Num. 1096.
Wienerisches Diarium,
Enthaltend / alles das jenige / was von Tag zu Tag sowol
in dieser Residenz=Stadt Wien Denkwürdiges / und Neues sich
zugetragen; Als auch / was dergleichen nachrichtlich allda eingeloffen /
samt einem Anhang jedermaliger Verzeichnuß: Erstlich deren täglich allhier
Ankom=
menden; Zweytens aller in=und vor der Stadt getaufften Kindern; Drittens
aller Verehlichter / und Vierdtens aller verstorbenen
Personen.
Mit Jhrer Römisch=Kaiserlichen Majestät allergnädigstem Privilegio.
Zufinden im rothen Ygel.
Wien / von 31. Jenner / bis 2. Hornung / 1714.
MJttwoch / den 31. Jenner. Heute haben die Regierende Kaiserlich=
und Königlich=CatholischeMajestäten / in Begleitung Dero Hofstatt /
nach Dero Reutschul Sich erhoben / und daselbsten 20.
Polledri,
oder nie berittene Pferd anreuten lassen; dabey Jhre Kaiserl Majestät /
in allerhöchster Person 3. wohlabgerichtete Pferde selbsten zu reuten / belie=
bet; ingleichen auch über Dero Edel=Knaben / die sich absonderlich in
die=
ser Adelichen Ubung durch die ruhmwürdiger Unterrichtung dero Kaiserl.
Ober=Bereuters / Herrn Johann Christoph / Edlen von Regenthal / wol=
ausgeführet / ein allergnädigstes Wohlgefallen bezeuget.
Sonsten hat man / nebst hierbey ⟨k⟩ommender
Continuatio Diarii
,
von der Belager=und Verthädigung Barcellona / als der Haupt=Stadt
in Catalonien / von dem 9. bis 12. December / 1713. auch Brieffe / unterm
25.
Dito,
erhalten; des Jnnhalts: daß in besagter Stadt Barcellona
sich noch alles gutes Muts befinde / mit dem beständigen Schlus / das
Auesserste von den Castillionern zuerwarten; welche bis daher durch die
viele Uberläufer / und Ausfälle deren Cataloniern im den dritten Theil
abge=
nommen haben sollen; wie dan in einem noch jüngst des Nachts so wohl aus
der Stadt / (die inzwischen mit ein neuen Festungs=Werk versehen
wor=
ten) als aus dem
Fort Monjoui
beschehenem Ausfall ein stattlicher
Vor=
theil über die Castillianer befochten: dabey viele derselben Theils getödet
und Theils gefangen / samt einer Anzahl Vieh und Menge anderer Beute /
in die Stadt eingebracht worden; wegen welches glücklichen Streichs al=
da in allen Kirchen ein Dank=Fest gehalten worden; Jn öfters besagter
Stadt befinde sich / nebst andern hohen Officieren / der Herr General
Ne=
both; so gegen die Feinde / welche kürzlich mit 2000. Mann / die aus
der Niederlanden kommen / verstärket worden / alle erdenkliche
Anstal=
ten mache.
Donnerstag / den 1. Hornung. Heute hat dahier Jhrer Römisch=
Käyserlich=und Königlich=Catholischen Majestät Feld=Marschall und
Ban
von Croaten / Titl. Herr Graf Johann Palffi / aus Hungarn sich
einige=
funden; dahin noch immer einig=Kaiserliche Mannschaft / so aus dem
Reich kommen / den Marsch fortsetze; und wäre der neulich dahin
abge=
gangenen Bagaschy des Kaiserl. General=Lieutenants / Jhrer Durchl.
Prinzen Eugeni von Savoyen / das Quartier in der Wisselburger=Gespan=
schaft angewiesen worden.
Freytag / den 2. Hornung. Heute / Vormittags / haben Jhre
Rö=
misch=Kaiserlich=und Königlich=Catholische Majestäten / in Begleitung
des Venetianischen Herrn Botschafters / und derer Rittern des goldenen
Vellas,
wie auch vieler andern hohen Stands=Personen / in der
Kaiserli=
chen Hof=Kirchen deren WW. EE
PP.
Augustiner Barfüssern / wegen
des Fests / Maria=Reinigung / der Predig
P. Franc. Xav. Brean, S. J.
Kaiserlichen Hof=Predigers / und gewöhnlicher Kerzen=Weyhung des
Herrn Bischoffen zu Wienn: dan dem Umgang / folgends dem übrigen
Gottes=Dienst: Nachmitags aber in dem Kaiserlichen Profeß=Haus
S. J
Jam Hof / und bey der Marian schen Ehren=Saulen / Jhre Kaiserliche
Majestät allein / der Andacht abgewartet; welche / gleichwie besagten Gottes=
Dienst der Herr Bischoff von
Sibenico
gehalten.
Aus Polen / von dem 27 Jenner. Daß / vermög der Nachricht von
Lemberg / alda mehrmalen bey dem Kron=Gros=Feldherrn ein Türkischer
Abgesandter sich eingefunden; dessen Mitbringen in deme bestanden / daß
die Türkische Völker nunmehro völlig auseinander und wieder nach Haus
gangen; daraus dan abzunehmen / daß nichts weniger / als ein Friedens=
Bruch / von der Ottomannischen Pforten zuvermuthen; Bey besagtem
Kron=Gros=Feldherrn wären auch wieder einige Obristen von der
Gegen=
theiligen Partey angekommen; so sich wieder unter den vorigen
Gehor=
sam begeben; mit der Versicherung / daß der Herr Woywoda Kyowsky /
dessen Bagaschy schon zu Stanislawow angelanget / nächstens folgen
werde; als deme nunmehr ein rechter Ernst seyn solle / zuruckzukehren
wie aus beyfolgender Abschrift seines Schreibens / und der Antwort des
Herrn
Primas
zusehen.
Aus Neapel / von dem 9. Jenner. Daß man daselbsten beschäfftiget
viele Lebens=und Kriegs=Mittlen zusammen zubingen / um so wohl
die Plätze damit bestens zuversehen / als auch sonsten allem Mangel
vor=
zukommen.
Aus Livorno / von dem 12. Jenner. Daß aldorten eine Galeer von
Ge=
nua vor Anker kommen; so von Jhro Durchl. den Herzogen von
Parma,
einen Cavallier mitgebracht; welcher ferners zu dem Gros=Herzogl. Hof
nach Florenz sich begeben werde / ohne eigentlich zu wissen / was dessen
Verrichtung seyn werde.
Aus Genua / von dem 13. Jenner. Daß alda der
Marchese
Ari-
berti
wieder angekommen; nachdem er auf seinem Lehen=Guth in
Luni-
giana
mit des Herzogen von
Anjou
Minister /
Marchese di Villamajor
, sich
besprochen; nach
Corsica
habe man über 100. Bauern in ihrem iHauswesen
abgeschicket / um die daselbsten befindlich=öde Landereyen in Bau
zu=
bringen; Zu den zur Abseglung bereitstehenden Schiffen des Herrn
Stef-
fano Marli
sollen zu Toulon noch ander=Französische stossen / und
gesam=
ter Hand die Reis fortnehmen.
Aus Mailand / von dem 17. Jenner. Daß man in dasiger Haupt=
Stadt / GOTT Lob! gute Gesundheit / und dabey die angestelte
Lustbar=
keiten in guter Ruhe geniesset; jedoch nichts unterlasse / was dem gemeinen
Weesen zu gutem kommen solle.
Aus Venedig / von dem 20. Jenner. Daß / ohne diese Haupt Stadt
zu betretten / 2. Neapolitanisch=Fürstliche Personen ihre Reis nach
Teutsch=
lan fortgesetzet; Vermög deren Briefen von
Verona,
wären allda die
üb=
rige Fahrnissen des Herrrn Cardinalen von
⟨Bouilon⟩
angelanget; und
wür=
den Jhro Eminenz selbsten in kurzem ebenfals erwartet; als für welche der
Pallast / des Herrn
Comte Buri
, mit grosser Müh / Fleiß und Kosten
zu=
bereitet worden.
Aus Spannien / von dem 2. Jenner. Daß die Herzogin von
Anjou
zu Madrit sich dergestalten krank und schwach befinde / daß man an ihrem
Aufkommen zweiflen wolte; Jnzwischen habe der Herzog von
Anjou
ver=
schiedene Bistümer und ander=Geistliche Pfründen vergeben / auch den
Don Petro Alfando de Ribeyra
zum
Vice
- König von
Navarra,
dan 12.
Personen ernennet; welche vom 1. Jenner dieses Jahrs anzufangen / al=
le Einkünften von 21. Spannischen Provinzen einnehmen und richtig
be=
rechnen sollen; Wie aus Arragonien die Nachricht kommn; wären
da=
siger Orten diese Truppen nach der Armee des
Duc de Popoli
durchmar=
schiret; welcher General alle Anstalten mache / Barcellona zu Wasser und
Land nächst=künftigen Monat zubelagern; als dazu die aus Sicilien / von
dar der General derer Galeeren /
Prencipe di Campo Florido
, zu
Alicante
schon angekommen / und von andern Orten erwartende Schiffe vieles
bey=
tragen sollen.
Aus Gros=Britannien / von dem 8. Jenner. Daß jüngstens von
Londen das neu angelegte Paquettboth / welches allezeit richtig nach
Frank=
reich / Wälschland / Portugall und Spannien ablauffen solle / zum
ersten=
mal abgeseeglet; welches in 25. Jahren nicht geschehen. Den 7. dieses
ha=
be die Ost=Jndische
Compagnie
zu gedachtem Londen bey dem Zoll=Haus
angegeben / daß ihre Ladung an Silber bis 40000. Pfund Sterlings
betra=
gen; Dergleichen Glück die Engellische Handelschaft in vielen Jahren
nicht genossen; die solches alles dem Spannischen Commercien=Tractat
zudanken habe; Sonsten sehe es aller Orten in diesem Königreich sehr
trüb aus; und / wie aus Jrrland verlauten wollen / solle die Sach für
die Partey von
Torris
aldorten sich sehr günstig scheinen.
Aus Holland / von dem 23. Jenner. Daß in dem Haag ein Currier
von dem Herrn van dem Berg aus Brüssel eingelauffen; mit der Nachricht /
wie daß selbiger / nebst den 2. nach dem Französischen Hof reisenden
Ge=
sandten deren Herren G⟨e⟩neral=Staaten / zu gemeldtem Brüssel glücklich
an=
gekommen; und würden diese leztere alda sich etliche Tage aufhalten / um
mit dasiger Regierung ein und anders / den Kaufhandel betreflich / abzu=
tuhen; wie dan deswegen auch gemeldter Currier alsobald dahin wieder
abgefertiget worden; Sonsten solle man in berührtem Haag sich
aller⟨=⟩
hand Gedanken machen / daß der Engelländische Gevollmächtigte mi⟨t⟩
einem Curier über Calais von Londen Briefe empfangen; die er aber s⟨o⟩
geheim halte / daß niemand was davon erfahren könne; und weilen der
selbe hierauf mit dem Französischen und des
Duc d'Anjou
Gesandter
ge⟨=⟩
heime Unterredung gepflogen; so werde geurteilet / daß es mit seiner
Kö⟨=⟩
nigin Leben schlecht stehen müsse.
Aus Brabant / von dem 23. Jenner. Daß zu Brüssel / den 1. die⟨=⟩
ses / des Nachts / um 11. Uhr / die 2. nach Frankreich gehende
Hollän⟨=⟩
dische Gesandten / mittels zwey grossen Jachten deren Herren Genera⟨l=⟩
Staaten / angekommen; denen des andern Tags / Frühe / dasiger
Co⟨m-⟩
mandant, Comte de Vrangel
, ein Compagnie Grenadierer / mit
rühre⟨n=⟩
dem Spiel und fliegenden Fahn / zur Wachthaltung geschicket; so aber d⟨ie⟩
Herren Gesandten nicht angenommen; sondern solche alsobald wi⟨e⟩der
z⟨u=⟩
ruck gesendet / und sich nur einer Schildwacht bedienet; Sonsten so
〈…〉
das jüngstgedachte Erdbeben nicht allein in ganz Brabant / sondern auch
in Hennegau / und in dem Lüttiger Land / jedoch ohne besondern
Scha=
den / verspühret worden seyn.
Aus Flandern / von den 22. Jenner. Daß der Holländis. General /
Comte d'Albemarle
, nebst dessen
Major - Commendant, Mr. ⟨Dojs⟩
, aus
Holland zu Dornick angelanget; Daselbsten er bey
Pont de S. Pierre
von
einiger Mannschaft dasiger Besatzung zu Fus und zu Pferd empfangen:
und nachgehends / unter Lösung deren Stucken / in gehneldste Stadt
beglei=
tet worden; daselbsten den 17. dieses / des Abends / in Wien unweit der
Citadell bey der Pforten von
Valenciennes
liegenden Heu=Magazin
Feur auskommen; so grosse Mühe zu löschen ge⟨ko⟩st; S⟨on⟩sten habe sich
auch daselbsten der Herr Linde / Commandant von der Citadell zu Gent /
über Menin eingefunden.
Von dem Maesstrom / von 24. Jenner. Daß der Holländische
General /
Comte die Tilly
, von Maestricht zu Lüttig / unter Lösung deren
Stucken dasiger Citadell / angelanget / und von dar ⟨ferners⟩ nach Brüssel
abgangen; Von besagten Maestricht / allda ⟨jüngstens⟩ durch das
Erd=
beben den einige Häuser beschädiget worden / 〈…〉 kürzlich ein Französische
Partey zu Pferd ein aus Frankreich entwichene Person / so allerhand
Böses gestiftet / 〈…〉 Commandanten 〈…〉
gefordert / welcher auch jenr
solche unverzüglich autgeliefsert; Ubrigens 〈…〉 sich / daß die
Holländische Besatzung auf der berühmten Citadell zu Lüttig ganz keine
Gemeinschaft mit dortigen Bürgern habe; Die 〈…〉 Uneinigkeit
zwi=
sen der Besazung zu Namur und dasiger Burgerschaft solle nächstens
abgethan zuwerden.
Von den Nieder=Rheinstrom / vom 25. Jenner. Daß der prinz
von Pfalz=Sulzbach ein kleine Reis von Düsseldorf nach Essen
vorgenom=
men; mit dem Vorhaben / zu gedachten Düsseldorf sich ⟨wie⟩der
einzufin=
den / so bald der alda Täglich erwartete Königleich=Polnisch=und Chur=
Sächsische Erb Prinz werde nur angelanget seyn.
Von dem Moselstrom / vom 2. Jenner. Daß zu Coblenz der
Kö=
niglich=Polnisch=und Chur=Sächsische Erb=Prinz / mit 〈…〉 zimlichem
Ge=
folg / von Maynz / alda derselbe von dasiger 〈…〉 Gnaden auf
das herrlichst bewürtet und beehrt worden / den 20. dieses / des Abends /
mittels der Post / angekommen; Daselbsten dan höchstgedachter Prinz
von Jhro Churfürstlichen Durchl zu Trier ebenfals auf des beste
em=
pfangen worden; Die Stuck aber habe man darum nicht gelöset; wei=
len der höchstgemeldter Prinz seine Reis unbekanter Weis nehmen
wolle.
Von den obern Rheinstrom / von 27. Jenner. Daß die
Franzo=
sen dasiger Orten vieles Getrayd aus des Reichs Landen sich zuführen
lassen; auch hätten sie wieder mit den Metzer Juden einen Ha⟨n⟩dl
ge=
schlossen; vermög dessen dieselbe jenen eine Anzahl Pferde aus
Teutsch=
land wieder verschaffen sollen; immassen die Franzosen an Pferden / als
davon ihnen fast die Hälfte in lezterm Feldzug umgestanden / wie auch an
Getrayd / so bey ihnen schlecht gerahten / grossen Mangel leyden sollen;
Der Gouverneur zu Landau /
Comte de Broglio
, lasse zu Unterhaltung
seiner Besatzung / davon Täglich viele meisters von der Kälte
dahinster=
ben / das arme Land fast bis vor Maynz / mit Gelt=Erpressungen
aus=
saugen; Sonsten verlaute / daß die Französische Truppen / so die Posten
längst des Rheins besetzet / ⟨beordret⟩ worden / daß sie von dar nach Haus
zumarschiren sich gefast machen solten; über das habe man auch all
Fran=
zösische Schanz=Arbeit / so an dem Rhein unlängstens angefangen
wor=
den / schon eingestellet.
Aus der Schweitz / von dem 25. Jenner. Daß den Cantonen / Bern
und Zürch / bis daher nach kein rechter Ernst seye / sich mit dem Fürsten
von St. Gallen zuvergleichen; Vermög Pariser Brieffen / seye der Herr
de St. Fremond
aus Rastadt zu
Versailles
angekommen / und von dar /
nach abgelegter Verrichtung ferners nach
Barleduc
abgangen; am
Fran=
zösischen Hof wolle man behaupten / daß durch die beschlossen Abdank=
und Untersteckung deren Regimentern der König jährlich bis 3. Millionen
Livres
erspahren solle; Jndessen wäre Königlicher Befehl nach all=Fran=
zösischen See=Häven ergangen / mit Ausrüstung derer zu einer Flotta
be=
stimten Kriegs=Schiffen / so viel möglich / zueilen; auch habe man
be=
reits die Truppen ernennet; welche zum Einschiffen sich fertig halten
sollen.
Von dem Elbstrom / von 2. Jenner. Daß Jhre Czaarische
Ma=
jestät dero Kammerern / Herrn Paul Jazinsky / nach den Königl. Dän=
misch=und Preussischen Höfen aus Petersburg abgefertiget; alda dem
Mos=
kowitischen Vice=Admiralen Krug etliche Puncten zugestellet worden / um
sich zuverantworten / und sonderlich / warum er 13. Schwedische Schiffe
unlängstens durchgehen lassen; welche / wie aus Schweden verlaute / bey
Simmerh⟨off⟩en / unweit Stockholm / ankommen; in dieser Stadt der Reichs=
Tag seinen Anfang genommen; Zu Koppenhagen hätten Jhre Königl.
Dännische Majestät den Herrn von Stecken zu dero Justitzien=Rath und
Residenten im Haag ernennet; hingegen / zufolg der Nachricht aus dem
Holl=
steinischen / nach Rensburg des bestättigte Urtl zuruck gesendet / um ei
〈…〉
gefangen sitzenden Obrist=Wachtmaister / und Rittmaister zu
harquebu=
siren / ein andern Rittmaister aber vom Regiment zu schaffen; weilen
sel=
be in der Schlacht bey Gadebusch ihre Schuldigkeit nicht erwiesen; Aus
Pommern verlaute / daß der Schwedis. General Dücker den Obrist Düring
zu seinen König unlängstens abgeschicket habe; von welchem der
Se-
cretarius
Löwenheim die Vollmacht / zu Schliessung des Friedens / mitbrin=
gen solle; Berliner Briefen nach / hätten alda Jhre Königl. Majestät die
angelegte Manufactur besichtiget / sodann nach Potsdam gekehret.
Ankunft derer Hoh=und Niederen Stands=Personen.
Den 31. Jenner / 1714.
-
Kärntner=Thor. Herr
Fontana,
General=
Kriegs Commissariat - Secretarius , und
Herr Kriegs Concipist von ⟨Kr⟩opf / kommen
aus Mailand / log im Wurzeris. Haus. -
Herr Peter / Graf Zitschl / komt von
Co=
⟨niern⟩ / log im Stahrembergis. Haus. -
Roten=Thurn. Herr von ⟨Grinnnen⟩ / komt
von Brün / logirt im Pechmannis.
Haus.
Den 1. Hornung.
-
Herr Graf von Proschgau / komt von
Brün / log. im Liechtensteinis. Haus.
-
Stuben=Thor. Herr Graf Jgnaz / und
Herr Graf Adolph von Hachenfeld /
kommen von Linz / log. im Breiten=
buchis. Haus.
-
Herr Lieutenant Schusbeck / vom V⟨ior⟩dis.
Kürrassier=Regiment / komt von Trent=
-
schin / aus Hungarn / log. bey der
gol=
denen ⟨A⟩enten. -
Roten=Thurn. Herr Graf Buttler / komt
〈…〉 er Hungarn / von seinem Guht /
log. beym Sschotten=Thor / in ⟨Bei⟩tten=
〈…〉 lleris Haus. -
Kärntner=Thor. Herr General / Graf
Johann Palffi / komt aus Hungarn /
log. in wilden Mann. -
Herr von Bendel / J. Oe. Hof=Kammer=
Concipist / komt von Grätz / log. im
Neuberger Hof.
Dem ⟨2⟩ . Dito.
-
Herr Graf 〈…〉 / und Herr Baron
〈…〉 / kommen aus Hungarn /
log. auf dem Hof. -
Neu=Thor. Herr
Baron
von Spaldorf /
komt von Brün log 〈…〉 von
〈…〉 sperg.
Lista derer Getaufften / in=und vor der Stadt.
Den 19. Dito.
-
Dem Johann Hegy / und Ursula sein Ehew.
ihr T. Barbara Francisca Eva. -
Dem Martin Todsaur / Soldat / und
Ma=
ria Elisabeth sein. Ehew. ihr S. Seba=
stian Niclas. -
Dem Johann Baptist Carpi / Brieftrager /
und Regina sein. Ehew. ihr S. Franz
Joseph Sebastian. -
Dem Sebastian ⟨Kronräfft⟩ / Maurer / und
Catharina sein. Ehew. ihr T. Maria The=
resia. -
Dem Franz Kaiser / Fleischhacker / und
Chri=
stina sein. Ehew. ihr T. Anna Elisabeth.
-
Dem Simon ⟨Witzilin⟩ / Burgerl. Kässtecher /
und Rosina Sophia sein. Ehew. ihr S.
Sebastian Ferdinand. -
Dem Hrn Franz Michael ⟨Kunerl⟩ / Handels=
mann / und Anna Jacobina sein. Ehe=
frau ihr S. Sebastian Leopold. -
Dem Jacob ⟨Kromeir⟩ / Burgerl. Schnei=
der / und Anna Elisabeth sein. Ehew.
ihr T Maria Anna Susanna. -
Dem Martin ⟨Ehrnbahr⟩ / Kaiserl. Reit=
knecht / und Susanna Elisabeth sein.
Ehew. ihr S. Johann Michael Se=
bastian. - Ein armes Kind / Joseph.
Lista derer Verehlichten in=und vor der Stadt.
Den 18. Jenner / 1714.
-
Titl. Herr Johann 〈…〉 Joseph
von 〈…〉
lichen 〈…〉 Hof=Kammer=Raht=
mit Titl. Frl. Maria Elisabeth Bar=
bara von Palm.
Den 21. Dito
-
Herr Henrich Erhard von Kichmayrn /
Hauptmann unterm Löbl Prinz Wirtem=
bergis. Regiment zu Fuß / Wittiber /
mit Frauen Angela Maria von Stiegl /
Wittib. -
Herr Andreas Reissiiger / Richter in der
Leopoldstadt / Wittiber / mit Frauen
Maria Salome Pillickramerin. -
Herr Ernst Holzer / Burgerl. Handels=
mann / mit Frauen Anna Barbara
Klemerin. -
Mathias Fürst / mit Anna Maria
Bol=
sterin. - Franz Augustin Schmideringer / Gardi=
-
Soldat / mit Maria Theresia Bar
〈…〉
⟨ weckin. ⟩ -
⟨Johann⟩ Georg Gossenhofer / Bader
Wi⟨t=⟩
tiber, mit Anna Maria Aicherin. -
Daniel Valentin Langen / Schuchmacher
Wittiber / mit Ursula Zotschin. -
Christoph Pigner / Schneider / mit Ant
〈…〉
Theresia Richterin. -
Norbert Samuel Schirl / Tischler / m⟨it⟩
Anna Maria Giltingerin. -
Bernhard Schmid / Burgerl. Deckenm⟨a=⟩
cher / mit Rosina ⟨ Ulschin. ⟩ -
Andreas ⟨G⟩eitz / Zimmermann / Wittib⟨er⟩
mit Anna Maria ⟨Fuererin⟩ / Wittib. -
⟨Matthaus⟩ ⟨Wintsch⟩ / Thürhütter / W⟨it=⟩
tiber / mit Maria Barbara Staud⟨in=⟩
gerin. -
Matehæus Löw / Hauer / mit Maria 〈…〉
lingerin. -
Johann Michael Leuttner / Maurer / 〈…〉
Barbara Waizingerin / Wittib.
Lista aller Verstorbenen in=und vor der Stadt.
Den 31. Jenner 1714 starb
Jn der Stadt.
-
Johann Franz Delheiß / gemeiner Stadt
Waag=Haus, Amts ⟨ Accellist, ⟩ im
⟨ Awißis. ⟩ Haus / beyn Franciscanern /
alt 32 Jahr. -
Dem Joseph Zienthmer / Sollicitator /
im Dhaunis. Haus / in der Riemerstras=
sen / sein Kind Jacob / alt 7. Jahr.
Vor der Stadt
-
Dem Johann Schlager / Laggey / beym
goldenen Ochsen / zu Maria Hülf / sein
Kind Clara / alt 1. Jahr.
Den 1. Hornung /
Jn der Stadt.
-
Dem Herrn Andre ⟨Lion⟩ / Hofmaister / im
Lautenmacheris. Haus / in der Nagler=
gassen / sein Frau Maria Anna / alt
37. Jahr. -
Fr. Barbara Felsensckerin / Burg. Wittib /
im Carmeliter Haus bey unserm HErrn /
- alt 68. Jahr.
-
Lorenz Felbermayr / Haußknecht / im F
〈…〉
kis Haus / beym Waag=Haus / ⟨alt⟩
50. Jahr. -
Thomas Ubel / Kirchensamler / im 〈…〉
cheris. Haus / im Lorenzergäßl / alt 9 〈…〉
Jahr.
Vor der Stadt.
-
Margareth Hagin / Wittib / in ihr 〈…〉
Haus / ausser der Wind=Mühl / ⟨alt⟩
70 Jahr. -
Dem Daniel Taschner / Burgerl. 〈…〉
⟨brater⟩ / in seinem Haus / bey St. 〈…〉
rich / sein Weib Magdalena / alt 〈…〉
Jahr. -
Johann ⟨Seffgin⟩ / Tischler / beym wild
〈…〉
Mann / am Liechtenthal / alt 〈…〉
Jahr.
Den 2 Dito / starb
Jn=und vor der Stadt
Niemand.
CONTINUATIO DIARII
Von der Belager=und Verthädigung
Barcel-
lona
, als der Haupt=Stadt in Catalonien /
vom 9. bis 12. December / 1713.
DEn 9. December. Die Feinde brennten ⟨
heut etliche
⟩ Stuck loß / auf welche man gleiche
Antwort ertheilte; Es fanden sich indessen 7. Uberlauffer ein / derer zwey ihre
Pferd mitbrachten.
Den 10 Dito wurde mehrmalen aus Stucken gegeneinander geschossen / ohne / daß
sonsten was Merkwürdiges sich ereignete; vom F⟨eind⟩ ⟨ wieder 9 Mann herüber ⟩ .
Den 11. Dito. Heute / nach öftermaliger Loßbrennung beederseitiger Stucken /
verme⟨rkt⟩e man unter den feindlichen Truppen eine Bewegung / und ⟨versamlete⟩ sich
ein zimlicher Theil Volks / zu Fuß und Pferd / bey dem Haus des 〈…〉 gegenüber /
alldort man viele Flinten=Sch⟨uß⟩ hätte / als ein Zeichen / ob 〈…〉 einige Soldaten /
oder ⟨löbl⟩ auch vornehme Personen⟨erschossen⟩; Jn dem Plaz kamen 5. Uber=
lauffer an / derer zwey ihre Pferde mit sich hatten / und bestättigten / daß der Marsch
deren Frantzösischen Truppen gegen Girona völlig fortgehe.
Den 12. Dito. Heut erhielten die Feinde ⟨
ein wenige wenige Zufuhr von Stroh
⟩
; Selbige
setzten ihr Stuckschüsse fort / denen man aus dem ⟨
Platz antwortete
⟩
; alda durch 4. an=
gelangte Uberlauffer obgedachter Marsch deren ⟨Französischen⟩ Truppen bestättiget
wur=
de; Man erhielte auch sichere Nachricht von der Theurung und Mangel an Lebens=
Mittlen bey denen Feinden; weilen ihnen die Zufuhren zu Meer verhindert ⟨bleiben⟩ /
und dergleichen ⟨
über Land bey jetziger Zeit gar zu beschwerlich
⟩ fallen.
Abschrift des Briefs / so an den Herrn
Primas
des Königreichs Polen der Herr Woywoda Kyowsky
den 24. October 1713. aus Bender abgehen lassen.
⟨DA⟩ ich ⟨
〈…〉
im
⟩ Ersten die Ehr geniesse / an Euer Eminenz / als Herrn
Primas
und
er=
sten Fürsten des Polnischen Reichs / mit ⟨geziemender⟩ Ehrerbietung zuschreiben;
⟨als⟩ habe mir eine dieser Würde eigentlich zustehende Materie / nemlich die 〈…〉
=
söhnung deren von dem rechten ⟨
Hirten aus Verhängnus vertreten
⟩ / und 〈…〉
der zerstreueten Schafen / nur billig erwählet; und weilen ich mich / ⟨
leider! selbsten
⟩
darunter befinde; so nehme zu Euer Eminenz / als eines treuen Hirtens, 〈…〉
festen Vertrauen meine Zuversicht; Ein guter Hirt lasset sein Leben ⟨
vor die Schaf;
⟩
〈…〉 Euer Eminenz dörffen vor dieses ⟨Schäflein⟩ / welches nicht in dero Hirten
Ar=
men ⟨
sich leget
⟩ / sondern zu dero Füssen sich werffet / nicht dero Leben / sondern nur /
⟨
wie ich Fusfällig
⟩ bitte / dero Wort und Gnaden=Versicherung geben; Jn dieser
Zu=
versicht verharre / ꝛc.
Antwort des Herrn Primas aus Tinecz / vom 5. Jenner / 1714.
EUer Excellentz hätten / nebst Versicherung dero Brüderlichen Lieb und
Unterwerf=
fung / kein bessere / und so wol meiner Würde / als dero berühmten Geschlecht
anständigere Materie zu schreiben nehmen können; dann / daß dieselbe dero sehnlich⟨es⟩
Verlangen zur Wiederversöhnung mit Jhro Königl. Majestät und der Republic
b⟨e=⟩
zeugen; ⟨
Jch habe dieses längst gewünschet; ⟩ ⟨Anjet⟩zo aber rühme Euer Excellenz
Vo⟨r=⟩
haben / versprechend auf dero Ersuchen alle Willfährigkeit; Jch gebe ein Wort / u⟨nd⟩
⟨
zweifle nicht
⟩ / daß solches bey Jhro Königl. Majestät die erwünschte Würkung hab⟨en⟩
werde; bin auch bereit / mein Leben zulassen; so fern es dem Vatterland / Euer
Exce⟨l=⟩
lentz und andern zum Besten gereichen solte; Jm übrigen wünsche alles Wohlergehen
und verbleibe / ꝛc
Anrede /
Welche des Königs in Frankreich Botschafter
Titl Herr
Marquis de Châteauneuf
, in der Versamlung der
〈…〉
Herren General=Staaten der vereinigten Niederlanden / am Tag
seiner offentlichen Audienz / den 18. Jenner / 1713.
im Haag gehalten.
Meine Herren.
DJe erste Sorg des Königs / Meines Herrns / nach geschlossenem Frieden ware / mi
〈…〉
an die Herren zusenden / um Jhnen zu bezeugen die grosse Freund / so Jhre Majest⟨ät⟩
tragen / da nunmehro möglich worden / Jhnen / als Deroselben alten Bunds=Gen⟨os=⟩
sen / die Kennzeichen der jederzeit gegen Sie vorbehaltenen Wohlneigung zu äussere⟨n⟩
Sich versehend / daß die Herren Jhres Orts nicht vergessen werden / die genaue V
〈…〉
nigung / so Se. Majestät mit Jhrer Republic fortsetzen will / zu bekräften.
Die Herren hatten die Würkungen der Gewogenheit des Königs / Meines Herrn
erfahren / sobald es Jhme tuhnlich ware / die ⟨Kennzeichen⟩ davon zu geben; Sie wisse⟨n⟩
was Er für Sie gewürket / um den Frieden mit Spanien Jhnen zu erwerben / zu 〈…〉
Zeit / da Sie um solchen aufs inbrünstigst seufzten / darzu angetrieben von der Begier⟨de⟩
Europa ruhig zu sehen; Jhre Majestät wolten / daß die Herren die ersten Früch⟨te⟩
darvon einsamlen solten.
Jch will / Meine Herren / die villeicht wenig erhebliche Abhandlungen hier ni
〈…〉
anziehen; welche doch nicht minder Jhrer Majestät Beobachtung beweisen / um 〈…〉
vorfallende Gelegenheiten Sich nuzlich zu machen / auf daß jene glückhafte Verstä
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nuß / welche durch widerwärtigen Zeit Lauf unterbrochen worden / mit Jhnen wieder
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erneuert wurde.
Es ist mir / Meine Herren / ein sehr angenehme Begebenheit / daß der König / M
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Herr / um die Freundschaft / so Se. Majestät mit Eueren Herrlichkeiten jetzo erneu
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zu unterhalten mich bestimmet hat; Jch werde nichts unterlassen / die Veiknüpff
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darbey mehr und mehr zusammen zuziehen / in Hof⟨fn⟩ung / es werde mir gelüngen / 〈…〉
fern Euere Herrlichkeiten sich belieben lassen / fortzufahren / mich mit eben denen 〈…〉
zeugnussen dieses vollständig guten Vertrauens zu beehren / mit welchen Sie mir ber
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vorgekommen.
Jch darf Sie / Meine Herren / vertrösten / daß man mich solches Verstrauens 〈…〉
unwurdig befinden solle / wann dieses durch vollkommentliche Ehrbezeigungen und 〈…〉
Hochhaltung erfülten Bedenkungen gegen diesen Hochmögenden Staat / und die 〈…〉
selben vorstellen / kan verdienet werden.