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Wienerisches Diarium

Nr. 1243, 3. Juli 1715

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[1]

Wien / vom 29. Juny / bis 2. July / 1715.

SAmstag / den 29. Juny. Nachdeme / jüngstgedachter massen / Jhre
Durchleucht. Eminenz / der Herr Cardinal von Sachsen / Erz=
Bischoff zu Gran / und des Königreichs Hungarn Primas, &c.
dander Hungarische Palatinus. Tul. Herr Niclas GrafPallfyvon Er=
död
/ Ritter des goldenen Vlieses / der Röm. Kaiserl. und Catholischen
Majestät würklich=geheimer Raht und Cammeren / wie auch Feld=Mar=
schall
/ aus Hungarn dahier angelanget; Als haben dieselbe bereits
Heute bey den Regierend=Kaiserlich=und Catholischen Majestäten Au=
dienz
gehabt / und darin / unter andern / wegen des glücklich zu Pres=
burg
geendigt=Hungarischen Landtags / im Nahmen dieses löblichen
Königreichs / die Danksagung abgestattet.

Dito ware Titl Herr Carl Weichard / Craf Breuner / Jhrer
Römisch=Kaiserlich=und Catholischen Majestät würklich=geheimer
Rath und Cammerer / wie auch gewester Cammer ⟨Präsident⟩zuGrätz/
von dar dahier angelanget / um / als nunmehr von Jhro Römisch Kai=
serlich
und Catholischen Majestät allergnädigst ernennter Lands=Haupt=
mann
in Steyr / den gewöhnlichen Eyd abzulegen.

Sonntag / den 30.Juny. H⟨e⟩ute / Vormittags / haben Jhre
Majestät / die lezt=Verwittibte Kaiserin / Eleonora Magdalena There=
sia
/ samt dero DurleuchtigstenErzherzoginnen/ Sch nach dem Kaiser=
lichen
Stift deren W. W. E. E.Closterfrauen/ St. Clara Ordens /
verfüget / und daselbsten dem Gottesdienst dasiges P. General- Commis-
ari
, A. R. P. Ferdin. Lögs, Fran. Ordens / wie auch der Einkleidung
dreyer Closterfrauen / als Fräule Maria Josepha Christina / Gräfin von

[2]

Wildens⟨ ⟩ / Fränke Maria Josepha Johanna / Gräfin von Herberstein /
und einer Fräule Ursula Charlotta / Freyin von Braschda / beygewoh=
net
; davon die erstere die Gnad gehabt / von des Kaiserl. Herrn Obrist=
Hof=Maisters / Tilt. Herrn Anton Florian / Fürsten von und zu Liechten=
stein
/ Fürstlicher Frau Gemahlin / Titl. Frauen Eleonora Barbara / ge=
bohrner
Gräfin von Thun: die andere von des Kaiserl. Herrn Obrist=
Stall=Maisters / Titl. Herrn Philipp Sigmund / Gräfin von Dietrichstein /
Frauen Gemahlin / Titl Frauen Maria Josepha Dorothea / gebohrner Grä=
fin
von Wläsching: die dritte aber von der hiesigen Herrn Statthalters /
Titl Herrn Sigmund Friedrich / Grafen Khevenhillers Frauen Gemah=
lin
/ Titl. Frauen Ernestina / gebohrner Gräfin von Ursin und Rosen=
berg
/ geschmückt und gezieret zuwerden; und waren die Geistliche Herren
Braut=Führer von der ersten der Herr Graf von Thurn und Freyherr
von Gileis: von der andern die Herren Grafen von Lamberg und Har=
rach
: und der dritten die Herren Grafen von Trauthson und Kinsky: der
ersten Cränzl=Fräule aber die Fräule Maria Josepha / Gräfin von Lo=
schy
/ der andern / die Fräule Josepha / Gräfin von Schlick / und der
dritten die Fräule Josepha / Gräfin von Khevenhiller / gewesen.

Eodem war Jhrer Röm. Kaiserl. und Catholischen Majestät würk=
licher
Cammerer / Titl Herr Joseph / des Heil. Röm. Reichs Fürst von
und zu Liechtenstein / von hier nach dessen Güther in Mähren / mittels der
Post / abgangen.

Montag / den 1. July. Heüte / Vormittags / hat dahier / in der
Kaiserlichen Favorita / von Jhro Römisch=Kaiserlich=und Catholi=
schen
Majestät / von wegen / und im Nahmen des Durchleüchtigsten
Fürsten und Herrn / Herrn Christian / Herzogs zu Sachsen / Jülich /
Cleve und Berg / auch Engern und Westphalen / Deroselben Vice- Canz=
ler
und Abgesandter am Kaiserlichen Hof / Titl. Herr Baron Otto Wil=
helm
von Heßberg / auf Eishausen und Reürieth / ⁊c. die Regalien und
Reichs=Lehen über das Fürstentum Sachsen=Querfurth mit gewöhnli=
chen
Solennitäten empfangen / und sowohl die Ansuch=als Danksa=
gung
/ zu aller in Hochansehnlicher Menge gegenwärtig=gewesen=Kaiser=
lich
und auswärtiger Ministern grosser Vergnügung / abgeleget; Dabey
Nahmens Jhrer Königlichen Majestät in Polen / als Churfürsten zu
Sachsen / Dero Raht und Residirender Agent am Kaiserlichen Hof /
Titl. Herr Wolfgang Michael von Paurnfeind: Dan im Nahmen der
Haren Herzogen zu Meiseburg und Naumburg / Herr Johann Albert
Schum: und im Nahmen des gesamt=Fürstlich=Sächsischen Hauses /
Ernestinischer Linie / Herr Johann Christoph Schlegel / den üblichen
Mit=Angrif verrichtet.

[3]

Dito / Vormittags / haben Jhre Majestät / die Verroittinte Kaiserin
Eleonora Magdalena Theresia / nebst Dero Durchleitchxxxgsten Erz=Her=
zoginnen
/ in dem Kaiserlichen Soltaten=Spirtal und armen Hans / auf
der Alstergassen / dem Gottesdienst Herrn Bischossen / Grafen Leolie /
und jährlichem Umgang beygewohnet.

Sonsten hat aus Hungarn verlauten wollen / daß in der Jusul
Schürt / in der Franciscaner Kirchen / zu St. Antoni / zu unterschied=
lichen
Tägen des jüngst verstossenen Monats ein daselbstig=Maria=
nische
Bildnus unter anderen auch blutige Zähren geweinet habe.

Dienstag / den 2. July. Heute / Nachmittags / haben die Römisch=
Kaiserlich=und Catholische Majestäten / nebst Jhro Churfürstlichen
Durchleucht zu Trier / in einem Kaiserlichen Wage zu sammen sitzxxxd / aus
der Favorita nach dem Kaiserlichen Prefeßhaus / S. J. Sich erhoben / und
daselbsten erstlichen in der Kirchen / dan nach gehends bey der Mariani=
schen
Ehren Saul / aufdem Hof / der Andacht abgewartet / welche der Bi=
schof
von Erlau / Titl. Herr Graf Gabriel Erdödi / versehen.

Jtem wurde mit Briefen aus Dalmatien berichtet / daß der Bassa
von Boßnien sein Lager gegen Dalmatien / alwo die Benetianer angräu=
zen
/ geschlagen / und alle Oerter / sonderlich aber Biaclin / schleunig aus=
bessern
lassen; es wär aber jezrgemeldtes Ort durch unverschenes Feuer
fast halb eingeäschert; die Dalmatiner hätten ins Türkische gestreisfet /
wären aber mit Verlust ihres Anführers zuruckommen; die Benetiani=
sche
Truppen wären unweit Cxxxtar und Belai ins Feld gernxxxet; Der
Groß=Sultan solle im Lager bey Koszovo: und der Groß=Bezier längst
des Meers sich besinden; so Befehl gegeben / daß die Tartaren / samt an=
dern
Truppen / eylig zu gemeldten Bassa gegen Dalmatten gehen sollen.

Aus Polen / von dem 24. Juny. Daß zu Warschau der Feld=
Marschall / Herr Graf von Flemming / wieder sich eingefunden / und die
Versicherung der zwischen Dännemark / Polen und Preussen aufgerich=
teten
Verbündnuß mit gebracht habe; Hingegen wäre der Herr Bischof
von Kujavien / und der Cron=Fähndrich wieder abgereyset; Von Reisch=
Lemberg seye die Nachricht kommen / daß sich dortig=und Woxxxynischer
Adel / so einen Aussig zusammen geschworen / aus die Ausbleixxxung der
versprochenen Zusammenstossung der Türkischen Macht zu Chocim / und
der Schwedischen aus Pommern / unter sich selbsten strittig: dan dabey
viele getödet und verwundet worden; einige davon aber hät en die
Flucht nach Chocim genommen; von dasigem Bassa 2. Currters bey dem
Cron=Feld=Herrn angekommen seyn: und all nachbarliche Freunt schafft
versichert: dahey jedoch sich verlauten haben sollen / dem König in Schwe=

[4]

den alles gutes zuwünschen; als welcher ehemahlen der Ottomannischen
Pfarren Schuz gexxx xxxea; da er sich bey derselben aufgehalten; die Crim=
mische
Tartarn hxxxenden Vassa in Precop getödet / auch bey der Otto=
mannischen
Pforten um ihren alten Cham angehalten; weilen dieselbe
mit dem nxxxen nicht mehr zufrieden; unter den vor nehmsten Türken sol=
le
nicht weniger einige Uneinigkeit verspühret werden.

Aus NeapeI, von dem 11. Juny. Daß durch offentliche Patenten
kund gemacht worden; wie füxxxehin all=Neapolitanische Schiffe / Galee=
ren
/ und andere Sahxxxeuge in ihren Flaggen die Kaiserliche Wappen
fähren sollen / um von den andern Flaggen entschieden zu seyn.

Aus Rom / von dem 15. Juny. Daß alda / durch die Pforte del
Popolo, der Herr Cardinal Zanzedari sein ossentlichen Einzug / in Beglei=
tung
80. Kutschen dxxxen Herren Cardinalen / und anderer Hohen
Stands=Personen / den 11. dieses gehalten / dan Sich zur Päbstli=
chen
Verexxx begeben / nachgehends eben den 15. dito von Jhro
Päbstlichen Hxxxeit xxxen Cardinals=Hut empfangen.

Aus Mxxxland / von dem 19. Juny. Daß die aldasige Rahtstell
des verstorbenen Hrn. Marchese Gallarati, auf Kaiserliche Verordnung /
der Herr Marchese Cassigliche erhalten / und davon den Besizgenommen.

Aus Venedig / von dem 22. Juny. Daß allda der Herr Asca-
nio
Giustiniani, Ritter und Procurator von St. Marcus / im 75. Jahr sei=
nes
Alters Todsterlichen; Zu desselben Würde der Herr Francesco
Soxxxanzo erliesen / und deswegen die Glückwünschungen abgeleget: auch
drey Tag lang bey lessen Befreundten allerhand Beleuchtigung / und
andere Freudenzxxxchen angestellet: dan den Armen Brod / Wein und
Gxxxlt xxxheilet worden.

Aus Spanmen / von dem 3. Juny. Daß der Herzog von Anjou /
so sich / sxxxt seiner Gemahlin und Prinzen / noch zu Aranjucz befinde /
die Verordnung ergehen lassen / daß unverzüglich grosse Gelt=Summen
nach Varcellona übermacht werden solten / um an Anfxxxanung der Cita=
dell
/ wie auch Verbesserung der alten Werkern nicht gehindert zuwerden.

Aus Cros=Britannten / von dem 14. Juny. Daß / gleichwie jüng=
stens
zu Londen / also zu Nottingham / Cambridge / Abingdon / und in an=
dern
Oertern mehr / auf jüngst=Königlichem Geburts=Tag / und darauf
gefelgtem Jahr Tag Carl / des anderten / jene von der Parthey von Tor=
ris
grossen Muhtwillen verübet / und allein in Orfort zwey / dan zu
Woodstock eine Kirch denen von Wiggs niedergxxxssen auch sonsten durch=
gehends
auf dem Land / wie in den Städten / grosse Frechheit begangen;
davon man aber die Rädelsführer aufzusuchen / und zur schuldigen Straff

[5]

zuziehen beschässtiget; dabey dörxxxte vor allen der Schxxxister ein grosse
Straff zugewarten haben; welcher sich unter standen / xxxhaupten daß
Jacobus / der Dritte / wahrer König von Engelland seye; Jnglexxxchem
wolle man versichern / daß 8. Lords des hohen Verrahts / und 4. eines
grossen Lasters beschuldiget werden dörssten.

Aus Frankreich / von dem 17. Juny. Daß sich Jhre Christliche
Majestät wieder von Versailles nach Marly erhöben; daselbsten Sie
ein paar Täg unpäßlich gewesen; dahero man auch nichts / als Geistliche /
bey Hof gesehen; Jhre Christliche Majestät sollen zwar sich wieder
besser befinden / aber sich gänzlich entschlossen haben / der Regierung sich
völlig zubegeben; deshalben dieselbe auch gar wenig mehr / es seye
dann in den wichtigsten Sachen / dem geheimen Raht beywohnen. Die
P. P. der Gesellschäfft JESU wären noch zum legten die glücklichste ge=
wesen
; da ihr vieljährige Strittsach durch ein Königliches Urrl zur grö=
ster
Vergaügung besagter Geselischafft geendet worden; das seeye Ge=
schenk
/ so die Geistlichkeit Jhro Christlichen Majestät geben solle / be=
stehe
in 12. Millionen / die Darleyhung aber in 30. Millionen Livres.

Aus Holland / von dem 21. Juny. Daß der Herr General Fagel
zu seinem Gouvernement nach Flandern aus dem Haag abgereiset; alda
hingegen ein Currier aus Antweipen angekommen; welcher alsobald
wieder dahin zuruckgesender worden; Die Herren Staaten hälten nun=
mehr
auch die Varrier=Sach an all=ihre Provinzen abgeschicket.

Aus Flandern / von dem 20. Juny. Daß der Königlich Franzö=
sische
Hof wieder den Befehl ergehen lassen / mit Bauung des Canals
von Mardyck auf alle Weis fortzufahren.

Aus Brabant / von dem 21. Juny. Daß von Antwerpen verschie=
dene
Curriers nach Engell=und Holland mit der Kaiserlichen Entschlies=
sung
/ wegen der Barrier=Sach / abgefertiget worden; Dero Zuruckunft
nächstens erwartet werde.

Von dem Nieder=Rheinstrom / dem 23. Juny. Daß der Abzug
deren in Bonn seithero des vorigen Kriegs gelegen=Allyrten Trup=
pen
auf den 22. Dito festgestellet gewesen; Jndessen habe man zu Söllen /
von dar dasiger Dom Dechant / der Herr Graf von Königseck / Bischoff
zu Leutmaritz / wieder nach Bonn abgangen / den 21. dieses angefan=
gen
/ von dortiger Besatzung 200. Mann / und einige Officiers abzu=
danken
; Welche sammentlich nach dem Bayerland geben wollen / um
sich / als Recruten / werben zulassen.

Von dem Ober=Rheinstrom / vom 25. Juny. Daß der Conxxxan=
dant
der Festung Kehl / Herr General / Freyherr von Rodt / xxxr

[6]

Orten sich sehr beeysem solle; auf daß mit Ausbesserung dieser Festung
der Anfang einemals gemacht werden könne.

Aus der Schweitz / von dem 21. Juny. daß es scheine / als ob der Herr
Comte de Luc das Geschäfte der Ernenerung des Bunds mit den Refor=
mirten
Cantonen seinem Nachfahr / dem in wenig Täg=erwartenden
Monsr. d' Avarey, überlassen werde; weilen der Herr Comte de Luc sich
als fertig gemacht / seine Botschafters=Stell an dem Kaiserlichen Hof
anzutretten; wie dan dessen Secretari, Herr le Martiniere, nebst ande=
ren
seinen Officieren / schon vorausgangen.

Von dem Elbstrom / vom 27. Juny. Daß / Vermög der Nachricht
aus Schweden / der Erb=Prinz von Hessen=Cassel das Königliche
Parent / als Generalissimus all=in Schweden sich befindlicher Truppen / zu
Stockholm erhalten; Jn welcher Stadt ein grosse Bestürzung entstanden;
⟨ ⟩ Zeitung kommen; daß die Moscowitter nur noch 15. Meilen
davor stünden; Wie von Koppenhagen die Nachricht eingelanget / so
⟨ ⟩ Alliirte Flotta von dorten nach der Ost=See ferners abgeseglet;
welche mit seinen 15. Kriegsschiffen anzugreiffen / der Schwedische Vice=
Admiral Lillie Befehl empfangen; es koste auch was es wolle; Jnzwi=
schen
aber habe man Englischer Seiten die Stadt Hamburg / Brehmen
und Lübeck erinnern lassen / daß besagte Flotta darum kommen / all ih=
re
Schiffe in Schuz zunehmen / und folglich ihnen die verlangte Sicher=
heit
/ zur Wiederaufrichtung des See=Handels / auf allerhand Art und
Weise zuverschaffen; wie aus Hollstein versichert werde / so seye ein Theil
von der Dänischen Armee schon bey Gadebusch ankommen / von welche
ein / und zwar der gröste Theil nach Vor Pommern zu der Preussischen Arme
stossenund folglichen gesamter Hand Stralsund belägern: der ander
Theil aber Wismar einschliessen solle; aus welch lezter Vestung viel
⟨⟩ ⟨⟩en mit Kriegs=Gezeug noch Stralsund gesendet: und 2. Schwedi
sche Regimenter ebenfalls dahin beordret worden; Zu besagtem Stral
sund habe man den König von Schweden wieder essentlich geschē / daselbs
er all erdenklichs Gegen=Anstalten einer besorglichen Belagerung zuma
chen beschäfftiget; weilen es doch scheine / daß so bald aus dem Friede
nichts werden därste; welchen der Französische Gesandter / Marqui
de Croissy, (dessen an Jhro Preussische Majestät abgelassenes Schrei
ben / samt der Antwert / hierbey zusehē) mehrers verhindert / als befördert
Aus Mecklenburg werde gemeldet; daß Jhre Hochfürstl. Durchleucht
der Regierende Herr Herzog / zur Sicherheit Dero Landen und Untertha
nen auch zu beständiger Beobachtung einer genauen Neutralität / all
mögliche Anstalten vorkehren lassen; Jnsonderheit hätten dieselbe 1000

[7]

Mann beordret; welche seit einigen Wochen her in floissiger Arbeit be=
grissen
/ um die jeztmalig Fürstl. Residenz Stadt / Rostock / wider all ge=
fährlichen
Anfall in Wehrstand zusetzen; Von Hamburg werde be=
richtet
/ daß der Herr Cardinal von Schönborn nach dem Land Hxxxdelen
sich erhoben; mit dem Vorhaben / nächstens wieder nach Braunschweig
zugehen; daselbsten nunmehr auch ein Schwedischer Gevollmachtigter
in kurzen anlangen solle; Der zu Hamburg befindlich=Französische
Gesandter / Mr. de Ponslin. habe bey Jhro Königlich=Dänischen Majestät
um einen Paß für einige=Französische Officiers / so zu dem Marquis de
Croissy nach Stralsund gehen wollen / angehalten; allein es wäre ge=
dachter
Paß jenem abgeschlagen worden.


Ankauft derer Hoh=und Niederen Stands=Personen.

Den 29. Juny / 1715.

Kärntner=Thor. Herr Graf Breüner /
komt von Grätz / log. im goldenen Pfauen.

Herr Paul Weixxxlau / komt aus Lorhringen /
log. in der weissen Schwau.

Herr Graf Johannes Palsso / komt aus Hun=
garn
/ log. im Wilden. Mann.

Roxxxen=Thuxxxn. Herr Groll / Hauptmann
vom Herberstein: und Herrbaums / Lieute=
nant
vom Truxxxsch xxxtec. s. Regiment /
kommen von Briesel log. bey der golde=
nen
Sonn.

Den 20. Dito.

Stuben=Thor. Herr Graf von Herzm /
Vice. Lammer=President / zu Prag / komt
von dorten / log. im Schmidts. Heus.

Schotten Thxxxr. Herr Baron Jnd, nxxxl / komt
aus Böhmen / log. im Wilden. Mann.

Den 2. July.

Kärntner Thor. Herr Anten Wintler /
und Herr Reinwald / beede Abgeordnete von
Hunburg / so xxxen von dannen / log. auf
dem Hohenmarkt / bey der Heil. Drey
Fxxxgxxxe.


Lista derer Getaussten in=und von der Stadt.

Den 15. Juny / 1715.

Den Johann Martin Geoßmann, und Catha=
rina
sein. Ehew. ihr T. Antonia Catharina

Dem Christian Hueber und Maria sein. Ehew
ihr T Eva Maria Christina.

Dem Sebastian Raithofer, und Margareth
sein. Ehew. ihr T. Maria Sabina.

Dem Johann Michael Korndlmehr / und Ma=
ria
Anna sein. Ehew. ihr T. Maria Barbara

Dem Johann Michael Kollner / Häringer /
und Maria Magdalena sein. Ehew. ihr
S. Franz Joseph.

Dem Herrn Reichard Biber / Proviant. Ver=
walter
/ und Maria Theresia sein. Ehefr.
ihr T. Maria Rosalia.

Dem Sebastian Guß / Tagwerler / und Ma=
ria
Rosalia sein. Ehew. ihr T. Maria
Elisabeth.

Dem Johann Anton Gut / Stätromts. Be=
dienter
/ u. d Anna Maxxxa Theresia sein
Eh.w. ihr S. Franz Georg Carl.

Den 16. Dito

Dem Veit Schlxxx / und Ursxxxlt sein.
Ehew. ihr G. Johann Philipp Velt.

Dem Paul Schmxxxberger / und Catharina
sein Ehew. ihr T. Anna Elisabeth.

Dem Caspar xxxmbacher Peruxxxmacher /
und Christina Fxxxettas sein. Ehew. ihr
S. Johann Stephxxxn.

Dem Simon Kxxxchstetter / Kuchelgartner /
und Maria Txxxeresia sein. Ehew. ihr T.
Maria Magdalena.

Dem Herrn Jacob Henrich Stück / und Fran=
cisca
sein. Ehefr ihr S. Franz Jacob.

Dem Anton Hexxxgl / und Maria Regxxxna sein.
Ehew. ihr S. Anton Georg.

[8]

Lista derer Verehelichten in=und von der Stadt.

Den 23. Juny / 1715.

xxxenn Dxxxrsxxxer / mit Barbara Kleinerin.

⟨⟩ ⟨⟩Joseph Wanth / und Martanna Re⟨⟩.

Johann ⟨G⟩amb / Kesselmeister im Convict /
mit Barbara Maria Eva Ahrenbergerin /
Wittib.

Christoph T⟨⟩ / Fuhrknecht / mit There=
sia
Fischerin.

Rupert Fäbach / Zimmermann / mit Anna
Maria B⟨ö⟩chterin.

Balthasar Dürlinger / Wittiber / mit Justina
Garssin.


Lista derer Verstorbenen in=und vor der Stadt.

Den 20. Juny / 1715. starb
In der Stadt.

Dem Herrn Johann Michael Christophori /
Unwersitätis. Kunst=und Buch=Hanolern /
im Dorothe Hof / sein Kind Johann / alt
6. viertl Jahr.

Dem Henrich xxxoch / Zuckerbacker / im Haasen=
Haus / in der Lxxxerstrassen / sein Kind
Justina / alt 7. viertl Jahr.

Sebastian Eixxxl / Burgert. Bierleuchgeb /
im Mantles. Haus / in der Klugerstrassen /
alt 36. Jahr.

Vor der Stadt.

Dem Johann H⟨⟩ / Tagwerker / untern Weiß=
gerbern
sein Kind Catharina / alt 5 viertl J.

C⟨ordu⟩la Schützin / im Kranken=Haus / alt
20. Jahr.

Den 30. Dito / in der Stadt.

Adam Mohr / Knab im Chaozis. Stiffe / in
den Kärntnerstrassen / alt 8. Jahr.

Vor der Stadt.

Marx Tschadesch / Schreiber / in der Leopold=
stadt
/ alt 41. Jahr.

Dem Tobias Card / Hofbefr. Schuchmacher /
in der Leopoldstadt sein Kind Theresia /
alt 2. und 1. halb Jahr.

Peter Z⟨⟩ / M⟨⟩ / welcher Gestern=
beim
Schleifmühlen/ aussers Tabors / er=
trunken
/ ist allda vom Kaiserl. Stadt=
⟨Gericht⟩

beschaut worden / alt 17. Jahr.

Elisabeth Kindxxxm / arme Wittib / am Neu=
stifft
/ alt 0. Jahr.

Ueben Hezmann / Tagwerker / am Spitlberg /
alt 40. Jahr.

Den 1. July.
Jn der Stadt.

Dem Herrn Ernst Joseph Brenner / N. O.
Landschaffts=Thürhäter / im Hackelbergis.

Haus / in der Dorothegassen / sein Kind
Carl / alt 3. Jahr.

Dem Philipp Brüdler / Hofbefreiten Gold=
Aileiter / im Olbetis. Haus / bey St.
Stephan über / sein Kind Matthias / alt
2. und 1. halb Jahr.

Vor der Stadt.

JohannAmbrosi/ Schuchmacher / untern
Felhern / alt 40. Jahr.

Veit Kuchsterrer / Kuchelgartner / zu Erd=
berg
/ alt 64. Jahr.

Dem Johann xxxadler / Schuchmacher / am
Spallxxx / sein Kind Eleonora / alt 1. J.

Gertraud mäben / arme Wittib / un
Vetlergibt alt 74. Jahr.

Dem Joseph xxxner / Treger / zu Erdberg /
sein Kind Andre / alt 2. und 1. halb J.

Matthias Eberlin / alt 36. Jahr / und Bar=
bara
Oxxxnxxxen / alt 40. Jahr / beede im
Kranken=Haus.

Den 2. Dito / in der Stadt.

Dem Herrn Jgn⟨a⟩tz Fanconct / Burger in
seinem Haus / am Kollmarkt / sein Kind
Maria / alt 2. und 1. halb Jahr.

Agatha Knablin / im Burger=Spittal / alt
75. Jahr.

Vor der Stadt.

Matthias Krieger / Burgerl. Bierleuthgeb /
bey Maria Hülf / alt 55. Jahr.

Dem Andre Gedlmayr / Kaiserl. Jäger / am
Liechtenthal / sein Kind Johann / alt 3. und
1. halb Jahr.

Dem Peter Schurtmann / Zimmermann /
am Thury / sein Kind Anna / alt 5. viertl J.

Sabina N. arme Wittib / vorm Schotten=
Thor / alt 76. Jahr.

Catharina Duscherin / im Kranten=Haus /
alt 24. Jahr.

Simon N. zu St. Marx / alt 18. Jahr.

[9]

Schreiben des Französischen Gesandten
an dem Königlich=Schwedischen Hof / Marquis
von Croissy / an Jhre Königliche Majestät
in Preussen.

NAchdeme mir der Vorwurff in Stettin gemacht worden / als ob ich des
Königs von Schweden Meynungen ausdeutete / ehe ich denselben gese=
hen
/ erachte ich / meine Schuldigkeit und Ehrerbietige Ergebenheit gegen
Euer Königl. Majestät zuseyn / Deroselben Bericht zutuhen von den Anstal=
ten
/ worinnen ich bey meiner Ankunfft alles angetroffen habe; Der König
von Schweden / so voller Gerechtigkeit und Mässigung ist / verlanget nichts
mehrers / als mit seinen Nachbahren in Fried zuleben, und hat alle Willigkeit /
die man von einem Vermittler als der König / mein Herr ist / haben solle;
Aber anderer Seits wird seine Standhafftigkeit durch das auf ihn loß stür=
mende
Ungewitter nicht niedergeschlagen; Er hat den Streich verhero
gesehen / welchen man ihme beybringen könte / und sein Auge Vorsorge hat
hier in allen Gemüthern ein solche Sicherheit fest gesetzet / welche sich nicht
allein auf die Liebe und die Zuversicht seiner Truppen / sondern auch auf
die Sach selbsten gegründet;

Die Jnsul Rügen / dero Wichtigkeit Euer Majestät mehr / als mir / be=
kant
ist / hat nichts zubeförchten vor all der Macht / wormit man selbe an=
fallen
mögte; und / ohne dem Beysiz dieser Jnsul / weiß Jedermann / daß
man auf die Einnehmung der Vestung Stralsund nicht gedenken darff.

Dieser Ort ist wohl versichert / nicht allein durch ein gute Besatzung /
sondern auch durch ein Lager / welches wohl verschanzet ist / und dessen Gelegen=
samheit
unvergleichlich / weilen es auf der einen Seiten die See zum Ru=
cken
hat / und auf der andern Seiten durch ein uniwegbaren Morast be=
decket
ist / welcher sich längst deren Schanzwerker erstrecket / und die Grüben
mit Wasser anfüllet / bey denen ein starke Brust=Wehr breit und tieff ge=
macht
worden.

Ausser diesen Anstalten / gnädigster König / ist noch ein andere Verfas=
sung
in den Herzen deren Officiers und Soldaten / welche alles übertrifft / was
man sich vorstellen kan / und davon ich nur Euerer Majestät Augen ein un=
vollkommenen
Abriß vorzustellen vermag; Allein dieselbe übergehet allen
Vestungs=Bau in der Welt.

Jch kan also Euer Majestät versichern / mit der Aufrichtigkeit eines
Manns / der sich nicht widersprechen will / und der Erfahrung hat von 25.

[10]

Jährigen Kriegs=Diensten / daß / sofern ⟨ ⟩ sich nicht ausfüh=
ren
lasset / so ist es das jenige / welches auf Stralsund gerichtet.

Euer Majestät erwarten nicht / wie sie mir die Ehre getahn / zusagen / daß
die Zeit komme / da der Herr von Glasena mir schreiben soll / um meine Ur=
sach
zurechtfertigen / sondern sie geruhen / dieselbige anzuhöhren / so viel es
noch Zeit ist / darum ich Euer Majestät ersuche / aus Liebe vor Dero wahr=
hafftes
Anligen / daren ich Theil nehme / und wovon ich niemals abgehen
werde / als aus Verlangen die Ehre Dero Hochachtung zuverdienen.

Jch bin ⁊c.

Stralsund / den 22. May / 1715.


Antwort=Schreiben Seiner Königlichen
Majestät in Preussen an den Marquis
von Croissy.

JCh habe des Herrn seinen Brieff / vom 22. dieses / erhalten / und bin ihm
verbunden / daß er mir sein so weitläussige Nachricht von den Anstalten
geben wollen / so der König von Schweden zur Beschüzung Rügen und Stral=
sund
gemachet; wie nun dieses der einzige Jnhalt seines Schreibens ist / und
er mir von sonst nichts gedenket / so bekräfftiget mich solches völlig in den Be=
danken
, die ich schon lange Zeit von Meynung dieses Prinzen geschöpsset / und /
der Herr solche ebenfalls bey Ankunfft an dessen Hof ohne Zweissel selbst wird
angemerkt haben; nemlichen / daß er nicht Frieden haben will / und all seine
Absichten einzig auf den Krieg gerichtet seynd; Der Herr muß gestehen / daß
dieses mich nöhtiget / eben dergleichen Weeg vorzunehmen; Und / ob er
zwar sich gefallen lasset / in seinem Brieff ein so bedenklichen Abriß zumachen
von dem Zustande des Königs von Schweden / so hosse ich doch / daß derselbe
nicht verlangen wird / daß ich desthalben das geringste Mißtrauen auf die
Gerechtigkeit meiner Sache / noch auf das jenige setze / was ich mir zuverspre=
chen
hab von meinen Wassen / welche / weilen sie wohl andere Schwierigkeiten
überwunden haben in vorigen Kriegen / auch noch / wie ich hosse / mit der Hülff
GOttes in dem gegenwärtigen werden zum Zweck gelangen. Jch bin ⁊c.

Aus dem Lager / bey Stettin / den 24. May / 1715.

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