagwerker / zu Matzel=
    storf
    / sein Kind Joseph alt 2. und 1. halb J.
  • Rosina Wodenbergerin / alt 21. Jahr / und
    Maria Hardlmannin / alt 16. Jahr / beede
    im Kranken=Hauß.

Den 14. Dito / in der Stadt.

  • Frau Maria Magdalena Schmidin / Wittib /
    im Arnoldis. Hauß / im Rotgäßl / alt 83. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Ferdinand Pauckenhayder / Burgerl.
    Beck / in der Leopoldst. s. K. Jacob / alt 1. J.
  • Johann Rübesch / Tischler / am Neubau /
    alt 50 Jahr.
  • Jos⟨e⟩ph Leopold / in der Leopoldstadt / alt 31. J.
    Maria Baum⟨b⟩ergerin / alt 70. Jahr / und
    Bernhard Dornanth / alt 56. Jahr / beede
    im Armen=Hauß.
[9]

DIARIUM
Von
Jhrer Römisch=Kaiserlichen /
Und
Catholisch=Königlichen
Majestät
Unter Commando
Dero Hof=Kriegs=Rahts=Präsidenten / Gene=
ral
=Lieutenant / und General=Gubernatorn der
Kais. Oesterreichischen Niederlanden / Herrn
Hn. Eugeny Franz /
Prinzen von Savoyen und Viemont /
Jn Dero Königreich Hungarn befindlicher
Haupt=Armee;

Darin der am 5. August=Monats von der Kaiserlichen über
die Türkische / bis 200000. Mann starke / Armee mit ungemeiner Tapf=
ferkeit
befochten=herrligste Sieg / und das völlig=eroberte Lager / alle
Zelten / wie auch Haupt=Quartier des Gros=Veziers / die ganze Ar=
tillerie
/ so in 172. Stucken bestanden / dan 156. bekommene Fahnen /
5. Roßschweiff / 3. Paar Paucken / alle Bagaschy / und viel
anders beschrieben zusehen.


Wien / getruckt in der Kaiserlichen Reichs=Hof=Buchtruckerey.
Zufinden bey Johann Baptist Schönwerter / Kaiserlichen Hof=Buchhandler /
Jm roten Ygel.

[10]

Aus dem Kaiserl. Feld=Lager / bey Peterwardein / in Hungarn.
den 8. Augusti / 1716.

NAchdeme die Ottomannische Pforte den zu Carlowitz verglichen=fünf
und zwanzig Jährigen Waffen=Stillstand frühezeitig gebrochen die
mit Jhro Kaiserlich=und Catholisch=Königlichen Majestät vor=
wissentlich
in dem Heiligen Bund begriffene Bunds=Genossene
mit überlegenen / dannenhero glücklichen / Kräften feindlich angegriffen / und
nicht allein alle best=möglichst versuchte Beylegungs=Mittel hochmühtig aus=
geschlagen
/ sondern auch nicht einmal auf die disfals gemacht=freund⟨l⟩iche Vor=
stellungen
geantwortet / und den formlich zuruckgeruffenen Kaiserlichen
Residenken / Herrn Franz Anselm von Fleischmann / angehalten / mithin sich
in diesem / und viel andern feindlich bezeiget;

Als wurden endlich Allerhöchstgedacht=Jhre Kaiserlich=und Catholische
Majestät bemüssiget / eine dem Werk gewachsene Gegen=Verfassung zuver=
anstalten
/ um sowohl ihre Bunds=Genossene von der antrohend=gänzlichen
Untertruckung zuretten / als auch die vorgränzende Erb=Königreich=und
Lande / mithin die gesamte Christenheit selbst von der anscheinenden Ge=
fahr
/ mittels Göttlichen Beystands / kräftiglich zuschützen.

Jn diesem heilsamen Vorhaben wurden nicht allein ein und andere Er=
fordernussen
vorbereitet / sondern auch die zur Formirung der Kaiserlichen
Haupt=Armee gewidmete Truppen in verschiedene Läger inzwischen auf die
Gränzen eingetheilet / und Jhro Hochfürstlichen Durchleucht / dem Kaiserl.
Hof=Kriegs=Rahts=Præsidenten / ⟨s⟩und General=Lieutenant ꝛc. Herrn / Herrn
Eugenio Francisco , Prinzen von Savoyen / das Commando , und die Dire -
ction der sammentlich=gegen dem Erb=Feind gewidmeten Waffen von Jhro
Kaiserlich=und Catholisch=Königlichen Majestät allergnädigst anvertrauet;
So auch /

Den 9. July / bey dem zu Fukack stehenden Corpo glücklich anlang=
ten
/ und mit ein so andern gemachten Vorbereitungen das nöhtige ver=

[11]

anstalteten / um / nach angelangter Feld=Artillerie / und einigen noch abgän=
gigen
Regimentern / die Armee formiren; und den Operatio nen / im Fall
die Ottomannische Pfort auf den ihr getahnen Vortrag die erwartend=
zulängliche
Antwort nicht geben solte / einen Anfang machen zukönnen;
nach einigen Tägen näherte sich gedachte Feld=Artillerie / und alle zur Ar=
mee
gehörige Truppen wurden beordret / nach Beschaffenheit des nahen / oder
entfernten Lagers würklichen zumarschiren / oder sich in fertige Bereit=
schaft
zustellen; zumalen / da man die Nachricht erhielte / daß der Feind
seine Macht bey Belgrad zusammen ziehe / und die Brucken über den Sau=
Strom verfertigte / welche er auch mit der Reuterey /

Den 26. und 27. Dito / mit den Janitscharen würklichen passirete /
und sich zwischen Semblin und Banoitza lagerte; aldahin der Gros=Ve=
zier
selbsten /

Den 28. Dito / nachfolgete;

Von der Stärke und Versamlung dieser Armee waren die Kund=
schaften
sehr veränderlich / dörften sich aber demnach verläßlich zeigen.

Den 1. Augusti marschirte der Feind von gedachtem Banoitza auf Sa=
lankament
/ und /

Den 2. Dito / auf Carlowitz / in ein sehr vortheilhaftes Lager /
mit dem vermessenen Ausschreyen / grad auf Peterwardein loßzugehen / und
solches zu übersteigen; Eben diesen Abend langte das zu Vuckovar gestandene
Corpo bey Peterwardein an / und wurde in dem Cron=Werk der Festung:
die Feld=Artillerie aber und einige Regimenter zu Pferd an der Raitzenstadt
gelagert / um solche an der Hand zuhaben; Diesen Tag gienge der Herr
Feldmarschall / Graf Johann Palffi / mit einem diese Nacht zusammen ge=
seztem
Commando / bestehend in 1400. Commandirten / denen beeden / Bay=
reuth
=und Gondrecourtischen / Regimentern / dan 400. Hussaren / gegen dem
feindlichen Lager / solches und dasiges Erdreich zuverkundschaften; Da jener
aber eben auf des Feinds Marsch fiele / und von dem mehresten Theil seiner
Reuterey angegriffen / auch ihme mit einem sonst ungewöhnlich=grossen Feuer
hart zugesetzet wurde / zohe derselbe sich / nach standhaftig=vierstündigem
Gefechte / dabey er selbst zwey Pferde unter dem Leib verlohren / gegen Pe=
terwardein
zuruck; Bey diesem Scharmützel hatte man unser Seits bey die
400. Tod / und Verwundte; unter diesen leztern aber den General=Feldmar=
schall
=Lieutenant / Herrn Grafen von Hauben / mit wenig andern Officiren;
und der General=Feldmarschall=Lieutenant / Herr Graf Seyfried von
Breüner / welcher / wegen sein=erwiesen=beständigen Tapffermühtigkeit / sehr
zubedauren / ist verlohren; Da hingegen von dem Feind wenigstens noch ein=
mal
so viel gebliben; Die ungemeine Tapfferkeit / und unerschrockene Herz=

[12]

haftigkeit aller hiebeygewesten Generalen / Officieren und Gemeinen ist
um so lobwürdiger / als sie ein so weit überlegener Feind zu einer Flucht
nicht hat bringen können; Aus diesem von der Pforten erst geschehe=
nem
Angriff erhellet / daß sie die Feindseeligkeiten nicht abwarten / son=
dern
ihrer Seits / wie auch geschehen / anfangen wollen.

Den 3. Dito / kame des General Feld=Zeug Maisters / Hn. Prinzen Alex=
anders
von Würtemberg / Durchleucht mit dem zu Segedin gestandenen Cor=
po
in dem Lager / herwerts Peterwardein / an / und wurd unser Fuß=Volk
fast all=in den beeden vor 22. Jahren gemacht und nun verfallenen Retrenche=
mentern
jenseits der Festung postiret; gegen Abend näherte sich der Feind /
und arbeitete die ganze Nacht hindurch / bis er /

Den 4. Dito / auf einig Orten bis 100. auf andern gar bis 50. Schritt /
vom ersten Retrenchement eingeschnitten ware / und eine Paralell längst den=
selben
gezogen: auch solche mit vielen Fahnen besetzet: nicht weniger einige
Stuck und Mörser auf die gleichfals aufgeworffene Batterien geführt hatte;
mit welchen er stäts zucanoniren und bombardiren / auch beständig mit dem
kleinen Gewehr zufeuren anfienge; dagegen man unser Seits von einer
Zeit zur andern mit den im Retrenchement gesezten Feldstucken antwortete /
dem Fuß=Volk aber so wenig / als immer möglich / zuschießen zuliese / um
auf allen Fall mit dem Gewehr gefast zuseyn; bey so gestalten Sachen
wurde der Schluß genommen / den Feind den anderten Tag / als /

Den 5. Dito / mit gutem Muht anzugreiffen und zuvertreiben; in
welchem Absehen dan nachfolgende Verordnung abgefasset: und der Gene=
ralität
schriftlich mitgegeben wurde; darinnen bestehend: daß nemlichen
zuforderist der Reuterey 24. und dem Fuß=Volk 30. Schuß: dan den
Grenadirern 4. Grenaden auf den Mann ausgetheilet werden: die Artillerie
nichtweniger sich / mit den Munitions=Karren eingespannet / und allerseits
fertig halten: die Regimenter aber ihr sammentliche Bagaschy zurucklassen:
und der Mann nichts / als was zum Fechten erforderlich / mitnehmen: ein=
folglich
die herwerts=stehende Reuterey / und das von Segedin angekommene
Fuß=Volk mit angehender Nacht über die beede Schiff=Brucken herüber
zusetzen anfangen solle / um den Angriff bey anbrechendem Tag vornehmen
zukönnen;

Es hatte sich aber ereignet / daß die unweit Peterwardein auf der
Donau befindliche Schiffmühlen / welche man etliche Täg vorhero an das
Ufer zubringen befohlen / wegen des allzustark=und stäten Winds aber nicht
haben herbeygebracht werden können / losgemacht worden / mithin sie dan
auf gedachte Schiff=Brucken gestossen; (obwohlen man durch Tschaicken / und
allerhand Mittel sie auch in Zeiten wegzubringen gesucht / auch einige abge=

[13]

hauen hatte) dan an der erstern 5. Schiffe / an der leztern aber 18. ausgebrochen /
dadurch die Brucken ruiniret: und der Marsch der Truppen zu dem fruhzei=
tigen
Angriff des Morgens um dritthalb Stund verzögert worden / bis durch
des Herrn General=Feld=Zeug=Maisters / Baron von Löffelholtz / löbliche
Sorgfalt es gleichwohlen dahin gebracht worden / daß bald darauf sotahne
Brucken wieder ausgebessert / und zugerichtet gewesen;

Die Reuterey wurde in sechs Theil eingetheilet / und durch folgende
Herren Generalen commandiret / und zwar die Regimenter: Rabutin /
Gronsfeld / Darmstadt und Cordoua / durch den Herrn General von der
Reuterey / Freyherrn von Ebergeny / unter ihm aber der Herr Feld=Mar=
schall
=Lieutenant / Graf von Hauben / dan die beede Herren General=Wacht=
Maistere / Galbes und Hamilton; Welche sich auf die rechte Hand des
Retrenchements postiret; die übrig=sammentliche Regimenter aber von der
Reuterey waren auf die linke sich zusetzen beordret;

Als unter dem Herrn General von der Reuterey / Grafen de Mercy ,
des General Feld=Marschall=Lieutenants / Fürsten von Lobkowitz Durchleucht /
dan der Herr General Wacht=Maister / Graf von Eck / mit denen Bay=
reuth
=Hannover=Palffy=und Mercyschen Regimentern; der Herr Ge=
neral
von der Reuterey / Freyherr von Falkenstein / hatte unter sich die
beede Herren Feld=Marschall=Lieutenants / Croix und Viard / dan den Herrn
General=Wacht=Maister / St. Amour / mit denen St. Amour=Falken=
stein
=Mar⟨t⟩ignisch=und Gravischen Regimentern;

Der Herr General von der Reuterey / Graf von Martigni / mit den
beeden Herren Feld=Marschall=Lieutenants / Hochberg und Gondrecourt /
dan dem Herrn General=Wacht=Maister / Grafen von Jörger / comman=
dirte
die Althan=Croix=Hautois=und Viardische Regimenter.

Der General von der Reuterey / Herr von Battè , mit den Herren
Feld=Marschall=Lieutenants / Grafen Veterani und Hautois , dan dem Hn. Ge=
neral
=Wacht=Maister / Baron von Schilling / die Schönborn=Lobkowitz=
Sondrecourt=und Emanuel=Savoysche Regimenter;

Und leztlich der Herr General von der Reuterey / Graf von Nadasti /
mit dem Herrn Feld=Marschall=Lieutenant / Grafen von Althan / und Prin=
zen
Friederich von Würtemberg / die Regimenter: Galbes / Jörger / Vasquez ,
dan Spleny und Esterhasy , Hussaren; welche aber nach ersehener Nohtwen=
digkeit
noch rechter Hand geschicket wurden.

Das mit des Herrn Prinzen / Alexanders von Würkemberg / Durchleucht
Tags vorhero von Segedin langelangte Fußvolk / in 6. Bataillonen beste=
hend
/ wurde linker Hand postiret / so an die Rechte der Reuterey sich ge=
schlossen
; Samt dem Befehl / als die erste den Feind anzugreiffen; Auf

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welches / sobald es gegen 7. Uhr / Morgens / geschehen / muste zugleicher
Zeit die erste Linie aus dem Retrenchement: und zwar erstlich der linke Flügel /
welcher von dem Herrn General=Feld=Zeugmaister / Grafen von Regal /
commandiret wurde / hinausrucken / und auf den Feind ebenfals losgehen;
Ein gleiches tahte der General=Feld=Zeugmaister / Herr Graf Max von
Stahremberg / mit dem ersten Treffen des rechten Flügels;

Auf den Herrn General / Grafen von Regal / folgte der Herr General=
Feld=Zeugmaister / Graf von Harrach / mit dem linken Flugel des zweyten Tref=
fens
von dem Fuß=Volk / um den erstern zuunterstützen / und des Herrn Ge=
neral
=Feld=Zeugmaisters / Prinzen von Bebern / Durchleucht beobachteten
eben ein solches mit dem rechten Flügel des zweyten Treffens;

Der Herr General=Feld=Zeugmaister / Baron von Löffelholtz / aber be=
hielte
das Commando in dem Cronwerk / und Retrenchement / um die da=
rinnen
befindliche Regimenter in guter Bereitschaft und beständiger Ord=
nung
zuhalten;

Als nun der Angriff obbesagter Massen ungefehr um 7. Uhr / Mor=
gens
/ geschehen / und das auf dem linken Flügel / über das Segediner Corpo /
zum besagten Angriff bestimte Fuß=Volk / auch so dan jenes von dem rechten /
so durch die / unter dem Ebergenisch=und Nadastischen Commando / gestan=
dene
Regimenter zu Pferd / am Wasser unterstützet wurde / aus dem Re=
trenchement
gerucket ware / stunde der Feind nichtweniger in guter Ord=
nung
hinter seine Linien postiret; welcher in dem ersten Feuer und An=
griff
sogleich daraus getrieben wurd; Es entstund aber ganz unvermuß=
tet
auf unserm rechten Flügel des Fuß=V⟨o⟩lks einige Verwirrung / welche
auf dem linken Flügel des Fuß=Volks ebenfals ein Unordnung verursachte;
dessen sich der Feind mit besonderer Eylfertigkeit zu Nutzen gemacht / und
mit ungemeiner Gewalt in das erste Retrenchement eingetrungen: auch
bereits ein Eck des zweitern überstiegen hatte; so aber nicht lang gedauert;
weilen die zum Unterstützen links und rechts gestelte Reuterey zugeeilet /
und dem Fuß=Volk die Zeit sich wieder zuerholen gegeben hatte.

Unsere Reuterey des linken Flügels / obschon sie gleich Anfangs von
den feindlichen Stucken an Mann und Pferden zimlich gelitten / ware
doch so weit eingetrungen / daß endlichen der Feind / durch den an verschie=
denen
Orten von derselben beschehenen Einbruch / in Unordnung gerahten /
und von allen Seiten zuweichen angefangen / folglichen unserer Armee so
viel Erdreich gelassen hatte / damit sie sich darauf formiren: und vorwerts
auf die feindliche Anhöhe in Ordnung anmarschiren können; Jemehr man
aber dahin gerucket / je eilfer⟨t⟩iger der Feind sich zuruckzuziehen gesucht
hatte; also / daß er nicht nur sein=vorgelegene Wagenburg / sondern auch das

[15]

auf dem Berg gelegene Haupt=Quartier / und endlichen das ganze Lager /
mit der Artillerie / Munition / Fuhrweesen / Canzley und allen Gezeltern /
verlassen: einfolglichen über Hals und Kopf sich in die Flucht begeben müs=
sen
; seine Reuterey hatte wenig getroffen; massen sie die erste durch=
gangen
; dahingegen die im Stich gebliebene Janitscharen destomehrers er=
litten
hatten.

Es ware noch nicht 12. Uhr / Mittags / und unser Armee hatte schon
das völlig=feindliche Lager / und das Haupt=Quartier erobert / war auch
bis des andern Tags alda stehen geblieben; da inzwischen der Feind so schleu=
nig
/ als möglich / dem Saustrom zugeeilet / hingegen aber unsere Truppen
all=und jedes zur Beute gemacht: folglichen ein zimliche Anzahl an Büf=
len
/ Cameelen / und allerhand Lebens=Mitlen / samt allen Gezeltern / über=
kommen
hatten;

Die eroberte und dermalen eingebrachte Artillerie bestehet / zwischen
gross=und kleinen Canonen / in 172. Stucken; An Fahnen zehlt man 156.
ohne diejenigen / so von den Leuthen zerrissen worden / oder sonsten verloh=
ren
gangen; auch 5. Roßschweiff / und 3. Paar Paucken.

Unser Seits kan man von dem Verlust des Feinds die eigentliche An=
zahl
darum noch nicht wissen; weilen / wegen des ungleichen / und voller
Gebüsch sich befindlichen Erdreichs / die Wahlstatt sich auf ein Paar Mei=
len
ausgebreitet; Jmmittels / und kurz zusagen / ist es ein volkommene
Victori gewesen; womit bey diesem so schweren Angriff der feindlichen
Obermacht / und ihres vortheilhaften Lagers die Teutsche Standhaftig=und
Tapfferkeit sich um so mehrers seßen lassen; als / deren Gefangenen Aussag
nach / ihre Armee / ohne Tartarn / welche ins Land ausgelauffen / und nicht
einmal dabey waren / bis zweymal hundert tausend Mann stark gewesen
seyn solle.

Unsere Reuterey / welche nicht einmal Platz hatte / sich zuformiren /
sondern nur Regimenter=ja auch Compagnie=und Truppen=Weiß dort=und
da ansetzen müssen / hat sich darbey ein grosse Ehr und Ruhm erworben /
und alles getahn / was immer von einer Reuterey verlanget werden mag.

Der Herr General Feld=Marschall=Lieutenant / Graf von Breuner /
ware bey des Gros=Veziers Gezelt ganz frisch zerhauet / mit Eysen an Halß
und Füssen / dan verschieden=andere unserer Leuthen von dem ersten Palffi=
schen
Scharmützel / herum enthauptet gefunden worden.

Jn dieser Schlacht aber waren von Generals=Personen: die Herren
General=Feld=Marschall=Lieutenants / von der Lanken / und Baron von
Wellenstein / dan der Herr General=Wachtmaister / Graf von Honsbruck und
Geullen / wie auch die Herren Obriste / Graf Rovero / vom Alt=Daunisch=

[16]

Graf Erps / vom Jung=Daunisch=Goldacker / vom Geschwindisch=Forstner /
vom Herzog=Würtembergisch=und Streithorst / vom Prinz Friderich=Wür=
tembergischen
Regiment / dan der General Adjutant / Herr Graf Johannes
Baptista Palffy / und der Herr General=Quartier=Maister=Lieutenant /
Chretien de Bouchon , Tod geblieben;

Der Herr General=Feld=Marschall=Lieutenant / Graf von Bonneval .
aber / dan die Herren General=Wachtmaistere / Graf ô Duyer , und
Baron von Schilling: nichtweniger die Herren Obristen / Schuchknecht vom
Althannisch=Graf von Trauthsohn / de Billers , vom Mercysch=und Schlaurs=
bach
/ vom Palffischen Regiment / stark verwundet worden.

»